Corona und weitere Herausforderungen eTarif - das Pilotprojekt läuft weiter Autor Ralf Kramp im VRS-Gespräch Fazit der VRS-Bilanz 2019 Unterwegs ...

Die Seite wird erstellt Haimo-Haio Braun
 
WEITER LESEN
Corona und weitere Herausforderungen eTarif - das Pilotprojekt läuft weiter Autor Ralf Kramp im VRS-Gespräch Fazit der VRS-Bilanz 2019 Unterwegs ...
Verbundbericht 2020

Corona und weitere Herausforderungen
eTarif – das Pilotprojekt läuft weiter
Autor Ralf Kramp im VRS-Gespräch
Fazit der VRS-Bilanz 2019
Unterwegs mit einem NVR-Profitester
Corona und weitere Herausforderungen eTarif - das Pilotprojekt läuft weiter Autor Ralf Kramp im VRS-Gespräch Fazit der VRS-Bilanz 2019 Unterwegs ...
ÖPNV
in Zeiten der Pandemie

                         Leere Bahnsteige, wenig ausgelastete Busse und Bahnen, Menschen mit
                         Masken – die Corona-Pandemie hat die Situation im ÖPNV in der Region
                         deutlich verändert. Nicht nur optisch, sondern vor allem finanziell: Allein
                         in NRW drohen Einnahmeverluste in Höhe von mehr als einer Milliarde
                         Euro, schätzen die drei nordrhein-westfälischen SPNV-Aufgabenträger.
                         Die Diskussionen um neue Finanzierungsmodelle haben begonnen.
                                                                                       Seite 08–13
Corona und weitere Herausforderungen eTarif - das Pilotprojekt läuft weiter Autor Ralf Kramp im VRS-Gespräch Fazit der VRS-Bilanz 2019 Unterwegs ...
PROFITESTER
  starten durch

                  Sind die Durchsagen gut zu verstehen? Funktioniert der Fahrkartenent-
                  werter? Sind die elektronischen Anzeigen am Bahnsteig lesbar? Wie steht
                  es um Sauberkeit, Temperatur und Belüftung im Zug? Zwanzig Profitester
                  sind im Auftrag des NVR in der Region unterwegs und prüfen Regional-
                  Express, Regionalbahn und S-Bahn auf ihre Qualität und Funktionalität.
                                                                            Seite 44–47
Corona und weitere Herausforderungen eTarif - das Pilotprojekt läuft weiter Autor Ralf Kramp im VRS-Gespräch Fazit der VRS-Bilanz 2019 Unterwegs ...
8    CORONA UND WEITERE

                                            Themen, die
     ­H ERAUSFORDERUNGEN
     Die Suche nach alternativen

                                              bewegen
     Finanzierungskonzepten

14   WEITER IM TEST
     Das eTarif-Pilotprojekt läuft weiter

18   „EIN KRIMI IST WIE EIN
     ­S CHIENENNETZ.“
     Das VRS-Gespräch

22   SEVAS VIDEO-STAR
     Neues aus der Abteilung
     „Digitalisierung ­Mobilität“

24   RÜCKGRAT DER MOBILITÄT
     Bilanz 2019
Corona und weitere Herausforderungen eTarif - das Pilotprojekt läuft weiter Autor Ralf Kramp im VRS-Gespräch Fazit der VRS-Bilanz 2019 Unterwegs ...
8                                                                                                                       THEMEN, DIE BEWEGEN
                                                                                                                                                                                                                                             459

                                                                                                                                                           Sascha Triemer leitet die
                                                                                                                                                    VRS-Abteilung Tarif und Vertrieb.

                                                                                                                         fallfinanzierung, bliebe nur die Reduktion des Angebots. „Gemeinsam mit den anderen Aufgabenträgern in NRW
                                                                                                                        „Und das will in Zeiten, in denen wir die Verkehrswende und unterstützt vom Landesverkehrsministerium be-
                                                                                                                         vorantreiben wollen und dringend in das Angebot in- mühen wir uns daher um Unterstützung des Bundes.
                                                                                                                         vestieren müssen, niemand. Zumal eine Einschränkung Wer die Verkehrswende will, muss jetzt auch den po-
                                                                                                                         des Angebots den Teufelskreis von noch größeren Min- litischen Willen beweisen, indem Unterstützungen ge-
                                                                                                                         dereinnahmen und damit weiteren Reduktionen nur währt werden. Sonst katapultiert uns die Pandemie in
                                                                                                                         noch befeuern würde“, sagt Sascha Triemer. Die ÖPNV- einen Angebotszustand von vor zehn Jahren zurück,“
                                                                                                                         Branche warnt vor Angebotsreduzierungen: Diese wür- erklärt Sascha Triemer.
                                                                                                                         den „die Krise nach der Krise“ provozieren.
    DIE ZUKUNFT DES ÖPNV                                                                                                                                                           Mitte Mai haben die Verkehrsminister der Länder die
                                                                                                                         Gegen die Klimaerwärmung wird es keinen                   Bundesregierung aufgefordert, einen Rettungsschirm
                                                                                                                         ­Impfstoff geben                                          für den ÖPNV aufzuspannen. 2,5 Milliarden Euro hat

    Corona und weitere                                                                                                                                                             der Bund inzwischen zugesagt. Doch was ist mit dem
                                                                                                                         Auch Michael Vogel betont: „Bei der Klimaschutz-De- restlichen Loch, das Corona in die ÖPNV-Finanzierung
                                                                                                                         batte muss man sich davor hüten, jetzt wieder alles auf gerissen hat? Im Jahr 2020 seien deutschlandweit ins-

    Herausforderungen.                                                                                                   den Prüfstand zu stellen. Wir waren und sind auf einem gesamt Verluste von 5 Milliarden Euro zu erwarten,
                                                                                                                         guten Weg, das Erreichte darf jetzt nicht negiert wer- schätzt die Branche.
                                                                                                                         den. Wir merken, dass viele grundsätzlich verstanden
                                                                                                                         haben, dass es sich bei der Verkehrswende um einen Rettungsschirm für ÖPNV und SPNV
                                                                                                                         langwierigen Prozess mit großen Auswirkungen han-
    Wie soll bei klammen kommunalen Kassen ein attraktiverer ÖPNV rea-                                                   delt und es hier im Gegensatz zum Corona-Virus kei- Allein in NRW drohen dem ÖPNV aufgrund der Coro-
    lisiert werden, wenn höhere Preise nicht mehr zumutbar scheinen, die                                                 nen Impfstoff geben wird. Daher müssen wir nach der na-Pandemie Einnahmeverluste in Höhe von mehr als
                                                                                                                         Krise darauf hinwirken, dass Investitionen weiterhin in einer Milliarde Euro, schätzen die drei nordrhein-west-
    Kosten aber immer weiter steigen? Und wie schlimm sind die Auswir-                                                   Richtung Verkehrswende gelenkt werden.“ Diese Auf- fälischen SPNV-Aufgabenträger. Aus diesem Grund ba-
    kungen der Corona-Pandemie auf den ÖPNV in der Region? Der VRS ist                                                   fassung teilt auch der Verband Deutscher Verkehrsun- ten die politischen Gremien von Nahverkehr Rhein-
                                                                                                                         ternehmen (VDV): „Übergeordnete politische Ziele, wie land (NVR), Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und
    auf der Suche nach Antworten.                                                                                        der Klimaschutz oder die Verkehrswende, sind ja nicht Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) in einer gemein-
                                                                                                                         weg“, sagte Sprecher Lars Wagner dem „Spiegel“. Bei- samen Resolution an Ministerpräsident Armin Laschet
                                                                                                                         des sei nur mit einem starken ÖPNV zu realisieren.        um die Bildung eines Rettungsschirms für ÖPNV und
    Diskussionen um ein 365-Euro-Ticket, Ärger über Tarif­   Problematisch sei das Negativ-Bild, dass die Öffentlich-                                                              SPNV. Denn ohne eine dringend benötigte Ergänzung
    anpassungen auf der einen Seite – der Wunsch nach        keit zuletzt vielfach vom ÖPNV habe, so VRS-Geschäfts-      Experten schätzen: 2020 fehlen 5 Mrd. Euro                der vom Bund zugesagten Unterstützung drohten Leis-
    mehr sauberer Mobilität, nach Klimaschutz und einer      führer Michael Vogel: „Der öffentliche Nahverkehr ist                                                                 tungsreduzierungen im Bus-, Bahn- und Schienennetz,
    Verkehrswende auf der anderen: Das Spannungsfeld,        keine Infektionsquelle, wird aber in der Öffentlichkeit     Doch wie sollen neue Busse und Bahnen, Treibstoff,        heißt  es in der Resolution, die alle Verbandsvorsteher
    in dem sich der ÖPNV im Rheinland befindet, ist nur      als solche wahrgenommen. Wir wurden in der Fein-            Wartung und natürlich das Fahrpersonal bezahlt wer- und Fraktionsvorsitzenden der drei Aufgabenträger
    schwer aufzulösen. Bei Preisanpassungen für die Ti-      staubkrise 2017 und ein Jahr später in der Klimadiskus-     den, wenn pandemiebedingt die Einnahmen der Ver- in Vertretung für die gesamte Verbandspolitik unter-
    ckets scheint das Ende der Fahnenstange erreicht.        sion als Weltenretter gefeiert, sind von einem Fahrgast-    kehrsunternehmen lawinenartig abrutschen und auch schrieben haben.
                                                             und Einnahmerekord zum nächsten gefahren. Jetzt             die Kommunen aufgrund fehlender Steuereinnahmen
    Eines ist im Sommer 2020 klar: Die Corona-Maßnah-        gelten wir als Krankheitstreiber. Diesen Kulturschock       nicht helfen können? Zumal eine vom VRS gestartete Der Nahverkehr sei nicht einfach ein Beförderungsmit-
    men haben wehgetan. Richtig wehgetan. „Unseren           muss man erst mal verdauen.“                                Marktforschung ergeben hat, dass in der Zeit nach Co- tel, sondern ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und eine
    Verkehrsunternehmen fehlen allein bis Ende Juni rund                                                                 rona nicht alle Fahrgäste zurückkommen wollen. Rund Antwort auf den Klimawandel. Die Bemühungen hatten
    63 Millionen Euro. Langsam setzt eine Entspannung ein, Investieren statt reduzieren                                  25 Prozent der Nutzer, die der VRS seit Mitte April be- Erfolg: Ende Juni beschloss die NRW-Landesregierung,
    aber nur zögerlich. Es ist nicht übertrieben anzuneh-                                                                fragt hat, geben an, dass sie Busse und Bahnen künftig der nordrhein-westfälischen Nahverkehrsbranche in ei-
    men, dass bis Ende des Jahres 200 Millionen Euro oder Gelänge den Verkehrsunternehmen, unterstützt von               seltener nutzen werden. Das gilt vor allem in den Groß- ner ersten Tranche 200 Mio. Euro für den Ausgleich der
    noch mehr fehlen könnten“, rechnet Sascha ­Triemer, den VRS-Tarifexperten, den Gebietskörperschaften so-             städten Köln, Bonn und Leverkusen.                        coronabedingten Mindereinnahmen zur Verfügung zu
    Leiter der VRS-Abteilung Tarif und Vertrieb, vor.      wie der Politik in Land und Bund keine nachhaltige Not-                                                                 stellen.
Corona und weitere Herausforderungen eTarif - das Pilotprojekt läuft weiter Autor Ralf Kramp im VRS-Gespräch Fazit der VRS-Bilanz 2019 Unterwegs ...
10   VRS VERBUNDBERICHT 2020                                                                                              THEMEN, DIE BEWEGEN
                                                                                                                                                                                                                                                      11
                                                                                                                           Stefanie Haaks, Vorstandsvorsitzende Kölner Verkehrs-Betriebe AG
                                                                                                                          „Immer mehr Menschen wird bewusst, welche Rolle der ÖPNV bei der dringend notwendigen
                                                                                                                           Verkehrswende spielt. Damit diese gelingen kann, muss die Betriebsqualität verbessert wer-
                                                                                                                           den. Das war und ist eine große Herausforderung, auch wenn wir bei Personal und Fahrzeugver-
                                                                                                                           fügbarkeit schon deutliche Fortschritte gemacht haben. Um diesen Weg weiter zu beschreiten,
                                                                                                                           brauchen wir gerade nach Corona die entsprechende finanzielle Rückendeckung.“

