BULLETIN 5 - Credit Suisse
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DAS MAGAZIN DER CREDIT SUISSE OKTOBER/NOVEMBER 2000 BULLETIN 5 www.credit-suisse.ch/bulletin KONJUNKTURPROGNOSEN 2001 VON KOPF BIS FUSS AUF WACHSTUM EINGESTELLT DEVISENGESCHÄFTE SO MEISTERN SIE DAS WÄHRUNGSRISIKO INTERNETKULTUR SCHLUSS MIT DER FIRMENPROPAGANDA DIE UNTERNEHMEN ENTDECKEN IHR HUMANKAPITAL
KONZENTRIERTES LERNEN. «HUMANKAPITAL» AUF DEM WEG ZU ERFOLGREICHEM «BÖRSENGANG». CREDIT SUISSE, AUSBILDUNG, ZÜRICH, 09.35 UHR.
EDITORIAL SCHWERPUNKT: «HUMANKAPITAL» Mein ganz privater Giftschrank Mein Blut ist in Wallung, es sträubt sich das eine oder «Humankapital» ist ein ökonomisches Konzept, andere Nackenhaar. Bei Worthülsen wie «Kollateral- dem in unserer Gesellschaft immer mehr Aufmerk- schäden», «Belegschaftsaltlasten» oder eben «Human- samkeit geschenkt wird. Es repräsentiert das kapital» schaltet das Sprachsensibelchen in mir im Leistungspotenzial, das in ausgebildeten und hoch Handumdrehen auf Alarmstufe Rot. Gerne würde qualifizierten Arbeitskräften schlummert. Neben ich auf der Stelle meinen mentalen Giftschrank öffnen Geld, Wertpapieren und Sachwerten ist es eine und dieses Wort auf Nimmerwiederhören darin ver- weitere Vermögenskategorie. schwinden lassen. «Humankapital» ist aber mehr als eine gesichts- Aber ich beginne zu recherchieren, tauche ein lose Masse, mehr als nur ein kalkulierbarer Faktor, ins Internet und lande schon bald einen Volltreffer: der sich in der Bilanz niederschlägt. Es sind Men- «Humankapital» wurde 1998 beinahe zum Unwort schen mit Ecken und Kanten, die den Unterschied des Jahres gekürt. Aber nur beinahe. Auf der Ziel- machen, die dank ihrer Persönlichkeit und ihren geraden überholt wurde es schliesslich von einem Talenten Farbe in den Alltag bringen. Menschen, Ausdruck der Giftklasse 1, dem «sozialverträglichen die diesem Konzept Leben und Wärme einhauchen, Frühableben». Zu dieser zweifelhaften Ehre kam es begreifbar machen. «Humankapital» lässt mich der Begriff, weil Albrecht Schmidt, Chef der Bayeri- nach wie vor erschauern, wenn ich es ausspreche. schen HypoVereinsbank, «Humankapital» als Aus- Aber ich gebe zu, dass mein Urteil vielleicht etwas druck für Kinder verwendete und so Menschen voreilig war. Und schliesse meinen Giftschrank und Waren auf die gleiche Stufe setzte. wieder, wenn auch mit Vorbehalt. RUTH HAFEN, REDAKTION BULLETIN 3 CREDIT SUISSE BULLETIN 5 | 00
Seiler DDB www.reuters.com Millionen von Menschen verlassen sich auf das Internet, wenn sie Informationen benötigen. Aber auf wen verlässt sich das Internet?
INHALT SCHWERPUNKT: «HUMANKAPITAL» 6 Trend | Der Mensch gehört in die Bilanz 16 Headhunter | Erbarmungsloser Kampf um Talente Rolf Dörig | Markt und Gemeinsinn 20 24 28 Armani, Spielberg & Co. | Alles über Topkassierer Vier Porträts | Männer mit inneren Werten 6 Humankapital: Der Mensch wird zum AKTUELL Erfolgsfaktor Nummer eins. 35 Anlagekonto Flex | Schöner Zins, fettes Sparschwein Ticino Informatica | Internet Banking und Traumreisen Simpel und billig | Reich werden im Internet 36 Nachhaltige Anlagen | Gutes tun und Geld gewinnen ECONOMIC RESEARCH 20 40 Konjunkturprognose | Die Wirtschaft wächst weiter Rolf Dörig, CEO Credit Suisse Banking: «Wir 44 Arbeitsmarkt | Die Schattenseiten der Überalterung nehmen unsere soziale Verantwortung wahr.» 47 Unsere Prognosen zur Konjunktur 48 Direktinvestitionen | Mitgift für ausländische Töchter 51 Unsere Prognosen zu den Finanzmärkten E-BUSINESS 52 Internet | Neue Märkte lernen schneller 58 61 WAP | Das Internet in der Tasche @propos | Opium fürs Volk 40 SERVICE Trotz Inflationsgefahr und Ölkrise: Die Schweizer Wirtschaft prosperiert auch 2001. 62 Devisenhandel | Geldgeschäfte rund um den Globus SPONSORING 66 Dirigenten | Teamwork statt Tyrannei ist angesagt 69 Agenda CARTE BLANCHE 44 70 Das Kreditgeschäft der Zukunft | Franz-Josef Groth Die neue Credit Suisse - Arbeitsmarktstudie zeigt Die Schweiz braucht ausländische Arbeitskräfte. 58 Internet provoziert Gespräche: Kunden erwarten mehr als Firmenpropaganda. 5 CREDIT SUISSE BULLETIN 5 | 00
KAPITAL» Das Erfolgsrezept für den Konkurrenzkampf unserer Tage könnte banaler nicht sein: In unserer Informationsgesellschaft entdecken die Unternehmen die Ressource «Mensch». Noch taucht das Humankapital zwar nicht in den Firmenbilanzen auf – doch das ist nur eine Frage der Zeit. VON CHRISTIAN PFISTER UND MEILI DSCHEN, REDAKTION BULLETIN 7 CREDIT SUISSE BULLETIN 5 | 00
Der Mensch gehört in die Bilanz ■■ Cashflow, Return on Investment, Turn- Maschen klassischer Unternehmensbe- die darauf verzichtet hatten. Kein Wunder, over, Profits – und wie die Zauberwörter wertung gefallen sind. dass für den Faktor «Mensch» nach Mess- der Buchführung alle heissen mögen: Un- Dass das Immaterielle nicht ins Reich grössen gesucht wird. bestechlich geben sie darüber Auskunft, der Esoterik gehört, sondern zum Über- Noch tun sich die meisten Firmen schwer wie es um ein Unternehmen bestellt ist. lebensfaktor avanciert – darüber gibts damit. «Wären die Firmen so schlecht über Könnte man meinen. kaum Zweifel. «Doch was nicht gemessen ihre Geschäftskennzahlen informiert wie In Zeiten, in denen Unternehmen der wird, wird nicht getan», heisst das Mantra über die Leistungskennzahlen ihrer Mitar- «New Economy» für Furore sorgen, ist es moderner Unternehmensführer. «Nur weil beitenden, so hätten sie ein happiges Prob- jedoch vorbei mit der Sicherheit buchhal- das Humankapital schwierig zu messen ist, lem mit ihren Investoren», lautet die Ein- terischer Kunst. Immer weniger fällt für darf dies nicht heissen, dass man es nicht schätzung der Boston Consulting Group, Analysten ins Gewicht, welche handfesten versucht», sagt Karl P. Ruoss, Leiter Hu- die ein System entwickelt hat, das neben Vermögenswerte wie Fabriken oder Anla- man Resources Credit Suisse. der Effizienz des eingesetzten Kapitals gen eine Firma ihr Eigen nennt. Fachleute auch die Effizienz des Personaleinsatzes sind sich einig: «Die neue Wirtschaft baut Die Suche nach der Messlatte ermittelt. Das System nennt sich «Work- nicht mehr auf physischem Kapital und Im deutschen Managermagazin war un- onomics»: Personalbasierte Kennzahlen Ressourcen auf, sondern stützt sich auf längst zu lesen: «Auf einmal haben Finanz- berücksichtigen, dass Unternehmen in der das intellektuelle Kapital.» experten und Berater in ihren Modellen «neuen Wirtschaft» viel stärker über die Pfiffige Ideen und Geschäftsmodelle einen Erfolgsfaktor entdeckt, der bisher Mitarbeiter geführt werden müssen als lassen den Wert eines Unternehmens in durch das Raster der Analyse gefallen ist: übers Kapital. So