Das kann der ELER 30 Beispiele zur Förderung der ländlichen Entwicklung in Deutschland
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Europäischer Landwirtschafts- fonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete. Das kann der ELER 30 Beispiele zur Förderung der ländlichen Entwicklung in Deutschland
Inhalt Einführung 03_ Für starke ländliche Räume: der ELER Projektbeispiele 10_ Priorität 1: „Wissenstransfer und Innovation“ 12_ Ein Moderator fürs Dorf (NI) 13_ Naturschutz und Landwirtschaft qualifiziert verbinden (SN) 15_ Alte Haustierrassen bewahren (SH) 16_ Prioritäten 2 und 3: „Wettbewerbsfähigkeit“ und „Organisation der Nahrungsmittelkette“ 18_ Kartoffeln für die Mikrowelle (BW) 19_ Nudelspezialitäten aus der Region (TH) 20_ Mehr Schutz bei Hochwasser der Elbe (BB) 21_ Trutz, blanke Hans! (SH) 22_ Zukunft für Weinbau und Naturschutz (RP) 23_ Neue Wege für ein konfliktfreies Miteinander (ST) 25_ Mit Liegehalle, Melkroboter und Milchkühltank in die Zukunft (BB) 26_ Mehr Tierwohl im neuen Stall (BY) 27_ Eine Prämie für den Tierschutz (NI) 28_ Zukunft für den Blumen-Markt (HE) 29_ Beste Reifung für Käse (MV) 30_ Prioritäten 4 und 5: „Ökosysteme“ und „Ressourceneffizienz“ 32_ Es summt und brummt am Ackerrand (NW) 33_ Vielfalt auf Wiesen und Weiden (BW) 34_ Mehr Wasser für das Moor (MV) 35_ Ein Rastplatz für Kraniche (NI) 37_ Mit Heumilch zu Artenvielfalt (BY) 38_ Naturschutz und Forstwirtschaft im Einklang (TH) 39_ Umweltschonend, artgerecht, öko (SL) 40_ Priorität 6: „Wirtschaftliche Entwicklung“ 42_ Harmonisch zusammen spielen (NI) 43_ Weiblich, ländlich, unternehmerisch (BW) 44_ Ein Kulturdenkmal für Kunst und Besucher (MV) 45_ Schnell schneller ins Netz (NW) 46_ Altes Rathaus neu belebt (HE) 47_ Landwirtschaft, Hofladen, Gastwirtschaft (BY) 48_ Ein Haus – zwei Nutzungen, zwei Fördertöpfe (ST) 49_ Ein Fluss, drei Länder, 1001 Weine (RP) 50_ Tagespflege vor der Haustür (BB) 2
Für starke ländliche Räume: der ELER Die ländlichen Räume in Deutschland bilden die Lebensgrundlage für unsere Gesellschaft: Etwa 90 Prozent der Fläche Deutschlands zählt zu den ländlichen Gebieten; dort lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Ländliche Regionen sind bedeutende Wirtschaftsräume und bieten vielen Menschen Arbeitsplätze. Als Standort von Unternehmen aus allen Wirtschaftsbereichen, insbesondere von kleinen und mittelständischen Betrieben und des verarbeitenden Gewerbes, sind sie nicht mehr nur Produktionsort der Land- und Forstwirtschaft. Auch wer in den Metropolen wohnt, profitiert von den ländlichen Regionen: Hier werden unsere Nahrungsmittel produziert und unser Trinkwasser bereitgestellt. Mit dem Anbau und der Nutzung nachwachsender Rohstoffe für die Energieer- zeugung leisten die Land- und Forstwirtschaft einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Außerdem haben ländliche Gebiete einen hohen Freizeit- und Erholungswert: Frische Luft, Ruhe und Natur ziehen Erholungssuchende zum Ausspannen am Wochenende, zum Urlaub oder zur Kur aufs Land. Und auch der Naturschutz findet in erster Linie in den ländlichen Regionen statt. Vieles, was die ländlichen Räume in Deutschland bieten, ist das Ergebnis der Leistung der Menschen, die dort leben. Sie bewirtschaften die Flächen, engagieren sich für ihre Dörfer und schaffen Infrastruktur. Damit das auch so bleibt, muss die ländliche Bevölkerung in ihren Regionen weiterhin all das vorfinden, was sie fürs Leben braucht: Schulen, Supermärkte, Ausbil- dungsstellen, Arbeitsplätze, Ärzte, Internet – die Liste ist noch viel länger. Einige ländliche Gebiete entwickeln sich durchaus dynamisch, andere stehen vor größeren Herausforderungen. Von dort ziehen viele junge Men- schen zur Ausbildung in die Städte und kehren nicht zurück. Die Bevölke- rung vor Ort wird älter, die Zahl an Versorgungseinrichtungen wie Arztpra- xen und Poststellen nimmt ab, kulturelle Angebote und das Vereinsleben können nur noch unter großen Anstrengungen aufrechterhalten werden. Wenn auch in diesen ländlichen Räumen eine Teilhabe an der gesellschaft- lichen Entwicklung ermöglicht werden soll, brauchen die Regionen finanzi- elle und strukturelle Unterstützung – als Hilfe zur Selbsthilfe, um Ideen zu entwickeln und Investitionen anzustoßen. Und um die erforderliche Infra- struktur zu erhalten oder anzupassen, Arbeitsplätze zu schaffen und unsere vielfältige Kulturlandschaft und Natur bewahren zu können. Die Europäische Union (EU) leistet diese Unterstützung für die ländlichen Räume Deutschlands mit dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Länderprogramme ermöglichen es, jede ländliche Region in dem zu stärken, was sie am dringendsten benötigt. Der Bund unterstützt die Länder über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesse- rung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ auch in vielen Bereichen der ländlichen Entwicklung. Die vorliegende Broschüre zeigt im ersten Teil, was der ELER ist, wie er als Fi- nanzierungsinstrument funktioniert und welche Ziele mit der Förderung aus dem Fonds verbunden sind. Im zweiten Teil wird anhand von 30 Projektbeispielen aus 13 Bundesländern deutlich, wie die Ziele und Prioritäten des ELER in die Praxis umgesetzt werden. 3
Was ist der ELER? Der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Ent- Gebieten beitragen wollen. Ziel ist, Menschen in der wicklung des ländlichen Raums (ELER) ist das zentrale Region zu halten und Unternehmer bei neuen Investiti- Finanzierungsinstrument der Europäischen Union, um onen in ländlichen Gebieten zu unterstützen. Das kann die gemeinsamen Ziele für die Entwicklung der länd- die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Land- und lichen Räume in Europa zu erreichen. Mit Mitteln aus Forstwirtschaft umfassen, den Schutz von Natur und dem Fonds werden in Deutschland Bürger und Kommu- Umwelt, die Verbesserung der Lebensqualität oder nen, Unternehmen, Vereine und Initiativen unterstützt, die Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft und die die mit ihren Ideen und Projekten zur wirtschaftlichen, Entwicklung regionaler Initiativen. kulturellen und sozialen Entwicklung in ländlichen Motor der zweiten Säule Die finanzielle Unterstützung für die Landwirtschaft EU und die ländlichen Räume der EU-Mitgliedstaaten ist in der „Gemeinsamen Agrarpolitik“ (GAP) geregelt. Sie Gemeinsame Agrarpolitik besteht aus zwei Säulen. Erste Säule Zweite Säule/ELER Während die erste Säule zum Ziel hat, Landwirten die Direktzahlungen Ländliche Entwicklung Anpassung an liberalisierte Weltmärkte zu erleichtern Marktmaßnahmen Agrarumwelt- und und die Kosten von hohen europäischen Standards Klimaschutz auszugleichen (Direktzahlungen), dient die zweite Säule Investitionen in der Honorierung besonderer Leistungen der Land- und die Landwirtschaft Forstwirtschaft (Ressourcenschutz, Landschaftspflege Wirtschaftliche Entwicklung etc.) sowie der Förderung der ländlichen Entwicklung. Dorf- und Regionalentwicklung Der ELER setzt die zweite Säule der europäischen Agrarförderung um. Die rechtliche Grundlage ist die sogenannte ELER-Verordnung. Ziele und Prioritäten des ELER Die langfristigen strategischen Ziele der zweiten Säule schaftlichen Betriebe und der Wettbewerbsfähigkeit der Gemeinsamen Agrarpolitik in der EU sind: aller Arten von Landwirtschaft sowie Förderung innovativer Bewirtschaftungsmethoden und nach- · eine starke Wettbewerbsfähigkeit der Landwirt- haltiger Forstwirtschaft (Priorität 2), schaft, · die Förderung einer Organisation der Nahrungsmit- · die sichere nachhaltige Bewirtschaftung der natürli- telkette, des Tierschutzes und des Risikomanage- chen Ressourcen und ments in der Landwirtschaft (Priorität 3), · die Unterstützung der Wirtschaftskraft in den ländli- · die Wiederherstellung, Erhaltung und Verbesserung chen Regionen. der mit der Land- und Forstwirtschaft verbundenen Ökosysteme (Priorität 4), Um diese Ziele zu erreichen, hat die EU für den ELER · die Förderung der Ressourceneffizienz und Unter- sechs Prioritäten festgelegt: stützung des Agrar-, Ernährungs- und Forstsektors beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen und · die Förderung von Wissenstransfer und Innovation klimaresistenten Wirtschaft (Priorität 5), in der Land- und Forstwirtschaft und den ländlichen · die Förderung der sozialen Eingliederung, der Gebieten (Priorität 1), Bekämpfung der Armut und der wirtschaftlichen · die Verbesserung der Lebensfähigkeit der landwirt- Entwicklung in den ländlichen Gebieten (Priorität 6). 4
Für jede Herausforderung die passende Förderung Die EU-Mitgliedstaaten entwickeln für die Bedürfnisse In den Förderprogrammen legen die Mitgliedsstaaten ihrer ländlichen Regionen jeweils eigene nationale fest, mit welchen sogenannten „Maßnahmen“ sie die (etwa Österreich, Schweden) oder mehrere regionale ELER-Prioritäten und Querschnittsziele erfüllen möch- ELER-Förderprogramme zur ländlichen Entwicklung ten, wieviel Geld sie für die einzelnen Maßnahmen (etwa Deutschland, Frankreich). Diese müssen von der zur Verfügung stellen und was die Förderbedingungen EU-Kommission genehmigt werden. Jedes Förderpro- sind. Eine Maßnahme für Priorität 4, „Ökosysteme“, ist gramm muss auf mindestens vier der sechs ELER-Pri- beispielsweise die „Anlage von Blüh- und Schonstrei- oritäten aufbauen. Zusätzlich sind Innovationen, fen auf Ackerflächen“ – so festgeschrieben im Bereich Umweltschutz und Klimaschutz als Querschnittsziele zu „Agrarumweltmaßnahmen“ des „NRW-Programms berücksichtigen. Ländlicher Raum 2014 bis 2020“ (siehe S. 32). Dort ist auch vermerkt, wie hoch der Betrag der Förderung ist und was der Zuwendungsempfänger, also der Landwirt, leisten muss, um sie zu erhalten. ELER – in Deutschland Ländersache In Deutschland gibt es kein bundesweit einheitliches eigene, an ihre regionalen Stärken und Schwächen ELER-Förderprogramm, denn die Bundesländer sind für angepasste Entwicklungsprogramme für die ländlichen die Umsetzung des ELER verantwortlich. Sie verfassen Räume – insgesamt gibt es 13 Länderprogramme. Landesprogramm Ländlicher Raum Schleswig-Holstein Entwicklungsplan für den LPLR ländlichen Raum Mecklenburg-Vorpommern 2014 bis 2020 Programm zur Förderung EPLR M-V der Entwicklung im ländlichen Raum Niedersachsen und Bremen 2014 bis 2020 Entwicklungsprogramm PFEIL für den ländlichen Raum des Landes Sachsen-Anhalt 2014 bis 2020 EPLR Entwicklungsplan für den ländlichen Raum Brandenburgs und Berlins Entwicklungsplan EPLR für den ländlichen Raum NRW-Programm des Landes Hessen Ländlicher Raum 2014 bis 2020 2014 bis 2020 EPLR Entwicklungsprogramm Förderinitiative Ländliche Entwicklung in Thüringen für den ländlichen Raum 2014 bis 2020 im Freistaat Sachsen 2014 bis 2020 Filet EPLR Umweltmaßnahmen, Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft, Ernährung in Rheinland-Pfalz EULLE Maßnahmen- und Entwicklungsprogramm Saarländischer Entwicklungs- Entwicklungsplan für den ländlichen Raum plan für den ländlichen Ländlicher Raum in Bayern 2014 bis 2020 Baden-Württemberg Raum 2014 bis 2020 2014 bis 2020 EPLR Bayern 2020 SEPL MEPLIII ELER-Länderprogramme 2014 bis 2020 Weitere Informationen zu den ELER-Länderprogrammen unter: www.netzwerk-laendlicher-raum.de/themen/eler-2014-2020/laenderprogramme 5
Finanzstarkes Förderinstrument für Europas ländliche Räume Der ELER ist der finanzstärkste EU-Fonds für die Förde- einmal eigene Mittel dazu – in Deutschland der Bund rung der ländlichen Räume in Europa. In der Förderpe- und die Länder. Unter Berücksichtigung dieser nationa- riode 2014 bis 2020 stehen im ELER rund 99,6 Milliarden len Mittel stehen in der EU insgesamt rund 161 Milliar- Euro an EU-Mitteln zur Verfügung. Diese werden durch den Euro für die Förderung von ELER-Maßnahmen zur die EU-Mitgliedstaaten mit nationalen Mitteln kofi- Verfügung. nanziert. Das heißt, auch die EU-Staaten geben noch Wichtigste Priorität in der EU: Ökosystemschutz In 118 nationalen oder regionalen ELER-Programmen verbundenen Ökosysteme“ (ELER-Priorität 4) bereit- legen die EU-Mitgliedstaaten ihre finanziellen Schwer- gestellt: In diese Priorität fließen rund 44 Prozent der punkte zu den ELER-Prioritäten fest. Die meisten Mittel für die ELER-Förderung zur Verfügung stehenden Mittel werden für die „Wiederherstellung, Erhaltung und (siehe Tabelle). Verbesserung der mit der Land- und Forstwirtschaft EU-weite Anteile der Mittel für die ELER-Prioritäten Priorität Anteil (%) 2 Wettbewerbsfähigkeit 20 3 Organisation der Nahrungsmittelkette 10 4 Ökosysteme 44 5 Ressourceneffizienz 8 6 Wirtschaftliche Entwicklung 15 Priorität 1 „Wissenstransfer und Innovation“ werden keine unmittelbaren Anteile zugewiesen; Anteile für