Das Wirtschaftsmagazin Nr. 1/2017 - Was eine Führungskraft können muss Hohe Reallöhne in der Ostschweiz IHK-Research: Neues Kompetenzzentrum für ...

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SC HWER PU N K T FÜH RU NG

Was eine Führungs-
kraft können muss

SC HWER PU N K T FÜH RU NG
                             Das Wirtschaftsmagazin   Nr. 1/2017
Hohe Reallöhne in
der Ostschweiz

IHK

IHK-Research: Neues
Kompetenzzentrum
für die Ostschweiz
Das Wirtschaftsmagazin Nr. 1/2017 - Was eine Führungskraft können muss Hohe Reallöhne in der Ostschweiz IHK-Research: Neues Kompetenzzentrum für ...
14. April | Karfreitag | mittags und abends

                                                            Karfreitags-Menü
                                                          Das etwas andere Fondue für Fischliebhaber

                                                                                 *
                                                             Am Karfreitag servieren wir Ihnen ein
                                                                   3-Gang-Fisch-Fondue.

                                                       Überraschend leicht und überraschend anders!
                                                               Wir servieren unser Fisch-Fondue
                                                      mit verschiedenen regionalen Süsswasserfischen,
                                                           Salzwasserfischen und Meeresfrüchten
                                                                   im Weisswein-Zitronensud.
                                                    Dazu gibt es leckere Beilagen, hausgemachte Saucen
                                                                  und alles, was dazugehört.

                                                                              CHF 56
                                                                     pro Person, exkl. Getränken

                                                      16. und
                                                          u   17. April | Ostern | mittags und abends

                                                              Oster-Menü
                                             Kalbscarpaccio mit Limettenöl, Belperknolle mit Wasabisauerrahm
                                             Kalbscarpac
                                                                  und gerösteten Nüssen

                                                 Ribelmaiscremesuppe
                                                 Ribelmais
                                                                               *
                                                                     mit Kaninchenroulade und Rosmarin

                                                      Varia
                                                      Variation
                                                                               *
                                                                vom Osterlamm mit Morchelrahmsauce
                                                          Erdnusskartoffelstock und buntes Gemüse

                                 Bei Buchung
                                          des des
                              Oster-Menüsstet
                                           kostet
                                              eine eine
                                                                               *
                                                               Traubensorbet mit Champagner
                                Nacht pro Zimmer:
                                        mmer:                       und Mangokompott

                                       80 CHF
                             Einzelzimmer: 180 CHF
                                        30 CHF
                             Doppelzimmer: 230 CHF                           CHF 75
                                                                    pro Person, exkl. Getränken

Oberwaid AG – Kurhotel & Privatklinik · Rorschacher Strasse 311 · 9016 St. Gallen – Schweiz
               T +41 (0)71 282 0000 · info@oberwaid.ch · www.oberwaid.ch
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EDITORIAL

«Was ist ein Herrscher? Einer, der Gemeinschaft bilden kann.» Dieses
Zitat stellten wir an den Anfang unserer Einladung zum EcoOst-Sym-
posium. Bemerkenswert ist nicht nur die Aussage. Es ist auch der
Autor, der aufhorchen lässt. Der chinesische Philosoph Hsün-Tzu lebte
vor rund 2300 Jahren. Seit jeher bedeutet erfolgreiche Führung, Grup-
pen von Menschen zusammenzubringen, um etwas Gemeinsames zu-
stande zu bringen. Was sich jedoch ändert, sind die kulturellen Vor-
aussetzungen der gemeinsamen Arbeit. Für die damit verbundenen
Herausforderungen gibt es keine einfachen Antworten. Je nach Bran-
che, Internationalität oder Grösse einer Unternehmung gilt es, den
eigenen Weg zu finden. Diese Fragestellungen standen im Zentrum
des EcoOst-Symposiums und bilden das Schwerpunktthema der aktu-
ellen IHKfacts-Ausgabe.

Besonders anspruchsvoll ist der Aspekt der Führung in der direkten
Demokratie. Im Gegensatz zu einer Unternehmung hat hier nicht die          Dr. Kurt Weigelt
                                                                           Direktor IHK St. Gallen-Appenzell
Geschäftsleitung, sondern das Volk das letzte Wort. Inakzeptabel ist
es daher, wenn sich der politische Alltag über Interventionen staatli-
cher Organe in Richtung einer gelenkten Demokratie entwickelt. Und
nicht weniger abzulehnen sind Bestrebungen, politische Entscheidun-
gen über finanzielle Anreize zugunsten einzelner Anspruchsgruppen
zu manipulieren. Politische Führung bewährt sich vielmehr dann, wenn
es darum geht, sich mit Blick auf die langfristige Entwicklung für kurz-
fristig unpopuläre Massnahmen einzusetzen. Wenn es schwierig wird,
trennt sich die Spreu vom Weizen. Oder, in Anlehnung an ein Zitat von
Perikles: «Das Geheimnis des Erfolgs ist Führung, das Geheimnis der
Führung aber ist der Mut.»
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                                                                                                                        Fabian Schläpfer,

 Studienstart: 12. Mai 2017                                                                                             FHS-Absolvent, Business Development,
                                                                                                                        Abacus Research AG

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 Weiterbildungszentrum FHS St.Gallen

                                                                                                                                                                eiz
                                                                                                                                                          stschw
                                                                                                                                             sc   hule O
                                                                                                                                      chhoch
                                                                                                                               FHO Fa

                      Weil jede Region besonders schmeckt.

                                                         1/2 Seite Inserat

  Ostschweizer Riesling Gropp,          Maienfelder Blauburgunder Nigg
                                                                       Coop     Zürcher Staatsschreiber Wein          Merlot Ti Villa Jelmini, Tenero
            Scherzingen                 Diesem Familienunternehmen liegt      Im Kloster Rheinau kümmerte man           Gewachsen mit Blick auf den
Dass die Fische der Bodensee-Region      die Natur besonders am Herzen.      sich früher vor allem um das seelische   Lago Maggiore, gelagert zwischen
   so beliebt sind, liegt vielleicht   Die Trauben bedanken sich dafür mit    Wohl der Leute. Um deren leibliches       Kunstgalerie und Museum –
 auch an diesem Wein, der so gut          einem besonders feinen Wein.       Wohl kümmert sich der Wein aus der       ein Bild von einem Wein, könnte
           zu ihnen passt.                                                         Klosterkellerei noch heute.                   man sagen.

                                                      Gerne begrüssen wir Sie in einer unserer Coop-Verkaufsstellen.
                                                                                                                        www. coop.ch/standorte
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INHALT

                                                                     BLITZLICHT               06

Sinnstifter und Teambilder                                           SCHWERPUNKT FÜHRUNG      08
Führungsgrundsätze von IHK-Vizepräsident Roland Ledergerber

Hohe Reallöhne dank tiefen Lebenshaltungskosten
Einzig bei Führungskräften besteht in der Ostschweiz ein Rückstand

Umfrage bei Ostschweizer Personal-Rekrutierern
Was zeichnet eine Führungskraft heute aus?

