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Bildmotiv Leitfaden Social Media im Handel Ein Leitfaden für kleine und mittlere Unternehmen Herausgeber: E-Commerce-Center Handel, Köln www.ecc-handel.de
Herausgeber E-Commerce-Center Handel, Köln Das Electronic-Commerce- Center Handel (ECC Handel) wurde 1999 als Forschungs- und Beratungsinitiative unter der Leitung des Instituts für Handelsforschung an der Universität zu Köln ins Leben gerufen. Das Ziel ist es, insbesondere Handelsunternehmen zum Thema E-Commerce fundiert und neutral zu informieren. Zahlreiche Aspekte des E-Commerce im Handel hat das ECC Handel in eigenen Studien untersucht. Es wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) für konkrete Projekte finanziell gefördert und ist in das Netzwerk Elektronischer Geschäftsverkehr (NEG) als Branchenkompetenzzentrum für den Handel eingebunden. In Zusammenarbeit mit Clever und Smart Public Relations Clever und Smart Public Relations hat den Schwerpunkt seiner Kompetenz in der Wirtschaftskommunikation: Das Unternehmen berät nationale und internationale Unternehmen, Wirtschaftsführer, aber auch Politiker in strategischen Kommunikationsaufgaben. Die Hamburger Agentur verknüpft langjährige und moderne Berufserfahrungen des Inhabers (klassische PR sowie Kommunikation in Social Media) zu einem neuen Beratungsansatz. Hiervon profitieren vor allem Unternehmen bzw. Organisationen, die in der PR und in Social Media Wert auf eine realistische Bewertung von Chancen und Risiken legen. Text und Redaktion Adrian Hotz (ECC Handel), Judith Halbach (ECC Handel), Martin Schleinhege (Clever und Smart Public Relations) Grafische Konzeption und Gestaltung Christian Bähr (ECC Handel) Bildquelle www.fotolia.de Stand November 2010
Inhaltsverzeichnis 1 Warum sollten sich kleine und mittlere Handelsunternehmen mit Social Media befassen? ........ 4 2 Welche Social Media-Kanäle gibt es? Die wichtigsten Kanäle im Überblick ........................... 6 3 Der professionelle Umgang mit Social Media ..............10 3.1 Meinungen, Kritik und Wünsche: Die Interaktion mit der eigenen Zielgruppe..........10 3.2 Zielsetzungen bei der Verwendung von Social Media..................................................12 3.3 Gestaltung von Social Media-Richtlinien...............16 3.4 Social Media Monitoring.......................................20 3.5 Messen der Zielerreichung...................................22 3.6 Interview: Rechtliche Rahmenbedingungen..........26 4 Handlungsempfehlungen: Facebook und Twitter erfolgreich nutzen ...................28 4.1 Erste Schritte auf Facebook..................................28. 4.2 Einstieg auf Twitter..............................................34 5 Fazit ...........................................................................38 6 Quellenhinweise und Anmerkungen ...........................39
4 | Einleitung Social Media im Handel 1 Warum sollten sich kleine und mittlere Handelsunternehmen mit Social Media befassen? Für den Einzelhandel ist die Kommunikation mit den Zielsetzung des vorliegenden Leitfadens ist es, kleinen Konsumenten eine der Schlüsselvariablen für erfolgreiche und mittleren Handelsunternehmen konkrete Hilfe- und stabile Kundenbeziehungen und somit die Grund- stellungen bei der Nutzung von Social Media zu geben. lage für einen langfristigen wirtschaftlichen Erfolg. Über- Dabei richtet sich dieser Leitfaden sowohl an Online- als all da, wo Menschen in ihrem täglichen Leben aufeinander auch an stationäre Händler. Für viele Online-Händler treffen, miteinander kommunizieren und Neuigkeiten aus- gehören Social Media-Anwendungen bereits zum Alltag, tauschen, entstehen Märkte. Schon im Mittelalter galten aber auch für den stationären Handel gewinnen sie zu- die Marktplätze als Zentren des städtischen Lebens. Seit nehmend an Relevanz. In den folgenden Abschnitten jeher versuchen Händler daher, ihre Ware dort anzubieten, werden daher Grundlagen erläutert, die bei dem Einstieg wo sie ihre Kunden vermuten. Anders als im Mittelalter in Social Media-Anwendungen beachtet werden sollten. befinden sich die (potenziellen) Konsumenten heute jedoch nicht mehr nur auf den städtischen Marktplätzen, Die Landkarte der Social Media-Kanäle im Internet ist groß sondern tummeln sich unter anderem im Internet. Soziale und vielfältig. In Abschnitt 2 geht es deshalb zunächst Netzwerke wie Facebook, YouTube und Twitter unter- darum, die wichtigsten Kanäle und Anwendungen zu stützen den Austausch von Meinungen, Informationen und identifizieren und deren Eigenschaften einleitend zu er- Erfahrungen. läutern. Als Instrument zur Kundenansprache wird Social Media Social Media als Instrument zur Zielgruppenansprache (auch: soziale Medien) bei Unternehmen immer beliebter. ist neu und fordert von Unternehmen ein Umdenken. So prognostiziert das Marktforschungsunternehmen Traditionelle Marketingkonzepte müssen in Frage gestellt Forrester Research, dass die Werbeausgaben im Bereich werden und gleichzeitig die mit Social Media einher- Social Media in den nächsten fünf Jahren jährlich im gehenden Anforderungen gemeistert werden. In Ab- Schnitt um 34 Prozent wachsen werden.1 Jedoch gibt es schnitt 3 werden grundlegende Anforderungen darge- deutliche Unterschiede zwischen Konzernen und dem stellt. Dabei geht es zunächst darum, zu zeigen, Mittelstand, was die bisherige Nutzung betrifft. Während wie die Interaktion mit der eigenen Zielgruppe über in Deutschland einer Studie der Universität Oldenburg Social Media-Kanäle funktioniert, aber auch welche zufolge rund 60 Prozent der nach Werbeausgaben größten strategischen Ziele mit Social Media-Aktivitäten Marken bereits aktiv Social Media nutzen, tun sich kleine erreicht werden können und welche nicht. Darüber Unternehmen noch schwer, ihre Zielgruppen über Kanäle hinaus werden Basisanforderungen dargestellt, welche wie Twitter oder YouTube anzusprechen.2 Dabei können kleinen und mittleren Unternehmen ein zielgerichtetes auch kleine und mittlere Händler davon profitieren. Vorgehen ermöglichen. Neben rechtlichen Rahmen- Auch sie sollten über soziale Netzwerke versuchen, neue bedingungen werden Tipps für die Gestaltung von Kunden zu akquirieren und einen zusätzlichen Service für Social Media-Richtlinien sowie die Etablierung eines Social bestehende Kunden anzubieten. Media-Monitorings gegeben. Denn genau in diesem Moment, während Sie diesen Satz In Abschnitt 4 werden dann aufbauend auf den bisher- lesen, finden im Internet abertausende Unterhaltungen igen Grundlagen konkrete Handlungsempfehlungen zu allen nur erdenkbaren Themen statt. Einige, vielleicht für den erfolgreichen Start in den sozialen Netzwerken auch nur einige wenige, unterhalten sich dabei über Sie, Facebook und Twitter gegeben. Neben der Profileinrich- die Produkte, die Sie anbieten, oder Ihren Service. Das tung wird dargestellt, wie über Facebook Werbeanzeigen Internet ermöglicht Ihnen, diesen Unterhaltungen beizu- geschaltet werden können und wie auch stationäre Händler wohnen, direkt auf Kundenwünsche zu reagieren oder von den neuen Facebook- und Twitter-Funktionen pro- neue Kunden durch Ihr Engagement für sich zu gewinnen. fitieren können. Ein ausgesprochen attraktiver Gedanke, doch wie viel Aufwand verbirgt sich hinter diesem Ziel und vor allem welche Grundlagen sollten bei der Nutzung von Social Media-Anwendungen beachtet werden?
