- Baugenossenschaft Viernheim
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„ „ Die Genossenschaft ist eine Sensationsgeschichte. Sie ist eine großartige Gemeinschaft, die für bezahlbares, gutes und sicheres Wohnen der Mitglieder einsteht.
GRUSSWORTE GESTERN HEUTE MORGEN Die Baugenossenschaft im Jubiläumsjahr 2020 Grußwort des Vorstandes 06 Viernheim – Vom Dorf zur Stadt 1 4 in Zahlen 3 8 Der Blick in die Zukunft 5 8 Im Gespräch mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Grußwort des Bürgermeisters 08 Die Baugenossenschaft und ihre Geschichte 20 Walter Wohlfart 40 Im Gespräch: Der Vorstand der Baugenossenschaft Viernheim eG 44 MENSCHEN Unsere Werte und Vorstellungen 50 Im Gespräch mit Zeitzeugen 64 Weltkulturerbe: Der Genossenschaftsgedanke und die Baugenossenschaft als Träger dieser Idee 54
GRUSSWORT DES VORSTANDES DER BAUGENOSSENSCHAFT VIERNHEIM EG Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Mitglieder, als amtierender Vorstand sind wir sehr uns auch intensiv mit der Historie befasst. nie ganz gelöst werden können.“ Treffen- stolz darauf, ein Teil der Geschichte unse- Ganz besonders hat uns hier die Festrede der hätte man es nicht formulieren können, rer Baugenossenschaft sein zu dürfen und des ehemaligen Stadtverordnetenvorste- denn auch sechzig Jahre später kann die- dies sogar im 100. Jahr nach der Gründung hers, Herrn Rechtsanwalt und Notar Her- ser Feststellung nichts Gegenteiliges ent- im Jahr 1920. bert Franz, anlässlich unseres 75-jährigen gegengehalten werden. Unsere zahlreichen Aktivitäten sind den Jubiläums im Jahr 1995 bewegt, beein- Die Baugenossenschaft wurde vor 100 aktuellen Herausforderungen geschuldet, druckt, aber auch nachdenklich gestimmt. Jahren sicher nicht mit der Vorstellung ge- jedoch nimmt auch der Blick nach vorne Die Rede hat vor nunmehr 25 Jahren ein- gründet das Wohnungsproblem ganz lösen immer einen wichtigen Raum in unserem drucksvoll die Entwicklung der Baugenos- zu können. Vielmehr waren und sind wir Denken und Handeln ein. Wir wollen si- senschaft von der Gründung über verschie- einer der Akteure in unserer Stadt, die im Vorstand v.l.n.r.: Dipl. Ing (FH) Harald Weik, Dipl. Ing Reinhard Hölscher, Rolf Sax cherstellen, dass unsere Baugenossen- dene Etappen bis zum Tag des Vortrages Rahmen ihrer Möglichkeiten fortwährend schaft auch für die Aufgaben in der Zu- selbst sehr treffend zusammengefasst. Das an der Linderung des wohl nie endenden verfallen, vielmehr sind wir unserem ge- und jede Generation der Genossenschaft ten, uns Vorständen und unseren Mitarbei- kunft gut gerüstet ist. damals Gesagte passt noch heute. Würde Wohnungsproblems mitwirken. nossenschaftlichen Auftrag konsequent hat die Herausforderungen der jeweiligen tenden viel Freude. Es gibt allen ein gutes Niedrige Mieten für unsere Mitglieder mit man in diesem Beitrag den Bezug zum da- Gerade in den vergangenen Jahren hat treu geblieben. Wir haben uns in der Zeit Zeit zu bewältigen. Gestern wie heute sind Gefühl mitverantwortlich dafür zu sein, dem wirtschaftlichen Erfolg der Genos- maligen Jubiläum und das Datum des Vor- sich der Wohnungsmarkt auch in unserer teilweise horrend steigender Mieten auf die Spuren der Genossenschaft in unserer dass unsere Mieterinnen und Mieter ein senschaft unter einen Hut zu bringen, ist trages durch das aktuelle 100-jährige Ju- Stadt eklatant problematisch für Mieter das wirtschaftlich notwendige Maß be- Stadt auf Schritt und Tritt sichtbar. Dies ist gutes und sicheres Dach über dem Kopf eine schwierige Aufgabe. biläum ersetzen, wäre die damalige Rede und Wohnungssuchende entwickelt. Unse- schränkt, um auch in der Zukunft für die logische Folge daraus, dass sich unsere haben und aufgrund unserer bezahlbaren Seit es die Baugenossenschaft gibt, ist es auch 25 Jahre danach sehr treffend. re Genossenschaft beweist sich – auch und ordentliche Häuser und Wohnungen mit Baugenossenschaft seit 100 Jahren fort- Mieten daneben noch finanziell atmen ihr gelungen, beiden Verantwortungen ge- Themen wie der Mangel an Wohnraum, gerade in dieser Zeit – als verlässlicher nachhaltiger Bewirtschaftung sorgen zu während in vielen Bereichen weiterentwi- können. recht zu werden. Als größter Vermieter der Mangel an bezahlbaren Mieten für Partner ihrer Mitglieder und von Woh- können. ckelt und engagiert hat. Wir erfüllen damit eines der elementaren von Wohnraum in Viernheim bieten wir Wohnungssuchende aus den unteren Ein- nungssuchenden in unserer Stadt. Neben der Weiterentwicklung des Woh- Jeder achte Bürger Viernheims wohnt Grundbedürfnisse des Menschen – das unseren Mitgliedern seit jeher das, was ei- kommensbereichen, der Ruf nach mehr Die fortwährend qualitative und quanti- nungsbestandes haben wir zusätzliche So- unter dem Dach der Baugenossenschaft. Wohnen. nes der Ziele der Gründer unserer Genos- Bereitstellung von Bauland und einem tative Weiterentwicklung unseres Woh- zialwohnungen mit Mietpreisbindung und Unsere Mitglieder profitieren hierbei von Das Wirken vorangegangener Genera- senschaft war und auch noch heute unser größeren Engagement des Staates für den nungsbestandes wirken der dynamischen Belegungsrechten für die Stadt Viernheim bezahlbaren Mieten. Sie müssen sich kei- tionen und unser heutiges Handeln entwi- satzungsgemäßer Auftrag ist: sozialen Wohnungsbau, aber auch die Inte- Fehlentwicklung am Wohnungsmarkt ent- geschaffen und forcieren dies auch im ak- ne Sorgen darüber machen, dass sie ihre ckeln die Verpflichtung für die nachfolgen- Die Förderung unserer Mitglieder, vorran- gration von Flüchtlingen begleiten unsere gegen. Unsere Baugenossenschaft ist hier- tuellen Jubiläumsjahr. Wohnung wegen rein wirtschaftlicher Mo- den Generationen. Heute und in Zukunft gig durch eine gute, sichere und sozial ver- Gesellschaft und auch unsere Genossen- bei nicht der Versuchung der Gewinnopti- Die Gründer der Genossenschaft und unse- tive oder gar Eigenbedarf des Vermieters ist und soll die Baugenossenschaft Viern- antwortbare Wohnungsversorgung. schaft damals wie heute. mierung erlegen, nur weil es Andere tun. re Vorgängergenerationen haben ihre Auf- verlieren könnten. heim die Institution in Viernheim sein, die In der Vorbereitung des 100-jährigen Jubi- Bereits vor rund sechzig Jahren schrieb Wir sind nicht der Goldgräberstimmung gaben in einer Weise gemeistert, wie dies Diesen genossenschaftlichen Auftrag fort- verantwortungsvoll die gute sichere und läumsjahres haben wir unseren Blick nicht der damalige Bürgermeister Hans Mandel gewinnorientierter Wohnungsunterneh- heute nicht mehr denkbar ist. Jede Epo- zuführen macht allen Akteuren unserer soziale Wohnungsversorgung ihrer Mit- nur nach vorne gerichtet, sondern den Satz: „Das Wohnungsproblem wird men oder zahlreicher privater Vermieter che hat ihre eigenen Rahmenbedingungen Baugenossenschaft, unseren Aufsichtsrä- glieder sicherstellt. 6 7