fliessen unter anderem die Höhe schnellen. Amazon.com zum den Menschen.» Und gemäss einer Studie Werte ein wie die Fähigkeit eines Unter- Beispiel, die Internet-Buchhändlerin par der Beraterfirma Ernst & Young nutzen nehmens, Mitarbeitende mit hohem Po- excellence, weist einen Buchwert von rund Analysten an der Wall Street zu einem tenzial zu rekrutieren oder zu binden. Auch 620 Millionen Dollar aus; der Marktwert Drittel Informationen, die nichts mit Finan- die Produktivität und der Mehrwert, die ein liegt derweil bei 26 Milliarden Dollar – trotz zen zu tun haben, um Unternehmen ein- Mitarbeiter bringt, werden einbezogen. roter Zahlen. Die Differenz heisst im Jar- zuschätzen. Überraschen mag dabei ein Die Boston Consulting Group zeigte gon «immaterielles Vermögen», ein Wert, Zusammenhang: Jene Analysten, die auch Mitte 2000 mit einem Rating von 18 bör- der auf den Mitarbeitern, ihren Fähigkei- «weiche» Informationen in ihre Analyse senkotierten Schweizer Firmen, wie perso- ten sowie auf Informationen und Wissen einbezogen hatten, waren in ihren Gewinn- nalorientiert diese sind und wieviel Mehr- beruht. Elemente, die bisher durch die voraussagen genauer als ihre Kollegen, wert ihre Mitarbeiter schaffen. Oben im 8 CREDIT SUISSE BULLETIN 5 | 00
«HUMANKAPITAL» ■■ «Vergleichen Sie die Firma mit einem macher, wissenschaftlicher Leiter des FAW. Baum. Zu viele Manager denken nur an die Für Dirk Sollte, Dozent an der Hochschule Früchte und vergessen, dass für künftige St.Gallen und am FAW in Ulm, ist klar: Ernten die Wurzeln entscheidend sind.» Wissensmanagement ist von so grund- Ein Zitat von Leif Edvinsson, jenem Ma- legend strategischer Bedeutung, dass es nager, der als einer der ersten geistiges zur Chefsache deklariert werden muss: Kapital zu bilanzieren begann und den «Wissensmanagement muss auf der höchs- schwedischen Versicherungskonzern Skan- ten Verantwortungsebene betrieben wer- dia zum Pionier in Sachen Wissensma- den. Denn nur so kann es übergreifend nagement machte. und integrierend wirken.» Wissensmanage- Das war Mitte der Neunzigerjahre. Mitt- ment soll auch bei einer ganzheitlichen lerweile ist erkannt, dass Wissen Produkti- Sicht des Menschen ansetzen. Denn nicht ons- und Wettbewerbsfaktor Nummer eins jedes Wissen ist manifest. Vieles wird in der Informationsgesellschaft ist. Und wie nicht ausgesprochen und gelangt daher jede Ressource muss sie bewirtschaftet nie auf eine Harddisk. «Das Bauchwissen, und erschlossen werden. Viele Unterneh- die Erfahrungswerte, die Interaktionen men beschäftigen Knowledge Manager, eines Menschen, sein implizites Wissen und es gibt kaum Management-Sympo- also, sind mindestens so wichtig wie das sien mehr, an dem nicht das Schlagwort explizite», sagt Dirk Sollte. Rating fanden sich Firmen wie Roche, «Wissensmanagement» auftaucht. Die Eine Firmenkultur, die den Wissens- Novartis oder Disetronic. Bei Spitzenreiter Webseiten mit Tipps und Tops zum Thema austausch betreibt und fördert, Kontakt- Hoffmann-La Roche beispielsweise liegt sind nicht mehr überschaubar. flächen bietet und zur Weiterbildung die durchschnittliche Wertschöpfung pro Alle reden davon, doch nicht alle wissen, motiviert, ist Voraussetzung für ein erfolg- Mitarbeiter bei 213 000 Franken; zieht worum es geht. Was ist effizientes Wis- reiches Wissensmanagement. Das per- man davon die Kosten pro Mitarbeiter sensmanagement ? Für die Ökonomen vom sönliche Netzwerk und das Vorwissen von 127 000 ab, ergibt sich ein Mehrwert Forschungsinstitut für anwendungsorien- von Mitarbeitern sind Potenziale, die das von 86 000 Franken. Und das hat Einfluss terte Wissensverarbeitung FAW im deut- Unternehmen systematisch nutzen kann. auf den Aktienpreis. Denn je grösser der schen Ulm gilt: Intranet und Datenbank Eins ist klar: Weil das Know-how der Mehrwert, desto wertvoller die Aktie. So alleine tuns noch nicht. Mitarbeiter das Kapital der Zukunft ist, liegt der Marktwert von Hoffmann-La «Wissensmanagement wird zwar stark muss alles getan werden, damit es effi- Roche fünfmal höher als der Buchwert. betont, teils aber in einer naiven, verwal- zient genutzt wird. Das Unternehmen sei Der Faktor «Mensch» gewinnt an Be- tungsorientierten Art, in der sich das The- gefordert, «Bedingungen herbeizuführen, deutung – und will gepflegt sein. Nicht nur ma reduziert auf neue Werkzeuge wie unter denen Mitarbeiter sich bestmöglich in Zeiten der Vollbeschäftigung. Helmut Dokumentenmanagementsysteme. Wis- entfalten können», sagt Franz Josef Rader- Maucher, ehemaliger Verwaltungsratspräsi- sen ist aber in seinen tiefen Dimensionen macher. Eine Perspektive, die uns allen, dent von Nestlé, war sich dessen bewusst, nur schwer erschliessbar und schon gar die wir ja Wissensquellen sind, wie Musik als er dem Journalisten der deutschen nicht ohne weiteres auf Rechnersysteme in den Ohren klingen muss. Wochenzeitung «Die Zeit» in die Feder zu bringen», schreibt Franz Josef Rader- diktierte, Investitionen in Humankapital, Motivation und Image seien genauso wichtig wie Investitionen in Marketing, Werbung und Forschung, weil dadurch im Unternehmen Glaubwürdigkeit geschaffen werde. «Wenn ich deswegen bei Nestlé in einem bestimmten Jahr statt vier Milliar- den Franken Nettogewinn nur 3,9 Milliar- den mache, dann ist das eine sehr kluge Entscheidung.» Wissensmanagement – aber wie ? 9 CREDIT SUISSE BULLETIN 5 | 00
C.P. Lassen sich diese Punkte in einem «Hu- man-Capital-Index» zusammenführen? K.P.R. Wir tun uns noch schwer damit, diese Leistungsindikatoren in einem Index zu verdichten. Wir sind der Ansicht, dass wir die Realität damit nur ungenügend Karl P. Ruoss: «Ich habe Skrupel, wiedergeben und die Komplexität des Humankapitals fahrlässig reduzieren wür- vom Wert eines Menschen zu sprechen.» den. Blinde Zahlengläubigkeit ist fehl am Platz. Sicher ist indes: In der Regel wird ■■ der Faktor Humankapital eher zu wenig Interview mit Karl P. Ruoss, K.P.R. Richtig zufrieden darf ich als Lei- berücksichtigt in der Bewertung eines Leiter Human Resources Credit Suisse ter Human Resources nie sein, sonst lau- Unternehmens, weil er schwierig zu er- fe ich Gefahr, Entwicklungen und Poten- fassen ist. CHRISTIAN PFISTER Für Sie ist das Humankapi- ziale zu verpassen. Dennoch bin ich stolz tal einer Firma der entscheidende Faktor, um darauf, was wir in den letzten Jahren be- C.P. Wie steigern Sie den Wert der Credit Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Warum? wegt haben. Suisse-Teams? KARL P. RUOSSProdukte, Dienstleistungen Wir setzen bei der Personalarbeit K.P.R. und Preise gleichen sich immer mehr an. C.P. Wie viel wert ist ein Mitarbeiter der Credit drei Schwerpunkte. Zum