SLOWAKEI Intelligente Netze und Energiespeicherlösungen - Zielmarktanalyse 2020 mit Profilen der Marktakteure

Die Seite wird erstellt Jan Nickel
 
WEITER LESEN
SLOWAKEI Intelligente Netze und Energiespeicherlösungen - Zielmarktanalyse 2020 mit Profilen der Marktakteure
SLOWAKEI
Intelligente Netze
und Energiespeicherlösungen
Zielmarktanalyse 2020 mit Profilen der Marktakteure

www.german-energy-solutions.de

                                                      2
Herausgeber:
AHK Slowakei
Suché mýto 1, SK-811 03 Bratislava
Tel.:   +421 2 2085 0620
Fax:    +421 2 2085 0632

E-Mail: info@ahk.sk
Web:    https://slowakei.ahk.de

Erstellt durch:              Dr. Petra Erbová, erbova@ahk.sk
                             Markus Halt, halt@ahk.sk

                             Juni 2020

Disclaimer:
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom
Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Herausgebers. Sämtliche Inhalte wurden mit
größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Aktualität,
Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art,
die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen unmittelbar oder mittelbar verursacht werden,
haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt
werden kann.

Titelbild:                   Hochleistungs-Stromleitungen in städtischen Gebieten. Energieversorgung, Energieverteilung,
                             Energieübertragung, Energieübertragung, Hochspannungs-Versorgungskonzept Foto.
                             Fotograf: urbans © Shutterstock Inc.

                                                                                                                            3
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis ................................................................................................................... 6

Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................... 7

Abkürzungsverzeichnis .............................................................................................................. 8

Energieeinheiten ...................................................................................................................... 10

1     Zusammenfassung ............................................................................................................. 11

2     Slowakei – Zielmarkt allgemein .........................................................................................12

    2.1       Politischer Überblick ................................................................................................................................ 12

    2.2       Wirtschaftlicher Überblick ....................................................................................................................... 12

    2.3       Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland ................................................................................................ 13

    2.4       Soziokulturelle Besonderheiten ............................................................................................................... 14

3     Marktchancen .................................................................................................................... 15

4     Zielgruppe in der deutschen Energiebranche ..................................................................... 17

    4.1       Zielgruppe in Deutschland ........................................................................................................................17

    4.2       Nachfrage in der Slowakei ........................................................................................................................17

5     Potenzielle Partner und Wettbewerbsumfeld .....................................................................19

    5.1       Betreiber von Stromnetzen und Energiespeichern................................................................................. 19

    5.2       Energiedienstleistungen .......................................................................................................................... 19

    5.3       Mess-, Steuer- und Regelungstechnik .....................................................................................................20

    5.4       Energiespeichertechnik ............................................................................................................................20

    5.5       Telekommunikationsprovider ................................................................................................................. 21

6     Technische Lösungsansätze .............................................................................................. 22

    6.1       Voraussetzungen für intelligente Netze .................................................................................................. 22

    6.2       Inländische Referenzprojekte .................................................................................................................. 24

    6.3       Grenzüberschreitende Pilotprojekte ....................................................................................................... 26

    6.4       Energiespeicher ........................................................................................................................................ 27

7     Wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen ....................................................... 29

    7.1       Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten .............................................................................................. 29

      7.1.1           EU-Förderprogramme..................................................................................................................... 29

      7.1.2           Nationale Förderprogramme .......................................................................................................... 30

                                                                                                                                                                       4
7.2       Öffentliches Vergabeverfahren und Ausschreibungen ........................................................................... 32

      7.2.1           Öffentliches Vergabeverfahren ....................................................................................................... 32

      7.2.2           Ausschreibungen der regionalen Netzbetreiber ............................................................................. 33

    7.3       Genehmigungsverfahren .......................................................................................................................... 34

    7.4       Marktbarrieren und -hemmnisse ............................................................................................................ 35

      7.4.1           Allgemeine Marktbarrieren ............................................................................................................. 35

      7.4.2           Spezifische Markthemmnisse ......................................................................................................... 35

    7.5       Fachkräfte ................................................................................................................................................. 36

    7.6       Zahlungs- und Vertriebsstruktur ............................................................................................................. 37

      7.6.1           Zahlungsmoral ................................................................................................................................. 37

      7.6.2           Vertriebsstruktur ............................................................................................................................. 38

8     Handlungsempfehlungen für den Markteinstieg ............................................................. 40

    8.1       Vertriebspartnerschaften .........................................................................................................................40

    8.2       Bonitätsprüfung........................................................................................................................................ 41

    8.3       Steuerliche Aspekte .................................................................................................................................. 41

9     Schlussbetrachtung ........................................................................................................... 42

10         Profile der Marktakteure ............................................................................................... 43

    10.1          Administrative Instanzen und politische Stellen ............................................................................... 43

    10.2          Unternehmen ....................................................................................................................................... 44

    10.3          Standortagenturen, Beratungsunternehmen, Forschungsinstitute und sonstige Multiplikatoren . 54

Anhang 1: Messen und Veranstaltungen zum ........................................................................... 57

Anhang 2: Fachzeitschriften, Nachrichtenportale, Websites zum Thema Intelligente Netze und
                  Energie .................................................................................................................. 58

Anhang 3: Informationsquellen, Bibliografie ........................................................................... 59

                                                                                                                                                                           5
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Slowakische Republik (Zahlen und Fakten) ................................................................................................. 12

Tab. 2: Makroökonomische Eckdaten in %, sofern nicht anders genannt ............................................................. 13

Tab. 3: Allgemeine technische Parameter der regionalen Verteilnetze .................................................................. 22

Tab. 4: Charakteristika des Stromübertragungsnetzes ............................................................................................ 22

Tab. 5: Investitionsvorhaben mit Smart Grid-Bezug bis 2031 (Auswahl) .............................................................. 24

Tab. 6: Energiesicherheit der Slowakischen Republik mit Schwerpunkt auf optimalem Quellenmix,
           Energieeffizienz und Umwelt ...................................................................................................................... 31

Tab. 7: UVP-Schwellenwerte für Energieanlagen .................................................................................................... 34

                                                                                                                                                              6
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Außenhandel der Slowakei mit Deutschland, 2010-2019 (in Mio. Euro) .................................................. 14

                                                                                                                              7
Abkürzungsverzeichnis
ACON           Again Connected Networks
AKA            Ausfuhrkredit-Gesellschaft
AMI            Automated Meter Infrastructure
AMM            Automated Meter Management
BIP            Bruttoinlandsprodukt
BMWi           Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
CEF            Connecting Europe Fazilität
CEF – E        Connecting Europe for Energy
Danube InGrid Danube Intelligent Grid
DSO            Distributionssystem
DWDM           Dense Wavelength Division Multiplexing
EBRD           Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung
EE             Erneuerbare Energien
EEG            Erneuerbare-Energien-Gesetz (Nr. 309/2009)
EMS            Energiemanagementsysteme
EPH            Energetický a průmyslový holding (Tschechisch-slowakischer Energiekonzern)
EU             Europäische Union
EVO            Slowakisches Online-Informationssystem
GTAI           Germany Trade and Invest – Gesellschaft für Außenwirtschaft
               und Standortmarketing mbH
IEC            International Electronical Commission
IKT            Informations- und Kommunikationstechnologien
IPPC           International Plant Protection Convention
ISO            International Organization for Standardization
IMS            Intelligent Meter System
KfW            Kreditanstalt für Wiederaufbau
KMU            Kleine und mittelständische Unternehmen
LAN            Local Area Network
MH SR          Ministerstvo hospodárstva SR (Wirtschaftsministerium der SR)
MZP SR         Ministerstvo životného prostredia SR (Umweltministerium der SR)
OP             Operationelles Programm
PCI            Project of Common Interest
PLC            Power Line Communication
PV             Photovoltaik
SARIO          Slovenská agentúra pre rozvoj investícií a obchodu (Slowakische Investitionsagentur)
SCADA          Supervisory Control and Data Acquisition
SE             Slovenské elektrárne, a.s. (Slowakische Elektrizitätswerke)
SEPS           Slovenská elektrizačná prenosová sústava, a.s. (Slowakisches Stromübertragungssystem)
SIEA           Slovenská inovačná a energetická agentúra (Slowakische Innovations- und Energieagentur)

