Das betriebliche Magazin für einen nachhaltigen Einkauf - BME
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3,80 EURO Das betriebliche Magazin für einen nachhaltigen Einkauf Ausgabe Okober 2020 Im Interview mit Professor René Schmidpeter Nachhaltige Beschaffung in KMU: Weiterbildung von DIHK und ZDH Nachhaltiger Einkauf: Die BME Mittelstandsinitiative Top-Themen: Nachhaltige Beschaffung von Textilien Elektromobilität in der Praxis Kleine Kniffe 1
Editorial Mit dieser ersten Ausgabe der betrieblichen Version des Magazins für nachhaltige Beschaf- fung „Kleine Kniffe“ richten wir uns an den Mittelstand aus Industrie, Handel und Handwerk in Deutschland. Ihre Organisationen - der DIHK und der ZDH -unterstützen ihre Mitgliedsfirmen durch spezielle Schulungsangebote für eine nachhaltige Beschaffung. Insgesamt werden 1, 9 Bil- lionen EURO jährlich für den betrieblichen Einkauf verwendet. Sinnvoll ist es, diese Ausgaben in immer stärkeren Maßen am Prinzip der Nachhaltigkeit zu orientieren. Dafür gibt es Gründe. In immer mehr Unternehmen wächst die Erkenntnis, dass Wirtschaft und Natur zusammen- gehören. Die Tage der endlosen Entnahme natürlicher Ressourcen, deren Verarbeitung, Konsum und der gedankenlosen Entsorgung sind gezählt. Die Meere sind voll von Plastik, die Schornstei- ne der Müllverbrennung rauchen ohne Unterlass und überall, vor allem in Afrika, wachsen die Halden von Elektronikschrott. Es dämmert allmählich, dass dieser Raubbau ein Ende haben muss. Die Wirtschaft muss den Kreislaufgedanken ernstnehmen, damit am Ende des Konsums nicht die Müllhalde, sondern die Wiederverwertung der Rohstoffe steht. Die Herausforderung besteht darin, die Natur mit ihren Ressourcen zu bewahren und nicht, sie zu zerstören. Das hierfür gedach- te Kreislaufwirtschaftsgesetz trat am 24.02.2014 in Kraft und wurde am 20.07.2017 geändert. Auch das Lieferkettengesetz verfolgt das Ziel, Menschenrechte weltweit zu achten und die Umweltzerstörung zu vermeiden. Dabei sind die Forderungen, die das Gesetz stellt, nicht neu. Bereits 2011 wurden die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte durch den UN-Menschenrechtsrat verabschiedet. Sie sollen die Verletzung von Menschenrechten durch Wirtschaftsunternehmen verhindern und definieren die staatliche Schutzpflicht und die unter- nehmerische Verantwortung in globalen Lieferketten. Im Jahr 2016 formulierte daraus die Bundesregierung einen „Nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Leitprinzipien“ (NAP), der auf die freiwillige Selbstverpflichtung der Unternehmen setzt. Jetzt fordern auch Unternehmen wie BMW, Daimler, Nestle, REWE, Ritter Sport, Tchibo und Vaude, ein Gesetz für eine unter- nehmerische Sorgfaltspflicht mit verpflichtendem Charakter zu verabschieden. Das Magazin für die betriebliche nachhaltige Beschaffung „Kleine Kniffe“ wird halbjährlich zu den Themen der nachhaltigen Beschaffung berichten: Best Practise, Unternehmensportraits, wis- senschaftlich Erkenntnisse, Digitalisierung unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit werden unsere Themen sein. Ausblick: In der im April 2021 erscheinenden nächsten Ausgabe von „Kleine Kniffe“ erwarten Sie neben vielen anderen Themen Schwerpunktberichte zu den Themen Fuhrpark- management, nachhaltiges Bauen und Renovieren im Bestand. Bis dahin wünsche ich Ihnen eine angenehme Zeit. Bleiben Sie gesund! Chefredakteur Kleine Kniffe 3
Ohne Kreislaufwirtschaft kein effektiver Klimaschutz Ein Beitrag von Bernhard Schodrowski, BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e. V. Der 22. August war in diesem Jahr ein trauriges Datum und verbrauchen weniger Energie in der Produktion, reduzieren den eine dramatische Zäsur. Auf diesen Tag fiel der Erdüberlastungstag, CO2- Ausstoß und schonen das Klima also jener Termin, an dem rechnerisch die natürlichen Ressourcen der Erde für das laufenden Jahr aufgebraucht sind. Für den Rest des Hier sprechen die wissenschaftlich belegten Zahlen eindeu- Jahres 2020 leben wir nun auf Pump von den Ressourcen nachfol- tig für mehr Kreislaufwirtschaft: wenn eine Verdoppelung der gender Generationen. Recyclingrohstoffmenge in der industriellen Produktion von der- zeit knapp fünfzehn Prozent auf dreißig Prozent mit konkreten Die Tatsache, dass wegen der Corona- Pandemie dieser Tag um Maßnahmen angegangen werde, hätte man nicht nur 60 Millionen drei Wochen gegenüber dem letzten Jahr nach hinten gerückt ist, Tonnen CO2-Einsparung zusätzlich erreicht, sondern auch den ist kein Grund zum Aufatmen, denn seit einem halben Jahrhundert Produktionsstandort Deutschland gestärkt. leben wir so als hätten wir drei Erden als Rohstoffspender zur Ver- fügung. Was also ist zu tun, wenn wir wirtschaftlich wachsen, den Doch leider hat die Politik in Deutschland viele Chancen bisher Wohlstand halten und trotzdem nachhaltig handeln wollen ? verstreichen lassen und die Potenziale der Kreislaufwirtschaft weder erkannt noch bisher bei Regelungen berücksichtigt. Die Lösung liegt im Prinzip der Kreislaufwirtschaft. Allen ist klar, dass wir, wenn wir Klimaschutz, Energiewende und Ressourcen- Dies ist umso bedrückender, weil ein ambitioniertes Klima- schonung ernst nehmen wollen, deutlich mehr Kreislaufwirtschaft schutzpaket oder ein Corona- Konjunkturpaket mit Aspekten der brauchen. Im Fokus ist dabei besonders die Einsparung von CO2- Kreislaufwirtschaft für die nächsten Jahre hätte richtungsweisend Emissionen, die in Deutschland im Jahr 2017 ein Gesamtvolumen sein können. Es wäre auch an der Zeit, wenn man bedenkt, dass von mehr als 900 Millionen Tonnen hatten. die letzten echten Weichenstellungen für die Kreislaufwirtschaft, das Deponierungsverbot für unbehandelte Siedlungsabfälle und die Mit einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft haben wir die Einführung der Herstellerverantwortung, länger als ein Vierteljahr- große Chance, unser Wirtschaftssystem zukunftsfähig zu machen hundert zurückliegen. Seitdem läuft die Politik auf den eingetretenen und Ökonomie und Ökologie wirkungsvoll miteinander zu ver- Pfaden weiter. Der große Wurf ist dieses Klimaschutzpaket nicht binden. Bei weltweit wachsendem Lebensstandard und steigenden und dürfte andere Länder kaum beeindrucken. Bevölkerungszahlen ist es alternativlos, dass wir mit endlichen Ressourcen sparsam umgehen müssen. Wir müssen anders produ- Dabei ist ein mutiger Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft ist zieren und konsumieren unverzichtbar, wenn wir Wirtschaftsstandort bleiben und ambitio- nierte Klimaziele erreichen wollen. Dann besteht auch die Chance, Unser Ziel ist es deshalb, die natürlichen Rohstoffe ressourcenef- dass der jährliche Weltüberlastungstag Tag für Tag Richtung fizient zu nutzen und die Materialien im Kreislauf zu führen, sprich Jahresende rückt. als Rezyklate zu verwenden. So sparen wir natürliche Ressourcen, Kleine Kniffe 5