einen beim Re- Sie sind leicht zu imitieren. Für den Unter- Suisse? cruiting; beim Anstellen neuer Mitarbeiter schied im Markt sorgt der Mensch. Die Art K.P.R. Das ist eine unethische Frage. Ich haben wir die Chance, einen qualitativen und Weise, wie wir den Kunden begegnen, habe Skrupel, vom Wert eines Menschen Sprung zu machen. Dann setzen wir auf entscheidet über unseren Erfolg. Unsere zu sprechen. Man kann dies nicht durch Entwicklung; was wir an Kompetenz nicht Mitarbeitenden, ihr Wissen, ihre Erfahrung, Zahlen ausdrücken. am Markt einkaufen können, müssen wir Einstellung und Haltung sind einzigartig – selber aufbauen. Und nicht zuletzt das das gilt es zu nutzen. Und vergessen wir C.P. Wie würden Sie fragen? Stichwort «Retention»: Haben wir die rich- nicht: Der Rohstoff der Banken sind Infor- K.P.R. Wir sprechen vom Marktpreis der tigen Leute auf den richtigen Positionen, mationen und Wissen; viel davon liegt bei Mitarbeitenden, der sich in seinem Gehalt dann wollen wir sie auch behalten. Arbeiten den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. ausdrückt. wir hier gut, können wir die Leistung un- seres Humankapitals steigern. C.P. Wie messen Sie den Wert des Human- C.P. Woraus setzt sich der Preis zusammen? kapitals? K.P.R. Drei Elemente sind massgebend: C.P. Mit Erfolg? K.P.R. Grob gesagt lässt sich dieser Wert die Funktion, die Person und der Arbeits- K.P.R. Ich finde, ja. Natürlich ist es immer bestimmen, indem wir den Buchwert (An- markt. Unter Funktion verstehe ich die die Mischung verschiedener Massnah- lagen, Ausrüstungen, Kapital) vom Markt- Führungs- und Fachverantwortung eines men, die Erfolg bringt. So die Rahmenbe- wert eines Unternehmens abzählen. Die Mitarbeiters, die Komplexität der Aufgabe dingungen, die Leistung fördern, honorie- Differenz ist das immaterielle Vermögen, sowie das Ausmass seiner unternehmeri- ren und konsequent auf die strategischen der Wert der Mitarbeiter, der Fähigkeiten schen Verantwortung in Bezug auf Kosten, Ziele ausrichten. Etwas vom Wichtigsten und Informationen. Nehmen wir zum Bei- Erträge und Risiken. Unter dem Aspekt der ist, dass die Arbeit für den Einzelnen sinn- spiel die Internetfirma Yahoo: Ihr Buchwert Person verstehen wir die persönliche und anspruchsvoll ist; daraus ergibt sich beträgt 622 Millionen Dollar; der Markt- Leistung, das Führungs- und Teamverhal- ein stimmiges Zusammenspiel von Auf- wert liegt bei rund 84 Milliarden Dollar. Das ten, die Marktfähigkeit, aber auch Wissen gaben, Kompetenzen und Verantwortlich- heisst: 99,25 Prozent des Börsenwerts und Erfahrung. Beispielsweise messen wir keiten. Und vergessen wir nicht: Die Un- entfallen auf immaterielle Werte – letztlich die Fähigkeit des Managements, ausge- ternehmenskultur ist die Basis für ein auf die Fähigkeiten und das Wissen der zeichnete Mitarbeitende zu halten und positives Arbeitsklima. Hier tragen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Yahoo. weiterzuentwickeln. Und zuguterletzt: der Führungskräfte eine grosse Verantwor- Arbeitsmarkt – schliesslich arbeiten wir tung, weil ihre Mitarbeiterinnen und Mitar- C.P. Sind Sie mit dem Humankapital in der nicht losgelöst vom Umfeld. Der Markt beiter sie als Vorbilder der Firmenkultur Credit Suisse zufrieden? beeinflusst das Gehalt. wahrnehmen. 10 CREDIT SUISSE BULLETIN 5 | 00
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■■ Ein Ölscheich hat es gut. Der lebt vom schwarzen Gold und kauft sich von den fetten Gewinnen Rennpferde oder Luxus- limousinen. Was aber, wenn der letzte Öl- tropfen versiegt ? «Ein Land ohne natürliche Rohstoffe kann sich glücklich schätzen», sagt der Ökonom Bruno S. Frey, Professor an der Universität Zürich. Für die Zukunft ist ein Glücklich, wer keine Rohstoffe hat solches Land besser gewappnet, denn es setzt auf den einzigen Rohstoff, der bei guter Bewirtschaftung nie ausgehen wird: auf das Humankapital. ✛ Somit täte der Ölscheich gut daran, seine Petrodollars sinnvoll zu investieren: In Forschungszentren, in Universitäten, in Think Tanks. Denn das Kapital, das in den Köpfen, nicht im Boden steckt, wirft lang- fristig die höchsten Zinsen ab. Mittlerweile haben Studien bewiesen: Je kleiner der Anteil der Landwirtschaft (Primärsektor) ✛ einer Volkswirtschaft, desto grösser das Wirtschaftswachstum. Wirtschaftsprofes- sor Bruno S. Frey: «Die rohstoffarme BILDUNG HILFT, DEN JOB ZU SICHERN DER SCHULSACK IM LÄNDER- VERGLEICH Bildung sichert die persönliche Marktfähigkeit, denn je höher das eigene Vergleicht man den Ausbildungsstand der 19- bis 64-Jährigen in Ausbildungsniveau, desto kleiner die Wahrscheinlichkeit, arbeitslos zu werden. den USA, Deutschland, Italien, Schweden und der Schweiz, zeigt sich folgende Verteilung: Erwerbslosenquote nach Ausbildungsniveau, 1995 25% USA 20% Deutschland 15% Italien Deutschland 10% Schweden Schweden Schweiz Spanien 5% USA Schweiz 0% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Unterhalb Sekundarbereich II Sekundarbereich II Kein Abschluss oberhalb des Schulobligatoriums Nichtakademischer Tertiärbereich Abschluss auf Sekundarstufe II Hochschulbereich Abschluss auf Tertiärstufe Quelle: «Indikatoren zum Humankapital der Schweiz», Bundesamt für Statistik, 1998 Quelle: «Indikatoren zum Humankapital der Schweiz», Bundesamt für Statistik, 1998 12 CREDIT SUISSE BULLETIN 5 | 00
«HUMANKAPITAL» Schweiz befindet sich in einer günstigen im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt Bei dieser Dynamik kann die Schweiz Ausgangslage. Allerdings müssen wir die sind verglichen mit anderen Ländern hoch. nicht mehr mithalten. Die Ausbildungs- freien Mittel für den Aufbau des wirklich Allerdings lohnt sich ein teurer Bildungs- dauer beträgt hierzulande unterdurch- entscheidenden Rohstoffs, des Human- weg: je höher der Abschluss, desto praller schnittliche 15,7 Jahre. Obwohl auch kapitals, verwenden.» Tut die Schweiz al- der Lohnsäckel. Und je niedriger das Aus- bei uns die Hochschulstufe ausgebaut so genug, um Qualifikationen und Wissen bildungsniveau, desto höher das Risiko, wurde, beginnen nur 16 Prozent der jun- zu fördern, sind die Investitionen in Bil- erwerbslos zu werden. Wer nur die obliga- gen Schweizerinnen und Schweizer ein dung, Aus- und Weiterbildung ausrei- torische Schulpflicht erfüllt hat, verdient Universitätsstudium und nur neun Prozent chend ? in der Schweiz ein Fünftel weniger als je- schliessen es ab. Mit einem Anteil von 22 Diese Fragen stellen sich auch die Sta- mand, der einen Berufsabschluss hat, und Prozent Hochschulabschlüssen rangiert tistiker regelmässig, so dass die Schweiz ist zwei- bis dreimal häufiger erwerbslos. die Schweiz