Breitband Neue Genossenschaften für ein schnelles Netz

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Breitband Neue Genossenschaften für ein schnelles Netz
GB
                                 GENossENschAFTsBlATT RhEINlAND uND WEsTFAlEN
                                                                      3 | 2016

              Breitband Neue Genossenschaften für ein schnelles Netz

Finanzen: Röseler von der BaFin im Interview

rWGV: Verbandstag 2016 in Düsseldorf

Gewerbe: schülergenossenschaften in Rlp
Breitband Neue Genossenschaften für ein schnelles Netz
„ Die Zukunft
                                       im Blick.“

Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.

                                                                          Wir machen den Weg frei.

World Conference Center Bonn, 26. Oktober 2016
„Fokus Wirtschaftswandel: ein Blick auf die Märkte von heute und morgen“

Zu dieser exklusiven Veranstaltung mit spannenden Diskussionsrunden und Interviews begrüßen wir unter
anderem:

   Dr. Auma Obama, Germanistin, Soziologin, Publizistin und Gründerin der Auma Obama Foundation Sauti Kuu,
   Yanis Varoufakis, Wirtschaftswissenschaftler, ehem. Finanzminister Griechenlands,
   Roland Tichy, Publizist und Vorstandsvorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung,
   Dr. Jürgen Stark, ehemaliges Mitglied des Direktoriums und des Rates der Europäischen Zentralbank,
   Dr. Rainer Dulger, Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall

Durch die Veranstaltung begleiten Sie die beiden Moderatoren Judith Rakers und Peter Großmann.

Auf www.vr-banken-wirtschaftstag.de finden Sie aktuelle Informationen rund um die Veranstaltung
und zum Programm.

Sie haben Fragen? Wir helfen Ihnen gerne weiter:
Thomas von Hammel, RWGV-Mitgliederservice, Marketing/Vertrieb,
Telefon: 0251 7186-5101, E-Mail: thomas.von-hammel@rwgv.de

Vera Viehöfer, EREIGNISHAUS – Live-Marketing, Veranstaltungsmanagement,
Telefon: 0251 53001-52, E-Mail: vera.viehoefer@ereignishaus.de                        Mit freundlicher Unterstützung der
Breitband Neue Genossenschaften für ein schnelles Netz
editorial

                                          BREITBAND Kleine und
                                          mittlere Unternehmen sowie
                                          Kommunen im ländlichen Raum werden
                                          eigene Lösungen entwickeln müssen.
                                          Wie bei der Elektrifizierung können hier
                                          Genossenschaften eine wichtige Rolle
                                          spielen.

                      Liebe Leserin, lieber Leser,
                      droht Deutschland den Anschluss zu verlieren?      fizierung können hier Genossenschaf-
                      Alle reden von der Industrie 4.0. Viele halten     ten eine wichtige Rolle spielen.
                      die bisherigen Bemühungen von Wirtschaft und             Das Thema Breitband und die
                      Politik, Strukturen und Standortfaktoren an die    mit dem Ausbau verbundenen Chan-
                      Bedürfnisse der digitalen Wertschöpfung anzu-      cen für Genossenschaften sowie der
                      passen, für unzureichend. Kolumnist Tim Cole       Stand von Gründungsprojekten sind
                      hat seine Kritik anlässlich des RWGV-Verbands-     Schwerpunkt der Ihnen vorliegenden ers-
                      tages deutlich gemacht.                            ten Ausgabe des neuen Genossenschaftsblatts.
                            Ohne leistungsfähige Datenleitungen geht           Bei der Erneuerung unseres Genossen-
                      jedenfalls nichts. Glasfaserleitungen mit Über-    schaftsblatts ging es uns um mehr als nur ein
                      tragungsgeschwindigkeiten von mindestens 200       neues Gewand. Wie bekommt man es zusam-
                      Megabit pro Sekunde sind für einen modernen        men – ein Mitgliedermagazin, das fachlichen
                      Wirtschaftsstandort ebenso wichtig wie eine gut    Ansprüchen ebenso genügt wie der Breite un-
                      ausgebaute Verkehrsinfrastruktur.                  serer Leserschaft. Wie schaffen wir den Spagat
                            Doch die Bundesregierung investiert beim     zwischen analoger und elektronischer Welt.
                      Thema Breitband in eine Vergangenheitstech-        Wie bekommt man Transmedialität hin, ohne
                      nologie. So als hätte man 1960 noch Autobah-       die einzelnen Kommunikationskanäle zu über-
                      nen mit Kopfsteinpflaster belegt oder Eisen-       fordern. Und wie muss ein modernes Maga-
                      bahnen nie elektrifiziert. Hinter vorgehaltener    zin aussehen? Unsere Idee, wie wir diese Ziele
                      Hand wird vielfach auf die Interessen der Te-      erreichen wollen, halten Sie in Händen. Wir
                      lekom verwiesen, an deren Möglichkeiten und        freuen uns auf Ihre Meinung, die Sie gerne an
                      Wettbewerbsinteressen die Breitbandstrategie       genossenschafsblatt@rwgv.de senden kön-
                      ausgerichtet zu sein scheint. Immerhin ist die     nen.
                      Bundesrepublik Deutschland unmittelbar sowie
                      mittelbar über die KfW mit 32,9 Prozent an dem                   Ihnen viele Anregungen und eine
Foto: Oliver Tjaden

                      Telekommunikationsriesen beteiligt.                                           spannende Lektüre!
                            Kleine und mittlere Unternehmen sowie
                      Kommunen im ländlichen Raum werden eigene                Asmus Schütt, Leiter des RWGV-Bereichs
                      Lösungen entwickeln müssen. Wie bei der Elektri-                Presse und Öffentlichkeitsarbeit

                                                                                                                          3-2016 \ gb \ 3
Breitband Neue Genossenschaften für ein schnelles Netz
inhalt                                        genossenschaft leben               24
                                              Chancen eG: Studieren –
                                              unabhängig vom Geldbeutel          24
                                              Genossenschaft macht Schule        25

                                              Rein in die Kartoffeln             26

kurz notiert
Genossenschaftliche Hilfe für Familien
                                         5
                                              Koblenzer Azubi-Messe der
                                              Genossenschaftsbanken

                                              Hochwald verkauft Werk in Meppen
                                                                                 27

                                                                                 28
                                                                                      8
+++ Filmtipp +++ Neugründung 2015 +++
Buchtipp +++ Internationaler Jugend-          RWGV-Studie „Genossenschaftliche
wettbewerb +++ Upcycling mit der              Beratung“                          29
Moselland Winzergenossenschaft
                                              WL BANK prämiert erfolgreiche
                                              Banken                             30

standpunkt                               8
Aufsicht nimmt Eigenkapitalquoten             persönlichkeiten                   32
ins Visier: Interview mit BaFin-Exekutiv-
direktor Raimund Röseler                  8

                                                                                      25
Vernetzt in die Zukunft:                      aufgefallen                        34
Genossenschaftliche Familie trifft
sich beim RWGV-Verbandstag              10    Helden zu Gast in Wien             34

breitband                             12
Von der Steinzeit ins rheinisch-
westfälische Silicon Valley             14

BIL eG: Wir alle brauchen Breitband     15

Staatliche Investition in eine
veraltete Technik! Kommentar von
RWGV-Vorstand Barkey                    21

Breitband 2018 und danach?
Interview mit Wirtschaftsminister
Garrelt Duin                            22

Breitband
DEN AUSBAU MIT GENOSSEN-
SCHAFTEN VORANBRINGEN

12
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Breitband Neue Genossenschaften für ein schnelles Netz
kurz
                                                    notiert

                            Familienfreundliche Unternehmen

                            22% weniger Krankheitsquote
                            13% mehr Mitarbeiterproduktivität
                            Quelle: Familiengenossenschaft Münsterland

                                                                         Genossenschaftliche
                                                                         Hilfe für Familien
                                                                         Im Gespräch mit Wolfgang Hellmich, Bundestags-
                                                                         abgeordneter und Vorsitzender des Verteidigungs-
                                                                         ausschusses des Deutschen Bundestags

                                                                         Herr Hellmich, Sie sind mit Ihrem Ber-    Welche Leistungen der Familienge-
                                                                         liner Büro und Ihrem Wahlkreisbüro in     nossenschaft halten Sie für besonders
                                                                         Soest Mitglied bei der Familiengenos-     wichtig?
                            Familien-                                    senschaft Münsterland. Warum?
                            genossenschaft                                                                         Das Kind wird krank. Wie kann ich als
                                                                         Als mir die Familiengenossenschaft        Berufstätiger die Betreuung sicherstel-
                            Münsterland                                  dieses Konzept in der Volksbank in        len? Ein Elternteil wird von heute auf
                            Die Familiengenossenschaft                   Soest präsentierte, stellte ich mir die   morgen zu einem Pflegefall. Was soll
                            arbeitet bundesweit und                      Frage: Wir leben in einer Gesellschaft,   ich tun? In diesen und vielen anderen
                            unterstützt Arbeitgeber und                  die stark von Individualismus oder        Lebenslagen ist schnelle und verläss-
                            Arbeitnehmer bei der Vereinbar-              Vereinzelung geprägt ist. Davon sind      liche Hilfe und Problemlösung nötig.
                            keit von Beruf und Familie. Seit
                                                                         viele Menschen negativ betroffen. Wie     Das ist wichtig! Unterstützung bei
                            ihrer Gründung im November
                            2012 sind ihre Leistungen
                                                                         können wir ihnen helfen? Wie können       Behördengängen und komplizierten
                            bereits 3.500-mal in Anspruch                wir Aufgaben, die bisher die Familie      Antragsverfahren. Aufklärung über
                            genommen worden. Besonders                   übernommen hat, in der heutigen Zeit      meine Rechte und mögliche Hilfen bis
                            gefragt: Informationen und                   anders erfüllen? Den Sozialstaat sehe     hin zur Organisation eines Kurzzeit-
Foto: Fotolia Ursula Deja