Impressum 01 02 Redaktion SDG media GmbH Wagenfeldstraße 7a 44141 Dortmund Kontakt: redaktion@kleine-kniffe.de Chefredaktion: Thomas Heine Textbeiträge von: Dr. Christine Avenarius, Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky, Katrin Bolkart, Antonia Dierker, John Dowling, Balz Eggenberger, Lea Eggers, Dr. Stefanie Eichiner, Thomas Heine, Natalie Heiz- mann, Carolin Hendrys, Dr. Nikolai Hoberg, Saskia Hornivius, Christof Langer, Fabian Lauer, Ria Müller, Florian Kamm, Martin Klett, Carsten Ridder, Prof. Dr. René Schmidpeter, Bernhard Schodrowski, Hans-Walter Trepper, Peter Uhlig, Julia Wagner, Benedikt Zöller,Y- vonne Zwick. Fotos/Grafiken: depositphotos, IÖW GmbH, gemeinnützig, Kathrin Jegen / ZWH, Tina Merkau. 08. Mittelstand 16. Im Gespräch Internet: www.nachhaltige-beschaffung.com Der Wertbeitrag des Einkaufs Dr. Stefanie Eichiner, UPM Social media: Twitter: https://twitter.com/MKniffe LinkedIn: https://www.linkedin.com/posts/ thomas-heine-866785 10. IHK Dortmund 18 Bafa-Förderung Facebook: https://www.facebook.com/Kleine- Kniffe-1601748926512841/ Nachhaltiges Wirtschaften Beratungskosten-Zuschuss Höhe der Auflage: 5.000 Distribution 11. DIHK-Bidungs - 19. Digitalisierung Der Versand der Auflage erfolgte mit finanziel- ler Unterstützung des Umweltbundesamtes GmbH Low-Code-Plattformen IHK-Management-Training Druck: Produktion mit 100% Ökostrom aus regene- rativer Stromerzeugung und ohne Einsatz fossiler Brennstoffe. 12. Zentralstelle für 20. Die „neue Druck: die Weiterbildung Normalität “ Recyclingpapier im Handwerk Prof. Ronald Bogaschewsky Herausgeber Nachhaltigkeit stärken SDG media GmbH Wagenfeldstraße 7a 44141 Dortmund www.sdg-media.de 15. veranstaltungen 23. Im Gespräch © kleine kniffe ist eingetragenes Procurement Leadership Anton Debatin GmbH Warenzeichen der IMAGO GmbH, Dortmund 6 Kleine Kniffe
03 04 05 24. EcoVadis 36. IÖW, Berlin DiTex-Projekt Nachhaltige Beschaffung Kreislauffähige 50. Initiative Pro Berufskleidung Recyclingpapier Papier in Zeiten von Digitali- 27. Im Gespräch sierung und Nachhaltigkeit Yvonne Zwick, Rat für 39. Im Gespräch Nachhaltige Entwicklung Carsten Ridder, Dibella GmbH 28. Einwegkunst- 52. Nachhaltige 40. Im Gespräch Beschaffung stoff verbot Florain Kamm, Weishäupl „Best Practice“ aus dem Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung Mittelstand 42. Provadis 54. Für KMU Hochschule , FF/M 30. Blauer Engel ... Kompass für Nachhaltigkeit Innovationsprojekt City Loops für Produkte aus Recycling- Kunststoff 44. Elektromobilität 55. Veranstaltungen in der Praxis 32. Im Gespräch Termine Balz Eggenberger Prof. Dr. René Schmidpeter Kleine Kniffe 7
Aus Unternehmensverbänden Der Wertbeitrag des Einkaufs im Mittelstand – eine neue Wahrnehmung seit der Corona Krise? „Sparen, Sparen, Sparen!“ Lange Jahre war dies die Hauptaufgabe, die Verantwortungsträger im Mittelstand in der Rolle des Einkaufs gesehen haben. Viele Einkaufsverantwortliche taten sich schwer damit ihren Wertbeitrag im Unternehmen gegenüber Geschäftsführung, Produktions- oder Entwicklungsleitung klar zu machen. Ein Beitrag von Martin Klett, BME Mittelstandsinitiative in Zusammenarbeit mit der BME- Fachgruppe Wertbeitrag des Einkaufs Zahlreiche Gespräche mit Einkaufsverantwortlichen aus dem der Geschäftsstelle und den bundesweit 38 BME Regionen haben Mittelstand haben gezeigt, dass sich diese Sichtweise spätestens in eine einfache, transparente und universell einsetzbare Übersicht der Corona Krise verändert hat. Auf einmal wurde klar, dass eine erarbeitet. sichere Versorgung der Unternehmen mit Einsatzstoffen, aber auch mit Verbrauchs- Dabei wird materialien, unterschieden zwi- Transportkapazitä- schen quantitativen ten, IT Infrastruktur und qualitativen und vielen Gütern Hebeln. Die Zusam- und Dienstleistungen menstellung erhebt überlebenswichtig keinen Anspruch ist, dass also der Preis auf Vollständigkeit. nicht mehr die allein Es hat sich aber in dominierende Ent- zahlreichen Diskussi- scheidungsvariable onen herausgestellt, darstellt. dass die beschriebe- nen Hebel in sehr Aber welchen vielen Unternehmen Wertbeitrag leis- unabhängig von der tet der Einkauf Unternehmensgröße genau neben Ver- und der Branche zur sorgungssicherheit Erfolgsmessung her- und attraktiven angezogen werden, Einstandskosten? wenn auch mit Innerhalb der Bundesvereinigung Materialwirtschaft, Einkauf unterschiedlicher Gewichtung. Das Angebot an die Einkaufsverant- und Logistik e.V. hat sich eine Arbeitsgruppe Mittelstand damit wortlichen ist nun, die über den BME erhältliche Präsentation auf beschäftigt, diesen Wertbeitrag transparent zu machen. Zahlrei- die eigene Firmenstrategie anzuwenden und mit Hilfe der Beispiele che Gespräche und Workshops mit Einkaufsverantwortlichen, zu erklären, wie sich genau der Wertbeitrag der eigenen Einkaufsab- Geschäftsführern, Finanzexperten und BME Mitarbeitenden aus teilung zum Erreichen der Unternehmensziele darstellt. Konkrete 8 Kleine Kniffe
Definitionen, Beispiele und Visualisierungen für jeden Hebel sind eine immer größere Rolle, wird aber an anderer Stelle betrach- aufgeführt und können bei der Argumentation sehr hilfreich sein. tet. Der Lieferant muss als Partner in einer Wertschöpfungskette gesehen werden. Offene, transparente Kommunikation über den Schauen wir uns das konkrete Beispiel eines quantitativen gesamten RFX Prozess leistet hier einen wichtigen Beitrag. Kommt Hebels an: Zahlungsbedingungen. es zu einem Vertragsabschluss, sollte es selbstverständlich sein, dass pünktlich gemäß den vereinbarten Lieferbedingungen bezahlt wird Sehr oft wird dieser Hebel im Einkauf genutzt, um den Cash und das eigene Unternehmen als verlässlicher Kunde wahrgenom- Flow zu verbessern. Allerdings können darüber auch men wird. Diese Philosophie muss Einzug halten in den gesamten Personalauswahl, - entwicklungs und entlohungsprozess. • das Lieferantenportfolio gesteuert werden • durch bewusstes Ausnutzen von Skonti Einsparungen erzielt werden • durch eine klare Standardisierung von Prozessen die Anzahl der Payment Terms reduziert und damit Kosten eingespart werden und • Prozesse für die Digitalisierung vorbereitet werden. Hier kann man in Abstimmung mit der Unternehmensstrategie mit den Entscheidungsträgern im Unternehmen festlegen, welche Zielrichtung bei den Zahlungsbedingungen