     Neue Finanzierungsmodelle im VRS

      Im VRS-Gebiet verschärft die Corona-Krise eine Diskus-
      sion, die bereits in Gang gekommen war. Politik und                                                                                          Bernd Kolvenbach, Geschäftsführer der CDU-Fraktion im E­ uskirchener Kreistag und
      Verbundgesellschaft hatten sich 2019 darauf verstän-                                                                                         ­ orsitzender der VRS- und NVR-Verbandsversammlungen
                                                                                                                                                   V
      digt, neue Finanzierungsmodelle erarbeiten zu wollen,                                                                                       „Angebotsreduzierungen im Nachgang zur Corona-Krise müssen mit allen Mitteln verhindert
      weg von einer überwiegend nutzerbasierten Finanzie-                                                                                          werden. Es darf nicht sein, dass die guten Entwicklungen, die in den vergangenen Jahren an-
      rung. „Diese Überlegungen laufen trotz der Corona-                                                                                           gegangen wurden, durch die Krise ein jähes Ende finden. Die Bewältigung der Herausforderun-
      Pandemie weiter und sind angesichts der zeitweise                                                                                            gen der kommenden Jahre kann nur im Schulterschluss mit Bund und Land gelingen. Und wir
      sehr stark zurückgegangenen Nachfrage auch nötiger                                                                                           brauchen die Verkehrswende dringend: Gewinnt das Auto weiter wieder mehr Anteile am Mo-
      denn je“, betont Abteilungsleiter Sascha Triemer. Die                                                                                        bilitätsmix, droht in den Ballungsräumen der endgültige Verkehrskollaps.“
      im VRS zusammengeschlossenen Unternehmen berich-
      ten, dass sich die Verluste bei den Abos – auch dank
      breit akzeptierter Kulanzregelungen – in Grenzen hiel-
      ten, die Rückgänge im Bartarif allerdings bei 95 Prozent Tarifmaßnahme für 2021
      und mehr lagen. „Die Tatsache, dass auch der HandyTi-                                                                Walter Reinarz, Geschäftsführer Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft
      cket-Verkauf um 90 Prozent zurückgegangen ist, weist Für das Jahr 2021 steht bereits fest: Der Bartarif bleibt      „Unseren Bussen kommt gerade in der Fläche die wichtige Aufgabe als Zubringer zu den Zen-
      darauf hin, dass viele Kunden gar kein Ticket gekauft ha- unangetastet, die Preise für die Abonnements steigen       tren und den größeren Verkehrsadern der Region zu – sie sind bedeutender Teil der Da-
      ben“, so Triemer.                                         im Schnitt um 2,5 Prozent. Diese Preisfortschreibung       seinsvorsorge. Diese Funktion können wir allerdings nur weiter ausfüllen, wenn ausreichend
                                                                hatten die VRS-Gremien bereits im Sommer 2019 mit          Geld für Fahrzeuge, Fahrer, Wartung und Treibstoff da ist. Ein zukunftsgerichtetes Finanzie-
     Angebote für Ballungsräume und ländliches                  einem Doppelbeschluss für 2020 und 2021 auf den            rungskonzept für den ÖPNV würde uns die Sicherheit für dringend notwendige Investitio-
     ­Gebiet                                                    Weg gebracht. Apropos Tarife: Im Rahmen des Co-            nen bieten.“
                                                                rona-Konjunkturpakets wird die Mehrwertsteuer für
      Die Expertenrunde, in der neben Tarif-Fachleuten der      sechs  Monate gesenkt. Doch die Umsetzung ist nicht
      Verbundgesellschaft auch Vertreter der kommuna- einfach. Zum einen braucht die Branche Liquidität, da
      len Aufgabenträger sitzen, analysiert die Finanzierung sie das Angebot nahezu zu 100 Prozent bietet, aber nur
      und beleuchtet die Rolle der Aufgabenträger. Denn die 40 bis 60 Prozent der üblichen Nachfrage bedient. Mi-                                     Ashok Sridharan, Oberbürgermeister Bundesstadt Bonn
      Kommunen sind erlösverantwortlich und müssen im chael Vogel betont: „Wir wollen den Steuervorteil trotz-                                       „Lebenswert bleiben unsere Städte nur dann, wenn wir uns mit Nachdruck dem Klimaschutz
      Falle von Mindererlösen einspringen. Doch die wenigs- dem weitergeben. Wir suchen nach Möglichkeiten, die                                       widmen. Bonn als Klimahauptstadt hat da schon viel ­erreicht – zwischen 1990 und 2014 sind
      ten haben dazu die finanziellen Mittel. „Leistungsfä- Mehrwertsteuer-Senkung möglichst gerecht und mit                                          die CO2-Emissionen pro Kopf um 22 Prozent zurückgegangen. Dieser gute Weg führt zu ei-
      higer und attraktiver ÖPNV kostet Geld. Und wir müs- überschaubarem Aufwand an unsere Kunden weiterzu-                                          nem großen Teil über die Mobilität. Trotz der Herausforderungen, vor die uns das Corona-Vi-
      sen schauen, dass das Angebot, das wir gemeinsam mit geben – sowohl an die Zeitkarten-Kunden als auch an                                        rus auch finanziell gestellt hat, wollen wir ihn unbedingt fortsetzen und hoffen dabei natür-
      den Verkehrsunternehmen gestalten, nicht nur auf ei- die Gelegenheitsfahrer.“                                                                   lich auch auf die weitere Unterstützung von Bund und Land.“
      nen Ballungsraum wie Köln oder Bonn passt, sondern
      den Ansprüchen der Daseinsvorsorge auch in den länd- Um den Abonnement-Kunden dafür zu danken, dass
      lichen Gebieten genügt“, erklärt Sascha Triemer.          sie ihr Vertrauen in den Nahverkehr auch in der Coro-
                                                                na-Krise bewahrt haben, hatte der VRS eine umfangrei-
     Grundsätzlich sei aus fachlicher Sicht nichts an dem eta- che Dankeschön-Aktion für die NRW-Sommerferien ge-         Finanzierungskonzept im VRS                                   öffentlichen Hand bestritten. Zum Vergleich: In Berlin
      blierten Verfahren, die Tariffortschreibung auf Basis ei- startet. Abo-Besitzer konnten ganztägig eine weitere                                                                    macht der Anteil, der durch die Tickets erwirtschaftet
      nes Indexverfahrens zu gestalten, auszusetzen, betont Person und drei Kinder kostenlos mitnehmen. Zudem             Bisher setzt der VRS auf eine weitgehend nutzerba-            wird, gerade mal 30 Prozent der Kostendeckung aus.
     Triemer. „Wir orientieren uns dabei an branchenspezi- entfiel die Beschränkung bei Tickets, die regulär für ei-      sierte Finanzierung: Die Verkehrsunternehmen sind             Die angespannte Haushaltslage vieler Kommunen oder
      fischen Kostenindizes, etwa für Personal, Material und ne bestimmte Preisstufe gelten. Darüber hinaus waren         aufgefordert, einen gewissen Kostendeckungsgrad zu            öffentlicher Haushalte in der Region Köln erlaubt je-
     Treibstoff. Das ist ein gutes und anerkanntes Verfahren. die Abonnement-Tickets an den Ferien-Wochenenden            erreichen. Das heißt, der größte Teil der durch Materi-       doch eine Abkehr von der Nutzerfinanzierung nicht.
      Wer von dem bisherigen Verfahren, diese Mehrkos- in ganz Nordrhein-Westfalen gültig – inklusive der be-             al, Treibstoff und Personal entstehenden Kosten muss          Soweit durch den Gesetzgeber keine alternativen Fi-
      ten über die Tickets auszugleichen, abrücken will, muss schriebenen Mitnahmeregelung. „Wir wollten uns mit          durch die Ticketeinnahmen und nicht durch Zuschüsse           nanzierungslösungen geschaffen werden, ist die Kop-
      Vorschläge zur Kompensation machen. Um neue An- dieser Maßnahme bei den Fahrgästen für ihre Treue                   der öffentlichen Hand gedeckt werden. Dieser Anteil           pelung der Fahrpreise an die Entwicklung der Kosten
      sätze zu finden, befinden wir uns in einem Prozess, der zum Nahverkehr bedanken und ihnen die Ferien vor der        macht im VRS etwa zwei Drittel der entstehenden Kos-          daher bislang unvermeidbar.
      noch länger andauern wird.“                               Haustür erleichtern“, so Geschäftsführer Michael Vogel.   ten aus, lediglich ein Drittel wird durch Zuschüsse der
Corona und weitere Herausforderungen eTarif - das Pilotprojekt läuft weiter Autor Ralf Kramp im VRS-Gespräch Fazit der VRS-Bilanz 2019 Unterwegs ...
12   VRS VERBUNDBERICHT 2020                                                                                                                 THEMEN, DIE BEWEGEN
                                                                                                                                                                                                                                                                  45
                                                                                                                                                                                                                                                                  13

