CFP: Der Wert der literarischen Zirkulation / The Value of Literary Circulation (20.07.2020) - H-Net

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CFP: Der Wert der literarischen Zirkulation / The Value of
Literary Circulation (20.07.2020)
Discussion published by Alexander Nebrig on Tuesday, June 9, 2020
Der Wert der literarischen Zirkulation

Buchprojekt der Research Area 4 des Exzellenzclusters Temporal Communities. Doing Literature in a
Global Perspective: „Literary Currencies“

Herausgeber*innen: Michael Gamper, Jutta Müller-Tamm, David Wachter, Jasmin Wrobel

Die Research Area 4 des Exzellenzclusters Temporal Communities. Doing Literature in a Global
Perspective befasst sich unter anderem mit der Entwicklung des Konzepts von „Literary Currencies“
innerhalb des größeren Forschungszusammenhangs einer transnational verfassten und globalisierten
Literatur sowie ihrer (trans-)temporalen Formen von Gemeinschaft. Zwei Aspekte und ihre
Verbindung sollen nun im Rahmen des Sammelbandes Der Wert der literarischen
Zirkulation untersucht werden: Zum einen geht es um normative und normalisierende
Bewertungspraktiken, zum anderen um die ästhetische, soziale und ökonomische Wertschöpfung, die
Literatur dadurch erfährt, dass sie in dynamische Kreisläufe involviert ist.

Im Zentrum steht das Konzept von ‚Zirkulation‘, das in seinen räumlichen und zeitlichen Dimensionen
zu profilieren ist gegenüber anderen Modellen medialer Bewegung (Austausch, Distribution,
Dissemination, Übertragung u.a.). Gegenüber einem metaphorischen Gebrauch des Terminus, der
sich im Nachgang u.a. zu Stephen Greenblatts New Historicism sowie zu Albrecht Koschorkes
Mediologie von „Körperströmen“ und „Schriftverkehr“ entwickelt hat, soll das ‚Zirkulations‘-Konzept
methodisch-theoretisch profiliert, dezidiert auf literarische Zirkulation fokussiert und materiell-
phänomenal konkretisiert werden.
Am Ausgangspunkt der Arbeit stehen folgende Überlegungen. Zirkulation zeichnet sich durch
Bewegungen in Raum und Zeit aus, die Literatur in gleichbleibender oder wechselnder
Geschwindigkeit, aber historisch progressiv in mehr oder minder stabilen räumlichen Strukturen in
Bewegung bringt. Zu unterscheiden sind dabei sich streng zyklisch vollziehende, autark
ausgerichtete Zirkulationsmodelle von solchen, die in geöffneten Kreisläufen ablaufen, die progressiv
strukturiert sind und sich spiralförmig in der Zeit bewegen oder Bewegung durch Verzweigungen
und netzartige Strukturen organisieren und auf Überschuss- und Steigerungslogiken beruhen. Solche
Zirkulationen generieren in der Regel eine Infrastruktur oder benutzen bestehende Infrastrukturen,
welche die Bewegung aufrechterhalten, und sie weisen verschiedene ‚Schwellenbereiche‘ auf, in
denen Akteure, Institutionen und Praktiken Gang, Richtung, Geschwindigkeit und Qualität von
Zirkulationen beeinflussen.
Aus dieser Hypothese ergeben sich u.a. folgende Fragen: Welche Faktoren oder Akteure (Personen,
Institutionen, Netzwerke etc.) bewirken eine solche Dynamik oder greifen in sie ein? In welchem
materiellen Format (Manuskript, Buch, Zeitschrift, Mündlichkeit u.a.) und in welchen Medien
zirkuliert Literatur, und in welcher Beziehung stehen die Distributionspraktiken von Literatur zu
anderen gesellschaftlichen Bereichen der Zirkulation (von Objekten, Personen, Gütern, Geld etc.)?
Wie stellt sich in solchen Abläufen eine Bewertung her, und welche Akteure sind dabei in positiver

Citation: Alexander Nebrig. CFP: Der Wert der literarischen Zirkulation / The Value of Literary Circulation (20.07.2020). H-
Germanistik. 06-09-2020.
https://networks.h-net.org/node/79435/discussions/6188210/cfp-der-wert-der-literarischen-zirkulation-value-literary
Licensed under a Creative Commons Attribution-Noncommercial-No Derivative Works 3.0 United States License.