Ausgaben der technischen Hilfe und der direkten Mittelverwaltung sind nicht aufgeführt. Quelle: BMEL nach Daten der EU-Kommission Auch in Deutschland stark: mit 16,9 Milliarden Euro In Deutschland stehen in der Förderperiode 2014 bis ihre landeseigenen ELER-Programme freiwillig zusätz- 2020 etwa 16,9 Milliarden Euro (also rund 2,4 Milliarden liche Mittel für die Förderung der ländlichen Entwick- Euro pro Jahr) für die ELER-Förderung zur Verfügung. lung: insgesamt gut 2,7 Milliarden Euro (siehe Tabelle Davon stammen etwa 8,3 Milliarden Euro direkt aus S. 7). dem ELER. Sie werden mit rund 4,7 Milliarden Euro aus nationalen Mitteln von Bund, Ländern und Kommunen Die nationale Kofinanzierung, die der Bund leistet, ist kofinanziert (siehe Grafik S. 7). Weitere 1,14 Milliarden über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Euro, die für den ELER bereitstehen, kommen aus Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) definiert den Direktzahlungen in der ersten Säule der GAP; sie und in der „Nationalen Rahmenregelung“ festgelegt. werden in den ELER umgeschichtet und müssen nicht Im Jahr 2017 stellt der Bund Mittel in Höhe von rund kofinanziert werden. Einige Bundesländer investieren in 765 Millionen Euro bereit. 6
Ländliche Entwicklung – der Fördermittelmixer EU Bund und Länder Länder ELER-Fonds Gemeinschafts- Landesmittel ländliche Entwicklung aufgabe GAK € € € ELER-Entwicklungsprogramme der Länder € Akteure z. B. Landwirt, LEADER-Gruppe, Gemeinde, Verband, NGO, Waldbesitzer Geplanter Mitteleinsatz der Bundesländer in der ELER-Förderperiode 2014 bis 2020* Bundesland ELER-Mittel1) nationale Zusätzliche Summe Mitteleinsatz Kofinanzierung nationale Mittel2) Baden-Württemberg 710 635 480 1 825 Bayern 1 516 1 116 926 3 558 Brandenburg / Berlin 1 051 295 0 1 346 Hessen 319 182 150 651 Mecklenburg-Vorpommern 937 261 0 1 198 Niedersachsen / Bremen 1 120 506 673 2 299 Nordrhein-Westfalen 618 557 8 1 183 Rheinland-Pfalz 300 221 141 662 Saarland 34 25 0 59 Sachsen 879 260 0 1 139 Sachsen-Anhalt 859 239 98 1 196 Schleswig-Holstein 419 203 248 870 Thüringen 680 199 21 900 Summe 9 442 4 699 2 745 16 886 1) einschließlich Umschichtung 2) soweit im Rahmen der ELER-Programme ausgewiesen * in Millionen Euro gerundet Quelle: Veränderte Darstellung nach BMEL 2015 7
Das fördern die Bundesländer Die Bundesländer entscheiden, welche Maßnahmen gramme zeigen, dass die Bundesländer bei der Ver- sie in ihren ELER-Förderprogrammen festlegen und teilung der finanziellen Mittel auf die Förderbereiche umsetzen, wie sie diese inhaltlich ausgestalten sowie eigene Schwerpunkte setzen. finanziell ausstatten. Auswertungen der 13 Länderpro- Anteil der Förderbereiche in den Länderprogrammen in der ELER-Förderperiode 2014 bis 2020* Bundesland Landwirt- Umwelt/Kli- Ländliche LEADER Technische Förderbereich schaft1) ma/Forst Entwicklung Hilfe Baden-Württemberg 26 60 6 6 2 Bayern 12 75 6 6 1 Brandenburg / Berlin 22 38 10 26 4 Hessen 23 41 20 12 4 Mecklenburg-Vorpommern 30 31 28 8 3 Niedersachsen / Bremen 31 31 28 8 2 Nordrhein-Westfalen 19 57 17 6 1 Rheinland-Pfalz 29 48 6 13 4 Saarland 16 43 23 14 4 Sachsen 24 33 1 40 2 Sachsen-Anhalt 22 30 36 8 4 Schleswig-Holstein 34 29 21 13 3 Thüringen 20 47 25 6 2 Deutschland 23 47 16 12 2 1) einschließlich Hochwasser- und Küstenschutz * in Prozent der ELER-Mittel (mit Umschichtung) und nationalen Kofinanzierungsmittel (gerundet) Quelle: Veränderte Darstellung nach BMEL 2015 Wichtige Instrumente und Netzwerke EIP-Agri: Für eine innovative Landwirtschaft Die „Europäische Innovationspartnerschaft Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-Agri) ist ein neu- es Instrument in der GAP, das über den ELER gefördert wird. Landwirtschaftliche Praxis und Forschung sollen mit EIP besser verzahnt werden, um den Innovationstransfer zu beschleunigen. Partner aus Beratung, Unternehmen, Vereinen und Verbänden sowie Wissenschaft und Forschung bearbeiten innerhalb von Operationellen Gruppen (OG) Praxis-Pro- bleme. Auch mindestens ein landwirtschaftlicher Betrieb sollte beteiligt sein (Beispiele S. 15 und 19). LEADER: Gemeinsam die Region stärken Der Begriff LEADER ist eine Abkürzung aus dem Französischen und bedeutet „Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“. LEADER ist ein methodischer Förderansatz, der unterstützt, dass sich lokale Akteure aus öffentlichen und nicht öffentlichen Interessenkreisen zu „Lokalen Aktionsgruppen“ (LAG) zusammen- schließen. Sie erarbeiten gemeinsam ein Entwicklungskonzept für ihre Region, auf dessen Basis dann geeignete Projekte zur Förderung ausgewählt werden. (Beispiele S. 42, 44, 48, 49 und 50). DVS: Netzwerkarbeit für ländliche Räume Der ELER fördert auch Aktivitäten zur Vernetzung der ländlichen Entwicklungspolitik in Deutschland und mit an- deren EU-Mitgliedstaaten. In Deutschland wurde dafür das Netzwerk Ländliche Räume eingerichtet. Die Deutsche Vernetzungsstelle (DVS, www.netzwerk-laendlicher-raum.de), die bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) angesiedelt ist, übernimmt die Vernetzungsaktivitäten. 8
Eingebettet in übergreifende Strategien Der ELER ist einer von insgesamt fünf Fonds, die den Europäischen Struktur- und Investitionsfonds (ESI- Strategie Europa 2020 Fonds) angehören (siehe Grafik). Alle diese Fonds müs- sen sich an der EU-Strategie „Europa 2020“ orientieren. Sie wurde 2010 auf den Weg gebracht und formuliert Gemeinsaner strategischer Rahmen Ziele für ein intelligentes, nachhaltiges und integratives über alle Europäischen Struktur- und Investitionsfonds (ESIF) Wachstum. Ihre fünf Kernziele sind: • die Förderung der Beschäftigung, Partnerschaftsvereinbarung • die Verbesserung der Bedingungen für Forschung zwischen Mitgliedstaaten und Kommission und Innovationen, über alle ESI-Fonds • die Reduktion der Treibhausgasemissionen, der Aus- bau der erneuerbaren Energien und die Erhöhung Fondsspezifische Programme der Energieeffizienz, • die Verbesserung des Bildungsniveaus sowie • die soziale Eingliederung vor allem durch Armutsbe- Landwirtschaftsfonds für kämpfung. ländliche Entwicklung (ELER) Auch der ELER richtet sich mit seinen Zielen an dieser Regionalfonds (EFRE) Strategie aus. Sozialfonds (ESF) Kohäsionsfonds (KF) Fischereifonds (EMFF) Der ELER unterstützt die Sustainable Development Goals Als Mitgliedstaat der Vereinten