GrassI - Bericht über die Jahre 2017 2018 - grassi - Grassi Museum
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58 GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig Bericht über die Jahre 2017——2018 über 2017 grassi Bericht —— 2018 die Jahre 59 GrassI
grassi Inhaltsverzeichnis Vorwort 3 Ausstellen 4 Sonderausstellungen 6 Ständige Ausstellungen 50 Sammeln 58 Neuerwerbungen 60 Schenker/-innen 70 Vermitteln 72 Unter einem Dach 74 Veranstaltungen der drei Museen im GRASSI 75 Besucher/-innen und Veranstaltungen im GRASSI Museum für Angewandte Kunst 77 Sonderprojekte und Kooperationen 80 Kommunikation 82 Forschen 84 Bewahren 90 Leihgaben 96 Finanzen 100 Mitarbeiter/-innen 104 Freundeskreis 110 Feedback 114 Auf bald! 120 61
Vorwort 18 große Ausstellungen und elf kleine. Fünf eigene Bestände erschließende Buchveröffentlichungen sowie weitere neun ausstellungsbegleitende Publi kationen. 105 neu in die Ständige Ausstellung integrierte Objekte. Mehr als 1.400 Veranstaltungen. Um die 154.000 Besucher/-innen. Pluspunkte in Sachen Barrierefreiheit und Familienfreundlichkeit. Über 5.000 Neuerwerbungen – zumeist Schenkungen – für die Sammlungen, mit einem Gesamtwert von knapp 1,9 Millionen Euro. Die ersten 1.000 Objekte in der online-Datenbank »Museum digital«. Ein großartiger Freundeskreis. – Diese wenigen Stichworte und Eckdaten mögen genügen, um anzudeuten, wie ereignisreich sich die Jahre 2017 und 2018 für das Leipziger GRASSI Museum für Angewandte Kunst darstellen. Näheres über unsere Aktivitäten erfahren Sie, wenn Sie den vorliegenden Zwei-Jahres-Bericht durchblättern und die von den Mitarbeiter/-innen des Hauses verfassten Beiträge lesen. Vor uns liegen neue Herausforderungen. Mit der im Herbst 2018 erfolgten Umstellung der Museumsdatenbank auf »BeeCollect« erhoffen wir uns eine gute Basis auch für eine effizientere Erschließung der Bestände. Der weit gediehenen Umsetzung eines einheitlichen Erscheinungsbildes unserer kontinuierlich erscheinenden Drucksachen wird bald ein Relaunch der Website folgen. Ein Förderantrag für den dringend benötigten Multimediaguide ist Das GRASSI Museum für Angewandte Kunst gestellt. Und die weitere Digitalisierung des Museums – auf verschiedenen erhält seit 2014 in Ebenen – wird uns generell noch stärkere Anstrengungen abverlangen. jedem Jahr in Folge ein TripAdvisor-Zertifikat In unserem Programm wollen wir uns intensiver positionieren, auf Welt mit dem Prädikat offenheit, kulturelle Vielfalt und Teilhabe abzielen und dabei unseren »Ausgezeichnet«. Besucher/-innen ein möglichst inspirierendes und angenehmes Museums Auch für 2018 bekam es 4,5 von 5 Sternen. erlebnis bieten. In diesem Kontext steht auch unser Projekt »GRASSI FUTURE«. Mit den wachsenden Sammlungen, Aufgaben und Anforderungen gewinnt die Frage, was wir tun müssen, um die Arbeitsfähigkeit und Attraktivität des GRASSI zu sichern und auszubauen, enorm an Gewicht. Wir freuen uns auf neue Begegnungen mit Ihnen, auf Ihren Besuch, Ihre Hilfe und Mitwirkung. Dr. Olaf Thormann Direktor 2 3
5.11.2016 –– 9.4.2017 BACKEN, BÜGELN, PUTZEN, KOCHEN DAS BISSCHEN HAUSHALT! Pfeilerhalle Besucher/-innen: 18.922 In den Jahren 2017 und son der- 2018 konnten zahlreiche Auch wenn häusliche Aufgaben nicht zwingend Jubel und Freude auslösen, kann der Haushalt ein sehr facettenreiches Thema sein. Neben gu- Ausstellungen Sonderausstellungen tem Zeitmanagement braucht es vor allem funkti- onierende Geräte, damit die alltäglich anfallenden Aufgaben bewältigt werden können. Grund ge- – insgesamt 29 – im nug, die meist wenig wahrgenommenen und GroSSer Ausstellungsbereich, Museum besichtigt überwiegend im Hintergrund agierenden Haus- haltserleichterungen in den Fokus einer Aus Orangerie, Pfeilerhalle werden. Davon waren stellung zu rücken. Ob Handfeger oder hochleis- tungsfähiger Staubsauger, Schneebesen oder 18 Hauptausstellungen, multifunktionale Küchenmaschine – es sind die kleinen und großen Helfer, die aus unserem All- die im großen Aus tag und Leben nicht mehr wegzudenken sind. Die Ausstellung zeigte rund 250 Objekte, die größ- stellungsbereich, in der Pfeilerhalle oder der Orangerie zu sehen waren. tenteils aus dem eigenen musealen Bestand stammten. Sie war in sechs Themengebiete ge- Elf kleine Präsentationen fanden im Foyer und an anderer Stelle statt gliedert, in denen unterschiedliche Entwicklungs- stränge thematisiert wurden. Ein wichtiges und (siehe Seite 40). Alle Projekte werden im Folgenden kurz vorgestellt sich fortlaufend durch die gesamte Ausstellung ziehendes Thema war dabei die Zeitersparnis und in der Reihenfolge ihrer Eröffnungsdaten aufgelistet. Auf die und körperliche Schonung durch technische Kons- truktionen. Auch die Entwicklung und Verwen- umfassenden Begleitprogramme, die für jede Ausstellung angeboten dung neuer Materialien spielten eine wesentliche und nie an Aktualität verlierende Rolle. Ein kurzer wurden, wird an dieser Stelle nicht eingegangen. Rückblick auf historische Koch- und Backgeräte leitete die Ausstellung ein. Neben einem Über- blick zu den täglich benötigten Koch- und Back utensilien standen Geräteentwicklungen als auch Vor- und Nachteile mehrteiliger Küchengeräte sowie simple Konstruktionen im Mittelpunkt. Die gesellschaftlichen Aspekte waren ebenso Bestandteil der Ausstellung. Traditionelle und diskussionswürdige Rollenbilder sowie moderne Lebensformen wurden daher genauso hinterfragt wie die zunehmende Mobilität, die ein Leben ohne Küche ermöglicht. Kuratorinnen: Karoline Harms, Annegret Hauptmann, Theresa Stiller Plakat Faltblatt Postkarte 6 7
