Zuhören verstehen handeln - GESCHÄFTSBERICHT 2016 - EDE
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GESCHÄFTSBERICHT 2016 zuhören verstehen handeln Die Perspektive wechseln Der Produktionsverbindungshandel verändert sich, schneller und grundlegender als jemals zuvor. Digitalisierung, Konsolidierung, Globalisierung – die Bedürfnisse der Kunden sind der Schlüssel, damit aus Herausforderungen Chancen kreiert werden können. Es gilt, die Perspektive zu wechseln und den Blick von außen nach innen zu richten. Was will der Kunde? Die Antworten auf diese Frage sind die Zukunft des Handels. Wir im E/D/E setzen voll auf den Perspektivwechsel und richten uns mit E VOLUTION auf die Zukunft aus. Die Themen, die unsere Partner und ihre Kunden bewegen, stellen wir in den Fokus unserer Arbeit. Damit wir Ihnen die Mehrwerte bieten können, die Sie benötigen, um sich im Wettbewerb zu differenzieren. 3
Inhalt Perspektiven der Veränderung 6 E/D/E – Mit EVOLUTION Zukunft gestalten 10 P. Grohe – Den Generationswechsel meistern 14 MLS Safety – Gemeinsam Perspektiven schaffen 18 Wera – Alles in Frage stellen 20 Hans Soldan – Nicht nur ein bisschen digital sein 22 Brütsch/Rüegger Tools – Kundenbedürfnisse antizipieren 5
1. MAGAZIN 2. BERICHTE Dr. Andreas Trautwein, E/D/E Gruppe EVOLUTION ist unser Weg, um die Leistungs- fähigkeit für unsere Partner auch zukünftig abzusichern. Deshalb tun wir das, was auch der Titel dieses Geschäftsberichts ist: zuhören – verstehen – handeln 2016 hat das E/D/E seinen 85. Ge- gen muss sich die Branche stellen. burtstag begangen. Ein guter Zeit- Wir haben deshalb EVOLUTION punkt, um den Blick in die Zukunft gestartet, einen Strategie- und zu richten: Der Produktionsverbin- Organisationsentwicklungsprozess. dungshandel wandelt sich, stärker Dr. Andreas Trautwein, Vorsitzen- und schneller denn je. Digitalisie- der der E/D/E Geschäftsführung, rung, Konsolidierung, Globalisie- spricht im Interview über Hinter- rung – diesem Dreiklang mit all gründe und Ziele von E VOLUTION. › seinen vielfältigen Herausforderun- 7
E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016 Andreas Trautwein leitet das Familienunternehmen E/D/E in dritter Generation. › Herr Dr. Trautwein, was ist wie möglich und holen Impulse von Leistungen werden zu Commodities, EVOLUTION? Mitgliedern, von Kooperationspart- also austauschbar, Differenzierung Dr. Andreas Trautwein: EVOLUTION nern, Lieferanten und Mitarbeitern erfolgt nur noch über den Preis. Die ist ein breit angelegter Strategie- ein. Alles mit dem Ziel, die E/D/E Marktlogik und Wertschöpfungsket- und Organisationsentwicklungspro Organisation und unser Handeln te wandeln sich und erfordern völlig zess, der alle Bereiche der ge auf die Bedürfnisse und Erwartun- neues Denken und neue Dienst- samten E/D/E Gruppe berührt. Die gen unserer Partner auszurichten. leistungsangebote. Wer hat heute Herausforderungen sind komplex: welche Rolle in der Wertschöpfungs- Deshalb wollen wir das gesamte Warum gerade jetzt? kette, wie schaut das morgen aus? verfügbare Wissen des E/D/E Netz Weil sich die Ausgangssituation Was sind heute Mehrwerte, über die werkes zusammenbringen und innerhalb sehr kurzer Zeit sehr man sich als Händler im Wettbewerb nutzen. Das tun wir so transparent stark verändert hat. Produkte und differenzieren kann? Sind es morgen 8
1. MAGAZIN 2. BERICHTE vielleicht ganz andere? Fakt ist Zukunft aus. Wir wollen auch wei- holder-Analyse, einer intensiven auch, dass sich unsere Mitglieder im terhin unsere Mitglieder, Lieferanten Marktbetrachtung und der E/D/E Wettbewerb immer stärker spezia- und Kooperationspartner dabei un- Kernkompetenzen Strategische lisieren. Das erfordert zunehmend terstützen, ihr Geschäft zukunftsfest Geschäftsmodelloptionen entwi- individualisierte Leistungspakete und und erfolgreich führen zu können. ckeln. Mitglieder, Lieferanten und eine andere Art der Betreuung. Die Und das funktioniert nur, wenn wir Jungunternehmer aus dem PVH Herausforderungen für den PVH sind Mehrwerte für unsere Partner schaf- sowie Innovatoren, die Expertise real: Der Online-Handel – ob über fen: passgenaue, wettbewerbsfähige von außerhalb des PVH mitbringen, den eigenen Webshop für Stamm- Dienstleistungen, die auf die sich geben zusätzlichen Input. Hierbei kunden, Marktplätze oder E-Procu- wandelnden Marktanforderungen ist es uns wichtig, die Intelligenz rement – gewinnt in dramatischer einzahlen. Wir wissen, dass hier der verschiedenen Systeme und Geschwindigkeit auch im PVH an noch ein Stück harter Arbeit vor Akteure so miteinander zu verknüp- Bedeutung, und unserem Auftrag uns liegt. Mehr vom Selben reicht fen, dass Neues entstehen kann. entsprechend erwarten unsere Mit nicht aus, um mit den rasanten glieder adäquate Lösungen. Neue Veränderungen Schritt zu halten. Das hört sich nach viel Arbeit an … Marktteilnehmer drängen auf den … ist es auch, aber sie muss ge europäischen und den deutschen Im Dezember/Januar sind die tan werden. Und wir wollen sie Markt. Gleichzeitig verschwimmen verschiedenen Partner des tun, natürlich, ohne das Tages- Branchengrenzen zunehmend und E/D/E befragt worden. Was geschäft zu vernachlässigen. Das die gesamte Marktstruktur wird un- hatte es damit auf sich? Feedback aus den Reihen unserer schärfer. Konzentrationsprozesse ver- Mit der Innovativen Stakeholder- Mitarbeiter, Mitglieder und Liefe- ändern zudem die Marktverhältnisse Analyse haben wir die Akteure aus ranten ist sehr ermutigend. Jetzt und damit auch die Anforderungen der PVH-Wertschöpfungskette um liegt es an uns, unserer Verant- an einen modernen Einkaufsverband. Mithilfe gebeten, eine Handlungs- wortung gerecht zu werden. EVOLUTION ist unser Weg, um basis für EVOLUTION zu schaffen. die Leistungsfähigkeit für unsere Insgesamt haben wir allein im Han Und wir sind nicht allein dabei, uns Partner auch zukünftig abzusichern. del und bei den Lieferanten über für die Zukunft aufzustellen. Für die- Deshalb tun wir das, was auch der 2300 Entscheider angesprochen, sen Geschäftsbericht haben wir mit Titel dieses Geschäftsberichts ist: damit sie unsere Fragen beantwor- Unternehmen gesprochen, die eben- zuhören – verstehen – handeln. ten. Mit unserer Analyse scheinen falls den Wandel gestalten wollen: wir den Nerv des PVH getroffen zu P. Grohe, MLS Safety, Wera, Um auf diesem Weg erfolgreich haben, die Beteiligung war außer- Brütsch/Rüegger Tools – alles zu sein, bedarf es natürlich gewöhnlich: Rund 50 Prozent der hervorragende Beispiele aus der auch konkreter Ziele. Was hat Zielgruppe haben an der Befragung Praxis, die sehr inspirierend sind. Mit sich das E/D/E vorgenommen? teilgenommen. Das hat mich tief Hans Soldan werfen wir einen Blick Der Wandel wird von Tag zu Tag beeindruckt! Hiermit konnten wir über die Grenzen des PVH. Es geht schneller. Wir können nicht abwar- einen wichtigen Perspektivwechsel um Generationswechsel, Konsoli- ten und schauen, was passiert. Im vollziehen, indem wir den Blick von dierung, Digitalisierung oder auch Gegenteil: Mit EVOLUTION schaffen außen nach innen gerichtet haben. Industrie 4.0, also alles Themen, die wir die Voraussetzungen, die Kon- unsere Branche intensiv beschäftigen. sequenzen der erkennbaren Markt- Wie geht es jetzt weiter? entwicklungen zu antizipieren. Wir Wir haben im E/D/E verschiedene Ich wünsche uns lesenswerte entwickeln das Geschäftsmodell des Teams gebildet, die auf Basis der Impulse, damit wir gemeinsam E/D/E weiter und richten es auf die Ergebnisse der Innovativen Stake- erfolgreich die Zukunft gestalten. 9
