Das digitale Morgen: Eine Welt im Wandel - Das Finanzmagazin von Raiffeisen Oberösterreich

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Das digitale Morgen: Eine Welt im Wandel - Das Finanzmagazin von Raiffeisen Oberösterreich
Das Finanzmagazin von Raiffeisen Oberösterreich
                                                                                         Die vorbereitete Bank.

             NR. 2 / 2018
             www.raiffeisen-ooe.at/business

                            Das digitale Morgen:
                            Eine Welt im Wandel

     Chancen ergreifen: Warum                      Brexit: Die Folgen des EU-              Die neue Seidenstraße: Chinas
08   Unternehmer laut ifo-Chef
     Fuest jetzt Mut brauchen
                                              16   Austritts – und die Strategien
                                                   der UK-Exporteure
                                                                                    36     neuer Weg nach Europa – eine
                                                                                           Chance für die Wirtschaft
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                               AB                                                   AB                                             AB
                               € 1.199,-                                            € 699,-                                        € 779,-
                               PRO PERSON                                           PRO PERSON                                     PRO PERSON

ANDALUSIEN                                      MADRID                                               ZYPERN
20.10. – 26.10.2018                             26.10. – 29.10.2018                                  26.10. – 02.11.2018
                                                Nationalfeiertag                                     Nationalfeiertag
• Charterflug ab/bis Linz nach Málaga           • Charterflug ab/bis Linz nach Madrid                • Charterflug ab/bis Linz nach Paphos
• Busfahrten lt. Programm                       • Transfer Flughafen – Hotel – Flughafen             • Transfer Flughafen – Hotel – Flughafen
• Besichtigungen und Eintritte lt. Programm     • Unterbringung im gebuchten Hotel                   • 7 x Übernachtung im ausgewählten Hotel
• Unterbringung in Hotels der guten               der guten Mittelklasse                             • 7 x Frühstück bzw. Halbpension
  Mittelklasse                                  • 3 x Übernachtung/Frühstück                         • lokale, deutschsprachige Reisebetreuung
• 6 x Übernachtung/Frühstücksbuffet             • Stadtrundfahrt Madrid
• deutschsprachige qualifizierte Reiseleitung   • Reisewelt-Reisebegleitung
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VORWORT

                        SEIDENSTRASSE 2.0:
                        EUROPA UND ASIEN RÜCKEN
                        NÄHER ZUSAMMEN                                                                                     Dr. Heinrich Schaller,
                                                                                                                     Vorstandsvorsitzender der
                                                                                                                      Raiffeisenlandesbank OÖ.

                        D
                                  ie „neue Seidenstraße“ als wiedererstarkte, historische Han­        2017 und insbesondere mit der weiteren Erhöhung der harten Kernkapi­
                                  delsachse zwischen Europa und Asien ist ein Prestigeprojekt,        talquote auf 15,8 Prozent bzw. einem Kernkapital in Höhe von fast vier
                                  bei dem künftig auch Österreich ein wichtiger Puzzlestein sein      Milliarden Euro wurde eine starke Basis für künftige Impulse gelegt.
                                  könnte. Stellt das Land die richtigen Weichen, wäre Wien als
                        wesentliche Logistikdrehscheibe zwischen den Kontinenten denkbar.             Schutz der Daten ist oberstes Gebot
                        Speziell die zunehmende Öffnung des chinesischen Marktes gibt Ge­             Durch die Digitalisierung erzielen Unternehmen wichtige Produktivitäts­
                        legenheit, das eigene Potenzial von Spitzenleistungen aus Wirtschaft,         gewinne und können damit mit innovativen Produkten und Geschäfts­
                        ­Forschung und Technologie voll auszuschöpfen.                                ideen schneller global Fuß fassen. Es gibt keinen Bereich des unterneh­
                                                                                                      merischen Handelns, der nicht von digitalen Veränderungen berührt,
                        Chinesische Beteiligungen nehmen zu                                           wenn nicht sogar revolutioniert wird. Vor diesem Hintergrund wird Daten­
                        Für die österreichische Wirtschaft ist China der fünftgrößte Handelspart­     sicherheit eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Dem Thema Cyber
                        ner und der wichtigste in Asien. 2017 hat Österreich Waren im Wert von        Security ist in dieser Ausgabe ein eigener Schwerpunkt gewidmet. Raiff­
                        3,7 Milliarden Euro ins Reich der Mitte geliefert – vor allem Maschinen,      eisen OÖ hat in puncto Sicherheit im Zahlungsverkehr mit der Business
                        Motoren, Elektrogeräte und Messinstrumente. Darüber hinaus wird die           Banking App einen wichtigen Schritt in die Zukunft gemacht. Speziell zu­
                        Liste chinesischer Beteiligungen an namhaften heimischen Unternehmen          geschnitten auf den Zahlungsverkehrsbedarf von Unternehmen, etabliert
                        immer länger. In dieser Ausgabe werden mit dem Flugzeugzulieferer             Raiffeisen mit dieser App den „Multi Bank Standard“ (MBS) auch in einer
                        FACC, Kranhersteller Palfinger und der BWF Group, dem führenden Her­          mobilen Anwendung. Der MBS ermöglicht mit nur einer App am Smart­
                        steller für textile Filtermedien, drei Unternehmen vorgestellt, die bereits   phone oder Tablet den direkten Zugriff auf alle Konten bei nahezu allen
                        intensiv mit der chinesischen Wirtschaft verknüpft sind.                      österreichischen Banken. Mit dieser Erweiterung der bestehenden Pro­
                                                                                                      duktpalette unterstreicht Raiffeisen seine führende R­ olle als Zahlungs­
                        Starker Partner für Exportstrategie                                           verkehrsspezialist.
                        Die Erschließung neuer Märkte muss exakt geplant und vorbereitet
                        werden. Firmenkunden werden von Raiffeisen OÖ mit einem perfekt ab­           In dieser Ausgabe des Magazins business lesen Sie außerdem über
                        gestimmten Zusammenspiel innovativer Finanz- und Wirtschaftsdienst­           Strategien und Herausforderungen heimischer Unternehmen, die in
                                                                                                      ­
                        leistungen, die sich an konkreten Anforderungen und künftigen Entwick­        Großbritannien engagiert und somit mit den Folgen des Brexits konfron­
                        lungsschritten der Unternehmen orientieren, begleitet und betreut. Die        tiert sind. Eine anregende Lektüre wünscht
                        Raiffeisenlandesbank OÖ bietet ihren Firmenkunden dazu nicht nur das
                        notwendige finanzielle Know-how zu Förderungen, Projektfinanzierun­           Ihr
                        gen oder Exportversicherungen, sondern ist auch in der Lage, sich mit
                        Eigenkapital zu engagieren.