24.11.2016 –– 28.5.2017 Beteiligte Gedanken Raum geben Künstler/-innen: Künstler gestalten Räume für Besinnung Franziska und Sophia Großer Ausstellungsbereich Hoffmann, Dresden Héctor Solari, Dresden Corina Forthuber, Wien und Halle/Saale Osmar Osten, Chemnitz Cornelia Friederike Müller, Leipzig Emil Siemeister, Königsdorf (Österreich) Rudolf Bott, Kirchbuch Die Ausstellung lief bis zum Abschluss des Deut- Dagmar Varady, schen Evangelischen Kirchentags am 28. Mai Halle/Saale und Zürich 2017. In ihr wurden Installationen zehn zeitge- nössischer Künstler/-innen zum Thema Besin- Barbara Falkner und nung, Rückzug und Meditation gezeigt. Anlass zur Daniel Huber, Berlin Auseinandersetzung mit diesem Thema war das Rosi Steinbach, Leipzig Besucher/-innen: 19.430 2017 in Deutschland begangene 500. Reforma 1 3 tionsjubiläum. Ausgangspunkt für die Erschaffung 2 der Räume, die real, fiktiv oder beides sein konn- ten, war ein Zitat Luthers. Dieses stammt aus einem Brief des Reformators an seinen Barbier Meister Peter. Wenn Luther schrieb, »… gute Ge- danken kommen, so soll man die anderen Bitten fahren lassen und diesen Gedanken Raum geben und ihnen in Stille zuhören …«, bezog sich dies auf einen geistig-spirituellen Raum. Diese Ebene griffen die Künstler/-innen auf, gaben ihr eine Form und erschufen Räume, in denen der Besu- cher seinen eigenen Platz finden kann. Die sehr individuellen Installationen boten über optische Erfahrungen, akustische Reize oder haptische Wahrnehmungen einen sinnlichen Zugang zum Thema oder erforderten eine intellektuelle Ausei- nandersetzung mit ihm. Zudem spiegelte sich un- sere heutige gesellschaftliche Vielfalt in den künstlerischen Räumen wider, die bewusst die tradierten Formen der religiösen Rückzugsorte er- weitern. Die Gesamtgestaltung der Ausstellung übernahm Heinz-Jürgen Böhme. Die von ihm kon- zipierte Aufstellung der Installationen und Räume erlaubten den Besucher/-innen ein Mäandern durch die Welt der Künstler/-innen. Eine dezente Farbgebung verband die sehr unterschiedlichen 4 Arbeiten miteinander. Kurator/-in: Evelyn Schweynoch, 1 Die Leere Dr. Olaf Thormann Rudolf Bott, 2016 Skulptur, Sperrholz, schichtverleimt 2 Zeitparcours Franziska und Sophia Hoffmann, 2016. Plakat Im Hintergrund die Arbeit von Corina Forthuber. Faltblatt Postkarte 3 Diesseits Héctor Solari, 2016, Videoinstallation (Loop ca. 20 Min.) 4 Es kann sein, die Tinte ist aber neu. Luthers Tintenklecks als Medienmythos Dagmar Varady, 2016 Offsetdruck auf UPM Sol Silk, Pantone blau 8 9
24.11.2016 –– 1.1.2018 24.11.2016 –– 14.5.2017 Gottes Werk und Wort vor Augen Begreifbare Baukunst Kunst im Kontext der Reformation Die Bedeutung von Türgriffen in der Architektur In der Ständigen Ausstellung »Antike bis Historismus« Orangerie Im Mittelpunkt dieser Ausstellung stand ein klei- Optik, Haptik und Nutzung. In der Ausstellung Unter anderem wurden Türgriffe Plakat ner, unscheinbarer Gebrauchsgegenstand, jener wird die Frage der Architekt/-innen nach der zum von diesen Architekt/-innen und Faltblatt Teil eines Gebäudes, »durch den der Mensch das Gebäude passenden Drückerform aufgegriffen. Postkarte Gestalter/-innen gezeigt: Haus berührt« (Diethelm Gieffers, Wolfgang Reul). Den Auftakt der aus 30 Stelen und Erläuterungs- Publikation: Am Beispiel des Türgriffs, der die Haltung des tafeln bestehenden Ausstellung, die sich in einen Gestalters und die Architektur im Kleinen auf- historischen und modernen Teil gliedert, bildet Joseph Maria Olbrich / Otto Wagner / Thomas Rudi / Eberhard Patzig, greift, wird Kulturgeschichte verständlich ge- Karl Friedrich Schinkels Griffentwurf für Schloss Paul Bonatz / Peter Behrens / GOTTES WERK UND macht. Die Entwurfs- und Bauauffassungen der Charlottenhof in Potsdam (um 1827). A ktuelle Tür Walter Gropius / Le Corbusier / WORT VOR AUGEN. Kunst im Kontext Architekt/-innen und Designer/-innen sowie de- drücker aus dem 21. Jahrhundert stammen aus Ludwig Mies van der Rohe / Alvar Aalto / der Reformation, ren Vorlieben für bestimmte Materialien spielten den Büros Sauerbruch-Hutton oder Gerkan, Marg Egon Eiermann / Alessandro Mendini / Passage-Verlag, ebenso eine Rolle wie der Übergang vom ana und Partner (gmp Architekten), alle produziert von Jasper Morrison / Hans Kollhoff / Leipzig 2016 logen zum digitalen Entwerfen. Der Werkstoff der weltweit renommierten Firma FSB. Die prä- (68 Seiten) David Chipperfield / Hadi Teherani / Metall ermöglicht ein breites Gestaltungsspekt- sentierten Türdrücker und -griffe konnten zur rum, verleiht Gegenständen Wert und ist langle- Freude der Besucher/-innen ausprobiert werden. Schulz und Schulz big. Beim Entwurf und bei der H erstellung von Türgriffen geht es um die Ausgewogenheit von Koordinatorin: Evelyn Schweynoch Kooperationspartner: Franz Schneider Brakel (FSB) publikation: Begreifbare Plakat Baukunst. Faltblatt Die Bedeutung von Postkarte Türgriffen in der Architektur, Basel 2013 (118 Seiten) 1 Martin Luther veröffentlichte am 31. Oktober Reformation neu zu »entdecken«. Es handelt sich 1517 seine berühmten 95 Thesen gegen den Ab- dabei um herausragende Exponate, die einen Be- lasshandel. Dieser sogenannte Thesenanschlag zug zur Reformation oder dem Zeitalter der Kon- gilt bis heute als Beginn der Reformation. Es folg- fessionalisierung aufweisen. Erschlossen wurden 2 te eine Bewegung, welche die Menschen nicht sie durch zusätzliche Informationen. Zu diesen nur in Deutschland, sondern in ganz Europa nach- Exponaten gehören unter anderem Skulpturen, haltig beeinflusste. Kaum ein Lebensbereich blieb Medaillen und Plaketten, Werke der Goldschmie- von der Reformation unberührt – sie prägte n eben dekunst und keramische Arbeiten. Daneben 1 Büste Martin Luthers Kirche und Theologie auch Musik und Kunst, präsentierten wir temporär in der Ständigen Modell: Johann Daniel Schöne, Königliche Porzellan-Manufaktur Meissen, nach 1817 Wirtschaft und Soziales, Sprache und Recht. Am Ausstellung Grafiken und weitere Exponate, die Biskuitporzellan 31. Oktober 2017 jährte sich der Thesenanschlag im Zusammenhang mit Reformationsjubiläen in Ankauf von Lothar Triebe, Leipzig, 1953 Luthers zum 500. Mal. Vor dem Hintergrund den darauf folgenden Jahrhunderten hergestellt des Reformationsjubiläums luden wir unsere wurden. 2 Krug mit Darstellung der Kreuzigung Werkstatt des Paul Preuning, Nürnberg, um 1550 Besucher/-innen dazu ein, Objekte, die in der Hafnerware, polychrom glasiert; Zinnmontierung Ständigen Ausstellung »Antike bis Historismus« Kurator: Dr. Thomas Rudi Ankauf von Harding Ltd., London, 1903. Ehemals präsentiert werden, im historischen Kontext der Ausstellungsgestalter: Heinz-Jürgen Böhme Colworth Collection, London Besucher/-innen: 17.494 10 11
