IT- und Technologieunternehmen stellen sich vor - Heise

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IT- und Technologieunternehmen stellen sich vor - Heise
IT- und Technologieunternehmen
stellen sich vor

Mobilfunk                                                                Generation WhatsApp
Was die deutsche                                                         Auf welchen Kanälen
Wirtschaft von 5G erwartet                                               die Jugend kommuniziert
Internet der Dinge                                                       Blockchain
Wo sich offene IoT-                                                       Wie verteilte Datenbanken
Ökosysteme entwickeln                                                    Supply Chains schützen
Green IT                                                                 Chatbots
Wie die Digitalisierung                                                  Was künstliche Intelligenz
der Nachhaltigkeit dient                                                 auf Anfragen antwortet

h Heise Medien, IT- und Technologieunternehmen stellen sich vor 1/2018
Eine Themenbeilage von h Heise Medien                                                            1/2019
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EDITORIAL                            INHALT

IT-Unternehmen
schlagen Brücken

K
         ein Mensch ist eine Insel – das wusste der englische                        Blockchain
         Dichter John Donne bereits vor 400 Jahren, auch                             Wie man Frachter
         wenn seine britischen Nachfahren das heute zum Teil                         an die Kette legt            4
ganz anders sehen. Auf jeden Fall gilt sein Credo besonders
auch für moderne Unternehmen, einerlei welcher Branche sie                           Mobilfunk
sich zurechnen. Denn um Synergieeffekte zu nutzen und bis-                            Warum 5G – und
lang ungehobene Potenziale auszuschöpfen, sind Bereitschaft                          wenn ja, wie viel?           8
und Talent zur Kooperation gefragt. Gerade die IT-Landschaft
bietet hier reichlich Einsatzmöglichkeiten.                                          Internet of Things
    So will diese Sonderbeilage einen Eindruck von den Mög-                          Mehr Partnerschaft
lichkeiten vermitteln, mit denen IT-Unternehmen die produk-                          wagen                        14
tive Zusammenarbeit in der Wirtschaft vorantreiben. Zum
einen stellen in diesem Heft international agierende IT- und                         Green IT
Technologieunternehmen ihre Produkt- und Dienstleistungs-                            Digitalisierung
portfolios vor. Dabei stammen alle als „Advertorial“ gekenn-                         mit grünem Daumen           20
zeichneten Beiträge von Anbietern, die innovative Lösungen
für Digitalisierungsprojekte bereitstellen oder attraktive Kar-                      Social Media
rierechancen im IT-Bereich bieten.                                                   Marketing
    Im redaktionellen Teil präsentieren Ihnen unsere Autoren                         Generation
aktuelle Praxisbeispiele aus den verschiedensten Bereichen,                          WhatsApp                    23
bei denen ein partnerschaftliches Miteinander die Grundlage
für den Geschäftserfolg bildet. Ob beim Management weltum-                           Künstliche Intelligenz
spannender Lieferketten (Seite 4), beim ökologisch ausgerich-                        Wenn Maschinen
teten Entwurf urbaner Lebensräume (Seite 20), bei der Um-                            mit uns sprechen            25
setzung neuer Mobilfunkstandards (Seite 8) oder beim Ausbau
kompletter IoT-Ökosysteme (Seite 14) – überall schafft die Di-                        Impressum und
gitalisierung neue Möglichkeiten für kooperative Ansätze. Und                        Inserentenverzeichnis       27
was den gegenseitigen Austausch von Informationen anbe-
langt, hat der Mensch ohnehin sein vermeintliches Inseldasein
längst überwunden, sei es in den sozialen Medien (Seite 23)
oder bei der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine
(Seite 25). Viel Spaß bei der Lektüre!

                                                               Thomas Jannot

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SUPPLY CHAIN MANAGEMENT

Wie man Frachter an die Kette legt
Waren wie Rohstoffe oder Pharmazeutika müssen beim Transport oftmals mehrere Dutzend
Stationen durchlaufen. Verschiedene Unternehmen wollen nun mit Blockchain-Technik die
Transparenz in der Lieferkette erhöhen.

A
         nfangs schien die Blockchain fest mit Kryp-      die Vorteile einer Blockchain etwa für die Pharma-
         towährungen wie Bitcoin verbunden, andere        logistik an einem Beispiel: Fällt ein Container mit
         Anwendungen waren kaum in Sicht. In einer        Medikamenten an einer Station der Supply Chain
zweiten Entwicklungsstufe begannen sich Finanz-           von der Rampe oder steht er zu lange ungekühlt
dienstleister für die Technik (Stichwort: Smart Con-      in der Sonne, ist davon auszugehen, dass zu-
tracts) zu interessieren. Mittlerweile hat die Entwick-   mindest ein Teil der Ware unbrauchbar geworden
lung Stufe drei erreicht, auf der in rasantem Tempo       ist. Das erfährt der Empfänger jedoch nicht erst
immer neue Anwendungsmöglichkeiten der Block-             Wochen später, sondern in Echtzeit, weil ihm der
chain erprobt werden.                                     Sensor am Container sofort eine entsprechende
   Auf besonderes Interesse stößt die Blockchain          Nachricht übermittelt. Da der Sensor in das Block-
bei Logistikunternehmen. Bei der Organisation der         chain-Netzwerk eingebunden ist, lässt sich der
weltweiten Warenströme kämpfen sie mit einem              Inhalt der Nachricht auch nicht unbemerkt verän-
unübersichtlichen Geflecht von Personen, Unter-            dern – sämtliche Datenblöcke, die in der Liefer-
nehmen und staatlichen Behörden, durch deren              kette verschickt werden, werden kontinuierlich auf
Hände die Produkte gehen. Zudem kommen die                Übereinstimmung und Nachverfolgbarkeit über-
unterschiedlichsten Systeme zum Einsatz, vom ein-         prüft.
fachen Frachtpapier bis hin zu komplexen, weit-               Mit einer Blockchain könnte die Pharmaindus-
gehend automatisiert arbeitenden Computerpro-             trie laut Henke aber auch ein anderes Problem
grammen. So schleichen sich auch oftmals dubiose          lösen: Bei Fälschungen von patentgeschützten Me-
Machenschaften in die Lieferketten ein.                   dikamenten lässt sich oft nicht nachvollziehen,
                                                          woher die Inhaltsstoffe stammen. Mit einem Echt-
Lückenlose Überwachung                                    heitszertifikat, das in einer Blockchain hinterlegt ist,
Die Logistiker wünschen sich daher eine einheitliche      ließe sich der Ursprung der Ausgangsstoffe jedoch
Plattform für ihre Supply Chains. Sie soll nicht nur      ermitteln. Der Hersteller des Original-Medikaments
die Komplexität des derzeitigen Verfahrens reduzie-       könnte auf diese Weise die Produktion der Fäl-
ren und damit kostensenkend wirken. Mindestens            schungen oftmals verhindern.
genauso wichtig ist ihnen, dass sich der Weg bei-
spielsweise eines Containers sowohl während des           Vertrauen zurückgewinnen
Transports wie auch noch im Nachhinein jederzeit          Die Automobilindustrie hat bereits konkretere
nachvollziehen lässt. Dabei muss jedoch gewähr-           Pläne. So arbeiten IBM und Ford derzeit an einer
leistet sein, dass an keiner der Stationen, die der       Blockchain-Lösung, um die Lieferungen des für
Container durchläuft, die Daten manipuliert werden        den Bau von Lithium-Ionen-Batterien benötigten
können. Und dafür ist die Blockchain-Technik ideal        Kobalts zu überwachen. Kobalt wird überwiegend
geeignet.                                                 in der Demokratischen Republik Kongo gefördert,
    Prof. Dr. Michael Henke, Leiter des Fraunhofer-       wo es immer wieder Berichte über Kinder- und
Instituts für Materialfluss und Logistik IML, erklärt     Zwangsarbeit gibt. Und ein Großteil der Erlöse aus