Einleitung | 5 Interviewpartner: 4 Experten im Gespräch Angela Mathea: Angela Mathea ist Stefan Plomitzer: Stefan Plomitzer Inhaberin von Frauen-lieben-Taschen.de ist Prokurist und Betriebsleiter bei der und vertreibt online Taschen und Acces- Onlineprinters GmbH mit Sitz im mit- soires für Frauen. Der Online-Shop bietet telfränkischen Neustadt an der Aisch. eine Vielzahl an topaktuellen Taschen Die Onlineprinters GmbH ist einer der und passenden Accessoires von 9,99 bis größten Online-Anbieter für Druck- 99,99 Euro in ansprechender Qualität für sachen in Europa und beschäftigt zurzeit Frauen fast aller Altersgruppen. Im November 2009 erhielt rund 300 Mitarbeiter. Das Unternehmen beliefert 25 Länder Angela Mathea den Gründungspreis vom Norddeutschen der Europäischen Union sowie die Schweiz, Liechten- Gründerdialog. stein, Norwegen und Andorra. Für die vorbildliche Unter- www.frauen-lieben-taschen.de nehmensentwicklung wurde die Online-Druckerei 2010 als „Bayerns Best 50“-Unternehmen ausgezeichnet. www.diedruckerei.de www.onlineprinters.com Stefanie Gatzemeier-Nolden: Stefa- Rene Otto: Rene Otto ist Geschäfts- nie Gatzemeier-Nolden ist Inhaberin von führer von Rock N Shop. Der Online- FadenVersand.de. FadenVersand.de ist Shop Rocknshop.de hat sich auf Mer- ein Online-Fachhandel für Qualitäts-Näh- chandise und Fanartikel vom FC St.Pauli Quilt- und Stickgarne sowie hochwerti- und von Festivals wie beispielsweise ges Handarbeits-Zubehör, Tageslichtlam- Wacken Open Air oder Rock am Ring pen und Original ARTBIN Taschen. Über spezialisiert. Mit einem eigenen Blog, Facebook und Twitter versorgt Frau Gatzmeier-Nolden die Twitter- und Facebook-Profil versorgt Rock N Shop die eigene Zielgruppe mit Informationen rund um die hoch- eigenen Kunden mit Fotos von Festivals, Informationen wertige Handarbeit. zum FC St. Pauli und natürlich den passenden Produkt- www.fadenversand.de vorschlägen. www.rocknshop.de Interview: Wann bzw. unter welchen Voraussetzungen lohnt sich die Nutzung von Social Media für Online-Händler? Und wann nicht? Angela Mathea: Die Nutzung von Social Media lohnt Rene Otto: Es lohnt sich für jeden Versandhändler, sich sich in fast jedem Fall, da der Bekanntheitsgrad im Netz im Bereich Social Media zu engagieren, wenn er auf einen dadurch enorm gesteigert werden kann. Online-Händler bidirektionalen Austausch mit seinen Kunden in einem haben die Möglichkeit, im Netz auf sich aufmerksam öffentlich zugänglichen Raum Wert legt. Dieses bedingt zu machen und mit den Kunden direkt in den Dialog zu aber, dass das Kern-Business professionell beherrscht wird gehen. und state of the art kommuniziert wird. Versandhändler Stefanie Gatzemeier-Nolden: Der Einsatz lohnt sich, kommen so direkt zu einem Know-How-Transfer mit dem wenn die Kunden des Versandhändlers Social Media Kunden, was vertrieblich gesehen hilft, das Empfehlungs- nutzen und ein Mehrwert für die potenziellen Kunden Marketing zu stärken, Sortimente zu entwickeln und im durch Social Media erzeugt werden kann (was fast immer Bereich Image/Branding ein authentisches Bild über das der Fall ist). Unternehmen liefert. Grundsätzlich muss die Kosten/ Nutzen-Analyse berücksichtigt werden, da nur ein effizi- Stefan Plomitzer: Im Gegensatz zu Unternehmen, die entes Vorgehen im Social Media-Sektor nachhaltig sinn- Waren ausschließlich offline vertreiben, sollten sich gerade voll ist. die Online-Händler für die Nutzung von Social Media begeistern. Denn die User und damit auch die potenziellen Kunden sind da, wo man sie haben will – im Netz. Ohne ausreichende personelle Ressourcen oder konkrete Kommunikationsstrategie hat die Nutzung von Social Media für ein Unternehmen meiner Meinung nach nicht viel Sinn.
6 | Social Media-Kanäle 2 Welche Social Media-Kanäle gibt es? Die wichtigsten Kanäle im Überblick Social Media X ing Unter Social Media werden auf dem Internet basierende XING ist mit 4,2 Millionen Nutzern im deutschsprachigen Kommunikationskanäle und Anwendungen verstanden, Raum das größte deutsche Business-Netzwerk (Stand: welche die soziale Interaktion zwischen Menschen ermögli- September 2010). Nutzer können hier vor allem beruf- chen. In Abgrenzung zu Massenmedien, wie z. B. Zeitungen, liche Kontakte pflegen und knüpfen. In ihrem Profil kön- Radio und Fernsehen, ersetzt die Anwendung von nen sie Kontaktdaten und ihren Lebenslauf angeben sowie Social Media die klassische One-to-Many-Kommunikation beschreiben, was sie suchen und bieten. Vor allem für kleine zugunsten einer Interaktion vieler Beteiligter (Many-to- und mittlere Unternehmen bietet XING so die Möglichkeit, Many). Während beispielsweise ein Werbespot im Fern- neue Geschäftspartner wie Lieferanten oder Partner für den sehen von einem Sender (dem Unternehmen) an viele Emp- gemeinsamen Einkauf von Waren zu finden. Das fänger (Zielgruppe) gesendet wird, kann ein Werbespot Kennenlernen neuer Kontakte funktioniert vor allem durch auf Videoplattformen, wie z. B. YouTube, von den Empfän- Aktivität in den verschiedenen Fachgruppen oder Teil- gern kommentiert, an die eigenen Freunde weitergeleitet nahme an regelmäßig stattfindenden Treffen mit anderen oder auf die eigene Website eingebunden werden. Dabei XING-Mitgliedern im echten Leben. (Siehe Interview mit wird zwischen einer Vielzahl verschiedener Formen bzw. Angela Mathea von Frauen-lieben-Taschen.de für weitere Anwendungen von Social Media unterschieden. Zu den be- Informationen.) kanntesten gehören soziale Netzwerke (wie z. B. Facebook, StudiVZ, Wer kennt wen oder Xing), Video- und Fotoplatt- Kundenbewertungen formen (wie z. B. YouTube und Flickr), Social Bookmarking- Dienste (wie z. B. Mr. Wong), Corporate Blogs sowie der Händlerbewertungen werden häufig in Portalen aber auch Microblogging-Dienst Twitter. direkt in den Suchergebnissen von Suchmaschinen wie Google angezeigt und ausgetauscht. Dabei sind letztere Soziale Netzwerke besonders für Einzelhändler mit festem Standort von Bedeutung. Denn je mehr sich die lokalen Suchfunktio- Soziale Netzwerke (Social Networks) sind internetbasierte nen von Google verbreiten, desto populärer wird es, auch Anwendungen, auf denen die Teilnehmer Gemeinschaften kleine Geschäfte ohne Internetauftritt zu bewerten. Zu bilden. Die Funktionalitäten sind von Netzwerk zu Netz- den Hausaufgaben eines jeden Einzelhändlers sollte daher werk unterschiedlich, die Grundfunktionen sind jedoch ein regelmäßiges Überprüfen der Suchbegriffe gehören, überall ähnlich: Nutzer können ein Profil anlegen, auf dem die für sein Geschäft relevant sind. Denn Kundenbewer- sie sich selbst vorstellen, sich miteinander befreunden, tungen im Internet geben ihren Nutzern die Möglichkeit, Gruppen beitreten, Inhalte wie Fotos, Videos oder Text- Service und Zuverlässigkeit der Einzelhändler einfach und beiträge erstellen oder sich gegenseitig Inhalte empfehlen. schnell zu bewerten. Prinzipiell resultiert hieraus, wie bei Die größten sozialen Netzwerke in Deutschland sind jedem Social Media-Engagement, sowohl die Chance, neue Facebook, Wer-kennt-Wen, MeinVZ, SchülerVZ, StudiVZ Kunden zu gewinnen, als auch das Risiko, Kunden zu ver- und Stayfriends. lieren. Abhängig ist dies jedoch in erster Linie nicht davon, Facebook ob die jeweiligen Bewertungen positiv oder negativ sind, sondern davon, wie der Händler mit den Bewertungen um- Facebook ist mit über 500 Millionen Nutzern weltweit und geht. gut 11 Millionen deutschen Nutzern (Stand: September 2010) das größte soziale Netzwerk. Gleichzeitig ist es auch das am schnellsten wachsende Netzwerk. Für Unternehmen Foren bietet es vielfältige Möglichkeiten zur Selbstdarstellung und Internetforen sind virtuelle Plätze zum Austausch von Interaktion mit den Nutzern. Auf Facebook können eine Gedanken, Meinungen und Erfahrungen zu den unter- Profilseite eingerichtet sowie Fotos und Videos hoch- schiedlichsten Themen – beispielsweise zu gekauften geladen werden. Darüber hinaus können auf einer soge- Produkten oder zu den neuesten Entwicklungen in nannten (öffentlichen) 'Pinnwand' Nachrichten hinterlassen bestimmten Branchen. Ein Forum besitzt zumeist ein und über Neuigkeiten und interessante Beiträge informiert Oberthema und ist nach verschiedenen Unterthemen in werden. Ebenso besteht die Möglichkeit, sich bestehenden Unterforen unterteilt. Die Themen werden Topics genannt, Gruppen anzuschließen oder eigene Gruppen ins Leben zu zu denen die angemeldeten Nutzer sogenannte Postings rufen. Über Veränderungen auf den Profilen von verknüpf- oder Posts, also Diskussionsbeiträge, hinterlassen können. ten Kontakten ('Freunden') kann man sich mittels eines Wenn ein neues Thema eröffnet wird, wird dies meistens virtuellen Agenten informieren lassen. als neuer Thread (zu Deutsch: Faden) betitelt. In Foren können sich Nutzer gegenseitig Ratschläge oder Hilfe- stellungen geben.