                        Kernkapitalquote weiter erhöht
                        Im Jahr 2017 hat die Raiffeisenlandesbank OÖ die Investitionsfinanzie­
                        rungen ihrer Kunden eng begleitet und in diesem Bereich beim Volumen          Dr. Heinrich Schaller,
                        um 11,9 Prozent bzw. 1,4 Milliarden Euro zugelegt. Mit den Ergebnissen        Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank OÖ Aktiengesellschaft.
© RLB OÖ/Erwin Wimmer

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                        Die vorbereitete Bank.                                                                                                                         business 03
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INHALT/IMPRESSUM

  08                                                                                                                                                                                                                     16

                                                                                12                                                                                                                                                           32

                       3            VORWORT                                                                                                                                    26              DIE BANK ALS INVESTOR
                	Dr. Heinrich Schaller, Vorstandsvorsitzender                                                                                                                                 Die RLB-OÖ-Vorstände Heinrich Schaller
                                                                                                                                                                                               und Reinhard Schwendtbauer über Beteiligungen
                       5            NEWS
                                    Aktuelles aus der Welt der Wirtschaft                                                                                                      28              NEUE ARBEITSWELTEN
                                                                                                                                                                                               Wie sich Unternehmen auf die smarte Zukunft
                       6            MIT MUT ZUM ERFOLG                                                                                                                                         vorbereiten – und damit neue Arbeitsplätze schaffen
                                    Digitalisierungs-Ministerin Margarete Schramböck
                                                                                                                                                                               32              KASSENLÖSUNG FÜR ONLINESHOPS
                       8            FUEST: KEINE ANGST VOR CHINA                                                                                                                               Die bayerische Wirecard AG erobert mit Payment-
                                    ifo-Chef Prof. Clemens Fuest über die Chancen der                                                                                                          Lösungen für E-Commerce die Welt
                                    Seidenstraße und die Gefahren des Protektionismus
                                                                                                                                                                               34              LÖWENSTARKE KANÄLE
                     12             DER WEG ZUR SMARTEN FABRIK                                                                                                                                 Robert Hartlauer und die Zukunft des Shoppings
                                    Wie die Digitalisierung die Wirtschaft revolutioniert,
                                    aber an Gold und Silber scheitert                                                                                                          36              DER NEUE WEG
                                                                                                                                                                                               Der chinesische Brückenschlag nach Europa
                     16             DER TAG NACH DEM BREXIT                                                                                                                                    weckt Hoffnung bei Österreichs Exporteuren
                                    Wie sich der Austritt Großbritanniens aus der EU
                                    auf die Wirtschaft auswirkt                                                                                                                40              KEPLER KAG
                                                                                                                                                                                               Das 20. Kapitel einer Erfolgsstory
                   20               WIRTSCHAFTSBAROMETER
                                    Nachrichten vom Weltmarkt                                                                                                                    41            PRIVAT BANK
                                                                                                                                                                                               Financial Planning als privates Erfolgstool
                   22               DER UNSICHTBARE FEIND
                                    Warum Unternehmen jetzt neue Werkzeuge für                                                                                                 42              BUCHTIPPS UND TERMINE
                                    mehr Sicherheit im Internet brauchen                                                                                                                       Messen, Events und Management

                                                                                                                                                                                                                                                                                                           © ifo Institut – Romy Vinogradova, Fotolia / phonlamaiphoto, Fotolia / robsonphoto, Wirecard
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Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: R  ­ aiffeisenlandesbank Oberösterreich Aktien­gesellschaft, ­Europaplatz 1a, A-4020 Linz. Grundlegende Richtung und Blattlinie:
business ist das Finanzmagazin der Raiffeisenlandesbank OÖ und beleuchtet wichtige Finanz- und W    ­ irtschaftsthemen. Das Magazin informiert über interessante ­Chancen
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04 business
Das digitale Morgen: Eine Welt im Wandel - Das Finanzmagazin von Raiffeisen Oberösterreich
NEWS

                EXPORTPAKET-GEWINNER
                Wirtschaftskammer und Raiffeisenlandesbank OÖ                                   Die Gewinner
                vergeben Preise für das Exportpaket-Gewinnspiel.                                1. Platz: Gutschein für einen innereuropäischen Business-Class-Flug
                                                                                                im Wert von ca. € 1.500,– (je nach Destination):
                                                                                                Gugler Water Turbines GmbH, Mag. Alois Gugler
                                                                                                2. Platz: WIFI-Gutschein im Wert von € 1.000,–:

                                         A
                                                  m Mittwoch, 4. April 2018 fand in der RLB     Vamed Management und Service GmbH, Günter B      ­ öt­tinger
                                                  OÖ die Preisverleihung für die Gewinner       3. Platz: WIFI-Gutschein im Wert von € 700,–:
                                                  des Exportpakets statt, welche bereits        Fronius International GmbH, Bernhard Strasser
                                                  zum 7. Mal in Folge in Kooperation mit der    4. Platz: Apple iPad Pro im Wert von ca. € 700,– :
                                         WKOÖ stattfand. Die Preise wurden von Vizepräsi-       Linz AG, Tamara Haslinger
                                         dentin Mag. Angelika Sery-Froschauer (WKO) und VD      5. Platz: WIFI-Gutschein im Wert von € 300,–:
                                         Mag. Markus Vockenhuber (RLB OÖ) übergeben die         SIRO Beschläge- und Metallwarenfabrik GmbH, Susanna Stinglmeier.
                                         Gewinne, die von RLB OÖ sowie WKOÖ zur Verfü-          Die Preise wurden von der BTU Reisebüro GmbH, der WKO und der
                                         gung gestellt werden, verteilen sich folgendermaßen:   Raiffeisenlandesbank OÖ zur Verfügung gestellt. ••

                                    +++ NEWSTICKER +++                                          ÖSTERREICHISCHE LÖSUNG
                                                                                                Neue Eigentümer für atms und sms.at
                Österreich kommt mit Energiewende gut voran
                                                                                                Die atms Telefon- und Marketing Services GmbH ist mit mehr als 4.500
                Das World Economic Forum erstellte gemeinsam mit dem
                Beratungsunternehmen McKinsey einen neuen Energie-                              nationalen und internationalen Kunden führender Anbieter von cloud­
                wende-Index. Erfreuliches Ergebnis: Österreich liegt dabei                      basierten Kundendialoglösungen in Österreich. Jetzt wurde das 42
                auf Platz acht der insgesamt 114 untersuchten Länder.                           Mitarbeiter starke Unternehmen mit Standorten in Wien und Graz von
                                                                                                der österreichischen BK Invest GmbH übernommen, einem Beteili-
                Digitale Transformation                                                         gungsunternehmen der beiden Unternehmer Stefan Kalteis und
                Laut einer Studie des deutschen Marktforschungsinstituts                        ­Christian Bamberger. Unterstützt wurde ihr Einstieg in das bisher von
                GfK zählt die Digitalisierung in 62 Prozent der deutschen                        deutschen Eigentümern geführte Telekomunternehmen durch die
                Unternehmen mit mehr als 250 Millionen Euro                                      Raiffeisen­landesbank OÖ, die bei der Finanzierung der Akquisition half.
                ­Jahresumsatz zu den drei wichtigsten Firmenzielen –
                                                                                                 Damit ist auch das legendäre Webservice sms.at – das zu den Pionie-
                 von zwei Jahren waren es erst 41 Prozent.
                                                                                                 ren im ­Mobile Marketing zählt und im Vorjahr von der atms übernom-
                Aus für Verbrennungsmotoren                                                      men w­ urde – wieder in österreichischen Händen. Christian Bamberger:
© Foto Strobl

                Die indische Regierung hält an ihren radikalen Klima-                            „Wir sind davon überzeugt, dass wir die führende Marktposition der
                schutz-Plänen fest: Ab 2030 sollen nur mehr Fahrzeuge                            beiden ­Unternehmen atms und sms.at weiter ausbauen und die Grup-
                mit elektrischem Antrieb verkauft werden dürfen.                                 pe zu einem der führenden Anbieter in Europa entwickeln können.“

                Die vorbereitete Bank.                                                                                                                       business 05
Das digitale Morgen: Eine Welt im Wandel - Das Finanzmagazin von Raiffeisen Oberösterreich
MANAGERIN IM PORTRÄT – MARGARETE SCHRAMBÖCK

OHNE MUT
GEHT ES NICHT
Margarete Schramböck hat es in die Führungsriege der Regierung geschafft. Nun möchte die ÖVP-Bundesministerin
­Österreich an die digitale Spitze bringen. In Fachausbildungen im Bereich IT, Telekommunikation und Digitalisierung
 sieht sie überdies tolle Karrierechancen für Frauen.