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SUPPLY CHAIN MANAGEMENT

dem Verkauf landet oftmals in den Taschen von                            Doch bereits im Mai konnte Tracr die weltweit
einheimischen Warlords.                                                  größte Juwelierkette Signet Jewelers als weiteres
    Um sicherzustellen, dass das Kobalt unter huma-                      Mitglied präsentieren, im Oktober folgte mit Alrosa
nen Bedingungen produziert wird, will Ford die                           der nach De Beers zweitgrößte Diamantenhändler
Blockchain-Technik einsetzen. Gemeinsam mit IBM                          der Welt.
plant der Autobauer ein Netzwerk, über das der Weg
der Rohstoffe jederzeit nachverfolgt werden kann.                         Transparente Transportwege
Jeder Teilnehmer an diesem Pilotprojekt soll dabei                       Blockchains sind aber auch für eine ganze Reihe
einen uneingeschränkten Einblick in die Daten be-                        weiterer Industriezweige eine attraktive Möglich-
kommen und feststellen können, wo das Kobalt her-                        keit, um die Lieferwege ihrer Waren zu kontrollie-
kommt. Aktuell stammt das Kobalt für die Elektro-                        ren. Aus diesem Grund haben IBM und die welt-
wagen von Ford größtenteils aus der Mine des                             größte Container-Reederei Maersk die Gründung
chinesischen Konzerns Huayou Cobalt im Kongo. In                         eines Joint Ventures beschlossen, das als eigen-
einem Werk des südkoreanischen Unternehmens LG                           ständiges Unternehmen eine Plattform für den
Chem wird es in Akkus verarbeitet. Ziel ist es, sämt-                    weltweiten Schiffshandel entwickelt. Sie soll es
liche Stationen des Lieferwegs bis zum Ford-Werk                         anderen Firmen ermöglichen, den Transport ihrer
in den USA über eine Blockchain verfolgen zu kön-                        Güter über Landesgrenzen und Handelszonen hin-
nen. Sollte sich das Projekt als erfolgreich erweisen,                   weg transparenter zu gestalten und gleichzeitig die
könnte die Technik auch bei der Supply Chain von                         Verwaltung zu erleichtern. In einer ersten Phase wer-
anderen Rohstoffen eingesetzt werden, bei deren                           den dann zunächst zwei Fähigkeiten dieser Platt-
Förderung es ebenfalls immer wieder Klagen über                          form vermarktet: Über eine Shipping Information
die Arbeitsbedingungen gibt.                                             Pipeline soll es allen am Management einer Liefer-
    Ähnliche Ziele wie Ford verfolgt auch Mercedes-                      kette beteiligten Akteuren möglich sein, in Echtzeit
Benz Cars. Die Schwaben haben sich mit der US-                           sicher und nahtlos Informationen über Lieferereig-
Firma Icertis zusammengetan, um eine Blockchain                          nisse auszutauschen. Parallel dazu ist geplant, die
für die durchgängige Dokumentation von Verträgen                         Digitalisierung von Dokumenten voranzutreiben
in der Lieferkette zu entwickeln. Dabei geht es vor                      und ihre Einreichung zu automatisieren.
allem darum, Standards und vertragliche Verpflich-
tungen bei Arbeitsbedingungen, Menschenrechten,                          Noch ist nicht alles geklärt
Umweltschutz, Sicherheit, Geschäftsethik und Com-                        Es gibt allerdings auch warnende Stimmen. Die Un-
pliance zu überwachen. Die direkten Vertragspartner                      ternehmensberatung McKinsey wies im September
des Konzerns sind verpflichtet, diese Bedingungen                         2017 darauf hin, dass bis dato noch keine nachprüf-
wiederum an ihre eigenen Zulieferer weiterzugeben                        baren Beweise für die tatsächliche Eignung der
und zu kontrollieren.                                                    Blockchain-Technik bei Lieferketten existierten.
    Auch der weltgrößte Diamantenhändler De Beers                        Auch die Kosten für Entwicklung und Betrieb einer
interessiert sich für die Blockchain. Das Unter-                         Blockchain lägen noch weitgehend im Dunkeln.
nehmen will die Technik einsetzen, um den Weg sei-                       Aktuell ist der Einsatz von Blockchains bei der Über-
ner Diamanten von ihrem Ursprungsort bis zu den                          wachung von Supply Chains noch im Versuchs-
Kunden verfolgen zu können. Auf diese Weise soll                         stadium, bei nahezu allen praktischen Anwendun-
verloren gegangenes Vertrauen zurückgewonnen                             gen handelt es sich um Pilotprojekte. Es wird
werden, erklärt CEO Bruce Cleaver. Im Januar 2018                        spannend zu beobachten sein, wie die Ergebnisse
startete unter dem Namen Tracr ein Pilotprojekt, an                      ausfallen werden und in welchen Bereichen sich die
dem neben De Beers zunächst nur eine kleinere                            Blockchain letztlich gegenüber anderen Monitoring-
Zahl von Partnern aus der Industrie beteiligt war.                       Verfahren durchsetzen kann.            Roland Freist

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MOBILFUNK

Warum 5G – und wenn ja, wie viel?
Auch wenn die „Fifth Generation“ die nächste Stufe der Konnektivität und der
Mensch-zu-Umwelt-Interaktion sein wird – 5G ist momentan und in naher Zukunft
kein Thema für den Massenmarkt. Zumindest nicht in den kommenden Jahren.

S
       tellen wir eine Sache gleich am Anfang un-       zu entwickeln. Allerdings alles nur sehr bedingt. Das
       missverständlich fest; und hier müssen wir       Ökosystem der Telekommunikation, bestehend aus
       klar sein wie ein strahlender Sommermorgen:      Providern, politischen Entscheidungsträgern, Regu-
Auch wenn zunehmend kompatible Endgeräte ver-           lierungsbehörden, TK-Ökosystempartnern wie etwa
fügbar sein werden, auch wenn der Datenkonsum           Hersteller von Smartphones oder Datenbrillen
der Privatanwender und der Datenhunger ihrer Gad-       sowie alle Anwendungsentwickler werden es nicht
gets permanent wächst – der neue Mobilfunkstan-         schaffen, den Dreiklang aus Netzverfügbarkeit (inkl.
dard 5G, über den derzeit so viel zu hören ist, wird    Geschäfts- und Preismodelle), Geräteverfügbarkeit
im breiten Consumer-Bereich so schnell keine he-        und Anwendungen kurzfristig zu realisieren.
rausragende Rolle spielen. Einerseits liegt das an
fehlenden Geschäftsmodellen. Ein Beispiel: TK-Pro-      Neues vom Campusfunk
vider, gerade in Deutschland, stehen vor der He-        Auch werden durch 5G keine Funklöcher gestopft.
rausforderung, die wachsenden Datenmengen zu            Und das ist wahrscheinlich auch gar nicht notwen-
monetarisieren; und noch viel mehr davor, ein ins-      dig. Jedenfalls nicht direkt. Indirekt aber doch, da
gesamt größeres Stück vom Markt – von der Wert-         sicherlich einige TK-Provider ihr 4G-Equipment in
schöpfung – für sich zu gewinnen. Es braucht neue       städtischen Regionen abbauen, um es in ländliche
Preismodelle und Services. Und Services, wie der        oder vorstädtische Bereiche zu verlegen. Hierdurch
Verkauf von Nutzerdaten, können für den deutschen       wird der Netzausbau in diesen Regionen wirt-
Markt als schwierig bezeichnet werden. Kurzum: 5G       schaftlich interessant. Fakt ist: Die 5G-Technologie
für Endanwender nach den Spielregeln von 4G wird        wird zunächst landwirtschaftliche und Industrie-
den Providern keinen Spaß machen. Im Umkehr-            anwendungen beflügeln und unterstützen. Handel
schluss bedeutet dies, dass das Tempo einer Um-         und Dienstleistung profitieren, zunächst weiterhin
setzung doch nicht so hoch sein wird, wie die Pro-      primär, von anderen Funktechnologien (Stich-
tagonisten glauben machen.                              wort WLAN, Bluetooth oder Narrowband-Techno-
    Andererseits wird es zunächst schlicht an der       logien).
„Silverbullet“ fehlen, der Killer-App, der alles ent-      Doch wie kommt 5G-Technologie auf den Acker,
scheidenden und umwälzenden Anwendung. Ver-             in die Fertigungshalle? Dies geschieht, neben dem
netzte medizinische Systeme, virtuelle Realität oder    klassischen Netzausbau der Provider, in sogenann-
Sachen wie Echtzeitübersetzung stehen zwar quasi        ten Campus-Netzen, die exemplarisch ein Firmen-
vor der Tür und warten auf Bandbreite. Aber auch        gelände oder eine Fabrikhalle umschließen. Solche
hier wird die Adoptionskurve der (neuen) Services       Campus-Netze können durch einen TK-Provider als
klassisch verlaufen – bis es Mainstream wird, dauert    Service bereitgestellt werden, modular aufgebaut.
es. Sicherlich: Over-the-Top-(OTT)-Content- und         Sie können aber auch von den Unternehmen selbst
Serviceanbieter werden von der digitalen 5G-Infra-      betrieben werden. So ist eine lokale grundstücksbe-
struktur profitieren, die es ihnen ermöglicht, ihr An-   zogene Nutzung innerhalb und außerhalb von Ge-
gebot zu erweitern und innovative neue Produkte         bäuden sowie regionale Nutzung möglich. Ein erster

