AUSTRIA IS A TOO SMALL COUNTRY - 1.AUSGABE MITGLIEDDERFÉDÉRATIONINTERNATIONALEDESTRADUCTEURS APRIL2006 - UNIVERSITAS AUSTRIA
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1. Ausgabe Mitglied der Fédération Internationale des Traducteurs April 2006 „Austria is a too small country ... ... to make good doping“ – ein schöner lienischen erstens schleißig und zwei- sion in der Mailbox. Einige Gedanken Satz, den Peter Schröcksnadel da zum tens „ohne beeideten Dolmetscher“ und Zahlen dazu stellt der Übersetzer- Thema Doping formulierte. Nun ja, he zustande gekommen sei – schau dich an, ausschuss auf S. 5 vor, weitere Beiträge can English, und damit ist er nicht allein. von der hier implizierten Anerkennung zum Thema sind hoch willkommen. Ungewöhnlich war aber, dass man dem kann so ein armes Gerichtsdolmetscher- ÖSV-Präsidenten seine hopperdatschige lein sicher monatelang zehren. Was diese Ausgabe sonst noch bereit- Ausdrucksweise übel nahm. Neben aller- hält: Berichte über die Fortbildungs- lei anderen guten Ratschlägen zur Ja, es hilft nichts, denkt sich die früh- tage im Februar und unsere Schwes- Abhaltung internationaler Pressekonfe- jahrsputzende Translatorin, hier wie dort terorganisation ITI, einige Notizen von renzen wurde ihm in der Folge auch das Gleiche: Wenn alles schön ordent- der Generalversammlung, sowie eine anempfohlen, er möge doch einen Eng- lich glänzt und blitzt, merkt’s keiner und Reihe von Rezensionen, nicht nur von lisch-Dolmetscher engagieren, wenn er dankt dir’s keiner, aber wehe, es kommt Wörterbüchern. Dazwischen was fürs eine solche einberufe. Wir hören’s mit wo der Lurch hervor – da wird kritisiert, Gemüt: Der mit Katachresen übertitelte Freude. aber hallo. Und alle, die da meckern, Beitrag (S. 8) ist nicht, wie vielleicht sind natürlich Fachleute. Sprachputz- aufs Erste zu vermuten, ein irrtümlich Auch sonst durften die sprachmittleri- frau, das schreib ich demnächst auf ins Mitteilungsblatt gerutschter medizi- schen Berufe in den letzten Monaten meine Visitenkarten. nischer Befund, sondern eine vergnüg- immer wieder als Statisten auf der medi- liche Sammlung von Stilblüten, die wir alen Bühne auftreten. Dass sie meist Immerhin verdient man manchmal ganz Gerhard Reinagel verdanken. beim Stolpern gezeigt wurden, über- gut – wie beispielsweise der erste Bei- rascht unsereinen dabei wenig. So trag dieser Ausgabe zeigt. Er stammt Und schließlich hat dieses Heft noch die wurde mitten im heißesten Karikaturen- von Doris Brence, die sich in ihrer Aufgabe, der Verstorbenen zu gedenken. Streit gemeldet, dass der zuständige Diplomarbeit mit der Arbeits- und Zum Tod von Emmi Krausneker haben Redakteur der dänischen Zeitung Lebenssituation von Sprachmittler- uns zwei Briefe erreicht, Nachrufe auf Jyllands Posten sich ohnedies bereits via Innen beschäftigt hat. Der Zusammen- einen „lichten Menschen“ (S. 13), zum Fernsehen entschuldigt habe – leider sei fassung, die wir auf den folgenden Sei- Tod unseres Kollegen Renato Vecellio die Entschuldigung nicht angekommen. ten bringen, ist zu entnehmen, dass nur die Todesanzeige. Es sei daher an Dreimal darfst du raten, warum: gerade immerhin 20% der von ihr Befragten dieser Stelle der Wunsch angefügt, dass bei den entscheidenden Passagen sei die über 3.000 Euro monatlich verdienen – ihm die Erde leicht werden möge. „Simultanübersetzung ausgefallen.“ – wenn da nicht Freude aufkommt! Aber vielleicht war’s ja nur die Technik. Vera Ribarich In der anderen Richtung wieder wurde Die kalte Dusche folgt auf dem Fuß, das sprachphilosophische Grundpro- wenn Dagmar Jenner über das Über- blem der Übersetzbarkeit an sich setzerportal www.proZ.com berichtet, bemüht: Verschiedene Äußerungen von dass Aufträge mit Honorarangeboten muslimischer Seite würden ja nur so von 40 Cent pro Zeile „keine Selten- furchtbar klingen, weil in der Überset- heit“ sind. Warum es dennoch interes- zung ... Werden wir schon schuld gewe- sant sein könnte, sich dieses Netzwerk sen sein, oder? mit rund 80.000 Mitgliedern einmal anzuschauen, erfahren Sie auf Seite 6. Aber dann doch wieder ein Hauch Posi- tives: Die Anklageschrift gegen den Dass gerade in internationalen Doping-Verdächtigen Walter Mayer Zusammenhängen oft nicht Zeilen-, wurde mit dem Argument zurückgewie- sondern Worttarife angefragt werden, sen, dass die Übersetzung aus dem Ita- war kürzlich auch Thema einer Diskus-
Seite 2 UNIVERSITAS Ausbildungs- und Anforderungsprofil der translatorischen Berufspraxis – eine empirische Studie Doris Brence Schon wieder eine Umfrage! Dies dachten sich sicherlich viele UNIVERSITAS-Mitglieder, als sie im März 2005 ein E-Mail mit der Bitte, einen Online-Fragebogen auszufüllen, bekamen. Dennoch ließen sich mindestens 22,8% nicht davon abschrecken und kamen dieser Bitte nach. Nun sollen sie auch die Früchte ihrer Mühen ernten und ich freue mich, hier einige der Ergebnisse präsentieren zu dürfen. Rücklauf 22,8% (41 Mitglieder) Rücklauf scheinen nicht besonders hoch zu sein, jedoch muss ich zugeben, dass ich einige der Mitglieder (MG), die ihr Studium am Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft (ITAT) Graz innerhalb des 1. Januar 1999 und dem 30. April 2005 abschlossen – nicht zu dieser Umfrage hinzuzählte, sondern zu meiner anderen Umfrage, der AbsolventInnen- Umfrage, zählte. Ansonsten wäre der Prozentsatz auf ca. 33% angestiegen – danke für diesen Einsatz! Alter und Geschlecht der UNIVERSITAS-Mitglieder Die Altersangaben der UNIVERSITAS-MG waren – wie zu erwarten – weniger homogen als jene der AbsolventInnen. 22% sind zwi- schen 25 und 30 Jahre alt. Über 56% gaben an, zwischen 30 und 50 Jahre alt zu sein. Weitere 22% sind über 51 Jahre alt. Der Frauenanteil überwiegt mit 75,6%. Studienabschluss 51,2% schlossen die Dolmetschausbildung ab, 22% die Übersetzungsausbildung und ebenfalls 22% schlossen beide Ausbildungszwei- ge ab. Ein MG schloss das Übersetzungsstudium nur bis zur ersten Diplomprüfung ab, ein weiteres MG schloss das Studium Publizistik und Französisch in Salzburg ab. Zwei der Mitglieder, die bereits eine translatorische Ausbildung abgeschlossen haben, wählten zusätz- lich die Ausbildung zur Technischen Redakteurin/zum Technischen Redakteur in Krems. Über 40% der MG schlossen ihr Studium vor 1990 ab. Dieses breite Spektrum erschwerte es in weiterer Folge, Daten auszuwerten, die die Fragen nach der Erlernung technischer Hilfsmittel während der Ausbildung betrafen. Mehr als 80% der MG schlossen ihr Studium in Wien ab. Zusatzqualifikationen und Auslandsaufenthalte 39% der MG haben sich Zusatzqualifikationen angeeignet. An erster Stelle dabei stehen sprachliche Zusatzqualifikationen. Die