Zusammenarbeit von BG und Stadt GRUSSWORT DES BÜRGERMEIS- Viernheim von hoher Bedeutung. TERS DER STADT VIERNHEIM Ebenso beteiligt sich die Baugenossen- schaft seit Jahren finanziell als Sponsor bzw. Pate beim Viernnheimer Stadtfest, Ein besonderes Jubiläum – ein besonderer Grund zu feiern dem Freiwilligentag sowie an weiteren ge- meinnützigen Projekten in unserer Stadt. 100 Jahre Baugenossenschaft Viernheim mit dauerhaften Lösungen. Im Laufe der men Auftrages von Stadt und Baugenos- Für den Magistrat der Stadt Viernheim eG: Das bedeutet 100 Jahre erfolgreiches Jahre hat sie ihren Gebäudebestand er- senschaft. darf ich dem Vorstand der BG Viernheim, und dem Gemeinwohl gewidmetes Han- weitert, das Dienstleistungsangebot er- dem Aufsichtsrat und der Mitarbeiter- deln im Wohnungsbau für unsere Stadt. höht und die eigene Umweltbilanz op- Daher hat die Stadt Viernheim in 2018/19 schaft herzlich zum 100-jährigen Beste- Das Jubiläum steht gleichzeitig für 100 timiert. die Belegungsrechte für 52 Wohnungen hen gratulieren und für die Leistungen für Jahre genossenschaftliches Wirken im der Baugenossenschaft neu erworben. das Gemeinwesen danken. Interesse von zeitgemäßem, alters- und Die energetische Verbesserung der Ge- familiengerechtem und vor allem bezahl- bäude, die Errichtung eines Glasfasernet- Weitere 65 Wohnungen am freien Markt Ich wünsche der Baugenossenschaft auch barem Wohnraum in Viernheim im För- zes, der Bau von neuen bzw. die Moderni- werden in Form von Mehrfamilien- in Zukunft ein erfolgreiches Wirken und derauftrag der Mitglieder und in der Soli- sierung von bestehenden Wohneinheiten, häusern in den nächsten Jahren in der alles Gute bei der Meisterung der neuen darität einer Gemeinschaft. auch teilweise barrierefreien Wohnungen, Franz-Schubert-Straße 3-7 sowie in der Herausforderungen. sprechen für eine umfassende Zukunfts- Kirschenstraße 130 neu entstehen. Seit der Entstehung im Jahr 1920 steht orientierung der Baugenossenschaft. Ihre die BG für soziale Stabilität, weil sie sich Auftragsvergaben fördern die lokale und Neben der Schaffung von Wohnraum Ihr den Zielen einer bedarfsgerechten, sozial regionale Konjunktur und Wertschöpfung. erfährt das Viernheimer Gemeinwesen Matthias Baaß orientierten Wohnraumversorgung ver- Daher ist sie für die Menschen in unserer auch weiteren Mehrwert durch das sozi- Bürgermeister der Stadt Viernheim pflichtet weiß. Stadt und der Region nicht nur in der Ver- ale Engagement der Baugenossenschaft. mietung von Wohnraum, in der Wohnungs- Nennen möchte ich hier die erfolgreiche In den 60er und 70er Jahren des letzten verwaltung und als Bauträgerin, sondern Kooperation mit der neuen Wohnraum- Jahrhunderts war der starke Bevölke- auch als Geschäftspartner und Arbeitge- hilfe gGmbH (NWH), die Teil der frei- rungszuwachs in Viernheim nicht ohne ber eine feste Größe. Heute ist die Bauge- en Wohlfahrtspflege ist. Durch gezielte das Handeln der Baugenossenschaft zu nossenschaft mit über 1.850 Wohnungen Einbindung von professionellen Sozial- bewältigen. So sind heute noch vorzeig- der größte Wohnanbieter Viernheims. Sie arbeitern der NWH wird ein kompeten- bare Wohnsiedlungen vorhanden, Stadt bietet ihre Wohnungen trotz vielfach ho- ter Dienstleister eingesetzt, um nahende und Baugenossenschaft handelten damals hen Ausstattungsstandards durchschnitt- Räumungsklagen infolge von Vertrags- „Hand in Hand“, die Grundstücke der lich zu einem Preis deutlich unterhalb des störungen der Mieter zu vermeiden. Stadt sorgten für sehr gute Startbedingun- Mietpreisniveaus an. gen im Wohnungsbau. Die Zusammenarbeit mit den interkul- Attraktiven und bezahlbaren Wohnraum turellen Vermittlerinnen des Projekts Die Baugenossenschaft hat schon zahlrei- zu schaffen und zu erhalten ist Grundvor- pflVV ist ebenfalls zu einem wichti- chen Krisenzeiten getrotzt, auch dem Weg- aussetzung, damit Menschen, jeden Alters gen Bestandteil der Baugenossenschaft fall der Gemeinnützigkeit. Im Gegenteil: gerne in unserer Stadt leben. Dies ist und geworden. Auch mit Blick auf die zu- Auf Herausforderungen reagierte die BG bleibt zentraler Bestandteil des gemeinsa- nehmenden Flüchtlingszahlen war die 8 9
GESTERN „ Die Genossenschaft hat allen Herausforderungen getrotzt und – früher wie „ heute – gute sowie bedarfsorientierte Antworten auf Problemstellungen gefun- den. Sie war mitverantwortlich, dass aus dem Dorf Viernheim die Stadt in der heutigen Größe geworden ist. Ohne die BG wäre die Stadtentwicklung wohl anders verlaufen.
Ursprungsgebäude der Geschäftsstelle der BG Viernheim am Tivolipark (Mozartstr. 15) / Motiv: Bild des Künstlers Roland Schmiddem – Geschenk an die Baugenossenschaft zum 75-jährigen Jubiläum 12 13
VIERNHEIM – VOM DORF ZUR STADT Die Stadt Viernheim mit ihren rund penheim. Nach vorübergehender Zu- ben jedoch Nebenerwerbsbauern. Nach 33.000 Einwohnern liegt im Herzen gehörigkeit zu Bensheim (1832-1839) dem Zweiten Weltkrieg erlebte Viern- der Metropolregion Rhein-Neckar im kehrte es wieder in den Amtsbezirk heim einen wirtschaftlichen Aufstieg Süden Hessens. Sie ist in der ganzen Heppenheim zurück. Seit 1848 gehör- und ein starkes Anwachsen der Bevöl- Region und darüber hinaus bekannt te Viernheim zum Kreis Heppenheim, kerungszahl. Seine günstige Verkehrs- für ihr Einkaufszentrum Rhein-Ne- der 1938 in den Kreis Bergstraße um- lage förderte seinen Wandel zur mittle- ckar-Zentrum und unter dem Namen benannt wurde. ren Industriestadt. „Brundtlandstadt“ für ihren Status als erste energieeffiziente Gemeinde Hes- Nicht nur die ständigen Wechsel der Die hervorragenden Autobahnverbin- sens. Ihr Weg von einem kleinen Dorf Herrschaftszugehörigkeit prägten Viern- dungen und ein starker Rahmen an mit- zu einer florierenden Stadt geht auf heim, sondern auch die siebenmaligen telständischen Unternehmen machen eine lange Geschichte zurück. Religionswechsel infolge des Augs- Viernheim heute zu einer starken Stadt. burger Religionsfriedens von 1555. Namhafte Unternehmen aus Deutsch- Archäologische Funde weisen auf eine Danach mussten die Untertanen die land und der ganzen Welt fühlen sich lange Besiedlung des Ortes hin. Eine Religion ihres