DIE ELF KERN-MISSIONEN DES FIBL VON 2018 BIS 2025
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FiBL Schweiz Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL Ackerstrasse 113 5070 Frick, Schweiz info.suisse@fibl.org FiBL Deutschland info.deutschland@fibl.org FiBL Österreich info.oesterreich@fibl.org FiBL France info.suisse@fibl.org FiBL Europe info.europe@fibl.org FiBL / ÖMKI Madyar info@biokutatas.hu Impressum Redaktion: Urs Niggli und Judith Riedel Lektorat: Markus Bär Gestaltung: Kurt Riedi Fotos: FiBL, bis auf: S. 2 PantherMedia Stock Agency, Gina Bringman (Design Pics); S. 5 (links) Can Stock Photo, knorre; S. 9 PantherMedia Stock Agency, Manhattan001; S. 10 PantherMedia Stock Agency, vladvitek; S. 14 Pixabay, ekamelev; S. 16, 21, 29, 44 Marion Nitsch; S. 19 wikimedia.org, Ninjatacoshel (CC BY-SA 3.0); S. 22 duddingtonia.com (CC BY-NC-ND 4.0); S. 26 PantherMedia Stock Agency, Hans-Joachim Bechheim; S. 32 Pixabay, Pexels; S. 37 (unten) PantherMedia Stock Agency, weedezign Druck: Brogle Druck AG, Frick, Schweiz www.fibl.org © 2019
Biolandbau, Tierwohl und Agrarökologie im Zentrum der Gesellschaft Sehr geehrte Damen und Herren, In der Mitte des 21. Jahrhunderts werden 500 Millionen Kern-Missionen bündelt das FiBL seine vielfältigen Akti- Bäuerinnen und Bauern neun Milliarden Menschen aus- vitäten und geht teilweise ganz neue Wege. Die Heraus- reichend und gesund ernähren. Sie werden dies unter forderungen der Zukunft sollen mit Ideen und Methoden Schonung der natürlichen Ressourcen und ohne fossile der Zukunft angegangen werden. Energieträger tun. Sie werden von ihrer Produktion wirt- Die elf Kern-Missionen bilden ein Dokument, das Auf- schaftlich und gut leben können. Und mit Nutztieren die bruch erzeugt. Wir wollen wesentlich mehr bewirken, unerschöpflichen Graslandflächen und die Nebenproduk- weil wir sehen, dass sich viele unserer Ideen bewähren te der Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie ohne und unsere Partner füllen den Pool von guten Lösungen Leiden und Stress nutzen. weiter. Diesen Aufbruch wollen wir auch finanzieren und Das ist der moderne Biolandbau, für den sich das FiBL mit machen grosse Anstrengungen, die heutigen Budgets der zahlreichen Forschungsprojekten, Bildungsaktivitäten und fünf FiBL in Höhe von etwa dreissig Millionen Franken/ Beratungswissen einsetzt. Als direkter Akteur in verschiede- Euro mindestens zu verdoppeln. nen europäischen Ländern oder in zahlreichen Kooperatio Wir wollen den Biolandbau, das Tierwohl und die Ag- nen mit öffentlichen und privaten Institutionen in prak- rarökologie ins Zentrum der Landwirtschaft und der Er- tisch allen Ländern der Welt. Denn die Mitarbeitenden nährung bringen. Die Zeit ist reif für eine Transformation, des FiBL wollen etwas bewegen. Dazu nutzen sie das Wis- dazu braucht es Herz, Kopf, und Hände. sen, das sie in vielen hundert Projekten mit Praktikerin- nen und Akteuren gesammelt und durch experimentelle Freundliche Grüsse Forschung und sorgfältige Analysen laufend erweitert ha- ben. Auf die Mitarbeitenden des FiBL kann man sich im Biolandbau seit 45 Jahren verlassen. Die ökologische, wirtschaftliche und soziale Transformati- on der globalen Ernährungssysteme ist heute in aller Mun- Urs Niggli de. Das FiBL arbeitet zielstrebig und konsequent daran. Es nutzt dazu öffentliche Gelder, Stiftungsgelder und Mittel von innovativen Unternehmen. Mit elf neu formulierten 1
Wachstum Biolandbau weltweit 2000 -2017 Millionen Hektaren 70 60 50 40 30 20 10 0 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 2017 FiBL Statistics
Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL Das FiBL ist ein unabhängiges Forschungs-, Bildungs- und Beratungsinstitut für den biologischen Landbau, welches 1973 als private gemeinnützige Stiftung in der Schweiz ge- gründet wurde. In den Jahren 2000 bis 2017 entstanden weitere, eigenständig arbeitende FiBL in Deutschland, Österreich, Ungarn, Belgien und Frankreich. Durch die enge Zusammenarbeit von insgesamt 300 Fachleuten über Länder- und Institutions-Grenzen hinweg bildete sich eine aussergewöhnliche Kompetenz, viele wirtschaftliche Synergien und eine grosse Kraft, Veränderungen in der Landwirtschaft anzustossen. Die Arbeitsweise des FiBL ist engagiert und professionell. Grundlagenforschung, gemeinsame Entwicklungen mit Landwirten und dem Lebensmittelhandel und der Dialog mit der Gesellschaft sind gleichermassen wichtig. 3
Kern-Mission 1: Pflanzenzüchtung für agrarökologische und biologische Anbausysteme Einleitung Aktivitäten Angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung, zu- Das FiBL prüft seit 40 Jahren Sorten zahlreicher Kultur- nehmender Ressourcenknappheit und widriger Wachs- pflanzen unter biologischen Anbaubaubedingungen. tumsbedingungen (Klimawandel) benötigen wir innova- Seit 15 Jahren wird die wissenschaftliche Unterstützung tive und vielfältige Anbausysteme für eine nachhaltige praktischer Züchtungsprogramme ausgebaut. In der Ernährungssicherheit. Um diesen Herausforderungen FiBL-Pflanzenzüchtung engagieren sich 25 Fachleute für zu begegnen, braucht es ein breites Portfolio an Kul- Züchtungsforschung, Sortenprüfung und Markteinfüh- turarten und Sorten. Die Biozüchtung stellt eine grosse rung. Mit Biozüchterinnen, Züchtungsforschern und Bio- Auswahl an Kulturarten und Sorten sicher, die speziell verbänden wird eine enge Zusammenarbeit gepflegt. In an die geschlossenen Kreisläufe und selbstregulieren- Zukunft soll die Arbeit in folgenden Bereichen verstärkt den Systeme des Biolandbaus angepasst sind und den werden: Ansprüchen der Konsumentinnen und Konsumenten an ernährungsphysiologische Qualität und Geschmack • Innovative Züchtungsprojekte in der Schweiz. Das FiBL gerecht werden. unterstützt Züchtungsaktivitäten für Ackerkulturen, Gemüse und Obst durch Beratung und Forschung. Im Mission Fokus stehen Hülsenfrüchte (Leguminosen) als wichti- Das FiBL leistet mit seiner Züchtungsforschung einen ge Eiweisslieferanten. Beispielsweise züchtet das FiBL wegweisenden Beitrag zur ökologischen und ökonomi- Weisse Lupinen, die gegen die Welke resistent sind, schen Leistungsfähigkeit des nachhaltigen und vielfäl- Erbsen, die sich für Mischkulturen eignen und besser tigen Biolandbaus weltweit. Wir orientieren uns an den an Stress angepasst sind indem sie Symbiosen mit den Ansprüchen der gesamten Wertschöpfungskette und Mikroorganismen im Boden eingehen. Ein weiteres entwickeln kooperative und partizipative Konzepte nach Beispiel ist die Entwicklung von Soja mit verbesserter neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und im Ein- Unkrauttoleranz und Eignung für die Verarbeitung zu klang mit den Richtlinien des Biolandbaus. Das FiBL ist Tofu. der kompetente Ansprechpartner für Züchter, Forscherin- nen, Landwirte, Beraterinnen, Zertifizierer, Handel und • Partizipative Züchtungsprogramme im Süden. Gemein- politische Entscheidungsgremien für alle Fragen rund um sam mit Bäuerinnen und Bauern, Züchtern und Züch- die Themen Biopflanzenzüchtung und Biosaatgut auf na- terinnen und der gesamten Wertschöpfungskette initi- tionaler, EU- und weltweit Ebene. iert das FiBL auch in Ländern des Südens partizipative 4
