Zuhören verstehen handeln - GESCHÄFTSBERICHT 2016 - EDE

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Zuhören verstehen handeln - GESCHÄFTSBERICHT 2016 - EDE
GESCHÄFTSBERICHT 2016

zuhören     verstehen             handeln
Zuhören verstehen handeln - GESCHÄFTSBERICHT 2016 - EDE
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GESCHÄFTSBERICHT 2016

zuhören                    verstehen                       handeln

Die Perspektive wechseln
Der Produktionsverbindungshandel verändert sich, schneller und grundlegender als
jemals zuvor. Digitalisierung, Konsolidierung, Globalisierung – die Bedürfnisse der Kunden
sind der Schlüssel, damit aus Herausforderungen Chancen kreiert werden können.

Es gilt, die Perspektive zu wechseln und den Blick von außen nach innen zu richten.
Was will der Kunde? Die Antworten auf diese Frage sind die Zukunft des Handels.

Wir im E/D/E setzen voll auf den Perspektivwechsel und richten uns mit ­E VOLUTION
auf die Zukunft aus. Die Themen, die unsere Partner und ihre Kunden bewegen,
stellen wir in den Fokus unserer Arbeit. Damit wir Ihnen die Mehrwerte bieten
können, die Sie benötigen, um sich im Wettbewerb zu differenzieren.

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E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016

                              Magazin
                               BERICHTE – AB SEITE 26

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Inhalt
     Perspektiven der Veränderung
		   6    E/D/E – Mit EVOLUTION Zukunft gestalten
		   10   P. Grohe – Den Generationswechsel meistern
		   14   MLS Safety – Gemeinsam Perspektiven schaffen
		   18   Wera – Alles in Frage stellen
		   20   Hans Soldan – Nicht nur ein bisschen digital sein
		   22   Brütsch/Rüegger Tools – Kundenbedürfnisse antizipieren

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E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016

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1. MAGAZIN    2. BERICHTE

Dr. Andreas Trautwein, E/D/E Gruppe

EVOLUTION ist unser Weg, um die Leistungs-
fähigkeit für unsere Partner auch zukünftig
abzusichern. Deshalb tun wir das, was auch
der Titel dieses Geschäftsberichts ist:
zuhören – verstehen – handeln

             2016 hat das E/D/E seinen 85. Ge-     gen muss sich die Branche stellen.
             burtstag begangen. Ein guter Zeit-    Wir haben deshalb EVOLUTION
             punkt, um den Blick in die Zukunft    gestartet, einen Strategie- und
             zu richten: Der Produktionsverbin-    Organisationsentwicklungsprozess.
             dungshandel wandelt sich, stärker     Dr. Andreas Trautwein, Vorsitzen-
             und schneller denn je. Digitalisie-   der der E/D/E Geschäftsführung,
             rung, Konsolidierung, Globalisie-     spricht im Interview über Hinter-
             rung – diesem Dreiklang mit all       gründe und Ziele von ­E VOLUTION. ›
             seinen vielfältigen Herausforderun-

                                                                                       7
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E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016

  Andreas Trautwein leitet das Familienunternehmen E/D/E in dritter Generation.

› Herr Dr. Trautwein, was ist                  wie möglich und holen Impulse von    Leistungen werden zu Commodities,
  EVOLUTION?                                   Mitgliedern, von Kooperationspart-   also austauschbar, Differenzierung
  Dr. Andreas Trautwein: EVOLUTION             nern, Lieferanten und Mitarbeitern   erfolgt nur noch über den Preis. Die
  ist ein breit angelegter Strategie-          ein. Alles mit dem Ziel, die E/D/E   Marktlogik und Wertschöpfungsket-
  und Organisationsentwicklungspro­            Organisation und unser Handeln       te wandeln sich und erfordern völlig
  zess, der alle Bereiche der ge­              auf die Bedürfnisse und Erwartun-    neues Denken und neue Dienst-
  samten E/D/E Gruppe berührt. Die             gen unserer Partner auszurichten.    leistungsangebote. Wer hat heute
  Herausforderungen sind komplex:                                                   welche Rolle in der Wertschöpfungs-
  Deshalb wollen wir das gesamte               Warum gerade jetzt?                  kette, wie schaut das morgen aus?
  verfügbare Wissen des E/D/E Netz­            Weil sich die Ausgangssituation      Was sind heute Mehrwerte, über die
  werkes zusammenbringen und                   innerhalb sehr kurzer Zeit sehr      man sich als Händler im Wettbewerb
  nutzen. Das tun wir so transparent           stark verändert hat. Produkte und    differenzieren kann? Sind es morgen

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1. MAGAZIN     2. BERICHTE

vielleicht ganz andere? Fakt ist        Zukunft aus. Wir wollen auch wei-         holder-Analyse, einer intensiven
auch, dass sich unsere Mitglieder im    terhin unsere Mitglieder, Lieferanten     Marktbetrachtung und der E/D/E
Wettbewerb immer stärker spezia-        und Kooperationspartner dabei un-         Kernkompetenzen Strategische
lisieren. Das erfordert zunehmend       ter­­stützen, ihr Geschäft zukunftsfest   Geschäftsmodelloptionen entwi-
individualisierte Leistungspakete und   und erfolgreich führen zu können.         ckeln. Mitglieder, Lieferanten und
eine andere Art der Betreuung. Die      Und das funktioniert nur, wenn wir        Jungunternehmer aus dem PVH
Herausforderungen für den PVH sind      Mehr­werte für unsere Partner schaf-      sowie Innovatoren, die Expertise
real: Der Online-Handel – ob über       fen: pass­genaue, wettbewerbsfähige       von außerhalb des PVH mitbringen,
den eigenen Webshop für Stamm-          Dienst­leistungen, die auf die sich       geben zusätzlichen Input. Hierbei
kunden, Marktplätze oder E-Procu-       wan­delnden Marktanforderun­gen           ist es uns wichtig, die Intelligenz
rement – gewinnt in dramatischer        einzahlen. Wir wissen, dass hier          der verschiedenen Systeme und
Geschwindigkeit auch im PVH an          noch ein Stück harter Arbeit vor          Akteure so miteinander zu verknüp-
Bedeutung, und unserem Auftrag          uns liegt. Mehr vom Selben reicht         fen, dass Neues entstehen kann.
entsprechend erwarten unsere Mit­       nicht aus, um mit den rasanten
glieder adäquate Lösungen. Neue         Verän­der­ungen Schritt zu halten.        Das hört sich nach viel Arbeit an …
Marktteilnehmer drängen auf den                                                   … ist es auch, aber sie muss ge­
europäischen und den deutschen          Im Dezember/Januar sind die               tan werden. Und wir wollen sie
Markt. Gleichzeitig verschwimmen        ver­schie­denen Partner des               tun, natürlich, ohne das Tages-
Branchengrenzen zunehmend und           E/D/E befragt worden. Was                 geschäft zu vernachlässigen. Das
die gesamte Marktstruktur wird un-      hatte es damit auf sich?                  Feedback aus den Reihen unserer
schärfer. Konzentrationsprozesse ver-   Mit der Innovativen Stakeholder-          Mitarbeiter, Mitglieder und Liefe-
ändern zudem die Markt­verhält­nisse    Analyse haben wir die Akteure aus         ranten ist sehr ermutigend. Jetzt
und damit auch die Anforderungen        der PVH-Wertschöpfungskette um            liegt es an uns, unserer Verant-
an einen modernen Einkaufsverband.      Mithilfe gebeten, eine Handlungs-         wortung gerecht zu werden.
EVOLUTION ist unser Weg, um             basis für EVOLUTION zu schaffen.
die Leis­tungsfähigkeit für unsere      Insgesamt haben wir allein im Han­        Und wir sind nicht allein dabei, uns
Partner auch zukünftig abzusichern.     del und bei den Lieferanten über          für die Zukunft aufzustellen. Für die-
Deshalb tun wir das, was auch der       2300 Entscheider angesprochen,            sen Geschäftsbericht haben wir mit
Titel dieses Geschäftsberichts ist:     damit sie unsere Fragen beantwor-         Unternehmen gesprochen, die eben-
zuhören – verstehen – handeln.          ten. Mit unserer Analyse scheinen         falls den Wandel gestalten wollen:
                                        wir den Nerv des PVH getroffen zu         P. Grohe, MLS Safety, Wera,
Um auf diesem Weg erfolgreich           haben, die Beteiligung war außer-         Brütsch/Rüegger Tools – alles
zu sein, bedarf es natürlich            gewöhnlich: Rund 50 Prozent der           hervorragende Beispiele aus der
auch konkreter Ziele. Was hat           Zielgruppe haben an der Befragung         Praxis, die sehr inspirierend sind. Mit
sich das E/D/E vorgenommen?             teilgenommen. Das hat mich tief           Hans Soldan werfen wir einen Blick
Der Wandel wird von Tag zu Tag          beeindruckt! Hiermit konnten wir          über die Grenzen des PVH. Es geht
schneller. Wir können nicht abwar-      einen wichtigen Perspektivwechsel         um Generationswechsel, Konsoli-
ten und schauen, was passiert. Im       vollziehen, indem wir den Blick von       dierung, Digitalisierung oder auch
Gegenteil: Mit EVOLUTION schaffen       außen nach innen gerichtet haben.         Industrie 4.0, also alles Themen, die
wir die Voraussetzungen, die Kon-                                                 unsere Branche intensiv beschäftigen.
sequenzen der erkennbaren Markt-        Wie geht es jetzt weiter?
entwicklungen zu antizipieren. Wir      Wir haben im E/D/E verschiedene           Ich wünsche uns lesenswerte
entwickeln das Geschäftsmodell des      Teams gebildet, die auf Basis der         Impulse, damit wir gemeinsam
E/D/E weiter und richten es auf die     Ergebnisse der Innovativen Stake-         erfolgreich die Zukunft gestalten.