Social Media Kanäle | 7 Foto- und Video-Sharing Mit Hilfe von Foto- und Video-Sharing-Diensten können Flickr Nutzer digitale Fotos und Videos ins Internet übertragen Flickr ist ein kommerzielles Web-Dienstleistungsportal mit und veröffentlichen. Hier besteht die Möglichkeit, die Community-Elementen, in dem Nutzer digitale und digita- Fotos und Videos entweder privat zu nutzen und sie mit lisierte Bilder sowie Videos mit Kommentaren und Notizen Freunden zu teilen, oder sie zu veröffentlichen und für auf die Website laden können. Ebenso können die Fotos jedermann sichtbar zu machen. Die hochgeladenen anderen Nutzern zur Verfügung gestellt werden. Darüber Fotos und Videos können bewertet, kommentiert, weiter- hinaus besteht die Möglichkeit, die Bilder auch per E-Mail empfohlen und von anderen Angeboten verlinkt werden. oder vom Fotohandy aus hochzuladen. Somit stellt Flickr Bekannte Foto- und Video-Sharing-Dienste sind: Clipfish, ein interessantes Portal für Unternehmen dar, um mit Dailymotion, Flickr, MyVideo, photobucket, sevenload, Bildern auf sich aufmerksam zu machen. Gerade im PR- SmugMug, Windows Live Fotos, YouTube und Zooomr. Bereich sollte Flickr für die Kommunikation genutzt werden. Weltweit hat Flickr über 40 Millionen Nutzer. Youtube YouTube ist der bekannteste Video-Sharing-Dienst in Wikis Deutschland. Hier können Nutzer anderen Nutzern Wikis fördern den Online-Austausch von Wissen und Videos zur Verfügung stellen, die anschließend bewertet, Informationen. Die Inhalte von Websites können von den kommentiert und weiterempfohlen werden können. Au- Nutzern nicht nur gelesen, sondern auch online direkt ßerdem besteht die Möglichkeit, die Videos auf anderen im Browser verändert werden. Dies wird durch ein ver- Seiten „einzubetten“ – so ist ein Abspielen des Videos mög- einfachtes Content-Management-System (Wiki-Software lich, ohne die Website von YouTube zu besuchen. Unter- oder Wiki-Engine) ermöglicht. Durch dieses System kann nehmen können sich außerdem einen eigenen YouTube- gemeinschaftlich an Texten gearbeitet und Wissen ergänzt Kanal einrichten, den Nutzer abonnieren können. Videos und kollaborativ ausgedrückt werden. Die Online-Enzy- mit informativem oder witzigem Inhalt (zum Beispiel zu den klopädie Wikipedia stellt die bekannteste Anwendung im Produkten eines Unternehmens) werden von Nutzern gerne Wiki-Bereich dar. an ihre Freunde weiterempfohlen.
8 | Social Media-Kanäle Corporate Blogs Ein Corporate Blog ist der Weblog eines Unternehmens. Twitter Dabei handelt es sich um eine Internetseite, auf der Twitter ist das größte Microblogging-Netzwerk. Jeder Inhalte – wie Texte, Bilder oder Videos – einfach eingestellt angemeldete Nutzer kann Nachrichten schreiben, die werden können und auf der regelmäßig Beiträge erschei- allerdings nicht länger sein dürfen als 140 Zeichen. nen. Ein Corporate Blog wird als Marketing- und Kommu- Lesen können diese Nachrichten die sogenannten „Follower“ nikationsinstrument eingesetzt. Das Unternehmen kann eines Profils. Unternehmen können Twitter auf zwei Arten über Neuigkeiten, über seine Produkte oder über Fach- verwenden: Um ihre Kunden mit den neuesten Informa- themen berichten. Unternehmen erhalten so die Mög- tionen rund um ihr Unternehmen, ihre Produkte oder ihr lichkeit, transparent und anschaulich zu zeigen, welche Themengebiet zu versorgen oder um selbst auf dem Lau- Menschen und Prozesse hinter dem Unternehmen fenden über Entwicklungen in ihrer Branche zu bleiben. stecken. Insbesondere für die E-Commerce-Branche hat sich Twitter auch als Informationskanal etabliert. Microblogs Microblogging bietet dem Nutzer die Möglichkeit, kurze, Social Bookmarking-Dienste SMS-ähnliche Textnachrichten zu veröffentlichen. Es stellt Social Bookmarks stellen Internet-Lesezeichen dar, die eine neue Form des Bloggens dar, bei der die Länge der von mehreren Nutzern gemeinsam auf einem Server im Nachrichten auf maximal 140 Zeichen beschränkt ist. Die Internet oder im Intranet abgelegt werden. Diese können geposteten Nachrichten werden, ähnlich wie beim Blog- von den Nutzern untereinander geteilt und mit Schlag- gen, chronologisch dargestellt und sind entweder privat wörtern versehen werden. Über einen Webbrowser er- oder öffentlich zugänglich. Über verschiedene Kanäle folgt der Zugriff auf den Dienst, jedoch gibt es für wie SMS, E-Mail, Instant Messaging oder das Web können manche Dienste auch spezielle Browser-Erweiterungen, um diese Nachrichten erstellt und abonniert werden. Zu den die Bedienung zu erleichtern. Bekannte Social-Bookmar- bekannten Microblogging-Diensten gehören: Bleeper, king-Dienste sind: alltagz, Delicious, Lieblnk, Linkarena, Plitter und Twitter. Mister-Wong, Oneview und StumbleUpon. Interview: Welche Social Media-Netzwerke/Anwendungen empfehlen Sie kleinen und mittleren Unternehmen? Angela Mathea: Ich empfehle als Einstieg XING und Einträge nicht zwingend miteinander verknüpft werden. Twitter und im zweiten Schritt Facebook und Blogs. Ich Auch die Nutzung von Youtube kann durchaus sinnvoll vernetze meine Kontakte bei Xing mit Twitter und Face- sein. Gerade zur schnellen Verbreitung von Produkt- book miteinander. videos, Imagefilmen oder anderen unternehmens- relevanten Videoinhalten hat sich dieses Portal bewährt. Stefanie Gatzemeier-Nolden: Zu Beginn sollten eine Grundsätzlich denke ich, sollten die möglichen Netzwerke Facebook-Präsenz und ein Twitter-Account aufgebaut wer- und Anwendungen stets unter Berücksichtigung der den, die auch mit gleichlautenden Informationen genutzt Bedürfnisse und Möglichkeiten des jeweiligen Unterneh- werden können. Die Verbindung dieser Instrumente über mens ausgewählt und ihr Nutzen gut abgewogen werden. frei verfügbare Tools ist möglich und sinnvoll. Zudem bleibt unser Forum quiltfriends.de eine wichtige Plattform Rene Otto: Social Media fängt bereits auf der eigenen zum Austausch unserer Kunden untereinander. Diese Homepage/im eigenen Shop an. Wer seinen potenziellen setzen sich intensiv mit gekauften Produkten auseinander Kunden einen transparenten Eindruck vom Unternehmen und geben uns viel Feedback - positiv wie negativ. Die bieten möchte, um den Kunden bezüglich seiner Kaufent- vielen Anregungen nutzen wir, um Produkte, Produktbe- scheidung positiv zu beeinflussen, kann mit einem Blog schreibungen und Anleitungen zu verbessern und neue starten. Die Verknüpfung zwischen internem Blog, Face- Produkte anzubieten. book und Twitter kann so gestaltet werden, dass alle drei Bereiche direkt miteinander verknüpft werden, so dass Stefan Plomitzer: Wir empfehlen Facebook und Xing. der redaktionelle Aufwand an einer Stelle in der Kommu- Da sich deren Userprofile unterscheiden und Xing als nikation in allen drei Bereichen genutzt werden kann. Businessnetzwerk etwas anders fungiert, müssen die