Landesherrn überneh- in Viernheim zu Hause, Viernheimer erste schriftliche Erwähnung ist im men. Lange kriegerische Auseinander- Traditionsunternehmen wie die Bau- Lorscher Codex (777 n. Chr.) zu fin- setzungen um Herrschaftsansprüche genossenschaft prägen sie außerdem den: Hier ist Viernheim als Besitz des verschonten auch Viernheim nicht. maßgeblich. All das sowie eine reiche Klosters festgehalten. Entgegen den Im Jahre 1852 veranlassten Missern- Kulturlandschaft, viele Sehenswürdig- anderen Besitzungen Lorschs kam ten und Hunger 458 Männer, Frauen keiten und das soziale Engagement der Viernheim erst 1308 in den Besitz des und Kinder nach Nordamerika auszu- Stadt machen sie zu dem, was sie heute Mainzer Erzbischofs. wandern. Bei diesem Vorhaben wur- ist: Eine wahrhaft lebenswerte Stadt. den sie von der Gemeinde finanziell Mehrfach wurde es zur Begleichung unterstützt. Ende des 19. Jahrhunderts von Schulden durch seine Herren ver- fanden die ersten Viernheimer Arbeit pfändet. Nach dem Dreißigjährigen in den Fabriken der umliegenden Ort- Krieg blieb Viernheim bei Mainz und schaften Mannheim und Weinheim. wurde dann 1803 hessisch; es kam Das Bauerndorf wandelte sich zur Ar- zur Amtsvogtei Lorsch, 1821 bei der beiterwohngemeinde. Viele pendelnde Schaffung der Landratsbezirke zu Hep- Fabrikarbeiter und ihre Familien blie- Blick auf die Apostelkirche 14 15
Viernheim heute 18 19
tremen Stellenwert ein und konnte im Zuge stellt, 1976 die 1500. - alle belegt mit Mie- wurde aber zunächst nicht erweitert. Erst des beginnenden wirtschaftlichen Auf- tern und Mieterinnen im Dauernutzungs- 1990 kam wieder Bewegung in die Bau- schwungs und dem damit einhergehenden recht. genossenschaft. Durch den Wegfall des DIE BAUGENOSSENSCHAFT Wohnungsbau sofort wieder aktiv werden. Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes Vorstand, Aufsichtsrat und Genossen- Auch der Bau von Eigentumswohnungen überführte der Staat Wohnungsunterneh- VIERNHEIM UND IHRE schaftsmitglieder begannen wieder ziel- und Eigenheimen wurde weiterhin maß- men in die freie Marktwirtschaft mitsamt strebig, den sozialen Wohnungsbau zu för- geblich von der BG vorangetrieben. Die umfassender Steuerpflicht. In dieser Zeit GESCHICHTE dern. Der herrschenden Wohnungsnot war Viernheimer Oststadt und andere Neubau- stieg die Nachfrage nach Wohnungen er- mit Eigenheimen allein jedoch nicht bei- gebiete sind Gegenden, die durch die Bau- neut. zukommen, und so entstanden die ersten genossenschaft geprägt sind. Die Baugenossenschaft Viernheim ist ein gegründet, um der Wohnungsnot nach dem 1933 bis 1945: Machtübernahme durch Sozialwohnungen. Der Schwerpunkt der Baugenossenschaft Wohnungsunternehmen in der Rechtsform ersten Weltkrieg mithilfe einer Baugenos- die Nationalsozialisten und Zweiter Die Mitgliederzahlen stiegen und erreich- sollte aber weiterhin auf der Renovierung einer Genossenschaft und fördert ihre Mit- senschaft entgegenzuwirken. Weltkrieg In den nächsten Jahren entwickelte sich ten im Jahr 1963 die Zahl 1500. Im Jahr und Modernisierung liegen. In die Jahre glieder vorrangig durch eine gute, sichere Die Machtübernahme durch die National- die BG zu einem florierenden Geschäfts- 1973 schließlich wurde die Vertreterver- gekommene Wohnungsobjekte wurden in und sozial verantwortbare Wohnungsver- Am 7. November 1920 erfolgte die Eintra- sozialisten bekam auch die BG zu spüren. betrieb. Nach 8 Jahren waren insgesamt sammlung eingeführt. Auch der Geschäfts- einen Zustand zeitgemäßen Standards ver- sorgung. gung in das Genossenschaftsregister - mit Die Gesinnung der Baugenossenschaft 425 Sozialwohnungen geschaffen, auch betrieb wurde daraufhin zwangsläufig er- setzt, um auf Dauer vermietbar zu bleiben 101 Gründungsmitgliedern und acht Auf- stimmte nicht mit den Zielen der Arbei- der Bau von Eigenheimen ging stetig vo- weitert, der Umzug in das neu errichtete und auch in Zeiten eines ausgeglichenen Ihre Geschichte ist nicht nur eine außer- sichtsräten startete das junge Unterneh- terpartei überein, im Rahmen der Gleich- ran und bis 1960 wurden 179 Wohnungen Bürogebäude mit 27 Mitarbeitenden in der Wohnungsmarktes keine Leerstände we- ordentliche Erfolgsgeschichte, sondern men Baugenossenschaft Viernheim in eine schaltung wurden sowohl Vorstand als erstellt. Die Bau- und Verwaltungsleistung Mozartstraße 15 folgte. gen mangelhafter Ausstattung zu erfahren. auch Spiegelbild der gesellschaftlichen ungewisse Zukunft. auch Aufsichtsrat abgelöst und im Sinne war vielseitig, die Kurven der Bauleistun- Auch gesellschaftlich und kulturell betei- Entwicklung Deutschlands und der Stadt der Erneuerung ersetzt. Gebaut wurde gen, des Wohnungsbestandes, der Mitglie- ligte sich die Baugenossenschaft. 1966 war 1996 bis 2010: Moderne Ansprüche Viernheim. In den ersten drei Jahren nach der Grün- nicht mehr, vielmehr wurde die Genossen- derzahlen und der Bilanzsumme gingen sie maßgeblich an der Tulpenschau betei- treffen dung wurden 42 Wohnungen gebaut, die schaft auf Fehler und Unterschlagungen steil nach oben. Durch die Unterstützung ligt und beim Hessentag 1968 veranstaltete Alte Genossenschaftshäuser wurden abge- Die Baugenossenschaft ist nicht nur Woh- Wohnungsnot wurde jedoch größer. Die untersucht. Solche wurden jedoch nicht des Bürgermeisters und eines Landtagsab- sie das Kinderfest mit vielen Kindern. Der rissen und durch neue, moderne Neubauten nungsunternehmen, sondern eine wahre Jahre 1926 bis 1930 brachten eine besse- gefunden, der Baugenossenschaft gelang geordneten konnten außerdem erhebliche Höhepunkt: Ein Luftballonwettbewerb, ersetzt. Hierbei wurde auch zusätzlicher Institution in der Stadt mit dem Ziel der re Konjunktur und damit eine verstärk- es aber, die Anerkennung als Siedlungs- Landesmittel für den sozialen Wohnungs- der mit über 4000 Luftballons Grüße aus Wohnraum durch die Nachverdichtung der Hilfe zur Selbsthilfe. Kein anderes Unter- te Bautätigkeit. 