                                                                                                                        9
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E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016

                   Karlheinz (l.) und Karl Grohe, P. Grohe GmbH

                   Nur wenn man die Kunden versteht,
                   kann man passgenaue Lösungen anbieten.

Der Südtiroler Industriehändler        Zwei Staatsgrenzen muss man auf        Von zwölf bis zwei ist Mittags-
Gro­he steht vor einem Generations-    dem Weg vom Bergischen Land            pause – und das wird konsequent
wechsel. Vater Karlheinz übergibt      nach Südtirol passieren. Südlich von   eingehalten. Auch beim Produkti-
die Geschäfte an Sohn Karl. Und        München werden die Berge immer         onsverbindungshändler Grohe. ›
der hat einiges vor: Er will Grohe     höher. Inmitten schneebedeckter
zum führenden Lieferanten Süd-         Gipfel liegt neun Stunden Auto-
tirols in den Bereichen Holz, Metall   fahrt von Wuppertal entfernt der
und Bau machen. Und dabei den          Skiort Bruneck. Hier trifft deutsche
Familienbetrieb modernisieren.         Sprache auf italienische Kultur.

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E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016

Zwei Generationen Grohe: Karlheinz und Karl agieren gemeinsam auf Augenhöhe. Der formale Führungswechsel steht bald an.

                                        › „Ich kann verstehen, dass einigen             künftig weiter erhöhen. Der Junior
                                          das lang vorkommt“, sagt Geschäfts­           will durch effiziente digitale Prozesse
                                          führer Karlheinz Grohe. Doch er               zum Platzhirsch in Südtirol werden.
                                          findet es wichtig, im stressigen              Noch leiten Vater und Sohn die Fir-
                                          Alltag einfach mal zur Ruhe zu                ma gemeinsam. Doch nach fast 50
                                          kommen. Es geht sonst selten                  Jahren an der Spitze des Familienun-
                                          ruhig zu bei der P. Grohe GmbH:               ternehmens ist für Karlheinz Grohe
                                          Die Geschäfte laufen gut. Rund                die Zeit gekommen, das Zepter wei-
                                          3500 Kunden zählt der Familienbe-             terzureichen: Sohn Karl, seit 2010 im
                                          trieb inzwischen. Und wenn es nach            Unternehmen als Juniorchef tätig,
                                          Karl Grohe geht, dem Sohn von                 soll den Betrieb also bald allein füh-
                                          Karlheinz, dann wird sich die Zahl            ren. Die Grohes wollen die Übergabe

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nutzen, um auch das Unterneh-          Service und Beratung stehen an ers-     Er hat das 20 000 Artikel umfas-
men in die neue Zeit zu führen.        ter Stelle. Vielmehr wollen die Kun-    sende Lager neu organisiert und
                                       den zuallererst einen verlässlichen     Scanner eingeführt. Statt hand-
Derzeit kümmert sich Sohn Karl um      Lie­feranten. Sie wollen sich sicher    schriftlicher Zettel nutzen die
Prozesse, Organisation, Logistik,      sein, dass die Ware zum vereinbar-      Außen­dienstmitarbeiter nun eine
Marke­ting und EDV. Vater Karlheinz    ten Zeit­punkt auch geliefert wird.     Soft­ware auf dem iPad. Für die
ver­ant­wortet Einkauf, Vertrieb und   In der Konsequenz verändert der         Kun­den gibt es außerdem eine
Finanzen, Mutter Helga betreut das     Juniorchef weniger das Geschäfts-       Grohe-App, die das Unter­nehmen
Personal. Die strategischen Ent­       modell oder die Produktpalette als      gemeinsam mit einem Dienst­leister
schei­dungen werden in wöchent­        vielmehr die internen Abläufe. Vater    entwickelt hat. Demnächst steht
lichen Familiensitzungen zu dritt      Karlheinz lässt ihm dabei freie Hand.   der formale Führungswechsel an.
getroffen. Ein Thema: Grohe                                                    Die Grohes wissen schon jetzt: Die
Ju­nior soll das Unternehmen für       Damit der Händler konkurrenzfähig       Umbauarbeit am Unternehmen
das digi­tale Zeitalter wappnen.       bleibt, hat Karl Grohe in den ver­      wird damit nicht zu Ende sein. Die
                                       gangenen Jahren sämtliche Prozesse      Veränderung ist ein Dauerzustand.
Vater und Sohn entscheiden gemein-     auf den Prüfstand gestellt. Dafür
sam auf Augenhöhe. Immer, auch in      griff der Junior auf sein Wissen
Details. Sohn Karl wollte beispiels-   aus dem Wirtschaftsstudium und
weise für den Besprechungsraum         Erfahrungen aus vielen Praktika in
einen Beamer anschaffen. Mit           anderen Betrieben zurück: „Der
dem Gerät dauern die Meetings          Input von außen war enorm wich-
doch nur länger, so die Befürch-       tig für mich“, sagt Karl Grohe. „Ich
tung von Vater Karlheinz. Heute        kannte ja nur unseren Betrieb.“
kann er sich Präsentationen ohne
Beamer gar nicht mehr vorstellen.
Genauso geht es aber auch in die
andere Richtung, wenn die Erfah-
rung des Vaters hilft, Themen von
Beginn an realistisch einzuordnen.

Letzten Endes entscheidet sowieso
immer der Kunde. Um herauszu-
finden, was die Kunden wollen,
fah­ren die Chefs regelmäßig selbst
zu Außen­terminen und sprechen
mit ihren Partnern. „Nur wenn
man die Kunden versteht, kann
man passgenaue Lösungen an-
bieten“, sagt Karlheinz Grohe.

Vor eineinhalb Jahren haben die
Grohes deshalb ihre Kunden struk­
turiert befragen lassen. Das über-
raschende Ergebnis: Nicht etwa

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E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016

Rüdiger Weber (l.) und Per-Olof Arndt, MLS Safety

Wir bauen gerade etwas auf, das
sehr gut funktionieren kann,
wenn wir uns stetig hinter-
fragen und weiterentwickeln.

„Arbeitsschutz kann ja jeder“ –
das scheint heute das Motto vieler
Han­dels­un­ternehmen zu sein. Da
nehmen Werk ­zeug­spezialisten ent­-
sprechende Sortimente ins Pro-
gramm, internationale Unter­
neh­mens­gruppen kaufen in
Deutschland kleine, mittlere und
große Arbeits­schutz-Händler, als
ob es kein Mor­­gen gäbe. Und auch
komplett bran­­chen­­fremde Händ-
ler möchten etwas abhaben vom
Kuchen mit den Pro­dukten, die die
Arbeit sicherer machen, siehe bei-
spielsweise Lyreco. Rüdiger Weber,
geschäftsführender Gesellschafter
der Mühlberger-Gruppe, und Per-
Olof Arndt, persönlich haftender
Gesellschafter der Sattelmacher KG,
sind beide seit vielen Jahren mit
ihren Unternehmen im Markt aktiv
und erfolgreich. Die Entwicklung in
ihrer Branche möchten sie aller-
dings nicht nur von der Seitenlinie
beobachten, sondern mitgestalten.
Zum 1. Januar 2017 haben die
Vollblut-Unternehmer die Arbeits-
schutzsparten ihrer Firmen in der
neuen Gesellschaft MLS Safety
GmbH zusammengebracht.              ›

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1. MAGAZIN   2. BERICHTE

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E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016