Berei- che Rechtswissenschaften und Publizistik sind ebenfalls sehr stark vertreten. Über 75% gaben an, einen mindestens dreimonatigen Auslandsaufenthalt absolviert zu haben. Davon gaben über 50% an, einen Stu- dienaufenthalt im Ausland absolviert zu haben (häufig mithilfe des Erasmus-Programms). Knapp 13% arbeiteten als Au Pair im Aus- land. Sprachenverteilung Für über 75% der Befragten ist Deutsch die Muttersprache. Knapp 10% gaben sowohl Deutsch als auch noch eine andere Sprache als Muttersprache an. Bei der ersten studierten Fremdsprache nimmt Englisch mit einem Prozentsatz von 56,1 Prozent den ersten Platz ein (siehe Abb. 1). Abb. 2 zeigt, dass 34,1% Französisch als zweite Fremdsprache wählten. Englisch steht mit 22% an zweiter Stelle und Spanisch mit 19,5% an dritter Stelle. Von den 41 MG gaben 22% (9 MG) an, eine dritte Fremdsprache erlernt zu haben. Berufliche Situation der UNIVERSITAS-Mitglieder Über 85% der MG sind freiberuflich tätig, 7,3% sind beim Staat oder bei einer Internationalen Organisation fest angestellt bzw. beam- tet. Nur 4,9% (2 MG) sind fest angestellt in der Wirtschaft tätig und nur ein MG war zum Zeitpunkt der Befragung arbeitslos. 28,6% jener MG, die freiberuflich tätig sind, arbeiten als ÜbersetzerInnen und DolmetscherInnen, weitere 28,6% arbeiten nur als Über- setzerInnen, 14,3% ausschließlich als DolmetscherInnen, und 22,9% arbeiten im translatorischen Bereich, gehen aber einer zusätz- lichen Tätigkeit nach. Abb. 1: Erste studierte Fremdsprache Spanisch Tschechisch Abb. 2: Zweite studierte Fremdsprache 2,4% Deutsch Slowenisch 7,3% 9,8% Deutsch 2,4% Spanisch Dt./Engl. 2,4% Englisch Niederländ. 19,5% 2,4% 2,4% 22,0% Russisch Italienisch 9,8% 9,8% Keine 4,9% Französisch Italienisch Englisch Französisch 7,3% 56,2% 7,3% 34,1%
UNIVERSITAS Seite 3 Arbeitszeit und Teamarbeit 40% der MG arbeiten bis zu 35 Stunden in der Woche, 20% der MG arbeiten 36 bis 40 Stunden in der Woche und 22,5% arbeiten über 40 Stunden. 57,1% der freiberuflich tätigen MG arbeiten vorwiegend alleine, 25,7% arbeiten zu gleichen Teilen im Team und alleine und 17,1% arbeiten vorwiegend im Team. Fachgebiete im Beruf 53% der ÜbersetzerInnen übersetzen „sehr oft“ aus dem Fachgebiet Wirtschaft. Das Fachgebiet Recht steht mit 35% an zweiter Stelle, gefolgt vom Fachgebiet Technik/Naturwissenschaften mit knapp 30%. Knapp 37% der DolmetscherInnen übersetzen „sehr oft aus dem Fachgebiet Wirtschaft. An zweiter Stelle folgt hier jedoch das Fachge- biet Kultur, gefolgt von Technik/Naturwissenschaften. Der Bereich Medizin ist bei DolmetscherInnen wesentlich präsenter als bei ÜbersetzerInnen (5,9% der ÜbersetzerInnen übersetzen „häufig“ bzw. „sehr oft“ aus dem Bereich Medizin, während 33,3% der Dol- metscherInnen „häufig“ und 6,7% „sehr oft“ aus diesem Fachgebiet übersetzen). Sowohl ÜbersetzerInnen als auch DolmetscherInnen dolmetschen am häufigsten aus den Fachgebieten Wirtschaft und Kultur (in beiden Fällen dolmetschen über 40% „sehr oft“ aus dem Bereich Wirtschaft). Eingesetzte Technologie 20% der MG verwenden Terminologieverwaltungssysteme, und ein Viertel verwendet Translation Memory Systeme. Diese Daten bein- halten auch die MG, welche ihren Abschluss bereits in den 70er und 80er Jahren machten. Wertet man nur die Daten der MG aus, die ihren Abschluss seit 1999 erworben haben, nutzen insgesamt 33,3% Terminologieverwaltungssysteme und 26,7% Translation Memory Systeme. Von insgesamt 28 MG, die Angaben zu den Softwareprodukten machten, arbeiten 35,7% mit Produkten der Firma Trados und 21,4% mit Adobe-Produkten. In welche Sprachen wird gearbeitet? Am häufigsten wird aus der Muttersprache in die erste Fremdsprache gearbeitet (67,5% „sehr oft“). 55% arbeiten „sehr oft“ aus der ersten Fremdsprache in die Muttersprache. 26,3% arbeiten „sehr oft" aus der zweiten Fremdsprache in die Muttersprache und 25% (!) arbeiten „sehr oft“ aus der dritten Fremdsprache in die Muttersprache. Aus der Muttersprache ins Englische wird häufiger gearbeitet als aus dem Englischen in die Muttersprache. Monatliche Nettoeinkünfte Die Daten der 40 MG wurden nach dem Jahrzehnt des Studienabschlusses aufgeteilt, wobei auffällt, dass immerhin 15% derer, die ihren Studienabschluss seit 2000 gemacht haben, monatlich über E 3.000,– netto verdienen (Abb. 3). Abb. 3: Monatliche Nettoeinkünfte (Euro) nach jeweiligem Jahrzehnt des Studienabschlusses 50 Um das durchschnittliche Monatseinkom- 42,9 men jener UNIVERSITAS-MG herauszu- 37,5 finden, die Vollzeit arbeiten, wurden vor- 33,3 40 30,8 28,6 erst alle, die 38 Stunden und mehr arbei- Prozent 30 25 ten, gesondert ausgewertet (insgesamt 15 15,4 15,4 16,7 16,7 16,7 MG). 15,4 15,4 14,3 14,3 20 12,5 12,5 6,7% verdienen E 1.000,– bis E 1.400,–, 26,7% E 1.400,– bis E 1.800,–, 8,3 7,7 12,5 10 13,3% E 1.800,– bis E 2.200,–, 8,3 0 0 6,7% E 2.200,– bis E 2.600,– und jeweils 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 k. A. bis 1.000 - 1.400 - 1.800 - 2.200 - 2.600 - über 20% verdienen E 2.600,– bis E 3.000,– 1.000 1.400 1.800 2.200 2.600 3.000 3.000 und über E 3.000,–. 1970er (7) 1980er (8) 1990er (12) ab 2000 (13) Studiensituation der UNIVERSITAS-MG Beurteilung der Vermittlung der Sprach- und Kulturkompetenz 47,4% beurteilten die Vermittlung der muttersprachlichen Kompetenz als „gut“, 10% als sehr gut. Allerdings waren 25% der Meinung, die Vermittlung war „nicht gut“. Die Vermittlung der Sprachkompetenz der ersten Fremdsprache wurde von 85% als „gut“ bzw. „sehr gut“ beurteilt. Die Beurteilung der zweiten Fremdsprache fiel etwas schlechter aus: Nur 18,4% waren der Meinung, die Vermittlung der Sprachkompetenz war „sehr gut“, immerhin 50% hielten sie für „gut“. 44,4% beurteilten die Vermittlung der Sprachkompetenz der drit- ten Fremdsprache als „gut“. Die Vermittlung der Kulturkompetenz der Muttersprache wurde von nur 2,5% als „sehr gut“, von 25% als „gut“ und von über 62% als „nicht gut“ bzw. „sehr schlecht“ beurteilt. Bei der ersten Fremdsprache fiel die Beurteilung wesentlich besser aus, insgesamt 80% beur- teilten die Vermittlung der Kulturkompetenz als „gut“ bzw. „sehr gut“. Die zweite Fremdsprache wurde in dieser Hinsicht schlechter beurteilt, nur 7,9% hielten die Vermittlung der Kulturkompetenz für „sehr gut“, 28,9% für gut und über 42% für „nicht gut“. Beurteilung der Vermittlung unterschiedlicher Kompetenzen Generell wurden die Vermittlung der Problemlösekompetenz, Recherchierkompetenz und Teamfähigkeit nur mäßig gut beurteilt. Als durchwegs schlecht wurden die Vermittlung der Auftragsabwicklung, der Umgang mit Style Guides, die Textproduktionskompetenz und die Vermittlung der Toolkompetenz beurteilt.