international im Mittelfeld. mittlerweile über einen schönen Fundus Man hat erkannt, wie zentral die Bil- von Studien und Statistiken zum Thema dung als Fundament für Wohlstand und Bildung forciert Produktivität «Humankapital» verfügt. Fazit: Ein hoher Stabilität ist. Weltweit sind die Bildungs- Trotzdem brauche die Schweiz den Ver- Stand an Wissen und Können wirkt sich systeme im Umbruch. Die durchschnittli- gleich mit dem Ausland nicht zu scheuen, für Gesellschaft und Individuum positiv che Ausbildungsdauer steigt, im Schnitt meinte Volkswirtschaftsminister Pascal aus. Erwerbsquote, Lohn, politisches Inte- der OECD-Länder beträgt sie heute fast Couchepin vor einem Jahr in einem Inter- resse, ja sogar das körperliche Wohlbefin- 17 Jahre. Der universitäre Sektor wird view. Ein Beweis, dass das Schweizer Bil- den steigen, je höher das Bildungsniveau überall ausgebaut und die Zahl der Stu- dungssystem funktioniere, sei das hohe ist. Gut 80 Prozent der Schweizer haben dierenden stieg in den Neunzigerjahren Lohnniveau der Schweiz: «Hohe Löhne nach dem Schulobligatorium einen zusätz- markant an. Im Durchschnitt begannen sind nur dank hoher Produktivität unter- lichen Abschluss gemacht. Und man lässt 1996 34 Prozent der Auszubildenden ein nehmerisch verkraftbar. Und die hohe Pro- sich die Bildung in der Schweiz etwas kos- Universitätsstudium, immerhin 22 Prozent duktivität erklärt sich unter anderem mit ten. Die öffentlichen Bildungsausgaben schlossen es auch ab. der guten Bildung der Arbeitnehmer.» Allerdings: Nicht alle Löhne sind hoch, und nicht für alle ist Bildung gleich zu- WER HAT, DEM WIRD GEGEBEN gänglich. Das Fazit aller nationalen und in- ternationalen Studien lautet: Fähigkeiten und Chancen sind in einer Bevölkerung ungleich verteilt. Generell gilt: Wer hat, dem Die Statistik zeigt: Je besser ausgebildet jemand ist, desto mehr wird gegeben. Zu Weiterbildungsmassnah- investiert er oder sie durchschnittlich in Weiterbildung. ✛ men haben in erster Linie die Gutausge- bildeten Zugang. Und in vielen Ländern fliessen die meisten Gelder ins höhere Bildungswesen, während andere Bereiche 80% zu kurz kommen. «Es besteht die Gefahr, dass die Schere 60% zwischen den Hochqualifizierten und den Deutschland 1994 Unqualifizierten immer grösser wird», sagt Schweden 1996 Peter Niggli, Geschäftsleiter der Arbeits- Schweiz 1996 40% gemeinschaft Swissaid, Fastenopfer, Brot USA 1995 für alle, Helvetas und Caritas. Jene, die 20% den Sprung zu den Dienstleistungsjobs nicht schaffen, werden von den Segnungen 0% des Humankapitals nicht viel mitbekom- men. Immerhin werden sie auch weiterhin Primar- und Sekundarstufe I Sekundarstufe II ein schmales Auskommen finden, denn, Nichtakademischer Tertiärbereich so Peter Niggli, «auch die New Economy Akademischer Tertiärbereich braucht Putzkolonnen». Quelle: «Indikatoren zum Humankapital der Schweiz», Bundesamt für Statistik, 1998 13 CREDIT SUISSE BULLETIN 5 | 00
Roberto Zanetti: «Die Motivation konnte man mit Geld nicht aufwiegen.» ■■ Die Zeiten haben sich gewandelt im akzeptierte den Rückzug nicht. Dem Werk mehr, Maschinen sind an Stelle russ- solothurnischen Gerlafingen. Das «Werk- drohte die Schliessung. Zanetti mobilisier- geschwärzter Arbeiterkolonnen getreten, hotel», einst das stolze Lokal der Patrons, te die Medien und die Kantonsregierung. Computer steuern komplexe Produktions- ist heute ein unscheinbares Restaurant So liess sich der Verwaltungsratspräsident prozesse. Stahl Gerlafingen hat mit 550 namens «Gerlafingerhof». Der «Frohsinn», der fusionierten «Swiss Steel», Robert Angestellten eine höhere Produktivität als einst eine Arbeiterbeiz, erhielt kürzlich 16 Jeker, überzeugen, das Werk weiterzu- die alte Von Roll mit deren 3000. «Tech- Gault-Millau-Punkte. Und die «Von Roll», führen. Grosse Summen wurden seither nologie- und Modernisierungssprünge einst übermächtiges Industrieunterneh- in den Umweltbereich investiert, «Stahl treffen alle Branchen», sagt Zanetti, «nicht men, heisst heute «Stahl Gerlafingen» und Gerlafingen» gilt heute weltweit als eines nur die Stahlarbeiter. Nur sind ihre Start- bietet gut 500 Arbeitsplätze. Anfang der der saubersten Stahlwerke. bedingungen noch etwas härter. Denn das Siebzigerjahre waren es noch 3000. Gerettet hat das Werk, davon ist sind Menschen, die es gewohnt sind, mit «Den Strukturwandel können wir nicht Roberto Zanetti überzeugt, die Willens- Metern und Tonnen umzugehen, nicht mit be- oder verhindern», sagt Roberto Zanetti, kraft der Belegschaft. «Sie waren bereit, Millimetern und Grammen.» 46-jähriger ehemaliger Gemeindepräsi- bis zum Äussersten zu gehen. Diese Moti- dent von Gerlafingen, der heute für die SP vation konnte man mit Geld nicht aufwie- Acht Prozent gehen stempeln Solothurn im Nationalrat sitzt und für den gen. Schliesslich hat das die Entschei- Stahlarbeiter wird es immer geben, wenn Schweizerischen Eisenbahnerverband ar- dungsträger beeindruckt. Und darin liegt auch immer weniger. Die Verlierer haben beitet. «Wir leben nicht mehr im Stahlzeit- das Humankapital dieses Unternehmens.» nichts zu lachen. Wegen dem Ausländer- alter.» Allerdings: Ganz vorbei ist es mit Lange bestand das Humankapital des anteil von 36 Prozent und vielen Niedrig- dem Stahl in Gerlafingen noch nicht, und Stahlarbeiters aus seiner Körperkraft. qualifizierten hat Gerlafingen eine Arbeits- das ist auch Zanettis Verdienst: Er hatte Dieser widmete man sogar ein Denkmal: losenquote von knapp acht Prozent. Für sie sich 1996 dafür eingesetzt, dass die 550 Auf einer Verkehrsinsel in der Dorfmitte bietet der Kanton Solothurn, der sich vom Von Roll-Arbeitsplätze erhalten blieben. steht ein Arbeiter aus Bronze, der eine Industrie- zum Dienstleistungskanton ent- Der andere Stahlgigant, die luzernische Zange mit einem langen, dünnen Stück wickelt, nur noch wenige Arbeitsplätze. Von Moos, hatte das Von Roll-Werk über- Stahl schwingt: Das Abbild eines «Walz- Zanetti: «Jene, die es nicht schaffen, müs- nommen, wollte aber wegen ökologischer werkers», der im Stahlwerk die Knochen- sen – das ist ganz einfach unsere Pflicht – Altlasten vom Kauf zurücktreten. Von Roll arbeit macht. Walzwerker gibt es nicht von der Gesellschaft getragen werden.» 14 CREDIT SUISSE BULLETIN 5 | 00
I N VES T I E R E N SIE IN W E R T E, DE R E N D IVI D E N D E LIEBE I S T. H O M E O F PA S S I O N F Ü R U H R E N U N D J U W E L E N bahnhofstrasse 31 8001 zürich tel 01 221 10 80 w w w. b e y e r - c h . c o m
VON JÄGERN UND GEJAGTENEin neuer Wind weht durch die Steppen des Arbeitsmarkts. Arbeitgeber müssen heute innovativ sein, um aus dem Kampf um die begehrten Fachkräfte als Sieger hervorzugehen.