                                           Europa sehr unterschiedliche               der Arbeitsschutzmarkt in Deutsch-
                                           Wett­bewerbs­strukturen in unserer         land gesättigt, das Marktvolumen
                                           Branche. In Frankreich und Benelux         stagniert. Die Ausgaben für die
                                           gibt es wenige große Player, Italien       Persönliche Schutzausrüstung (PSA)
                                           ist sehr zersplittert, Deutschland         steigen zwar pro Kopf, im Gegenzug
                                           ähnlich heterogen mit starken              sorgen Automatisierung und Digita-
                                           mittel­stän­dischen Strukturen. Das        lisierung aber dafür, dass immer
                                           hat uns eine ganze Weile geschützt,        we­niger Menschen überhaupt eine
                                           weil der Markt­zugang schwierig            PSA benötigen. Die Folge: ein immer
                                           war. Heute hindert das nieman-             härterer Verdrängungswettbewerb.
                                           den mehr, ausländische Anbieter
                                           strömen auf den Markt, verkau-             Mit Blick auf den Wettbewerbs-
                                           fen online und verschaffen sich            druck: Sind die mittelständischen
                                           durch Übernahmen Marktanteile.             Händler in Deutschland Getriebe-
                                           Weber: Parallel verändern sich die         ne und Zusammenschlüsse oder
                                           Kundenanforderungen rasant. Und            ein Verkauf die letzte Rettung?
                                           zwar auf unterschiedlichen Ebenen:         Arndt: Es gibt zwei Richtungen, in
  Hohe Wertschätzung füreinander:
  Per-Olof Arndt (l.) und Rüdiger Weber.   vom Handwerker über mittelständi-          die sich der Markt für den Mittel-
                                           sche Industriekunden und Dienstleis-       stand entwickelt: Spezialisten kön-
                                           ter bis hin zu großen, internationalen     nen in Nischen sehr erfolgreich sein,
                                           Konzernen. Für jedes Kundenseg-            ansonsten muss man eine gewisse
› Kam das, was wir aktuell                 ment benötigt man eine eigene Stra-        Größe und flexible Strukturen haben,
  im Arbeitsschutz beobach-                tegie. Beispiel internationale Indus-      um im Wettbewerb bestehen zu
  ten, für Sie überraschend?               triekunden: Wir verstehen uns bisher       kön­nen. Die Kundenanforderungen
  Rüdiger Weber: Nein, ich habe da-        als beratender Arbeitsschutz-Fach-         ändern sich ständig, darauf muss
  mit schon vor zehn Jahren gerech-        händler mit deutschlandweiter Prä-         man reagieren können oder sie –
  net. Aber erst in den vergangenen        senz. Unser Anspruch ist es, unsere        im besten Fall – sogar antizipieren.
  zwei Jahren hat die Konsolidierung       Kunden europaweit zu bedienen und          Weber: Getriebene sind wir definitiv
  deutlich an Geschwindigkeit zuge-        zu begleiten. Und zwar vor Ort und         nicht. Noch können wir selbstbe-
  nommen. Wenn man allein auf die          in der Landessprache. Ihr Ziel ist klar:   stimmt Markt machen. Und mit
  Arbeits­schutz-Produkte schaut, dann     Sie möchten mit weniger Lieferanten        dem Zu­sammen­schluss haben wir
  stellt man fest, das sind heute aus      zusammenarbeiten, dafür verlangen          die Voraussetzung geschaffen, dass
  Sicht des Einkaufs unserer Kun­-         sie aber umfassende Produkt- und           das auch die kommenden Jahre so
  den weitgehend Commo­dities.             Beratungskompetenz sowie eine              bleibt. Egal ob digitale Prozesse oder
  Die einzelnen Artikel erscheinen         Vor-Ort-Präsenz ihrer Partner.             die Fähigkeit, auch die komplexesten
  austauschbar, was noch dadurch           Arndt: Als MLS Safety bieten               Bestellsysteme der Industrie zu be-
  verstärkt wird, dass sich manche         wir heute ein Komplettpaket                dienen – diese Kompetenzen, die
  Anbieter nur noch über den Preis         von Produkt- und Dienstleistun-            wir haben, werden heute von vielen
  differenzieren. Das lockt neue Play­     gen, das weit über den reinen              Kunden quasi als selbstverständlich
  er aus ganz an­deren Handelsseg­         Paket­versand hinausgeht.                  vorausgesetzt. Ohne sie wird man
  menten an, die den Verkauf von                                                      bei Ausschreibungen oft schon gar
  Arbeits­schutz-Artikeln ohne Bera-       Schon vor dem Zusammenschluss              nicht mehr zugelassen. Wir differen-
  tung als zusätzliche Chance sehen.       waren Sattelmacher und Mühlberger          zieren uns über unseren Beratungs-
  Per-Olof Arndt: Wir haben in             Lerch gut unterwegs. Allerdings ist        und Dienstleistungsansatz. Es gibt

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1. MAGAZIN   2. BERICHTE

nach wie vor in Deutschland und
Europa viele Kunden, die Beratung
wollen und schätzen, darauf bau­
en wir auf und schaffen für die-
se Kunden echten Mehrwert.

Konsolidierung im Handel ist im
21. Jahrhundert Normalität. Größe,
Markt­anteile, Synergien, das sind die
An­triebs­federn für Übernahmen und
Fusionen – betriebswirtschaft­liche
Aspekte halt. Aber für Mittelständ­
ler gehört noch mehr dazu, die
Men­schen und die Inhaber müssen
zueinander passen! Für Weber und
Arndt war genau das ein mitent-
scheidender Grund, ihre Unter-
                                         Rüdiger Weber treibt die Integration der MLS Safety voran.
nehmen zusammenzubringen.

Warum überhaupt ein                      heute flächendeckend in Deutsch-              und hatten schon lange eine hohe
Zusammenschluss?                         land ganz nah an unseren Kunden.              Wertschätzung füreinander. Da fängt
Weber: Wir waren schon länger auf        Unsere Mitarbeiter haben diese Vor-           man fast schon automatisch an,
der Suche und wollten den nächsten       teile schnell erkannt und fühlen sich in      Ideen für die Zukunft zu diskutieren.
Schritt tun, gerade auch um unseren      der neuen Gruppe sehr wohl, das ist           Entscheidend für mich ist die Frage:
international aufgestellten Wettbe-      vom Start weg ein tolles Miteinander.         Passen die Menschen zusammen?
werbern Paroli bieten zu können.         Weber: Wir haben in der Mühlber-              Wie werden der Markt, die Kunden,
Un­sere Stra­tegie war und ist klar:     ger-Gruppe eine gewisse Erfahrung             die Entwicklung eingeschätzt – hier
Wir wollen wachsen, um die Bedürf-       mit Firmenzusammenschlüssen. In               waren wir sehr schnell beieinander.
nisse unserer Kun­den sowohl vor         Mühlberger Lerch ist ganz viel Lerch          Arndt: Es gab eine Reihe von Ge­
Ort in unseren an­ge­stammten Re­-       und genauso ist es jetzt auch mit             sprächen zwischen uns beiden. Und
gionen als auch in Europa best­          Sattelmacher: Die Sattelmacher KG             wir sind immer ein Stück weiter
möglich zu bedienen.                     ist mit 25 Prozent an MLS Safety              vor­angekommen. An einem schö-
Arndt: Sattelmacher hätte regional       beteiligt, ganz viel Sattelmacher-            nen Spätsommerabend haben wir
wachsen können, auch durch eigene        Tradition und Kompetenz fließen               in Wies­baden im Freien unter einem
Übernahmen. Das wäre aber nicht          in das neue Unternehmen ein,                  Baum die vielen Fäden zusammen-
der Schritt gewesen, der uns auf ein     was sich auch am Namen und                    geführt und ein Tau draus gemacht.
anderes Level gehoben hätte. Wir         Logo be­merk­bar macht. Das                   Das Ergebnis ist die MLS Safety.
wollten insbesondere auch für unse-      spüren auch die Mitarbeiter.                  Weber: Wir bauen gerade etwas
re Mitarbeiter eine langfristig trag-                                                  auf, das sehr gut funktionieren kann,
fähige Perspektive schaffen. Mit MLS     Wie sind Sie über einen möglichen             wenn wir uns stetig hinterfragen und
Safety haben wir ein gemeinsames         Zusammenschluss ins Gespräch                  weiterentwickeln. Das ist spannend
Unternehmen geschaffen, das auf          gekommen und wie sind die                     und macht Spaß. Bei allen anspruchs-
Kundennähe setzt – regional haben        Verhandlungen abgelaufen?                     vollen Veränderungen im Markt – für
wir uns perfekt ergänzt und sind         Weber: Wir kannten uns natürlich              uns ist das Glas immer halbvoll.

