Grassi - Bericht über die Jahre 2019 2020 - grassi

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Grassi - Bericht über die Jahre 2019 2020 - grassi
grassi

        GrassI

     Bericht
     über
     die Jahre
     2019
     —— 2020

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Grassi - Bericht über die Jahre 2019 2020 - grassi
grassi

Inhaltsverzeichnis

Ein Gespräch				                               3
Ausstellen				                                 6
		Sonderausstellungen                          8
		 Ständige Ausstellungen                     36
Sammeln			                                    44
		Neuerwerbungen                              46
		Schenker/-innen                             61
Vermitteln				                                62
		 Unter einem Dach                           64
		 Das Museum als öffentlicher Ort, als
		 sogenannter Third Place                    65
		 Veranstaltungen der drei Museen im GRASSI  66
		 Besucher/-innen und Veranstaltungen			     70
		Kommunikation		                             76
Forschen			                                   80
Bewahren			                                   86
Leihgaben			                                  92
Finanzen		96
Mitarbeiter/-innen		 100
Freundeskreis		104
Vorschau 2021–2022			                        108

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Grassi - Bericht über die Jahre 2019 2020 - grassi
»Das Museum als
    Diskursraum nutzen«
    Ein Gespräch über unverhoffte Herausforderungen, Zielgruppen,
    den großen Freundeskreis und nahende Jubiläen mit dem Direktor
    des GRASSI Museums für Angewandte Kunst, Dr. Olaf Thormann

                                                                                                                                                               1

    Herr Dr. Thormann, war 2020 – coronabedingt – im Rückblick das gefühlt kürzeste                          1 »Alte Musik«
    Jahr im Leben des Grassi?                                                                                Beate Kuhn, Düdelsheim/Büdingen, 2009
                                                                                                             Steinzeug, gedreht, geschnitten, montiert, glasiert
    2020 hätten eines unserer besten Jahre werden können. Die Besucherzahlen wiesen seit ein paar Jah-
                                                                                                             Schenkung aus der Sammlung H. und H. Koch, 2020
    ren steil nach oben. Dann kam Corona und wir mussten alles einschränken. Es war nicht einfach, damit
    umzugehen. Doch für Larmoyanz gibt es keinen Grund. Alles dreht sich darum, in welcher Grundstim-        2 »Kleines Paar«
    mung wir jetzt nach vorn schauen.                                                                        Carmen Dionyse, Gent (Belgien), um 1960
                                                                                                             Steinzeug, gebaut, mattglasiert
                                                                                                             Schenkung aus der Sammlung H. und H. Koch, 2020
    Hat es das Museum geschafft – trotz Corona – »Duftmarken« zu setzen?
    Viele fragten: Was macht eigentlich ein geschlossenes Museum. Nun, es wurde viel Arbeit hinter den       Seite 2: »Astronaut II«
    Kulissen geleistet. In der vermeintlichen Ruhe haben wir einen Garderobenraum mit Linolschnitten, die    Carl Bens, Halle/S. 2016/2019
                                                                                                             Glas, formgeblasen
    Christoph Ruckhäberle bereitwillig zur Verfügung stellte, optisch aufgewertet. Und die Restauratoren
                                                                                                             Erworben mit Unterstützung des Freundeskreises GRASSI
    haben in der Dauerausstellung ausnahmslos alle Vitrinen vom leichten Schleier der feinen Staubschicht    Museum für Angewandte Kunst e.V., Grassimesse 2019
    befreit, die sich im laufenden Besucherbetrieb gebildet hatte. Das wirkt. Darüber hinaus gelang es,      Teil der Meisterschülerpräsentation EXPEDITIONEN IM
    zuvor Liegengebliebenes aufzuarbeiten. Zum Beispiel in Gestalt der Bestandsverzeichnisse, die anhand     AUGENBLICK (vgl. S. 24) in der Ausstellung ANTIKE BIS
    der Zuwächse der vergangenen Jahre vervollständigt wurden und Werte unserer Stadt repräsentieren.        HISTORISMUS, im Hintergrund die Mondsichelmadonna
                                                                                                             aus der Werkstatt Jakob Naumann (Altenburg, um 1505)

    2019 war das Bauhaus-Jahr mit bundesweiter Ausstrahlung. Ist es gelungen,
    die zuvor unterbelichtete Rolle von Leipzig in der Geschichte des Bauhauses im
    Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit zu verankern?
    Die Botschaft ist rübergekommen – trotz anfänglicher Skepsis. Dazu trugen relevante neue Forschungs-
    ergebnisse weit über bekannte Fakten hinaus bei. Wir haben begeisterte Besucherinnen und Besucher                                                                2
    erlebt. Das Thema Bauhaus bleibt im Grassi fest verankert.

    Auch mit der Sonderausstellung über den Möbelgestalter Rudolf Horn hat das Museum
    Neuland betreten. Gelang damit eine neue Sicht auf Wertvolles, das bislang nur als
    Alltägliches wahrgenommen wurde?
    Absolut, und zwar sowohl unter dem Gesichtspunkt der Haltbarkeit, die heutzutage als Ressourcen-
    schonung an Bedeutung gewinnt, als auch im Kontext der Funktionalität. Rudolf Horn hat sich intensiv
    Gedanken darüber gemacht, wie der bekannte Sessel, den Mies van der Rohe gestaltet hat, besser
    gemacht werden kann. Davon konnte sich jede Besucherin/jeder Besucher überzeugen.

    Lassen Sie uns auf ihre Zielgruppen blicken. Wen will das Grassi erreichen?
    Familien mit Kindern vor allem, und das funktioniert bereits sehr gut, gerade auch mit Veranstaltungen
    wie dem Grassi-Fest, wobei in der Altersgruppe 18 plus besondere Anstrengungen erforderlich sind.
    Da setzen wir auf den jungen Freundeskreis, denn die Verjüngung von Vereinen ist ja generell eine
    besondere Herausforderung. Die Jüngeren wollen wir mit dem Kinderguide immer besser erreichen.
    Und auf Kitas und Schulklassen schneiden wir umfangreiche Programme zu. Am anderen Ende sind es
    die über 50jährigen mit mehr Zeitsouveränität, die einen wichtigen Teil unseres Publikums darstellen.
    Dort funktioniert Bindung an das Museum über spezielle Führungen und die Gelegenheit, in Werkstät-
    ten eigene Talente auszuprobieren und auszuleben. Nicht zu vergessen das Grassi-Kolleg. Es erfüllt­
    als eine Art Abendakademie die Erwartungen anspruchsvoller Teilnehmerinnen und Teilnehmer aller
    Altersgruppen. In der Gesamtschau der Aktivitäten bilden unsere Tage der offenen Tür einen großen
    Erfolgsfaktor.

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Grassi - Bericht über die Jahre 2019 2020 - grassi
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1 Wandobjekt »Message«                 Sind Events ein Thema oder konterkarieren sie den hohen Anspruch des Museums?                         Dabei deutet die momentane Situation doch an vielen Stellen darauf hin, dass der                          1 Stillleben
Margot Rolf, Amsterdam, 1987           Wir bekennen uns zu passenden Events. Sonderveranstaltungen in den Höfen sind publikumswirksam.       große Prüfstand aufgebaut wird ...                                                                        Hermann Naumann, Dittersbach, 1980
Baumwolle, Wolle, Elasthan                                                                                                                                                                                                                             Algrafie in 9 Farben
                                       Sie reihen sich in die mehr als 320 öffentlichen Veranstaltungen ein, die wir im Jahr 2019 im Hause   Es nahen markante Jubiläen – 100 Jahre Museum für Angewandte Kunst in 2024 und 100 Jahre neues
Schenkung der Künstlerin, 2019                                                                                                                                                                                                                         Schenkung E. S. H. Luzens,
                                       hatten, neben den Schul-, Hort-, Kita-und Uni-Veranstaltungen. Für die Sonderveranstaltungen gibt     Grassi im Jahr 2029. Da schaut eine breite Öffentlichkeit auf uns, und zwar weit über Leipzig hinaus.     Dittersbach/Sächs. Schweiz, 2019
2	Objekt »Triple / farbiges Cluster«   es jetzt einen neuen Nutzungsvertrag mit dem Hausverwalter. Denn bei jeder Veranstaltung externer     Wir müssen uns deshalb alle die Frage stellen: Was ist für die Gesellschaft notwendig? Was können
Johannes Nagel, Halle/Saale, 2015      Anbieter geht es immer um die abrechenbare Balance zwischen den mitgebrachten Leistungen und          wir einlösen und was nicht? Für das Grassi als Einrichtung, die mit der Zeit geht, steht fest: Wir müs-   2 Großer Vogel
Porzellan, glasiert                                                                                                                                                                                                                                    Hermann Naumann, Dresden, 1953
                                       dem Betreuungsaufwand auch im Nachgang, den wir selbst erbringen müssen.                              sen das Museum als Diskursraum nutzen. Denn wir gehören zum kulturellen Gedächtnis der Stadt. Von
Erworben vom Künstler, 2019                                                                                                                                                                                                                            Zementguss
                                                                                                                                             einem platten »Schneller, höher, weiter« müssen wir uns verabschieden, doch die Zukunft ist für uns       Erworben von E. S. H. Luzens,
                                       Wie weit reicht der Einzugsbereich bei den Besucherinnen und Besuchern des Grassi?                    nur lösbar, wenn wir nicht zuletzt auch eine Veränderung der Baulichkeiten vornehmen. Mit der Ein-        Dittersbach/Sächs. Schweiz, 2019
                                       Räumlich peilen wir einen Kern-Umkreis von 200 Kilometern an. Rund 65 Prozent der Besucherinnen       werbung von Drittmitteln kommen wir voran. Damit entlasten wir die Steuerzahler und gewinnen
                                       und Besucher kommen aus diesem Kern-Umkreis von 200 km, weitere 20 Prozent aus dem weiteren           Handlungsspielraum über Fördermittelzusagen hinaus.                                                       3 Vase
                                                                                                                                                                                                                                                       Entwurf: Peter Behrens, Darmstadt, um 1902
                                       Umfeld des Landes. Und 15 Prozent Anteil ausländischer Gäste sind ebenfalls ein Wert, auf den wir                                                                                                               Ausführung: Reinhold Hanke, Höhr
2                                      stolz sind.                                                                                           Was hat im Grassi von den erforderlichen operativen Sonderlösungen des Krisenjahres                       Steinzeug, gedreht, glasiert
                                                                                                                                             2020 dauerhaft Bestand?                                                                                   Dauerleihgabe Sammlung Pese, Nürnberg (seit 2020).
                                       Mehr als 340 Mitglieder im Freundeskreis des Museums und wichtige Schenkungen                         Das auf Abstandsgewinn ersonnene Prinzip, während der GRASSIMESSE mit einigen Messeständen                Zur Schenkung vorgesehen