Pollen verschiedener Pfanzenarten in Makro aufnahmen. Der Pollen verschmilzt bei der gezielten Züchtung mit der Eizelle zur Zygote. Verbesserung der Krankeitstoleranz von Weisser Lupine (Züchterin Christine Arncken). 5
Die Zygote beginnt sich unmittelbar nach der Befruchtung zu teilen (Mitose). Zwei Stadien der Kernteilung. Züchtungsprogramme, um die Saatgutsouveränität der Methoden Kleinbauernfamilien zu erhöhen. Im Fokus steht heute Das FiBL erforscht in interdisziplinären Konsortien die die gentechnikfreie Baumwollzüchtung in Indien. Die- physiologischen und genetischen Grundlagen, Selektions- se Aktivitäten sollen in anderen Ländern und auch für methoden und Strategien für die Züchtung von Kultur- andere Kulturarten ausgedehnt werden. pflanzen mit erhöhter Toleranz gegenüber Krankheiten, Schädlingen und Unkräutern, erhöhter Ressourceneffizi- • Biosortenprüfung, Biosaatgut und Markteinführung. enz (Stickstoff, Phosphor) sowie Anpassungsfähigkeit an Für alle wichtigen Kulturen führt das FiBL die Sor- physikalischen Stress (Hitze, Frost, Versalzung, Trocken- tenprüfung unter Biobedingungen durch. Die Erhö- heit, Überflutung, Ozon). Die Ziele sind die Anpassung hung der Vitalität und Gesundheit von Biosaat- und der Pflanze an Umweltbedingungen im Biolandbau und Biopflanzgut ist ein zweiter Schwerpunkt. Um die Saat- die Erhöhung der Widerstandskraft des Anbausystems gutverfügbarkeit zu erhöhen, hat das FiBL die Biosaat- durch Erweiterung der genetischen Vielfalt und verbes- gutdatenbank «OrganicXseeds» entwickelt und wird serte Wechselwirkung der Pflanze mit Nachbarpflanzen diese als EU-weiten Standard ausbauen. Zur weiteren und mit der Gemeinschaft der Mikroorganismen im le- Stärkung der Biozüchtung prüft das FiBL verschiede- bendigen Boden. Gleichzeitig werden ernährungsphysio- ne Finanzierungsmodelle und Vermarktungskonzepte logische und sensorische Kriterien berücksichtigt. Dazu und setzt sich für optimale Rahmenbedingungen für werden Screeningtests entwickelt, Kreuzungen erzeugt Biozüchtung und Sortenzulassung ein. und umfangreiche Feldversuche auf Biobetrieben und un- 6
ter kontrollierten Bedingungen durchgeführt. Zur Identi- Zusammenfassung fizierung der Vererbungsmechanismen werden Pflanzen, Das FiBL ist das führende Kompetenz- und Innovati- Schaderreger und die Mikrobengesellschaft phänotypi- onszentrum für Biopflanzenzüchtung. Ziel ist die Ent- siert und genotypisiert, Wurzelexsudate sowie Stoffwech- wicklung eines breiten Portfolios von leistungsfähigen, selprodukte unter verschiedenen Stressbedingungen ana- widerstandsfähigen und standortangepassten Sorten lysiert und Schnelltests für diagnostische Zwecke und für innovative, vielfältige und nachhaltige biologische markergestützte Selektion entwickelt. Mit dem Einsatz Anbausysteme. Die Züchtungsforschung des FiBL um- von spektralen Messtechniken soll die Selektion mittel- fasst alle Aspekte der kompetenten Unterstützung der fristig optimiert werden. Biozüchterinnen und Biozüchter: von der Entwicklung innovativer Züchtungskonzepte und Screening Tools Partner über verbessertes Züchtungsmaterial, Sortenprüfungen, Private biologische Züchterinnen und Züchter in verschie- Saatgutgesundheit, Biosaatgut-Datenbanken, Aus- und denen Ländern. Weitere öffentliche und private Züchter Weiterbildungen, Vernetzung und Kapazitätsbildung und Züchtungsforschende weltweit. Hochschulen und der Akteure bis hin zur Markteinführung neuer Sor- staatliche Forschungsinstitutionen, die in der Züchtung ten und zur Entwicklung von Finanzierungskonzep- und Sortenentwicklung tätig sind. Nationale und interna- ten und Geschäftsmodellen für eine nachhaltige Pflan- tionale Fachorganisationen, Branchenverbände und Pro- zenzüchtung, Sortenprüfung und Saatgutproduktion. duzentenvertreter. Gemeinsame Projekte und Aktivitäten bestehen mit über 50 Institutionen. Finanzierung Die Arbeit wird mit Projekten und Aufträgen der EU, der Die Ziele bis 2025 Schweizer Regierung und anderen Ländern, von gemein- Das FiBL kann entscheidende Erfolge in der Züchtungsfor- nützigen Stiftungen und von Unternehmen, die sich für schung auf Mischkultureignung und auf verbesserte Sym- den ökologischen Handel engagieren, finanziert. Die bio- biose mit Bodenmikroben vorweisen. In der Biobaumwoll- logische Züchtung und Sortenentwicklung ist in Europa züchtung ist das FiBL weltweit führend. In Afrika wird eine Nische und weltweit marginal. Das FiBL will das än- durch den Aufbau partizipativer Züchtungsinitiativen dern und strebt mittelfristig ein zusätzliches Finanzvolu- eine erhöhte Saatgutsouveränität erreicht. Das FiBL stellt men von 5 Millionen Franken / Euro pro Jahr an. interessierten Züchtern und Landwirtinnen verbessertes Zuchtmaterial zur Verfügung, zum Beispiel welketoleran- te Lupinen. Die entwickelten Biosorten überzeugen durch ihre Leistung und Anpassungsfähigkeit. Das FiBL hat neu- Ansprechpersonen este Methoden zur Phäno- und Genotypisierung in For- Monika Messmer, Pierre Hohmann, Andreas Kranzler, schungsprojekte integriert und neue Screeningmethoden Christine Arncken und Freya Schäfer sowie ein umfassendes Ausbildungskonzept entwickelt. Das FiBL kann sich auf ein verlässliches internationales Netzwerk stützen und kooperiert eng mit praktischen Züchterinnen und Züchtern für den Biolandbau. 7