Social Media-Kanäle | 9 Conversations in Social Media – Version 2.0 (Quelle: i.A. http://social-media-prisma.ethority.de)
10 | U m g a n g m i t S o c i a l M e d i a 3 Der professionelle Umgang mit Social Media Das Internet eröffnet neue Kommunikationswege – diese Interaktion mit den Kunden bleibt aus, was unter Um- bieten allen Beteiligten die Möglichkeit, untereinander zu ständen verheerende Auswirkungen nach sich ziehen kommunizieren. Welche Anforderungen resultieren aus kann. Denn Kunden tauschen ihre Erfahrungen über dieser Entwicklung für Unternehmen? Welche Ziele können Marken, Unternehmen und Produkte untereinander aus, erreicht werden und welche Rahmenbedingungen gilt es unabhängig davon, ob die betroffenen Unternehmen im eigenen Unternehmen zu etablieren? In diesem Kapitel dieser Diskussion beiwohnen oder nicht. werden grundlegende Anforderungen aufgezeigt, die für den professionellen Umgang mit Social Media erforderlich So hat Dell 2005 schmerzhaft erfahren, was es heißt, wenn sind. Zunächst gilt es zu verstehen, welche Grundregeln auf die von Kunden geäußerte Kritik im Internet nicht bei der Interaktion mit (potenziellen) Kunden über Social unmittelbar reagiert wird. Dell-Kunden machten ihrer Media zu beachten sind. Frustration über den von Dell angebotenen Kunden- Service im Internet öffentlich Luft. Wie eine Lawine ver- breitete sich die Kritik im Internet und somit auch in den 3.1 Meinungen, Kritik und Wünsche – Google-Suchergebnissen. Innerhalb von nur fünf Monaten Die Interaktion mit der eigenen Zielgruppe brachen die Verkäufe ein und der Aktienkurs sank um beinahe 40 Prozent. Dell hat aus dieser Erfahrung gelernt Social Media bedeutet vor allem, dass Unternehmen sich und geht heute mit einer beispielhaften Social Media- auf einen langen und intensiven Dialog mit ihrer Strategie voran, welche die Interaktion mit den Kunden Zielgruppe einlassen. Je intensiver die Interaktion mit intensiviert und auf Meinungen, Kritik und geäußerte den Kunden, desto erfolgversprechender sind auch die Wünsche eingeht. Doch nicht nur große Unternehmen sind Resultate. Ein Profil auf Facebook und Co. ist demnach nur von dieser Entwicklung betroffen. Die Brisanz von Social dann sinnvoll, wenn auch auf Kommentare der Kunden Media wird im zunehmenden Maße auch für kleine und eingegangen wird. Hier liegt jedoch eines der häufigsten mittlere Unternehmen spürbar, deshalb ist es auch für Missverständnisse. Immer noch nutzen viele Unter- KMU wichtig, sich einen Überblick über die im Internet nehmen Social Media im gleichen Stil wie traditionelle ausgetauschten Meinungen der eigenen Kunden zu ver- Massenmedien – zur Einbahnstraßenkommunikation. Die schaffen.
U m g a n g m i t S o c i a l M e d i a | 11 Als augenscheinlichste und bedeutungsvollste Instru- Zu den Hausaufgaben eines jeden Einzelhändlers sollte mente, welche Konsumenten zum Austausch nutzen, ist daher ein regelmäßiges Monitoring (siehe Abschnitt 3.4) hierbei zunächst auf Produkt- und Händlerbewertungen der für sein Geschäft relevanten Suchbegriffe sein. Denn zu achten. Von Kunden erstellte Bewertungen sind Google und auch Portale wie Qype geben ihren Nutzern sowohl für große als auch für kleine und mittlere Händler die Möglichkeit, den Service und die Zuverlässigkeit der von enormer Bedeutung. Denn der Stellenwert, den Einzelhändler einfach und schnell zu bewerten. Prinzipiell Konsumenten Beurteilungen und Erfahrungen anderer resultiert hieraus sowohl die Chance, neue Kunden zu ge- Kunden beimessen, ist hoch. Einer Studie des High-Tech winnen, als auch sie zu verlieren. Abhängig ist dies jedoch Verbandes BITKOM zufolge liest nahezu jeder zweite nicht davon, ob die jeweiligen Bewertungen positiv oder Internetnutzer in Deutschland vor einem Kauf Bewertun- negativ sind, sondern, wie am Beispiel von Dell gezeigt, gen anderer Kunden.3 Unabhängig davon, ob der Kauf von dem richtigen Umgang des Händlers mit den Bewer- im Internet oder im stationären Handel stattfindet, tungen. So stellen negative Bewertungen nur dann ein Risi- spielen Produkt- und Händlerbewertungen deshalb eine ko dar, wenn auf diese nicht reagiert wird. Eine der Grund- entscheidende Rolle in der Kaufentscheidung der Konsu- regeln bei der Anwendung von Social Media zur Kundenan- menten. Produktbewertungen werden bereits von vielen sprache ist die Interaktion, dies gilt auch bei Bewertungen. Online-Händlern und Portalen eingesetzt. Die aktuelle Konsumenten, die Kritik äußern, wollen Aufmerksamkeit. „E-Shop Studie“ von Novomind bestätigt, dass jedes dritte Händler sollten deshalb sachlich und freundlich auf Kritik E-Commerce-Unternehmen seinen Kunden Platz für reagieren und versuchen, eine Lösung für das identifizierte Produktbewertungen gibt.4 Zudem zeigt Novomind, dass Problem zu entwickeln und anzubieten. Zum einen kann positive Kundenbewertungen die Kaufwahrscheinlich- so dem Wunsch des speziellen Kunden begegnet werden, keit um bis zu 38,7 Prozent erhöhen können. und zum anderen hat die Hilfsbereitschaft und Offenheit eine nicht zu vernachlässigende Außenwirkung für Die Interaktion zwischen den Konsumenten kann demnach andere (potenzielle) Kunden. Für professionelle Online- Unsicherheiten bezüglich der Kaufentscheidung beseiti- Händler stellt der richtige Umgang mit Bewertungen gen und das für einen Kauf im Distanzhandel notwendige seit jeher ein Schlüsselfaktor im erfolgreichen Kunden- Vertrauen schaffen. Händlerbewertungen werden häufig management und Marketing dar. Denn nur zufriedene in Portalen, aber auch direkt in den Suchergebnissen von Kunden sind bereit, zum Wiederholungskäufer zu werden Google angezeigt und ausgetauscht, wobei Letztere insbe- und noch viel wichtiger Empfehlungen an andere Konsu- sondere für stationäre Einzelhändler von Bedeutung sind. menten auszusprechen. Denn mit zunehmender Verbreitung der lokalen Such- funktionen von Google wird auch das Bewerten kleiner Geschäfte ohne Internetauftritt immer populärer. Interview: Wo sehen Sie Chancen und Risiken beim Umgang mit Social Media? Angela Mathea: Social Media birgt ein riesiges Stefan Plomitzer: Social Media ermöglicht es uns, Potenzial mit großer Hebelwirkung, um im Netz bekannt eine wechselseitige, positive Beziehung zu Kunden und und weiterempfohlen zu werden. Es ist eine einfache Form, Interessenten aufzubauen. Der Informationsfluss zwischen in kurzer Zeit zu einer Fangemeinde zu kommen. Natür- Kunden und Interessenten wird dadurch auch überhaupt lich besteht auch das Risiko, sich einen schlechten Ruf auf- erst möglich. Ein mögliches Risiko sehe ich im Missbrauch zubauen, wenn ein Kunde