primär verfolgt werden soll. Wie sich z.B. eine Veränderung der Zahlungsbedingungen auf die Einkaufspreise auswirken kann, wird beispielhaft visualisiert: Gerade in Krisenzeiten zeigt sich, ob eine Partnerschaft geeignet ist, die auftretenden Probleme gemeinsam erfolgreich zu lösen. Die Bedeutung eines gut aufgestellten Einkaufs dürfte dem- entsprechend in der Corona Krise vielen Entscheidern bewusster geworden sein. Die vom BME erarbeitete Systematik hilft dabei, diesen Wertbeitrag auch leicht verständlich, nachvollziehbar und eingebettet in die Unternehmensstrategie zu erläutern und zu visua- lisieren. Interessenten wenden sich bitte an den BME, Nicole von Wensierski E-Mail: nicole.vonwensierski@bme.de Gerade in der Corona Krise wurde vielen Unternehmen bewusst, wie wichtig eine nachhaltige Versorgung für den eigenen Geschäfts- erfolg sein kann. Der qualitative Hebel „Lieferantenmanagement und Autor Nachhaltigkeit“ greift dies beispielhaft auf. Martin Klett, BME Mittelstandsinitiative in In dem gewählten Beispiel geht es primär um nachhaltige, sprich Zusammenarbeit mit der BME- zuverlässige, belastbare Beziehungen zu den wichtigsten Lieferan- Fachgruppe Wertbeitrag des ten. Natürlich spielt auch der ökologische Aspekt der Nachhaltigkeit Einkaufs Kleine Kniffe 9
Aus Unternehmensverbänden Nachhaltiges Wirtschaften rückt in den Fokus der IHK zu Dortmund Zum Jahreswechsel hat die IHK zu Dortmund als eine der ersten Industrie- und Handelskammern ein Referat für das Thema nachhaltiges Wirtschaften eingerichtet. Zugegeben – exklusiv wird das Thema dort nicht bearbeitet. Im Referatszuschnitt liegen auch die Themen Industrie und Energie. Womöglich liegt aber gerade in dieser Verbindung eine Chance, um Nachhaltigkeits-Ansätze noch stärker in der Breite der Unternehmerschaft zu etablieren. Ein Beitrag von Fabian Lauer, IHK zu Dortmund Ihren rund 55.000 Mitgliedsunternehmen in Dortmund, Hamm mensnetzwerk „bewusst wie e. V.“, das seit seiner Gründung Ende und dem Kreis Unna –dem „Westfälischen Ruhrgebiet“ – möchte 2019 immer mehr Zuspruch erfährt, aktiv einbringen. die IHK zukünftig verstärkt Angebote unterbreiten, die eine nach- haltige Ausrichtung des Geschäftsmodells unterstützen. Dabei Ein weiteres Highlight bietet die u. a. mit den Kleinen Kniffen darf nicht vergessen werden, dass viele, gerade familiengeführ- organisierte, digitale Konferenz „Procurement Leadership 2030“ im te, mittelstän-dische Betriebe, Nachhaltigkeit schon lange in ihrer November. Unternehmens-DNA tragen. „Enkelgerechtes Wirtschaften“, bei dem der Schutz der natürlichen Lebensgrundla-gen, langfristige und Bei ihren Mitgliedsunternehmen sieht die IHK vor allem tragfähige Investitionen in die Zukunft des Unternehmen und der dort Anknüpfungspunkte, wo seit vielen Jahren schon Energie-, Folgegeneration sowie ein fairer Umgang mit den Mitarbeiterinnen Umwelt- und Klimaschutzthemen im Fokus stehen. So hat die und Mitar-beitern zusammenkommen, sind für den überwiegen- IHK zwei Energieeffizienz-Netzwerke initiiert und bietet mit den den Teil der Unternehmerschaft selbstverständlich. In der IHK gibt „Energie-Scouts“ jedes Jahr eine kostenfreie Weiterbildung für das traditionelle, aber keinesfalls antiquierte Leitbild des „Ehrbaren Auszubildende an. Die Veranstaltungsreihe „Nachhaltige und intel- Kaufmanns“ davon Zeugnis. ligente Gebäude“ feiert dieses Jahr bereits ihr zehnjähriges Jubiläum. So steht für die IHK gerade mit der Industrie eine Zielgruppe im Dennoch besteht Handlungsbedarf, um eine nachhaltige Vordergrund, die andere Multiplikatoren weniger stark im Blick Gesellschaftsentwicklung im Sinne der SDGs auch im Bereich der haben – das bietet Raum für weitere Synergien und Kooperationen. Wirtschaft weiter voranzubringen. Einer der ersten Schritte bestand für die IHK in einer Kooperation mit der regionalen Gruppe der Gemeinwohlökonomie im Rahmen einer Forums-Veranstaltung im März 2020. Auch wenn es bei der Frage nach dem richtigen Weg hin zu mehr unternehmerischer Nachhaltigkeit durchaus unterschied- Autor liche Ansätze gibt, helfen die Begegnungen von Unternehmern Fabian Lauer unterschiedlicher Couleur doch, Berührungsängste abzubauen und neue Anknüpfungspunkte zu finden. IHK zu Dortmund Tel: 0231 5417-229, Die IHK wird sich zukünftig auch im Dortmunder Unterneh- E-Mail: f.lauer@dortmund.ihk.de 10 Kleine Kniffe
Aus Unternehmensverbänden NACHHALTIG. ERFOLGREICH. FÜHREN Alle sprechen über Nachhaltigkeit. Das Thema in die unternehmerischen Handlungsfelder zu integrieren, stellt für Unternehmen jedoch eine komplexe Herausforderung dar. Eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit der DIHK-Bildungs- GmbH will gemeinsam mit Unternehmen, Fachexperten und IHKs Lösungen entwickeln. Mit einem IHK-Management-Training, das Unternehmen unterstützt, die Prinzipien von Nachhaltigkeit im unternehmerischen Handeln anzuwenden. Im Gespräch mit Peter Uhlig, DIHK-Bildungs-GmbH Das vom Bundesministerium für Bildung und Wen wollen Sie denn in den Betrieben erreichen? Forschung geförderte IHK-Management-Training „Nach- haltig Erfolgreich Führen“ zahlt auf die Zukunftsfähigkeit Wir haben viel vor! Nachhaltigkeit in Unternehmen funktio- des Mittelstands ein. Wie kam es zu diesem Projekt? niert am besten, wenn das gesamte Team an einem Strang zieht. Deshalb entwickeln wir erstmals ein Management-Training, das Seit 2017 gibt es den Nationalen Aktionsplan Bildung für Nachhaltigkeits-Kompetenz in alle Unternehmensbereiche trägt. nachhaltige Entwicklung (BNE). Wir haben den Auftrag der Kom- Praxisnah und handlungsorientiert. Für die Unternehmensführung, petenzentwicklung betrieblicher Zielgruppen aufgegriffen und ein für das Management und für die einzelnen Funktionsbereiche im Training für Unternehmen entwickelt. Dieses Qualifizierungsan- Unternehmen. Wir verfolgen also einen ganzheitlichen Ansatz. gebot unterstützt Betriebe dabei, ihr unternehmerisches Handeln unter wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Dimensionen zu Und wer liefert die Inhalte der Trainingsbausteine? betrachten und ggf. zu verändern. Das entspricht auch dem Leitbild IHKs und die DIHK-Bildungs-GmbH entwickeln zurzeit des Ehrbaren Kaufmanns. gemeinsam mit zahlreichen Experten aus Unternehmen und Wissen- Treffen Sie mit der Qualifizierung von Führung- schaft das modulare IHK-Management-Training. Die Kooperation skräften den Bedarf der Unternehmen? mit erfahrenen Partnern ermöglicht uns eine praxisnahe und wir- kungsvolle Gestaltung des Lehrgangs: So können Führungskräfte Die Anforderungen an Unternehmensleitungen wachsen, so entscheiden, ob sie an Präsenzseminaren oder hundertprozentigen ist z.B. eine CSR-Berichtspflicht eingeführt worden. Aber auch Live-Online-Trainings teilnehmen. Kunden und Geschäftspartner erwarten verantwortliches Handeln. Wir setzen mit der Qualifizierung der Managementebene an der Stelle im Betrieb an, die die Implementierung neuer Strategien auch Gesprächspartner umsetzen kann. Peter Uhlig Projektkoordinator Tel: 0228/62 05-274 E-Mail: uhlig.peter@wb.dihk.de www.dihk-bildungs-gmbh.de Kleine Kniffe 11