Ständerätin Karin Keller-Sutter über Führung in der Politik
«Wer geliebt werden will, ist für Führungsaufgabe nicht geeignet»

Innovationstreiber Start-ups
Welche Führungskultur Start-up-Unternehmen leben

Militärische Führung in Zeiten des Wandels
Divisionär Hans-Peter Kellerhals im Interview

IHK-Cockpit – Wirtschaftskennzahlen aus der Ostschweiz               WIRTSCHAFT UND POLITIK 26
Anhaltender Aufschwung in der Industrie

Links sät, Rechts erntet
Ein in der Schweiz beobachtetes Muster wiederholt sich weltweit

Komplexität erfordert neue Führungsgrundsätze
Viertes EcoOst-Symposium zum Thema «Führung im Wandel»

Wohin entwickeln sich die Staatsfinanzen?
Der finanzpolitische Handlungsbedarf ist ausgewiesen

Neues Kompetenzzentrum für die Ostschweizer Wirtschaft               IHK                      34
Frank Bodmer über Ziele und Aufgaben von IHK-Research

IHK-Auftakt 2017
Impressionen von der Neujahrsbegrüssung

«Hidden champions» des ICT-Clusters Ostschweiz
ICT-Konferenz findet zum zweiten Mal statt

IHK-Neumitglied
Cromatech AG, Gossau

                                                                     AKTUELLE FIRMENNEWS      40

                                                                     NETZWERK                 41

                                                                     AGENDA                   42
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BLITZLICHT

                                                Wenn der Ex-Präsident aufspielt ...
Neue Sammlungsleiterin am                       Immer Anfang Januar tummelt
Textilmuseum                                    sich das «who's who» am Sitz
Die Textilhistorikerin Barbara Karl übernahm    der IHK: Beim IHK-Auftakt, der
Mitte Januar 2017 die Leitung der Samm-         traditionellen Neujahrsbegrüs-
lungen des Textilmuseums St. Gallen. Sie        sung der IHK, trifft sich immer
folgt damit auf Ursula Karbacher, die sich      viel Prominenz aus Wirtschaft,
von Oktober 2003 bis Ende November 2016         Politik, Kirche, Wissenschaft und
mit grossem Engagement um die Pflege und        Armee. Bevor sich die Gäste im
Weiterentwicklung der Sammlungen ge-            Haus der Wirtschaft stärken kön-
kümmert hat. «Wir freuen uns sehr, mit Bar-     nen, stehen Referate und Musik
bara Karl eine ausgewiesene und internati-      im Pfalzkeller auf dem Programm.                                  weitere
                                                                                                                  Impressionen
onal renommierte Expertin für das Museum        Dieses Jahr konnten unsere
gewinnen zu können», erklärte die Direkto-      Gäste eine besondere musikali-
rin des Hauses, Michaela Reichel.               sche Darbietung erleben: Der frühere IHK-Präsident Konrad Hummler hat mit seiner Formation
Seit ihrem Studium der Kunstgeschichte und      Echo vom Notenstein und den Söndi Sisters die Herzen der Zuhörerinnen und Zuhörer berührt.
Sprachen an den Universitäten Innsbruck,        Mehr Bilder vom IHK-Auftakt sind auf Seite 36 und beim flickr-Konto der IHK zu sehen.
Wien und Lissabon beschäftigt sich Barbara
Karl mit Textilien. Ihre Dissertation widmete
sie indischen Textilien, die im 16. und 17.
Jahrhundert für den Export nach Europa pro-
duziert wurden. In der Folge erhielt sie For-   Psychische Krise – Wege zurück an die Arbeit
schungsstipendien in New York, London und                               Zum 9. Mal engagieren sich am Montagabend, 13. März, beim «Fo-
Pisa. Zuletzt war sie als Kuratorin am MAK                              rum.Integration im Pfalzkeller» Fachorganisationen und Arbeitgeber
Museum für Angewandte Kunst in Wien tä-                                 für die Eingliederung von Menschen mit Leistungseinschränkungen –
tig und leitete damit eine der bedeutendsten                            die IHK ist Patronatspartnerin des Anlasses. Die Veranstaltung richtet
Textil-Sammlungen der Welt – jene Samm-                                 sich vor allem an Arbeitgeber von regionalen KMU.
lung, die 1878 bei der Gründung des Indus-                              Wie haben Arbeitnehmende mit einer psychischen Krankheit gemein-
trie- und Gewerbemuseums in St. Gallen als                              sam mit ihrem Arbeitgeber die Rückkehr an ihren Arbeitsplatz ge-
Vorbild diente. Die Parallelen zwischen den                             schafft? Praxisbeispiele mit anwesenden Beteiligten zeigen zusammen
Museen bewogen sie auch, sich in St. Gallen                             mit Expertenhinweisen und Erfahrungen aus dem Publikum die Wege
zu bewerben. «Ich sehe der Zusammenar-                                  der Rückkehr auf.
beit mit meinen neuen Kolleginnen im Tex-                               Gemäss dem am Forum anwesenden Prof. Dr. med. Wolfram Kawohl
tilmuseum erfreut entgegen. Das Haus hat        (Bild), Chefarzt Psychiatrische Dienste Aargau, ist es trotz psychischer Erkrankung in viel mehr
eine sehr spannende Sammlung, die Ähn-          Fällen möglich weiterzuarbeiten, als man bislang dachte. Der Einsatzbereich lässt sich verän-
lichkeiten mit jener des MAK Wien aufweist,     dern, um eine bessere Passung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitsplatz zu schaffen.
und ich kann viele Ideen in die Sammlung        Anmeldung und weitere Informationen auf www.forumimpfalzkeller.ch.
einbringen, die mich schon länger beglei-
ten.»
Für St. Gallen wird sie eine Ausstellung über
die bedeutende Sammlung historischer Spit-
zen des Museums konzipieren, die den Hö-        Ständerat in Ostschweizer Hand
hepunkt und Abschluss eines mehrjährigen        Die Ostschweiz hat den Ständerat fest im
Forschungsprojektes darstellt.                  Griff: Während Karin Keller-Sutter in der Win-
                                                tersession zur ersten Vizepräsidentin gewählt
                                                wurde (siehe auch Interview auf den Seiten
                                                18/19), wählte die kleine Kammer den In-
                                                nerrhoder Standesvertreter Ivo Bischofberger
                                                zu ihrem Präsidenten. Wir gratulieren dem ge-
                                                mäss NZZ «Konsenspolitiker der alten Schule»
                                                herzlich zur Wahl und wünschen viel Freude
                                                und Erfolg im Amt.
Das Wirtschaftsmagazin Nr. 1/2017 - Was eine Führungskraft können muss Hohe Reallöhne in der Ostschweiz IHK-Research: Neues Kompetenzzentrum für ...
BLITZLICHT