                                       sind herausragende Aktivposten der jüngsten Zeit. Woher rührt diese weit reichende                    in die Dauerausstellung auszuweichen, könnte beibehalten werden. Lichtdesign, Wegeführung und
                                       Zuneigung zum Grassi?                                                                                 Klimaregelung entsprangen besonderen Umständen und speziellen Anforderungen. Doch sie eröffneten
                                       Wir vermitteln beharrlich das Gefühl, dass mit den Objekten gearbeitet wird – ablesbar an den Pers-   – korrespondierend mit den wertvollen historischen Objekten – auch neue, bislang ungewohnte
                                       pektiven naher Ausstellungen. Hinzu kommt die intensive Beziehungs- und Kontaktpflege zu den invol-   Sichtweisen und Gestaltungsmöglichkeiten, die ordentlich funktionieren. Darüber hinaus folgen wir mit
                                       vierten Personen. Dieses Netzwerken bildet einen umfangreichen und höchst ertragreichen Bestandteil   großem Engagement dem Digitalisierungs-Trend – vom virtuellen Rundgang durch die Ständige Aus-
                                       all unserer Aktivitäten. Schenkungen stellen natürlich einen Höhepunkt dar. Sie kompensieren den      stellung bis hin zu Tutorials.
                                       nicht vorhandenen regulären Ankaufsetat des Museums. Daraus entstanden überaus glückliche Erwer-
                                       bungen, wie zum Beispiel eine Sammlung von Buchkunst, die mit der Ästhetik unserer Museumsidee        Was bleibt von dem in jeder Beziehung besonderen Jahr 2020? Eine Verlusterfahrung?
                                       korrespondiert, oder Kollektionen grandioser Keramiken oder eine Schenkung exzellenter Stücke, die    Ja und nein. Weil wir einerseits eine Sonderausstellung wie 6UL verloren haben und die menschliche
                                       für früheres westdeutsches und italienisches Design stehen. Damit bauen wir Brücken zwischen Ost      Situation der Künstler, die viel Energie in die Vorbereitung investiert hatten, verarbeiten müssen. Und
                                       und West, und wir bewahren Werte auf professionelle Art. Das schätzen unsere Partner und Unter-       auch unsere beiden aktuellen Sonderausstellungen MURANO und REKLAME werden eine deutlich
                                       stützer.                                                                                              kürzere Laufzeit haben als geplant. Weil wir aber auch darin bestärkt wurden, das Gefühl, sich an
                                                                                                                                             schönen Dingen zu erfreuen, zu fördern und weiter zu entwickeln. Kultur muss in Fleisch und Blut
                                       Der Bestand an wertvollen Objekten des Museums wächst. Wie geht es weiter mit                         übergehen. Alle sehnsüchtigen Besucherwünsche liefern dafür den besten Beweis.
                                       dem Depot?
                                       Die Frage brennt auf den Nägeln und muss verantwortungsbewusst gelöst werden. 2024 werden wir
                                       Teile aus Außendepots in den sanierten hinteren Teil der einstigen Halle 12 des alten Messegeländes   Mit Dr. Thormann sprach Dr. Helge-Heinz Heinker, freier Journalist und Autor
                                       umlagern. Das bringt eine Entkrampfung, die 20 bis 30 Jahre halten muss. Doch das ganz große
                                       Thema beim Umgang mit unseren Schätzen lautet: Wie entwickelt sich das Museum generell? Wir
                                       brauchen Platz für die Objekte, und die Vernetzung mit unserer urbanen Umgebung wird ein ganz
                                       großes Thema sein. In der Einheit aller drei Museen im Grassi wollen wir einen Ort des Diskurses
                                       schaffen und höhere Angebotsqualität bieten. Doch ohne Fördermittel funktioniert das nicht.                                                                                                                                3

                                                             4                                                                                                                                                              5
Grassi - Bericht über die Jahre 2019 2020 - grassi
grassi

   GrassI
    Ausstellen

                 6   7
Grassi - Bericht über die Jahre 2019 2020 - grassi
10.11.2018 ––  13.10.2019

                                                                                                                               GEFÄSS | SKULPTUR 3
                                                                                                                               Deutsche und internationale
                                                                                                                               Keramik seit 1946
                                                                                                                                     Pfeilerhalle

                                                                                                                                                    Besucher/-innen: 15.000
          sonderAusstellungen
          GroSSe Galeri e,
          Orangerie, Pfei le rhalle                                                                                                                                                                                                                           publikation:
                                                                                                                                                                                                                                                              Olaf Thormann,
                                                                                                                                                                                                                                                              GEFÄSS | SKULPTUR 3.
                                                                                                                                                                                                                                                              Deutsche und inter-
                                                                                                                                                                                                                                                              nationale Keramik,
                                                                                                                                                                                                                                                              arnoldsche
                                                                                                                                                                                                                                                              Art Publishers,

                          In den Jahren 2019 und 2020 standen insgesamt                                                                                                                                                                                       Stuttgart 2018
                                                                                                                                                                                                                                                              (544 Seiten),
                                                                                                                                                                                                                                                              deutsch/englisch
                          16 große Sonderausstellungen, 6 kleinere Foyeraus-                                                                                                                                                                                  Gestaltung:
                                                                                                                                                                                                                                                              Thomas Liebscher,
                          stellungen und wie jedes Jahr die Grassimessen                                                                                                                                                                                      Leipzig, und
                                                                                                                                                                                                                                                              Heinz-Jürgen Böhme,

                          auf dem Plan. Die pandemiebedingten Schließungen
                                                                                                                                                                                                                                                              Leipzig

                                                                                                                                                                                                                                                              Plakat
                          im Frühjahr und Herbst 2020 führten notgedrungen                                                                                                                                                                                    Faltblatt
                                                                                                                                                                                                                                                              Postkarten

                          zur Absage eines Ausstellungsprojektes und zu
                          Verschiebungen des Starts anderer. Im Folgenden
                          werden alle Ausstellungen chronologisch in                                                           Die künstlerische Studiokeramik zählt zu den am     Ruth Duckworth, Jean-François Fouilhoux, Johan-
                                                                                                                               stärksten angewachsenen Sammlungsbereichen          nes Gebhardt, Ernst Häusermann, Görge Hohlt,
                          der Reihenfolge ihrer Eröffnungsdaten vorgestellt.                                                   des Museums. Bereits 2008/2009 und 2013/2014        Kiho Kang, Horst Kerstan, Beate Kuhn, Young-Jae
                                                                                                                               wurden in zwei großen und viel beachteten           Lee, Klaus Lehmann, ­Daniel de Montmollin, ­Bryan
                                                                                                                               ­Ausstellungen zahlreiche, oft durch Schenkungen    Newman, Rolf Overberg, Lotte Reimers, Lucie Rie,
                                                                                                                                erworbene keramische Arbeiten vorgestellt. Auf     Elke Sada, Klaus Schultze, Ursula und Karl Scheid,
                                                                                                                                diese beiden Ausstellungen folgte erneut eine      Martin Schlotz, Tatsuzó Shimaoka, Caro­lein Smit,
                                                                                                                                Vielzahl exzellenter Schenkungen. Diese waren      Wendelin Stahl, Ulla Viotti, Gerald und Gotlind
                                                                                                                                Grund­lage der Fortsetzungsausstellung GEFÄSS |    Weigel sowie Yoshikawa Masamichi.
                                                                                                                               SKULPTUR 3 und einer weiteren umfänglichen
                                                                                                                               Begleitpublikation.                                 Kurator: Dr. Olaf Thormann
                                                                                                                               In der Keramik manifestieren sich die künstleri-    Projektassistentin: Luise Richter
                                                                                                                               schen Entwicklungen seit dem mittleren 20. Jahr-
                                                                                                                                hundert vielgestaltig und imposant. Formkraft
                                                                                                                                und Glasurschönheit begegnen sich. Immer wie-      Förderer:
                                                                                                                                der wird der Weg vom Gefäß zur Skulptur vollzo-
                                                                                                                                gen oder das Verhältnis zwischen diesen beiden                         Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch
                                                                                                                                                                                                       Steuer­mittel auf der Grundlage des vom
                                                                                                                                Möglichkeiten ausgelotet. Im begleitenden Kata-                        Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.   o. T.
                                                                                                                                log werden knapp 600 Werke von nahezu 300                                                                               Klaus Schultze, Überlingen, 1999
                                                                                                                                                                                                                                                        Irdenware, Engobe, Glasuren
                                                                                                                                herausragenden Künstler/-innen aus Europa und
                                                                                                                                                                                                                                                        Schenkung des Künstlers, 2009
                                                                                                                                der Welt präsentiert, unter anderem von Inge-
Seite 6/7: Felix Martin Furtwängler imaginierte in der Ausstellung BAUHAUS_SACHSEN die verloren geglaubte 2. Bauhaus-Mappe.
                                                                                                                                borg und Bruno Asshoff, Christine Atmer de Reig,
Die Besucher/-innen waren eingeladen, frei ausliegende Grafiken zu betrachten. Die mehrteilige Arbeit wurde durch Förderung
der BKM (Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) und das Staatsministerium des Inneren des Freistaats Sachsen    Richard Bampi, Hedwig Bollhagen, Werner Bünck,
für die Ausstellung und damit zugleich für die Sammlung erworben.                                                               Claude Champy, Michael Cleff, Carmen Dionyse,