«HUMANKAPITAL» VON RUTH HAFEN, dem Kandidatensalär, anteilsmässig aus gebaut werden; das erleichtert die Arbeit. REDAKTION BULLETIN Fixum, Bonuszahlung und Aktien. «Ein guter Berater muss eine hohe Wahr- Das Geschäft der Direktansprache lebt nehmung für die Anliegen der Kandidaten von der Diskretion. Executive Search Con- haben», führt Stüdi weiter aus. Ein feines Sie stellen ihre Beute nicht auf Pfähle ge- sultants sind Geheimniskrämer. Kunden- Gespür im Umgang mit Menschen schlägt spiesst in die gleissende Mittagssonne namen geben sie unter keinen Umständen sich schliesslich in der Bilanz nieder – zum Trocknen. Sie schmücken auch nicht preis, und genaue Umsatzzahlen halten sie sowohl in der des Headhunters wie auch stolz ihre Häuser mit ihren Jagdtrophäen. geheim, so gut es geht. Die Luft auf höchs- in derjenigen des Auftraggebers. Derlei Gruseliges kann man in der ein- ter Ebene ist dünn, die Konkurrenz schläft schlägigen Abenteuerliteratur vergangener nie. Doch so frenetisch manches Ergebnis Der Krieg um Talente ist voll im Gang Jahrhunderte über das Treiben der Kopf- erfolgreicher Kuppelei in den Medien ge- Die Konjunktur boomt. In einer Zeit, in der jäger Amazoniens oder Südostasiens lesen, feiert werden mag, das Alltagsgeschäft der Arbeitsmarkt so trocken ist wie die bequem ins Sofa gekuschelt bei einer der Headhunter ist geprägt von Fleiss- Kalahari, die Stellenanzeiger immer mehr Tasse Tee. Moderne Kopfjäger gehen dis- arbeit. Executive Search Consultants sind an Gewicht zulegen, werden im Krieg um kret vor auf der Grosswildjagd nach Talen- keine Einzelkämpfer, sondern greifen Talente kluge Köpfe nicht nur auf höchster ten. Sie sind bewaffnet mit Mobiltelefon zurück auf Ergebnisse, die von internen Managementstufe händeringend gesucht. und Laptop, im Köcher liegt das Superan- Researchmitarbeitern durch Branchen- Die rasanten technologischen Entwicklun- gebot für einen Stellenwechsel. Und sie analysen, Marktstudien und das Durch- gen der letzten Jahre, die Liberalisierung wehren sich gegen die Bezeichnung, die forsten von über Jahre angelegten Daten- des Telekommunikationsmarktes, das stetig die Umgangssprache für sie bereithält: banken erarbeitet wurden (siehe Box). wachsende E-Business, haben neue Be- Nicht Headhunter oder Kopfjäger möch- «Um die richtigen Leute kennen zu lernen rufsfelder entstehen lassen. Dies zeitigt ten sie genannt werden, sondern einiges und bestehende Kontakte zu pflegen, eine erhöhte Nachfrage nach gut ausge- eleganter und, ihrer diskreten Art entspre- muss man präsent sein in Vereinigungen, bildeten Fachkräften und hat entschei- chend, Executive Search Consultants. bei Vorträgen, an Fachveranstaltungen» dend zur Trockenlegung des Fachspe- Dabei entspricht das Berufsbild der Top- unterstreicht Denise Stüdi. Während Frau- zialisten-Marktes beigetragen. kader-Vermittler heute wohl eher dem eines en in der Personalvermittlung für Normal- So sind bereits einige Firmen dazu über- Kupplers. Hier gehen Profis auf Braut- sterbliche sehr gut vertreten sind, findet gegangen, Spezialisten im IT-Bereich mit schau, Ehen werden angebahnt, wenn man sie an der Spitze des hart umkämpf- der Hilfe von Headhuntern zu rekrutieren. auch nicht für die Dauer eines Lebens, so ten, von Männern dominierten Kaderver- Doch das können oder wollen sich lange doch für ein paar Jahre. mittlungsmarktes so selten wie weisse nicht alle leisten. Die Credit Suisse, neben Tiger. Denise Stüdi ist als Quereinsteigerin der UBS die zweitgrösste IT-Arbeitgeberin Spitzenleute sind dünn gesät von der IBM ins Executive-Search-Ge- in der Schweiz, ist vom Kampf um Talente Vermählungswillige Firmen, die für die schäft gestossen. Als Partnerin bei Heid- vor allem im Informatiksektor betroffen. Führungsebene Spitzenleute brauchen, rick & Struggles, einem Unternehmen, Bei einem Mitarbeiterbestand von 1500 finden diese kaum über ein Inserat in der das ausschliesslich im Sahnehäubchen- fest angestellten Informatikern plus zirka Tagespresse, denn diese Talente sind Segment der globalen Wirtschaft Direktan- 300 externen Mitarbeitern werden jährlich dünn gesät. Rekrutierungen auf höchster sprache betreibt, kennt sie ihr Arbeits- um die 150 Nachwuchsleute für die Infor- Ebene sollen schnell gehen. Um die Ideal- gebiet, den Technologiemarkt, von der matik rekrutiert. Diese Zahl umfasst Lehr- besetzung zu finden, werden keine Kosten Pike auf. linge, Hochschulabsolventen sowie Mit- und Mühen gescheut. Durchschnittlich arbeiter, die umgeschult werden. Laut beträgt das Honorar für eine Platzierung Headhunter halten Händchen Bernard Gailloz, Leiter Human Resources ein Drittel des ersten Jahressalärs des Das ist eine Voraussetzung für Erfolg im Consulting Technology, setzt die Credit vermittelten Kandidaten. So genannte Geschäft: «Wir müssen am Puls des Ge- Suisse bei der Rekrutierung von Hoch- «Equity Deals», in Amerika schon länger schehens sein, die Kandidaten kennen. schulabsolventen vorab auf Informations- an der Tagesordnung, sind laut Denise Und genauso wichtig: Die Kandidaten veranstaltungen an den Hochschulen und Stüdi, Partnerin bei Heidrick & Struggles, müssen uns kennen. Darum organisieren in der Bank. Auf dem Internet will man mit auch in der Schweiz zunehmend im Kom- wir uns nach Branchen.» Persönliche Kon- den firmeneigenen Websites den Studen- men. Bei diesem System besteht das takte sind eine Kernvoraussetzung für den ten die Bank als Arbeitgeberin im Infor- Honorar des Headhunters, entsprechend Erfolg eines Beraters. Vertrauen soll auf- matiksektor schmackhaft machen. Einem 17 CREDIT SUISSE BULLETIN 5 | 00
Bernard Gailloz, Leiter Human Resources werden. Zudem könnten auch andere Consulting Technology der Credit Suisse Arbeitsmodelle wie Teilzeitbeschäftigung oder Telearbeit ins Auge gefasst werden. «Wir möchten so schnell wie Auch mit grosszügigen Weiterbildungsan- möglich vom konservativen Bankimage geboten können Mitarbeiter bei der Stange gehalten werden. Hier sind grosse, finanz- loskommen.» kräftige Firmen im Vorteil. Denn im Kampf um Talente sollte man den Wert der Aus- generellen Trend folgend, ist man zudem seits wagen immer mehr Spezialisten den bildung nicht unterschätzen. Sie wurde in auch an den Internet-Jobbörsen präsent. Schritt in die Selbständigkeit, denn auf dem der Schweiz von den Arbeitgebern lange Es ist nicht nur das Geld, das im Krieg freien Markt können sie oft wesentlich Zeit vernachlässigt. Bei der Credit Suisse um Talente über Erfolg oder Niederlage mehr verdienen. hat man das erkannt und räumt der Nach- eines Arbeitgebers entscheidet. Auch das Die 1998 erschienene McKinsey-Stu- wuchsförderung einen hohen Stellenwert Arbeitsumfeld, die Aussicht auf interna- die «War for Talent» weist darauf hin, dass ein. Bernard Gailloz: «Wir sind sehr aktiv in tionale Einsätze sind für den Nachwuchs Mitspracherecht und Übernahme von Ver- der Aus- und Weiterbildung. Es hat keinen schlagkräftige Argumente. Denn wer die antwortung sowie vielfältige und schnelle Sinn, wenn wir uns hinsetzen und ver- Chance hat, im Silicon Valley zu arbeiten, Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb einer zweifeln, dass es keine Informatiker gibt.» «interessiert sich zumindest vorerst kaum Firma in Zukunft immer wichtiger werden. Talente wachsen nicht auf Bäumen, um für eine Stelle bei einem Schweizer Kon- Kleine