S
          ie hat keine Scheu davor, in der ersten Reihe zu stehen: Nach        Zudem treibt Schramböck E-Government-Initiativen voran. Mit dem Tool
          über 20-jähriger Karriere in der IT- und Telekombranche, zu-         eGründung etwa sparen sich Neugründer von Ein-Personen-GmbHs viele
          letzt als Vorstandsmitglied und CEO von Telekom Austria,             Amtswege. Als erster Kooperationspartner des Finanzministeriums bie-
          wurde Margarete Schramböck Ende Dezember als Bundes-                 tet Raiffeisen OÖ dieses neue eGründungsservice an, dafür genügt ein
ministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort angelobt. „Aus          Bankbesuch: Der Gründer eröffnet ein Gründungskonto und zahlt die
meiner persönlichen Laufbahn heraus ist es mir ein Anliegen, mehr              Stammeinlage ein. Die Bank prüft die Identität und leitet die notwendigen
Frauen für Entscheidungspositionen zu gewinnen und sie dabei zu                Bankunterlagen an das Firmenbuchgericht weiter. Die gesellschafts-
unterstützen, den Schritt ins Ungewisse zu wagen“, betont die zu­              rechtlichen Unterlagen übermittelt der Gründer über das Unternehmens-
packende Tirolerin. Diesen gelte es nämlich am Karrierepfad mitunter           serviceportal USP, das Zugangsportal für die Wirtschaft zu den E-
zu setzen. „Man muss aus seiner Komfortzone heraus, sich etwas zu-             Government-Anwendungen des Bundes. Eine notarielle Beglaubigung
trauen, Dinge ausprobieren.“ Sie selbst habe im Berufsleben oft „Hier!“        ist nicht notwendig. Für die Erweiterung des USP samt Implementierung
gerufen. Geschlechtsgenossinnen rät sie, aktiv auf Vorgesetzte zuzu-           des eGründungskontos erhielt Schramböcks Projektteam den eAward
gehen. „Speziell, wenn im Unternehmen schwierige Projekte anste-               2018. „Mit der Plattform oesterreich.gv.at schaffen wir jetzt für alle Bür-
hen“, so die ehemalige Topmanagerin. „Das erhöht die Sichtbarkeit.“            ger die Möglichkeit, Behördengänge von zu Hause aus zu erledigen.“ ••

Feminine Gewinne
Frauen seien in Managementpositionen unterrepräsentiert, konstatiert
sie. Dabei belegen Studien: „Unternehmen mit Frauen in der Führungsetage
entwickeln sich bei Gewinn, Umsatz und Börsenwert wesentlich besser
als solche mit rein männlichem Vorstand.“ Geschlechtergerechtigkeit sei
auch ein Wettbewerbsvorteil. Hier sind neben Politik und Unternehmen
auch die Frauen selbst gefordert. Neben Mädchenförderung, Mentoring-                              ZUR PERSON
programmen und besserer Vereinbarkeit von Familie und Beruf brauche
es „eine gehörige Portion Eigeninitiative und Mut“.                                               Margarete Schramböck (48) studierte BWL an der
Als Vorgesetzte hat Schramböck kompetenten Frauen gern über Zöger-                                WU Wien. Noch während ihres Doktorats­studiums
lichkeiten hinweggeholfen. Etwa, als eine Controllerin zweifelte, ob sie als                      startete sie ihre Karriere in der IT-Branche. Zunächst
Kleinkindmutter der Position einer CFO gerecht werden könne. „Meine                               bei Alcatel, das später zu NextiraOne ­wurde.
                                                                                                                                                             © Jeff Mangione / KURIER / picturedesk.com

Antwort war: ,Wenn du es willst, kannst du es!‘“, erzählt Schramböck. „Tat­                       Nachdem der südafrikanische IT-Dienstleister
sächlich hat sie es großartig hingekriegt.“ Dass die 30-Prozent-Quote in                          Dimension Data NextiraOne 2014 übernommen
Aufsichtsräten nun gesetzlich verankert ist, findet sie gut. „In Deutsch-                         hatte, fungierte Schramböck als Managing Director
land hat das funktioniert. Ich kenne genügend tolle Frauen, die diese Auf-                        von Dimension Data Austria. Im Mai 2016 wurde
gabe sehr gut wahrnehmen können.“ Im Ministeramt steckt Schramböck                                sie Vorstandsmitglied und CEO bei A1 Telekom
viel Energie in das Thema duale Ausbildung und die Anreicherung von                               ­Austria. Nach der Trennung vom Unternehmen
Berufsbildern mit digitalen Inhalten. Sogar ganz neue Jobs entstehen,                              wurde sie Ende 2017 Bundesministerin (ÖVP)
etwa für E-Commerce. „Fachkräfte im Bereich IT, Telekommunikation                                  für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort.
und Digitalisierung sind wichtig – mit super Karrierechancen für Frauen.“

06 business
Das digitale Morgen: Eine Welt im Wandel - Das Finanzmagazin von Raiffeisen Oberösterreich
„Man muss aus seiner
                          ­K omfortzone ­h eraus,
                           sich etwas zutrauen
                                 und Dinge aus­
                                    probieren.“

Die vorbereitete Bank.                         business 07
Das digitale Morgen: Eine Welt im Wandel - Das Finanzmagazin von Raiffeisen Oberösterreich
INTERVIEW: CLEMENS FUEST

DIE SEIDENSTRASSE
IST EINE CHANCE
ifo-Chef Prof. Clemens Fuest ist einer der wichtigsten Ökonomen Europas. Im Interview mit business erklärt er,
wie die neue Seidenstraße zwischen China und Europa für Frieden und Wohlstand sorgen könnte.

S
          eit Herbst vergangenen Jahres ist es amtlich: Prof. Clemens       Fuest: Es wäre besser, wenn die USA verlangen würden, dass Europa
          Fuest, Chef des berühmten ifo Instituts, ist Deutschlands ein-    und andere Länder Zölle und andere Handelshemmnisse abbauen,
          flussreichster Ökonom. Verliehen wurde ihm der Titel von der      statt neue Hindernisse zu errichten. Das Handelsbilanzdefizit der USA
          renommierten Frankfurter Allgemeinen Zeitung – die dafür ge-      gegenüber dem Rest der Welt ist allerdings vor allem durch die ge­
nau recherchieren ließ, wer am öftesten in Medien zitiert wird, wen hoch-   ringen gesamtwirtschaftlichen Ersparnisse des Landes verursacht.
rangige Politiker als Impulsgeber bezeichnen und wer die wissenschaft-      Durch die massiven kreditfinanzierten Steuersenkungen verschärft
liche Szene mit Veröffentlichungen bereichert. Und da führt derzeit kein    Trump das Problem.
Weg am einstigen Oxford-Professor vorbei. Was auch nicht weiter ver-
                                                                            business: Sollten Ausnahmen von den Strafzöllen für europäische
                                                                            Produkte zurückgenommen werden – plädieren Sie dann für scharfe
                                                                            europäische Gegenmaßnahmen oder sollte die EU eher einlenkende
                 DIE US-ZÖLLE KÖNNTEN DAS                                   Signale aussenden und auf eine Revanche verzichten?
                                                                            Fuest: Die EU muss auf Strafzölle, wenn sie doch noch kommen, mit
                 HANDELSSYSTEM AUF WTO-                                     maßvollen Gegenmaßnahmen reagieren. Gleichzeitig sollte man aber

                 BASIS INS WANKEN BRINGEN.                                  anbieten, über einen Abbau der Handelshemmnisse zwischen den
                                                                            USA und Europa zu verhandeln. Die EU-Zölle auf amerikanische Ex-
                 PROF. DR. DR. H. C. CLEMENS FUEST                          portprodukte sind höher als umgekehrt.