Das Festkleid wird bald ausgezogen                      bleibt dabei: Ein Festkleid wird nach dem Fest aus-
                        Das 550-jährige Bestehen        gezogen. Also wird das goldene Stickereimuster
                        der IHK St.Gallen-Appenzell     schon bald wieder dem klassizistisch-nüchternen
                        wurde im vergangenen Jahr       Weiss Platz machen. Wer das «IHK-Festkleid» noch
                        auf vielfältige Weise began-    in natura bewundern möchte, muss sich langsam
                        gen. Das wohl augenschein-      sputen: Für April ist das Übermalen geplant.
                        lichste Element betraf die
                        Fassade des IHK-Geschäfts-
                        sitzes im Herzen der Gallus-
                        stadt mit ihrem «Festkleid»,
                        das wirkt, als ob eine weisse
                        Stickerei über einem golde-
                        nen    Hintergrund    liegen
                        würde. Die vom St. Galler
                        Stoff-Designer Martin Leut-
                        hold entworfene Bemalung
stiess von Anfang an auf äusserst positive Resonanz
und entwickelte sich regelrecht zu einer Touristenat-
traktion. Offenbar gefällt die Fassade auch CVP-
Stadtparlamentarier Michael Hugentobler. Schliess-
lich hat er dem Stadtrat in einem Vorstoss Fragen
zum «IHK-Festkleid» gestellt und dazu geschrieben
«... es wäre schade, wenn die IHK im kommenden
März dieses Muster wieder übermalen würde.»
Nun, uns freut es sehr, wie gut die Fassadenbema-
lung aufgenommen wurde und wie viel Aufmerk-
samkeit die IHK dank ihr auch erhalten hat. Aber es

                                                                                       EcoOst-Arena im Autobau
                                                                                       Nebst dem am 13. Februar durchgeführten
                                                                                       Symposium (siehe Seiten 30/31) wird dieses
                                                                                       Jahr zusammen mit der IHK Thurgau eine
                                                                                       neue Veranstaltung unter dem Label
                                                                                       «EcoOst» lanciert. Die EcoOst-Arena wird
                                                                                       am 30. August unter dem Titel «Die Ost-
                                                                                       schweiz: Mehr als nur ein Phantom?» im
                                                                                       Autobau in Romanshorn erstmals durchge-
                                                                                       führt. Bei der jährlich stattfindenden Veran-
                                                                                       staltung wird jeweils ein politisches Thema
                                                                                       mit direktem Bezug zur Ostschweiz aufge-
                                                                                       griffen. Für die Kick-off-Veranstaltung ha-
                                                                                       ben bereits politische Schwergewichte der
                                                                                       Ostschweiz zugesagt. Reservieren Sie sich
                                                                                       den Termin!

                                                                                                                        Nr. 1/2017   7
Das Wirtschaftsmagazin Nr. 1/2017 - Was eine Führungskraft können muss Hohe Reallöhne in der Ostschweiz IHK-Research: Neues Kompetenzzentrum für ...
SCHWERPUNKT

Roland Ledergerber verrät seine wichtigsten Führungsgrundsätze

Sinnstifter und
Teambilder
Roland Ledergerber
                           Zum Thema Führung gibt es zigtausende Bücher, Millionen von Artikeln in Fachzeit-
Vizepräsident IHK          schriften und abertausende von Kursen und Ausbildungslehrgängen. Unzählige Exper-
                           ten, seien es Praktiker oder Professoren, haben sich zu diesem Thema in der einen oder
                           anderen Form geäussert. Roland Ledergerber, IHK-Vizepräsident und CEO der St. Galler
                           Kantonalbank, fasst in diesem Artikel ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Wissen-
                           schaftlichkeit seine persönlichen Überzeugungen zum Thema Führung zusammen und
                           beantwortet für sich die Frage «Was ist Führung?».

                           Führung heisst für mich, die Richtung bestimmen, Men-         grösser ein Unternehmen wird, umso wichtiger wird die-
                           schen in Bewegung setzen, Vorhaben auf Kurs halten und        ser Aspekt in der Führung. Denn die direkte, unmittelbare,
                           die anvisierten Ziele realisieren. Letztlich geht es darum,   persönliche Führung ist natürlicherweise beschränkt. In
                           die gesetzten Ziele zu erreichen. Dafür sind in der Führung   der St. Galler Kantonalbank haben wir beispielsweise das
                           vier Kerntätigkeiten zu erledigen: Erstens den normativen     Programm «Digitalisierung» aufgesetzt, um die Chancen
                           Rahmen bestimmen, zweitens Strukturen, Prozesse und           des Megatrends Digitalisierung zu nutzen. Oder das Pro-
                           Instrumente festlegen, drittens Kontrollen und Feedback       gramm «Operational Excellence», um punkto Qualität
                           gewährleisten und viertens das richtige Team zusammen-        und Stückkosten führend zu sein. Oder das Leadership-
                           stellen und entwickeln. Alle vier Aufgaben sind entschei-     Programm «Transformationale Führung», um unsere Füh-
                           dend, die wichtigsten aber sind die erste – das heisst die    rungskräfte für die Bewältigung des Strukturwandels zu
                           Sinngebung – und die vierte – also die Mitarbeitenden.        befähigen.

                           Die «Richtung bestimmen» heisst, den normativen Rah-          «Auf Kurs halten» verlangt ein dauerndes Feedback,
                           men vorgeben. Es ist die Sinnfrage. Wer sind wir? Was ist     einen dauernden Soll-Ist-Vergleich. Die Zeiten, in denen
                           unsere Daseinsberechtigung? Wohin wollen wir – warum?         man lediglich auf die Einhaltung finanzieller KPI (key per-
                           Was wollen wir nicht – warum nicht? Die grundlegendste        formance indicators) achtete, sind jedoch vorbei. KPI sind
                           Führungsaufgabe ist die Definition der Werte, für die wir     wichtig, sie reichen aber nicht. Denn oft sind es gerade
                           einstehen, des Zwecks, für dessen Erfüllung wir uns ein-      die wichtigsten Dinge, die man nicht zahlenmässig erfas-
                           setzen, und der Ambition, die uns alle antreibt. Der CEO      sen kann. Dafür sind der persönliche Kontakt und die di-
                           wird deshalb oft als «Chief Meaning Officer» bezeichnet.      rekte Interaktion mit den Mitarbeitenden auf allen Stufen
                           Natürlich trägt er letztlich die Verantwortung für die        nötig. Beispielsweise führen wir bei der St. Galler Kanto-
                           Sinngebung, nachhaltig funktionieren kann es aber nur,        nalbank unter anderem sogenannte «Gipfeltreffen»
                           wenn die Werte, der Zweck und die Ambition vom gan-           durch. Das sind dezentrale Frühstücksdiskussionen bei
                           zen Team gelebt und getragen werden. Sonst würde er           Kaffee und Gipfel (daher der Name), zu denen jeweils ein
                           «Sole Meaning Officer» heissen. Alleine geht nicht.           Mitglied der Geschäftsleitung rund 10 Mitarbeitende
                                                                                         einlädt. Mit diesem Gefäss fühlen wir den Puls, erhalten
                           Um als Chef Dinge «in Bewegung zu setzen», benötigt           direkte Rückmeldungen und spüren so das Commitment,
                           er geeignete Strukturen, Prozesse und Instrumente. Je         werden auf allfällige Widerstände aufmerksam oder kön-

8             Nr. 1/2017
Das Wirtschaftsmagazin Nr. 1/2017 - Was eine Führungskraft können muss Hohe Reallöhne in der Ostschweiz IHK-Research: Neues Kompetenzzentrum für ...
SCHWERPUNKT

                                                                                          weiterzuentwickeln. In diesem Prozess hat der Chef die
                                                                                          Rolle des Coachs. Dabei geht es nicht in erster Linie da-
                                                                                          rum, als Chef immer die richtige Antwort zu wissen, son-
                                                                                          dern die richtigen Fragen zu stellen. So gibt er den Mit-
                                                                                          arbeitenden die Möglichkeit, selber zu wachsen.