Firmen und Start-ups liegen hier dann im Jahresrhythmus pflückreif und Foto: Pia Zanetti zern», meint Bernard Gailloz. Er führt wei- vorne im Kampf um Talente. Rigide Struk- konjunkturgerecht auf den Arbeitsmarkt ter aus, dass die Vorurteile vieler Absol- turen müssen aufgebrochen werden, zu fallen. Wer keine Fachkräfte ausbildet, venten gegenüber einer Grossbank ein Verantwortung soll vermehrt übertragen keine Talente sät, kann auch keine ernten. grosses Problem seien: «Gegen uns spricht das konservative Bankimage. Da- von möchten wir so schnell wie möglich loskommen. Die neuen Telekom-Anbieter oder kleine Internetfirmen haben bei den Studenten ein viel besseres Ansehen. Sie fürchten sich vor komplexen Hierarchien oder Kleiderzwang.» Talente können schaden Obwohl ein frischgebackener ETH-Infor- matiker auf dem momentanen Markt hor- rende Lohnforderungen stellen kann und sich vielfach eine Firma findet, die gewillt ist, diese auch zu erfüllen, lässt sich die Credit Suisse nicht erpressen. Gailloz: «Ein Talent kann auch Schaden anrichten. Leute, die sich aufspielen, haben bei uns keinen Platz. Sie müssen schon ins Team passen, das ist uns wichtig.» Obwohl für Genies schon mal Ausnahmen gemacht würden, fügt Gailloz an. Die Mitarbeiterbindung gewinnt für die Arbeitgeber immer mehr an Bedeutung. Einerseits versuchen Konkurrenten, ein- ander die Topfachkräfte mittels exorbitan- ter Salärangebote abzuwerben. Anderer- DENISE STÜDI VERDANKT IHREN BERUFLICHEN ERFOLG AUCH IHREM FEINEN GESPÜR IM UMGANG MIT MENSCHEN. 18
«HUMANKAPITAL» DAS SIND DIE «GROSSEN SECHS» UNTER DEN INTERNATIONALEN HEADHUNTERN: Global verzeichnet die professionelle Kandidatensuche im Auftrag Dritter jährliche Wachstumsraten zwischen 15 und 20 Prozent. Mittlerweile ist der Executive-Search-Markt weltweit rund zehn Milliarden Dollar schwer. Globalumsatz Zuwachsrate Anzahl Anzahl in Mio. $ Consultants Niederlassungen weltweit weltweit 1. Heidrick & Struggles International 435.8 +27.5% 391 69 2. Korn/Ferry International 433.4 +27.7% 413 72 3. TMP.Worldwide 295.7 +6.6% keine Angaben 40 4. Spencer Stuart 290.0 +21.6% 279 50 5. Egon Zehnder International 244.8 +12.2% 255 53 6. Russell Reynolds Associates 230.6 +21.5% 188 34 Quelle: Executive Search Review, April 2000 SO ARBEITEN HEADHUNTER Am Anfang einer Suche erstellt der Berater zusammen mit dem Klienten ein Kandidatenprofil. Gesucht wird die Person, die am besten ins Unternehmen passt. Wenn nicht schon Zielpersonen für die Direktansprache bekannt sind, erarbeiten Researcher eine Liste von Zielfirmen, innerhalb deren potenzielle Kandidaten identifiziert werden. Dieser Arbeitsschritt trägt massgeblich zum teilweise schlechten Ruf der Headhunter bei. Denn mittels so genannter «Cover Storys», Tarngeschichten, die die wahre Absicht des Anrufers verbergen, versuchen manche Resear- cher, an die benötigten Informationen über die Mitarbeiter einer Firma heranzukommen, damit diese dann direkt vom Berater kontaktiert werden können. Sind mögliche Kandidaten einmal definiert, wird in Absprache mit dem Klienten eine Auswahl getroffen. Erste Sondierungsgespräche werden geführt. Die Berater sind bis zum erfolgreichen Abschluss der Verhandlun- gen involviert. Nach erfolgreicher Einstellung hält der Berater noch während etwa einem Jahr mit Klienten und Kandidaten Kontakt. Während mindestens eines Jahres nach erfolgreichem Vertragsabschluss läuft zudem eine Sperrfrist: In dieser Zeit ist es für professionelle Headhunter tabu, Kandidaten wieder aus dem Unternehmen herauszulösen. Auch moderne Kuppler- dienste halten Garantiezeiten ein. CREDIT SUISSE BULLETIN 5 | 00
«GRUNDSÄTZLICH GEHE ICH DAVON AUS, DASS SOWOHL DAS INDIVIDUUM ALS AUCH DAS UNTERNEHMEN EIN HÖCHST- MASS AN EIGENVERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN SOLLTEN.» – ROLF DÖRIG, CEO CREDIT SUISSE BANKING SOZIALE VERANTWO IN ZEITEN ERSCH GEWISSHEITEN
RTUNG ÜTTERTER Für den CEO des Credit Suisse Banking steht ausser Zweifel: «Humankapital ist und bleibt unser wichtigstes Kapital.»
lassungen zu verhindern. Und wo externe Freisetzungen unumgänglich waren, wurde «Strukturanpassungen waren das so verantwortungsbewusst wie nur möglich getan. Die Bank hat dabei frei- notwendig – auch die Banken haben willig Aufgaben übernommen, die sie von sie weder verhindern können noch wollen.» Gesetzes wegen an die Regionalen Ar- beitsvermittlungszentren ( RAV) oder die Sozialdienste hätte abgeben können. An Einrichtungen nota bene, die von den Bür- VON ROLF DÖRIG, überdurchschnittlichen Löhnen und eben- gerinnen und Bürgern mit Steuergeldern CEO CREDIT SUISSE BANKING solchen Sozialleistungen, sondern wir unter- finanziert werden. nehmen auch alles Erforderliche punkto Die Personal- und Führungsverant- Wenn sich ein Banker zum Thema Markt- Weiterbildung und Information, damit wortlichen haben bei diesem Stellenabbau wirtschaft und soziale Verantwortung äus- unsere Mitarbeitenden im Falle von Um- überzeugende und glaubwürdige Arbeit sert, argumentiert er aus einer liberalen strukturierungen nicht verloren da stehen, geleistet, was ihnen auch in einer soziolo- Grundhaltung heraus, die allen «Stake- sondern weiterhin am Arbeitsprozess teil- gischen Untersuchung der Universität holders», vom Kunden über die Mitarbei- nehmen können. Und wenn es dann Neuenburg bescheinigt wird. Sie liessen tenden bis zu den Aktionären, aber auch tatsächlich zu einschneidenden Verände- einen «zentralen Bestandteil der früher all- der Gesellschaft als Ganzes, in hohem rungen kommt, dann wickeln wir diese gemein etablierten Unternehmenstradition, Masse gerecht zu werden versucht. Eine möglichst sozialverträglich ab. Wir gehen nämlich die Idee der Sozialverantwortung anspruchsvolle Gratwanderung, die nur dabei weit über die vom Gesetz geforder- des Kapitals und der unternehmerischen gelingen kann, wenn klar abgesteckt ist, ten sozialen Verpflichtungen hinaus. Loyalität gegenüber allen Mitarbeitern, wie die Verantwortlichkeiten zwischen Am besten kann ich das am Beispiel aufblühen», heisst es in der Studie. dem Individuum, dem Unternehmen und unserer Umstrukturierung vor vier Jahren Dass trotz diesem beachtlichen Auf- dem Staat aufgeteilt sind. illustrieren. Für den infolge der Umstruk- wand an sozialverträglicher Bewältigung Grundsätzlich gehe ich davon aus, turierung unvermeidlichen, aber sozialver- des Stellenabbaus nicht alle glücklich wur- dass sowohl das Individuum als auch das träglichen Abbau von 3500 Arbeitsplätzen den, soll hier nicht unterschlagen werden. Unternehmen ein Höchstmass an Eigen- haben wir 800 Millionen Franken aufge- Die «Erschütterung früherer Gewisshei- verantwortung übernehmen sollten – und wendet. Zahlreichen Mitarbeitenden konn- ten», wie das Missbehagen in der Neuen- der Staat nur dort ergänzend eingreift, wo te eine grosszügige Pensionierungslösung burger Studie benannt wird, fordert uns solidarische Verpflichtungen im Interesse offeriert werden. Jeder freigesetzte Mit- auch heute noch in der Gestaltung einer der Allgemeinheit vernachlässigt werden arbeitende wurde individuell betreut, bis glaubwürdigen Sozialpartnerschaft. Eine und nicht mehr allen Bürgerinnen und er oder sie intern oder extern eine neue verbreitete Herausforderung, welche die Bürgern ein menschenwürdiges Dasein ga- Stelle angetreten hatte. Auch wurden Mit- meisten anderen Branchen auch