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MOBILFUNK

Schritt ist, die Lizenzen zu beantragen. Vorausset-      ganz korrekt: Viele Provider arbeiten in ihren Mobil-
zung hierfür ist das Eigentum am Grundstück, res-        funknetzen heute mit mehreren Technologien wie
pektive ein Nutzungsrecht. Und das Netz darf             2G, 3G, 4G; aber auch Narrowband-IoT. Die Diskus-
selbstverständlich nur für innerbetriebliche Anwen-      sionen über die Mobilkommunikation der fünften
dungen genutzt werden.                                   Generation begannen etwa 2012. Im Zusammen-
    Solche Campus-Netze sind sinnvoll, wenn viele        hang mit 5G wird häufig von drei unterschiedlichen
Maschinen automatisch vernetzt miteinander arbei-        Klassen an Anwendungsfällen gesprochen. Dies
ten sollen. Unter anderem Audi und Daimler denken        sind „Enhanced Mobile Broadband“ (eMBB), „Mas-
gerade in diesen Dimensionen. Sinn machen sie            sive Machinetype Communication“ (mMTC) sowie
auch in der Landwirtschaft für automatisch gesteu-       „Ultra-Reliable and Low-Latency Communication“
erte und optimierte Vollernter. Ob ein Industrieun-      (URLLC).
ternehmen, ob ein landwirtschaftlicher (Groß-)Be-            Das eMBB entspricht mehr oder weniger einer
trieb solche Netze selbst betreibt oder von einem        einfachen (Weiter-)Entwicklung der heutigen Mo-
Dienstleister realisieren lässt, hängt vom individu-     bilfunk-Breitbanddienste, die noch größere Daten-
ellen Reifegrad, den Anforderungen an Sicherheit         mengen und ein noch besseres Benutzererlebnis
und Servicequalität ab.                                  ermöglichen. Dagegen ist mMTC ein Anwendungs-
                                                         feld, das durch eine Vielzahl von Geräten gekenn-
Lost Generations?                                        zeichnet ist, wie zum Beispiel bei (Remote-)Sen-
Bevor wir auf weitere Nutzungsszenarien und kom-         soren oder bei der Überwachung verschiedener
plementäre Funktechnologie eingehen, schauen wir         Geräte. Zu den wichtigsten Anforderungen an sol-
uns das Thema 5G im Kontext an. In den vergange-         che Services zählen sehr niedrige Gerätekosten und
nen 40 Jahren hat die Welt vier Generationen der         ein sehr niedriger Geräteenergieverbrauch, der eine
Mobilfunktechnik erlebt. Die erste Generation der        lange Akkulaufzeit von bis zu mehreren Jahren er-
mobilen Kommunikation, die um 1980 entstand,             möglicht. Typischerweise verbraucht und erzeugt
basierte auf der analogen Übertragung. Mit der           jedes Gerät nur eine relativ kleine Datenmenge, die
zweiten Generation der mobilen Kommunikation             Unterstützung hoher Datenraten ist also von gerin-
(ab Anfang der 1990er-Jahre) wurde die digitale          gerer Bedeutung.
Übertragung über die Funkverbindung eingeführt.              Die URLLC-Dienste sind so konzipiert, dass sie
Obwohl der „Zieldienst“ – der primäre Service –          eine sehr geringe Latenz und eine extrem hohe Zu-
immer noch Sprache war, ermöglichte die digitale         verlässigkeit aufweisen. Beispiele hierfür sind Ver-
Übertragung auch begrenzte Datendienste. Die             kehrssicherheit, automatische Steuerung und Fa-
dritte Generation der mobilen Kommunikation (3G)         brikautomatisierung.
wurde Anfang 2000 eingeführt. Mit 3G wurde der
eigentliche Schritt zu einem hochwertigen mobilen        Es muss nicht immer Kaviar sein
Breitband gemacht, das einen schnellen drahtlosen        Die Mobilfunknetze laufen teils parallel und erfüllen
Internetzugang ermöglicht.                               unterschiedliche, sich ergänzende oder überschnei-
    Wir sind jetzt seit mehreren Jahren in der vierten   dende Aufgaben. Aus Unternehmenssicht muss das
Generation (4G) der mobilen Kommunikation, die           ganze Thema aber ohnehin etwas breiter gedacht
durch LTE-Technologie verkörpert wird. Die erste         werden. Die Leitfrage: Welche Technologien, insbe-
Veröffentlichung der technischen Spezifikationen           sondere drahtlose Technologien, kann ich kombinie-
der LTE wurde im Jahr 2009 eingeführt. LTE hat           ren, um das jeweilige Geschäftsziel zu erreichen?
seitdem mehrere Entwicklungsstufen durchlaufen,          Oftmals lässt sich das in Dimensionen wie Reich-
die eine verbesserte Leistung und erweiterte Mög-        weite (der Netzanbindung) und Durchsatz (von
lichkeiten bieten. Dabei ist die Aussage so nicht        Daten) oder Stromverbrauch ermitteln. Es entsteht

10                                                       h Heise Medien, IT- und Technologieunternehmen stellen sich vor 1/2019
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Lernen Sie uns kennen!
                                                                                        PSI ist führend bei mobilen Apps und der be-

                                                                         Bild: PSI
                                                                                     nutzerfreundlichen Darstellung. Als Konsortialpart-
                                                                                     ner richtungsweisender Projekte arbeitet das Un-
                                                                                     ternehmen an Lösungen für horizontal und vertikal
                                                                                     integrierte Produktionsprozesse sowie an Systemen
                                                                                     zur wandlungsfähigen und adaptiven Fertigungs-
                                                                                     steuerung.

                                                                                     Das können Sie von uns erwarten!
                                                                                     ● Integrierte Lösungen für den Mittelstand mit jahr-
                                                                                       zehntelangem Erfahrungswissen.
                                                                                     ● Wir stellen den Menschen hinter dem Anwender
                                                                                       in den Mittelpunkt. Individuell anpassbare Be-
                                                                                       nutzeroberflächen ermöglichen effizientes Arbei-
                                                                                       ten und erhöhen den Bedienkomfort. Mit Indus-

F
      ür den Automobil-und Fahrzeugbau, den Ma-                                        trial Apps nehmen Sie Ihr ERP einfach mit.
      schinen- und Anlagenbau sowie die Zuliefer-                                    ● PSI ist ein Partner auf Augenhöhe, denn wir spre-
      industrie bietet die PSI Automotive & Industry                                   chen die Sprache produzierender Unternehmen.
GmbH unter dem Markennamen PSIpenta Lösungen                                           Als Branchenexperte lösen wir Herausforderun-
zur umfassenden Optimierung der wertschöpfenden                                        gen gemeinsam.
Prozesse auf Produktions- und Feinplanungsebene.                                     ● Profitieren Sie vom PSI-Netzwerk: Eine starke
Dabei greift die Firma auf mehr als 30 Jahre Er-                                       Kundenvereinigung und die Online-Community
fahrung zurück. Neben klassischen Mittelständlern                                      PSIng fördern den Austausch zwischen unseren
werden Unternehmen und Konzerne angespro-                                              Kunden.
chen, die in eine bereits bestehende IT-Landschaft                                   ● Investitionssicherheit und Berechenbarkeit sind
ein System für effizientere Produktions- und/oder                                      für uns selbstverständlich, denn wir sind Teil eines
Instandhaltungsprozesse integrieren wollen.                                            starken Konzerns.