                                                                                          Zweitens: Sinngebung
                                                                                          Der Chef wirkt als Sinnstifter. Er gibt die Richtung vor und
                                                                                          forciert den Fortschritt. Indem er bestehende Lösungen
                                                                                          hinterfragt, sich nicht mit der erstbesten Lösung zufrieden-
                                                                                          gibt und neue Impulse setzt, spielt er die Rolle des Her-
                                                                                          ausforderers. Er fasst lohnenswerte, ambitionierte Ziele ins
                                                                                          Auge und begeistert seine Mitarbeitenden dafür.
Roland Ledergerber
verrät seine Führungs-
grundsätze.                                                                               Drittens: Leistung
                                                                                          Management ist der Beruf der Wirksamkeit (Fredmund
                         nen Unklarheiten auf der Stelle adressieren.                     Malik). In diesem Sinne ist der Chef in der Rolle des Um-
                         Führen heisst, die strategische Richtung vorzugeben. Füh-        setzers. Er macht Leistungen und einzelne Leistungsbei-
                         rung heisst aber auch, die Fortschritte zu kontrollieren und     träge sichtbar und thematisiert sie. Er scheut sich nicht,
                         bei Bedarf einzugreifen. Ein guter Führer ist – um ein Bild      auf ungenügende Leistungen zu reagieren. Genauso we-
                         zu verwenden – in diesem Sinne wie ein Handorgelspieler:         nig wie er es versäumt, gute Leistungen zu loben. Immer
                         Um eine Melodie zu spielen, muss der Musiker seine               wertschätzend und immer mit dem Ziel, besser zu wer-
                         Handorgel auseinanderdehnen und wieder zusammen-                 den.
                         pressen. Er wechselt immer wieder zwischen Breite und
                         Enge. So ist es auch in der Führung. Der gute Führer ist         Viertens: Atmosphäre
                         manchmal breit und weit. Dann nämlich, wenn er strate-           Gute Leistungen sind auf Dauer nur möglich, wenn sich
                         gisch führt und delegiert. In Problem- und Krisensituatio-       die Mitarbeitenden wohl fühlen und mit Freude und Stolz
                         nen muss er aber eng und nahe führen und den Dingen              zum Teamerfolg beitragen. Der Chef ist für das Funktio-
                         hartnäckig auf den Grund gehen.                                  nieren des Teams und ein angenehmes Umfeld verant-
                                                                                          wortlich. Er stärkt das Gemeinsame und den Zusammen-
                         Um «Wirkung im Ziel» zu erreichen, braucht es letztlich          halt und er interveniert bei Störungen. Er agiert wie ein
                         aber die richtigen Menschen. Menschen mit Begeisterung,          Reiseleiter.
                         Professionalität, Sozialkompetenz, Lernfreude, Ausdauer
                         und Disziplin. So banal es klingt, so richtig ist es. Der Chef   Fünftens: Vorbild
                         ist für die Besetzung der Schlüsselpositionen und die Ent-       Die wichtigste Rolle ist die des Vorbilds. Eine Handlung
                         wicklung des Teams als Ganzes verantwortlich. Das ist sein       wirkt mehr als tausend Worte, denn Glaubwürdigkeit er-
                         Job. Er ist nicht delegierbar.                                   reicht man nur mit Authentizität und Integrität.

                         Führungsgrundsätze                                               Eine der zentralsten und zugleich schwierigsten Eigen-
                         Diese vier Tätigkeiten – «die Richtung bestimmen», «in Be-       schaften der nachhaltig erfolgreichen und respektierten
                         wegung setzen», «auf Kurs halten» und «Wirkung im Ziel           Führungsperson ist die Fähigkeit zur Selbstreflexion und
                         erzeugen» – bilden den Kern der Führungsaufgabe. Das             Selbstaktualisierung. Das ist das Paradoxon des Erfolgs: Je
                         war schon immer so. Sie sind aber, so denke ich, mit der         erfolgreicher man ist, je höher man die Karriereleiter
                         zunehmenden Arbeitsteilung und der zunehmenden Be-               steigt, desto stärker ist man dem Selbstzufriedenheitsvirus
                         schleunigung in der Arbeitswelt noch wichtiger geworden.         ausgesetzt. Gerade weil man immer weniger und immer
                         Im Laufe der Jahre habe ich für mich fünf Führungsgrund-         weniger ehrliches Feedback erhält, muss man sich die
                         sätze abgeleitet, die für mich nützlich und bestimmend           Fähigkeit zur Selbstreflexion entwickeln und diese zur lau-
                         sind, um diese Kerntätigkeiten erfolgreich zu erfüllen.          fenden Selbstaktualisierung nutzen.
                                                                                          Vor allem aber muss man Menschen mögen (MMMM).
                         Erstens: Professionalität                                        Man taugt sonst weder zum Chef noch zum Vorbild.
                         Die Professionalität bildet das Fundament. Fach-, Sozial-
                         und Führungskompetenz sind auf allen Stufen laufend

                                                                                                                                        Nr. 1/2017   9
Das Wirtschaftsmagazin Nr. 1/2017 - Was eine Führungskraft können muss Hohe Reallöhne in der Ostschweiz IHK-Research: Neues Kompetenzzentrum für ...
SCHWERPUNKT

Tiefe Lebenshaltungskosten kompensieren Rückstand bei Löhnen

Hohe Reallöhne in
der Ostschweiz
                           Die günstigen Lebenshaltungskosten machen die tieferen Löhne in der Ostschweiz
                           mehr als wett. Einzig bei den Führungskräften besteht ein Lohnrückstand auf den
                           Schweizer Durchschnitt. Allerdings ist dies weniger auf eine tiefere Entlöhnung der
                           Kadermitarbeitenden zurückzuführen als vielmehr auf den Ostschweizer Branchenmix.
                           Ganz anders sieht dies bei der öffentlichen Hand aus: Hier liegen die Ostschweizer
                           Löhne im oder sogar über dem Schweizer Mittel – obwohl auch Staatsangestellte von
                           den tieferen Lebenshaltungskosten in der Ostschweiz profitieren.