                                                                                                         8
SIS        Steuerungs- und Informationssystem
SLOVSEFF   Slovak Energy Efficiency Financing Framework
SSD        Stredoslovenská distribučná, a.s.
SSE        Stredoslovenská energetika, a.s. (Mittelslowakischer Energieversorger)
TI         Transparency International
URSO       Úrad pre reguláciu sieťových odvetví (Regulierungsbehörde für Netzbranchen)
UVO        Úrad pre verejné obstarávanie (Slowakisches Vergabeamt)
UVP        Umweltverträglichkeitsprüfung
VSD        Východoslovenská distribučná, a.s.
VSE        Východoslovenská energetika, a.s. (Ostslowakischer Energieversorger)
WDM        Wavelength Division Multiplexing
WEF        World Economic Forum
ZSD        Západoslovenská Distribučná, a.s.
ZSE        Západoslovenská energetika, a.s. (Westslowakischer Energieversorger)

                                                                                         9
Energieeinheiten
GWh    Gigawattstunde
Hz     Hertz
kN     Kilonewton
kVA    Kilovoltampere
kV     Kilovolt
kW     Kilowatt
kWh    Kilowattstunde
kWp    Kilowatt peak
MJ     Megajoule
MVA    Megavoltampere
MW     Megawatt
MWe    Megawatt elektrische Leistung
MWh    Megawattstunde
MWth   Megawatt thermische Leistung
PJ     Petajoule
TWh    Terawattstunde
V      Volt
W      Watt

                                       10
1       Zusammenfassung
Die vorliegende Zielmarktanalyse wurde im Rahmen der Exportinitiative Energie des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Energie (BMWi) erstellt. Die Studie betrachtet die Rahmenbedingungen für die Entstehung von
intelligenten Stromnetzen in der Slowakei und nimmt eine Markteinschätzung für deutsche Unternehmen vor.
Die Slowakei investiert in den kommenden Jahren massiv in den Aufbau von Smart Grids. Ein aktuelles
Leuchtturmprojekt ist ACON (Again Connected Networks), das die slowakische und tschechische
Stromwirtschaft intelligent miteinander verbindet. Allein im slowakischen Teil investiert der Stromversorger
Západoslovenská distribučná (ZSD) 192 Mio. Euro bis zum Jahr 2024 in die Modernisierung der Netze und den
Bau neuer Anlagen. Die EU fördert das Projekt mit einem 50%igen Zuschuss. Parallel treibt ZSD mit Danube
InGrid ein Projekt in ähnlicher Größenordnung voran, hierbei mit Fokus auf die intelligente Anbindung des
slowakischen Stromnetzes an das ungarische. Parallel sind auch zahlreiche Investitionen in kleinerem Umfang
in die Modernisierung und intelligente Steuerung des Übertragungs- und der Verteilnetze vorgesehen.
Nachdem die Förderung erneuerbarer Energien in der Slowakei in den letzten Jahren ins Stocken geraten war,
möchte die neue Regierung grünen Technologien wieder einen Schub geben. Nach Überwindung der Corona-
Pandemie ist hier mit Folgeinvestitionen zu rechnen, was zugleich für Bedarf an Energiespeicherlösungen sorgt.
Diese Ausbauvorhaben eröffnen gute Marktchancen für deutsche Technologieausrüster. Potenzial ergibt sich vor
allem für Lieferanten in den Bereichen Energieanlagentechnik, Leistungselektronik, elektrische Mess- und
Steuerungstechnik, Speichertechnik, IKT und Softwareentwicklung. Mit Ausnahme der IT-Branche ist die
Konkurrenz einheimischer Hersteller eher schwach aufgestellt. Dafür haben Global Player wie ABB, Schneider
Electric oder Siemens den slowakischen Markt bereits erschlossen und sind mit eigenen Tochtergesellschaften
vor Ort.
Beim Markteintritt kommt deutschen Unternehmen zugute, dass die Marke „Made in Germany“ einen hohen
Stellenwert in der Slowakei besitzt. Produkte aus Deutschland genießen allgemein einen guten Ruf und
entsprechend hoch fällt das Interesse slowakischer Firmen aus, mit deutschen Partnern zusammenzuarbeiten.

                                                                                                           11
2            Slowakei – Zielmarkt allgemein
2.1          Politischer Überblick

Die Slowakische Republik wurde nach der Teilung der ehemaligen Tschechoslowakei im Jahr 1993 gegründet.
Sie erstreckt sich auf eine Fläche von 49.035 km² und hat eine gemeinsame Grenze mit der Tschechischen
Republik, Polen, der Ukraine, Ungarn und Österreich. Die Slowakische Republik (SR) hatte im Jahr 2019 nach
Angaben des Statistikamtes 5,46 Mio. Einwohner. Die Hauptstadt des Landes ist Bratislava.
An der slowakischen Regierung sind seit den letzten Parlamentswahlen im Februar 2020 vier Parteien beteiligt:
die bürgerliche Partei OĽaNO unter Führung von Premierminister Igor Matovič, die konservative Partei Sme
Rodina sowie die liberalen Parteien SaS und Za ľudí. Das Staatsoberhaupt des Landes ist seit Juni 2019 Zuzana
Čaputová (parteilos).

Tab. 1: Slowakische Republik (Zahlen und Fakten)1
     Amtssprache                              Slowakisch (als Geschäftssprachen fungieren auch Englisch oder Deutsch)
     Fläche                                   49.035 km²
     Bevölkerung (2019)                       5,46 Mio. Einwohner
     Bevölkerungsdichte (2019)                111 Einwohner/km²
     Hauptstadt                               Bratislava
     Stadtbevölkerung (2019)                  2,91 Mio. Einwohner
     Verwaltungsbezirke                       Banská Bystrica, Bratislava, Košice, Nitra, Prešov, Trenčín, Trnava, Žilina
     Nationalitäten (2011)                    Slowakisch (80,7%), Ungarisch (8,5%), Roma (2,0%), andere (8,8%)
     Währung                                  Euro – EUR (seit 1.1.2009)
     Bruttoinlandsprodukt                     94,17 Mrd. Euro, 17.027 Euro pro Kopf
     (2019; nominal)
     Export (2019)                            80,5 Mrd. Euro
     Import (2019)                            79,4 Mrd. Euro
     Ausländische Direkt-                     45,1 Mrd. Euro
     investitionen (31.12.2019)
     Körperschaftsteuer                       21%
     Einkommensteuer                          19% bzw. 25% für höhere Einkommensgruppen
     Mehrwertsteuer                           20% bzw. 10% auf Bücher, Medikamente und Grundnahrungsmittel

