Das ist das KULTURMAGAZIN der Festivals, Museen und Schlösser der Metropolregion Rhein-Neckar. In der Ausgabe 03/21 geht es unter anderem um den ...
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Das ist das KULTURMAGAZIN der Festivals, Museen und Schlösser der Metropolregion Rhein-Neckar. In der Ausgabe 03/21 geht es unter anderem um den DJ Dominik Eulberg, mit dem das Historische Museum der Pfalz bei der Schau „Expedition Erde“ kooperiert … e m: A uß er d re 70 Jah n a t io nales Inter t ival e s Filmf eim- M annh r g e lb e Heid
Inhalt AUFFÜHRUNGEN 33 ENTDECKUNGEN 52 Ein neuer Pfadfinder Apropos 30 Jahre Welterbe Kloster Stabwechsel – ein Interview mit dem alten und Lorsch … 06 dem neuen Leiter von zeitraumexit Hermann Schefers, Leiter des UNESCO-Welterbe Kloster Lorsch, über die Idee des Welterbes Kulturregion Tipps und Meldungen rund um die Kulturregion 34 Musik und Haltung 54 Mehr als nur Sound – Enjoy Jazz nimmt die „Ein Rauschen erzeugen“ politische Dimension des Jazz ernst Fabian Burstein über das Kulturprogramm der Bundesgartenschau 2023 AUSSTELLUNGEN 36 16 Musik sucht Liebhaber innen 57 Nackt im Museum Trost, Motivation, Urvertrauen, Unbeschwert – „… das beste in Teutschland“ finden Sie das perfekte Konzert für Ihren Typ Der „Erlebnisraum Hofmusik“ im Schloss Mann- Von der Renaissance bis zur Gegenwart – die Schau „Frauenkörper“ im Kurpfälzischen Museum heim lädt zu einer musikalischen Zeitreise ein 38 18 Großes Theater 58 Die Erde lebt! Auch dieses Jahr zeigen die Festspiele Ludwigs- Ein neuer Blick auf alte Schätze hafen ein hochkarätiges Schauspiel-Programm Restitution – die Reiss-Engelhorn-Museen Das Historische Museum der Pfalz geht mit „Expe- dition Erde“ auf eine unterirdische Forschungsreise a rbeiten kolonialhistorische Altlasten auf 40 20 „Vom Guten kann man nie genug 60 „Wir schützen nur, was wir schätzen“ haben“ Zurück in die Zukunft Kooperation – der DJ und Biologe Dominik Eul- Das Wissensfestival „Geist Heidelberg“ präsen- Aus der „Playful Experience“ beim Denkfest 2021 berg hat „Expedition Erde“ mitgestaltet tiert aktuelle Themen der Wissenschaft ist eine Zukunftszeitung entstanden 21 43 Der lange Weg zur Freundschaft „Gegenwärtiges Kino gibt es nicht ohne die Vergangenheit“ AUSBLICKE Mit der Schau „Rendezvous“ feiert das Historische Museum die deutsch-französische Freundschaft Zu seinem 70. Geburtstag zeigt das Internatio nale Filmfestival Mannheim-Heidelberg eine 62 großangelegte Retrospektive 22 „Über das Sichtbare hinaus“ Kuratorin Iris Sikking über ihre Pläne für die „Ein Schatz an Möglichkeiten“ 46 Biennale für aktuelle Fotografie Ulrich Nieß und Andreas Schenk über die neue Hier spielt die Barockmusik stadtgeschichtliche Ausstellung im MARCHIVUM Das Barockfest „Winter in Schwetzingen“ feiert 64 seinen 15. Geburtstag und zeigt Perlen der Epoche 25 Nach den Festspielen ist vor den Festspielen … Ein Leben im Verborgenen 48 Nach Luther steht 2022 bei den Nibelungen-Fest- Die Fotoausstellung „gesichtslos – Frauen in der spielen „hildensaga. ein königinnendrama“ an Auf die nächsten 100 Jahre! Prostitution“ lenkt den Blick auf ein Tabuthema Als Höhepunkt des 100-jährigen Jubiläums lädt 26 BASF Kultur zu einer ereignisreichenFestwoche 66 Vom Roman zur Oper Mutter! 50 Die Schwetzinger SWR Festspiele zeigen im Die Ausstellung „Mutter!“ in der Kunsthalle Mann- 3 × lustig Frühjahr die Oper „Kapitän Nemos Bibliothek“ heim erzählt die Geschichte der Mutterschaft Das Kabarettprogramm auf dem Hambacher Schloss widmet sich auch dem täglichen Wahnsinn 27 Mindbombs 51 KALENDER & TERMINE Terrorismus und Kunst – die Schau „Mindbombs“ in der Kunsthalle Mannheim Am Anfang steht das geschriebene Wort 68 Seit sieben Jahren profiliert sich Heidelberg als 28 UNESCO City of Literature Auf einen Blick Festivals & Ausstellungen in der Kulturregion Mensch und Tier Rhein-Neckar von Oktober 2021 bis März 2022 Wie unterhalten wir uns mit einer G orilladame? Dieser und anderen Fragen w idmet sich eine Aus- stellung in der Rudolf-Scharpf-Galerie 70 Immer gut informiert! 30 Abonnieren Sie kostenlos das Kulturmagazin Wir sind alle von hier und fordern Sie weitere Infos von den Top- Das TECHNOSEUM beschäftigt sich mit Arbeit Festivals sowie den Museen und Schlössern an! und Migration in der gleichnamigen Schau 2
Editorial Impressum Herausgeber Metropolregion Rhein-Neckar GmbH Kulturbüro M 1, 4–5, 68161 Mannheim Postfach 10 21 51, 68021 Mannheim Tel.: 0621 10708-418, Fax: 0621 10708-400 Natur und Kultur, … E-Mail: kulturbuero@m-r-n.com www.m-r-n.com/kultur www.kultur-rhein-neckar.de Konzeption und Herstellung Raum Mannheim – Büro für visuelle Kommunikation, Augustaanlage 37, 68165 Mannheim, Tel.: 0621 1504187 www.raum-mannheim.com Projektleitung Alena Butscher (MRN) sind sie ein Gegensatz oder gehören sie zusammen? Daniel Grieshaber (Raum Mannheim) Redaktion Daniel Grieshaber, Astrid Möslinger, In Kunst, Literatur und Philosophie hat man diese Cathrin Siegler (Raum Mannheim) Mitarbeiter dieser Ausgabe Frage immer wieder anders, oft gegensätzlich be- antwortet. Aktuell – das zeigt auch diese Ausgabe Ulrich Rüdenauer, Dr. Hermann Schefers, Sarah Weik Art-Direktion Rhea Häni, Alexandra Wagner (Raum Mannheim) des KULTURMAGAZINs – hat die Natur, genauer der Schlusslektorat Dr. Anja Steinhauer Schutz der Natur, wieder Konjunktur. Deswegen ziert Dominik Eulberg unseren Titel. Eulberg ist ein gefeier Druck Vogel Druck und Medienservice GmbH, Höchberg Titelbild Dominik Eulberg (Foto: Natalia Luzenko) ter DJ, gleichzeitig auch Biologe und Naturschützer. anlässlich der Kooperation mit dem Histo- rischen Museum der Pfalz in Speyer bei der Ausstellung „Expedition Erde“ Für die Schau „Expedition Erde“ im Historischen Mu- Auflage und Erscheinungsweise 110.000 Exemplare, drei Ausgaben pro Jahr seum der Pfalz hat er das Sounddesign entwickelt Erscheinungstermin nächste Ausgabe März 2022 und „Fun Facts“ zusammengestellt. Ebenfalls um Mensch und Natur geht es in der Rudolf-Scharpf-Ga- Alle Rechte vorbehalten. Reproduktion nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers und der Redaktion. lerie, wo sich eine Ausstellung der Frage widmet, wie Tiere kommunizieren und wie sie dem Menschen da- bei ähneln. Als neue Netzwerkpartnerin begrüßen wir in dieser Ausgabe zudem die BUGA 23. Ab Seite 54 können Sie lesen, wie das Kulturprogramm „Lebens- kunst“ aussehen soll. Auch wenn jetzt viel die Rede von Natur war, der Herbst lädt natürlich ein zum Drin- nen-Sein. Kommen Sie in M useen, Konzerthäuser, Schlösser und nicht zu vergessen die Kinosäle! Das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg fei- ert 70 Jahre mit einem prallvollen Geburtstags-Pro- gramm. Viel Spaß wünschen wir Ihnen bei der Lektü- re dieser Herbst-Ausgabe! Ihr KULTURMAGAZIN-Team 3 Kulturmagazin 03/21