                                                                            business: Trotz der Vielzahl an Konfliktpunkten zwischen den USA
wundert: Schon in den Nullerjahren wurde der Westfale in den wissen-        und Europa, etwa auch bei der Besteuerung von Digitalkonzernen,
schaftlichen Beirat des deutschen Finanzministers berufen, später sogar     sieht US-Minister Ross offensichtlich noch Chancen auf ein TTIP-
zu dessen Vorsitzenden gewählt. Auch während seiner Zeit in Oxford hol-     Abkommen. Sehen Sie diese
ten europäische Politiker regelmäßig seinen Rat ein. Schließlich können     auch? Und könnte man TTIP in
nur wenige so klar, pointiert und sachlich fundiert formulieren. Davon      Europa überhaupt noch durch-
durfte sich auch business überzeugen, das mit dem ifo-Chef über einige      setzen?
der wichtigsten Risikofaktoren für die Weltwirtschaft sprach.               Fuest: Ich sehe das auch so.
                                                                            Man sollte dem Abkommen viel-        ZUR PERSON
business: Sehr geehrter Herr Prof. Fuest, in mehreren Interviews            leicht einen neuen Namen geben
haben auch Sie immer wieder die Robustheit der derzeitigen Konjunk-         und es etwas weniger ehrgeizig      Der heutige 50-jährige Prof. Dr.
tur betont. Wie gefährlich ist in diesem Zusammenhang die Drohung           anlegen als TTIP, vor allem beim    Dr. h. c. Clemens Fuest war Pro-
der USA, den freien Handel mit Strafzöllen zu unterminieren?                Investorenschutz. Wenn Trump        fessor an mehreren deutschen
Clemens Fuest: Sehr gefährlich. Das Problem liegt nicht allein in Zöl-      seine protektionistischen Pläne     Universitäten sowie an der Oxford
len auf einzelne Produkte wie Stahl oder Aluminium. Die größte Gefahr       aufgibt, sollte die EU die Chance   Business School. Der mit einer
                                                                                                                                                      © ifo Institut – Romy Vinogradova

liegt darin, dass die US-Zölle eine Kettenreaktion auslösen und das         nutzen und ein Handelsabkom-        gebürtigen Kolumbianerin
multilaterale Handelssystem auf der Basis der WTO-Regeln insge-             men abschließen. Es wäre sehr       verheiratete drei­fache Vater wurde
samt ins Wanken bringen.                                                    bedauerlich, würden die Protek-     am 1. April 2016 zum Präsidenten
                                                                            tionisten in Europa das vereiteln.  des ifo Instituts berufen und ist
business: Die USA verweisen auf ihre riesigen Handelsdefizite auch                                               einer der einflussreichsten Öko-
mit Europa. Haben die USA nicht auch ein wenig recht mit den Bemü-          business: Auch mit einer ande-       nomen Europas.
hungen, die eigene Industrie zu schützen?                                   ren Großmacht hat die EU wirt-

08 business
Das digitale Morgen: Eine Welt im Wandel - Das Finanzmagazin von Raiffeisen Oberösterreich
„Durch die neue
                         Seidenstraße wird
                          China stärker von
                         der Gesetzgebung
                                  in Europa
                                abhängig.“

Die vorbereitete Bank.                  business 09
Das digitale Morgen: Eine Welt im Wandel - Das Finanzmagazin von Raiffeisen Oberösterreich
INTERVIEW: CLEMENS FUEST

                  MIT DEM BREXIT SCHRUMPFT                                europäischer Unternehmen abwirbt. Das geschieht auch und lässt
                                                                          sich nicht verbieten. Wir sollten das Interesse Chinas nutzen und ver-
                  DIE EU UM FAST EIN FÜNFTEL                              langen, dass die Märkte in China stärker für internationale Investoren
                                                                          geöffnet werden.
                  IHRER WIRTSCHAFTSLEISTUNG.                              business: China fördert im Zuge der Wiederbelebung der Seidenstraße
                                                                          vor allem Projekte in osteuropäischen Ländern mit vielen Milliarden
                                                                          Euro. Auch diese Investitionen stoßen in Europa nicht unbedingt auf
schaftliche Probleme: Die Sanktionen gegen Russland werden in der         Begeisterung. Droht von der Seidenstraße Gefahr für Europa?
Wirtschaft immer unbeliebter, obwohl sich Putin im Ukraine-Konflikt       Fuest: Ich sehe darin eine Chance, den Handel zu intensivieren. Das
keinen Millimeter bewegt hat. Sollen die Sanktionen aufrechterhalten      Engagement Chinas in Europa führt dazu, dass China stärker von der
werden? Oder sind die Sanktionen eher ein Schuss ins eigene euro-         Gesetzgebung in Europa abhängig wird. Gegenseitige wirtschaftliche
päische Knie?                                                             Integration und Abhängigkeit fördert den Frieden und schafft Wohlstand.
Fuest: Die Sanktionen sind in diesem Fall ein Instrument der Außen-
politik. Über die Effektivität kann man sicher streiten. Aber dass die    business: Die vielen Konfliktlinien im Welthandel treffen Europa zum
Wirtschaft auch bei uns unter den Sanktionen leidet, ist kein hinrei-     denkbar ungünstigsten Zeitpunkt: Die EU ist mit dem Brexit mehr als
chendes Argument, diese aufzugeben.                                       nur beschäftigt, bisher laufen die Verhandlungen hörbar dissonant ab.
                                                                          Wie sehr schadet der Brexit Europa? Und wie sehr den Briten?
business: Bleibt noch die dritte Großmacht China: Die Einkaufstour        Fuest: Er schadet ganz Europa. Die EU schrumpft um fast ein Fünftel
chinesischer Unternehmen in der europäischen Konzernlandschaft            ihrer Wirtschaftsleistung. Das wirtschaftliche und politische Gewicht
wird zumindest im DACH-Raum ängstlich bis kritisch mitverfolgt.           der EU in der Welt nimmt ab und der EU-Binnenmarkt wird weniger
Droht der Ausverkauf der europäischen Wirtschaft an China oder ist        attraktiv. Großbritannien wird als Investitionsstandort weniger inte­res­
die gegenseitige stärkere Verflechtung positiv für den Standort Europa?   sant, dort entsteht voraussichtlich der größte wirtschaftliche Scha-
                                                                                                                                                      © ifo Institut

Fuest: Diese Angst halte ich für weit überzogen. Know-how erwerben        den. Außerdem ist die EU durch den Brexit stark mit sich selbst be-
kann man auch, indem man schlicht hoch qualifizierte Angestellte          schäftigt. Eine Verschwendung von Zeit und Ressourcen!