Dr. Frank Bodmer
Leiter IHK-Research
                           Die Ostschweizer Löhne liegen gesamthaft unter dem            durchschnittliche Löhne unter dem schweizerischen Mit-
                           schweizerischen Durchschnitt. Grosse Beachtung finden         tel. Oft wird dies zum Anlass genommen, über zu tiefe
                           dabei immer wieder die relativ tiefen Löhne von Führungs-     Löhne für Führungskräfte und eine daraus folgende man-
                           kräften. Allerdings ist dies nicht auf eine tiefere Entlöh-   gelnde Attraktivität der Ostschweiz zu klagen. Das ist so
                           nung von Führungskräften einzelner Branchen zurückzu-         aber nicht korrekt. Bei den Führungskräften spielt der
                           führen, sondern auf den Ostschweizer Branchenmix. Dem         Branchenmix nämlich eine besonders grosse Rolle. Be-
                           Befund der tieferen Löhne entzieht sich allerdings der öf-    trachtet man die Löhne von Führungskräften in der Ma-
                           fentliche Sektor, mit Löhnen im oder über dem schweize-       schinen- und der Metallindustrie oder dem Fahrzeugbau,
                           rischen Durchschnitt. Insgesamt machen die tieferen Le-       so liegen die Ostschweizer Löhne in etwa auf Schweizer
                           benshaltungskosten den Rückstand bei den Löhnen aber          Niveau. Bei den Finanzdienstleistungen ist der Rückstand
                           mehr als wett, womit die Löhne im öffentlichen Sektor         dagegen erheblich, was aber vor allem auf die grössere
                           relativ hoch ausfallen.                                       Bedeutung des Kundengeschäftes in der Ostschweiz zu-
                                                                                         rückzuführen ist. Die Löhne im Retailbanking sind nämlich
                           Tiefere Kaderlöhne wegen Branchenmix                          sehr viel tiefer als im Investmentbanking. Daneben spielt
                           Die Ostschweizer Löhne liegen im Durchschnitt etwa 6 %        auch die Grösse der Unternehmung eine Rolle. In grossen,
                           unter dem schweizerischen Mittel (siehe Grafik).1 Die Ost-    international tätigen Firmen werden insbesondere bei
                           schweiz ist dabei die Region mit dem zweittiefsten Lohn-      Führungskräften höhere Löhne gezahlt.
                           niveau. Nur im Tessin liegt der Durchschnittslohn noch
                           darunter. Ein tiefer Durchschnittslohn kann entweder          Staatliche Löhne auf Schweizer Niveau
                           durch tiefere Löhne in einer Mehrzahl der Branchen oder       Im staatlichen und staatsnahen Bereich liegen die Löhne
                           durch einen hohen Anteil von Branchen mit relativ tiefen      dagegen auf Schweizer Niveau oder sogar noch darüber.
                           Löhnen verursacht werden. Zu letzteren gehören zum Bei-       In der öffentlichen Verwaltung entspricht der Durch-
                           spiel die Landwirtschaft, der Tourismus oder der Detail-      schnittslohn ziemlich genau dem schweizerischen Mittel,
                           handel. Branchen mit sehr hohen Durchschnittslöhnen           bei Erziehung und Unterricht ist er sogar leicht höher. All-
                           sind dagegen Pharma, IT oder Finanzdienstleistungen. Für      gemein sind die regionalen Lohnunterschiede in den
                           die Ostschweiz spielen beide Faktoren eine Rolle.             staatlichen und staatsnahen Branchen sehr viel kleiner als
                           Speziell auffällig ist der Ostschweizer Lohnrückstand bei     im privaten Sektor.3 Kantone und Gemeinde zahlen offen-
                           den Führungskräften.2 Um ganze 17 % liegen deren              sichtlich sehr ähnliche Löhne, ungeachtet dessen, wo sich

10                Nr. 1/2017
SCHWERPUNKT

                                                      Lebenshaltungskosten und Löhne in der Ostschweiz

                             Lebenshaltungskosten
                             Ostschweiz

                             Durchschnittslöhne
                             alle Branchen

                             Durchschnittslöhne
                             Öffentliche Verwaltung

Die Ostschweizer Löhne
                             Durchschnittslöhne
liegen zwar rund 6 %         Erziehung und Unterricht
unter dem Schweizer
Mittel. Da aber die Le-      Löhne Führungskräfte
benshaltungskosten fast      Metallindustrie
10 % tiefer sind, bleibt
den meisten Ostschwei-
zern am Ende dennoch         Löhne Führungskräfte
mehr im Portemonnaie         Maschinenindustrie
als im Schweizer Durch-
schnitt. Dies gilt insbe-                             80%             85%                 90%                95%               100%                    105%
sondere für Angestellte                                                                                                  Durchschnitt Schweiz
des öffentlichen Sektors.

                            die Stelle befindet. Das ist ein Zeichen für bürokratische     Bei der Sanierung der Pensionskassen des Personals der
                            Lohnregeln, da es eigentlich gute Gründe für regionale         öffentlichen Dienste, es ist vor allem an den Kanton
                            Unterschiede bei den Löhnen geben würde.                       St. Gallen zu denken, sollte dieser Aspekt aber auf jeden
                                                                                           Fall berücksichtigt werden. Neben überdurchschnittlichen
                            Günstige Lebenshaltungskosten                                  Löhnen sollten die Steuerzahler, welche ja selber in der
                            kompensieren tiefere Löhne                                     Regel die tieferen Ostschweizer Löhne erhalten, nicht
                            Im Vergleich zu den meisten anderen Regionen weist die         auch noch grosszügige Regelungen bei der St. Galler Pen-
                            Ostschweiz auch tiefere Lebenshaltungskosten auf. Im-          sionskasse SGPK schultern müssen.
                            mobilienpreise und Mieten sowie Krankenkassenprämien
                            sind tiefer als in den meisten anderen Regionen. Auch bei
                                                                                           1 Die Zahlen stammen vom BfS und umfassen deshalb die Grossregio-
                            den Steuern sparen Haushalte in der Ostschweiz im Ver-
                                                                                             nen des BfS. Die Ostschweiz umfasst dabei nebst AI, AR, SG, TG
                            gleich zu solchen im Espace Mittelland oder der West-            auch GL, GR und SH.
                            schweiz. Damit verbleibt einem Ostschweizer Haushalt           2 Führungskräfte umfassen dabei mittleres bis oberstes Kader.
                            mehr von einem bestimmten Einkommen als in anderen             3 Zahlen für die regionalen Lohnunterschiede von Führungskräften
                                                                                             in der öffentlichen Verwaltung werden vom BfS leider nicht publi-
                            Regionen. Für die Grossregion Ostschweiz liegen die Le-          ziert.
                            benshaltungskosten um knapp 10 % unter denjenigen der
                            Schweiz. Eine Ostschweizer Arbeitgeberin kann damit ei-
                            nen tieferen Lohn offerieren und im Wettbewerb um Ar-
                            beitskräfte trotzdem konkurrenzfähig bleiben.

                            Hohe Löhne und das Loch bei der SGPK
                            Die gleiche Logik gälte eigentlich auch für die öffentliche
                            Hand. Für Beamte und Lehrer ist das Leben in der Ost-
                            schweiz natürlich ebenfalls billiger als in anderen Regio-
                            nen. Sie erhalten damit im Durchschnitt höhere Reallöhne
                            als in anderen Regionen. Ob das nötig und angemessen
                            ist, hängt auch von den Rekrutierungsmöglichkeiten ab
                            und wird in jedem Fall unterschiedlich zu beurteilen sein.

