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Das Mitgliedermagazin der IG-MILCH Ausgabe 56 | Jänner 2017 überparteilich und unabhängig Österreichische Post AG | Sponsoring.Post | GZ 08Z037827 S Zeit zum Verschnaufen und Planen für die nächste Saison, während das Thema Landwirtschaft wegen des Films „Bauer unser“ in allen Bevölkerungskreisen diskutiert wird. Die IG-Milch wünscht alles Gute für 2017! Foto: Meilinger
Rubrik Offen gesprochen Turbulentes Jahr 2016 gibt) haben wir gar nicht gefeiert. Irgendwie haben wir da Ich hab ja ein-, zweimal im Jahr einen Moment, wo ich rauf vergessen, oder uns nicht getraut, weil ja die Stimmung, in die Zukunft denke und schaue. Was ist in einem Jahr? nicht nur wegen der niedrigen Milchpreise, sondern wegen Was ist bis dorthin passiert? Was denke ich mir, wenn ich der noch schlechteren Preise bei der Alpenmilch-Logistik dann von dort zurückschaue? Ich muss ehrlich zugeben, samt zum Teil niederträchtiger Gerüchte, doch ziemlich dass ich bei meiner Vorschau immer ziemlich daneben- getrübt war. Aber ich bin dafür, dass wir das heuer nach- liege. Also ein Wahrsager ist an mir nicht verloren gegan- holen. Elf Jahre „A faire Milch“ hört sich doch auch gut an. gen. Wenn ich jetzt so auf 2016 zurückschaue, war es wohl Nicht wahr? eines meiner turbulentesten Jahre. Und das hatte ich aus Sicht von 2015 so gar nicht erwartet. Die unruhigste Zeit Engere Zusammenarbeit mit ÖBV-Via Campesina war sicher die Zeit, als „Bauer unser“ in den Kinos lief. Bei Am 17.1. werden wir ein gemeinsames Vorstandsseminar über 15 Premieren war ich dabei. Zwei Wochen jeden Tag von ÖBV und IG-Milch abhalten. Ich freue mich schon da- unterwegs. Zwischen 100 und 400 Menschen im Kinosaal. rauf (zum Verständnis: ich schreibe diese Zeilen Anfang Das heißt, ich habe vor ca. 3.000 Menschen gesprochen. Jänner) und hoffe, wir können gemeinsam die notwendi- Und die Stimmung war von absolut freundlich bis zu ext- gen Veränderungen besser vorantreiben. rem feindlich. Mit dem hatte ich so nicht gerechnet. Und das hat mich überrascht und doch mehr Energie gekostet Bleibt mir noch euch alles Gute, Gesundheit und Erfolg für als ich erwartet hatte. Aber es geht wieder aufwärts und 2017 zu wünschen. das ist gut so. Zehn Jahre „A faire Milch“ Und eines der wichtigsten und wertvollsten Feste (weil so unglaublich, dass es „A faire Milch“ schon über 10 Jahre Inhaltsverzeichnis Milchbauern und Eisenbahner…………………………………… 5 Alpenmilch Logistik ……………………………………………………… 7 Mitgliedsbeitrag 2017…………………………………………………… 8 Bauer unser …………………………………………………………………… 9 Käse von den Nockbergen…………………………………………… 14 Serie: Unsere Ahnen haben Pech gehabt ………………… 16 2
IG-Milch intern Reges Interesse bei der Jahreshauptversammlung im City-Kino in Steyr am Ende eines turbulenten Jahres 2016. Jahreshauptversammlung 2016 In einem ungewöhnlichen Rahmen, wirklich gelungene Veranstaltung mit zung in angenehmer Atmosphäre. Ich nämlich im City-Kino in Steyr, fand Neuwahlen. Neu im Vorstands-Team danke dem gesamten Vorstand dafür. unsere Jahreshauptversammlung begrüßen darf ich mit euch Thomas Verabschieden mussten wir Otto Rei- statt. Gut hundert BesucherInnen dis- Schmidthaler (als Obmann-Stellver- singer, Erwin Thumfart und Wolfgang kutierten intensiv über Alpenmilchlo- treter), Bernhard Keplinger (als Bei- Lienbacher. Euch sei gedankt für al- gistik, „A faire Milch“, „Bauer unser“ rat) und Josef „Mosti“ Mossbauer les, was ihr geleistet habt für unsere (den wir uns dann gemeinsam an- (als Kassenprüfer). Ich freue mich auf Gemeinschaft. Wir wünschen euch schauten) und das wirklich grandiose eine gute Zusammenarbeit mit den alles erdenklich Gute auf eurem wei- Referat von Roman Hebenstreit. Wei- drei Neuen und natürlich den „Alten“, teren Weg. eg ters durften wir Walter Bauer von Süd- die im Vorstand geblieben sind. Wir wind als Vertreter der Whes-Plattform hatten schon die erste Vorstandssit- Weiter auf Seite 4 begrüßen. Und natürlich war auch un- ser lieber Freund Franz Rohrmoser mit dabei. Neuwahlen Da wir aufgrund der intensiven Dis- kussionen ziemlich in Zeitverzug gerieten, mussten wir die „Würstl- pause“ sehr verkürzen. Aber mit ver- einten Kräften und zum Erstaunen vom Kinobetreiber zeigten wir wie- der unsere Flexibilität – auch beim Ausgeben der Würstl. Und wir konn- ten so das ganze vorgesehene Pro- gramm durchziehen. Für mich eine Eintreffen der Mitglieder und Referenten. Fotos: Meilinger Ausgabe 56 | Jänner 2017 3
IG-Milch intern Prominente Ehrengäste. Auf zur verkürzten Würstelpause. Rechtsanwalt Mag. Peter Schöppl berichtete über die Verfahren. Danke an Otto Reisinger und Erwin Thumfart für ihren Einsatz. Ernst Halbmayr berichtete über die Der neu gewählte Vorstand und die Kassenprüfer Situation bei der Alpenmilch. Obmann: Ewald Grünzweil Beiräte: Fritz Gillinger Im Anschluss daran wurde intensiv Obmann-Stv.: Thomas Schmidthaler Andreas Hetzlinger darüber diskutiert. Kassier: Bernd Kaufmann Bernhard Keplinger Kassier-Stv.: Reinhard Üblacker Schriftführer: Engelbert Neubauer Kassenprüfer: Georg Pöchtrager Schriftführer-Stv.: Stefan Scheipl Josef Mossbauer Werbung Der neu gewählte Vorstand und die ausgeschiedenen Mitglieder. Fotos: Meilinger 4
IG-Milch intern In einem interessanten Referat zeigte der Chef der Eisenbahnergewerkschaft deutlich auf, dass sich die Probleme der Arbeiter und Bauern in vielen Punkten gleichen. Gemeinsame Lösungen müs- sen gefunden werden. Gemeinsamkeiten zwischen Milchbauern und Eisenbahnern Zitate von Roman Hebenstreit bei der JHV Kritik am Raiffeisenkonzern eint uns. Wir müssen beide andere Wege gehen! Wir brauchen neue Allianzen. Ihr und ich, wir haben eines gemeinsam. Wir sind einge- Wir brauchen: fleischte Gerechtigkeitsfanatiker, das ist fast eine krank- n Solidarität, Zusammenhalt hafte Haltung, ich geb das sogar zu. Aber wenn ich euch da n Neue Allianzen so seh, wie ihr darum kämpft, Solidarität zu organisieren n Betroffenheit der Menschen, wir müssen die Menschen unter den schwierigsten Bedingungen, da musst du so et- berühren was haben wie ein Gerechtigkeits-Gen. n Gemeinschaften und Bewegungen, wo wir uns organi- sieren – ihr bei der IG-Milch, wir in der Gewerkschaft. Beide Seiten, Verkehrsbetriebe mit den Eisenbahnern und Der schwierigste Job ist es, Solidarität zu organisieren. die Bäuerinnen und Bauern, sind diesem komplett