E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016 Karlheinz (l.) und Karl Grohe, P. Grohe GmbH Nur wenn man die Kunden versteht, kann man passgenaue Lösungen anbieten. Der Südtiroler Industriehändler Zwei Staatsgrenzen muss man auf Von zwölf bis zwei ist Mittags- Grohe steht vor einem Generations- dem Weg vom Bergischen Land pause – und das wird konsequent wechsel. Vater Karlheinz übergibt nach Südtirol passieren. Südlich von eingehalten. Auch beim Produkti- die Geschäfte an Sohn Karl. Und München werden die Berge immer onsverbindungshändler Grohe. › der hat einiges vor: Er will Grohe höher. Inmitten schneebedeckter zum führenden Lieferanten Süd- Gipfel liegt neun Stunden Auto- tirols in den Bereichen Holz, Metall fahrt von Wuppertal entfernt der und Bau machen. Und dabei den Skiort Bruneck. Hier trifft deutsche Familienbetrieb modernisieren. Sprache auf italienische Kultur. 10
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E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016 Zwei Generationen Grohe: Karlheinz und Karl agieren gemeinsam auf Augenhöhe. Der formale Führungswechsel steht bald an. › „Ich kann verstehen, dass einigen künftig weiter erhöhen. Der Junior das lang vorkommt“, sagt Geschäfts will durch effiziente digitale Prozesse führer Karlheinz Grohe. Doch er zum Platzhirsch in Südtirol werden. findet es wichtig, im stressigen Noch leiten Vater und Sohn die Fir- Alltag einfach mal zur Ruhe zu ma gemeinsam. Doch nach fast 50 kommen. Es geht sonst selten Jahren an der Spitze des Familienun- ruhig zu bei der P. Grohe GmbH: ternehmens ist für Karlheinz Grohe Die Geschäfte laufen gut. Rund die Zeit gekommen, das Zepter wei- 3500 Kunden zählt der Familienbe- terzureichen: Sohn Karl, seit 2010 im trieb inzwischen. Und wenn es nach Unternehmen als Juniorchef tätig, Karl Grohe geht, dem Sohn von soll den Betrieb also bald allein füh- Karlheinz, dann wird sich die Zahl ren. Die Grohes wollen die Übergabe 12
1. MAGAZIN 2. BERICHTE nutzen, um auch das Unterneh- Service und Beratung stehen an ers- Er hat das 20 000 Artikel umfas- men in die neue Zeit zu führen. ter Stelle. Vielmehr wollen die Kun- sende Lager neu organisiert und den zuallererst einen verlässlichen Scanner eingeführt. Statt hand- Derzeit kümmert sich Sohn Karl um Lieferanten. Sie wollen sich sicher schriftlicher Zettel nutzen die Prozesse, Organisation, Logistik, sein, dass die Ware zum vereinbar- Außendienstmitarbeiter nun eine Marketing und EDV. Vater Karlheinz ten Zeitpunkt auch geliefert wird. Software auf dem iPad. Für die verantwortet Einkauf, Vertrieb und In der Konsequenz verändert der Kunden gibt es außerdem eine Finanzen, Mutter Helga betreut das Juniorchef weniger das Geschäfts- Grohe-App, die das Unternehmen Personal. Die strategischen Ent modell oder die Produktpalette als gemeinsam mit einem Dienstleister scheidungen werden in wöchent vielmehr die internen Abläufe. Vater entwickelt hat. Demnächst steht lichen Familiensitzungen zu dritt Karlheinz lässt ihm dabei freie Hand. der formale Führungswechsel an. getroffen. Ein Thema: Grohe Die Grohes wissen schon jetzt: Die Junior soll das Unternehmen für Damit der Händler konkurrenzfähig Umbauarbeit am Unternehmen das digitale Zeitalter wappnen. bleibt, hat Karl Grohe in den ver wird damit nicht zu Ende sein. Die gangenen Jahren sämtliche Prozesse Veränderung ist ein Dauerzustand. Vater und Sohn entscheiden gemein- auf den Prüfstand gestellt. Dafür sam auf Augenhöhe. Immer, auch in griff der Junior auf sein Wissen Details. Sohn Karl wollte beispiels- aus dem Wirtschaftsstudium und weise für den Besprechungsraum Erfahrungen aus vielen Praktika in einen Beamer anschaffen. Mit anderen Betrieben zurück: „Der dem Gerät dauern die Meetings Input von außen war enorm wich- doch nur länger, so die Befürch- tig für mich“, sagt Karl Grohe. „Ich tung von Vater Karlheinz. Heute kannte ja nur unseren Betrieb.“ kann er sich Präsentationen ohne Beamer gar nicht mehr vorstellen. Genauso geht es aber auch in die andere Richtung, wenn die Erfah- rung des Vaters hilft, Themen von Beginn an realistisch einzuordnen. Letzten Endes entscheidet sowieso immer der Kunde. Um herauszu- finden, was die Kunden wollen, fahren die Chefs regelmäßig selbst zu Außenterminen und sprechen mit ihren Partnern. „Nur wenn man die Kunden versteht, kann man passgenaue Lösungen an- bieten“, sagt Karlheinz Grohe. Vor eineinhalb Jahren haben die Grohes deshalb ihre Kunden struk turiert befragen lassen. Das über- raschende Ergebnis: Nicht etwa 13
E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016 Rüdiger Weber (l.) und Per-Olof Arndt, MLS Safety Wir bauen gerade etwas auf, das sehr gut funktionieren kann, wenn wir uns stetig hinter- fragen und weiterentwickeln. „Arbeitsschutz kann ja jeder“ – das scheint heute das Motto vieler Handelsunternehmen zu sein. Da nehmen Werk zeugspezialisten ent- sprechende Sortimente ins Pro- gramm, internationale Unter nehmensgruppen kaufen in Deutschland kleine, mittlere und große Arbeitsschutz-Händler, als ob es kein Morgen gäbe. Und auch komplett branchenfremde Händ- ler möchten etwas abhaben vom Kuchen mit den Produkten, die die Arbeit sicherer machen, siehe bei- spielsweise Lyreco. Rüdiger Weber, geschäftsführender Gesellschafter der Mühlberger-Gruppe, und Per- Olof Arndt, persönlich haftender Gesellschafter der Sattelmacher KG, sind beide seit vielen Jahren mit ihren Unternehmen im Markt aktiv und erfolgreich. Die Entwicklung in ihrer Branche möchten sie aller- dings nicht nur von der Seitenlinie beobachten, sondern mitgestalten. Zum 1. Januar 2017 haben die Vollblut-Unternehmer die Arbeits- schutzsparten ihrer Firmen in der neuen Gesellschaft MLS Safety GmbH zusammengebracht. › 14