22.4. –– 8.10.2017 FRÜHCHINESISCHE KERAMIK DIE SAMMLUNG HERIBERT MEURER »A superb and inspiring reference book, in which Plakat Faltblatt the photographs (by Paul Altmann) most definitely Postkarte Pfeilerhalle do justice to the work illustrated, Frühchinesische Keramik would be an admirable addition to the library of everyone with more than a passing interest in, and admiration for historical Chinese ceramics.« (The Log Book, Nr. 54, 2018) Besucher/-innen: 10.300 1 2 Publikation: Frühchinesische Keramik. Bestandskatalog. Sammlung Heribert Meurer. Olaf Thormann (Herausgeber), Klaus J. Brandt (Textbeiträge), Heribert Meurer (Katalog- bearbeitung), Arnoldsche Art Publishers, Stuttgart 2017 (312 Seiten) 3 Zum ersten Mal wurde die umfangreiche und qua- Techniken. Keramische Gefäße, die für rituelle zeitlos. Die Glasuren, Formen und Dekore der litativ herausragende Sammlung frühchinesischer Zwecke, als Grabbeigaben oder im Alltag verwen- Tang-, Song- oder Yuan-Dynastie haben daher eu- Keramiken des Stuttgarter Kunsthistorikers und det worden sind, wurden schon seit dem Neolithi- ropäische Keramikkünstler/-innen des 20. und 1 Kerzenhalter in Form eines Bixie Sammlers Dr. Heribert Meurer öffentlich gezeigt. kum sehr aufwändig gestaltet. Bereits die frühen 21. Jahrhunderts inspiriert – unter ihnen Bontjes Westliche Jin-Dynastie, 265–316 Heribert Meurer begann in den frühen 1970er Objekte aus Irdenware zeigen Stempeldekore und van Beek, Richard Bampi, Lucie Rie, Karl und Ur- Steinzeug Schenkung Dr. Heribert Meurer, 2017 Jahren mit dem Sammeln zeitgenössischer Kera- geometrische Muster, die bis zur Tang-Dynastie sula Scheid und Ralf Busz. In der Gegenüberstel- mik. Seit Anfang der 1980er Jahre interessierte er (618–907) und darüber hinaus verwendet wur- lung von frühchinesischer Keramik aus der Samm- 2 Reiterin, Tang-Dynastie, 618–906 sich aber mehr und mehr für frühchinesische Ke- den. Porzellan als Werkstoff hat seinen Ursprung lung von Heribert Meurer und zeitgenössischen Irdenware, farblose Glasur ramik von der Zhou- bis zur Yuan-Dynastie (ca. im China der Tang-Dynastie im 7. Jahrhundert und Arbeiten europäischer Keramikkünstler/-innen Schenkung Dr. Heribert Meurer, 2017 1050 v. Chr. – 1368 n. Chr.). Seine Kollektion mit war ein sehr beliebtes Exportgut. Die Ausstellung veranschaulicht die Ausstellung eine neue Pers- 3 Glocke, Streitende Reiche, fast 200 Stücken bot einen einzigartigen Überblick veranschaulicht verschiedene Stadien der techni- pektive auf die Objekte sowie einen transkulturel- 475–221 v. Chr., Irdenware über die Entwicklung der chinesischen Keramik schen Entwicklung des noch steinzeugähnlichen len Austausch. Schenkung Dr. Heribert Meurer, 2017 und stellte eine große Bereicherung für das Muse- Proto-Porzellans bis zum sehr dünnwandigen, um dar, in dessen Bestand sie als Schenkung durchscheinenden »Weißen Gold«. In ihrer Viel- Kurator/-in: Silvia Gaetti, Dr. Olaf Thormann 2017 einging. Frühchinesische Keramik überrascht fältigkeit und Farbenpracht erscheinen die frühchi- Förderer: jeden mit ihrer Vielfalt an Formen, Farben und nesischen Keramiken immer wieder erstaunlich CERAMICA-STIFTUNG Basel 12 13
22.4.2017 –– 28.5.2017 FURTWÄNGLER GOES UNDERGROUND DIE GANZE WELT IST EIN GROSSER GAG Pfeilerhallen-Nebenraum Felix Martin Furtwängler (*1954) ist vor allem als Im Rahmen der Ausstellung konnten die Be Grafiker und Maler bekannt und zählt zu den pro- sucher/-innen in eine mediale Installation mit duktivsten Buchkünstlern der Gegenwart. In sei- visualisierter Musik eintauchen und in dem groß- nem 2015 vorgelegten Malerbuch »Furtwängler formatigen originalgrafischen Buch blättern. goes Underground« reflektiert er seine Rockmu- sik-Erfahrung der 1960er und 1970er Jahre in Kurator: Dr. Olaf Thormann Farbdrucken, denen Texte verschiedener Autor/ -innen beigegeben sind. Felix Martin Furtwängler erläutert sein Malerbuch bei der Ausstellungseröffnung. Plakat Postkarte 14 15
22.6.2017 –– 1.10.2017 BIKES! DAS FAHRRAD NEU ERFINDEN Großer Ausstellungsbereich Besucher/-innen: 14.500 Publikation: BIKES! DAS FAHRRAD NEU ERFINDEN. Olaf Thormann (Herausgeber), Handtrike »E-Mano« Sabine Epple (Textbeiträge), Hersteller: Otto Bock Mobility Hirmer Verlag, München 2017 Solutions GmbH/Deutschland (192 Seiten) Mehr als 73 Millionen Fahrräder gibt es allein in und seiner Fahrradinfrastruktur. Für Pendler/-innen externen Partnern realisiert worden sind, entwi- Deutschland, Tendenz steigend. Doch nicht nur die und Kurzstreckenfahrer/-innen gibt es heute zahl- ckelten die Museumspädagog/-innen spielerische Anzahl steigt, sondern allgemein das Interesse an reiche Anreize, auf das Fahrrad umzusteigen, und Mitmachstationen, die in der Orangerie besucht Modellen, am Design, an Materialexperimenten. Transportmöglichkeiten sind längst nicht mehr nur werden konnten. Das umfangreiche Veranstal- Den aktuellen Strömungen der neuen Radkultur Domäne des Automobils. Ein weiterer Fokus rich- tungsprogramm unterstrich die gesellschaftliche nachzuspüren, war Thema dieser Ausstellung. Ne- tete sich auf die zunehmende Individualisierung Relevanz des Themas. ben der »Neuerfindung« des Fahrrads, die sich in und Kultivierung des Fahrradfahrens. Zum Fahrrad Innovationen rund um Technik, Material und De- als Medium der künstlerischen Auseinanderset- Kuratorin: Sabine Epple sign niederschlägt, stand auch eine »Neubewer- zung ist es da nur ein kleiner Schritt. Fahrradfah- Ausstellungsgestalter: Frank Lustig tung« im Fokus. Wir erleben heute gravierende ren als Chance der Teilhabe an der Mobilität für alle Veränderungen der Mobilität, die mit einem Trend war ebenso Thema wie letztlich die Frage, wie das zum Fahrrad einhergeht und sich vor allem im ur- Fahrrad der Zukunft aussehen wird. banen Raum abzeichnet. Fahrraddesign bedeutet Bei den Exponaten (Leihgaben) handelte es sich Förderer: daher nicht nur die Gestaltung der äußeren Er- vorrangig um Neuheiten, experimentelle Studien ADFC (Allgemeiner deutscher scheinungsweise und die Weiterentwicklung tech- und visionäre Prototypen. Jedes für sich war äs- Fahrrad-Club e. V.) Plakat nischer Lösungen, sondern vor allem das Verste- thetisch wie technisch außergewöhnlich, als Gan- Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e. V. Faltblatt hen und Eingreifen in die gelebte Umwelt. zes jedoch zeichneten sie ein Bild der derzeitigen culturtraeger Leipzig Postkarte Die Ausstellung reflektierte unterschiedliche As- Fahrrad-Renaissance. Ergänzend zu den Veranstal- Bike Brainpool pekte der urbanen Fahrradnutzung im Stadtraum tungen, die in Zusammenarbeit mit zahlreichen VDID e. V. Region Ost 16 17