ver- rückten Wettbewerb ausgesetzt, der irgendjemandem ein- Angefangen hat alles mit dem Arbeiter und Bauernstaat. mal eingefallen ist und seither tun alle so, als ob der eine Mit einer Revolution! Bauern und Arbeiter sind miteinander Religion wär und an den wir alle glauben müssen! aufgestanden. Irgendwann wurden sie auseinander divi- diert. Vielleicht braucht ihr eine Gewerkschaft! Die Politik, diese Liberalisierungsfetischisten, hat uns bei- de angelogen. Zu euch Bauern wurde gesagt, habt keine Zwei wichtige Sätze aus der „Internationale“: Angst, nach dem Fall der Milchquote wird alles besser Wacht auf, Verdammte dieser Erde, die stets man noch zum werden. Zu uns haben´s das Gleiche gesagt als der Schie- Hungern zwingt! nen- und Verkehrsmarkt liberalisiert wurde und uns mehr Arbeitsplätze versprochen. In Wahrheit sind in Europa im Es rettet uns kein höheres Wesen, kein Gott, kein Kaiser, Eisenbahnsystem in den letzten 20 Jahren 1.000.000 Ar- kein Tribun. Uns aus dem Elend zu erlösen das können wir beitsplätze vernichtet worden. nur selber tun! Uns aus dem Elend zu erlösen, das können wir nur selber tun. Das Lied ist uralt, aber es hat eine tie- Wir haben nicht nur das Leiden am Markt, nein, wir kriegen fe Wahrheit in sich. Und wenn wir dort wieder anfangen, unsere Leistungen nicht mehr bezahlt. dann gibt‘s die Chance, durch Solidarität und Gemeinsam- keit und einen Kampf, den wir vielleicht gemeinsam führen Darf ich mit 40 Stunden meiner Lebenszeit, die ich in Arbeit können, den Entrechteten zur Macht zu verhelfen und an investiere, leben können oder nicht? Und ich kenne keinen dem sollten wir gemeinsam arbeiten. Dankeschön! Milchbauern, der mit 40 Wochenarbeitsstunden seine Fa- milie ernähren kann! Immer mehr Menschen mit 40 Stun- den Arbeit können ihre Familie nicht ernähren! Ausgabe 56 | Jänner 2017 5
Rubrik RGT CONEXXION MAIS 340 REIFEZAHL Erfolg kann man kaufen RGT CONEXXION heißt die neue Spitzensorte im Sortenprofil mittelspäten Reifebereich. Sie vereint in beeindrucken- Korntyp: Zahnmais/Hartmais, Zh der Weise höchste Grün- und Trockenmasseerträge mit hervorragender Standfestigkeit durch starkes Wurzel- BIO wachstum sowie einer fast schon unglaublichen Korn- qualität. Aufgrund seines sehr hohen Eiweißgehalts im Eigenschaften Korn darf sich RGT CONEXXION auch in die Reihe Wuchshöhe + + der neuen „Protein +“-Qualitätssorten einreihen. Jugendentwicklung + + + Standfestigkeit + + + Kornabreife + + + + + Besondere Stärken Trockenmasseertrag Kolbenfäule + + + - sehr hohe Grün- und TM-Erträge mit hohem Proteingehalt - beste Futteraufnahme durch Top-Kornqualität Temperatursumme - exzellente Standfestigkeit durch starkes Wurzelwachstum Blüte 950 °C - sehr gute Jugendentwicklung Siloreife (32 % TS) 1560 °C Kornreife (32 % H2O) 1810 °C Ertragsaufbau RGT CONEXXION – bringt höchste Kornreihen 14-16 Grün- und Trockenmasseerträge Körner/Reihe 28-32 22 TKG 350-360 g 20 Nutzungseignung 18 KM CCM SM Biogas 16 Standorteignung 14 12 feucht, kalt mittel trocken, sandig 20,4 20,2 19,1 18,0 18,0 17,2 16,8 Quelle: Silomaisexaktversuch LK Stmk. 2016. Empf. Aussaatstärke (Kö./ha) Trockene Lagen 75-80.000 Feuchte 6 Lagen 85-90.000 www.ragt.at
Blickpunkt Österreich Alpenmilch Logistik: Ausstieg aus der Milchvermarktung Johann Furtmüller, Geschäftsführer regallagers verkündet, dass weit we- bedarf. Dazu braucht es ein gutes der Alpenmilch Logistik GmbH (frü- niger Milch geliefert wird als sie ge- Netzwerk, eine starke Organisation her Freie Milch Austria GmbH), hat in rechnet haben. Die Monopolstellung und unbeugsame Menschen. einem Rundschreiben bekannt gege- ist stärker gefestigt denn je. ben, dass eine Fortsetzung der Milch- vermarktung keine wirtschaftliche Licht ins Dunkel Perspektive bietet. Manche waren Aus ideologischer Sicht stellen sich überrascht, viele sahen diesen Schritt jedoch einige interessante Fragen, aber als logische Konsequenz der vor- die jetzt schon intensiv in den Gremi- handenen Rahmenbedingungen. Das en der Molkereien diskutiert werden. Ende der Milchquote und des damit Laut Johann Furtmüller hat er mit vie- verbundenen Zusammenbruchs des len Molkereien Gespräche geführt und Milchmarktes, die weiter stattfinden- klare Signale der Wiederaufnahme für de Ausdünnung des Sammelgebietes die betroffenen Milchviehbetriebe er- und die Aufgabe des Verladestandor- halten. In den letzten Wochen hat sich tes Steyr wurden als Gründe für den jedoch herausgestellt, dass eine „un- Ausstieg genannt. Die Betriebe wur- sichtbare Hand“ die Weichen anders den mit einem Rundschreiben aufge- stellt und von mehreren Marktteilneh- fordert, sich neue Abnehmer für die mern die Aufnahme vorerst abgelehnt Milch zu suchen. wurde. Es ist nun an der IG-Milch, Licht ins Dunkel des Milchmarktes Der Weg von der Kuh ins Glas ist für Vorteile für Molkereien und des Genossenschaftswesens zu viele undurchsichtig. Aus wirtschaftlicher Sicht bringt die bringen. Gibt es hier auf der Rohstoff- Foto: Thorben Wengert / pixelio.de Wiederaufnahme für die Molkereien seite, also beim Milchkauf der Mol- nur Vorteile. Der Rückgang der Milch kereien, kartellähnliche Absprachen? anlieferung führte vor Weihnachten Wird versucht, den Wettbewerb um zu einem massiven Fettmangel in Ös- Milcherzeuger überhaupt zu verhin- terreich. Einzelne Buttersorten waren dern? Handelt es sich um Machtmiss- wochenlang nicht lieferbar. Die Sam- brauch auf der Ebene Milchlieferan- melkosten können gesenkt werden, ten, Milchlogistik? Wir sind jedenfalls weil sich die Abholgebiete wieder überzeugt, dass wieder einiges sicht- verdichten. Die Berglandmilch hat bei bar wird, das schier unglaublich ist der Eröffnung des gigantischen Hoch- und einer nachhaltigen Aufklärung d st rahlen ht! San gemac NEU BESTELLEN SIE UNSEREN KATALOG! Mobiles leich t Jetzt kostenlos unseren Sandstrahlen Winter GmbH Winter Katalog 2016/17 bestellen! Mobiles Martin Winter 3491 Strass im Strassertal, Schulgartensiedlung 2 Mobil: 0676 966 92 52 Werbung Werbung WAHL GmbH Allgäuerstr. 9 | 6682 Vils / Tirol | Tel 056 77 / 20104 E-Mail: office@mobiles-sandstrahlen.co.at agrar-fachversand.com Web: www.mobiles-sandstrahlen.co.at Ausgabe 56 | Jänner 2017 7