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E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016 Europa sehr unterschiedliche der Arbeitsschutzmarkt in Deutsch- Wettbewerbsstrukturen in unserer land gesättigt, das Marktvolumen Branche. In Frankreich und Benelux stagniert. Die Ausgaben für die gibt es wenige große Player, Italien Persönliche Schutzausrüstung (PSA) ist sehr zersplittert, Deutschland steigen zwar pro Kopf, im Gegenzug ähnlich heterogen mit starken sorgen Automatisierung und Digita- mittelständischen Strukturen. Das lisierung aber dafür, dass immer hat uns eine ganze Weile geschützt, weniger Menschen überhaupt eine weil der Marktzugang schwierig PSA benötigen. Die Folge: ein immer war. Heute hindert das nieman- härterer Verdrängungswettbewerb. den mehr, ausländische Anbieter strömen auf den Markt, verkau- Mit Blick auf den Wettbewerbs- fen online und verschaffen sich druck: Sind die mittelständischen durch Übernahmen Marktanteile. Händler in Deutschland Getriebe- Weber: Parallel verändern sich die ne und Zusammenschlüsse oder Kundenanforderungen rasant. Und ein Verkauf die letzte Rettung? zwar auf unterschiedlichen Ebenen: Arndt: Es gibt zwei Richtungen, in Hohe Wertschätzung füreinander: Per-Olof Arndt (l.) und Rüdiger Weber. vom Handwerker über mittelständi- die sich der Markt für den Mittel- sche Industriekunden und Dienstleis- stand entwickelt: Spezialisten kön- ter bis hin zu großen, internationalen nen in Nischen sehr erfolgreich sein, Konzernen. Für jedes Kundenseg- ansonsten muss man eine gewisse › Kam das, was wir aktuell ment benötigt man eine eigene Stra- Größe und flexible Strukturen haben, im Arbeitsschutz beobach- tegie. Beispiel internationale Indus- um im Wettbewerb bestehen zu ten, für Sie überraschend? triekunden: Wir verstehen uns bisher können. Die Kundenanforderungen Rüdiger Weber: Nein, ich habe da- als beratender Arbeitsschutz-Fach- ändern sich ständig, darauf muss mit schon vor zehn Jahren gerech- händler mit deutschlandweiter Prä- man reagieren können oder sie – net. Aber erst in den vergangenen senz. Unser Anspruch ist es, unsere im besten Fall – sogar antizipieren. zwei Jahren hat die Konsolidierung Kunden europaweit zu bedienen und Weber: Getriebene sind wir definitiv deutlich an Geschwindigkeit zuge- zu begleiten. Und zwar vor Ort und nicht. Noch können wir selbstbe- nommen. Wenn man allein auf die in der Landessprache. Ihr Ziel ist klar: stimmt Markt machen. Und mit Arbeitsschutz-Produkte schaut, dann Sie möchten mit weniger Lieferanten dem Zusammenschluss haben wir stellt man fest, das sind heute aus zusammenarbeiten, dafür verlangen die Voraussetzung geschaffen, dass Sicht des Einkaufs unserer Kun- sie aber umfassende Produkt- und das auch die kommenden Jahre so den weitgehend Commodities. Beratungskompetenz sowie eine bleibt. Egal ob digitale Prozesse oder Die einzelnen Artikel erscheinen Vor-Ort-Präsenz ihrer Partner. die Fähigkeit, auch die komplexesten austauschbar, was noch dadurch Arndt: Als MLS Safety bieten Bestellsysteme der Industrie zu be- verstärkt wird, dass sich manche wir heute ein Komplettpaket dienen – diese Kompetenzen, die Anbieter nur noch über den Preis von Produkt- und Dienstleistun- wir haben, werden heute von vielen differenzieren. Das lockt neue Play gen, das weit über den reinen Kunden quasi als selbstverständlich er aus ganz anderen Handelsseg Paketversand hinausgeht. vorausgesetzt. Ohne sie wird man menten an, die den Verkauf von bei Ausschreibungen oft schon gar Arbeitsschutz-Artikeln ohne Bera- Schon vor dem Zusammenschluss nicht mehr zugelassen. Wir differen- tung als zusätzliche Chance sehen. waren Sattelmacher und Mühlberger zieren uns über unseren Beratungs- Per-Olof Arndt: Wir haben in Lerch gut unterwegs. Allerdings ist und Dienstleistungsansatz. Es gibt 16
1. MAGAZIN 2. BERICHTE nach wie vor in Deutschland und Europa viele Kunden, die Beratung wollen und schätzen, darauf bau en wir auf und schaffen für die- se Kunden echten Mehrwert. Konsolidierung im Handel ist im 21. Jahrhundert Normalität. Größe, Marktanteile, Synergien, das sind die Antriebsfedern für Übernahmen und Fusionen – betriebswirtschaftliche Aspekte halt. Aber für Mittelständ ler gehört noch mehr dazu, die Menschen und die Inhaber müssen zueinander passen! Für Weber und Arndt war genau das ein mitent- scheidender Grund, ihre Unter- Rüdiger Weber treibt die Integration der MLS Safety voran. nehmen zusammenzubringen. Warum überhaupt ein heute flächendeckend in Deutsch- und hatten schon lange eine hohe Zusammenschluss? land ganz nah an unseren Kunden. Wertschätzung füreinander. Da fängt Weber: Wir waren schon länger auf Unsere Mitarbeiter haben diese Vor- man fast schon automatisch an, der Suche und wollten den nächsten teile schnell erkannt und fühlen sich in Ideen für die Zukunft zu diskutieren. Schritt tun, gerade auch um unseren der neuen Gruppe sehr wohl, das ist Entscheidend für mich ist die Frage: international aufgestellten Wettbe- vom Start weg ein tolles Miteinander. Passen die Menschen zusammen? werbern Paroli bieten zu können. Weber: Wir haben in der Mühlber- Wie werden der Markt, die Kunden, Unsere Strategie war und ist klar: ger-Gruppe eine gewisse Erfahrung die Entwicklung eingeschätzt – hier Wir wollen wachsen, um die Bedürf- mit Firmenzusammenschlüssen. In waren wir sehr schnell beieinander. nisse unserer Kunden sowohl vor Mühlberger Lerch ist ganz viel Lerch Arndt: Es gab eine Reihe von Ge Ort in unseren angestammten Re- und genauso ist es jetzt auch mit sprächen zwischen uns beiden. Und gionen als auch in Europa best Sattelmacher: Die Sattelmacher KG wir sind immer ein Stück weiter möglich zu bedienen. ist mit 25 Prozent an MLS Safety vorangekommen. An einem schö- Arndt: Sattelmacher hätte regional beteiligt, ganz viel Sattelmacher- nen Spätsommerabend haben wir wachsen können, auch durch eigene Tradition und Kompetenz fließen in Wiesbaden im Freien unter einem Übernahmen. Das wäre aber nicht in das neue Unternehmen ein, Baum die vielen Fäden zusammen- der Schritt gewesen, der uns auf ein was sich auch am Namen und geführt und ein Tau draus gemacht. anderes Level gehoben hätte. Wir Logo bemerkbar macht. Das Das Ergebnis ist die MLS Safety. wollten insbesondere auch für unse- spüren auch die Mitarbeiter. Weber: Wir bauen gerade etwas re Mitarbeiter eine langfristig trag- auf, das sehr gut funktionieren kann, fähige Perspektive schaffen. Mit MLS Wie sind Sie über einen möglichen wenn wir uns stetig hinterfragen und Safety haben wir ein gemeinsames Zusammenschluss ins Gespräch weiterentwickeln. Das ist spannend Unternehmen geschaffen, das auf gekommen und wie sind die und macht Spaß. Bei allen anspruchs- Kundennähe setzt – regional haben Verhandlungen abgelaufen? vollen Veränderungen im Markt – für wir uns perfekt ergänzt und sind Weber: Wir kannten uns natürlich uns ist das Glas immer halbvoll. 17