10 business
Das ifo Institut in
                                                                                                                          München ist Deutschlands
                                                                                                                            wichtigster Thinktank in
                                                                                                                                 Wirtschaftsfragen.

business: Auch über die Politik der EZB herrscht Uneinigkeit: Wäh-       business: Noch eine letzte Frage: Wo sehen Sie für die europäische
rend der Süden die Politik der Anleihenkäufe möglichst lange fortset-    Industrie die Märkte der Zukunft?
zen will, spricht man in wirtschaftlich stärkeren Staaten immer öfter    Fuest: Die etablierten Märkte in Europa und den USA werden auch
von der Notwendigkeit, die Anleihenkäufe einzustellen und langsam        künftig wichtig sein, aber das größte Potenzial liegt dort, wo die Wirt-
das Zinsniveau anzuheben. Wie ist Ihre Position? Hält der Euro diese     schaft und die Bevölkerung wachsen. Und das ist in Asien, in Afrika
Interessensgegensätze langfristig aus?                                   und in Lateinamerika. ••
Fuest: Aus geldpolitischer Sicht ist es höchste Zeit, aus den Anleihe-
käufen auszusteigen. Ich erwarte, dass die EZB die Käufe im Septem-
ber auslaufen lässt. Es ist klar, dass Gläubiger- und Schuldnerländer
hier gegenläufige Interessen haben. Wir haben allerdings auch ein ge-
meinsames Interesse an stabilen Finanzmärkten und einer positiven
Wirtschaftsentwicklung in ganz Europa. Sorgen macht mir eher, dass
Geld- und Fiskalpolitik in der nächsten Krise, die bestimmt kommt,
nur noch wenig hinzuzusetzen haben.                                                         ÖKONOMISCHE DENKFABRIK
business: Mit der zunehmenden Digitalisierung der Wirtschaft fürch-                         Das ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschafts­
ten Staaten um ihre Steuerbasis. Die Roboter vernichten Arbeits­                            forschung an der Universität München e. V. wurde
plätze, so die Argumentation, der Staat müsse bei sinkenden Einnah-                         1949 gegründet und ist eines der führenden
men aus Lohnabgaben ein wachsendes Arbeitslosenheer finanzieren.                            ­Wirtschaftsforschungsinstitute in Europa. ln enger
Wie löst man dieses Dilemma?                                                                 Zusammenarbeit mit der Ludwig-Maximilians-Uni-
Fuest: Derzeit sehen wir eher das Gegenteil, sinkendes Produktivi-                           versität München bildet der Thinktank eine Brücke
tätswachstum und steigende Beschäftigtenzahlen. Außerdem nimmt                               zwischen akademischer Forschung und praktischer
das Angebot an Arbeitskräften durch die Alterung der Bevölkerung in                          Politik mit dem Ziel, Stabilität, Prosperität und
Europa mittelfristig ab. Da können wir froh sein, wenn die Roboter                           ­gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.
Aufgaben übernehmen.

Die vorbereitete Bank.                                                                                                                    business 11
DIGITALISIERUNG

SINN UND
SINNLICHKEIT
Die Smart Factory verspricht maximale Effizienz. Der Weg dorthin
­erfordert aber viel neue Technologie, das Internet der Dinge und schlaue
 Algorithmen. Doch hat die totale Digitalisierung überhaupt Sinn?

                     W
                                       ann ich will, wo ich will, wie ich will –
                                       schon bald werden produzierende
                                       Unternehmen mit dieser neuen Art
                                       von Kundenwunsch konfrontiert wer-
                     den. „Es gibt bereits heute Plattformen, auf denen
                     man ein Produkt selbst konfigurieren, maßge-
 Gerald Schatz,      schneidert produzieren und es sich fast ohne Warte­
 Geschäftsführer     zeit ­liefern lassen kann“, erzählt Gerald Schatz, Ge-
 (li.), und Johann   schäftsführer von LCM in Linz. Die drei Buchstaben
­H offelner, wis-    stehen für Linz Center of Mechatronics und die seit           men zu sein. Dazu gehört auch die Begleitung auf dem Weg zur Smart
 senschaftlicher     2001 erfolgreich realisierte Gründungsidee, durch             Factory, mit der sich die eingangs erwähnten Kundenwünsche befrie-
 Geschäftsführer     Verzahnung von Wissenschaft, Wirtschaft und in-               digen lassen. Was aber ist die vielzitierte Smart Factory eigentlich?
 von LCM in Linz.    dustriellem Know-how F&E-Partner für Unterneh-                Schatz seufzt, das Thema ist ebenso breit wie erklärungsintensiv, er ver-
                                                                                   sucht zusammenzufassen: „Die Smart Factory erlaubt die Herstellung ei-
                                                                                   nes auf individuellen Kundenwunsch zugeschnittenen Einzelstücks zu
                                                                                   den niedrigen Kosten der Massenproduktion.“ Dazu braucht es jede
                                                                                   Menge Technologie. Wie etwa den sogenannten digitalen Zwilling. „Dazu
                                                                                   wird entweder eine Maschine oder der komplette Herstellungsprozess in
                                                                                   Echtzeit digital simuliert. Der Computer greift ständig in die reale Produk-
                                                                                   tion ein, justiert Maschinen nach, veranlasst den Tausch von Werkzeugen
                                                                                   oder optimiert die Energieaufnahme, um die gewünschte Qualität zu
                                                                                   niedrigsten Kosten zu gewährleisten“, erklärt Schatz. LCM hat einen

                                                                                                 DURCH DIE SMART FACTORY
                                                                                                 ­WERDEN VÖLLIG NEUE
                                                                                                  ­GESCHÄFTS­MODELLE MÖGLICH.
                                                                                                 GERALD SCHATZ,. GESCHÄFTSFÜHRER LCM

12 business
Digitaler Zwilling:
                                                                                                                                                          Der reale Herstellungsprozess wird
                                                                                                                                                  parallel in Echtzeit am Computer simuliert.
                                                                        ­ utonomen digitalen Zwilling für einen Abkantauto-
                                                                        a
                                                                        maten, der online in der Maschine mitläuft, bereits re-
                                                                        alisiert. Als weltweit erstes Unternehmen. Dafür wur-
                                                                        den die Linzer für den renommierten Hermes Award
                                                                        2017 nominiert.

                                                                        Maschinen als Entscheider
                                                                        Je nach Einsatzzweck des digitalen Bruders ist eine
                                                                        entsprechende IT-Infrastruktur nötig. Über digitale
                                                                        Endgeräte, zum Beispiel Smartphones oder Tablets,         DIE INNOVATOREN
                                                                        kann der Benutzer in den Prozess eingreifen. Noch
                                                                        faszinierender: In der Smart Factory gibt es keine        Die 2001 gegründete Linz Center of Mechatronics
                                                                        hierarchische Automatisierungspyramide, vielmehr
                                                                        ­                                                         GmbH zählt zu den begehrtesten Forschungspart-
© LCM, Hermann Wakolbinger, Shutterstock.com

                                                                        sind unterschiedliche Softwareanwendungen in funk-        nern im deutschsprachigen Raum. Das Unterneh-
                                                                        tionalen Gruppen je nach Anforderungen integriert.        men beschäftigt mehr als 110 Mitarbeiter – die
                                                                        Die einzelnen Produktionsebenen sind bedarfsorien-        meisten davon mit akademischem Background –
                                                                        tiert auf die ganze Welt verteilt. Jeder Teil wird dort   und kooperiert mit 50 wissenschaftlichen Partnern
                                                                        produziert, wo es am günstigsten ist. Fällt ein Werk      auf der ganzen Welt, darunter viele hoch renom-
                                                                        aus, kann in der Sekunde ein anderes Werk überneh-        mierte Universitäten. Mehr als 200 nationale und
                                                                        men. Voraussetzung dafür ist die horizontale und ver-     internationale Kunden vertrauen auf die Lösungs-
                                                                        tikale Vernetzung von Maschinen und Produktions-          kompetenz der Linzer, die für ihre Innovationen mit
                                                                        mitteln über das Internet of Things. „Die Maschinen       zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden.
                                                                        errechnen sich selbst den optimalen Output bei vor-

                                               Die vorbereitete Bank.                                                                                                             business 13
DIGITALISIERUNG

  Menschenleer:
      Die ­Fabrik
    der Zukunft
     organisiert
    sich selbst.