Aus Unternehmensverbänden Warum ein Nachhaltigkeitsbericht auch kleinen Betrieben Vorteile bietet Warum sollte sich ein kleiner oder mittelgroßer Handwerksbetrieb entscheiden, einen Nachhaltigkeitsbericht zu schreiben, wenn dies weder zwingend notwendig noch gesetzlich vorgeschrieben ist? Ein Beitrag von Dr. Christine Avenarius, Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk e.V. Gerade in kleinen Betrieben haben weder Betriebsinhabende machen den Betrieb attraktiv für Arbeitnehmende. Hinzu kommt, noch Mitarbeitende ausreichende Kapazitäten, um – zusätzlich zum dass Banken bei der Kreditvergabe zunehmend berücksichtigen, ob Tagesgeschäft – Informationen zum Energieverbrauch, der Beach- Unternehmen Angaben zu nachhaltiger Betriebsführung machen. tung der Wiederverwendbarkeit von Arbeitsmaterialien oder der Veranke-rung in der regionalen Wirtschaft zu sammeln und zu Den Wunsch nach Nachhaltigkeit praktisch verschriftlichen. Darüber hinaus sind Kleinst-, Klein- und Mittelun- ternehmen derzeit nicht verpflichtet, einen Nachhaltigkeitsbericht umsetzen zu schreiben. Die Vorgaben des Richtlinie-Umsetzungsgesetzes für Es gibt aber weitere überzeugende Gründe, sich den Anforde- Corporate Social Responsibility (CSR-RUG), einen Bericht über rungen eines Nachhaltigkeitsberichts zu stellen. Viele kennen die nicht-finanzielle Aspekte mit Berücksichtigung von Initiativen zu Erfahrung, dass der Wunsch, mehr Nachhaltigkeit im eigenen Leben Ressourcenschonung, Wohlergehen von Arbeitnehmenden und oder Unternehmen zu etablieren, nicht zur Umsetzung kommt. Engagement für die Gesellschaft zu erstellen, betrifft nur Unterneh- Manchmal fehlt ein Anlass oder Startpunkt. Manchmal fehlen Ideen men, Banken und Versicherungen, die mehr als 500 Mitarbeitende für nachhaltigere Arbeitsmethoden oder für die nachhaltige Beschaf- beschäftigen. Dennoch kann es auch für einen kleineren Betrieb fung von Arbeitsmitteln. Und manchmal fehlt der Ansporn, denn sinnvoll sein, einen Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen. Ins- das Vorhaben scheint weit entfernt von den alltäglichen Anforde- besondere dann, wenn die Nachhaltigkeitserklärung festgelegten rungen. Um diesen Herausforderungen begegnen zu können, ist es Standards folgt und von unabhängigen Prüfenden zertifiziert wird. wichtig, praxisorientierte Aufgaben anzunehmen. Die Recherchen zu Verbrauchsdaten des Betriebs und die Beschreibung aktuel- Vorteile bei öffentlichen Vergaben und bei der ler Betriebsabläufe, die für die Erfüllung der Anforderungen eines Nachhaltigkeitsberichts notwendig sind, machen aus dem abstrakten Bindung von Fachkräften Vorhaben, nachhaltiger zu wirtschaften, reale Aufgaben. Damit wird Zu den guten Gründen für das Verfassen eines Nachhaltigkeits- der Wunsch, sich mit Nachhaltigkeit zu befassen, zur Realität und berichts zählen, dass zum Beispiel bei öffentlichen Vergaben oder das Schreiben eines Berichts zum Anreiz. Beides zusammen liefert bei Aufträgen aus der Industrie an kleine und mittlere Unterneh- gleichzeitig Anregungen und Ideen für weitere Maßnahmen, die men (KMU) Angaben zu Nachhaltigkeit entlang der Lieferkette ein nachhaltiges Wirtschaften fördern. zunehmend bedeutender Vergabefaktor sind. Ein Nachhaltigkeits- bericht kann somit Aufträge sichern. Die Zertifizierung kann kleine Vielfältige Standards für Betriebe außerdem bei der Fachkräftegewinnung und -sicherung unterstützen, denn die im Bericht dokumentierte Verantwortung für Nachhaltigkeitsberichte die Belegschaft und der Beitrag für das Gemeinwohl in der Region Um das eigene betriebliche Engagement für Nachhaltigkeit für 12 Kleine Kniffe
Foto: Moana Brunow / ZWH e.V. sich selbst und andere sichtbar zu machen, bietet sich die Verwen- Anwendende zur Reflektion wichtiger Nachhaltigkeitsthemen dung von etablierten Standards für Nachhaltigkeitsberichte an. Dazu ein und erlaubt, die Erklär-Funktion zu nutzen, falls ein Betrieb gehören unter anderem die Global Reporting Initiative (GRI), der bestimmte Anforderungen noch nicht erfüllen kann. Das bedeutet, Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) und die Gemeinwohlöko- dass ein berichtender Betrieb angeben kann, wenn ein bestimmtes nomie (GWÖ). Für die Umsetzung des vom Bundesministerium Thema Neuland ist und welche Maßnahmen das Unternehmen dazu für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts „HAND- für die Zukunft plant. WERKN – Nachhaltigkeit in Handwerksbetrieben stärken!“ hat sich die Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk e. V. (ZWH) Nachhaltigkeits-Navigator Handwerk bewusst für eine Orientierung am Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) entschieden. Die ZWH hat den Nachhaltigkeits-Navigator als digitales Management-Instrument für Handwerk entwickelt, der Handwerksbetriebe befähigt, vorhandene nachhaltige Betriebsführung nachhaltige Praktiken besser zu erfassen und weitere Maßnahmen zu Der Nachhaltigkeits-Navigator Handwerk der ZWH leitet pla-nen. Für den umfangreichen Prozess der Berichtserstellung nach Betriebe zunächst dazu an, die Ist-Situation der eigenen Betriebsab- den Kriterien des DNK berücksichtigt der Navigator die Besonder- läufe zu beschreiben. Der Navigator besteht aus Anleitungen zur heiten des Handwerks. Selbsterkenntnis und Dokumentation, die dem Betrieb dabei helfen, sowohl Stärken als auch Verbesserungsmöglichkeiten des nachhalti- Deutscher Nachhaltigkeitskodex (DNK) als gen Wirtschaftens zu erkennen. Jede Anleitung orientiert sich an den Anforderungen eines bestimmten Kriteriums des DNK und bietet vielseitige Grundlage Nutzenden eine Auswahl vorformulierter Antworten an. Anhand Der DNK wurde vom Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) der vorgegebenen Möglichkeiten Nachhaltigkeit praktisch umzu- der Bundesregierung erstellt und orientiert seine Leistungsindika- setzen, suchen sich Anwendende die passenden betriebsbezogenen toren an den Standards für Nachhaltigkeit der Global Reporting Aussa-gen aus und werden von den Inhalten auf neue nachhaltige Initiative (GRI). Die Anforderungen des DNK an Datendokumen- Praktiken aufmerksam gemacht. Die entstandenen Texte können tation sind im Vergleich zu den GRI-Standards weniger umfangreich anschließend ergänzt oder umgeschrieben werden. und komplex. Der DNK bietet dennoch Anschlussfähigkeit an die Nachhaltigkeitsberichte großer Unternehmen und langfristig Der Fokus des Navigators auf Bestandsaufnahme wird auch Vergleichbarkeit und Transparenz der betrieblichen Nachhaltig- dadurch deutlich, dass das Instrument – anders als der Orientie- keit. Zudem ermöglicht die Beantwortung der 20 DNK-Kriterien rungsrahmen des DNK – nicht mit der Aufforderung beginnt, die einen Lernprozess, der die Entwicklung weiterer unternehmens- betriebliche Nachhaltigkeitsstrategie zu beschreiben. Anwendenden spezifischer Lösungen fördert. Der Fragenkatalog des DNK lädt wird empfohlen, sich zunächst mit den Bestandteilen der eigenen Kleine Kniffe 13