Rubrik Die IG-Milch kämpft für das Überleben der bäuerlichen Landwirtschaft. Ihr Mitgliedsbeitrag ist ein wesentlicher Beitrag für diese wichtige Arbeit. Foto: IG-Milch Mitgliedsbeitrag 2017 Natürlich fragt man sich in wirtschaft- Wer sollte so eine Reform anstoßen beitrag von 55 Euro wird Ende Jänner lich schwierigen Zeiten, wo man noch außer der IG-Milch? Gerade dafür ist abgebucht. All jene, die uns keine etwas einsparen kann. Gerade wir es notwendig, völlig unabhängig agie- Einzugsermächtigung erteilt haben, Bäuerinnen und Bauern sind gefähr- ren zu können. Dies ist nur möglich, ersuchen wir ebenfalls den Mitglieds- det, einer alten bäuerlichen Menta- wenn man keine Fördermittel für die beitrag umgehend einzuzahlen, damit lität zu erliegen. „Wo es tropft hält Vereinsarbeit benötigt. Mit 55 Euro eine finanzielle Jahresplanung durch- man unter – wo es rinnt schaut man im Jahr ist die Minimalausstattung geführt werden kann. nicht hin und lässt es rinnen.“ Die für ein funktionierendes Büro, eine letzten zwölf Jahre IG-Milch haben regelmäßige Mitgliederinformation vieles sichtbar gemacht. In dieser und auch ein Aktionsbudget gewähr- Form, wie sich jetzt der Milchmarkt leistet. Wir möchten allen Mitgliedern IMPRESSUM: Medieninhaber, Verleger und Herausgeber: IG-Milch, Ewald Grünzweil, Hauptplatz 5, 4190 Bad Leonfel- darstellt, gibt es keine vernünftige daher danken, die bis jetzt diese Ar- den. Redaktion: Judith Moser-Hofstadler. Layout & Druck: Druckerei Bad L eonfelden GmbH, Fotos: IG-Milch. Die „IG-Milch Perspektive. Es braucht eine Radi- beit ermöglicht haben und bitten euch Post“ ist das Informationsblatt für die Mitglieder des Vereins Österreichischer Grünland- und Rinderbauern. Sie versteht kalreform, die die Milchvermarktung weiterhin um Mitgliedschaft, Mitar- sich als unabhängig und überparteilich. Bankverbindung: Sparkasse Mühlviertel West, IBAN: AT722033402600010488, wieder vom Kopf auf die Füße stellt. beit und Engagement. Der Mitglieds- BIC: SMWRAT21 Werbung 8
Blickpunkt Österreich Das Leben nach dem Film. „Bauer unser“ ist ein riesiger Erfolg in den ern erlebt. Kaum jemand hat ihr gegenüber gemeint, dass österreichischen Kinos. Doch wie geht’s den Wachsen die richtige Lösung sei. portraitierten Bauern und Bäuerinnen? Wenn Maria bei Konsumenten erlebt, dass sie es gut heißen, dass jemand noch „anders“ produziert, gibt ihr das Hoffnung für kleine Betriebe und für sie ist das die Bestäti- Ein Jahr lang hat Regisseur Robert Schabus sie am Hof gung für ihre Wirtschaftsweise. besucht, gefilmt und schließlich in den Kinos präsentiert Für Maria war es interessant zu sehen, wie ihr Hof im Film – fünf Bäuerinnen und Bauern und ihre Arbeit mit Land ausschaut – „so lieb und klein“ – gegenüber den Betrieben und Tieren. Es ist nicht selbstverständlich Tür und Tor zu in den Bergen, die selbst in die Luft schauen. Den eigenen öffnen und sich so in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Betrieb aus einer anderen Perspektive zu sehen, empfindet Macht das auch etwas mit einem selbst oder der Arbeit am sie als gut. Hof? Wir haben ein paar der Protagonisten gefragt. Junge auf der Suche Bei einem Kinobesuch als Zuschauerin im Publikum hat Maria junge Bauern gehört, die anfangs meinten, ihr Hof sei „kein richtiger Hof“, weil man davon ja nicht leben kön- ne. „Die sind immer ruhiger geworden“, so der Eindruck von Maria. Sie hat den Eindruck, dass gerade junge Bäuerinnen und Bauern etwas suchen, das anders ist als diese Ein- bahnstraße des „Wachsen oder Weichen“. Weiter auf Seite 10 R Maria Vogt mit ihrem Mann Franz im Gemüsefeld. BIOS-Biokontrollservice Foto: Thomas Valch Ihr Partner für die AT-BIO-401 Bio-Zertifizierung Maria Vogt beschäftigt sich als ehemalige Obfrau und Objektiv & Kompetent langjähriges Vorstandsmitglied der ÖBV (Österreichische Wir kontrollieren nach Berg- und Kleinbäuer_innen-Vereinigung) schon lange mit folgenden Richtlinien: dem Thema Agrarpolitik und Entwicklungen in der Land- Bio-Betriebe EU-VO (834/2007)* wirtschaft. Sie und ihr Mann Franz haben den Hof so be- BIO AUSTRIA wirtschaftet, dass sie Investitionen ohne Kredite geschafft plus Projektstandards haben. Das erzählt sie auch im Film. Den 18-Hektar-Be- Demeter, ORBI, Erde&Saat trieb in Gunstlage im niederösterreichischen Weinviertel AMA-Biozeichen *akkreditiert gemäß bewirtschaften sie biologisch, sie vermarkten Wein, Gers- Gentechnikfrei* EN ISO/IEC 17O65:2O12 te, Roggen, Weizen, Dinkel, Gemüse, Schafkäse und Lamm- Unsere bäuerlichen Kunden liefern an fleisch ab Hof. Getreideübernahmestellen, Molkereien, Bio-Fach- und Großhandel. Obwohl Maria weiß, wie anders landwirtschaftliche Be- Wir zertifizieren auch Bio-Verarbeiter, triebe ausschauen können, hat sie erst einmal geschluckt, Importbetriebe und Gastronomie. als sie den Film gesehen hat, wie sie selbst sagt. „Dass Überzeugen Sie sich von es Bauern gibt, die da wirklich so reihenweise einsteigen, den BIOS-Leistungen. war ein Schock“, sagt sie. Sie meint damit das Wachsen in Wir informieren Sie gerne! (Bio-Einstieg, Kontrollstellen-Wechsel) Dimensionen, die sie in ihrer Gegend nicht kennt. Sie war bei einigen Filmvorführungen – im Publikum und bei Diskussionen, daher kennt sie auch Reaktionen auf BIOS – Biokontrollservice Österreich Feyregg 39 4552 Wartberg/Krems Werbung den Film. „Vor allem in den Städten herrscht großes Unver- Telefon: 07587/7178 Fax: 07587/7178-11 ständnis, warum jemand so groß werden kann“, erzählt sie. office@bios-kontrolle.at bios-kontrolle.at Am Land hat sie viel Ratlosigkeit von Bäuerinnen und Bau- Ausgabe 56 | Jänner 2017 9