                                                                                                                           17
E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016

Die Wera Werk Hermann Werner
GmbH & Co. KG aus Wuppertal ist
der Rockstar unter den Werkzeug-
herstellern. Geschäftsführer und CEO
Martin Strauch setzt auf konsequente
Markenbildung. „Die meisten re­-
den erst über Wandel, wenn sie et-
was verschlafen haben.“ Das ist so
ein typischer Satz von Strauch. „Da-
bei müssen wir genau das Gegenteil
erreichen: Situationen vorhersehen
und nichts verpassen.“ Seine Leitlinie
ist klar: agieren statt reagieren.

Strauch hat früh erkannt, dass es ge-
rade bei austauschbaren Produkten
wie Schrauben­drehern – dem Brot-
und-Butter-Geschäft von Wera –
eine starke Marke braucht. Er setzt
auf den Wiedererkennungswert.
Und auf Innovationen: „Wir wollen
die Werkzeuge neu erfinden“, sagt
Strauch. Dafür stehen ihm eine
Hand­voll Entwickler zur Seite, die
jedes Jahr verblüffende Produkt-
neuheiten auf den Markt bringen.

Mut zur Veränderung hat Strauch          Daraus entstand die Tool-Rebel-
nicht nur, wenn es um Produkte           Kampagne. „Unser Denken war
geht. Er hat auch Wera selbst neu        schon immer rebellisch. Für uns ist
erfunden. Ein Team kam im Jahr           nichts endgültig“, sagt Strauch. Der
2014 auf die Idee, das „Pommesga-        Antrieb für ihn und das Wera-Team
bel“ genannte Handzeichen aus der        drückt sich in einer Kernfrage aus:
Heavy-Metal-Szene für eine Messe-        Wie kann Wera das Werkzeug-Erleb-
kampagne zu nutzen. „Schließlich         nis für den Kunden besser machen?
sind unsere Schraubwerkzeuge             Strauch hat große Vorbilder, etwa
ja im übertragenen Sinne auch            Apple-Gründer Steve Jobs: „Intuition
Heavy Metal“, findet Strauch.            und Emotion, diese Kombination ist

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1. MAGAZIN     2. BERICHTE

                    Martin Strauch, Wera

                    Unser Denken war schon immer rebellisch.
                    Wir stellen alles in Frage.

                                        auffällige POS-Materialien, edle         kam für uns nicht in Frage“, erzählt
                                        Verpackungen aus schwarzer Kar­          Strauch. Die Wera-Führungsebe-
                                        tonage, ein stimmiger Internet-          ne war an der Auswahl des neuen
                                        auftritt. Strauch ist sicher: „All das   Ei­gen­tümers beteiligt. Vor knapp
                                        lädt die Marke emotional auf.“           einem Jahr hat die familiengeführte
                                                                                 Bitburger-Holding das Unternehmen
                                        Die Markenstrategie von Wera ist         von der Gründerfamilie gekauft. Da
                                        aber nur eine Seite der Medaille.        sich der Inhaber bereits vor Jahren
                                        Wandel und konstante Veränderung         aus dem operativen Geschäft zurück-
                                        stehen seit Jahrzehnten im Fokus.        gezogen hatte, war der Gesellschaf-
                                        Anfang der 1990er Jahre etwa er-         terwechsel für die Belegschaft kaum
                                        kannte Strauch, damals techni-           spürbar. „Unsere Arbeitsweise hat
                                        scher Geschäftsführer, dass die          sich wenig verändert.“ Besonders
                                        Produktion in Deutschland allein         wichtig ist Strauch, dass er seine
                                        nicht zukunftsfähig war: „Viele          Strategie weiterverfolgen kann.
                                        Hersteller haben diese Entwick-          Sowohl die Führungsebene als auch
                                        lung erst später ernst genom-            die Belegschaft seien heute froh, ein
                                        men. Wir haben sofort agiert.“           Family Office als Gesellschafter zu
                                                                                 haben. „Hier sind wir keine Nummer:
                                        Wera eröffnete im Jahr 1994 eine         Der neue Eigentümer glaubt an uns.“
                                        Fabrik in Tschechien. „So konnten
                                        wir wettbewerbsfähig bleiben“, sagt      Glauben und Vertrauen sind über-
                                        Strauch. Heute arbeiten 650 Mitar-       haupt wichtige Themen im Betrieb.
                                        beiter auf 17 000 Quadratmetern          Die Wera-Mitarbeiter identifizieren
entscheidend. Wenn ein Kunde unser      im südöstlichen Nachbarland. Tä­g-       sich überdurchschnittlich stark mit
Werkzeug kauft, dann sollte die         lich kommen Speditionsliefer­ungen       ihrem Arbeitgeber. Neben langen
Handhabung so einfach wie mö­glich      aus der tschechischen Produktion         Betriebszugehörigkeiten und gerin-
sein. Gleichzeitig soll er aber schon   in Wuppertal an.                         ger Fluktuation sprechen vor allem
beim Auspacken Vorfreude spüren.                                                 Bilder Bände: Fast alle Mitarbeiter
Ein richtiges Unboxing-Erlebnis         Veränderungen gab es jüngst auch         haben sich mit der Rockergeste ab-
wie beim iPhone eben.“                  auf Inhaberseite. Der ehemalige          lichten lassen und fungieren heu-
                                        Eigentümer hatte keinen Nachfolger       te im Katalog oder auch auf den
In den vergangenen zwei Jahren          in Aussicht – ein neuer Gesellschafter   LKWs als Markenbotschafter. Einige
haben die Wera-Experten konse-          musste also her. „Ein kurzfristig ori-   Kunden haben sich das Tool Rebel
quent am Markenauftritt gefeilt:        entierter oder strategischer Investor    Logo sogar tätowieren lassen.

                                                                                                                     19
E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016

René Dreske führt den Essener Händ-
ler Hans Soldan GmbH, Marktführer
beim Büro- und Fachbedarf für
Kanzleien in Deutschland. Gegründet
im Jahr 1908 als Formularfachverlag,
ver­kauft Soldan heute Registraturen,
Urkundenumschläge, Siegelpressen
und Roben, aber auch Druckerpa­
pier, Visitenkarten und vieles mehr.
Um sich gegen die mächtige Kon-
kurrenz von Online-Händlern wie
Amazon zu wehren, setzt Soldan
auf Spezialisierung, flankierende
Dienstleistungen für die Zielgruppe
– und konsequente Digitalisierung.

Dreske stammt aus einer Händler­
familie. Weil er das väterliche Un­ter­
nehmen Dreske & Krüger in Han-
nover nicht weiterführen wollte,
ver­kauften die Dreskes im Jahr 1999
an Soldan. René, damals Anfang
30, begleitete die Übernahme, blieb
schließlich als Geschäftsführer dabei.

Es war die Zeit des ersten Internet-      Online-Handel scheiterten. „Die Tech-   Aber das Thema kam nur langsam
Booms. Dreskes Berater-Freunde            nik war damals einfach noch nicht       in Fahrt. Dann aber veränderte sich
machten sich mit schicken Online-         so weit, die Bandbreiten reichten       etwas: Technik und Bandbreite
Start-ups selbständig. Er trieb das       nicht.“ Natürlich spielte Soldan mit,   machten Sprünge, mit dem iPhone
Thema Internet bei Soldan voran. In       ergänzte den Online-Buchversand         kam das mobile Surfen. Plötzlich
den Nuller-Jahren beobachtete Dres-       um einen Web-Shop für Bürobedarf,       wuchsen reine Online-Handelsmo-
ke, wie viele gute Ideen im               führte beide später zusammen.           delle dramatisch, viel schneller als

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1. MAGAZIN    2. BERICHTE

                    René Dreske, Hans Soldan GmbH

                    Man kann nicht „ein bisschen“ digital sein.
                    Schon heute ist das Digitale ein wichtiger Ver-
                    triebskanal – bald wird es alles durchdringen.