                    gegebenen Parametern wie etwa Energieverbrauch             man ein Predictive System: Der Maschinenhersteller etwa weiß dadurch,
                    oder Auslastung und suchen nach den dafür besten           wann eine Komponente einer Maschine kaputt wird, bevor es der Kun-
                    Supply-Routen. Produktionsinputs wie Rohmaterial           de merkt“, leitet Schatz zu s­ einem eigentlichen Kernanliegen über. Näm-
                    oder halbfertige Teile sind in das Netzwerk ein­           lich: „Dadurch werden völlig neue Geschäftsmodelle möglich.“ Ein illus-
                    gebunden. Sie ‚wissen‘ schon im Lager, wann sie be-        tratives Beispiel: Maschinenhersteller werden ihren Kunden daher nicht
                    nötigt werden, wohin sie fahren müssen, um weiter-         mehr einfach Geräte verkaufen, sondern Nutzen. Wie etwa die Garantie
                    verarbeitet zu werden, und wo Kapazitäten frei sind“,      für eine gewisse Anzahl der vom Käufer zu produzierenden Fabrikate mit
                    entführt Schatz in eine nicht mehr allzu weit ­entfernte   vorgegebenen Qualitäten und Eigenschaften (pay per benefit).
                    Zukunft der industriellen Produktion. „Wenn man die-       Über solche Modelle sollte sich jeder Unternehmer langsam Gedanken
                    se Prozesse um Technologien wie den 3D-Druck er-           machen. Denn: Wenn ein Fabrikant smart wird, müssen die anderen
                    weitert, ist das eingangs geschilderte Szenario Reali-     nachziehen. Genauso wie die Zulieferer, Logistiker und Händler. Ein un-
                    tät: Der Kunde konfiguriert sich seine Ware, bestellt      aufhaltsamer Siegeszug von Industrie 4.0? Schatz schränkt ein: „Digita-
                    online, der Produktionsprozess startet, das Endpro-        lisierung muss Nutzen stiften. Es ergibt kaum Sinn, Anlagen unter Ge­
                    dukt wird beim Kunden ausgedruckt.“                               nerierung riesiger Datenmengen und Messreihen digital zu

                                                                                                                                                           © Fotolia / phonlamaiphoto, www.fotostudiio-eder.t, michael himml, Michael Stelzhammer
                                                                                             spiegeln, wenn es ausreichen würde, sich auf einen kriti-
                    Algorithmen finden Muster                                                  schen Produktionsschritt zu beschränken.“ Viel wichtiger,
                    Der technologisch nicht kernkompe-                                           so Schatz, sei es für Unternehmer zu überlegen, wie Di-
                    tente Zuhörer staunt, Schatz gerät in                                        gitalisierung das eigene Geschäftsmodell beleben kann.
                    Fahrt. „Die aus dem Produktions-
                    prozess gewonnenen Daten werden                                           Große Münzkunst mit digitaler Hilfe
                    gesammelt, mithilfe von SW-Werk-                                         Genau diese Aufgabe hat die Münze Österreich AG bereits
                    zeugen auf bestimmte Muster unter-                                    bewältigt. Das Unternehmen ist weltweit für kunstvolle Meis-
                    sucht. Die Linzer Mechatroniker haben                               terstücke aus edlen Metallen bekannt, allerdings werden am Fir-
                    schon eine Plattform für die komplette digitale                 mensitz in Wien auch Euromünzen angefertigt. „Überall dort, wo es
                    Entwicklung – Modellierung, Simulation und Opti-           unseren Qualitätsanspruch unterstützt, setzen wir digitale Prozesse und
                    mierung bis zum fertigen Produkt – online ausgerollt.      computergestützte Automatisierung ein“, erklärt Gerhard Starsich, der
                    Damit kann sehr effizient ein digitaler Zwilling eines     die Münze Österreich AG seit 2011 als Generaldirektor leitet. Teile der
                    Systems, einer Anlage oder Komponente geschaffen           Fertigungsstraßen werden gerade automatisiert, auch im künstlerischen
                    werden. Mit Daten aus der Produktion gespeist, steu-       Bereich ist der Computer angekommen. „Für neue Münzen werden
                    ert dieser Zwilling die Maschine und erkennt natürlich     Gipsmodelle erzeugt. Um daraus Prototypen zu fertigen, brauchte man
                    auch Abweichungen vom Normalbetrieb. Erweitert             früher mechanischen Reduziermaschinen. Jetzt erledigt ein Laserscan
                    man diese Plattform SYMSPACE um Software-Tools             diesen Produktionsschritt viel schneller und genauer.“ Auch Innovationen
                    zur Be- und Auswertung von Produktionsdaten, erhält        wie die Silber-Niob-Münze werden zuerst am Computer simuliert,

14 business
DIGITALISIERUNG

                         DIE BARGELDMENGE IN E­ UROPA
                         STEIGT PRO JAHR UM BIS ZU
                         ZEHN PROZENT.
                         GERHARD STARSICH, GENERALDIREKTOR MÜNZE ÖSTERREICH AG

                         „es geht bei uns oft um sehr edle und teure Materia-                                                                Gerhard Starsich,
                         lien“, erklärt Starsich. Erst wenn das Computermodell                                                                ­G eneraldirektor
                         gefällt, denkt man an die Anfertigung einer Nullserie.                                                           Münze Österreich AG.
                         „Prototypen lassen sich nicht digital ersetzen. Erst
                         wenn man die Nullserie in der Hand hat, kann man
                         entscheiden, ob man in die Produktion geht“, zeigt
                         Starsich die Grenzen der Digitalisierung auf. Die Ge-
                         staltung der Motive auf den Münzen etwa ist schon
                         jenseits davon. „Unsere Künstler sind weltweit be-
                         rühmt für ihre lebendige Darstellung von Men-
                         schen, Tieren, Stoffen oder Fellen. Da kann
                         kein Computer mithalten.“ Digitale Hilfe-                              Er folgt damit einer Empfehlung, die Digitalisierungsprofis
                         stellung erfolgt dann erst bei der Um-                                    wie LCM-Chef Schatz allen Unternehmen mit auf den Weg
                         setzung der künstlerischen Idee.                                            geben: „Der Weg zur Smart Factory soll in kleinen Schrit-
                                                                                                      ten begangen werden. Am besten beginnt man mit der
                         Bargeld bleibt real                                                          Digitalisierung der Schnittstelle zum Kunden, etwa über
                         Das Nebeneinander von analoger                                               Webshops. Danach sollte man sich fragen, wie man
                         Realität und digitaler Innovations-                                          den Kunden auch digital servicieren kann. Das führt zur
                         kraft zieht sich als roter Faden durch                                      Frage, woher man die Daten dafür bekommt – und
                         alle Belange der Münzproduktion –                                         schon ist man mitten im Digitalisierungsprozess.“ Der üb-
                         und bestimmt laut Starsich auch die Zu-                                rigens auch kleine Handwerksbetriebe erfasst: „Wenn ein
                         kunft des Geldes selbst. „Digitale Währun-                           Kunstschlosser mit einer Augmented-Reality-Anwendung am
                         gen haben durchaus Zukunft. Aber nur als                      Smartphone dem Kunden zeigen kann, wie das von ihm bestellte
                         Ergänzung, nicht als Ersatz für Bargeld, Kreditkarten    Gartentor nach dem Einbau aussehen wird, ist er der Konkurrenz weit
                         oder Online-Systeme wie Paypal.“ Schließlich produ-      voraus“, illustriert Schatz. Und fügt hinzu: „Aber die Idee für das Produkt,
                         ziert allein die Münze Österreich mehr als 450 Millio-   das Verständnis, was der Kunde genau will – das bleibt die Kernkompe-
                         nen Münzen pro Jahr und die Nachfrage nimmt zu.          tenz des Handwerkers. Die kann ihm keine Maschine und kein Compu-
                         „Die Bargeldmenge in Europa steigt pro Jahr zwi-         ter streitig machen.“ ••
                         schen fünf und zehn Prozent. Das gesamte Transak-
                         tionsvolumen wächst zwar noch schneller, was auf
                         Zahlungen mit Kreditkarten und digital abgewickelte
                         Direktzahlungen zurückzuführen ist, aber das Bargeld
                         bleibt in seiner Bedeutung erhalten. Das wird noch
                         viele Jahre so bleiben“, ist Starsich überzeugt. Sogar
                         die Nachfrage nach Goldmünzen ist beständig, „weil
                         Gold seit Jahrtausenden etabliert ist und Sicherheit                         DIE GELD-GESTALTER
                         bietet“. Selbst Sammlermünzen haben eine große Zu-
                         kunft. „Unsere Serie mit Tiermotiven, die sogenann-                          Die Geschichte der Münze Österreich reicht über
                         ten Tier-Taler, haben wir extra für junge Sammler auf-                       800 Jahre zurück, 1988 wurde das einst staatliche
                         gelegt. Die komplette Produktion von 50.000 Stück                            Unternehmen ausgegliedert und als Aktiengesell-
                         war innerhalb eines einzigen Tages ausverkauft“, führt                       schaft im hundertprozentigen Besitz der Oesterrei-
                         der Münze-General stolz als Beleg an.                                        chischen Nationalbank umgegründet. Das Unter-
                         Natürlich will der Nachwuchs nicht auf Computer und                          nehmen mit seinen ca. 200 Mitarbeitern zählt in
                         Smartphone verzichten, serviciert werden solche                              der Münzproduktion zur globalen Elite: Die Münze
                         Sammler von der Münze Österreich daher digital,                              Österreich serviciert nicht nur zahlreiche Länder
                         über einen eigenen Webshop. Weil, so Starsich, ne-                           mit der Herstellung von Umlaufmünzen, unter den
                         ben der Kooperation mit etablierten Banken wie der                           jährlich 450 Millionen produzierten Münzen finden
                         Raiffeisenlandesbank OÖ vor allem digitale Vertriebs-                        sich auch viele weltweit begehrte Sammlerstücke.
                         wege immer wichtiger werden.