104 Eigenheime konnten träger zu erlangen und so wurden in den bau kanalisiert werden. Viernheim und von der Baugenossenschaft Grundstücke geschaffen. nehmen prägt das Stadtbild Viernheims so in dieser Zeit errichtet werden, doch die Jahren 1938 bis 1940 insgesamt 30 Häuser nach ganz Deutschland brachte. wie die BG, hat Wohnungen für die breiten Weltwirtschaftskrise machte auch vor in der Kettelerstraße, der Kriemhildstraße 1960 bis 1979: Weitere Entwicklung Das Thema Barrierefreiheit wurde erst- Schichten der Bevölkerung bereitgestellt Viernheim nicht halt: Sowohl der Beschäf- und der Kreuzstraße gebaut. und gesellschaftliches Engagement 1980 bis 1995: Renovierung und Mo- mals aufgegriffen. Aufgrund des zuneh- und ist stets auf Nöte und Trends der Ge- tigungsstand als auch die Baukonjunktur Wohnungssuchende und Bauwillige be- dernisierung menden Durchschnittsalters der Bewohner sellschaft eingegangen. gingen in den Keller. Der Ausbruch des Krieges legte jedoch drängten weiterhin zuständige Stellen Nach wie vor war das große Ziel der Bauge- der BG-Wohnungen wurden neue Woh- schließlich jede Bautätigkeit lahm. und Ämter. In Zusammenarbeit mit der nossenschaft, Wohnungen in jeder Rechts- nungen alten- und behindertengerecht ge- Nun wird sie 100 Jahre alt. Wir werfen Bis 1932 konnte die Baugenossenschaft Stadt errichtete die BG schon bald Häuser, und Nutzungsform für breite Schichten der plant. einen Blick zurück. trotzdem 150 Eigenheime mit rund 300 1945 bis 1960: Nachkriegsjahre Hausgruppen und ganze Straßenzüge mit Bevölkerung zu schaffen und diese instand Wohnungen errichten. Die Genossenschaft Wie bereits zu Zeiten der Gründung im dem Merkmal vorbildlicher Außenanla- zu halten, sowie den gesamten Wohnungs- Auch in diesem Zeitraum lag das Haupt- 1920 bis 1933: Gründung und Nach- hatte die Bewährungsprobe bestanden, Jahre 1920 bestand auch nach dem Zwei- gen. Ergebnis dieser Zusammenarbeit war bestand zu modernisieren und zu sanieren. augenmerk der Genossenschaft auf der kriegsjahre galt seitdem als wichtiges Instrument zur ten Weltkrieg eine große Wohnungsnot. die Weststadt Viernheims. Die Nachfrage nach Sozialwohnungen er- Erneuerung der Bestände durch Instand- Not macht erfinderisch, und so wurde Erfüllung der Bauwünsche derjenigen, die Die Wohnungsversorgung durch die Bau- lebte nach der Grenzöffnung des Ostens haltung, Modernisierung und Neubaumaß- 1920 die Baugenossenschaft Viernheim der besonderen Hilfe bedürfen. genossenschaft nahm abermals einen ex- 1969 wurde die 1000. Mietwohnung er- einen abermaligen Anstieg, der Bestand nahmen. Im neuen Jahrtausend stieg das 20 21
Bewusstsein hinsichtlich des dramatischen Auch den Anforderungen der Digitalisie- Bezahlbares Wohnen ist eines der Kern- Klimawandels. Die Baugenossenschaft hat rung stellt sich die Baugenossenschaft. So themen der Genossenschaft. Neben dem sich dieser Herausforderung frühzeitig ge- gründet die Genossenschaft zusammen ohnehin schon großen Angebot an Woh- stellt und umfangreiche energieeffizien- mit dem Stadtwerken Viernheim ihre erste nungen mit günstigen Mieten werden auf te Maßnahmen ergriffen. Die Haustech- Tochtergesellschaft, die Kabel Viernheim Initiative der BG 105 zusätzliche Sozial- nik und die Bauweise wurden angepasst, GmbH. Diese Gesellschaft baut ein eige- wohnungen in Zusammenarbeit mit der um Energie einzusparen und die Umwelt nes Glasfasernetz in Viernheim auf und Stadt Viernheim und dem zuständigen Mi- zu entlasten. Neubaumaßnahmen wur- versorgt fortan die Wohnungen der Bau- nisterium des Land Hessen geschaffen. den vorwiegend für den eigenen Bestand genossenschaft mit High-Speed-Internet, durchgeführt und auf bestehenden Grund- Telefonie und auch das Fernsehen wird Auch nach 100 Jahren wird die Geschich- stücken Ersatzgebäude errichtet. So erhielt über die eigene Breitbandkabelanlage in te der Baugenossenschaft weitergehen. So die Viernheimer Nordstadt ein völlig neu- die BG –Wohnungen eingespeist. Auch wird im Jubiläumsjahr mit einer Quartiers- es Bild, die Baugenossenschaft geht dabei andere Gebäude in Viernheim werden an entwicklung am Tivolipark zusätzlicher stets mit der Zeit: Häuser wurden mit ho- das moderne Glasfasernetz angeschlossen, Wohnraum für 55 Familien geschaffen her Energieeffizienz geplant und sparsame um diese mit hohen Internetgeschwindig- und die nächsten Bauprojekte vorbereitet. Heizungs- und Lüftungstechnik konzi- keiten für die Zukunft zu rüsten. „Fiber to Baugenossenschaft – eine hoffentlich nie piert. Das Ziel: Die langfristige Senkung the building und Fiber to the home“ sind endende Erfolgsgeschichte. des Energieverbrauches, eine Reduktion die Grundlage für den Start in das digita- des CO2-Ausstoßes und die Umsetzung le Zeitalter – auch beim Wohnen, auch bei der Energieeinsparverordnung. der BG. Auch dem modernen Anspruch der höchst- Infolge der außergewöhnlichen Flücht- möglichen Wohnqualität will die Bauge- lingszuwanderung ab dem Jahr 2015 nossenschaft gerecht werden. So werden z. übernimmt die Baugenossenschaft er- B. alte Balkone nach und nach durch mo- neut selbstlos ihre gesellschaftliche Ver- derne Vorstellbalkone ersetzt, Müllplätze antwortung. Um die Unterbringung der und Fahrradstellflächen überdacht und Flüchtenden in Viernheim zu unterstützen Fahrstuhlanlagen erneuert. verschiebt die BG ihr Bauprogramm und stellt der Stadt Viernheim eigentlich zum Auch das Bürogebäude in der Mozartstra- Abriss vorgesehene Häuser zur mehrjäh- ße 15 wurde im Jahr 2007 aufgestockt und rigen Nutzung der Wohnungen zur Ver- renoviert. fügung. Auch in der Folgeunterbringung von anerkannten Asylbewerben nimmt die 2010 bis 2020: Rüsten für die Zukunft BG eine besondere Rolle ein und versorgt Als erster Bauherr in Viernheim entwi- zahlreiche wohnungssuchende Familien ckelt die Baugenossenschaft hochgradig als neue Genossenschaftsmitglieder mit energieeffiziente Passivhäuser im Ge- Wohnungen. Weitere soziale Hilfsmaß- schosswohnungsbau und errichtet fortan nahmen folgen, um die Integration zu för- Neubauten in diesem hohen Energieeffi- dern. zienzstandard. 22 23
MOMENTAUFNAHMEN FRÜHERER ZEITEN 24 25
Blüten rumd um die Hildegardkirche Die Jakob-Sisters Wolfgang Schwabe, MdB, beim Abend der Baugenossenschaft Der „Vater der Tulpenschau“ Jakob Beikert mit Tulpenkönigin Margo Heckmann, Landrat Dr. Ekkehard Lommel und Bürgermeister Hans Mandel 26 27
Adolf Kolping Str. 2 Weststadt Mannheimer Straße / Kreuzung Karl Marx Straße Blütenmeer: 100.000 Blüten rund um die Hildegardkirche 28 29
Tulpenschau 1966 30 31
BILDER VERGANGENER ZEITEN ehem. Kirschenstr. 120-124 Geschäftsstelle Mozartstr. 15 Mannheimer Str. ggü. RNZ Ehemalige Gebäude Kleegarten 32 33
HÄUSER IM JAHR 2020 Georg Büchner Str. 5-7 Beethovenstr. 32 Pestalozzistr. 10-12 Kirschgarten 34 35
HEUTE „ Unsere Baugenossenschaft gibt ein sehr positives Bild in Viernheim ab, das In- „ teresse an einer Mitgliedschaft in der BG steigt. Die Zeiten, in denen die Bauge- nossenschaft überwiegend im Kontext des sozialen Wohnungsbaus eingeordnet wurde, sind vorbei. Die Mieter sind stolz in einem Gebäude mit unserem Logo zu wohnen.