alle anderen Handelsformen. „Da          B2B-Segment gestartet. Und es ist      Markt vollziehen sich rasant. Wir
wurde mir klar: Das ist die Zukunft,     nicht überraschend, dass Kanzleibe-    müssen schneller auf diese Heraus-
dahin müssen wir uns orientieren.“       darf angeboten wird. „Amazon hat       forderungen reagieren“, begründet
                                         das erklärte Ziel, alle Produkte auf   Dreske die Veränderungen. Zudem
2010 dann der Plan: Bis 2015 wollte      der ganzen Welt online verfügbar zu    werden agile Arbeitsmethoden
er 50 Prozent des Soldan-Umsat-          machen. Das wird den Wettbewerb        eingeführt. Und zwar nicht nur,
zes online erwirtschaften – damals       für alle Händler massiv erhöhen.“      um effizienter zu werden. „Nein,
waren es unter 10 Prozent. „Alle                                                ich will das Denken verändern, die
haben mich für verrückt erklärt“,        Er setzt darauf, dass Soldan An-       Kollegen aus ihren Komfortzonen
erinnert sich der heute 49-Jährige.      wäl­te besser kennt – und versucht,    herausholen – das ist ein Prozess.“
Doch inzwischen hat Soldan das Ziel      kon­se­quent digital zu denken, und,
annähernd erreicht. Für Dreske ist       wie er sagt, „radikal vom Kunden       Die Personalfluktuation bei Soldan
die Digi­talisierung von Hans Soldan     her“. Das Essener Unternehmen          liegt bei 10 Prozent pro Jahr. Das
unausweichlich. Normaler Bürobe-         ent­wickelt ständig neue Services:     findet der Geschäftsführer gut.
darf ist online Massen­ware. Spezielle   beispielsweise eine Suchmaschine       „Wir brauchen neue Leute.“ Er ist
Anwaltsformulare sind rückläufig. Ab     für juristische Datenbanken. Soldan    auf E-Commerce-Tagungen prä-
dem Jahr 2022 sind Anwälte sogar         erkundet neue Geschäftsfelder, will    sent, knüpft Kontakte, beschäftigt
ver­pflichtet, digital mit Gerichten     Kunden gleichzeitig mit Dienst-        eigene Programmierer. „Digitalisie-
zu korrespondieren. Das Geschäft         leistungen an den Handelsbereich       rung darf man nicht outsourcen.“
verlagert sich zunehmend ins Netz.       binden. Inzwischen, sagt Dreske,
                                         beschäftigt er sich in der Hälfte      Dreske warnt Händler, die Kraft
Gleichzeitig muss Soldan Kunden so       seiner Arbeitszeit mit den Themen      der Digitalisierung zu unterschät-
bedienen, wie sie es gewohnt sind.       Digitalisierung, Innovationen und      zen. „Schon heute ist das Digitale
Deshalb gibt es weiter Print-Kataloge    neue Geschäftsmodelle. „Man kann       ein wichtiger Vertriebskanal – bald
und Mailings. Das Unternehmen legt       nicht ‚ein bisschen‘ digital sein.“    wird es alles durchdringen.“ Er
Wert darauf, dass seine Vertriebs-                                              macht sich keine Illusionen: „Die
mitarbeiter Kunden regelmäßig            Im Unternehmen sorgt er für Be­we­     Margen schrumpfen, der Wett-
besuchen. „Menschen kaufen bei           gung. Anfang des Jahres hat Soldan     bewerb nimmt zu. Es wird eine
Menschen – das ist die Chance, sich      seine Managementstruktur neu           Konsolidierung geben“, sagt der
von Amazon und Co. abzugrenzen.“         gestaltet. Bereiche wurden zusam-      Manager. Das ist die Herausforde-
Vor dem US-Internetriesen hat Dreske     mengelegt und die Organisation         rung: „Aber wir müssen kämpfen,
großen Respekt. Im Dezember 2016         insgesamt schlanker aufgestellt.       dann haben wir gute Chancen.“
ist Amazon auch in Deutschland im        „Die Veränderungen in unserem

                                                                                                                      21
E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016

22
1. MAGAZIN      2. BERICHTE

Martin Wirth, Brütsch/Rüegger Tools

Mehr denn je geht es heute aber darum, die
Kundenbedürfnisse zu antizipieren und Lösun-
gen für Herausforderungen anzubieten, die der
Kunde noch gar nicht auf dem Schirm hat. Da-
für muss man den Kunden komplett erfassen
und darf nicht an der Eingangstür stehen blei-
ben. Denn dann ist diese Tür irgendwann zu.

              Am 15. Januar 2015 ließ eine Schock­     Themen Lean Management, Op-
               welle die Schweiz erzittern: An dem     timierung der finanziellen Wert­
              Tag hob die Schweizerische Na­tional-    schöpfungskette und Industrie 4.0
              ­bank den Euro-Mindest­kurs auf. Der     sind seitdem gefragt wie nie.
              Franken verteuerte sich auf einen
               Schlag um fast 20 Prozent, die Bör­-    Kurzer Blick zurück: 1877 wurde das
               se stürzte ab, ein Kahl­schlag in der   Familienunternehmen gegründet. Im
               Schweizer Wirtschaft wurde be­für­      Jahr des 140. Geburtstags beschreibt
               chtet. Er blieb aus. Trotz Franken-     CEO Christian Rüegger es auf der
               schock. Trotz noch einmal deutlich      Home­page der Brütsch/Rüegger Hol-
               gestiegener Fixkosten der produzie-     ding als Handelsunternehmen und
               renden Unternehmen im Vergleich         Voll­sor­ti­men­ter für Qualitätswerk-
               zum internationalen Wettbewerb.         zeuge und Metallprodukte. Brütsch/
               „Weil die Firmen schon seit Einfüh-     Rüegger Tools beschäftigt heute rund
               rung des Mindestkurses gezwungen        280 Mitarbeiter und ist eine von vier
               waren, ihre Effizienz auf innovative    Gesellschaften unter dem Dach der
               Art und Weise zu steigern. Schnell,     Holding. Mit der Brütsch/Rüegger
               ohne langsames Herantasten. Das         Werkzeuge AG ist sie Markt­führer in
               hat recht gut funktioniert“, sagt       der Schweiz, exportiert weltweit und
               Martin Wirth, Geschäftsführer von       ist in Deutschland mit der Tochterge-
               Brütsch/Rüegger Tools in Urdorf,        sellschaft Adolf Pfeif­fer GmbH aktiv.
               nahe Zürich. Zum Vorteil seines         Den osteuropäischen Markt bear-
               Unternehmens, denn die Lösungen         beitet sie über die BRW Tools Kft. in
               des E/D/E Mitglieds rund um die         Ungarn.                               ›

                                                                                             23
E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016

› Urdorf im Februar 2017, großer
  Besprechungsraum im 1. Stock
  des ganz in der Corporate-Farbe
  Grün gehaltenen Firmengebäudes.
  Martin Wirth hat sich den Vormittag
  freigehalten, um darüber zu spre-
  chen, wie er als Werkzeughändler
  in Zeiten des immer schnelleren
  Wandels agiert. Nach fünf Minu-
  ten ist klar: Es wird an diesem Tag
  nicht um Handel im klassischen Sinn
  gehen, sondern um den nächsten
  Schritt. Wirth redet schnell, er fliegt
  durch die Folien der Präsentation,
  einer von vielen englischen Begrif-
  fen, die er an diesem Vormittag
  verwenden wird, ist „Total Cost
  of Ownership“, also die Gesamt-
  betriebskosten. „Die muss ich als
  Dienstleister im Blick haben und für
  meine Kunden optimieren. Das reine
  Produkt ist lediglich der Türöffner.“     Hat IT im Blut und will die Kunden digitalisieren: Martin Wirth.

  Stichwort Produkte: Brütsch/Rüegger
  Tools hat in Urdorf 200 000 Artikel       direkten Materialkosten, darunter               Lagerhaltungskosten, im nicht
  auf Lager und führt 900 Marken.           eine lange Aufzählung – zu geringe              effektiven Werkzeugeinsatz oder in
  Das Sortiment umfasst Messtechnik,        Werkzeugproduktivität, Personal-                der fehlenden Datenintegration. Hier
  Fertigungstechnik, Montagetechnik,        kosten, Logistikkosten etc. Also all            greift unser Beratungsansatz. Über
  Befestigungstechnik, Normteile und        das, was richtig teuer werden kann.             voll integrierte Prozesse reduzieren
  Arbeitsschutz. Das Lager, 2012 in         „Diese versteckten Kosten sind                  wir die entsprechenden Prozess-
  Betrieb genommen, sei eines der           für uns ein Fundus für Dienstleis-              kosten um bis zu 60 Prozent.“
  modernsten in Europa, sagt Wirth.         tungen – je länger die Liste, desto
  Und so selbstverständlich, dass er        mehr Möglichkeiten haben wir.“                  „Integrales Tool-Management“
  gar nicht weiter darauf eingeht. „Die                                                     nennt Wirth das. Und so schnell
  produzierende Industrie ist unsere        Bei der Beschaffung bleibt es                   er auch durch die Folien führt,
  Hauptzielgruppe. Um erfolgreich zu        deshalb nicht. Und spätestens ab                ein Begriff bleibt hängen: Bera-
  sein, müssen unsere Kunden sich           hier verwischt sich das Bild des                tung. Wenn der 48-Jährige davon
  auf ihr Kerngeschäft konzentrie-          klassischen Werkzeughändlers mehr               spricht, die Financial Supply Chain
  ren. Um den Rest wollen wir uns           und mehr. „Wir wollen für unsere                zu optimieren, das Working Capital
  kümmern.“ Die nächste Folie zeigt         Kunden die ‚Total Cost‘, also die               zu reduzieren oder die Fixkosten
  den obligatorischen Eisberg, der in       Gesamtkosten, auch im Manage-                   durch Outsourcing und Outtasking
  diesem Fall die Kostenkomponenten         ment der Werkzeuge in ganzheitli-               zu flexibilisieren, dann sind das
  von MRO-Produkten symbolisieren           cher Sicht senken. Die Kostentreiber            erst einmal nicht die Worte eines
  soll: über der Wasseroberfläche die       stecken in den Prozesskosten, den               klassischen Händlers, sondern eher