Die vorbereitete Bank.                                                                                                                             business 15
BREXIT

KEINE ANGST
VOR DEM TAG
BREX
Noch ist der Scheidungsvertrag nicht unterschrieben, noch
wird über wichtige Details verhandelt. Aber die Auswirkungen
des Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union
werden auch österreichische Firmen treffen. Manche Unter-
nehmen allenfalls auch indirekt in Regionen, wo man es gar
nicht erwartet.

               D
                           er Brexit Day kommt näher. Unaufhalt-
                           sam, wie es scheint, ohne Weg zurück,
                           vielleicht aber mit Übergangsfrist. Am
                           29. März 2019 jedenfalls wird das Verei-
                nigte Königreich nach 45 Jahren Mitgliedschaft die
                Europäische Union wieder verlassen. Auch wenn
                ein Häuflein Prominenter, etwa die beiden Ex-Pre-
                mierminister Tony Blair von der Labour-Partei und
                der konservative John Major weiter dagegen an-
                kämpfen wollen. Reality kicks in. Das Votum vom
                23. Juni 2016, als sich knapp 52 Prozent der Briten für
                einen Austritt entschieden haben, wird wohl umge-
                setzt. Noch ist nicht klar, wie das Scheidungsurteil
                aussieht, die Verhandlungen laufen.

                „No Cherry Picking“
                                                                          © Fotolia / robsonphoto

                Eines haben die verbleibenden 27 Staats- und Regie-
                rungschefs der EU mehrfach schon klargemacht: Ein
                Rauspicken der Rosinen werde man nicht erlauben,
                einen Zugang zum EU-Binnenmarkt werde es nicht
                geben, ohne dass auch die Personenverkehrsfreiheit

16 business
Die vorbereitete Bank.   business 17
BREXIT

                                                                                was man so hört“. Manche, die große lokale Anbieter in UK seien, hätten
                                                                                berichtet, es herrsche „in London eine große Skepsis in der Finanz­
                                                                                branche, nicht aber in den anderen Industrien. Weil ja die Formalitäten
                                                                                noch nicht ausgehandelt sind: Wird es eine Freihandelszone, wird es eine
                                                                                Lösung wie ein EWR mit Norwegen oder mit der Schweiz? Es wird alles
                                                                                auf den Grad der Verflechtung ankommen.“ Ab dem Sommer werde sich
                                                                                das klarer abzeichnen, schätzt Brezinschek.

                                                                                Abwertung verkraftbar
                                                                                Es habe ziemlichen Abwertungsdruck auf das britische Pfund gegeben,
                                                                                im Frühjahr 2018 gab es ein leichtes „Bounce Back“, doch ist der Wech-
                                                                                selkurs zum Euro im Vergleich zum Stand vor dem Referendum spürbar
                                                                                niedriger. Damals bekam man für einen Euro 0,71 Pfund, im Frühjahr
Thomas Spitzer,                                                                 2018 zwischen 0,85 und 0,90. Brezinschek: „Ich sehe das Pfund länger-
Geschäftsführer                                                                 fristig als Abwertungskandidaten, um zehn bis 15 Prozent könnte der
    se-austria.                                                                 Kurs nachgeben.“ England habe tendenziell höhere Inflationsraten als die
                                                                                ­Eurozone und auch höhere Zinsen, die das etwas kompensieren. „Das
                                                                                 wird aber für unsere Exporteure verkraftbar sein“, weil es vor allem um
                      bestehen bleibe. Die war wohl aber der Hauptgrund          die Konjunktur im Absatzland geht sowie auf die Qualität der Produkte
                      dafür, dass die Mehrheit der Stimmberechtigten für         und nicht nur auf die Preiskomponente ankommt.
                      den Brexit votiert hatte.
                      Noch blieb der große Schock aus, weil eben niemand        Indirekte Effekte in Zentraleuropa
                      weiß, wie der Brexit tatsächlich vonstattengeht und       Was von den großen österreichischen Konzernen allerdings als Heraus-
                      wie er sich auswirkt. Aber evident ist: Vor dem Re­­fe­   forderung gesehen werde, so Brezinschek, seien die „indirekten Effekte,
                      rendum war das Wirtschaftswachstum in UK um               die aus einem voraussichtlich kleiner werdenden EU-Budget ab 2022
                      0,6 Prozent höher als das durchschnittliche Wachs-        entstehen“. Da der Nettozahler UK ausfällt und die anderen 27 dies nicht
                      tum der G7-Staaten. Im Vorjahr war es schon um            zur Gänze kompensieren wollen, würden die Mittel für Struktur- und Ko-
                      0,9 Prozent niedriger. Das britische Pfund hat seit dem   häsionsfonds erwartungsgemäß schrumpfen. „Diese haben schließlich
                      Brexit-Votum um zehn Prozent an Wert in Relation          einen signifikanten Einfluss auf die Wirtschaftsentwicklung in Zentral-
                      zum Euro eingebüßt. Auch deswegen ist die Inflati-        und Osteuropa.“ Dieser Effekt könnte für heimische Firmen „weit größer
                      onsrate um 1,7 Prozentpunkte in die Höhe gegangen.        sein als der einer Abwertung“. Andererseits seien derzeit in Osteuropa
                                                                                die Loan-to-Deposit Ratios der Banken unter 100 Prozent. Das heißt,
                      Grad der Verflechtung                                     die inländischen Bankeinlagen übersteigen die vergebenen Kredite.
                      business erreichte Peter Brezinschek, Head of Raiff-      ­Brezinschek: „Wenn es weniger Kofinanzierung von der EU gibt, werden
                      eisen Research bei der Raiffeisen Bank Interna­tional      die lokalen Banken attraktive Kreditangebote legen oder der Kapital-
                      AG, gerade bei der traditionellen Investorenkonferenz      markt wird ausgebaut.“ Der Aufholprozess der Region werde auf jeden
                      der Raiffeisen Centrobank in Zürs. Er habe dort mit        Fall weitergehen, „eine zwischenzeitliche Abkühlungsphase“ aufgrund
                      den Spitzenmanagern der wichtigsten börsennotier-          des Brexits sei aber denkbar.
                      ten Unternehmen Österreichs über den Brexit spre-
                      chen können, so der Chefökonom der RBI, „die direk-       Siebenjahreszyklen
                      ten Auswirkungen werden eher überschaubar sein,           Thomas Spitzer, Geschäftsführer des Fassadenspezialisten se-austria
                                                                                mit Sitz in Schörfling am Attersee, sieht begrenzte Auswirkungen des
                                                                                Brexits auf das seele-Geschäftsfeld, jedoch werden Vorkehrungen ge-
                                                                                troffen. Die seele-Gruppe mit dem Headquarter nahe Augsburg besitzt
                                                                                seit über 20 Jahren eine registrierte Firma in UK. „Diese wird vor allem in
                                                                                der Zeit nach dem Brexit wichtig sein, um Projekte in UK akquirieren und
                                                                                ­abwickeln zu können“, so Thomas Spitzer. „Im Großraum London sowie
                                                                                 in einigen anderen wirtschaftlich bedeutenden Zentren in UK haben wir uns
                                                                                 seit ­vielen Jahren vor allem auf die Bereiche Infrastruktur, Retail, Kultur
                                                                                                                                                                © se austria, RBI, Erwin Wimmer