DIE BG IM JUBILÄUMSJAHR 2020 IN ZAHLEN GRÜNDUNGSJAHR: 1920 MITGLIEDER BEI GRÜNDUNG: 101 MITGLIEDER: ZUM BEGINN DES JUBILÄUMSJAHRES: 3.063 MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER: 28 ANZAHL DER WOHNUNGEN: 1.862 DURCHSCHNITTSGRÖSSE DER WOHNEINHEITEN: 68,97 Q M DURCHSCHNITTLICHE WOHNUNGSMIETE: 378 E U R/ M O N A T DURCHSCHNITTLICHER MIETPREIS JE QM: 5,46 E U R GEPLANTE PROJEKTE: 7 H Ä U S E R M I T C A. 90 W O H N U N G E N BILANZSUMME: 88.700 T E U R ANZAHL GEZEICHNETER GENOSSENSCHAFTSANTEILE: 16.935 SUMME DES GEZEICHNETEN GESCHÄFTSGUTHABENS: 9.053 T E U R STANDORTE VON HÄUSERN DER BAUGENOSSENSCHAFT 38 39
I M G E S P R Ä C H: AUFSICHTSRATSVORSITZENDER WALTER WOHLFART Walter Wohlfahrt ist schon seit vielen haben enorm von der Baugenossenschaft die Nachkriegszeit, als Jakob Beikert Was liegt Ihnen besonders am Herzen nen finanziell mehr Zuwendung und Ent- Mit dem Gießkannenprinzip Fördergelder Jahren im Aufsichtsrat der Baugenossen- profitiert, da bin ich heute noch dank- noch Vorstand war. In dieser Zeit ist ganz für die Mitglieder und Mieter? scheidungsfreiheit zukommen lassen um zu verteilen, die mit vielen Auflagen behaf- schaft tätig und sitzt diesem zurzeit vor. bar. Wenn die Baugenossenschaft nicht viel gemacht worden, da wurden ganze Mir liegt am Herzen, dass die Leute sich vor Ort zu entscheiden, ob sozialer Woh- tet sind, finde ich kontraproduktiv. Wir baten ihn zum Gespräch. wäre, dann hätten wir definitiv andere Häuserblocks gebaut und somit Stadt- wohlfühlen. Wir konnten in den letzten nungsbau gebraucht wird und wie man Mietpreise in Viernheim. Die Mietpreis- teile wiederbelebt. Das war zu der Zeit Jahren viele Probleme aus der Welt schaf- diesen fördert. Was genau verbindet Sie mit der Bau- beständigkeit der BG ist eine ganz be- absolut notwendig, gerade für die sozial fen, da wir sehr präsente Mitarbeiter und genossenschaft? sondere. Wenn man dort einzieht, dauert Schwächeren. Da wurde damals wirklich Kollegen haben. Dadurch können Prob- Ich bin schon seit vielen Jahren im Auf- es viele Jahre, bis da mal eine Mietpreis- eine ganz tolle Arbeit geleistet und der leme gleich geregelt werden und der Auf- sichtsrat und zurzeit auch der Aufsichts- erhöhung kommt. Das ist für Viernheim soziale Wohnungsbau gefördert, sodass sichtsrat und der Vorstand arbeiten da- ratsvorsitzende. Außerdem verbindet ein Riesengewinn. Menschen nicht nur ein Dach auf dem ran, dass das in Zukunft auch so bleibt. mich mit der Baugenossenschaft mein Kopf hatten, sondern vor allen Dingen Auch von der finanziellen Situation würde soziales Denken und die Tatsache, dass Wie bewerten Sie den Stellenwert der auch wirklich ordentlich gewohnt haben. ich mir wünschen, dass wir die stabilen ich dort aufgewachsen bin. In den Auf- Baugenossenschaft in der Stadt Viern- Mieten in der Form halten können. Zuletzt sichtsrat bin ich damals mehr oder weni- heim? Wie sieht es mit der Zukunft aus? Was wünsche ich mir natürlich, dass das Zu- ger reingerutscht, da sich viele Leute mit Die Baugenossenschaft baut natürlich ist für die Zukunft geplant? sammenleben der Mieter respektvoll ist Fragen an mich in meiner Position als ganz viel, erneuert viel, teilweise ganze Momentan bauen wir in der Franz Schu- und Jung und Alt zusammen und in einem Stadtrat gewandt haben. Ich habe mich Straßenzüge, wie z.B. das ehemalige Te- bert Straße, das ist eins der größten Pro- großen Miteinander in der Baugenossen- dann an den damaligen Vorstand ge- xas. Damit zeigt die BG immer wieder, jekte in den letzten Jahren, denn hier schaft leben und sich gegenseitig unter- wandt, begonnen mich zu engagieren und wie ökologisches Denken und auch Zu- bauen wir fünf Häuser gleichzeitig. In den stützen. Das ist schließlich der große Ge- auch seiner Zeit einige Änderungen ge- kunftsdenken aussehen kann. Die An- letzten Jahren wurde sehr viel gemacht, danke hinter einer Genossenschaft. meinsam mit den anderen Aussichtsrats- sprüche des Staats sind da natürlich auch an Renovierungs- und Modernisie- mitgliedern auf den Weg gebracht. schon hoch, die BG geht aber immer wie- rungsarbeiten. Das wird auch in der Zu- Was wünschen Sie sich für die Zukunft? der darüber hinaus, indem sie z.B. heu- kunft weiter passieren. Wir verschönern Für die Zukunft würde ich mir wünschen Was genau sehen Sie als die Vorteile te schon nach Passivhausstandard baut die Häuser, verpassen ihnen einen neuen – nicht nur für die Genossenschaft, son- der Baugenossenschaft? und somit Nachhaltigkeit vorlebt. Anstrich, neue Haustüren, neue Anlagen. dern auch für die Bürgerschaft – dass Für mich persönlich gibt es momentan Denn wenn ein Haus schlecht aussieht, wir die sozial Schwächeren weiterhin und keine Vorteile, aber als Kind habe ich die- Was denken Sie hat die Entwicklung dann möchte dort auch niemand wohnen. vermehrt unterstützen können und den so- se natürlich genossen. Wir sind damals der Baugenossenschaft besonders ge- Wir möchten natürlich dafür sorgen, dass zialen Wohnungsbau wieder vorantreiben aus wesentlich schlechteren Verhältnis- prägt? sich die Leute in unseren Häusern wohl- können. Hier müsste der Staat den Bun- sen in einen Neubau der BG gezogen und Die Entwicklung geprägt hat natürlich fühlen und sie auch wertschätzen. desländern, Landkreisen und Kommu- 40 41
Grünanlage mit Wasserspielen damals in der Adolf Kolping Str. 2 Grünanlage mit Wasserspiel nach Generalüberholung im Jahr 2019 42 43
Harald Weik: Wir haben uns schon vor seren Neubauten ab dem Jahr 2020 enden Jahren unser eigenes Know-How im Be- die Glasfasern sogar in jeder Wohnung. IM GESPRÄCH: DER AKTUELLE reich von Passivhäusern als Geschoss- wohnungsbauten erarbeitet und solche Damit ist die Gigabit-Versorgung möglich und die Wohnungen sind auf höchstem Neubauten selbst entwickelt. Diese Bau- Breitbandniveau ausgestattet. Selbstver- VORSTAND DER BAUGENOSSEN- weise haben wir zur Serienreife gebracht. ständlich arbeiten wir auch in der Ver- Inzwischen bewirtschaften wir über 100 waltung mit der glasfaserbasierten Inter- SCHAFT VIERNHEIM unserer Wohnungen in Mehrfamilien- netanbindung. Die Zukunft kann kommen. häusern im Passivhausstandard. Über Dort, wo es sinnvoll ist, treiben wir die 80 weitere solcher Wohnungen werden Digitalisierung auch in unserer täglichen Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums ha- erforderten. Die Genossenschaft hat allen Welche Zeiten haben die Entwicklung in absehbarer Zeit zusätzlich gebaut bzw. Arbeit voran: Bei Mieterakten, Bauplä- ben wir den aktuellen Vorstand, bestehend Herausforderungen getrotzt und früher der Baugenossenschaft besonders ge- sind fester Bestandteil unseres Baupro- Rolf Sax (kaufmännischer Vorstand, hauptamtlich) nen oder der Buchhaltung heißt es schon aus Harald Weik (technischer Vorstand, wie heute gute und bedarfsorientierte Ant- prägt? gramms. Wir sind die Vorreiter in diesem „weg vom Papier“. Auch Wohnungsab- hauptamtlich), Rolf Sax (kaufmännischer worten auf Problemstellungen gefunden. Rolf Sax: Die 60er/70er-Jahre bedeuteten Bausegment in Viernheim. Rolf Sax: Rund 19 Prozent unseres Woh- nahmen erfolgen papierlos. Für weitere Vorstand, hauptamtlich) und Reinhard sicherlich den größten Umbruch. nungsbestands sind bereits barrierefrei digitale