                                                                                           8                                                                                                                9
Grassi - Bericht über die Jahre 2019 2020 - grassi
29.11.2018 ––  17.3.2019                                                                                                                                          29.11.2018 ––   1 7.3.2019

TOGETHER!                                                                                                                                                         GRASSI FUTURE
DIE NEUE ARCHITEKTUR DER GEMEINSCHAFT                                                                                                                             Visionen für den Leipziger Johannisplatz
      Große Galerie                                                                                                                                                       Orangerie

                                                         Eine Ausstellung des Vitra Design Museums Weil                                                                                 publikation:
                                                         am Rhein, kuratiert von Ilka und Andreas Ruby                                                                                  GRASSI FUTURE. Visionen für
                                                         sowie EM2N                                                                                                                     den Leipziger Johannisplatz,
                                                                                                                                                                                        Olaf Thormann (Herausgeber),
                                                                                                                                                                                        Leipzig 2018, (92 Seiten)
                                                                                                                                                                                                                        Die Ausstellung ging der zentralen Frage nach,      benen Raumprogramm für ein GRASSI-Portal mit
                                                                                                                                                                                        Plakat                          wie sich das Museum in Zukunft entwickeln kann.     Gastronomie und Serviceeinrichtungen, Sonder-
                                                                                                                                                                                        Faltblatt                       Bereits in seinem ursprünglichen Architekturent-    ausstellungsflächen und eine Bibliothek.
                                                                                                                                                                                        Microsite                       wurf von 1925 war das Museum räumlich deut-         Die Ausstellung sollte keine fertigen Baupläne
                                                                                                                                                                                        (www.grassi-future.de)          lich größer geplant. In den Jahren seit seiner      liefern – einen Baubeschluss gibt es ohnehin
                                                                                                                                                                                                                                                                            ­
                                                                                                                                                                                                                        Wiedereröffnung 2007 hat es sich zudem in sei-      nicht – sondern vielmehr die Nöte des Museums
                                                                                                                                                                                                                        nen Erfordernissen stark entwickelt und wird dies   in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Die
                                                                                                                                                                                                                        als international bedeutendes Ausstellungshaus      Diskussion wurde so offen wie möglich geführt.
                                                                                                                                                                                                                        in einer wachsenden Stadt auch in Zukunft tun.      Nicht nur positive, auch kritische Stimmen wur-
                                                                                        1                                                                                                                               Der Platz in sämtlichen Depots wird immer knap-     den an einer überdimensionalen Pinnwand und
                                                     2                                                                                                                                                                  per und der Bedarf an größeren Büro-, Service-      digital gesammelt. Sie sollen als Grundlage für
                                                                                                                                                                                                                        und Ausstellungsflächen steigt.                     eine künftige, konstruktive Auseinandersetzung
                                                                                                                                                                                                                        Den Kern der Ausstellung bildeten zwölf Master-     mit dem Thema dienen.
                                                                                                                                                                                                                        arbeiten von Studierenden des Lehrstuhls Bau-       Ein Teil der Ausstellung – ein Modell aus Holz, in
                                                                                                                                  publikation:                                                                          konstruktion der TU Dortmund unter Leitung der      das die zwölf Entwürfe eingesetzt werden kön-
                                                                                                                                                                                                                        Professoren Ansgar und Benedikt Schulz (heute       nen – wird bis auf Weiteres im Vorraum der Pfei-
                                                                                                                                  TOGETHER!
                                                                                                                                  Die neue Architektur der                                                              TU Dresden). Einige der Entwürfe für einen Erwei-   lerhalle präsentiert.
                                                                                                                                  Gemeinschaft /TOGETHER!                                                               terungsbau auf dem J­ ohannisplatz nahmen Bezug
                                                                                                                                  The New Architecture of the                                                           auf die ehemalige Johanniskirche, andere stellten   Kurator: Dr. Olaf Thormann
                                                                                                                                  Collective, Ruby Press,
                                                                                                                                                                                                                        die optimale Raumnutzung in den Vordergrund.        Projektassistentin: Miriam Heckhoff
                                                                                                                                  Vitra Design Museum GmbH,
                                                                                                                                  2017 (352 Seiten),                                                                    Die Verbindung zwischen Bestandsgebäude und
                                                                                                                                  deutsch / englisch                                                                    Neubau – und damit auch der bauliche Eingriff in
        Besucher/-innen: 13.000                                                                                                                                                                                         den Altbau – war ebenfalls eine Problemstellung.
                                                                                                                                  Plakat                          Publikation (Gestaltung: Oberberg . Seyde, Leipzig)   Alle Entwürfe orientieren sich an einem vorgege-
                                                                                                                                  Faltblatt
                                                                                                                                  Postkartenserie

                                                                                                          Ausstellungs­plakat (Gestaltung: Kocmoc.net, Leipzig)

In den Metropolen der ganzen Welt sind koope-        kurs gezielt auf die regionale Wohnbausituation                                                                                                                                                                                           Besucher/-innen: 11.000
rative Hausprojekte die Antwort auf steigende        zu lenken. Dieser Schwerpunkt ­  wurde auch im
Immobilienpreise und Ausdruck ­eines neuen Ge-       umfangreichen Begleitprogramm mit unterschied-
meinschaftsgefühls als Teil einer sogenannten        lichen Akteuren aufgegriffen. Dass alle Führun-
»Sharing Economy«. Erstmals wurden diese Ent-        gen, Workshops, Podiumsdiskussionen und Vor-
wicklungen in einer Ausstellung aufgegriffen. Das    träge ausnahmslos gut besucht waren, hat die
Thema des gemeinschaftlichen Wohnens blickt          Relevanz des Themas gezeigt und einen wichti-
auf eine lange Tradition zurück, wie im ersten       gen Teil zum Erfolg der Ausstellung beigetragen.
Raum anschaulich wurde. Im ­       zweiten Raum
konnten Besucher/-innen in ei­ner Stadtlandschaft    Projektkoordinatorinnen: Silvia Gaetti,
aus 21 Architekturmodellen in internationale Pro-    Miriam Heckhoff
jekte z. B. aus Japan, der Schweiz, Österreich und   Kuratorische Anpassungen für Leipzig:
Deutschland eintauchen. Eine sogenannte Cluster­     Silvia Gaetti
wohnung im Maßstab 1:1 vermittelte ein räum­
liches und ganz persönliches Gefühl für diese Art
des Zusammenwohnens. Bei vielen Besucher/-
in­nen, die das Konzept bisher nicht kannten, kam    Förderer:
zum ersten Mal die Frage auf: Kann ich mir vor-      Stadt Leipzig – Amt für Stadterneuerung und
stellen, so zu wohnen?                               Wohnungsbauförderung
Eigens für die Station im GRASSI wurden zehn         Stiftung trias. Gemeinnützige Stiftung für Boden,
Leipziger Hausprojekte präsentiert, um den Dis-      Ökologie und Wohnen

                                                                            10                                                                                                                                                                11
Grassi - Bericht über die Jahre 2019 2020 - grassi
18.4.2019 ––  29.9.2019

BAUHAUS_SACHSEN                                                                                                                                                                                    1 Im Vordergrund eine räumliche Installation und zwei liegend
                                                                                                                                                                                                   präsentierte Arbeiten von Oskar Rink, rechts dahinter Judith Raums
                                                                                                                                                                                                   Installation »Stoffbe­sprechung« mit von Katharina Jebsen neuge­
Sonderausstellung zum Bauhaus-Jubiläum                                                                                                                                                             webten Bauhausstoffen

                                                                                                                                                                                                   2 Das »Graphisches Kabinett« mit Arbeiten von Oskar
      Große Galerie und Orangerie                                                                                                                                                                  Schlemmer, Georg Muche, Wassily Kandinsky, László Moholy-Nagy,
                                                                                                                                                                                                   Gerhard Marcks, Paul Klee und Lyonel Feininger

                                                                                                                                                                                                                                           Publikation:
                                                                                                                                                                                           1                                               BAUHAUS_SACHSEN.
                                                                                                                                                                                                                                           Olaf Thormann (Herausgeber),
                                                                                                                                                                                                                                           mit Textbeiträgen von
                                                                                                                                                                                                                                           50 Autor/-innen,
                                                                                                                                                                                                                                           arnoldsche Art Publishers,
                                                                                                                                                                                                                                           Stuttgart 2019 (592 Seiten,
                                                                                                                                                                                                                                           390 Abbildungen),
                                                                                                                                                                                                                                           deutsch / englisch
                                                                                                                                                                                                                                           Gestaltung: Büro 222, Leipzig