                            Leistungen rund um das Thema                 ich nicht in der Verantwortung. Aber      pflegeplatzes. Es gibt zwar staatliche
                            Pflege.                                      eine Genossenschaft, die Hilfe zur        Hilfen, doch welche das sind, und wie
                            www.familienantworten.de                     Selbsthilfe bietet, könnte die Lösung     ich diese beziehen kann, ist kompli-
                                                                         sein: zum Beispiel für Betriebsmitar-     ziert. Hier kann eine Genossenschaft
                                                                         beiter und ihre Angehörigen.              wertvolle Hilfe leisten.

                                                                                                                                        3-2016 \ gb \ 5
Breitband Neue Genossenschaften für ein schnelles Netz
kurz notiert

Filmtipp

Von „The Big Short“
lernen
Nur selten ist das Bankgeschäft für Oscar-verdächtige                                                        marktakteure, die bis zum
Spannung gut. Der Film „The Big Short“ – jetzt als Video er-                                                  Schluss auf steigende Im-
hältlich – ist eine Ausnahme. Er erklärt nicht nur anschau-                                                   mobilienpreise spekulierten,
lich die Finanzkrise, sondern bestätigt auch eine wichtige                                                    wussten, was sie taten. Die
politische Botschaft der Volksbanken und Raiffeisenban-                                                       Finanzunternehmen, für die
ken.                                                                                                           sie arbeiteten, waren „Too
        Eine kleine Schar von Hedgefondsmanagern und                                                           big to fail“ – sie konnten
Bankern sieht frühzeitig die Subprime-Krise voraus und                                                         also damit rechnen, bei
spekuliert gegen den US-Häusermarkt. Fast überall an der                                                        Verlusten von Steuerzah-
Wall Street werden die Protagonisten des Films deswegen                                                         lern gerettet zu werden.
für verrückt erklärt. Am Ende behalten sie Recht. Dennoch                                                       Kleinere, nicht systemrele-
fällt es ihnen schwer, ihre millionenschweren Gewinne zu                                                        vante Banken konnten sich
genießen – denn viele Länder der Welt stürzen infolge des                               dies nicht erlauben. Das gilt zum Beispiel für die
Kapitalmarkt-Crashs in die Rezession. Mit Stars wie Christian          deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Diese sind kaum
Bale, Steve Carell, Ryan Gosling und Brad Pitt ist „The Big Short“     Subprime-Risiken eingegangen und mussten deswegen auch nicht
hervorragend umgesetzt – und nebenbei wird auch noch anschau-          vom Staat gerettet werden. Das „Too big to fail“-Problem wirksam
lich gezeigt, wie toxische Kreditverbriefungen funktionieren. Der      zu bekämpfen, sollte für die Politik daher höchste Priorität haben.
„Oscar“ für das beste adaptierte Drehbuch ist mehr als verdient.       Nur so können wir eine Wiederholung der deprimierenden Szenen
Viel wichtiger aber ist, dass der Film deutlich macht: Viele Finanz-   verhindern, mit denen „The Big Short“ endet.

2.700                                    Genossenschaftsgründer
124 neue Genossenschaften wurden im Jahr 2015 registriert. 2.700 Personen haben diese kooperativen Unternehmen gegrün-
det. Dies ergab eine deutschlandweite Befragung unter den genossenschaftlichen Prüfungsverbänden des DGRV. Branchen-
schwerpunkt ist weiterhin der Bereich der Erneuerbaren Energien. Und regionale Kooperationen nehmen zu: Bürger gründen

                                                                                                 2015
gemeinsam mit Unternehmen und kommunalen Einrichtungen Genossenschaften, um etwa ein schnelles Breitbandinternet,
neue Wohnformen oder Gasthäuser zu betreiben. Genossenschaften wirken damit den strukturellen Nachteilen ländlicher

                                                                                                                                              Fotos: freedvdcover; Marco Stepniak; Pantheon; Joachim Busch; Moselland; photothek/Gottschalk
Regionen entgegen.

                                      Buchtipp   Andersdenker bewegen Welten
                                                           Noch nie haben die Angepassten die Welt verändert. Mitläufer bewegen gar
                                                           nichts. Diese Überzeugung zog sich wie ein roter Faden durch den Vortrag von
                                                           Anja Förster und Peter Kreuz auf dem RWGV-Marketing- und Vertriebsforum im
                                                           Hugo Junkers Hangar am Flughafen Mönchengladbach. Nur wer anders denkt,
                                                           gängige Glaubensgrundsätze klug infrage stellt und ausgetrampelte Pfade
                                                           verlässt, kann etwas bewegen. Und einen echten Unterschied machen. Für
                                                                           sich. Und für andere. Das wissen Genossenschaftler besser
                                                                           als viele andere.
                                                                                  RWGV-Marketing- und Vertriebsforum verpasst? Die
                                                                           Ideen der beiden Business-Querdenker gibt es auch für die
                                                                            Augen und Ohren: Das Buch oder Hörbuch „Nur Tote bleiben
                                                                            liegen“ will Antworten darauf geben, wie es gelingt, dass Ver-
                                                                            änderung in Unternehmen dauerhaft gelebt statt punktuell
                                                                             verordnet wird.

6 \ gb \ 3-2016
Breitband Neue Genossenschaften für ein schnelles Netz
100.000 KunStwerKe Für „JuGend CreatIV“

                       Pablo P., Volksbank Erkelenz

                                                                                                          Max W., Volksbank Erkelenz

Benigna I., Volksbank Siegerland

                                                        Lisa Marie M., Volksbank Bielefeld-Gütersloh

                                        2.000 Schulen mit rund 100.000 Schülern machten beim
                                      diesjährigen Wettbewerb „jugend creativ!“ mit. Das thema:
                                    „Fantastische Helden und echte Vorbilder“. Heldenhaft schlug
                                       sich auch die Rheinisch-Westfälische Landesjury: In einem
                                   Bewertungsmarathon jurierten sie die Bilder, die die jungen Künstler
                                       vom 1. bis 13. Schuljahr über die Genossenschaftsbanken
                                       eingereicht hatten. Das stolze Ergebnis: 50 erste bis dritte
                                     Landespreise und 44 Landesförderpreise. Das nächste Motto:
                                                                                                                      Lara V., Raiffeisenbank
     Nicolas G., Märkische Bank
                                                         Freundschaft ist bunt.                                           Rheinbach Voreifel

                   ALLE FOTOS DER LANDESSIEGER         www.dazumehr.de/jugendcreativ

                        mOsEllAND
                      Upcycling
            Erst trinken, dann dekorieren. Die Mo-
           selland Winzergenossenschaft hat sich
             als Spezialist für innovative Weinprä-
                 sente einen Namen gemacht.
           Neu im Sortiment sind zwei rundum be-
            druckte Effektflaschen mit 3-D-Optik:
           „Blütentanz“, ein halbtrockener Weißer
               Burgunder von der Mosel, dessen
              Aromen an grüne Nüsse und Birnen                          „Weltweit bringen Genossenschaften
                                                                        weniger Armut und mehr Nachhaltig-
             erinnern. „Blickfang“, ein feinherber
            Riesling von der Nahe, der durch sein
           Pfirsich- und Aprikosenaroma besticht.                       keit. ohne Genossenschaften wäre die
             Tipp von der Winzergenossenschaft:                         Welt ärmer.“ dr. Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche
               Upcycling! Die leere Weinflasche                         zusammenarbeit und entwicklung
                einfach als Blumenvase nutzen.