2.2          Wirtschaftlicher Überblick
Die Struktur der slowakischen Wirtschaft hat sich seit dem Fall des Kommunismus 1989/90 stark an die
Wirtschaftsstruktur der alten EU-Länder angenähert. Das gilt vor allem für die Bereiche Land-, Bau- und
Finanzwirtschaft. So ist das Gewicht des Agrarsektors am Bruttoinlandsprodukt sukzessive gesunken, während
der Dienstleistungssektor eine immer größere Bedeutung einnimmt. Das ändert jedoch nichts an dem nach wie
vor hohen Gewicht der Industrie am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die Slowakei zählt zu jenen Ländern der EU,
in denen der Anteil der industriellen Erzeugung am BIP (2018: 23,5%) den entsprechenden EU-
Durchschnittswert deutlich übersteigt. Bei regionaler Betrachtung zerfällt die Slowakei wirtschaftlich in zwei
Teile: den gut entwickelten Westen (Hauptstadt Bratislava und Umgebung) und die ökonomisch noch

1
    Zusammengestellt aus Daten von Statistikamt SR, NBS, GTAI, 2020

                                                                                                                            12
vergleichsweise rückständige Mittel- und Ostslowakei.

Aktuelle wirtschaftliche Entwicklung2
Die Notstandsmaßnahmen gegen die COVID-19-Pandemie hatten weite Teile des slowakischen Handels- und
Dienstleistungssektors zum Stehen gebracht und Umsatzverluste von mehreren Wochen beschert. In Verbin-
dung mit Einkommenseinbußen durch Quarantäne-Regelungen oder Kurzarbeit wurde auch direkt der private
Verbrauch in Mitleidenschaft gezogen. Indirekt waren und sind zum Teil noch durch ähnliche Maßnahmen bei
den Handelspartnern auch slowakische Lieferketten und Absatzmärkte beeinträchtigt. Das schlägt sich durch auf
die Industrieproduktion und den Außenhandel. Die hohe Abhängigkeit vom Export und von der Kfz-Industrie
macht die kleine Volkswirtschaft im weltweiten COVID-19-Umfeld besonders verletzlich.
Je länger eine Normalisierung in der Slowakei und Europa auf sich warten lässt, desto tiefer wird die Rezession
ausfallen. Das Finanzministerium erwartet, dass die Pandemie das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um real 7,2%
einbrechen lässt. Bei erfolgreicher Eindämmung tritt bereits in der zweiten Jahreshälfte eine schrittweise Bele-
bung ein, die 2021 das BIP dann gleich um 6,8% anhebt. Doch beruht diese Prognose auf der Annahme, dass die
wirtschaftliche Aktivität in der Slowakei und bei ihren Handelspartnern nicht mehr als zwei Monate erheblich
ausgebremst wurde. Ökonomen betonen, dass die Rezession deutlich schärfer verlaufen kann (bis zu -12%), wenn
sich die Pandemie fortsetzt oder in der zweiten Jahreshälfte zurückkehren sollte.
Es kommt auch darauf an, wie schnell und effizient die Hilfsmaßnahmen der Regierung greifen. Mit einem deut-
lichen Anstieg des Haushaltsdefizits auf 5,9% des BIP rechnet der Internationale Währungsfonds. In der Folge
sieht er die Staatsschuldenquote auf 57% des BIP anschwellen. Sie lag 2019 noch bei 48%.

Tab. 2: Makroökonomische Eckdaten in %, sofern nicht anders genannt3
Indikator                                                       2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020* 2021* 2022*
Reales BIP-Wachstum                                             2,8    4,2    3,1    3,2    4,1    2,4     -9,3    8,0   4,3
Exportwachstum                                                  0,9    4,6    5,5    5,9    4,9     5,5    -11,8   9,4   6,4
Importwachstum                                                  0,1    7,2    3,4    5,3    4,8    5,0     -12,3   8,6   6,3
Inflation (Mittelwert)                                          -0,1   -0,3   -0,5   1,3    2,5     2,7     1,8    1,0   1,7
Realer Lohnzuwachs                                              4,2    3,2    3,8    3,3    3,7    5,0     -3,4    8,3   6,1
Arbeitslosenquote                                               13,2   11,5   9,6    8,1    6,6    5,8     7,4     8,3   7,7
Haushaltsdefizit (% BIP)                                        -2,7   -2,6   -2,2   -0,8   -0,7   -1,30   -8,4     -     -
* Prognose

2.3          Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland
Deutschland ist traditionell der wichtigste Handelspartner der Slowakei. An den Importen waren deutsche
Firmen 2019 laut slowakischem Statistikamt mit über 16% (12,8 Mrd. Euro) und an den Ausfuhren des Landes
mit rund 22% (17,9 Mrd. Euro) beteiligt.
Besonders über die Automobilindustrie sind beide Volkswirtschaften eng vernetzt. Straßenfahrzeuge und
Komponenten machen ein Viertel des gemeinsamen Handelsvolumens aus. Die slowakischen Einfuhren aus
Deutschland legten in dieser Sparte 2018 um 27,2% auf 3,9 Mrd. Euro zu, die jeweiligen Ausfuhren nach
Deutschland sogar um 43,1% auf 6,3 Mrd. Euro. Elektrische Maschinen und Industriemaschinen sind vom
Warenwert her die nächstgrößten Posten im gemeinsamen Handel. 4

2
    Neubert, 2020
3
    Zusammengestellt aus Daten von Statistikamt SR, NBS, 2020
4
    Neubert, 2019

                                                                                                                               13
Abb. 1: Außenhandel der Slowakei mit Deutschland, 2010-2019 (in Mio. Euro)5

20000,00                                                  Importe   Exporte

15000,00

10000,00

    5000,00

         0,00
                    2010      2011          2012   2013      2014    2015     2016   2017   2018   2019

Rund 600 deutsche Unternehmen sollen bereits in die Slowakei investiert haben. Sie sind in vielen
Wirtschaftszweigen engagiert – vom Fahrzeugbau und Energiesektor über den Einzelhandel bis hin zur
Softwareentwicklung und Logistik.6 Laut Angaben der Deutschen Bundesbank beschäftigen die Firmen 146.000
Mitarbeiter im Land.7 Zu den größten deutschen Investoren gehören Volkswagen, Siemens, Schaeffler,
Continental, E.ON, RWE, Allianz und Deutsche Telekom einschließlich T-Systems. Eine starke Position haben
sie außerdem im Einzelhandel (Metro, Schwarz, Rewe) und in der Elektronikindustrie.