          Besucher/-innen: 24.000

2019 hieß es vielerorts »100 Jahre Bauhaus«.        ­eihe prominenter Bauhäusler/-innen sind in
                                                    R                                                   richtete sich ein Fokus der Ausstellung, auf die
Das GRASSI Museum für Angewandte Kunst              Sachsen geboren oder wirkten hier. Man denke an     an­dauernden Inspiration des Bauhauses bis heu-    Plakat                                                                                 2
punktete im Jubiläumsjahr mit seinen 18 präg-       Marianne Brandt, Lothar Schreyer, Hajo Rose oder    te ein weiterer. Im Dialog zu den historischen     Faltblatt
nanten Josef-Albers-Fenstern im Haupttreppen-       Franz Ehrlich. 1932 gab es sogar – wenn auch        Bauhaus-Werken standen Arbeiten der zeitgenös-     Postkartenserie

haus und dem Schwerpunktthema Bauhaus in der        nur kurze und gescheiterte – Verhandlungen über     sischen Künstler/-innen Felix Bielmeier, Joachim                     Förderer:
Ständigen Ausstellung.                              einen Umzug des Bauhauses von Dessau nach           Brohm, Felix Martin Furtwängler, Lutz Könecke,                       Gefördert durch die Beauftragte der
Darüber hinaus spürte die große Sonderausstel-      Leipzig.                                            Alexej Meschtschanow, Judith Raum / Katharina                        Bundesregierung für Kultur und Medien,
lung BAUHAUS_SACHSEN den Sachsenkontakten           Zur Messestadt Leipzig und speziell zum Grassi-     Jebsen und Oskar Rink.                                               das Sächsische Staatsministerium des
der legendären Avantgardeschmiede nach. Denn        museum unterhielt das Bauhaus frühzeitig und                                                                             Innern und die Kulturstiftung des
die Industrie und das Verlagswesen des Landes,      kontinuierlich fruchtbare Kontakte. Auf diese und   Kuratoren: Thomas Moecker und                                        Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme
seine Museen und Sammler, seine intellektuellen     auf die Werke sächsischer Bauhäusler/-innen,        Dr. Olaf Thormann                                                    wird mitfinanziert durch Steuermittel
Köpfe und Arbeitervereinigungen erwiesen sich       aber auch auf prägende Meister wie Wassily          Projektassistentinnen: Miriam Heckhoff,                              auf der Grundlage der von den Abgeord-
in vielerlei Hinsicht als potente Partner für die   Kandinsky, László Moholy-Nagy, Paul Klee oder
                                                    ­                                                   Luise Richter                                                        neten des Sächsischen Landtags und des
Kunstschule und ihre Absolvent/-innen. Eine         Josef Albers und ihre Verbindungen in die Region    Ausstellungsgestaltung: Thomas Moecker                               Bundestags beschlossenen Haushalte.

                                                                          12                                                                                                 13
Grassi - Bericht über die Jahre 2019 2020 - grassi
15.2. 2019 ––   21.4. 2019                                     Suomen Lasimuseo (Finnisches Glasmuseum), RIIHIMÄKI
25.9. 2019 ––  12.1. 2020                                      Hofmobiliendepot – Möbel Museum Wien, WIEN
                                                                                                                                                                                                                                                    1 Affe
                                                                                                                                                                                                                                                    Kay Bojesen, 1951

MADE IN DENMARK                                                                                                                                                                                                                                     Limba- und Teakholz
                                                                                                                                                                                                                                                    Schenkung Hugo Ströh, 2016

Formgestaltung seit 1900                                                                                                                                                                                                                            2 Schaukelstuhl Relaxer 2
                                                                                                                                                                                                                                                    Entwurf: Verner Panton, 1974
                                                                                                                                                                                                                                                    Ausführung: Rosenthal Studiolinie
                                                                                                                                                                                                                                                    Buchenholz, Textilbezug
                                                                                                                                                                                                                                                    Schenkung Friedhelm Wachs, 2017
                                                                                                                                                                                                                                       1
                                                                                                                                                                                                                                                    3 Kanne
                                                                                                                                                                                                                                                    Entwurf: Svend Weihrauch, 1930
                                                                                                                               Publikation:
                                                                                                                                                                                                                                                    Ausführung: Frantz Hingelberg, 1932
                                                                                                                               Der Katalog zur                                                                                                      Silber, Rattan
                                                                                                                               Ausstellung                                                                                                          Erworben aus dem Kunsthandel mit
                                                                                                                               MADE IN DENMARK                                                                                                      Mitteln der Slg. Giorgio Silzer und
                                                                                                                               erschien 2020                                                                                                        mit Unterstützung des Freundeskreises
                                                                                                                               in zweiter,                                                                                                          GRASSI Museum für Angewandte
                                                                                                                               überarbeiteter                                                                                                       Kunst e. V., 2017
                                                                                                                               Auflage.

                                                                                                                                                                                 2

                                                                                                                                                                                                                                                3

                                                                                                                                                                  Blick in den Ausstellungsraum im Finnischen Glasmuseum in Riihmäki

Blick in die Ausstellung im Hofmobiliendepot in Wien

Dänische Entwerfer wie Kaare Klint, Arne Jacob-        nationale Tour. In reduzierter Form wurde sie zu-    ges Profil, das den ursprünglichen Themenkom-
sen oder Verner Panton haben die Produkt- und          nächst mit 210 Leihgaben im finnischen Glas-         plexen aber dennoch entgegenkam. Die Räumlich-
Wohnkultur ganzer Generationen geprägt – vor           museum Riihimäki gezeigt – einem Haus, mit           keiten des Museums sind zwar zentral in der
allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.      dem seit Jahrzehnten Verbindungen gepflegt           Wiener Altstadt gelegen, aber in der Nutzung
Dass aber dieser Ära ebenso bedeutende Gestal-         werden.                                              schwieriger beherrschbar als die Leipziger Örtlich-
ter, Kunsthandwerker sowie international beach-        Danach folgte eine Station im Hofmobiliendepot       keiten. Die Ausstellung wurde in den österreichi-
tete Strömungen vorausgingen, wurde bisher sel-        in Wien, wo vom 25.9.2019 bis zum 12.1.2020          schen Medien sehr gut reflektiert. Mit etwa
tener thematisiert. Grundlage für die Ausstellung,     ebenfalls fast 200 Objekte aus dem Bestand           22.192 Besucher/-innen war die Ausstellung
die im Grassi vom 2.6.2018 bis 7.10.2018 zu se-        des GRASSI Museums für Angewandte Kunst              übernahme für das Hofmobiliendepot ein überra-
hen war, bildete der mittlerweile rund 900 Positi-     zu sehen waren. In Wien erwartete die Besu-          gender Erfolg.
onen umfassende Sammlungsbestand an däni-              cher/-innen beinahe das gesamte Spektrum der
schen Objekten – von Möbeln über Keramik bis           Leipziger Zusammenstellung, die durch einige         Kuratorin: Sabine Epple
hin zu Bestecken.                                      weitere Möbelleihgaben bereichert wurde.             Projektassistent: Carsten Klodt
Nach dem Erfolg der Premiere in Leipzig 2018 zog       Die Ausstellungsgestaltung, von einem Wiener
die Ausstellung weite Kreise und ging auf inter-       Architektenteam realisiert, hatte ein eigenständi-

                                                                             14                                                                                                                                                            15
Grassi - Bericht über die Jahre 2019 2020 - grassi
16.9.2019 ––  30.9.2019                                                                                                                                         17.10.2019 ––  3.11.2019

Präsentation neuer MÖBEL                                                                                                                                        WERT/voll
von Prof. Rudolf Horn                                                                                                                                           Schmuck als Kunst der
anlässlich seines 90. Geburtstages                                                                                                                              Nachhaltigkeit
      Pfeilerhalle                                                                                                                                                    Pfeilerhalle

                                                                                                                                                                                                                                                                                    2

                                                                                                                                                                                                                                        1 Collage mit Arbeiten von
                                                                                                                                                                                               1                                        Doerthe Fuchs und Daniel von Weinberger
                                                                                          2
                                                                                                                                                                                                                                        Recycelter Silberschmuck / Kunststoff,
                                                                                                                                                                                                                                        Acryl, Spielzeugfiguren
                                                                                                                                                                                                                                        Grafik: Christoph Ziegler, 2019

                                                                                                                                                                                                                                        2 Halsschmuck »Greta Thunberg«
                                                                                                                                                                Vielbeachtet und ein ästhetischer Kontrapunkt zur                       Loukia Richards, 2019
                                                                                                                                                                eleganten Pfeilerhalle war die Schmuckausstel-                          Stickerei auf recyceltem Textil, Plastik,
                                                                                                                                                                lung WERT/voll, die sich dem Thema Umwelt und                           Sicherheitsnadeln

                                                                                 1 Rudolf Horn in dem von
                                                                                                                                                                Ökologie widmete. Schmuck aus Plastikabfall,
                                                                                 ihm entworfenen Freischwinger                                                  Elektroschrott, recycelten Mineralien oder aus
                                                                                                                                                                dem 3D-Drucker: Die in der Ausstellung gezeig-
                                                                                 2 Möbelensembel                                                                ten Exponate brachen scheinbar mit der Tradition
                                                                                 Entwurf: Rudolf Horn                                                                                                                FaltblatT des
                                                                                 Vertrieb: Deutsche Werkstätten,
                                                                                                                                                                der Schmuckgestaltung und der damit einherge-
                                                                                                                                                                                                                     Umweltbundesamts
                                                                                 Dresden, 2019                                                                  henden Vorstellung von Perfektion, Wert und
                                                                                 Bandstahl, Leder                                                               Schönheit. Durch die Auswahl unkonventioneller
                                                                                                                                                                Mate­rialien und Techniken reflektierten die Expo-
                                                                                                                                                                nate die ökologischen und sozioökonomischen
                                                                                                                                                                Folgen unseres Rohstoffhungers. Die unter-
1
                                                                                                                                                                schiedlichen Positionen der rund 20 internationa-
                                                                                                                                                                len Schmuck­künstler/-innen stellten unsere Weg-
                                                                                                                                                                werfgesellschaft in Frage und zeigten gleichzeitig
Im Rahmen der Finissage zur Ausstellung BAU-         der 1960er Jahre im Grassimuseum auf den                 Bandstahls beherrscht. Vertrieben werden die      neue Wertmaßstäbe in der Schmuckgestaltung
HAUS_SACHSEN gab es eine vielbeachtete und           »Barcelona-Chair« von Ludwig Mies van der Rohe           Möbel über die Deutschen Werkstätten, die uns     auf. Parallel zur Ausstellung fanden Schmuck-
gern genutzte Gelegenheit, Ausstellungsmöbel         stieß. Dieses elegante Stück war in seinen Augen         die Möbel für die Präsentation überließen.        workshops statt.
nicht nur zu betrachten, sondern auch zu testen.     zwar ein ästhetisches Meisterwerk, jedoch leider         Mit dem Gelingen der Neuauflage hat sich Rudolf
In der Mitte der Pfeilerhalle wurde eine Sitzgrup-   unbequem. So machte er sich daran, eine Alterna-         Horn, der 2019 seinen 90. Geburtstag feierte,     Kurator/-innen: Christoph Ziegler und
pe präsentiert, bestehend aus Freischwingern,        tive mit einem federnden Gestell zu entwerfen.           wohl selbst das schönste Geschenk gemacht. Für    Loukia Richards
einem Zweisitzer, einem Hocker und einer Liege.      Schon bald darauf entstand ein Modell, das zwar          die Sammlung konnten wir die Erstausführung
Besucher/-innen konnten ausgiebig die f­edernden     in der DDR produziert wurde, aber wohl in den            der oben abgebildeten Möbelgruppe mit schwar-
Eigenschaften des Bandstahls, die komfortable        meisten Fällen ins westliche Ausland ging. Auf           zem Leder erwerben: einen Freischwinger, einen    Förderer:
Polsterung sowie die edlen Lederbezüge auf Herz      diesem Entwurf basiert die neue Sitzmöbelgrup-           Zweisitzer, einen Hocker und die sogenannte dy-
und Nieren prüfen. So ähnlich muss es auch           pe, für die ein Hersteller in Braunschweig gefun-        namische Liege.
gewesen sein, als ihr Designer Rudolf Horn Mitte     den wurde, der die aufwen­dige Verarbeitung des