vielleicht mal nicht zufrieden der Social Media-Plattformen, dies kann aber durch eine ist und darüber im Netz kommuniziert. Gleichzeitig sehe gut abgestimmte und intensive Moderation kontrolliert ich genau das als Chance, sich im Netz zu beweisen und werden. Kundenservice zu bieten. Rene Otto: Wer sein Kerngeschäft nicht im Griff hat, Stefanie Gatzemeier-Nolden: Die Chancen überwiegen wird unabhängig davon, ob er aktiv oder passiv im Social die Risiken von Social Media. Dem Risiko der negativen Media Bereich tätig ist, essentielle Probleme bekommen, Kundenmeinung und der Potenzierung dieser Meinung da die Defizite sich unabhängig vom Unternehmen über steht die Möglichkeit entgegen, viel von der Zielgruppe Social-Media verbreiten werden. Diese passive Viralität zu lernen und über eine offene Kommunikation über die kann positiv über Empfehlungen weitergegeben werden, Herausforderungen dann Verständnis zu schaffen. aber auch als Risiko negativ als ausbleibende Empfehlung bzw. Warnung weitergegeben werden.
12 | U m g a n g m i t S o c i a l M e d i a 3.2 Zielsetzungen bei der Verwendung von Social Media Die Nutzung von Social Media-Kanälen kann kleinen und Welche Ziele sollten sich kleine und mittlere Unterneh- mittleren Unternehmen neue Chancen und Möglich- men also setzen, um Frustrationen zu vermieden? Wozu keiten eröffnen. Hierbei sind verschiedene strategische können Social Media-Aktivitäten realistisch beitragen? Ausrichtungen denkbar. Grob gegliedert kann Social Media zum Verkauf, Marketing und Kundenservice, aber Zunächst sollten kleine und mittlere Händler sich insbe- auch zum Aufbau von B2B-Partnerschaften genutzt sondere auf die Bereitstellung ihrer Expertise und den werden. Wichtig ist, dass die eigenen Zielsetzungen Kundenservice konzentrieren. Auch große Unternehmen klar definiert sind, um nicht Gefahr zu laufen, sich in wie Otto nutzen den eigenen Facebook- und Twitter- den eigenen Marketingaktivitäten zu verlieren. Welche Account primär für zusätzlichen Kundenservice. Auch Zielsetzungen sind also realistisch für kleine und mittlere für kleine und mittlere Unternehmen gilt es, die eigene Handelsunternehmen? Zielgruppe durch Interaktion zu erschließen. Wie das Praxisbeispiel von Frauen-lieben-Taschen.de zeigt, kann Das ECC Handel befragte im Rahmen der Studie „Internet dies auch proaktiv stattfinden. So nutzt Frau Mathea im Handel 2010“ 1.942 Unternehmen zu ihren Zielen im Foren, um mit potenziellen Kunden ins Gespräch zu kom- Bereich Social Media.5 Für die 316 Unternehmen, die sich men, und twittert regelmäßig zu Mode, Trends, Frauen bereits in diesem Bereich engagieren, waren die Hauptzie- und Taschen (siehe Interview). Maßnahmen wie diese le dabei die Imageverbesserung, die Interaktion mit Kun- sind es, mit denen kleine und mittlere Händler den guten den, die Erhöhung der Kundenbindung, die Neukunden- Service und die eigene Expertise erfolgreich kom- gewinnung und die Umsatzsteigerung. Die Bedeutung der munizieren können. Das bloße Kommunizieren von An- Ziele wurde auf einer Skala von 1 („keine Bedeutung“) bis geboten und Kaufaufforderungen ist in sozialen Netz- 5 („große Bedeutung“) gemessen; die genannten Ziele er- werken selten von Erfolg gekrönt und wird von den reichten Werte von 3,51 bis 3,23. Bei der Betrachtung des Nutzern eher als störend als anregend empfunden. Erfolg Grades der Zielerreichung zeigt sich, dass sich zwischen haben Social Media-Strategien nur dann, wenn sie einen Bedeutung und Zielerreichung eine klaffende Lücke Mehrwert bieten und hierdurch zur Interaktion mit den auftut. Auch hier wurde auf einer Skala von 1 („keine Ziel- potenziellen Kunden führen. Erst dann kann auch das erreichung“) bis 5 („komplette Zielerreichung“) gemessen. eigene Image verbessert und schließlich die Kaufwahr- Die größte Zielerreichung weist dabei die Imageverbesse- scheinlichkeit und somit auch der Umsatz erhöht rung auf (2,79), die geringste die Neukundengewinnung werden. (2,37) und die Umsatzsteigerung (2,40). 28,2 Prozent der Befragten, die Social Media-Aktivitäten nutzen, gaben an, Wichtig ist zu verstehen, dass die unterschiedlichen Ziel- dass Neukundengewinnung als Ziel für Sie große Bedeu- setzungen nicht einzeln erreicht werden können, sondern tung hat.6 Nur 4,2 Prozent gaben an, dass Sie die- vielmehr eine Wirkungskette darstellen. Es ist wahr- ses Ziel komplett erreicht haben. Dieses Ergebnis scheinlicher, dass Kunden kaufen, nachdem man mit kann zum einen darauf zurückgeführt werden, dass die Ihnen in Dialog getreten ist. Eine realistische Strategie sollte Erwartungen an Social Media als Instrument zur Zielgrup- demnach die einzelnen Ziele als Etappen beinhalten. Erst penansprache überschätzt werden, zum anderen aber wenn die Interkation mit den Kunden etabliert ist, gelingt auch ein Indiz dafür sein, dass der Erfolg eines Engage- es, das Image zu steigern, die Kundenbindung zu erhöhen ments in Social Media nur schwer in monetären Einheiten und schließlich durch Neukundengewinnung den Umsatz messbar ist (Siehe Kapitel 3.5). zu steigern. Eine Umsatzsteigerung ohne Interkation mit den Kunden ist über Social Media nicht möglich. "Schritt für Schritt zum Erfolg" Zielsetzungen bei der Verwendung von Social Media
U m g a n g m i t S o c i a l M e d i a | 13 ECC Handel: Kurzauswertung der Studie "Internet im Handel 2010, Köln 2010, unter: www.internetimhandel.de
14 | U m g a n g m i t S o c i a l M e d i a Interview: Welche strategischen Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Engagement in Social Media? Angela Mathea: Ich nutze Social Media, um den Bekannt- User mit uns direkter und offener kommunizieren können. heitsgrad des Online-Shops zu steigern. Es ist eine gute Neuigkeiten über uns oder unsere Produkte sollen schneller Möglichkeit, mit der Zielgruppe in den Dialog zu treten und vor allem direkter kommuniziert werden. und so mehr über ihre Wünsche zu erfahren. Ich möchte den Kundinnen Mehrwert bieten, indem ich interessante Rene Otto: Social Media ist als vertikales Kommunikations- Informationen rund um die Themen Mode, Trends, Frauen instrument die alternativlose Maßnahme für zukünftiges und natürlich Taschen schreibe. Gleichzeitig nutze ich das Branding/Image, da sich die reichweitenstarken Medien Web 2.0, um mein Netzwerk zu erweitern. wie Print immer weiter zerfasern werden. Zukünftig wird es also immer wichtiger werden, über soziale Milleus zu Stefanie Gatzemeier-Nolden: Wir nutzen Social Media wachsen, sprich die Kommunikation von bestehenden zur Kundenbindung und Akquisition von neuen Kunden. Kunden zum Unternehmen und gegebenenfalls zu poten- ziellen Neukunden wird die Zielgruppenreichweite aus- Stefan Plomitzer: Die Stärkung der eigenen Marke machen. diedruckerei.de spielt die Hauptrolle in unserer Social Media-Strategie. Wir wollen zudem erreichen, dass die