                                                                                                                         3-2016 \ gb \ 7
Breitband Neue Genossenschaften für ein schnelles Netz
standpunkt

Aufsicht nimmt
Eigenkapitalquoten
ins Visier
Im Gespräch:                              Herr Röseler, worauf achtet die
                                          Bankenaufsicht im Niedrigzinsumfeld
                                          besonders?
Raimund Röseler,
Exekutivdirektor                          Raimund Röseler: Der aufsichtliche
Bankenaufsicht bei                        Fokus liegt ganz besonders darauf, in-
                                          wieweit die Institute – trotz der niedri-
der BaFin, der beim                       gen Zinsen – in der Lage sind, langfris-
RWGV-Vorstandsforum                       tig ausreichende Erträge zu erzielen
referierte und mit den                    und eine solide Eigenkapitalbasis be-
                                          sitzen. Dabei erwarten wir, dass erhöh-
Vorständen der                            te Zinsänderungsrisiken auch mit aus-
Kreditgenossenschaften                    reichend Eigenkapital unterlegt sind.       wir werden auch künftig, soweit dies
diskutierte.                              Neben diesen „harten“ Faktoren sind         möglich ist, auf vorhandene Daten
                                          aber auch „weiche“ Faktoren weiter-         und Analysen aufsetzen.
                                          hin im Fokus der Bankenaufsicht. Ich
                                          denke hier ganz besonders an die ord-       In diesem Jahr sollen die ersten rund
                                          nungsgemäße Geschäftsorganisation.          330 Institute einen SREP-Bescheid
                                          Diese muss jederzeit sichergestellt         erhalten. Was kommt 2016 auf dieje-
                                          sein und darf auch durch eventuelle         nigen Banken zu, die SREP erst in der
                                          Sparmaßnahmen aufgrund des Nied-            zweiten oder dritten Runde
                                          rigzinsumfeldes nicht gefährdet wer-        durchlaufen?
                                          den.
                                                                                      Der wesentliche Risikotreiber ist das
                                          Im Zuge von SREP, dem neuen auf-            Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch.
                                          sichtsrechtlichen Überprüfungs- und         Das habe ich in der Vergangenheit
                                          Bewertungsprozess, wird die BaFin           auch immer wieder betont. Das The-
                                          Kapitalaufschläge für die Banken fest-      ma ist unabhängig vom SREP wichtig.
   x Es geht noch weiter! Die             setzen. Müssen die Genossenschafts-         Daher sollen die Banken, die in 2016
         Langversion des Interviews mit   banken der BaFin dafür zusätzliche          beim SREP nicht dabei sind, die für
         Raimund Röseler finden Sie im    Daten liefern?                              die zweite Jahreshälfte geplante Allge-
         Internet:                                                                    meinverfügung zum Zinsänderungsri-
                                                                                                                                Fotos: Martin Meissner, EZB

                                          Nein, die Ermittlung des aufsichtlich       siko beachten. Über diesen Weg wird
www.dazumehr.de/                          angemessenen Eigenkapitals, als eine        auch ein Gleichlauf bei der Kapitalun-
roeseler                                  wichtige Komponente des SREP, kann
                                          mit den vorhandenen Informationen
                                                                                      terlegung im Hinblick auf einen we-
                                                                                      sentlichen Risikotreiber erreicht. Kon-
                                          und Meldungen erfolgen. Dies war mir        kret werden also auch Institute, die in
                                          immer ein besonderes Anliegen und           diesem Jahr keinen SREP-Bescheid er-

8 \ gb \ 3-2016
Breitband Neue Genossenschaften für ein schnelles Netz
Beispiel wirklich von jeder einzelnen     nicht adressiert und damit also exter-
                                         Bank verlangen, den Prüfungsbericht       ne Dritte. Verbunddienstleister stellen
                                         des genossenschaftlichen IT-Dienstleis-   oftmals selbst klar, dass sie unabhän-
                                         ters, der Fiducia GAD, auszuwerten?       gig vom Verbund agieren (können).
                                                                                   Daher sind sie genauso zu behandeln
                                         Sie weisen mit der Frage auf ein für      wie andere externe Dritte. Genossen-
                                         die Auslagerung wichtiges Thema           schaftsbanken sind im Zweifel auch
                                         hin. Auch im genossenschaftlichen         nur pro forma Eigentümer (über An-
                                         Verbund, wie bei anderen Verbünden,       teile), haben aber keinen direkten Ein-
                                         bleibt der Vorstand verantwortlich für    fluss auf die unternehmerische Tätig-
                                         die Geschäfte wie auch für die interne    keit der Verbundunternehmen.
                                         Organisation. Aus dieser Verantwor-
                                         tung werden wir sie nicht entlassen.      Die deutschen Volksbanken und Raiff-
                                         Das ist aber auch Konsens mit den         eisenbanken bilanzieren nach HGB und
                                         Verbänden. Ich erwarte daher, dass        nicht – wie die meisten internationalen
                                         jede Bank über einen so wichtigen         Institute – nach IFRS. Drohen ihnen
                                         Auslagerungsbereich wie die IT ange-      deswegen in Europa Nachteile?
                                         messen informiert ist.
                                                                                   Nein, deshalb drohen ihnen keine
                                         Die Genossenschaftsbanken sind            Nachteile. Mein Eindruck ist, dass wir
                                         Eigentümer ihrer Verbunddienstleister     zumindest bei der EZB mittlerweile
                                         und gewährleisten damit, dass diese       ein breites Verständnis für die HGB-
                                         unter allen Umständen verlässlich         Bilanzierung fördern konnten. Wir in
                                         zur Verfügung stehen. Ist es wirklich     der BaFin drängen immer wieder da-
                                         sinnvoll, Vorkehrungen für den hypo-      rauf, dass nationale, begründete Be-
                                         thetischen Fall zu verlangen, dass ein    sonderheiten ausreichend gewürdigt
                                         Outsourcing nicht mehr möglich ist?       werden. Wir haben dies schon im Hin-

»
                                                                                   blick auf die Institutssicherungssyste-
                                         Diese Konstruktionen sind in den Ma-      me getan und wir machen dies auch
                                         Risk berücksichtigt. Verbunddienst-       anhaltend im Hinblick auf nationale
                                         leister sind im KWG rechtlich schlicht    Rechnungslegungsvorschriften.

   Der wesentliche
Risikotreiber ist das
Zinsänderungsrisiko
im Anlagebuch.

halten, ihre Zinsänderungsrisiken im
Sinne des Baseler Zinsschockszenari-
os hälftig mit Eigenkapital unterlegen
müssen. Die Allgemeinverfügung wird
voraussichtlich im dritten Quartal zur
                                          Save the Date
Konsultation gestellt.
                                                  RWGV-Vorstandsforum für Kreditgenossenschaften
                                                  mit Jukka Vesala, Generaldirektor der
Für die Volksbanken und Raiffeisen-               Europäischen Zentralbank,
banken ist das Outsourcing innerhalb              am 4. Oktober 2016 in der
des genossenschaftlichen Finanz-                  RWGA in Forsbach.
verbunds sehr wichtig. Es wird aber
zunehmend erschwert. Muss man zum

                                                                                                         3-2016 \ gb \ 9
Breitband Neue Genossenschaften für ein schnelles Netz
standpunkt

      Vernetzt in die Zukunft
                   Genossenschaftliche Familie                           Verbesserung der Dotierung und Vergabepraxis
                   trifft sich beim RWGV-                                der Mittel des Europäischen Landwirtschafts-
                                                                         fonds oder die Änderung der Insolvenzordnung:
                   Verbandstag                                           Nur ein Beispiel je Fachvereinigung unter zahl-
                                                                         losen Gesetzesinitiativen, Verwaltungsvorschrif-
                   Eine positive Bilanz des Geschäftsjahres 2015         ten oder politischen Diskussionen, in die sich
                   zogen die RWGV-Vorstände Ralf W. Barkey und           der RWGV eingebracht hat. Dabei zeigte sich
                   Siegfried Mehring anlässlich des Verbandstages        Barkey überzeugt, dass die enge Einbindung der
                   des RWGV. Rund 250 Vorstände und Geschäfts-           Mitglieder in die Interessenvertretung – wie zum
                   führer von Mitgliedsgenossenschaften sowie            Beispiel im Veranstaltungsformat „Politik trifft
                   Gäste aus Politik und Wirtschaft waren Anfang         Praxis“ – ein ausgesprochen wirksamer Weg ist,
                   Juni in die Classic-Remise in Düsseldorf gekom-       um für die genossenschaftliche Sache Erfolge zu
                   men, um die Bilanz des Geschäftsjahres 2015 zu        erzielen.
                   ziehen und sich über aktuelle Themen der Ver-               Vorstandskollege Siegfried Mehring stellte
                   bandsarbeit zu informieren.                           heraus, dass der Verband sich geschäftspolitisch
                         Barkey machte deutlich, dass der RWGV           in einem Dreiklang aus „qualitativ hochwertigen
                                                                                                                            Fotos: Mathias Hoffmann

                   in 2015 seine Aktivitäten auf dem Gebiet der          und Nutzen stiftenden Dienstleistungen“, „ef-
                   Interessenvertretung weiter intensiviert hat. „Es     fizienter Leistungserbringung“ und „ökonomi-
                   waren mehr Themen, mit denen wir uns beschäf-         scher Nachhaltigkeit“ bewegen müsse. Im Jahr
                   tigt haben, als es uns lieb sein kann“, betonte der   2015 sei der Verband in allen Bereichen sehr
                   Vorstandsvorsitzende. „Small-banking-box“, die        erfolgreich gewesen. „Deutlich über Plan lie-

10 \ gb \ 3-2016
Wahlen zum RWGV-
                                                                                 Verwaltungsratsvorsitz:
                                                                                 Klaus Geurden (Volksbank Krefeld) wurde
                                                                                 erneut zum Vorsitzenden des
                                                                                 Verwaltungsrates gewählt.
                                                                                 Rudolf H. Saken (GFT Gemeinschaft
                                                                                 Fernmelde-Technik) wurde in Nachfolge
                                                                                 von Johann Prümers (Raiffeisen Steinfurter
                                                                                 Land) zum stellvertretenden Vorsitzenden
                                                                                 des Gremiums berufen.