20.10.2017 –– 22.10.2017 Jury: Schnuppe von Gwinner, Kunsthistorikerin und Journalistin Die Preisträger/-innen von links nach rechts: Amélie Ukas, Juraté Ridziauskaité, Sonngard Marcks, Grassimesse 2017 Hans-Peter Jakobson, ehemals Direktor Museum für Angewandte Kunst, Gera Chris Walter, Marlene Schroeder, Daniel Böttcher, Svenja John Internationale Verkaufsmesse für Benigna Klemm, Kuratoriumsmitglied der KUNSTHANDWERK und Design Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung Daniel Kruger, Schmuckkünstler und ehemals Professor an der Burg Giebichenstein Alle Sonderausstellungsbereiche und Foyers Kunsthochschule Halle, Klasse Schmuckgestaltung Dr. Josef Straßer, Oberkonservator, Die Neue Sammlung – The Design Museum, München Jacob Strobel, Designer und Professor, Fakultät Angewandte Kunst Schneeberg, Westsächsische Hochschule Zwickau, Studienrichtung Holzgestaltung Sabine Epple, Kuratorin Sammlungen Moderne, GRASSI Museum für Angewandte Kunst Anett Lamprecht, stellvertretende Direktorin, Publikation: GRASSI Museum für Angewandte Kunst Zeitschrift ART AUREA Vorsitz: Dr. Olaf Thormann, Direktor, mit integriertem GRASSI Museum für Angewandte Kunst Ausstellerkatalog (144 Seiten) Förderer: Grassipreise: Plakat Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung, Grassipreis der Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung: Faltblatt Sparkasse Leipzig, Galerie Slavik Wien, Sonngard Marcks Postkarte Familie Lyskov-Saucier, culturtraeger GmbH, Grassipreis der Sparkasse Leipzig: formverleih® Freundeskreis GRASSI Museum Grassipreis der Galerie Slavik, Wien: Svenja John für Angewandte Kunst e. V. Apolline-Preis der Familie Lyskov-Saucier: Juraté Ridziauskaite· Grassinachwuchspreis: Amélie Ukas und Chris Walter Kooperationspartner: Designers’ Open / Leipziger Messe 16.10.2017 –– 31.10.2017 Besucher/-innen: 10.000 AUSWAHL DER ANKÄUFE GRASSIMESSE 2016 Im Jahr 2017 durften wir auf 20 Jahre Neu die dänische Keramikerin Bodil Manz und den dem altbekannten Holz noch möglich sind, illust- Foyer gründung der Grassimesse zurückblicken. Für die deutschen Silberschmied Rudolf Bott. rierte das Masterprojekt »Soft boiled« von Markus interessante Zusammensetzung der Aussteller/ Vier deutsche Kunsthochschulen gaben darüber Weber, mit dem er an der Fakultät Angewandte Jährlich erwirbt das Museum auf der Grassimesse -innen sorgte erneut eine neunköpfige Jury, deren hinaus Einblicke in ihre Ausbildung. Zum ersten Kunst Schneeberg der Westsächsischen Hoch- herausragende Stücke der dortigen Aussteller/ jährlich wechselnde Zusammensetzung für je- Mal dabei war die Kunsthochschule Kassel. Die schule Zwickau abschloss. Ebenfalls experimentel- -innen. Mit Hilfe des Freundeskreises können so- weils neue Facetten sorgt. Neben den Einzel Klasse Industriedesign/Ausstellungsarchitektur len Charakter hatten die Studienarbeiten der Tex- wohl die Arbeiten der Preisträger/-innen als auch aussteller/-innen hat das Museum eine Reihe von unter Leitung von Prof. Jakob Gebert bot mit der tilklasse der Burg Giebichenstein Kunsthochschule weitere Stücke erworben werden. Dieses Engage- Partnern gezielt eingeladen, um durch spezifische »Kasselcollection« nicht nur eine eindrucksvolle Halle von Prof. Bettina Göttke-Krogmann. Unter ment zu würdigen und die Aussteller zu moti Projekte das Spektrum der Messe zu erweitern Sammlung beispielhafter Arbeiten aus dem Studi- dem Thema »Das richtige Maß« widmeten sich vieren, ist Ziel der kleinen Präsentation in zwei und zu akzentuieren. Als Gastland durften wir in engang Produktdesign, sondern auch eine äu- die Studierenden der Begrenztheit der Ressour- Foyer-Vitrinen, in denen eine Auswahl der Ankäu- diesem Jahr Wales begrüßen, das acht walisische ßerst kreative und ästhetische Standgestaltung. cen, dem Klimawandel und der Zerstörung der fe des letzten Jahres vorgestellt werden. Optisch Kunsthandwerker auf höchstem Niveau präsen- In der Klasse Schmuck und Gerät der Hochschule Umwelt. am auffälligsten waren die großen, mit farbigen tierte. Auch die Präsenz einer eingeladenen Gale- für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildes- Glasuren versehenen Gefäße des Keramikers Lutz rie hat sich in diesem Jahr fortgesetzt: Die Gale- heim von Prof. Georg Dobler fokussierten sich die Projektleiterin: Sabine Epple Aussteller/-innen der Grassimesse in der Pfeilerhalle. Könecke, daneben lagen als »Kleinodien« die Bro- ristin Rosemarie Jäger stellte international hoch Studierenden als Semesterthema auf die »Farb- schen von Petra Zimmermann, die sie aus Bügeln renommierte Künstler/-innen vor, unter anderem Gestalt«. Welche neuartigen Konstruktionen mit alter Damenhandtaschen fertigt. 18 19
4.11.2017 –– 14.10.2018 1 Ring BLUMEN Kirsten Garzareck, Halle/Saale, 1998 Kunststoff, Stahl Schenkung der Künstlerin, Grassimesse, 1998 FLOWERS 2 Dose mit Blumendekor FLEURS Königliche Porzellan-Manufaktur Meissen, 1739 Porzellan, polychrome Aufglasur- und Goldbemalung Pfeilerhalle Ankauf 1925 Plakat, Faltblatt 3 Teller mit Tulpen und Rosen Postkartenserie Iznik, Türkei, 17. Jh. Quarz-Fritte-Keramik, Inglasurbemalung 3 Ankauf Kirkor Minassian, Paris, 1906 Blumen kommen nie aus der Mode. Seit jeher inspirieren sie Künstler/-innen wie Betrachter/ -innen. Sie begleiten und verschönern unseren Alltag. Ihre vielfältigen Formen und Farben schei- nen unerschöpflich und sind immer wieder an regend für die Gestaltung neuer Muster im Ge- schmack der Zeit. Der Kosmos der Dekore ist dabei groß: detailgetreue, an der Natur orientierte »Wunderbare Ausstellung! Blumenmalereien, neue, fantasievolle Blüten- Qualität, Vielfalt, Humor. schöpfungen oder ganz auf Linie und Fläche redu- Ich bin beschwingt zierte Muster und Ornamente. wieder hinausgegangen« (Aus dem Besucherbuch) Für die elf Monate laufende Präsentation wurden über 300 Exponate aus Glas, Metall und Keramik aus den Depots des Museums ans Licht geholt. In zwölf Stationen spielte die Ausstellung assozi- ativ mit dem Reichtum und der Fülle floraler Mo- grassi tive und Dekore in Kunsthandwerk und Design. Besucher/-innen: 17.200 Die Themen reichten dabei von »Vergissmeinnicht und Rosen« über die »Inspiration Ostasiens« und den »Orientalischen Zauber« bis hin zu »Fantasti- schen Blüten« und »Flower Power für die Tafel«. Die Kombination von historischen und modernen Exponaten aus Europa und Asien lud dabei zu überraschenden und spannenden Entdeckungen ein. Kuratorin: Ute Camphausen 1 2 »Eine rundum gelungene Ausstellung! Da geht einem das Herz auf … so viel Schönes an einem Ort … Danke!« »Unglaubliche Auswahl! (Besucherbucheintrag von H. Sawall/ Stendal, Altmark) Möchte nicht wissen, was alles noch im Keller lagert!« 3 (Besucherbucheintrag von H. Hofmann) 20 21