Nationen hat sich bei, dass Deutschland diese UN-Ziele erfüllen kann, Deutschland den Zielen für nachhaltige Entwicklung etwa in den Bereichen Ernährungssicherheit, gesunde („Sustainable Development Goals“) und des Pariser Kli- Ernährung, Erhalt der Biodiversität und Bekämpfung maschutzabkommens verpflichtet. Der ELER trägt dazu des Klimawandels und seiner Auswirkungen. ELER steht für nachhaltiges Wachstum Der ELER trägt besonders zum Ziel des nachhal- tigen Wachstums in der EU-Strategie 2020 bei. Zu diesem Ergebnis kam die Europäische Kommission Ansprechpartner in einer Auswertung der Programme der Europäi- Koordinierung der EU-Politik schen Struktur- und Investitionsfonds (ESI-Fonds). für die ländliche Entwicklung in Deutschland Im Förderzeitraum 2014 bis 2020 kommt fast die Referat 713 „EU-Programme zur Hälfte des Budgets, das die EU-Mitgliedstaaten aus ländlichen Entwicklung – ELER“ den ESI-Fonds für die Anpassung an den Klima- Bundesministerium für Ernährung wandel einsetzen – rund 56 Milliarden Euro – aus und Landwirtschaft dem ELER. Außerdem hat die Kommission fest- Rochusstr. 1, 53123 Bonn gestellt, dass der ELER wichtige Beiträge zu den 713@bmel.bund.de Zielen „intelligentes und integratives Wachstum“ www.bmel.de, www.zukunft.land leistet. Die ELER-Förderung trägt zu einer besseren Versorgung bei Informations- und Kommunika- tionsdiensten sowie zur Steigerung der Wettbe- werbsfähigkeit ländlicher Unternehmen durch Modernisierungsmaßnahmen bei. 9
Priorität 1 Wissenstransfer und Innovation 11
Ein Moderator fürs Dorf Viele Dorfbewohner haben Ideen, wie ihr Ort zukunftsfähig wird. Damit es gelingt, diese Vorschläge in die Dorfentwicklungsprozesse wirkungsvoll einzubringen, begleitet sie in Niedersachsen ein qualifizierter Dorfmoderator. Projekttitel Pilotstudie „Potenziale und Herausforderungen dörfli- cher Entwicklungsprozesse“ im Projekt „Dorfmoderation Niedersachsen“ ELER-Priorität 1 Projektlaufzeit Pilotstudie: 2016 bis 2017 Gesamtkosten 74 750 Euro Fördermittel In der Qualifizierungsmaßnahme zum Dorfmoderator erlernen Akteure 74 750 Euro Methoden der Kommunikation, Netzwerkarbeit und Moderation. davon aus ELER-Mitteln 56 000 Euro Bundesland Eine aktive Dorfgemeinschaft, ein tiert er Dorfversammlungen, vermit- Niedersachsen reges Vereinsleben, ein konstruktiver telt zwischen modernem und traditi- Austausch zwischen Jung und Alt, Alt- onellem Dorfleben und gibt „Hilfe zur Ansprechpartner eingesessenen und Neubürgern – das Selbsthilfe“. Niedersachsen bietet mit Klaus-Dieter Karweik sind Voraussetzungen, die dazu bei- der „Qualifizierung zum Dorfmodera- Niedersächsisches Ministerium tragen können, dass ein Dorf lebendig tor“ eine Weiterbildungsmaßnahme für Ernährung, Landwirtschaft und und für alle attraktiv bleibt. Die Be- an, mit der Engagierte methodisch Verbraucherschutz, Referat 306 dingung dafür ist, dass Dorfbewohner und fachlich dazu befähigt werden, Calenberger Str. 2 Gelegenheiten haben, miteinander ins Dorfentwicklungsprozesse ehrenamt- 30169 Hannover Gespräch zu kommen. Und: Sie sollten lich zu unterstützen. Telefon: 0511 120-2312 sich mit ihren Erfahrungen, Ideen und klaus-dieter.karweik@ Fähigkeiten an der Entwicklung ihres In Südniedersachsen wird nun in einer ml.niedersachsen.de Ortes beteiligen können. Damit das Pilotstudie modellhaft erarbeitet, www.lwk-niedersachsen.de gelingt, brauchen Dörfer einen Bürger, welche Prozess- und Moderationsme- www.pfeil.niedersachsen.de der bereit ist, diese Strukturen zu thoden für unterschiedliche Dorfty- schaffen und Prozesse anzustoßen. pen und Voraussetzungen am besten geeignet sind. Die neu gewonnenen Diese Aufgaben kann ein Dorfmode- Erkenntnisse sollen in die Weiterbil- rator übernehmen. Er aktiviert und dungsmaßnahme einfließen und die motiviert Menschen, bringt ver- Dorfmoderatoren vor Ort bei ihrer schiedene Bewohnergruppen Arbeit unterstützen. zusammen und baut Netz- werkstrukturen auf. Zudem moderiert und dokumen- Wie soll mit leerstehenden Gebäuden umgegangen werden? Der Dorfmoderator lädt die Dorfbewohner dazu ein, sich mit solchen Fragen zu beschäftigen. 12
Naturschutz und Landwirtschaft qualifiziert verbinden Viele Landnutzer sind bereit, naturschutzgerechte Maßnahmen in ihre landwirtschaftliche Praxis zu integrieren. Aber was können sie auf ihrem Betrieb ganz konkret umsetzen? Sachsen bietet ihnen eine Naturschutzberatung und -qualifizierung. Projekttitel Naturschutzqualifizierung für Landnutzer Bereits seit 2008 gibt es im Freistaat fizierung. Ein teilnehmender Landwirt ELER-Priorität 1 Sachsen das kostenlose Angebot erhält von einem Experten Informa- der Naturschutzberatung und -qua- tionen darüber, in welcher Schutzge- Projektlaufzeit lifizierung für Landnutzer. Experten, bietskulisse seine Flächen liegen, was 2014 bis 2019 (Verlängerung beispielsweise von Landschaftspfle- er bereits an Naturschutzleistungen bis 2023 in Vorbereitung) geverbänden und Planungsbüros, erbringt, welche Arten und Biotope gehen dabei aktiv auf die sächsischen vorkommen und was er für deren Gesamtkosten Landnutzer zu. Sie beraten sie vor Erhalt oder Entwicklung zukünftig 3,1 Millionen Euro Ort darin, wie sie naturschutzfachli- noch tun kann. Unter Berücksichtigung Fördermittel che Belange und landwirtschaftliche der Betriebsziele und -vorstellungen 3,1 Millionen Euro Erfordernisse miteinander vereinba- erstellen Experten und Landnutzer davon aus ELER-Mitteln ren können. Die Naturschutzberater dann gemeinsam einen „Betriebsplan 2,48 Millionen Euro helfen auch in der Praxis: So begleiten Natur“, der auch für die Außendarstel- sie bei Bedarf auch die praktische lung des Betriebes genutzt werden Bundesland Umsetzung der gewählten Bewirt- kann. Sachsen schaftungsmaßnahmen, damit sie fachgerecht ausgeführt werden. Am Die Landnutzer in Sachsen nehmen Ansprechpartnerinnen Ende gewinnen beide Seiten: Land- die Angebote der Naturschutzbera- Ines Senft nutzer erhalten naturschutzfachliches tung und -qualifizierung gut an: Rund Sächsisches Staatsministerium für Wissen und lernen, welche Fördermit- 1 600 Kontakte zwischen Landnutzern Umwelt und Landwirtschaft, tel sie in Anspruch nehmen können. und Naturschutz-Beratern kommen Referat 58 Der Naturschutz profitiert von gut durchschnittlich pro Jahr zustan- Carola Schneier umgesetzten naturschutzgerechten de. Die Anliegen des Naturschutzes Sächsisches Landesamt für Umwelt, Maßnahmen auf mehr Flächen. Das können dadurch praxisnah vermittelt Landwirtschaft und Geologie, dient dem Erhalt wertvoller Biotope werden. Das gegenseitige Verständnis Referat 63 und Arten. von Naturschutz und Landwirtschaft Archivstr. 1 wächst. 01097 Dresden Seit 2016 gibt es zusätzlich eine Telefon: 0351 564-6583 gesamtbetriebliche Naturschutzquali- ines.senft@smul.sachsen.de www.smul.sachsen.de/ foerderung/5525.htm www.umwelt.sachsen.de/umwelt/ natur/35485.htm Damit Landnutzer Naturschutzmaßnahmen in ihre Flächenbewirtschaftung integrieren können, erhalten sie in Sachsen eine kostenlose Beratung und Qualifizierung. 13