2.4          Soziokulturelle Besonderheiten8

Trotz der kulturellen Nähe zu Deutschland können in Geschäftsbeziehungen schnell Missverständnisse
entstehen. Wer mit Slowaken erfolgreich verhandeln will, sollte ihren Stolz auf die Sprache und die Staatlichkeit
respektieren, nicht allzu forsch auftreten und mit Kritik zurückhaltend sein.
Erste lockere Kontakte müssen zeitnah nachbearbeitet und aufgefrischt werden. Es ist von Vorteil, sich immer
wieder in Erinnerung zu rufen und den slowakischen Geschäftsleuten das Gefühl zu geben, dass sie wichtig sind
und ernst genommen werden.
Titel spielen, ähnlich wie in Österreich, eine wichtige Rolle. Auf die Benennung der akademischen Ehren wird
viel Wert gelegt. Ein Verzicht könnte als Geringschätzung interpretiert werden. Wenn ein Deutscher seinen
slowakischen Counterpart mit „Herr Ingenieur“ anspricht, kann er damit auf jeden Fall Sympathien gewinnen.
Slowaken sprechen bevorzugt von Prinzipal zu Prinzipal. Wer zu Verhandlungen nur einen einfachen
Vertriebsmitarbeiter schickt, kann kaum erwarten, dass auf der Gegenseite der Geschäftsführer erscheint. Ein in
der Hierarchie weiter unten stehender Manager wird weniger ernst genommen. Das Gespräch kann schnell sehr
förmlich verlaufen und ergebnislos bleiben.
Nicht unbedingt erwartet werden Gastgeschenke. Geschätzt werden sie aber dennoch, und oft revanchieren sich
die Slowaken ihrerseits. Dabei bieten sich regionales Kunsthandwerk, Confiseriewaren oder Alkoholika aus der
Heimatregion des deutschen Unternehmens an.
Grundsätzlich tun sich Slowaken schwer damit, etwas klar abzulehnen oder „nein“ zu sagen. Das gilt auch für
Geschäftstreffen, die sie eigentlich nicht wollen oder aus zeitlichen Gründen nicht schaffen. Manchmal lassen sie
sich verleugnen oder sagen zu, um sich später nicht an diese Verabredung zu halten. Auch auf ein Follow-up nach
einem Geschäftstreffen wartet man dann vergeblich, wenn der slowakische Partner an dem Geschäft kein
Interesse hatte, dies aber nicht so offen sagen wollte.
Ebenso vorsichtig sind Slowaken mit Kritik. Sowohl intern als auch extern äußern sie sich selten negativ, um
Konflikten vorzubeugen. Im Gegenzug tun sie sich schwer damit, wenn Kritik an ihnen selbst geäußert wird.

5
    Statistikamt SR, 2020
6
    Schulze, 2015
7
    Bundesbank, 2020
8
    Abschnitt entnommen aus Schulze, 2014

                                                                                                              14
3           Marktchancen
Intelligente Stromzähler, digitalisierte Leitungen, automatisierte Umspannwerke und Transformatoren-
stationen, Integration erneuerbarer Energien, intelligentes Energiemanagement – auch die slowakische
Stromwirtschaft ist von dem globalen Trend zu Digitalisierung und Automatisierung voll erfasst. Parallel stellt
ein kontinuierlich steigender Strombedarf eine Herausforderung für die Übertragungs- und Verteilungs-
kapazitäten dar.
Die staatliche Stromübertragungsgesellschaft SEPS geht davon aus, dass der Stromverbrauch 2028 um mehr als
10% über dem Stand von 2017 liegen wird. Entsprechend hegt SEPS große Ausbaupläne, die im
Entwicklungsprogramm für die Jahre 2020 bis 2029 dargestellt sind. Langfristig sieht der Investitionsplan die
Sanierung und den Neubau von vorrangig 400-kV-Übertragungsleitungen vor, daneben den Bau von
Schaltanlagen und die Installation neuer Transformatoren (vor allem 400/110 kV). Bei kaum einem Projekt fehlt
zudem die Implementierung eines Steuerungsinformationssystems. Der größte Investitionsbedarf kommt den
alten 220-kV-Leitungen zu. Sie sollen zum Teil durch 400-kV- oder 110-kV-Leitungen ersetzt werden. Einen
weiteren Schwerpunkt der Ausbaupläne von SEPS bilden die grenzüberschreitenden Leitungen Richtung
Tschechien, Ungarn und Polen.9
Außerdem muss das Netz weiter ausgebaut und für die unregelmäßige Einspeisung aus Wind- und
Solarkraftanlagen vorbereitet werden. Nachdem die Politik die Förderbedingungen erneuerbarer Energien in
den vergangenen Jahren verschlechtert hatte, kündigte die neue Regierung in ihrer Programmerklärung vom
April 2020 an, den Ausbau regenerativer Ressourcen wieder stärker zu begünstigen.10
Bei der Energiespeicherung spielen die Pumpspeicherwerke mit einer kumulierten installierten Kapazität von
916 MW eine wichtige Rolle. Strategische Bedeutung wird in Regierungsdokumenten dem Bau eines großen
Pumpspeicherwerks am Ipeľ zugemessen, dieses Projekt kommt jedoch seit vielen Jahren nicht über die
Planungsphase hinaus. Die bestehenden Pumpspeicherwerke müssen jedoch nachgerüstet werden, um die vom
Wirtschaftsministerium geplante Steigerung der Stromerzeugungskapazitäten bis 2030 zu verwirklichen.11
Das Gasförder- und -transitunternehmen Nafta war bereits an einem Pilotprojekt der österreichischen RAG zur
Speicherung von Solar- und Windkraft in unterirdischen Energiespeichern beteiligt und hat ambitionierte
Ausbaupläne. Weitere private Investoren verfolgen ebenfalls Projekte in der Gasspeicherung, für die sie
innovative Speichertechnologien benötigen.
Die Slowakei hat sich verpflichtet, die EU-Richtlinien für den Strombinnenmarkt und die Einführung von
intelligenten Zählersystemen umzusetzen. Für alle Stromabnehmer mit einem Jahresverbrauch von mindestens
4.000 kWh sind solche Zähler seit diesem Jahr Pflicht. Das Wirtschaftsministerium geht davon aus, dass bis
2020 mindestens 23% aller Abnahmestellen davon betroffen sind, auf die über die Hälfte des Stromverbrauchs
entfällt. Das Wirtschaftsressort rechnet mit einer flächendeckenden Einführung der Smart Metering-
Technologie und einem Bedarf von 600.000 Geräten. Um die gesetzten Ziele zu erreichen, müssen die
Verteilnetzbetreiber aufs Gas drücken, denn zum 30. Juni 2019 war noch nicht einmal die Hälfte der geplanten
Menge an den intelligenten Messsystemen installiert.12
Die intelligenten Zähler sind ferner die Grundlage für den Ausbau intelligenter Netze, bei dem Lieferant und
Verbraucher in ständigem Kommunikationsaustausch stehen. Das Wirtschaftsministerium will laut
Konzeptentwurf für die Energiepolitik die Stromnetzbetreiber motivieren, in die Entwicklung von Smart Grids
zu investieren. Dabei sollen Pilotprojekte gefördert werden. Bis 2035 ist der Ausbau eines landesweiten
intelligenten Stromnetzes avisiert.13
Der Energieversorger ZSD erhält von der EU-Kommission 91 Mio. Euro Fördermittel, um das internationale
Smart-Grid-Projekt ACON in der Slowakei durchzuführen. Das Projekt hat zum Ziel, das Verteilnetz zu
modernisieren und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit der tschechischen Stromwirtschaft zu
fördern. Erste Bestandteile sind der Bau eines neuen Umspannwerks in Borský Svätý Júr und die Digitalisierung