Foto: Kathrin Jegen/ ZWH e.V. Wertschöpfungskette zu beschäftigen. Das heißt, die Vielfalt der Lie- müssen, um als praxisorientiertes Werkzeug in Handwerksbetrieben ferfirmen, Herstellenden und deren Produkte kennenzulernen und eingesetzt werden zu können. auf Nachhaltigkeitsaspekte zu prüfen. Der Nachhaltigkeits-Navigator Handwerk wird ab Novem- Im Anschluss folgt eine Anleitung zur Gestaltung eines Dialogs ber 2020 kostenlos als Browseranwendung zur Verfügung stehen. mit Mitarbeitenden, ausgewählten Kund*innen und Geschäftspart- Parallel dazu bietet die ZWH gemeinsam mit Kooperations- ner*innen. Dieser Dialog kann die Bestimmung des betrieblichen partner*innen aus der Handwerksorganisation Online-Workshops Handlungsschwerpunkts unterstützen. Darauf aufbauend führen die zum Thema an. Wir möchten viele Handwerksbetriebe erreichen Nutzenden des Navigators ihre Bestandsaufnahme zu Ressourcen- und sie bei der Bestandsaufnahme nachhaltiger Aktivitäten und nutzung, Arbeitnehmendenrechten, Qualifizierung, Engagement in Sichtbarmachung von Stärken unterstützen. Das Einreichen eines der Region, Gesetzeskonformität und Innovationen durch, bevor sie Nachhaltigkeitsberichts beim Büro des Deutschen Nachhaltigkeits- sich der Festlegung von Nachhaltigkeitszielen widmen und angeben, kodex ist keine Nutzungsbedingung. wie sie die internen Prozesse ihrer nachhaltigen Betriebsführung organisieren. Für weiterführende Informationen zum Nachhaltigkeits-Navi- gator Handwerk und dem Workshop-Angebot besuchen Sie uns auf Mitwirkung von Handwerksbetrieben und Expert*innen für nachhaltiges Wirtschaften im www.nachhaltiges-handwerk.de Handwerk Den Navigator hat das Team der ZWH nicht im Alleingang gebaut. Die Inhalte der Anleitungen zu jedem DNK-Kriterium wurden zunächst von ZWH-Mitarbeitenden entwickelt und von einer Expert*innenrunde evaluiert, zu denen Inhabende von Hand- werksbetrieben und Betriebsberater*innen aus Handwerkskammern gehören. Nach Überarbeitung der Anleitungen wurden diese in Workshopreihen an den vier Standorten Hamburg, Dresden, Mün- Autorin chen und Düsseldorf mit Inhabenden und Führungskräften von 20 Dr. Christine Avenarius Handwerksbetrieben aus sieben Gewerben getestet und optimiert. Sie haben die Anleitungen ausprobiert und zurückgemeldet, welche Zentralstelle für die Weiterbildung im Aspekte und Beschreibungen ergänzt oder überarbeitet werden Handwerk e.V. 14 Kleine Kniffe
Veranstaltungshinweis Online-Fachtagung Procurement Leadership 2030: Nachhaltig und innovativ einkaufen Termin 12. November 2020 von 14:00 Uhr bis 16:30 Uhr Der Einkauf mit seinen vielfältigen Schnittstellen zu internen und externen Partnern ist ein zentraler Lenker des nachhaltigen Wirtschaftens. Doch obwohl „Green Procurement“ und „Sustainable Procure- ment“ seit fast zwei Jahrzehnten in der Fachwelt diskutiert werden, sind gerade für viele Mittelständler Nachhaltigkeitsaspekte im Einkauf und eine entsprechende Berichterstattung Neuland. Nachhaltigkeit ist selten als Einkaufsziel verankert oder beschränkt sich auf die Vermeidung von Kinder- arbeit und den Verzicht auf giftige Stoffe. Viele Unternehmen unterschätzen noch immer die Chancen einer nachhaltigen Lieferkette, verfügen nicht über das notwendige Know-how oder widmen sich lieber anderen Aufgabenfeldern. Angesichts von Klimawandel und Krisen dürfte sich der Druck auf Unterneh- men aber weiter erhöhen, ihre Lieferkette transparenter zu machen. Wie aber lässt sich Nachhaltigkeit in Einkauf und Beschaffung wirkungsvoll und konsequent verankern? Mit der Fachtagung möchten wir Unternehmer und Beschaffungsverantwortliche motivieren und un- terstützen, selbst aktiv zu werden. Wir zeigen Ihnen mögliche Handlungsoptionen, Informationsquellen und Netzwerke, in denen Sie Ihre Erfahrungen teilen können. Die kostenfreie Online-Veranstaltung wird gemeinsam vom Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME), „Kleine Kniffe“ und der Industrie- und Handelskammer zu Dortmund ausgerichtet. Anmeldung https://events.dortmund.ihk24.de/procurementleadership2030 Kleine Kniffe 15
Nachhaltig aufgestellte Unternehmen Strenge Anforderungen an Nachhaltigkeit erfüllt Als diplomierte Försterin hat Dr. Stefanie Eichiner im bayerischen Staatswald Bäume gepflanzt, gepflegt und geerntet. Als Forstwissenschaftlerin hat sie zur nachhaltigen Ressourcennutzung geforscht und gelehrt mit Stationen in den USA, Deutschland und Indonesien. Seit 2013 Jahren schult Dr. Eichiner Kunden und Kollegen zur nachhaltigen Papierherstellung und Unternehmensverantwortung. Im Interview Dr. Stefanie Eichiner Was macht eine Försterin in der Papierbranche? Die Abwärme unserer Maschinen fließt in den firmeneigenen Ener- giekreislauf. Das Wasser leihen wir uns aus der nahen Isar, nach Ich entwickele Strategien für mehr Nachhaltigkeit bei der der Nutzung bereiten wir es in einer Kläranlage auf und leiten es so Papierherstellung. Papier wird aus einem erneuerbaren und sauber zurück in den Fluss, wie wir es entnommen haben. wiederverwertbaren Rohstoff hergestellt und ist während seiner Was bedeutet das Thema „nachhaltig bewirtschafteter gesamten Lebensdauer nachhaltig. Als weltweit größter Ver- Wald“ für UPM? arbeiter von Altpapier in der grafischen Industrie könnte UPM Communication Papers mit dem im Laufe eines Jahres eingesetzten Papier fast drei Mal das Empire State Building füllen. Wälder sind die wichtigste Rohstoffquelle für UPM. Daher ist es für unser Unternehmen oberste Priorität, die Grundsätze Wie viel Altpapier werden bei Ihnen pro Jahr recycelt? nachhaltiger Forstwirtschaft zu befolgen. Wir fördern eine gute forstwirtschaftliche Praxis und stellen sicher, dass wir die Herkunft Jährlich recyceln wir bei UPM Communication Papers rund des von uns verarbeiteten Holzes vollständig kontrollieren können. vier Millionen In den vergangenen Tonnen Altpapier 30 Jahren hat UPM – kein Druckpapier- 147.000 Hektar hersteller recycelt Wald aufgefors- mehr. Stolz sind wir tet; das bedeutet, in Plattling auf die zuvor unbewaldete Zellstoff Herstellung Flächen wurden zu aus Etiketten, nur neuem Wald. zwei Firmen in ganz Europa können das. Damit hat das Der Klebstoff wird Unternehmen entfernt und das eine Senke für 24 Papier aufgeweicht, Millionen Tonnen sodass es wiederver- CO2 geschaffen. wertet werden kann Aktuell binden diese statt in die Müllver- Wälder fortlaufend brennung zu gehen. jährlich zwei Milli- Und auch sonst wird onen Tonnen CO2. nichts verschwendet. 16 Kleine Kniffe