                                                                                 Wahlen zum Verwaltungsrat:

  Verbands
                                                                                 Wiederwahl
                                                                                 Klaus Geurden (Volksbank Krefeld) als
                                                                                 geborenes Mitglied durch die Wiederwahl

       tag
                                                                                 zum Vorsitzenden der RWGV-Fach-
                                                                                 vereinigung der Kreditgenossenschaften
                                                                                 Markus Bärenfänger (VR-Bank Rhein-Erft)
                                                                                 Dr. Clemens Große Frie
                                                                                 (AGRAVIS Raiffeisen)
                                                                                 Heinz Hüning (Volksbank Heiden)
                                                                                 Paul Löneke (Vereinigte Volksbank, Brakel)

Beherzt anpacken!                                                                Neuwahl
                                                                                 Alfred Muders (Raiffeisen Hunsrück)
                                                                                 zum Verwaltungsratsmitglied
Das sagte Tim Cole, Keynote Speaker                                              für Hans-Josef Hilgers (vormals RWZ)

des RWGV-Verbandstages                                                           Paul Uppenkamp (Raiffeisen Beckum)
                                                                                 zum Verwaltungsratsmitglied für Bernward
                                                                                 Resing (Raiffeisen Emscher-Lippe)
Digitales Zeitalter ist nicht aufzuhalten
                                                                                 Hans-Gerd Pützstück (Raiffeisen-
Alles, was sich digitalisieren lässt, wird auch irgendwann digitali-             Erzeugergenossenschaft Bergisch Land und
siert werden. Und alles, was sich vernetzen lässt, wird irgendwann               Mark) zum geborenen Verwaltungsrats-
vernetzt werden. Das führt zu grundlegender Veränderung von                      mitglied durch die Wahl zum Vorsitzenden
Unternehmensprozessen, von Kommunikation, von Fertigung und                      der RWGV-Fachvereinigung der
Logistik, von Mitarbeiterführung sowie für die Arbeitsorganisa-                  landwirtschaftlichen Genossenschaften

                                                                                  www.dazumehr.de/
tion. Kein Bereich wird verschont bleiben. Man muss allerdings
feststellen, dass im deutschen Unternehmensalltag teilweise noch
digitale Steinzeit herrscht. Nach dem Motto: Nur nichts Neues,
bleiben wir schön beim Alten!
                                                                                       verbandstag
                                                                       gende Erlöse zeigen, dass wir offensichtlich den
Digitalisierung beherzt anpacken                                       Bedarf unserer Mitglieder getroffen haben“, so
„Big Data“, „Social Media“ und „Mobile Computing“ sind in aller        der RWGV-Vorstand. Als wesentliche Ereignisse
Munde und man könnte meinen, die digitale Transformation sei           des Jahres 2015 beschrieb Mehring die Entwick-
vorrangig eine Frage der Technik. In Wirklichkeit ist sie Chefsa-      lung einer genossenschaftlichen Lösung zur Um-
che – und wenn sich der Chef vor der Zukunft verschließt, nützt        wandlung der insolventen Prokon GmbH in die
alle Technik nichts. Doch auch auf Mitarbeiter kommen Heraus-          Prokon Regenerative Energien eG sowie die Ver-
forderungen zu. Der autonome Mitarbeiter von morgen wird ein           schmelzung der Center-Werbung GmbH auf die
qualifizierter Mitarbeiter sein müssen. Wobei es nicht wichtig ist,    geno kom Werbeagentur GmbH.
welchen Job jemand beherrscht, sondern ob er sich schnell auf                Beim Blick auf das laufende Geschäftsjahr
sich verändernde Situationen in der Arbeitswelt umstellen kann.        betonten die Vorstände, dass der Kurs einer in-
                                                                       tensivierten Mitgliederorientierung Früchte
Schneller umschalten                                                   trage. Die Verbandskultur des Miteinanders,
„Die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland hängt ent-           der persönlichen Nähe und der Verantwortungs-
scheidend davon ab, wie zügig und gut es gelingt, die klassische       partnerschaft soll weiter entwickelt und die
Produktion zu digitalisieren und neue Geschäftsmodelle zu entwi-       Zusammenarbeit mit den Partnern inner- und
ckeln“, sagte BITKOM-Vorstand Winfried Holz. Es muss ein Ruck          außerhalb der genossenschaftlichen Institution
durch Deutschland gehen, wenn dieses Land nicht als Wirtschafts-       verstärkt werden. Also ganz nach dem Motto des
standort in die Bedeutungslosigkeit zurückfallen soll. Und es ist      Verbandstages: „Vernetzt in die Zukunft.“
vor allem die IT, die eine Vorreiterrolle für den Unternehmens-
erfolg spielen wird.

                                                                                                        3-2016 \ gb \ 11
Die Digitalisierung gelingt nur mit leistungs-
               fähigem Internet – überall. Die Realität zeigt:
               Ein moderner Netzausbau ist dringend
               nötig, will Deutschlands Wirtschaft nicht
               den Anschluss verpassen.

               Ein Blick auf den aktuellen Breitbandausbau
               und das genossenschaftliche Betreiber-
               modell als lösung.

50 Mbit/s
download-Versorgung
(alle technologien)
In Prozent der Haushalte                                 Münster
                                                                                                      Detmold
            > 95 bis 100 %

            > 75 bis 95 %

            > 50 bis 75 %

            > 10 bis 50 %

            > 0 bis 10 %

                                                                    Arnsberg

So sieht es mit der Breitband-       Düsseldorf
versorgung der Haushalte in
NRW aus: Nur knapp sieben
Prozent aller Haushalte in
NRW sind über Glasfaser
erschlossen. Allein in Köln                       Köln
befinden sich rund 75 Prozent
dieser Anschlüsse.
Studie: Nachhaltiger
NGA-Ausbau als Chance
für Nordrhein-Westfalen,
Micus Strategieberatung
                                                            Geoinformation des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie
                                                              Stand Mitte 2014 (www.bkg.bund.de) ©Bundesministerium für
                                                                          Verkehr und Digitale Infrastruktur ©TÜV Rheinland

12 \ gb \ 0-2016
breitband

                                                                         BREITBANDTEchNIKEN

                                                                                                                                            Kupferkabel [1]

                                                                                                                                Verteilerkasten mit
                                                                                                                               Vectoring-Technik [2]

                                                                                  Glasfaserkabel [3]

                                                         Was ist Breitband?
                                                         Ein Breitbandinternetzugang (auch Breitbandzugang, Breitbandanschluss) ist ein Zugang zum
                                                         Internet mit verhältnismäßig hoher Datenübertragungsrate. Breitband ist wesentlich schneller
                                                         als ältere Zugangstechniken wie zum Beispiel ISDN oder das Telefonmodem, die als Schmal-
                                                         bandtechniken bezeichnet werden. Mit DSL- und Kabelzugängen, Funkübertragungen und
                                                         neuen Mobilfunkstandards sind viele Technologien für Breitband auf dem Markt.

                                                         Die meisten Kommunikationsnetze bestehen heute noch aus Kupferkabeln [1], die bis in die
                                                         Haushalte und Firmen führen. Kupferkabel gilt heute als veraltete Technik, die störanfällig,
                                                         energieintensiv und wenig leistungsfähig ist. Von einem Internetanschluss, der über Kupferka-
                                                         bel realisiert wird, erwartet man in der Regel nicht mehr als 50 Megabit pro Sekunde.

                                                         Vectoring [2] ist eine Technologie, die Glasfaser- und Kupferkabel kombiniert und die Datenra-
                                                         te auf bis zu 100 Megabit pro Sekunde steigert. Beim Vectoring werden die hochleistungsfähi-
                                                         gen Glasfaserkabel bis zu den grauen Verteilerkästen am Straßenrand gezogen. Die Technik für
                                                         das Vectoring wird in diese Verteilerkästen installiert. Das letzte Stück bis in die Haushalte und
                                                         Betriebe ist ein Kupferkabel. Je weiter ein Haushalt oder eine Firma von einem Verteilerkasten
                                                         entfernt sind, desto geringer wird die Datengeschwindigkeit.

                                                         Die modernste und leistungsfähigste Infrastruktur bietet Glasfaserkabel [3]. Hier sind zurzeit
                         Wie schnell surfen Sie zu       Datenraten von 200 Megabit pro Sekunde möglich, aber auch Geschwindigkeiten im hohen
                         Hause? Schauen Sie bei          Gigabit-Bereich, sodass Glasfasertechnik nach heutigem Stand noch viel Potenzial hat. Dafür
                         www.breitbandatlas.de vorbei!   muss das Glasfaserkabel bis in die Haushalte führen. Anders als bei Kupferkabeln geschieht
                         Der Breitbandatlas des          die Datenübertragung bei Glasfaser durch Licht.
Foto: Sentavio/fotolia

                         Bundeswirtschaftsministeri-
                         ums zeigt anhand von Karten
                         die Verbreitung von schnel-
                         len Internetanschlüssen in
                         Deutschland.