Unsere Produkte und Services für Sie!
Das Lösungsportfolio aus ERP-, MES-, und SCADA-
Komponenten besteht aus neuen sowie komplett
modernisierten Produkten auf Grundlage PSI-Fra-
meworks. Mit dem Workflow-basierten MES ist PSI                                        PSI Automotive & Industry GmbH
technisch führend. Die Steuerung der Abläufe über                                      Dircksenstraße 42 – 44
alle Anwendungen hinweg erfolgt durch Work-                                            10178 Berlin Deutschland
flows. Ohne Programmierung kann dadurch eine                                           +49 800 377 4 968 [kostenfrei]
Adaption der Prozesse an neue Anforderungen ex-                                        info@psi-automotive-industry.de
trem schnell erreicht werden.                                                          www.psi-automotive-industry.de

h Heise Medien, IT- und Technologieunternehmen stellen sich vor 1/2019                                                                   11
MOBILFUNK

ein Spannungsdreieck. Bei vielen IoT-Projekten do-     zeit in Ultra-HD auf Schwachstellen. In Schweden
minieren die Faktoren Stromverbrauch und Reich-        hat der Systementwickler Einride gemeinsam mit
weite. In solchen Projekten gibt es dann auch noch     DB-Schenker einen autonomen und vollelektrischen
limitierende Faktoren wie etwa Preis pro Device, Le-   LKW, den T-Pod, auf öffentlichen Straßen in ein In-
bensdauer oder die Frage, ob es sich bei der auszu-    dustriegebiet gebracht. Grundlage: 5G. Volvo CE hat
wählenden Funktechnik um ein lizenziertes oder un-     gemeinsam mit Telia und Ericsson ein 5G-Netzwerk
lizenziertes Spektrum handeln soll.                    für den industriellen Einsatz in einem Werk in
    Ist dies – und noch einiges mehr – entschieden,    Schweden aufgesetzt. Ziel ist es, ferngesteuerte Ma-
fällt die Wahl zum Beispiel auf Low Power WAN,         schinen und autonome Lösungen zu testen.
LTE-M, NB-IoT, 5G oder eine Kombination davon.             Und noch ein Beispiel aus einer anderen Branche:
Dass es bei der intelligenten Fertigung nicht          Ericsson, der australische Dienstleister Telstra und
immer 5G sein muss, zeigen Nokia und der Provi-        die Commonwealth Bank of Australia arbeiten ge-
der China Unicom. Sie realisierten ein privates LTE-   meinsam daran, 5G-Edge-Computing-Anwendun-
Netzwerk für ein BMW-Brilliance-Autowerk in der        gen für den Finanzsektor zu realisieren. Im Kern geht
chinesischen Provinz Liaoning. Der Einsatz erfolgt     es darum, End-to-End-Bankenlösungen über 5G zu
mit der virtualisierten Multi-Access-Edge-Compu-       etablieren, die die derzeit benötigte Netzwerkinfra-
ting-(vMEC)-Lösung von Nokia, die das LTE-Netz-        struktur in den einzelnen Bankfilialen reduziert.
werk von China Unicom nutzt, um eine latenzarme
Unterstützung für Smart-Manufacturing-Aktivitä-        Fazit
ten im Werk zu bieten.                                 Drahtlose Technologien wie GSM, UMTS, LTE, Wire-
                                                       less LAN und Bluetooth haben unsere Kommuni-
Manchmal muss es Kaviar sein                           kation revolutioniert, indem sie Dienste wie Tele-
Aber wenn die Welt doch so einfach ist und es aus-     fonie und Internetzugang jederzeit und von fast
reichend Funktechnologien gibt, warum dann der         überall verfügbar gemacht haben. Indem sie Ge-
Hype um 5G und die enormen Investitionen in den        schäftsmodelle und Arbeitsabläufe erst ermöglicht
Netzausbau? Weil es manchmal 5G sein „muss“. 5G        haben. Es wird erwartet, dass die fünfte Generation
ist für ausgewählte Anwendungsfälle relevant, die      der mobilen und drahtlosen Kommunikation einen
eine geringere Latenz bei gleichzeitig hohem Durch-    Einfluss auf Gesellschaft und Industrie haben wird,
satz erfordern, wie etwa Virtual Reality (VR), High-   der weit über den Bereich der Informations- und
Definition-Gaming oder Remote-Chirurgie, oder           Kommunikationstechnologie hinausgeht.
dort, wo es die Topografie erfordert. Und weil es na-       Unternehmen brauchen 5G immer dann, wenn
türlich zu den klassischen Beispielen dazugehört:      sie Geschäftsmodelle oder Prozesse realisieren wol-
Drohnen, Flugtaxis, autonomes Fahren. Alles 5G.        len, die bei niedriger Latenz hohe Datenmengen
Und natürlich Smart Cities. So realisieren die Stadt   verarbeiten wollen; sowie dann, wenn es bauartbe-
Gelsenkirchen und Huawei Technologies eine             dingt nicht durch andere, günstigere Funktechnolo-
Smart-City-Plattform, die behördliche Dienstleistun-   gien realisiert werden kann. Die Frage, ob 5G benö-
gen für die Bewohner, Besucher und Unternehmen         tigt wird, hängt vom eigenen Geschäftsmodell ab.
abbilden soll. Zentraler Bestandteil: 5G.              Die Möglichkeit, eigene Campus-Netze aufzubauen,
    In Industrie, Logistik, Landwirtschaft und ande-   und ein großes Ökosystem an Anbietern eröffnen
ren Branchen wird 5G auch bald zu finden sein. Es       gerade im industriellen Umfeld die Chance, eine be-
wird für viele Anwendungsfälle die Funktechnik der     zogen auf unsere aktuellen Möglichkeiten abseh-
Wahl sein. Allerwärts sind 5G-Anwendungen noch         bare technologische Lücke in zukünftigen Anwen-
nicht zu finden. Es gibt sie aber: Shell überwacht in   dungsfällen zu schließen.
den Niederlanden die Rohre in Raffinerien in Echt-                               Axel Oppermann, Avispador

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Cloud Computing für alle – aber sicher!
Zwei von drei Unternehmen in Deutschland setzen auf Cloud Computing.
Mit Bdrive bietet die Bundesdruckerei nun einen eigenen Cloud-Speicherdienst
und eine Lösung für das Identitätsmanagement in der Cloud.
Erklärtes Ziel: eine sichere Cloud „Made in Germany“.

                                                                         „Die zahlreichen Cyberattacken der letzten Monate
Foto: Bundesdruckerei

                                   „Bdrive ist benutzer-                 zeigen, dass diese Sorgen durchaus berechtigt
                                   freundlich, ausfall-                  sind. Hinzu kommen extrem komplexe gesetzliche
                                   sicher und schützt die                Vorgaben für den internationalen Datenaustausch“,
                                   Daten seiner Nutzer                   weiß Schnjakin. „Deshalb haben wir mit Bdrive
                                   wie kein anderes                      einen besonders sicheren Cloudspeicherdienst mit
                                   System.“                              einem weltweit einmaligen Sicherheitskonzept auf
                                                                         den Markt gebracht.“ Bdrive verschlüsselt die Daten
                                   Dr. Maxim Schnjakin,                  direkt am Arbeitsplatz, zerlegt sie in Datenpakete
                                   Principal Secure Identity             und verteilt diese auf mehrere Speicherdienste in
                                                                         der Cloud. Benötigen die Nutzer die Daten, setzt
                                                                         Bdrive sie in Millisekunden wieder zusammen. Die
2011 begann Cloud Computing einen Siegeszug,                             Verschlüsselung stellt sicher, dass nur die Nutzer
der in der IT-Welt mit dem des Personal Computers                        selbst auf die Daten zugreifen können, und die
oder des Internets vergleichbar ist. „IT-Leistungen                      Verteilung gewährleistet eine hohe Ausfallsicher-
wie Speicherplatz, Rechenkapazität oder Software                         heit. Selbst wenn zwei Cloud-Speicher gleichzeitig
über Datennetze bereitzustellen, hat unschlagbare                        ausfallen, kann Bdrive die Daten wiederherstellen.
Vorteile“, sagt Dr. Maxim Schnjakin, Cloud-Experte                       Nur ein Beispiel unseres einzigartigen Leistungs-
der Bundesdruckerei. „Cloud Computing reduziert                          portfolios, das zeigt: digitale Sicherheit „Made in
Kosten und macht Unternehmen flexibler, inno -                           Germany“ ist für uns mehr als eine Marke. Es ist ein
vativer und effizienter.“ Sie müssen Ressourcen                          Versprechen.
nicht mehr selbst und dauerhaft bereitstellen, son-
dern können sie bei Bedarf abrufen und bezahlen.
Selbst kleine Unternehmen können in der Cloud
kostengünstig auf komplexe Anwendungen wie
Big-Data-Analysen oder künstliche Intelligenz
zugreifen.