Die Lieferkette sichern! Wer Holz kauft, hat die Möglichkeit, es verantwortungsvoll zu beziehen. Holz mit den Siegeln von FSC® (FSC-C014719) oder PEFC stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Beides sind unabhängige, gemeinnützige Organisationen, die durch Standardsetzung und Kontrollen die Beachtung umweltrelevanter, sozialer und wirtschaftlicher Aspekte der Waldbewirtschaftung sicherstellen. Bei UPM sind 81 Prozent aller Holzrohstoffe auf diese Weise zertifiziert. Ziel ist es, bis 2030 hundert Prozent zu erreichen. UPM hat eine neue Produktserie auf den Markt geb- racht – was ist das Besondere an diesen Büropapieren? Die Produktserie heißt New Future; diese ist mit dem Label „Responsible Fibre“ ausgezeichnet. New Future ist ein Sortiment an qualitativ hochwertigen, leistungsstarken Büropapieren für Druckanwendungen zu Hause und im Büro. Responsible Fibre® by UPM weist nach, dass die für Produkte mit diesem Zeichen verwendeten Fasern in puncto ökologische und soziale Verantwor- tung die strengsten Anforderungen der Branche erfüllen und durch unabhängige Dritte zertifiziert werden. Frischfaserpapier vs. Recyclingpapier – welche Meinung haben Sie bei diesem Thema? Altpapier ist ein wichtiger Rohstoff für die Papierherstellung. Dennoch ist die Verwendung frischer Fasern für den Papierkreis- lauf unverzichtbar. Kurz gesagt, das Perpetuum Mobile gibt es auch in der Papierindustrie nicht und Faserverluste beim Recycling sind unvermeidbar, v.a. weil sich nicht alle Druckfarben restlos entfer- nen lassen. Würde alles benötigte Papier nur noch aus Altpapier hergestellt, gäbe es bald kein Papier mehr. Eine gewisse Zufuhr an Frischfaser ist daher notwendig, um den Papierkreislauf auf Dauer aufrecht zu erhalten. Wie oben beschrieben, lässt sich aber auch bei Frischfaserpapieren die Nachhaltigkeit garantieren. Das Interview führte Thomas Heine SDG media GmbH www.sdg-media.de Kleine Kniffe 17
Förderung Unternehmensberatung Nachhaltigkeit und Umweltschutz Erfreulicherweise genießen Umweltschutz und Nachhaltigkeit im heutigen wirtschaftlichen Handeln bereits einen hohen Stellenwert. Durch die passgenaue Optimierung von Prozessen können Unternehmen wertvolle ökonomische und ökologische Ressourcen einsparen. Ein Beitrag von Dr. Nikolai Hoberg, Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle Ein kluges und nachhaltiges Umweltmanagement wird, bei- Bereits rund 10 % aller Beratungen zu speziellen Themen ent- spielsweise auch bei Vertragsverhandlungen, zunehmend wichtiger fallen auf die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Seit und entscheiden häufig über deren Erfolg. Aber auch das Überden- Einführung der Richtlinie im Jahr 2016 wurden hierfür bereits ca. ken und die Neuausrichtung bestehender Arbeitsstrukturen und 1,6 Millionen Euro an Zuschüssen im Rahmen von 854 Beratungen Prozesse sind gewinnbringend für Unternehmen und Umwelt. ausgezahlt. Professionelle Beratungen durch fachkundige Dritte unterstüt- zen Unternehmen bei der Identifikation von Bereichen, in welchen unter diesen Aspekten neue Potentiale gehoben werden können. Dabei werden konkrete Vorschläge zur Umsetzung erarbeitet und sowohl die Einführungskosten als auch der mögliche Ertrag für das Unternehmen aufgezeigt. Damit Unternehmensberatungen auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) erreichbar sind, können diese Unternehmen im Rahmen des Bundesprogramms zur „Förderung unternehmerischen Know-hows“ einen Zuschuss zu den entstehen- den Beratungskosten erhalten. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) setzt das Förderprogramm bürgerfreundlich und vollelektronisch Der Zuschuss beträgt je nach Standort, Unternehmensalter und um. Nähere Informationen sowie den Weg zur Antragstellung der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens zwischen 50 und 90 finden Sie unter www.bafa.de/unb. Prozent. Der entsprechende prozentuale Anteil wird bis zu einem maximalen Zuschuss von 3.000 bzw. 4.000 Euro bezahlt. Um Unternehmen einen Anreiz zu bieten, sich besonders zu den Autor Themen Nachhaltigkeit, Umweltschutz beraten zu lassen, gibt es Dr. Nikolai Hoberg, hierfür im Programm eine spezielle Förderung. Hier werden neben Beratungen zu allgemeinen Themen zusätzlich Beratungen zum Pressesprecher Thema Nachhaltigkeit gefördert. Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrollee 18 Kleine Kniffe
Digitalisierung der Beschaffung Die Abkürzung zur Digitalisierung Der Druck zur Digitalisierung von Prozessen der Privatwirtschaft und der Öffentlichen Verwaltung wächst. Doch wie können Unternehmen und Behörden eingefahrene, oft noch papierbasierte Abläufe schnell, sicher und nachhaltig verbessern und direkt digitalisieren? Im Gespräch mit Christof Langer, Geschäftsführer Allisa UG Der Begriff Low-Code-Plattform beschreibt Gibt es Branchen, die bei Low-Code-Lösungen aus- eine Entwicklungsumgebung für Software, die den geschlossen sind? Entwicklungsprozess unter Verwendung visuel- ler Applikationsdesigner und anderer grafischer Ganz egal, ob es sich um Antragsprozesse oder Verfahren in Modellierungsmethoden ermöglicht, anstatt sie mithil- der Öffentlichen Verwaltung handelt oder auch um administra- fe klassischer textbasierter Programmiertechniken tive Prozesse und Fertigungsprozesse in der Industrie bis hin zu herzustellen. Welche Vorteile generiert diese Technik? I4.0-Themen: Die Plattform hat sich in vielen Branchen bereits bewährt: Namhafte Kunden aus Industrie, Handwerk und Handel Mit einer Low-Code-Plattform wie Allisa können binnen weni- sowie der Öffentlichen Verwaltung setzen seit Jahren auf die Platt- ger Tage komplexe Vorgänge und Prozesse digitalisiert werden, form. Die größte Installation beträgt z.Zt. 1.500 Lizenzen bei einem ohne dafür eine Zeile Code schreiben zu müssen. Dadurch wird Umweltforschungszentrum, die