                                                                                                                                    0-2016 \ gb \ 13
breitband

Von der Steinzeit ins
rheinisch-westfälische
Silicon Valley
                                              Wie Genossenschaftspioniere den Breitbandausbau
                                              in NRW voranbringen wollen

Musik und Filme im Internet strea-            wichtig, um zukünftig die Abwande-              und an Videokonferenzen ist erst gar
men, bei E-Bay mitbieten, digitale            rung von Unternehmen und Fachkräf-              nicht zu denken – noch immer fehlt
Unternehmensdaten verschicken oder            ten aufzuhalten, die Zuwanderung zu             vielen Unternehmen vor allem in länd-
Videokonferenzen mit Mitarbeitern             stärken und Wirtschaftswachstum zu              lichen Regionen der Anschluss an die
oder Kunden führen: Ein leistungsfä-          erzielen. Schnelle Internetanschlüs-            schnelle Datenautobahn. Wie groß
higer Internetanschluss ist im priva-         se gelten als wichtiger Standortfak-            die Missstände in der Breitbandver-
ten Leben vor allem komfortabel, für          tor – für viele Unternehmen noch vor            sorgung für den Mittelstand seien,
Betriebe in der heutigen Zeit existenz-       Energieversorgung oder Verkehrsan-              so Backhaus, hätten Bund und Land
entscheidend. Schließlich ist der digi-       bindung. Deshalb plädiert Backhaus              viel zu spät erkannt. Der ließ einen
tale Wandel voll im Gange.                    für die Gründung von Breitbandge-               Breitbandatlas entwickeln, der die
      „Unternehmen brauchen in ei-            nossenschaften, die nachhaltig und              Unterversorgung mit leistungsfähi-
ner digitalisierten und globalisierten        kostendeckend den schnellen und                 gen Internetnetzen in den einzelnen
Wirtschaftswelt zwingend ein star-            leistungsfähigen Internetausbau lan-            Bundesländern vor allem im ländli-
kes Internet, um wettbewerbsfähig             desweit vorantreiben sollen.                    chen Raum dokumentiert. Ein bunter
zu sein und ihre Innovationsfähig-                  Die Geduldsprobe beginnt in               Flickenteppich. Als Folge legte das
keit zu stärken“, betont Hermann              manchen Büros täglich neu direkt                Land NRW ein Förderprogramm auf,
Backhaus, Vorstandsvorsitzender der           nach dem Hochfahren des Rechners:               das bis 2018 flächendeckend das Land
Märkischen Bank und Vizepräsident             E-Mails gehen nur stockend über den             mit Breitband bis zu 50 Megabit pro
der Südwestfälischen Industrie- und           Draht, die wichtige Internetplattform           Sekunde (Mbit/s) versorgen soll. „50
Handelskammer zu Hagen. Dies sei              öffnet sich erst beim fünften Anlauf            Mbit/s sind viel zu wenig für Unter- →

        Was Breitbandnetze leisten
     Bis 2018 will die Landesregierung in NRW flächendeckend
 Breitband mit einer Downloadgeschwindigkeit von mindesens
50 Mbit/s ausbauen. Das ist die Leistung, die man für multiples
                                      Videostreaming benötigt.
                                                                                                                            1 Gbit/s
                                                                                                                        Kino-Streaming von
                                                                                                                             Live-Events
                                                                                                100 Mbit/s                 (4K-Auflösung)
                                                                                              Virtual Reality-Gaming    Telemedizin (Geräte-
                                                                         50 Mbit/s                    E-Health             Fernsteuerung)
                                                                                                 (Servicedienste)            Forschungs-
                                                                         Internet Protocol
                                                                       Television (IPTV HD)        Symetrisches             anwendungen
                                                 16 Mbit/s                Multiples Video-
                                                                                                Cloud-Computing             Dateitransfer
                                                     IPTV (SD)               Streaming               Telearbeit               TB-Bereich
                           1 Mbit/s              Web-Video (HD)           E-Health (Arzt-
                                                                                                  (Serverdienste)           Industrie 4.0
                           Komfortables                                                              Komplexe              (Steuerung von
                                                Videokonferenzen        Patient-Beziehung)
                           Web-Browsing                                                         Anlagensteuerung          Maschinenparks
                                               Cloud-Anwendung        Telearbeit mit Cloud-                                      etc.)
                               VoIP               (z. B. Gaming)          Dateiaustausch           Dateitransfer
                          Musikstreaming                                                            (GB-Bereich)
                                              Software-as-a-Service         Telepräsenz
                          Webvideo (SD)                               Anlagenfernwartung
                        Einfache Telearbeit                               und -steuerung                      Quelle: Micus Strategieberatung

14 \ gb \ 3-2016
WIR AllE
                             BRAuchEN
                             BREITBAND
                             Unterirdisch: Wo Kabel und Rohre verlaufen
                             Ohne ein gut ausgebautes Breitbandnetz            fassende und für Nutzer kostenfreie Online-
                             wäre das Geschäftsmodell der im Juni 2015         Leitungsauskunft bereitzustellen und der
                             gegründeten „BIL eG Die Leitungsauskunft“         Bauindustrie künftig Informationen über
                             nicht möglich: BIL bietet ein bundesweites        im Boden verlegte Kabel und Leitungen per
                             kostenloses Internetportal zur Leitungs-          Webzugriff verfügbar zu machen. BIL ist ein
                             recherche und arbeitet seit Februar mit           Vermittlungsportal. Bau- und Planungsan-
                             zurzeit 28 Energieversorgern in 16 Bundes-        fragen im Bundesgebiet sollen mittelfristig
                             ländern zusammen. „Bei Tiefbauarbeiten            gesammelt, an die entsprechenden Ener-
                             kommt es leider immer noch vor, dass ein          gieversorger weitergeleitet und von diesen
                             Bagger eine Leitung oder ein Rohr trifft. Das     wieder über BIL beantwortet werden. Da-
                             kann erhebliche Schäden verursachen“, er-         rüber hinaus will sich BIL für weitere Bran-
                             klärt Vorstandsmitglied Jens Focke. „Zwar         chen wie etwa Stadtwerke, Kabelbetreiber
                             ist die Bauindustrie verpflichtet, sich vor je-   und      Telekommunikationsunternehmen
                             der Maßnahme über die Lage von unterirdi-         öffnen. Da BIL keine wirtschaftlichen Inte-
                             schen Leitungen zu informieren, doch eine         ressen hat und sich ausschließlich aus den
Foto: Fotolia savoieleysse

                             bundesweite und einheitliche digitale Aus-        Beiträgen der Leitungsbetreiber finanzieren
                             kunft gab es bisher nicht.“ Deshalb grün-         möchte, wurde als Rechtsform die Genos-
                             deten deutsche Leitungsnetzbetreiber aus          senschaft gewählt.
                             den Bereichen Chemie, Gas und Öl die BIL.                        www.bil-leitungsauskunft.de
                             Ziel ist es, erstmals in Deutschland eine um-

                                                                                                                              3-2016 \ gb \ 15
Die leistungsfähige und flächendeckende
                                                                Digitalisierung von Unternehmen in Rhein-
                                                                land und Westfalen: Das war Thema einer
                                                                eigenen RWGV-Pressekonferenz im Vorfeld
                                                                des Verbandstages, in der auch die Pläne für
                                                                Breitbandgenossenschaften in Ostwestfalen
                                                                und in Hagen diskutiert wurden. Die Journa-
                                                                listen informierten sich besonders über die
                                                                Vorteile der genossenschaftlichen Rechts-
                                                                form für den Ausbau von schnellem Internet.

Wie Unternehmen und Bürger von einer
Breitbandgenossenschaft profitieren
Genossenschaften basieren               Hohes Maß an Mitbestimmung                         Gewähr für kostengünstigen
auf den Prinzipien der Selbst-          Die eG ist eine demokratische Rechtsform.          Breitbandzugang
hilfe, Selbstverantwortung und          Jedes Mitglied hat eine Stimme, unabhängig         Die eG arbeitet nach dem Kostendeckungs-
Selbstverwaltung. Die Mitglieder        von der Kapitalbeteiligung.                        prinzip: Im Vordergrund steht – steuerlich
verfolgen damit gemeinsam                                                                  begünstigt – die Nutzen-, nicht die Gewinn-
                                        Kein Mindestkapital
ein Ziel, das sie allein nicht                                                             maximierung. Dies bietet die Gewähr für einen
                                        Die eG ist ein Unternehmen mit offener
erreichen können, wie zum                                                                  kostengünstigen Breitbandzugang im Vergleich
                                        Mitgliederzahl. Es sind nur drei Gründungsmit-
Beispiel den Aufbau eines                                                                  zu kapitalmarktgetriebenen Unternehmen.
                                        glieder erforderlich und Ein- und Austritt sind
regionalen Breitbandnetzes.
                                        einfach (ohne Notar, keine Vermögensausein-
                                                                                           Hohe Insolvenzsicherheit
                                                                                                                                           Fotos: Mathias Hoffmann; Marco Stepniak

Ihren Mitgliedern bieten sie
                                        andersetzung). Mitglieder haften nicht mit
wichtige Vorteile:                                                                         Die eG hat einen gesetzlichen Auftrag,
                                        ihrem Privatvermögen, sondern nur mit ihren
                                                                                           Leistungen für ihre Mitglieder zu erbringen
                                        Geschäftsanteilen.
                                                                                           (Förderauftrag). Die unabhängige Prüfung
                                        Hohe Eigenkapitalquote                             durch den Genossenschaftsverband bietet
                                        Die Eigenkapitalquote richtet sich nach dem        eine hohe wirtschaftliche Stabilität. Die eG
            (Aus dem Flyer Breitband-
            genossenschaft Hagen eG     Investitionsvolumen und es ist kein Mindestka-     gehört zur insolvenzsichersten Rechtsform in
            unter www.bbg-hagen.de)     pital erforderlich.                                Deutschland.