     Veränderung des Verhaltens der ­­                                                                                                       Fachbeitrag von VRS-Verbandsvorsteher
     ÖPNV-Nichtnutzer bei kostenlosem Angebot.                                                                                               Landrat Sebastian Schuster

     Häufigkeit der Nutzung*                                                   Änderung des Nutzungsverhaltens:
                                                                                                                                             Die Corona-Pandemie führt uns eindrücklich vor Augen, Angebot muss ausgebaut werden
                                                                               Stadt vs. Land*
                                                                                                                                             wie angreifbar das öffentliche Leben ist. Plötzlich ist es
                                                                                                                                             nicht mehr selbstverständlich, sich ohne Risiko im öf- Wir dürfen nicht vergessen: Die Herausforderungen um
                                                                                                                                             fentlichen Raum zu bewegen, die Lieben zu besuchen, die Mobilität in unserer Region hören mit dem erhoff-
                                                                                                                                             zur Arbeit zu fahren. Auch der Öffentliche Personennah- ten Bewältigen der Corona-Krise nicht auf. Dringend
                                      mehrmals pro
                                                                                                                                             verkehr (ÖPNV) wird von vielen Menschen als selbst- muss das Angebot – vor allem in den Hauptverkehrszei-
  (fast)                                Monat
                                        15,4 %                                                                                               verständlich angesehen. Er ist wichtiger Bestandteil der ten – weiter ausgebaut werden. Nur so dürfen wir hof-
 täglich                                                    keine Antwort
                                                                                                                                             Daseinsvorsorge, lässt allein im Verbundgebiet des VRS fen, dass mehr Menschen auf Fortbewegungsmittel des
  7,9 %                                                         1,5 %
                                                                                                         29,7 %                              jährlich mehr als 550 Millionen Menschen am öffentli- Umweltverbunds umsteigen und das Auto stehen lassen.
                    seltener                                                         keine Antwort                                           chen Leben teilhaben. Mobilität ist ein hohes Gut – das Wir dürfen nicht sehenden Auges in die nächste Krise
                     9,7 %                                                                                                                   haben wir seit Ausbruch der Corona-Pandemie so deut- ­stolpern: eine Verschärfung der Klimaproblematik und
                                                                               keine ÖPNV-Nutzung        10,1 %       64,5 %
                                                                                                                                             lich gespürt wie noch nie.                                 der Stickoxidbelastung sowie ein Verkehrskollaps in den
                                                 Keine ÖPNV-Nutzung                       seltener       17,2 %                                                                                         Ballungsräumen. Ich appelliere daher an unseren Minis-
                                                        49,4 %                                                                               Wir brauchen die Hilfe des Landes und des Bundes! terpräsidenten sowie die weiteren Entscheider in Land
                                                                               mehrmals pro Monat                                                                                                       und Bund, den ÖPNV finanziell zu stärken und die Ver-
   mehrmals pro                                                                                          21,4 %        4,5 %
                                                                                                                                             Um das Angebot auf derzeitigem Niveau zu erhalten, kehrswende gemeinsam weiter anzukurbeln. Nur so er-
     Woche                                                                     mehrmals pro Woche                     16,9 %                 müssen im VRS rund eine Milliarde Euro jährlich aufge- reichen wir unsere Klimaziele und kommen unserem Ziel
     16,2 %                                                                                              21,3 %                              wendet werden. Nachdem im Frühjahr 2020 das öffent- – einer auch zukünftig lebenswerten und leistungsstar-
                                                                                      (fast) täglich                   8,4 %
                                                                                                                                     2,9 %   liche Leben weitestgehend zum Erliegen gekommen war, ken Region – wieder ein Stück näher. Ich zähle auf Ihre
                                                                                                         Bonn       Rheinisch-               brach auch die Nachfrage im ÖPNV dramatisch ein. Ent- Unterstützung!
                                                                                                                  Bergischer Kreis           sprechend massiv sind die Auswirkungen auf die Fahr-
                                                                                                                                             geldeinnahmen. Der Bund und das Land haben einen
                                                                                                                                             ÖPNV-Rettungsschirm gespannt, um die Verluste der
                                                                                                                                             Verkehrsunternehmen auszugleichen. Hierzu wären die
                                                                                                                                             kreisfreien Städte und die Landkreise mit ihren Städten
                                     Gründe für ÖPNV-Nichtnutzung                                                                            und Gemeinden nicht in der Lage.

                                                                                  2,0 %                                                      Die Corona-Pandemie führt aber auch zu Einbrüchen bei
                                                                Sonstiges         3,0 %                                                      den Steuereinnahmen der Städte und Gemeinden, die
                                                                                  3,1 %          6,3 %                                       immer einen Teil der Finanzierung für das Gesamtsys-
                                   berufliche Gründe (Homeoffice, o. Ä.)
                                                                                                20,4 %                                       tem bilden. Für die Aufrechterhaltung des Angebotes
                                      Nutzung Fahrrad oder Zufußgehen
                                                                                                                                             wird die finanzielle Unterstützung durch den Bund und
                                                           Nutzung Auto                         12,1 %                                       das Land weiterhin erforderlich sein, um das gute ÖPNV-
                                                   persönliche Gründe (z. B.                    22,4 %                                       Angebot in unserer Region nicht zu gefährden.
     *Befragt wurden im R
                        ­ ahmen          Flexibilität, Sicherheitsbedenken)
     des VRS-Kundenbarometers                                                                                                                Als wir im vergangenen Jahr zu dem Entschluss kamen,
     823 (heutige) ÖPNV-Nicht-
                                                eingeschränkte Mobilität                                                                     die Fahrpreise nicht so zu erhöhen wie geplant, um die
                                                                                                57,3 %
     nutzer aus dem VRS-Gebiet               ÖPNV-Qualität (Sauberkeit,                                                                      finanzielle Belastung der Fahrgäste zu verringern, war
     zu der Frage, ob sich ihr                      Platzmangel o. Ä.)                                                                       ebenso schnell klar, dass die Gebietskörperschaften die
     Nutzungsverhalten ändern
                                              ÖPNV-Angebot unpassend                                                                         weiter steigenden Betriebskosten der Verkehrsunter-
     würde, falls der ÖPNV für die                                                                                                           nehmen nicht alleine würden ausgleichen können. Auch
     Fahrgäste kostenlos angebo-                                                                                                             für niedrigere Fahrpreise brauchen wir die Hilfe des Lan-
     ten würde.                                                                                                                              des und des Bundes!                                         VRS-Verbandsvorsteher Landrat Sebastian Schuster
Corona und weitere Herausforderungen eTarif - das Pilotprojekt läuft weiter Autor Ralf Kramp im VRS-Gespräch Fazit der VRS-Bilanz 2019 Unterwegs ...
14                                                                                                                                                 THEMEN, DIE BEWEGEN
                                                                                                                                                                                                                                                                       15

                                                                                                                                                   Das VRS-eTarif-Pilotprojekt                               nicht mehr nötig. Zudem löst der eTarif an manchen
                                                                                                                                                                                                             Preisstufengrenzen aktuell mitunter bestehende Preis-
                                                                                                                                                   Der Fahrpreis im Pilotprojekt setzt sich zusammen aus     härten auf und ist deshalb besonders gerecht. Er hat
     eTA R I F – B E R E C H N U N G S M O D E L L D E R Z U K U N F T                                                                             1,50 Euro Grundpreis pro Fahrt plus 15 Cent pro ange-     allerdings nicht den Anspruch, immer die preiswer-
                                                                                                                                                   fangenem Luftlinien-Kilometer. Der Tageshöchstpreis       teste Alternative zu sein. Um den innovativen Tarifan-
                                                                                                                                                   liegt bei 15 Euro. Nach erfolgter Registrierung checkt    satz auszuprobieren, müssen die Kunden nur wenige

     Das Pilotprojekt läuft weiter.                                                                                                                  der Fahrgast mit einer Wischbewegung auf dem
                                                                                                                                                        Smartphone vor Antritt seiner Reise ein und nach
                                                                                                                                                           Ankunft am Ziel wieder aus. Der Fahrpreis wird
                                                                                                                                                                                                             Voraussetzungen mitbringen: Sie müssen grundsätz-
                                                                                                                                                                                                             lich mindestens 18 Jahre alt sein, über eine Kreditkar-
                                                                                                                                                                                                             te (Visa oder Mastercard) oder Zugang zu PayPal oder
                                                                                                                                                               automatisch auf Basis der kürzesten Ver-      SEPA-Lastschriftverfahren verfügen sowie über ein
                                                                                                                                                                    bindung, der Luftlinie, berechnet. Ta-   Smartphone, das die technischen Voraussetzungen
     Ohne die lästige Suche nach Kleingeld, ohne Kenntnisse des Tarifsys-                                                                                                  rifkenntnisse des Kunden sind     (Datentransfer, Lokalisierungsservice) erfüllt.
     tems, nur mit dem eigenen Smartphone: Der eTarif des VRS macht das
     Einsteigen leicht. Seit April 2019 läuft das Pilotprojekt im Gebiet des Ver-
     kehrsverbunds Rhein-Sieg. Jetzt ist die Verlängerung bis mindestens Juni
     2021 beschlossene Sache.