Hier können Sie was erleben! Die Schlösser in Heidelberg, Schwetzingen und Mannheim, der Dom zu Speyer und zu Worms, das UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Lorsch, romantische Burgen an der Berg straße, im Neckartal und im P fälzerwald, idyllische Weinorte in der Vorderpfalz und Wormser Dom Streuobstwiesen im Odenwald – die Region Rhein-Neckar hat neben ihren vielfältigen Kulturangeboten noch viel mehr zu b ieten. Machen Sie sich auf Entdeckungsreise! Kloster Lorsch Worms Altes Rathaus Michelstadt Pfalzbau Kunsthalle Mannheim Lud w igshafen M annheim Schloss Heidelberg Bad D ürkheim Hambacher H eidelberg Schloss Schwet zingen N eustadt Speyer Schloss Schwetzingen Dom zu Speyer Reichsburg Schloss Trifels Villa Ludwigshöhe G ermer sheim Landau Deutsches Weintor 4
Bildnachweise Titelbild: siehe Impressum; S. 04–05: Rhea Häni (Illustrationen); S.06–07: Still aus „Il valore della donna è sui silenzio“, Schweiz/ Deutschland, 1980; S.08: IZ/Rothe; S.09: Benjamin Ebner; S.10: SchUM-Städte e. V.; S.11: Sandra Köstler, aus der Serie „Landsca- Die Metropolregion Rhein-Neckar ver- pe of the Car“, 2015–2018 © Sandra Köstler; S.12: Sebastian Weindel; S.13: Sammlung bindet die Großräume Frankfurt und Prinzhorn, Uniklinikum Heidelberg; Tom- Stuttgart und erstreckt sich über die maso Tuzj (Carion Ensemble); S.14: deu- fert&plischke; S.15: Tobias Schwerdt (Höh- Bundesländer Baden-Württemberg, lenlöwe), Ullstein Verlag, Joel Saget (Daas); Rheinland-Pfalz und Hessen. S.16–17: Tizian-Nachfolge, „Schlummern- de Venus“, Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Foto: Wolfgang Fuhrmannek; Christian Schad, „Halbakt“, 1924, Christi- an Schad Stiftung Aschaffenburg/VG Bild- Kunst, Bonn 2021, Foto: Antje Zeis-Loi, Me- dienzentrum Wuppertal; Jenna Gribbon, „Me, a Lurker“, VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Ludger Paffrath; S. 18–19: Shutter- stock (Ameisen/Maulwurf); Illustrationen © Historisches Museum der Pfalz Speyer/ Grafik: Jördis Heizmann; S.20 Foto: Nata- lia Luzenko; S.21: Privatarchiv Guy Lesueur; S.22–24: Arge Tatwerk/finkemedia (aus- stellung); Kathrin Schwab (Porträts Schenk und Nieß); S.25: Hyp Yerlikaya; S.26: Elina Brotherus, „Mein Hund ist süßer als dein hässliches Baby“, 2013, Louisiana Museum of Modern Art © Elina Brotherus/VG Bild- Kunst, Bonn 2021, Dierick Bouts, „Madonna mit Kind“, nach 1454, SMK, Dänische Nati- onalgalerie; S.27: Thomas Ruff, „jpeg ny01“, 2004, Olaf Metzel, „Charlie Hebdo“, 2021. Foto: Leonie Felle; S.28: Monira Al Qadiri, „Divine Memory“, 2019, Filmstill; Erik Bün- Schloss ger, „Nature See You“, 2020, Filmstill; S.30– Erbach 32: TECHNOSEUM, Klaus Luginsland, Leihgeber: Landeskirchliche Bibliothek Karlsruhe (Privilegien); TECHNOSEUM (Einschulung); TECHNOSEUM, Klaus Lu- ginsland, Leihgeber: DOMiD -Dokumenta- Neckar-Odenwald-Limes tionszentrum und Museum über die Migra- tion in Deutschland e.V., Köln (Schild); Burg TECHNOSEUM, Klaus Luginsland (Am- pulle); S.33: Nathalie Leuerer; S.34–35: Eli- Schwalbennest zabeth Leitzell (Benjamin); BobSweeney (Ir- reversible Entanglements); S.36–37: Rhea Häni (Illustrationen), Francesco Futterer M osbach (Ultras); S. 38–39: Gogol-Center, Moskau (Machine Müller); Marlen Stahlhuth (Sung Un Gang); Joachim Werkmeister, ©Stadt Ludwigshafen am Rhein (Gersch); S.40–42: Sarina Chamatova (Köllhofer); Kobi Wolf (Illouz); Vilek Foundation M. Hamilton Vi- suals (Karikó); David Villa (Dussutour); S.43–45: Filmstills: „Medium Cool“, USA, 1969; „Démanty noci“, CSSR, 1964; „Il valore della donna …“, Schweiz/Deutschland, 1980; „Serre Moi Fort“, Frankreich/Deutschland, 2021; „Ensilumi“ („Any Day Now“), Finn- Bereits seit 2007 kooperieren die Festivals der Metropolregion Rhein-Neckar. Im land, 2020; „Blue Moon“; Rumänien, 2020; Jahr 2013 folgte das Netzwerk der Museen & Schlösser. Die Akteure im Überblick. „Destello“, Spanien, 2021; S.46–47: Susanne Reichardt (Welt/Rokokotheater); Ida Zen- na (lautten compagney); Chris Gloag (Enti- cknap); S.48–49: Felix Broede (Staatsphil- DAS NETZWERK DER MUSEEN UND SCHLÖSSER – Generaldirektion Kulturelles harmonie); Ulrike Rindermann (Denalane); Erbe Rheinland-Pfalz / Historisches Museum der Pfalz / Kunsthalle Mannheim / Erik Weiss (Herre); Martin Förster (Ke- kenj); Marc Wilhelm (Jazzrausch); m box Kurpfälzisches Museum Heidelberg / MARCHIVUM / Museen Worms / Pfalzmuseum (Illumination); Andreas Henn (Chodzins- ki); S.50: Thomas Klose (Mann), NullProb- für Naturkunde / Reiss-Engelhorn-Museen / Staatliche Schlösser & Gärten Baden- lemo (Sieber), Tine Acke (Alfons); S.51: Ste- fanie Eichholtz; S.52–53: Michael Leukel; Württemberg / Staatliche Schlösser & G ärten Hessen / Stiftung Hamb acher Schloss / S. 54–56: Daniel Lukac (U-Halle), BUGA TECHNOSEUM / W ilhelm-Hack-Museum (Burstein); Christian Kleiner (Holtzhau- er), Torsten Mitsch (Sautermeister), Min- na Kettunen (Meister); S.57: Josephin Voß (Oschatz visuelle Medien); S.58–59: Elefan- DAS NETZWERK DER FESTIVALS – Biennale für aktuelle Fotografie / BUGA 23 / tenstoßzahn mit alter Ausstellungsmontage eutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz / Enjoy Jazz / Festival des deutschen Films D aus den 1920er/30er Jahren, Sammlung Bu- miller, 1889 © rem; Gedenkkopf Oba (Kö- Ludwigshafen am Rhein / Festspiele Ludwigshafen / Geist Heidelberg / Heidelberger nig), Königtum Benin, Nigeria, 17./18. Jh © rem, Foto: Carolin Breckle; Helmmaske, Frühling / Heidelberger Literaturtage / Heidelberger Schlossfestspiele / Heidelberger Sammlung Thorbecke, Bamum, Kameruner Grasland, 1912 erworben, © rem, Foto: Jean Stückemarkt / Internationale Schillertage / Internationales Filmfestival Mannheim- Christen; Theodor Bumiller mit Soldaten Heidelberg / Internationales Straßentheaterfestival Ludwigshafen / Ludwigshafener und Teilnehmern einer Militärexpedition in Deutsch-Ostafrika, 1889–1893 (?) © rem; Kultursommer / Maifeld Derby / Mannheimer Sommer / Metropolink Festival / Nibelungen- S.60–61: Christoph Deeg/Denkfest 2021; Thomas Wolf (Illustrationen); S.62–63: Lisa Festspiele / Schwetzinger SWR Festspiele / Wunder der Prärie Barnard, „Hammer, Sweat of the Sun“, aus der Serie „The Canary and the Hammer“, 2016; Eefje Ludwig (Sikking); S. 64–64: David Baltzer; S.66: Matthias Wittig; S.69: Imke Lass (Dreams), ANKA (Gonzales) 5 Kulturmagazin 03/21