                                                                                                                                              Nr. 1/2017   11
PUBLIREPORTAGE

Lehrgang Systemisches Coaching am Gewerblichen Berufs- und Weiterbildungszentrum St.Gallen

Die Kunst, ein
Business-Meister zu sein
Business-Meister? Wahrscheinlich ist Ihnen aber Zen-Meister ein Be-                                Denkweise fordert heraus, die erprobten
griff. Wir verbinden damit Souveränität, Ruhe, Einfühlungsvermögen,                                Werkzeuge animieren zum Einsatz, die Dis-
Tiefgründigkeit, Erfahrung. Der Meister fördert bei den SchülerInnen                               kussionen mit Peers aus anderen Branchen
                                                                                                   mit anderen Sichtweisen erweitern den Hori-
Schlüsselerkenntnisse und sorgt dafür, dass sich Dynamik, Engage-
                                                                                                   zont und garantieren den Austausch von Best
ment, Entdeckerfreude paaren mit dem Wissen, das nur die Erfahrung                                 Practices. Das Unternehmen und die Mitar-
bringen kann. Die Weisheit der älteren Erfahrenen trifft auf die Ener-                             beiter profitieren enorm von diesen Kenntnis-
gie der «jungen Wilden».                                                                           sen. Vom souveränen Umgang mit emotiona-
                                                                                                   len Situationen profitiert ihr persönliches Um-
                                                                                                   feld vielleicht sogar noch mehr.
In den Unternehmen hat man schon länger          lebt, wie sich die gutgemeinten Ratschläge
gemerkt, dass genau das nötig wäre. Eine         praktisch in Luft auflösten, lässt man gerne      Text von Dr. oec. HSG Philipp Mähr, Mähr Consul-
Master-Thesis an der HSG, die ich letztes Jahr   die Finger davon. Wer seine Erfahrung nicht       ting, Dozent Lehrgang Systemisches Coaching
betreute, befasste sich mit dem Nutzen alters-   teilt, bleibt vermeintlich unentbehrlich. Dabei
diverser Teams und kam zum glasklaren            ist es nicht die Erfahrung, die nicht willkom-
Schluss, dass solche Teams den anderen haus-     men wäre, sondern die Art und Weise der Er-
hoch überlegen sind, unter der banal klingen-    fahrungsweitergabe, die auf Irritationen vor        Zum Lehrgang Systemisches
den Voraussetzung, dass (1) das Wissen wei-      allem auf der Beziehungsebene stösst. Den           Coaching am GBS St.Gallen
tergegeben und (2) das Wissen angenommen         Meister kann man nicht verordnen, die Schü-         Coaching-Kompetenzen sind heute in fast
wird. Das ist alles «common sense», aber         lerin/der Schüler wählt ihn aus.                    allen Berufsfeldern gefragt. In der Wirtschaft
längst nicht «common practice».                                                                      genauso wie in sozialen und pädagogischen
                                                 Die Lust an der Meisterschaft                       Berufen. Dieser Lehrgang bietet Personen
Befund 1: Erfahrung wird nicht                   Ein ruhigeres Management-Leben mit mehr             aus verschiedensten Berufsfeldern eine pra-
gerne weitergegeben                              Zeit zum Nachdenken über wichtige Dinge ist         xisorientierte Weiterbildung, welche sie da-
Gute ManagerInnen haben sich ihre Position       durchaus ein Wunsch der meisten gestressten         rin unterstützt, herausfordernden Situatio-
hart erarbeitet. Dies geschah meist unter Ver-   ManagerInnen. Und Mann/Frau weiss auch,             nen professionell zu begegnen und Prozesse
zicht und mit hohen persönlichen Kosten. Das     dass die Weitergabe der Erfahrung wett-             ziel- und lösungsorientiert zu begleiten.
Investment hat sich dann gelohnt, wenn man       bewerbsentscheidend ist. Meist fehlen aber          Die Systemtheorie ermöglicht gezielte Dia-
viele Erfahrungen gemacht hat, die einen zur     Raum, Zeit und Anleitung, um zu erkennen,           gnosen und bietet vielfältige und effektive
Meisterschaft in der Arbeit führen. Und ge-      dass es mindestens so attraktiv, weniger stres-     Interventionen zur Entwicklung von Men-
nau diese seltene Währung soll geteilt wer-      sig, dafür weit tiefgründiger und nachhaltiger      schen und Organisationen an.
den? Die Konsequenz ist für jeden denken-        ist, die Mentoren- sprich Business-Meister-
den Menschen klar: Ich werde ersetzbar. Die-     Rolle zu übernehmen. Sagt man ja dazu,              Nächster Lehrgangsstart: Mai 2017
ser Verlust an Sicherheit und Bedeutung ist      bleibt noch eine Frage: Wie kann ich sicher-        Dauer: 3 Semester, berufsbegleitend
nur dann zu akzeptieren, wenn an dessen          stellen, dass ich diese neue Rolle souverän
Stelle etwas Attraktiveres tritt.                und professionell ausführen kann?                   Für ein persönliches Beratungsgespräch mit
                                                                                                     Monica Sittaro melden Sie sich bitte unter
Befund 2: Weitergegebene Erfah-                  Der Weg: Ausbildung zum Syste-                      Tel. 058 228 26 10.
rung ist nicht immer willkommen                  mischen Coach
Wenn dann doch die Erfahrung gutgläubig          Die individuelle Wegbegleitung zur neuen            Nächster Infoanlass:
weitergegeben wird, ist die Managerin/der        Rolle verbunden mit enorm wirkungsvollen            Dienstag, 14. März, 19 Uhr
Manager häufig überrascht, dass sie/er auf       Tools bietet der Lehrgang Systemisches Coa-         GBS St.Gallen, Demutstrasse 115
Widerstand stösst. Hat man ein paar Mal er-      ching am GBS St.Gallen. Die systemische             Weitere Informationen unter gbssg.ch

                                                                                                                                    Nr. 1/2017   13
SCHWERPUNKT

Umfrage bei Ostschweizer Personal-Rekrutierern: Was zeichnet eine Führungskraft heute aus?

Gesucht: Empathie, Elan und
Bodenhaftung
                                                  Gibt der Ostschweizer Arbeitsmarkt die benötigten Führungskräfte
                                                  überhaupt her? Wo besteht allenfalls ein Mangel? Welche Anforde-
                                                  rungen werden heute an Führungskräfte gestellt? Und welche Rolle
                                                  spielen unsere Bildungsinstitutionen in der Ostschweiz bezüglich
                                                  Kadermitarbeitenden? Sieben Verantwortliche von Ostschweizer
Robert Stadler                                    Personalbüros geben Auskunft darüber, was ihnen beim Suchen und
Leiter Kommunikation / Stv. Direktor IHK
                                                  Finden von geeigneten Führungskräften auffällt.