      Mehr als 9.100 Testkunden haben sich bisher ange-
      meldet, um die Funktionalität des smartphonebasier-
                                                                  legt eine Marktforschung, die der Verkehrsverbund
                                                                  Rhein-Sieg in mehreren Wellen unter rund 3.000 Nut-
                                                                                                                                                   Tunnel statt Berge.
      ten elektronischen Tarifs (eTarif) auf Luftlinienbasis zu   zern durchgeführt hat. Voraussichtlich in der zweiten
      testen. Rund 190.000 Fahrten wurden absolviert. „Wir        Jahreshälfte 2021 soll der VRS-eTarif als Regeltarif an-
      freuen uns über den Erfolg unseres Pilotprojekts. Ziel      geboten werden. Über welches Vertriebssystem der
                                                                                                                                                   Mit der FTQ-App des Berner Anbieters FAIRTIQ ist der Ticketkauf für den
      ist natürlich, den eTarif in den Regelbetrieb zu über-      neue Tarif abgebildet werden soll, befindet sich aktuell                         eTarif ganz einfach. Business Development Director Reto Schmid über
      führen“, erklärt VRS-Geschäftsführer Michael Vogel.         in Abstimmung zwischen der Verbundgesellschaft und
     „Bevor es so weit ist, steht noch die Auswertung der         den Verkehrsunternehmen.
                                                                                                                                                   den erfolgreichen Projektverlauf.
      aufgrund der guten Resonanz sehr zahlreichen Daten-
      sätze an. Aus dieser Betrachtung werden sich wertvolle      Ausweitung des Tarifs
      Rückschlüsse ergeben, wie wir den eTarif sinnvoll in die                                                                                     Die FTQ-App ist in der Schweiz bereits im Regelbe-        anonymisierten Mobilitätsdaten lassen sich spannen-
      bestehende Tariflandschaft integrieren können.“ Daher       Auch bei den Bestrebungen, perspektivisch den „eTarif                            trieb. Was waren und sind die Herausforderungen für       de Erkenntnisse gewinnen, die in die Verkehrspla-
      haben die VRS-Gremien beschlossen, das Pilotprojekt         NRW“ einzuführen, gibt es Neuigkeiten: Die SPNV-Auf-                             das Pilotprojekt in und um Köln?                          nung und -optimierung einfließen. Hier bietet unser
      bis mindestens Juni 2021 zu verlängern. Insbesondere        gabenträger und das Verkehrsministerium fassen die                                                                                         Produkt auch die nötigen Analyseinstrumente und
      während der Corona-Pandemie war und ist der Ticket-         Umsetzung für die zweite Jahreshälfte 2021 ins Auge.                             Eine Herausforderung ist sicher, dass die Schweizer       eine Austausch- und Lernplattform von mittlerweile
      kauf mittels eTarif attraktiv. Durch die Nutzung des ei-    Außerdem werden sich die NRW-Aufgabenträger ge-                                  App mit Tälern und Bergen besser umgehen kann als         über 40 Verkehrsunternehmen aus dem ÖPNV. Weiter
      genen Smartphones funktioniert er kontaktlos und oh-        meinsam um Fördermittel des Bundes aus dem Klima-                                mit U-Bahn-Systemen, welche wir in der Schweiz so         bietet die App eine Marketing- und Kundenbindungs-
      ne großen Aufwand.                                          schutzpaket bewerben. Mit diesen Geldern soll ein Pi-                            nicht kennen. Wir waren sehr froh, dass wir mit den       Plattform, die die Nutzung des ÖPNV gezielt fördert.
                                                                  lotprojekt für einen eTarif im Zeitkartensegment, das                            Partnern im VRS die Funktionalität des Systems auch
     Optimierung nach Kundenrückmeldung                           sich an Berufspendler richtet, realisiert werden. Dies                           für unterirdische Fahrten bis zur Marktreife gemein-
                                                                                                                                                                                                             Business Development Director
                                                                  sei die logische Weiterentwicklung des erfolgrei-                                sam entwickeln konnten. Nicht zu unterschätzen ist
                                                                                                                                                                                                                    Reto Schmid
     Der VRS hat das Pilotprojekt, das er im Namen seiner         chen eTarif-Pilotprojekts, das sich an Gelegen-                                  auch die Komplexität der technischen Umsetzung ei-
     Verkehrsunternehmen gemeinsam mit den Kölner Ver-            heitsfahrer richtet, so die Politiker der VRS-                                   nes eTarifs mit Luftlinie. Es müssen viele Details mit
     kehrs-Betrieben (KVB) und dem Schweizer Anbieter             Verbandsversammlung, die das Projekt                                             den Projektpartnern abgeklärt werden. Wie wird mit
     FAIRTIQ als Entwicklungspartnerschaft durchführt, be-        mit einem fraktionsübergreifen-                                                  Rundfahrten umgegangen? Welchen Einfluss haben
     reits mehrfach an die Wünsche der Testkunden ange-           den Antrag auf den Weg                                                           Fahrtunterbrechungen auf den Preis?
     passt. So wurden neben einem Preisrechner, mit dem           brachten. Ein Grob-
     die Kunden vor Fahrtantritt die Kosten kalkulieren kön-      konzept wird aktu-                                                               Wo sehen Sie die größten Stärken Ihrer App?
     nen, auch die neuen Bezahlverfahren PayPal und Last-         ell erarbeitet.
                                                                                                                      Begleitet das Projekt:
     schriftverfahren implementiert und ein Rabattmodell                                                                                           Die wesentliche Stärke liegt in der Einfachheit des
                                                                                                                      ­VRS-Vertriebs­mitarbeiter
     für Vielfahrer eingeführt. Wie gut die Vorteile des elek-                                                                                     Systems für den Fahrgast. Aber auch für die Verkehrs-
                                                                                                                      Matthias Berels
     tronischen Tarifs im VRS-Pilotprojekt ankommen, be-                                                                                           unternehmen bringt die Lösung viele Mehrwerte. Mit

                                                                                         Experte für den eTarif:
                                                                                         ­Siegfried Krüger
Corona und weitere Herausforderungen eTarif - das Pilotprojekt läuft weiter Autor Ralf Kramp im VRS-Gespräch Fazit der VRS-Bilanz 2019 Unterwegs ...
16   VRS VERBUNDBERICHT 2020                                                                                                                                    THEMEN, DIE BEWEGEN
                                                                                                                                                                                                                                                                                      17

     Die wichtigsten Erkenntnisse aus                                                                                                           Einstellung der Pilot-Teilnehmer zu verschiedenen Aspekten

     der Markt­forschung.                                                                                                                       Ergebnisse 1. Befragung
                                                                                                                                                     Sollte es auch nach dem Pilotprojekt den eTarif
                                                                                                                                                                                                                                                                                Ø

                                                                                                                                                                                                                                     10 %              81 %                    1,34
                                                                                                                                                ­geben, würde ich auch in Zukunft den eTarif nutzen.
     Die Marktforschung erfolgte in zwei Befragungen, die Bei der zweiten Befragung wurden 3.255 Testkunden
                                                                                                                                                    Ich teste gerne neue technische Entwicklungen.                                     21 %                  70 %              1,41
     im Abstand von zwei bis drei Monaten bei den ange- angeschrieben, 1.569 beteiligten sich (Rücklaufquote
     meldeten Testkunden durchgeführt wurden. Bei der 48 %). Dabei wurde nicht jeder Testkunde bei beiden
                                                                                                                                                                         Der eTarif ist verständlich.                                  22 %                  70 %              1,43
     ersten Befragung wurden 2.842 Testkunden ange- Befragungen angeschrieben.
     schrieben, 1.504 beteiligten sich (Rücklaufquote 53 %).
                                                                                                                                                                               Der eTarif ist einfach.                         8 % 18 %                  71 %                  1,45
                                                                                                                                                                          Der eTarif vereinfacht die
     Hat sich Ihre Zufriedenheit mit dem eTarif-Pilotprojekt seit Ihrer                                                                                             Bus- und Bahnnutzung für mich.                             7 % 17 %                 70 %                   1,50

     letzten Befragung geändert?                                                                                                                          Die Fahrtabrechnung erfolgt ohne Fehler.                            10 % 13 %                72 %                    1,51

     Ergebnisse 2. Befragung                                                                                                                            Es ist für mich völlig in Ordnung, dass meine
                                                                                                                                                                                                                              14 %      26 %            52 %                   1,81
                                                                                      12 %                                                                                Fahrtdaten erfasst werden.
                                                                                                  18 %                                              Ich nutze den eTarif nur wegen eines möglichen
           ja, finde Pilotprojekt jetzt besser                                                                      1%                                                                                             8%8%    21 %         28 %          35 %                     2,28
                                                                                                                                                    Preisvorteils im Vergleich zum klassischen Tarif.
                                                                                                                                                                      Durch den eTarif fahre ich nun
                                                                                                                                                                                                            25 %   11 %   25 %        20 %     19 %                            3,04
           ja, finde Pilotprojekt jetzt schlechter                                                                                                                         häufiger Bus oder Bahn.

           nein
                                                                                           69 %                                                       1 = stimme voll und ganz zu               2              3          4                 5 = stimme überhaupt nicht zu

           weiß nicht mehr, wie ich es bei der letzten Befragung fand

                                                                                                                                                Zufriedenheit der eTarif-Nutzer mit dem eTarif                                                                          61 %
                                                                                                                                                                                                                                                                    57 %

                                                                                                                                                                                                              Ø Zufriedenheit
                                                                                                                                                                                                               2. Befragung
                                                                                                                                                                                                                   1,46
     Gerechtigkeit Luftlinientarif                                                                                                                                                                                                               34 %
                                                                                                                                                                        Ø Zufriedenheit                                                 32 %
     Ergebnisse 1. Befragung                                                                                                                                             1. Befragung
                                                                                                                                                                             1,58

