Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr II/2021
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1 15. Dezember 2021 Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr II/2021 Teil I
BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT II/2021 2 INHALT Vorbemerkungen 3 Gesamtüberblick zur materiellen Einsatzbereitschaft 4 Der Generalinspekteur der Bundeswehr Initiative Einsatzbereitschaft 2021 (Neuauflage) 9 Erläuterungen und Tendenzen zur materiellen Einsatzbereitschaft aus der Perspektive der Organisationsbereiche der Bundeswehr Präsidentin des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr 10 Inspekteur des Heeres 13 Inspekteur der Luftwaffe 15 Inspekteur der Marine 17 Inspekteur der Streitkräftebasis 19 Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr 21 Inspekteur des Cyber- und Informationsraums 23 Impressum 25
BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT II/2021 3 Vorbemerkungen Der Bericht zur „Materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr“ für den Berichts- zeitraum Mai bis Oktober 2021 setzt die etablierte Berichterstattung der vergangenen Jahre fort. Der Bericht II/2021 umfasst 71 Hauptwaffensysteme und bildet damit das gleiche Portfolio ab wie der voran- gegangene Bericht I/2021. Der Gesamtumfang des Geräts und damit die materielle Basis, auf welche die Truppe zurückgreifen kann, hat sich im Berichtszeitraum weiter erhöht. Dazu haben unter anderem die erfolg- ten Auslieferungen im Bereich der ungepanzerten Transportfahrzeuge der Zulassungsklassen 5 bis 15t, aber auch der Abschluss der Serienauslieferung beim SPz PUMA im August sowie weiterer Hubschrauber des Typs NH90 SEA LION beigetragen. Der Bericht gliedert sich unverändert in einen OFFENEN Teil I, der Bewertungen sowie aktuelle Entwicklungen voranstellt, und einen GEHEIM eingestuften Teil II. Die sich im Teil II bietende Gesamtschau über die materi- elle Einsatzbereitschaft und die hohe Detailtiefe der Informationen lassen konkrete Rückschlüsse auf aktuelle Fähigkeiten der Bundeswehr zu, so dass eine Kenntnisnahme durch Unbefugte die Sicherheitsinteressen der Bundesrepublik Deutschland schädigen würde. Dies gilt umso mehr vor dem Hintergrund einer verschärften sicherheitspolitischen Lage sowie dem deutschen Beitrag zur Sicherheitsvorsorge im Rahmen der Bündnisver- teidigung. Die im Teil II des Berichts enthaltenen Informationen sind aus diesem Grund unverändert in ihrer Gesamtheit GEHEIM einzustufen. Damit wird auch dem Schutz unserer Soldatinnen und Soldaten Rechnung getragen. Der Bericht wird vor dem Hintergrund der laufenden Weiterentwicklung der Einsatzbereitschaftssystematik neu ausgerichtet und daher letztmalig in der vorliegenden Form bereitgestellt. Im nächsten Jahr wird über die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte mittels eines in Form und Inhalt weiterentwickelten Berichtes informiert werden. Gemeinsam mit dem zeitgleich erscheinenden 14. Bericht des BMVg zu Rüstungsangelegenheiten (Rüstungsbe- richt) leisten wir in bewährter Weise einen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Meinungsbildung und Transpa- renz.
BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT II/2021 4 Der Generalinspekteur der Bundeswehr Gesamtüberblick zur materiellen Einsatzbereitschaft Die Bundeswehr ist in der Lage, ihre Aufgaben kurzfristig, Nach der Machtübernahme der radikal-islamischen Taliban flexibel und gemeinsam mit unseren Verbündeten inner- hat die Bundeswehr bis zum 26. August mehr als 5.300 halb sowie auch außerhalb Deutschlands zu erfüllen. deutsche Staatsangehörige, Bürger anderer Staaten, afgha- Seit Anfang 2020 unterstützt die Bundeswehr den Bund und nische Ortskräfte sowie weitere schutzbedürftige die Länder in vielfältiger Weise mit Personal und Gerät bei Personen aus Kabul ausgeflogen. Die bis zu sieben ein- der Bewältigung der COVID-19-Pandemie. In partnerschaft- gesetzten Flugzeuge haben neben der Evakuierung der licher Zusammenarbeit mit den zivilen Einrichtungen und Menschen auch den Transport der leichten Unterstützungs- Institutionen der Gesundheitsversorgung Deutschlands wa- hubschrauber für Spezialkräfte sichergestellt und die medi- ren Soldatinnen und Soldaten im Rahmen der Amtshilfe wei- zinische Evakuierung für unsere Verbündeten als Teil der terhin in den Gesundheitsämtern, bei mobilen Impfteams in Rettungskette gewährleistet. Der A400M hat damit seine den Impfzentren und in Pflegeheimen eingesetzt. Darüber große Leistungsfähigkeit und mittlerweile tragende Rolle als hinaus hat der Sanitätsdienst der Bundeswehr bei der Ein- Rückgrat für den militärischen Lufttransport der Bundes- richtung des nationalen Verteilerzentrums für COVID-19 wehr unter Beweis gestellt. Impfstoffe als Amtshilfe für das Bundesministerium für Ge- sundheit einen bedeutsamen Beitrag geleistet. Die Anzahl Die COVID-19-Pandemie bleibt auch weiterhin nicht ohne der insgesamt erbrachten nationalen Hilfeleistungen der Folgen für die materielle Einsatzbereitschaft der Bundes- Bundeswehr hat sich seit dem vorangegangenen Bericht um wehr. Der Ausbildungs- und Übungsbetrieb hat im Berichts- etwa 700 Anträge auf jetzt rund 7.700 Unterstützungsleis- zeitraum wieder zugenommen, industrieseitige Einschrän- tungen erhöht und umfasst sämtliche Bundesländer. Die kungen wirken sich jedoch noch weiterhin verzögernd auf Hilfeleistungen beschränkten sich dabei nicht nur auf Umrüstungsmaßnahmen einzelner Waffensysteme, zum Deutschland - auch zahlreiche Hilfeersuchen aus dem euro- Beispiel beim „Retrofit“ des NH 90 in Frankreich, aus. Die päischen und außereuropäischen Raum konnten durch uns zunehmende Nutzungsintensität hat erwartungsgemäß zu erfüllt werden. Die Bandbreite der geleisteten Unter- einem geringfügigen Rückgang der materiellen Einsatz- stützungen reichte hierbei vom Transport schwer erkrankter bereitschaft bei einzelnen Waffensystemen geführt. Intensivpatienten zur Behandlung nach Deutschland über die Abgabe diverser medizinischer Ausrüstung an zahlreiche Die materielle Einsatzbereitschaft aller 71 Hauptwaffen- Länder bis hin zur Entsendung medizinischen Fachpersonals. systeme hat sich im Berichtszeitraum insgesamt verstetigt und in einigen Bereichen leicht verbessert. Sie liegt mit Darüber hinaus war der zurückliegende Berichtszeitraum durchschnittlich 77% geringfügig über den 76% aus dem durch die Hochwasserkatastrophe im Sommer geprägt. Die letzten Bericht. Unsere Zielgröße von 70% durchschnittlicher Bundeswehr unterstützte seit dem 14. Juli 2021 im Rahmen materieller Einsatzbereitschaft übertrafen hierbei 38 Haupt- von Amtshilfe in den von den Starkregen besonders be- waffensysteme, 11 lagen unter 50% (davon 6 Altsysteme). troffenen Regionen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland- Die durchschnittliche materielle Einsatzbereitschaft von Pfalz schnell und unbürokratisch, unter anderem mit wat- Kampffahrzeugen lag bei 71%, für Kampfeinheiten der fähigen Fahrzeugen, schwerem Pioniergerät für Aufräum- Marine bei 72%, für die Kampf- und Transportflugzeuge bei arbeiten, militärischen Brücken und Stromaggregaten. In der 65%, für alle Unterstützungsfahrzeuge (Logistik, Sanität und Spitze halfen über 2.400 Angehörige der Bundeswehr bei der CIR) bei 82% und bei den Hubschraubern weiterhin bei 40%. Bewältigung der Folgen des Hochwassers. Die Öffentlichkeit konnte sich bei dieser Gelegenheit von der Reaktionsfähig- Unverändert zeigen sich sprunghafte Verläufe, eine hohe keit der Streitkräfte sowie über die Robustheit, Leistungs- Streuung und ein zu geringer verfügbarer Bestand bei rund fähigkeit und Einsatzbereitschaft des eingesetzten Geräts einem Drittel der Systeme. Das betrifft vor allem Systeme überzeugen. mit kleinen Flottengrößen und „Altsysteme“ (z. B. die Schwimmschnellbrücke Amphibie M3, der Bordhubschrau- Eine weitere Herausforderung im Berichtszeitraum war die ber SEA KING oder der in 2025 das Ende seiner Nutzungs- Beendigung des Einsatzes Resolute Support in Afghanistan. dauer erreichende Seefernaufklärer P-3C Orion), aber auch Das eingesetzte Gerät für die Rückverlegung von Personal die neu eingeführten Waffensysteme wie der Hubschrauber und Material zeigte trotz deutlicher Beanspruchung ein NH90 oder das Transportflugzeug A400M. hohes Maß an Einsatzbereitschaft und Zuverlässigkeit. Insbesondere die vom Lufttransportstützpunkt Tiflis in Die Einsatz- und Bündnisverpflichtungen wurden im Georgien eingesetzten A400M haben wesentlich zur erfolg- Berichtszeitraum unverändert erfüllt. reichen Rückverlegung des Einsatzes beigetragen.
BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT II/2021 5 Fokusprojekte des Generalinspekteurs der Bundeswehr Bereits eingeleitete Maßnahmen zur Verbesserung der Der Verbesserung der materiellen Einsatzbereitschaft des materiellen Einsatzbereitschaft der Hubschrauber werden Schützenpanzers (SPz) PUMA und der Hubschrauber gilt un- sich absehbar weiter positiv auswirken. Mit der zwischen der verändert mein besonderes Augenmerk. Bundeswehr und der Industrie geschlossenen Zielverein- barung soll perspektivisch eine deutliche Erhöhung der Die Einsatzbereitschaft des SPz PUMA konnte im Berichts- Einsatzbereitschaft des Kampfhubschraubers TIGER erreicht zeitraum erneut gesteigert werden. Die Priorität unseres werden. Wesentliche Pfeiler der Vereinbarung sind die Handelns liegt nun beim schnellstmöglichen Herstellen der Schaffung zusätzlicher industrieller Kapazitäten zum Abbau Einsatz- und Versorgungsreife dieses neuen und für das Heer des derzeitigen Inspektionsstaus, die Stärkung der Eigen- entscheidenden Hauptwaffensystems. Dabei haben wir befähigung durch den Aufwuchs einer weiteren militärischen sichtbare Fortschritte erreicht. Wartungsstaffel bis 2025 und die bedarfsorientierte Unter- stützung der Industrie in der Truppe („On Site Support“). Die materielle Einsatzbereitschaft konnte mit durchschnitt- Beim NH 90 zeigt sich bei den im Rahmen des „Standardi- lich 65% (+11%) und in der Spitze sogar 75% (+15%) gegen- sierten Instandhaltungsleistungsvertrages“ seit April durch- über dem vorangegangenen Berichtszeitraum deutlich ge- geführten Inspektionen eine spürbare Verbesserung der steigert werden. Die zwischen der Industrie und der Bundes- Leistungserbringung der Industrie mit einer Halbierung der wehr fortgeschriebene Zielvereinbarung hat einen wesent- Durchlaufzeiten der Inspektionen, die jedoch im Bereich lichen Anteil an dieser positiven Entwicklung und unter- verfügbarer Ersatzteile noch an Grenzen stößt. streicht, dass eine enge, konstruktive und zielorientierte Zusammenarbeit aller Beteiligten der Schlüssel zum Erfolg Initiative Einsatzbereitschaft wird fortgesetzt. sind. Die Initiative Einsatzbereitschaft 2020 war mit Blick auf die Verbesserung der materiellen Einsatzbereitschaft ein Erfolg Im Februar 2021 konnte mit der erfolgreichen „Taktischen und hat unterstrichen, dass die gesetzten Impulse zur geziel- Untersuchung“ die Gefechtstauglichkeit des SPz PUMA und ten Untersuchung von Vorhaben, Verfahren und Prozessen damit dessen Eignung für den Einsatz im Rahmen der Ein- lohnt. Den Schwung und die positiven Erfahrungen aus dem greiftruppe der NATO für den Zeitraum 2022 bis 2024 nach- letzten Jahr haben wir mitgenommen und mit der Initiative gewiesen werden. Von April bis September 2021 folgte die Einsatzbereitschaft 2021 eine Neuauflage, mit besonderem technisch-logistische Einsatzprüfung zum Nachweis der lo- Fokus auf die Streitkräfte, umgesetzt. gistischen Versorgbarkeit des Systems. Die Ergebnisse der Einsatzprüfung werden zurzeit umfassend ausgewertet. Weitere Untersuchungen zur Erhöhung der Einsatz- Wenngleich sich abzeichnet, dass für den Einsatz bei der bereitschaft der Streitkräfte NATO Eingreiftruppe auch weiterhin industrielle Unterstüt- Im Berichtszeitraum wurden in Ergänzung der Arbeitsgruppe zung erforderlich sein wird, werden wir die im Bündnis ein- Beschaffungsorganisation und der Initiative Einsatzbereit- gegangenen Verpflichtungen ohne Abstriche erfüllen. schaft weitere Untersuchungen eingeleitet, die den Entwurf einer neuen Einsatzbereitschaftssystematik für die Streit- Die materielle Einsatzbereitschaft unserer Hubschrauber kräfte inklusive des zugehörigen Berichtswesens zum Ziel bewegt sich dagegen nach wie vor auf einem zu niedrigen, haben. Als Herzstück einer solchen Systematik ist eine unbefriedigenden Niveau. Dennoch zeigen sich positive Strategische Jahresweisung angedacht, die in mehrjähriger Entwicklungen. Vor allem ist es uns gelungen, die Einsatz- Vorausschau die gezielte Steuerung von planbaren Phasen bereitschaft im Berichtszeitraum auf im Durchschnitt aller der Be- und Entlastung für Personal und Material erleichtern Hubschrauber 40% zu stabilisieren. soll. Parallel streben wir aber auch die „Neuordnung der Nutzung“ an, um die Eigenverantwortung der Inspekteure Ursächlich für niedrige Einsatzbereitschaft bleiben, insbe- für die materielle Einsatzbereitschaft zu stärken und das sondere bei den „komplexen“ Hubschraubern wie dem NH Ministerium zu entlasten. Hierbei werden auch mögliche 90 TTH, NH 90 SEA LION oder dem Kampfhubschrauber Verlagerungen von Planungs- und Steuerungsaufgaben, die TIGER, die sehr zeitaufwändigen Wartungs- und Inspekti- Einrichtung von dimensionsspezifischen „Systemhäusern“ onssysteme sowie die laufenden Umrüstungsmaßnahmen sowie die Einbindung bereits existierender Systeme und zur Vereinheitlichung der Konstruktionsstände. Die pande- Fachlagen betrachtet. Die Untersuchungen dauern noch an, miebedingte weitere Verringerung der - bereits zuvor haben aber bereits wertvolle Erkenntnisse erbracht. Hierauf begrenzten - industriellen Kapazitäten wirkt sich zusätzlich aufbauend werden die Arbeiten in der 20. Legislaturperiode verzögernd auf den zeitgerechten Abschluss von Wartungs- konsequent weiterzuführen sein. und Umrüstungsmaßnahmen aus – in der Folge werden Ein- schränkungen in der Anzahl verfügbarer Systeme länger Ausgewählte Analyse im Produktlebenszyklus spürbar bleiben. Bei den Hauptwaffensystemen der Bundeswehr handelt es sich um eine Mischung von Systemen unterschiedlichen Bei den „alten“ Hubschraubern, wie dem mittleren Trans- Alters - teilweise handelt es sich um „Neuware“, aber mit porthubschrauber CH-53 der Luftwaffe oder den Bord- Masse um bereits einsatzbewährte und altgediente Systeme. hubschraubern SEA KING und SEA LYNX der Marine ist der Es wird nach drei unterschiedlichen Phasen des Produktle- operative Flugbetrieb auf Grund der altersbedingten Stör- benszyklus unterschieden: die (1) Einführungs- bis Wachs- anfälligkeit und einer stellenweise schwierigen Ersatzteillage tumsphase, die (2) Reife- bis Sättigungsphase und die nur noch mit hohem Aufwand und unter großen Anstren- (3) Sättigungs- bis Degenerationsphase. Der Erhalt der gungen aufrecht zu erhalten. Mit steigernder operativer Ver- materiellen Einsatzbereitschaft ist eine Daueraufgabe und fügbarkeit der Nachfolgesysteme wird sich hier die Lage in umfasst den gesamten Lebenszyklus über alle drei Phasen. den nächsten Jahren sukzessiv verbessern.
BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT II/2021 6 14 Systeme in der Einführungs- bis Wachstumsphase: tems ist eine möglichst geringe Typenvielfalt, um den logis- SPz PUMA, A400M, U212A, KH TIGER, NH90 TTH, tischen Aufwand für die Versorgbarkeit beherrschbar zu NH90 NTH SEA LION, H145M LUH SOF, H145 LUH halten. Die Herausforderungen im Zusammenhang mit einer SAR, GFB LEGUAN, MANTIS, GTF ZLK 5t und 15t sowie großen Produktvielfalt zeigt sich insbesondere bei unseren UTF 5t und 15t. Hubschraubern: alleine vom NH 90 existieren neun unter- schiedliche Varianten, die es logistisch zu unterstützen gilt. Die Systeme dieses Clusters weisen im Berichtszeitraum eine Systemspezifische Ersatzteile, separates Spezialwerkzeug durchschnittliche materielle Einsatzbereitschaft von 88% und unterschiedliche Anforderungen an die Ausbildung und auf. Damit konnte dieser Wert gegenüber den 85% aus dem Zertifizierung des Personals wirken sich hier zum Teil vorherigen Bericht noch einmal verbessert werden. Hierbei erschwerend aus. gibt es allerdings große Unterschiede zwischen den einzel- nen Systemen. So finden zum einen die marktverfügbaren 25 Systeme in der Sättigungs- bis Degenerationsphase: LKW (bei 96%), die auch weiterhin in großen Stückzahlen SPz MARDER, Amphibie, Bergepanzer, TORNADO, ausgeliefert wurden, Eingang in dieses Cluster, aber auch der C-160, CH53, A310, COUGAR, Korvette, Minenab- NH90 NTH SEA LION mit einer Einsatzbereitschaft bei nur wehreinheiten, Flottendienstboot, Tender, Betriebs- ca. 19%, dessen Stückzahlen allerdings deutlich geringer aus- stoffversorger, P-3C ORION, SEA KING, SEA LYNX, fallen. Schwerpunkt der Einführungs- und Wachstumsphase LKW mil gl 5t, 7t, 10t sowie 15t MULTI, Einsatzlazarett, ist es, die vollumfängliche Nutzung der Waffensysteme zu Rettungszentrum, Rettungsstation, Luftlanderettungs- ermöglichen. Dies beinhaltet neben dem Herstellen der zentrum, Luftlanderettungszentrum (leicht). materiellen Einsatzreife und der logistischen Versorgbarkeit auch die Möglichkeiten zur Ausbildung des Personals und Die Waffensysteme dieses Clusters wiesen im Berichtszeit- der Erprobung neuer Techniken und Verfahren. raum eine durchschnittliche materielle Einsatzbereitschaft von 68% auf. Damit konnte der im vorangegangenen Be- In dieser Phase kommt es auf die reibungslose Zusammen- richtszeitraum festgestellte, rückläufige Trend (von 69% arbeit zwischen dem Bundesamt für Ausrüstung, Informati- auf 65%) aufgefangen und stabilisiert werden. Bei 7 onstechnik und Nutzung (BAAINBw), der Industrie, Dienst- Systemen liegt sie allerdings unter 50%. leistern (z.B. die HIL Heeresinstandsetzungslogistik GmbH) und der Truppe an. Das Zusammenspiel aus verfügbaren Er- Die Systeme in dieser Phase des Produktlebenszyklus satzteilen, vollständigen technischen Dokumentationen und zeichnen sich durch eine altersbedingte Störanfälligkeit vorhandenem Spezialwerkzeug ist entscheidend für eine und zunehmende technische Obsoleszenzen bei gleich- erfolgreiche Einführung und die erforderliche Robustheit der zeitig abnehmender Verfügbarkeit von Ersatzteilen aus. Systeme. Nur durch eine größtmögliche Integration aller Zugleich sind sowohl die militärischen wie auch industriellen Beteiligten lassen sich die Herausforderungen in dieser Instandhaltungskapazitäten rückläufig. In Abhängigkeit der Phase meistern, um im Ergebnis gemeinsam Systeme be- Einführung von Nachfolgesystemen ist für die Auftrags- reitzustellen, die technisch und operativ einsetzbar und lo- erfüllung häufig ein Weiterbetrieb der Bestandsysteme auch gistisch unterstützbar sind. Voraussetzung für einen hohen über die ursprünglich geplante Nutzungsdauer hinaus erfor- Grad der materiellen Einsatzbereitschaft ist die Vertrautheit derlich. Das betreffende Gerät muss mit zunehmendem ma- der Truppe mit dem neu eingeführten Gerät und eine enge teriellen wie personellen und damit schlussendlich auch Begleitung von Anbeginn an. finanziellen Aufwand weiterbetrieben werden. Teilweise ist es hierfür erforderlich, auf Ersatzteile aus bereits aus- 32 Systeme in der Reife- bis Sättigungsphase: gesonderten Systemen zurückzugreifen, da neue Kompo- KPz LEOPARD 2, GTK BOXER, TPz FUCHS, FENNEK, nenten auf Grund des Systemalters industrieseitig nicht PzH 2000, MARS, KEILER, DACHS, EUROFIGHTER, mehr hergestellt werden. Entscheidend für den Fähigkeits- HERON TP, PATRIOT, leFlaSys, A320 Familie, erhalt bei langjährigen Bestandsystemen ist eine synchroni- A340/A350 Familie, GLOBAL 5000/6000, Fregatten, sierte und verlässliche Nachfolgeplanung – quantitativ wie EGV, ENOK/WOLF SSA, EAGLE IV/V, DINGO, qualitativ -. DURO/YAK, MULTI FSA 15t, TEP 90, MSE Rettungs- station, San-Kfz EAGLE IV BAT, San-Kfz FUCHS, Im Berichtszeitraum konnten in dieser Hinsicht durch die San-Kfz BOXER, SATCOM-Bodenstation, Verlegefähige parlamentarische Billigung wichtiger Nachfolgeentschei- Netze, TPz FUCHS CIR, EAGLE CIR, DINGO CIR. dungen, zum Beispiel für den Betriebsstoffversorger See oder unsere Flottendienstboote, wichtige Schritte Die Hauptwaffensysteme aus diesem Cluster weisen eine erreicht werden. Daneben gilt es unverändert, die hohe stabile Entwicklung der materiellen Einsatzbereitschaft auf Anzahl der Systeme in dieser Phase zu reduzieren. und liegen derzeit mit durchschnittlich 76% bei einem ver- lässlich hohen Wert. Die Waffensysteme dieses Clusters profitieren in der Regel von ihrer langjährigen Versorgungs- Delta zwischen Gesamtbestand und verfügbaren Bestand reife im System Bundeswehr, den vorhandenen logistischen In der Systematik zur Ermittlung der materiellen Einsatz- Grundlagen (Daten und Dokumentationen) und etablierten bereitschaft wird zwischen Gesamt-, verfügbarem- und ein- Verfahren und Prozessen. satzbereitem Bestand unterschieden. In der Reife- bis Sättigungsphase kommt es insbesondere Der Gesamtbestand umfasst sämtliche Systeme, die im darauf an, die Schnittstelle zur Industrie stetig weiter zu Bestandsnachweis der Bundeswehr erfasst sind. Zum verfüg- entwickeln, um ein frühzeitiges Obsoleszenzmanagement baren Bestand gehören die Systeme, die für Einsatz, einsatz- und eine nachhaltige Ersatzteilversorgung zu gewähr- gleiche Verpflichtungen, Übung und Ausbildung in der leisten. Wesentlich für die Robustheit des logistischen Sys- Truppe tatsächlich nutzbar sind. Für diese Systeme sind die jeweiligen Inspekteure der militärischen Organisations-
BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT II/2021 7 bereiche im Rahmen ihrer „Betriebs- und Versorgungsver- Ausblick des Generalinspekteurs der Bundeswehr antwortung“ zuständig. Unser Anspruch ist es, dass von Die Einsatzbereitschaft für die Landes- und Bündnis- diesen mindestens 70% einsatzbereit sein sollen. Der Grad verteidigung sowie für weitere Aufgaben und Aufträge ist der der materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffen- Maßstab, an dem die Bundeswehr auch international und systeme ergibt sich aus dem Verhältnis des einsatzbereiten durch unsere Bündnispartner gemessen wird. Bestands zum verfügbaren Bestand. Die im Bezug zum Gesamtbestand verbleibenden Systeme befinden sich vor Wir werden die uns übertragenen Aufträge mit unserem allem in langfristigen Instandsetzungen, Umrüstungsmaß- Gerät weiterhin verlässlich erfüllen. In der Breite der nicht nahmen – insbesondere im Zusammenhang mit der weiter für Einsätze und einsatzgleiche Verpflichtungen vorgesehe- zunehmenden Digitalisierung unserer Waffensysteme zur nen Truppenteile ist es unverändert mein Ziel, die Verfüg- Verbesserung von deren Führungsfähigkeit – oder zur An- barkeit des Materials zu steigern, um eine verlässliche Aus- passungen der Konstruktionsstände in der Industrie. Hinzu bildungs- und Übungsplanung zu ermöglichen und die kommen vor allem bei unseren „älteren“ Bestandssystemen Einsatzbereitschaft der Bundeswehr weiter zu steigern. technische Maßnahmen zur Vorbeugung von Obsoleszenzen und dem langfristigen Erhalt der Einsatzbereitschaft. Die Unser Anspruch ist es, trotz andauernder COVID-19 Masse an erforderlichen Modernisierungsmaßnahmen über Pandemie schnellstmöglich das Ausbildungsniveau vor die gesamte Bandbreite unseres Geräts wird auch in den deren Ausbruch zu erreichen. Eine intensivere Nutzung des kommenden Jahren zu Einschränkungen im verfügbaren vorhandenen Materials, mit daraus resultierenden Ein- Bestand mit sich bringen. schränkungen der Einsatzbereitschaft, wird eine absehbare Konsequenz sein. Beispiele hierfür sind: TPz FUCHS CIR: 50 von 77 Systemen (Delta: 35%). Die im Durchschnitt erneut leicht gestiegenen Einsatz- Der geringe Verfügungsbestand ist im Wesentlichen auf bereitschaftswerte des Materials sind erfreulich und setzen umfangreiche Werksinstandsetzungen wie auch auf den positiven Trend der letzten Berichte fort. Auf Grund der Umrüstungen zurückzuführen. Die Integration hoch- dem Berichtswesen zur materiellen Einsatzbereitschaft zu moderner, komplexer IT-Technologie in eine technisch Grunde liegenden Erfassungsmethodik sind unmittelbare gereifte Plattform ist sehr aufwändig und damit zeitin- Rückschlüsse auf die tatsächlichen Ausbildungs- und tensiv. Übungsmöglichkeiten sowie auf die Einsatzbereitschaft KPz LEOPARD 2: 183 von 289 Systemen (Delta 37%). gesamter Truppenteile und deren konkret abrufbare Fähig- Die Flotte des LEOPARD 2 umfasst sechs unterschied- keiten jedoch nicht ohne ergänzende Bewertung und Einzel- liche Typen, die es auf vier Varianten zu reduzieren gilt. fallbetrachtung möglich. Im Fokus stehen die fortschreitende Einführung des Typs A7V und weitere Umrüstungen. Im Berichtszeit- Es reicht nicht, sich in der Frage der Einsatzbereitschaft allein raum war zunächst ein Einbruch des Verfügungsbestan- auf die Kategorie Material zu beschränken und dabei nur auf des festzustellen, der sich aber inzwischen wieder fast die Waffensysteme zu fokussieren. Der Beitrag des auf dem Niveau des Berichtes I/2021 befindet. Insge- Inspekteurs der Marine und die durch ihn aufgezeigten samt werden diese Auswirkungen („Verfügbarkeits- komplexen Herausforderungen im Bereich der Marine- delle“) der unterschiedlichen Maßnahmen bis 2025 instandsetzung mit daraus resultierenden Konsequenzen für spürbar bleiben. die Verfügbarkeit der betreffenden schwimmenden Einheiten unterstreicht die Notwendigkeit eines Neuan- Beispiele für eine hohe Verfügbarkeit in der Truppe: satzes, auch im Berichtswesen. GFB LEGUAN: 6 von 7 Systemen (Delta: 14%) Das im letzten Bericht neu aufgenommene System Einsatzbereitschaft erfordert mehr als nur materiell einsatz- Gefechtsfeldbrücke LEGUAN überzeugt als einsatz- bereite Waffensysteme. Sie bedarf vielmehr einer vernetz- und versorgungsreifes Waffensystem. Hier macht es ten Betrachtung aller Ressourcenkategorien, die sich auf sich bemerkbar, dass auf ein bestehendes Waffen- die Gesamteinsatzbereitschaft der Streitkräfte auswirken. system aufgesetzt und das Projekt von Beginn an nach Dazu gehört fachlich wie militärisch qualifiziertes Personal, einem realistischen Zeitplan gerüstet wurde. um die Waffensysteme zu betreiben und instand zu halten, GTK BOXER: 259 von 333 Systemen (Delta: 22 %). aber auch eine geeignete, moderne Infrastruktur. Weitere Beim GTK BOXER wirkt sich das Bündel der veran- Inhalte wie verfügbare Haushaltsmittel oder betriebliche lassten Maßnahmen, unter anderem der weitere Ausbau Aspekte müssen das bisherige Lagebild ergänzen und dieses des Ersatzteilvorrats, der Aufbau eines Reparaturkreis- zukünftig in Gänze aussagekräftiger machen. laufs für besonders hochwertige Komponenten und Maßnahmen zur Qualifizierung des Instandhaltungs- Vor allem aber muss sich die Einsatzbereitschaft am personals, weiterhin positiv aus. konkreten Auftrag messen. Dafür werde ich künftig Ziel- höhen für Fähigkeits- und Kräftebeiträge vorgeben, die Die Erkenntnis bleibt: die größten Verbesserungen in der – unter Berücksichtigung unserer Bündnisverpflichtungen – Einsatzbereitschaft können wir dann erzielen, wenn wir uns für konkrete Aufgaben und Einsätze zur Verfügung stehen an bereits bekannten, marktverfügbaren und erprobten sollen. Auf dieser Basis werden wir Aussagen zur Aufgaben- Serienprodukten orientieren. Ein gemeinsames System- und Auftragserfüllung treffen. Hieraus werden sich auch verständnis der Bereiche Ausrüstung und Streitkräfte sind noch gezieltere Steuerungsimpulse ableiten lassen. hierbei maßgeblich für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT II/2021 8 Ich habe im zuvor genannten Sinne eine umfassende Weiter- entwicklung und Neuausrichtung der bisherigen Systematik der Einsatzbereitschaft beauftragt, die sich auch auf das Berichtswesen auswirken wird. Dieser Bericht wird in der vorliegenden Form daher voraussichtlich der letzte seiner Art sein. Mit dem neuen Ansatz, an dessen Ausgestaltung aktuell mit Hochdruck gearbeitet wird, wird sich ein neues, er- weitertes Bild der Einsatzbereitschaft ergeben, über das in einem weiterentwickelten Bericht zur Einsatzbereitschaft der Streitkräfte informiert werden wird. Mein Ziel ist es, in der Mitte des nächsten Jahres einen ersten bereits in Teilen weiterentwickelten Bericht zur Einsatzbereitschaft der Streitkräfte vorzulegen, der als „Zwischenlösung“ etablierte und eingeschwungene Aspekte des bisherigen Berichts- wesens aufgreift, diese aber bereits in einem umfassenderen Ansatz, ggf. mit Fokus auf ausgewählte Truppenteile, dar- stellt. Die Messgröße für die Einsatzbereitschaft bleibt die Befähigung zur Auftragserfüllung. An dieser Benchmark will ich die Bundeswehr künftig messen.
BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT II/2021 9 BMVg Initiative Einsatzbereitschaft 2021 (Neuauflage) Zur Verbesserung der Handlungsfähigkeit der Bundeswehr Maßnahmen waren ihr unmittelbarer Nutzen für die wurde Anfang 2020 erstmals die „Initiative Einsatzbereit- Erhöhung der Einsatzbereitschaft und die Fokussierung auf schaft“ beschlossen. Dabei handelte es sich um ein Gesamt- die Streitkräfte die entscheidenden Kriterien. Bereits im paket aus insgesamt 25 Maßnahmen. Diese wurden von den Laufe des Jahres 2021 waren trotz der Einschränkungen der Inspekteuren der militärischen Organisationsbereiche, den Pandemie bei ausgewählten Projekten Verbesserungen er- Präsidentinnen der Bundesämter des Geschäftsbereiches kennbar – so etwa bei der Instandsetzung von Handwaffen und den Abteilungsleitungen im BMVg vorgeschlagen. Ziel (M11) und der Einsatzbereitschaft des Straßentankwagens war die kurzfristige Erhöhung der Einsatzbereitschaft durch 8x8 FSA EK (M8). Zudem gab es erste erfolgreiche Schritte in eine Priorisierung und einen verstärkten Fokus auf Einzel- der Erhöhung der durchschnittlich einsatzbereiten H145M maßnahmen. Mit der Initiative Einsatzbereitschaft 2020 LUF SOF (M5), die nun verstetigt werden müssen. wurde eine Reihe konkreter Maßnahmen als zusätzliche An- strengung aus der Bundeswehr heraus zur sichtbaren Neben dem Fokus auf eine schnelle und nachhaltige Erhö- Verbesserung der Einsatzbereitschaft erfolgreich umgesetzt. hung der Einsatzbereitschaft haben etwa die Bemühungen zum Abbau wesentlicher administrativer Hindernisse (M14) Hier knüpft die Initiative Einsatzbereitschaft 2021 an. Insge- einen mittelfristigen Horizont. Zahlreiche Teilmaßnahmen samt wurden diesmal 16 Maßnahmen initiiert. Diese unter- zur Modernisierung des Dienstbetriebs, zur Vereinfachung teilen sich in neun Fokusprojekte der Organisationsbereiche, der Verfahren und zur Nutzung der Digitalisierung konnten drei flankierende Maßnahmen zur Analyse von Prozessen initiiert und verschiedene Teilmaßnahmen schon abge- und unterstützenden Projekten und zwei übergreifenden schlossen werden. Maßnahmen. Zudem wurden zwei Maßnahmen aus der Ini- tiative Einsatzbereitschaft 2020 weitergeführt, die pande- Die im Rahmen der Initiative Einsatzbereitschaft 2021 ange- miebedingt nicht beendet werden konnten. gangenen Maßnahmen werden auch künftig verfolgt und, wo passend, in die Regelprozesse und -verfahren der Bun- Die Initiative Einsatzbereitschaft 2021 ist vorrangig auf die deswehr überführt, um die materielle Einsatzbereitschaft Streitkräfte fokussiert; bei der Entwicklung und Auswahl der langfristig und nachhaltig zu erhöhen. M1 Optimierung der Datenpflege in SASPF für das Bauzustandsmanagement der Landsysteme M2 Erhöhung der Mobilität der Truppe durch zusätzliche „Greenliner“ – Beschaffung M3 Digitalisierung einer Einsatzliegenschaft der Luftwaffe M4 Einsatzbereitschaft der VJTF-Brigade: Fokus auf Material, logistische Ressourcen und Prozesse M5 Erhöhung der durchschnittlich einsatzbereiten Hubschrauber H145M LUH SOF M6 Verbesserung der kurzfristigen Verfügbarkeit von Ersatzteilen in der Instandhaltung von Schiffen und Booten M7 Stärkung der Instandsetzungsfähigkeit am Standort Kiel M8 Verbesserung der Einsatzbereitschaft des Straßentankwagen 8x8 FSA EK M9 Verbesserung der Einsatzbereitschaft bei den Luftverlegbaren (LSE) und modularen (MSE) Sanitätseinrichtungen M10 Erhöhung der Einsatzbereitschaft bei TPz CIR (PEILER) und DINGO CIR (EMU) M11 Instandsetzung von Handwaffen durch HIL GmbH in einem Pilotvorhaben M12 Stärkung Contractor-Lösung für Sanitätseinrichtungen im Einsatz über Rahmenvertrag M13 Verbesserung der Datenlage im logistischen System der Bundeswehr M14 Identifikation wesentlicher administrativer Hemmnisse M5 Beschaffung von sanitätsspezifischen Material und Dienstleistungen (2020) M17 Beschaffungen für Bundeswehrkrankenhäuser über einen Klinikverbund oder eine Einkaufsgemeinschaft (2020)
BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT II/2021 10 Präsidentin des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr Zur Lage und Perspektive der Einsatzreife der Hauptwaffensysteme Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Bei Systemen, welche sich in der Einführungs- bis Wachs- Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) hat die zentrale Ver- tumsphase befinden, treffen geplante und ungeplante antwortung für die Deckung des waffensystembezogenen Instandhaltungsmaßnahmen auf durch Produktion und Um- Sachbedarfs der Streitkräfte. Die bedarfsgerechte Ausstat- rüstung ausgelastete personelle und in Teilen auch begren- tung der Bundeswehr mit moderner Technik, leistungs- zend wirkende infrastrukturelle Industriekapazitäten. fähigen und sicheren waffensystembezogenen Sachgütern Herausfordernd wirkt sich in diesem Zusammenhang eben- sowie waffensystembezogenen Dienstleistungen ist wirt- falls die Produktion und damit einhergehend der Aufbau schaftlich sowie im rechtlichen Regelungsrahmen zu erbrin- einer entsprechenden Umlaufreserve von Hochwert- gen. Dabei nutzt das BAAINBw die drei Beschaffungswege komponenten als Voraussetzung für eine Minimierung von des Ausrüstungs- und Nutzungsmanagements (EinkaufBw, Instandsetzungsdurchlaufzeiten aus. Die positiven Aus- komplexe Dienstleistung (KDL) und Rüstungsprozess nach wirkungen einer verbesserten Ersatzteilbevorratung konnten CPM). Die Ausgabemittel für die Materialerhaltung betragen am Beispiel des Schützenpanzers (SPz) PUMA gut nachvoll- im Jahr 2021 insgesamt 4,5 Mrd. Euro. Über den EinkaufBw zogen werden. Das Vorhandensein von Ersatzteilen, Hoch- wurden dabei im Zeitraum Januar bis August 2021 ca. wertkomponenten eingeschlossen, ermöglichte eine weitere 355.000 Beschaffungsvorgänge mit einem Volumen von der- Steigerung der materiellen Einsatzbereitschaft für dieses zeit 3,5 Mrd. Euro erfolgreich umgesetzt. Der EinkaufBw be- Waffensystem. Begrenzungen in der materiellen Einsatz- findet sich damit mindestens auf dem Niveau des Vorjahres. bereitschaft sind dabei im Wesentlichen auf die limitieren- den Ressourcen (Dreiklang Ersatzteile – Infrastruktur – Die Präsidentin BAAINBw hat die Materialverantwortung für Personal) zurückzuführen. die Einsatzreife für alle derzeit in der Realisierung und in Nutzung befindlichen Produkte. Die Projektleiterinnen bzw. Im Hinblick auf einen stabilen Flugbetrieb von Luft- die Projektleiter (PL) nehmen in diesem Rahmen die fahrzeugen und somit einer verlässlichen materiellen produktbezogenen Aufgaben der bzw. des Materialverant- Einsatzbereitschaft stellen sich technische Änderungen und wortlichen für die Einsatzreife zum einen bei der Herstellung Obsoleszenzbeseitigungen aufgrund zeitlich intensiver der Einsatzreife im Zuge der Realisierung, zum anderen bei Zulassungsverfahren zusätzlich als Hemmnis dar. Erhalt und Wiederherstellung der Einsatzreife im Rahmen der Nutzungssteuerung wahr. Einsatzreife bedeutet hierbei Vereinzelt ergaben sich allerdings Verbesserungen. So