Kulturregion Herzlichen Glückwunsch! Zum Gratulieren haben die beiden Frauen jetzt wirklich keine Zeit. Zu beschäftigt sind sie, den Alltag in einem fremden Land zu bewältigen. „Il valore della donna è il suo silen zio“ („Das höchste Gut einer Frau ist ihr Schweigen“) heißt der Film von Gertrud Pinkus, der 1980 beimInter- nationalen Filmfestival Mannheim- Heidelberg – damals noch „Inter nationale Filmwoche Mannheim“ – gleichdrei Preise gewann. Die Schweizer Filmemacherin porträtiert darin in einer Montage aus Doku- mentation und Spielfilm das Le- benitalienischer Migrant*innen in Frankfurt. Der Film ist Teil der Retro spektive, mit der das Filmfestival in diesem Herbst seinen 70. Geburts- tag feiert. Darüber hinaus haben Festivaldirektor Sascha Keilholz und sein Team wieder ein pralles Pro gramm mit spannenden Newcomer- Filmen, cineastischen Schätzen und überraschenden Experimenten zu- sammengestellt. 70. Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg, 11.–21.11. 2021, www.iffmh.de, ein Inter- view mit den Kuratoren der Re- trospektive sowie weitere Infos und Tipps auf Seite 43 ff. 7 Kulturmagazin 03/21
Was steht denn da? „The Helpless“. Ein Turm aus Buchstaben, ein Satz, der sich aufbaut: „It is a very rare man who does not victimize the Helpless“ („Es gibt wenige Menschen, die einen Hilflosen nicht zum Opfer machen“). Dieses Zitat des amerikanischen Schriftstellers und Bürgerrechtlers James Baldwin (1924–87) hat der in Heidel- berg lebende Künstler Jean-Luc Cornec in sein Werk eingeschrieben. Die Spitze ist noch zu entziffern, einzelne Wörter nehmen Form an, nach unten verschleiert sich die Botschaft im Buchstabengewimmel. Dieses spielerische Element, die An strengung der Auseinandersetzung, beschreibt der gebürtige Franzose als Anreiz für die Skulptur, die er zusammen mit dem Interkulturellen Zentrum der Stadt Heidelberg entwickelt hat. Nach einem Zwischenstopp im Schlosspark (Foto) ist sie nun im Innenhof des Palais Graimberg zu entdecken. Reise MARCHIVUM. Eine multimediale Mannheim-Reise vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart gibt es kers, der seit 2018 auch das Stadtarchiv be herbergt. Im kommenden Jahr sollen Archiv in die ab November im MARCHIVUM zu erleben. Am Eröff- nungswochenende sind sowohl der Eintritt in die und stadtgeschichtliche Schau noch durch ein NS-Dokumentationszentrum ergänzt werden. Historie neue stadtgeschichtliche Ausstellung als auch die Mehr Infos zur Ausstellung finden Sie ab S. 22. Führungen kostenfrei. Die gesamte Präsentation erstreckt sich über mehr als 500 Quadratmeter Eröffnungswochenende der stadtgeschicht- Ausstellungsfläche im eigens dafür umgebauten lichen Ausstellung vom 05.–07.11. 2021, Erdgeschoss des ehemaligen Ochsenpferchbun- marchivum.de 8
Kulturregion Für mehr sich die studierte Politologin Verbün- dete für ihre Anliegen gesucht. Die AG Diversität etwa hat die Konzep- Vielfalt tion eines diversitätsorientierten Leitbilds für das Nationaltheater an- gestoßen. Mit der Mannheimer Kunst- halle gründete Kara die Gruppe „Critical Friends“ aus migrantischen Nationaltheater Mannheim. Eine Vereinen, aber auch kulturinteres- Maria Stuart, die schwarz ist? Ein sierten Einzelpersonen. „Die Critical Hamlet, der von einem Schauspieler Friends besuchen regelmäßig Ver- mit asiatischen Wurzeln gespielt anstaltungen und besprechen, was wird? Bis heute widersprechen solche und wer dort repräsentiert wird und Rollenbesetzungen den gängigen Seh- welche Perspektive gegebenenfalls gewohnheiten. Sophie Kara möchte fehlt.“ diese Muster brechen. Seit zwei Jah- Sophie Kara selbst ist in Karlsruhe ren ist die 31-Jährige Referentin für geboren, ihre Eltern und Großeltern Diversität am Nationaltheater Mann- sind aus der Türkei nach Deutschland heim. „Ich entscheide zwar nicht da- gekommen. Dass sie mit verschiede rüber, wer welche Rolle spielt, aber nen Kulturen und Sprachen aufge- was ich voranbringen kann, ist, dass wachsen ist, betrachtet sie als eine sich intensiver und konkreter mit Fra- hintergrund, auf den Theaterrängen Ressource für ihre Stelle, jedoch nicht gen der Diversität beschäftigt wird.“ ist davon jedoch wenig zu sehen. Das als die einzige. „Als Politikwissen- Zu ihrem Jobprofil gehört es, auf mehr soll sich ändern. „Ich habe Kontakt schaftlerin blicke ich auf gesellschaft- Vielfalt bei Personal, Programm und mit Bildungsträgern, Akteur*innen der liche Zusammenhänge anders als Publikum zu achten. Zivilgesellschaft und migrantischen jemand, der etwas anderes studiert Das ganze Haus soll in diesen Vereinen, um herauszufinden, wie sie hat“, betont sie. Prozess mit einbezogen werden. „So das Theater wahrnehmen und welche findet die Auseinandersetzung nicht Barrieren es gibt“, erklärt Kara. Eine Info: Die Bundeskulturstiftung för- nur auf künstlerischer Ebene statt, Hemmschwelle für Neuzugewanderte dert mit dem Fonds „360 Grad“ sondern geht tiefer in den Betrieb kann bereits die Sprache sein. In die- Projekte für mehr Diversität. Neben hinein.“ Für Kara ein notwendiger, ser Spielzeit zeigt das Schauspiel dem Nationaltheater nimmt in der fast schon überfälliger Vorgang. daher vier Stücke und die Oper eine Kulturregion Rhein-Neckar auch „Diversität ist keine Vision, sondern Produktion, die mit Türkisch oder die Deutsch Staatsphilharmonie Realität“, betont sie. Schließlich ha- Englisch übertitelt sind. Rheinland-Pfalz an diesem Pro- ben in Mannheim etwa 44 Prozent der Mit neu geschmiedeten internen, gramm teil. Agent für Diversitäts- Einwohner*innen einen Migrations- aber auch externen Netzwerken hat entwicklung ist dort André Uelner. Gestatten, Alles künstlich? DFA! TECHNOSEUM. Gentechnik, Geoengineering, künstliche Intel- Als Neuankömmling in der Region möchte sich die Deutsche Fotografische Akademie ligenz. Alles um uns herum kann mittlerweile künstlich herge- (DFA) vorstellen und Gleichgesinnte kennen- stellt werden. Möglichkeiten und Grenzen dieses „Upgrades“ lernen. „Anschub Fotografie“ ist der Titel der Natur widmet sich die Vortragsreihe „Im synthetischen einer öffentlichen Podiums-Veranstaltung Zeitalter“ des TECHNOSEUMs. Den Anfang macht ein Vortrag am 5. November, realisiert von der DFA in Kooperation mit den Reiss-Engelhorn- am 13. Oktober zur Herstellung von Fleischprodukten, für die Museen, der Biennale für aktuelle Fotografie kein Tier mehr geschlachtet werden muss. Am 10. November und dem Kulturamt der Stadt Mannheim. sind in der Mannheimer Abendakademie sogenannte Deep- Akteur*innen und Institutionen der lokalen fakes das Thema, also die Verfälschung von Fotos und Videos Fotografieszene werden sich vorstellen und austauschen. An den folgenden beiden mithilfe künstlicher Intelligenz. Weitere Vorträge befassen sich Tagen wird die traditionelle DFA-Tagung mit KI sowie mit der Molekular- und Zellbiologie. mit Live-Präsentationen künstlerischer Arbeiten und anschließenden Diskussionen stattfinden. „Im synthetischen Zeitalter“, Vortragsreihe, Termine und Veranstaltungsorte unter w ww.technoseum.de www.dfa.photography 9 Kulturmagazin 03/21