Seite 4 UNIVERSITAS Fachgebiete Studium 57,5% der UNIVERSITAS-MG gaben an, „häufig“ aus dem Fachgebiet Wirtschaft übersetzt zu haben; ein Viertel tat dies „sehr oft“. Im Allgemeinen schein die Ausbildung sehr breit gefächert gewesen zu sein, denn aus jedem Fachgebiet wurde mit etwa ähnlicher Häu- figkeit übersetzt. 42,5% dolmetschten während des Studiums „häufig“ aus dem Fachgebiet Wirtschaft; 20% taten dies „sehr oft“. Dolmetschen im Bereich Kultur wurde ebenfalls stark gefördert, jedoch wurde das Fachgebiet Medizin viel zu häufig in den Unterricht eingebracht (27,5% „häufig“). Textsorten: Vergleich Berufsleben – Studium Abb. 4: Vergleich übersetzte Textsorten im Berufsleben (B) und während des Studiums (S) I 1 Korrespondenz, 2 Technische Dokumentation in 80 Printform (Bedienungsanleitungen, Manuals, 3 22,5 70 Technische Dokumentation in neuen Medien (Onli- 60 ne-Hilfen, HTML-Seiten…) 4 Lehrbücher/Sachbü- 52,5 50 cher, 5 Fachbücher, 6 Fachzeitschriftenartikel/For- Prozent 27,5 17,5 40 schungsliteratur, Kataloge etc.) 7 Werbetexte/Image- sehr oft broschüren, 8 Patentschriften, 9 Sitzungsprotokolle 22,5 10 30 20 2,5 häufig 17,5 10 15 2,5 20 0 12,5 2,5 20 5 20 17,5 5 10 2,5 15 0 2,5 15 5 2,5 0 Abb. 4 zeigt, dass der Schwerpunkt der Ausbildung 7,5 0 7,5 5 10 5 0 auf Fachzeitschriftenartikel/Forschungsliteratur lag. 10 0 Im Vergleich zur Praxis wird die Wichtigkeit dieser B S B S B S B S B S B S B S B S B S Textsorte überbewertet – ebenso wie das Überset- 1 1 2 2 3 3 4 4 5 5 6 6 7 7 8 8 9 9 zen von Fachbüchern, Lehr- und Sachbüchern. Sowohl Korrespondenz als auch Technische Doku- mentation in Printform und in neuen Medien und Werbetexte/Imagebroschüren sind während des Studiums zu selten übersetzt worden. Abb. 5: Vergleich Textsorten im Berufsleben (B) und während des Studiums (S) II 50 10 Angebote/Ausschreibungen, 11 Vertragstexte, 12 Urkunden/Zeugnisse, 13 Gerichtliche Schrift- 12,5 45 15 40 stücke (Gerichtsurteile u. ä.)14 Normen, 15 Vor- 25 träge, 16 Belletristik/literarische Texte, 17 12,5 35 35 30 Geschäftsberichte Prozent 30 2,5 20 7,5 20 7,5 25 25 sehr oft 15 20 Abb. 5 zeigt, dass Angebote/Ausschreibungen in 20 2,5 15 häufig 12,5 0 der Praxis durchaus übersetzt werden, während 2,5 0 10 0 7,5 7,5 15 10 7,5 0 7,5 0 das Übersetzen dieser Textsorte in der Ausbildung 10 10 5 0 0 völlig fehlt. Auch das Übersetzen von Urkun- 0 B S B S B S B S B S B S B S B S den/Zeugnissen ist in der Praxis viel häufiger 10 10 11 11 12 12 13 13 14 14 15 15 16 16 17 17 gefragt als dies in der Ausbildung vermittelt wurde. Auf Belletristik/literarische Texte wurde in der Ausbildung offensichtlich zu viel Augenmerk gelegt. CAT-Tools im Unterricht 67,5% gaben an, dass der Umgang mit Terminologieverwaltungssystemen „gar nicht“ im Unterricht erlernt wurde, und 80% erlernten den Umgang mit Translation Memory Systemen „gar nicht“ (Basis 40 MG). Es wurden jedoch auch jene 13 Mitglieder, die seit 1999 ihr Studium abgeschlossen haben, nochmals getrennt ausgewertet. Dabei steigt der Prozentsatz derer, die Terminologieverwaltungssy- steme „eher theoretisch“ erlernt haben, von 20 auf 53,8%. Auch der Prozentsatz derer, die Translation Memory Systeme „eher theore- tisch“ kennen gelernt haben auf 30,8%. 7,7% erlernten Terminologieverwaltungssysteme sowohl theoretisch als auch praktisch. Zufriedenheit mit dem Studium 45 Prozent der Mitglieder waren mit ihrem Studium „zufrieden“ und immerhin auch 12,5 Prozent gaben an, „sehr zufrieden“ damit gewesen zu sein. Beunruhigend sind jedoch die über 42 Prozent, die mit ihrem Studium „mäßig zufrieden“ bis „nicht zufrieden“ waren. Abschließendes Bei den Bemerkungen der UNIVERSITAS-MG waren viele aufmunternde Kommentare vorherrschend. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle nochmals herzlich bedanken! Jedoch wurde der Fragebogen – wie erwartet – vor allem von jenen Mitgliedern kritisiert, die ihr Stu- dium schon vor längerer Zeit abgeschlossen haben. Einige gaben an, dass sie zu einer Zeit studierten, „als es noch keine Computer und keine Übersetzungswissenschaft gab“ bzw. als es noch kein Internet u. dgl. gab. Außerdem fiel es einigen schwer, sich an manche Dinge, die vor so langer Zeit während des Studiums passierten, zu erinnern. Es ist verständlich, dass der Fragebogen in diesen Fällen manchmal sicher für Frustration gesorgt hat, aber ich bin darüber erleichtert, dass sich viele UNIVERSITAS-MG dennoch nicht abschrecken haben lassen. Die Umfrage hat gezeigt, dass im Bereich der Ausbildung für TranslatorInnen noch viel Raum für Verbesserungen ist – von der Sprach- und Kulturkompetenzvermittlung der Muttersprache und vor allem der Zweitsprache, über die Wahl der geeigneten Textsorten bis hin zur Vermittlung von „Computer Literacy“. In den letzten Jahren scheint es einen Trend in diese Richtung zu geben, und es bleibt zu hoffen, dass weder Sparpakete noch Studienreformen diese Tendenz aufhalten werden.