über 50 Prozesse selbst digitali- die Entwicklungs- und Bereitstellungszeit für Geschäftsanwen- sieren. Auch komplexe Integrationsszenarien lassen sich mittels dungen deutlich beschleunigt. Aufgrund dieser Vorteile können zahlreicher vorkonfigurierter Schnittstellen und modernster IT-Ar- Low-Code-Plattformen die Kosten für die Planung des Projekts, das chitektur abbilden – bis hin zur Nutzung von Blockchains. Die Allisa Training der Mitarbeiter und die Erstellung und Fertigstellung der Plattform ist von Red Hat zertifiziert und seit dem 01.09.2020 auch IT-Anwendung deutlich senken. im SAP Partnerprogramm. Viele mittelständische IT-Systemhäuser setzen nunmehr auf Allisa als Low-Code- und Integrationsplattform. Welche Rolle spielt Low-Code für die Zukunft der Softwareentwicklung? Stimmt das, dass Sie Kunden ausbilden, eigene IT-Lösungen zu entwickeln? Die Digitalisierung erfordert eine hohe Innovationsgeschwin- digkeit an neue Geschäftsanforderungen und hohe Flexibilität und Wir unterstützen unsere Kunden dabei, „kostengünstig“ selbst Agilität bei der Bereitstellung neuer Softwarelösungen für das Busi- digitale Lösungen zu entwickeln. Das ist -bis zu einem bestimmten ness. Die klassische Standardsoftware kann diese Anforderungen Maß - schon nach einer kurzen Einarbeitungszeit bereits möglich. nicht erfüllen. Sie wurde dafür auch nicht gebaut. Low-Code-Pro- Nähere Infos unter: https://t1p.de/se4z grammierung schließt diese Lücke. Die Abläufe werden einschließlich aller Sonderfälle durch eine Kombination von Zuständen, Aktionen und Regeln beschrieben und sind damit sofort digitalisiert. Sogar umfangreiche Applikationen können enorm schnell erstellt werden – und das alles mit einer generischen Code-Basis aufgrund der patentierten SONAL®-Technologie. Das unterscheidet Allisa ganz Das Interview führte wesentlich von anderen Low-Code-Plattformen und vor allem auch Thomas Heine von herkömmlicher Softwareentwicklung. SDG media GmbH www.sdg-media.de Kleine Kniffe 19
Aus Wissenschaft und Forschung Nachhaltigkeit – die „neue Normalität“? Viele Artikel und Diskussionen drehen sich aktuell darum, wie die Zeit nach Corona aussehen, also was die neue Normalität sein wird. Zahlreiche Aspekte sind hier, wie bei allen grundlegenden Fragen unseres Zusammenlebens, zu berücksichtigen. Wer wirklich praxisnahe Problemlösungen präsentieren will, bedient sich dementsprechend eines systemischen und ganzheitlichen Konzepts. Die PESTEL-Analyse geht hier in die richtige Richtung und kombiniert politische (POLITICAL), wirtschaftliche (ECONOMIC), soziale (SOCIAL), technologische (TECHNOLOGICAL) und rechtliche (LEGAL) Aspekte. Ein Beitrag von Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky, Universität Würzburg Im aktuellen Covid-19-Umfeld zu analysierende gesundheitspo- schaftler und Psychologen betrachten die sozialen und individuellen litische oder forschungsbezogene Kriterien – bspw. zur Entwicklung Folgen von Einschränkungen und Kurzarbeit. Kaum jemand schaut und zum Einsatz von Impfstoffen – können über über eine PES- auf die halbe Milliarde Arbeitslosen in Entwicklungsländern, die TEL-Analyse mit abgebildet werden. Es ist unabdingbar, dass sich dort unser Lockdown beschert hat. solche interdisziplinären Betrachtungen auch in der Wissenschaft stär- ker durchsetzen, Bei all der damit nicht nur Komplexität Forschungs- der Pandemie exzellenz kommtdasThema („Rigor“) geleis- Nachhaltigkeit tet wird, im Allgemei- sondern auch nen und der ein relevan- Klimawandel ter Beitrag zur im Speziellen Lösung kom- viel zu kurz. plexer realer Fragt man die Probleme Experten, so ist („Relevance“). die Meinung unisono: Der Während Klimawan- rein ökono- del wird uns misch über die über die Zeit Wiederherstel- mit erheb- lung gestörter lich größeren Lieferketten, Problemen kon- Beschäftigung, frontieren als Umsatz und dies die aktuelle Kosten gestrit- Foto: depositphotos Pandemie jetzt ten wird, fokussieren Virologen oft nur die Ausbreitung des Virus tut. Wir waren auf die Pandemie, trotz deutlicher Warnungen sei- und direkte Maßnahmen zu dessen Eindämmung. Sozialwissen- tens der Experten, schlecht vorbereitet – andere Länder noch viel 20 Kleine Kniffe
Foto: depositphotos schlechter. Unser Krisenmanagement war dann und ist relativ dazu nicht nur an finanziellen Ergebnissen, sondern auch an ihren Beiträ- gesehen akzeptabel – vor allem im internationalen Vergleich -, aber gen für die Gesellschaft orientieren sollen. wohl kaum Grund die politischen Handlungsträger über den Klee zu loben. Tatsächlich werden seit geraumer Zeit immer mehr Nachhaltigkeitsfonds aufgelegt, die ihre Gelder nur in solche Unter- Der Klimawandel kommt langsam – aber gewaltig. Wiederum nehmen investieren, die bestimmten ökologischen und sozialen warnen alle (Klima-) Experten vor den Auswirkungen und die Situ- Kriterien genügen. Genau dies ist mit das „härteste“ Argument, ation müsste eigentlich allen klar sein. Die politischen Handlungen das man neben gesetzlichen Verboten vorbringen kann, um ganze lassen dafür sehr zu wünschen übrig. Zwar gibt es internationale Industrien zu lenken. Abkommen, die zur Reduktion des CO2-Ausstoßes verpflichten. So wurden auf der Pariser Klimakonferenz COP21 Verpflichtungser- So macht nun der Begriff des „Purpose“ die Runde: Was macht klärungen beschlossen, die die Erderwärmung unter 2 Grad Celsius Sinn? Wofür sind Unternehmen da? Die Antwort lieferte 2019 der halten sollen, nach Möglichkeit sogar unter 1,5 Grad C. Allein durch edle Business Roundtable, dem die Chefs der größten US-ameri- den Ausstieg der USA aus diesem Abkommen, erscheint ein Erreichen kanschen Unternehmen angehören: Langfristiger Wert für alle stark gefährdet. Bei Betrachtung der Maßnahmen in Deutschland Stakeholder, also nicht nur die Investoren, sondern auch Mitarbeiter, hinsichtlich der Einführung einer „marginalen“ CO2-Steuer, die bei Kunden, Lieferanten, Gesellschaft und Staat, MUSS das Ziel sein; einem Start im nächsten Jahr bei nur 25 EURO je Tonne liegen soll, kurzfristige Gewinnmaximierung („short-termism“) ist out! keimt auch nicht allzu viel Hoffnung auf. Die Ängste um kurzfris- tige Verluste hinsichtlich der globalen Wettbewerbsfähigkeit und Zudem wurde mittlerweile zweifelsfrei wissenschaftlich erwie- von Wählerstimmen sind offenbar größer als der Mut zu langfristig sen, dass ökologisch und sozial handelnde Unternehmen auf lange wirksamen Veränderungen, die auch nachfolgenden Generationen Sicht ein besseres finanzielles Ergebnis aufweisen als die „Schmutz¬- einen lebenswerten Planeten hinterlässt. So gesehen, scheint der finken“ und „Sozialignoranten“. Mithin dürfte sich die Frage der bekannte Brundtland-Bericht „Unsere gemeinsame Zukunft“ der Vorteilhaftigkeit einer ökonomisch, ökologisch und sozialen Nach- UN-Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, der genau letz- haltigkeit eigentlich für Unternehmen gar nicht mehr stellen. teres bereits 1987 einforderte, ein Stück weit Makulatur. Dass sich dies in der Mehrzahl der Fälle dennoch nicht realisiert, Etwas Hoffnung gibt allerdings, dass im privatwirtschaftlichen liegt schlichtweg an kurzfristigen Anreizen für Vorstände, insbeson- Sektor mehr passieren könnte, als es sich die meisten Politiker vor- dere börsennotierter Unternehmen, an zahlreichen Unternehmen, stellen können: So forderte schon 2018 Larry Fink, der Chef des denen der lange Atem für eine nachhaltigere Unternehmenspoli größten Investmenthauses BlackRock, ein, dass Unternehmen sich Kleine Kniffe 21