9
    SEPS, 2019
10
     ÚV SR, 2020
11
     MH SR, 2019
12
     MH SR, 2019
13
     MH SR, 2019

                                                                                                            15
von 200 km an 22-kV-Leitungen in der Nordwestslowakei.14
Parallel treibt ZSD mit Danube InGrid ein Projekt in ähnlicher Größenordnung voran, hierbei mit Fokus auf die
intelligente Anbindung des slowakischen Stromnetzes an das ungarische. Während ACON hauptsächlich in den
Regionen Trenčín und Trnava realisiert wird, soll Danube InGrid überwiegend die Region Nitra und einen Teil
der Region Trnava abdecken. Die Aufnahme des Projekts in die bevorstehende Liste der PCI-Projekte wurde auch
von den EU-Mitgliedstaaten unterstützt.15
Im staatlichen Aktionsplan zur Energieeffizienz wird der Modernisierung der Energieinfrastruktur ebenfalls
große Bedeutung zugemessen. Das Wirtschaftsministerium beziffert die jährlichen Kosten dafür auf 90 Mio.
Euro.16
Der hohe Investitionsbedarf bei der Modernisierung der Stromnetzinfrastruktur und dem Ausbau von Smart
Grids bedeutet mittel- und langfristig Chancen für Netzausrüster bzw. Anbieter intelligenter Lösungen. Durch
die zunehmende Erzeugung von Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien wird zudem die Nachfrage nach
Speicherlösungen steigen. Da der slowakische Markt in diesen Technologiegebieten vornehmlich auf Importe
angewiesen ist, ergeben sich Chancen für Anbieter aus Deutschland.
Die Slowakei ist grundsätzlich eine sich dynamisch entwickelnde Volkswirtschaft mit überdurchschnittlich
starker Einbindung in den internationalen Handel. Als Investitionsstandort wird die Slowakei nach
Überwindung der Corona-Pandemie an zusätzlicher Attraktivität gewinnen. Denn Deutschland und andere
westeuropäische Staaten dürften verstärkt in Re- und Nearshoring investieren, wobei das Land mit seiner
zentralen geografischen Lage, motivierten Arbeitskräften zu moderaten Lohnkosten, einem hohen
Industrieanteil und der Zugehörigkeit zur Eurozone im Standortwettbewerb punkten kann.17
Geografisch und kulturell ist die Slowakei nahe an Deutschland, was auch auf die wirtschaftliche Verflechtung
zutrifft. Im Land sind rund 600 deutsche Unternehmen tätig, Deutschland ist der mit Abstand wichtigste
Handelspartner. Der Ruf von deutschen Firmen in der Slowakei ist generell sehr gut. Deutschland steht für
Spitzentechnologie, den Anbietern wird von slowakischer Seite ein hohes Maß an Kompetenz und Verlässlichkeit
bescheinigt.

14
     MH SR, 2020
15
     MH SR, 2020a
16
     MH SR, 2017
17
     Grieveson, 2020

                                                                                                          16
4           Zielgruppe in der deutschen Energiebranche
4.1         Zielgruppe in Deutschland
In intelligenten Stromnetzen kommt es zu einem permanenten Datenaustausch zwischen Energieerzeugern,
Energieverbrauchern und Energiespeichern. Diese Kommunikation ermöglicht eine bedarfsgerechte
Netzsteuerung. In der Slowakei zieht die Transformation der Stromnetze in Smart Grids sowohl massive
Investitionen in entsprechende IuK-Technik nach sich als auch in die allgemeine Modernisierung der
bestehenden Stromverteilungsinfrastruktur. Geschäftschancen ergeben sich damit für deutsche Unternehmen in
den Bereichen:
           Hersteller von Energieanlagentechnik;
           Hersteller von Energiespeichertechnik;
           Hersteller von Leistungselektronik;
           Hersteller von elektrischer Mess- und Steuerungstechnik;
           Hersteller von Elektronikgeräten / Ausrüstung;
           IKT-Ausrüster;
           Softwareentwickler;
           Berater/Projektierer im Bereich Smart Grids.

4.2         Nachfrage in der Slowakei
Die einsetzende Investitionswelle in intelligente Stromnetze bringt einen vielfältigen Bedarf an verschiedensten
Technologien mit sich. Einen guten Anhaltspunkt liefert das Pilotprojekt ACON, bei dem das bestehende 22-kV-
und 110-kV-Leitungsnetz der Nordwestslowakei komplett modernisiert und durch den Bau zusätzlicher
Leitungen erweitert wird. Parallel werden optische Leitungen als smarte Kommunikationswege verlegt.
Insgesamt 100 Umspannwerke (22 kV / 0,4 kV) im Versorgungsgebiet werden zu smarten Unterstationen
umgerüstet. Mit Danube InGrid steht ein weiteres Projekt in ähnlicher Größenordnung für die Südwestslowakei
in der Pipeline. Daher liefert die Technologienachfrage im Rahmen des ACON-Projekts einen guten
Anhaltspunkt, um die aus deutscher Unternehmenssicht relevanten Technologien zu identifizieren:
                Fernsteuerungstechnik für Anlagenbetrieb;
                Durchschleifen der Mittelspannungsleitungen;
                Automated Meter Management (AMM) für Netzsteuerung;
                Intelligente Schalter (Wiedereinschaltautomatik) für Mittelspannungsleitungen;
                Fehlerortungsgeräte für Mittelspannungsleitungen;
                Spannungsregulierte Transformatoren (Mittel- und Niederspannung);
                Intelligente Algorithmen für Automatisierung der Netzsteuerung;
                Breitband-Powerline-Technologien für schnelle und zuverlässige Datenübertragung;
                Moderne lokale SCADA-Systeme (Supervisory Control and Data Acquisition) für Umspannwerke;
                IT-Hubs mit Systemen für Spannungsregulierung und Fernsteuerung;
                Lastmanagementsysteme;
                Nachfragemanagementsysteme;
                Monitoring- und Sicherheitstechnologien inkl. elektronischer Notfallsysteme;
                WDM-Technologien (Wavelength Division Multiplexing).18

18
     EU-Kommission, 2019

                                                                                                             17
Die intelligenten Netze sollen die Grundlage liefern, dass die Slowakei künftig größere Strommengen aus
erneuerbaren Quellen einspeisen kann. Damit steigt auch die Bedeutung von Energiespeichern. In diesem
Bereich besteht Bedarf an folgenden Lösungen:
             Batteriespeicher;
             Hybride Batteriespeicher auf Basis erneuerbarer Energien;
             Pumpspeicher;
             Druckluftspeicher;
             Schwungradspeicher.
Da sich in der Slowakei aktuell mehrere Gasspeicherprojekte in Planung befinden,19 ist auch Absatzpotenzial für
innovative Speichertechnologien vorhanden, mit denen z.B. grüner Strom in erneuerbare Gase umgewandelt
werden kann, um sie in Gasspeichern einzulagern.