                                                                           16                                                                                                                                                   17
25.10.2019 ––   27.10.2019

Grassimesse 2019                                                                                                                                             1 Am Stand des China Design Centre
                                                                                                                                                             (London)

Internationale Verkaufs­messe                                                                                                                                2 Vase
                                                                                                                                                             Lutz Könecke, Großenrode, 2019
für angewandte Kunst und Design                                                                                                                              Fein schamottiertes Steinzeug;
                                                                                                                                                             Glasur, gespritzt
                                                                                                                                                             Erworben mit Unterstützung des
      Alle Sonderausstellungsbereiche und Foyers                                                                                                             Freundeskreises GRASSI Museum
                                                                                                                                                             für Angewandte Kunst e. V.

                                                                                                                                                             3 Cornelius Réer an seinem Stand;
                                                                                                                                                             im Vordergrund Arbeiten aus Steinzeug
                                                                                                                                 Publikation:                von Monika Debus

                                                                                                                                 Herbstheft der              4 Zwei Löffel »spericolata«
                                                                                                                                 ART AUREA                   Gabi Veit, Bozen (Italien), 2018 und 2019
                                                                                                                                 mit integriertem            Holz, geschnitzt; Dornen (oben)
                                                                                                                                 Ausstellerkatalog           Messing, gegossen; Dornen (unten)
                                                                                                                                 (54 Seiten)                 Erworben mit Unterstützung des
                                                                                                                                                             Freundeskreises GRASSI Museum
                                                                                                                                 Plakat                      für Angewandte Kunst e. V.
                                                                                                                                 Faltblatt
                                                                                                                                 Postkarte

                                                                                                                                                                                                         2

                                                                                                                                                             Jury:
                                                                                                                                                             Dr. Monika Fahn / Bayerischer Kunstgewerbeverein
                                                                                                                                                             München e. V.
                                                                                                                                                             Dr. Eva Maria Hoyer / ehemalige Direktorin des
                                                                                                                                                             GRASSI Museums für Angewandte Kunst
                                                                                                                                                             Ulrike Meyer-Krahmer / Kuratoriumsmitglied der
                                                                                                                                                                                                                                                   3
                                                                                                                                                             Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung
                                                                                                                                                             Reinhold Ludwig / Journalist und Herausgeber
                                                                                                                                                             der Zeitschrift ART AUREA
                                                                                                                                                             Jan Press / Direktor Mährische Galerie Brünn,
                                                                                                                                                             Tschechien
                                                                                                                                                             Barbara Schmidt / Professorin für Entwurf mit
                                                                                                                                                             Schwerpunkt Design und Experiment, Kunsthoch-
                                                                                                                                                             schule Weißensee
                                                                                                                                                             Prof. Hans Stofer / Professor für Plastik/Schmuck
                                                                                                                                                             an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
                                                                                                                                                             Sabine Epple / Kuratorin Sammlungen Moderne,
                                                                                                                                                             GRASSI Museum für Angewandte Kunst
                                                                                                                                                             Anett Lamprecht / Leiterin Kommunikation und
                                                                                                                                                             stellvertretende Direktorin, GRASSI Museum für
                         Besucher/-innen: 10.000                                                                                                             Angewandte Kunst
1
                                                                                                                                                             Vorsitz: Dr. Olaf Thormann / Direktor, GRASSI
                                                                                                                                                             Museum für Angewandte Kunst                                  4

Die Grassimesse 2019 stand im Zeichen des          Federführung von Prof. Hartig Gerbracht der            Eine Premiere hatte der Stand »Grassi for          Förderer:
Gastlandes China: Das China Design Centre aus      ­Herausforderung stellten, das Material »frei von      Friends«. Fünf sächsische Künstlerinnen, die auf   Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung
London präsentierte junge chinesische Künstler/-    ­seiner aktuellen gesellschaftlichen Akzeptanz        Betreiben des Freundeskreises (im speziellen       culturtraeger GmbH, Leipzig
in­
  nen und Designer/-innen, die Kreativität und       zu behandeln«. Weg vom unikaten und individu­        Schnuppe von Gwinner) und mit Unterstützung        Familie Lyskov-Saucier
Innovation verbinden. An einem weiteren Stand        ellen Schmuck wagte sich die Klasse für Freie        des Landesverbandes der Kultur- und Kreativ-       Freundeskreis GRASSI Museum für Angewandte
konnte man dagegen Keramiken aus Longquan            Kunst / Gold- und Silberschmieden von Prof. Suska    wirtschaft Sachsen e. V. auf der Pariser Messe     Kunst e. V.
                                                                                                                                                             Galerie Slavik, Wien (Renate Slavik)
bewundern, die einem eher traditionellen For-        Mackert an der Akademie der Bildenden Künste         »Rélévations« ausstellen durften, waren mit
menkanon folgen.                                     Nürnberg. »Stapeln und Stecken« war das Thema        einem eigenen Stand auch auf der Grassimesse                                                           Grassipreise:
Aber auch mehr als 120 Einzelpositionen boten        der Klasse Spiel- und Lerndesign von Prof. Karin     präsent. Erstmalig wurde außerdem der »Preis                                                           Grassipreis der Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung: Rainer Milewski
                                                                                                                                                                                                                 Grassipreis der Sparkasse Leipzig: Christoph Leuner
wieder Gelegenheit, sich über aktuelle Gestal-       Schmidt-Ruhland an der Burg Giebichenstein           der Grassifreunde« vergeben. (Vgl. S. 104 ff.)
                                                                                                                                                                                                                 Grassipreis der Galerie Slavik, Wien: Kirsten Jäschke
tungstendenzen zu informieren und Stücke zu er-      Kunst­­hochschule ­Halle. Bei den Studierenden aus
                                                                                                                                                                                                                 Apolline-Preis: Büro Famos (Hanna Litwin und Romin Heide)
werben, die zu langjährigen Begleitern werden.       Schneeberg drehte sich alles um »Holz aus Glas«,     Projektleiterin: Sabine Epple
                                                                                                                                                                                                                 Preis der Grassifreunde: Chanyeon Cho
Eingeladene Hochschulen waren die Hochschule         ein Projekt an der Fakultät der Westsächsischen      Projektassistent: Ronny Licht
                                                                                                                                                                                                                 Grassi-Nachwuchspreis: Lea Schweinfurth
für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildes-        Hochschule Zwickau, das von Prof. Jacob Strobel
heim/Holzminden/Göttingen, die sich unter der        und Prof. Dorothea Vent betreut wurde.

                                                                          18                                                                                                                                                          19
9.11.2019 ––  11.10.2020

SPITZEN DES ART DÉCO
                                                                                                                                                                                          1 Ausstellungsplakat (Gestaltung:
                                                                                                                                                                                          Oberberg.Seyde, Lurette Seyde, Leipzig)

Porzellan im Zackenstil                                                                                                                                                                   2 Mokkagedeck
                                                                                                                                                                                          Porzellanfabrik Jaeger und Co.,
                                                                                                                                                                                          Marktredwitz und München-Nym­phenburg,
      Pfeilerhalle                                                                                                                                                                        um 1926
                                                                                                                                                                                          Porzellan, handbemalt; Golddekor
                                                                                                                                                                                          Schenkung aus der Sammlung Krausborn,
                                                                                                                                                                                          2020

                                                                                                                                                                                          3 Dose
                                                                                                                                                                                          Neue Porzellanfabrik Tettau AG, 1923
                                                                                                                                                               1     2                    Porzellan, handbemalt
                                                                                                                                                                                          Schenkung Prof. Dr. Peter W. Schatt, 2020

                                                                                                                                                                                          4 Dose mit Frauenkopf
                                                                                                                                                                                          Unbekannter Hersteller, 1920er Jahre
                                                                                                                                                                                          Porzellan, Spritzdekor, teilweise handbemalt
                                                                                                                                                                                          Schenkung Prof. Dr. Peter W. Schatt, 2020

                                                                                                                      grassi                                                              5 Dose
                                                                                               1
                                                                                                                                                                                          Neue Porzellanfabrik Tettau AG, nach 1922
                                                                                                                                                                                          Porzellan, handbemalt
                                                                                                                                                                                          Sammlung Gerhard Ausborn

                                                                                                                                                                             3

                                                                                                                                 Plakat                                               4
                                                                                                                                 Faltblatt
                                                                                                                                 Postkartenserie