Blickpunkt Österreich Von ganz vielen Kund/innen und Bekannten bekommen Maria und Franz das Feedback, dass es gut sei, dass es sie gibt. „Ich habe nicht gewusst, dass es so arg ist in der Landwirtschaft“, sagen viele. Maria hat viele Zuschriften und Anrufe bekommen von Leuten, die sich nach langer Zeit wieder einmal gemeldet haben. Es gibt auch welche, die Ideen spinnen, wie man die Verkaufsstrukturen für Kleinbauernhöfe bessern könnte. Für den Hof und ihre Arbeit hat sich ein konkretes Projekt ergeben. Ein Tauschkreis in Wien möchte das Tauschen von Bedürfnissen, Produkten und Talenten in einem über- schaubaren Bereich ausbauen. Das klingt für Maria und Fritz Grojer in seinem Kuhstall. Fotos: Bauer unser Franz spannend und sie werden da konkret mit- und wei- terarbeiten. Sie findet solche Initiativen als Alternative zum Große Landwirtschaft Geldsystem interessant. „Ohne den Film hätten wir uns Ganz anders ist die Situation für Fritz Grojer. Er ist Bauer nicht kennengelernt“, sagt Maria. in Kärnten und betreibt einen Betrieb mit 140 Milchkühen. Er bewirtschaftet 125 Hektar Nutzgrund, davon 60 Hektar Kinoreisen Eigentum und mehr als 100 Hektar Forst, das sei in seiner Sie ist viel unterwegs bei Diskussionen zum Film. Das wird Gegend eine übliche Größe. Im Film erzählt er, dass er in nicht sofort ein Ende haben, denn nach den Kinovorführun- sechs Jahren 2,2 Mio Euro in den Betrieb investiert hat. Mit gen soll es noch Kinoreisen geben, bei denen der Film in Auslaufen der Förderperiode hat Fritz Grojer von biologi- kleineren Orten im Pfarrheim oder in Wirtshäusern gezeigt schem Betrieb auf konventionell umgestellt. werden kann. Maria glaubt nicht, dass der Film das System „Am Betrieb hat sich seit dem Film nicht so viel getan“, er- der Agrarwirtschaft ändern wird, aber er kann ihrer Mei- zählt er. „Der Stall ist jetzt voll.“ Bei den Dreharbeiten haben nung nach zumindest Junge bestärken, die einen anderen den neubezogenen Stall 130 Kühe bewohnt, inzwischen Weg für sich suchen, so wie sie und Franz. sind es 140, so wie geplant. Fritz hat die Kühe aus eigener Werbung 10
Blickpunkt Österreich Nachzucht. Das weibliche Jungvieh ist somit am Hof. Fritz Grojer ist nicht oft auf den Film angesprochen worden. „Wahrschein- lich, weil ich nicht der einzige bin in unserer Gegend mit mehr als 100 Kühen“, kann er sich vorstellen. In seinem Bezirk kennt er vier größere Betriebe, alle mit Zuerwerb. Schon die Mutter von Fritz hat außerlandwirt- schaftlich gearbeitet, seine Freun- din macht gerade die Ausbildung zur Steuerberaterin. „Der beste Job für Frauen in der Landwirtschaft ist aber 65.000 Legehühner hält Franz Tatschl in Kärnten. Lehrerin“, so seine Beobachtung aus dem Bekanntenkreis. vermarkter sei, weil er sich nicht vor- Kammerfunktionäre in Wien ein Ki- Bis 2015 haben die Grojers den Hof stellen kann, wie das wäre, wenn Leu- nosaal angemietet worden ist, damit mit fast 90 Kühen biologisch betrie- te auf den Hof kommen würden zum sie „Bauer unser“ ansehen konnten ben, „das war finanziell der Hammer Einkaufen und Tratschen. ohne anderes Publikum. „Die Kammer bis auf die Subabgabe“, so drückt schmort in der eigenen Fetten“, wie Fritz das aus. Er hat auf konventio- Beeindruckender Andrang Franz das ausdrückt, „die kommen da nelle Bewirtschaftung umgestellt, Auf dem Hof von Franz Tatschl im nicht raus.“ Er meint, dass für immer weil er gemerkt hat, dass diese Wirt- Kärntner Lavanttal leben 65.000 Le- weniger Bauern immer mehr Funktio- schaftsweise nicht mit dem Anspruch gehennen in Bodenhaltung. Er er- näre sitzen, die ihre eigentliche Arbeit zusammenpasst, die beste Leistung füllt sämtliche Auflagen betreffend nicht tun, nämlich die Interessen der von den Kühen zu bekommen. „Auf Tierschutz. Antibiotika und Wachs- Bauern vertreten. 11.000 Kilo zu kommen ist mit biolo- tumshormone gibt es bei seinen Hüh- Er kann Beispiele erzählen, in denen er gischer Fütterung physiologisch nicht nern nicht. Hilfe der Landwirtschaftskammer ge- möglich“, gibt er zu bedenken. „Und Ihn hat der große Andrang bei Film- braucht hätte, aber nicht bekommen mit nicht-bio-tauglichen Mitteln zu vorführungen und Diskussionen be- hat. Etwa, wenn er schließlich selbst tricksen?“ Er findet es zum Beispiel eindruckt. Er hat gemerkt, dass gera- ein Rechtsgutachten erstellen lassen auch nicht ehrlich, wenn jemand Bio- de bei Eiern sehr viele Konsumenten hat um 13.000 Euro und die Kammer Milch liefert und selber „kein eigenes nach biologischer Produktion fragen nachher 2.000 Euro dafür bezahlt hät- Kerndl“ am Betrieb hat und Futter- und alles andere für verwerflich hal- te, weil die Angelegenheit ja auch an- mittel deshalb von irgendwo kauft. ten. „Vielen ist sicher nicht bewusst, dere Bauern betroffen hat. Oder dass Mit drei Hektar Fläche rund um sei- was das bedeutet“, meint er. „Wir wirt- er Entschädigungszahlungen be- nen Stall wäre auch das Weiden nicht schaften alle auf den gleichen Feldern kommen hat und davon 50 % Steuern möglich. „Für unsere Entwicklung ist mit der gleichen Schadstoffbelas- zahlen muss. In diese Schiene passt das besser“, ist Fritz überzeugt, aber tung in der Luft und wir verwenden für ihn auch die Einbeziehung der Be- auch „für die Biobetriebe, die das auf- minimalen Einsatz von Chemie.“ Bei triebsprämie, die mit 33 % in den Ein- richtig und ehrlich betreiben.“ Bio-Ackerbetrieben sei oft das Pro- heitswert neu besteuert ist, bei einer Ihm ist klar, dass es unterschiedliche blem, dass das Getreide verpilzt. Da GmbH bis zu 50 % . Ansichten darüber gibt, wie jemand gäbe es dann keine Obergrenzen für Weiter auf Seite 12 seine Landwirtschaft betreibt, „aber Toxine. wo sich alle einig sind ist: Wir sollen Er wehrt sich aber gegen ein Ausei- davon leben können und das nicht im nanderdividieren in „bio“ und „nicht- Sinne von einer Mindestsicherung.“ bio“: „Wir sitzen alle in einem Boot und Auch wenn jemand einen kleineren produzieren Nahrungsmittel.“ Betrieb mit Direktvermarktung be- Oft haben Leute zu ihm gesagt: „Du treibt, sieht Fritz kaum jemanden, der zeigst wenigstens einmal auf.“ Aber Werbung sagt, er sei nicht an der Grenze der vonseiten der Politik oder der Land- Belastbarkeit. Und er ist sich sicher, wirtschaftskammer würde sich trotz- dass er ein ganz schlechter Direkt- dem nichts bewegen. Er weiß, dass für Ausgabe 56 | Jänner 2017 11