Jerusalem viele säkulare Israelis wollen einmal hier sein. Es geht dabei um etwas Spirituelles, das gar nicht fassbar am Rhein ist“, erklärt Urban. Für die Zukunft schwebt ihr neben einer noch stär- keren Vermittlungsarbeit ein sanfter Tourismus vor. „Konkret werden uns die Besucherlenkung und der nach- haltige Tourismus beschäftigen, UNESCO-Welterbe SchUM-Städte. Entlang der Flussachse ließen sich aber auch Angebote für spezifische Der Antrag ist mehr als 1.000 Seiten wichtige Gelehrte an den dortigen Gruppen.“ dick gewesen. 17 Jahre haben die Talmudschulen ausbilden und ver- In den Rathäusern ist man eben- jüdische Gemeinde, Wissenschaft- schafften ihnen internationales Re falls stolz auf diese Auszeichnung. ler*innen und Mitarbeiter*innen der nommee. Neue Impulse wie ein Schei- „Diese Würdigung bedeutet unserer Städte Worms, Speyer und Mainz dungsrecht, das Frauen nicht benach- Stadt sehr viel, weil wir den jüdischen daran gefeilt. Jetzt kann man sagen, teiligte, und das Briefgeheimnis Stätten in Hochachtung verbunden dieser Einsatz hat sich gelohnt: Ende gingen davon aus. Sie haben einige sind“, bekundet der Wormser Ober- Juli zeichnete die UNESCO die jüdi- heute noch gültige Vorstellungen und bürgermeister Adolf Kessel. Seine schen Monumente der drei SchUM- Gesetze im Judentum geprägt. Speyerer Amtskollegin, Stefanie Städte als Welterbe aus. Die Bezeich- „Die Anerkennung als Welterbe Seiler, sieht das ebenso. „Als Ober- nung SchUM ist das Akronym aus ist eine große Ehre“, freut sich die bürgermeisterin von Speyer freue ich den hebräischen Städtenamen – Geschäftsführerin des SchUM-Städ- mich auch besonders, weil 40 Jahre Schpira für Speyer, Warmaisa für te-Vereins, Dr. Susanne Urban. „Sie nach dem Kaiserdom nun eine zweite Worms und Magenza für Mainz. Noch bedeutet, dass die UNESCO das jüdi- Welterbe-Stätte nach Speyer kommt heute stehen dort wichtige Kultur- sche Erbe der drei Städte als einzig und damit das friedliche Miteinander denkmäler wie das älteste erhaltene artig, authentisch und herausragend verschiedener Religionen in unserer jüdische Ritualbad Europas in Speyer einstuft.“ Bis heute üben die SchUM- Stadt hervorgehoben wird.“ oder die 1961 wieder aufgebaute Stätten auf Juden in aller Welt eine Wormser Synagoge (Foto), die als besondere Faszination aus. „Auch www.schumstaedte.de architektonisches Vorbild für viele andere europäische Synagogen dien- te, sowie der Heilige Sand in Worms, der älteste noch existierende jüdi- sche Friedhof in Europa. Sie zeugen von dem schillernden jüdischen Leben, das es vor etwa 900 Jahren in Worms, Speyer und Mainz gab. Bischöfe und Kaiser hatten Juden mit Privilegien angelockt. Sie erhofften sich durch den Zuzug der international vernetzten Kaufleute eine Urbanisierung und Belebung des Handels. Außerdem sorgten die kostspieligen Dombauten für leere Kassen und zusätzliche Steuerein- nahmen waren willkommen. Bald ent- wickelten sich die drei Städte zum Jerusalem am Rhein. Ausgezeichnet! Theaterhaus G7. Neben zehn weiteren deutschen Theatern hat das Theaterhaus G7 den mit jeweils 75.000 Euro dotierten Theaterpreis des Bundes gewonnen. Ein ungewöhnliches Profil be- scheinigt die Jury dem Mannheimer Off-Theater. International agierend werde hier das Freie Au- tor*innentheater gelebt, mit der beständigen Arbeit am Wort. Wer sich davon selbst überzeugen möchte: In diesem Herbst lädt das Haus ein zur Reihe „Sprechlabor“, mit einem spannenden und spannungsreichen Programm zum Thema „Reden in Extremsituationen“. tig7.de 10
Kulturregion Die Stadt als Baustelle Sandra Köstler „Landscape of the Car“ Kunstverein Ludwigshafen. Die Ludwigshafener Hochstraße steht wieder, zumindest kurzzeitig und in kleinerem Maßstab – als Ausstellungsarchitektur im Kunstverein Ludwigshafen. „Urbanität in Bear- beitung“ lautet der Titel der dortigen Gruppenaus- stellung. „Mit der Schau wollen wir uns der Archi tektur der Stadt annehmen und Bruchstellen sicht bar machen, die derzeit heiß diskutiert werden, Im Vorfeld haben sich Studierende der TU Berlin wie die Baustelle am Berliner Platz, der Abriss des unter Leitung des Architekten und gebürtigen Lud- Rathauscenters oder der Hochstraße“, erklärt Di- wigshafeners Daniel Korwan Nutzungskonzepte rektorin Jana Franze. Mit „Urbanität in Bearbei- als Alternative zum Abriss überlegt. Die Ausstellung tung“ eröffnet sie ihre erste Schau als Leiterin. Ku- versteht sich als interdisziplinäres Projekt, das aus ratiert hat sie ihre Vorgängerin Barbara Auer ge- unterschiedlichen Perspektiven die s tädtebauliche meinsam mit der Kunsthistorikerin Gabriele Rasch. Umbruchsituation untersucht und die damit verbun- Neben dem Hochstraßenmodell kommen auch denen ästhetischen und sozialen Fragen themati mehr als 100 Türen aus dem Rathauscenter sowie siert. „Dabei geht es uns nicht darum, die Diskus- diverse andere Materialien der städtischen Groß- sion weiter anzufachen, sondern einen Raum für baustellen zum Einsatz. „In Bearbeitung trifft auf Wünsche und Ideen zu bieten“, betont Franze. In das ganze Projekt zu, es ist im Laufe der zweijäh- der Ausstellung sind neben den Architektur-Model- rigen Vorbereitung immer vielfältiger und größer len der Studierenden fünf Positionen zeitgenössi- geworden“, berichtet Franze. Kein Wunder, ist das scher Kunst zu entdecken: Katja von Puttkamer Thema doch sowohl in historischer Perspektive als (Malerei), Sandra Köstler (Fotografie), Stephan auch mit Blick auf die Zukunft sehr ergiebig. Die Backes (Video), Knut Eckstein (Installation) und Stadtplanung, die der Chemiestadt in den 1970er- Ina Weber (Skulptur) nähern sich in ihren zum Jahren ihr Gesicht verlieh, war durchaus visionär. Großteil für die Schau geschaffenen Arbeiten Damals zählte Ludwigshafen zu einer der reichs- der Thematik. Parallel zur Ausstellung findet das ten Städte Deutschlands – und verschrieb sich, Programm WERTstadt statt: Events, Performances wie auch Hannover, Kassel oder Köln, der Idee und Workshops im öffentlichen Raum laden alle einer autogerechten Stadt. Die futuristisch an Ludwigshafener*innen ein, über die eigene Stadt mutenden Hochstraßen beherrschen bis heute das und die Nutzung des Stadtraums nachzudenken. Stadtbild. „Auch wenn diese Bauten heute nicht mehr zeitgemäß sind, haben sie doch den Charak- Urbanität in Bearbeitung, bis 21.11.2021, ter der Stadt geprägt“, erklärt Franze. kunstverein-ludwigshafen.de 11 Kulturmagazin 03/21