Sicher in der Cloud                                                      Bundesdruckerei GmbH
Vor allem kleine und mittelständische Unterneh-                          Kommandantenstr. 18, 10969 Berlin
men scheuen allerdings noch den Einstieg in die                          (Weitere Standorte: Hamburg, Hannover und München)
Cloud: Sie befürchten, dass ihre Daten verloren
gehen, sie mit gesetzlichen Vorgaben in Konflikt                         www.bdr.de/karriere
geraten oder die Hoheit über ihre IT verlieren.                          (030) 2598 – 2350

h Heise Medien, IT- und Technologieunternehmen stellen sich vor 1/2019                                                     13
INTERNET OF THINGS

Mehr Partnerschaft wagen
Der anhaltende Trend zur Vernetzung bietet Unternehmen viele Chancen, macht es
ihnen aber auch fast unmöglich, alle Produkte und Dienstleistungen aus einer Hand zu
liefern oder zu beziehen. Kein Wunder, dass IoT-Ökosysteme derzeit gut gedeihen.

D
         ie Vernetzung von Dingen ist die Basis des     Martin Halm, Head of Product Management beim
         Internet of Things (IoT), doch zählt sie ge-   IoT-Anbieter Device Insight, hervor. Sie könnten ihre
         meinhin nicht zu den Kernkompetenzen           IoT-Strategien auf Basis bestehender Standards mit
etablierter Unternehmen. Mehr noch, es sind in der      deutlich geringerem Aufwand, also schneller und
Regel so viele Beteiligte involviert, dass sich Ein-    kostengünstiger umsetzen, als dies bei kompletten
zelkämpfer schwertun, ausgiebige und umfassende         Eigenentwicklungen der Fall wäre. „Zugleich ist aber
Komplettpakete zu schnüren. Kaum eine Organisa-         die Entscheidung für ein bestimmtes IoT-Ökosys-
tion kann beispielsweise allein die Netzinfrastruk-     tem sehr schwierig. Denn fast jede Plattform ist in
tur, das Cloud-Netzwerk, die Sensortechnik und sinn-    der Governance von einem Unternehmen oder einer
volle Anwendungsmöglichkeiten anbieten. Oder, wie       Allianz geprägt.“ Welcher Plattform-Allianz man als
es bei Bosch heißt: „No one can do I(o)T alone.“        Hersteller dann schließlich beitreten sollte, müsse
    Seit einiger Zeit ist daher im IoT-Umfeld zu be-    individuell abgewogen werden.
obachten, was auch schon in anderen Wirtschafts-            Die Automobilbranche ist auf den ersten Blick
bereichen Erfolge zeigte: Ökosysteme. Dabei handelt     besonders prädestiniert für IoT-Ökosysteme. Schließ-
es sich um reichhaltige, adaptive und widerstands-      lich sind beispielsweise intelligente Verkehrsleitsys-
fähige Geflechte von Organismen, schreibt die Be-        teme oder das autonome Fahren ohne das kom-
ratung Deloitte in einer aktuellen Studie: „Sie ste-    plexe Zusammenspiel verschiedenster Sensoren
hen in verschiedenen Wechselbeziehungen – von           und Systeme gar nicht denkbar. Und doch scheinen
Symbiose über Kollaboration bis zu Wettbewerb.“         die Autobauer noch zögerlich zu sein. Tatsächlich
Ein genereller Vorteil von Ökosystemen ist laut         werden sie hinsichtlich neuer Entwicklungen wie
Horváth & Partners, dass sich mit ihnen Neuerungen      der Elektrifizierung, In-Car Digital Experiences oder
gemeinsam mit strategischen Partnern realisieren        eben IoT oftmals von Tech-Giganten wie Google in
lassen. In der Regel steht dabei ein führendes Un-      den Schatten gestellt, hat eine Untersuchung von
ternehmen im Mittelpunkt, das die entsprechende         Bearing Point herausgefunden. Sie müssten starke
Plattform bereitstellt. Die Akteure bringen ihre spe-   Partnerschaften eingehen, um die Vorherrschaft
zifischen Fähigkeiten und Ressourcen in das ganz-        über das Armaturenbrett und die Einnahmen zu ver-
heitliche Angebot ein.                                  teidigen. Mehr als die Hälfte der 90 befragten Füh-
                                                        rungskräfte aus Automobilunternehmen glaubte,
Die Qual der Wahl                                       diesen Kampf alleine gewinnen zu können. Darü-
Offene Ökosysteme gehen noch einen Schritt wei-          ber hinaus sei ihre gesamte Technologie vielfach
ter: Ihre Schnittstellen gewährleisten im Prinzip       noch auf den eigenen Wirkungskreis ihres Unter-
jedem beliebigen Anbieter Zugang zur Plattform,         nehmens anstatt auf breite, externe Ökosysteme
um die eigenen Ziele zu verwirklichen. Gleichzeitig     ausgerichtet.
tragen diese zum Erfolg des großen Ganzen bei.              Doch nicht nur die Autoindustrie muss sich be-
„Offene IoT-Ökosysteme bieten vor allem kleineren        wegen. Bereits 2017 hatte eine Studie des Verbands
Unternehmen einen wesentlichen Vorteil“, hebt Paul      der Internetwirtschaft Eco und der Beratung Arthur

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Hightech-Entwicklung in
der Krebsforschung
Erforschung und Behandlung von Krebs sind heutzutage ohne hochspezialisierte
IT undenkbar. Im Deutschen Krebsforschungszentrum gehen Informatik, Biologie
und Medizin Hand in Hand.

                                                                                      Data Management, High Performance Computing

                                                                         Bild: DKFZ
                                                                                      und Workflow Management werden am DKFZ ent-
                                                                                      wickelt und betrieben, so z. B. eine deutschlandweit
                                                                                      herausragende Deep Learning Infrastructure für
                                                                                      Maschinelles Lernen. Softwareentwicklung bedeu-
                                                                                      tet für uns den professionellen Einsatz von Tools
                                                                                      und Know-how: von Kollaborativer Entwicklung
                                                                                      und Continuous Integration bis hin zu DevOps.
                                                                                         Die IT arbeitet an der Entwicklung der nächsten
                                                                                      Generation der medizinischen Bild- und Genomana-
                                                                                      lyse, durch die es z. B. möglich wird, Informationen
                                                                                      aus Bildern zu gewinnen, die der Arzt mit bloßem

