Das Mitgliedermagazin der IG-MILCH überparteilich und unabhängig

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Das Mitgliedermagazin der IG-MILCH überparteilich und unabhängig
Das Mitgliedermagazin der IG-MILCH                                            Ausgabe 56 | Jänner 2017
überparteilich und unabhängig                                       Österreichische Post AG | Sponsoring.Post | GZ 08Z037827 S

Zeit zum Verschnaufen und Planen für die nächste ­Saison,
während das Thema Landwirtschaft wegen des Films
„Bauer unser“ in allen Bevölkerungskreisen diskutiert wird.
Die IG-Milch wünscht alles Gute für 2017!
                                                  Foto: Meilinger
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Rubrik

                                                                      Offen
                                                                    gesprochen

Turbulentes Jahr 2016                                           gibt) haben wir gar nicht gefeiert. Irgendwie haben wir da­
Ich hab ja ein-, zweimal im Jahr einen Moment, wo ich           rauf vergessen, oder uns nicht getraut, weil ja die Stimmung,
in die Zukunft denke und schaue. Was ist in einem Jahr?         nicht nur wegen der niedrigen Milchpreise, sondern wegen
Was ist bis dorthin passiert? Was denke ich mir, wenn ich       der noch schlechteren Preise bei der Alpenmilch-Logistik
dann von dort zurückschaue? Ich muss ehrlich zugeben,           samt zum Teil niederträchtiger Gerüchte, doch ziemlich
dass ich bei meiner Vorschau immer ziemlich daneben-            getrübt war. Aber ich bin dafür, dass wir das heuer nach-
liege. Also ein Wahrsager ist an mir nicht verloren gegan-      holen. Elf Jahre „A faire Milch“ hört sich doch auch gut an.
gen. Wenn ich jetzt so auf 2016 zurückschaue, war es wohl       Nicht wahr?
eines meiner turbulentesten Jahre. Und das hatte ich aus
Sicht von 2015 so gar nicht erwartet. Die unruhigste Zeit       Engere Zusammenarbeit mit ÖBV-Via Campesina
war sicher die Zeit, als „Bauer unser“ in den Kinos lief. Bei   Am 17.1. werden wir ein gemeinsames Vorstandsseminar
über 15 Premieren war ich dabei. Zwei Wochen jeden Tag          von ÖBV und IG-Milch abhalten. Ich freue mich schon da-
unterwegs. Zwischen 100 und 400 Menschen im Kinosaal.           rauf (zum Verständnis: ich schreibe diese Zeilen Anfang
Das heißt, ich habe vor ca. 3.000 Menschen gesprochen.          Jänner) und hoffe, wir können gemeinsam die notwendi-
Und die Stimmung war von absolut freundlich bis zu ext-         gen Veränderungen besser vorantreiben.
rem feindlich. Mit dem hatte ich so nicht gerechnet. Und
das hat mich überrascht und doch mehr Energie gekostet          Bleibt mir noch euch alles Gute, Gesundheit und Erfolg für
als ich erwartet hatte. Aber es geht wieder aufwärts und        2017 zu wünschen.
das ist gut so.

Zehn Jahre „A faire Milch“
Und eines der wichtigsten und wertvollsten Feste (weil so
unglaublich, dass es „A faire Milch“ schon über 10 Jahre

                                                                 Inhaltsverzeichnis
                                                                 Milchbauern und Eisenbahner……………………………………      5
                                                                 Alpenmilch Logistik ………………………………………………………      7
                                                                 Mitgliedsbeitrag 2017……………………………………………………      8
                                                                 Bauer unser ……………………………………………………………………         9
                                                                 Käse von den Nockbergen…………………………………………… 14
                                                                 Serie: Unsere Ahnen haben Pech gehabt ………………… 16

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Reges Interesse bei der Jahreshauptversammlung im City-Kino in Steyr am Ende eines turbulenten Jahres 2016.

Jahreshauptversammlung 2016
In einem ungewöhnlichen Rahmen,          wirklich gelungene Veranstaltung mit        zung in angenehmer Atmosphäre. Ich
nämlich im City-Kino in Steyr, fand      Neuwahlen. Neu im Vorstands-Team            danke dem gesamten Vorstand dafür.
unsere       Jahreshauptversammlung      begrüßen darf ich mit euch Thomas           Verabschieden mussten wir Otto Rei-
statt. Gut hundert BesucherInnen dis-    Schmidthaler (als Obmann-Stellver-          singer, Erwin Thumfart und Wolfgang
kutierten intensiv über Alpenmilchlo-    treter), Bernhard Keplinger (als Bei-       Lienbacher. Euch sei gedankt für al-
gistik, „A faire Milch“, „Bauer unser“   rat) und Josef ­ „Mosti“ Mossbauer          les, was ihr geleistet habt für unsere
(den wir uns dann gemeinsam an-          (als Kassenprüfer). Ich freue mich auf      Gemeinschaft. Wir wünschen euch
schauten) und das wirklich grandiose     eine gute Zusammenarbeit mit den            alles erdenklich Gute auf eurem wei-
Referat von Roman Hebenstreit. Wei-      drei Neuen und natürlich den „Alten“,       teren Weg. 		                       eg
ters durften wir Walter Bauer von Süd-   die im Vorstand geblieben sind. Wir
wind als Vertreter der Whes-Plattform    hatten schon die erste Vorstandssit-                             Weiter auf Seite 4
begrüßen. Und natürlich war auch un-
ser lieber Freund Franz Rohrmoser mit
dabei.

Neuwahlen
Da wir aufgrund der intensiven Dis-
kussionen ziemlich in Zeitverzug
gerieten, mussten wir die „Würstl-
pause“ sehr verkürzen. Aber mit ver-
einten Kräften und zum Erstaunen
vom ­ Kinobetreiber zeigten wir wie-
der unsere Flexibilität – auch beim
Ausgeben der Würstl. Und wir konn-
ten so das ganze vorgesehene Pro-
gramm durchziehen. Für mich eine         Eintreffen der Mitglieder und Referenten.     		                     Fotos: Meilinger

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          Prominente Ehrengäste.

                                               Auf zur verkürzten Würstelpause.
          Rechtsanwalt Mag. Peter Schöppl
          berichtete über die Verfahren.

                                               Danke an Otto Reisinger und Erwin Thumfart für ihren Einsatz.

          Ernst Halbmayr berichtete über die
                                               Der neu gewählte Vorstand und die Kassenprüfer
          Situation bei der Alpenmilch.        Obmann: Ewald Grünzweil                  Beiräte: Fritz Gillinger
          Im Anschluss daran wurde intensiv    Obmann-Stv.: Thomas Schmidthaler         Andreas Hetzlinger
          darüber diskutiert.                  Kassier: Bernd Kaufmann                  Bernhard Keplinger
                                               Kassier-Stv.: Reinhard Üblacker
                                               Schriftführer: Engelbert Neubauer        Kassenprüfer: Georg Pöchtrager
                                               Schriftführer-Stv.: Stefan Scheipl       Josef Mossbauer
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                                               Der neu gewählte Vorstand und die ausgeschiedenen Mitglieder.       Fotos: Meilinger

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                                                                                    In einem interessanten Referat zeigte
                                                                                    der Chef der Eisenbahnergewerkschaft
                                                                                    deutlich auf, dass sich die Probleme der
                                                                                    Arbeiter und Bauern in vielen Punkten
                                                                                    gleichen. Gemeinsame Lösungen müs-
                                                                                    sen gefunden werden.