Tanzen feiert und ist seit 1995 ein Kulturdenkmal. Doch die Pfarrgemeinde nutzte sie immer seltener. 2015 schrieb die Kirche einen Ideenwettbewerb für eine Zwischennutzung aus. Zu dieser Zeit statt war Daria Holme gemeinsam mit dem Choreo- grafen Éric Trottier auf der Suche nach einem Ort für ihre Idee: einem Raum für zeitgenössi schen Tanz. Beim ersten Besuch in der Kirche beten war ihnen klar: Das ist der perfekte Ort für das EinTanzHaus. Die zentrale Lage, der säulenlose Innenraum, die Höhe. „Es hat alles Sinn ergeben“, erinnert sich Holme. Der Entwurf, den sie gemein- sam mit der Mannheimer Architektin Mireille LOCAL HEROES – TEIL 6 Solomon einreichten, setzte sich durch. Doch das EinTanzHaus sollte kein Ort w erden, Serie: Macher*innen der Kulturregion der am Freitagabend seine Türen für das Kultur publikum öffnet und nach dem Wochen- ende wieder schließt. „Wir wollten einen Treffpunkt für das Viertel, einen Ort, der Menschen zusammenbringt – ob sie hier nun eine Veranstaltung be- suchen oder nicht.“ Und so stehen die Türen des EinTanzHauses fast immer offen. Auch bei Proben können neu- gierige Besucher zuschauen. Neben den Veranstaltungen finden im Ein TanzHaus auch Workshops und Kurse für Laien statt. Für drei Jahre war die Zwischennutzung ursprünglich ge plant. Bereits im Sommer 2020 wurde sie um weitere drei Jahre verlängert. Alle Änderungen sind leicht zurück- baubar. Die alten Kirchenbänke sind EinTanzHaus. Lange Zeit tanzten in der Mann- nun Teil der Zuschauertribüne und heimer Trinitatiskirche nur die Farben. Von der die Bühne im Innenraum umgibt ein rund sechs Sonne zum Leuchten gebracht, flimmern sie über Meter hohes Metallgerüst, an dem Lampen und Boden und Bänke, über Holz und Beton. Daria schwarze Vorhänge angebracht werden können. Holme erinnert sich noch an ihren ersten Besuch Doch ganz dunkel wird es nie in der Kirche 2015. Sie kannte den Bau, Holme ist in Mannheim und nie ganz still. Das Licht und die Geräusche aufgewachsen. „Ich habe ihn aber nie richtig der Stadt dringen immer nach innen. Vogel wahrgenommen. Er wirkte so verschlossen.“ Dass zwitschern, spielende Kinder, v orbeifahrende die kleinen Glasflächen im Inneren so eine Kraft Autos. „Ich finde schön“, sagt Daria Holme, „dass entfalten können, beeindruckte sie. alle, die hier auftreten, auch mit der Kirche und mit Nach dem Zweiten Weltkrieg war im Quadrat der Stadt kommunizieren.“ Ein Haus, das verbindet. G 4, wo zuvor die alte Trinitatiskirche stand, nur noch ein Trümmerhaufen. Den Auftrag, eine neue EinTanzHaus in der Trinitatiskirche, G4,4, Kirche zu errichten, erhielt der junge Architekt Mannheim, eintanzhaus.de Helmut Striffler. Es sollte ein modernes Gebäude werden, ein Neuanfang. Ein Bau aus Sichtbeton Tipp! Ein ausführliches Porträt des Eintanz- und Glas, angelehnt an gotische Kathedralen. Hauses finden Sie auf www.wosonst.eu, dem Die neue Kirche wurde in Architektenkreisen ge- Reise- und Heimatmagazin Rhein Neckar. 12
Kulturregion Licht an! Kammer- LICHTMEILE. Neckarstädter Nächte, Tag der offenen klänge Ateliers, Kultur für Kinder und Literatur an ungewöhn- lichen Orten. Die vier Themenschwerpunkte sind den Kunstfreunde Bens- LICHTMEILE-Fans natürlich längst bekannt und in die- heim. Klassikfreunde, sem Jahr wieder gesetzt. Auch dem vermeintlich dunk- auf an die Bergstraße! len Veranstaltungsmonat November bleiben die Orga- Denn dorthin holen die nisator*innen treu. Und das ist gut so. Nämlich genau Kunstfreunde Bensheim dann strahlen alle, wenn überall im Mannheimer Stadt- regelmäßig renommier- teil die Lichter angehen und sich die Kunst- und Kultur te Musiker*innen und szene der Neckarstadt ihrerseits ins beste Licht rückt. aufregende Neuentde- ckungen. Zwei Ensemb- MA-Neckarstadt-West, 19.–21.11.2021, lichtmeile.de les aus dem Norden ste- hen unter anderem auf dem Programm: Das Neue Danish String Quartett changiert zwischen zeit- genössischer Musik und Sachlichkeit den großen Namen der Klassikgeschichte. Mit dem dänisch-lettischen Carion Ensemble (Bild) Sammlung Prinzhorn. Sie gehörte zum Kreis ist ein Bläser-Quintett um Otto Dix und gilt als Protagonistin des nachimpressionistischen Verismus, einer zu Gast, das neben Strömung der Neuen Sachlichkeit. Elfriede herausragender Kam- Lohse-Wächtler, 1899 in Dresden geboren, mermusik durch seine war eine künstlerische Ausnahmebegabung und teilte trotzdem das Schicksal so man- Bühnenpräsentation cher ihrer Zeitgenossinnen. Weil sie eine besticht und mit ausge- Frau war, wurde sie an der Kunstakademie nicht zugelassen und schrieb sich daher klügelten Choreografi- an der Kunstgewerbeschule ein. Nach der en unterhält. Ausbildung entschied sie sich jedoch für ein freies Leben als Künstlerin, gab sich den Namen Nikolaus Laus und pflegte Kontakte zur Dresdner Sezession. 1929 Termine und Karten kam es zu ihrem ersten psychischen Zusammenbruch, 1940 wurde sie im unter kunstfreunde- Rahmen des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms ermordet. Viele ihrer Porträts, die Traurigkeit und Empathie ausdrücken, entstan- bensheim.de den hinter Anstaltstüren. Jetzt hat die Sammlung Prinzhorn in Heidelberg große Teile von Lohse-Wächtlers Nachlass übernehmen können, sehr zur Freude von Leiter Dr. Thomas Röske. „Dass wir dieses Œuvre für unsere Sammlung sichern konnten, stellt für uns einen Meilenstein dar“, macht er deutlich. Es handelt sich um mehr als 200 Zeichnungen, Aquarelle und Druckgrafiken sowie Briefe, Dokumente und Fotos. Das Haus wird damit zur Forschungsstelle über die Künstlerin und hat schon mit der Arbeit begonnen: Die Mitarbeiter*innen sichten, inventarisieren und lagern das umfangreiche Konvolut. In zwei Jahren ist dann eine große Elfriede-Lohse-Wächtler-Aus- stellung geplant. prinzhorn.ukl-hd.de 13 Kulturmagazin 03/21