U m g a n g m i t S o c i a l M e d i a | 15 Praxisbeispiel – Erfolgreiche Kundenansprache bei "Frauen lieben Taschen" Wenn es bei Frauen um Handtaschen geht, spielen viele den Microblogging-Dienst Twitter. Die Unternehmerin Emotionen mit. So auch bei Angela Mathea aus dem twittert ihren Followern fast täglich Informationen rund niedersächsischen Seevetal: Die frühere Einkaufs- und Ver- um die Bereiche Mode, Trends, Frauen und natürlich triebscontrollerin, die bei mehreren Modeketten arbeitete, Taschen. „Dabei kommt es auf den richtigen Mix der teilt diese Leidenschaft und machte sie zu ihrem Beruf. Sie einzelnen Themen an. Das muss man selber austesten“, betreibt einen Online-Taschenshop, dessen Name rät die Diplom-Kauffrau. Programm ist: Frauen-lieben-Taschen.de. Angela Mathea beschreitet diesen neuen Weg seit gut einem Jahr. Ihr Ver- Das Interesse am Online-Shop ließ nicht lange auf sich trieb basiert unter anderem auf dem Einsatz von Social warten. Parallel zur wachsenden Zahl der Follower auf Media. Twitter und der Kontakte auf Xing stiegen die Klicks im Shop – und auch der Umsatz. „Um auf Erfolgskurs zu Neben Suchmaschinenoptimierung und dem Einsatz von bleiben, müssen die sozialen Netzwerke natürlich regel- Printmedien fischt Angela Mathea auch dort, wo die Fische mäßig gepflegt werden“, sagt Angela Mathea. Dafür inves- sind: In sozialen Netzen. Zunächst hat die Modeunter- tiert sie täglich eine gute halbe Stunde. nehmerin ihr XING-Profil auf ihr Unternehmen abgestimmt und erhielt so u. a. Anfragen von Lieferanten und Ta- Darüber hinaus ist sie auf dem stationär-mobilen schen-Designern, die mit ihr ins Geschäft kommen wollen. Vertriebsweg erfolgreich. Angela Mathea organisiert "Jeder nimmt den anderen in seine Kontaktliste auf", erklärt Taschenparties und kommt im Stile der bekannten Angela Mathea den Nutzen des Online-Netzwerks, "das Tupper-Parties ins Wohnzimmer, in Cafés oder Restau- ist nicht zu unterschätzen." Danach sah sie sich in Frau- rants. Zehn bis 15 Frauen, manchmal auch einige Männer, engruppen um, diskutierte dort mit und ließ „nebenbei“ sitzen dann beisammen und lassen sich die optischen fallen, dass es bei ihr unter „Frauen lieben Taschen“ selbige Leckerbissen vorführen. Mehrmals im Monat gelingt es der im Preissegment zwischen 30 und 100 Euro gibt. Online-Unternehmerin so ihre Kontakte aus der Welt der sozialen Netzwerke auch in der realen Welt zu pflegen. Zusätzlich kooperiert Angela Mathea mit verschiedenen Frauen-Blogs und steigert ihren Bekanntheitsgrad über
16 | U m g a n g m i t S o c i a l M e d i a 3.3 Gestaltung von Social Media-Richtlinien Social Media-Richtlinien (sogenannte: Guidelines) sind seiner Identität. So wird er absichtlich oder unabsichtlich sozusagen die Leitplanken für die Online-Kommunikation zum Repräsentanten und Sprecher seines Unternehmens eines Unternehmens. Sowohl für große Unternehmen als und prägt dessen Bild in der Öffentlichkeit mit. Diese Tat- auch für kleine und mittlere Unternehmen ist es wichtig, sachen nicht als Risiko, sondern als Chance zu sehen – dass die Kommunikation über Social Media-Kanäle abge- dazu tragen die Social Media-Richtlinien bei. Denn Soziale stimmt und zielgerichtet erfolgt. Die Social Media-Richt- Netzwerke sind neu. Wir sind nicht mit ihnen aufgewach- linien stellen deshalb eine unverzichtbare gemeinsame sen und müssen daher erst lernen, richtig mit ihnen um- Grundlage dar – allerdings ist es mit ihrer Erstellung noch zugehen. Social Media-Richtlinien schulen die Mitarbeiter nicht getan. Sie sind lediglich die Basis, auf der kreative im Umgang mit dem Internet, sie nehmen ihnen Angst vor und unternehmensspezifische Konzepte zur Online-Kom- den neuen Medien und sie schärfen ihr Bewusstsein dar- munikation erarbeitet werden können. Sie ermuntern die über, welche Reichweite und Konsequenzen ihre Handlun- Mitarbeiter zur Nutzung sozialer Medien, sie klären auf, gen im Internet haben. Sie sorgen außerdem dafür, dass geben Tipps und zeigen Grenzen auf. Auf diese Weise wird ein Unternehmen authentisch von seinen Mitarbeitern sichergestellt, dass die Kommunikation über Social Media- in der Außenwelt dargestellt wird. Für kleine und mittlere Kanäle im Interesse des Unternehmens stattfindet. Unternehmen kann die Erstellung der eigenen Richt- linien helfen, das Engagement in Social Media-Kanälen zu Soziale Medien sind aus dem Alltag von vielen Menschen ordnen, um die eigenen Zielsetzungen nicht aus dem Auge nicht mehr wegzudenken. Sie zu ignorieren oder den zu verlieren. eigenen Mitarbeitern den Gebrauch gar komplett zu ver- bieten, ist schlichtweg unmöglich. Viele Mitarbeiter sind Es ist zu empfehlen, dass die Mitarbeiter die Social bereits in Business-Netzwerken wie XING oder LinkedIn Media-Richtlinien gemeinsam in einem Workshop erstel- aktiv, sie halten Kontakt mit Freunden und Bekannten über len. So wird nicht nur die Akzeptanz gefördert – denn Facebook, schreiben ihren eigenen Blog oder beteiligen Social Media-Engagement funktioniert am besten Bottom- sich an Foren und Diskussionen. Der digital sozialisierte Up, sondern man kann auch vom Kenntnisvorsprung Mensch agiert im Netz jedoch nicht nur als Privatperson, einiger Mitarbeiter profitieren und Fragen anderer Mit- sondern sein Arbeitgeber ist fester Bestandteil arbeiter sofort klären. Die Richtlinien sollten klar und deutlich festlegen, welche Aktivitäten für die Mitarbeiter bei Facebook, Twitter und im Corporate Blog tragbar sind und welche nicht – im Namen des Arbeitgebers ebenso wie in der Freizeit. Die Richtlinien regeln, welche Inhalte ver- öffentlicht werden dürfen und ob soziale Medien wäh- rend der Arbeitszeit verwendet werden dürfen. Hierfür spricht vor allem, dass bei einem Verbot Mitarbeiter von wichtigen Informationen abgeschnitten werden und sie sich nicht mehr vernetzen könnten. Außerdem sollten in den Richtlinien die Zielsetzungen der Social Media- Aktivitäten des Unternehmens formuliert sein (siehe Kapitel 3.2). Wichtig ist, dass die Richtlinien keine Ansammlung von Verboten und Vorschriften sein sollten, denn schließlich sollen die Mitarbeiter zur Nutzung von Social Media im Sinne des Unternehmens motiviert werden. Die Richt- linien sollen die Mitarbeiter vielmehr dazu befähigen, in einen Dialog mit verschiedenen Anspruchsgruppen zu treten. Deswegen sollten sie mehr Ratgeber- als Vorschrif- tencharakter haben und auch für weniger internetaffine Mitarbeiter leicht verständlich sein. Schließlich sollten die Richtlinien kurz und knackig sein und einen Umfang von circa zwei Din A4 Seiten nicht überschreiten.