                           Besucher/-innen: 16.000

Selten haben Ausstellungsexponate so hervorra-        nufakturen Rosenthal, Jaeger & Co., Fraureuth,                                                                     5
gend mit der Architektur des Raumes korrespon-        Hutschenreuther, Ilse Pfeffer und viele weitere.
diert: Rund 500 Exponate – die meisten davon          Die Ausstellung wurde mit Leihgaben aus drei
Dosen und Tassen, aber auch einige Figuren –          Hamburger Privatsammlungen zusammengestellt:
überraschten die Besucher/-innen mit extrava­         Gisela Krause-Ausborn, Gerhard Ausborn und
ganten Formen, abwechslungsreichem Dekor und          Prof. Dr. Peter W. Schatt haben jeweils unter-
Farbenreichtum. Sie alle versprühten wie die Pfei-    schiedliche Sammlungsschwerpunkte, ihre Stücke
lerhalle den Geist des Art déco in seiner expressi-   ergänzten sich jedoch vorzüglich und boten einen
ven Spielart. Immer wieder begegnete der soge-        außergewöhnlichen Überblick auf die Art déco-
nannte Zackenstil mit seinen spitzwinkligen           Porzellangestaltung. (Vgl. S. 57)
markanten Formen. Abstraktion der Natur, ara-         Im Rahmenprogramm wurden neben öffentlichen
besk-ornamentale Dekore, fernöstliche Einflüsse       Führungen auch Workshops und Abendveranstal-
und strenge Geometrie durchdrangen sich auf           tungen angeboten. Ein Höhepunkt war Wolfgang
den Objekten der 1920er und 1930er Jahre. In          Ullrichs Vortrag »Art déco und heutige Konsum-
der qualitätsvollen Handbemalung der Stücke           welten – Ein Vergleich« mit bunten Querverwei-
ließen sich Liebe zum Detail und viel Fantasie er-    sen vom Turnschuh bis zum Fahrradhelm.
kennen. Die meisten Exponate wurden in Bayern
und Thüringen hergestellt, einige auch in anderen     Kuratorin: Miriam Heckhoff                         Sammler Prof. Dr. Peter W. Schatt bei der Pressekonferenz
Regionen Deutschlands sowie in Tschechien oder        Objektpräsentation: Heinz Jürgen Böhme             in der Pfeilerhalle
in Frankreich. Vertreten waren die Porzellanma­

                                                                           20                                                                                                    21
21.11.2019 –– 20.9.2020

History in Fashion                                                                                                                                                                                      1 Blick in den Ausstellungsteil »Materialvielfalt«;
                                                                                                                                                                                                        im Vordergrund Taufkleid mit Perlenstickerei (um 1820)
                                                                                                                                                                                                        und Wendepaillettenwand mit Zeichnungen von
1500 Jahre Stickerei in Mode                                                                                                                                                                            Besucher/-innen
                                                                                              CORONA-
                                                                                              BEDINGT
                                                                                                                                                                                                        2 Gesellschaftskleid
       Große Galerie und Orangerie                                                                                                                                                                      Deutschland, um 1925

                                                                                             VERLÄNGERT
                                                                                                                                                                                                        Stickerei in Goldfaden und Glasperlen auf Crêpe
                                                                                                                                                                                                        Georgette, Goldlamé
                                                                                                                                                                                                        Ankauf von Trude Buchsbaum, Leipzig, 1964

                                                                                                                                                                                                        3 Ausstellungsplakat
                                                                                                                                                                                                        (Gestaltung: Kocmoc.net, Leipzig)

                                                                                                                                                                                                        4	Orangerie mit Arbeiten der Studierenden Burg
                     Besucher/-innen: 16.800                                                                                                                                                            Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Textilklasse
                                                                                                                                                                                                        Prof. Bettina Göttke-Krogmann

                                                                                                                                                                                                    2

                                                                                                                                                                                                                                                          Plakat
                                                                                                                                                                                                                                                          Faltblatt
                                                                                                                                                                                                                                                          Postkartenserie   3

                                                                                                                                                                                                                                                                            4

1

  Die Sonderausstellung gab mit einer Auswahl von        des entdeckt werden. Damit gelang es, auch           und Design Berlin wurde ohne die ursprünglich
                                                                                                                                                                              Publikation:
  150 Objekten aus dem eigenen Bestand Einblick          »handarbeitsferne« Zielgruppen für textile Kunst     geplante M
                                                                                                                       ­ odewerkschau in experimentellen, aber
 in die der Öffentlichkeit weitgehend unbekannte,        und historische Stickerei zu begeistern. Der Kata-   durchaus attraktiven neuen Formaten mit viel Ab-                HISTORY IN FASHION.
                                                                                                                                                                              Bearbeitet von
 große Textilsammlung des Museums. Mit der               log mit Fotoaufnahmen von Esther Hoyer und           stand durchgeführt.                                             Stefanie Seeberg,
 thematischen Konzentration auf Stickerei auf            ausführlichen Texten zu den einzelnen Exponaten                                                                      Sandstein Verlag,
 ­Kleidung wurden die lange Tradition, weite Ver-        fand sehr guten Absatz und war im Museums-           Kuratorin: Dr. Stefanie Seeberg                                 Dresden 2019
breitung und kunstfertigen Anwendungen dieser            shop wiederholt vergriffen.                          Ausstellungsgestaltung: Frank Lustig                            (232 Seiten,
                                                                                                                                                                              298 Abbildungen),
­textilen Veredelungstechnik gezeigt. Das Konzept        Durch die pandemiebedingten Umstände wurde                                                                           deutsch /englisch
 Historisches neben Aktuellem zu zeigen, wurde           die Ausstellung nach einer plötzlichen vorzeitigen
 von den Besucher/-innen sehr gut aufgenommen:           Schließung über den Sommer um sechs Monate           Förderer:
 In der Gegenüberstellung historischer Objekte           verlängert. Ab Juli konnten langsam Führungen in
                                                                                                                                  Diese Maßnahme wird mitfinanziert
 mit zeitgenössischen Arbeiten der aktuellen             kleinen Gruppen wiederaufgenommen werden.                                durch Steuer­mittel auf der Grundlage des
 Mode von Künstler/-innen, Designer/-innen und           Die aufgrund von strengen Hygieneauflagen neu                            vom Sächsischen Landtag beschlossenen
                                                                                                                                  Haushaltes.
 Studierenden der Burg Giebichenstein Kunsthoch-         zu denkende Fin­nisage mit Arbeiten von Studie-
 schule Halle (Textilklasse von Prof. Bettina Göttke-­   renden der Burg Giebichenstein, der Designschule
 Krogmann) konnte Spannendes und Faszinieren-            Macromedia Leipzig und der Akademie für Mode

                                                                               22                                                                                                                                               23
5.2.2020 ––  1.3.2020                                                                                                          29.4.2020 ––  27.9.2020

Expeditionen im Augenblick                                                                                                     6UL
MeisterschülerPräsentation von Carl Bens                                                                                       Lust und Begehren
                                                                                                                                                                                                             CORONA-
      In der Ständigen Ausstellung ANTIKE BIS HISTORISMUS                                                                      in Kunst und Design                                                           BEDINGT
                                                                                                                                       Große Galerie und Orangerie                                          entfalle n

Anfang 2020 staunten die Besucher/-innen der                                                                                   Sexualität hat viele Seiten. Sie ist eng mit den                 Verwandlung und Vielfalt sowie Eros und Endlich-
Ständigen Ausstellung Antike bis Historis-                                                                                     stärksten Gefühlen des Menschen verbunden. Mit                   keit.
mus nicht schlecht. Hier begegneten sie blauen                                                                                 Liebe, Lust, Leidenschaft, Begehren und Sehn-                    Dabei stehen etablierte künstlerische Positionen,
Pinguinen, nichtschmelzenden Schneebällen, ei-                                                                                 sucht ebenso wie mit Eifersucht, Angst, Hass,                    beispielsweise die von Tracey Emin, Marilyn                      1
nem langgestreckten Walfisch, wundersamen Af-                                                                                  Unterdrückung und Machtausübung. Die von ihr                     Minter, Cosey Fanni Tutti, Vivienne Westwood,
fen, geheimnisvollen Farbkuben und nicht zuletzt                                                                               ausgehende Energie bestimmt nicht nur unsere                     Cindy Sherman, Sarah Lucas, Elsa Schiaparelli,
einem Astronauten (vgl. Abb. S. 2) – allesamt aus                                                                              Fantasien und Wünsche, sondern ist Motor fast                    Jürgen Klauke, Leigh Bowery und Araki als
Glas. Auch an unvermuteten Stellen fanden sich                                                                                 jeder Aktivität.                                                 Wegbereiter/-innen jüngeren künstlerischen Po-
kleinste Tierchen aus Glas, die entdeckt werden                                                                                Mit rund 200 Werken internationaler Künstler/-                   sitionen gegenüber wie denen von Kris Lemsalu,
wollten. Es handelte sich um eine höchst fanta-                                                                                in­ nen aus den vergangenen 30 Jahren sollten                    Namilia, Signe Pierce, Anna Uddenberg oder Los
sieanregende Meisterschülerpräsentation von Carl                                                                               vielfältige Formen und Ausdrucksweisen des                       Carpinteros. Der disziplinübergreifende Ansatz der
Bens, der damit den Abschluss seines Studiums                                                                                  Sexuellen in Kunst und Design interdisziplinär                   Ausstellung kommt unter anderem in einer In­
bei Prof. Christine Triebsch an der Burg Giebichen-                                                                            präsentiert werden. Da die Ausstellungsvorberei-                 stal­lation der kanadischen Musikerin Peaches
stein Kunsthochschule Halle krönte. Als Werk-                                                                                  tungen sowohl inhaltlich als auch organisatorisch                zum Ausdruck.
schau ausgerichtet, bot Carl Bens einen Quer-                                                                                  schon weit fortgeschritten waren (zwischen Ab-                   Den zweiten, eigenständigen Teil der Publikation
schnitt seiner bildhauerischen Arbeiten, die sich                                                                              sage und geplanter Eröffnung lagen nur wenige                    bildet die Visualisierung der ursprünglich groß an-
im spannungsvollen Gegenüber mit der Samm-                                                                                     Wochen), wurde, unterstützt durch eine nachträg-                 gelegten Raum-in-Raum-Skulptur MANOLITO, die
lung für angewandte Kunst behaupten mussten.                                                                                   liche Crowd­funding-Aktion der Grassi friends,                   von dem Leipziger Künstlerduo Günther Meyer
Dabei war ihm stets der spielerische Umgang                                                                                    zumindest die Begleitpublikation realisiert, in der              (Uwe-Karsten Günther und Clemens Meyer) ent-
wichtig. In der Präsentation ließ sich der Glas-                                                                               die zentralen Themen und künstlerischen Positio-                 worfen wurde.
künstler von der historischen Bildwelt der Ständi-                                                                             nen gebündelt sind.
gen Ausstellung zu einem sinn­lichen und oft auch                                                                              Wie die Ausstellung reflektiert auch die Publi­   -              Kurator/-innen: Dr. Bettina Ruhrberg (Direktorin
humorvollen Wechselspiel inspirieren.                                                                                          k­­a­tion gesellschaftliche Debatten um sexuelle                 Mönchehaus Museum Goslar) und                                   2
                                                                                                                               Selbstbestimmung, biologische und soziale Ge-                    Uwe-Karsten Günther (Laden für Nichts, Leipzig)
                                                                                                                               schlechterrollen, Machtstrukturen und sexuelle                   Projektassistentin: Luise Richter
                                                                                                                               Gewalt anhand der vier thematischen Gruppen:                     Ausstellungsgestaltung: Claudia Bucher
                               Faltblatt                                                                                       Lust und Leidenschaft, Macht und Missbrauch,