23.11.2017 –– 6.5.2018 JASPER MORRISON THINGNESS Großer Ausstellungsbereich Besucher/-innen: 14.000 Plakat Faltblatt Infobroschüre 1 Jasper Morrison bei sche Gestaltungsgedanken haben sein als »inter- der Ausstellungseröffnung national« charakterisierbares Design am stärksten inspiriert. 2 Stehleuchte Superloon Flos, 2015 Die Ausstellung »Thingness« (im Deutschen etwa: Dinglichkeit) war die erste Retrospektive Morri- sons und eröffnete nicht nur einen Blick auf sein Publikation: vielfältiges Gestaltungsspektrum, sondern hob Jasper Morrison, die für Morrison wegweisendsten und bedeu- A Book of Things, tendsten Gestaltungsmomente seiner bisherigen Lars Müller Publishers, Karriere hervor. Chronologisch in vier Jahrzehnte Zürich 2015 (312 Seiten) gegliedert, von den 1980er bis zu den 2010er Jahren, zeigte sie Morrisons Entwicklungsprozess, 1 von seinen gestalterischen Anfängen bis zu sei- nen aktuellsten Entwürfen. Für Leipzig wurde die Schau mit Morrisons neuesten Entwürfen erwei- Für den Produktdesigner Jasper Morrison (*1959 tert. Neben Archiv- und Bildmaterial ergänzten in London) zeichnet sich gutes und langlebiges von Jasper Morrison verfasste Ausstellungstexte Design durch funktionale Aspekte und eine be- die Präsentation und gaben Einblicke in Entwurfs- wusste gestalterische Zurückhaltung aus. Unter und Inspirationsprozesse ausgewählter Objekte diesem Credo hat der Designer in seiner bisher sowie in designspezifische Themen und Fragen. 35-jährigen Karriere zahlreiche Entwürfe für un- Darüber hinaus zeigten die Slideshow »A World terschiedlichste Alltagsgegenstände gestaltet und Without Words« und die mit Texten verknüpfte umgesetzt. Ob Möbel, Leuchten, Küchenuten Fotoserie »The Good Life« Zusammenhänge zwi- silien, Wohnaccessoires oder Elektronik – Morri- schen Design und Alltag auf. Morrison, der die son setzt sich hinsichtlich der Produktgestaltung fotografierten Orte und Dinge im Alltag oder auf keine Grenzen. Reisen entdeckte, präsentierte damit in Anleh- Seit 2005 definiert und prägt der Begriff »super- nung an seinen von Einfachheit geprägten Gestal- normal« seine Gestaltungsprinzipien, er meint tungsgedanken zugleich merkwürdige, kreative reine Formen, Verzicht auf Dekor, eine unaufdring- und simple Gestaltungsmöglichkeiten. liche und zeitlose Gestaltung, Funktionalität so- Unterschiedliche Stuhlmodelle luden die Be su wie die Rückbesinnung auf ursprüngliche Grund- cher/-innen in der Ausstellung dazu ein, das De- formen. Dafür setzt sich Morrison immer wieder sign von Jasper Morrison zu testen. mit bereits vorhandenen, meist auch anonymen Entwürfen auseinander und befasst sich mit typo- Koordinatorin: Karoline Harms logischer Weiterentwicklung. Ausstellungsgestalter: Michel Charlot und 2 Für Jasper Morrison ist das Entwerfen ein an Jasper Morrison Studio dauernder Denkprozess. Mittels akribischer Be obachtung skizziert und studiert er zunächst ausführlich, bevor er einen Entwurf in den Ferti- Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit gungsprozess entsendet. Neben der Reduzierung mit Jasper Morrison und dem auf Form und Funktion spielen auch der bewusste CID – Centre d’Innovation et de Design, Umgang mit unterschiedlichen Materialien und Grand Hornu, Belgien, realisiert. die atmosphärische Wirkung der Objekte im Raum eine wichtige Rolle. Skandinavische und japani- 22 23
23.11.2017 –– 6.5.2018 DELFT PORCELAIN Europäische Fayencen Orangerie 1 Balustervase Abtsbessingen, um 1753/1791 Fayence, Inglasurbemalung in Gelb und Blau Erwerbung von Besucher/-innen: 10.000 Alma Zöllner, Dresden, 1917. Ehemals Sammlung Publikation: Julius Zöllner, Leipzig Thomas Rudi, Europäische Fayencen. Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg, Monique Ruhe, Botschaftsrätin für Kultur und Kommunikation der Botschaft des Königreichs der Niederlande, und Dr. Skadi Jennicke, Bürgermeisterin 17.–18. Jahrhundert, für Kultur der Stadt Leipzig, werden anlässlich der Ausstellungseröffnung von Dr. Thomas Rudi durch die Ausstellung geführt. Bestands- und Verlustkatalog GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig, Passage-Verlag, Leipzig 2017 »Und so strahlt denn auch der Gartensaal des Grassi-Museums (376 Seiten) in Blau-Weiß. Nicht zuletzt durch einen riesigen Wandbehang an der Stirnseite, auf dem Kacheln aus dem Museumsbestand vergrößert reproduziert sind ... ein Kunstwerk eigenen Rechts.« Mit der Sonderausstellung »Delft Porcelain. Seit dem 17. Jahrhundert waren Fayencen äu- schen Kunst- und Kulturgeschichte. Sie reflektie- (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.1.2018) Europäische Fayencen« zeigte das Museum einen ßerst begehrt. Sie gehörten sowohl beim Adel als ren die Lebensformen des 18. Jahrhunderts in bedeutenden, gleichwohl bisher nur wenig beach- auch beim gehobenen Bürgertum zum festen Be- ihrer großen Komplexität und ihrem ganzen Reich- teten und ausgestellten Sammlungsbestand – standteil einer exklusiven Innenraumausstattung. tum und offenbaren zugleich gesellschaftliche europäische Fayencen der unterschiedlichsten Vermögende Bürger/-innen und Aristokrat/-innen Verhältnisse, repräsentative Ansprüche und zeit- Manufakturen und Länder. Der zeitliche Rahmen bestellten große Deckelvasen und Prunkgefäße, typische Sitten. bewegte sich dabei vom 17. bis zum 18. Jahrhun- repräsentative, teilweise mit den Familienwappen In der Ausstellung konnte jede/r Besucher/-in dert. bemalte Service oder Gebrauchsgeschirre. Mit der Fliesen mit den unterschiedlichsten Motiven be- Der Bestand des Museums an Fayencen ist außer- Fayence versuchte man, das kostbare chinesische malen – dabei dienten die Exponate der Inspira gewöhnlich umfangreich und qualitativ herausra- Porzellan, das von der 1602 gegründeten »Veree- tion. Das Angebot kam sehr gut an, insgesamt gend. Seit der Eröffnung des Museums 1874 wur- nigden Oostindischen Compagnie« nach Europa wurden über 1.200 Fliesen bemalt. 2 den Fayencen kontinuierlich gesammelt, sodass importiert wurde, in Form und Bemalung mög- die Kollektion heute ungefähr 580 Geschirre und lichst exakt nachzuahmen. Diese Wirkung erreich- Kurator: Dr. Thomas Rudi 2 Bildplatte 157 Fliesen nahezu aller bedeutenden Manufak- te man durch einen kobaltblauen Dekor auf einer Bayreuth, Knöllerperiode, 1736 Bemalung: Adam Friedrich von turen umfasst. In der Ausstellung wurden diese weiß deckenden Zinnglasur. Die oft aufwändig Löwenfinck, Fayence, Aufglasurbe Fayencen zum ersten Mal umfassend der Öffent- gearbeiteten Kunstwerke sind bis heute Belege malung in Purpur-Camaieu und Gold lichkeit vorgestellt. einer der ideenreichsten Epochen der europäi- Förderer: Ankauf von Rudolph Lepke, Berlin. Sächsische Landesstelle für Ehemals Sammlung Adalbert Plakat Museumswesen an den Staatlichen Freiherr von Lanna, Prag Faltblatt Kunstsammlungen Dresden Postkarte 3 Platte »Ausstellungen können erklären, informieren, Straßburg, Periode Paul Hannong, interessieren und einfach schön sein. Alles liegt um 1754/1760 hier vor! Selten so viele Infos praktisch erklärt 3 Fayence, polychrome Aufglasur- bemalung vorgefunden. Einfach wunderbar!« Schenkung von Anton Mädler, (Eintrag im Besucherbuch, 13.4.2018) Leipzig, 1910 24 25