E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016 Die Wera Werk Hermann Werner GmbH & Co. KG aus Wuppertal ist der Rockstar unter den Werkzeug- herstellern. Geschäftsführer und CEO Martin Strauch setzt auf konsequente Markenbildung. „Die meisten re- den erst über Wandel, wenn sie et- was verschlafen haben.“ Das ist so ein typischer Satz von Strauch. „Da- bei müssen wir genau das Gegenteil erreichen: Situationen vorhersehen und nichts verpassen.“ Seine Leitlinie ist klar: agieren statt reagieren. Strauch hat früh erkannt, dass es ge- rade bei austauschbaren Produkten wie Schraubendrehern – dem Brot- und-Butter-Geschäft von Wera – eine starke Marke braucht. Er setzt auf den Wiedererkennungswert. Und auf Innovationen: „Wir wollen die Werkzeuge neu erfinden“, sagt Strauch. Dafür stehen ihm eine Handvoll Entwickler zur Seite, die jedes Jahr verblüffende Produkt- neuheiten auf den Markt bringen. Mut zur Veränderung hat Strauch Daraus entstand die Tool-Rebel- nicht nur, wenn es um Produkte Kampagne. „Unser Denken war geht. Er hat auch Wera selbst neu schon immer rebellisch. Für uns ist erfunden. Ein Team kam im Jahr nichts endgültig“, sagt Strauch. Der 2014 auf die Idee, das „Pommesga- Antrieb für ihn und das Wera-Team bel“ genannte Handzeichen aus der drückt sich in einer Kernfrage aus: Heavy-Metal-Szene für eine Messe- Wie kann Wera das Werkzeug-Erleb- kampagne zu nutzen. „Schließlich nis für den Kunden besser machen? sind unsere Schraubwerkzeuge Strauch hat große Vorbilder, etwa ja im übertragenen Sinne auch Apple-Gründer Steve Jobs: „Intuition Heavy Metal“, findet Strauch. und Emotion, diese Kombination ist 18
1. MAGAZIN 2. BERICHTE Martin Strauch, Wera Unser Denken war schon immer rebellisch. Wir stellen alles in Frage. auffällige POS-Materialien, edle kam für uns nicht in Frage“, erzählt Verpackungen aus schwarzer Kar Strauch. Die Wera-Führungsebe- tonage, ein stimmiger Internet- ne war an der Auswahl des neuen auftritt. Strauch ist sicher: „All das Eigentümers beteiligt. Vor knapp lädt die Marke emotional auf.“ einem Jahr hat die familiengeführte Bitburger-Holding das Unternehmen Die Markenstrategie von Wera ist von der Gründerfamilie gekauft. Da aber nur eine Seite der Medaille. sich der Inhaber bereits vor Jahren Wandel und konstante Veränderung aus dem operativen Geschäft zurück- stehen seit Jahrzehnten im Fokus. gezogen hatte, war der Gesellschaf- Anfang der 1990er Jahre etwa er- terwechsel für die Belegschaft kaum kannte Strauch, damals techni- spürbar. „Unsere Arbeitsweise hat scher Geschäftsführer, dass die sich wenig verändert.“ Besonders Produktion in Deutschland allein wichtig ist Strauch, dass er seine nicht zukunftsfähig war: „Viele Strategie weiterverfolgen kann. Hersteller haben diese Entwick- Sowohl die Führungsebene als auch lung erst später ernst genom- die Belegschaft seien heute froh, ein men. Wir haben sofort agiert.“ Family Office als Gesellschafter zu haben. „Hier sind wir keine Nummer: Wera eröffnete im Jahr 1994 eine Der neue Eigentümer glaubt an uns.“ Fabrik in Tschechien. „So konnten wir wettbewerbsfähig bleiben“, sagt Glauben und Vertrauen sind über- Strauch. Heute arbeiten 650 Mitar- haupt wichtige Themen im Betrieb. beiter auf 17 000 Quadratmetern Die Wera-Mitarbeiter identifizieren entscheidend. Wenn ein Kunde unser im südöstlichen Nachbarland. Täg- sich überdurchschnittlich stark mit Werkzeug kauft, dann sollte die lich kommen Speditionslieferungen ihrem Arbeitgeber. Neben langen Handhabung so einfach wie möglich aus der tschechischen Produktion Betriebszugehörigkeiten und gerin- sein. Gleichzeitig soll er aber schon in Wuppertal an. ger Fluktuation sprechen vor allem beim Auspacken Vorfreude spüren. Bilder Bände: Fast alle Mitarbeiter Ein richtiges Unboxing-Erlebnis Veränderungen gab es jüngst auch haben sich mit der Rockergeste ab- wie beim iPhone eben.“ auf Inhaberseite. Der ehemalige lichten lassen und fungieren heu- Eigentümer hatte keinen Nachfolger te im Katalog oder auch auf den In den vergangenen zwei Jahren in Aussicht – ein neuer Gesellschafter LKWs als Markenbotschafter. Einige haben die Wera-Experten konse- musste also her. „Ein kurzfristig ori- Kunden haben sich das Tool Rebel quent am Markenauftritt gefeilt: entierter oder strategischer Investor Logo sogar tätowieren lassen. 19
E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016 René Dreske führt den Essener Händ- ler Hans Soldan GmbH, Marktführer beim Büro- und Fachbedarf für Kanzleien in Deutschland. Gegründet im Jahr 1908 als Formularfachverlag, verkauft Soldan heute Registraturen, Urkundenumschläge, Siegelpressen und Roben, aber auch Druckerpa pier, Visitenkarten und vieles mehr. Um sich gegen die mächtige Kon- kurrenz von Online-Händlern wie Amazon zu wehren, setzt Soldan auf Spezialisierung, flankierende Dienstleistungen für die Zielgruppe – und konsequente Digitalisierung. Dreske stammt aus einer Händler familie. Weil er das väterliche Unter nehmen Dreske & Krüger in Han- nover nicht weiterführen wollte, verkauften die Dreskes im Jahr 1999 an Soldan. René, damals Anfang 30, begleitete die Übernahme, blieb schließlich als Geschäftsführer dabei. Es war die Zeit des ersten Internet- Online-Handel scheiterten. „Die Tech- Aber das Thema kam nur langsam Booms. Dreskes Berater-Freunde nik war damals einfach noch nicht in Fahrt. Dann aber veränderte sich machten sich mit schicken Online- so weit, die Bandbreiten reichten etwas: Technik und Bandbreite Start-ups selbständig. Er trieb das nicht.“ Natürlich spielte Soldan mit, machten Sprünge, mit dem iPhone Thema Internet bei Soldan voran. In ergänzte den Online-Buchversand kam das mobile Surfen. Plötzlich den Nuller-Jahren beobachtete Dres- um einen Web-Shop für Bürobedarf, wuchsen reine Online-Handelsmo- ke, wie viele gute Ideen im führte beide später zusammen. delle dramatisch, viel schneller als 20