     Gesamt                           34 %                  36 %             22 %

     eTarif-Nutzer                    36 %                   36 %             21 %                                                                                                                                 7%
                                                                                                                                                                                                                          4%
     eTarif-Nicht-Nutzer          23 %               35 %              31 %                                                                                          1% 1%                   2% 1%
                                                                                                         Hat die Zahlen im Blick: Dr. Manfred
                                                                                                         Knieps, VRS-Abteilungsleiter für den
                                                                                                          Bereich Einnahmenaufteilung und
           sehr gerecht              gerecht                   teils/teils                                                   Marktforschung

           ungerecht                 sehr ungerecht            kann ich nicht beurteilen                                                                                  1. Befragung              2. Befragung
Corona und weitere Herausforderungen eTarif - das Pilotprojekt läuft weiter Autor Ralf Kramp im VRS-Gespräch Fazit der VRS-Bilanz 2019 Unterwegs ...
18                    THEMEN, DIE BEWEGEN
                                                                                                                                            19

                      VRS-GESPRÄCH

                      Orient-Express trifft Eifelstrecke.
                      In seinen Büchern lehrt er die Leser das Fürchten: Krimiautor Ralf Kramp.
                      Doch bei seinen „Ermittlungen“ im Café Sherlock im Kriminalhaus in Hil-
                      lesheim stellte VRS-Geschäftsführer Michael Vogel schnell fest, dass der
                      Eifeler Schriftsteller gar nicht so furchteinflößend ist. Ein Austausch über
                      packenden Lesestoff, den ÖPNV, die Digitalisierung auf dem Land und
                      die Frage, warum der Plot eines Krimis einem Schienennetz ähnelt.

                      Vogel (hebt seine Kaffeetasse an): Hoffentlich ist in      Kramp: Es setzt sich zusammen aus vielen Details. Ei-
                      dem Kaffee nichts drin – in so einem Kriminalhaus weiß     ner Kette von Situationen, die man abarbeiten muss,
                      man ja nie.                                                ohne das große Ganze aus dem Blick zu verlieren. Gele-
                                                                                 gentlich stellt man auch fest: Mist, das funktioniert so
                      Kramp: Es sind noch immer alle heil rausgekommen.
                                                                                 nicht. Dann hilft es super, Bahn zu fahren. Und plötz-
                      Aber Mordwaffen hätten wir hier genug.
                                                                                 lich, von einem Moment auf den nächsten, kommt
                      Vogel: Sind das auch die Utensilien, die Sie zum Schrei-   die erlösende Sekunde, wo plötzlich alles glasklar vor
                      ben motivieren?                                            einem liegt.

                       Kramp: Ganz ehrlich, mir ist die Beschreibung einer       Vogel: Denkt man beim Schreiben eigentlich vom Ende
                      Mordwaffe völlig egal. Bei mir ist der Mord manch-         her?
                       mal nur ein Mittel zum Zweck, um die Geschichte zu
                                                                                 Kramp: Tatsächlich muss man von oben draufgucken.
                      ­erzählen.
                                                                                 Ich benutze da gerne einen Vergleich, den ich mir nicht
                      Vogel: Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man es       extra für dieses Gespräch habe einfallen lassen: Das
                      anstellt, einen Krimi zu schreiben.                        ist wie beim Schienennetz. Man setzt zum Anfang ei-

„Ein Krimi                 Im Kriminalhaus beherbergen Ralf Kramp
                           und seine Frau nicht nur das „Café Sherlock“
                           und eine Buchhandlung, sondern auch eine

        ist wie ein
                           der größten Krimi-Sammlungen Deutsch-
                           lands mit mehr als 30.000 Büchern. Die
                           Besucher können, mit einer „Fallmappe“

     Schienennetz.“
                           aus der Buchhandlung ausgestattet, im
                           Kriminalhaus sogar selbst zum Ermittler
                           werden.

                           Das Kriminalhaus
                           Am Markt 5–7
                           54576 Hillesheim

                           Telefon: 06593/9989620
                           www.kriminalhaus.de
20                                                                                                                                                                                                                                                21

                                                                   einer Zeit, in der der Regionalkrimi überhaupt noch
                                                                   nicht etabliert war. Ich bin übrigens traurig, dass meine
                                                                   liebe Kollegin Carola Clasen mir den wunderbaren Titel
                                                                  „Mord im Eifel-Express“ vor der Nase weggeschnappt
                                                                   hat. (Beide lachen). Hätte ich auch gerne geschrieben.

                                                                  Vogel: Das ist die Krux in der Eifel, dass sie mit dem
                                                                  ÖPNV, insbesondere mit der Eisenbahn, nicht mehr so
                                                                  gut erschlossen ist, wie sie einmal war. Es ist sehr viel
                                                                  stillgelegt worden.

                                                                   Kramp: Und wo die hier überall langführte. Die gan-
                                                                   zen kleinen Nester waren miteinander verbunden. Wir
                                                                   haben hier die Eifel-Querbahn, die teilweise reaktiviert
                                                                   werden soll. Fände ich toll. Aber die Geschmäcker und
     ner Geschichte zehn bis 15 Züge auf die Schiene. Man
                                                                   Ansprüche ändern sich. Hier in der Eifel nutzt jeder        Kramp: Das wollte ich auch gerade sagen. Da ist noch     me davon, einen historischen Roman zu schreiben, der
     muss gucken, dass die am Ende alle zeitversetzt im sel-
                                                                   eines seiner beiden Autos und fährt für jede Tablette       ein anderer Schritt, der zuerst getan werden muss.       in der Eifel spielt. Und zwar in den 1920er-Jahren, als
     ben Bahnhof einlaufen und dafür mal hier eine Weiche
                                                                   Aspirin irgendwohin. Da kann man dann trefflich da­         Aber so manche Funklöcher haben sich mittlerweile        eben hier in der Region Bahnstrecken installiert wur-
     stellen oder dort eine Schleife fahren lassen.
                                                                   rüber diskutieren, ob das eine Frage von Angebot und        doch geschlossen.                                        den und es bis in die Verästelungen ging. Das war eine
     Vogel: Das ist so, wie man es von den klassischen Aga- Nachfrage ist.                                                                                                              Zeit des ganz großen Aufbruchs. Dort eine Kriminalge-
                                                                                                                               Vogel: Dann ist die Perspektive mit einem digital ge-
     tha-Christie-Romanen kennt. In ihren Romanen gibt                                                                                                                                  schichte anzusiedeln, das würde mir gefallen.
                                                                   Vogel: Das ist eine unserer größten Herausforderun-         steuerten Bedarfsverkehr ja realistisch. Man sieht, wie
     es ja viele Eisenbahn-Analogien. Der Mord im Orient-
                                                                   gen: Wie man den ländlichen Raum erschließen kann.          die Zeit sich auch verkehrlich ändert. Anfang des 20. Vogel: Spannend fände ich, wenn Sie den Krimi in einer
     Express …
                                                                   Auf der einen Seite ist die Nachfrage gering, der Kon-      Jahrhunderts war die Eisenbahn ein Symbol ihrer Zeit, Bahn stattfinden lassen würden.
     Kramp: Der Orient-Express ist der große Traum von kurrenzdruck des Autos ist groß. Dann sind die Kosten                   ein super-modernes Verkehrsmittel. Deshalb, glaube
                                                                                                                                                                                        Kramp: Mit Reisenden unterwegs zu sein und sie zu
     meiner Frau und mir.                                          höher, weil man sehr viel Fläche erschließen muss. Wir      ich, finden wir aus dieser Zeit auch so viele Romane, in
                                                                                                                                                                                        beobachten, ist Gold wert. Wenn mir keine Figuren
                                                                   haben die Hoffnung, dass mit fortschreitender Digi-         denen Züge eine Rolle spielen.
     Vogel: Sie sind ja auch sehr anglophil, wenn ich den                                                                                                                               mehr einfallen würden, müsste ich mich nur einen hal-
                                                                   talisierung mehr Bedarfsverkehr angeboten werden
     Austin-Oldtimer vor dem Café stehen sehe oder Ihr                                                                         Kramp: Sherlock Holmes ist immer mit der Droschke ben Tag in die Bahn oder den Bus setzen, dann hätte
                                                                   kann – über eine App zum Beispiel, individualisiert und
     Tweed-Jackett. Wo kommt diese Anglophilie her?                                                                            oder der Eisenbahn gefahren. Nichts anderes. Ich träu- ich Material und Personal für mehrere Romane.
                                                                   mit kleineren Fahrzeugen abgebildet. Aber wenn man
     Kramp: Das hat mit Literatur zu tun. Während die an- sieht, wie der ländliche Raum digitalisiert ist, dann
     deren Karl May lasen, habe ich „Fünf Freunde“ gelesen. wird es wahrscheinlich noch eine Weile dauern. (Beide
     Das sind Krimis, spielen in England. Und dann kamen lachen)
     die alten Miss-Marple-Filme und irgendetwas an der
     Lebensart hat mich angesprochen. Seit ich mal zu ei-                                                                                                                                   Ralf Kramp (Jahrgang 1963, verheiratet,
     nem Schüleraustausch dort war, vergeht fast kein Jahr,                                                                                                                                 zwei erwachsene Söhne) wurde in Euskir-
     in dem wir nicht nach England reisen. England ist ähn-                                                                                                                                 chen am Rande der Eifel geboren. Heute
     lich vielgestaltig wie die Eifel. Es ist fast wie ein zweites                                                                                                                          lebt er in Flesten, mitten in der beschauli-
     Nach-Hause-Kommen.                                                                                                                                                                     chen Vulkaneifel. 1996 veröffentlichte der
                                                                                                                                                                                            gelernte Maler und Lackierer sein erstes
     Vogel: Ich finde es erstaunlich, welche Bedeutung die
                                                                                                                                                                                            Buch. Inzwischen sind es fast 40. Sein
     Eifel in Krimis hat, sei es bei der TV-Serie „Mord mit
                                                                                                                                                                                            neuestes Buch „Mord mit Eifelblick“ ist im
     Aussicht“ oder bei den Büchern von Jacques Berndorf …
                                                                                                                                                                                            KBV-Verlag erschienen (12 Euro): Mit der
     Kramp: … der ja leider inzwischen nicht mehr schreibt.                                                                                                                                 ländlichen Beschaulichkeit am alt-ehrwür-
     Ich glaube nicht, dass die Eifel irgendwie prädestiniert                                                                                                                               digen „Hotel Eifelblick“, einst Kulisse einer
     ist für Kriminalliteratur. Aber die Eifel hat einen histo-                                                                                                                             beliebten Fernsehserie, ist es vorbei, als am
     rischen Vorsprung: Die Tatsache, dass Berndorf den                                                                                                                                     Set für eine Jubiläumsepisode eine Leiche
     ersten Eifelkrimi vor 31 Jahren hier angesiedelt hat, zu                                                                                                                               gefunden wird …
22   VRS VERBUNDBERICHT 2020                                                                                           THEMEN, DIE BEWEGEN
                                                                                                                                                                                                                                                        23

                                                                                                                                                                                     VRS-Projektleiter Volker Hassenpflug und Michael Schlieper von
                                                                                                                                                                                           der Agentur „side by site“ testeten SEVAS im Live-Betrieb.