  24
1. MAGAZIN    2. BERICHTE

                                        Um das wieder zu trennen, muss           besysteme für die Kunden sind Stan-
                                        man den Mehrwert steigern und            dard, allein in der Schweiz steuert
                                        deutlich machen.“ Er vergleicht die      Brütsch/Rüegger Tools aktuell 50
                                        Situation des Produktionsverbin-         Projekte mit über 120 Automaten.
                                        dungshandels mit der Flugbranche:        „Es geht uns darum, unsere Kunden
                                        Im Preis war lange Zeit alles inklusi-   zu digitalisieren. Hardware alleine
                                        ve, erst die Billigflieger haben Pro-    bringt aber keinen Mehrwert – wir
                                        dukt und Service wieder entkoppelt.      vernetzen mit unseren Lösungen
                                        „Vor der Herausforderung stehen          die Produktion unserer Kunden.“
                                        wir auch. Aber wir müssen dabei
                                        maximal innovativ und digital sein.“     Wirth und sein Team tun also das,
                                                                                 worüber beispielsweise in Deutsch-
                                        Damit ist das nächste Stichwort          land gerne geredet wird. „Industrie
                                        gefallen: Digitalisierung. Bereits       4.0 ist keine Zukunftsvision. Alles,
                                        1998 war Brütsch/Rüegger Tools           was man braucht, ist vorhanden“,
                                        mit dem ToolShop online und bot          sagt Wirth. Und schaut zu, dass er
                                        eine Version auf CD-ROM an. Der          alle Komponenten aus einer Hand
                                        Name ist geblieben, heute ist der        anbieten kann. Zuletzt hat sich
                                        „ToolShop“ ein modernes E-Procure-       Brütsch/Rüegger Tools am Start-
                                        ment-System. Die IT macht in Urdorf      up Stemys aus der Westschweiz
                                        den Unterschied. Auch wegen              beteiligt. Die Entrepreneure haben
                                        Wirth. Er ist seit 15 Jahren im Unter-   eine Internet-of-Things-Lösung ent-
                                        nehmen, zu Beginn verantwortlich,        wickelt, die Daten aus der Produk-
                                        genau, für die IT. Und seitdem hat       tion sammelt, sichtbar macht und
die eines Beraters. Kein Wunder,        der studierte Elektroingenieur und       relevante Kennzahlen und Verläufe
dass das Unternehmen sich eine          Betriebswirt den digitalen Aspekt        berechnet. Sogar die Kontrolle von
eigene Consulting-Einheit leistet.      immer im Blick. „An diesem Wissen        Maschinenzuständen via Augmen-
Aktuell neun junge Mitarbeiter,         fehlt es in vielen Firmen. Das darf      ted Reality ist möglich. Brütsch/
allesamt studiert, mit IT-Hintergrund   heute im Topmanagement, egal in          Rüegger Tools vermarktet die
und Erfahrungen aus der Indust-         welcher Branche, eigentlich nicht        Lösung unter dem Namen „Jellix“.
rie, beraten die Kunden in Sachen       mehr sein. Wie will man sonst
Lean Management. Die Überschrift        kompetent Zukunftsentscheidungen         Ist das überhaupt noch Handel?
auf der nächsten Folie beschreibt       treffen? Die Zukunft ist digital!“       Wirth denkt am Ende des Gesprächs
entsprechend das Selbstverständnis                                               kurz nach. „Im Kern ja“, sagt er.
von Brütsch/Rüegger Tools: „Ent-        Deshalb wird in Urdorf auch gar          „Mehr denn je geht es heute aber
wicklung vom ‚Werkzeughändler‘          nicht mehr darüber nachgedacht,          darum, die Kundenbedürfnisse
hin zum integralen Lösungsanbieter      wie man sich selbst digitalisieren       zu antizipieren und Lösungen für
im Kontext der Industrie 4.0“.          kann. Das ist längst geschehen.          Herausforderungen anzubieten,
                                        Investitionen in neue Technologien       die der Kunde noch gar nicht auf
Wirth geht es um innovative Dienst-     und Plattformen sind selbstverständ-     dem Schirm hat. Dafür muss man
leistungen und Beratung, die man        lich. 2016 sind über 60 Prozent aller    den Kunden komplett erfassen
verkaufen kann. „Anwendungsbera-        Kundenbestellungen digital einge-        und darf nicht an der Eingangstür
tung war im Werkzeughandel immer        gangen, „in Europa ein Topwert“.         stehen bleiben. Denn dann ist
mit dabei – und im Preis inbegriffen.   Lösungen wie Werkzeug-Ausga-             diese Tür irgendwann zu.“

                                                                                                                     25
E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016

                              Berichte
                               MAGAZIN – AB SEITE 4

26
Inhalt
Berichte
28   Bericht der Geschäftsführung
38   Bericht des Beiratsvorsitzenden

Berichte aus den Geschäftsbereichen/
Tochtergesellschaften*
40   Geschäftsbereich I
44   Geschäftsbereich II
48   Geschäftsbereich III
52   Geschäftsbereich IV
56   Haustechnik
60   EURO Stahl-Handel GmbH & Co. KG
62   Logistik
64   PVH-Vertriebssysteme
66   EURO-DIY Gmbh & Co. KG

68   EDE International AG
70   Daten & Services
74   Toolineo GmbH
78   ETRIS Bank GmbH

80   Marketing
82   Mitgliederentwicklung
84   Zentralbereich Services/Mitgliederbetreuung
85   Personal

Nachhaltigkeit
86   Gesellschaftliche Verantwortung

* In der Erläuterung der einzelnen Geschäftsbereiche wird über das Handelsvolumen der
  E/D/E GmbH berichtet. Dies entspricht dem Handelsvolumen der E/D/E Gruppe ohne das
  Handelsvolumen der selbstständigen ausländischen Tochterunternehmen.

                                                                                         27
E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016

Auf stabiler Basis die Weichen
für die Zukunft gestellt

                              E/D/E Geschäftsführung (von links):
                              Joachim Hiemeyer,
                              Dr. Christoph Grote,
                              Dr. Andreas Trautwein (Vorsitzender),
                              Dr. Ferdinand von Alvensleben

28
1. MAGAZIN    2. BERICHTE

Liebe Leserinnen und Leser,
2016 ist es uns gelungen, in einem
dauerhaft fordernden Marktum-
feld unser Handelsvolumen erneut
zu steigern und die Weichen für
die Zukunft zu stellen. Besonders
im Auslandsgeschäft konnten wir
                                          Sehr erfreulich: 2016 haben sich be-
                                          deutende Händler aus den Be­reichen
                                          Haustechnik, Stahl und Werkzeuge,
                                          darunter die Partner für Technik
                                          Gruppe und die FAMO-Gruppe, für
                                          das E/D/E entschieden. Mit wei-
                                                                                 5,56
                                                                                 Handelsvolumen
                                                                                                              Mrd. €