Transformationen in unseren Ar- Hölscher (Vorstandsmitglied, nebenamt- Rolf Sax: Am Thema Wohnungsnot hat Rolf Sax: Anfänglich mussten wir uns ge- erreichbar. Ein großer Teil der Wohnun- beitsprozessen haben wir bereits konkrete lich) zum Gespräch gebeten. sich in den vergangenen 100 Jahren im Harald Weik: Damals hat die BG hunder- gen zahlreiche Bedenkenträger durchset- gen ist auch barrierearm ausgestattet, Vorstellungen, wo die Reise hingehen soll. Grundsatz nichts geändert; das war mal te von Wohnungen in Viernheim errichtet. zen, die mal irgendwo negative Argumen- z. B. mit bodengleichen Duschen. Wir haben uns aber auch Grenzen der Di- mehr, mal weniger prägnant. Gänzlich te gegen die Passivhausbauweise gehört gitalisierung gesetzt. Als Genossenschaft lösbar scheinen Wohnungsprobleme wohl Rolf Sax: Aufgrund der sehr umfangrei- haben. Wir haben diese Argumente verifi- Harald Weik: Wir wollen, dass unsere sind wir auch persönlich für unsere Mit- niemals. Die BG ist schon immer eine der chen Neubauaktivitäten wurden keine ziert und schnell festgestellt, dass die We- Bewohner möglichst lange in ihren Woh- glieder da. Nicht jeder möchte unsere An- Institutionen, die zumindest an der Linde- einzelnen Richtfeste gefeiert, sondern es nigsten wirklich selbst über Fachexpertise nungen bleiben. Deshalb führen wir auch gebote der digitalen Kommunikationswe- rung der Wohnungsprobleme mitgewirkt gab sogenannte Aufbaufeiern. Das waren verfügten. Für uns war dies der Ansporn, entsprechende Maßnahmen durch, wie die ge annehmen, sondern lieber den direkten hat. Ab den 50er-Jahren hat die Genos- richtige Festabende im damaligen Rats- uns selbst intensiv mit den Grundlagen Beseitigung unnötiger Barrieren im Be- Kontakt von Mensch zu Mensch pflegen. senschaft den Fokus auf den Mietwoh- keller, mit Reden und schönem Rahmen- von Passivhäusern auseinanderzusetzen. stand und den konsequenten Einbau von An diesem Service wollen wir festhalten, nungsbau gelegt. Damit war sie mitver- programm. Der Erfolg gibt uns letztendlich recht, die Aufzügen in Neubauten. Auf Barrieren solange der Bedarf bei unseren Mitglie- antwortlich, dass aus dem Dorf Viernheim Bewohner dieser Häuser sind sehr zufrie- zu verzichten, gehört zu unseren Grund- dern besteht. die Stadt in der heutigen Größe geworden Reinhard Hölscher: In den vergangenen den und sparen erhebliche Heizkosten. sätzen, wenn wir neue Häuser entwickeln ist. Durch Bau und Zuzug ist Viernheim Jahren ging es vor allem darum, die Ge- Natürlich muss auch die umweltschonen- und bauen. Wie hat sich der Charakter der Bauge- Reinhard Hölscher (Vorstandsmitglied, nebenamtlich) insgesamt stark gewachsen. Ohne die BG bäude energetisch zu optimieren. Da sind dere Bauweise gegenüber normalen Bau- nossenschaft verändert? wäre die Stadtentwicklung wohl anders wir der Zeit etwas voraus – was die Poli- ten herausgehoben werden. Wer die welt- Rolf Sax: Auch auf dem Gebiet der Digi- Harald Weik: Der Grundgedanke der ge- Wie bewerten Sie die Geschichte der verlaufen. tik heute diskutiert setzen wir bereits seit weiten Bewegungen für den Klimaschutz talisierung haben wir uns weiterentwickelt. genseitigen Hilfe geht leider immer weiter Baugenossenschaft? Jahren um. Von der Energieeinsparung verfolgt, erkennt, dass wir die richtigen Zusammen mit den Stadtwerken Viernheim verloren. Das ist heute nicht mehr so wie Reinhard Hölscher: Die Anfänge waren Harald Weik: Genossenschaft ist eine Sen- her liegen wir mit unseren Häusern weit Entscheidungen getroffen haben. haben wir die erste Tochtergesellschaft in früher. Die Mieter leben zunehmend an- damals schwierig in den Jahren nach sationsgeschichte. Früher stand sie für unter dem, was gefordert ist. Bereits um der Geschichte der Baugenossenschaft ge- onym in den Mehrfamilienhäusern. Frü- dem ersten Weltkrieg, als Wohnungsnot gegenseitige handwerkliche Unterstützung die Jahrtausendwende wurden unsere Reinhard Hölscher: Ein weiteres wichti- gründet. Das ermöglicht uns unter anderem, her haben sich die Nachbarn gegenseitig herrschte. Genauso schwierig war es in am Bau für das Eigenheim, heute ist es Neubauten z.B. als sogenannte „Hessen- ges Thema ist die Barrierefreiheit. Das ist fast alle unsere Wohnungen über das eigene umeinander gekümmert, das nimmt in be- den Jahren während und nach dem Zwei- eine große Gemeinschaft, die für bezahl- häuser“ vom Land Hessen ausgezeichnet, wichtig für immer älter werdende Bewoh- Glasfasernetz mit schnellem Internet zu ver- dauerlicher Weise ab. Aber das ist kein ge- ten Weltkrieg. Auch danach gab es immer bares, gutes und sicheres Wohnen der Mit- nicht zuletzt wegen der energiesparenden ner, aber auch Familien, die mit Kinder- sorgen. Aktuell funktioniert das über ein hy- nossenschaftliches Problem, sondern eine wieder Entwicklungen, die gute Lösungen glieder einsteht. Bauweise. wagen hantieren müssen. brides Netz mit DOCSIS-Technologie. In un- gesamtgesellschaftliche Entwicklung. 44 45
Reinhard Hölscher: Man sieht uns mehr nommen. Dieses erfreuliche Bild kennen zu können. Neben dem Ziel den Menschen eine deutliche Erhöhung in allen Teilbe- Harald Weik: Es gibt weitere Netzwerk- Leben und das Grundbedürfnis des Men- als Vertragspartner, als denjenigen, der wir aus zahlreichen Gesprächen mit un- eine Unterkunft bieten zu können, woll- reichen der Nebenkosten. Leider wird in treffen, die nicht in diese Verbände ge- schen. einem eine Wohnung zur Verfügung stellt terschiedlichen Menschen in Viernheim. ten wir auch daran mitwirken, dass z.B. allen Diskussionen nur die Kaltmietent- hören. Diese Gremienarbeiten beanspru- und die Schäden repariert. Die Zeiten, in denen die Baugenossen- Sporthallen und öffentliche Einrichtungen wicklung kritisiert, die aus unserer Sicht chen schon einige unserer Ressourcen, Rolf Sax: Im Tagesgeschäft gibt es immer schaft fast nur im Kontext des sozialen nicht für die Flüchtlingsunterbringung bemerkenswerten Erhöhungen der Neben- jedoch zahlt sich dieser Aufwand durch wieder kleinere Anekdoten zum Schmun- Rolf Sax: Es gibt aber auch andere Bei- Wohnungsbaus eingeordnet wurde, sind zweckentfremdet werden mussten. Dies kosten bleiben leider vielfach unbeachtet. den stetigen Know-How-Aufbau und Wis- zeln. Ich nenne immer wieder gerne das spiele. In einzelnen Liegenschaften küm- vorbei. Mittlerweile sind Mieter wieder ist leider in anderen Städten geschehen Hier könnte, nein muss, politisch mehr senstransfer aus. Beispiel eines Mieters, der den Defekt des mern sich die Bewohner um die Vorgärten stolz, in einem Gebäude mit unserem Logo und konnte in Viernheim auch mit unse- passieren. Treppenhauslichtes angezeigt hat. „Im- und Gartenanlagen. Das begrüßen und zu wohnen. Wir erleben zunehmend, dass rer Unterstützung vermieden werden. Wir Reinhard Hölscher: Zudem sind wir im mer wenn ich die Tür öffne, brennt das unterstützen wir natürlich. Wir möchten, langjährige Hauseigentümer ihr Haus haben auch hier gesellschaftliche Verant- Reinhard Hölscher: Unsere Bemühungen regen Austausch mit der Stadt Viernheim Licht“ – wir hatten zuvor die Treppen- dass sich unsere Mieter wieder mehr mit verkaufen, um den nächsten Lebensab- wortung übernommen. beim sozialen Wohnungsbau haben wir und den Stadtwerken