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oder negativer Weise betroffen? In den Blick geraten damit Fragen der Gattungsbildung und
Formprozessierung, der Institutionalisierung, der Kanonbildung, der Konstruktion (und
Problematisierung) von Autorschaft, der Publikumsadressierung und der Evaluationsvorgänge.

Im projektierten Band, der in der Reihe „Globalisierte Literaturen“ im Metzler-Verlag erscheinen soll,
wollen wir uns grundsätzlich mit der Problematik auseinandersetzen, wie das Verhältnis von
Zirkulation und literarischer Bewertung zu denken sein könnte. Die Aufsätze sollen möglichst ihre
spezifische Problemstellung an einem exemplarischen Beispiel oder einer bestimmten
Textkonstellation entwickeln und diese auf allgemeinere methodisch-theoretische Aspekte der
Problemstellung beziehen.
Im Zentrum stehen dabei u.a. folgende Fragen: Wie lässt sich ‚Zirkulation‘ als kultur- und
literaturwissenschaftliches Phänomen fassen, und in welches methodologische Verhältnis lassen sich
dabei Philologie und Buchwissenschaft, Medientheorie und Diskursgeschichte setzen? Welche
konkreten Zirkulationspraktiken und -konzepte stehen einander z.B. in historischen
Paradigmenwechseln (‚um 1800‘, ‚um 1900‘ u.a.) mit Kontinuitäten oder Brüchen gegenüber? Mit
welchen Raum- und Zeitmodellen (Globalität, Kulturtransfer, Transnationalität u.a.) oder
Kommunikations- und Gesellschaftsordnungen (Netzwerkgesellschaft etc.) gehen diese
Zirkulationsmodelle einher? Welche Faktoren sind entscheidend für den Funktionalismus und die
Ziele der Zirkulation (politische Regulierung, ökonomische Selbststeuerung o.a.)? Welche Text-
Genres zirkulieren besonders häufig oder selten, und wie lassen sich diese Unterschiede erklären?
Wie wird – in Prozessen transmedialer, transnationaler und transkultureller Zirkulation – literarischer
Wert, aber auch kulturelles Prestige oder ökonomisches Kapital zugemessen und evaluiert? Und
lassen sich – in Ergänzung zu einer historischen Praxeologie materieller Textverbreitung sowie zu
einer interdisziplinären Wissenspoetik der Denkfigur ‚Zirkulation‘ – auch literarische Poetiken der
Zirkulation erkennen? In philologisch-theoretischer Perspektive ließe sich dabei fragen, in welchen
Genres und mit welchen Schreibweisen Literatur selbst Prozesse der Verbreitung und des Austauschs
von Texten thematisiert, in welche Beziehung sie diese zu anderen Objekten der Zirkulation (humane
Akteure, Dinge, Zeichen, Geld, mediale Aktanten wie Gerüchte o.ä.) setzt, und ob sie diese
Dynamiken auch poetologisch reflektiert.

Vorschläge für Beiträge zu diesem Band mit Titel und kurzer Projektbeschreibung (rund 3000
Zeichen) werden bis zum 20.07.2020 erbeten an: michael.gamper@fu-berlin.de; muellert@zedat.fu-
berlin.de; david.wachter@fu-berlin.de; jwrobel@zedat.fu-berlin.de.

The Value of Literary Circulation

Book project by Research Area 4 of the Cluster of Excellence Temporal
Communities. Doing Literature in a Global Perspective: “Literary Currencies”

Edited by Michael Gamper, Jutta Müller-Tamm, David Wachter, Jasmin Wrobel

Research Area 4 of the Cluster of Excellence Temporal Communities. Doing

Citation: Alexander Nebrig. CFP: Der Wert der literarischen Zirkulation / The Value of Literary Circulation (20.07.2020). H-
Germanistik. 06-09-2020.
https://networks.h-net.org/node/79435/discussions/6188210/cfp-der-wert-der-literarischen-zirkulation-value-literary
Licensed under a Creative Commons Attribution-Noncommercial-No Derivative Works 3.0 United States License.

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Literature in a Global Perspective traces the entanglements of a transnational and
globalised literature as it is produced and circulated among and within (trans-
)temporal communities. The development of a notion of “literary currencies” is a
centrepiece of this broader research agenda. The Value of Literary Circulation will
examine two aspects of literary currencies and the relationship between them: the
normative and normalising practices of evaluation, on the one hand, and the
aesthetic, social, and economic production of value that accompanies the circulation
of literature, on the other.