     D I G I TA L I S I E R U N G M O B I L I TÄT                                                                      Unterwegs mit SEVAS

                                                                                                                        Wie das in der Praxis klappt, hat der Projektleiter selbst

     SEVAS – ein VRS-Projekt                                                                                            ausprobiert: VRS-Projektleiter Volker Hassenpflug und
                                                                                                                        Michael Schlieper von der begleitenden Agentur „side
                                                                                                                        by site“ haben einen weißen Kombi zum Lkw „umfunk-

     wird zum Videostar.                                                                                                tioniert“ und sind mit ihm zwei verschiedene Routen in
                                                                                                                        Gelsenkirchen abgefahren. Ob SEVAS den Pseudo-Lkw
                                                                                                                       – angeblich 18 Meter lang, 38 Tonnen schwer und mit
                                                                                                                        Gefahrgut an Bord – sicher durch die Straßen navigierte,
                                                                                                                        verrät Ihnen das Video hinter dem folgenden QR-Code.
     Lkw, die unter Brücken festhängen, sich in enge Sträßchen verfahren,
     durch dicht besiedelte Wohngebiete scheppern – all das soll mit SEVAS
     möglichst der Vergangenheit angehören. Das VRS-Projekt digitalisiert –
     unterstützt vom NRW-Verkehrsministerium – relevante Daten für den
     Schwerlastverkehr und errechnet Vorrangrouten für die Brummis.

                                                                                                                                                        Münster                                  Detmold
     „Nachdem SEVAS bereits im Rheinland ein Erfolg ist, gelangen die Daten zu den Kartenherstellern, welche
      läuft aktuell die Ausweitung auf ganz NRW. Auch ver- die Informationen dann über ein Update des Navis
      schiedene Player im ganzen Bundesgebiet haben be- oder über mobile Endgeräte direkt in die Führerhäu-
      reits Interesse an SEVAS angemeldet“, erklärt Projekt- ser der Lkw liefern.
      leiter Volker Hassenpflug. Aktuell sind 251 Kommunen
      und Kreise der Kooperation beigetreten. 4.121 Res-
      triktionen (Gewichts-, Höhen-, Längen- und Breiten-
      begrenzungen sowie Durchfahrtsverbote für Lkw) ha-                                                                                                            Arnsberg
      ben die teilnehmenden Kreise und Kommunen bereits
      in SEVAS eingepflegt. Ebenso sind 14.104 Kilometer an
                                                                                                                              Düsseldorf
      Vorrangrouten hinterlegt. Vertreter der Verwaltungen
      pflegen die Lkw-relevanten Daten mit SEVAS einfach
                                                                                                                                                                                                                     teilnehmende Kommunen
      und schnell in ihr System ein; die VRS-Experten stellen
      die Daten auf dem Mobilitäts-Daten-Marktplatz MDM                                                                                                                                                              Teilnahme angekündigt
                                                                                                                                     Köln
      sowie dem Portal Open.NRW bereit.
                                                                                                                                                                                                                     bisher noch nicht
                                                                                                                                                                                                                     ­teilnehmende Kommunen
     Ein Clou: Verkehrszeichen können die kommunalen
     Partner mittels einer extra entwickelten App ganz be-
     quem aufnehmen und in SEVAS übernehmen. Von hier
                                                                              Volker Hassenpflug ist Projektleiter
                                                                             „Digitali­sierung M
                                                                                               ­ obilität“ beim VRS.                                                                    Die detaillierte Karte finden Sie hier: sevas.nrw.de
24                                                                              THEMEN, DIE BEWEGEN
                                                                                                                                                                                                25

                                                                                                                                                           39,11 Mio. €
                                                                                                                                                    Umsatz

                                                                                                                                      +97,96 %
                                                                                 Der ÖPNV war auch 2019 das Rückgrat der Mobilität
                                                                                 in der Region – das spiegelt sich deutlich in der Bilanz
                                                                                 des VRS wider. Die Fahrgäste haben knapp 555 Milli-
                                                                                 onen Fahrten mit Bussen und Bahnen unternommen.
                                                                                 Das waren 5,9 Millionen Fahrten (+1,16 %) mehr als Umsatz VRS-HandyTicket im Vergleich zu 2018
                                                                                 2018. Auch bei den Einnahmen findet sich der positi-
                                                                                 ve Trend wieder: Die im VRS zusammengeschlossenen Zeitkarten und HandyTickets wachsen weiter stark
                                                                                 Partner erwirtschafteten Einnahmen in Höhe von rund
                                                                                 694 Millionen Euro. Das macht ein Plus von fast 30 Mil- Die weiterhin mit Abstand größte Ticketgruppe sind
                                                                                 lionen Euro (+4,39 %).                                   Zeitfahrausweise bzw. Abonnements: Auf sie entfal-
                                                                                                                                          len 51,58 Prozent der Fahrten und 71,76 Prozent der
                                                                                 Zurückzuführen sind die Zahlen unter anderem auf gu- Einnahmen. So wurden 2019 231,60 Millionen Fahr-
                                                                                 te Zuwächse im sogenannten Bartarif (EinzelTickets, ten mit den ZeitTickets für Erwachsene unternom-
                                                                                 AnschlussTickets, 4er-Tickets und 24StundenTickets). men (+1,63 % / +3,71 Mio. Fahrten). Die Einnahmen
                                                                                 Hier legten die Fahrtenzahlen gegenüber 2018 um stiegen von 302,92 Millionen Euro auf 315,95 Millio-
                                                                                 1,54 Millionen (+2,73 %) auf 57,89 Millionen zu, die nen (+4,3 %). Im Segment bleibt das Job- bzw. Groß-
                                                                                 Einnahmen um 10,89 Millionen Euro (+ 5,84 %) auf kundenTicket der meistgenutzte Fahrausweis: Auf
                                                                                 197,27 Millionen Euro.                                   92,87 Millionen Fahrten (+2,59 % / +2,34 Mio. Fahr-
                                                                                                                                          ten; Einnahmen: +3,83 % auf 152,38 Mio. Euro) fuh-
                                                                                „Obwohl auch 2019, wie schon im Vorjahr, Baustel- ren Pendler damit zur Arbeit, nutzten es aber ebenso
                                                                                 len, Warnstreiks und Wetterereignisse Einfluss auf für Freizeitfahrten und profitierten von den vielfälti-
                                                                                 die ­ÖPNV-Nutzung genommen haben, ist die Zahl der gen Mitnahmemöglichkeiten. Auch die Zahl der Zeit-
                                                                                 Fahrten 2019 wieder merklich gestiegen. Für uns ist Tickets für Schüler und Auszubildende ist weiter ge-
                                                                                 das ein Beweis dafür, dass der ÖPNV grundsätzlich als stiegen: Von 207,84 Millionen im Jahr 2018 auf 208,47
                                                                                 klimafreundliche Form der Mobilität immer besser ak- Millionen Fahrten (+0,30 % / +0,63 Mio. Fahrten) im
                                                                                 zeptiert wird“, betont Sascha Triemer, Leiter der VRS- Jahr 2019 (Einnahmen 2018: 164,29 Mio. / Einnahmen
                                                                                 Abteilung Tarif und Vertrieb.                            2019: 169,42 Mio. Euro / +3,12 %).

     BILANZ 2019
                                                                                                                                        Ungebrochen ist der Erfolg des VRS-HandyTickets.
                                                                                                                                        Schon im Jahr 2018 steigerte sich der Umsatz gegen-

     Mehr Fahrgäste, mehr ­Einnahmen.                                           555 Mio.                                                über dem Vorjahr um 58 Prozent. Doch 2019 legte das
                                                                                                                                        HandyTicket abermals stark zu und verdoppelte die
                                                                                                                                        Umsätze fast: von 19,76 Millionen auf 39,11 Millionen
                                                                                                Fahrten                                 Euro (+97,96 Prozent).