Gemeinsamkeiten zwischen Milchbauern und Eisenbahnern

Zitate von Roman Hebenstreit bei der JHV
Kritik am Raiffeisenkonzern eint uns.                           Wir müssen beide andere Wege gehen! Wir brauchen neue
                                                                Allianzen.
Ihr und ich, wir haben eines gemeinsam. Wir sind einge-         Wir brauchen:
fleischte Gerechtigkeitsfanatiker, das ist fast eine krank-     n Solidarität, Zusammenhalt
hafte Haltung, ich geb das sogar zu. Aber wenn ich euch da      n Neue Allianzen
so seh, wie ihr darum kämpft, Solidarität zu organisieren       n Betroffenheit der Menschen, wir müssen die Menschen
unter den schwierigsten Bedingungen, da musst du so et-             berühren
was haben wie ein Gerechtigkeits-Gen.                           n Gemeinschaften und Bewegungen, wo wir uns organi-
                                                                    sieren – ihr bei der IG-Milch, wir in der Gewerkschaft.
Beide Seiten, Verkehrsbetriebe mit den Eisenbahnern und             Der schwierigste Job ist es, Solidarität zu organisieren.
die Bäuerinnen und Bauern, sind diesem komplett ver-
rückten Wettbewerb ausgesetzt, der irgendjemandem ein-          Angefangen hat alles mit dem Arbeiter und Bauernstaat.
mal eingefallen ist und seither tun alle so, als ob der eine    Mit einer Revolution! Bauern und Arbeiter sind miteinander
Religion wär und an den wir alle glauben müssen!                aufgestanden. Irgendwann wurden sie auseinander divi-
                                                                diert. Vielleicht braucht ihr eine Gewerkschaft!
Die Politik, diese Liberalisierungsfetischisten, hat uns bei-
de angelogen. Zu euch Bauern wurde gesagt, habt keine           Zwei wichtige Sätze aus der „Internationale“:
Angst, nach dem Fall der Milchquote wird alles besser           Wacht auf, Verdammte dieser Erde, die stets man noch zum
werden. Zu uns haben´s das Gleiche gesagt als der Schie-        Hungern zwingt!
nen- und Verkehrsmarkt liberalisiert wurde und uns mehr
Arbeitsplätze versprochen. In Wahrheit sind in Europa im        Es rettet uns kein höheres Wesen, kein Gott, kein Kaiser,
Eisenbahnsystem in den letzten 20 Jahren 1.000.000 Ar-          kein Tribun. Uns aus dem Elend zu erlösen das können wir
beitsplätze vernichtet worden.                                  nur selber tun! Uns aus dem Elend zu erlösen, das können
                                                                wir nur selber tun. Das Lied ist uralt, aber es hat eine tie-
Wir haben nicht nur das Leiden am Markt, nein, wir kriegen      fe Wahrheit in sich. Und wenn wir dort wieder anfangen,
unsere Leistungen nicht mehr bezahlt.                           dann gibt‘s die Chance, durch Solidarität und Gemeinsam-
                                                                keit und einen Kampf, den wir vielleicht gemeinsam führen
Darf ich mit 40 Stunden meiner Lebenszeit, die ich in Arbeit    können, den Entrechteten zur Macht zu verhelfen und an
investiere, leben können oder nicht? Und ich kenne keinen       dem sollten wir gemeinsam arbeiten. Dankeschön!
Milchbauern, der mit 40 Wochenarbeitsstunden seine Fa-
milie ernähren kann! Immer mehr Menschen mit 40 Stun-
den Arbeit können ihre Familie nicht ernähren!

Ausgabe 56 | Jänner 2017                                                                                                    5
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                                             RGT CONEXXION
  MAIS

340                       REIFEZAHL
                                             Erfolg kann man kaufen
                                             RGT CONEXXION heißt die neue Spitzensorte im
Sortenprofil                                 mittelspäten Reifebereich. Sie vereint in beeindrucken-
Korntyp: Zahnmais/Hartmais, Zh
                                             der Weise höchste Grün- und Trockenmasseerträge mit
                                             hervorragender Standfestigkeit durch starkes Wurzel-
                  BIO                        wachstum sowie einer fast schon unglaublichen Korn-
                                             qualität. Aufgrund seines sehr hohen Eiweißgehalts im
Eigenschaften                                Korn darf sich RGT CONEXXION auch in die Reihe
Wuchshöhe                   +   +            der neuen „Protein +“-Qualitätssorten einreihen.
Jugendentwicklung           +   +   +
Standfestigkeit             +   +   +
Kornabreife                 +
                            +
                                +
                                +   +
                                             Besondere Stärken
Trockenmasseertrag
Kolbenfäule                 +   +   +        -   sehr hohe Grün- und TM-Erträge mit hohem Proteingehalt
                                             -   beste Futteraufnahme durch Top-Kornqualität
Temperatursumme                              -   exzellente Standfestigkeit durch starkes Wurzelwachstum
Blüte                       950 °C           -   sehr gute Jugendentwicklung
Siloreife (32 % TS)         1560 °C
Kornreife (32 % H2O)        1810 °C

Ertragsaufbau                                RGT CONEXXION – bringt höchste
Kornreihen                  14-16            Grün- und Trockenmasseerträge
Körner/Reihe                28-32                 22
TKG                         350-360 g
                                                  20
Nutzungseignung
                                                  18

 KM         CCM        SM           Biogas        16

Standorteignung                                   14

                                                  12

  feucht, kalt    mittel trocken, sandig                     20,4         20,2         19,1   18,0   18,0   17,2   16,8

                                             Quelle: Silomaisexaktversuch LK Stmk. 2016.
Empf. Aussaatstärke (Kö./ha)
Trockene Lagen      75-80.000
Feuchte
     6 Lagen        85-90.000                                                                  www.ragt.at
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Blickpunkt Österreich

          Alpenmilch Logistik:
          Ausstieg aus der Milchvermarktung
          Johann Furtmüller, Geschäftsführer                             regallagers verkündet, dass weit we-      bedarf. Dazu braucht es ein gutes
          der Alpenmilch Logistik GmbH (frü-                             niger Milch geliefert wird als sie ge-    Netzwerk, eine starke Organisation
          her Freie Milch Austria GmbH), hat in                          rechnet haben. Die Monopolstellung        und unbeugsame Menschen.
          einem Rundschreiben bekannt gege-                              ist stärker gefestigt denn je.
          ben, dass eine Fortsetzung der Milch-
          vermarktung keine wirtschaftliche                              Licht ins Dunkel
          Perspektive bietet. Manche waren                               Aus ideologischer Sicht stellen sich
          überrascht, viele sahen diesen Schritt                         jedoch einige interessante Fragen,
          aber als logische Konsequenz der vor-                          die jetzt schon intensiv in den Gremi-
          handenen Rahmenbedingungen. Das                                en der Molkereien diskutiert werden.
          Ende der Milchquote und des damit                              Laut Johann Furtmüller hat er mit vie-
          verbundenen Zusammenbruchs des                                 len Molkereien Gespräche geführt und
          Milchmarktes, die weiter stattfinden-                          klare Signale der Wiederaufnahme für
          de Ausdünnung des Sammelgebietes                               die betroffenen Milchviehbetriebe er-
          und die Aufgabe des Verladestandor-                            halten. In den letzten Wochen hat sich
          tes Steyr wurden als Gründe für den                            jedoch herausgestellt, dass eine „un-
          Ausstieg genannt. Die Betriebe wur-                            sichtbare Hand“ die Weichen anders
          den mit einem Rundschreiben aufge-                             stellt und von mehreren Marktteilneh-
          fordert, sich neue Abnehmer für die                            mern die Aufnahme vorerst abgelehnt
          Milch zu suchen.                                               wurde. Es ist nun an der IG-Milch,
                                                                         Licht ins Dunkel des Milchmarktes         Der Weg von der Kuh ins Glas ist für
          Vorteile für Molkereien                                        und des Genossenschaftswesens zu          viele undurchsichtig.
          Aus wirtschaftlicher Sicht bringt die                          bringen. Gibt es hier auf der Rohstoff-               Foto: Thorben Wengert / pixelio.de
          Wiederaufnahme für die Molkereien                              seite, also beim Milchkauf der Mol-
          nur Vorteile. Der Rückgang der Milch­                          kereien, kartellähnliche Absprachen?
          anlieferung führte vor Weihnachten                             Wird versucht, den Wettbewerb um
          zu einem massiven Fettmangel in Ös-                            Milcherzeuger überhaupt zu verhin-
          terreich. Einzelne Buttersorten waren                          dern? Handelt es sich um Machtmiss-
          wochenlang nicht lieferbar. Die Sam-                           brauch auf der Ebene Milchlieferan-
          melkosten können gesenkt werden,                               ten, Milchlogistik? Wir sind jedenfalls
          weil sich die Abholgebiete wieder                              überzeugt, dass wieder einiges sicht-
          verdichten. Die Berglandmilch hat bei                          bar wird, das schier unglaublich ist
          der Eröffnung des gigantischen Hoch-                           und einer nachhaltigen Aufklärung

                                                                                                                                          d st rahlen ht!
                                                                                                                                      San gemac
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                                                                                                              GmbH
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                                                                       Katalog 2016/17
                                                                       bestellen!               Mobiles
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                                                                                                3491 Strass im Strassertal, Schulgartensiedlung 2
                                                                                                Mobil: 0676 966 92 52
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            WAHL GmbH
            Allgäuerstr. 9 | 6682 Vils / Tirol | Tel 056 77 / 20104
                                                                                                E-Mail: office@mobiles-sandstrahlen.co.at
            agrar-fachversand.com                                                               Web: www.mobiles-sandstrahlen.co.at