At the core of these considerations is an understanding of “circulation” that is
conceptualised as a specific form of moving literary works through time and space.
As such, circulation differs from other modes of medial movements such as
“exchange”, “distribution”, “dissemination”, and “transmission”. Against the
metaphorical use of the term – developed in the shadow of Stephen Greenblatt’s new
historicism and Albrecht Koschorke’s mediology of “corporeal fluids” and
“correspondence” – the authors propose a concept of circulation that is specific to
literary circulation. The aim is to develop a notion of circulation that is methodically
and theoretically distinct, as well as materially and phenomenally exact.
Several insights form the point of departure for this project. Circulation processes
are characterised by specific forms of movement through space and time, which set
literature in motion at a constant or changing speed, but in a historically progressive
way as it traverses more or less stable spatial structures. It appears fruitful to
distinguish between cyclical models of autonomous circulation and an understanding
of circulation based on open“circuits”. Open circulations of the latter kind progress
temporally in a spiral form or organise movement through “branches” and net-like
structures which are designed for growth and surplus creation. They usually
generate an infrastructure or use existing infrastructures to sustain their movement.
They have different “threshold areas” where actors, institutions, and practices
influence the course, direction, speed and quality of circulation.
From this hypothesis arise the following questions: What type of factors or actors,
i.e. people, institutions, or networks, can put into motion or influence such a
dynamic? What are the material formats (manuscript, book, magazine, orality, etc.)
and media by which literature circulates? How is the distribution of literature
related to other societal fields of circulation (of objects, people, goods, money, etc.)?
How are evaluations formed within this process, and in which way does this
positively or negatively affect different actors? Coming to the fore are questions
regarding the formation of genres, canons, and institutions, as well as the
construction (and problematisation) of authorship, addressed audiences, and

Citation: Alexander Nebrig. CFP: Der Wert der literarischen Zirkulation / The Value of Literary Circulation (20.07.2020). H-
Germanistik. 06-09-2020.
https://networks.h-net.org/node/79435/discussions/6188210/cfp-der-wert-der-literarischen-zirkulation-value-literary
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processes of evaluation.
In this planned volume that will appear in the Globalisierte Literaturen [Globalised
Literatures] series published by Metzler-Verlag, we want to deal with the problem of
how the relationship between circulation and literary evaluation could be conceived.
If possible, the individual essays should develop a specific problem using an
exemplary case study or a concrete text constellation, and subsequently relate it to
more general methodological and theoretical questions that arise from this
problem.

The following questions are of specific interest: How can “circulation” be understood
as a phenomenon of cultural and literary studies, and what is the methodological
relation of philology and book science, media theory and historical discourse
analysis? What are the competing concepts and practices of circulation that mark
the historical continuities and ruptures of paradigm shifts (e.g. “around 1800,”
“around 1900”)? What are the characteristic spatial and temporal dimensions (e.g.
globality, cultural transfer, transnationality) or technological and social orders (e.g.
network society) of a given circulatory system? What are the decisive factors behind
the functionalism and purpose of circulation (e.g. political regulation, economic self-
government)? Are there text genres that circulate more frequently or less, and how
can these differences be explained? How is literary value, but also cultural prestige
or economic capital, allotted and evaluated in processes of transmedial,
transnational, and transcultural circulation? Can we recognize a distinct literary
poetics of circulation in addition to a historical praxeology of a material
dissemination of texts and an interdisciplinary poetics of knowledge of the figure of
“circulation”? Coming from a philological and theoretical perspective, one might ask
in which genres and through which techniques do processes of dissemination and
exchange of texts become the subjects of literary works. How do these works relate
the circulation of texts to other elements of this process (e.g. human actors, objects,
signs, money, and medial actants like rumors) and are these dynamics reflected
poetologically?

Submissions for a contribution to this volume will be accepted until July 20, 2020.
Please send the title of the contribution and a short project proposal (3000
characters)     to:   michael.gamper@fu-berlin.de;          muellert@zedat.fu-
berlin.de; david.wachter@fu-berlin.de; jwrobel@zedat.fu-berlin.de.

Redaktion: Constanze Baum – Lukas Büsse – Mark-Georg Dehrmann – Nils Gelker – Markus Malo –

Citation: Alexander Nebrig. CFP: Der Wert der literarischen Zirkulation / The Value of Literary Circulation (20.07.2020). H-
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Alexander Nebrig – Johannes Schmidt

Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Johannes Schmidt] betreut – editorial-
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Citation: Alexander Nebrig. CFP: Der Wert der literarischen Zirkulation / The Value of Literary Circulation (20.07.2020). H-
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