Viernheim, auch hausbeleuchtung auf energiesparende Be- der Genossenschaft identifizieren. Des- schnitt sorgenfrei in einer Wohnung im seit 2018 wieder verstärkt, in dem wir Be- ohne feste Gremien. wegungsmelder umgestellt… Es gibt aber halb setzen wir seit einiger Zeit bei Bewer- BG-Standard zu verbringen. Die Qualität Was kann man von der Baugenossen- standswohnungen umgewidmet haben. auch Momente, die uns überraschen. Im bern für Wohnungen voraus, dass sie Mit- der Gebäude und das Servicepaket werden schaft in Zukunft erwarten? Welche Aufgrund der Baukosten kann man der- Rolf Sax: Es freut uns auch sehr und be- Rahmen einer Legionellenprüfung wur- glied unserer Genossenschaft sind bzw. mit steigender Tendenz auch von Mietern Ziele haben Sie, welche Schwerpunkte zeit keinen Neubau, der alle Vorschriften stätigt uns in unserer Arbeit, dass wir de ein starker Befall einer Mischbatterie vor einer Bewerbung werden. Das sorgt nachgefragt, die lang im Eigenheim wohn- setzen Sie? und Vorgaben erfüllt, direkt als sozialen immer wieder Anfragen zu unseren Kon- im Bad festgestellt. Die Ursachenanalyse manchmal für Unmut bei denjenigen, die ten und jetzt die Vorzüge des Wohnens in Rolf Sax: Zum einen gilt es, unseren Be- Wohnungsbau realisieren. Die Baukosten zepten und Arbeitsweisen bekommen. Ge- brachte dann zu Tage, dass die Bewohner länger auf eine neue Wohnung warten der Genossenschaft nutzen möchten. stand weiterhin zu optimieren. Das bedeu- und Grundstückspreise sind mittlerweile rade unsere Passivhauskonzeption und die zentrale Warmwasserversorgung am oder erst Mitglied der Genossenschaft tet, Abriss und Ersatzneubau oder auch, so hoch, dass man nicht mehr auf Miet- das Glasfaserprojekt wurde schon von Wasserhahn noch nie genutzt haben, son- werden müssen. Insgesamt aber dominiert Was sind die aktuellen Projekte und vorhandene Grundstücke zu bebauen wie höhen kommt, die den Namen Sozialmie- vielen Kollegen aus der Wohnungswirt- dern – wie früher – das Wasser auf dem die Zufriedenheit der Mieter und die An- Aktionen der Baugenossenschaft? z.B. am Kirschgarten und am Schmitts- te tragen dürfen. An dieser Stelle sind die schaft angesehen. Unser hart erarbeitetes Herd erwärmten. Man traute der „neuen erkennung für diese neue Mitgliederfokus- Harald Weik: Aktuell arbeiten wir an berg II. Wir werden die Bauland-Entwick- Rahmenbedingungen leider aus dem Ru- Fachwissen hierzu geben wir gerne weiter. Technik“ einfach nicht. sierung. einem größeren Projekt, dem Quartier lung der Stadt Viernheim stets beobachten der gelaufen, hier muss die Politik reagie- Wir sehen uns hier nicht als Konkurren- Franz-Schubert-Straße. Dort entstehen ab und uns dort einbringen, wo wir es kön- ren – entweder die Anforderungen herun- ten zu anderen, sondern freuen uns, wenn dem Jahr 2020 55 Passivhauswohnungen. nen. Unser Ziel ist der genossenschaft- terschrauben oder die Förderung deutlich zukunftsweisende Entwicklungen auf das Noch bevor der Bauantrag gestellt war, liche Gedanke und eine gute und sozial erhöhen. Interesse von Mitstreitern stoßen und wir waren schon mehr als die Hälfte der Woh- verantwortbare Wohnungsversorgung zu zur Entwicklung auch außerhalb unserer nungen fest reserviert. realisieren. Bezahlbare Mieten nicht nur Wie engagieren Sie sich sonst noch? Genossenschaft und über Viernheim hin- mit dem Blick auf die Kaltmiete, sondern Rolf Sax: Wir arbeiten im Arbeitskreis aus beitragen können. Rolf Sax: Das Quartier sollte früher schon auf die Gesamtmiete anzubieten, ist eines Bergsträßer Wohnungsgesellschaften mit. umgesetzt werden. Gerade als die damali- der Hauptziele. Daneben sind wir im Arbeitskreis ur- Gibt es Momente oder Ereignisse, die gen Gebäude entmietet und abrissbereit ban plus – Netzwerk der Metropolregion besonders in Erinnerung geblieben waren, kam im Jahr 2015 die Flüchtlings- Harald Weik: Wir verstehen darunter, dass Rhein-Neckar vertreten und wirken in ver- sind? welle auch in Viernheim an. Wir haben re- Wohnen maximal ein Drittel des verfüg- schiedenen Fachausschüssen des Woh- Harald Weik: In meinen Anfangsjahren agiert und der Stadt Viernheim unsere Un- baren Haushaltseinkommens kosten darf. nungsverbandes mit. Wir sind dort in den als Vorstand habe ich immer wieder eine terstützung angeboten. Die Abrissgebäude Bezahlbares Wohnen hängt heute viel von Ausschüssen Betriebswirtschaft, Perso- Dame gesehen, die am Monatsanfang ihre Harald Weik (technischer Vorstand, hauptamtlich) waren mit wenig Aufwand wieder in einen den Nebenkosten ab – wenn man die Stei- nal, Technik und IT aktiv. Harald Weik Miete direkt bei uns bar einbezahlt hat. Harald Weik: Unsere Baugenossenschaft wohnfähigen Zustand zu versetzen und gerung von Kaltmieten und Nebenkosten vertritt uns darüber hinaus im Verbands- Und ihr Spruch dazu war: „Miete geht gibt ein sehr positives Bild in Viernheim wurden von uns an die Stadt vermietet, um vergleicht, muss man eigentlich nichts rat der südwestdeutschen Wohnungswirt- vor Brot“. Dies unterstreicht den Stellen- ab und wird insgesamt positiv wahrge- Flüchtlingen eine erste Wohnung geben weiter sagen. In den letzten Jahren gab es schaft. wert einer Wohnung als wichtige Säule im 46 47
Reinhard Hölscher: Gerade mit neuester Technik erlebt man die tollsten Dinge. Ein Mieter beklagte eine Schimmelbildung in seiner Wohnung. Dies war im Grunde nicht möglich, da in der Wohnung eine dezentra- le Lüftungsanlage vorhanden ist. Letztend- lich hat sich herausgestellt, dass der Mieter Strom sparen wollte und daher die Lüftung ausgeschaltet hat – die Heizkosten waren ihm egal, da diese vom Amt bezahlt wurden. Die eigentlich heizkostensparende Lüftung jedoch musste er aus seinem Leistungsbezug selbst bezahlen und war hierzu nicht bereit. Dies war der Moment, in dem für uns klar wurde, dass wir in der Zukunft nur noch zentral steuerbare Lüftungsanlagen verwen- den werden. Was liegt Ihnen besonders am Herzen? Für Mitglieder, Mieter, Mitarbeiter? Rolf Sax: Wir wollen, dass Wohnen keine He- rausforderung für unsere Mieter ist - die Woh- nungsqualität soll stimmen, die Wohnkosten sollen bezahlbar sein. Unsere Mitarbeiter sol- len unbelastet ihre Aufgaben angehen. Keiner soll mit Bauchschmerzen zur Arbeit kommen, da nur dann eine gute Leistung möglich ist. Wir schaffen hierzu den Rahmen. Reinhard Hölscher: Wohnen soll Spaß ma- chen, und Arbeiten soll Spaß machen. Zuletzt: 100 Jahre Baugenossenschaft Viernheim - wie würden Sie das in drei Worten beschreiben? Reinhard Hölscher: Notwendiger denn je. Harald Weik: Ein tragfähiges Konstrukt. Rolf Sax: Mehr als gewohnt. Georg Büchner Straße / Beethovenstraße 48 49