2.6.2018 –– 7.10.2018 1 Affe Entwurf: Kay Bojesen, 1951 Limba- und Teakholz Schenkung Hugo Ströh, Kiel, 2016 MADE IN DENMARK 2 Schaukelstuhl »Relaxer 2« Entwurf: Verner Panton, 1974 FORMGESTALTUNG SEIT 1900 Ausführung: Rosenthal Studio-linie Schenkung Friedhelm Wachs, 2017 Großer Ausstellungsbereich 3 Pendelleuchte »PH Artichoke« Entwurf: Poul Henningsen, 1958 Ausführung: Louis Poulsen & Co. 1 Kupfer, Edelstahl Schenkung Friedhelm Wachs, 2018 4 »Spaltekande« Entwurf: Eva Stæhr-Nielsen, 1932 Glasur: Nathalie Krebs, Ausführung: Saxbo Stentøj, 1937–1945 Steinzeug, glasiert Kunsthandwerk und Design aus Dänemark wird Ebenfalls spannend war der Blick auf die Tenden- Erworben 2016 man als Sammlungsthema in norddeutschen Mu- zen im Art déco und Funktionalismus. Sowohl das seen vielleicht ohne weiteres vermuten – aber im berühmte dänische Silber als auch die kerami- Der in die Ausstellung integrierte Bereich »Spille 5 Sitzgruppe mit Tisch 3 Leipziger Grassi Museum für Angewandte Kunst? schen Arbeiten gaben eine Eindruck davon, wel- Salon« bot den Besucher/-innen die Möglichkeit, Entwurf: Johan Rohde, wohl vor 1900 Holz, Birkenfurnier, Textilbezug (erneuert) Und doch wurde hier, in der sächsischen Metropo- chen Facettenreichtum die dänische Formgestal- dänisches Design nicht nur zu betrachten, son- Schenkung Familie Lafrenz, le, seit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts nach tung jener Zeit bereit hielt: von der expressiven dern auch anzufassen und spielerisch zu begrei- Hamburg, 2014 und nach, verstärkt aber in jüngster Zeit, eine Tierplastik über sachlich-geometrische Silberkan- fen. Es standen u.a. Legosteine, SOMA-Würfel mittlerweile über 900 Positionen umfassende nen bis hin zu frivolen Porzellanfiguren. Der Kera- und Bojesen-Spielfiguren zur Verfügung. Auf ei- aussagekräftige Kollektion dänischer Kunstwerke mik, die über alle Zeiten eine bedeutende Rolle nem Bildschirm wurden die dänischen Kultfilme publikationen: zusammengetragen. Diese Sammlung war der spielte, wurde sogar ein eigener Themenkomplex aus der Reihe »Die Olsenbande« gezeigt sowie Olaf Thormann (Herausgeber), Anlass zur Ausstellung und der begleitenden gewidmet. Spätestens aber nach 1945 hat sich eine Auswahl an Literatur aus und über Dänemark Made in Denmark. Publikation. »Made in Denmark« als internationales Marken- bereitgehalten. Formgestaltung seit 1900. Mit Textbeiträgen von zeichen etabliert. Dänisches und im weiteren Sinn Sabine Epple, Carsten Klodt, Dänisches Design ist untrennbar mit namhaften skandinavisches Design hat seither Vorbildcharak- »SIMPLY DANISH« schloss sich als eigenständi- Theresa Stiller und Designikonen des 20. Jahrhunderts verbunden. ter und ist bis heute Inbegriff und Ausdruck eines ger Ausstellungteil an. Hier wurde die neue Olaf Thormann, Dänische Entwerfer/-innen, von Kaare Klint über zeitlosen und dennoch modernen Lebensstils. Sammlung von Marion und Jörg Schwandt aus 4 Arnoldsche Art Publishers, Stuttgart 2018 (288 Seiten) Arne Jacobsen bis hin zu Verner Panton, haben Spezifisch ist dabei, dass sich im dänischen De- Berlin gezeigt. Rund 170 Schmuckstücke aus Sil- die Produkt- und Wohnkultur ganzer Generatio- sign handwerkliche Qualität mit einem hohen ge- ber, darunter Entwürfe namhafter Designer wie Jörg Schwandt, nen geprägt, vor allem in der zweiten Hälfte des stalterischen Anspruch verbindet und dabei ein Georg Jensen, Mogens Ballin und Henning Koppel SIMPLY DANISH. 20. Jahrhunderts. Dass aber dieser Ära ebenso enorm breites Publikum erreichte. Diese Ära, de- komplettierten das Bild und warfen dennoch ein Silver Jewellery 20th century/ Silberschmuck des 20. Jahrhun- bedeutende Gestalter/-innen, Kunsthandwerker/- ren Auswirkungen bis heute spürbar sind, konn- eigenes Schlaglicht auf die dänische Schmuckent- derts, Arnoldsche Art Publishers, innen sowie international beachtete Strömungen ten wir mit Designikonen wie dem Egg-Chair, ei- wicklung des 20. Jahrhunderts. Stuttgart 2018 (232 Seiten) vorausgingen, wird seltener thematisiert. Doch ist nem frühen Entwurf von Verner Panton, und es gerade der Skønvirke, so der Name der däni- zahlreichen weiteren Designklassikern belegen. Erfreulicherweise wird die Ausstellung »MADE IN Plakat schen Ausprägung des Jugendstils, der die Basis Auch die neueren und aktuellen Strömungen fan- DENMARK« im Frühjahr 2019 im finnischen Glas- Faltblatt für das moderne dänische Design schuf. Den her- den Eingang in die Ausstellung. Sie dokumentie- museum von Riihimäki gezeigt und geht danach Postkartenserie ausragenden Vertretern dieses Stils, Thorvald ren das Kunststück dänischer Gestalter/-innen im Herbst 2019 ins Hofmobiliendepot in Wien. Bindesbøll und Johan Rohde, wurde daher in der und Hersteller/-innen, sich trotz vielfältiger inter- Ausstellung mit zwei Möbel-Ensembles besonde- nationaler Einflüsse eine typisch skandinavische Kuratorin: Sabine Epple re Beachtung geschenkt. Sie waren jeweils der Note zu erhalten. Projektassistent: Carsten Klodt Nukleus, um den sich weitere Objekte aus Porzel- Ausstellungsgestalter: Frank Lustig lan, Silber und Steinzeug gruppierten. »Geboten wird ein spannender Querschnitt durch mehr als ein Jahrhundert dieses Teils europäischer Designgeschichte. Neben Möbeln, Glas und Spielzeug bilden selten gesehene keramische Erzeugnisse einen Schwerpunkt.« (Mitteldeutsche Zeitung, 30.6./1.7.2018) Förderer: Sächsische Landesstelle für Museumswesen an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 5 Besucher/-innen: 12.200 2 26 27