16 \ gb \ 3-2016
breitband

   Setzen sich mit Pioniergeist für die Grün-
   dung der Breitbandgenossenschaft in Hagen
   ein: Michael Hösterey, Vorstandsmitglied
                                                Das Genossenschaftliche BreitbandModell
   der Wirtschaftsjunioren Hagen/Ennepe Ruhr
   (re.), und Hermann Backhaus, Vorstands-
   vorsitzender der Märkischen Bank.                    Banken
                                                     [KfW, NRW.Bank,            Unternehmen                       Bürger
                                                      Hausbank o. ä.]

→ nehmen“, bemängelt der Steuerbera-                         stellen             Mitglieder                   Mitglieder
                                                  Zins &
  ter und Vorstand der Wirtschaftsju-                        Fremdkapital        stellen                      (fakultativ)
                                                  Tilgung
                                                             (Darlehen)          Eigenkapital                 stellen Eigenkapital
  nioren Hagen/Ennepe Ruhr, Michael
  Hösterey. Und zu allem Übel setzten
                                                                        Breitband eG
  Bundes- und Landesregierung lange
                                                    Baut Breitband in der Region unmittelbar oder mittelbar
  auf den Ausbau veralteter Technik in
                                                                   Eigentümerin des Netzes
  Form von Kupferkabeln, die in weni-
  gen Jahren technisch überholt seien,                            Netzentgelt                   Netzentgelt
  und „nicht auf das moderne und zu-                        n                          n                            n
  kunftsfähige Glasfasernetz bis in die
  Firmen hinein“.                                    Provider 1                    Provider 2                  Provider XY
        Zu den stark digital unterver-
  sorgten Gebieten gehören auch die
  Kreise Paderborn und Gütersloh, aber                                  Provider                 Provider
  auch Städte wie Hagen, die in ihrem                                   Verträge                 Verträge
  Gewerbegebiet Lennetal/Hagen im
  Märkischen Kreis um den Anschluss                  Kommunen                   Unternehmen                Privathaushalte
  an moderne Zeiten kämpft.
        „Der Märkische Kreis ist die dritt-
  größte Industrieregion in Deutsch-
                                                Genossenschaftliches Breitbandmodell
  land mit vielen Weltmarktführern“,
  sagt Backhaus. Er bezeichnet die digi-        Die Stadt, Unternehmer und Bürger forcieren den Breitbandausbau im Lennetal. Die
  tale Lage im Lennetal mit 250 Unter-          eG baut das Breitbandnetz und ist Netzeigentümer. Unternehmen, Privathaushalte
  nehmen als katastrophal. Von „stein-          und Kommune können Mitglied der Breitband eG werden und so die Eigenkapital-
                                                basis stärken. Die eG vermietet das Netz an Betreiber beziehungsweise Provider
  zeitähnlichen Verhältnissen“ spricht
                                                und erzielt Leistungsentgelte zur Refinanzierung der Kredite und für eine mögliche
  auch Steuerberater Hösterey. „Für die         Gewinnausschüttung.
  Telekommunikationsunternehmen
                                        →

                                                                                                                   3-2016 \ gb \ 17
Industrie 4.0 für Agrar-Unternehmen
„Obwohl Deutschland zu den führenden Industrienati-       stellungen, Lieferinformationen oder Rechnungen, die
onen der Welt gehört, hakt es bei der leistungsfähigen    Erfassung von Aufträgen durch den Außendienst über
Breitbandabdeckung vor allem in ländlichen Regionen       Apps oder das Web sowie die Nutzung von Videokonfe-
noch gewaltig. Das erleben wir tagtäglich im Kontakt      renzen. Auch der für viele Führungskräfte heute selbst-
mit unseren Kunden“, betont Peter Elberich, Abtei-        verständliche Abruf von Kennzahlen und Informationen
lungsleiter Technologie & Infrastruktur bei der GWS       via mobilem Endgerät falle aus, gleiches gelte für die
Gesellschaft für Warenwirtschafts-Systeme. Die GWS        Speicherung und Nutzung von Daten in gemeinsamen
bietet innovative Warenwirtschaftssysteme und Ver-        Cloud-Lösungen. Der IT-Experte zieht das Fazit: „Für
bundlösungen insbesondere für Handels- und Dienst-        die Unternehmen in Regionen mit schwachem Internet
leistungsunternehmen des Agrarbereiches an.               heißt dies damit am Ende, sie müssen althergebrachte
       Mindestens so wichtig wie für private Lebens-      Methoden einsetzen, was in Zeiten von Margendruck
qualität sei die schnelle Internetverbindung jedoch für   und globaler Konkurrenz bis zur Existenzbedrohung
die Entwicklung von Unternehmen, so Elberich: „Un-        führen kann. Eine Situation, die sich Deutschland als
abhängig, ob produzierender Betrieb, Genossenschaft       führende Industrienation eigentlich nicht mehr leisten
oder Handelsunternehmen, fehlt es an schnellen Inter-     kann und darf.“
netverbindungen, können effizienzsteigernde Verfahren
nicht eingesetzt werden.“ Als Beispiel nennt er den

                                                                               WIR AllE
elektronischen Austausch und die Archivierung von Be-

                                                                             BRAuchEN
                                                                             BREITBAND

18 \ gb \ 3-2016
breitband

                                                     erste RWGV-Pilotprojekt, das
                                                       zweite entwickelt sich par-
                                                        allel in Paderborn. Hier lau-
                                                        fen zurzeit die Vorbereitun-
                                                        gen, um eine kommunale
                                                       Breitbandgenossenschaft zu
    Sie wollen auch eine                              gründen.
    Breitbandgenossen-                                    Für Bankchef Backhaus
    schaft gründen?                             ist die Gründung von Breitbandge-
    Oder mehr Informationen dazu?            nossenschaften die optimale Lösung:
                                             „Kommune, Unternehmer und Bürger
    Ihr Ansprechpartner beim RWGV:           forcieren den Breitbandausbau in der
    Dr. Stefan Touchard                      Region und machen so Betroffene zu
    Telefon: 0251 7186-1312
                                             Beteiligten.“ Hösterey, der ebenfalls
    E-Mail: stefan.touchard@rwgv.de
                                             ein Befürworter der Genossenschafts-
                                             gründung ist, betont: „Als Genossen-
                                             schaft müssen wir keine Gewinne
→ war der Markt nicht gewinnträchtig         erzielen, sondern nur kostendeckend

                                                                                        »
  genug, sie wollten nicht in die digitale   arbeiten. Deshalb können wir nach-
  Infrastruktur investieren. Große Un-       haltig wirtschaften.“ Laut Plan soll die
  ternehmen haben hier notgedrungen          Genossenschaft das moderne Glasfa-
  mit viel Geld eigene digitale Lösungen     sernetz aus eigenen Mitteln, nämlich
  entwickeln müssen. Das können sich         den Geschäftsanteilen der Mitglieder,
  kleinere mittelständische Unterneh-        und günstigen Krediten finanzieren,
  men nicht leisten.“                        ausbauen und danach an einen Te-
        Die wirtschaftlichen Folgen der      lekommunikationsdienstleister ver-
  Unterversorgung mit leistungsfähi-         mieten. Aus den Vermietungserlösen
  gem Internet liegen auch für Bankchef      werden die Investitionen der Genos-        Für den Industriestand-
  Backhaus auf der Hand: „Unterneh-          senschaft – als Inhaberin des Netzes
  men müssen mittelfristig ihren Sitz        – refinanziert.
                                                                                        ort NRW mit rund 3.000
  und ihre Produktionsstätten samt                  Zurzeit kalkulieren die angehen-    Gewerbegebieten hat
  Arbeitsplätzen in digital besser ausge-    den Genossenschaftsgründer die Kos-
  stattete Gewerbegebiete, zum Beispiel      ten für den Ausbau der Infrastruktur
                                                                                        die Versorgung mit
  im Dortmunder Raum, verlegen. Fir-         und stellen einen Wirtschaftsplan auf.     hochleistungsfähigen
  men, die auf regionale Nähe angewie-       Im Sommer soll es dann mit der Grün-
  sen sind, gehen pleite.“                   dung soweit sein: „Mindestens 110
                                                                                        Anschlüssen eine
                                             Unternehmer müssen Anteile zeich-          besondere volkswirt-
   Genossenschaft als tragfähige             nen, damit unsere Genossenschaft
   Lösung                                    arbeiten kann“, betont der Steuer-
                                                                                        schaftliche Bedeutung.
                                             berater. Unterstützung erhalten die        Den Betrieben stehen
   Diese düsteren Szenarien vor Augen        Genossenschaftspioniere in Hagen
   suchten Unternehmer und die Stadt         dabei von NRW-Wirtschaftsminister
                                                                                        hier Glasfaseranschlüsse
   Hagen schon seit 2014 nach einer          Garrelt Duin. Er war eigens zu einer       nur in Einzelfällen zur
   Lösung. Sie entschlossen sich, zusam-     Informationsveranstaltung          nach
   men mit dem Rheinisch-Westfälischen       Hagen gereist, um für die Breitband-
                                                                                        Verfügung.
   Genossenschaftsverband (RWGV) die         genossenschaft zu werben. Hösterey         Studie: Nachhaltiger NGA-Ausbau als
                                                                                        Chance für Nordrhein-Westfalen,
   Gründung einer privatwirtschaftli-        und Backhaus sind optimistisch, dass       Micus Strategieberatung
   chen Breitbandgenossenschaft in An-       die Genossenschaftsgründung klappt.
   griff zu nehmen.                          Der Vorstand der Wirtschaftsjunioren
          Der RWGV hatte sich ebenfalls      geht noch weiter: „Gelingt uns der
   schon lange mit dem Thema Breit-          Breitbandausbau, kann sich hier in
   bandausbau beschäftigt. Die genos-        Lennetal eine Art Silicon Valley für
   senschaftliche Förderung des Breit-       Unternehmen entwickeln – mit Vor-
   bandausbaus im Lennetal wurde das         reiterfunktion für ganz NRW.“