19
     Vgl. Kap. 6.4

                                                                                                            18
5               Potenzielle Partner und Wettbewerbsumfeld
5.1             Betreiber von Stromnetzen und Energiespeichern
Die Stromverteilung erfolgt weitestgehend durch drei teilprivatisierte Unternehmen, die nach der geografischen
Lage ihres Versorgungsgebietes benannt sind: Západoslovenská energetika (ZSE, Westen), in der Mittelslowakei
Stredoslovenská energetika (SSE, Zentral) und Východoslovenská energetika (VSE, Osten).20 Diese betreiben das
Hoch- (110 kV), Mittel- (20 kV) und Niederspannungsnetz (400 V). Die Versorgungsflächen sind zwar
vergleichbar, trotzdem ist ZSE im Westen mit der Hauptstadt Bratislava das umsatzstärkste Unternehmen. Für
den Stromabsatz haben alle drei Versorger eigene Vertriebsgesellschaften gegründet. An ZSE und VSE sind die
deutschen Energiekonzerne E.ON (ZSE) und RWE (VSE) beteiligt, an SSE das tschechische Energieunternehmen
EPH.
Alle drei Stromkonzerne sind bestrebt, die fortschreitende Digitalisierung zum Wohle ihrer Kunden einzusetzen.
Über ihre Webportale21 bieten sie schon heute Zusatzfunktionen an wie Verbrauchshistorien,
Störungsübersichten, Ankündigung von geplanten Netzausfällen oder geografische Netzdarstellungen.
Für das Stromübertragungsnetz ist die staatliche Gesellschaft SEPS zuständig. Sie liefert den Strom an die drei
Verteilergesellschaften oder direkt an einige Großabnehmer wie den Chemiebetrieb Duslo, die Eisengießerei OFZ
oder das Stahlwerk U.S. Steel Košice. Das SEPS-Leitungsnetz hatte Ende 2018 eine Länge von 3.008 km.22
Der größte Player in der Stromerzeugung ist die Firma Slovenské elektrárne (SE), an der neben dem slowakischen
Staat der tschechisch-slowakische Energiekonzern Energetický a Průmyslový Holding (EPH) und der italienische
Enel-Konzern beteiligt sind. SE ist zugleich Betreiber von vier Pumpspeicherkraftwerken. Deren
Gesamtkapazität von 916,4 MW verteilt sich auf die Standorte Čierny Váh (734,4 MW), Liptovská Mara (98 MW),
Dobšiná (24 MW) und Ružín (60 MW).23
Marktführer bei der Gasspeicherung ist die Firma Nafta. Bereits 1977 nahm das Unternehmen erstmals
unterirdische Speicheranlagen in Betrieb. Seit 2014 verfügt die Aktiengesellschaft, deren Mehrheit EPH hält,
über eine Speicherkapazität von 2,5 Mrd. m³ pro Jahr. Nafta ist zugleich Produzent von Erdgas mit einem
jährlichen Volumen von 90 Mio. cm³ und wirkte auch an dem oberösterreichischen Forschungsprojekt
„Underground Sun Storage“ zur unterirdischen Speicherung von Wind- und Sonnenenergie mit.24

5.2             Energiedienstleistungen
In der Slowakei gibt es rund 500 Firmen, die Energiedienstleistungen erbringen. Deren Spektrum reicht
hauptsächlich von Fachberatung, Energiemanagement, Zertifizierung bis hin zur Entwicklung von Energie- und
Umweltprojekten.
Der größte Energiedienstleister in der Slowakei ist die Firma Slovenské elektrárne – energetické služby, die 2018
einen Umsatz von 214 Mio. Euro aus der Erbringung von Dienstleistungen erzielte. Zum Portfolio zählen unter
anderem die Installation von Mess-, Steuer- und Regelungstechnik oder die Einrichtung von Batteriespeichern.
Der zweitgrößte Player ist die PPA-Gruppe. Sie besteht aus fünf Gesellschaften, wobei das umsatzstärkste
Mitglied PPA Controll (2019: 122 Mio. Euro) als Holding fungiert. PPA Controll entwickelt Lösungen für
Starkstrom-, Mess- und Regelungstechnik, Steuerungstechnik, Sicherheitstechnik, Brandschutz, Verkabelung
und Computer-Netzwerke.
Die französischen Energiefirmen Engie                             und        Veolia   bieten     ihre     Dienstleistungen          über      eigene
Tochtergesellschaften in der Slowakei an.
Im Vergleich dazu ist die Firma IFT InForm Technologies ein kleinerer spezialisierter Anbieter. Das
Unternehmen ist seit 15 Jahren Ausrüster von Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetzen. Das Dienstleistungs-
angebot umfasst auch die Automatisierung des Netzbetriebes sowie die Datensammlung und -auswertung von

20
  In allen drei Unternehmen hält der Staat weiterhin einen Aktienanteil von jeweils 51 Prozent. Die Vorstandsmehrheit liegt jedoch bei den privaten
Investoren.
21
     Vgl. https://www.ssd.sk, https://www.vsds.sk und https://www.zsdis.sk
22
     SEPS, 2020
23
     SE, 2019
24
     Nafta, 2020

                                                                                                                                                      19
intelligenten Stromzählern.
Die Firma Befra elektroservis ist im Bau von Transformatorenstationen und PV-Anlagen, Einrichtung von
Abnahmestellen sowie der Strommessung und -steuerung tätig. Für letztere Aufgabe vertraut der Ausrüster auf
das tschechische Steuerungssystem HMP 64M.

5.3          Mess-, Steuer- und Regelungstechnik

In der Slowakei fertigen über 100 Unternehmen Geräte und Anlagen der Mess-, Steuer- und Regeltechnik, wobei
es sich überwiegend um kleine und mittelständische Betriebe handelt. Der Großteil der Produktion ist auf
industrielle Abnehmer ausgerichtet.
Bei den einheimischen Unternehmen handelt es sich durchweg um kleinere Betriebe. Noch zu den etwas
Größeren gehört die Firma IPECON mit Sitz in Žilina. Sie stellt u.a. elektrische Schaltschränke her und hat das
Informationssystem TEDIS zur Verteilung von Wärmeenergie entwickelt. Der Umsatz beträgt rund 7 Mio. Euro
pro Jahr.
In einer ähnlichen Größenordnung arbeitet die Firma Applied Meters aus Prešov. Zum Produktportfolio gehören
diverse Strommessgeräte, die teilweise dank Kommunikationsschnittstelle auch über eine eigens entwickelte
Software steuerbar sind. 2018 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 7 Mio. Euro.
Im Handel von Mess-, Steuer- und Regeltechnik sind rund 700 Unternehmen aktiv. Das Angebot ist dabei
mehrheitlich auf den Einsatz in industriellen Prozessen oder in Gebäuden konzentriert. Namhafte Beispiele sind
Unternehmen wie Siemens, Schneider Electric, ABB, Rockwell Automation oder Emerson Process Management.
Diese Anbieter sind allesamt mit eigenen Niederlassungen in der Slowakei vertreten.
Eigenen Angaben zufolge kommen bei der Stromversorgung von 70% der slowakischen Bevölkerung Siemens-
Technologien zum Einsatz, was 1,7 Mio. Haushalten entspricht. Der Siemens-Konzern verfügt in der Slowakei
über sechs Tochtergesellschaften, in denen insgesamt 1.750 Mitarbeiter beschäftigt sind und ein kumulierter
Umsatz von 267 Mio. Euro erwirtschaftet wird. Im Energiebereich reicht das Portfolio von Kompressoren,
Turbinen und Generatoren über virtuelle Kraftwerke bis hin zu intelligentem Netzmanagement und innovativen
Speicherlösungen. Als Softwaregerüst setzt Siemens auf seine hauseigene Engine Simatic.25
Ohne Tochtergesellschaft, aber ebenfalls mit guter Abdeckung auf dem slowakischen Markt aufgestellt sind
ausländische Firmen wie Beckhoff, Bosch Rexroth, B&R oder Mitsubishi Electric.
Die Firma ESM-YZAMER, energetické služby a monitoring in Trnava bietet Lösungen zur Messung des
Energieverbrauchs, zum Betrieb von Wärmeanlagen und Wärmeverteilung, zur effizienten Beheizung und
Kühlung sowie zur Senkung der Energieintensität. Das Unternehmen vertreibt auch Steuerungssysteme des
deutschen Herstellers Elesta.
Das Softwareunternehmen IPESOFT ist seit 1993 auf dem slowakischen Markt. Als Lösung für
Energiemanagement und Energieverteilung hat es die Module SELT, EMS und ROVE entwickelt. Zu den Kunden
gehören namhafte Player der Energiebranche wie Slovenské Elektrárne, ČEZ oder SEPS, aber auch die
Mineralölraffinerie Slovnaft.
Intelligente Stromzähler können sowohl im Elektronikeinzelhandel als auch bei spezialisierten Großhändlern
bezogen werden. Zu Letzteren zählt z.B. die Firma ECO PRODUKT, die Smart Meter der Marken Brennenstuhl,
Fronius, Voltcraft und Votronic im Angebot hat.