D
         as Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ)                                    Auge nicht erkennt. Weitere Beispiele für die mo-
        in Heidelberg ist mit mehr als 3000 Mit-                                      derne IT am DKFZ sind Anwendungen wie die
        arbeitern die größte biomedizinische For-                                     computergestützte Chirurgie oder die Unterstüt-
schungseinrichtung Deutschlands. Wissenschaftler                                      zung der Ärzte während des gesamten Behand-
erforschen hier, wie Krebs entsteht, wie er früher                                    lungsprozesses mit den relevanten Informationen
erkannt, verhindert und besser behandelt werden                                       zum richtigen Zeitpunkt.
kann. Auf den ersten Blick eine naturwissenschaft-                                       Besuchen Sie uns auf www.dkfz.de/en/data
liche Einrichtung, ist das DKFZ bei näherem Hin-                                      science oder bewerben Sie sich direkt auf www.
sehen auch ein IT-Unternehmen, das für seine                                          dkfz.de/jobs als IT-Spezialist/in am DKFZ und leis-
Hightech-Forschung Software auf Spitzenniveau                                         ten Sie Ihren Beitrag zur Krebsforschung – für ein
entwickelt.                                                                           Leben ohne Krebs.
    Krebserkrankungen sind genauso individuell wie
das menschliche Erbgut. Um Krankheitsmechanis-
men zu verstehen und Therapien für jeden Patien-
ten persönlich anpassen zu können, werden am
DKFZ riesige Datenmengen im Multipetabyte-Be-
reich aus Forschung und Klinik ausgewertet. Diese
Daten effizient auszuwerten und die daraus gewon-
nenen Informationen zu verknüpfen, ist der Schlüs-
sel für eine personalisierte Onkologie.                                                           Deutsches Krebsforschungszentrum
    Moderne IT-Lösungen für eine Layered Cloud                                             Im Neuenheimer Feld 280, 69120 Heidelberg
Infrastructure mit Grafik-Prozessoren, Large Scale                                                                      www.dkfz.de

h Heise Medien, IT- und Technologieunternehmen stellen sich vor 1/2019                                                                  15
INTERNET OF THINGS

D. Little gezeigt, dass sich Industrial-IoT-Lösungen   Unternehmen ist unter anderem strategisches Mit-
aus rund 30 Kompetenzen zusammensetzen. In-            glied der Eclipse Foundation mit ihrer Open-
dustrieübergreifende Kooperationen seien daher         Source-Community Eclipse IoT. Die oben gestellte
eine „Grundvoraussetzung“, um für Kunden rele-         Gretchenfrage widerspreche dem offenen Ansatz
vante Services anbieten zu können. Entscheidend        von solchen Ökosystemen, da eine beispielhafte
für diese Entwicklung sei der sichere Austausch der    Wertschöpfung in der Eclipse IoT Working Group
von den Teilnehmern der Ökosysteme geteilten           erst in beziehungsweise durch die Community
Datenmengen: „Daher bedarf es vollumfänglicher         erfolge: „Hier wird gemeinsam, schneller und mit
Security-Konzepte, um auftretende Sicherheitslü-       wesentlich höherer Qualität entwickelt als ‚alleine‘
cken im Kommunikationssystem zu vermeiden              im eigenen Firmenkontext.“ Zudem biete Open-
sowie Ferngriffe auf das Produktionssystem zu          Source-Engagement noch einen weiteren Vorteil,
kontrollieren.“                                        der vor allem auf den Aspekt „Schnelligkeit“ der
                                                       Wertschöpfung einzahle: „Klare Regeln für den
Angst vor Kontrollverlust?                             Umgang mit Intellectual Property, Lizenzierung
Vielleicht ist auch die Gretchenfrage, die sich bei    und Entscheidungen machen es Unternehmen
Ökosystemen unweigerlich stellt, schuld am Zö-         auch (kartell)rechtlich leicht, in einem Open-
gern mancher Manager. Sie lautet: Wie viel Wert-       Source-Software-Kontext transparent zusammen-
schöpfung muss man aus der Hand geben? Dazu            zuarbeiten.“
muss zunächst das Rollenverständnis deutlich               Mit der Bosch IoT Suite betreibt das Unterneh-
sein. Angelehnt an eine 1999 von Unternehmens-         men eine eigene IoT-Plattform für sich und seine
berater Dieter Heuskel ersonnene Systematik un-        Kunden: 8,5 Millionen Sensoren, Geräte und Ma-
terscheidet die Deloitte-Studie vier strategische      schinen sind darüber mittlerweile mit Nutzern und
Positionierungen. Dazu zählen der Integrator, der      Unternehmensanwendungen vernetzt. „Um diese
die Wertschöpfungskette beherrscht, und der Layer      Plattform zu entwickeln, hatte Bosch drei Möglich-
Player, der als Spezialist eine spezifische Dienst-    keiten“, so Stefan Ferber. Die erste war, eine eigene
leistung in mehreren Wertschöpfungsketten oder         proprietäre zu bauen. Die zweite, die Plattform eines
Ökosystemen bereitstellt. Ferner der Market Maker,     anderen Anbieters zu verwenden. Und drittens, eine
der ein neues Wertkettenglied einfügt und so neue      IoT-Plattform mit der Open-Source-Community zu
Kombinationsmöglichkeiten von Wertschöpfungs-          entwickeln. „Wir haben uns im Rahmen der Eclipse
ketten ermöglicht. Der Orchestrator wählt anhand       IoT Working Group für letzteres entschieden, auch
der Wertschöpfungskette die Aktivitäten aus, die       deswegen, weil unsere Kunden und wir nicht von
wertschöpfend sind und die den Kernkompetenzen         Drittanbietern abhängig sein wollen.“ Der Schritt er-
des eigenen Unternehmens entsprechen. Sonstige         leichtere auch die Zusammenarbeit mit weiteren
Aktivitäten übernehmen andere Teilnehmer des           Ökosystem-Playern, die sich ebenfalls in der Eclipse
Ökosystems.                                            Foundation engagieren. Ferber nennt einen weite-
    Den Akteuren im Ökosystem sei bewusst, dass        ren Pluspunkt: „In Open Source Communities steht
die Rolle des Orchestrators innerhalb des Ökosys-      Code kostenlos, uneingeschränkt und transparent
tems attraktiver ist als andere Rollen, zitiert die    zur Verfügung.“
Studie Berndt Krieger von der Messer Group. Sein
Unternehmen partizipiere beispielsweise bei sol-       Ressourcen besser nutzen
chen Ökosystemen, die von anderen dominiert            Auch Paul Martin Halm von Device Insight will und
werden, etabliere aber auch mehrere eigene.            kann die Frage nach dem Umfang der Wertschöp-
    Faustregeln gibt es dabei nicht, betont Stefan     fung nicht pauschal beantworten. „Mein Rat an Un-
Ferber, CEO von Bosch Software Innovations. Das        ternehmen ist: Konzentriere dich auf den Aspekt der

16                                                     h Heise Medien, IT- und Technologieunternehmen stellen sich vor 1/2019
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Begeisterung vorprogrammiert
Die spannendsten Software-Projekte gibt es im Deutschen Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR). Wer hier einsteigt, gestaltet die Zukunft von Luft- und Raumfahrt,
Energie, Verkehr, Sicherheit und Digitalisierung mit.

                                                                                                Hohe Anwendungsnähe

                                                                         Bild: DLR, CC-BY 3.0
                                                                                                Überall im DLR arbeiten IT-Expertinnen und -Exper-
                                                                                                ten an faszinierenden Themen: Sie erstellen unter
                                                                                                anderem multidisziplinäre Simulationen von Flug-
                                                                                                zeugtriebwerken, erforschen Systeme für die opti-
                                                                                                sche Detektion von Drohnen, programmieren Assis-
                                                                                                tenzsysteme zur Vernetzung von Straßen- und
                                                                                                Schienenfahrzeugen und entwickeln Sicherheits-
                                                                                                technologien für Seehäfen oder Offshore-Windkraft-
                                                                                                anlagen. Im Zuge der Digitalisierung hat das DLR
                                                                                                neue Institute gegründet, darunter die Institute für
                                                                                                Instandhaltung und Modifikation und für Software-