Akzente setzen – eine wichtige            teren Händlern sind wir in fortge-
Entwicklung, die die gesamte E/D/E        schrittenen Gesprächen über eine       über die Anbindung der Händlerlä-
Gruppe breiter aufstellt und mögli-       Zusammenarbeit. 2017 werden            ger realisiert. Damit ist nach einem
che negative Ausschläge in einzel-        wir die positiven Effekte im Han-      Jahr eine gute Grundlage gelegt
nen Märkten zukünftig abzufedern          delsvolumen ablesen können.            worden, um Toolineo 2017 zu
hilft. Parallel stärken wir zum Vorteil                                          skalieren.                          ›
unserer Mitglieder unsere Position        Parallel entwickelten sich die Kern-
in Verhandlungen mit Lieferanten,         projekte des Strategieprogramms
die selbst stetig internationaler         CHALLENGE 2020 positiv. Das
agie­ren. Unser Handelsvolumen mit        el­ek­tronische Daten-Center eDC
Mitgliedern und Kooperationspart-         hat bis 2016 Daten von mehr als
nern erreichte im vergangenen Jahr        600 000 Artikeln veredelt, an teil-
5,56 Milliarden Euro, im Vergleich        nehmende Händler ausgeliefert und
zum Vorjahr ein Wachstum um               bietet so einen deutlichen Mehrwert
1,1 Prozent oder 58 Millionen Euro.       im Tages­geschäft. Bei Toolineo
Das im Ausland erzielte Handels-          entwickeln sich die Kernkennzahlen
volumen wuchs um 5,3 Prozent auf          positiv – neben Traffic und Umsatz
1,24 Milliarden Euro und hat heute        zum Beispiel die Wiederkaufsquote
einen Anteil am Gesamthandels-            und die Marketingeffizienz. Das wei-
volumen von knapp 23 Prozent.             tere Sortimentswachstum wird nun

Entwicklung E/D/E Gruppe                             2015*          Plan 2016              2016
Geschäftsart                                             %                 %                  %

Lagergeschäft                                        +42,6              +9,0               +3,3
Zentralregulierung/Reihengeschäft                     +2,0              +2,5               +0,9
Gesamt                                                +3,4              +2,8               +1,1

* erstmalig inklusive e + h Services AG

                                                                                                                     29
E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016

                                                                                                                1,24
Entwicklung Handelsvolumen (in Mio. €)

7.000
                 Plan
6.000

5.000

4.000                                                                                                           Mrd. € Handelsvolumen
3.000                                                                                                           im Ausland
2.000
                         4.588
                 4.099

                                                 5.204
         3.689

                                                                                  5.498

                                                                                                  5.893
                                                                                          5.556
                                 4.075

                                                         5.310

                                                                          5.319
                                         4.616

                                                                 5.191

1.000

     0
         2006

                         2008

                                 2009
                 2007

                                         2010

                                                                                          2016
                                                                          2014

                                                                                  2015
                                                         2012

                                                                 2013

                                                                                                  2017
                                                 2011

                                                                                                                Volkswirtschaftliche
                                                                                                                Rahmenbedingungen
                                                                                                                Das konjunkturelle Umfeld für den
                                                                                                                Produktionsverbindungshandel ist
                                                                                                                im Berichtszeitraum mit einigen Ab­-
Mit Blick auf die Zukunft haben wir                                      IIUm das zu erreichen, braucht es      strichen insgesamt freundlich ge­
2016 zudem EVOLUTION gestartet,                                            Mehrwerte für unsere Partner:        wesen. Das Bruttoinlandsprodukt
einen unternehmensweit angelegten                                          passgenaue, wettbewerbsfähige        Deut­schlands ist 2016 in einem
Strategie- und Organisationsentwick­                                       Dienstleistungen, die auf die sich   außen­wirtschaftlich unruhigen Um-
lungsprozess. Wir beobachten, dass                                         wandelnden Marktanforderungen        feld um 1,9 Prozent solide gewach-
sich derzeit die Marktlogik und die                                        einzahlen – diese wollen wir mit     sen. Wesentliche Stütze war die
Wert­schöpfungskette grundlegend                                           unseren Partnern entwickeln.         Bin­nen­konjunktur, besonders der
verändern – der Markt verteilt sich                                      IIDazu müssen wir die E/D/E Auf-       private Konsum und der Wohnbau.
neu. Mit EVOLUTION verfolgen wir                                           bau- und Ablauforganisationen
diese Ziele:                                                               so ausrichten, dass wir die Erwar-   Im Euroraum nahm die konjunktur­
                                                                           tungen unserer Partner erfüllen.     elle Erholung etwas Fahrt auf, aller­-
IIWir wollen die Konsequenzen                                            IIParallel richten wir die Kompe-      dings mit regionalen Unterschieden.
  der erkennbaren Marktent-                                                tenzentwicklung unserer Mit-         So litt Italien weiter unter dem an­-
  wicklungen antizipieren.                                                 arbeiter und Führungskräfte          ge­schlagenen Bankensektor und
IIWir entwickeln vor diesem Hinter­                                        fachlich wie persönlich auf die      hoher politischer Unsicherheit. Ins­
  grund das Geschäftsmodell des                                            zukünftigen Anforderungen aus.       gesamt war die Stimmung in der
  E/D/E weiter und richten es auf                                        IIHand in Hand mit unseren Part-       Wirtschaft gedämpft, aber nicht
  die Zukunft aus.                                                         nern und Mitarbeitern möchten        pessimistisch. Wegen der beste-
IIUnsere Mitglieder, Lieferanten und                                       wir die Zusammenarbeit und           henden Unsicherheiten wurden
  Kooperationspartner möchten wir                                          das Miteinander stärken.             Investitionen zurückgehalten.
  weiterhin bestmöglich dabei unter-
  stützen, ihr Geschäft zukunftsfest                                     2017 werden wir diese Ziele
  und erfolgreich führen zu können.                                      konsequent verfolgen.

30
1. MAGAZIN   2. BERICHTE

Die Baubranche hat sich auch im           Entwicklung der E/D/E                          Euro (minus 1 Prozent) nahezu er­
vergangenen Jahr als wesentlicher         Geschäftsbereiche                              reicht werden. Um Struktureffekte
Treiber für die deutsche Wirtschaft       In der gruppenweiten Betrachtung               bereinigt lag das Wachstum bei
erwiesen. Das statistische Bundes-        verzeichneten alle Warenbereiche               4,9 Prozent. Im Stahl setzte sich
amt berechnete einen preisberei-          mit Ausnahme des Stahls und der                der Preisverfall für die gehandelten
nigten Anstieg der Bauinvestitionen       Haustechnik ein Wachstum. Massive              Produkte bis ins Frühjahr hinein noch
um 3,1 Prozent, was vor allem an          Konsolidierungstendenzen führten               fort, ehe im Jahresverlauf und insbe­
höheren Investitionen für Wohn-           für den Bereich Haustechnik zu einer           sondere ab Oktober Steigerungen zu
bauten lag. Der Maschinenbau als          Verringerung des Handelsvolumens               verzeichnen waren. Das Gesamthan-
Schlüsselbranche für den PVH entwi-       durch Mitgliederabgänge aufgrund               delsvolumen des im Oktober 2016 in
ckelte sich jedoch lediglich seitwärts.   von Unternehmensverkäufen. Den­                die ESH Euro Stahl-Handel ausge-
Die Erhebungen des E/D/E unter den        noch konnte das Vorjahresniveau                gründeten Geschäftsbereichs Stahl
Mitgliedsunternehmen bilden die           durch organisches Wachstum und                 erreichte 792 Millionen Euro (minus
volkswirtschaftlichen Rahmendaten         Neugeschäft mit 1,22 Milliarden                3 Prozent).                         ›
weitgehend ab: Über das gesamte
Jahr betrachtet bewertete die große
Mehrheit der Händler ihre Unter-                                Entwicklung Handelsvolumen nach
nehmensentwicklung, Ertragssitua-                               Warenbereichen (in %)
tion und Auftragslage pro Quartal
jeweils konstant oder besser als im                             GB I*                10,1 %          10,2 %

Vorjahreszeitraum. Mehrheitlich
wird ebenfalls von einer besseren
Auftragslage des Handwerks im                                   GB II*               22,4%           22,8 %

Vergleich zu Industrieunternehmen
berichtet. Die befragten Händler
selbst erzielten im vierten Quartal                             GB III*              16,6 %          16,7 %
ein Umsatzplus von 2,78 Prozent im
Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
                                                                GB IV*               10,9 %          11,1 %

                                                                Stahl                14,8 %          14,2 %

                                                                Haustechnik          22,4 %          22,0 %

                                                                Sonstiges*           2,7 %           3,0 %
                                                                              2015            2016

                                          * G B I: Handwerkzeuge, Werkzeuge/Maschinen für die Holzbearbeitung,
                                            Präzisionswerkzeuge, Stationäre Maschinen Metall
                                            GB II: Baubeschläge, Sicherheitstechnik, Bauelemente, Befestigungstechnik, Möbelbeschläge
                                            GB III: Elektro- und Druckluftwerkzeuge, Betriebseinrichtungen, Baugeräte, Schweißtechnik
                                            GB IV: Arbeitsschutz, Technischer Handel
                                            Sonstiges: DIY, Gartentechnik, Drittgeschäft ETRIS BANK

                                                                                                                                   31
E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016

Die weiteren Warenbereiche ver­             levanten Sortimente verzeichneten                 Nahezu alle Geschäftsbereiche
zeichneten ein Wachstum. Der                eine Steigerung um 2,7 Prozent auf                haben 2016 durch gezielte Sorti-
Ge­schäftsbereich I (Werkzeuge,             ein Gesamthandelsvolumen von                      mentsarbeit, ausgerichtet auf die
Maschinen) realisierte 2016 mit sei­        1,27 Milliarden Euro. Der E/D/E Ge-               Bedürfnisse der Mitglieder, ihren
nen Partnern ein Handelsvolumen             schäftsbereich III wuchs um 1,5 Pro-              Lagerumsatz steigern können.
von 567 Millionen Euro und stei-            zent auf 925 Millionen Euro. Die Sor­-
gerte das Vorjahresergebnis in der          ti­mente des Arbeitsschutzes und
gruppenweiten Betrachtung somit             Technischen Handels (Geschäftsbe-
um 2,1 Prozent. Die im Geschäftsbe-         reich IV) erreichten ein Volumen von
reich II zusammengefassten baure-           614 Millionen Euro (plus 3 Prozent).