UNIVERSITAS Seite 5 Our (wo)man in Edinburgh – verdeckte Ermittlung beim ITI Dagmar Sanjath Im November 2005 nahm ich an einer Fortbildungsveran- zu bestimmten Sachgebieten (Medizin, Finanzwesen, Recht, staltung unseres englischen Schwesterverbands ITI (Insti- Kunst, Lokalisierung, EU), über die jeweilige Marktsituation, tute of Translation and Interpreting, www.iti.org.uk) im Auftraggeber und Aussichten sowie teilweise auch über die schottischen Edinburgh teil, nicht zuletzt um ein bisschen von ihnen verwendeten Quellen und Unterlagen. zu „spionieren“ und mir vielleicht Anregungen für das geplante Fort- und Weiterbildungsprogramm der UNI- Die ITI strebt dabei eine Art „Weiterbildungspass“ für ihre VERSITAS zu holen. Mitglieder an, der als Nachweis für besuchte Veranstaltungen dient. Das ITI bietet einen so genannten „Professional Development Course“ mit 5 Modulen an, die übers Jahr verteilt jeweils in Sämtliche Module können auch einzeln besucht werden. Unter London und Edinburgh abgehalten werden. Es handelt sich Berufung auf den Verband zahlen Universitas-Mitglieder den bereits um den zweiten Durchlauf des Programms. ITI-Mitglieder-Preis. Die nächsten Veranstaltungen: Die 5 Schwerpunktthemen sind: London 1 Sprachkompetenz (sowohl in der Muttersprache als auch in Modul 4: 8./9. April 06 der Zielsprache) Modul 5: 6./7. Mai 06 2 Sachgebiete (Spezialisierung, Zugänge, Quellen) 3 Geschäftliches (Buchhaltung, Steuern, Honorare, Umgang Edinburgh mit Kunden) Modul 4: 22./23. April 06 4 IT und Internet Modul 5: 20./21. Mai 06 5 Persönlichkeitsbildung (Zeit- und Stressmanagement, Berufsstandards; Stimmbildung, etc.) Wir würden uns über Rückmeldungen freuen, ob bestimmte Bereiche aus diesem Angebot auch bei Ihnen auf Interesse sto- Ich habe das Modul 2 (Subject knowledge) besucht, wobei ßen oder welche anderen Themen Sie gerne aufgegriffen hät- über zwei Tage verteilt ein breites Spektrum abgedeckt wurde. ten. Am besten per E-Mail an info@universitas.org. Kollegen berichteten aus ihrer Praxis und über ihren Zugang Umrechnungsschlüssel Zeilen/Wörter: Nachdem der Umrechnungsschlüssel für Zeilen/Wörter gleich- So kann man von einem auf Wortbasis errechneten Preis von zeitig mit den „Autonomen Honorar-Richtlinien“, die vor dem 0,14 bis 0,23 Euro pro übersetztem Wort ausgehen, der – wie EU-Beitritt Österreichs regelmäßig von der UNIVERSITAS gesagt – von Sprache und Beschaffenheit des Textes abhängig herausgegeben worden waren, in der Versenkung des EU-Bei- ist. tritts verschwunden war, um in die seither publizierten „Unver- bindlichen Honorarempfehlungen“ nicht mehr mit aufgenom- Richtwert-Beispiele für weitere Sprachen: men zu werden, kristallisiert sich in der Praxis – wie die Russisch: ca. 7 Wörter pro Zeile = ca. 0,21 Euro pro Debatte in der UNIVERSITAS-Mailbox in jüngerer Vergan- Wort genheit gezeigt hat – der Bedarf heraus, bei Anfragen die Zei- Französisch: ca. 9 Wörter pro Zeile = ca. 0,17 Euro pro lenpreise flugs auch in Wortpreisen angeben zu können. Wort Italienisch: ca. 8,5 Wörter pro Zeile = ca. 0,18 Euro pro Auf Grund der Computerzählprogramme ist es nicht schwie- Wort rig, das Verhältnis Wörter/Zeilen zu errechnen; sprachenspe- zifisch passen mehr oder weniger Wörter in eine „Normzeile“ Diese Ausführungen verstehen sich als erster Denkanstoß für mit 55 Anschlägen inkl. Leerzeichen; außerdem ist die Art eine analytische Behandlung der Zähl- und Verrechnungspro- des Textes zu berücksichtigen. „Wörter pro Zeile“ können blematik. Was z.B. noch fehlt, ist eine Aufschlüsselung nach daher nur einen ungefähren Richtwert bilden. Textsorten oder für den Einsatz von Translation Tools, das Verhältnis Ausgangstext zu Zieltext (das u.a. auch Thema des Deutscher Text: zwischen 6,7 und 7,5 Wörter pro Zeile, also alljährlich vom Ausschuss veranstalteten Kostenvoranschlag- ca. 7 Wörter Workshops ist). Hinweise und Anregungen sind stets will- Englischer Text: zwischen 8,5 und 9,5 Wörter pro Zeile, also kommen! ca. 9 Wörter Unser Text hier umfasst 2.284 Zeichen, das sind 42 Normzei- Nimmt man nun einen Zeilenpreis von 1,5 Euro pro Zeile an len, und 328 Wörter, somit – dank zahlreicher Abkürzungen – und dividiert diesen durch die Anzahl der Wörter, so ergibt ca. 8 Wörter pro Zeile. dies einen Richtpreis pro Wort von: Deutsch: 0,21 Euro pro Wort Englisch: 0,17 Euro pro Wort Der Übersetzerausschuss
Seite 6 UNIVERSITAS Von PunktejägerInnen und NetzwerkerInnen Das Portal www.proz.com und ein „Powwow“ in Wien Dagmar Jenner Das einzige Problem bei www.proz.com rem Ausmaß auch Dolmetschaufträge zu zösisch. Bei KudoZ lernt man enorm ist die Aussprache. Sagt man nun [proz], bestürzend niedrigen Preise vergeben viel, hilft gleichzeitig anderen und kann [prozed] oder [prots]? Das „o“ franzö- werden (Zeilenpreise von EUR 0,40 und sich nicht zuletzt unter der KollegInnen- sisch kurz oder englisch lang ausgespro- Wortpreise von USD 0,04 sind keine schaft profilieren, was zu fruchtbaren chen? Die FAQ-Seite gibt Auskunft: Die Seltenheit). Sehr beliebte Praxis ist es, Geschäften führen kann. Alle Fragen korrekte Aussprache entspricht dem im Jobangebot keinen konkreten Preis und Antworten werden archiviert und englischen „prose“ für Prosa oder, pas- anzuführen, sondern die BewerberInnen stellen somit eine enorm brauchbare sender zur Ausrichtung der Plattform, um ihren „besten Preis“ zu ersuchen. In Ressource dar. Für diverse andere Akti- „pros“ als Kurzform von „professio- letzter Zeit gab es immer wieder Überle- vitäten auf der Plattform gibt es Brow- nals“, also Profis. So weit, so gut. gungen eines Mindestpreises. Was tech- niZ-Punkte, die wiederum zum Teil zur nisch mit Sicherheit möglich ist, ist Bezahlung der Mitgliedschaft verwendet Abgesehen von dieser kleinen phoneti- inhaltlich umstritten. Des Weiteren ist werden können. schen Herausforderung und dem gram- auch ProZ.com nicht vor unseriösen Fir- matikalisch bedauerlichen Zusatz „The men und Agenturen gefeit, denen durch Die Basismitgliedschaft bei ProZ.com Translators Workplace“ ist das „Blue Board“ Einhalt geboten wird. ist kostenlos. Ein „Platinum Members- www.proz.com ein sehr sympathisches Dort kann gnadenlos Feedback über hip“ (je nach Variante bis zu USD 120 Portal für Profi-ÜbersetzerInnen und - Zahlungsmoral und Professionalität der pro Jahr, manchmal gibt es auch Aktio- DolmetscherInnen. Mit rund 80.000 Agenturen veröffentlicht werden, was nen) bietet zusätzliche Möglichkeiten aktiven (!) Mitgliedern weltweit ist ähnliche Folgen hat wie eine negative wie beispielsweise einen prioritären ProZ.com laut eigenen Angaben die Bewertung bei eBay. Darüber hinaus Zugang zu Jobangeboten oder eine weltgrößte Plattform dieser Art. Hinter werden unseriöse Agenturen in Folge erhöhte Anzahl von KudoZ-Fragen pro ProZ.com steht ein kleines und sehr von zwei von einander unabhängigen Tag. engagiertes Team, beheimatet im Beschwerden unwiderruflich von der Bundesstaat New York, sowie eine Viel- Plattform verbannt, wie mir ProZ- Um die virtuelle Community dann und zahl ehrenamtlicher ModeratorInnen in Moderatorin der ersten Stunde und wann in eine reale zu verwandeln, aller Welt. Die Website selbst ist auf UNIVERSITAS-Mitglied Giuliana besteht die Möglichkeit, informelle Englisch und mit Einschränkungen in Buscaglione berichtete. Die lukrativeren Treffen zu organisieren, genannt „Pow- zahlreichen anderen Sprachen verfüg- Aufträge werden zumeist direkt unter wows“. In diesem Sinne fand am 2. bar. Anfragen ans Team werden binnen Mitgliedern vergeben, die sich bereits Februar ein weiteres dieser Powwows in kürzester Zeit beantwortet. persönlich kennen gelernt haben, etwa Wien statt, im Lokal „Das Möbel“ in bei einen Powwow (siehe unten) oder an der Burggasse. 