          Ausgabe 56 | Jänner 2017                                                                                                                             7
Das Mitgliedermagazin der IG-MILCH überparteilich und unabhängig
Rubrik

Die IG-Milch kämpft für das Überleben der bäuerlichen Landwirtschaft. Ihr Mitgliedsbeitrag ist ein wesentlicher
Beitrag für diese wichtige Arbeit.									                                                                                      Foto: IG-Milch

Mitgliedsbeitrag 2017
Natürlich fragt man sich in wirtschaft-    Wer sollte so eine Reform anstoßen         beitrag von 55 Euro wird Ende Jänner
lich schwierigen Zeiten, wo man noch       außer der IG-Milch? Gerade dafür ist       abgebucht. All jene, die uns keine
etwas einsparen kann. Gerade wir           es notwendig, völlig unabhängig agie-      Einzugsermächtigung erteilt haben,
Bäuerinnen und Bauern sind gefähr-         ren zu können. Dies ist nur möglich,       ersuchen wir ebenfalls den Mitglieds-
det, einer alten bäuerlichen Menta-        wenn man keine Fördermittel für die        beitrag umgehend einzuzahlen, damit
lität zu erliegen. „Wo es tropft hält      Vereinsarbeit benötigt. Mit 55 Euro        eine finanzielle Jahresplanung durch-
man unter – wo es rinnt schaut man         im Jahr ist die Minimalausstattung         geführt werden kann.
nicht hin und lässt es rinnen.“ Die        für ein funktionierendes Büro, eine
letzten zwölf Jahre IG-Milch haben         regelmäßige     Mitgliederinformation
vieles sichtbar gemacht. In dieser         und auch ein Aktionsbudget gewähr-
Form, wie sich jetzt der Milchmarkt        leistet. Wir möchten allen Mitgliedern     IMPRESSUM: Medieninhaber, Verleger und Herausgeber:
                                                                                      IG-Milch, Ewald Grünzweil, Hauptplatz 5, 4190 Bad Leonfel-
darstellt, gibt es keine vernünftige       daher danken, die bis jetzt diese Ar-      den. Redaktion: Judith Moser-Hofstadler. Layout & Druck:
                                                                                      Druckerei Bad L­ eonfelden GmbH, Fotos: IG-Milch. Die „IG-Milch
Perspektive. Es braucht eine Radi-         beit ermöglicht haben und bitten euch      Post“ ist das Informationsblatt für die Mitglieder des Vereins
                                                                                      Öster­reichischer Grünland- und Rinderbauern. Sie versteht
kalreform, die die Milchvermarktung        weiterhin um Mitgliedschaft, Mitar-        sich als unabhängig und überparteilich. Bankverbindung:
                                                                                      Sparkasse Mühlviertel West, IBAN: AT722033402600010488,
wieder vom Kopf auf die Füße stellt.       beit und Engagement. Der Mitglieds-        BIC: SMWRAT21
                                                                                                                                                        Werbung

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Das Mitgliedermagazin der IG-MILCH überparteilich und unabhängig
Blickpunkt Österreich

Das Leben nach dem Film.
„Bauer unser“ ist ein riesiger Erfolg in den                    ern erlebt. Kaum jemand hat ihr gegenüber gemeint, dass
österreichischen Kinos. Doch wie geht’s den                     Wachsen die richtige Lösung sei.
portraitierten Bauern und Bäuerinnen?                           Wenn Maria bei Konsumenten erlebt, dass sie es gut­
                                                                heißen, dass jemand noch „anders“ produziert, gibt ihr das
                                                                Hoffnung für kleine Betriebe und für sie ist das die Bestäti-
Ein Jahr lang hat Regisseur Robert Schabus sie am Hof           gung für ihre Wirtschaftsweise.
besucht, gefilmt und schließlich in den Kinos präsentiert       Für Maria war es interessant zu sehen, wie ihr Hof im Film
– fünf Bäuerinnen und Bauern und ihre Arbeit mit Land           ausschaut – „so lieb und klein“ – gegenüber den Betrieben
und Tieren. Es ist nicht selbstverständlich Tür und Tor zu      in den Bergen, die selbst in die Luft schauen. Den eigenen
öffnen und sich so in der Öffentlichkeit zu präsentieren.       Betrieb aus einer anderen Perspektive zu sehen, empfindet
Macht das auch etwas mit einem selbst oder der Arbeit am        sie als gut.
Hof? Wir haben ein paar der Protagonisten gefragt.
                                                                Junge auf der Suche
                                                                Bei einem Kinobesuch als Zuschauerin im Publikum hat
                                                                Maria junge Bauern gehört, die anfangs meinten, ihr Hof
                                                                sei „kein richtiger Hof“, weil man davon ja nicht leben kön-
                                                                ne. „Die sind immer ruhiger geworden“, so der Eindruck von
                                                                Maria. Sie hat den Eindruck, dass gerade junge Bäuerinnen
                                                                und Bauern etwas suchen, das anders ist als diese Ein-
                                                                bahnstraße des „Wachsen oder Weichen“.

                                                                                                               Weiter auf Seite 10

                                                                              R
Maria Vogt mit ihrem Mann Franz im Gemüsefeld.                                     BIOS-Biokontrollservice
                                           Foto: Thomas Valch                      Ihr Partner für die
                                                                     AT-BIO-401
                                                                                   Bio-Zertifizierung
Maria Vogt beschäftigt sich als ehemalige Obfrau und                               Objektiv & Kompetent
langjähriges Vorstandsmitglied der ÖBV (Österreichische
                                                                                   Wir kontrollieren nach
Berg- und Kleinbäuer_innen-Vereinigung) schon lange mit                            folgenden Richtlinien:
dem Thema Agrarpolitik und Entwicklungen in der Land-                               Bio-Betriebe
                                                                                      EU-VO (834/2007)*
wirtschaft. Sie und ihr Mann Franz haben den Hof so be-                             BIO AUSTRIA
wirtschaftet, dass sie Investitionen ohne Kredite geschafft                           plus Projektstandards
haben. Das erzählt sie auch im Film. Den 18-Hektar-Be-                              Demeter, ORBI,
                                                                                      Erde&Saat
trieb in Gunstlage im niederösterreichischen Weinviertel                            AMA-Biozeichen          *akkreditiert gemäß
bewirtschaften sie biologisch, sie vermarkten Wein, Gers-                           Gentechnikfrei*        EN ISO/IEC 17O65:2O12
te, Roggen, Weizen, Dinkel, Gemüse, Schafkäse und Lamm-                            Unsere bäuerlichen Kunden liefern an
fleisch ab Hof.                                                                    Getreideübernahmestellen, Molkereien,
                                                                                   Bio-Fach- und Großhandel.
Obwohl Maria weiß, wie anders landwirtschaftliche Be-
                                                                                   Wir zertifizieren auch Bio-Verarbeiter,
triebe ausschauen können, hat sie erst einmal geschluckt,                          Importbetriebe und Gastronomie.
als sie den Film gesehen hat, wie sie selbst sagt. „Dass
                                                                                   Überzeugen Sie sich von
es Bauern gibt, die da wirklich so reihenweise einsteigen,                         den BIOS-Leistungen.
war ein Schock“, sagt sie. Sie meint damit das Wachsen in                          Wir informieren Sie gerne!
                                                                                   (Bio-Einstieg, Kontrollstellen-Wechsel)
­Dimensionen, die sie in ihrer Gegend nicht kennt.
 Sie war bei einigen Filmvorführungen – im Publikum und
 bei Diskussionen, daher kennt sie auch Reaktionen auf                             BIOS – Biokontrollservice Österreich
                                                                                   Feyregg 39  4552 Wartberg/Krems
                                                                                                                                        Werbung

 den Film. „Vor allem in den Städten herrscht großes Unver-
                                                                                   Telefon: 07587/7178  Fax: 07587/7178-11
 ständnis, warum jemand so groß werden kann“, erzählt sie.                         office@bios-kontrolle.at  bios-kontrolle.at
 Am Land hat sie viel Ratlosigkeit von Bäuerinnen und Bau-

Ausgabe 56 | Jänner 2017                                                                                                            9
Das Mitgliedermagazin der IG-MILCH überparteilich und unabhängig
Blickpunkt Österreich