                                                                                                  DAS BRITISCHE PFUND
             Peter
    ­B rezinschek,
                                                                                                  IST LÄNGERFRISTIG EIN
   Head of Raiff­
 eisen Research,
                                                                                                  ABWERTUNGSKANDIDAT.
            RBI AG.                                                                               PETER BREZINSCHEK, RBI

18 business
BREXIT

                         WIR HABEN FÜR ALLE U­ K-                                  auch auf den Brexit vorbereitet. „Wir stehen gemeinsam mit unseren
                                                                                   Partnerbanken vor Ort auch weiterhin ­allen Kunden aus Österreich und
                         AUFTRÄGE DAS WECHSEL­                                     Deutschland mit dem breiten Serviceangebot von Kontoeröffnung bis zu
                                                                                   Garantielegung zur Verfügung“, v­ erspricht Jennifer Radner, Head of Cor-
                         KURSRISIKO ABGESICHERT.                                   respondent Banking Markt Corporates bei der Raiffeisenlandesbank OÖ.
                                                                                   Ein hochwillkommener Sicherheitsanker in den unsicheren Zeiten rund
                         THOMAS SPITZER, GESCHÄFTSFÜHRER SE-AUSTRIA
                                                                                   um die Austrittsdebatte. ••

                         und Bürobauten spezialisiert. Die Bautätigkeit in
                         diesen Marktsegmenten unterliegt e
                         ­                                       ­inem Sieben­
                         jahreszyklus, wir gehen davon aus, dass das auch in
                         Zukunft so sein wird.“
                         Erwartet wird aber weniger Bauvolumen im Büro­                              EIN EVENT ALS CHANCE
                         bereich wegen Teilverlagerungen der Finanzbranche
                         aus London. Thomas Spitzer weiter: „Stärkeren                               Die Wirtschaftskraft der Commonwealth Games
                         Einfluss auf unser Geschäft könnten Änderungen
                         ­                                                                            Nur noch selten haben die Briten Gelegenheit, sich
                         bei ­Arbeitsgenehmigungen bzw. Ein­fuhr­gebühren                            als Weltmacht zu fühlen. Die alle vier Jahre in einer
                         haben.“ Hier müsse man die Verhandlungsergebnisse                            anderen Stadt des einstigen British Empires abge-
                         abwarten. „Wir versuchen, unsere Auftragspolster so                          haltenen Commonwealth Games werden auf der
                         einzurichten, dass wir über einen Zeitraum von einein-                      Insel daher umso aufmerksamer verfolgt. Die Idee
                         halb bis zwei Jahren unsere Aufträge in UK gesichert                        zum sportlichen Wettkampf zwischen Athleten aus
                         haben, um in Ruhe die Details der Brexit-Vereinbarun-                        „britischen“ Nationen hatte man ­bereits Ende des
                         gen abwarten zu können. Mit Hinblick auf das Wech-                          19. Jahrhunderts, heute sind die Commonwealth
                         selkursrisiko haben wir für alle laufenden Aufträge                        Games nach den Olympischen Spielen und den
                         den Wechselkurs gesichert.“ Eine Vorgangsweise, die                          Asia Games die weltweit drittgrößte Multisport-
                         er auch anderen UK-Exporteuren empfiehlt, die Raiff-                         Veranstaltung. Mit entsprechenden wirtschaftli-
                         eisenlandesbank OÖ ist auch in diesem Bereich bes-                           chen Auswirkungen. Anlässlich der im April 2018
                         tens vorbereitet.                                                            abgehaltenen Spiele an der Südostküste Australi-
                                                                                                      ens berechnete die australische ­Griffith University
                         Netzwerke und Namen                                                          Gold Coast, eine der Topuniversitäten weltweit, die
                         Außerhalb des Großraums London, wo in strukturell                            wirtschaftlichen Auswirkungen des Megaevents.
                         schwächeren Regionen die EU-Förderungen weg­                                 Das Ergebnis: Durch die Spiele erhöht sich das
                         fallen werden, sei schon jetzt eine nachlassende                             Bruttoinlandsprodukt des Staates Queensland um
                         Konjunktur feststellbar, so Thomas Spitzer. Die
                         ­                                                                            zwei Milliarden australische Dollar, mehr als 16.000
                         österreichische Bauwirtschaft werde aber in spezia­                         Vollzeitarbeitsplätze werden geschaffen. „Jeder
                         lisierten Segmenten weiter Chancen haben, so man                             Dollar, der öffentlich für die Spiele ausgegeben
                         „über ein Netzwerk und Marktbekanntheit verfügt“.                          wird, löst private Investitionen von weiteren 70
                         Vorteilhaft ist in diesem Fall auch eine Beziehung zur                       Cent aus“, heißt es im Papier zum „Economic
                         Raiffeisenlandesbank OO: Deren Finanzexperten sind                           Impact“. Auch in den Jahren nach den Spielen soll
                                                                                                      die Investition­stätigkeit nicht australischer Firmen
                                                                                                      in der Region um zusätzliche rund 40 Millionen
                                                                                                      Dollar pro Jahr steigen.
                                                                                                      Womit die Ökonomen nicht gerechnet haben:
                                                                                                      Viele Besucher scheuten den Weg nach Bris-
                                                                                                      bane, weil sie eine Verschärfung der ohnehin
                                                                                                      ­angespannten Stausituation befürchteten, das
                                                                                                       Zuseherinteresse blieb hinter den Erwartungen
                                                                                                       zurück. Diese Scharte soll bei den Spielen 2022
                                                                                                       ausgemerzt werden, die dann im englischen
                                                                                                       Birmingham stattfinden. Großbritannien will
          Jennifer                                                                                     dafür kräftig und selbstbewusst in die touristi-
 Radner, Head of                                                                                       sche Infrastruktur der Midlands investieren. Für
  ­C orrespondent­                                                                                     österreichische Exporteure und ihr ausgewie­
   Banking Markt                                                                                       senes Know-how in diesem Bereich eine her­
       Corporates,                                                                                     vorragende Gelegenheit, in UK (wieder) ins
        Raiffeisen­                                                                                    Geschäft zu kommen.
 landesbank OÖ.

Die vorbereitete Bank.                                                                                                                            business 19
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