Kern-Mission 2: Nutzung digitaler Techniken im modernen Biolandbau Einleitung schutz tätig. Die Optimierung des Wohlbefindens und der Die Digitalisierung eröffnet im Pflanzenbau, in der Tier- Gesundheit von Nutztieren ist seit 20 Jahren ein Schwer- haltung, in der Betriebsführung und im Wissensaustausch punkt. Das FiBL will mit seinen Wissenschaftlerinnen und neue Möglichkeiten. Wie kann der Biolandbau von diesen Beratern die Potentiale und Risiken der Digitalisierung Entwicklungen profitieren? Welche Fortschritte bringt die für den Biolandbau ausloten und gezielt nutzen. Zu die- Digitalisierung der landwirtschaftlichen Praxis? sem Zweck werden folgende Aktivitäten ausgebaut und neu gestartet: Mission Das FiBL wird zur führenden Institution im Bereich «Digi- • Effizientere Unkrautregulierung durch automatische tal Farming» im Biolandbau. Es testet die modernsten zur Lenksysteme. Im biologischen Acker- und Gemüsebau Verfügung stehenden digitalen Techniken, entwickelt in- ist die Unkrautregulierung der grösste Kostenfaktor. novative Methoden und Verfahren, welche auch die klein- Zwischen den Reihen gibt es eine grosse Anzahl von räumige Biolandwirtschaft insgesamt ökologischer und ef- Möglichkeiten, das Unkraut zu regulieren, in der Reihe fizienter machen. Zusammen mit den Entwicklerinnen und werden aber in gewissen Kulturen immer noch bis 200 Entwicklern werden die digitalen Techniken an die Bedürf- Arbeitsstunden pro Hektare aufgewendet. Mit neuen nisse des Biolandbaus und der Biotierhaltung angepasst GPS-gesteuerten Hackgeräten lässt sich noch näher an und ‒ falls erfolgreich getestet ‒ in die Praxis eingeführt. die Nutzpflanzenreihen heranfahren und die Geräte ar- Hierfür arbeitet das FiBL international mit den führenden beiten präziser und schneller. Der Eingriff in die Reihe Institutionen im Bereich Digitalisierung zusammen. Dabei ist äusserst anspruchsvoll. Am FiBL werden einerseits werden eine Optimierung des Systems Biolandbau und Versuche mit Querhacken in Zuckerrüben gemacht höhere Gemeinwohlleistungen angestrebt. Das FiBL analy- und andererseits werden (teil-)autonome Roboter ge- siert die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Lebens- prüft, welche das Unkraut von der Kulturpflanze un- qualität der Akteure, auf die Nachhaltigkeit der Prozesse, terscheiden können und es gezielt mit einem Messer auf das Tierwohl und auf die Qualität der Produkte und beseitigen. entwickelt für den Biolandbau sinnvolle Lösungen. • Bessere Diagnostik auf dem Feld. Werden erste Sym- Aktivitäten ptome rechtzeitig erkannt, können Krankheiten um Das FiBL ist seit 40 Jahren in der Entwicklung von mecha- Tage oder sogar Wochen hinausgezögert und Primär- nischen und physikalischen Verfahren für den Pflanzen- herde zum Beispiel in Kartoffelkulturen mechanisch 8
beseitigt werden. Drohnen mit hochauflösenden Ka- • Weniger Bodenverdichtungen und Erosion durch per- meras ermöglichen die Durchführung von Monito- manente Fahrspuren: Bodenverdichtungen durch star- rings, welche entsprechende Informationen liefern. kes Befahren verschlechtern Bodenfunktionen wie Was- Auch Wurzelunkräuter lassen sich mithilfe von Droh- serspeicherung, Entwässerung und Filtration, was sich nen erkennen und quantifizieren. Je nach Dichte und letztlich auch in reduzierten Erträgen äussert. Mit dem Ausbreitung der erfassten Unkrautnester kann die Bo- sogenannten «Controlled Traffic Farming (CTF)», ei- denbearbeitung intensiver oder extensiver betrieben nem Managementsystem, welches alle Maschinenbelas- werden. Die Auswertung von Luftbildern zeigt auch, tungen auf ein Minimum an permanenten Fahrspuren ob die Wachstumsbedingungen für eine Feldkultur begrenzt, wird die Bodenverdichtung stark reduziert. optimal sind. So kann man Düngung und Bewässe- Das System könnte mittelfristig grosse Vorteile haben, rung frühzeitig anpassen. insbesondere wenn es mit pflugloser Bearbeitung und Massnahmen gegen Erosion, zum Beispiel mit perma- • Erhöhung der Biodiversität durch präzise Saat: Präzise nent begrünten Grasstreifen, kombiniert wird. Aussaattechniken machen es möglich, grössere Parzel- len ohne wirtschaftliche Einbusse in kleinere Einheiten • Früherkennung von Krankheiten im Stall durch Sen- aufzuteilen. Blühstreifen lassen sich GPS-gestützt ge- soren: Die individuelle Erkennung von Tieren bietet zielt in bestehende Felder integrieren oder schon vor viele Möglichkeiten für Beobachtung und Diagnostik der Aussaat der Hauptkultur anlegen. Biodiversitätsflä- und ermöglicht gezielte Fütterung und angepasstes chen können so besser vernetzt werden. Management. Mit der Kombination von Verhaltens-, Mit Hilfe von Sensoren werden die Fress aktivitäten, die Bewegungsintensität und das Wohlbefinden aufgezeichnet und die Land wirte haben für jede Kuh ein «Tagebuch». 9
Entwicklungen den Bedürfnissen der Landwirtinnen und Landwirte angepasst sind. Der Kodex muss auch ethische Prinzipien in der Entwicklung, Anwendung und Datenverarbeitung umfassen – nicht zuletzt wird es um die Frage gehen, wem die Daten gehören. Methoden Das FiBL testet und kombiniert eine möglichst grosse Anzahl digitaler Werkzeuge für den biologischen Pflan- Dank hochauflösenden Kameras können mittels Hyperspektralanalyse zenbau und die Biotierhaltung. Dies sind in erster Linie der Gesundheitszustand und die Wüchsigkeit der Pflanzen (hier Wei Instrumente zur Früherkennung von Krankheiten und zen) bestimmt werden. Seuchen mit Hilfe von Drohnen, Spektralkameras, Senso- ren und autonomen Robotern. Durch die Früherkennung können gezielte Massnahmen ergriffen und der Einsatz von Spritzmitteln und Medikamenten auf ein absolutes Stoffwechsel- und Positionsdaten, welche über Sen- Minimum reduziert werden. Funktionierende Entwick- soren und Messstationen etwa im Melkstand erhoben lungen sollen über Pilotbetriebe verbreitet werden. Pro- werden, strebt das FiBL die Entwicklung moderner und totypen von Robotern werden vom FiBL gemeinsam mit präziser Weideführungs- und Fütterungssysteme an. den Entwicklerinnen und Entwicklern an die Bedürfnisse des Biolandbaus angepasst. Der Systemansatz steht hier • Dialog mit der Praxis führen. Um die digitalen Techni- im Vordergrund. ken effizient und sinnvoll für die Praxis im Biolandbau zu gestalten und nutzen, bringt das FiBL die relevanten Partner Akteure an einen Tisch: Entwickler, Anwenderinnen, Zusammenarbeit mit grossen Landmaschinenfirmen und Forschende, Praktiker, Unternehmerinnen und Gesetz- innovativen Start-ups. Hochschulen, Universitäten und gebende können sich so über ihre Ansprüche an die Forschungsanstalten. Insgesamt bestehen Projekte und Technologie austauschen und zusammen neue Ansät- Aktivitäten mit 20 Institutionen. Zukünftige Transparenz ze entwickeln. Ein gemeinsamer Verhaltenskodex wird des Zugangs zu gewonnenen Daten und der Datenverar- entwickelt, der sicherstellt, dass die technologischen beitung sind zentrale Kriterien für die Auswahl der Partner. 10