5.4          Energiespeichertechnik

In der Slowakei gibt es bislang kaum Hersteller von Energiespeichern, jedoch hat die Anfang 2019 gegründete
Firma InoBat eine Investition von 100 Mio. Euro in der Slowakei angekündigt. Im ersten Schritt sollen ein
Forschungs- und Entwicklungszentrum und eine Pilotproduktionslinie für Batteriezellen entstehen. Ziel von
InoBat ist es, weltweite Leittechnologien für die drei Bereiche Elektromobilität, Energiespeicher und
Wasserstoffantrieb in Mittel- und Osteuropa einzuführen.26
Der Handel von Energiespeichertechnik ist in der Slowakei auf Speichersysteme für Photovoltaik-Anlagen
fokussiert. Unternehmen wie Siemens oder Viessmann vertreiben modulare Energiespeichersysteme aus eigener

25
     Siemens, 2019
26
     Neubert, 2020a

                                                                                                            20
Herstellung. Der Elektronikkonzern Sharp wiederum vertreibt in der Slowakei über sein Netz an lokalen
Handelspartnern Batteriespeicher von LG. Einen anderen Fokus hat die Firma Hoppecke Batterien, sie ist auf
Blei-Säure- und Nickel-Cadmium-Industriebatteriesysteme spezialisiert. Sie betreibt eine Vertriebs- und
Service-Niederlassung in Partizánske.
Kleinere Handelsgesellschaften wie die auf Solarsysteme spezialisierte Firma EU–Power greifen auf
Speicherlösungen der Marken Fronius, victron energy, Storion oder AlphaESS zurück.
Lösungskonzepte für die Energiespeicherung in Unternehmen bieten Dienstleister wie CYEB, EMEL energy oder
ESAC - Energy Storage and Consulting an. Bei CYEB gehen die Leistungen von der Projektierung bis zum Betrieb
großer Energiespeicher. EMEL energy setzt bei seinen Lösungen auf Speichersysteme der Marke BE, deren
Kapazität von 30,6 kWh bis zu 33,3 MWh reicht. ESAC hat sowohl AIB-Salzwasserbatterien der Marke Green
Light als auch Lithiumspeichersysteme der Marke NES im Portfolio.

5.5          Telekommunikationsprovider

Der Ausbau intelligenter Netze stellt hohe Anforderungen an die Datenübertragungswege. Hierbei kommen die
Telekommunikationsprovider ins Spiel. In der Slowakei wird das Telekommunikationsgeschäft von den drei
Branchengrößen Slovak Telekom, Orange Slovensko und O2 Slovakia beherrscht. Daneben gibt es noch einige
kleinere Provider, unter denen die Firmen DanubiaTel, Slovanet oder Towercom hervorstechen.
Das Mobilfunkgeschäft teilt sich auf die vier Provider Telekom, Orange, O2 und 4ka auf. In allen Netzen entfallen
mehr als 90% der Datennutzung auf den 4G-Standard.27
Das von der Deutschen Telekom kontrollierte Unternehmen Slovak Telekom ist der Marktführer in der Slowakei
mit über 3 Mio. Kunden im Mobilfunk und Festnetz. Slovak Telekom betreibt außerdem das drittgrößte LTE-
Funknetz der Slowakei. Zum 31. März 2020 deckte dieses 94,6% der Bevölkerung ab.28 Auf 2,8 Mio. Kunden
allein im Mobilfunkgeschäft kommt Orange Slovensko. Dessen 4G-Netz deckte im November 2019 sogar 95,3%
der Bevölkerung ab.29
2014 stieg die Firma Swan ins Mobilfunkgeschäft ein, die zur Aktiengesellschaft DanubiaTel gehört und seit 2000
mit Festnetz- und drahtlosen Netzdiensten auf dem Markt ist. Das Unternehmen verfügt in mehreren Städten
über eigene Glasfasernetze, über die es Internet und Fernsehempfang offeriert. Swan hat mit seiner Marke 4ka
als erster slowakischer Mobilfunkbetreiber ein 5G-Pilotprojekt in einem Stadtteil von Banská Bystrica gestartet.
Am 25. Mai 2020 endete die Angebotsfrist für die allgemeine Versteigerung von Frequenzen im 700-MHz-
Band.30

27
     Maxa, 2020
28
     SITA, 2020
29
     Maxa, 2019
30
     Hanker und Trangel, 2020

                                                                                                              21
6           Technische Lösungsansätze
6.1         Voraussetzungen für intelligente Netze

Die slowakischen Verteilnetze setzen sich zusammen aus den Nieder-, Mittel- und Hochspannungsleitungen,
deren Spannung von 0,4 kV bis 110 kV reicht. Ihr Betrieb und der Ausbau obliegt den drei regionalen
Versorgungsgesellschaften Západoslovenská distribučná (ZSD), Stredoslovenská distribučná (SSD) und
Východoslovenská distribučná (VSD). Darüber hinaus gibt es rund 150 Betreiber lokaler Netze.31 In den
Verteilnetzen gelten nachfolgende technische Parameter.