kennen, rantiert ist. In Anlehnung an ein bekanntes arbeitende finanziell und mit Beratungs- die in den vergangenen Jahren mit ein- Wort von John F. Kennedy heisst für mich leistungen beim Aufbau einer selbständigen schneidenden Veränderungen konfrontiert die erste Frage deshalb immer: Was müssen Tätigkeit unterstützt. waren. Doch diese Strukturanpassungen wir in unserem Unternehmen in die Wege waren in aller Regel notwendig – und auch leiten, auf dass wir unsere soziale Verant- Die Bank verhindert Entlassungen die Banken haben sie weder verhindern wortung selber wahrnehmen können ? Und Der eigens zu diesem Zweck geschaffene können noch verhindern wollen. nicht: Was muss der Staat bieten, damit wir Personalbereich, in welchem erfahrene Mit der Vorgehensweise bei ihrer Um- als Unternehmen sozial handeln können ? Führungs- und Personalverantwortliche strukturierung hat die Credit Suisse ein Als Grossbank nehmen wir unsere so- Einsitz nahmen, hat unter Ausnützung Beispiel von «best practice» an den Tag ziale Verantwortung in erster Linie unseren der natürlichen Fluktuation, mit zentraler gelegt. Dennoch leiten wir daraus niemals Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegen- Stellenbewirtschaftung, flexiblen Pensio- ab, dass nun alle Unternehmen in ver- über wahr. Denn das Humankapital ist nierungs- und Arbeitszeitmodellen, Förde- gleichbaren Situationen genau gleich han- Fotos: Pia Zanetti und bleibt unser wichtigstes Kapital, auch rung der Teilzeitarbeit, Umschulungspro- deln müssten. Nur zu gut wissen wir, dass wenn diese Formulierung reichlich abge- grammen und Unterstützungsleistungen sich eine derart umfassende Regelung droschen klingt. Wir tun das nicht nur mit bei Transfers alles unternommen, um Ent- nicht alle Unternehmen leisten können. 22 CREDIT SUISSE BULLETIN 5 | 00
«HUMANKAPITAL» Oder nehmen wir als weiteres Beispiel antwortlichkeit sehen wir auch in unserem Wir nehmen unsere soziale Verantwortung die Versicherungsleistungen. Die Credit Umgang mit der Umwelt. In über zehn also auch heute in hohem Masse wahr. Suisse gewährt ihren Arbeitnehmerinnen Jahren haben wir uns einen Leistungs- Und wir werden dies auch künftig tun. Und einen sechsmonatigen Mutterschaftsur- ausweis erarbeitet. Angefangen hat alles gerade weil wir das tun, setzen wir uns auf laub, der ab dem 5. Arbeitsjahr vollum- 1989 mit der Schaffung der Stelle eines politischer Ebene für eine liberale Ord- fänglich bezahlt wird. Sie stellt die Mütter Umweltbeauftragten. Heute hat sich da- nung ein, die vom Staat nur so viel sozia- somit weit besser, als das mit der 1999 an raus ein umfassendes ISO-14001-zertifi- len Ausgleich fordert, wie nötig ist; dies ist der Urne gescheiterten staatlichen Mutter- ziertes Umweltmanagementsystem ent- weder im «Nachtwächterstaat» noch im to- schaftsversicherung geschehen wäre. wickelt. Wir tragen damit der Entwicklung talen Sozialstaat der Fall. Entsprechend Dennoch würden wir nie Hand bieten, um Rechnung, dass in Umweltfragen nebst darf denn auch der «homo oeconomicus» alle Unternehmen auf eine ähnlich gross- wirtschaftlichen und rechtlichen Kriterien niemals zum Mass aller Dinge ernannt wer- zügige Regelung zu verpflichten, wie wir zunehmend und zu Recht Aspekte des den. Den über Jahrzehnte aufgebauten sie bei der Credit Suisse kennen. Die Un- ethischen Verhaltens an Bedeutung ge- Konsens unter den Sozialpartnern wollen ternehmen sollen vielmehr ihren Möglich- winnen. wir keinesfalls gefährden. keiten entsprechend Lösungen treffen, Genauso wenig wie wir auf dem Altar die sie verkraften können, die aber durch- Das grüne Herz findet Anerkennung erhöhter weltweiter Marktanteile das bis- aus auch weiter gehen dürfen, als dies Unsere Bemühungen zum Schutz der Um- her erfolgreich gelebte unternehmerische vom Staat verlangt ist. Wir appellieren welt und zur Schonung der natürlichen Verständnis sozialer Verantwortung zu dabei an das Verantwortungsbewusstsein Ressourcen sind wiederholt von angese- opfern gewillt sind. Doch gerade eine jedes einzelnen Unternehmens. henen Experten und Organisationen ge- vorausschauende, frühzeitige Anpassung Eigenverantwortung und Freiwilligkeit würdigt worden. So wurde der Umweltbe- eines Grossunternehmens an die Anfor- fördern wir aber auch beim einzelnen Mit- richt der Credit Suisse Group 1999 als derungen der globalisierten Struktur der arbeitenden, was sich auch in unserem zweitbester aller Schweizer Grossfirmen Wirtschaft darf nicht als Absenz, sondern sozialen und karitativen Engagement spie- ausgezeichnet. Namhafte Rating-Agenturen als Ausdruck verantwortlichen Handelns gelt. Wir unterstützen jährlich nicht nur beurteilen unsere Haltung und unsere Ak- gegenüber der Gemeinschaft gesehen verschiedene Organisationen mit Millio- tivitäten zugunsten der Umwelt als sehr werden. In diesem Sinne wünsche ich nenbeträgen, sondern wir ermutigen un- gut. Im Dow Jones Sustainability Index hat mir – und über den Arbeitgeberverband sere Angestellten ausserdem, sich eben- die Credit Suisse Group im Bereich Ban- wirken wir politisch auch in dieser Rich- falls in der Gemeinschaft zu engagieren. ken als «leading sustainability company» tung – einen Staat, der unternehmerischen Etwa mit dem Projekt «MitarbeiterInnen Aufnahme gefunden, die kanadisch-ame- Spielraum nicht zubetoniert, sondern für helfen vor Ort», das unschuldig in Not rikanische Innovest verlieh das Prädikat die Unternehmen günstige Voraussetzun- geratenen Mitmenschen und gemeinnützi- AAA , und in Deutschland platzierte die gen schafft, das heisst, ihnen zumindest gen Organisationen in der Schweiz hilft, oekom die Credit Suisse als zweitbeste keine unnötigen Fesseln anlegt. Dazu für die anderweitig keine genügende Un- von 26 bewerteten Banken. gehört, dass auch der Staat sein Human- terstützung gefunden werden konnte. Dieser von unabhängiger Seite bestätig- kapital pflegt und gerade in einem Land Denn ein Anliegen ist uns ganz wichtig: te Leistungsausweis macht uns attraktiv wie der Schweiz mit wenig natürlichen Solidarität darf nicht nur staatlich verord- für Investoren, die auf Nachhaltigkeit aus- Ressourcen auf seine wertvollste Res- net werden! Der «good citizen» muss sich gerichtet sind. So ist die Credit Suisse source – nämlich gut ausgebildete Bürge- entfalten können! Group in zehn Portefeuilles ökologisch rinnen und Bürger – setzt; zu diesem Doch unsere soziale Verantwortung beziehungsweise nachhaltig orientierter Zweck sind «Bildungsoffensiven» gefragt, hört nicht bei den Angestellten auf. Ver- Fonds und Stiftungen vertreten. die den heutigen und sich wandelnden An- forderungen und Bedürfnissen Rechnung tragen. Denn zu den wenigen Gewisshei- ten, die alle Erschütterungen überstanden haben, gehört: Nur florierende Unterneh- men können ihre Verantwortung gegen- über der Gemeinschaft und damit soziale «Bildungsoffensiven sind Verantwortung wahrnehmen. gefragt, die den sich wandelnden Anforderungen Rechnung tragen.» 23 CREDIT SUISSE BULLETIN 5 | 00
150 MIO $ FILMREGISSEUR UND PRODUZENT 135 MIO $ TV-TALKMASTERIN OPRAH WINFREY GEORG0 ARMANI MODEDESIGNER 71,5 MIO $ 400 MIO $ THRILLERAUTOR GEORGE LUCAS STEPHEN KING TOM HANKS FILMSTAR DIESE STARS SIND AUF DOLLARS GEBETTET Die Liste «Forbes Celebrity 100» zeigt regelmässig, wer sich in Film, Literatur, Musik, TV, Mode und Sport die dicksten Filetstücke pro Jahr herausschneiden durfte. Hier sind die «Top Ten» für 1999: DIE SIEGER Die gesamte Wirtschaft gleicht immer mehr dem Sport: Die Dagobert Ducks der Lohnempfänger essen den ganzen Kuchen und die goldenen Teller gleich mit. 24 CREDIT SUISSE BULLETIN 5 | 00