We are family! MATCHBOX. Im Oktober zieht das Künstlerduo deufert&plischke im Auftrag von Matchbox, dem wan- dernden Kunst- und Kulturprojekt Rhein-Neckar, mitten in den Pfäl- zerwald nach Elmstein und lädt die Bewohner*innen der Ge- meinde zu „FAMILIENANGELEGEN- HEITEN“ ein – und damit zur kollek- tiven Herstellung von Familienbil- dern, Familiengeschichten und (Ver-)Kleidung. Wie kann aus dem Modell Familie heraus im 21. Jahr- hundert Gesellschaft immer wieder neu gedacht und gelebt werden? Ausgehend von dieser Frage eröff- nen Kattrin Deufert und Thomas Plischke einen Raum in Elmstein, der Atelier, Tanzraum, Geschichten- archiv und Fotolabor ist. Hier sollen Familienbilder erfunden, erzählt, ausprobiert, in Bewegung gebracht und in verschiedenen Medien dokumentiert werden, soll ein Ort der Begegnung und der gemeinschaft lichen Arbeit entstehen. FAMILIENANGELEGENHEITEN richtet sich an Familien in jeder Konstellation: an Patchwork-Familien, Alleinerziehende, Mutter-Mutter-Kind, an den Großvater und seine Enkel. Familie bedeutet auch immer Herkunft und kann etwas über die Beziehungsgeflechte unserer Heimat erzählen. Einige der Familienfotos und Kleidungsstücke, die im Rahmen von FAMILIENANGELEGENHEITEN in Elmstein ent- standen sind, werden anschließend im ausstellungsbegleitenden ProgrammPlus der Kunsthalle Mannheim anlässlich der Ausstellung „MUTTER!“ in der Kunsthalle Mannheim gezeigt. Unterstützt wird das Projekt vom Stadtensemble des National- theaters Mannheim, das in eigenen künstlerischen Recherchen Familien- und Kleidungsgeschichten sammelt und dokumentiert. Während ihrer Residenz laden deufert&plischke darüber hinaus zu Workshops, Waldspaziergängen und Ver- anstaltungen nach Elmstein sowie zu einem abschließenden Wochenende in die Kunsthalle Mannheim ein. FAMILIENANGELEGENHEITEN, Projektraum: 07.–20.10.2021, Alte Samenklenge, Elmstein, Abschlusswochenende, 23.–24.10.2021, Kunsthalle Mannheim, www.matchbox-rhein-neckar.de Kunstpfad Kirrweiler. Lustwandeln in Kirrweiler. Ohnehin Beide Kunstwerke schaffen eine direkte Verbindung mit ihrer ist das idyllische südpfälzische Örtchen dafür bestens ge- Umgebung und arbeiten mit Materialien, die einen lokalen Be- eignet, nun lockt dazu noch ein Kunstpfad. Die ersten beiden zug haben. Der Weg soll in den folgenden Jahren wachsen Werke wurden im September und weitere spannende Perspek- Mehr als ein enthüllt. Sie sind Ausgangpunkt tiven auf die Landschaft der Pfalz für einen Weg mit Objekten der eröffnen. Dabei geht es nicht nur Landschaftskunst. Die niederlän- darum, Kunst in den öffentlichen Spaziergang dische Künstlerin Karin van der Raum zu bringen, sondern auch Molen hat für „Three Pillars“ drei eine Verbindungsachse zwischen Säulen aus gestapelten Wein- den Gemeinden Kirrweiler, Mai- fässern gebaut und diese mit kammer und St. Martin zu schaffen. blauem und weißem Porzellan beklebt. Roger Rigorths „Das Bestehende Skulpturen, aber auch Galerien und Ateliers in Hambacher Tor“ gibt den Blick frei über das Rebenmeer zur den Ortsgemeinden werden in den Kunstpfad eingebunden. Anhöhe, auf der das Hambacher Schloss zu sehen ist. Er hat dafür heimisches Kastanienholz mit Flechtkunst kombiniert. Mehr Infos unter www.kirrweiler.kunstpfade.de 14
Kulturregion Safari gefällig? Eiszeit-Safari. Safari, Zeitreise, wilde Tiere, die aber absolut harmlos sind. Klingt nach Spaß? Ist es auch. Noch dazu gibt es in der Sonderausstellung „Eiszeit-Safari“ eine Menge Wissens- wertes über die Welt der letzten Eiszeit Von Montpellier in Europa zu erfahren. Erstmals werden neueste Forschungsergebnisse und bisher noch nie gezeigte Knochenfunde zur eiszeitlichen Tierwelt der Oberrhein- region präsentiert. An zahlreichen Mit- bis Montréal mach-Stationen kann man aktiv werden und es begegnen einem die Giganten Französische Woche Heidelberg. Savoir vivre, der letzten Eiszeit, wie Mammuts, Höhlen- die Lebenskunst, dafür wird Frankreich in aller löwen und Riesenhirsch als lebensechte Welt geliebt. In Heidelberg wird unser Nach- Rekonstruktionen. Zur Schau gibt es ein barland auch in diesem Jahr wieder mit allem Begleitprogramm für Kinder und Erwach- zelebriert, was zum schönen Leben dazugehört: sene mit sonntäglichen Führungen und mit leckerem Essen, Musik, Literatur und vielen Gästen. Im Fokus steht dabei das 60-jährige Taschenlampenführungen. Bei Work- Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen shops können Familien den Alltag der Heidelberg und Montpellier. Ein weiterer Akzent Eiszeit-Menschen kennenlernen. Für das – anlässlich des Gastlandauftritts von Kanada junge Publikum locken darüber hinaus bei der Frankfurter Buchmesse – liegt auf dem eine Kinderuni, eine Lesenacht und The- frankophonen Québec. Eröffnet wird das Kultur- ateraufführungen. festival mit der Opéra Junior, dem Jugend-Chor der Oper Montpellier. Cineasten dürfen sich auf Bis 13.02.2022, www.eiszeitsafari.de, die Filmreihe „Cinéma québécois – 50 Jahre Kino Termine und Infos zum Begleitpro- aus Kanada“ freuen. Auch literarische Entdeckun- gramm unter rem-mannheim.de gen hält das Festival bereit: Die Autorin Fatima Daas (Foto) wird ihren Debütroman „Die jüngste Tochter“ („La petite dernière“) präsentieren, der 2020 in Deutschland mit dem Internationalen Literaturpreis 2021 ausgezeichnet wurde. Die Reihe „Québec erlesen!“ widmet sich wichtigen literarischen Stimmen aus der Provinz an der Hud- son Bay. Romane von Naomi Fontaine, Gabrielle Roy und Catherine Mavrikakis werden von ihren Übersetzerinnen Sonja Finck und Annabelle Assaf vorgestellt. Die in Montréal lehrende Mavrikakis wird zum Gespräch über ihr Buch „Der Himmel über Bay City“ zu Gast sein. 15.–24.10.2021, französische-woche.de 15 Kulturmagazin 03/21