U m g a n g m i t S o c i a l M e d i a | 17 Social Media-Richtlinien Veröffentlichen Sie nur, was Sie auch Das sollten Sie beachten: flüchtigen Bekannten erzählen würden: Jeder kann auf im Internet publizierte Infor- Bestimmen Sie einen Ansprechpartner für mationen zugreifen und das auch noch Jahre Social Media im Unternehmen: Dieser sollte später. Das gilt für Freunde, Arbeitgeber, sich mit den Social Media-Richtlinien aus- Kollegen, Partner, Kunden, potenzielle Kun- kennen, Rückfragen der Mitarbeiter beant- den, Blogger und Journalisten gleichermaßen. worten und in Zweifelsfällen Entscheidungen treffen können. Beachten Sie geltende Rechte: Mitarbeiter dürfen nur Material verwenden, für das das Stellen Sie die Authentizität bei Ihrer On- Urheberrecht geklärt ist (siehe Kapitel 3.6). line-Kommunikation an erste Stelle: Ihr Unternehmen erlangt nur Glaubwürdigkeit, Bewahren Sie Betriebsgeheimnisse: Ist wenn Sie Ihren Mitarbeitern Freiheiten ein- dieser Passus noch nicht durch Arbeitsvertrag räumen und wenn Nutzer zu jedem Zeitpunkt oder Geheimhaltungsvereinbarung geklärt, wissen, wessen Gedankengut sie lesen. Daher nehmen Sie ihn in die Richtlinien mit auf. Stra- sollten Sie beispielsweise niemals anonym tegische Unternehmensinformationen, Inhalte bloggen und nach Möglichkeit das Corporate zur finanziellen Lage des Unternehmens, Design auch in sozialen Netzwerken einhalten. Informationen über Kunden, Zulieferer und andere dritte Personen oder Personen- Suchen Sie den Dialog: Zeigen Sie in Ihren gruppen gehören nicht in die Öffentlichkeit. Beiträgen Interesse am Austausch und antwor- ten Sie auf Kommentare zügig, höflich und Passen Sie sich an die Tonalität des Netz- konstruktiv. Kommentieren Sie auch aktiv, werks an: Verwenden Sie die Sprache Ihrer wenn Nutzer über Ihre Themen im Internet Zielgruppe und beachten Sie die etablierten schreiben. Konventionen in den unterschiedlichen Netz- werken. Bieten Sie Ihren Kunden Mehrwert: Lang- weilen Sie sie nicht mit PR-Statements und ver- Handeln Sie auch privat verantwortlich: zichten Sie auf Selbstdarstellung. Erfolgreich Auch in seiner Freizeit kann ein Mitarbeiter sind hingegen persönliche Meinungen und geschäftsschädigende Informationen im Hinweise auf interessante Inhalte zu Ihrem Internet verbreiten. Die Richtlinien sollten da- Themengebiet an anderer Stelle im Internet. her auch für den privaten Gebrauch Anwen- dung finden. Zensieren Sie nicht: Auf das Löschen von Kommentaren reagieren Nutzer zumeist äußerst allergisch. Verhalten Sie sich daher bei Kritik immer konstruktiv und löschen Sie Kommentare nur dann, wenn der Schreiber sich beispielsweise rassistisch äußert oder sexuelle Anspielungen macht. So können Sie sich eine hilfreiche und loyale Community aufbauen, die mit Störenfrieden leicht fertig wird. Bleiben Sie höflich: Lassen Sie sich nicht auf lange Streitereien mit Personen ein, die so- lange provozieren, bis jemand darauf eingeht. Bleiben Sie stets sachlich und respektvoll, um potenzielle Kunden nicht zu verschrecken.
18 | U m g a n g m i t S o c i a l M e d i a Interview: Welchen Fehler sollte man im Umgang mit Social Media unbedingt vermeiden? Angela Mathea: Schreiben Sie nicht einfach darauf unsere Anwendungen besucht, soll in Zukunft genau die los, sondern überlegen Sie vorher genau, worüber Sie Informationen und Kontaktmöglichkeiten erhalten, die er schreiben wollen und wen Sie erreichen wollen. Seien Sie auch tatsächlich sucht – nicht ein Sammelsurium an will- authentisch. Legen Sie ein Zeitbudget für Social Media kürlich generierten Inhalten. fest, damit Sie sich nicht verzetteln. Schreiben Sie nur, was Sie auch wirklich preisgeben wollen. Rene Otto: Der größte Fehler aus der Historie ist die Vor- stellung, aktiv Prozesse im Bereich Social Media kontrol- Stefanie Gatzemeier-Nolden: Man sollte die Adressaten lieren zu können. Mit dem Vorhaben, dieses zu realisie- nicht mit Information überfrachten und immer in der ren, wird man definitiv scheitern. Dass eine Manipulation Tonalität des Shops kommunizieren. im Social Media-Auftritt schädlich ist, liegt entsprechend logisch auf der Hand. Stefan Plomitzer: Weniger ist manchmal mehr – gerade im Zeitalter des ständigen Informationsflusses ist es umso wichtiger, gezielt und zweckorientiert Social Media- Aktivitäten einzusetzen. Jemand, der beispielsweise
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20 | Umgang mit S o cial Media 3.4 Social Media-Monitoring Ein Engagement in Social Media stellt nur dann eine Chance sein und werden in unterschiedlichen Kombinationen zur für Händler dar, wenn es tatsächlich gelingt, mit den Suche verwendet. So können Händler die für sie relevanten (potenziellen) Kunden über das Internet in Kontakt „Gespräche“ auf den Social Media-Plattformen mithören. zu treten, sich auszutauschen und dadurch die Beziehung zu den eigenen Kunden zu stärken. Grund- Das Monitoring kann entweder manuell durchgeführt lage hierfür ist zunächst die Identifizierung eben dieser oder von spezialisierten Social Media-Monitoring-Tools potenziellen Konsumenten. Es ist deshalb wichtig, heraus- übernommen werden – dies sind extra für diese Aufgabe zufinden, wo und wie sich Kunden im Internet über den konzipierte Programme. Sie erleichtern die zeitintensive eigenen Online-Shop bzw. die stationäre Geschäftsstelle, Arbeit und speichern die Daten für zukünftige Analysen. die angebotenen Produkte oder den angebotenen Service Auf dem Markt existiert eine überwältigende Vielfalt an austauschen und informieren. Hierfür ist es notwen- Tools, von denen einige kostenlos sind, während für die dig, dass Unternehmen ein konsequentes Social Media- komplexeren Tools mit mehr Funktionen oftmals bezahlt Monitoring (zu Deutsch: Beobachtung der sozialen Medien) werden muss. Je nach den zu analysierenden Quellen etablieren. Neben klassischen Marktforschungstools wie und den Zielen der Analyse eignen sich unterschiedliche Umfragen und Clipping-Diensten stellt es eine Möglichkeit Monitoring-Tools. Weiterhin gibt es Dienstleister, die sich dar, herauszufinden, wie Menschen über das eigene Unter- auf das Monitoring von Social Media spezialisiert haben. nehmen, die Marken und Produkte denken. Sie verwenden zur Analyse verschiedene Methoden, vom automatischen Monitoring bis zum manuellen Monito- Was ist Social Media-Monitoring überhaupt und ring. Beim automatischen Monitoring werden die Inhalte wie geht es? mit Hilfe einer Software identifiziert und semantisch analysiert, also anhand der verwendeten Worte in den Unter Social Media-Monitoring versteht man die Identifi- Beiträgen kategorisiert. Das ist kostengünstig, hat aller- kation, Beobachtung und Analyse von sogenanntem dings den Nachteil, dass Ergebnisse oft nicht brauchbar User Generated Content (zu Deutsch: von Nutzern erstellte sind. Beim manuellen Monitoring werden die sozialen Inhalte). Für das Monitoring werden verschiedene Quellen Medien von Web-Spezialisten identifiziert und von Experten wie beispielsweise Twitter, Blogs oder Foren nach vorher ausgewertet. Das ist zwar teuer, garantiert jedoch, dass definierten Keywords (zu Deutsch: Schlüsselwörter) abge- relevante Beiträge gefunden werden. Doch auch ohne sucht. Diese Keywords können Marken oder Produktna- Dienstleister ist es möglich, ein Grundlagen-Monitoring men, wichtige Mitbewerber oder strategische Themen mit Hilfe der entsprechenden Software durchzuführen. (z. B. Nachhaltigkeit, Innovation, Freundlichkeit) Interview: Betreiben sie regelmäßiges Monitoring Ihrer Social Media-AKtivitäten? Wenn ja, wie? Welche Erfolgskennzahlen nutzen Sie hierfür? Angela Mathea: Zum einen schaue ich mir die steigende ist es noch zu früh. Jedoch sind wir von dem regen Aus- Anzahl der Follower/Fans an und zum anderen die An- tausch auf unserem Facebookprofil und den stattfinden- zahl und die Qualität der Weiterempfehlungen im Netz. den Diskussionen in unserer Xing-Gruppe schon jetzt sehr Zusätzlich sehe ich in einem speziellen Analyse-Tool, ob der beeindruckt. Die Anzahl unserer Gruppenmitglieder steigt Online-Shop speziell über Twitter oder Facebook ange- sehr schnell. Bereits nach zwei Monaten hatten wir 550 klickt wurde und ob daraus Umsätze generiert wurden. Fans auf Facebook und 300 Mitglieder in unserer Xing- Fachgruppe. Stefanie Gatzemeier-Nolden: Damit haben wir gerade begonnen. Wir werten die Klicks, die von unserem Account Rene Otto: Ein regelmäßiges Monitoring ist äußerst kom- bei Twitter kommen, aus und setzen die Auswertung auf plex und zeitaufwendig. Natürlich können die etablierten unserer Shop-Seite gerade um. Kennzahlen in einem Perioden-Verlauf essentielle Entwick- lungen abbilden, einzelne Maßnahmen im Social Media- Stefan Plomitzer: Im Social Media-Kontext sind alle Bereich sind aber umso schwerer zu monitoren, weil der Seiten von Google, Facebook, Youtube, Xing und Twitter entscheidene Faktor der Kontrolle ja bereits in der Kom- miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig munikation nicht mehr gegeben ist und somit der Kauf- in der Resonanz auf unser Druckportal diedruckerei.de. grund nicht mehr direkt im Einzelfall ermittelbar ist. Die Wir testen momentan alle gängigen Plattformen, probieren Anzahl von Fans auf Facebook, Followern auf Twitter oder vieles aus und werden sicher in Zukunft die Aktivitäten Visitors im Blog-Bereich können als Verlaufszahlen der gegebenenfalls ändern und sehr spezifisch einsetzen. Seit Umsatzentwicklung gegenübergestellt werden. 2010 sind wir auf Facebook, Xing, Twitter, Youtube und mit einem eigenen Blog aktiv. Für konkrete Auswertungen
U m g a n g m i t S o c i a l M e d i a | 21 Warum ist Social Media-Monitoring wichtig? Social Media-Monitoring ist personalintensiv. Die Gründe ren oder Influencer, also Meinungsmacher, identifizieren für seine Anwendung sind jedoch triftig und vielfältig. und gegebenenfalls kontaktieren. Des Weiteren bietet sich Eine erste Analyse der unterschiedlichen Social Media- die Möglichkeit, seine Wettbewerber zu beobachten und Kanäle ist notwendig, um überhaupt herauszufinden, wo die eigenen Wettbewerbsvorteile herauszufinden. Schließ- die eigene Zielgruppe aktiv ist und wo über die eige- lich kann das Monitoring als eine Art Frühwarnsystem nen Produkte und Themen gesprochen wird. Hat man verstanden werden: Es befähigt Unternehmen zur Auf- die richtigen Kanäle identifiziert, liefert die Analyse der deckung von Gefahren, wie die Äußerung von Kritik an Gespräche dort Aufschluss über Stimmungen und Kun- den eigenen Produkten und Dienstleistungen, und ermög- denwünsche. Es gilt, mögliche Bedürfnisse zu befriedigen, licht somit eine schnelle Reaktion auf öffentliche Kritik un- indem man auf Kundenanfragen antwortet. Außerdem zufriedener Kunden. kann man Fehlinformationen über Marken und Produkte vermeiden oder korrigieren und sogenannte Multiplikato- Social Media Monitoring Suchen Sie sich ein Tool aus, das zu Ihrer Das sollten Sie beachten: Strategie passt: Erstellen Sie eine Kriterien- liste und prüfen Sie, welcher Anbieter Ihre Fangen Sie einfach an: Der erste Schritt des Anforderungen erfüllt. Bevor Sie kostenpflich- Social Media-Monitorings könnte ganz simpel tige Tools einsetzen, empfiehlt sich der Test darin bestehen, sich mit Google einen Über- kostenloser Tools, um ein Gefühl für die Materie blick darüber zu verschaffen, wo Ihr Unter- zu bekommen. nehmen, Ihre Produkte und Ihre Themen im Internet bislang vorkommen. Hören Sie zunächst zu: Nachdem Sie die relevanten Plattformen identifiziert haben, Definieren Sie Ihre Ziele: Mit konkreten sollten Sie erst zuhören, worüber und wie die Zielen im Kopf können Sie Ihre Ressourcen Mitglieder sich unterhalten, wie Einfluss aus- sinnvoll einsetzen und das richtige Tool aus- gedrückt wird und wie generell die Kultur der wählen. Ein Ziel könnte so formuliert sein: Plattform aussieht. „Ich möchte schnell auf alle Kundenanfragen reagieren." Bauen Sie Beziehungen auf: Identifizieren Sie die Nutzer, die Einfluss haben und die Kon- Entscheiden Sie, was Sie monitoren versationen antreiben und verstehen Sie ihr wollen: Monitoring basiert auf Keywords. Verhalten und ihre Ansichten. Kommentieren Überlegen Sie sich daher die wichtigsten Key- Sie dann ihre Blogs, chatten Sie mit ihnen und words, wie der Name Ihres Unternehmens, lernen Sie sie möglicherweise auch persönlich der Name von Marken und Produkten, die Sie kennen, beispielsweise auf einer Konferenz. vertreiben, die Namen von Konkurrenten und ihren Produkten sowie branchenspezifische Entwickeln Sie Pläne: Damit Sie in allen Keywords und Keywords, die mit Ihren aktuel- Situationen angemessen reagieren können, len Marketingaktionen zu tun haben. Trimmen sollten Sie sowohl einen Krisenplan als auch Sie diese auf Eindeutigkeit und recherchieren Routinepläne aufstellen. Diese beschreiben Sie auch nach angrenzenden relevanten Key- beispielsweise, wie Sie mit unzufriedenen words. Kunden umgehen, die sich in Blogs über Sie beschweren oder wie Sie auf Kundenanfragen Entscheiden Sie, welche Plattformen Sie reagieren. monitoren wollen: Da Sie unmöglich alle Sozialen Medien analysieren können, entschei- Optimieren Sie fortlaufend: Passen Sie den Sie sich für die Plattformen, auf denen vor allem Ihre Keywords regelmäßig an und Ihre aktuellen und potenziellen Kunden sich bleiben Sie auf dem Laufenden über die aufhalten. Durch das Monitoring können Sie Entwicklung der unterschiedlichen Social herausfinden, welche Plattformen das sind und Media-Plattformen. wo Sie zuhören und sich engagieren sollten.
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