                                                                                                                               1 Kette                                                                                            Plakat
                                                                                                                               Daniel Kruger, Berlin, 2016                                                                        (in limitierter
                                                                                                                               Silber                                                                                             Auflage)
                                                      1
                                                                                                                               Im Besitz des Künstlers                                                                            Faltblatt
                                                                                                                                                                                                                                  (nicht
                                                                                                                               2 Ausstellungskatalog; Das Ausstellungsplakat (linke aufgeschlagene                                veröffentlicht)
                                                                                                                               Seite) war Teil der Crowdfundingaktion der GRASSI friends und
                                                                                                                               konnte in limitierter Auflage erworben werden. Die rechte Seite zeigt
2                                                                                                                              die Zementguss-Plastik »Phallus« (1970) von Hermann Naumann.
                                                                                                                               (Gestaltung Katalog und Plakat: Tobias Wenig, Berlin)

                                                               1 Pinguine
                                                               Carl Bens, Halle (Saale), 2019
                                                               Glas

                                                               2	Oberbürgermeister Burkhard Jung im Gespräch mit                                                                                                                                      publikation:
                                                               Carl Bens, bei dem er aufgrund der Ausstellung das offizielle
                                                               Gastgeschenk der Stadt Leipzig, einen kleinen gläsernen                                                                                                                                6UL. Lust und
                                                               Löwen, bestellt hat.                                                                                                                                                                   Begehren in Kunst
                                                                                                                                                                                                                                                      und Design,
                                                                                                                                                                                                                                                      DCV (Dr. Cantz’sche
                                                                                                                                                                                                                                                      Verlagsgesellschaft),
                                                                                                                                                                                                                                                      Esslingen 2020
                                                                                                                                                                                                                                                      (168 Seiten,
                                                                                                                                                                                                                                                      200 Abbildungen),
                                                                                                                                                                                                                                                      deutsch /englisch

                                                          24                                                                                                                                                           25
23.10.2020 ––   25.10.2020
                                                                                                                                                                                                                                                                   Besucher/-innen: 6.000
Grassimesse 2020
Internationale Verkaufs­messe für
KUNSTHANDWERK und Design
      In allen Sonderausstellungsbereichen und Foyers sowie in
      der Ständigen Ausstellung Antike bis Historismus

                                                                                                         Digitale Aussteller-
                                                                                                         Präsentation auf der
                                                                                                         Website
                                                                                                         www.grassimesse.de

                                                                                                         Plakat
                                                                                                         Faltblatt
                                                                                                         Postkarte

                                                                                                                                                                    Jury:
                                                                                                                  Zwei Dosen und Brosche aus der Serie              Sarah Alberti / Kunsthistorikerin, Journalistin
                                                                                                                  »Confetti«                                        Melanie Isverding / Professorin für Schmuck­gestaltung,
                                                                                                                  Paul Derrez, Amsterdam (Niederlande), 2014
                                                                                                                                                                    HAWK Hildesheim
                                                                                                                  Feinsilber, geschmiedet (Dosen) und Feinsilber,                                                             Besucher am Stand von Elisa Sophia Herrmann (Schmuckgestalterin aus Halle/S.)
                                                                                                                  oxidiert (Brosche); Acrylglas                     Rita Valiukonyt / Kulturattachée der Republik Litauen
                                                                                                                  Große Dose und Brosche erworben mit               Ulrike Meyer-Krahmer / Carl und Anneliese Goerdeler-
                                                                                                                  Unterstützung des Freundeskreises GRASSI          Stiftung
                                                                                                                  Museum für Angewandte Kunst e. V.
                                                                                                                                                                    Robert Wissmath / Freundeskreis GRASSI Museum             Preisträger/-innen von links nach rechts: Martin Wilmes, Cornlius Reér, Ulla Kaufmann,
                                                                                                                  Die kleine Dose ist eine private Schenkung.
                                                                                                                                                                    für Angewandte Kunst e. V.                                Bokyung Kim und Minsoo Lee, Christoph Straube, Verena Zimmermann
                                                                                                                                                                    Thomas Bauer-Friedrich / Direktor, Kunstmuseum
                                                                                                                                                                    Moritzburg Halle (Saale)
                                                                                                                                                                    Sabine Epple / Kuratorin Sammlungen Moderne,
                                                                                                       bis zum Historismus durften sich die Ausstel­     -          GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig
                                                                                                       ler/-in­nen im direkten Gegenüber mit den alten              Anett Lamprecht / Leiterin Öffentlichkeitsarbeit und
                                                                                                       Meistern messen. Zwischen Plastiken und Altären              stellv. Direktorin, GRASSI Museum für Angewandte
                                                                                                       der Gotik stellte der litauische Künstler Antanas            Kunst Leipzig
                                                                                                       Gerlikas eine Installation aus, die einer »Vergeis-          Vorsitz: Dr. Olaf Thormann / Direktor GRASSI Museum
                                                                                                       tigung des Glases« gleichkam. Handfestere Be­                für Angewandte Kunst Leipzig
                                                                                                       züge gab es im Saal der niederländischen ge-
                                                                                                       schnitzten Kanzel aus dem 17. Jahrhundert, der               Förderer:
                                                                                                       sich Lorenzo Franceschinis mit seinen gedrechsel-            Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung
Die Grassimesse 2020 sollte eine in vielerlei        durch die mutige Entscheidung, als räumliche      ten und geschnitzten Holzgefäßen gegenüberge-                culturtraeger GmbH, Leipzig
­ insicht bemerkenswerte Messe werden. Immer-
H                                                    Erweiterung die Ständige Ausstellung Antike
                                                     ­                                                 stellt sah.                                                  Familie Lyskov-Saucier
hin durfte sie in diesem Jahr auf eine inzwischen    bis Historismus mit­ein­zubeziehen. Nur so        Zu Birgit Borstelmanns verlockenden Spielauto-               Freundeskreis GRASSI Museum für Angewandte
hundertjährige Geschichte zurückblicken. Ein Jubi-   konnten unter Berück­  sich­
                                                                                tigung der Abstands­   maten spiegelte sich das Thema der Jahrmarkt-                Kunst e. V.
läum, das gewürdigt werden sollte.                   regeln rund zwanzig Aussteller/-innen mehr als    szene des großen Wandbehangs von Michel
Anfang 2020 stand eine groß angelegte Kampa­         sonst ihre Arbeiten präsentieren.                 Audran. Martin Wilmes offerierte seine aufwendi-
gne zur Diskussion, die überregionale Aufmerk-       Ein Konzept, das nicht nur aufging, sondern von   gen K ­abinettschränke im Römischen Saal. Auch                                                                                           Grassipreise:
samkeit für die diesjährige Grassimesse er­          allen Seiten ausschließlich positiv angenommen    die Stände in den übrigen Ausstellungsräumen                                                                                             Grassipreis der Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung: Martin Wilmes
regen sollte. Aus bekannten Gründen mussten          wurde. Trotz einiger weniger Absagen waren es     profitierten von der Luftigkeit durch größere Ab-                                                                                        Grassipreis der Sparkasse Leipzig: Cornlius Reér
diese Pläne jedoch schon im Frühjahr wieder auf-     am Ende über 70 Stände mit rund 100 Austel­-      stände und einem Leitsystem, das alle Stände                                                                                             Apolline-Preis: Atelier Soobo (Bokyung Kim und Minsoo Lee)
                                                                                                                                                                                                                                                Preis der Grassifreunde: Christoph Straube
gegeben werden. Trotz der Unsicherheit, die in       ler/-innen. Das Einbahnstraßensystem führte die   berücksichtigte.
                                                                                                                                                                                                                                                Grassi-Ehrenpreis für das Lebenswerk: Ulla und Martin Kaufmann
den da­  rauffolgenden Monaten herrschte, be-        Besucher/-innen vom Kassenbereich direkt ins
                                                                                                                                                                                                                                                Grassi-Nachwuchspreis: Verena Zimmernmann
schlossen wir in diesem Jahr mehr Aussteller/-       Foyer im 1. Obergeschoss und von dort in die      Projektleiterin: Sabine Epple
innen denn je auszuwählen. Das war nur möglich       Räume der Ständigen Ausstellung. Von der Antike   Projektassistent: Ronny Licht