Blickpunkt Österreich Ihn stoßen auch Geschichten auf wie schl. In Österreich seien die Auflagen Die Landwirt- die Förderung eines 20 Millionen-Le- noch dazu höher als in Deutschland, schaft in Ös- gehennen-Stalles für Käfighaltung das Futter muss gentechnikfrei pro- terreich könnte in der Ukraine, den die EU mit dem duziert sein und der Soja aus Europa. man in wenigen ehemaligen österreichischen Land- Es gibt bei ihm keinen Antibiotika-Ein- Jahren umbrin- wirtschaftsminister Willi Molterer mit satz und keine Wachstumshormone, gen, aber dann hohen Prozentsätzen gefördert hät- das Futter – sogar die Sojabohnen würden die Le- te, um die Eier billig zu importieren. – kommen aus dem Lavanttal, der bensmittel vor „Mit solchen Sachen wird Betrug am Mist kommt auf die eigenen Felder. allem im Osten Bauern begangen aber auch am Kon- „Sonst hat es überall positive Rück- überzeugt, da sumenten, der zu wenig verdient, um meldungen gegeben“, erzählt Tatschl. hätte niemand sich ordentlich produzierte Lebens- Er meint, dass sich das Bauer-Sein mehr Einblick drauf. mittel zu leisten.“ in den letzten 15 Jahren stark verän- Im Film hat sich Franz Tatschl poli- dert hat und blickt besorgt auf Ent- tisch „sehr zurückgehalten“. In den Kleiner geht’s nicht wicklungen wie in Frankreich, wo es Diskussionen zum Film würde das „Bei den Legehühnern müssen wir im- 600 Selbstmorde von Bauern im Jahr vielleicht mehr bringen. Er ist über- mer mehr machen, damit etwas über- gibt. „Wir Bauern haben uns sehr aus zeugt, dass die Bauern und Bäuerin- bleibt“, ist Franz Tatschl überzeugt. einanderdividieren lassen“, gibt er zu nen eine gute Vertretung brauchen, Er kennt die genauen Zahlen seines bedenken, „Dabei sind wir alle Idealis- aber in der Landwirtschaftskammer Betriebes und kann deshalb sagen, ten. Schauen sie sich die Bergbauern sieht er zu viel Postenschacherei und dass sich das finanziell nicht ausgeht, an, wenn die unter Einsatz ihres Le- zu viel Energie nicht für die Bauern, wenn jemand mit 10.000 Legehennen bens Wiesen und Felder bewirtschaf- sondern dafür, dass sie die Posten anfangen möchte. Interessierten zeigt ten…“ behalten. er gerne seinen Betrieb. Er hat nach dem Film eine konkre- te negative Erfahrung gemacht: „Die Kronenzeitung hat uns sehr verris- sen.“ Franz hat mit der Redakteurin telefoniert, worauf sie noch einmal negativ über ihn geschrieben hat. Er hat sie auf den Hof eingeladen, aber sie hat abgelehnt, weil sie im Film eh schon genug gesehen hätte. Dabei gibt es in der EU Legehennen-Betrie- be mit über 1 Mio. Legehennen. „Es gibt noch immer Käfighaltung bis zu 50 % in der EU, auch in Österreich und Deutschland, da schert sich keiner auf EU-Ebene drum“, meint Franz Tat- Ewald Grünzweil und Robert Schabus vorm Kino in Bad Leonfelden. Foto: IG-Milch - STEIDL – Heutrocknung AGRAR- & HALLENBAU - Ihr Sp ezialist Ob Loseheu oder Ballentrockung wir haben die optimale Lösung! • Luftentfeuchter-Wärmepumpe • Hochleistungs-Radialventilatoren • Steuerungstechnik Beratung – Planung – Verkauf – Betreuung Ihr kompetenter Partner Standort: 4225 Luftenberg, Wella-Str. 2 von der Planung bis zur Fertigstellung, Werbung Werbung Tel.: 0664 4457204, E-Mail: info@heutrocknung.net Hörmann Interstall GmbH & Co. KG A-3352 St. Peter / Au | Tel.: +43 74 77 - 42 118 - 0 Internet: www.heutrocknung.net alles aus einer Hand! www.hoermann-info.com 12
Blickpunkt Österreich Zwischen Held… Schon beeindruckend, was ich im Zusammenhang mit den Premieren von „Bauer unser“ erleben durfte – eigent- GUNTAMATIC: lich bei oder nach den anschließenden Diskussionen. Von Stückholzvergaser größtmöglicher Zustimmung bis abgrundtiefer Ablehnung. Von wildfremden Menschen nach dem Film gelobt: „Gra- nur mehr in Edelstahl tulation, super gemacht!“ Ich fragend: „Was meinen Sie?“ Der BMK Edelstahl-Stückholzvergaser vom Mar- „Na, dass endlich wer den Mut hat, das zu sagen, was Sie kenanbieter GUNTAMATIC ist die ideale Lösung für alle, die eine innovative Stückholzheizung mit gesagt haben! Super, danke dafür!“ Eine Dame hat in Wien grundsolider Verar- zu mir gsagt: „Sie sind mein Held!“ Sogar ein Autogramm beitung suchen. Er ist musste ich geben… außerordentlich bedi- enfreundlich, robust … und Lügner und komfortabel. Da- Von Bezirksbauernkammerobmännern, Bauernbund- bei setzt er neue Maß- funktionären, Landwirtschaftskammerpräsidenten und stäbe in den Bereichen Effizienz und Zuverläs- Bauernbundpressedamen als Lügner beschimpft und mit sigkeit. rechtlichen Schritten bedroht. Schon heftig. Hättest halt Seit mehr als 15 Jahren einfach die Schnauze gehalten, hab ich mir dann ab und zu profitieren Guntamatic gedacht. Da hab ich mir manchmal selber leid getan. Wäre Kunden von der mas- gerne der Arme gewesen, den man trösten soll... siven und säurefesten Dann fällt mir der Zwischenruf im Kino Haslach ein: „Wir Edelstahlbauweise des BMK Stückholzvergasers, wissen eh von was du redest. Wenns’d wo a Förderung die eine lange Lebensdauer sichert. Dabei wer- den die Füllräume in hochwertigster Langzeitqua- oder a Beihilfe brauchst, dann hast du die Goschn zum hal- lität geschweißt, gebeizt und passiviert. ten. Sonst gibt´s Probleme!“ Die wegweisenden BMK Holzvergaser arbeiten Dann denk ich mir, gut, dass das gsagt hast. ohne wassergekühlten Unterteil und damit mit ei- ner extrem heißen Reaktionszone. Und wie es dazu kam? Diese hohe Vergasungstemperatur sichert einen Ich weiß auch nimmer genau, wie‘s zu dem Sager im Film gleichmäßigen Abbrand und ermöglicht die ef- fiziente Verbrennung verschiedenster Holzarten, kommen ist. Irgendwie haben wir über Korruption und -größen und -feuchtigkeiten. Die seitlich ange- Machtmissbrauch geredet. Und über die vielen Schwierig- ordnete Brennkammer sorgt für eine saubere keiten, von denen mir immer wieder erzählt wird. Schwie- Aschetrennung und ist optimal gegen eingewor- rigkeiten und Nachteile, die du in Kauf nehmen musst, fenes Holz geschützt. Die bereits 2001 entwickelte wenn du dich bei der IG-Milch einsetzt, wenn du demons- automatische Zündung und die Lambdasonden trieren fährst oder eine Faironika neben der Bundesstraße gesteuerte automati- stehen hast. sche Luftführung sorgen in Verbindung mit dem Viele haben mir schon erzählt, dass sie das Gefühl haben, extrem großen Füllraum weil sie IGler sind, schlechter behandelt worden zu sein, und der halbautomati- oder halt keine oder weniger Förderung für ein Projekt be- schen Reinigung für den kommen haben. Das nennt man dann Machtmissbrauch. besonders hohen Kom- Und dann weiß ich auch, wieso die Reaktionen so heftig fort der Stückholz-Hei- ausgefallen sind. Ich glaube, da drückt den einen oder an- zung und setzen damit deren das Gewissen. Oder hat jemand Angst, dass Dinge neue Maßstäbe ans Tageslicht kommen, die nicht von Vorteil sind? Alles in allem war es eine heftige Erfahrung für mich. Aber ich bin trotzdem dankbar, dass ich das alles erleben durf- Infos auf www.guntamatic.com te. Ich hoffe, dass das alles beiträgt zur nötigen Verände- oder auf www.facebook.com/guntamatic rung. Wie hat Rohrmoser Franz so schön gesagt: „ Bauer unser hat den Boden beackert.“ Und jetzt ist es an uns allen zu versuchen, eine gute Saat in den beackerten Boden zu bringen. Werbung eg Ausgabe 56 | Jänner 2017 13