     2019 war ein gutes Jahr für den öffentlichen Nahverkehr im Gebiet
     des VRS. Besonders digitale Angebote wie das HandyTicket toppten                     +1,16 %
     alle ­Erwartungen. Aber die gesteckten Ziele werden sich 2020 nicht
     ­erreichen lassen: Die Corona-Krise wirft ihre Schatten für das laufende
      ­Geschäftsjahr voraus.                                                     Fahrten mit Bus und Bahn
                                                                                insgesamt im Vergleich zu 2018
28   DER JOKER STICHT
     RRX-Fahrzeuge bringen positive Effekte

30   ZWISCHEN KAISER-
                                              Infrastruktur für die
                                                  Zukunft
     UND DOMSTADT
     Gründung des „Bündnis Knoten Aachen“

32   FOKUS: BAUSTELLEN
     Investitionsprojekte und Baumaßnahmen

42   BAHNHÖFE AUF DEM PRÜFSTAND
     Qualitäts- und Stationsbericht

44   „IMMER EINE MOMENTAUFNAHME!“
     Unterwegs mit einem NVR-Profitester
28                                                                                                                                                                                                                                            29

     RRX-PROJEKT

     Der Joker sticht: RRX-Fahrzeuge
                                                                                                                          RRX-Fahrzeuge für die Linie RE 4

                                                                                                                          Im Hintergrund laufen unterdessen die Vorbereitungen

     bringen positive Effekte.
                                                                                                                          für die Linie RE 4, welche im Dezember 2020 als vor-
                                                                                                                          erst letzte Linie mit RRX-Fahrzeugen ausgestattet wird.
                                                                                                                          Trotz coronabedingter Einschränkungen haben die ers-
                                                                                                                          ten für die Linie bestimmten Fahrzeuge die Produkti-
                                                                                                                          onsstätten von Siemens bereits verlassen und befinden
     Der RRX-Vorlaufbetrieb ist im NVR-Gebiet beinahe komplett realisiert:                                                sich zur Inbetriebsetzung im Prüf- und Validierungscen-
                                                                                                                          ter Wegberg-Wildenrath oder sogar schon im Eigentum
     Im Jahr 2019 gingen die Linien RE 5 (RRX) und RE 6 (RRX) an den Start,                                               von VRR, NWL, SPNV-Nord und NVR.
                                                                                                                                                                                           NVR-Bereichsleiter Sven Kleine ist u. a. für den
                                                                                                                                                                                           RRX verantwortlich.
     im Juni 2020 die Linie RE 1 (RRX). Im Dezember 2020 steht noch die
     ­Linie RE 4 (RRX) an. Doch bereits bevor die neuen SPNV-Fahrzeuge vom
      Typ Desiro HC aus dem Hause Siemens auch zwischen Aachen und Dort-
      mund auf die Strecke gehen, steht fest: Der Joker sticht!                                                          „Neue Fahrzeuge allein sind kein Allheilmittel.“
                                                                                                                          NVR-Geschäftsführer Heiko Sedlaczek über das RRX-Projekt, Infrastrukturausbau und Fahrgastinformation.

     Bis das RRX-Zielkonzept vollständig umgesetzt ist, ver-    Pünktlichkeit der neuen Linien RE 5 (RRX) und RE 11
     gehen noch viele Jahre. So lange wird es dauern, bis       (RRX), der die Strecke Düsseldorf – Kassel-Wilhelms-      Wie bewerten Sie die positiven Effekte durch den                 Was tun Sie, um die Fahrgäste mitzunehmen?
     durch den umfangreichen Ausbau der Infrastruktur der       höhe bedient, mit Blick auf ganz NRW untersucht. Hier     ­Einsatz der RRX-Fahrzeuge auf der Linie RE 5 (RRX)?
     15-Minuten-Takt zwischen Köln und Dortmund reali-          konnte sich der RE 5 (RRX) bei der Betrachtung des 1.                                                             Wir wirken vor allem auf ein kapazitätsschonendes
     siert sein wird. Doch bereits die Betriebsaufnahmen im     und 2. Halbjahrs 2019 um knapp 10 Prozent verbes-         Das Fahrzeug erfüllt grundsätzlich die Erwartungen      Bauen hin. Das bedeutet, dass neben der zeitlichen
     Vorlaufbetrieb haben dank zahlreicher Vorteile der RRX-    sern: Im ersten Halbjahr waren 60,4 Prozent aller RE-     bezüglich einer verbesserten Betriebsqualität. Das ist  Bündelung von Bautätigkeiten auch die betriebliche
     Fahrzeuge einen spürbaren Effekt auf die Betriebsquali-    5-Züge pünktlich, zwischen Juli und Dezember waren es     zunächst eine gute Nachricht für die Fahrgäste, die     Flexibilität während der Bauphase soweit wie möglich
     tät und den Komfort für die Fahrgäste. Diese freuen sich   unter Einsatz der RRX-Fahrzeuge 66,5 Prozent. Beim RE     dadurch weniger mit Verspätungen zu kämpfen haben.      erhalten bleibt, beispielsweise durch zusätzliche Wei-
     besonders über das moderne Ambiente, Fahrgastinfor-        11 (RRX) ist der Effekt der neuen Fahrzeuge noch stär-    Doch dass der RE 5 (RRX) immer noch die schlechtes-     chen oder Signale. Des Weiteren ist eine Optimierung
     mation in Echtzeit mit aktuellen Anschlussverbindun-       ker spürbar, er verbesserte sich sogar um fast 20 Pro-    ten Pünktlichkeitswerte der RE-Linien im NVR-Gebiet     des Schienenersatzverkehrs wichtig. Der Anspruch ist,
     gen sowie die gute Klimaanlage und genießen die Vor-       zent: 2018 waren 68,9 Prozent aller Züge auf der Linie    einfährt, beweist: Neue Fahrzeuge allein sind kein All- leistungsfähige Ersatzkonzepte anzubieten, die auch
     teile des deutlich besseren Mobilfunkempfangs im Zug.      RE 11 pünktlich, im RRX-Vorlaufbetrieb 2019 waren es      heilmittel, einen wirklich nachhaltigen Effekt kann nur eine konkurrenzfähige Alternative zum zeitweisen Um-
                                                                82,2 Prozent.                                             der Infrastrukturausbau bringen.                        stieg auf das Auto darstellen. Besonderen Wert legen
     Doch der Pünktlichkeitsbericht des NVR für 2019 be-                                                                                                                          wir bei Baumaßnahmen auf eine umfangreiche Fahr-
     weist noch viel mehr: Die Fahrzeuge bringen durch ihre Nicht ganz so positiv sah es betriebsseitig aus. Auf-         Wie geht es diesbezüglich voran?                        gastinformation: Neben frühzeitiger Kommunikation
     Sprintstärke auch mehr Pünktlichkeit ins System. Der RE grund der seit langem bekannten Personalproblematik,                                                                 der Maßnahmen gibt es auch zahlreiche Informatio-
     5 (RRX) hat zwar immer noch die schlechtesten Pünkt- die sich angesichts der Corona-Krise noch verschärft            Gut. Trotz der Corona-Krise gab es hier keine größe- nen in den Fahrzeugen sowie an Bahnhöfen. Das reicht
     lichkeitswerte bei den RE-Linien im NVR-Gebiet. Aber er hatte, war Abellio Rail NRW nicht in der Lage, ausrei-       ren Verzögerungen. Ich weise aber darauf hin, dass von Plakaten und Flyern über Footsteps, die an der Sta-
     konnte sich von 5 Minuten und 25 Sekunden vor dem chend Triebfahrzeugführer für die komplette Betriebs-              die Ausbau-Maßnahmen mit zwischenzeitlich sehr tion den Weg zum Schienenersatzverkehr weisen, bis
     Fahrzeugwechsel auf 3 Minuten und 57 Sekunden stark aufnahme auf der Linie RE 1 (RRX) schulen zu lassen. DB          großen Einschränkungen für die Fahrgäste verbunden hin zum Einsatz von Reisendenlenkern.
     verbessern. Seit Juni 2019 sind hier die modernen RRX- ­Regio, der bisherige Betreiber der Linie, übernimmt da-      sein werden. Die Infrastrukturbetreiber sind dabei, die
     Züge im Einsatz.                                        her bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2020 fünf            Maßnahmen zu bündeln, um die Einschränkungen so
                                                             der insgesamt neun Umläufe. Dabei kommen auf den             gering wie möglich zu halten. Aber ohne Bautätigkeit
     Pünktlichkeit in NRW                                    von DB Regio durchgeführten Fahrten die roten Dop-           werden wir keinen dauerhaft zuverlässigeren SPNV be-
                                                             pelstock-Züge zum Einsatz, Abellio fährt mit den neuen       kommen.
     Das Kompetenzcenter Integraler Taktfahrplan (KC ITF) RRX-Fahrzeugen. Die Zugbegleiter werden aber auf al-
     hat die Wirkung des Neufahrzeugeinsatzes auf die len Fahrten vertragsgemäß von Abellio gestellt.
30                                                                                                                                                         INFRASTRUKTUR FÜR DIE ZUKUNFT
                                                                                                                                                                                                                                         31

                                                                                                                      Fragen an Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier

                                                                                                                      Welchen Beitrag leistet der geplante Ausbau des          Wie halten Sie persönlich es mit der Nutzung des
                                                                                                                      Bahnknoten Aachen für die Region?                        ­öffentlichen Personenverkehrs?

                                                                                                                      Wegen der hohen Bedeutung des Bahnknoten Aachen Ich bekenne: Da ist noch Steigerungspotenzial. Dienst-
                                                                                                                       für den nationalen und internationalen Eisenbahnver- lich bin ich häufig mit dem Pkw unterwegs, da sich die
     BÜNDNIS KNOTEN AACHEN                                                                                             kehr und damit auch für die Wirtschaft haben Kreise, Termine andernfalls nicht so eng takten lassen, wie es
                                                                                                                      Kommunen und die Städteregion Aachen ein „Bünd- mein Terminkalender leider meist nötig macht. Zumal
                                                                                                                       nis Knoten Aachen“ gegründet. Damit wollen wir den ich im Pkw auch dienstliche Telefonate führen kann,

     Schienenausbau zwischen                                                                                          Forderungen nach einer schnellstmöglichen Moder- ohne dabei Mitreisende zu stören. Privat ist der ÖPNV
                                                                                                                       nisierung und dem Ausbau der Schieneninfrastruktur für meine Familie und mich eine Alternative, da meine
                                                                                                                       rund um den Knoten Aachen besonderen Nachdruck Kinder ohnehin gerne Bahn fahren und die Parkplatz-