Ein Schleswig-Holsteiner Original: Das Angler Sattelschwein. 14
Alte Haustierrassen bewahren Der Bestand vieler alter, regionaltypischer Haustierrassen ist so stark geschrumpft, dass das Inzuchtmanagement Züchter vor große Herausforderungen stellt. Nun werden in einem Projekt zukunftsfähige Lösungen für die Züchtung kleiner Populationen entwickelt. Projekttitel Tiergenetische Ressourcen – Populationsmanagement ELER-Prioritäten 1 und 4 Projektlaufzeit 2015 bis 2018 Gesamtkosten 408 000 Euro Fördermittel 391 234 Euro davon aus ELER-Mitteln 391 234 Euro Bundesland Schleswig-Holstein Ansprechpartnerin Stefanie Klingel Arche Warder Zentrum für alte Das Schleswiger Kaltblut ist eine der Haustierrassen, Haus- und Nutztierrassen e. V. deren Zucht die OG „Tiergenetische Ressourcen“ fördern möchte. Langwedeler Weg 11 24646 Warder Telefon: 04329 91340 info@arche-warder.de www.arche-warder.de Alte, typisch regionale Haustierrassen (EIP-Agri) arbeiten Mitglieder aus www.eip-agrar-sh.de sind bedeutender Bestandteil der landwirtschaftlicher Praxis, Zucht- Biodiversität. Zu ihnen zählen: das verbänden und Forschung zusammen. Rotbunte Rind in Doppelnutzung, das Ihr Ziel ist, den Zuchtfortschritt und Deutsche Weißköpfige Fleischschaf, das Inzuchtmanagement der Rassen die Deutsche Weiße Edelziege, das weiterzuentwickeln. Dafür sollen die Angler Sattelschwein, das Angler Rind Populationen erstmals mit modernen und das Schleswiger Kaltblut. In der genombasierten Methoden ana- modernen Landwirtschaft werden lysiert werden, die bisher nur die Rassen jedoch kaum mehr gehal- in der Hochleistungszucht ten und gezüchtet. Deshalb sind sie eingesetzt wurden. Mit in ihrem Bestand bedroht und teils den Ergebnissen will die sogar extrem gefährdet. Ihre Zucht OG ein Anpaarungs- ist kompliziert geworden, denn in tool entwickeln, das kleinen Populationen sind viele Tiere Landwirte bei der miteinander verwandt und geeignete Zucht unterstützt. Zuchtpaare lassen sich nicht mehr so Die Herdbücher al- einfach zusammenzustellen. ter Haustierrassen sollen sich künftig Das soll sich nun ändern: In der Ope- wieder mit Nach- rationellen Gruppe (OG) „Tiergeneti- kommen füllen. sche Ressourcen“ der Europäischen Innovationspartnerschaft „Land- wirtschaftliche Produktivität und Angler Rinder Nachhaltigkeit“ 15
16
Prioritäten 2 und 3 Wettbewerbsfähigkeit Lebensfähigkeit landwirtschaftlicher Betriebe Innovative landwirtschaftliche Techniken Nachhaltige Waldbewirtschaftung Organisation der Nahrungsmittelkette 17
Kartoffeln für die Mikrowelle Für das Mittagessen ist heutzutage kaum Zeit: Um die Wünsche der Verbraucher zu erfüllen und wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sich Unternehmen im Verarbeitungs- und Vermarktungssektor ständig neuen Entwicklungen anpassen. Die Firma Wild investierte deshalb in die Herstellung von Convenience-Produkten, vor allem aus Kartoffeln. Projekttitel „Neubau für die Produkti- on von Convenience-Pro- dukten in Eppingen“ im Rahmen des Programms „Marktstrukturverbesserung“ ELER-Prioritäten 2 und 3 Projektlaufzeit 2013 bis 2015 Gesamtkosten 7,7 Millionen Euro Fördermittel 1,15 Millionen Euro davon aus ELER-Mitteln 575 000 Euro Kartoffeln kommen beim Verbraucher häufig nicht mehr natur- belassen, sondern als Convenience-Produkt auf den Tisch. Bundesland Baden-Württemberg Jede zweite Speisekartoffel wird in Um sich dem veränderten Markt Ansprechpartnerin Deutschland nicht mehr frisch ge- anzupassen und verstärkt frische, Cordula Geisler handelt und vom Verbraucher selbst regionale Verarbeitungsprodukte zur Ministerium für Ländlichen zubereitet, sondern kommt in Form schnellen Zubereitung anbieten zu Raum und Verbraucherschutz eines sogenannten Convenience-Pro- können, musste das Unternehmen Baden-Württemberg, dukts, also eines Halbfertig- oder jedoch investieren. Referat 27 Fertigprodukts, auf den Tisch. Die Kernerplatz 10 Weiterverarbeitung und die damit Für die Produktion baute die Firma 70182 Stuttgart verbundene Wertschöpfung spielt eine neue 10 000 Quadratmeter große Telefon: 0711 126-2296 deshalb für verarbeitende Unterneh- Halle. Außerdem kaufte sie moder- cordula.geisler@mlr.bwl.de men eine immer größere Rolle. ne Maschinen, um Kartoffeln und Zwiebeln zu schälen, zu kochen und zu Die Wild Kartoffelverarbeitung GmbH Convenience-Produkten wie vorge- ist ein mittelständisches Famili- kochten Kartoffeln, Suppen, Kartof- enunternehmen in Eppingen felbrei, Fein- und Rohkostsalaten zu im Landkreis Heilbronn. Als verarbeiten. Ihre Investitionen wurden Vermarkter für Speisekar- über das Programm „Marktstruktur- toffeln und -zwiebeln verbesserung“ gefördert. ist es marktführend in Baden-Württemberg. Die Firma Wild richtet ihre Produktion an der Nachfrage nach Halbfertig- und Fertigprodukten aus. 18