Von ganz vielen Kund/innen und Bekannten bekommen
Maria und Franz das Feedback, dass es gut sei, dass es
sie gibt. „Ich habe nicht gewusst, dass es so arg ist in der
Landwirtschaft“, sagen viele. Maria hat viele Zuschriften
und Anrufe bekommen von Leuten, die sich nach langer
Zeit wieder einmal gemeldet haben. Es gibt auch welche,
die Ideen spinnen, wie man die Verkaufsstrukturen für
Kleinbauernhöfe bessern könnte.
Für den Hof und ihre Arbeit hat sich ein konkretes Projekt
ergeben. Ein Tauschkreis in Wien möchte das Tauschen
von Bedürfnissen, Produkten und Talenten in einem über-
schaubaren Bereich ausbauen. Das klingt für Maria und            Fritz Grojer in seinem Kuhstall.                Fotos: Bauer unser
Franz spannend und sie werden da konkret mit- und wei-
terarbeiten. Sie findet solche Initiativen als Alternative zum   Große Landwirtschaft
Geldsystem interessant. „Ohne den Film hätten wir uns            Ganz anders ist die Situation für Fritz Grojer. Er ist Bauer
nicht kennengelernt“, sagt Maria.                                in Kärnten und betreibt einen Betrieb mit 140 Milchkühen.
                                                                 Er bewirtschaftet 125 Hektar Nutzgrund, davon 60 Hektar
Kinoreisen                                                       Eigentum und mehr als 100 Hektar Forst, das sei in seiner
Sie ist viel unterwegs bei Diskussionen zum Film. Das wird       Gegend eine übliche Größe. Im Film erzählt er, dass er in
nicht sofort ein Ende haben, denn nach den Kinovorführun-        sechs Jahren 2,2 Mio Euro in den Betrieb investiert hat. Mit
gen soll es noch Kinoreisen geben, bei denen der Film in         Auslaufen der Förderperiode hat Fritz Grojer von biologi-
kleineren Orten im Pfarrheim oder in Wirtshäusern gezeigt        schem Betrieb auf konventionell umgestellt.
werden kann. Maria glaubt nicht, dass der Film das System        „Am Betrieb hat sich seit dem Film nicht so viel getan“, er-
der Agrarwirtschaft ändern wird, aber er kann ihrer Mei-         zählt er. „Der Stall ist jetzt voll.“ Bei den Dreharbeiten haben
nung nach zumindest Junge bestärken, die einen anderen           den neubezogenen Stall 130 Kühe bewohnt, inzwischen
Weg für sich suchen, so wie sie und Franz.                       sind es 140, so wie geplant. Fritz hat die Kühe aus eigener

                                                                                                                                      Werbung

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Blickpunkt Österreich

Nachzucht. Das weibliche Jungvieh
ist somit am Hof.
Fritz Grojer ist nicht oft auf den Film
angesprochen worden. „Wahrschein-
lich, weil ich nicht der einzige bin in
unserer Gegend mit mehr als 100
Kühen“, kann er sich vorstellen. In
seinem Bezirk kennt er vier größere
Betriebe, alle mit Zuerwerb. Schon die
Mutter von Fritz hat außerlandwirt-
schaftlich gearbeitet, seine Freun-
din macht gerade die Ausbildung zur
Steuerberaterin. „Der beste Job für
Frauen in der Landwirtschaft ist aber     65.000 Legehühner hält Franz Tatschl in Kärnten.
Lehrerin“, so seine Beobachtung aus
dem Bekanntenkreis.                       vermarkter sei, weil er sich nicht vor-    Kammerfunktionäre in Wien ein Ki-
Bis 2015 haben die Grojers den Hof        stellen kann, wie das wäre, wenn Leu-      nosaal angemietet worden ist, damit
mit fast 90 Kühen biologisch betrie-      te auf den Hof kommen würden zum           sie „Bauer unser“ ansehen konnten
ben, „das war finanziell der Hammer       Einkaufen und Tratschen.                   ohne anderes Publikum. „Die Kammer
bis auf die Subabgabe“, so drückt                                                    ­schmort in der eigenen Fetten“, wie
Fritz das aus. Er hat auf konventio-      Beeindruckender Andrang                     Franz das ausdrückt, „die kommen da
nelle Bewirtschaftung umgestellt,         Auf dem Hof von Franz Tatschl im            nicht raus.“ Er meint, dass für immer
weil er gemerkt hat, dass diese Wirt-     Kärntner Lavanttal leben 65.000 Le-         weniger Bauern immer mehr Funktio-
schaftsweise nicht mit dem Anspruch       gehennen in Bodenhaltung. Er er-            näre sitzen, die ihre eigentliche Arbeit
zusammenpasst, die beste Leistung         füllt sämtliche Auflagen betreffend         nicht tun, nämlich die Interessen der
von den Kühen zu bekommen. „Auf           Tierschutz. Antibiotika und Wachs-          Bauern vertreten.
11.000 Kilo zu kommen ist mit biolo-      tumshormone gibt es bei seinen Hüh-         Er kann Beispiele erzählen, in denen er
gischer Fütterung physiologisch nicht     nern nicht.                                 Hilfe der Landwirtschaftskammer ge-
möglich“, gibt er zu bedenken. „Und       Ihn hat der große Andrang bei Film-         braucht hätte, aber nicht bekommen
mit nicht-bio-tauglichen Mitteln zu       vorführungen und Diskussionen be-           hat. Etwa, wenn er schließlich selbst
tricksen?“ Er findet es zum Beispiel      eindruckt. Er hat gemerkt, dass gera-       ein Rechtsgutachten erstellen lassen
auch nicht ehrlich, wenn jemand Bio-      de bei Eiern sehr viele Konsumenten         hat um 13.000 Euro und die Kammer
Milch liefert und selber „kein eigenes    nach biologischer Produktion fragen         nachher 2.000 Euro dafür bezahlt hät-
Kerndl“ am Betrieb hat und Futter-        und alles andere für verwerflich hal-       te, weil die Angelegenheit ja auch an-
mittel deshalb von irgendwo kauft.        ten. „Vielen ist sicher nicht bewusst,      dere Bauern betroffen hat. Oder dass
Mit drei Hektar Fläche rund um sei-       was das bedeutet“, meint er. „Wir wirt-     er Entschädigungszahlungen be-
nen Stall wäre auch das Weiden nicht      schaften alle auf den gleichen Feldern      kommen hat und davon 50 % Steuern
möglich. „Für unsere Entwicklung ist      mit der gleichen Schadstoffbelas-           zahlen muss. In diese Schiene passt
das besser“, ist Fritz überzeugt, aber    tung in der Luft und wir verwenden          für ihn auch die Einbeziehung der Be-
auch „für die Biobetriebe, die das auf-   minimalen Einsatz von Chemie.“ Bei          triebsprämie, die mit 33 % in den Ein-
richtig und ehrlich betreiben.“           Bio-Ackerbetrieben sei oft das Pro-         heitswert neu besteuert ist, bei einer
Ihm ist klar, dass es unterschiedliche    blem, dass das Getreide verpilzt. Da        GmbH bis zu 50 % .
Ansichten darüber gibt, wie jemand        gäbe es dann keine Obergrenzen für                                Weiter auf Seite 12
seine Landwirtschaft betreibt, „aber      Toxine.
wo sich alle einig sind ist: Wir sollen   Er wehrt sich aber gegen ein Ausei-
davon leben können und das nicht im       nanderdividieren in „bio“ und „nicht-
Sinne von einer Mindestsicherung.“        bio“: „Wir sitzen alle in einem Boot und
Auch wenn jemand einen kleineren          produzieren Nahrungsmittel.“
Betrieb mit Direktvermarktung be-         Oft haben Leute zu ihm gesagt: „Du
treibt, sieht Fritz kaum jemanden, der    zeigst wenigstens einmal auf.“ Aber
                                                                                                                                  Werbung

sagt, er sei nicht an der Grenze der      vonseiten der Politik oder der Land-
Belastbarkeit. Und er ist sich sicher,    wirtschaftskammer würde sich trotz-
dass er ein ganz schlechter Direkt-       dem nichts bewegen. Er weiß, dass für

Ausgabe 56 | Jänner 2017                                                                                                    11
Blickpunkt Österreich