D
         ass Eu:CROPIS gut gestartet ist, ist auch                                              methoden zur Produkt-Virtualisierung. Im Institut
         ihr Verdienst: Daniel Lüdtkes Team hat die                                             für Datenwissenschaften erforscht Dr. Jakob Runge
         Flugsoftware für den kleinen Satelliten                                                mit der Arbeitsgruppe Klimainformatik, wie sich
mitentwickelt, der zwei Gewächshäuser mit Toma-                                                 große Datenmengen für ein besseres Verständnis
tensamen im Gepäck hat. Neben dem Kommuni-                                                      von Klimamechanismen auswerten lassen. Er arbei-
kations- und Datenverarbeitungssystem hat das                                                   tet eng mit Klimawissenschaftlern und Partnern im
Team auch am Lageregelungssystem des Satelli-                                                   In- und Ausland zusammen. „Wir analysieren mit
tenbusses mitgearbeitet. In der DLR-Einrichtung                                                 Data-Science-Algorithmen, ob es Kausalbeziehun-
Simulations- und Softwaretechnik decken sie die                                                 gen zwischen unterschiedlichen Klimaphänomenen
gesamte Bandbreite der Raumfahrt-Software ab –                                                  gibt, oder ob sie nur auf eine gemeinsame Ursache
für Forschungsraketen, planetare Rover, die Inter-                                              zurückgehen“, erklärt der Forscher. Er sucht für sein
nationale Raumstation ISS, Raumsonden und Sa-                                                   Team dringend kluge Leute mit Ideen, ebenso wie
telliten. Der Qualitätsanspruch ist hoch: „Was wir                                              Daniel Lüdtke: „Wir haben viel zu bieten – zum Bei-
entwickeln, muss beim Raumflug verlässlich funk-                                                 spiel große wissenschaftliche Freiheit und außer-
tionieren“, betont Daniel Lüdtke. Seine Arbeit an                                               gewöhnliche Projekte.“
der Schnittstelle von Wissenschaft und Anwen-
dung fasziniert ihn auch nach fast 10 Jahren. „Wer                                                            Neben den im Text genannten
                                                                                                              DLR-Instituten freuen sich auf IT-Talente:
bei uns arbeitet, kann manche Raketenstarts sogar
                                                                                                              ● Einrichtung für Raumflugbetrieb und
im Kontrollraum verfolgen“, schwärmt der Informa-                                                               Astronautentraining
tiker. Die Einrichtung erforscht und entwickelt nicht                                                         ● Institut für den Schutz maritimer
nur Raumfahrt-Software, sondern kooperiert mit                                                                  Infrastrukturen
fast allen 40 DLR-Instituten in Projekten aus sämt-                                                           ● Institut für Technische Physik
                                                                                                              ● Institut für Verkehrssystemtechnik
lichen Forschungsbereichen.                                                                                   … und viele weitere unter www.DLR.de/jobs

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INTERNET OF THINGS

Wertschöpfung, in dem du als Unternehmen als           Triumph-Adler, nannte im Gespräch mit gruender-
Experte giltst.“ Man könne beispielsweise eine spe-    szene.de einen davon. Beteiligungen oder Invest-
zielle Optimierungsapplikation in den App Store        ments strebe man nicht an, „weil die kulturellen
eines IoT-Ökosystems einbringen, statt sich mit        Unterschiede einfach zu groß sind“. Zudem be-
viel Aufwand selbst um Themen wie Datenspeiche-        stehe bei einer Integration die Gefahr, dass die Kul-
rung und Connectivity kümmern zu müssen: „So ist       tur der Start-ups zerstört würde.
man natürlich nur an einem Teil der Wertschöpfung         Eine Auffassung, die Paul Martin Halm teilt: Wie
beteiligt, kann aber seine eigenen Ressourcen we-      viel Mehrwert eine Beteiligung oder ein Zukauf von
sentlich besser nutzen.“ Darüber hinaus würden         Start-ups auf lange Sicht bringt, hänge sehr stark
Geschäftsmodelle, die auf der Bereitstellung von       vom Setup der Zusammenarbeit ab. Es entstünden
Daten und Erkenntnissen aufbauen, durch Ökosys-        derzeit viele IoT-Start-ups, die sich mit guten Ideen
teme beflügelt, da ein Markt zum Austausch der          beschäftigen. Große Unternehmen sondierten diese
Daten entstehen kann. In einer geschlossenen Platt-    Ideen und sorgten mit strategischen Zukäufen für
form sei das nicht möglich.                            eine gewisse Konsolidierung im IoT-Markt. „Aus
   Ericsson führt weitere triftige Gründe ins Feld,    Sicht eines großen Unternehmens ist es sicherlich
warum es offene IoT-Ökosysteme unterstützt und          Erfolg versprechend, sich an erfolgreichen Start-
sich daran beteiligt: Das heutige fragmentierte        ups zu beteiligen und somit gute Ideen und Köpfe
Ökosystem aus Standards, Geräten und Diensten          für die eigene Digitalisierungsagenda zu gewin-
verlangsame die Bereitstellung von IoT in Unter-       nen“, sagt er. Und ergänzt: „Zugleich dürfen sie
nehmen. Die Implementierungen konzentrierten           nicht den Fehler begehen, Start-ups in die eigene
sich in erster Linie auf Einzelanwendungen, oder       Konzernstruktur integrieren zu wollen. Dafür sind
sie seien an einen einzelnen Standard gebunden.        die Strukturen, Kulturen und Arbeitsweisen zu un-
Die Strategie von Ericsson sei es daher, „offene IoT-   terschiedlich.“
Ökosysteme mit unserem zellulären Wissen und
unseren Fähigkeiten zu unterstützen und zu nut-        In Partnerschaft investieren
zen, um das IoT für alle Beteiligten einfach an-       Für Bosch sei die Zusammenarbeit mit Start-ups ein
wendbar zu machen“.                                    wichtiger Eckpfeiler, um die Umsetzung der IoT-
                                                       Strategie voranzutreiben, betont Stefan Ferber. Erst
Kooperation statt Integration                          im Februar 2019 hatte das Unternehmen angekün-
Es gibt noch weitere Möglichkeiten für Unterneh-       digt, sein Investitionsvolumen über einen Fonds der
men, sich dem Markt zu nähern. Eine zunehmend          Robert Bosch Venture Capital in externe Start-ups
beliebte für Konzerne ist, sich an Start-ups zu be-    auf 200 Millionen Euro aufzustocken. Die Zusam-
teiligen. In einer Studie der Hochschule für Technik   menarbeit mit den Jungunternehmen beschränke
und Wirtschaft in Berlin und des Bundesverbands        sich dabei nicht auf die reine Investition, sondern
Deutsche Startups zeigte sich, dass seit 2015 ein      auf eine „partnerschaftliche Kooperation in Open-
klarer Aufwärtstrend bei der Zusammenarbeit zwi-       Innovation-Projekte, die die Innovationskraft von
schen DAX-Unternehmen und Start-ups zu erken-          Bosch stärkt“.
nen ist. Die meisten DAX-Unternehmen beteiligen           „Voraussetzung für ein funktionierendes Ökosys-
sich an Start-ups. Lediglich 12 % akquirieren sie,     tem ist, dass sich die Zusammenarbeit der Konkur-
6 % arbeiten in einer Kooperation zusammen. Das        renten und Partner innerhalb und außerhalb von
mag unter anderem am Willen der Großen liegen,         Branchengrenzen verändert“, schreibt Deloitte in sei-
mehr Einfluss zu bekommen oder zu bewahren. Es         ner Mittelstandsstudie. Tatsächlich ist die Vernet-
gibt jedoch auch gute Gründe, zurückhaltender zu       zung oftmals weniger eine Frage der Technik, son-
bleiben. Christopher Rheidt, Geschäftsführer von       dern des Umgangs miteinander. David Schahinian

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GREEN IT

Digitalisierung mit grünem Daumen
Smart-City-Konzepte haben saubere Städte im Blick. Zugleich floriert die Industrie
gerade in den Metropolregionen. Was kann das verarbeitende Gewerbe in Sachen
Energieeffizienz und Ressourcenschonung zu einer lebenswerten Stadt beitragen?