Nudelspezialitäten aus der Region Lassen sich Nudeln aus heimischen Eiweißpflanzen herstellen? Eine Projekt- gruppe will das herausfinden und ein neues, gesundes Nudel-Produkt speziell für Kinder entwickeln. Körnerleguminosen sollen künftig ein Bestandteil von Kindernudeln sein. Projekttitel Normalerweise bestehen Nudeln aus produkttypen bewertet und vergli- Entwicklung, Herstellung und Hartweizengrieß. Kooperationspart- chen – nach funktionellen, sensori- Vermarktung von mit Körner- ner aus Landwirtschaft, Großhandel, schen und für die Gesundheit rele- leguminosen angereicherten Beratung, Forschung und Analytik vanten Gesichtspunkten. Besonders Nudelspezialitäten (Thürin- haben sich nun in einem EIP-Agri-Pro- wichtig sind bei der Überprüfung der ger Kindernudeln AckiNu und jekt vorgenommen, die „Thüringer Produkte die sogenannten ernäh- LupiNu) Kindernudeln AckiNu“ und „LupiNu“ rungsphysiologischen Eigenschaften: zu entwickeln, herzustellen sowie zu Die Projektgruppe möchte neuartige vermarkten – und zwar unter Anrei- und innovative Nudeln mit einem Zu- ELER-Priorität 2 cherung von Körnerleguminosen wie satznutzen speziell für die Ernährung Ackerbohnen und Lupinen. Sie sollen von Kindern entwickeln. Sie sollen Projektlaufzeit aus regionalem Anbau stammen, denn deutlich protein- und ballaststoffrei- 2016 bis 2018 das spart weite Wege und schützt cher und damit nachweislich gesünder deshalb das Klima. sein als herkömmliche Nudeln. Gesamtkosten 90 281 Euro Zunächst untersucht das Projekt, wel- Schließlich werden die Projektbetei- Fördermittel ches Verhältnis von Hartweizengrieß, ligten auch die Markteinführung der 45 141 Euro Lupinen- und Ackerbohnenmehlen Nudeln unterstützen und ein auf Kin- davon aus ELER-Mitteln für die Nudelherstellung am besten der zugeschnittenes Vermarktungs- 33 856 Euro geeignet ist. Dann werden die Herstel- konzept entwerfen. Bundesland lungsprozesse und die neuen Nudel- Thüringen Die Rhönland eG möchte zusammen mit ihren Koopera- Ansprechpartner tionspartnern ein gesundes Nudelprodukt entwickeln. Dr. Gerold Ditzel Rhönland eG Am Lindig 1 36466 Dermbach Telefon: 036964 790 info@rhoenland-hof.de www.rhoenland-hof.de www.qmp-jena.de 19
Mehr Schutz bei Hochwasser der Elbe In Brandenburg bedroht starkes Hochwasser immer wieder landwirt- schaftliche Produktionsflächen und Siedlungen. Deshalb werden Deich- linien an Flüssen verstärkt und Möglichkeiten zum Rückhalt von Wasser Projekttitel geschaffen. Deichneubau und Flutpolder an der Elbe bei Mühlberg ELER-Priorität 2 Projektlaufzeit 2015 bis 2016 Gesamtkosten 2,7 Millionen Euro Fördermittel 2,43 Millionen Euro davon aus ELER-Mitteln 2,025 Millionen Euro In Mühlberg im Land Brandenburg wird ein 800 Meter langer neuer Bundesland Deich gebaut, um den Hochwasserschutz zu verbessern. Brandenburg Ansprechpartner Thomas Kuss Landesamt für Umwelt Brandenburg Im August 2002 und im Juni 2013 Deshalb wurde mit dem Neubau der Seeburger Chaussee 2 entging Mühlberg im Landkreis El- Deiche begonnen. Ein wichtiges Etap- 14476 Potsdam be-Elster im Südwesten Brandenburgs penziel erreichte man im September Telefon: 033201 442264 jeweils nur knapp einer Flutkatastro- 2016: Nördlich von Mühlberg wurde thomas.kuss@lfu. phe. Bei beiden Hochwasserereignis- ein 800 Meter langer, neuer Deich mit brandenburg.de sen musste die Kleinstadt an der Elbe Überlaufbauwerk zum Befüllen eines www.lfu.brandenburg.de mit ihren zahlreichen historischen 181 Hektar großen Flutpolders fertig- Wohnhäusern und Baudenkmälern gestellt. Dank dieser neu geschaffe- evakuiert werden. Die durch Sandsä- nen Rückhaltefläche und des neuen cke verstärkten Dämme hielten dem Deichs werden nicht nur die Ortslagen Druck der Wassermassen zwar stand. von Mühlberg und die landwirtschaft- Allerdings wurde deutlich, dass die lichen Flächen besser geschützt. Weil Deichanlagen bei Mühlberg weder die die Elbe im Hochwasserfall mehr Höhe noch die Standsicherheit Raum erhält, entlasten die neuen An- hatten, um wiederkehrenden lagen in Mühlberg auch die Deiche der Fluten in Zukunft gewachsen Gebiete flussabwärts. zu sein. Fehlende Deich- verteidigungswege und Der Elbeabschnitt bei Mühlberg stellt überflutete Zufahrtswe- einen Schwerpunkt im Hochwasser- ge erschwerten zudem schutz des Landes Brandenburg dar. die Sicherungsmaß- nahmen. Mühlberg war vor Hochwasser nicht mehr ausrei- chend sicher. Ein Überlaufbauwerk reguliert bei Hochwasser die Flutung eines Polders. 20
Trutz, blanke Hans! Weil die Polkappen schmelzen, steigt der Meeresspiegel. An der Nordseeküste gilt es, die Deichlinie auf die Sturmfluten der Zukunft vorzubereiten. Trotze dem blanken Hans, also den chenden Hochwasserschutz mehr und Projekttitel Deichverstärkung Meeresfluten – das ist nicht erst seit musste auf einem Kilometer Länge Hattstedter Marsch, der Veröffentlichung des gleichnami- verstärkt und teils neu gebaut wer- Geestanschluss Wobbenbüll gen plattdeutschen Gedichts vor über den. Der neue Deich ist nun ein soge- hundert Jahren ein lebenswichtiger nannter Klimadeich und hat ein ganz Auftrag in Schleswig-Holstein. Küsten- besonderes Profil: Die Außenböschung ELER-Priorität 2 niederungen, Inseln und Halligen sind ist flacher als bei anderen Deichen, in besonderer Weise den Angriffen des damit die Wellen an Wucht verlieren, Projektlaufzeit Meeres ausgesetzt. Küstenschutz ist wenn sie auf den Deich stoßen. Die 2016 bis 2017 daher seit jeher von zentraler Bedeu- Deichkrone wurde von 2,5 auf fünf tung, um Menschen und Siedlungen Meter verbreitert. Der Grund: Sollte Gesamtkosten vor Überflutungen zu schützen. Nun der Meeresspiegel stärker ansteigen 6 Millionen Euro erfordern Klimaprognosen vielerorts, als bislang prognostiziert, können Fördermittel dass Deiche an höhere Meeresspiegel- kommende Generationen dem Deich 6 Millionen Euro und Sturmflutwasserstände angepasst kurzfristig und ohne großen Aufwand davon aus ELER-Mitteln werden. eine „Kappe“ aufsetzen. Die Baureser- 2,4 Millionen Euro ve im Deich spart also künftig Kosten So auch in der Hattstedter Marsch und und verhindert erneute Eingriffe in die Bundesland den Niederungsgebieten von Wob- Umwelt. Schleswig-Holstein benbüll im Kreis Nordfriesland: Der vorhandene Deich bot keinen ausrei- Ansprechpartner ca. 1,5 m Helmut Groskreutz Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, Referat Küstenschutz Mercatorstr. 3 24106 Kiel Telefon: 0431 9885160 helmut.groskreutz@ melur.landsh.de Baureserve für zusätzlichen Meeresspiegelanstieg www.schleswig-holstein.de/DE/ Deichprofil mit Baureserve Themen/K/kuestenschutz.html Deichverstärkung nach Generalplan Küstenschutz 2001 (mit Klimazuschlag) Zu verstärkender Deich Profil eines sogenannten Klimadeichs Der Klimawandel stellt neue Anforderungen an den Küsten- schutz: Deiche müssen verstärkt oder neu gebaut werden. 21