                                                                          26                                                                                                                                                     27
07.11.2020 ––   15.08.2021

MURANO                                                                                                                                                        1 Frühe Entwürfe des japanischen
                                                                                                                                                              Glaskünstlers Yoichi Ohira für De Majo
                                                                                                                                                              von 1988–1990
Farbe Licht Feuer                                                                  CORONA-                                                                    2 Ausstellungsplakat (Gestaltung:

      Pfeilerhalle und Halle 9 der TECHNE SPHERE                                   BEDINGT                                                                    Happy Little Accidents, Leipzig)

                                                                                    SPÄTER                                                                    3 Intarsio, 1961                         Publikation:
                                                                                   ERÖFFNET
                                                                                                                                                              Vase nach Entwurf von Ercole Barovier
                                                                                                                                                              Sammlung L. Holz                         MURANO.
                                                                                                                                                                                                       Farbe Licht Feuer,
                                                                                                                                                              4 Diamantato, 1968                       Sandstein Verlag,
                                                                                                                                                              Vase nach Entwurf von Ercole Barovier    Dresden 2020
                                                                                                                                                              Sammlung L. Holz                         (156 Seiten,
                                                                                                                                                                                                       359 Abbildungen)

                                                                                                                                                                                                       Plakat
                                                                                                                                                                                                       Faltblatt
                                                                                                                                                                                                       Postkarte

                                                                                                                                                                                                                                 2

1

Rund 300 hochkarätige Werke aus einer der größ-     Facetten zu sehen. Ercole Barovier, Leiter der be-   Carlo Scarpa und Tomaso Buzzi – präsentiert. Der
ten privaten Sammlungen von Murano-Glas, der        rühmten Manufaktur Barovier & Torso, bestimmte       zweisprachige Katalog, der vom GRASSI Museum
Sammlung Lutz Holz, werden an zwei Ausstel-         mit seinen neuen und experimen­tellen Techniken      für die Ausstellung erarbeitet wurde, umfasst bei-
lungsorten gezeigt: In der Pfeilerhalle des Mu­     entschieden die Glaskunst des 20. Jahrhunderts.      de Ausstellungsteile.
seums und im Ausstellungsraum der TECHNE            Exemplarisch für die Glaskunst Muranos im 21.
SPHERE in Leipzig-PlagwitzIn der Pfeilerhalle ist   Jahr­
                                                        hundert stehen die ­ Arbeiten des Japaners       Kurator/-in: Dr. Stefanie Seeberg,
Murano-Glas durch Werke von zwei der bedeu-         Yoichi Ohira.                                        Steffen John (Sammlung Holz)
tendsten Persönlichkeiten des Glasdesigns – Er-     In Halle 9 der TECHNE SPHERE wird Glaskunst                                                                             3
cole Barovier und Yoichi Ohira – in seinen vielen   nach Entwürfen zweier berühmter Architekten –

                                                                                                                                                                                                                                     4

                                                                          28                                                                                                                                                29
26.11.2020 ––   9.5.2021

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Verführung in Blech                                               CORONA-
                                                                                                             1 Blick in die Orangerie, wo die Leipziger Werbeagentur
                                                                                                             Kocmoc.net das fiktive Büro »Orange Ad« inszeniert. Hier
                                                                                                             können die Besucher/-innen miterleben, wie kreative Werbung
      Große Galerie und Orangerie                                 BEDINGT                                    heute funktioniert.

                                                                   SPÄTER                                    2 Die dichte Hängung der Emailschilder im Vordergrund

                                                                  ERÖFFNET
                                                                                                             vermittelt einen Eindruck davon, was die Zeitgenossen
                                                                                                             Anfang des 20. Jahrhunderts als »Blechpest« bezeichneten.

                                                                                                                                                    Publikation:
                                                                                                                                                    REKLAME.
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                                                                                                                                                    Sandstein Verlag,
                                                                                                                                                    Dresden 2020
                                                                                                                                                    (120 Seiten,
                                                                                                                                                    83 Abbildungen),
                                                                                                                                                    deutsch /englisch

                                                                                                                                                    Faltblatt
                                                                                                                                                    Plakat
                                                                                                                                                    Postkartenserie
1                                                                                                                                                   Radio-Jingle

 Die über 300 ausgestellten Emailschilder geben       zweiten Teil sind es die Werbe­      strategien und
 einen Eindruck, wie fantasievoll und omnipräsent     Markenentwicklung. Dabei wird sichtbar, dass
­Wer­bung schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts        schon vor rund 100 Jahren der Grundstein für die
 war. Es war die Zeit der explosionsartigen Ver-      Bildung von Stereotypen von Geschlechterrollen
 mehrung der Waren durch die industrielle Revolu-     und Zielgruppen, der Vermarktung von Lebenssti-
 tion. Sie hat der Werbung – die damals noch Re-      len und damit verbundene komplexe Werbekam-
 klame hieß – zum großen Aufschwung verholfen         pagnen gelegt wurde.
 und damit auch die Blütezeit der Emailschilder       Konsequent wird daher in der Orangerie die aktu-
 eingeleitet. Obwohl sie nur einen Teil der aufblü-   elle Situation ins Licht gerückt. Die fiktive Werbe-
 henden Werbebranche ausmachten, waren und            agentur »Orange Ad« ermöglicht einen Blick in
 sind sie die wohl langlebigste Variante. Der         ihre Arbeitsprozesse, die letztlich zu einem neuen
 Bogen spannt sich vom einfachen, informativen        Produkt führen: der Grassi-Schokolade, die im Mu-
 Türschild bis zu künstlerischen Großformaten,        seumsshop erhältlich ist!
 hinter denen nicht selten berühmte Künstler/-
 innen ihrer Zeit stehen. Bereichert wird die Schau   Basis der Schau ist die Sammlung des
 durch Papierplakate, Verpackungen, Werbeartikel,     Leipziger Ehepaares Sonja und Gert Wunderlich.
 Warenautomaten und zeitgenössische Bild- und
 Schriftdokumente.                                    Kuratorin: Sabine Epple                                Förderer:
 Im ersten Teil der Ausstellung steht die künst­      Projektassistent: Ronny Licht
 lerische Entwicklung der Plakat­  gestaltung vom     Ausstellungsgestaltung: Heinz-Jürgen Böhme
                                                                                                                                              deutsche städte medien
 Jugendstil bis in die 1930er Jahre im Fokus, im      und Kocmoc.net, Leipzig                                                                                              2

                                                                             30                                                                                                31
7.11.2018 ––   30.3.2019                                                      2.4.2019 ––   13.10.2019

                                Hubert Kittel                                                                 Hermann Naumann
                                Ein Leben für Keramik                                                         BALANCE // TEKTONIK
Foy e r Aus st e l l u ng e n   und Glas                                                                            Foyer
                                        Foyer

                                Rund 30 Jahre war Hubert Kittel in der Lehre für Keramik- und Glasdesign an
                                der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle tätig und hat dort unzähligen
                                Studierenden Kompetenzen für Produktgestaltung vermittelt. Vor allem aber
                                begeisterte er sie für das Material Porzellan, das auch ihn immer wieder
                                faszinierte und zu Entwürfen für die Industrie genauso wie zu künstlerisch
                                freien Arbeiten anregte. Das Museum präsentierte aus einer umfangreichen
                                Schenkung des Künstlers eine Auswahl an Arbeiten, die 40 Jahre Auseinan-
                                dersetzung mit Material und Form veranschaulichten.

                                Flaschenobjekte aus der experimentellen
                                Studie »Fallende Flaschen« / »Drunken Bottles«
                                Hubert Kittel, Kahla (1. Internationaler
                                Porzellanworkshop), 1992
                                Hartporzellan, gegosssen, deformiert, getaucht,
                                poliert
                                Schenkung Hubert Kittel, 2018

                                                                                                                                                       »Lastträger«
                                                                                                                                                       Hermann Naumann, Dittersbach, 1988
                                                                                                                                                       Bronze, gebaut
                                                                                                                                                       Erworben mit Unterstützung durch
                                                                                                                                                       das Sächsische Staatsministerium
                                                                                                                                                       für Wissenschaft und Kunst, Sächsische
                                                                                                                                                       Landesstelle für Museumswesen,
                                                                                                                                                       Chemnitz. Ankauf von E. S. H. Luzens,
                                                                                                                                                       Dittersbach, 2018

                                                                                                              Als Grafiker begründete Hermann Naumann seinen internationalen Ruf mit
                                                                                                              eindrucksvollen Buchillustrationen. Sein virtuoses Können wurzelt jedoch
                                                                                                              in seinem bildhauerischen Werk, das neben realistischen Porträts vor
                                                                                                              allem von Experimenten der figürlichen Abstraktion und der Vorliebe für
                                                                                                              unterschiedlichste Materialien geprägt ist. Seit 1969 arbeitete Naumann
                                                                                                              ­
                                                                                                              auch in Stahl. Die Gruppe der kleinen Stahlplastiken stand im Zentrum der
                                                                                                              Ausstellung. Sowohl in seinem grafischen Werk als auch in den dreidimensi-
                                                                                                              onalen Arbeiten schafft Naumann eigengesetzliche Formen. So entstehen
                                                                                                              tektonische Gebilde, die durch ihre konstruktive Strenge den Blick für den
                                                                                                              Aufbau der uns umgebenden Dinge freigeben. Die in den Vitrinen präsentier-
                                                                                                              ten Stücke waren eine kleine Auswahl aus der umfangreichen Schenkung des
                                                                                                              Künstlers, die neben Plastiken auch Grafik umfasst.

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