Ausstellungen Nackt im Museum Der weibliche Akt von der Renaissance bis in die Gegenwart – die Ausstellung „Frauen- körper“ zieht epochenübergreifend ästheti- sche Vergleiche und befasst sich dabei auch mit aktuellen Körper- und Genderfragen. Unheimlich – In „Me, a Lurker“ (2020) von Shooting-Star Jenna Gribbon wird das sommerliche Sonnenbad-Idyll vom Umriss einer Person überschattet. › Sie liegt wie hingegossen da: Die nach dem Vorbild Tizians ge- malte „Schlummernde Venus“ präsentiert ihre hüllenlose Schön- heit auf einer Chaiselongue aus rotem Samt. Ein unbekannter flämischer oder deutscher Renaissance-Künstler hat sich von Die Ausstellung „Frauenkörper“ spannt mit rund 130 G emälden, einem Gemälde des Venezianers inspirieren lassen. Welch ein Grafiken, Skulpturen, Fotografien und Videos – viele davon Leih- Kontrast zu den Bildern von provozierender Unvollkommenheit gaben aus renommierten Häusern – einen Bogen über 500 Jahre und Hinfälligkeit in Werken der Moderne und Gegenwart. Was Kunstgeschichte. Beleuchtet werden sowohl die männlich-voyeu sagen solche Darstellungen über das Verständnis von Weiblich- ristischen Blicke auf idealisierte Schönheiten der Renaissance, keit, über Werte und Lebensentwürfe einer Gesellschaft aus? füllige Rubensfiguren oder verführerische, emanzipierte F rauen Dr. Dagmar Hirschfelder, Leiterin der Abteilung Gemälde und aus den 1920er-Jahren als auch identitätsbezogene weibliche Posi- Grafik im Kurpfälzischen Museum, buchstabiert das spannungs- tionen. Unter ihnen finden sich Käthe Kollwitz mit ihrer empa- geladene Sujet des weiblichen Akts systematisch durch – von thischen Kunst, die Körperbewusstseinsbilder von Maria Lassnig, den Schönheits- und Kunstidealen der Renaissance bis zu den die sich ungeschönt selbst darstellt, Cindy Shermans Dekonstruk grellen Standpunkten der Netzkünstlerinnen und -künstler von tionen von Settings aus Porno- und Filmindustrie und die in Pink heute, von Albrecht Dürers revolutionären Aktzeichnungen bis und Rosé schillernde Mädchenwelt, die Instagram-Aktivistin und zu Cindy Shermans feministischem Ansatz. Fotomodell Arvida Byström aus Schweden zerlegt. 16
Kurpfälzisches Museum Heidelberg Frauenkörper Der Blick auf das Weibliche von Albrecht Dürer bis Cindy Sherman Termin – 24. Oktober 2021 bis 20. Februar 2022 Ort – Kurpfälzisches Museum Heidelberg Internet – www.museum.heidelberg.de Neues Selbstbewusstsein – Während Christian Schad den neuen selbstbewussten Frauentyp der Goldenen Zwanziger porträtiert, ist der weibliche Körper der von Tizian inspi- rierten Venus eines unbekannten Meisters eine Allegorie idealer Schönheit und Weiblichkeit. Kuratorin Hirschfelder, selbst Expertin für nordalpine M alerei des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit, ortet immer wieder Bezüge der alten Kunst zur Gegenwart. „Für mich ist es w ichtig, Themen zu behandeln, die an die aktuelle Lebenswelt und u nsere heutigen Erfahrungen anknüpfen“, erklärt sie. Unsere Sehgewohn- heiten seien noch stark geprägt von jahrhundertealten Bildtradi tionen. Deshalb gehe es in dieser Schau einerseits darum, Konti- nuitäten zu zeigen. Denn Formeln, Bildmuster und Sehweisen, wie sie in Renaissance und Barock aufkamen, beeinflussten noch heute die Bilder von weiblichen Körpern in Kunst und Medien. Anderer- seits möchte sie den Blick genauso intensiv auf die radikalen Brü- Für Hirschfelder war bei der Planung von Anfang an klar: Mit che bei der Interpretation von Weiblichkeit lenken. einer chronologischen Aneinanderreihung der Exponate ließe sich das Thema nicht packen. Stattdessen hat sie sechs pointierte Schwerpunkte gesetzt – vom Wandel der Weiblichkeitsideale bis Der männliche und der weibliche Blick zu unseren heutigen Körperdebatten. Neue Impulse für die Akt- darstellung gingen zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Künst- Auf ikonografische Muster spielt zum Beispiel das Gemälde „Me, lerinnen aus. Der Zugang zu den Akademien blieb ihnen nicht a Lurker“ (2020) an. Jenna Gribbon, ein Shooting-Star der US- länger verwehrt. Sie wurden in der Kunstszene präsenter und re- amerikanischen Kunstszene, bildet darauf drei Frauen beim ent- flektierten die weibliche Identität in ihren Werken. Künstlerinnen spannten Sonnenbad auf einer Wiese ab, eine von ihnen fotogra- wie die kubanisch-amerikanische Performance-Künstlerin Ana fiert. Eine ambivalente Szene, denn zum einen erinnert sie an die Maria Mendieta oder die Body-Art-Künstlerin ORLAN machen Impressionisten und ihre unverkrampften Aktdarstellun- ihren eigenen Körper zum Gegenstand des kreativen Prozesses gen im Freien. Zum anderen bezeichnet „Lurker“ in der und konterkarieren damit gesellschaftliche Erwartungen. Beide Netzsprache einen Internet-Spanner. Der Schatten am sind in der Schau vertreten. vorderen Rand des Gemäldes verweist auf die Künstle- rin selbst als heimliche Beobachterin (und Produzentin) Doch die Ausstellung beschreibt nicht nur den Wandel der Akt- der Szene. Zugleich ist dies eine Referenz an die Maler der darstellung, sie bietet darüber hinaus eine ganze Reihe großer Frühen Neuzeit, die den männlichen Blick häufig direkt in ihre Namen: neben den bereits erwähnten Albrecht Dürer, Rembrandt, Werke integrierten wie das bei der in der Heidelberger Präsenta- Käthe Kollwitz, Maria Lassnig und Cindy Sherman auch Gustav tion gezeigten Antiope-Darstellung von einem Van-Dyck-Nach- Klimt, Annegret Soltau, Max Beckmann oder Otto Dix, um nur folger der Fall ist. Darauf vergreift sich Jupiter an der Amazone. einige zu nennen. ‹ 17 Kulturmagazin 03/21
Ausstellungen DIE E R DE › Geißeltierchen, Fadenwürmer, Milben, Springschwänze, Regenwürmer, dazu Mäuse und Maulwürfe und schließlich unzählige Bakterien und Einzeller – die Erde lebt! Wer über eine Wiese läuft oder durch den Wald spaziert, macht sich sel- ten klar, dass es in nur wenigen Zenti- Mit der Ausstellung „Expedition Erde“ zeigt sich das metern Tiefe nur so an Lebewesen wim- Historische Museum der Pfalz wieder up to date: In melt. Tatsächlich befinden sich in einer Zeiten, in denen uns Wirbelstürme und Flutkatastro Handvoll Erde mehr Organismen, als es phen die absolute Dringlichkeit des Klimaschutzes Menschen auf der Erde gibt! Und das ist schmerzlich wie grausam vor Augen führen, präsen- gut so, denn den Lebewesen in unserer tiert das Speyerer Museum eine Ausstellung, die den Erde verdanken wir, dass unsere Böden Naturschutz in den Fokus stellt. Expedition Erde. Im Reich von Maulwurf und Regenwurm Eine Mitmachausstellung des Zoom Kinder- museums Wien Termin – 10. Oktober 2021 bis 19. Juni 2022 Ort – Historisches Museum der Pfalz Speyer Internet – www.expedition-erde-ausstellung.de Social Media – #ErdeAusstellungSpeyer 18