die sichere Verwendbarkeit eines Produkts im Rahmen des konnten beim Kampfhubschrauber (KH) TIGER durch den vorgesehenen Verwendungszwecks einschließlich seiner Aufbau von industriellen und personellen Kapazitäten die Versorgungsreife1, beispielsweise mit Ersatz- und Aus- Voraussetzungen geschaffen werden, den Inspektionsstau tauschteilen (ET/AT) oder die vertraglich zugesicherte langsam auf der Zeitachse abzubauen, um perspektivisch Möglichkeit der Inanspruchnahme einer Dienstleistung. dessen materielle Einsatzbereitschaft ab 2026 zu verbessern. Zu der in diesem Bericht dargestellten materiellen Einsatz- Weiterhin ist der EUROFIGHTER positiv herauszustellen. bereitschaft aller 71 Hauptwaffensysteme der Bundeswehr Die Umsetzung des Performance-Based Logistics (PBL)- schaffen die Herstellung und der Erhalt der materiellen Ansatzes im internationalen Vertrag führte zu einer Einsatzreife somit die produktbezogenen Voraussetzungen. deutlichen Steigerung der Verfügbarkeit von Ersatz- und Austauschteilen und damit zu einer signifikanten Erhöhung Materielle Einsatzbereitschaft im Berichtszeitraum der Waffensystemverfügbarkeit. Mit Eintritt in die nächste Während des Berichtszeitraumes konnte die Einsatzbereit- Vertragsphase zum August 2021 ist die Grundlage für eine schaft für die Hauptwaffensysteme mit durchschnittlich 77% Verstetigung des derzeit hohen Verfügbarkeitsniveaus beim im Mittel verstetigt und somit stabilisiert werden. Waffensystem EUROFIGHTER geschaffen. Positive Auswir- kungen beim NH90 Tactical Transport Helicopter (TTH) Herausforderungen bestehen weiterhin bei Systemen in werden ab 2022 durch den geschlossenen Standardisierten der Einführungs- bis Wachstumsphase sowie bei Systemen Instandhaltungsleistungsvertrag (SILV) NH90 erwartet. Ein in der Sättigungs- bis Degenerationsphase. weiterer Vertrag zur verbesserten Versorgung mit ET-/AT- Teilen befindet sich in der Verhandlung mit der Industrie und wird voraussichtlich im April 2022 geschlossen werden. 1 Gem. A-1500/3 – CPM: Kriterium der Einsatzreife eines Produkts, bei des- die Ausbildung des zu diesem Zeitpunkt erforderlichen Personals für die In- sen Erfüllung die erforderlichen produktbezogenen logistischen Leistungen standhaltung, die Auslieferung der Ausbildungsunterlagen und -mittel, aber für die Nutzung erbracht werden können. Versorgungsreife beinhaltet u.a. auch die Sicherstellung von Instandsetzung in der Industrie und erforderli- die Gewährleistung des Ersatzteilerst- und Ersatzteilfolgebedarfs, die Ver- chenfalls die industrielle Betreuung am Einsatzort. fügbarkeit von Kräften für die Instandhaltung und Materialbewirtschaftung,
BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT II/2021 11 Bei Systemen in der Einführungs- bis Wachstumsphase gilt instandsetzung auf den Standort KIEL ausgedehnt und ver- es, frühzeitig im Lebenszyklus die Typenvielfalt des stetigt werden kann. jeweiligen Systems zu begrenzen und die Flotte dahingehend zu vereinheitlichen. Hierzu sind aktuell bei mehreren Das Projekt des BAAINBw „Instandsetzung von Handwaffen Projekten Maßnahmen unter Vertrag. Im Projekt NH90 TTH durch die HIL GmbH in einem Pilotvorhaben“ untersucht wurde der Vertrag „IOC-TTH-Rebuild“ im Januar 2021 über Optimierungspotentiale in Bezug auf die Instandsetzung die Umrüstung von sechs Luftfahrzeugen hin zum Serien- und anschließende Technische Materialprüfung (TMP) von standard geschlossen. 33 KH TIGER werden im Rahmen des Handwaffen. Nicht ausreichende Instandsetzungs- und „ASGARD-33“-Vertrages durch die Industrie umgerüstet Prüfressourcen in den Streitkräften und der Industrie sollen und erhalten dadurch eine verbesserte Beschussfestigkeit hierbei ausgeglichen werden, um damit den zur Verfügung und eine Einrüstung modernisierter Kommunikationsmittel stehenden Bestand an Handwaffen für die Truppe zu erhö- bis 2026. Beim Waffensystem A400M werden derzeit eben- hen. Erste Meilensteine zeigen eine positive Entwicklung im falls Maßnahmen zur Reduzierung der verschiedenen Projekt, sodass der Wirkbetrieb mit der Instandhaltungs- Entwicklungs- bzw. Konfigurationszustände durchgeführt. stufe (IHS) 4 für das Gewehr G36 am 1. Juni 2021 auf- Das Retrofitprogramm (geplant bis 2029) dient dem genommen werden konnte. Erreichen des vertraglich zugesicherten Konfigurations- standards (Fähigkeiten und Zuverlässigkeit) und reduziert Management Bestellanforderungen (BANF) damit die Anzahl an unterschiedlichen Bauzuständen. Eine Im Berichtszeitraum erwies sich die BANF-Bearbeitung trotz Vereinheitlichung des definierten Konstruktionsstandes wird des Fortbestandes von Zusatzaufgaben durch die Beschaf- unter anderem auch beim GTK BOXER durch die Umrüstung fungen von Sachgütern zur Bekämpfung der COVID-19- von insgesamt 272 Fahrzeugen (1. Los) der Version A1 auf die Pandemie als sehr robust. Bisher wurden im Zeitraum Januar Version A2 durch die Industrie mit geplantem Abschluss im bis August 2021 rund 984.000 BANF-Positionen über den Mai 2024 durchgeführt. EinkaufBw abgearbeitet. Die Bearbeitungsquote bewegt sich damit auf Vorjahresniveau. Es wird weiterhin der Abschluss Systeme in der Sättigungs- bis Degenerationsphase sind von mehrjährigen Bündelungsrahmenvereinbarungen for- technisch bedingt bzw. systemimmanent verstärkt von ciert, um die Verfügbarkeit von Ersatz- und Austauschteilen Obsoleszenzen betroffen. Notwendige Maßnahmen im Zuge im logistischen System der Bundeswehr unter Ausnutzung der Beseitigung einer Obsoleszenz führen neben einer einer flexiblen Vertragsgestaltung zu verbessern. Kostensteigerung in der Nutzungsphase häufig zu einer zeit- lichen Verzögerung in der Instandhaltung und somit zum Für das Waffensystem SPz PUMA wurde im 1. Quartal 2021 Abfall der materiellen Einsatzbereitschaft solcher Systeme. die bestehende Rahmenvereinbarung zu dessen Versorgbar- Um proaktiv dem negativen Einfluss zunehmender Obsoles- keit erweitert. Ebenfalls wurde eine Rahmenvereinbarung zenzen auf den Erhalt von Fähigkeiten entgegenzuwirken, zur Versorgbarkeit der Waffenanlage MK 30 des SPz PUMA sind diese Systeme zur Sicherstellung des Fähigkeitserhalts abgeschlossen. Mit einer weiteren Rahmenvereinbarung zeitgerecht durch ein entsprechendes Nachfolgesystem zu über Ersatzteile für die planmäßige Instandsetzung und zur ersetzen. Als positives Beispiel kann der Leichte Unter- Schadabstellung für den SPz MARDER soll ferner dessen stützungshubschrauber für Such- und Rettungsdienste langfristige Versorgungssicherheit bis zum avisierten Search and Rescue (H145 LUH SAR) genannt werden, Nutzungsdauerende gewährleistet werden. welcher seit April 2021 vollumfänglich den militärischen und zivilen Such- und Rettungsdienst über Land bundesweit Maßnahmen zur Steigerung sicherstellt und damit die überalterten Hubschrauber vom der materiellen Einsatzbereitschaft Typ Bell UH-1D abgelöst hat. 30-Tage-Ersatzteile-/Austauschteile-Einsatzvorrat Der Aufbau des 30-Tage-Einsatzvorrates an Ersatz- und Aus- Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten daher zur Bereit- tauschteilen zur Stärkung der materiellen Durchhalte- stellung der jeweiligen Fähigkeit ein entsprechender Ablöse- fähigkeit der Streitkräfte sowie zur Erhöhung des verfüg- zeitpunkt durch ein Nachfolgesystem einzuplanen und mit baren Bestandes schreitet kontinuierlich voran. Aktuell ausreichenden finanziellen Mitteln zu hinterlegen. Mit zu- können bereits ca. 89% der definierten Artikel für den nehmender Verzögerung des Ablösezeitpunktes erhöht sich Einsatzvorrat zur Verfügung gestellt werden. Eine nahezu der Finanzmittelbedarf für die Materialerhaltung und führt vollumfängliche Verfügbarkeit der ca. 34.000 Ersatz- und dadurch unter Umständen zur Verdrängung anderer, auch Austauschteile bis Ende 2022 wird angestrebt. investiver, Maßnahmen im Gesamthaushalt. Die Planungsgrundlagen für die Bedarfsermittlung der Initiative Einsatzbereitschaft nächsten, jeweils Ende 2027 bzw. 2031 zu erreichenden Mit der Initiative Einsatzbereitschaft 2020 wurden erfolg- Zwischenschritte des Fähigkeitsprofils der Bundeswehr reich Impulse für eine Erhöhung der materiellen Einsatz- wurden durch das BAAINBw in Zusammenarbeit mit den bereitschaft der Bundeswehr über verschiedene Bereiche Organisationsbereichen der Bundeswehr und dem Logistik- hinweg gegeben. Mit Schreiben der Bundesministerin der kommando der Bundeswehr erstellt. Aufbauend auf den Verteidigung vom Februar dieses Jahres wird auch 2021 mit Erfahrungen der Vorbereitung der NATO Reaction Force neuen Maßnahmen an die erreichten Erfolge angeknüpft. (NRF) 2022-2024 sowie mit einer verbesserten daten- Neben der Fortführung der gemeinsamen Projekte mit dem technischen Unterstützung soll bereits frühzeitig eine ziel- Sanitätsdienst der Bundeswehr zur Beschleunigung der gerichtete Beschaffungs- und Haushaltsplanung sicher- Beschaffung, fällt auch bei den weiteren 14 Maßnahmen gestellt werden. dem BAAINBw teils eine Schlüsselrolle zu. So wird beispiels- weise mit der Marine gemeinsam geprüft, ob die Sofort- Die waffensystemspezifische Ersatzteillage ist weiterhin differenziert zu bewerten. Im Vergleich zu gut verfügbaren
BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT II/2021 12 Ersatzteilen von marktverfügbaren oder marktnahen Die durch intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten Produkten, wie beispielsweise bei den ungeschützten/ (BMVg, BAAINBw, Nutzer und Industrie) erreichten Teil- geschützten Transportfahrzeugen, kommt es bei waffen- erfolge und Fortschritte auf allen Ebenen zeigen, dass der systemspezifischen Artikeln weiterhin zu Verzögerungen eingeschlagene Weg richtig und zielführend ist. aufgrund von limitierenden Lieferzeiten und Lieferraten der Industrie. Dieser Umstand zeigt ebenfalls die Notwendigkeit, Die spezifische und fokussierte Projektüberwachung für gezielt den Lagerbestand an Ersatzteilen zu erhöhen, wie Beiträge zur NRF 2022-2024 schreitet voran. Die Bedarfe der auch die dazu erforderlichen Haushaltsmittel zur kontinuier- militärischen Organisationsbereiche sind weitestgehend lichen Anpassung des Artikelspektrums, wie beispielsweise entschieden und fixiert. Damit kommt es nun darauf an, beim SPz PUMA oder SPz MARDER, zu hinterlegen. diese Planung umzusetzen sowie die Vertragsschlüsse und die Leistungserbringung bei der Realisierung dieser Projekte Anpassung von Prozessen und Vorgaben planmäßig zu erreichen. Derzeit werden noch rund 110 NRF- Weiterhin wird an der Minimierung von Stillstandszeiten in relevante Projekte engmaschig mit dem Ziel der recht- der Instandhaltung sowie einem gesteigerten Durchsatz bei zeitigen Realisierung überwacht. Dabei werden Störgrößen Inspektionen gearbeitet. Hierzu wird beispielsweise die und Problemstellungen, wie z.B. einer teilweisen Umsetzung überarbeitete Bereichsvorschrift für die Instandhaltung von einzelner Bedarfe bis in die Stand By-Phase der VJTF 2023, seegehenden Einheiten einen Beitrag leisten. Diese befindet unter allen Beteiligten der Bundeswehr teilstreitkraft- bzw. sich derzeit im Billigungsgang. Erste Verbesserungen bei den organisationsbereichsübergreifend abgestimmt und bewer- Durchlaufzeiten, wie im Zuge des SILV NH90, sind zu ver- tet. stetigen und durch eine flankierende Optimierung der in- ternen Abläufe auszubauen, um die erreichte Prozess- Neben einer quantitativ und qualitativ leistungsfähigen In- beschleunigung noch besser zur Wirkung zu bringen. dustrie kommt weiterhin der planbaren Bereitstellung von auskömmlichen finanziellen Mitteln und dem Vorhanden- Einschränkungen hinsichtlich einer allgemeinen Wirkungs- sein des benötigten Personals in der Bundeswehr eine entfaltung nach der Anpassung von Prozessen und Vorgaben Schlüsselrolle zu. Als Maßstab gilt es, hierbei das ergeben sich derzeit unter anderem auch aus einer noch Spektrum der vielfältigen, dislozierten und zudem gleich- hohen Anzahl an Systemen im Inspektions-/Instand- zeitig wahrzunehmenden Aufgaben der Bundeswehr haltungsstau, einhergehend mit in Teilen noch nicht ausrei- realistisch zu berücksichtigen. Dies ermöglicht nicht nur, chend vorhandenen Ersatzteilen bzw. Industriekapazitäten. auf Seiten der Industrie eine verlässliche Umsetzung zu planen, sondern auch die zur Materialisierung dieser Auf- Insbesondere bei den multinational projektierten Dreh- gaben benötigten Vertragsabschlüsse derart zu tätigen, flüglern erhöhen die noch nicht ausreichend vorhandenen dass die zeitgerechte Übergabe des jeweiligen Materi- Ersatzteile bzw. Instandhaltungskapazitäten die Durchlauf- als/der jeweiligen Dienstleistung an die Truppe erfolgen zeiten. Der zunächst gute Start des SILV beim NH90 TTH, kann. mit Durchlaufzeiten unterhalb der vertraglich festgelegten Zeiten, wird mehr und mehr durch fehlende ET/AT ge- bremst, so dass bisher noch kein eingeschwungener Zustand erreicht werden konnte. Flankierend soll sich die Überprüfung und Optimierung der jeweiligen Inspektionsintervalle erhöhend auf die materielle Einsatzbereitschaft auswirken. Weitere zusätzliche Maß- nahmen, wie die Erhöhung der industriellen Instand- setzungskapazitäten in der Truppe, z.B. On Site Support für den KH TIGER, werden sich absehbar positiv auf die Verfüg- barkeit der Systeme auswirken. Dieser On Site Support unterstützt aktuell den Ausbildungsstandort in Frankreich und soll ab 2022 ebenfalls auf das Kampfhubschrauber- regiment 36 am Standort Fritzlar übertragen werden und die dortigen Kapazitäten erhöhen. Beim A400M konnte das Instandhaltungsprogramm für das Luftfahrzeug auf Grundlage der Nutzungsdaten aller Betreibernationen durch den Hersteller optimiert und ange- passt werden, so dass voraussichtlich in Zukunft Entlastungen im Instandhaltungsaufwand (Planung und Durchführung) für die Nutzer erkennbar werden. Hier konnte Deutschland als größte Betreibernation Pilotprojekte voranbringen, die sich derzeit in der Umsetzung befinden. Diesen Weg gilt es fortzusetzen, damit sich dieser Trend zu- künftig in einer deutlich verbesserten Verfügbarkeit wider- spiegeln kann.