UNSERE WERTE UND VORSTELLUNGEN Wir glauben damals wie heute an die Hilfe Energieeffizienz Energieeinsparverordnung haben hierbei Barrierefreiheit gabe in der Schaffung barrierefreien bzw. arbeitet sie mit den Integrationslotsen des zur Selbsthilfe, denn das ist der Ursprung Die dramatischen Klimaveränderungen nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Bereits seit einigen Jahren berücksichtigt barrierearmen Wohnraums zu bezahlba- Projektes PfiVV, der Neuen Wohnraum- einer jeden Genossenschaft. Das Anliegen erfordern ein Umdenken der Menschheit. Es ist das erklärte Ziel von Vorstand und die Baugenossenschaft bei der Planung ren Mietpreisen und befinden uns hier auf hilfe gGmbH und dem Verein Wohnen 60 unserer Gründerväter war es, die Woh- Seit vielen Jahren wird auf Klimakonfe- Aufsichtsrat, die Nachhaltigkeit des eige- von Modernisierungsmaßnahmen und einem guten Wege. Plus zusammen. nungsnot in Viernheim zu bekämpfen. renzen teils hitzig über die zwingend er- nen Gebäudebestandes für die Mitglieder Neubauprojekten die Frage der barriere- Auch heute möchten wir unseren Mitglie- forderlichen Maßnahmen diskutiert, ja re- und Bewohner unserer Häuser zu schaffen. freien bzw. barrierearmen Erreichbarkeit Soziales Engagement Aus großer Kraft folgt große Verantwor- dern stets sozial verantwortbaren Wohn- gelrecht gestritten. Deutliche Unterschreitungen der gesetz- der Wohnungen. In der Vergangenheit und auch in der Zu- tung – die BG ist sich dessen bewusst und raum bieten, denn Wohnen ist eines der lich definierten Grenzemissionswerte sind kunft hat das soziale Engagement seinen verfolgt nicht nur ihre Ansprüche des be- menschlichen Grundbedürfnisse. Fakt ist, dass jeder Mensch, jedes Unter- unser Anspruch. Kernpunkte sind hier veränderte Fahr- festen Platz in den Überlegungen der Bau- zahlbaren Wohnens, sondern noch viel nehmen, jedes Land seinen Beitrag zur stuhlkonzepte ohne das Erfordernis der genossenschaft. mehr. Denn auch hier gilt selbstverständ- Unsere Baugenossenschaft hat sich in Reduzierung der Umweltbelastung erbrin- Treppenbewältigung, die Schaffung eben- lich: Baugenossenschaft – Mehr als ge- den letzten 100 Jahren zu einem wesent- gen muss, um auch künftigen Generatio- erdiger Hauszugänge bei Neubauten, Die Baugenossenschaft fördert gemeinnüt- wohnt. lichen Stützpfeiler für urbanes Wohnen nen das Leben auf unserem Planeten zu er- die Beseitigung der Podeste in Hausein- zige Projekte und Jugendarbeit. Danben in Viernheim entwickelt. Fast jeder zehn- möglichen. gangsbereichen und unnötiger Barrieren te Mitbürger Viernheims unterhält eine im Zuge von Umbaumaßnahmen und der Mitgliedschaft in der Baugenossenschaft Doch nicht nur die Umweltbelastungen Neubau ebenerdig gelegener Wohnungen. Viernheim e.G., etwa jeder achte Viern- durch CO2-Emissionen machen das Um- Durch die diesbezüglich umfangreichen heimer wohnt in einer Wohnung unserer denken erforderlich. Begrenzte Rohstoff- Aktivitäten in der jüngeren Vergangenheit Genossenschaft. ressourcen und damit einhergehende Kos- kann die Baugenossenschaft mittlerweile tenexplosionen für Gas, Heizöl und andere über 370 barrierefrei bzw. barrierearm er- Seinerzeit waren sich die Initiatoren sicher Haushaltsenergie werden künftig Mieter, reichbare Wohnungen für ihre Mitglieder nicht bewusst, welch große Bedeutung die Vermieter und Hauseigentümer vor erheb- vorweisen. Im Rahmen unserer derzeiti- damalige Baugenossenschaft im Laufe liche Herausforderungen stellen. gen Planungen für verschiedene Neubau- ihrer Geschichte für Viernheim und deren ten wird diese Zahl nochmals um einiges Bürger einnehmen würde. Wir sind uns Die Baugenossenschaft Viernheim hat es steigen. dieser großen Bedeutung und der damit sich bereits seit einigen Jahren zur Auf- einhergehenden sozialen Verantwortung gabe gemacht, ihren Häuserbestand ener- Selbstbestimmtheit drückt sich nach un- bewusst – unser Anspruch geht daher mitt- getisch zu optimieren und umfangreiche serer Meinung auch in der individuellen lerweile weit über bezahlbares Wohnen hi- Maßnahmen zur Reduzierung der Heiz- Auswahl der Angebote im Wohnraum aus. naus. kosten umgesetzt. Vorgaben nach EnEV- Dies berücksichtigt sehen wir unsere Auf- Technischer Mitarbeiter beim Prüfen der Anlage Vorstand Rolf Sax zeigt die Barrierefreiheit des Hauses 50 51
DAS ENGAGEMENT DER BAUGENOSSENSCHAFT IST VIELFÄLTIG: Presseartikel des Viernheimer Tageblatt und Südhessen-Morgen 52 53
W E L T K U L T U R E R B E: D E R G E N O S S E N- S C H A F T S G E D A N K E U N D D I E B A U G E N O S- SENSCHAFT ALS TRÄGER DIESER IDEE „Genossenschaften erinnern die Weltge- wichtig die Prinzipien dieser Tradition da- Die Notwendigkeit wirtschaftliche Stärke schaften zum Weltkulturerbe zu unter- meinschaft daran, dass man sowohl wirt- mals wie heute sind. in Einklang mit sozialer Verantwortung zu streichen. Die Baugenossenschaft Viern- schaftliche Nachhaltigkeit als auch sozia- bringen, ist ein Leitmotiv der Genossen- heim hat die Schaltung des Logos aktiv le Verantwortung anstreben kann.“ – Ban Von weltweit rund 800 Millionen Men- schaft. Dass sie ihrer sozialen Verantwor- unterstützt. Ki-moon, 8. Generalsekretär der Vereinten schen in Genossenschaften sind alleine tung gerecht wird, zeigt sie an vielen Stel- Nationen mehr als 22 Millionen Mitglieder in fast len. Dies kann man in ihrem Kerngeschäft 8.000 Genossenschaften in Deutschland und auch an weiteren Aktivitäten außer- „Gemeinsam handeln, mehr erreichen“: organisiert. Seit mehr als 160 Jahren sind halb der Vermietung erkennen. Das ist die starke Botschaft der Genossen- Genossenschaften in unterschiedlichen schaften weltweit. Bereichen erfolgreich, so zum Beispiel im Die BG Viernheim: Finanzwesen, in der Landwirtschaft, im • Sichert ihren Mitgliedern bezahlba- Die Genossenschaftsidee ist ein Modell Handel und Gewerbe und insbesondere res Wohnen mit Mietpreisen deutlich der Selbsthilfe, Selbstverwaltung sowie auch im Wohnungsbau. unter dem Angebot anderer Vermieter. Selbstverantwortung. Sie gründet sich auf • Schafft Barrierefreiheit und hat sich Werte wie Solidarität, Ehrlichkeit und Ver- Die Entscheidung der UNESCO ist auch für umweltschonende Bauweisen wie antwortung. Ihre Vereinigungen mit ge- ein wichtiges Signal und eine große Aner- zum Beispiel der Passivhausbauweise meinschaftlichem Geschäftsbetrieb stehen kennung für die engagierte Arbeit der vie- entschieden. allen Menschen offen, stärken individuel- len Menschen, die sich überall auf der Welt • Schafft und bewirtschaftet Sozialwoh- les Engagement und ermöglichen soziale, in genossenschaftlichen Projekten enga- nungen für ihre Mitglieder. kulturelle und ökonomische Partizipation. gieren. Sie erkennt damit den ganz beson- • Bindet Sozialarbeiter für Mitglieder Seit dem 30. November 2016 ist die „Idee deren Stellenwert der Genossenschaft an. und Unterstützungsbedarf ein. und Praxis der Organisation gemeinsamer Die Genossenschaft ist eine Rechts- und • Unterstützt unterschiedlichste soziale Interessen in Genossenschaften“ als erster Unternehmensform, die in idealer Weise Zwecke mit Spenden. deutscher Beitrag auf der Repräsentativen wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Ver- UNESCO-Liste des Immateriellen Kultur- antwortung verbindet. Der Verband der Wohnungswirtschaft hat erbes der Menschheit eingetragen. für die angeschlossenen Genossenschaften Die Baugenossenschaft Viernheim eG anlässlich der Aufnahme der Genossen- Mit dieser Aufnahme der Genossen- wurde im Jahr 1920 gegründet. Damit ist schaftsidee in die Liste des immateriellen schaftsidee in die Liste des immateriellen sie bereits seit 100 Jahren ein Träger der Kulturerbes der UNESCO eigens ein Logo Weltkulturerbes wird unterstrichen, wie Genossenschaftsidee. entwickelt, um den Beitrag der Genossen- 54 55
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