Handelsvolumen E/D/E Gruppe nach Warenbereichen 2016 (5.556,1 Millionen Euro)

     22,8 %                    22,0 %                    16,7 %                14,2 %             11,1 %          10,2 %
                                                                                                                                 3,0 %

     1.266,6 Mio. €             1.222,2 Mio. €           925,1 Mio. €          791,6 Mio. €     614,4 Mio. €   567,4 Mio. € 168,8 Mio. €
         GB II*                  Haustechnik                GB III*               Stahl            GB IV*         GB I*      Sonstiges*

*G
  B I: Handwerkzeuge, Werkzeuge/Maschinen für die Holzbearbeitung, Präzisionswerkzeuge, Stationäre Maschinen Metall
 GB II: Baubeschläge, Sicherheitstechnik, Bauelemente, Befestigungstechnik, Möbelbeschläge
 GB III: Elektro- und Druckluftwerkzeuge, Betriebseinrichtungen, Baugeräte, Schweißtechnik
 GB IV: Arbeitsschutz, Technischer Handel
 Sonstiges: DIY, Gartentechnik, Drittgeschäft ETRIS BANK

Rückvergütungen und                         Ausschüttung an die Mitglieder in Millionen Euro
Unternehmensergebnisse
                                           150                          140          142                   140        141         142*
                                                                                                 139
Die Summe der Rückvergütungen
                                                             124
an die Mitgliedsunternehmen des            120
                                                  108
E/D/E bewegt sich auf dem hohen
                                            90
Niveau der Vorjahre. 142 Millionen
Euro fließen hochgerechnet als              60
wichtiger Bestandteil der Jahres-
ergebnisse an unsere Mitglieder.            30

                                             0
                                                  2009       2010       2011        2012         2013      2014      2015         2016
                                                                                                                           * Hochrechnung

32
1. MAGAZIN   2. BERICHTE

Unternehmens-                           der Wirtschaftsforschungsinstitute        zent/306 Millionen, Lager plus
ergebnisse 2016                         bewegen sich in einem Korridor            11,4 Prozent/30 Millionen Euro). Die
Der konsolidierte Jahresüberschuss      zwischen 1,0 und 1,7 Prozent. Alles       volatilen politischen und konjunk-
der E/D/E Gruppe lag 2016 bei           in allem ist von einer weiterhin sta­     turellen Rahmenbedingungen in
15,6 Millionen Euro (2015: 16,1 Mil­    bilen Konjunktur auszugehen. Die          Europa und beispielsweise in den
lionen). Der weitaus größte Anteil      Weltbank erwartet eine Belebung           USA sind uns dabei sehr bewusst.
des Jahresergebnisses wird thesau-      des weltweiten Wachstums. Aller-          Unsere Unternehmenssteuerung
riert, um die Finanzkraft der Unter-    dings verbleiben Risiken wie etwa         richten wir konsequent darauf aus.
nehmensgruppe weiter zu stärken.        protektionistische Maßnahmen in           Nach einer Konsolidierungspha-
Der Cashflow erreichte 27,3 Milli-      den USA. Mit Blick auf Erst- und          se befinden wir uns wieder auf
onen Euro (2015: 27,3 Millionen),       Zweitrundeneffekte dominiert für          einem deutlichen Wachstumspfad
das Eigenkapital per Stichtag 31.12.    2017 die Unsicherheit: Viel wird ab-      in unserem Kerngeschäft, der sich
367 Millionen Euro (2015: 353 Millio-   hängen vom Wirtschaftsprogramm            in den ersten Monaten des neuen
nen). Die Eigenkapitalquote lag zum     der USA und davon, ob sich politi-        Geschäftsjahres bestätigt hat.
31.12. bei 42,7 Prozent (2015: 44,4).   sche Ri­si­ken in Europa manifestieren.

Ausblick 2017                           Mit unseren neuen Partnern peilen
Die Einschätzungen führender Volks-     wir 2017 einen Wachstumssprung
wirte für 2017 fallen etwas verhal-     an: Wir planen mit einem Han-
tener aus. Das Bundeswirtschafts-       delsvolumen von 5,89 Milliarden
ministerium erwartet ein Wachstum       Euro. Das entspricht einem Plus von
des Bruttoinlandsprodukts von           6,1 Prozent oder 336 Millionen Euro
1,4 Prozent, die Prognosen führen-      (Zentralregulierung plus 5,8 Pro-

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E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016

Entwicklung der Branchen                  Bundesamt der Bau mit einem preis­         VDMA ist die Maschinenbau-
Die deutsche Wirtschaft wuchs             bereinigten Plus von 3,1 Prozent        konjunktur zwar robust, kann aber
auch 2016 solide und stetig. Nach         heraus. In Ausrüstungen wurden          keine Zuwächse verzeichnen. Der
plus 0,7 Prozent im ersten Quartal,       1,7 Prozent mehr investiert als 2015.   Auftragseingang für das Gesamtjahr
plus 0,5 Prozent im zweiten und                                                   2016 ging laut VDMA real sogar
plus 0,1 Prozent im dritten Quartal       Wie schon angedeutet, kam das           um 2 Prozent zurück. Der Deutsche
errechnete das Statistische Bun-          Wirtschaftswachstum in den PVH-re-      Großhandelsverband Haustechnik
desamt für das vierte Quartal 2016        levanten Kundenbranchen in unter-       ( DG Haustechnik) meldet ein
eine Steigerung des Bruttoinland-         schiedlicher Intensität an. Insbeson-   nominales Umsatzwachstum von
sproduktes um 0,4 Prozent zum             dere die Bautätigkeit legte im Ver-     2,6 Prozent. Bei Sanitärartikeln
Vorquartal (preis-, kalender- und         gleich zum Vorjahr deutlich zu, ge-     vor der Wand wurde ein Plus von
saisonbereinigt). Preisbereinigt ergibt   tragen vor allem vom Wohnungs-          2 Prozent verzeichnet, bei Installa-
sich für das Gesamtjahr somit ein         bau. Dieser legte laut den Wirt-        tionswaren waren es 3 Prozent.
Plus von 1,9 Prozent. In den Vorjah-      schaftsverbänden HDB und
ren war das BIP in einer ähnlichen           ZDB nicht preisbereinigt um
Größenordnung gewachsen: 2015             9 Prozent zu. Der öffentliche Bau
um 1,7 und 2014 um 1,6 Prozent            wuchs um 5 der Wirtschaftsbau
                                          um 3,5 Prozent (Zahlen vorläufig).
Die Steigerung fußte auch 2016            Aufgrund des nach wie vor hohen
wesentlich auf der inländischen           Auftragsbestandes sind die Verbän-
Verwendung: Während die privaten          de auch für 2017 positiv gestimmt.
Konsumausgaben preisbereinigt um
2,0 Prozent anstiegen, wuchsen die        Beflügelt durch staatliche und
staatlichen Konsumausgaben mit            private Konsumausgaben sowie vor
4,2 Prozent sogar noch deutlich           allem die anhaltend rege Wohnungs-
stärker. Hier schlagen sich unter an-     bautätigkeit, blickt das Handwerk
derem die Kosten für die Zuwande-         auf ein Rekordjahr zurück. Im Herbst
rung geflüchteter Menschen nieder.        erreichte das Geschäftsklima im
Mit einer Gesamtsteigerung von            Gesamthandwerk laut dem Zent-
2,5 Prozent war der Konsum nicht          ralverband ein neues Allzeithoch.
die einzige Stütze des Wirtschafts-       Weniger positiv ist die Lage in einer
wachstums in Deutschland. Bei den         weiteren Schlüsselbranche für den
Investitionen ragte laut Statistischem    PVH, dem Maschinenbau. Laut dem

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