Erich Mosberger,                                  Weiterbildung weitgehend unberücksichtigt         Teil einer Mann-/Frauschaft werden zu wol-
PARCON Management AG                              bleiben, ist es notwendig, solche Kompeten-       len. Nicht wegen des Titels oder der status-
Durch die Globalisierung und den technolo-        zen zu vermitteln und zu trainieren. Am ef-       trächtigen Position, sondern wegen der Auf-
gischen digitalen Wandel gewinnen Füh-            fektivsten und effizientesten geschieht dies in   gabe, die es zu erfüllen gilt.
rungskriterien an Bedeutung, die sich auf die     der innerbetrieblichen Führungskräfte-Ent-
Unternehmensentwicklung fokussieren. Das          wicklung, wo gleichzeitig unternehmenskul-        Hans-Ruedi Sury, Universal-Job AG
Potenzial, die Unternehmenszukunft effektiv       turelle Gegebenheiten mitberücksichtigt wer-      Eine grosse aktuelle und künftige Herausfor-
zu gestalten, steht im Zentrum. Wichtig dafür     den können.                                       derung sehe ich bei den Interessen, Wertvor-
sind überdurchschnittliche intellektuelle Fä-     Kann man «Führen» lernen? Die Antwort             stellungen und Zielen der Y-Generation, die
higkeiten, ein starker Wille zum Erfolg und       heisst: ja – zumindest weitgehend. Es bleiben     nun langsam in Führungspositionen aufsteigt.
die Fähigkeit, mit unterschiedlichen Men-         letztlich Persönlichkeitsmerkmale, die man        Es gilt, verschiedene Generationen in Teams
schen in verschiedenen Situationen und Kul-       nicht lernen kann und die man entweder hat        zu integrieren, Motivatoren und Hygienefak-
turen zurechtzukommen.                            oder eben nicht: Empathie, Bescheidenheit
Offenkundig ist, dass der grösste Teil der Füh-   und Demut. Das sind urmenschliche Eigen-
rungstätigkeit sozial-interaktiv gestaltet ist.   schaften, die dazu beitragen, in einem Füh-
Weil diese Inhalte in der beruflichen Aus- und    rungsumfeld eine Vertrauenskultur zu schaf-
                                                  fen. Und wie Reinhard K. Sprenger schon
                                                  trefflich sagte: «Vertrauen führt!»
                                                  Im Gegensatz zu allgemeinen Verlautbarun-
                                                  gen stehen auf dem Markt ausreichend Füh-
                                                  rungskräfte zur Verfügung. Das zeigt sich am
                                                  Bewerbungsrücklauf auf entsprechende Stel-
                                                  lenanzeigen. Führungspositionen finden
                                                  meistens hohe Resonanz, während Fachleute
                                                  (vor allem in technischen Disziplinen) tatsäch-
                                                  lich «Mangelware» sind. Der «War for Ta-
                                                  lents» findet also nicht nur beim Führungs-
                                                  kräftenachwuchs, sondern und insbesondere
                                                  im Fachspezialistenbereich statt. Ob es sich      toren zu hinterfragen und neu zu definieren.
                                                  bei den Bewerbenden um «Trouvaillen» han-         Demotivation zu verhindern, das Potenzial
                                                  delt, macht sich letztlich an deren Fähigkeit     der Y-Generation zu erkennen, zu fördern
                                                  und Bereitschaft fest, sich mit Herzblut auf      und zu fordern, Freiräume für Autonomie zu
                                                  eine gegebene Firmenkultur einzulassen und        schaffen, Begeisterung zu erzeugen, ein po-

14                Nr. 1/2017
SCHWERPUNKT

sitives Arbeitsklima zu schaffen und langfris-    Transformation, virtuelle Arbeitswelten, Res-
tige Perspektiven aufzuzeigen. Was bleibt, ist,   sourcenknappheit, demografische Entwick-
dass zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitar-       lung und Vernetzung sind nur einige der Trei-
beiter motivierter und produktiver sind, was      ber. Die klassischen Managementinstrumente
einen Gewinn für alle bedeutet.                   greifen in diesem Umfeld immer weniger. Da-
Die Schnelllebigkeit, mehrere Dinge gleichzei-    mit verliert die traditionelle Ausbildung unse-
tig im Blick zu behalten, mit dem schnellen       rer Führungskräfte immer mehr ihre Wirk-
Wandel Schritt zu halten und innovativ zu         samkeit. Und die Führungskräfte spüren das.
bleiben, aber auch die Digitalisierung, jeder-    Sie müssen immer häufiger Entscheidungen
zeit für jedermann und überall verfügbar zu       unter dem vollständigen Fehlen von bekann-
sein, sind weitere Herausforderungen, mit de-     ten Daten treffen. Damit verlieren auch Erfah-
nen Führungskräfte immer stärker konfron-         rungswerte zunehmend an Bedeutung. Im-
tiert werden. Damit werden die Work-Life-         mer häufiger müssen die Führungskräfte ihre
Balance und sich Zeit für Regeneration neh-       Unternehmen in völliges Neuland führen.
men auch in Zukunft nicht an Wichtigkeit          Dazu braucht es zwar immer noch solide be-
verlieren.                                        triebswirtschaftliche Kenntnisse, sie werden
Bei der Suche, Rekrutierung und Vermittlung       aber immer mehr zur hinreichenden Neben-
von Führungskräften legen wir bei der Univer-     bedingung.
sal-Job ein besonderes Augenmerk auf die          Erkenntnisse aus unterschiedlichen Diszipli-      und versteht es, den Nachwuchs zu entwi-
Soft Skills. Von der persönlichen Besprechung     nen zu einem neuen sinnvollen Ganzen zu           ckeln. Führungskompetenz ist nach meiner
der Vakanz beim Kunden, dem Kennenlernen          integrieren, Wahrscheinlichkeiten verlässlich     Auffassung eine Eigenschaft, die kaum von
von Bezugspersonen und bestehenden Teams          zu beurteilen und in einer überbordenden          Leidenschaft und Zuverlässigkeit zu trennen
über persönlichkeitsbezogene Stellenaus-          Vielfalt von Einflussfaktoren Muster zu erken-    ist. Liegt die Motivation zur Führungsfunktion
schreibungen und Temperamentsanalysen bis         nen, das sind zentrale Fähigkeiten, die heute     ausschliesslich in monetären oder prestige-
zum persönlichen Interview legen wir grossen      den Erfolg von morgen begründen. Und dann         bedingten Gründen, verspricht dies wenig Er-
Wert auf die Sozialkompetenzen, ohne dabei        muss die erfolgreiche Führungskraft ihre Ent-     folg.
das Fach- und Praxiswissen zu vernachlässi-       scheidungen, die alles andere als selbsterklä-    Wir stellen in der Ostschweiz keinen Mangel
gen.                                              rend sind, den Menschen im Unternehmen so         an Personen fest, die gerne Verantwortung
                                                  vermitteln, dass Orientierung, Zuversicht und     übernehmen und Führungskräfte werden
Dr. Marcus Wittner, contagi GmbH                  Vertrauen entstehen.                              wollen. Gute Führungskräfte zu finden, die
Die momentanen Umbrüche in der Ost-               Was uns als absoluter Mangel an Führungs-         den Anforderungen einer zeitgerechten Füh-
schweizer Wirtschaft sind tiefgreifender als      kräften – gerade in der Ostschweiz – er-          rung gerecht werden und in das jeweilige
alles, was wir bisher erlebt haben. Digitale      scheint, ist demnach eher ein Fehlen der rich-    Umfeld eines Unternehmens passen, stellt al-
                                                  tigen Führungskräfte. Um dem zu begegnen,         lerdings eine interessante Herausforderung
                                                  braucht es nicht mehr Führungskräfte, son-        dar. Unternehmensspezifische Anforderun-
                                                  dern geeignete Instrumente für die Auswahl        gen an die Führungskraft sollten vom Verwal-
                                                  und Entwicklung fähiger Führungskräfte für        tungsrat mitbestimmt werden und kongruent
                                                  die Herausforderungen unserer Zeit.               mit der Unternehmenskultur sein.
                                                                                                    Führung muss sowohl theoretisch wie auch
                                                  Raphael Schönenberger, PMS                        praktisch erlernt werden. Der theoretische Teil
                                                  Schönenberger AG                                  wird von Bildungsinstitutionen sehr gut abge-
                                                  Führungskräfte müssen nebst Fachkompe-            deckt. Bezüglich des praktischen Aspekts
                                                  tenz über eine hohe Sozialkompetenz und           kommt den Unternehmen selbst eine gewisse
                                                  Empathie verfügen. Junge Fachkräfte und           Verantwortung zu, indem sie Nachwuchskräf-
                                                  Generationen suchen nach Arbeit, die inter-       ten Chancen geben, entsprechende Erfahrun-
                                                  essant, abwechslungsreich und sinnstiftend        gen zu sammeln.
                                                  ist. Kann dies der Arbeitgeber nicht bieten,
                                                  wird es zusehends herausfordernder, Talente       Dr. iur. Hannes Grabher,
                                                  zu gewinnen. Hier kommt Führungskräften           Wilhelm AG
                                                  eine grosse Bedeutung zu. Eine gute Füh-          Die Anforderungen an Führungskräfte verän-
                                                  rungskraft interessiert sich für ihre Mitarbei-   dern sich in unserer immer komplexer wer-
                                                  tenden, kennt deren Stärken und Schwächen         denden Welt schnell. Nicht Fachthemen, son-