Foto: depositphotos tik fehlt und letztlich an der politischen Ebene, die bisher unfä- der Nutzung von Bioziden für Mensch und Umwelt „eingepreist“? hig erscheint, Unternehmen auf dem Weg in die Nachhaltigkeit die Man ist ja meistens nicht einmal bereit, die Kosten verlorener Zeit richtigen Anreize zu setzen. für das Stehen im Stau einzupreisen, wenn es darum geht, wie schnell eine Straßenbaumaßnahme abgeschlossen werden soll. So wie Inves- Was hat das alles mit den „Öffentlichen“ zu tun? Das müsste tmentfonds verstärkt ökologisch und sozial nachhaltiges Handeln eigentlich offensichtlich sein – ist es aber leider für viele nicht. Die von Unternehmen einfordern, sollten das die Bürger als Steuerzah- vielbeschworene positive Vorreiterrolle ist sicherlich ein wichtiger ler tun. Dafür gibt es viele Möglichkeiten, von dem Engagement in Aspekt, der aber allzu oft bei einem Appell bleibt. Auch im öffentli- NGOs bis hin zum Kreuzchen auf dem Wahlschein. Auf Letzteres chen Bereich muss die „Kalkulation“ stimmen. haben die Politiker schon immer am besten reagiert. Vielleicht wird dann doch noch Nachhaltigkeit zum „New Normal“. Wie unsere Studien eindeutig zeigen, wird hier fast ausschließ- lich mit Einstandspreisen kalkuliert. Kosten der Nutzungs- und Entsorgungsphase werden oftmals „vergessen“. Völlige Fehlanzeige herrscht bei der Frage der indirekten Kosten. Wer kalkuliert schon Autor: die „Kosten“ schlechter Luft für Bürger, wo sich Pkw und Busse vor Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky der Haustür vorbeiquälen und die so Gesundheit und Wohlbefinden der Anwohner beeinträchtigen. Dabei gibt es sehr konkrete gesund- Lehrstuhlinhaber heitsökonomische Daten hierzu. Lehrstuhl für BWL und Industriebetriebslehre Wo werden Folgekosten des Ausbringens von Pestiziden oder Universität Würzburg 22 Kleine Kniffe
Nachhaltig aufgestellte Unternehmen Die nachhaltige Beschaffungsstrategie der Anton Debatin GmbH Kompromissloser Verlass auf das Verpackungsmaterial – von manipulationssicheren Safebags für Bargeld, Wertsachen, medizinische Proben, Rückstellmuster, bis hin zur selbstklebenden Versandtasche für Frachtbegleitpapiere und zahlreichen anderen Produkten rund um die Verpackung ist das Geschäft der Anton Debatin GmbH Im Gespräch mit Hans-Walter Trepper, Leiter Materialwirtschaft In diesem Jahr wurde DEBATIN als eines der TOP 100 Wie bindet die Anton Debatin GmbH ihre Lieferanten innovativsten mittelständischen Unternehmen Deutsch- in die Nachhaltigkeitsoffensive ein? lands ausgezeichnet. Was war der Anlass? Wir wissen, dass unsere Lieferanten maßgeblich zu unse- Die Anton Debatin GmbH gehört als Produzent von Logistik- rem Erfolg beitragen. Aus diesem Grund binden wir sie direkt in und Folienverpackungen zur Verpackungsindustrie. Als eines der unsere Nachhaltigkeits-Offensive mit ein. Neben ökonomischen, ersten Unternehmen der Verpackungsindustrie setzten wir schon technischen und prozessualen Kriterien wird bei unseren Beschaf- früh auf einen Kreislauf, der recycelten Folien, unseren DERIBA fungsaktivitäten ebenfalls auf gesellschaftliche und ökologische CYCLE®, ein zweites Leben schenkt. Dieser Ansatz und andere Pro- Aspekte geachtet. DEBATIN hat den Anspruch, dass mehr als 85 duktneuheiten und Patente werden in der firmeneigenen „DEBATIN % der relevanten Lieferanten und Dienstleister bis Ende 2025 über Ideenschmiede“ auf den Weg gebracht. Sie ist der zentrale Ideenpool ein qualifiziertes Qualitätsmanagementsystem wie ISO 9001 oder ein für individuelle Kunden- und Branchenlösungen. Hier werden Ideen vergleichbares System verfügen. Zudem verfolgen wir den Anspruch, für neue Produkte, Weiterentwicklungen und individuelle Projekte dass alle unsere bestehenden und zukünftigen direkten Lieferanten zur Marktreife geführt. Dazu gehören zum Beispiel unsere Sicher- und Dienstleister, unseren Supplier Code of Conduct unterzeichnen. heitstaschen, die zu über 75% aus PCR Material hergestellt werden Bisher haben ihn mehr als 60 Prozent der involvierten Lieferanten und durch den Blauen Engel zertifiziert sind. und Dienstleister bereits unterschrieben. Welchen Beitrag leistet das Unternehmen zum Schutz Stehen die strategische Ausrichtung des Unterneh- von Menschen und Natur? mens und seiner Produkte nicht im Widerspruch zu dem finanziellen Erfolg? Wir brauchen den Planeten, nicht er uns. Das ist der Grund, wes- halb die Anton Debatin GmbH Nachhaltigkeit als einen wesentlichen Wir erleben in einem immer stärkeren Maße, dass unsere Bestandteil aller Geschäftsprozesse versteht und weshalb sie im Wer- Kunden, vor allem aus den DAX-Konzernen, nach Produkten tesystem des Unternehmens fest verankert ist. Wir analysieren und suchen, die nachhaltig produziert wurden. Wenn also die Funktio- hinterfragen unsere eingesetzten Materialien und Technologien, um nalität unserer Produkte stimmt, ist die nachhaltige Produktion der mit langlebigen und umweltschonenden Lösungen die Vereinbarkeit Produkte dann das ausschlaggebende Kaufargument. von Natur und Technik sowie die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Unsere nachhaltige Beschaffungsstrategie steht im Einklang mit unserer Mission und Vision sowie unseren Unternehmensleitsätzen. Als Basis dienen die nachhaltigen Entwicklungsziele der UN (SDGs), Gesprächspartner der Global Compact, die internationale Menschenrechtscharta, die Hans-Walter Trepper Umwelt- und Sozialstandards der ILO sowie die Leitlinien zur sozi- alen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft (ISO 26000). Leiter Materialwirtschaft Anton Debatin GmbH Member of DERIBA Group Kleine Kniffe 23
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