                                                                                                              3-2016 \ gb \ 19
WIR AllE
                                                                            BRAuchEN
                                                                            BREITBAND
          Per Videochat zum Konto
          Digitalisierung – das ist auch ein strategisch wich-
          tiges Thema für die Banken. Nahezu jedes Institut
          bietet ihren Kunden Onlinebanking an, so auch die         wir uns intern organisatorisch und mit entsprechen-
          Vereinigte Volksbank Münster. Sie will noch einen         den Personalentwicklungskonzepten vor. Damit
          Schritt weiter gehen und testet ab Oktober eine di-       kommen wir unseren technikaffinen Kunden entge-
          gitale Filiale. „Die Zahl der Kunden, die in unsere Ge-   gen, die von ihrer Bank erwarten, dass sie auch über
          schäftsstellen kommen, ist rückläufig. Inzwischen         digitale Kanäle erreichbar ist“, so Bröcker. Und der
          nutzen 65 Prozent unserer Kunden Onlinebanking            Trend werde anhalten. „Dem Kunden ist es egal, ob
          – mit steigender Tendenz. Wir reagieren darauf mit        er gerade auf dem Sofa chillt, wenn er die neueste
          einer Überprüfung und Anpassung unseres Zweig-            Aktienentwicklung braucht. Hauptsache, er erhält
          stellenkonzepts einerseits, und andererseits mit          im Bedarfsfall schnelle Beratung“, bestätigt auch
          unserer digitalen Filiale“, betont Vorstandssprecher      Andreas Pfingsten, Direktor des Instituts für Kredit-
          Gerhard Bröcker. An dem Pilotprojekt sollen sich          wesen der Uni Münster. Es seien keineswegs nur on-
          zwischen drei- und viertausend Kunden beteiligen.         linebegeisterte junge Leute, die zur Zielgruppe der
                                                                                                                              Foto: vadymvdrobot/fotolia

          Sie können sich dann per Videochat von ihrer Bank         digitalen Filiale gehörten. Pfingsten: „Selbst Ältere
          beraten lassen. Langfristig ist geplant, dass Kunden      halten da gut mit. Es sind sogar auffallend viele Seni-
          auf diesem Weg auch Bankgeschäfte abschließen             oren, die sich dafür interessieren und Onlinebanking
          oder ein Konto eröffnen können. „Darauf bereiten          machen.“

20 \ gb \ 3-2016
breitband

                                                 Kommentar                                      Deutsches Web
                                                                                                ist langsam

Staatliche Investition in eine
                                                                                                Die zehn Länder mit dem
                                                                                                schnellsten Internetzugang

veraltete Technik!
                                                                                                                  ∅ Geschwindigkeit in Mbit/s

                                                                                                 1. Südkorea                              26,7

                                                                                                 2. Schweden                       19,1

Die Digitalisierung der Wirtschaft ist unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ in aller Munde.       3. Norwegen                       18,8
Ein leistungsstarkes Breitbandnetz wird dabei angesichts der zunehmenden Datenmen-
gen als Standortfaktor immer bedeutsamer. Da die staatlichen Ausbaupläne auf eine Lei-           4. Japan                         17,4

tungskapazität von 50 Mbit/s Download beschränkt sind – eine Leitungsgeschwindigkeit,
                                                                                                 5. Niederlande                   17,0
die schon heute für viele Unternehmen absolut unzureichend ist –, bedarf es der Eigenini-
tiative, um eine leistungsfähige und zukunftsfähige Breitbandinfrastruktur aufzubauen.           6. Hong Kong                     16,8
       Eine Möglichkeit ist die Gründung von Breitbandgenossenschaften. Damit können
Kommunen, Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger ihre eigenen Breitbandun-                     7. Schweiz                       16,7
ternehmen ins Leben rufen. Das Grundprinzip der Genossenschaft – aus Betroffenen
                                                                                                 8. Lettland                      16,7
Beteiligte zu machen – ist insbesondere beim Ausbau zukunftsfähiger Leitungsstrukturen
der richtige Grundgedanke. Weitere Vorteile liegen in dem hohen Maß an Mitbestimmung
                                                                                                 9. Finnland                      16,6
und der Insolvenzsicherheit der Rechtsform.
       Die Pilotprojekte im RWGV sind ein erster Schritt zur zukunftssicheren Breitband-       10. Dänemark                       16,1
versorgung für Unternehmen. Die Politik hat jedoch noch nicht erkannt, dass gerade
klein- und mittelständische Betriebe auf eine schnelle Internetverbindung angewiesen            ...
sind: Sie ist wesentlich für die Sicherung eines attraktiven Wirtschaftsstandorts. Gleich-
                                                                                               22. Deutschland                 12,9
zeitig hat der Glasfaserausbau in Deutschland noch nicht den Stellenwert, den er haben
sollte, will man die ausgegebenen Breitbandziele bis 2018 und darüber hinaus tatsächlich                              Quelle: Akamai/statista
erreichen. Mit der Entscheidung der Bundesnetzagentur, der Deutschen Telekom den
Ausbau mit veralteter Vectoring-Technik zu ermöglichen, gerät der Glasfaserausbau
ins Hintertreffen. Da ist es kaum überraschend, dass Deutschland im europa-
weiten Vergleich hinterherhinkt. Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen
versucht nun politisch nachzusteuern, indem sie die Beantragung von För-
dergeldern für den Ausbau von Gewerbegebieten beschleunigt. Dies ist ein
Schritt in die richtige Richtung.
       Für die Standortsicherung rheinisch-westfälischer Unternehmen ist
es aber notwendig, zukunftssichere Glasfasernetze bis ans Gebäude heran
zu verlegen. Unternehmen, Kommunen und Bürgerinnen und Bürger sollten von
der Politik ermutigt werden, aktiv zu werden, um nachhaltige Alternativen gehen zu
können – zum Beispiel mit der Gründung von Breitbandgenossenschaften.
                                            Ralf W. Barkey, RWGV-Vorstandsvorsitzender

                    „Ich denke, dass es einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer gibt.“
                                                                                            Thomas J. Watson Senior, Chef von IBM, 1943

                                     „Cloud Computing? Eine verrückte Modeerscheinung!“
                                                                                 Larry Ellison, Präsident und Gründer von Oracle, 2008

                                         Irrtümer der digitalen Zeitenwende
„Das Internet wird wie eine spektakuläre Supernova im Jahr 1996 in einem katastrophalen Kollaps untergehen.“
                                                                                             Netzwerkpionier Robert Metcalfe, 1990
            „640 Kilobytes ist alles, was irgendeine
           Applikation jemals benötigen sollte.“
                                       Bill Gates, Gründer von Mircosoft, 1981

                                                                                                                         3-2016 \ gb \ 21
Digitale
                                                                    Infrastruktur:
                                                                    Breitband
                                                                    2018 und
                                                                    danach, Herr
                                                                    Minister?
                                                                    Im Interview: NRW-Wirtschafts-
                                                                    minister Garrelt Duin stellt seine
                                                                    Eckpunkte für den Ausbau des
                                                                    schnellen Internets vor