19 ÜbersetzerInnen und Drei große Säulen machen jene, die sich auf der Plattform als DolmetscherInnen waren dabei, die www.proz.com aus: Die Möglichkeit, ExpertInnen für ein bestimmtes Sachge- Stimmung bestens und der Gespräch- Übersetzungsaufträge zu vergeben oder biet hervorgetan haben. stoff reichlich – von den „Klassikern“ anzunehmen; Hilfestellungen von Mit- wie der Bezahlung und dem Stellenwert glied zu Mitglied bei konkreten Über- Das Know-how der Mitglieder, die translatorischer Dienstleistungen bis hin setzungsfragen sowie Informationsaus- größtenteils über eine solide transla- zum österreichischen Gesundheitswe- tausch in zahlreiche Foren, und schließ- tionswissenschaftliche und/oder sprach- sen. lich die nicht-virtuellen Aktivitäten wie liche Ausbildung verfügen, wird Jahreskonferenzen und informelle Tref- besonders auf den Unterseiten „KudoZ“ Zusammenfassend lässt sich sagen, dass fen, genannt Powwows. Abgerundet deutlich. Dort können Mitglieder kniff- sich die Plattform ProZ.com auf unter- wird das Angebot durch zahlreiche lige Fragen aller möglichen Sprachkom- schiedliche Weise nutzen lässt: Als letz- zusätzliche Features wie Kurzumfragen binationen veröffentlichen. Ob Luft- ter Ausweg bei schlechter Auftragslage zu relevanten Themen oder Gruppen- fahrttechnik, Molekularbiologie oder und magerem Kontostand (zahlreiche käufen von Software zu vergünstigten Holzverarbeitung – es gibt kaum über- Jobangebote aller möglichen Sprach- Konditionen und der Bewerbung der setzungstechnische Fragen, für die nicht kombinationen), als ungeheuer brauch- eigenen Dienstleistungen auf einer frei ein anderes Mitglied einen Lösungsvor- bares Recherchetool (riesiges KudoZ- gestaltbaren Unterseite. Bei aller Viel- schlag parat hätte. Oft binnen Minuten Archiv und Glossare zu einer Vielfalt falt des Angebots ist die Website über- und unterlegt mit größtenteils sehr seri- von Themen) und als Mittel zur Interak- sichtlich gestaltet, wiewohl der erste ösen Quellenangaben. Für die hilfreich- tion mit tausenden Gleichgesinnten Besuch angesichts ebendieser Vielfalt ste Antwort werden die begehrten (Foren, Jahreskonferenz, Powwows). ein wenig überwältigend wirkt. „KudoZ-Punkte“ vergeben. Maximal Die nächste Jahreskonferenz findet im vier davon gibt es pro Antwort. Der der- August in Buenos Aires, Argentinien, Was die bei ProZ.com geposteten Auf- zeitige KudoZ-Meister Gilles Meunier statt. träge betrifft, so macht eine regelmäßige hat in dreieinhalb Jahren sage und Beobachtung klar, dass hier durchwegs schreibe 45.000 Punkte gesammelt – in komplexe Übersetzungs- und in geringe- der Sprachkombination Englisch-Fran-
UNIVERSITAS Seite 7 Berufsbilder Workshop des Übersetzerausschusses bei den von der UNIVERSITAS veranstalteten Fortbildungstagen Eva Holzmair-Ronge Die Evaluierungs- Umwegen, aber auch Nach den kurzen Podiumspräsentationen bögen vergange- Zufällen, Begeg- stellten die rund zwanzig Workshop-Teil- ner Workshops nungen und Vor- nehmerInnen zahlreiche Fragen an uns, enthielten lieben ab. hakten nach und zeigten sich insgesamt wiederholt die sehr interessiert. Auch der Tisch mit den Anregung, Deshalb ent- vorbereiteten Leitfäden, Mitteilungsblät- doch einmal schlossen wir tern und Handouts wurde leergeräumt. die Karriere- uns, bei dem für Die Evaluierungsbögen (15 wurden möglichkeiten 25. Februar ange- abgegeben) bestätigten diesen Eindruck. im Bereich Über- setzten Workshop Nur, wann „das nächste Seminar“ ist, wie setzen (und Dol- ehrlich und unge- in einem der Bögen gefragt wurde, kön- metschen) aufzuzei- schminkt die jeweiligen nen wir jetzt noch nicht sagen gen. Anfangs war der Aus- Werdegänge zu schildern schuss etwas ratlos, wie eine der- und danach mit den Teil- artige Veranstaltung aussehen soll. nehmerInnen über die präsen- Natürlich wissen wir, wie’s bei uns tierten „Berufsbilder“ zu disku- selbst gelaufen ist. Wir kennen auch die tieren. Als Gäste konnten wir Werdegänge mancher Kolleginnen und drei KollegInnen gewinnen, die Kollegen, doch wie repräsentativ ist das dem Karrierepuzzle der Aus- alles? Und was davon interessiert ange- schussmitglieder (Gerichtsdol- hende ÜbersetzerInnen und Dolmet- metschen, Unterrichten, Film- scherInnen wirklich? synchronisation auf „polnische Art“, Projektbetreuung, Fixan- Wir ließen unsere eigenen Hochs und stellung in verwandten Bran- Tiefs Revue passieren, sprachen darüber, chen, freiberufliches Überset- wie’s am Anfang war, wie’s jetzt ist, was zen/Dolmetschen usw.) weitere wir von der Zukunft erwarten, und muss- Facetten hinzufügten: Josefa ten zu unserem Erstaunen feststellen, Haselböck (Marketing, Schloss dass nicht einmal in der kleinen Runde Schönbrunn Kultur- und des Übersetzerausschusses vergleichbare Betriebsges.m.b.H.), István Ein-, Aus- bzw. Umstiege erkennbar Orban (u.a. literarischer Über- sind. Zu viel hängt vom persönlichen setzer) und Susanne Schwarz Umfeld, von gewollten wie ungewollten (Rechnungshof/OECD). Fortbildungsschwerpunkt EU Dagmar Sanjath Am Freitag, den 24. 2. 2006, fand am Europäischen Union und Probleme der Fazit: Die EU geizt durchaus nicht mit Zentrum für Translationswissenschaft im Erweiterung entspann sich eine angereg- Informationen, doch sind sie nicht Rahmen der Fortbildungstage der UNI- te Diskussion. immer ganz leicht zu finden. Auch in VERSITAS auch eine Veranstaltung zum Papierform können zahlreiche Unterla- Thema EU statt. Der zweite Teil der Veranstaltung war der gen von der EU kostenlos bezogen wer- Präsentation des Europa-Servers gewid- den. Die Vertretung der Kommission in Der erste Teil wurde von einem Referen- met. Mag. Bernhard Kühr von der Vertre- Österreich ist auf jeden Fall eine gute ten von Team Europe bestritten, der uns tung der Europäischen Kommission in Anlaufstelle; derartige Vertretungen gibt unter dem Titel „Zusammenspiel der Österreich führte uns kompetent und lau- es natürlich in allen EU-Mitgliedsstaa- Organe“ die Entwicklung der EU von nig durch den „Dschungel“ der zahllosen ten, aber teilweise auch in anderen Län- ihren Anfängen bis heute nahe brachte, auch für ÜbersetzerInnen und Dolmet- dern (und dann auch mit Web-Sites und eine gute Gelegenheit, die sozusagen als scherInnen interessanten Webseiten. Er Informationen in Nicht-EU-Sprachen). „Zeitzeuge“ erlebten Ereignisse mit zeigte uns verschiedene Zugänge zu den etwas mehr Distanz und aus einer über- Informationsquellen, erläuterte uns die geordneten Perspektive zu betrachten. Tücken der verschiedensten Suchabfragen Zum Thema künftige Entwicklung der und verriet uns hilfreiche Tipps und Tricks.