M
          ithilfe von IoT und Big Data wird die Stadt   neu zu errichten, ist das eine. Bestehende Städte
          der Zukunft ein selbstlernender Organis-      und all ihre disparaten Daten zu sammeln, zu inte-
          mus, der sich aus eigener Kraft ständig       grieren und zu interpretieren – das ist eine Mam-
verbessert: Volle Abfallkörbe rufen autonom nach        mutaufgabe, die nur in kleinen Schritten vorankom-
der Müllabfuhr. Autos und Parkplätze melden freie       men kann. Allein Wien scheint damit in Europa weit
Kapazitäten. Straßenlaternen schalten sich nur an,      zu sein. Zum zehnten Mal in Folge zur lebenswer-
wenn jemand Licht braucht. Photovoltaik in allen        testen Stadt der Welt gewählt, punktet Österreichs
Oberflächen versorgt Menschen, Wohnungen und             Metropole unter anderem beim selbst erzeugten So-
Tools mit der nötigen Energie.                          larstrom (mittels Blockchain geteilt), bei der Ener-
                                                        giegewinnung aus U-Bahn-Bremskraft, industrieller
Zukunft ist heute                                       Abwärmenutzung, mit der Begrünung von Flachdä-
Wie realistisch sind solche Visionen – in zehn, zwan-   chern und Fassaden, der Lebensmittelrettung, bei
zig oder dreißig Jahren? Ein Vorbild gibt es bereits:   umweltschonenden Verkehrsmitteln, der Wärme-
die Fujisawa Sustainable Smart Town südlich von         dämmung, mit smarten Ampeln, Leihläden, digita-
Tokio. Die komplett vernetzte Energiesparstadt ist      len Behörden und, und, und.
auf dem Reißbrett entstanden, auf einem ehemali-
gen Firmengelände von Panasonic. Und es sind            Forscher locken Industrie an
auch Panasonic-Geräte, die das ambitionierte Ziel       Doch auch in Deutschland tut sich einiges. So wie
verwirklichen helfen: Die Stadt soll für die nächsten   bei der Neuen Effizienz, einem Zusammenschluss
hundert Jahre nachhaltig sein. Berlin baut das seit     von Hochschule, Energieversorgern, Kommunen
2017 nach: In Adlershof entsteht das generations-       und Unternehmen im Bergischen Städtedreieck,
übergreifende Wohnquartier Future Living Berlin.        wo derzeit der deutschlandweit erste dynamische
Smart-Home-Lösungen aus den Bereichen Living,           Stromtarif etabliert wird. Oder im Ruhrvalley, einem
Health, Mobility und Energy sollen hier prototypisch    Unternehmens-, Forschungs- und Hochschulver-
zum Einsatz kommen und mit 69 Wohneinheiten             band mit dem Dortmunder Institut für die Digitali-
ein Modellprojekt abbilden. Bauherr ist die GSW         sierung von Arbeits- und Lebenswelten. Hier ent-
Sigmaringen, Technologiepartner Panasonic.              steht unter anderem ein Kleinkraftwerk für die
   Dabei sind auch deutsche Technologiekonzerne         Verstromung von Abwärme. Netzwerke dieser Art
emsig dabei, das Wohnen und Leben in Städten            gibt es in jeder deutschen Hochschulstadt – auch
schlauer zu machen. Für die Smart-Home-Lösung           weil es dafür viele Fördermittel gibt. Was sich jetzt
QIVICON haben sich führende Hersteller auf einen        zeigt: Genau solche Netzwerke sorgen für ein Flo-
Standard geeinigt, darunter Miele, Siemens, Bosch,      rieren stadtansässiger Industrie. Das ergab eine Un-
D-Link, Osram, Grohe oder der Jalousienbauer            tersuchung vom Deutschen Institut für Wirtschafts-
Schellenberg. Siemens hat schon längst eine Soft-       forschung (DIW Berlin): Wenn das verarbeitende
wareplattform am Start, die seit 2016 in Singapur       Gewerbe mit universitären Forschungseinrichtun-
erprobt wird. Denn eine Smart City von Grund auf        gen zusammenkommt, scheint das die Produktivität

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zu beflügeln. Die DIW-Studie belegt, dass in der                          mal so viele Neugründungen wie auf dem Land.
Stadt angesiedelte Industrieunternehmen produk-                          Insgesamt werden von durchschnittlich 4435 Neu-
tiver sind als solche in peripheren oder ländlichen                      gründungen im verarbeitenden Gewerbe rund 3550
Regionen. „Am deutlichsten profitieren FuE-starke                         in deutschen Großstädten etabliert. Denn auch für
Unternehmen von den Vorteilen der Agglomerati-                           Hightech-Industrien wie den Maschinenbau ist die
onsräume, zum Beispiel vom Wissenstransfer“, so                          Stadt attraktiv. Für sie spielt besonders die Nähe zu
Studienautorin Heike Belitz. „Und dieser geschieht                       Hochschulen und Forschungseinrichtungen eine
am erfolgreichsten dort, wo auch private und öffent-                      große Rolle. Besonders Berlin und München sind
liche Forschung stark ist.“                                              für industrielle Gründerinnen und Gründer attrak-
    Dies ist am größten Forschungsstandort Deutsch-                      tive Städte. Dabei weist München einen von Haus
lands, in München, der Fall. Stuttgart verfügt zwar                      aus hohen Industrieanteil auf. In Berlin ist dieser
über viel Industrie und eine umfangreiche Unterneh-                      eher unterdurchschnittlich. Die Nähe zu bestehen-
mensforschung, aber über vergleichsweise wenig                           der Industrie ist also nicht entscheidend, auch
öffentliche Forschungseinrichtungen. In Berlin ist                        wenn Konzerne wie Siemens oder Miele Start-ups
es hingegen genau umgekehrt. Demzufolge hängt                            gezielt fördern, weil sie sich von ihnen Innovations-
die Bedeutung der Großstädte als Industriestandort                       impulse für neue, eigene Produkte erhoffen. Ent-
offenbar stark davon ab, wie intensiv das von Hoch-                       sprechend viele öffentlich und von der Privatwirt-
schulen und Forschungseinrichtungen produzierte                          schaft geförderte Gründerwettbewerbe existieren in
Wissen von den Unternehmen genutzt wird.                                 Deutschland. 84 % der Top 50 Start-ups agieren im
    Großstäde gewinnen als Industriestandorte oh-                        B2B-Umfeld, ermittelt das Portal Für-Gründer.de.
nehin an Bedeutung. Das geht aus einer anderen
Studie hervor, die das DIW Berlin mit der TU Berlin                      Green-IT hebt Potenziale
durchführte. Der Anstieg ist vor allem auf Neugrün-                      Genug Gründer starten mit einer „grünen Idee“. So
dungen zurückzuführen. Tatsächlich ist die indus-                        zum Beispiel Landpack, das weltweit erste Unter-
trielle Gründungsintensität in den Metropolregionen                      nehmen, das Stroh zu umweltfreundlichen Dämm-
um 40 % höher als in kleineren Städten oder auf                          stoffen verarbeiten kann. Oder prosumergy: Das
dem Land. Diese Steigerungsrate zeigt sich vor                           Kasseler Start-up hilft Mietern, Solarstrom auf dem
allem bei Neugründungen im Lowtech-Bereich, also                         eigenen Dach zu erzeugen. Um Energiegewinnung
in Betrieben mit niedriger Technologieintensität, in                     aus Abwärme hingegen geht es otego: Die Karlsru-
denen Konsumgüter wie Bekleidung oder Nah-                               her entwickeln für drahtlose Sensoren und Aktoren
rungsmittel produziert werden.                                           thermoelektrische Generatoren – als ultradünne,
                                                                         überall anwendbare Energy-Harvesting-Lösung.
Gründer lieben Großstadtluft                                                Die Großindustrie hat auf solchen Gebieten
In Berlin werden im Schnitt fünfmal so viele Lowtech-                    Nachholbedarf, und so ist es kein Wunder, dass
Industrieunternehmen gegründet wie außerhalb                             beispielsweise prosumergy vom Stromriesen E.ON
von Metropolen. Als Begründung vermutet Studi-                           unterstützt wird. Wie E.ON hat auch Miele ein
enautor Martin Gornig, „… dass wir bei bestimmten                        Tochterunternehmen gegründet, um junge Unter-
Produkten die Zeit der Massenproduktion hinter uns                       nehmen mit aussichtsreichen Ideen finanzkräftig
lassen zugunsten von kleinserieller Fertigung. Und                       zu unterstützen, z. B. das Kölner Start-up Wasch-
bei dieser ist es von Vorteil, sich in räumlicher Nähe                   Mal – eine Art Lieferando für die Reinigungsbran-
der Kundschaft, am besten der zahlungskräftigen                          che. Siemens setzt sogar speziell ausgebildete
Kundschaft, anzusiedeln – also in der Stadt.“                            Technologie-Scouts ein, um Entrepreneure zu fin-
    Doch auch im Hightech-Bereich führen Städte                          den, die etwa an 3-D-Druck oder Robotik arbeiten.
bei der Anzahl der Start-ups. Hier sind es grob vier-                    Auch im Hochschulbereich tut sich viel. So ist

h Heise Medien, IT- und Technologieunternehmen stellen sich vor 1/2019                                                      21
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