Die Ziele bis 2025 oder Tierherden eingesetzt, andererseits werden die Ma- Das FiBL hat die neuesten digitalen Techniken zu Diag- schinen immer autonomer bis hin zu Robotern, welche die nostik, Monitoring und Robotik in laufende Projekte in- Handarbeit erledigen. Das FiBL prüft digitale Techniken tegriert, die Techniken sind täglich im Einsatz. Krankhei- und Methoden für die Anwendung im modernen Bio- ten, Schädlinge und Unkräuter können früher erkannt landbau im Stall und auf dem Feld und entwickelt sie mit und damit gezielter und effizienter behandelt werden. führenden Partnern weiter. Die Betriebsleiterinnen und Krankheiten und Schädlinge werden durch Drohnen Betriebsleiter können auf zukünftige Techniken besser mit hochauflösenden Spektralkameras erkannt. Unkräu- und schneller vorbereitet werden. Diese Entwicklungen ter werden durch autonome Roboter schon im Keim- werden den Alltag der Betriebsleitenden entscheidend be- blattstadium identifiziert und mit Laser, Strom oder einflussen und Auswirkungen auf das gesamte Landwirt- mechanisch effizient und umweltschonend entfernt. Die schaftssystem einschliesslich der vor- und nachgelagerten Techniken werden vom FiBL gemeinsam mit externen Bereiche haben. Firmen und Hochschulen ständig weiterentwickelt und in gemeinsamen Forschungsprojekten getestet, bevor Finanzierung sie Einzug in die Praxis halten. Moderne digital basierte Aufbauend auf der Erfahrung der FiBL-Teams in der Pro- Weidesysteme sind entwickelt, die Fütterung wird effi- duktionstechnik wird ein neuer Forschungsschwerpunkt zienter und die Auswirkungen auf die Tiergesundheit „Digitalisierung“ gesetzt, in dessen Zentrum die landwirt- werden quantifizierbar. Durch diese neuen Techniken schaftliche Praxis steht. Dies erfordert grosse finanzielle ist der Biolandbau insgesamt ökologischer und effizi- Anstrengungen, damit die spezifischen Anliegen des Bio- enter geworden, sowohl im Pflanzenbau als auch in der landbaus nicht vernächlässigt werden. Das FiBL investiert Tierhaltung. pro Jahr etwa 3 Millionen Franken / Euro, wovon erst ein kleiner Teil gesichert ist. Zusammenfassung Sensoren, satellitengesteuerte Geräte und Kameras sowie einfache Roboter kommen in der Landwirtschaft immer öfter zum Einsatz. Beispielsweise setzt sich der Melkrobo- ter immer mehr durch. Die Tendenz geht in zwei Richtun- Ansprechpersonen gen: Einerseits werden immer mehr Sensoren, Drohnen Hansueli Dierauer, Hans-Jakob Schärer, Andreas Surböck, und Kameras zur Überwachung von Pflanzenbeständen Florian Leiber und Christian Lambertz 11
Kern-Mission 3: Biologischer Pflanzenschutz für die ganze Landwirtschaft Einleitung vertritt die Anliegen der Biolandwirtschaft. Dem Bio- Krankheiten und Schädlinge, besonders auch invasive landbau steht ein umfassendes Sortiment an ökologisch Arten, verursachen in der Landwirtschaft grosse Ver- verträglichen, humantoxikologisch unbedenklichen und luste. Diese können durch vorbeugende Massnahmen wirksamen Pflanzenschutzprodukten zur Verfügung. Das und durch direkten Pflanzenschutz verhindert werden. Potenzial für die konsequente Nutzung von Biodiversität Zu den vorbeugenden oder präventiven Massnahmen in der Landwirtschaft wird noch konsequenter ausge- gehören vielfältig gestaltete Anbausysteme, funktio- schöpft. Die Integration funktioneller Agrobiodiversität nelle Agrobiodiversität, vielgliedrige Fruchtfolgen und zur Schädlingsreduktion, Bestäubung und Förderung der robuste oder resistente Sorten. Ebenso gehören dazu Bodenfruchtbarkeit ist sichergestellt. Vorbeugende agro- moderne Diagnosemethoden zur Früherkennung von nomische Massnahmen werden dank konsequentem Ein- Schaderregern, basierend auf molekularbiologischen satz von moderner digitalisierter Technik wirtschaftlich Analysen, Sensoren oder hochauflösenden Kameras. Die und skalierbar. Dieser integrierte Systemansatz verbessert Massnahmen der direkten Schädlings- und Krankheits- die Nachhaltigkeit biologischer Anbausysteme und hilft bekämpfung sind auch im Biolandbau unverzichtbar. Sie auch nichtbiologische Produktionssysteme zu optimieren können biologischen, physikalischen oder mineralischen (Einsparung von Hilfsstoffen u.a.). Ursprungs sein. Aktivitäten Mission Das FiBL bearbeitet den Schwerpunkt Pflanzengesund- Das FiBL findet ganzheitliche Lösungen für stabile An- heit seit seinen Anfängen vor 45 Jahren und hat einen bausysteme, die ökologisch vorbildlich und wirtschaft- grossen Einfluss auf die heute praktizierten Techniken. lich sind. Es entwickelt innovative Mittel, Methoden und Im Zentrum der Arbeit stand und steht die Entwicklung Strategien der Schädlings- und Krankheitsregulierung von Pflanzenschutzmethoden und ihre Einführung in im Obst-, Wein-, Gemüse- und Ackerbau. Kupfer und die Praxis. Die Anbauverbände, Zertifizierer, Landwirte andere problematische Produkte (zum Beispiel Paraf- und Landwirtinnen werden durch eine Betriebsmittellis- finöl und Spinosad) werden sowohl durch Produkte von te unterstützt. Für die im Bereich des biologischen Pflan- Drittanbietern als auch durch eigene Technologien (zum zenschutzes tätigen Firmen und Organisationen führt das Beispiel Larixyne® und innovative Blühstreifen) ersetzt. FiBL eine jährliche Konferenz durch (www.abim.ch). Im Mit dem Netzwerk www.inputs.eu fördert das FiBL die FiBL arbeiten insgesamt 30 Fachleute am Thema. Diese Harmonisierung der Betriebsmittellisten in Europa und Arbeit soll deutlich ausgebaut werden: 12
• Direkter Pflanzenschutz und Ersatz umstrittener Pro- dukte. Das FiBL erforscht und entwickelt neue Pflanzen- behandlungsmittel und praxisnahe Entscheidungshilfen zum Pflanzenschutz. Dazu optimiert es existierende und entwickelt neue Produkte und physikalische Methoden. Beispiele für Produkte sind biologische Pflanzenschutz- mittel, natürlich vorkommende Substanzen, lebende Organismen und auch repellente Duftstoffe und resis- tenzinduzierende Mittel. • Forschung zu spezifischen Pflanzenpathogenen und Schädlingen. Das FiBL intensiviert die Forschung zu invasiven Schädlingen (zum Beispiel Kirschessigfliege und Marmorierte Baumwanze) und Krankheitserregern (insbesondere zu der neuen Apfelkrankheit Marssoni- na). Die Kontrolle von Pflanzenkrankheiten, die durch Insekten übertragen werden, wie Birnenverfall oder Ci- trus Greening, wird ein weiterer Schwerpunkt. Dabei verbessern wir das Verständnis von Biologie und Epi- demiologie und erarbeiten Diagnose- und Nachweis- methoden. • Betriebsmittelliste und Technologiefolgeabschätzun- gen. Die FiBL-Liste für Dünger, Pflanzenschutz-, Desin- fektions-, Parasiten- und Futtermittel existiert seit 1992. Mit dem Netzwerk www.organicinputs.org und www. inputs.eu fördern wir die Harmonisierung der Betriebs- mittelbeurteilung und der Betriebsmittellisten in Euro- pa und vertreten die Anliegen der Biolandwirtschaft. • Neue Techniken und Technologien. Die Verfügbarkeit von neuen Techniken und Technologien ist entschei- dend für die Weiterentwicklung der Produktionstech- nik und des Pflanzenschutzes. Dazu gehören Pflanzen- Der Agrarökologie und dem Biolandbau ist gemeinsam, dass die Selbstregulierungsfähigkeit in landwirtschaftlichen Kulturen gestärkt schutzmittel auf Basis neu entdeckter Natursubstanzen wird. Ein Buntbrache-Streifen in einem Maisfeld aus den FiBL-Feld oder Biocontrol-Organismen, Nanotechnologie oder versuchen. Marienkäfer (Coccinellidae) sind dankbare und für die neue Zuchtmethoden, aber auch innovative Maschinen Landwirte nützliche Besucher der Streifen. 13