Sehr geehrter Herr Minister Duin,        Vectoring ist eine Übergangstech-       chen wir überall eine Telekommuni-
was sind die derzeit größten             nologie. Sie kann kurzzeitig eine       kationsinfrastruktur, die auf Glasfaser
Herausforderungen beim Breit-            50-Mbit/s–Versorgung der Haushalte      basiert. Dann sind Bandbreiten von
bandausbau in Nordrhein-West-            sicherstellen, wenn die Kupferleitung   weit mehr als 100 Mbit/s im Up- und
falen?                                   bis zum Hausanschluss nicht länger      Download und auch der Einstieg in
                                         als 500 Meter ist.                      Gigabit-Bereiche möglich.
Garrelt Duin: Nordrhein-Westfalen              Auf lange Sicht reicht das Kup-         Generell erfolgt der Breit-
liegt beim Breitbandausbau unter den     ferkabel nicht, auch wenn es mit Vec-   bandausbau durch den Markt – denn
Flächenländern an der Spitze. Drei       toring aufgerüstet worden ist. Die      der Breitbandausbau rechnet sich für
Viertel aller Haushalte waren 2015 mit   künftigen Datenmengen sprengen die      die Telekommunikationswirtschaft.
einer Downloadrate von mindestens        Grenzen des Kupferkabels.               Nur wo der Markt versagt, unterstützt
50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) ver-           Wir legen deshalb den Schwer-     das Land den Breitbandausbau und
sorgt. In Städten und Ballungsgebie-     punkt im Breitbandausbau auf Glasfa-    hilft bei der Finanzierung und Bera-
ten ist damit der Bedarf gedeckt, auf    seranschlüsse, namentlich in Gewer-     tung. Vielfach können kommunale
dem Lande und in Gewerbegebieten         begebieten. Wir wollen die Chancen      Kooperations- und Ausbauinitativen
in sonst gut ausgebauten Regionen        der Unternehmen im digitalen Wan-       den Ausbau beschleunigen – und auch
sorgen wir für den Gleichstand. Um       del mehren und setzen deshalb unsere    Synergien beim Landesstraßenbau
den Anschluss von Unternehmen ans        Förderung direkt beim Breitbandaus-     nutzen und zum Beispiel Leerrohre
schnelle Internet in Gewerbegebieten     bau mit Glasfaser ein.                  für Kabel in den Straßen verlegen.
zu beschleunigen, hat NRW den Zu-
gang zur Landesförderung daher ver-      Das Breitbandziel für 2018 kann
einfacht und beschleunigt. Dafür setzt   nur ein Zwischenschritt sein.
das Land gezielt Programme des Bun-      Wie muss es aus Ihrer Sicht
des und eigene Mittel ein.               weitergehen?

Immer wieder wird Vectoring              Die Landesregierung stellt eine flä-
als Lösung propagiert.                   chendeckende Breitbandversorgung
Welche Vor- oder Nachteile               mit einer Downloadgeschwindigkeit
sehen Sie in dieser                      von mindestens 50 Mbit/s bis 2018
Technologie?                             sicher. Mittel- bis langfristig brau-

22 \ gb \ 3-2016
breitband

                                                                              Anschub
                                                                         für schnelles
                                                                               Internet

»
                                                                        NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin hat dem
                                                                        RWGV-Vorstandsvorsitzenden Ralf W. Barkey
                                                                        einen Zuwendungsbescheid in Höhe von rund

Das Genossenschaftsmodell                                               195.000 Euro überreicht. Die Landesmittel fließen
                                                                        in das Projekt des RWGV zum Breitbandausbau in
ist [für den Breitbandausbau]                                           Nordrhein-Westfalen. Der RWGV begleitet in enger
                                                                        Abstimmung mit dem Wirtschaftsministerium
… ein vielversprechender                                                Pilotprojekte, mit denen der genossenschaftliche

Ansatz. Von den Erkenntnis-                                             Breitbandausbau in NRW entwickelt werden soll.
                                                                        Die Modelle setzen auf zukunftsfähige Glas-
sen können Kommunen und                                                 fasertechnik bis in die Gebäude hinein, um so
                                                                        die größten Bandbreitenreserven für die Nutzer
Unternehmen künftig stark                                               sicherzustellen. Das Breitbandprojekt ist auf zwei

profitieren.                                                            Jahre angelegt. Ziel ist es, ein für Unternehmen
                                                                        und Kommunen geeignetes genossenschaftliches
Garrelt Duin, Wirtschaftsminister                                       Geschäftsmodell zu entwickeln, das als Blaupause
des Landes Nordrhein-Westfalen                                          für weitere Projekte dienen kann.

    Auftakt mit 70 Unternehmern
    In einer ersten Auftaktveranstaltung mit NRW-Wirt-     schaft bereits überzeugt. Weitere sollen nun nach der Auf-
    schaftsminister Garrelt Duin informierten sich rund    taktveranstaltung folgen. Die Wirtschaftsjunioren Hagen/
    70 Unternehmer in der Märkischen Bank über die         Ennepe-Ruhr sind von Anfang an aktive Unterstützer des
    Breitbandgenossenschaft Hagen. Duin, der RWGV-Vor-     Projekts. „Mit der Gründung der Breitbandgenossen-
    standsvorsitzende Ralf W. Barkey, Hermann Backhaus     schaft schaffen sich die Unternehmen im Lennetal selbst
    und Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz standen    die notwendigen Voraussetzungen, um an der digitalen
    den Interessierten Rede und Antwort. Viele Unterneh-   Zukunft teilzuhaben“, so Michael Hösterey, Vorstandsmit-
    men im Lennetal sind von der Idee der Genossen-        glied der Wirtschaftsjunioren.

                                                                                                        3-2016 \ gb \ 23
Gewerbe

  Studieren – unabhängig
  vom Geldbeutel

                                                                                             864
Das erfolgreiche Modell der Universität      men Praktika machen möchte, kann sie
Witten/Herdecke zur Studienfinanzierung      das ohne finanziellen Druck tun. Denn
wird jetzt bundesweit angeboten. Hierzu      die Rückzahlung beginnt erst ab einem
gründete die GLS-Treuhand zusammen           Mindesteinkommen von 21.000 Euro netto.
mit ehemaligen Mitgliedern der Studie-       Wird diese Grenze überschritten, zahlt die
rendenGesellschaft Witten/Herdecke im        Studentin einen festgelegten Prozentsatz
Februar eine eigene Genossenschaft, die      ihres Einkommens zurück. Bei Unter-
Chancen eG. Sie will ein gerechtes Modell    schreiten der Einkommensgrenze setzt
zur Bildungsfinanzierung im Rahmen des       die Rückzahlung aus. Nach zehn Rückzah-
sogenannten Umgekehrten Generationen-        lungsjahren endet die Vertragsbeziehung         Euro – Das ist die Summe, die deutschen
vertrages (UGV) ermöglichen. Bei diesem      automatisch, unabhängig von der Summe           Studenten durchschnittlich im Monat zur
zahlen die Studenten ihre Hochschulge-       der geleisteten Beiträge.“                       Verfügung steht. Doch 25 Prozent haben
bühren einkommensabhängig nach dem                  Kooperationspartner der neuen            weniger als 675 Euro und 25 Prozent mehr

                                                                                                                                        Fotos: Fotolia; Zentrag; Matthias Ketz; MMGE Bienenprodukte eSG; Hanse Genossenschaft Warburg eSG
Studium.                                     Genossenschaft sind bereits die Medizini-        als 1.000 Euro. Die wichtigsten Einkom-
       Vorstandsmitglied Florian Kollewijn   sche Hochschule Brandenburg, die Hertie          mensquellen bleiben Eltern, Jobben und
erläutert: „Wenn eine Studentin – ohne       School of Governance, die praxisHoch-            BAföG. Quelle: 20. Sozialerhebung Deut-
sich zu verschulden – zum Beispiel Jura      schule Köln, die Games Academy und die                    sches Studentenwerk
studieren will, übernimmt die Chancen        International Psychoanalytic University
eG erstmal ihre Studiengebühren. Wenn        Berlin. Weitere Institutionen folgen. Förder-
sie nach ihrem erfolgreichen Staatsexa-      beginn ist das Sommersemester 2016.

Gewerbe   Live-Cooking auf der Fleischerfachmesse
                        Mit allen Sinnen präsentierte sich die ZENTRAG auf der diesjährigen Fleischerfachmesse in Frankfurt. Star am
                        Messestand war der Sternekoch und Front-Cooking-Spezialist Frank Eckardt. Dieser hatte alle Hände voll zu
                                                        tun, um aus dem Fleischspezialitäten-, Lebensmittel- und Zutatenprogramm
                                                             der ZENTRAG leckere Snacks und Gerichte zu zaubern. Diese sollten dem
                                                                Fachpublikum nicht nur schmecken, sondern veranschaulichen, wie
                                                                             Fleischerfachgeschäfte ihre gastronomischen Angebote
                                                                             spezifisch, effektiv und erfolgreich erweitern können.
                                                                         Renner waren unter anderem die neuen Suppen aus dem
                                                                   eigenen Gilde-Foodserviceprogramm. Eckhardt: „Ich schätze mal,
                                                              dass ich hier an jedem Messetag 500 bis 600 Portionen über die Theke
                                                      gereicht habe: Suppen, klassisches und exotisches Fingerfood, auch Bisonsteaks,
                                       Nudelsticks und Phantasie-Burger. Besonders gut kamen dabei unter anderem meine Zwiebeln
                                      an, die mit Coca Cola gedünstet wurden. Manchmal darf es auch ein bisschen verrückt sein …“

24 \ gb \ 3-2016
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