          Ihn stoßen auch Geschichten auf wie       schl. In Österreich seien die Auflagen       Die     Landwirt-
          die Förderung eines 20 Millionen-Le-      noch dazu höher als in Deutschland,          schaft in Ös-
          gehennen-Stalles für Käfighaltung         das Futter muss gentechnikfrei pro-          terreich könnte
          in der Ukraine, den die EU mit dem        duziert sein und der Soja aus Europa.        man in wenigen
          ehemaligen österreichischen Land-         Es gibt bei ihm keinen Antibiotika-Ein-      Jahren umbrin-
          wirtschaftsminister Willi Molterer mit    satz und keine Wachstumshormone,             gen, aber dann
          hohen Prozentsätzen gefördert hät-        das Futter – sogar die Sojabohnen            würden die Le-
          te, um die Eier billig zu importieren.    – kommen aus dem Lavanttal, der              bensmittel vor
          „Mit solchen Sachen wird Betrug am        Mist kommt auf die eigenen Felder.           allem im Osten
          Bauern begangen aber auch am Kon-         „Sonst hat es überall positive Rück-         überzeugt, da
          sumenten, der zu wenig verdient, um       meldungen gegeben“, erzählt Tatschl.         hätte niemand
          sich ordentlich produzierte Lebens-       Er meint, dass sich das Bauer-Sein           mehr Einblick drauf.
          mittel zu leisten.“                       in den letzten 15 Jahren stark verän-        Im Film hat sich Franz Tatschl poli-
                                                    dert hat und blickt besorgt auf Ent-         tisch „sehr zurückgehalten“. In den
          Kleiner geht’s nicht                      wicklungen wie in Frankreich, wo es          Diskussionen zum Film würde das
          „Bei den Legehühnern müssen wir im-       600 Selbstmorde von Bauern im Jahr           vielleicht mehr bringen. Er ist über-
          mer mehr machen, damit etwas über-        gibt. „Wir Bauern haben uns sehr aus­        zeugt, dass die Bauern und Bäuerin-
          bleibt“, ist Franz Tatschl überzeugt.     einanderdividieren lassen“, gibt er zu       nen eine gute Vertretung brauchen,
          Er kennt die genauen Zahlen seines        bedenken, „Dabei sind wir alle Idealis-      aber in der Landwirtschaftskammer
          Betriebes und kann deshalb sagen,         ten. Schauen sie sich die Bergbauern         sieht er zu viel Postenschacherei und
          dass sich das finanziell nicht ausgeht,   an, wenn die unter Einsatz ihres Le-         zu viel Energie nicht für die Bauern,
          wenn jemand mit 10.000 Legehennen         bens Wiesen und Felder bewirtschaf-          sondern dafür, dass sie die Posten
          anfangen möchte. Interessierten zeigt     ten…“                                        behalten.
          er gerne seinen Betrieb.
          Er hat nach dem Film eine konkre-
          te negative Erfahrung gemacht: „Die
          Kronenzeitung hat uns sehr verris-
          sen.“ Franz hat mit der Redakteurin
          telefoniert, worauf sie noch einmal
          negativ über ihn geschrieben hat. Er
          hat sie auf den Hof eingeladen, aber
          sie hat abgelehnt, weil sie im Film eh
          schon genug gesehen hätte. Dabei
          gibt es in der EU Legehennen-Betrie-
          be mit über 1 Mio. Legehennen. „Es
          gibt noch immer Käfighaltung bis zu
          50 % in der EU, auch in Österreich und
          Deutschland, da schert sich keiner
          auf EU-Ebene drum“, meint Franz Tat-      Ewald Grünzweil und Robert Schabus vorm Kino in Bad Leonfelden.                              Foto: IG-Milch

                                                                                                                                                              -
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Blickpunkt Österreich

Zwischen Held…
Schon beeindruckend, was ich im Zusammenhang mit
den Premieren von „Bauer unser“ erleben durfte – eigent-       GUNTAMATIC:
lich bei oder nach den anschließenden Diskussionen. Von        Stückholzvergaser
größtmöglicher Zustimmung bis abgrundtiefer Ablehnung.
Von wildfremden Menschen nach dem Film gelobt: „Gra-
                                                               nur mehr in Edelstahl
tulation, super gemacht!“ Ich fragend: „Was meinen Sie?“       Der BMK Edelstahl-Stückholzvergaser vom Mar-
„Na, dass endlich wer den Mut hat, das zu sagen, was Sie       kenanbieter GUNTAMATIC ist die ideale Lösung
                                                               für alle, die eine innovative Stückholzheizung mit
gesagt haben! Super, danke dafür!“ Eine Dame hat in Wien
                                                               grundsolider      Verar-
zu mir gsagt: „Sie sind mein Held!“ Sogar ein Autogramm
                                                               beitung suchen. Er ist
musste ich geben…                                              außerordentlich bedi-
                                                               enfreundlich,     robust
… und Lügner                                                   und komfortabel. Da-
Von Bezirksbauernkammerobmännern, Bauernbund-                  bei setzt er neue Maß-
funktionären, Landwirtschaftskammerpräsidenten und             stäbe in den Bereichen
                                                               Effizienz und Zuverläs-
Bauernbundpressedamen als Lügner beschimpft und mit
                                                               sigkeit.
rechtlichen Schritten bedroht. Schon heftig. Hättest halt
                                                               Seit mehr als 15 Jahren
einfach die Schnauze gehalten, hab ich mir dann ab und zu      profitieren Guntamatic
gedacht. Da hab ich mir manchmal selber leid getan. Wäre       Kunden von der mas-
gerne der Arme gewesen, den man trösten soll...                siven und säurefesten
Dann fällt mir der Zwischenruf im Kino Haslach ein: „Wir       Edelstahlbauweise des BMK Stückholzvergasers,
wissen eh von was du redest. Wenns’d wo a Förderung            die eine lange Lebensdauer sichert. Dabei wer-
                                                               den die Füllräume in hochwertigster Langzeitqua-
oder a Beihilfe brauchst, dann hast du die Goschn zum hal-
                                                               lität geschweißt, gebeizt und passiviert.
ten. Sonst gibt´s Probleme!“                                   Die wegweisenden BMK Holzvergaser arbeiten
Dann denk ich mir, gut, dass das gsagt hast.                   ohne wassergekühlten Unterteil und damit mit ei-
                                                               ner extrem heißen Reaktionszone.
Und wie es dazu kam?                                           Diese hohe Vergasungstemperatur sichert einen
Ich weiß auch nimmer genau, wie‘s zu dem Sager im Film         gleichmäßigen Abbrand und ermöglicht die ef-
                                                               fiziente Verbrennung verschiedenster Holzarten,
kommen ist. Irgendwie haben wir über Korruption und
                                                               -größen und -feuchtigkeiten. Die seitlich ange-
Machtmissbrauch geredet. Und über die vielen Schwierig-
                                                               ordnete Brennkammer sorgt für eine saubere
keiten, von denen mir immer wieder erzählt wird. Schwie-       Aschetrennung und ist optimal gegen eingewor-
rigkeiten und Nachteile, die du in Kauf nehmen musst,          fenes Holz geschützt. Die bereits 2001 entwickelte
wenn du dich bei der IG-Milch einsetzt, wenn du demons-        automatische Zündung und die Lambdasonden
trieren fährst oder eine Faironika neben der Bundesstraße                                gesteuerte      automati-
stehen hast.                                                                             sche Luftführung sorgen
                                                                                         in Verbindung mit dem
Viele haben mir schon erzählt, dass sie das Gefühl haben,
                                                                                         extrem großen Füllraum
weil sie IGler sind, schlechter behandelt worden zu sein,                                und der halbautomati-
oder halt keine oder weniger Förderung für ein Projekt be-                               schen Reinigung für den
kommen haben. Das nennt man dann Machtmissbrauch.                                        besonders hohen Kom-
Und dann weiß ich auch, wieso die Reaktionen so heftig                                   fort der Stückholz-Hei-
ausgefallen sind. Ich glaube, da drückt den einen oder an-                               zung und setzen damit
deren das Gewissen. Oder hat jemand Angst, dass Dinge                                    neue Maßstäbe

ans Tageslicht kommen, die nicht von Vorteil sind?
Alles in allem war es eine heftige Erfahrung für mich. Aber
ich bin trotzdem dankbar, dass ich das alles erleben durf-     Infos auf www.guntamatic.com
te. Ich hoffe, dass das alles beiträgt zur nötigen Verände-    oder auf www.facebook.com/guntamatic
rung. Wie hat Rohrmoser Franz so schön gesagt: „ Bauer
unser hat den Boden beackert.“ Und jetzt ist es an uns allen
zu versuchen, eine gute Saat in den beackerten Boden zu
bringen.
                                                                                                                          Werbung

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Ausgabe 56 | Jänner 2017                                                                                             13
Blickpunkt Österreich

Miteinander Käse produzieren
Im Kärntner Radenthein haben 18 Milch-Bäuerinnen und
-Bauern eine Genossenschaft gegründet und eine Käserei
gebaut. Am 8. Dezember 2016 wurde sie offiziell eröffnet.