2.6.2018 –– 30.9.2018 CAROLEIN SMIT L’AMOUR FOU Orangerie publikation: Begleitpublikation: CAROLEIN SMIT. WORKS. »Esta es la exposición mas interessante que le visto Mit Textbeiträgen von en mucho tiempo. Tengo una nueva artista favorita.« Frits Achten, Reino Liefkes, Olaf Thormann und Harry Tupan, (Maria Vega aus Portugal) WBOOKS Verlag, Zwolle 2018 (368 Seiten) Plakat Faltblatt literarische Flugblätter Besucher/-innen: 10.600 1 Wie in einer Amour fou, einer scheinbar unver- 2. Juni bis zum 30. September 2018, das Drents Dood« (»Schönheit und Tod«) von Dagmar Bren- »Erschütternde, faszinierende Wesen nünftigen, aber doch höchst leidenschaftlichen Museum Assen vom 3. November 2018 bis zum decke und Walter Brun. Speziell aus Anlass der und Szenen. Aus geschmeidigem Ton und süchtig machenden Liebe, verbindet Carolein 3. März 2019. GRASSI-Präsentation hat die in Leipzig lebende Smit in ihren keramischen Skulpturen Gegensätze. Die Leipziger Ausstellung umfasste über 30 Ein- und arbeitende Autorin Kathrin Jira den Auftrag naturalistisch geformt. Mit üppigen Wo wird Unschuld zu Schuld, Leben zu Tod? Wo zelplastiken aus dem Werk der Keramikkünstlerin, übernommen, sich in literarischen Texten einzel- Farbglasuren und schimmerndem Gold ist der Übergang, der Wendepunkt? Das sind Fra- wobei der Fokus auf Arbeiten der 2010er Schaf- nen Werken der Ausstellung zu nähern. Ihre Kurz- in ihrer Wirkung gesteigert. gen, denen die Niederländerin Carolein Smit nach- fensperiode lag. Eine Besonderheit stellte das ei- geschichten lagen als Flugblätter in Deutsch und Carolein entführt uns in eine mystische, spürt. Ihre geheimnisvollen Figurationen wirken gens für Leipzig geschaffene monumentale Toten- Englisch für die Besucher/-innen bereit. märchenhaft verstörende Welt« ebenso kostbar und verführerisch wie gefährlich, tanzrelief dar. Vor einem nachtblauen Hintergrund Das museumspädagogische Projekt »Die Geister, (Ahoi – Das Stadtmagazin für Leipzig und Region) zerbrechlich und schmerzhaft. Zugleich scheinen agierten filigrane weiße Keramikfiguren und bil die ich rief« lud die Besucher/-innen partizipativ sie von einem hintersinnigen Humor erfüllt. Sie deten den zentralen Blickpunkt im Ausstellungs- dazu ein, auf einer Miniatur-Bühne figurative Sze- sind heutig, aber ihr Alter Ego wurzelt in der Welt raum. Die Einzelplastiken waren – thematisch nen zu kreieren, die auf das große Totentanzrelief der Wunderkammern, Devotionalienkabinette und korrespondierend – freistehend im Raum ange- von Carolein Smit antworten. in den mythisch-phantastischen Verästelungen ordnet. 1 Mädchen mit Hund der Kunstgeschichte. Leihgaben der Künstlerin und der Galerie Michael Kurator: Dr. Olaf Thormann (Rück- und Vorderseite) »Carolein Smit. L’amour fou« war Teil einer Haas Berlin bereicherten dabei den eigenen klei- Carolein Smit, 2015 Ausstellungstrilogie mit Werken der Künstlerin in nen Sammlungsbestand, der auf eine Schenkung Irdenware, polychrome Bemalung London (GB), Leipzig (D) und Assen (NL). Das Vic- der Rotterdamer Sammlerin Rosemarie Willems 2 Lamm mit dreiköpfigem toria and Albert Museum London zeigte Arbeiten zurückgeht. Einen Blick hinter die Kulissen ge- Förderer: 2 Monster in Flammen von Carolein Smit vom 20. März bis 30. Septem- währte der in der Ausstellung laufende, 2010 Botschaft des Königreichs der Carolein Smit, 2014 ber 2018, das Leipziger GRASSI Museum vom fertiggestellte Dokumentarfilm »Schoonheid en Niederlande in Deutschland Irdenware, polychrome Bemalung 28 29
26.10.2018 –– 28.10.2018 Jury: Paul Derrez, Schmuckkünstler und Galerist, Amsterdam Grassimesse 2018 Simone ten Hompel, Silberschmiedin, London Benigna Klemm, Kuratoriumsmitglied der Internationale Verkaufsmesse für Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung KUNSTHANDWERK und Design Rostislav Koryčánek, Kurator Mährische Galerie in Brünn Dr. Sebastian Preuss, Kunstjournalist der Alle Sonderausstellungsbereiche und Foyers Zeitschrift »Weltkunst« Dr. Alfred Weidinger, Direktor Museum der bildenden Künste Leipzig Besucher/-innen: 10.000 Sabine Epple, Kuratorin Sammlungen Moderne, GRASSI Museum für Angewandte Kunst Anett Lamprecht, stellvertretende Direktorin, GRASSI Museum für Angewandte Kunst Vorsitz: Dr. Olaf Thormann, Direktor, GRASSI Museum für Angewandte Kunst Förderer: Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung, Sparkasse Leipzig, Galerie Slavik Wien, Familie Lyskov-Saucier, culturtraeger GmbH, Freundeskreis GRASSI Museum für 2 Angewandte Kunst e. V. Publikation: Zeitschrift ART AUREA Kooperationspartner: mit integriertem Designers’ Open / Leipziger Messe Ausstellerkatalog (140 Seiten) Plakat Faltblatt Postkarte Tragetasche 4 1 Zwei Gastländer haben die vergangene Messe be- halle und bot exklusives Kunsthandwerk von vorgestellt. Neben Schmuck und Gerät, das die sonders geprägt: Zum einen Tschechien, das sich weltweit erfolgreichen koreanischen Künstlern an. Studierenden auf ihre physikalischen und ästheti- im Rahmen des tschechischen Kulturjahres unter Darüber hinaus konnte man hochinteressanten schen Qualitäten hin untersuchten, hat sich eine 3 dem Titel »Ahoj« nicht nur im Museum präsen Gastredner/-innen lauschen, die einen vertieften weitere Klasse der Hochschule mit Glasformen tierte, sondern auch sonst das Leipziger Kultur Einblick in die koreanische Gestaltungsphiloso- beschäftigt. In Kooperation mit der Glasmanu geschehen vom Herbst 2018 an mitbestimmte. phie boten. faktur Harzkristall Derenburg haben zwölf Studie- Unter der Betreuung der Moravská galerie v Brně, Schon im Vorfeld motivierten die Pläne des Gast- rende Metallinterventionen entwickelt und damit der Mährischen Galerie in Brünn, hat sich junges landes viele koreanische Kunsthandwerker, sich individuell geblasene Glasformen manipuliert. tschechisches Design im GRASSI vorgestellt. ebenfalls zu bewerben. Am Ende entschied sich Schwerpunkt aber war das Werk des Designers die Jury für sechs koreanische Einzelaussteller, die Projektleiterin: Sabine Epple und Keramikers Milan Pekař. zum Teil in Deutschland leben, aber auch zum Teil Grassipreise: Unser koreanischer Partner schuf dagegen gleich den weiten Weg aus Korea auf sich genommen Grassipreis der Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung: mehrere Gelegenheiten, sich zu präsentieren: Im haben. Isabelle Enders Durchgang zum ersten Ehrenhof boten Informati- Zum ersten Mal dabei in diesem Jahr war auch Grassipreis der Sparkasse Leipzig: Antje Dienstbir onstafeln über den Titel und die im Weiteren zu die Hochschule Trier/Trier University of Applied 1 Der Stand von Teenytini (Julia Lange) Grassipreis der Galerie Slavik, Wien: Jil Köhn erwartenden Designer einen ersten Einstieg. Im