Blickpunkt Österreich Miteinander Käse produzieren Im Kärntner Radenthein haben 18 Milch-Bäuerinnen und -Bauern eine Genossenschaft gegründet und eine Käserei gebaut. Am 8. Dezember 2016 wurde sie offiziell eröffnet. Michael Kerschbaumer ist nicht nur Obmann der Genos- senschaft Kaslab’n, sondern auch der Käser in der Käserei. Er hat auf verschiedenen Almen und in Ausbildungen sein Handwerk gelernt und schließlich ist die Idee gereift, selbst eine Käserei zu starten. Nicht am Hof, wo er mit seiner Frau Ulla Ziegenmilch verarbeitet, sondern mit anderen Bäue- rinnen und Bauern zusammen. Bald hat sich mit den ersten Die Käserei Kaslabn von außen. Verwendet wurde eigens Interessierten herausgestellt, dass es Bio-Heumilch sein Holz. Fotos: Kaslab‘n soll, die verarbeitet wird. direkt mit der Käserei und unter den Mitgliedern gewesen. Angeliefert wird die Milch von einem Frächter, das hat die Den Mitgliedern war es lieber, etwas weniger Milchgeld zu Genossenschaft ausgelagert. Erst war die Idee, dass jede/r bekommen, statt selbst zu fahren. die Milch selbst täglich zur Käserei bringt, allerdings ist 18 Betriebe sind es schließlich geworden, die ihre Milch das schwierig, jeden Tag aus der Arbeit am Hof herausge- anliefern. Bio-Heumilch von der Kuh, von der Ziege und rissen zu werden, wenn andere Arbeiten anstehen wie etwa zertifizierte Demeter-Kuhmilch. Angepeilt wird der übliche Heuen. Der Vorteil wäre sicher der Informationsaustausch Milchpreis für diese Milchqualität, das ist die Herausforde- rung für den Verkauf. Der Käse geht als Qualitätsprodukt über den angeschlossenen Bauernladen an die Kunden, man kann ihn aber inzwischen auch im Internet bestellen. Die Käserei ist auf die gelbe Palette – Berg- und Schnittkä- se, Emmentaler und Butter – spezialisiert, die weiße Palet- te, Brot, Eier, Wurst und Honig für den Bauernladen kommt aus der engeren Region. Sieben Mitarbeiter sind bei Kaslab’n angestellt, einer davon Lehrling. Es gibt zwei Geschäftsführer – einen für die Kä- serei, einen für den Bauernladen. Für Michael Kerschbaumer war von Anfang an der genos- senschaftliche Gedanke wichtig: „Was einer nicht schaffen kann, das schaffen viele.“ „Ich kann reden vom Käsen, aber Buchhaltung und Ver- rechnung das ist nicht meins“, erklärt er etwa, warum er an- dere Leute für sein Vorhaben braucht. Oder jemanden, der sich beim Bauen eines Gebäudes auskennt. Im fünf-köpfi- gen Vorstand sind drei Männer und zwei Frauen, auch hier findet Kerschbaumer Ausgewogenheit wichtig, weil Frauen und Männer andere Dinge wahrnehmen. Erst haben die fünf Betriebe bestehende Gebäude ange- schaut als möglichen Produktionsort. Schließlich haben aber auch andere Bäuerinnen und Bauern Interesse ge- zeigt. Es haben auch welche auf biologische Wirtschafts- weise umgestellt, um beitreten zu können. Zu einer Infor- mationsveranstaltung in einem Gasthaus sind mehr als 100 Leute gekommen, zur Genossenschaft ist davon allerdings Käsereimeister und Obmann der Genossenschaft Michael nur einer gegangen. „Das ist doch ein riesiger Schritt“, gibt Kerschbaumer bei der offiziellen Eröffnung der Käserei. der Obmann zu bedenken. 14
Blickpunkt Österreich Die Finanzierung haben die Betriebe selbst gestemmt – mit Fremdfinan- Da Müch-Sepp und seine Sicht zierung, die noch läuft. Mit der Idee, Kundinnen und Kunden zu binden und „Widerstand lohnt sich, weil er die Würde erhält.“ die Finanzierung zu erleichtern gibt es Zitat von Ilija Trojanow im „brennstoff“ noch die Crowdfunding-Schiene „Zin- sen sind Käse“. Interessierte können Vor wenigen Wochen las ich dies im letzten „brennstoff“ von Heini Staudinger sich finanziell am Projekt beteiligen und sofort war mir klar: Das ist die Erklärung, warum wir mit unserer Arbeit zum und bekommen jährlich Käse anstatt einen so viele Menschen berühren und zum anderen unsere Arbeit immer noch Zinsen. fortsetzen. Dabei ist uns klar, dass wir ständig Gefahr laufen, in vielen Belan- Kaslab’n hat auch Fördergelder be- gen benachteiligt zu werden. Gleichzeitig wird das Umfeld immer feindlicher. kommen aus dem EU-Programm für Wie kann es sonst sein, dass heuer der Dokumentarfilm „Bauer unser“ so vie- Ländliche Entwicklung. Förderwürdig le Zuseher in die Kinos brachte und im Anschluss so viele Diskussionsrunden ist das Projekt aus mehreren Grün- stattfanden? Warum hat gerade jetzt ein junger Dramatiker ein Stück über den den: Bio-Heumilch wird verarbeitet, sogenannten Bauernbefreier Hans Kudlich geschrieben. Im Programmheft die- die Bauern sind aus der Region, schon ses Schauspiels mit dem Namen „Kudlich – eine anachronistische Puppen- die Bauweise des Gebäudes mit eige- schlacht“ von Thomas Köck, steht zu lesen: nem Holz und die Firmen aus der Re- „Kaum ist allerdings die Freiheit von den Feudalherren erkämpft, stellt sich die gion. Frage nach der Zukunft. Die Bauern brauchen nun Kredite für eigene Höfe und Es gibt einen Schauraum, in dem Be- so führt ihre Befreiung in die Abhängigkeit von der neu gegründeten Raiffeisen- sucher/innen etwas über Milch- und bank. Ihre Freiheit, ein vergiftetes Geschenk? Aus Leibeigenen werden plötzlich Käseproduktion lernen können. Dafür Agrar-Ökonomen – das Unternehmertum mit allen verbundenen Chancen und hat es Geld aus dem Leader-Projekt Risiken ersetzt die sichere Unfreiheit des Feudalismus.“ gegeben. Weiters wird ausgeführt, dass die ständige Liberalisierung des Wirtschaftssys- „Insgesamt waren diese Förderansu- tems von der Fremdausbeutung zur Selbstausbeutung führt. Die Folge sei die chen viel Arbeit, bei der viel Ressour- grassierende Überforderung des Einzelnen. cen aufgehen“, wie Michael Kersch- baumer erzählt. Trotzdem fragt man sich in regelmäßigen Abständen wieder, warum tue ich mir „So ein Projekt macht man entweder das an? Alle wissen doch, dass die Milch unter ihrem Wert verkauft wird. Immer richtig groß oder klein als Hofkäserei mehr fühlen doch, dass die ständige Leistungssteigerung zu kranken Kühen und mit Eigenleistung und gar nicht auf schlechterer Milch führt. Selber spüren wir jeden Tag in unseren Dörfern den Förderungen ausgerichtet“, so die Er- Niedergang des Bauernstandes. Dabei bietet doch eine vernünftige Landwirt- fahrung des Käsers. schaft mit engagierten Vertretern so viele Lösungsansätze. Arbeit in der Natur, Unterstützt ist die Käserei vor allem Kreislaufwirtschaft, eine intensive Mensch-Tier-Beziehung, gesunde Milch von vom Agrarlandesrat und vom Bürger- Dauergrünland und überhaupt jeder einzelne Punkt des Milch-Manifestes hat meister. seine Berechtigung. Der Besucherandrang bei der Eröff- Wir sind auch nicht die, die immer nur schreien, alles ist schlecht, sondern un- nung am 8. Dezember 2016 war sehr sere Erkenntnisse haben immer zu konkreten Projekten und klaren Forderungen groß. Der Verkauf ist gerade ange- geführt. Egal ob faire Milch, freie Milch, Milch-Manifest… laufen. Kaslab’n hofft vor allem auf Gegen eine zerstörerische Landwirtschaft, die Ausbeutung von Tier und Mensch, den Tourismus rund um den Millstät- unfairen Wettbewerb zu kämpfen, ist eine edle Tat. Deshalb hat mich das Zitat tersee, Schigebiet und Therme Bad so beschäftigt. Weil es so vieles erklärt. Kleinkirchheim. „Widerstand lohnt sich, weil er die Würde erhält.