Michael Kerschbaumer ist nicht nur Obmann der Genos-
senschaft Kaslab’n, sondern auch der Käser in der Käserei.
Er hat auf verschiedenen Almen und in Ausbildungen sein
Handwerk gelernt und schließlich ist die Idee gereift, selbst
eine Käserei zu starten. Nicht am Hof, wo er mit seiner Frau
Ulla Ziegenmilch verarbeitet, sondern mit anderen Bäue-
rinnen und Bauern zusammen. Bald hat sich mit den ersten        Die Käserei Kaslabn von außen. Verwendet wurde eigens
Interessierten herausgestellt, dass es Bio-Heumilch sein        Holz. 					                                     Fotos: Kaslab‘n
soll, die verarbeitet wird.
                                                                direkt mit der Käserei und unter den Mitgliedern gewesen.
Angeliefert wird die Milch von einem Frächter, das hat die      Den Mitgliedern war es lieber, etwas weniger Milchgeld zu
Genossenschaft ausgelagert. Erst war die Idee, dass jede/r      bekommen, statt selbst zu fahren.
die Milch selbst täglich zur Käserei bringt, allerdings ist     18 Betriebe sind es schließlich geworden, die ihre Milch
das schwierig, jeden Tag aus der Arbeit am Hof herausge-        anliefern. Bio-Heumilch von der Kuh, von der Ziege und
rissen zu werden, wenn andere Arbeiten anstehen wie etwa        zertifizierte Demeter-Kuhmilch. Angepeilt wird der übliche
Heuen. Der Vorteil wäre sicher der Informationsaustausch        Milchpreis für diese Milchqualität, das ist die Herausforde-
                                                                rung für den Verkauf. Der Käse geht als Qualitätsprodukt
                                                                über den angeschlossenen Bauernladen an die Kunden,
                                                                man kann ihn aber inzwischen auch im Internet bestellen.
                                                                Die Käserei ist auf die gelbe Palette – Berg- und Schnittkä-
                                                                se, Emmentaler und Butter – spezialisiert, die weiße Palet-
                                                                te, Brot, Eier, Wurst und Honig für den Bauernladen kommt
                                                                aus der engeren Region.

                                                                Sieben Mitarbeiter sind bei Kaslab’n angestellt, einer davon
                                                                Lehrling. Es gibt zwei Geschäftsführer – einen für die Kä-
                                                                serei, einen für den Bauernladen.
                                                                Für Michael Kerschbaumer war von Anfang an der genos-
                                                                senschaftliche Gedanke wichtig: „Was einer nicht schaffen
                                                                kann, das schaffen viele.“
                                                                „Ich kann reden vom Käsen, aber Buchhaltung und Ver-
                                                                rechnung das ist nicht meins“, erklärt er etwa, warum er an-
                                                                dere Leute für sein Vorhaben braucht. Oder jemanden, der
                                                                sich beim Bauen eines Gebäudes auskennt. Im fünf-köpfi-
                                                                gen Vorstand sind drei Männer und zwei Frauen, auch hier
                                                                findet Kerschbaumer Ausgewogenheit wichtig, weil Frauen
                                                                und Männer andere Dinge wahrnehmen.
                                                                Erst haben die fünf Betriebe bestehende Gebäude ange-
                                                                schaut als möglichen Produktionsort. Schließlich haben
                                                                aber auch andere Bäuerinnen und Bauern Interesse ge-
                                                                zeigt. Es haben auch welche auf biologische Wirtschafts-
                                                                weise umgestellt, um beitreten zu können. Zu einer Infor-
                                                                mationsveranstaltung in einem Gasthaus sind mehr als 100
                                                                Leute gekommen, zur Genossenschaft ist davon allerdings
Käsereimeister und Obmann der Genossenschaft Michael            nur einer gegangen. „Das ist doch ein riesiger Schritt“, gibt
Kerschbaumer bei der offiziellen Eröffnung der Käserei.         der Obmann zu bedenken.

14
Blickpunkt Österreich

Die Finanzierung haben die Betriebe
selbst gestemmt – mit Fremdfinan-          Da Müch-Sepp und seine Sicht
zierung, die noch läuft. Mit der Idee,
Kundinnen und Kunden zu binden und        „Widerstand lohnt sich, weil er die Würde erhält.“
die Finanzierung zu erleichtern gibt es
                                                                                    Zitat von Ilija Trojanow im „brennstoff“
noch die Crowdfunding-Schiene „Zin-
sen sind Käse“. Interessierte können      Vor wenigen Wochen las ich dies im letzten „brennstoff“ von Heini Staudinger
sich finanziell am Projekt beteiligen     und sofort war mir klar: Das ist die Erklärung, warum wir mit unserer Arbeit zum
und bekommen jährlich Käse anstatt        einen so viele Menschen berühren und zum anderen unsere Arbeit immer noch
Zinsen.                                   fortsetzen. Dabei ist uns klar, dass wir ständig Gefahr laufen, in vielen Belan-
Kaslab’n hat auch Fördergelder be-        gen benachteiligt zu werden. Gleichzeitig wird das Umfeld immer feindlicher.
kommen aus dem EU-Programm für            Wie kann es sonst sein, dass heuer der Dokumentarfilm „Bauer unser“ so vie-
Ländliche Entwicklung. Förderwürdig       le Zuseher in die Kinos brachte und im Anschluss so viele Diskussionsrunden
ist das Projekt aus mehreren Grün-        stattfanden? Warum hat gerade jetzt ein junger Dramatiker ein Stück über den
den: Bio-Heumilch wird verarbeitet,       sogenannten Bauernbefreier Hans Kudlich geschrieben. Im Programmheft die-
die Bauern sind aus der Region, schon     ses Schauspiels mit dem Namen „Kudlich – eine anachronistische Puppen-
die Bauweise des Gebäudes mit eige-       schlacht“ von Thomas Köck, steht zu lesen:
nem Holz und die Firmen aus der Re-       „Kaum ist allerdings die Freiheit von den Feudalherren erkämpft, stellt sich die
gion.                                     Frage nach der Zukunft. Die Bauern brauchen nun Kredite für eigene Höfe und
Es gibt einen Schauraum, in dem Be-       so führt ihre Befreiung in die Abhängigkeit von der neu gegründeten Raiffeisen-
sucher/innen etwas über Milch- und        bank. Ihre Freiheit, ein vergiftetes Geschenk? Aus Leibeigenen werden plötzlich
Käseproduktion lernen können. Dafür       Agrar-Ökonomen – das Unternehmertum mit allen verbundenen Chancen und
hat es Geld aus dem Leader-Projekt        Risiken ersetzt die sichere Unfreiheit des Feudalismus.“
gegeben.                                  Weiters wird ausgeführt, dass die ständige Liberalisierung des Wirtschaftssys-
„Insgesamt waren diese Förderansu-        tems von der Fremdausbeutung zur Selbstausbeutung führt. Die Folge sei die
chen viel Arbeit, bei der viel Ressour-   grassierende Überforderung des Einzelnen.
cen aufgehen“, wie Michael Kersch-
baumer erzählt.                           Trotzdem fragt man sich in regelmäßigen Abständen wieder, warum tue ich mir
„So ein Projekt macht man entweder        das an? Alle wissen doch, dass die Milch unter ihrem Wert verkauft wird. Immer
richtig groß oder klein als Hofkäserei    mehr fühlen doch, dass die ständige Leistungssteigerung zu kranken Kühen und
mit Eigenleistung und gar nicht auf       schlechterer Milch führt. Selber spüren wir jeden Tag in unseren Dörfern den
Förderungen ausgerichtet“, so die Er-     Niedergang des Bauernstandes. Dabei bietet doch eine vernünftige Landwirt-
fahrung des Käsers.                       schaft mit engagierten Vertretern so viele Lösungsansätze. Arbeit in der Natur,
Unterstützt ist die Käserei vor allem     Kreislaufwirtschaft, eine intensive Mensch-Tier-Beziehung, gesunde Milch von
vom Agrarlandesrat und vom Bürger-        Dauergrünland und überhaupt jeder einzelne Punkt des Milch-Manifestes hat
meister.                                  seine Berechtigung.