BMVg BERICHT ZUR MATERIELLEN EINSATZBEREITSCHAFT II/2021 13 Inspekteur des Heeres Materielle Einsatzbereitschaft Heer Das Heer verantwortet im Rahmen der Meldung materielle ein vielversprechendes Projekt, mit dem künftig eine Einsatzbereitschaft insgesamt 16 Waffensysteme, davon 13 schnelle und bedarfsgerechte Bereitstellung von kritischen Landsysteme und drei fliegende Systeme. Ersatzteilen im Zuge der Instandhaltung durch die HIL GmbH gewährleistet werden soll. Das Heer unterstützt aktiv Insgesamt befindet sich die materielle Einsatzbereitschaft die Pilotierung dieser Maßnahme seit 2020 mit dem SPz der genutzten Waffensysteme weiterhin auf einem aus- MARDER und seit Anfang 2021 zusätzlich mit der PzH 2000. reichenden Niveau, um aktuelle Einsätze und einsatzgleiche Durch die zusätzliche Pilotierung der PzH 2000 erfolgt eine Verpflichtungen durch materielle Schwerpunktbildung ohne Konsolidierung der erarbeiteten Abläufe als eine wichtige Einschränkungen sicherstellen zu können. Die Durchführung Voraussetzung für die geplante Ausdehnung der Maßnahme von Ausbildungen und Übungen unterliegt unverändert auf weitere Systeme. einem erheblichen Organisations- und Koordinations- aufwand sowie teilweisen Einschränkungen. Beim SPz PUMA konnte die positive Entwicklung bei der Einsatzbereitschaft insgesamt weiter fortgesetzt werden. Über den Berichtszeitraum konnte die materielle Einsatz- Dies ist ganz wesentlich auf die für 2021 fortgeschriebene bereitschaft der betrachteten Systeme weitgehend auf dem „Zielvereinbarung SPz PUMA“ und der damit einhergehen- Niveau des Vorberichts gehalten und bei einzelnen den weiteren sehr engen, konstruktiven und zielorientierten Systemen verbessert werden. Es galt vor allem, die materi- Zusammenarbeit zwischen der Industrie, dem Bundes- elle Einsatzbereitschaft unter den Rahmenbedingungen ministerium der Verteidigung (BMVg), dem BAAINBw, dem eines wieder zunehmenden Ausbildungs- und Übungs- Heer sowie der HIL GmbH zurückzuführen. Mit der erfolg- betriebs nach dem COVID-19-Pandemie-bedingten Lock- reichen Taktischen Untersuchung des SPz PUMA im down im Vorberichtszeitraum zu konsolidieren. Erwartungs- Konstruktionsstand (K-Stand) VJTF als Teil des „Systems gemäß hat die zunehmende Nutzungsintensität teilweise zu Panzergrenadier VJTF 2023“ (SPz PUMA im K-Stand VJTF einem geringfügigen Rückgang der materiellen Einsatz- und das erweiterte System Infanterist der Zukunft im bereitschaft geführt. Bestehende Auflagen aufgrund der K-Stand VJTF) im Februar 2021 konnte die Eignung des Sys- COVID-19-Pandemie hatten während des Berichtzeitraums tems für den Einsatz im Rahmen der NATO Response Force keine nennenswerten Einschränkungen auf Ausbildung und (Land) (NRF (L)), der Eingreiftruppe der NATO, 2022 bis 2024 Übung. Die priorisierte Bereitstellung von Personal für festgestellt werden. Die Ergebnisse der Technisch-Logisti- Amtshilfegesuche wirkte zwar reduzierend auf die schen Einsatzprüfung (TLEP) von April bis September 2021 Nutzungsintensität der Systeme und damit auf störungs- werden aktuell durch das Heer umfassend aus- und be- bedingte Ausfälle, jedoch nicht mehr in dem Umfang wie im wertet. Fest steht bereits jetzt, dass eine hinreichende logis- Vorberichtszeitraum. Nach wie vor zeigen sich unabhängig tische Versorgbarkeit für den Einsatz bei NRF (L) 2022-2024 von der COVID-19-Pandemie die Grenzen zur Steigerung nur mit industrieller Unterstützung möglich ist. Die Um- der materiellen Einsatzbereitschaft in der unzureichenden rüstung der gesamten SPz PUMA-Flotte auf Grundlage des Lieferung und Bevorratung von Ersatzteilen, der Instand- K-Stand VJTF ist derzeit bis 2029 geplant. setzung von Baugruppen und in den verfügbaren Instand- haltungsressourcen. Die laufenden Umrüstmaßnahmen Beim KPz LEOPARD 2 sind im September 2021 erstmalig reduzieren bei einigen Systemen zusätzlich den verfügbaren Auslieferungen der neuen Variante A7V an die Truppe er- Bestand (Bsp. Modernisierung/Umrüstung Kampfpanzer folgt. Dieses System ist, ebenso wie der SPz PUMA K-Stand (KPz) LEOPARD 2; GTK BOXER, Einrüstung des Battle- VJTF, für den Einsatz im Rahmen der NRF (L) 2022-2024 vor- Management-Systems). Unter diesen Rahmenbedingungen, gesehen. Der KPz LEOPARD 2 A7V ist, in gleicher Weise wie in Verbindung mit dem Abbau des pandemiebedingten Staus der Brückenlegepanzer LEGUAN (GFB LEGUAN), ein gutes an Ausbildung und Übungen, sind zusätzliche Einschränkun- Beispiel für ein von Beginn an nach einem realistischen Zeit- gen der Einsatzbereitschaft im kommenden Berichtzeitraum plan gerüstetes und erfolgreiches Projekt. Seit Juli 2021 wird durch die weiter steigende Nutzungsintensität zu erwarten. zudem die umgerüstete Version KPz LEOPARD 2 A6(M)A3 an die Truppe ausgeliefert. Bei den Landsystemen des Heeres führen unverändert neben fehlenden Ersatzteilen u.a. Personaldefizite und Bei den Hubschraubern des Heeres bewegt sich die Einsatz- Mangel an Sonderwerkzeugsätzen zu Verzögerungen bei der bereitschaft dagegen, abgesehen vom H145 LUH SAR, un- Instandsetzung. Aufgrund der COVID-19-Pandemie gab es verändert auf einem deutlich zu niedrigen Niveau. Beim einzelne lokale Einschränkungen der Instandsetzungs- NH90 TTH sind das sehr komplexe Wartungs- und leistungen. Diese konnten aufgrund ausreichender ander- Inspektionssystem sowie die Umrüstungsmaßnahmen zur weitiger Kapazitäten weitgehend kompensiert werden. Harmonisierung der Bauzustände (sogenannte Retrofit- Programme) unverändert die zentrale Herausforderung. Das Heer hat im Zuge der Initiative Einsatzbereitschaft 2020 Insbesondere bei den Umrüstmaßnahmen treten Lieferver- die Maßnahme „Dezentrale Beschaffung von Ersatzteilen zögerungen der Industrie von bis zu zwölf Monaten auf. Die durch die HIL GmbH“ angestoßen. Es handelt sich dabei um
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