Seite 8 UNIVERSITAS Katachresen Aufgesammelt von Gerhard Reinagel Unter einer Katachrese versteht man in der antiken Rhe- Die geschmorten Bauern ... torik einen Verstoß gegen die Einheit eines Bildes durch „Man darf nicht alle Landwirte in einen Topf werfen ... „ Vermischung nicht zusammenpassender sprachlicher Ele- mente. In der Antike war sie nur erlaubt, um Komik zu ... und die schöpsernen Züchter erzeugen, meist tritt sie jedoch als unfreiwilliger und „Die schwarzen Schafe unter den Schweinezüchtern werden lächerlich wirkender Stilfehler auf. Z. B.: „Der Zahn der ausgemerzt ...“ Zeit, der schon so manche Träne getrocknet hat, wird auch (ORF 2001-1 und 2002-2) über diese Wunde Gras wachsen lassen.“ Vorsicht! Man sollte jetzt nicht mit den Wölfen heulen und anerken- nen, dass in dieser Schlangengrube der Schweinezüchter die Eine Schulter, über der kein Gras wächst Unschuldslämmer mit reiner Weste den Löwenanteil stellen. Wenn die Krähen jetzt auch diesen ein Auge aushacken wollten, würden sie der „Die Entfremdung zwischen den 14 und Österreich wird blei- Nahrungsmittelversorgung einen Bärendienst erweisen. ben, die kalte Schulter wird nicht so rasch gekittet werden“ (Österreichischer Parteichef im ORF, 2000-9) Und überhaupt: Ausg’merzt muss werden in Österreich! Und eine leichte Schulter mit dickem Fell „Sollten noch irgendwelche Leichen im Keller sein, so werden „Hinter vorgehaltener Hand nimmt man in Prag Österreichs sie offen auf den Tisch gelegt und ausgemerzt!“ Kritik am AKW Temelin auf die leichte Schulter“ (Österreichischer Landesrat, Saubermann, 1998-5) (ORF 2001-7) Offenbar haben die Handlanger der Atomlobby nur ein Achselzucken Unbequemer Stehplatz (1) übrig angesichts der gelegentlich auch nicht vor Bronchialgewalt „In Bonn steht der Klimagipfel auf des Messers Schneide“ zurückschreckenden Proteste der Temelin-Gegner... (ORF, 2001-7) Die tiefen Gräben oben auf dem Gipfel Unbequemer Stehplatz (2) „Es bestehen also zwischen Gipfelteilnehmern und Globalisie- „Der Kopf des Ringes steht heute vor Gericht“ rungsgegnern tiefe ideologische Gräben, die hoffentlich mor- (Bericht über einen Kriminellenring, Ö1, 14-7-98) gen nicht aufeinander prallen werden..“ (ORF über G8-Gipfel in Genua 2001-7) Die Kutsche lahmt an der rechten Hinterhand Die vertieften Gräben unten auf dem Balkan ... „Wenn die Kutsche lahmt, wechselt man nicht den Kutscher!“ „Die kriegerischen Auseinandersetzungen auf dem Balkan (Fußballbundpräsident nach einer österreichischen Niederla- haben die dort bestehenden tiefen Gräben zwischen den Volks- ge, 1999-6) gruppen noch weiter blutig vertieft.“ Noch brennt kein Hut ... und die schmerzhaften postkonfliktuellen Gräben „Bis jetzt ist der Opposition nichts anderes eingefallen, als alte „...Gräben, die nach einem Konflikt oftmals tief und schmerz- Hüte aufzuwärmen ...!“ haft sind“ (Österreichische Parteisekretärin, Hutträgerin, 2001-7) (Österreichische Diplomaten) Aufschnupfender Staubsauger Unken ahoi! „Es kann nicht sein, dass der ÖBB-Generaldirektor mit dem „Massimo d’Alema ist es gelungen, den Unkenrufen erfolg- Staubsauger durchs Land zieht und Dienstposten aufschnupft" reich den Wind aus den Segeln zu nehmen.“ (Stellungnahme der Gewerkschaft zu den Personaleinspa- (ORF) rungsplänen der ÖBB, 97-10) Auch Hirsch bestätigt: „Man kann nie genug Schuhe haben!“ Der Fleck geht nicht weg ganz ohne Schand „Es geht nicht an, alles dem armen Wild in die Schuhe zu „Jetzt müssen alle Kräfte an einem Strang ziehen, um zu ver- schieben und auf dessen Rücken auszutragen!“ hindern, dass der Schandfleck Thalia täglich weiter verfällt!“ (Ein Jäger zum Thema „Waldschäden durch Wildverbiss“ - (Kleine Zeitung, 3-5-02) ZDF, 1994-11) Die Wadln füri richten Unser Angebot: Feine Auswahl an Delegierten, eisgekühlt, „Der neue Politiker fand einen Scherbenhaufen vor, den er erst portioniert wieder auf Vordermann bringen musste.“ „Ich freue mich über Ihr zahlreiches Erscheinen. Dabei hat sich (Die Presse,1995-12) heute aber bloß die Spitze des Eisbergs hier versammelt, denn unsere Mitglieder sind ja nur zu einem Viertel gekommen!“ Der Pferdearm (Generalversammlung, 29-5-02) „’Alle Räder stehen still, wenn mein starker Arm es will’, sagen die Demonstranten in Belgrad. Der Pferdefuss daran ist, Trittwaffen dass der Arm vielleicht nicht stark genug ist.“ „Im Kosovo werden die Menschenrechte mit Füßen und Waf- (ORF-Korrespondent aus Belgrad) fen getreten“ (Intern. Organisation, 1999-04) Schlafe, mein Hündchen ... „Mit meiner Wortmeldung habe ich offenbar in ein Wespen- nest gefasst und da schlafende Hunde geweckt ...“ (Intern. Organisation)
UNIVERSITAS Seite 9 REZENSION Michaela Ott-Spracklin Langenscheidt auditor’s opinion vorgeschlagen. Ungewollt assoziiere ich den Praxiswörterbuch Business Accounting Englisch Begriff Testat, zugegebenermaßen ein Austriacum, und muss E-D/ D-E enttäuscht feststellen, dass – wie zu vermuten war – österrei- chische Spezifika unberücksichtigt bleiben. Gleiches gilt auch Druckfrisch vor mir liegt das soeben erschienene Praxiswör- für den Begriff kaufmännisches Rechnungswesen, oft gelesen, terbuch Business Accounting English (© 2006) von Langen- selten in einem Wörterbuch gefunden. Detto: kaufmännische scheidt. Ein handliches Büchlein im Taschenbuchformat von Vorsicht, dem man sich bei Einschlägigem selten entziehen knapp 170 Seiten. Laut eigenem Anspruch ein „Wörterbuch kann. Dann entsinne ich mich des Begriffes Rechnungsab- für Praktiker im Rechnungswesen, Studierende und Bilanz- schluss, sozusagen daily bread der Rezensentin. Langenscheidt buchhalter in Vorbereitung für die Prüfung zum Euro-Bilanz- schlägt mir closing of accounts (BT) vor [Kürzel für Buchungs- buchhalter“. Gefällig erscheint das Format, handlich und über- technik]; verunsichert greife ich auf gute und altbewährte Kon- sichtlich, wohl eher gedacht als Nachschlagwerk für unter- kurrenzprodukte zurück und lasse mir bestätigen, dass das mir wegs oder für den Konferenzbeutel. Zunächst zur inhaltlichen so geläufige und in Fleisch und Blut übergegangene financial Gliederung, zwei Nachschlagrichtungen jeweils mit einer statements doch passender wäre. Reihe von Fachbegriffen aus den Bereichen Buchhaltung und Jahresabschluss einschließlich Konzernrechnungslegung und Unverdrossen, und einmal darüber geschlafen, kommt mir der Bilanzanalyse. Hinzu kommen allgemeine Begriffe aus der Artikel unserer Redakteurin aus der letzten Nummer gerade Kosten- und Leistungsrechnung, Statistik und Planung. Im recht für die Probe aufs Exempel. Wie steht es denn mit den Anhang finden sich eine Reihe von Tabellen, vornehmlich zu neuen Begrifflichkeiten zu IAS/IFRS: fair value wird mir kor- Bilanz und GuV nach deutschem HGB, diverse Aufstellungen rekt neben Zeitwert, Verkehrswert als „beizulegender Zeit- und eine Linkliste. wert“ (GoB) [Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung] angeboten, allerdings ohne Hinweis auf IAS/IFRS; fündig Als erster Schritt galt zu testen, ob das Praxiswörterbuch auch werde ich auch bei fair value accounting und percentage of den Erfordernissen eines Übersetzers Genüge tun würde, completion method, nicht jedoch bei fair value adjustment line zumal diese Zielgruppe im Vorwort gar nicht erwähnt wird. und HTM investments. Selbiges gilt für GuV und income state- Ohne in die Tiefe zu gehen, war mein erster Versuch Rücklage ment und Kapitalflussrechnung für cash flow statement, wobei – Rückstellung, zwei Begrifflichkeiten, die