Larixol OH H COOH Aus der Rinde der Europäischen Lärche (Larix decidua) hat das FiBL mit speziellen Extraktionsmethoden einen Wirkstoff gewonnen, welcher gegen verschiedene Mehltaupilze angewandt werden kann. Der Wirkstoff Larixol (siehe Strukturformel) wird nach unfangreichen Tests als rein natürliches Fungizid bei den Registrierungsbehörden angemeldet. Was einfach scheint, ist eine sehr kostspielige Forschung und Zulassung. (zum Beispiel Roboter, siehe dazu Kern-Mission 2). Das und kommunizieren wir Pflanzenschutzmassnahmen FiBL evaluiert die Eignung solcher Technologien für für die optimale Anpassung des ökologischen Land- den biologischen Landbau. baus an den Klimawandel (siehe Kern-Mission 11). Ein weiterer Schwerpunkt ist die landschaftsweite Bekämp- • Funktionelle Biodiversität. Die konsequente Förderung fung hochmobiler Schädlinge wie Kirschessigfliege oder von Ökosystemdienstleistungen mit Habitatmanage- Rapsglanzkäfer. Wechselwirkungen zwischen Anbau- ment und anbautechnischen Massnahmen ist besonders technik und Schädlingsbefall werden erforscht, um an- wichtig, um die Populationen der Schadorganismen passungsfähige Systeme zu entwickeln. auf niedrigem Niveau zu halten. Dabei ist es zentral, die komplexen räumlichen und zeitlichen Wechselwir- Methoden kungen zwischen Wirt, Schädlingen und Nützlingen in Das FiBL arbeitet mit Hochschulen und Unternehmen zu- naturnahen Habitaten und Produktionsflächen und auf sammen, die auf Naturstoffe spezialisiert sind, um Kom- weiteren Skalenebenen besser zu verstehen. Eine Erfolg petenzen in Naturstoffchemie, kommerzieller Produktion versprechende Massnahme ist es, ökologisch massge- und gesetzlicher Zulassung zu kombinieren. Weitere For- schneiderte Blühstreifen als wirksame naturnahe Ele- schungskooperationen bestehen in europäischen Konsor- mente zu installieren. Eine solche Optimierung kann tien sowie auch in regionalen und lokalen Projekten. Das die natürliche Schädlingsregulation verbessern und FiBL entwickelt und prüft neue Mittel und Methoden im helfen Pestizide einzusparen. Labor, in Feldversuchen (anerkannt Good Experimental Practice) und zusammen mit Produzentinnen und Pro- • Risiken und Chancen des Klimawandels für den Pflan- duzenten auf Praxisbetrieben. Die Implementierung von zenschutz. Wir zeigen die Folgen des Klimawandels auf funktioneller Agrobiodiversität wird in ein- und mehr- einheimische sowie gebietsfremde Schadorganismen und jährigen Kulturen in On-Farm-Versuchsnetzen weiter- auf das gesamte Anbausystem auf. Weiter evaluieren entwickelt. An verschiedenen Modellkulturen wie Apfel, 14
Kirschen und Kohl wird die Verbesserung der natürlichen Dazu gehören präventive Strategien wie optimierte An- Kontrolle von Schädlingen durch gezielte Förderung der bausysteme und Fruchtfolgen, Förderung der funktionel- Agrobiodiversität mit Blühstreifen, Begleitpflanzen und len Agrobiodiversität und moderne Diagnosemethoden strukturierten Habitaten im nahen Umfeld verfolgt. und direkte Massnahmen wie das Mittel Larixyne®. Für und mit unseren Partnern harmoniseren wir die Betriebs- Partner mittellisten auf Europäischer Ebene und organisieren Kleine und mittlere Firmen, staatliche und private For- jährlich das weltweit grösste Branchenmeeting zur Bio- schungsinstitute, Universitäten, Landwirte, Forschungs- logischen Schädlingskontrolle ABIM. Diese und weitere netzwerke und Behörden. Insgesamt bestehen Projekte Aktivitäten im Bereich Pflanzenbehandlungsmittel, Pflan- und Aktivitäten mit mehr als 50 Institutionen. zenpathogene und Schädlinge, Technologiefolgenab- schätzung, neue Technologien, funktionelle Biodiversität Die Ziele bis 2025 und Klimawandel wollen wir ausbauen um bis 2025 op- Das FiBL integriert für wichtige ein- und mehrjährige timale Anbausysteme zu entwickeln, Kupfer zu ersetzen Kulturen Anbautechnik, Sortenwahl und Pflanzenschutz oder weiter deutlich zu reduzieren und praktische Lösun- zu einem optimalen System und verbessert so die Ökosys- gen, auch zur Kontrolle neuer invasiver Schädlingsarten, temdienstleistungen wie Klimaresilienz (Fähigkeit zur zu entwickeln. Anpassung an Klimaveränderungen), Bestäubung, natür- liche Schaderregerregulierung und Bodenfruchtbarkeit. Finanzierung Neue krankheitsresistente und schädlingsrobuste Sorten Die bisherige Finanzierung aus Aufträgen der Schwei- können von den Biozüchtern für ihre Sortenentwicklung zer, Österreichischen und Deutschen Regierungen, aus genutzt werden. Kupfer ist ersetzt oder wird im Bioland- zahlreichen EU-Projekten, von gemeinnützigen Stiftun- bau in deutlich geringeren Mengen eingesetzt. Es sollen gen sowie von innovativen Firmen bringt eine kontinier- sowohl ökologisch vorbildliche praktische Lösungen für liche Verbesserung der landwirtschaftlichen Ertrags- Einzelprobleme («silver bullet solutions») wie auch wi- sicherheit, der Umwelt und der Lebensmittelqualität. derstandsfähige und selbstregulierende Produktionssys- Gerade im Pflanzenschutz sind die Forschungsmittel teme («system redesign») entwickelt werden. Mit Inter- zwischen dem Biolandbau und der allgemeinen Land- essengruppen und Entscheidungsträgern soll ausgiebig wirtschaft aber extrem ungleich verteilt. Das FiBL will über technologische und agrarökologische Innovationen deshalb grosse Anstrengungen unternehmen, dies zu diskutiert werden. Neue invasive Schädlingsarten, welche ändern. Um eine grosse Wirkung zu erzielen, sind In- eine Begleiterscheinung des Klimawandels und der globa- vestitonen von 5 (bis 10) Millionen Franken / Euro pro len Mobilität von Waren und Personen sind, sollen durch Jahr notwendig. präventive und direkte Massnahmen biokonform kontrol- liert werden. Zusammenfassung Ansprechpersonen Das FiBL entwickelt innovative biologische Pflanzen- Lucius Tamm, Claudia Daniel, Lukas Pfiffner, Bernhard schutzmassnahmen in Ackerbau und sonderkulturen. Speiser, Marlene Ariana Milan und Richard Petrasek 15