     Kaiser- und Domstadt.                                                                                             verleihen. Gemeinsam haben wir dem Bundesver- suche in überfüllten Innenstädten nicht zum Familien-
                                                                                                                       kehrsministerium ein abgestimmtes Maßnahmenbün- frieden beiträgt.
                                                                                                                       del vorgeschlagen, dass nach Ansicht von Experten
                                                                                                                      sogar mehr Wirkung zeigen wird, als ein durchgängi- Worauf müssen sich die Aachener und die ­Menschen
                                                                                                                       ges drittes Gleis. Für den interfraktionellen und grenz- in der Region für die Dauer der anstehenden
     Im Alter von 175 Jahren kann sich eine Bahnstrecke ruhig einmal eine                                              überschreitenden Schulterschluss bin ich meinen Kol- ­Arbeiten einstellen?
     Frischzellenkur gönnen. 1845 wurde die Strecke Aachen – Köln in B­ etrieb                                         legen, dem NVR sowie den beteiligten Ministerien sehr
                                                                                                                      ­dankbar.                                                 Die Umsetzung des Maßnahmenbündels ist ohne Be-
     genommen – jetzt ist es an der Zeit, der wichtigen Schienenverbindung                                                                                                      einträchtigungen nicht zu schaffen. Wenn wir aber
     den Weg in die Zukunft zu ebnen. Um dieses Ziel zu erreichen, gründeten                                                                                                    langfristig zu einem spürbaren Kapazitätsausbau und
                                                                                                                                                                                einer deutlichen Geschwindigkeitserhöhung kommen
     zahlreiche Akteure der Region Anfang 2020 das Bündnis Knoten Aachen.                                                                                                       wollen, ist der eingeschlagene Weg alternativlos. Des-
                                                                                                                                                                                halb werbe ich schon jetzt bei allen Betroffenen um
                                                                                                                                                                                Verständnis. Nur so können wir den Personen- und Gü-
     Mehr als anderthalb Jahrhunderte nach ihrer             Um ein weiteres Zeichen pro Modernisierung und Aus-                                                                terverkehr auf der Schiene zukunftsfähig gestalten.
     ­Inbetriebnahme steht die Eisenbahninfrastruktur, die   bau der Schieneninfrastruktur zu setzen, haben der
      die Kaiser- mit der Domstadt verbindet, vor erhebli-   Nahverkehr Rheinland und weitere Akteure der Regi-
      chen Herausforderungen. Nicht nur hat in den ver-      on Anfang 2020 das Bündnis Knoten Aachen gegrün-
      gangenen Jahren der Verkehr auf der Strecke deutlich   det. Mit der offiziellen Unterzeichnung einer Bündnis-
     zugenommen. Auch in der nächsten Dekade ist im-         Urkunde durch Vertreter der beteiligten Kreise, Städte
                                                                                                                                                                              „Wenn wir lang­fristig zu einem
      menses Wachstum sowohl im Schienenpersonen- als        und Gemeinden wurden das gemeinsame Ziel und                                                                      spürbaren ­Kapazitätsausbau und
     auch im Schienengüterverkehr zu erwarten. Zur Er-       die besondere Bedeutung des Knoten Aachen hervor-
      tüchtigung des Bahnknoten Aachen haben zahlreiche      gehoben und schriftlich manifestiert. „Ich freue mich
                                                                                                                                                                               einer deutlichen Geschwindigkeits-
     Akteure des Rheinlandes eine gemeinsame Machbar-        sehr, dass sich die Akteure in der Region Aachen mit                                                              erhöhung kommen wollen, ist der
      keitsstudie in Auftrag gegeben. Diese empfiehlt ein    der Gründung des Bündnis Knoten Aachen zu einem
     Bündel von Ausbau- und Fahrplan-Maßnahmen, von          starken Schienenpersonenverkehr bekennen“, s­agte
                                                                                                                                                                               eingeschlagene Weg alternativlos.“
      denen Nah- und Fern- sowie Güterverkehr gleicherma-    NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst anlässlich der
      ßen profitieren werden.                                Unterzeichnung.                                                                                                   Dr. Tim Grüttemeier
32                                                                                                                                                                                                                                                       33

     BAHNKNOTEN KÖLN

     Das Großprojekt gewinnt an Fahrt.

     Der Bahnknoten Köln ist eines der größten Nadelöhre im Schienensys-
     tem Europas. 440.000 Züge und mehr als 100 Millionen Fahrgäste be-
     wältigt der Kölner Hauptbahnhof jährlich. Längst ist die Kapazitätsgrenze
     im Bahnknoten erreicht. Doch der NVR arbeitet an Lösungen.                                                                                                                                     Ein Teil der Überdachung für den neuen S-Bahnsteig
                                                                                                                                                                                                        am Kölner Hauptbahnhof ist bereits vorhanden.

                                                                                                                                 Die Westspange –
                                                                                                                                 Rückgrat für neue S-Bahn-Linien.
     Aus einem kleinen Problem wird im Kölner Bahnknoten Alle Beteiligten ziehen an einem Strang, um den Aus-
     schnell ein großes: Weil sich Nah-, Fern- und Güterver- bau im Knoten Köln zu beschleunigen. Bei einer Sitzung
     kehr häufig die Gleise teilen, schlägt eine Verspätung des „Koordinierungsrates Bahnknoten Köln“ sagte die
     in einem der Systeme gleich auf sämtliche Verkeh- Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker ein größt-
     re durch. Um dieses Problem zu lösen, sollen die Ver- mögliches Entgegenkommen der Stadt bei der für die
     kehre entzerrt und dazu immer mehr Regionalverbin- Erweiterung des Hauptbahnhofs nötigen Baustellen-
     dungen auf S-Bahn-Gleise verlagert werden. Um das einrichtung am Breslauer Platz zu.
     möglich zu machen, wird die Stammstrecke der S 11
                                                                                                                                 Die Westspange ist das größte und teuerste Ausbauvorhaben im Ge-
     ausgebaut: Köln Hbf. und Köln Messe/Deutz erhalten Dialog mit Anwohnern und Fahrgästen                                      samtprojekt Bahnknoten Köln. Mit zwei separaten Gleisen für die S-Bahn
     neue Bahnsteige mit je zwei Gleisen, zudem soll der
     neue Haltepunkt Köln Kalk-West entstehen. Dr. Norbert Doch nicht nur das Kölner Stadtgebiet betreffend tut
                                                                                                                                 soll sie den westlichen und südlichen Innenstadtbereich für neue Linien
     Reinkober, Geschäftsführer des Nahverkehr Rheinland, sich etwas. Die Projektpartner für den S-Bahn-Ausbau                   erschließen.
     betont: „Der Ausbau im Bahnknoten Köln ist ein Quan- im Knoten Köln – das NRW-Verkehrsministerium, die
     tensprung im S-Bahn-Angebot für die gesamte Regi- DB sowie der NVR – haben im Mai 2020 die Vorzugsva-
     on und ein zentraler Baustein für eine leistungsfähige, riante für den Ausbau der RB 38 (Erftbahn) zur S-Bahn
     umweltfreundliche Mobilität. Um zu verhindern, dass S 12 veröffentlicht. Im Rahmen zweier Infomessen so-
                                                                                                                                 Die Bundesrepublik Deutschland investiert mehr als ei- und die dieselbetriebenen Regionalbahnen 24 und 25
     Fahrgäste auf den Bahnsteigen zurückbleiben, müssen wie eines Online-Dialogs hatten Anwohner und Fahr-
                                                                                                                                 ne Milliarde Euro in das Projekt. Die neuen Gleise wer- ersetzen wird. Ebenfalls auf der Westspange wird die
     wir weiter Gas geben und mit vereinten Kräften den gäste mehr als 900 Meinungsäußerungen hinterlassen.
                                                                                                                                 den zwischen Köln Hansaring und Hürth-Kalscheuren neue Linie S 17 verkehren. Sie bedient die stark nach-
     Ausbau weiter vorantreiben.“                            Diese gingen nach einer Prüfung durch die Planungsex-
                                                                                                                                 parallel zur bereits existierenden Strecke verlegt, auf gefragte Relation Köln – Bonn. Die S 17 fährt zwischen
                                                             perten soweit wie möglich in die weiteren Planungen
                                                                                                                                 der derzeit Regional-, Fern- und Güterzüge unter- Köln Messe/Deutz und Bonn Hbf. und ersetzt auf die-
     Alle ziehen an einem Strang                             für den Ausbau der RB 38 mit ein.
                                                                                                                                 wegs sind. Am Bahnhof Hansaring entsteht ein zweiter ser Strecke teilweise die RB 48.
                                                                                                                                 Bahnsteig für die S-Bahn. Neu gebaut werden die Stati-
     Auf dem Weg zu mehr Leistungsfähigkeit im Kno-
                                                                                                                                 onen Köln Aachener Straße, Köln Weißhausstraße und Die neue S-Bahn-Linie 16 ist die dritte Linie, die zu-
     ten Köln wurde im Frühsommer 2020 wieder ein Zwi-
                                                                                                                                 Köln-Klettenberg.                                          künftig über die Westspange fahren wird. Sie verkehrt
     schenschritt realisiert: Die Deutsche Bahn AG (DB) hat
                                                                                                                                                                                            im Endausbau von Langenfeld über Köln Messe/Deutz
     Planungsaufträge für den Ausbau der Stammstrecke
                                                                                                                                 Drei neue Linien                                           und Köln Hbf., den neuen Haltepunkt Köln Bonner Wall
     mit einem Volumen von 4 Millionen Euro im Rahmen
                                                                                                                                                                                            und den Flughafen Köln/Bonn bis nach Windeck-Au.
     der Entwurfsplanung vergeben. Für den Planungsab-
                                                                                                                                 Der Bau der Westspange ist Voraussetzung für neue S- Geführt wird die S 16 über die Südbrücke, auf der ak-
     schnitt 1 zwischen Köln-Dellbrück und Bergisch Glad-
                                                                                                                                 Bahn-Linien von Köln gen Süden Richtung Bonn, Eus- tuell im Regelfall ausschließlich Güterverkehr fährt. Für
     bach ist eine Vergabe der Ingenieurleistungen im Ok-
                                                                                                                                 kirchen und Kall. In Kall startet die neue Linie S 15, die den S-Bahn-Verkehr muss die Strecke noch ertüchtigt
     tober 2020 geplant.
                                                                                                                                 elektrisch zukünftig bis nach Gummersbach fahren und ausgebaut werden.

                                                              Guido Trösser-Berg, Leiter SPNV-Investitionsförderung, plant den
                                                              Bahnknoten beim NVR federführend.
Sie können auch lesen