selbst (gebildete) ein dezidierter Hinweis auf IAS/IFRS fehlt. Der Eintrag Laien zu Verwechslungen anregen. Für Rücklage wird reserve Bilanzsumme führt, entgegen IAS/IFRS speak, sehr wohl (Kap) ohne weiteren Kommentar angegeben, wobei die Defi- balance sheet total an, allerdings unter Bewertung richtiger- nition Kap für Eigenkapital als Fachgebietskürzel angeführt weise auch rating nach IAS. Ausgaben sind korrekterweise als wird. Unter Rückstellung sind angeführt: accrued liability, lia- expenditure, und property, plant and equipment als Sachanla- bility reserve, operating reserve (AE), accrual, (BE) provision, gen nach IAS angeführt. Verwirrend ist die Uneinheitlichkeit liability provisions (§ 249 HGB, IAS 37). Die Gegenprobe und Inkonsequenz, mit der manche Begriff sehr aktuell und lässt operating reserve gleich im englischen Teil vermissen, richtig angeführt werden, während andere aber fehlen bzw. unter liability provisions wird lediglich auf liability reserves mangels näherer Erläuterung nur für echte Insider verständlich zurückverwiesen. Fazit: Ich kenn mich nicht gut aus, mangels werden. Erläuterungen oder Definitionen gilt es, selbst weiter zu recherchieren, oder genau zu wissen, was es mit Rückstellun- Fazit: Das neue Praxiswörterbuch Business Accounting ist gen und Rücklagen auf sich hat, oder (nicht ganz ernst eine gefällige Zusammenstellung einer fachspezifischen Voka- gemeint) sich auf gut Glück für eine Option zu entscheiden. belliste, nicht mehr und nicht weniger, deren ungeprüfte Nut- zung problematisch sein kann. Um es sinnvoll zu verwenden, Beispiel zwei, Einzelwertberichtigungen, ein schöner Begriff, sollte man wohl bilingualer Buchhalter sein (was wäre dann der mir immer wieder das Leben schwer machte, ehe ich wus- aber sein Zweck?), tiefer gehenden Recherchen nicht abge- ste, was sich dahinter verbirgt. Das Praxiswörterbuch schlägt neigt, oder bloß eine Gedächtnisstütze (ohne Garantie) für die mir itemized valuation adustment (HB) vor, oops, eine Wis- Handtasche benötigen. Übersetzer, die sich an IAS/IFRS- senslücke? Google spuckt ganze 0 hits für itemized valuation Texte heranwagen, benötigen es nicht wirklich; für solche, die adjustment aus, also doch eher ein Konstrukt. Was wäre mit noch im Dunkeln tappen, bietet es zuwenig und nicht ausrei- provisions for bad debts? Auch die Gegenprobe kennt den Ter- chend präzise Aufschluss. Darüber hinaus beschränkt sich der minus nicht. Zugang auf die Terminologie des deutschen Handelsgesetz- buches, berücksichtigt werden weder österreichische Als nächstes versuche ich ein paar allgemeine Begriffe, die Besonderheiten noch „populärwissenschaftliche“ Termini der mir wahllos in den Sinn kommen, die mich jedoch immer wie- gehobenen Alltagssprache. der an meine translatorischen Grenzen verweisen. Wie wäre es mit financial management? Nicht aufzufinden, vielleicht auch Warnhinweis: Die Erfahrungen spiegeln die rein persönliche zu unspezifisch. Allerdings finden sich Einträge zu EU-Recht Erfahrung und Sichtweise der Rezensentin ohne Gewähr und EU-Richtlinie, die mir doch wesentlich allgemeiner wider. Sie erheben nicht den Anspruch, mehr als eine kurze, erscheinen. stichprobenartige Verprobung zu sein. Für Mitglieder unserer Zunft erscheint mir die Investition von E 29,90 bedingt renta- Unter Bestätigungsvermerk wird mir das seltenere audit certifi- bel. cate (HB) als Ersteintrag, und dann wohl audit opinion und
Seite 10 UNIVERSITAS REZENSION Georg Löckinger Merz, Ludwig (Bearbeiter): Langenscheidt-Routledge Konkrete Proben Fachwörterbuch Kompakt Wirtschaft Englisch. 2. Aufl. Als konkrete Proben möchte ich 15 Benennungen herausgrei- Berlin : Langenscheidt, 2005. – ISBN 3-86117-212-7 fen, die jeweils aus früheren Übersetzungen stammen und Recherchen erforderten. Bei den zu Grunde gelegten Überset- Kurzübersicht zungen handelte es sich um Fachtexte aus dem Fachgebiet Das gegenständliche Fachwörterbuch ist eine gekürzte Ausga- „Wirtschaft“, die aus dem Deutschen in die englische Sprache be des Fachwörterbuch Wirtschaft, Handel und Finanzen von übersetzt werden mussten. Die unten angeführten Benennun- Langenscheidt-Routledge. Es enthält laut den Angaben auf gen habe ich zufällig ausgewählt. dem Buchdeckel „17.000 Fachbegriffe und 29.000 Überset- zungen je Sprachrichtung auf 712 Seiten“. Zusätzlich zu den Das Zeichen ✓ bedeutet, dass das von mir im Zuge der Über- Wörterbucheinträgen, die mit Fachgebietskürzeln versehen setzungsarbeit recherchierte Äquivalent mit jenem überein- sind, enthält das Werk auch zweisprachige Anhänge, die zum stimmt, das im vorliegenden Wörterbuch verzeichnet ist. Beispiel Geschäftsbriefe oder etwa „Berufsbezeichnungen in Das Zeichen ✗ bedeutet, dass das von mir im Zuge der Über- der Wirtschaft“ enthalten. Wer sich für Musterseiten dieses setzungsarbeit recherchierte Äquivalent entweder überhaupt Fachwörterbuches interessiert, möge sich die entsprechende nicht im Wörterbuch zu finden ist oder nicht jenem entspricht, PDF-Datei im Internet unter das im vorliegenden Wörterbuch verzeichnet ist. Wenn erfor- http://www.langenscheidt.de/media/muster/3861172127.pdf derlich, habe ich eine kurze Anmerkung hinzugefügt. [Stand: 15.02.2006] ansehen. Benennung Übereinstimmung des Äquivalentes/Anmerkung Gewählte Vorgangsweise Agrarprodukt ✓ (über Eintrag „Agrarerzeugnis“) Die Rezension eines zweisprachigen Fachwörterbuches wie Bilanzsumme ✗ des vorliegenden kann man aus meiner Sicht mittels zwei ver- Endverbraucher ✗ schiedener Ansätze angehen. Entweder geht man von einem Inflationsstatistik ✗ Ideal aus, das für uns TranslatorInnen unerreichbar scheint: kritische Masse ✓ (über Eintrag „kritische Menge“) der idealen Informationsressource für unsere Tätigkeiten, spe- Massengeschäft ✗ ziell das Fachübersetzen, die es noch nicht gibt. Oder aber – Nominallohn ✓ und dies scheint hier sinnvoller – man akzeptiert die bekann- Preiszugeständnis ✗ ten grundsätzlichen Mängel traditioneller zweisprachiger Reallohnelastizität ✗ (Äquivalent für die Benennung „Reallohn“ enthalten) (Fach-)Wörterbücher und bewertet ausgehend von dieser Referenzzeitraum ✗ Grundlage. Unabhängig von der zu Grunde gelegten Vor- Standardabweichung ✓ gangsweise geht es um die Bewertung aus der praktischen Stichprobe ✓ Sicht, in meinem Falle des Fachübersetzens. Teuerungswahrnehmung ✗ Wohnsitzwechsel ✗ (Äquivalent für die Benennung „Wohnsitz“ enthalten) Die hinlänglich bekannten Nachteile traditioneller zweispra- Zeitreihe ✓ (über Eintrag „Zeitreihenanalyse“) chiger (Fach-)Wörterbücher (keine Definitionen, keine Begriffspläne, wenig sachliche und enzyklopädische Informa- Fazit dieser kurzen Untersuchung tionen, rein alphabetische Gliederung etc.) treffen auch auf Von 15 gesuchten Benennungen gelangt man bei sechs zu den das vorliegende Werk zu. Es ist relativ klar, dass TranslatorIn- richtigen Äquivalenten. Daher kann das vorliegende Fachwör- nen nicht die Hauptzielgruppe darstellen. Alleine ein Blick auf terbuch beim Fachübersetzen zum Teil als erster „terminologi- die verwendete Wortwahl macht dies offenkundig. „Rund scher Wegweiser“ hilfreich sein. Was allerdings fehlt, sind 17.000 Fachbegriffe und 29.000 Übersetzungen“, wie hinten etwa Begriffspläne zur Einordnung der gesuchten Einträge auf dem Buchdeckel zu lesen ist, sollte aus translatorischer sowie jegliche Definitionen. Wie oben bereits erwähnt, sind und terminologischer Sicht eigentlich lauten: „Rund 17.000 diese Mängel jedoch ein typisches