Löst ein optimierter Biolandbau den Zielkonflikt zwischen Produktivität und Umweltschutz? Else Bünemann und Norah Efosa wollen das untersuchen, hier bei der Beprobung bodenbürtiger Klimagase in geschlossenen Hauben und der Bodenprobenahme zur Bestimmung chemischer, biologischer und physikalischer Bodeneigennschaften. 16
Kern-Mission 4: Optimales Stickstoffmanagement für Pflanze, Tier und Umwelt Einleitung beschäftigt das FiBL seit seinen Anfängen. Sie war auch Stickstoff ist häufig der wichtigste ertragslimitierende Faktor die Initialzündung zum Start des DOK-Versuches im Jahr im Biolandbau und muss ständig aus Humus, organischen 1977 in der Nordwestschweiz, welcher mittlerweile als Düngern und durch Gründüngung (vor allem Legumino- globale Referenz für die Produktivität und die ökologi- sen) bereitgestellt werden. Zugleich geht Stickstoff leicht sche Vorzüglichkeit des Biolandbaus gilt. Diese Arbeiten durch Auswaschung oder gasförmige Verluste in die Um- sollen deutlich ausgebaut werden durch: welt verloren, schädigt natürliche Ökosysteme, belastet die Gewässer und trägt zur globalen Erwärmung bei. Eine op- • Optimiertes Stickstoffmanagement. Das FiBL optimiert timale Bewirtschaftung des Stickstoffs ist daher zentral für das Stickstoffmanagement auf allen Skalenebenen eine umweltfreundliche und ertragreiche Biolandwirtschaft. (Pflanze, Fruchtfolge, Betrieb, Landschaft). Das Poten- zial von Leguminosen als Stickstofflieferanten für den Mission Biolandbau wird durch Arbeiten im Bereich Mikro- Das FiBL etabliert sich als Kompetenzzentrum für den ben-Pflanzen-Interaktionen, durch Pflanzenzüchtung sorgfältigen Umgang mit Stickstoff in verschiedenen An- und Verbesserung von Fruchtfolgen und Anbausyste- bauregionen und Klimata. Es nutzt molekularbiologische men vermehrt genutzt. Betriebliche Strategien zur Ver- Methoden und stabile Isotope, um biologische Prozesse minderung von Stickstoffverlusten in der Tierhaltung zu untersuchen und zu optimieren. Stoffflüsse werden und beim Einsatz von Hof- und Recyclingdüngern wer- gemessen, modelliert und mit Planungstools optimiert. den entwickelt. Durch enge Verknüpfung von Tier- und Pflanzenproduk- tion werden betriebliche Stickstoffverluste und -importe • Angepasste Sorten und alternative Kulturen. Das FiBL minimiert, ohne die landwirtschaftliche Produktion in forscht zu Sorten und Kulturen, welche zur Verbesse- Ertrag oder Qualität zu beeinträchtigen. Mit Recycling- rung der Stickstoffnutzung beitragen, auch bei zuneh- düngern und alternativen Futtermitteln wird Stickstoff mendem Trockenheitsstress unter gemässigten und tro- aus gesellschaftlichen Kreisläufen in der Landwirtschaft pischen Klimabedingungen. genutzt und die biologische Stickstofffixierung durch Le- guminosen wird verbessert. • Düngungsplanung. Das FiBL entwickelt Hilfsmittel zur Düngungsplanung, welche die standortspezifische Aktivitäten Nachlieferung von Stickstoff aus dem Boden, die Pflan- Die Frage der guten Nährstoffversorgung im Biolandbau zenernährung (für qualitativ hochwertige Produkte) 17
und die kurz- und mittelfristige Wirkung organischer die betriebliche Stickstoffeffizienz optimieren und regio- Dünger berücksichtigen. Auf regionaler Ebene werden nale Ansätze für ein verbessertes Stickstoffmanagement die Nährstoffflüsse zwischen Gesellschaft und Land- verstärken. Dabei werden neben Stoffflussanalysen und wirtschaft optimiert. Nährstoffbilanzen insbesondere auch spektroskopische Methoden zur Charakterisierung organischer Dünger • Tierfutter. Futtermittel auf der Basis von rezyklierten sowie Fernerkundungsmethoden (vgl. Kern-Mission 2) Nährstoffen und Lebensmittelabfällen helfen Stickstoff- eingesetzt. kreisläufe zu schliessen. Partner • Modellierung. Regionale, nationale und globale Mo- Die Zusammenarbeit mit staatlichen Forschungsanstal- delle tragen dazu bei, das Ernährungssystem zu ver- ten und Universitäten ist sehr eng. Einzelne Projekte bessern und das Konsumverhalten an die planetaren laufen auch mit indischen wissenschaftlichen Partnern. Ökosystemgrenzen anzupassen. Auch mit Bäuerinnen und Bauern, Industrie und Um- weltämtern wird eng zusammengearbeitet. Insgesamt Methoden arbeitet FiBL in dieser Frage mit mehr als 30 Institutionen Das FiBL hat in der Vergangenheit in den Bereichen zusammen. Pflanzenzüchtung, Symbiosen, Düngung und Treibhaus- gase bereits intensiv zu Stickstoff gearbeitet. In aktuellen Die Ziele bis 2025 Projekten stehen verschiedene Aspekte des Stickstoff- Das FiBL wird die Stickstoffversorgung im Biolandbau kreislaufs im Mittelpunkt. Die kurz- und mittelfristige nachhaltig verbessern und Stickstoffverluste reduzieren. Ausnutzung von Stickstoff in organischen Düngern wird Es ist ein wichtiger, anerkannter Forschungspartner in mit stabilen Isotopen untersucht und durch Erfassung den Bereichen Mikrobiologie, Pflanzenzüchtung, Hof- aller Verlustpfade im Feld begleitet. Mit neusten mole- und Recyclingdünger, Anbausysteme, Tierhaltung und kularbiologischen Methoden werden Menge und Vielfalt Ökobilanzen. Mit seinem Systemansatz, der durch Pro- von Stickstoff umsetzenden Bodenbakterien untersucht, zessstudien und Hochskalierungen untermauert wird, um die mikrobielle Stickstoffumsetzung besser zu verste- gibt das FiBL wichtige Impulse, den Stickstofffussabdruck hen und zu optimieren. Ähnliche Ansätze sind im Bereich der Landwirtschaft zu verringern. Für die Umsetzung der Symbiosen zentral, um die biologische Stickstofffixie- stellt es Merkblätter und digitale Hilfsmittel auf betriebli- rung zu verbessern. Zukünftige Projekte sollen vor allem cher und regionaler Ebene zur Verfügung. 18
Im Biolandbau arbeitet man mit Leguminosen als Haupt-, Zwischen- und Deckfrüchte. Deren Wurzeln bilden mit Knöllchenbakterien eine Symbiose. Die Bakterien tauschen den Stick stoff, den sie aus der Luft holen, mit den Wur zeln der Leguminosen aus und werden hierfür von der Pflanze mit Energie versorgt. Zusammenfassung Finanzierung Stickstoff ist häufig der wichtigste ertragslimitierende Ertragssicherheit und Umweltverträglichkeit werden Faktor im Biolandbau. Gründüngung, Humusbewirt- ganz wesentlich von der Düngung beeinflusst und ste- schaftung und möglichst geschlossene Kreisläufe auf dem hen oft im Widerspruch. Verschiedene Geldgeber wie die Betrieb sowie zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft Regierungen der Schweiz, von Österreich, Unterfranken, durch den Einsatz von Hof- und Recyclingdüngern und vom Kanton Solothurn sowie die EU nutzen deshalb die alternativen Futtermitteln sind daher zentral. Zugleich gilt Problemlösungskompetenz des Biolandbaus. Diese An- es, Stickstoffverluste in die Atmosphäre und in Gewässer strengungen will das FiBL mit 2 Million Franken / Euro zu minimieren. Das FiBL entwickelt Konzepte und Hilfs- pro Jahr verstärken. mittel, mit denen die Nutzungseffizienz von Stickstoff in der Landwirtschaft und im globalen Ernährungssystem verbessert wird. Dazu wird an biologischen Prozessen, Systemansätzen und Modellen geforscht. Durch mehr Ef- Ansprechpersonen fizienz und Suffizienz wird der Stickstofffussabdruck der Else Bünemann, Andreas Fliessbach, Paul Mäder, Robert Landwirtschaft verringert. Hermanowski und Andreas Surböck 19