Sciences Idar-Oberstein, die bekanntlich für in Apolline-Preis der Familie Lyskov-Saucier: Angela Schönewald 2 Pfeffermühlen »Dolores« ersten Obergeschoss wurde die fiktive Wohnung novative Gestaltung im Bereich Edel-und Grassi-Nachwuchspreis: Christian Andrés Parra Sánchez Isabelle Enders, 2017, Manipulierter 3D-Druck eines koreanischen Designers zum Messestand, Schmucksteine einen Namen hat. Die sechs jun- Preis der Grassifreunde: Ludwig Menzel. Dieser Preis wurde der nicht nur der Kommunikation diente, sondern gen Absolven/-innen zeigten ihre Abschlussarbei- 3 Antje Dienstbir (rechts) neu gestiftet und 2018 erstmals vergeben. auch zahlreiche Kaufinteressierte mit Produkten ten unter dem Titel »Big Bang«, der den aufse- vor einer ihrer Vitrinen in der Pfeilerhalle. vorwiegend aus dem Grafikdesign anzog. Die henerregenden Arbeiten auf jeden Fall gerecht 4 Oberbürgermeister Burkhard Jung koreanische Galerie Soluna Fine Art präsentierte wurde. Mit experimentellen Arbeiten hat sich übergibt den Grassipreis der Carl und Anneliese sich im Eingangsbereich zur großen Ausstellungs- diesmal auch eine weitere Klasse aus Hildesheim Goerdeler-Stiftung an Isabelle Enders. 30 31
16.10.2018 –– 4.11.2018 BUNDESPREIS ECODESIGN Pfeilerhalle 8.10.2018 –– 4.11.2018 AUSWAHL DER ANKÄUFE GRASSIMESSE 2017 Foyer Der Tradition folgend, waren auch 2018 die Er- werbungen der vorangegangenen Messe ausge- Aus Anlass der Grassimesse 2018 wurden alle verträglichen und materialeffizienten Produktge- stellt und fanden zur Grassimesse besondere Be- nominierten und prämierten Wettbewerbsbeiträ- staltung«, das mit Unterstützung der Deutschen achtung. Die Spendenaktion des Freundeskreises ge zum Bundespreis Ecodesign in der Pfeilerhalle Bundesstiftung Umwelt durchgeführt wird. Ziel erlaubte uns wieder, die Stücke der Preisträger/ des Museums präsentiert. Die Ausstellung und ihr ist, kleine und mittlere Unternehmen, Design -innen zu erwerben und darüber hinaus noch wei- begleitendes Veranstaltungsprogramm sind Teil büros und Agenturen für das Thema Ecodesign zu tere Arbeiten für die Sammlungen zu sichern. des Umweltkommunikations- und Netzwerkpro- sensibilisieren und sie für die Anwendung öko Diesmal war nicht nur ein eindrucksvoller Armreif Teller »Libellen« jektes »Ecodesign als Beitrag zu einer umwelt logischer Prinzipien zu gewinnen. von Svenja John dabei, sondern auch eine Stola Sonngard Marcks, von Kristiina Karinen, die Lotte Reimers für uns Wolfenbütttel, 2017 erworben hatte. In den anderen Vitrinen bildeten Ton, Engobe- und Glasurmalerei Erworben mit Unterstützung die textilen Exponate von Jūratė Ridziauskaitė und des Freundeskreises des das puristische Tablett von Otto Bayer einen schö- Museums von der Künstlerin, nen Kontrast. Grassimesse 2017 32 33
10.11.2018 –– 13.10.2019 GEFÄSS | SKULPTUR 3 Deutsche und internationale Keramik seit 1946 Pfeilerhalle 1 Offene Form Kari Brovold Hagen, Årnes und Venabygd (Norwegen), 2007 Porzellan, in Sandform gegossen, Sand gestrahlt, zwei Glasuren, Anagama-Holzofenbrand Schenkung aus der Sammlung Dr. Olaf Thormann im Gespräch mit den beiden niederländischen Stifterinnen Petra Verberne (links) und Rosemarie Willems (rechts) während der Ausstellungseröffnung. Petra Verberne, 2012 2 »Falling into place« Ken Eastman, Hamnish bei Leominster/Herefordshire (Groß- britannien), 2014 Steinzeug, aus geschnittenen und Förderer: 2 Sächsische Landesstelle für Museumswesen verformten Platten gebaut, montiert, an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden; mit Oxiden und Engoben bemalt »Schon der erste Blick in diese Publikation Schenkung von L. Reimers, 2015 Gesellschaft der Keramikfreunde e. V., Köln 1 beeindruckt durch die Vielzahl der hervor- Plakat ragenden Abbildungen und die gezeigte Band- Faltblatt Postkarten breite des keramischen Schaffens. Gelegentlich überrascht die Gegenüberstellung von Objekten Das Museum zeigt in seiner Art déco-Pfeilerhalle zogen oder das Verhältnis zwischen diesen bei- verschiedener Künstler, die man nach den eine Auswahl exzellenter keramischer Arbeiten. den Möglichkeiten ausgelotet. Im begleitenden Namen der Künstler so auf Anhieb nicht er- Formkraft und Glasurschönheit stehen dabei im Katalogbuch werden knapp 600 Werke von nahe- Mittelpunkt. zu 300 herausragenden Künstler/-innen aus Euro- wartet hätte; sie öffnet aber neue Sichtweisen Die künstlerische Studiokeramik zählt zu den am pa und der Welt präsentiert, unter anderem von und überzeugt durch den Gleichklang von Farbe, stärksten angewachsenen Sammlungsbereichen Ingeborg und Bruno Asshoff, Christine Atmer de Glasur, Oberflächen oder ähnlichem. Außerdem des Museums. Bereits 2008/2009 und 2013/2014 Reig, Richard Bampi, Hedwig Bollhagen, Werner steigert die so getroffene Auswahl und An- wurden in zwei großen und viel beachteten Aus- Bünck, Claude Champy, Michael Cleff, Carmen ordnung die Spannung. Dazu trägt auch die stellungen zahlreiche, oft auf Schenkungen zu- Dionyse, Ruth Duckworth, Jean-François Fouil- Qualität der Fotografie bei, die den Keramiken rückgehende keramische Arbeiten vorgestellt. Auf houx, Johannes Gebhardt, Ernst Häusermann, eine Seele einhaucht. Insgesamt ist es ein diese Ausstellungen folgte erneut eine Vielzahl Görge Hohlt, Kiho Kang, Horst Kerstan, Beate großartiges Werk geworden, das als Bestands- exzellenter Schenkungen. Diese sind Grundlage Kuhn, Klaus Lehmann, Daniel de Montmollin, Rolf der Fortsetzungsausstellung »GEFÄSS | SKULP- Overberg, Lotte Reimers, Lucie Rie, Elke Sada, katalog zusammen mit den vergangenen TUR 3« und einer weiteren umfänglichen Begleit- Totaro Sakuma, Ursula und Karl Scheid, Martin publikation: Bänden die internationale Keramik seit 1946 publikation. Schlotz, Tatsuzō Shimaoka, Carolein Smit, Wen Olaf Thormann, vorbildlich beleuchtet und damit als Standard- In der Keramik manifestieren sich die künstleri- delin Stahl, Ulla Viotti, Gerald und Gotlind Weigel, GEFÄSS | SKULPTUR 3, werk einzustufen ist.« schen Entwicklungen seit dem mittleren 20. Jahr- Yoshikawa Masamichi. Arnoldsche Art (Christa und Ulrich Philippi, 21.11.18) Publishers, hundert vielgestaltig und imposant. Formkraft Stuttgart 2018 und Glasurschönheit begegnen sich. Immer wie- Kurator/-in: Dr. Olaf Thormann, Luise Richter (544 Seiten), der wird der Weg vom Gefäß zur Skulptur voll Ausstellungsgestalter: Heinz-Jürgen Böhme deutsch/englisch 34 35
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