1. MAGAZIN 2. BERICHTE René Dreske, Hans Soldan GmbH Man kann nicht „ein bisschen“ digital sein. Schon heute ist das Digitale ein wichtiger Ver- triebskanal – bald wird es alles durchdringen. alle anderen Handelsformen. „Da B2B-Segment gestartet. Und es ist Markt vollziehen sich rasant. Wir wurde mir klar: Das ist die Zukunft, nicht überraschend, dass Kanzleibe- müssen schneller auf diese Heraus- dahin müssen wir uns orientieren.“ darf angeboten wird. „Amazon hat forderungen reagieren“, begründet das erklärte Ziel, alle Produkte auf Dreske die Veränderungen. Zudem 2010 dann der Plan: Bis 2015 wollte der ganzen Welt online verfügbar zu werden agile Arbeitsmethoden er 50 Prozent des Soldan-Umsat- machen. Das wird den Wettbewerb eingeführt. Und zwar nicht nur, zes online erwirtschaften – damals für alle Händler massiv erhöhen.“ um effizienter zu werden. „Nein, waren es unter 10 Prozent. „Alle ich will das Denken verändern, die haben mich für verrückt erklärt“, Er setzt darauf, dass Soldan An- Kollegen aus ihren Komfortzonen erinnert sich der heute 49-Jährige. wälte besser kennt – und versucht, herausholen – das ist ein Prozess.“ Doch inzwischen hat Soldan das Ziel konsequent digital zu denken, und, annähernd erreicht. Für Dreske ist wie er sagt, „radikal vom Kunden Die Personalfluktuation bei Soldan die Digitalisierung von Hans Soldan her“. Das Essener Unternehmen liegt bei 10 Prozent pro Jahr. Das unausweichlich. Normaler Bürobe- entwickelt ständig neue Services: findet der Geschäftsführer gut. darf ist online Massenware. Spezielle beispielsweise eine Suchmaschine „Wir brauchen neue Leute.“ Er ist Anwaltsformulare sind rückläufig. Ab für juristische Datenbanken. Soldan auf E-Commerce-Tagungen prä- dem Jahr 2022 sind Anwälte sogar erkundet neue Geschäftsfelder, will sent, knüpft Kontakte, beschäftigt verpflichtet, digital mit Gerichten Kunden gleichzeitig mit Dienst- eigene Programmierer. „Digitalisie- zu korrespondieren. Das Geschäft leistungen an den Handelsbereich rung darf man nicht outsourcen.“ verlagert sich zunehmend ins Netz. binden. Inzwischen, sagt Dreske, beschäftigt er sich in der Hälfte Dreske warnt Händler, die Kraft Gleichzeitig muss Soldan Kunden so seiner Arbeitszeit mit den Themen der Digitalisierung zu unterschät- bedienen, wie sie es gewohnt sind. Digitalisierung, Innovationen und zen. „Schon heute ist das Digitale Deshalb gibt es weiter Print-Kataloge neue Geschäftsmodelle. „Man kann ein wichtiger Vertriebskanal – bald und Mailings. Das Unternehmen legt nicht ‚ein bisschen‘ digital sein.“ wird es alles durchdringen.“ Er Wert darauf, dass seine Vertriebs- macht sich keine Illusionen: „Die mitarbeiter Kunden regelmäßig Im Unternehmen sorgt er für Bewe Margen schrumpfen, der Wett- besuchen. „Menschen kaufen bei gung. Anfang des Jahres hat Soldan bewerb nimmt zu. Es wird eine Menschen – das ist die Chance, sich seine Managementstruktur neu Konsolidierung geben“, sagt der von Amazon und Co. abzugrenzen.“ gestaltet. Bereiche wurden zusam- Manager. Das ist die Herausforde- Vor dem US-Internetriesen hat Dreske mengelegt und die Organisation rung: „Aber wir müssen kämpfen, großen Respekt. Im Dezember 2016 insgesamt schlanker aufgestellt. dann haben wir gute Chancen.“ ist Amazon auch in Deutschland im „Die Veränderungen in unserem 21
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1. MAGAZIN 2. BERICHTE Martin Wirth, Brütsch/Rüegger Tools Mehr denn je geht es heute aber darum, die Kundenbedürfnisse zu antizipieren und Lösun- gen für Herausforderungen anzubieten, die der Kunde noch gar nicht auf dem Schirm hat. Da- für muss man den Kunden komplett erfassen und darf nicht an der Eingangstür stehen blei- ben. Denn dann ist diese Tür irgendwann zu. Am 15. Januar 2015 ließ eine Schock Themen Lean Management, Op- welle die Schweiz erzittern: An dem timierung der finanziellen Wert Tag hob die Schweizerische National- schöpfungskette und Industrie 4.0 bank den Euro-Mindestkurs auf. Der sind seitdem gefragt wie nie. Franken verteuerte sich auf einen Schlag um fast 20 Prozent, die Bör- Kurzer Blick zurück: 1877 wurde das se stürzte ab, ein Kahlschlag in der Familienunternehmen gegründet. Im Schweizer Wirtschaft wurde befür Jahr des 140. Geburtstags beschreibt chtet. Er blieb aus. Trotz Franken- CEO Christian Rüegger es auf der schock. Trotz noch einmal deutlich Homepage der Brütsch/Rüegger Hol- gestiegener Fixkosten der produzie- ding als Handelsunternehmen und renden Unternehmen im Vergleich Vollsortimenter für Qualitätswerk- zum internationalen Wettbewerb. zeuge und Metallprodukte. Brütsch/ „Weil die Firmen schon seit Einfüh- Rüegger Tools beschäftigt heute rund rung des Mindestkurses gezwungen 280 Mitarbeiter und ist eine von vier waren, ihre Effizienz auf innovative Gesellschaften unter dem Dach der Art und Weise zu steigern. Schnell, Holding. Mit der Brütsch/Rüegger ohne langsames Herantasten. Das Werkzeuge AG ist sie Marktführer in hat recht gut funktioniert“, sagt der Schweiz, exportiert weltweit und Martin Wirth, Geschäftsführer von ist in Deutschland mit der Tochterge- Brütsch/Rüegger Tools in Urdorf, sellschaft Adolf Pfeiffer GmbH aktiv. nahe Zürich. Zum Vorteil seines Den osteuropäischen Markt bear- Unternehmens, denn die Lösungen beitet sie über die BRW Tools Kft. in des E/D/E Mitglieds rund um die Ungarn. › 23
E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016 › Urdorf im Februar 2017, großer Besprechungsraum im 1. Stock des ganz in der Corporate-Farbe Grün gehaltenen Firmengebäudes. Martin Wirth hat sich den Vormittag freigehalten, um darüber zu spre- chen, wie er als Werkzeughändler in Zeiten des immer schnelleren Wandels agiert. Nach fünf Minu- ten ist klar: Es wird an diesem Tag nicht um Handel im klassischen Sinn gehen, sondern um den nächsten Schritt. Wirth redet schnell, er fliegt durch die Folien der Präsentation, einer von vielen englischen Begrif- fen, die er an diesem Vormittag verwenden wird, ist „Total Cost of Ownership“, also die Gesamt- betriebskosten. „Die muss ich als Dienstleister im Blick haben und für meine Kunden optimieren. Das reine Produkt ist lediglich der Türöffner.“ Hat IT im Blut und will die Kunden digitalisieren: Martin Wirth. Stichwort Produkte: Brütsch/Rüegger Tools hat in Urdorf 200 000 Artikel direkten Materialkosten, darunter Lagerhaltungskosten, im nicht auf Lager und führt 900 Marken. eine lange Aufzählung – zu geringe effektiven Werkzeugeinsatz oder in Das Sortiment umfasst Messtechnik, Werkzeugproduktivität, Personal- der fehlenden Datenintegration. Hier Fertigungstechnik, Montagetechnik, kosten, Logistikkosten etc. Also all greift unser Beratungsansatz. Über Befestigungstechnik, Normteile und das, was richtig teuer werden kann. voll integrierte Prozesse reduzieren Arbeitsschutz. Das Lager, 2012 in „Diese versteckten Kosten sind wir die entsprechenden Prozess- Betrieb genommen, sei eines der für uns ein Fundus für Dienstleis- kosten um bis zu 60 Prozent.