Historisches Museum der Pfalz ! T! LE B er Käf Ste inl cke ä ne ufer Sc h fruchtbar sind. Regenwürmer beispiels- weise düngen mit ihrem Kot den Boden und belüften mit ihren Gängen die Wur- Bakterie n Schn e zeln der Pflanzen, während Bakter ien ck un e l d Pilze se und Pilze abgestorbene Pflanzenbestand- As teile zersetzen und die gewonnenen Spring Nährstoffe wieder für die Aufnahme h rw r m sch u wanz Ba durch andere Wurzeln bereitstellen. kter und O ien lbe mi Pil n Diesen und vielen anderen Vorgängen in Hor ze unserer Humusschicht widmen sich die Mitmach- und Medienstationen der Aus- stellung und vermitteln viele spannende Fakten, beispielsweise zum Tagesablauf eines Maulwurfs, zur Fotosynthese oder Entwickelt wurde die Ausstellung vom der Kommunikation zwischen Bäumen Kindermuseum Zoom in Wien mit wissen- und Pilzen. Nicht zuletzt geht es darum, schaftlicher Beratung der U niversität für was wir tun können, um dieses einzig Bodenkultur Wien. Das Team des Jungen artige und lebensnotwendige Ökosystem Museums Speyer ergänzte die Präsenta- zu schützen: Die Ausstellung soll ein Be- tion um interaktive Stationen und sechs wusstsein dafür vermitteln, warum es so Räume, die sich thematisch unter anderem wichtig ist, nachhaltig mit der Ressource dem Leben der Erdhummeln sowie dem Boden umzugehen. sogenannten „wood wide web“ w idmen. ‹ 19 Kulturmagazin 03/21
Ausstellungen „WIR SCHÜTZEN NUR, WAS WIR SCHÄTZEN“ Für die Ausstellung „Expedition Erde“ hat das Historische Museum der Pfalz den international gefeierten DJ und Künstler Dominik Eulberg, der auch studierter Biologe ist, für eine Zusammenarbeit gewinnen können. › Dominik Eulberg hat das Sounddesign für die Ausstellung uns allen ist“, erläutert Museumsdirektor Alexander Schubert. „Expedition Erde“ konzipiert und realisiert sowie als Natur- „Wir freuen uns sehr, dass wir mit Dominik Eulberg einen re- botschafter unter dem Titel „Eulbergs Wunderfakten“ kind nommierten Künstler mit an Bord haben, der gleichzeitig ein gerecht auf bereitete „Fun Facts“ geliefert, die sich wie ein roter ausgesprochener Fachmann für Naturschutz ist. Diese Mi- Faden durch die Ausstellung ziehen. Mit der Anfrage für ein schung sorgt dafür, dass die Ausstellung nochmal eine zusätz- Projekt, das Kindern und Jugendlichen die Wichtigkeit e ines liche Dimension gewinnt und die Besucherinnen und Besucher nachhaltigen Umgangs mit unseren Ressourcen vermittelt, gleich auf mehreren Sinnesebenen berühren wird.“ rannte das Historische Museum der Pfalz bei Eulberg offene Türen ein: „Wir spielen gerade ‚Russisch Roulette‘ Für sein Schaffen erhielt Dominik Eulberg bereits zahlreiche mit unserem Planeten und steuern sehenden Auges Würdigungen, wie etwa den Preis der deutschen Schallplatten auf den Abgrund zu“, schlägt Eulberg Alarm. Denn kritik oder die Auszeichnung zum Musik-Produzenten des Jah- alles, was gegen die Natur gehe, gehe im Endeffekt res. Mit dem renommierten Filmemacher Jan Haft arbeitet er auch gegen uns Menschen. „Wir schützen aber nur zusammen an Naturfilmen für TV und Kino. Darüber hinaus das, was wir auch schätzen. Deshalb ist es so wichtig, ist er Botschafter zahlreicher Naturschutzorganisationen, ko- unsere Mitmenschen und gerade die heranwachsen- operiert mit Naturkunde-Museen und ist auch als Natursensi de Generation für die Kausalzusammenhänge und bilisierer regelmäßig in Fernsehbeiträgen zu sehen. Im Eich- die Bedeutung unserer Lebensgrundlage Natur zu born-Verlag ist kürzlich sein erstes Buch unter dem T itel „Mikro sensibilisieren.“ orgasmen überall“ erschienen. ‹ Genau das hat das Museum mit der Ausstellung Weitere Informationen zum Künstler unter „E xpedition Erde“ vor: „Wir wollen zeigen, welch große Fas- www.dominik-eulberg.de zination von dem Thema ‚Boden‘ ausgeht, wie dicht besiedelt Weitere Informationen zur Ausstellung unter dieser Lebensraum und wie wichtig er für die Existenz von www.expedition-erde-ausstellung.de 20
Historisches Museum der Pfalz DER LANGE WEG ZUR FREUNDSCHAFT Wie aus „Erbfeinden“ Verbündete und schließlich Freunde wurden – davon erzählt die Ausstellung „Rendezvous. Frankreichs Militär in der Pfalz 1945– 1999“. Gezeigt werden Fotodokumente, Erinnerungen und Exponate aus privaten und öffentlichen Samm lungen in Deutschland und Frankreich. › Deutsche und Franzosen hatten 1945 in der Pfalz wahrlich keinen leichten Start. Eine der größten Belastungen für das deutsch-französische Verhältnis in den ersten Nachkriegs jahren war die Wohnungsknappheit für die einheimische Be- völkerung. Alleine in Speyer waren 1946 rund 600 Wohnungen durch das Militär beschlagnahmt. Unter den jungen Männern zwischen 18 und 21 Jahren stellten die Franzosen gar die k lare Mehrheit in der Stadt. Zwar bestanden für Neuankömmlinge und Wehrpflichtige teilweise strenge Ausgangssperren, die französischen Soldaten waren aber allgegenwärtig und auch erkennbar, da sie die Kasernengelände bis in die 1960er-Jahre hinein nur in Uniform verlassen durften. Wie in Broschüren, die damals an die Soldaten ausgegeben wurden, zu lesen ist, warnte man vor allzu engem Kontakt mit Deutschen. Dennoch lagen weniger als anderthalb Jahre nach Kriegsende bei den französischen Behörden schon rund 7.000 Anträge französischer Soldaten aus der gesamten Besatzungs- zone vor, die ihre deutschen Partnerinnen heiraten wollten, wie der „Spiegel“ am 4. Januar 1947 berichtete. So viele waren bis dahin in der amerikanischen und britischen Besatzungszone zusammen nicht gestellt worden. Erinnerungen – Guy Lesueur, der der Domstadt auch nach seiner Militärzeit treu geblieben ist, mit zwei Kameraden um 1958. Dennoch war es ein langer, steiniger Weg, bis sich das deutsch- französische Verhältnis entspannte und aus den ehemaligen Be- Rendezvous. satzern Verbündete wurden. „Die Ausstellung erinnert daran, dass Grenzen zwischen Menschen, Regionen und Staaten über- wunden werden können. Das gibt Hoffnung in Zeiten, in denen Grenzen plötzlich wieder eine Rolle spielen“, resümiert Ludger Frankreichs Militär in der Pfalz 1945–1999 Tekampe, Kurator und Projektleiter der Ausstellung. ‹ Termin – noch bis 29. Januar 2022 Ort – Historisches Museum der Pfalz, Speyer Tipp! Zur Ausstellung ist ein ausführlicher Begleitband des Gast- Internet – www.museum.speyer.de Kurators Christian Führer erschienen, der im Buchhandel und Social Media – #RendezvousAusstellungSpeyer im Museum erhältlich ist. 21 Kulturmagazin 03/21
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