«HUMANKAPITAL» 54,5 MIO $ 65 MIO $ 60 MIO $ 60 MIO $ ANGESTELLTE/R IN DER SCHWEIZ STEVEN SPIELBERG BACKSTREET BOYS FILMREGISSEUR POP-MUSIKER BRUCE WILLIS 0,035 MIO $ FILMSTAR SAHNEN AB 60 000 FRANKEN VON ANDREAS THOMANN, «Cocco di mamma», Muttersöhnchen, kann, anerkennen die Fussballgelehrten. REDAKTION BULLETIN schimpfte im vergangenen August Umber- Und die Nummer zehn liefert auch Tore – to Agnelli, Ehrenpräsident des Fussball- zwölf in der vergangenen Saison, in der klubs Juventus Turin, in die Mikrofone der Juventus knapp das Scudetto, den Meister- versammelten Journalisten. Der Zorn des titel, verpasste. Bloss hängt ihnen der «Presidente Onorario» galt dem unbestrit- Makel an, dass sie alle per Elfmeter ver- tenen Liebling aller Juve-Fans, dem Stür- wandelt wurden. Seit einem Jahr schon merstar Alessandro del Piero. Der kicken- warten del Piero, seine Fans und vor allem de Schönling mit dem modischen Bärtchen sein Präsident auf einen Treffer aus dem gehört nicht zu den normalsterblichen Spiel heraus. Nun scheint die Schonzeit Balltretern. Einen «Fussballgott», der ein vorbei. Warum aber sein Brötchengeber Spiel mit einem genialen Zug entscheiden Umberto Agnelli gleich zu solch markigen 25 CREDIT SUISSE BULLETIN 5 | 00
Worten griff, versteht man erst, wenn man Formel-1-Rennfahrer Michael Schumacher, sich Abgründe auf. Und glatt zum Klas- einen Blick in die Klubbuchhaltung wirft. kriegt dafür, dass er mit seinem Ferrari senkämpfer mutieren könnte, wer hört, Mit zehn Millionen Franken im Jahr gehört alle paar Wochen wie ein Berserker durch dass die schöne Aargauerin Jennifer del Piero zu den Superstars unter den Fuss- die Schikanen jagt, ein Jahressalär von Gerber, vor zwei Jahren immerhin Siege- ballmillionären, die rund acht Millionen 49 Millionen Dollar. Der andere, das Jahr- rin des nationalen Ford-Model-Contest, Einnahmen aus lukrativen Werbeverträgen hundert-Golf-Talent Tiger Woods, der von immer noch auf den grossen Deal als mit Adidas, Pepsi oder Walt Disney nicht seinem ehrgeizigen Vater schon einen Fotomodell wartet, derweil die drei finanz- eingerechnet. Wer seinem Angestellten ein Golfschläger in die Hand gedrückt bekam, kräftigsten Models der Welt, Elle Mac- solch fürstliches Salär auszahlt, darf wahr- bevor er gehen konnte, scheffelte im ver- pherson, Cindy Crawford und Claudia lich etwas mehr Treffsicherheit einfordern. gangenen Jahr 47 Millionen Dollar. Schiffer, auf und neben dem Laufsteg um In der Einkommensliga eines del Piero Dass im Sport nicht primär die Leistung die 30 Millionen Dollar pro Jahr ergattern. spielen nur noch ganz wenige auf der Welt honoriert wird und gewisse Sportarten, – Cracks wie Rivaldo, Batistuta, Raul, nur weil sie gehörig Spektakel liefern, im Harry Potter streicht Millionen ein Zidane, mit ebenso klingenden Namen. Geldsegen zu ersaufen drohen, mag un- Halb so schlimm, könnte man sagen. Und eindeutig weniger Ladehemmungen. gerecht erscheinen. Doch wer im Sport Schliesslich handelt es sich hier um ge- Die Fans, die jedes Wochenende die nach Gerechtigkeit sucht, den müsste ein schützte Reservate. Im gleissenden Ram- grossen Stadien der Welt überfluten, anderes Missverhältnis viel mehr in Rage penlicht, auf den bunten Seiten der scheint es nicht weiter zu kümmern, dass bringen. Ist es denn gerecht, wenn die del Klatschpresse, den allgegenwärtigen Re- ihre Lieblinge sich im Geld richtiggehend Pieros, Rivaldos und Batistutas vor lauter klametafeln und in den Herzen der Fans suhlen. Warum auch ? Schliesslich sind die Knete den Ball nicht mehr sehen, ein Na- haben nur einige wenige Auserwählte Ballvirtuosen nicht viel mehr als arme tionalliga-A-Crack im besten Fall einen Platz. Stars wären keine Stars mehr, Mäuse, wenn man sie mit anderen Ausnah- Zehntel, normalerweise jedoch nur einen könnten sich alle mit diesem Titel mekönnern des Spitzensports vergleicht. winzigen Bruchteil von dem verdient, was schmücken. Doch Superstars, so Robert Zum Beispiel mit Oscar de la Hoya, im ihre verwöhnten Kollegen einnehmen ? Frank, Ökonomie-Professor am Georgia letzten Jahr entthronter Profiweltmeister Man stelle sich vor, ein Buchhalter, Auto- Institute of Technology, gibt es längst nicht im Weltergewicht (Leichtgewicht). Für den mechaniker, Redaktor oder Gärtner kriege mehr nur im Sport oder im Entertainment. Boxsport ist der aus Mexiko stammende 20-, 50- oder 100-mal mehr als seine Kol- Immer mehr hat sich auch auf andern Amerikaner ein Glücksfall: Er sieht blen- legen in die Lohntüte, nur weil er ein wenig Märkten eine kleine Gruppe von grossen dend aus, lächelt allzeit in die Kameras talentierter ist oder im Leben etwas mehr Absahnern herausgebildet, schreibt Frank und kann sich erst noch einigermassen in- Glück hatte. im Essay «Talent and the Winner-Take-All telligent ausdrücken. Welch ein Kontrast Society». Frank verweist auf die Top- zum tumben, gewalttätigen «Ohrenbeis- Krümel für die Zweiten Anwälte, die Top-Investment-Banker, die ser» Mike Tyson. So ist es mehr als ge- «The Winner takes it all», der Sieger räumt Top-Schriftsteller, deren Top-Gagen regel- recht, dass de la Hoya 1999 das stattliche ab: So nennen Experten dieses Phäno- mässig durch die Medien geistern. Salär von 43,5 Millionen Dollar auf sein men. Der Kuchen im Sport wird zwar J. K. Rowling ist ein Beispiel für diese Boxerkonto verbuchen konnte, «Iron Mike» grösser, doch sind es immer weniger, die neuen Stars. Die 35-jährige Autorin, Erfin- dagegen vergleichsweise bescheidene sich die ganz grossen Stücke rausschnei- derin der Romanfigur Harry Potter, kata- 33 Millionen. den. Schon der Zweite kriegt manchmal pultierte sich in nur vier Jahren aus dem Die eigentlichen Dagobert Ducks des nicht viel mehr als ein paar Krümel. Und Nichts zur bestverdienenden Frau Gross- modernen Spitzensports jedoch müssen die grosse Masse fristet ewig ein Ama- britanniens. 52 Millionen Dollar liess sie weder üble Boxhiebe einkassieren, noch teurdasein. Ähnliche Gesetze herrschen sich allein letztes Jahr ihrem Konto gut- werden sie von verteidigenden Raufbolden auch im Show Biz. Zwischen den Traum- schreiben. Da können selbst die drei Wall per Ellbogencheck in den Fussballrasen gagen der gegenwärtigen Hollywood- Street-Stars Benjamin Lorello, Bill Mc- Fotos: Keystone, Ringier AG, Photo Disc gerammt. Die beiden Gentlemen, die sich Götter Tom Hanks (71,5 Millionen Dollar Graham und Geoffrey Harris nicht mehr gegenseitig den Rang des meistbezahlten Jahresverdienst), Bruce Willis (54,5 Mil- mithalten. Die Investmentbank Warburg Spitzensportlers streitig machen, sind lionen), Julia Roberts (50 Millionen) oder Dillon Read übernahm das Dreierteam im zwar unbestritten durchtrainiert. Doch bei Mel Gibson (45,5 Millionen) und einem letzten Jahr von der Konkurrentin Salomon der Ausübung ihrer Tätigkeit fliesst ein- durchschnittlichen Schauspieler einer Smith Barney. Laut dem «Tages-Anzeiger» deutig mehr Geld als Schweiss. Der eine, durchschnittlichen Schweizer TV-Serie tun sollen die drei Cracks mit einem Salär von 26 CREDIT SUISSE BULLETIN 5 | 00
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