Kern-Mission 5: Tierwohl, Produktivität und Nachhaltigkeit – die Konflikte lösen Einleitung beitet. Mehr als 250 Praxisbetriebe bilden das FiBL-Netz- In ein und demselben landwirtschaftlichen Produkti- werk für Forschung und Entwicklung. Insgesamt arbeiten onssystem die Gesundheit und das Wohl der Tiere und im FiBL mehr als 40 Wissenschaftler und Technikerinnen gleichzeitig die ökologische Nachhaltigkeit und weltweite an der Fragestellung. Diese Arbeiten sollen in den folgen- Ernährungsgerechtigkeit zu fördern – das scheint die Qua- den Bereichen verstärkt werden: dratur des Kreises zu sein. Tierwohl und Leistungsfähig- keit in Einklang zu bringen und dabei gleichermassen vom • Pflanzliche Wirkstoffe. Die Diversität pflanzlicher System wie vom Tier her zu denken und zu handeln, ist Wirkstoffe, wie zum Beispiel Gerbstoffe und ätherische die Herausforderung moderner ökologischer Nutztierhal- Öle, hat wesentlichen Einfluss auf Tiergesundheit, Tie- tung, an der sich unsere Forschung messen lassen muss. rernährung, artgerechte Haltung und Produktqualität. Das FiBL sieht in der Erforschung der veterinärmedi- Mission zinischen und ernährungsphysiologischen Bedeutung Das FiBL will mit neuen Konzepten für die Aufzucht und dieser Wirkstoffe einen methodischen Schlüssel für eine Fütterung von Jungtieren bei Rindern, Schweinen, Geflü- ganzheitliche, nachhaltige und präzise geführte ökolo- gel und Fischen das Tierwohl, die Gesundheit und die gische Tierhaltung. Ressourceneffizienz massgeblich erhöhen. Über die Arbeit mit wirkstoffreichen Pflanzen in der Tiermedizin, Parasi- • Zweinutzungsrassen. Beim Geflügel wird das FiBL der tologie und Tierernährung verknüpft das FiBL das Tier- wachsenden Nachfrage nach Zweinutzungsrassen (Eier wohl und eine Fütterung, die in kleinstmöglicher Nah- und Fleisch) durch systematische Evaluierung von Geno- rungskonkurrenz zum Menschen steht, mit botanischer typen in seinem neuen Forschungsstall begegnen. Auch und biochemischer Vielfalt. Für solche Systeme ist auch beim Rind stehen Zweinutzungsrassen im Fokus vieler eine Vielfalt an passenden Genotypen bei Huftieren und Lösungsansätze für graslandbasierte Low-Input-Systeme. bei Geflügel von grosser Bedeutung, weshalb das FiBL an ihrer Entwicklung und Förderung aktiv arbeitet. • Jungtierhaltung. Jungtiere bilden die lange vernachläs- sigte Basis der Tierhaltung. Deshalb hat das FiBL in den Aktivitäten letzten Jahren hierauf einen wesentlichen Schwerpunkt Erste Arbeiten des FiBL für tiergerechte Haltungssysteme seiner Arbeit gelegt. Wir arbeiten systematisch die The- gehen auf die 1970er-Jahre zurück. Seit 20 Jahren wird an men Gesundheit, Tierwohl und Ernährung für Kälber, einem ganzheitlichen Tiergesundheitsmanagement gear- Lämmer, Ferkel, Küken und Jungfische auf. 20
Die Tierärztin Julia Rell entnimmt einem Rind für ihre Dissertation Blut, assistiert wird ihr dabei von Bachelor Student Thore Jensen. Die Gesundheit der Jungtiere steht im Fokus der Forschung. Sind sie robust, werden aus ihnen gesunde Milchkühe, die weniger Antibiotika brauchen. 21
Das FiBL macht eine natürliche Methode der Entwurmung von Nutztieren praxisreif. Der Pilz Duddingtonia flagrans verdaut gerade eine Magen-Darm-Wurmlarve. Methoden Viehzucht professionalisiert das FiBL in Kooperation mit Das FiBL modernisiert und erweitert seine experimentel- Zuchtverbänden, zum Beispiel mit einem neuen Zucht- len und diagnostischen Einrichtungen für Huftiere, Ge- programm für Biostiere. flügel und Fische, um verhaltensbezogene und physiolo- gische Daten mit hoher Präzision zu erheben. Dazu gehört Partner neben dem neuen Versuchsstall ein neu einzurichtendes Die wichtigsten Partner sind die landwirtschaftlichen Be- Weidelabor, in dem mit hoher räumlicher und zeitlicher triebe, mit denen zusammen wir die On-Farm-Forschung Auflösung die Selektion von Pflanzen durch Wiederkäuer betreiben. Aber auch viele wissenschaftliche Institutionen in Bezug zu ihrer Gesundheit, Leistung, Effizienz und zur (Universitäten, Fachhochschulen, staatliche Forschungs- Produktqualität gesetzt werden kann. Damit verbindet einrichtungen und wissenschaftliche Fachgesellschaften), das FiBL Tiermedizin, Tierernährung und Verhaltensfor- Branchenpartner (Branchenverbände, Zuchtverbände, Her- schung. Auch Fortschritte in der biologischen Parasiten- steller von Futter- und Heilmitteln, Schlachtbetriebe, Mol- bekämpfung sollen mit dem Weidelabor forciert werden. kereien, Verarbeiter, Detailhandel) im In- und Ausland Durch die Kombination von Exaktversuchen in Tierme- sind unsere Partner in vielen unterschiedlichen Projekten. dizin, Parasitologie und Tierernährung auf dem eigenen Wichtige Partner sind auch die landwirtschaftlichen und Versuchsbetrieb einerseits und On-Farm-Forschung auf tiermedizinischen Verbände, Behörden und Bildungs unseren Partnerbetrieben andererseits gewährleistet das einrichtungen. FiBL gleichermassen experimentelle Präzision und prak- tische Anwendbarkeit. Die Nutzung von grossen Daten- Die Ziele bis 2025 mengen zur veterinärmedizinischen Herdenbetreuung Das FiBL macht wesentliche Fortschritte in den Berei- und zur Analyse von langfristigen Entwicklungen in der chen Aufzucht, Fütterung und Gesundheit von Jungtieren 22