Zukunft für Weinbau und Naturschutz Der Weinbau in den Steillagen des Wingertsbergs in der Pfalz war arbeits- und zeitintensiv. Deshalb gaben immer mehr Winzer auf. Die Weinbergterrassen lagen brach und seltene Tier- und Projekttitel Pflanzenarten drohten zu verschwinden. Ein Flurbereinigungs Flurbereinigung St. Martin verfahren hat dieser Entwicklung entgegengesteuert. Wingertsberg ELER-Prioritäten 2 und 3 Projektlaufzeit 2006 bis 2021 Gesamtkosten rund 1 Million Euro Fördermittel rund 901 000 Euro davon aus ELER-Mitteln rund 300 000 Euro Bundesland Rheinland-Pfalz Bei Flurbereinigungsverfahren sind häufig Landschaftseingriffe nötig. Am Win- gertsberg wurden diese durch gezielte Naturschutzmaßnahmen ausgeglichen. Ansprechpartner Dienstleistungszentrum Länd- licher Raum Rheinpfalz (DLR) Breitenweg 71 67435 Neustadt Der Wingertsberg in der Gemeinde Die Flächen mussten dringend Telefon: 06321 671-0 St. Martin bildet ein kleinräumi- wieder bewirtschaftet werden. landentwicklung-rheinpfalz@ ges Mosaik aus Weinbergterras- Daher wurde 2006 auf rund 15 dlr.rlp.de sen und Trockenmauern. Sie sind Hektar Fläche ein Flurbereini- www.dlr-rheinpfalz.rlp.de Lebensraum vieler spezialisierter gungsverfahren eingeleitet, um Arten wie der Zauneidechse, dem die Erschließung der Grundstücke Grauspecht, dem Neuntöter und und die Produktionsbedingungen der Zaunammer. Deshalb ist der zu verbessern. So wurde durch den Wingertsberg als Naturschutz- Neu- und Umbau von Wegen eine gebiet und in Teilen als Vogel- witterungsunabhängige Befahrung schutzgebiet „Haardtrand“ ermöglicht. An den Hängen legte gesetzlich geschützt. man Querterrassen an, die nun eine Teilmechanisierung zulassen. Sie Weil aber der Weinbau in sind Grundvoraussetzung für eine der Steillage anstrengen- nachhaltige, dauerhafte Nutzung de Handarbeit erfordert, und Offenhaltung der Flächen. Die gaben immer mehr Winzer in die Querterrassen integrierten die Nutzung auf. Schließ- Böschungen und Trockenmauern in lich lagen etwa 60 Prozent Gabionenbauweise – also mithilfe der Fläche brach und der von Steinkörben – kompensieren weinbauliche, naturschutz- die Landschaftseingriffe und bieten fachliche, landschaftsästheti- Tier- und Pflanzenarten, die auf „Unsere sche Initiative sowie touristische will Wert des aufzeigen, dass eine Offenland angewiesen sind, Gemein- auch schaft von vielen u Wingertsbergs drohte nterschiedlichen und vielfältigen verloren zu künftig einen Lebensraum. gehen. Menschen profitieren kann.“ Neue QuerterrassenDr. Armin Ruf, vereinfachen dieCaritasverband Bewirtschaftung desKempten-Oberallgäu Weinberges. 22
Neue Wege für ein konfliktfreies Miteinander Im Naturpark Drömling ist durch vier Flurneuordnungsverfahren ein 57,3 Kilometer langes neues Wegenetz entstanden. Landwirte erreichen nun auf kurzem Wege ihre Flächen und sparen dadurch Treibstoff; Radtouristen genießen ungestört die Natur. Sensible Projekttitel Naturgebiete wurden bei diesem Verfahren geschont. Wegebau im Naturpark Drömling – Konflikte zwischen Natur- schutz und Landwirtschaft lösen und sanften Tourismus Der Naturpark Drömling ist das größte Durch die optimierte Wegestruk- fördern Niedermoorgebiet in Sachsen-Anhalt. tur gelangen die Landwirte mit In den vergangenen 250 Jahren ist ihren Nutzfahrzeugen nun auf durch Entwässerungsmaßnahmen kürzestem Weg an ihren Einsat- ELER-Priorität 2 eine naturnahe Kulturlandschaft zort – das schont das Klima. Als entstanden. Unzählige Gräben, Äcker, Ausgleichsmaßnahme für die Projektlaufzeit Wiesen mit Baumreihen und Hecken neuen Verkehrswege sind ein 2006 bis 2020 sind heute Rückzugsgebiet vieler Teich, Flachwasserzonen sowie Gesamtkosten seltener und vom Aussterben bedroh- zwei Erlenwälder entstanden. 8,5 Millionen Euro ter Tier- und Pflanzenarten – darunter Demnächst werden unter einer Fördermittel Fischotter und Biber. Das macht die viel befahrenen Landstraße 7,65 Millionen Euro Region für Touristen interessant. Aber fünf Querungstunnel gebaut. davon aus ELER-Mitteln auch die Landwirtschaft profitiert von Sie sollen verhindern, dass rund 5,74 Millionen Euro den saftigen Weiden und attraktiven Tiere wie Biber und Fischotter Ackerflächen. beim Überqueren der Straße Bundesland von Fahrzeugen erfasst werden. Sachsen-Anhalt Um ein konfliktfreies Nebeneinan- Bei Radfahrern ist das neue der der verschiedenen Nutzungen zu Wegenetz übrigens ausgespro- Ansprechpartner ermöglichen, wurden vier Flurneu- chen beliebt. Dr. Wilfried Schröder ordnungsverfahren eingeleitet. Dabei Amt für Landwirtschaft, wurden Wege angelegt, die in ihrer Art Flurneuordnung und und Führung an die unterschiedlichen Forsten Altmark Ansprüche angepasst sind. 44,2 Kilo Goethestr. 3+5 meter Spurbahnwege mit zwei 29410 Salzwedel betonierten Spuren sind in Teilgebie- Telefon: 03901 846-114 ten entstanden, in denen die land- Ausgleichsmaßnahme für den Ver- wilfried.schroeder@alff.mule. wirtschaftliche Nutzung überwiegt. kehrswegebau: ein naturnaher Teich sachsen-anhalt.de Bitumenwege – sie sind komplett ver- www.alff.sachsen-anhalt.de/ siegelt – wurden auf einer Länge von alff-altmark 8,7 Kilometern in weniger natursen- siblen Bereichen gebaut, die für den PKW-Verkehr zugänglich sein müssen. Auf einer Länge von 4,4 Kilometern entstanden Schotter- wege. Sie sind weniger befahrene Wegeab- schnitte, die nur zum Erreichen einzelner landwirtschaftlicher Flächen benötigt werden. 23
In der neuen Liegehalle haben die Tiere viel Platz. 24
Mit Liegehalle, Melkroboter und Milchkühltank in die Zukunft Damit der Betrieb der Familie Benzin in der Uckermark wettbewerbsfähig bleibt, waren Investitionen notwendig. Durch die Modernisierung haben sich auch die Haltungsbedingungen für die Kühe verbessert. Projekttitel „Erweiterung des Milchviehstal- les (Anbau Liegehalle), Errich- tung Melkhaus mit Vorwar- Norbert, Lothar und Dennis Benzin ziehen. Nicht zuletzt begegnet Familie tebereich, Erwerb von zwei leiten einen landwirtschaftlichen Benzin mit den Melkrobotern den Melkrobotern und einem neuen Betrieb mit rund 400 Hektar Nutzflä- Schwierigkeiten bei der Gewinnung Milchkühltank sowie Architek- che, davon knapp 70 Hektar Grünland. von qualifiziertem Personal für den ten- und Planungsleistungen“ im Ihren Bestand von 280 Kühen möchten personalgebundenen Melkstand. Rahmen des Agrarinvestitions sie schrittweise aus eigener Nachzucht Schrittweise soll nun der gesamte förderungsprogramms (AFP) auf etwa 320 Tiere erhöhen. Dabei Betrieb auf die Robotertechnik umge- haben sie immer die Haltungsbedin- stellt werden. ELER-Priorität 2 gungen im Blick: Den Rindern soll es bei ihnen gut gehen. Deshalb hat Auch ein neuer Milchtank wurde Projektlaufzeit Familie Benzin an