“ Mehr Infos im Internet: http://www. 4190 Bad Leonfelden, Hauptplatz 5 kaslabn.at/ Tel. 0 72 13 / 20 591, Fax DW 91 Mobil 0664 / 20 23 869 office@ig-milch.at, www.ig-milch.at Unsere Bürozeiten sind: Mo. – Do. von 7.30 – 12.30 Uhr Ausgabe 56 | Jänner 2017 15
Blickpunkt Österreich Unsere Ahnen haben Pech gehabt (2. Teil) Gründungzeit der Parteien und Raiffeisen In der Zeit um 1900 waren viele Bau- welle der Genossenschaften die Für unsere vom Pech verfolgten Vor- ernfamilien Opfer von „Bauernlegern“. Bauern vor der Arbeiterbewegung zu fahren ist das der Supergau, quasi Viele verloren durch Überschuldung schützen. Das eigentliche Motiv war eine Geiselnahme im Untertanenwe- ihren Hof. Es kam zu einer Art Ver- aber das Kaptial zu schützen und die sen. Es ist eine verpasste Chance, da trag mit den Oberen. Das Bürgertum Macht der Führung zu erhalten. herauszukommen und eine enorme verpflichtete sich, das Überleben der Schwächung der Mitbestimmung und bäuerlichen Gesellschaft und der vor- Kapital- statt Bauernschutz Bewusstseinsbildung in diesen Ge- kapitalistischen Werte zu gewährleis- Die Partei startete eine Mobilisie- nossenschaften. ten, gleichzeitig wurde aber ein Sys- rungsaktion. Quer durch das ganze tem von „Schutzzöllen“ eingeführt, Land begann man, mit Unterstützung Auf der Ebene der Gemeinden kommt das wieder den Großbauern nutzte. gebildeter Bürger, Lehrer, Pfarrer etc. noch ein weiteres Ungleichgewicht Als Gegenleistung gewährte die Bau- mit dem Aufbau von Raiffeisen-Ge- dazu. Josef Krammer schreibt im ernschaft politische Unterstützung, nossenschaften und Banken. Buch „Im Kampf für ihre Rechte“: „Die zum Beispiel durch Wahlen. 1907 gab es bereits 2.086 bäuerliche behördliche Unterstützung und die Genossenschaften, um 1910 auf dem der gebildeten Schicht des Dorfes bei Die zweite Frage, die ich mir stellte ist: Gebiet des heutigen Österreich be- der Errichtung einer doch bis zu einem „Welche Motive werden bei der Grün- reits 1.500 Raiffeisenbanken. gewissen Grad bürokratischen Orga- dungswelle von Genossenschaften Übersetzt heißt das: Die Gründungen nisation wie einer landwirtschaftli- um 1900 sichtbar?“ sind nach Bauern benannt, aber sie chen Genossenschaft bzw. Raiffei- sind nicht damit gemeint, gemeint ist senkasse war daher notwendig. Sie Das Aufwachen der Arbeiter in der Ar- der Schutz des Kapitals der Oberen. brachte aber andererseits die Genos- beiterbewegung um 1900 wirkte wie Darin liegt das erste Hauptproblem: senschaften unter dem Einfluss der ein Feuer. Das machte der besitzen- Die Kooperationen nutzen nicht den Dorfbourgeoisie. Die bessere Durch- den Klasse Angst um ihre Macht und Bauern, sondern dem Kapitalschutz, setzungschance großbäuerlicher In- Angst, dass dieses Feuer auch auf später Raiffeisen selbst. teressen in den G enossenschaften das Bauernland übergreifen könnte, Das zweite Hauptproblem liegt in der wie auch in der landwirtschaft - auf deren Untertanentreue man sich Spaltung im Selbsthilfe-Prinzip. Hilfe lichen Interessenvertretung resultiert verlassen konnte. Man versuchte ei- zur Selbsthilfe bedeutet das Gegenteil unter anderem auch aus der fast aus- nerseits die Bauern als Wähler für den von Unterwerfung: Abhängigkeiten schließlichen Rekrutierung der Füh- Schutz der Großen einzubinden und werden abgebaut, Selbstständigkeit rungskräfte aus der Klasse der Groß- andererseits mit einer Gründungs- gestärkt. bauern, unter anderem aufgrund ihrer besseren Ausbildung“. Der Konfliktforscher Franz Rohrmo- Die Spaltung des Selbsthilfeprinzips ser ist selbst 1943 auf einem Bau- könnte ein Ungleichgewicht geschaf- ernhof im Salzburger Innergebirge fen haben. Auf der einen Seite dieje- geboren. nigen, die gut mit technischen Mitteln Er ist seit Jahren im Bildungs- und umgehen konnten und andererseits Sozialbereich tätig, unter anderem jene, die Vieles nicht hinterfragen und Gründungsmitglied der Österrei- selbst nicht gestalten können. chischen Berg- und Kleinbäuer_in- nen-Vereinigung (ÖBV). Er emp- Bildungsschub fiehlt das Buch von Inge Zelinka: Bei der Gründung von tausenden Ge- Der autoritäre Sozialstaat. Macht- nossenschaften und Banken am Land gewinn durch Mitgefühl. LIT-Verlag, haben Bauernfamilien auch viel lernen Wien 2005. Foto: Meilinger können, etwa sich zu organisieren, 16
Blickpunkt Österreich gemeinsam Programme auszuarbeiten, neue Verfahren, Engelbert Dollfuß bei neue Produkte, neue Technik kennenzulernen. Das war auf einer Feier im Juni 1933 der praktisch-technischen Seite sicher ein Bildungsschub. auf dem Balkon des Bundeskanzleramtes. Durch diese Spaltung wurde unseren Vorfahren viel zuge- Bild: ÖNB mutet. Sie wurden: n festgebunden in der Rolle von gottgewollten Untertanen n ferngehalten von Bildung, Aufklärung und Bewusstseinsbildung n gefügig und klein gehalten mit einer selbstentwertenden Moral n an diese rückwärtsgewandte Partei gebunden Die Menschen sind ohne Konfliktregelung in Berufsstän- n in eine Feindbildung gegen die den wie Bauern, Gewerbe etc. organisiert, wo jeweils der Sozialdemokraten verwickelt Arbeitgeber und die Arbeitnehmer, also Großbauern und n beliebig benutzt als Spielball für die Interessen anderer Gesinde miteinander harmonisch sein sollen. n nicht als eigene Persönlichkeiten mit Würde betrachtet Diese Stände oben politisch zu verbinden sah er als seine Aufgabe als autoritärer Führer. Beide Visionäre, Vogelsang und Dollfuß, hatten diese Sehnsucht zurück ins Mittelalter. Ich möchte einen genau- 2. Er war harmoniesüchtig mit völlig naiver Sicht bezüglich