“ modernsten in Europa, sagt Wirth. tungen – je länger die Liste, desto Und so selbstverständlich, dass er mehr Möglichkeiten haben wir.“ „Integrales Tool-Management“ gar nicht weiter darauf eingeht. „Die nennt Wirth das. Und so schnell produzierende Industrie ist unsere Bei der Beschaffung bleibt es er auch durch die Folien führt, Hauptzielgruppe. Um erfolgreich zu deshalb nicht. Und spätestens ab ein Begriff bleibt hängen: Bera- sein, müssen unsere Kunden sich hier verwischt sich das Bild des tung. Wenn der 48-Jährige davon auf ihr Kerngeschäft konzentrie- klassischen Werkzeughändlers mehr spricht, die Financial Supply Chain ren. Um den Rest wollen wir uns und mehr. „Wir wollen für unsere zu optimieren, das Working Capital kümmern.“ Die nächste Folie zeigt Kunden die ‚Total Cost‘, also die zu reduzieren oder die Fixkosten den obligatorischen Eisberg, der in Gesamtkosten, auch im Manage- durch Outsourcing und Outtasking diesem Fall die Kostenkomponenten ment der Werkzeuge in ganzheitli- zu flexibilisieren, dann sind das von MRO-Produkten symbolisieren cher Sicht senken. Die Kostentreiber erst einmal nicht die Worte eines soll: über der Wasseroberfläche die stecken in den Prozesskosten, den klassischen Händlers, sondern eher 24
1. MAGAZIN 2. BERICHTE Um das wieder zu trennen, muss besysteme für die Kunden sind Stan- man den Mehrwert steigern und dard, allein in der Schweiz steuert deutlich machen.“ Er vergleicht die Brütsch/Rüegger Tools aktuell 50 Situation des Produktionsverbin- Projekte mit über 120 Automaten. dungshandels mit der Flugbranche: „Es geht uns darum, unsere Kunden Im Preis war lange Zeit alles inklusi- zu digitalisieren. Hardware alleine ve, erst die Billigflieger haben Pro- bringt aber keinen Mehrwert – wir dukt und Service wieder entkoppelt. vernetzen mit unseren Lösungen „Vor der Herausforderung stehen die Produktion unserer Kunden.“ wir auch. Aber wir müssen dabei maximal innovativ und digital sein.“ Wirth und sein Team tun also das, worüber beispielsweise in Deutsch- Damit ist das nächste Stichwort land gerne geredet wird. „Industrie gefallen: Digitalisierung. Bereits 4.0 ist keine Zukunftsvision. Alles, 1998 war Brütsch/Rüegger Tools was man braucht, ist vorhanden“, mit dem ToolShop online und bot sagt Wirth. Und schaut zu, dass er eine Version auf CD-ROM an. Der alle Komponenten aus einer Hand Name ist geblieben, heute ist der anbieten kann. Zuletzt hat sich „ToolShop“ ein modernes E-Procure- Brütsch/Rüegger Tools am Start- ment-System. Die IT macht in Urdorf up Stemys aus der Westschweiz den Unterschied. Auch wegen beteiligt. Die Entrepreneure haben Wirth. Er ist seit 15 Jahren im Unter- eine Internet-of-Things-Lösung ent- nehmen, zu Beginn verantwortlich, wickelt, die Daten aus der Produk- genau, für die IT. Und seitdem hat tion sammelt, sichtbar macht und die eines Beraters. Kein Wunder, der studierte Elektroingenieur und relevante Kennzahlen und Verläufe dass das Unternehmen sich eine Betriebswirt den digitalen Aspekt berechnet. Sogar die Kontrolle von eigene Consulting-Einheit leistet. immer im Blick. „An diesem Wissen Maschinenzuständen via Augmen- Aktuell neun junge Mitarbeiter, fehlt es in vielen Firmen. Das darf ted Reality ist möglich. Brütsch/ allesamt studiert, mit IT-Hintergrund heute im Topmanagement, egal in Rüegger Tools vermarktet die und Erfahrungen aus der Indust- welcher Branche, eigentlich nicht Lösung unter dem Namen „Jellix“. rie, beraten die Kunden in Sachen mehr sein. Wie will man sonst Lean Management. Die Überschrift kompetent Zukunftsentscheidungen Ist das überhaupt noch Handel? auf der nächsten Folie beschreibt treffen? Die Zukunft ist digital!“ Wirth denkt am Ende des Gesprächs entsprechend das Selbstverständnis kurz nach. „Im Kern ja“, sagt er. von Brütsch/Rüegger Tools: „Ent- Deshalb wird in Urdorf auch gar „Mehr denn je geht es heute aber wicklung vom ‚Werkzeughändler‘ nicht mehr darüber nachgedacht, darum, die Kundenbedürfnisse hin zum integralen Lösungsanbieter wie man sich selbst digitalisieren zu antizipieren und Lösungen für im Kontext der Industrie 4.0“. kann. Das ist längst geschehen. Herausforderungen anzubieten, Investitionen in neue Technologien die der Kunde noch gar nicht auf Wirth geht es um innovative Dienst- und Plattformen sind selbstverständ- dem Schirm hat. Dafür muss man leistungen und Beratung, die man lich. 2016 sind über 60 Prozent aller den Kunden komplett erfassen verkaufen kann. „Anwendungsbera- Kundenbestellungen digital einge- und darf nicht an der Eingangstür tung war im Werkzeughandel immer gangen, „in Europa ein Topwert“. stehen bleiben. Denn dann ist mit dabei – und im Preis inbegriffen. Lösungen wie Werkzeug-Ausga- diese Tür irgendwann zu.“ 25
E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016 Berichte MAGAZIN – AB SEITE 4 26
Inhalt Berichte 28 Bericht der Geschäftsführung 38 Bericht des Beiratsvorsitzenden Berichte aus den Geschäftsbereichen/ Tochtergesellschaften* 40 Geschäftsbereich I 44 Geschäftsbereich II 48 Geschäftsbereich III 52 Geschäftsbereich IV 56 Haustechnik 60 EURO Stahl-Handel GmbH & Co. KG 62 Logistik 64 PVH-Vertriebssysteme 66 EURO-DIY Gmbh & Co. KG 68 EDE International AG 70 Daten & Services 74 Toolineo GmbH 78 ETRIS Bank GmbH 80 Marketing 82 Mitgliederentwicklung 84 Zentralbereich Services/Mitgliederbetreuung 85 Personal Nachhaltigkeit 86 Gesellschaftliche Verantwortung * In der Erläuterung der einzelnen Geschäftsbereiche wird über das Handelsvolumen der E/D/E GmbH berichtet. Dies entspricht dem Handelsvolumen der E/D/E Gruppe ohne das Handelsvolumen der selbstständigen ausländischen Tochterunternehmen. 27
E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016 Auf stabiler Basis die Weichen für die Zukunft gestellt E/D/E Geschäftsführung (von links): Joachim Hiemeyer, Dr. Christoph Grote, Dr. Andreas Trautwein (Vorsitzender), Dr. Ferdinand von Alvensleben 28