Der Besucherandrang bei der Eröff-        Wir sind auch nicht die, die immer nur schreien, alles ist schlecht, sondern un-
nung am 8. Dezember 2016 war sehr         sere Erkenntnisse haben immer zu konkreten Projekten und klaren Forderungen
groß. Der Verkauf ist gerade ange-        geführt. Egal ob faire Milch, freie Milch, Milch-Manifest…
laufen. Kaslab’n hofft vor allem auf      Gegen eine zerstörerische Landwirtschaft, die Ausbeutung von Tier und Mensch,
den Tourismus rund um den Millstät-       unfairen Wettbewerb zu kämpfen, ist eine edle Tat. Deshalb hat mich das Zitat
tersee, Schigebiet und Therme Bad         so beschäftigt. Weil es so vieles erklärt.
Kleinkirchheim.                           „Widerstand lohnt sich, weil er die Würde erhält.“

Mehr Infos im Internet: http://www.                                       4190 Bad Leonfelden, Hauptplatz 5
kaslabn.at/
                                                                            Tel. 0 72 13 / 20 591, Fax DW 91
                                                                                 Mobil 0664 / 20 23 869
                                                                         office@ig-milch.at, www.ig-milch.at

                                                                               Unsere Bürozeiten sind:
                                                                            Mo. – Do. von 7.30 – 12.30 Uhr

Ausgabe 56 | Jänner 2017                                                                                                 15
Blickpunkt Österreich

Unsere Ahnen haben Pech gehabt (2. Teil)

Gründungzeit der Parteien
und Raiffeisen
In der Zeit um 1900 waren viele Bau-         welle der Genossenschaften die             Für unsere vom Pech verfolgten Vor-
ernfamilien Opfer von „Bauernlegern“.        Bauern vor der Arbeiterbewegung zu         fahren ist das der Supergau, quasi
Viele verloren durch Überschuldung           schützen. Das eigentliche Motiv war        eine Geiselnahme im Untertanenwe-
ihren Hof. Es kam zu einer Art Ver-          aber das Kaptial zu schützen und die       sen. Es ist eine verpasste Chance, da
trag mit den Oberen. Das Bürgertum           Macht der Führung zu erhalten.             herauszukommen und eine enorme
verpflichtete sich, das Überleben der                                                   Schwächung der Mitbestimmung und
bäuerlichen Gesellschaft und der vor-        Kapital- statt Bauernschutz                Bewusstseinsbildung in diesen Ge-
kapitalistischen Werte zu gewährleis-        Die Partei startete eine Mobilisie-        nossenschaften.
ten, gleichzeitig wurde aber ein Sys-        rungsaktion. Quer durch das ganze
tem von „Schutzzöllen“ eingeführt,           Land begann man, mit Unterstützung         Auf der Ebene der Gemeinden kommt
das wieder den Großbauern nutzte.            gebildeter Bürger, Lehrer, Pfarrer etc.    noch ein weiteres Ungleichgewicht
Als Gegenleistung gewährte die Bau-          mit dem Aufbau von Raiffeisen-Ge-          dazu. Josef Krammer schreibt im
ernschaft politische Unterstützung,          nossenschaften und Banken.                 Buch „Im Kampf für ihre Rechte“: „Die
zum Beispiel durch Wahlen.                   1907 gab es bereits 2.086 bäuerliche       behördliche Unterstützung und die
                                             Genossenschaften, um 1910 auf dem          der gebildeten Schicht des Dorfes bei
Die zweite Frage, die ich mir stellte ist:   Gebiet des heutigen Österreich be-         der Errichtung einer doch bis zu einem
„Welche Motive werden bei der Grün-          reits 1.500 Raiffeisenbanken.              gewissen Grad bürokratischen Orga-
dungswelle von Genossenschaften              Übersetzt heißt das: Die Gründungen        nisation wie einer landwirtschaftli-
um 1900 sichtbar?“                           sind nach Bauern benannt, aber sie         chen Genossenschaft bzw. Raiffei-
                                             sind nicht damit gemeint, gemeint ist      senkasse war daher notwendig. Sie
Das Aufwachen der Arbeiter in der Ar-        der Schutz des Kapitals der Oberen.        brachte aber andererseits die Genos-
beiterbewegung um 1900 wirkte wie            Darin liegt das erste Hauptproblem:        senschaften unter dem Einfluss der
ein Feuer. Das machte der besitzen-          Die Kooperationen nutzen nicht den         Dorfbourgeoisie. Die bessere Durch-
den Klasse Angst um ihre Macht und           Bauern, sondern dem Kapitalschutz,         setzungschance großbäuerlicher In-
Angst, dass dieses Feuer auch auf            später Raiffeisen selbst.                  teressen in den G  ­enossenschaften
das Bauernland übergreifen könnte,           Das zweite Hauptproblem liegt in der       wie auch in der landwirtschaft­      -
auf deren Untertanentreue man sich           Spaltung im Selbsthilfe-Prinzip. Hilfe     lichen Interessenvertretung resultiert
verlassen konnte. Man versuchte ei-          zur Selbsthilfe bedeutet das Gegenteil     unter anderem auch aus der fast aus-
nerseits die Bauern als Wähler für den       von Unterwerfung: Abhängigkeiten           schließlichen Rekrutierung der Füh-
Schutz der Großen einzubinden und            werden abgebaut, Selbstständigkeit         rungskräfte aus der Klasse der Groß-
andererseits mit einer Gründungs-            gestärkt.                                  bauern, unter anderem aufgrund ihrer
                                                                                        besseren Ausbildung“.

                                             Der Konfliktforscher Franz Rohrmo-
                                                                                        Die Spaltung des Selbsthilfeprinzips
                                             ser ist selbst 1943 auf einem Bau-
                                                                                        könnte ein Ungleichgewicht geschaf-
                                             ernhof im Salzburger Innergebirge
                                                                                        fen haben. Auf der einen Seite dieje-
                                             geboren.
                                                                                        nigen, die gut mit technischen Mitteln
                                             Er ist seit Jahren im Bildungs- und
                                                                                        umgehen konnten und andererseits
                                             Sozialbereich tätig, unter anderem
                                                                                        jene, die Vieles nicht hinterfragen und
                                             Gründungsmitglied der Österrei-
                                                                                        selbst nicht gestalten können.
                                             chischen Berg- und Kleinbäuer_in-
                                             nen-Vereinigung (ÖBV). Er emp-
                                                                                        Bildungsschub
                                             fiehlt das Buch von Inge Zelinka:
                                                                                        Bei der Gründung von tausenden Ge-
                                             Der autoritäre Sozialstaat. Macht-
                                                                                        nossenschaften und Banken am Land
                                             gewinn durch Mitgefühl. LIT-Verlag,
                                                                                        haben Bauernfamilien auch viel lernen
                                             Wien 2005.               Foto: Meilinger
                                                                                        können, etwa sich zu organisieren,