(Rinder, Schweine, Hühner und Fische). Es werden der On-Farm-Forschungsansatz auf praktischen Tierhal- Fütterungssysteme entwickelt, die über die Vielfalt das tungsbetrieben werden deutlich ausgebaut, um rascher zu Tierwohl und die Gesundheit erhöhen und durch bes- ganzheitlichen Lösungen zu kommen. sere Nährstoffnutzung die Nachhaltigkeit des Futterbaus verbessern. Das FiBL wird dazu beitragen, bei Rindern Finanzierung und Geflügel die Züchtung spezifischer auf die Bedin- Die Arbeiten werden durch Projekte und Aufträge der gungen des Biolandbaus auszurichten (Zweinutzungs- Schweizer und Österreichischen Regierung, durch ver- rassen und / oder robuste Linien für standortangepasste schiedene EU-Projekte, durch Firmen mit einem Interesse Low-Input-Fütterung). Aus dieser Arbeit heraus wird es an alternativen Heilmitteln und gemeinnützigen Stiftun- Biolinien beim Geflügel und Biostiere beim Milchvieh gen finanziert. Angesichts des grossen Rückstands in der geben. Ferner wird das FiBL mit Produktentwicklung Ökologie und im Tierwohl will das FiBL jährlich 6 Mil- (Phytotherapie und biologische Parasitenbekämpfung) lionen Franken/Euro mehr investieren, so es die Mittel die Minimierung des Einsatzes von Antibiotika und Ant- zulassen. helmintika (Entwurmungsmitteln) in der Tierhaltung fördern. Zusammenfassung Ansprechpersonen Das FiBL stellt sich die Aufgabe, die noch bestehenden Florian Leiber, Anet Spengler Neff, Michael Walkenhorst, ökologischen, gesundheitlichen und Tierwohl-bezoge- Christian Lambertz und Reinhard Geßl. nen Herausforderungen in der Biotierhaltung ungeschönt herauszuarbeiten und mit ganzheitlichen Ansätzen zu lösen, welche die verschiedenen Bereiche nicht separat, sondern systemisch angehen. Dazu gehören insbesonde- re die gesunde und nachhaltige Aufzucht von Jungtieren, die Reduzierung von importierten Ackerfrüchten für die Fütterung, die Effizienz im Umgang mit Nährstoffres- sourcen, die Minimierung von Antibiotika und Anthel- mintika und einiger wesentlicher Defizite im Tierwohl. Die experimentellen Kapazitäten am Standort Frick und 23
Kern-Mission 6: Klimawandel und Biolandbau Einleitung für die Landwirtschaft und zur Entwicklung vorsorglicher Das heisse und trockene Jahr 2018 hat einen weiteren Vor- und nachhaltiger Anpassungsmöglichkeiten. Wir definie- geschmack auf die zukünftige Entwicklung des Klimas ren Standards zur Messung und Bewertung von Emissio- gegeben. Die neuesten Szenarien prognostizieren, dass nen, Reduktions- und Kompensationsmassnahmen sowie es weiter trockener, heisser und schneeärmer wird, und angepasste Massnahmen in den Bereichen Düngung, An- dass Wetterextreme häufiger auftreten werden. Diese Aus- bautechnik, Sortenwahl und Pflanzenschutz. Wir entwi- wirkungen des Klimawandels gefährden unter anderem ckeln, begleiten und implementieren Projekte auf lokaler, die landwirtschaftliche Produktion und somit die Ernäh- nationaler und internationaler Ebene unter Einsatz mo- rungssicherheit. Auch der Biolandbau wird durch den Kli- dernster Technologien. In diesen Projekten betrachten und mawandel vor grosse Herausforderungen gestellt. Ihrer- beachten wir sowohl die Ebene des einzelnen Feldes oder seits trägt die Landwirtschaft über direkte und indirekte eines Betriebes als auch das gesamte Ernährungssystem. Treibhausgasemissionen (zirka 15 Prozent der Gesamte- Dabei umfassen die Tätigkeiten des FiBL alle Bereiche von missionen) aktiv zum Klimawandel bei. wissenschaftlicher Grundlagenforschung über angewand- Die Landwirtschaft ist also doppelt gefordert: Einerseits te Forschung und Beratung im Feld bis zur nationalen und muss sie mit geeigneten Massnahmen den Klimawandel internationalen Praxis- und Politikberatung. mindern (Mitigation), andererseits gilt es, sich an die Aus- wirkungen des Klimawandels anzupassen (Adaption). Aktivitäten Dies bedeutet, dass Produktionssysteme entwickelt und gefördert werden müssen, die auch unter den Auswirkun- • Reduzierung von Treibhausgasen auf Biobetrieben. gen des Klimawandels gute und stabile Erträge erzielen Das FiBL untersucht, in welchem Umfang und mit wel- können. Darüber hinaus muss ein institutioneller Kontext chen Massnahmen Biobetriebe dazu beitragen können, geschaffen werden (z.B. Informationsvermittlung, Versi- Treibhausgasemissionen zu verringern und die Kohlen- cherungslösungen), der es uns erlaubt, mit den Auswir- stoffsequestrierung im Boden zu erhöhen. Damit ist die kungen des Klimawandels bestmöglich umzugehen. Speicherung von CO2 im Humus gemeint. Diese natur- wissenschaftlichen und agronomischen Arbeiten wer- Mission den von Analysen begleitet, um Politikinstrumente zu Das FiBL ist für den Biolandbau eine zentrale Institution identifizieren und evaluieren, die geeignet sind, Min- zur Erforschung des Einflusses der Landwirtschaft auf derungsleistungen in der Landwirtschaft, insbesondere den Klimawandel, zur Bereitstellung von Informationen im Biolandbau, zu fördern. 24
• Massnahmen zur Anpassung an den Klimawandel auf Biobetrieben. Das FiBL identifiziert und evaluiert Mass- nahmen für die optimale Anpassung von Biobetrieben an den Klimawandel. Weiter werden Synergien und Ziel- konflikte mit anderen Themenfeldern sichtbar gemacht und Handlungsoptionen im biologischen Pflanzenschutz aufgezeigt. Basierend auf Daten zum vergangenen, ak- tuellen und zukünftigen Klima werden dessen Auswir- kungen auf die Bereiche Wasserhaushalt und Nährstoff- kreislauf sowie Schadorganismen an Kulturpflanzen Regenwürmer sind die besten Klimaschützer. Sie bauen organische vorhergesagt. Das FiBL beteiligt sich zudem am gren- Ernterückstände zu stabilem Humus um. züberschreitenden Netzwerk zur Überwachung von in- vasiven Schadorganismen und zur Entwicklung von sai- sonalen Entscheidungshilfesystemen für ihre Kontrolle. greifende Risikoanalysen und Entscheidungshilfesyste- • Kommunikation Klimawandel und Biolandbau. Das me. Das FiBL untersucht mikrobiologische Prozesse des FiBL bereitet Grundlagen auf für Entscheidungen, Kohlenstoff- und des Stickstoffkreislaufes, welche zur die den Klimawandel berücksichtigen, und verstärkt Reduktion von Treibhausgasen beitragen. Zum besseren den Wissenstransfer im Themenbereich für Beratung, Prozessverständnis wird auf verschiedenen Skalenebenen Aus- und Weiterbildung. Weiter publiziert das FiBL gearbeitet: Molekularbiologische Untersuchungen geben regelmässig wissenschaftliche Referenzpublikationen Aufschluss über die Menge und genetische Vielfalt von zu Klimawandel und Biolandbau, die den aktuellsten Bodenbakterien, die für die Entstehung und den Abbau Stand des Wissens zusammenfassen. von Klimagasen im Boden verantwortlich sind. Langzeit- versuche bilden reale Anbausysteme ab und dienen als Methoden Versuchsplattformen (DOK-Versuch, Bodenbearbeitungs- Modernste Feld- und Laboranalytik (Spektroskopie, Fer- versuche). Feldversuche zur Düngung mit rezyklierten nerkundung); Anwendung aktueller Klimaszenarien; organischen Düngern und Mischkultursystemen werden räumlich und zeitlich hochaufgelöste Klimafolgemodel- durchgeführt, um das Kohlenstoffsequestrierungspoten- le; statistische Daten- und Metaanalysen; themenüber- zial und die Treibhausgaswirkungen zu quantifizieren. 25
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