Tab. 3: Allgemeine technische Parameter der regionalen Verteilnetze32

                                Niederspannungsnetz         Mittelspannungsnetz          Hochspannungsnetz
      Nennspannung              0,4 kV                      22 kV                        110 kV
      Maximalspannung           1 kV                        24 kV                        123 kV
      Nennfrequenz              50 Hz                       50 Hz                        50 Hz

Das Übertragungsnetz liegt im Betrieb der Staatsgesellschaft SEPS, die für die kommenden Jahre große
Ausbaupläne hat. Diese sind im Entwicklungsprogramm für die Jahre 2020 bis 2029 beschrieben. Dabei geht
das Unternehmen davon aus, dass der Stromverbrauch in den nächsten Jahren stabil ansteigen wird und 2028
um mehr als 10% über dem Stand von 2017 liegen könnte. Langfristig sieht der Investitionsplan die Sanierung
und den Neubau von vorrangig 400-kV-Übertragungsleitungen vor, daneben den Bau von Schaltanlagen und die
Installation neuer Transformatoren (vor allem 400/110 kV). Den größten Investitionsbedarf haben die alten 220-
kV-Leitungen. Sie sollen zum Teil durch 400-kV- oder 110-kV-Leitungen ersetzt werden.33

Tab. 4: Charakteristika des Stromübertragungsnetzes34

     Stromspannung                       Länge der Stromleitungstrassen (km)                       Länge
             (kV)          Einfachleitung Doppelleitung Starkstrom                insgesamt         (km)
             400               1.341,470         379,728          18,678          1.739,876       2.138,282
            220                 507,425           141,113         0,000            648,538          789,651
             110                 0,254            21,093         18,678             40,025          79,796
           Gesamt             1.849,149          541,934         37,356           2.428,439       3.007,729

In dieses Umfeld reiht sich das Bestreben der slowakischen Regierung ein, die Netzbetreiber zu Investitionen in
intelligente Technologien zu motivieren. Das Wirtschaftsministerium definiert in seinem Konzeptentwurf für die
Energiepolitik ein intelligentes Netz als ein modernisiertes Stromnetz, das durch eine wechselseitige digitale
Kommunikation zwischen Versorgern und Abnehmern charakterisiert ist. In einem solchen erfolgt auch eine
intelligente Messung von Erzeugung und Verbrauch sowie Monitoring und Steuerung der Systeme.35
Der Ausbau intelligenter Stromnetze soll laut Wirtschaftsministerium der Erreichung mehrerer strategischer
Ziele dienen:
           Stärkung der Stellung des Verbrauchers im Energiemarkt;
           Großflächige Integration erneuerbarer Energien in die Verteilnetze;

31
     MH SR, 2019
32
     ZSD, 2019
33
     SEPS, 2019
34
     SEPS, 2019
35
     MH SR, 2014

                                                                                                              22
     Förderung von Elektromobilität und Energiespeicherung;
             Steigerung der Energieeffizienz und Senkung der Verluste;
             Förderung des technologischen Fortschritts.36
Bis zum Jahr 2035 soll die Errichtung intelligenter Netze auf Ebene der Verteil- und Übertragungsnetze gefördert
werden.37 Eine zentrale Strategie hierfür existiert indes nicht. Dies hat zur Folge, dass jedes Unternehmen
eigenständig geeignete Lösungen sucht und implementiert. Getrieben sind die Investitionen vor allem aus
Gründen der Netzstabilität und der Kundenorientierung.
Ein Beispiel ist der Glasfaserkabelausbau, der je nach Versorgungsgebiet mit unterschiedlicher Geschwindigkeit
erfolgte. So waren einer Studie zufolge im Jahr 2012 landesweit gut 3.500 km an Glasfaserkabeln verlegt, die
dem Netzbetreiber eine Steuerung der Lastenverteilung ermöglichen, um Ausfälle an einzelnen Standorten
abdecken zu können. Den größten Fortschritt erreichte ZSE auf dem westslowakischen Versorgungsgebiet, dort
waren bis 2012 bereits 2.000 km an Leitungen verlegt. Im mittelslowakischen Versorgungsgebiet belief sich die
Ausbreitung von Glasfaserkabelleitungen auf 1.000 km, während es in der Ostslowakei nur 500 km waren.38
ZSE hatte bereits Ende der 1990er Jahre mit dem Bau von Smart Grids auf den 110-kV- und 22-kV-Leitungen
begonnen. Sämtliche Leitungen wurden in diesem Zuge systematisch erneuert sowie mit SCADA- und digitalen
Sicherungssystemen ausgerüstet. Dieser Prozess wurde 2006 abgeschlossen, als 90% der Leitungen komplett
fernsteuerbar waren. Seit 2003 werden in den 22-kV-Netzen ferngesteuerte Teilschalter für die Überland-
leitungen und ferngesteuerte Trafostationen eingesetzt.39
Als einen zentralen Bestandteil intelligenter Netze sieht das slowakische Wirtschaftsministerium intelligente
Messsysteme.40 Seit 2014 tauschen die Stromversorger sukzessive alte Stromzähler durch intelligente Geräte aus.
Stromabnehmer, die mindestens 4.000 kWh im Niederspannungsnetz pro Jahr verbrauchen, müssen solche
Zähler einsetzen. Das Wirtschaftsministerium schätzte im Jahr 2013, dass bis 2020 mindestens 23% aller
Abnahmestellen davon betroffen sind, auf die über die Hälfte des Stromverbrauchs entfällt. Entsprechend setzte
das Wirtschaftsressort zum Ziel, 600.000 intelligente Zähler bis 2020 installiert zu haben – davon 120.000
Geräte in Unternehmen und 480.000 in Privathaushalten.41
Dieses Ziel dürfte die Slowakei bis Ende 2020 voraussichtlich verfehlen. Bis 30. Juni 2019 waren 273.862
intelligente Messsysteme an den Endpunkten von 390.849 Geräten installiert.42 Bis zum Jahresende 2019 war
der Versorger ZSD mit 139.000 intelligenten Zählern in der Westslowakei am weitesten fortgeschritten.43 Danach
folgte SSD mit 110.000 installierten Geräten in der Mittelslowakei.44 Das Schlusslicht in absoluten Zahlen bildete
VSD mit 82.000 installierten Messsystemen in der Ostslowakei.45 Dies entsprach jedoch rund 80% der
Zielvorgabe für das ostslowakische Versorgungsgebiet.46
VSD nahm bereits 2017 ein Daten- und Kommunikationszentrum in Betrieb, über das die komplette Verwaltung
der intelligenten Messsysteme gesteuert wird. Das Unternehmen setzt bei Smart Metering von Beginn an auf
PLC-Technologien (Power Line Communication). Als in den Jahren 2017/2018 die neueste PLC-Generation auf
den Markt kam, testete VSD die Technologien PRIME und G3 in ersten Pilotprojekten. Aufgrund der guten
Ergebnisse möchte der Versorger in naher Zukunft PLC-Technologien primär in städtischen Gebieten und
Neubauwohnungen installieren. Darüber hinaus hat er eine modulare technologische Plattform mit voneinander
unabhängigen Datenschnittstellen aufgebaut. In dieser Plattform wird eine Webschnittstelle verwendet, mit der
Daten aus dem intelligenten Messsystem in Echtzeit lesbar und gleichzeitig der gesamte Fluss vom
Transformator bis zum Kunden analysierbar sind. Ein weiterer Bestandteil der VSD-Infrastruktur sind die
Service-Apps Eventer und Pinger, die automatisch von den Messgeräten an die Datenbank gesendete Ereignisse

36
     MH SR, 2019
37
     MH SR, 2019
38
     Pejko, 2012. Neueres Zahlenmaterial ist nach Kenntnis der Redaktion nicht verfügbar.
39
     Naščáková und Gergeľová, 2012
40
     MH SR, 2019
41
     Dargaj, 2018
42
     MH SR, 2019
43
     E-Mail-Mitteilung der ZSD-Pressestelle am 29.5.2020
44
     VSD, 2020
45
     VSD, 2020
46
     Dudiak, 2019

                                                                                                               23
Sie können auch lesen