den bestehenden angeschafft. Darin wird die Milch auf 2015 bis 2016 Milchviehstall eine Liegehalle als vier bis fünf Grad heruntergekühlt und Offenstall angebaut. Die Kühe haben muss nur noch alle zwei Tage abge- Gesamtkosten durch die neue Halle mehr Licht, Platz holt werden – etwa 12 500 Liter. Die 960 697 Euro und Freiraum. Molkereien zahlen für die seltenere Fördermittel Abholung 0,5 bis 1,5 Cent mehr pro 229 606 Euro Zum neuen Anbau gehört auch ein Liter Milch. davon aus ELER-Mitteln Melkhaus mit Vorwartehof, Separation 172 205 Euro und zwei Melkrobotern. Die Melkro- boter zeigen auf dem PC der Betriebs- Bundesland leiter an, wenn die Milchmenge einer Brandenburg Kuh stark schwankt oder sie nicht zum Melkstand gekommen ist. So können Ansprechpartnerin die Landwirte zeitnah feststellen, Annegret Frenzel wenn bei einer Kuh etwas nicht in Ord- Ministerium für Ländliche Ent- nung ist und aus den ausgelesenen wicklung, Umwelt und Landwirt- Werten Rückschlüsse auf die U rsachen schaft des Landes Brandenburg (MLUL), Referat 30 Der Melkroboter misst Werte, die auch Auskunft Henning-von-Tresckow-Str. 2-13 über den Gesundheitszustand der Tiere geben. 14467 Potsdam Telefon: 0331 866-7615 annegret.frenzel@mlul. Das Team der GbR Benzin in Steinfeld, Landkreis Uckermark brandenburg.de www.mlul.brandenburg.de/cms/ detail.php/bb1.c.203944.de 25
Mehr Tierwohl im neuen Stall Eine nachhaltige und artgerechte Tierhaltung in der Landwirtschaft – das wünscht sich der Verbraucher und das war auch Ziel von Familie Gelb, als sie in einen neuen Stall für ihre Mastschweine investierte: Die Tiere ste- hen nun auf Stroh und können sich auf einer größeren Fläche bewegen. Projekttitel „Neubau eines tiergerechten Außenklimastalls für 1 490 Mastschweine“ im Rahmen des Agrarinvestitionsförderungs programms (AFP) ELER-Priorität 2 Projektlaufzeit 2015 bis 2016 Gesamtkosten rund 1,1 Millionen Euro Familie Gelb mit ihren Lehrlingen Bundesland Bayern Ansprechpartner Amt für Ernährung, Landwirt- schaft und Forsten Augsburg Familie Gelb möchte, dass ihre Mast- ihrem angeborenen Wühlverhalten Bismarckstr. 62 schweine ein möglichst artgerechtes nachgehen, was insgesamt den Tier- 86391 Stadtbergen Leben haben. Beim Bau ihres neu- komfort und auch die Tiergesundheit Telefon: 0821 43002-0 en Stalles in Steinach im Landkreis erhöht. An kalten Tagen wärmt eine poststelle@aelf-au.bayern.de Aichach-Friedberg war der Familie Fußbodenheizung die Schweine, an www.aelf-au.bayern.de deshalb wichtig, Tierwohl-Maßnahmen heißen erfrischen sich die Tiere unter umzusetzen, die über die gesetzlichen einer Dusche. Wann immer die Tiere Vorgaben hinausgehen. möchten, gehen sie in den vollüber- dachten Auslauf ins Freie. Der 2016 erbaute neue Stall für 1 490 Mastschweine ist ein emissionsarmer Durch diese Haltung sind die Schweine Außenklimastall, der durch seine Ge- von Familie Gelb viel in Bewegung. samtkonzeption – Bauweise, Fütte- Außerdem fressen sie Stroh und somit rungs- und Entmistungstechnik – für weniger Getreide. Die Folge ist, dass ein gutes Stallklima sorgt. Weil der die Tiere langsamer wachsen und Stall großzügig geplant wurde, zunehmen als bei herkömmlicher haben die Tiere darin fast Haltung. Das ist für das Tierwohl po- doppelt so viel Platz wie sitiv – aber Familie Gelb kann dadurch gesetzlich gefordert. weniger Schweine mästen. Vater und Eine weitere Beson- Sohn Gelb hoffen deshalb, dass der derheit: Die Schwei- hohe Aufwand und die Kosten für ne stehen und ihre „Strohschweine“ über höhere liegen auf Stroh. Marktpreise honoriert werden. Dafür Das bedeutet brauchen sie Abnehmer und Metzge- zwar für Fami- reien, die bereit sind, mit dem Konzept lie Gelb mehr „Strohschweine“ zu werben. Und sie Aufwand, dafür benötigen Verbraucher, die Qualität können die und Tierwohl würdigen und bereit Schweine aber sind, dafür mehr zu bezahlen. Im neuen Stall stehen und liegen die Schweine auf Stroh und können ihrem natürlichen Wühlverhalten nachgehen. 26
Eine Prämie für den Tierschutz Eine besonders tiergerechte Haltung für Legehennen und Schweine verursacht Landwirten Mehrkosten, die ihr Auskommen gefährden können. In Niedersachsen erhalten Landwirte deshalb für freiwillige Tierschutz-Anstrengungen einen finanziellen Ausgleich. Projekttitel Maßnahme „Förderung freiwil- Viele Landwirte sind bereit, dem Tier- besonders tiergerechte Haltung liger Leistungen zur Verbes- schutz bei der Haltung von Schweinen auszugleichen, erhalten landwirt- serung des Tierwohls in der und Legehennen freiwillig und über schaftliche Betriebe in Niedersachsen Nutztierhaltung“ die gesetzlichen Vorgaben hinaus deshalb eine Prämie. Die wesentliche mehr Raum zu geben. Sie bieten den Voraussetzung dafür ist, dass sie auf Tieren in ihren Ställen beispielsweise das Kürzen der Schnäbel bei Legehen- ELER-Priorität 3 viel Platz oder schaffen Beschäfti- nen und das Kupieren der Schwänze gungsmöglichkeiten, um Kannibalis- bei Mastschweinen und Ferkeln ver- Projektlaufzeit mus und andere tierschutzrelevante zichten. Ein Beispiel: Hält ein Landwirt 2014 bis voraussichtlich 2020 Probleme zu vermeiden. Maßnahmen in einem Stall mit nur einer Ebene dieser Art bedeuten für Landwirte maximal sieben Legehennen je Quad- Gesamtkosten* häufig mehr Zeitaufwand: Unkupierte ratmeter nutzbarer Grundfläche – bei 27,5 Millionen Euro Schweine etwa muss der Landwirt in mehreren Ebenen maximal 14 Hennen Fördermittel ihrem Verhalten genau beobachten, je Quadratmeter – bekommt er für je- 27,5 Millionen Euro um Verletzungen rechtzeitig vorbeu- des Tier eine Förderung von 1,70 Euro. davon aus ELER-Mitteln gen zu können. Außerdem verursachen Die Unterstützung wird für maximal 27,5 Millionen Euro Tierschutzmaßnahmen zusätzliche 6 000 Tiere gewährt. Kosten. Um die Mehrkosten für eine Bundesland Niedersachsen Ansprechpartner Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK), Fachbereich 2.1 – AG 2.1.1 Gertrudenstr. 24 26121 Oldenburg Telefon: 0441 801-0 afp@lwk-niedersachsen.de www.lwk-niedersachsen.de www.pfeil.niedersachsen.de www.tierwohl.niedersachsen.de * Mittel für die Maßnahme in ganz Niedersachsen Betriebe in Niedersachsen, die auf das Kupieren der Ringel- schwänze bei Schweinen und das Kürzen der Schnäbel bei Legehennen verzichten, erhalten eine Prämie. 27
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