1. MAGAZIN 2. BERICHTE Liebe Leserinnen und Leser, 2016 ist es uns gelungen, in einem dauerhaft fordernden Marktum- feld unser Handelsvolumen erneut zu steigern und die Weichen für die Zukunft zu stellen. Besonders im Auslandsgeschäft konnten wir Sehr erfreulich: 2016 haben sich be- deutende Händler aus den Bereichen Haustechnik, Stahl und Werkzeuge, darunter die Partner für Technik Gruppe und die FAMO-Gruppe, für das E/D/E entschieden. Mit wei- 5,56 Handelsvolumen Mrd. € Akzente setzen – eine wichtige teren Händlern sind wir in fortge- Entwicklung, die die gesamte E/D/E schrittenen Gesprächen über eine über die Anbindung der Händlerlä- Gruppe breiter aufstellt und mögli- Zusammenarbeit. 2017 werden ger realisiert. Damit ist nach einem che negative Ausschläge in einzel- wir die positiven Effekte im Han- Jahr eine gute Grundlage gelegt nen Märkten zukünftig abzufedern delsvolumen ablesen können. worden, um Toolineo 2017 zu hilft. Parallel stärken wir zum Vorteil skalieren. › unserer Mitglieder unsere Position Parallel entwickelten sich die Kern- in Verhandlungen mit Lieferanten, projekte des Strategieprogramms die selbst stetig internationaler CHALLENGE 2020 positiv. Das agieren. Unser Handelsvolumen mit elektronische Daten-Center eDC Mitgliedern und Kooperationspart- hat bis 2016 Daten von mehr als nern erreichte im vergangenen Jahr 600 000 Artikeln veredelt, an teil- 5,56 Milliarden Euro, im Vergleich nehmende Händler ausgeliefert und zum Vorjahr ein Wachstum um bietet so einen deutlichen Mehrwert 1,1 Prozent oder 58 Millionen Euro. im Tagesgeschäft. Bei Toolineo Das im Ausland erzielte Handels- entwickeln sich die Kernkennzahlen volumen wuchs um 5,3 Prozent auf positiv – neben Traffic und Umsatz 1,24 Milliarden Euro und hat heute zum Beispiel die Wiederkaufsquote einen Anteil am Gesamthandels- und die Marketingeffizienz. Das wei- volumen von knapp 23 Prozent. tere Sortimentswachstum wird nun Entwicklung E/D/E Gruppe 2015* Plan 2016 2016 Geschäftsart % % % Lagergeschäft +42,6 +9,0 +3,3 Zentralregulierung/Reihengeschäft +2,0 +2,5 +0,9 Gesamt +3,4 +2,8 +1,1 * erstmalig inklusive e + h Services AG 29
E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016 1,24 Entwicklung Handelsvolumen (in Mio. €) 7.000 Plan 6.000 5.000 4.000 Mrd. € Handelsvolumen 3.000 im Ausland 2.000 4.588 4.099 5.204 3.689 5.498 5.893 5.556 4.075 5.310 5.319 4.616 5.191 1.000 0 2006 2008 2009 2007 2010 2016 2014 2015 2012 2013 2017 2011 Volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen Das konjunkturelle Umfeld für den Produktionsverbindungshandel ist im Berichtszeitraum mit einigen Ab- Mit Blick auf die Zukunft haben wir IIUm das zu erreichen, braucht es strichen insgesamt freundlich ge 2016 zudem EVOLUTION gestartet, Mehrwerte für unsere Partner: wesen. Das Bruttoinlandsprodukt einen unternehmensweit angelegten passgenaue, wettbewerbsfähige Deutschlands ist 2016 in einem Strategie- und Organisationsentwick Dienstleistungen, die auf die sich außenwirtschaftlich unruhigen Um- lungsprozess. Wir beobachten, dass wandelnden Marktanforderungen feld um 1,9 Prozent solide gewach- sich derzeit die Marktlogik und die einzahlen – diese wollen wir mit sen. Wesentliche Stütze war die Wertschöpfungskette grundlegend unseren Partnern entwickeln. Binnenkonjunktur, besonders der verändern – der Markt verteilt sich IIDazu müssen wir die E/D/E Auf- private Konsum und der Wohnbau. neu. Mit EVOLUTION verfolgen wir bau- und Ablauforganisationen diese Ziele: so ausrichten, dass wir die Erwar- Im Euroraum nahm die konjunktur tungen unserer Partner erfüllen. elle Erholung etwas Fahrt auf, aller- IIWir wollen die Konsequenzen IIParallel richten wir die Kompe- dings mit regionalen Unterschieden. der erkennbaren Marktent- tenzentwicklung unserer Mit- So litt Italien weiter unter dem an- wicklungen antizipieren. arbeiter und Führungskräfte geschlagenen Bankensektor und IIWir entwickeln vor diesem Hinter fachlich wie persönlich auf die hoher politischer Unsicherheit. Ins grund das Geschäftsmodell des zukünftigen Anforderungen aus. gesamt war die Stimmung in der E/D/E weiter und richten es auf IIHand in Hand mit unseren Part- Wirtschaft gedämpft, aber nicht die Zukunft aus. nern und Mitarbeitern möchten pessimistisch. Wegen der beste- IIUnsere Mitglieder, Lieferanten und wir die Zusammenarbeit und henden Unsicherheiten wurden Kooperationspartner möchten wir das Miteinander stärken. Investitionen zurückgehalten. weiterhin bestmöglich dabei unter- stützen, ihr Geschäft zukunftsfest 2017 werden wir diese Ziele und erfolgreich führen zu können. konsequent verfolgen. 30
1. MAGAZIN 2. BERICHTE Die Baubranche hat sich auch im Entwicklung der E/D/E Euro (minus 1 Prozent) nahezu er vergangenen Jahr als wesentlicher Geschäftsbereiche reicht werden. Um Struktureffekte Treiber für die deutsche Wirtschaft In der gruppenweiten Betrachtung bereinigt lag das Wachstum bei erwiesen. Das statistische Bundes- verzeichneten alle Warenbereiche 4,9 Prozent. Im Stahl setzte sich amt berechnete einen preisberei- mit Ausnahme des Stahls und der der Preisverfall für die gehandelten nigten Anstieg der Bauinvestitionen Haustechnik ein Wachstum. Massive Produkte bis ins Frühjahr hinein noch um 3,1 Prozent, was vor allem an Konsolidierungstendenzen führten fort, ehe im Jahresverlauf und insbe höheren Investitionen für Wohn- für den Bereich Haustechnik zu einer sondere ab Oktober Steigerungen zu bauten lag. Der Maschinenbau als Verringerung des Handelsvolumens verzeichnen waren. Das Gesamthan- Schlüsselbranche für den PVH entwi- durch Mitgliederabgänge aufgrund delsvolumen des im Oktober 2016 in ckelte sich jedoch lediglich seitwärts. von Unternehmensverkäufen. Den die ESH Euro Stahl-Handel ausge- Die Erhebungen des E/D/E unter den noch konnte das Vorjahresniveau gründeten Geschäftsbereichs Stahl Mitgliedsunternehmen bilden die durch organisches Wachstum und erreichte 792 Millionen Euro (minus volkswirtschaftlichen Rahmendaten Neugeschäft mit 1,22 Milliarden 3 Prozent). › weitgehend ab: Über das gesamte Jahr betrachtet bewertete die große Mehrheit der Händler ihre Unter- Entwicklung Handelsvolumen nach nehmensentwicklung, Ertragssitua- Warenbereichen (in %) tion und Auftragslage pro Quartal jeweils konstant oder besser als im GB I* 10,1 % 10,2 % Vorjahreszeitraum. Mehrheitlich wird ebenfalls von einer besseren Auftragslage des Handwerks im GB II* 22,4% 22,8 % Vergleich zu Industrieunternehmen berichtet. Die befragten Händler selbst erzielten im vierten Quartal GB III* 16,6 % 16,7 % ein Umsatzplus von 2,78 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. GB IV* 10,9 % 11,1 % Stahl 14,8 % 14,2 % Haustechnik 22,4 % 22,0 % Sonstiges* 2,7 % 3,0 % 2015 2016 * G B I: Handwerkzeuge, Werkzeuge/Maschinen für die Holzbearbeitung, Präzisionswerkzeuge, Stationäre Maschinen Metall GB II: Baubeschläge, Sicherheitstechnik, Bauelemente, Befestigungstechnik, Möbelbeschläge GB III: Elektro- und Druckluftwerkzeuge, Betriebseinrichtungen, Baugeräte, Schweißtechnik GB IV: Arbeitsschutz, Technischer Handel Sonstiges: DIY, Gartentechnik, Drittgeschäft ETRIS BANK 31