Merkmal traditioneller Benennungen und 29.000 Äquivalente“. („Übersetzungen“ in zweisprachiger (Fach-)Wörterbücher. jener Form, wie wir sie anfertigen, sind ja sicherlich nicht gemeint.) Dafür würde auch der Ausdruck „Fachwörterbuch“ Im Gegensatz zum Englischen, wo eine Unterscheidung in bri- im Titel des Werkes sprechen. Wir bewegen uns augenschein- tisches und amerikanisches Englisch gemacht wird, sind öster- lich in einem Fachwortschatz, also in einer Terminologie. reichisches und schweizerisches Deutsch offensichtlich gänz- lich unbeachtet geblieben. Darauf deuten gewisse Einträge, Meiner Meinung nach können derartige Werke, wenn Sie wie etwa „Stütze leben/von der“ hin; aber auch im Anhang, fachlexikografisch gut erarbeitet sind, ungeachtet der bekann- der etwa die oben genannten Berufsbezeichnungen enthält, ten Mängel dennoch für das Fachübersetzen wertvolle Dienste tritt dies zu Tage: In der rechten Spalte heißt es „in Großbri- leisten: Im Idealfall findet man die richtigen Benennungen tannien und in den Vereinigten Staaten“, in der linken „in und/oder Äquivalente, die einem dann genauere Recherchen Deutschland“. ermöglichen, etwa in der einschlägigen Fachliteratur und/oder in Paralleltexten. Sie können also als „terminologischer Weg- Ohne dass man den grundsätzlichen Charakter des vorliegen- weiser“ dienen. Auf diese Funktion hin habe ich das vorlie- den Fachwörterbuches ändern müsste, wären meiner Ansicht gende Werk hauptsächlich überprüft. nach unter anderem die folgenden Verbesserungen möglich. • Österreichische und schweizerische Varianten im Deutschen
UNIVERSITAS Seite 11 sollten durchgehend in das Werk einbezogen werden. gung finden. Denkbar wäre unter anderem eine klare Kenn- • Da sich das Werk „Fachwörterbuch“ nennt, wäre eine ent- zeichnung von zumindest Synonymen und Antonymen. sprechende Anpassung der Beschreibung sinnvoll („Benen- • Die unter „Fachgebietskürzel“ genannten Fachgebiete sollten nung“ statt „Fachbegriff“ etc., siehe oben). klar definiert und miteinander in Beziehung gesetzt werden. • Beziehungen zwischen den einzelnen Wörterbucheinträgen, Wann ist zum Beispiel ein Eintrag mit dem Kürzel Med die zurzeit nur in einem einzigen bescheidenen Hinweis – (Medien), wann mit dem Kürzel Komm (Kommunikation) „s.“ für „siehe“ – bestehen, sollten verstärkt Berücksichti- versehen? REZENSION Andrea Bernardini Wortklauber, Sinnverdreher, Brückenbauer? Rechtschreibung sowie der korrekten Setzung von Interpunk- DolmetscherInnen und ÜbersetzerInnen als literarische tionszeichen und Abständen etwas mehr Aufmerksamkeit zu Geschöpfe widmen; auch ist die Zeilenhöhe an manchen Stellen geringer als im Großteil des Textes. Herausgegeben von Ingrid Kurz und Klaus Kaindl Wien 2005, LIT VERLAG, Reihe: Im Spiegel der Literatur Das Buch teilt sich in zwei Abschnitte: DolmetscherInnen und Bd. 1 ÜbersetzerInnen. Für die Zwecke der Belletristik scheinen die ISBN 3-8258-8495-3 DolmetscherInnen – mit fünfzehn Artikeln vertreten –attrakti- 232 Seiten, broschiert, Preis: 19,90 E ver zu wirken als die ÜbersetzerInnen, denen neun Beiträge gewidmet sind. Ein Blick in das gerade neu erschienene D/Ü- Dieses Buch wurde bei der letzten Hieronymus-Veranstaltung Verzeichnis der UNIVERSITAS zeigt allerdings, dass das Pen- am 30.9.2005 im Wiener Literaturhaus von den Herausgeber- del in der Realität (inklusive Doppeleintragungen) eindeutig Innen und einigen der insgesamt 22 AutorInnen im Rahmen zu Gunsten der Übersetzer ausschlägt: gut 33 Seiten Überset- einer vergnüglichen Lesung vorgestellt – englische Zitate wur- zerInnen, 29 Seiten DolmetscherInnen! den von einer Muttersprachlerin vorgetragen. Was an Metatex- ten preisgegeben wurde, machte Lust auf mehr. Das Wesen und Wirken der DolmetscherInnen scheint bei den Autoren ebenso wie auf bei den Rezensenten eine faszinieren- Die Idee, die dahinter steht, ergab sich, wie die Herausgeber in de, zur pathetisch ausgefeilten Formulierung neigende Wir- ihrer Einleitung festhalten, „im Zuge der Lektüre von Roma- kung zu erzeugen, so ist da in den Titeln der Beiträge mitunter nen und Erzählungen, in denen ÜbersetzerInnen und Dolmet- von „Wandernde[n] zwischen Sprachen und Welten“ (Beitrag scherInnen als Handlungsträger in Erscheinung treten“ (Seite Kurz/Rennert), dem „Verlust der Muttersprache“ (Beitrag Rei- 9), so dass das „Interesse an den hier besprochenen Werken nagel), dem „Gelingen der Kommunikation“ (Beitrag Kriva- […] nicht primär literarischer oder literaturwissenschaftlicher nec), „Maschine oder […] Papagei“ (Beitrag Kurz) die Rede; Natur“ ist. Viele von uns werden sich wohl unwillkürlich an große Anziehungskraft scheint auch der weltläufige Aspekt der Ingeborg Bachmanns Erzählung „Simultan“ oder – nicht Dolmetschertätigkeit auszuüben, wenn das Dolmetschen in zuletzt bedingt durch den Film- und Bucherfolg der jüngsten seiner politisch bedingten Komponente als „gefährlicher Job“ Vergangenheit – an Jonathan S. Foers Roman „Alles ist bezeichnet wird (Beitrag Salevsky) oder der erleuchtet“ erinnert fühlen, und auch ihre Erwartungen werden Dolmetscher/Übersetzer als potenzieller „Verräter“ gilt (Bei- nicht enttäuscht. Gerhard Reinagel nimmt sich Ersterer an trag Buda: „Dolmetscher sind immer spionageverdächtig“, (Seite 31 ff.), Waltraud Kolb des Letzteren (Seite 59 ff.); sie Seite 92) oder in Geheimdienstkreise gerät (Beitrag Beuren, gestaltete auch einen der Beiträge am Hieronymus-Abend. Die Seite 165 ff.), andererseits wird aber auch die Befangenheit meisten anderen Werke waren mir persönlich unbekannt, auch des Dolmetschers in einer unangenehmen Situation themati- viele der Autoren! So geht die Lektüre dieses Sammelbandes siert (Beitrag Kaindl, Seite 107). über die berufsbedingte Anteilnahme an den Schicksalen der Romanfiguren weit hinaus, es handelt sich im Grunde genom- Die Reihe der VerfasserInnen der Beiträge ist äußerst illuster, men um eine einschlägige Bildungsreise. viele sind aus der wissenschaftlichen Literatur und der Lehre oder einfach von der Uni und aus Fachkreisen bekannt (Beu- Die Liste der besprochenen Werke (Seite 19 f.) ist nach der ren, Buda, Grbić, Kaindl, Kolb, Krivanec, Kurz, Markstein, alphabetischen Reihenfolge der Autoren geordnet – unabhän- Nord, Pöchhacker, Prunc̀´, Reinagel, Rennert, Resch, Salevsky, gig davon, ob das Werk in der Originalsprache gelesen bzw. Snell-Hornby, Strolz, Viaggio), andere wieder aus den Reihen rezensiert wurde oder in einer Übersetzung oder in beiden Fas- der UNIVERSITAS (Haussteiner, Ribarich, Weich) – auf etli- sungen. Dadurch wird eindeutig signalisiert, dass es hier aus- che trifft beides zu. nahmsweise einmal NICHT um die Übersetzung der literari- schen Werke geht (auch wenn Nord ab Seite 74 ein bisschen Für jene Leser, die mit den translatorischen Tätigkeiten nicht Übersetzungskritik betreibt), sondern um deren Gegenstand; so vertraut ist wie etwa die Mitglieder unseres Verbandes, wer- auf mich wirkt diese Liste aus diesem Grunde – auch weil die den die aus dem Leben gegriffenen, persönlichen Kommentare Reihenfolge der Beiträge dieser Ordnung nicht folgt – wenig der RezensentInnen wohl von besonderem Interesse sein. Die übersichtlich. in der Einleitung (Seite 12) wiedergegebene Aufgabenstellung lautete unter anderem ja auch, an Hand der Realität die Probe Aufgabe des Verlagslektors wäre es gewesen, der einheitlichen aufs Exempel zu machen. So widmet etwa Pöchhacker dem
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