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Blickpunkt Österreich

gemeinsam Programme auszuarbeiten, neue Verfahren,                                                 Engelbert Dollfuß bei
neue Produkte, neue Technik kennenzulernen. Das war auf                                            einer Feier im Juni 1933
der praktisch-technischen Seite sicher ein Bildungsschub.                                          auf dem Balkon des
                                                                                                   Bundeskanzleramtes.
Durch diese Spaltung wurde unseren Vorfahren viel zuge-                                                                Bild: ÖNB
mutet. Sie wurden:
n festgebunden in der Rolle von gottgewollten
   Untertanen
n ferngehalten von Bildung, Aufklärung und
   Bewusstseinsbildung
n gefügig und klein gehalten mit einer
   selbstentwertenden Moral
n an diese rückwärtsgewandte Partei gebunden                  Die Menschen sind ohne Konfliktregelung in Berufsstän-
n in eine Feindbildung gegen die                              den wie Bauern, Gewerbe etc. organisiert, wo jeweils der
   Sozialdemokraten verwickelt                                Arbeitgeber und die Arbeitnehmer, also Großbauern und
n beliebig benutzt als Spielball für die Interessen anderer   Gesinde miteinander harmonisch sein sollen.
n nicht als eigene Persönlichkeiten mit Würde betrachtet      Diese Stände oben politisch zu verbinden sah er als seine
                                                              Aufgabe als autoritärer Führer.
Beide Visionäre, Vogelsang und Dollfuß, hatten diese
Sehnsucht zurück ins Mittelalter. Ich möchte einen genau-     2. Er war harmoniesüchtig mit völlig naiver Sicht bezüglich
eren Blick auf Engelbert Dollfuß werfen, um zu verstehen,     Gruppenkämpfen innerhalb der Berufsstände.
wie er die Dreieinigkeit gezimmert hat:                       Dollfuß träumte geradezu von der Harmonie und Solida-
                                                              rität innerhalb der Berufsstände, das berichten mehrere
Engelbert Dollfuß                                             Fachleute. Es ist erwiesen, dass in Gruppen, in denen de-
Engelbert Dollfuß ist 1892 als Bauernsohn in Texing in
Niederösterreich geboren. Er war 1,51 m groß, hat Rechts-                                            Fortsetzung auf Seite 18
wissenschaften studiert, war Landwirtschafts- und Ge-
nossenschafts-Experte, Ende der 1920er-Jahre Chef der
Landwirtschaftskammer NÖ und hat laut Schwarzbuch
Raiffeisen die Dreieinigkeit von Kammer, Bauerbund und
Raiffeisen von dort aus aufgestellt.                                Auf den
Dollfuß ist ein Verfechter des autoritären Ständestaates.
Sein Vorbild Karl von Vogelsang stammte von Adel, Dollfuß           ist Verlass
vom Bauernstand.
Engelbert Dollfuß wurde Bundes­      kanzler und begann
schrittweise mit der Abschaffung von demokratischen
Instanzen. Im März 1933 löste er Parlament und Verfas-
sungsgerichtshof auf, dann alle Parteien und Interessen-
vertretungen und rief am 2. Mai 1934 die Maiverfassung
aus, die so beginnt: „Im Namen Gottes, des ALLMächtigen,            ATLETICO RZ ca. 290                         AUF D
                                                                                                                  IST
                                                                                                                      EN

von dem alles Recht ausgeht, erhält das österreichische                      Auch erhältlich mit                VERL
                                                                                                                     AS S

Volk für seinen christlichen, deutschen Bundesstaat auf                        Drahtwurmbeize

ständischer Grundlage diese Verfassung“.
                                                                    „ATLETICO ist nicht nur im mehrjährigen
                                                                    Vergleich im Silomais Landessortenversuch
Aus meiner Sicht hat Dollfuß drei besondere Merkmale:               St. Georgen/G. die stärkste Sorte – egal
                                                                    welche Wetterbedingungen herrschen,
1. Er war größenwahnsinnig.                                         ATLETICO bring jedes Jahr Spitzenerträge.”
Er mutet sich zu, die ganzen Kapazitäten, die er ausschal-          Tel.: 0664/822 21 72
tete, als autoritärer Alleinherrscher zu ersetzen.                  www.kwsaustria.at
Er hat die Gewaltenteilung von Gesetzgebung (Legislative
                                                                                                                                   Werbung

= Parlament), Ausführung (Exekutive = Regierung), Gesetz-
sprechung (Judikative = Gerichte und Verfassung) einfach
abgeschafft. Sein Gegenüber ist nur mehr Gott.

Ausgabe 56 | Jänner 2017                                                                                                      17
Blickpunkt Österreich/EU

mokratische Strukturen zur Bearbeitung von Konflikten         n Das Idol ist, der sich nach außen gütig dem Volk zuneigt
fehlen, Willkür herrscht. Es kommt dann auf die Laune           und so nur die Vorderseite der Medaille zeigt.
an, das wurde vielfach beschrieben, wie es da in der Re-      n Nach innen aber, auf er Hinterseite der gleichen Me-
gel zuging. Es regiert eher das Faustrecht des Stärkeren,       daille, zeigt sich der autoritäre Führer, er mit seinen
es gilt weiters die Hackordnung des „nach-oben-Kriechen“        Verwaltern, den Vasallen, der vom Volk seine „Steuern“
und „nach-unten-Treten“ und „seitlich-Boxen“, also jeder        eintreibt und es gottgewollt abhängig hält.
kämpft gegen jeden.
                                                              Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm:
3. Dollfuß, ein josephinisch fürsorgender Sozialpolitiker.    Unsere Agrarpolitik in Form der Dreieinigkeit ist das Kind
Politik kommt nur von oben: „Alles für das Volk, nichts       von Dollfuß, dessen Gesicht jetzt sichtbar ist:
durch das Volk.“                                              n Nach außen beim Volk zeigt sich das Herrschertum
Dollfuß führte die Sozialversicherung für Bauern und die         Raiffeisen als der helfende Fürst.
Arbeitslosenunterstützung für lanwirtschaftliche Lohnar-      n Nach innen zeigt sich die andere Seite, der knallhar-
beiter mit den Sozialdemokraten ein.                             te Fürst, der seine zwei Mitfürsten Kammer und Bau-
Er schuf:                                                        ernbund zum Diener, zu Vasallen machte, welche die
n Reformen in der Landwirtschaft                                 Untertanen, die Bauernfamilien zu ihren Diensten ver-
n Errichtung der Landwirtschaftskammern                          pflichten.
n forcierte die Errichtung von Genossenschaften
n wurde 1927 Direktor der NÖ-Landwirtschaftskammer            Raiffeisen schaffte die Gewaltenteilung ab. Es übernimmt
n und schuf 1929 die Dreieinigkeit:                           die Gesetzgebung (Legislative – Richtlinien), Ausübung der
    Raiffeisen – Kammer – Bauernbund                          Gewalt (Exekutive – Beratung, Kreditfinanzierung) und Ge-
                                                              setzsprechung (Judikative – Kredit fällig stellen) in einer
4. Er war der Überzeugung, dass das Volk unfähig ist, sel-    Hand.
ber etwas zu ändern.                                          Das Harmoniebedürfnis ist sichtbar in der Betonung der
Er wollte Macht durch Mitgefühl.                              Einheit der Bauern, Zudecken der Ungleichbehandlung und
Dollfuß suchte wie Karl von Vogelsang laut Anton Pelinka      dem fehlenden Interessenausgleich.
das Ideal im Mittelalter – aber was war das?
n Etwa die Faszination am sozialen Herrscher, der sich                                                Fortsetzung folgt.
    gütig dem Volk zuwendet und gleichzeitig will, dass es
    untertan bleibt.

EU-Parlament verurteilt Gewalt
an Guaraní-Kaiowá in Brasilien
Das EU-Parlament verabschiedete am 24. November 2016          senheit zu geraten“, so Brigitte Reisenberger von FIAN
eine Entschließung zur Situation der Guaraní-Kaiowá im        Österreich. Das Europaparlament forderte die EU und ihre
brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul. Das           Mitgliedsstaaten explizit dazu auf, diesbezügliche Klauseln
EU-Parlament verurteilt darin die Gewalt gegen diese in-      in allen handelspolitischen Abkommen zu verankern. Wir
digene Gruppe und fordert die brasilianische Regierung        begrüßen diesen Schritt! Es zeigt, dass Menschenrechts-
auf, die Menschenrechte der Guaraní-Kaiowá zu schützen.       arbeit Früchte trägt. Wir werden auch 2017 gemeinsam mit
„Mit der Resolution beklagt das EU-Parlament nicht nur die    den Guaraní-Kaiowá für ihre Rechte kämpfen und für eine
besorgniserregende Situation indigener Gemeinschaften,        Handelspolitik eintreten, die sich an den Menschenrechten
sondern kritisiert auch die Beteiligung des Agrobusiness      ausrichtet!
an den akuten Menschenrechtsverletzungen. Das Europa-         www.fian.at/artikel/eu-parlament-verurteilt-gewalt-gua-
parlament richtet darüber hinaus einen Appell an die Insti-   rani-kaiowa-bras/
tutionen der EU und deren Mitgliedsstaaten sowie an den       Zu unserer Presseaussendung: www.fian.at/artikel/euro-
brasilianischen Staat, Unternehmen für Menschenrechts-        paparlament-resolution-verurteilt-gewalt-am-in/
verletzungen zur Rechenschaft zu ziehen. Dass die Einhal-     Mehr über den Fall der Guaraní-Kaiowá:
tung der Menschenrechte gegenüber der Handelspolitik          www.fian.at/faelle/brasilien-guarani-kaiowa
den Vorrang haben muss, droht immer wieder in Verges-                                   Quelle: Newsletter FIAN Dezember

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