eren Blick auf Engelbert Dollfuß werfen, um zu verstehen, Gruppenkämpfen innerhalb der Berufsstände. wie er die Dreieinigkeit gezimmert hat: Dollfuß träumte geradezu von der Harmonie und Solida- rität innerhalb der Berufsstände, das berichten mehrere Engelbert Dollfuß Fachleute. Es ist erwiesen, dass in Gruppen, in denen de- Engelbert Dollfuß ist 1892 als Bauernsohn in Texing in Niederösterreich geboren. Er war 1,51 m groß, hat Rechts- Fortsetzung auf Seite 18 wissenschaften studiert, war Landwirtschafts- und Ge- nossenschafts-Experte, Ende der 1920er-Jahre Chef der Landwirtschaftskammer NÖ und hat laut Schwarzbuch Raiffeisen die Dreieinigkeit von Kammer, Bauerbund und Raiffeisen von dort aus aufgestellt. Auf den Dollfuß ist ein Verfechter des autoritären Ständestaates. Sein Vorbild Karl von Vogelsang stammte von Adel, Dollfuß ist Verlass vom Bauernstand. Engelbert Dollfuß wurde Bundes kanzler und begann schrittweise mit der Abschaffung von demokratischen Instanzen. Im März 1933 löste er Parlament und Verfas- sungsgerichtshof auf, dann alle Parteien und Interessen- vertretungen und rief am 2. Mai 1934 die Maiverfassung aus, die so beginnt: „Im Namen Gottes, des ALLMächtigen, ATLETICO RZ ca. 290 AUF D IST EN von dem alles Recht ausgeht, erhält das österreichische Auch erhältlich mit VERL AS S Volk für seinen christlichen, deutschen Bundesstaat auf Drahtwurmbeize ständischer Grundlage diese Verfassung“. „ATLETICO ist nicht nur im mehrjährigen Vergleich im Silomais Landessortenversuch Aus meiner Sicht hat Dollfuß drei besondere Merkmale: St. Georgen/G. die stärkste Sorte – egal welche Wetterbedingungen herrschen, 1. Er war größenwahnsinnig. ATLETICO bring jedes Jahr Spitzenerträge.” Er mutet sich zu, die ganzen Kapazitäten, die er ausschal- Tel.: 0664/822 21 72 tete, als autoritärer Alleinherrscher zu ersetzen. www.kwsaustria.at Er hat die Gewaltenteilung von Gesetzgebung (Legislative Werbung = Parlament), Ausführung (Exekutive = Regierung), Gesetz- sprechung (Judikative = Gerichte und Verfassung) einfach abgeschafft. Sein Gegenüber ist nur mehr Gott. Ausgabe 56 | Jänner 2017 17
Blickpunkt Österreich/EU mokratische Strukturen zur Bearbeitung von Konflikten n Das Idol ist, der sich nach außen gütig dem Volk zuneigt fehlen, Willkür herrscht. Es kommt dann auf die Laune und so nur die Vorderseite der Medaille zeigt. an, das wurde vielfach beschrieben, wie es da in der Re- n Nach innen aber, auf er Hinterseite der gleichen Me- gel zuging. Es regiert eher das Faustrecht des Stärkeren, daille, zeigt sich der autoritäre Führer, er mit seinen es gilt weiters die Hackordnung des „nach-oben-Kriechen“ Verwaltern, den Vasallen, der vom Volk seine „Steuern“ und „nach-unten-Treten“ und „seitlich-Boxen“, also jeder eintreibt und es gottgewollt abhängig hält. kämpft gegen jeden. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: 3. Dollfuß, ein josephinisch fürsorgender Sozialpolitiker. Unsere Agrarpolitik in Form der Dreieinigkeit ist das Kind Politik kommt nur von oben: „Alles für das Volk, nichts von Dollfuß, dessen Gesicht jetzt sichtbar ist: durch das Volk.“ n Nach außen beim Volk zeigt sich das Herrschertum Dollfuß führte die Sozialversicherung für Bauern und die Raiffeisen als der helfende Fürst. Arbeitslosenunterstützung für lanwirtschaftliche Lohnar- n Nach innen zeigt sich die andere Seite, der knallhar- beiter mit den Sozialdemokraten ein. te Fürst, der seine zwei Mitfürsten Kammer und Bau- Er schuf: ernbund zum Diener, zu Vasallen machte, welche die n Reformen in der Landwirtschaft Untertanen, die Bauernfamilien zu ihren Diensten ver- n Errichtung der Landwirtschaftskammern pflichten. n forcierte die Errichtung von Genossenschaften n wurde 1927 Direktor der NÖ-Landwirtschaftskammer Raiffeisen schaffte die Gewaltenteilung ab. Es übernimmt n und schuf 1929 die Dreieinigkeit: die Gesetzgebung (Legislative – Richtlinien), Ausübung der Raiffeisen – Kammer – Bauernbund Gewalt (Exekutive – Beratung, Kreditfinanzierung) und Ge- setzsprechung (Judikative – Kredit fällig stellen) in einer 4. Er war der Überzeugung, dass das Volk unfähig ist, sel- Hand. ber etwas zu ändern. Das Harmoniebedürfnis ist sichtbar in der Betonung der Er wollte Macht durch Mitgefühl. Einheit der Bauern, Zudecken der Ungleichbehandlung und Dollfuß suchte wie Karl von Vogelsang laut Anton Pelinka dem fehlenden Interessenausgleich. das Ideal im Mittelalter – aber was war das? n Etwa die Faszination am sozialen Herrscher, der sich Fortsetzung folgt. gütig dem Volk zuwendet und gleichzeitig will, dass es untertan bleibt. EU-Parlament verurteilt Gewalt an Guaraní-Kaiowá in Brasilien Das EU-Parlament verabschiedete am 24. November 2016 senheit zu geraten“, so Brigitte Reisenberger von FIAN eine Entschließung zur Situation der Guaraní-Kaiowá im Österreich. Das Europaparlament forderte die EU und ihre brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul. Das Mitgliedsstaaten explizit dazu auf, diesbezügliche Klauseln EU-Parlament verurteilt darin die Gewalt gegen diese in- in allen handelspolitischen Abkommen zu verankern. Wir digene Gruppe und fordert die brasilianische Regierung begrüßen diesen Schritt! Es zeigt, dass Menschenrechts- auf, die Menschenrechte der Guaraní-Kaiowá zu schützen. arbeit Früchte trägt. Wir werden auch 2017 gemeinsam mit „Mit der Resolution beklagt das EU-Parlament nicht nur die den Guaraní-Kaiowá für ihre Rechte kämpfen und für eine besorgniserregende Situation indigener Gemeinschaften, Handelspolitik eintreten, die sich an den Menschenrechten sondern kritisiert auch die Beteiligung des Agrobusiness ausrichtet! an den akuten Menschenrechtsverletzungen. Das Europa- www.fian.at/artikel/eu-parlament-verurteilt-gewalt-gua- parlament richtet darüber hinaus einen Appell an die Insti- rani-kaiowa-bras/ tutionen der EU und deren Mitgliedsstaaten sowie an den Zu unserer Presseaussendung: www.fian.at/artikel/euro- brasilianischen Staat, Unternehmen für Menschenrechts- paparlament-resolution-verurteilt-gewalt-am-in/ verletzungen zur Rechenschaft zu ziehen. Dass die Einhal- Mehr über den Fall der Guaraní-Kaiowá: tung der Menschenrechte gegenüber der Handelspolitik www.fian.at/faelle/brasilien-guarani-kaiowa den Vorrang haben muss, droht immer wieder in Verges- Quelle: Newsletter FIAN Dezember 18
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