E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016 Die weiteren Warenbereiche ver levanten Sortimente verzeichneten Nahezu alle Geschäftsbereiche zeichneten ein Wachstum. Der eine Steigerung um 2,7 Prozent auf haben 2016 durch gezielte Sorti- Geschäftsbereich I (Werkzeuge, ein Gesamthandelsvolumen von mentsarbeit, ausgerichtet auf die Maschinen) realisierte 2016 mit sei 1,27 Milliarden Euro. Der E/D/E Ge- Bedürfnisse der Mitglieder, ihren nen Partnern ein Handelsvolumen schäftsbereich III wuchs um 1,5 Pro- Lagerumsatz steigern können. von 567 Millionen Euro und stei- zent auf 925 Millionen Euro. Die Sor- gerte das Vorjahresergebnis in der timente des Arbeitsschutzes und gruppenweiten Betrachtung somit Technischen Handels (Geschäftsbe- um 2,1 Prozent. Die im Geschäftsbe- reich IV) erreichten ein Volumen von reich II zusammengefassten baure- 614 Millionen Euro (plus 3 Prozent). Handelsvolumen E/D/E Gruppe nach Warenbereichen 2016 (5.556,1 Millionen Euro) 22,8 % 22,0 % 16,7 % 14,2 % 11,1 % 10,2 % 3,0 % 1.266,6 Mio. € 1.222,2 Mio. € 925,1 Mio. € 791,6 Mio. € 614,4 Mio. € 567,4 Mio. € 168,8 Mio. € GB II* Haustechnik GB III* Stahl GB IV* GB I* Sonstiges* *G B I: Handwerkzeuge, Werkzeuge/Maschinen für die Holzbearbeitung, Präzisionswerkzeuge, Stationäre Maschinen Metall GB II: Baubeschläge, Sicherheitstechnik, Bauelemente, Befestigungstechnik, Möbelbeschläge GB III: Elektro- und Druckluftwerkzeuge, Betriebseinrichtungen, Baugeräte, Schweißtechnik GB IV: Arbeitsschutz, Technischer Handel Sonstiges: DIY, Gartentechnik, Drittgeschäft ETRIS BANK Rückvergütungen und Ausschüttung an die Mitglieder in Millionen Euro Unternehmensergebnisse 150 140 142 140 141 142* 139 Die Summe der Rückvergütungen 124 an die Mitgliedsunternehmen des 120 108 E/D/E bewegt sich auf dem hohen 90 Niveau der Vorjahre. 142 Millionen Euro fließen hochgerechnet als 60 wichtiger Bestandteil der Jahres- ergebnisse an unsere Mitglieder. 30 0 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 * Hochrechnung 32
1. MAGAZIN 2. BERICHTE Unternehmens- der Wirtschaftsforschungsinstitute zent/306 Millionen, Lager plus ergebnisse 2016 bewegen sich in einem Korridor 11,4 Prozent/30 Millionen Euro). Die Der konsolidierte Jahresüberschuss zwischen 1,0 und 1,7 Prozent. Alles volatilen politischen und konjunk- der E/D/E Gruppe lag 2016 bei in allem ist von einer weiterhin sta turellen Rahmenbedingungen in 15,6 Millionen Euro (2015: 16,1 Mil bilen Konjunktur auszugehen. Die Europa und beispielsweise in den lionen). Der weitaus größte Anteil Weltbank erwartet eine Belebung USA sind uns dabei sehr bewusst. des Jahresergebnisses wird thesau- des weltweiten Wachstums. Aller- Unsere Unternehmenssteuerung riert, um die Finanzkraft der Unter- dings verbleiben Risiken wie etwa richten wir konsequent darauf aus. nehmensgruppe weiter zu stärken. protektionistische Maßnahmen in Nach einer Konsolidierungspha- Der Cashflow erreichte 27,3 Milli- den USA. Mit Blick auf Erst- und se befinden wir uns wieder auf onen Euro (2015: 27,3 Millionen), Zweitrundeneffekte dominiert für einem deutlichen Wachstumspfad das Eigenkapital per Stichtag 31.12. 2017 die Unsicherheit: Viel wird ab- in unserem Kerngeschäft, der sich 367 Millionen Euro (2015: 353 Millio- hängen vom Wirtschaftsprogramm in den ersten Monaten des neuen nen). Die Eigenkapitalquote lag zum der USA und davon, ob sich politi- Geschäftsjahres bestätigt hat. 31.12. bei 42,7 Prozent (2015: 44,4). sche Risiken in Europa manifestieren. Ausblick 2017 Mit unseren neuen Partnern peilen Die Einschätzungen führender Volks- wir 2017 einen Wachstumssprung wirte für 2017 fallen etwas verhal- an: Wir planen mit einem Han- tener aus. Das Bundeswirtschafts- delsvolumen von 5,89 Milliarden ministerium erwartet ein Wachstum Euro. Das entspricht einem Plus von des Bruttoinlandsprodukts von 6,1 Prozent oder 336 Millionen Euro 1,4 Prozent, die Prognosen führen- (Zentralregulierung plus 5,8 Pro- 33
E/D/E GESCHÄFTSBERICHT 2016 Entwicklung der Branchen Bundesamt der Bau mit einem preis VDMA ist die Maschinenbau- Die deutsche Wirtschaft wuchs bereinigten Plus von 3,1 Prozent konjunktur zwar robust, kann aber auch 2016 solide und stetig. Nach heraus. In Ausrüstungen wurden keine Zuwächse verzeichnen. Der plus 0,7 Prozent im ersten Quartal, 1,7 Prozent mehr investiert als 2015. Auftragseingang für das Gesamtjahr plus 0,5 Prozent im zweiten und 2016 ging laut VDMA real sogar plus 0,1 Prozent im dritten Quartal Wie schon angedeutet, kam das um 2 Prozent zurück. Der Deutsche errechnete das Statistische Bun- Wirtschaftswachstum in den PVH-re- Großhandelsverband Haustechnik desamt für das vierte Quartal 2016 levanten Kundenbranchen in unter- ( DG Haustechnik) meldet ein eine Steigerung des Bruttoinland- schiedlicher Intensität an. Insbeson- nominales Umsatzwachstum von sproduktes um 0,4 Prozent zum dere die Bautätigkeit legte im Ver- 2,6 Prozent. Bei Sanitärartikeln Vorquartal (preis-, kalender- und gleich zum Vorjahr deutlich zu, ge- vor der Wand wurde ein Plus von saisonbereinigt). Preisbereinigt ergibt tragen vor allem vom Wohnungs- 2 Prozent verzeichnet, bei Installa- sich für das Gesamtjahr somit ein bau. Dieser legte laut den Wirt- tionswaren waren es 3 Prozent. Plus von 1,9 Prozent. In den Vorjah- schaftsverbänden HDB und ren war das BIP in einer ähnlichen ZDB nicht preisbereinigt um Größenordnung gewachsen: 2015 9 Prozent zu. Der öffentliche Bau um 1,7 und 2014 um 1,6 Prozent wuchs um 5 der Wirtschaftsbau um 3,5 Prozent (Zahlen vorläufig). Die Steigerung fußte auch 2016 Aufgrund des nach wie vor hohen wesentlich auf der inländischen Auftragsbestandes sind die Verbän- Verwendung: Während die privaten de auch für 2017 positiv gestimmt. Konsumausgaben preisbereinigt um 2,0 Prozent anstiegen, wuchsen die Beflügelt durch staatliche und staatlichen Konsumausgaben mit private Konsumausgaben sowie vor 4,2 Prozent sogar noch deutlich allem die anhaltend rege Wohnungs- stärker. Hier schlagen sich unter an- bautätigkeit, blickt das Handwerk derem die Kosten für die Zuwande- auf ein Rekordjahr zurück. Im Herbst rung geflüchteter Menschen nieder. erreichte das Geschäftsklima im Mit einer Gesamtsteigerung von Gesamthandwerk laut dem Zent- 2,5 Prozent war der Konsum nicht ralverband ein neues Allzeithoch. die einzige Stütze des Wirtschafts- Weniger positiv ist die Lage in einer wachstums in Deutschland. Bei den weiteren Schlüsselbranche für den Investitionen ragte laut Statistischem PVH, dem Maschinenbau. Laut dem 34
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