                                                                                                                                    Nr. 1/2017   15
SCHWERPUNKT

                                                  den Bedürfnissen der ins Berufsleben einstei-     C-Level und Verwaltungsräten für den Ziel-
                                                  genden «Digital Natives» Rechnung zu tra-         markt Deutschschweiz achtet Nellen & Part-
                                                  gen. Gute Führung wird sich dadurch aus-          ner neben der klassischen Passung, die auf
                                                  zeichnen, eine wirkungsvolle Kombination          dem Lebenslauf basiert, stark auf den charak-
                                                  von virtuellen und persönlichen Kontakten zu      terlichen und den kulturellen Fit mit der Or-
                                                  etablieren, um effektives Kommunizieren und       ganisation. Es scheint uns wichtig, dass Ma-
                                                  Entscheiden zu ermöglichen.                       nager authentisch sind, Energie und Elan wie
                                                                                                    auch Bodenständigkeit ausstrahlen und die
                                                  Roger Nellen, Nellen & Partner                    organisationalen Werte – insbesondere bei
                                                  Der sogenannte «War for Talents» bei Stellen      kleinen und mittleren Unternehmen – glaub-
                                                  im Topmanagement und in Fachspezialisten-         würdig mittragen. Eine solche Führungskraft
                                                  funktionen dürfte sich aufgrund des sich ab-      wird visionär, aber nicht abgehoben dafür
                                                  zeichnenden demografischen Wandels zu-            sorgen, dass die Mitarbeitenden dem Ergeb-
                                                  spitzen. Insbesondere die Babyboomer-Gene-        nis ihrer Arbeit einen deutlich höheren Wert
                                                  ration geht bald in Pension und scheidet          beimessen. In der Folge sind die Mitarbeiter
                                                  damit aus dem Markt aus. Das führt dazu,          zufriedener, gesünder und agieren loyaler ge-
                                                  dass es nicht genügend Mitarbeitende gibt,        genüber der Unternehmung, was sich
                                                  um die offenen Stellen zu besetzen. Die früh-     schliesslich in einer nachhaltig positiven Ent-
                                                  zeitige Identifizierung und Bindung von Ta-       wicklung des Unternehmenserfolgs nieder-
                                                  lenten in Zusammenarbeit mit Universitäten        schlagen dürfte.
dern «weiche» Kompetenzen wie zum Bei-            und Fachhochschulen wird damit immer
spiel emotionale Intelligenz, Empathie,           wichtiger. Aktuell gelingt es erfolgreichen Un-   René Mätzler, Der Profi Personal-
strukturiertes Denken oder strategische Fä-       ternehmen noch, die besten Mitarbeitenden         management AG
higkeiten gewinnen an Bedeutung. Das führt        auszuwählen. In Zukunft werden aufgrund           In Bezug auf die Anforderungen für Füh-
zu anderen Auswahlkriterien bei der Beset-        des Arbeitskräftemangels jedoch die besten        rungskräfte zeigt sich, dass vor allem Kandi-
zung von Führungspositionen und bedeutet          Mitarbeitenden die erfolgreichen Unterneh-        daten gesucht werden, welche ein Studium
eine Abkehr von der in weiten Teilen der Wirt-    men auswählen. Mit dem sich derzeit vollzie-      absolviert haben. Gefragt sind insbesondere
schaft immer noch gelebten Praxis, gute           henden gesellschaftlichen Wandel in Rich-         Führungskräfte in technologischen Bereichen
Fachleute zu Führungskräften zu machen.           tung Autonomie und Selbstverwirklichung           mit entsprechenden Weiterbildungen oder
Dies ganz im Sinne der Überlegung: Er/sie ist     verändert sich auch das Führungsverständnis:      Studienabgänger. Gute Voraussetzungen hat,
fachlich gut, also kann er/sie auch führen.       Es gibt kein klares Machtgefüge mehr im Vor-      wer langjährige Erfahrungen ausweisen kann,
Beispielhaft möchte ich an dieser Stelle zwei     gesetzten-Mitarbeiter-Verhältnis. Mitarbei-       weil unsere schnelllebige Gesellschaft keine
Herausforderungen für Führungskräfte in ei-       tende erwarten Feedbacks, Coachings und           Zeit mehr für lange Einarbeitungszeiten er-
ner digitalisierten Welt beschreiben: Loyalität   die Möglichkeit, sich zu entwickeln.              laubt. Ebenso sind Winner-Qualitäten und
und die Kommunikation mit Digital Natives.        Bei der Rekrutierung von Führungskräften auf      Durchsetzungsvermögen gefordert. Eine
Loyalität: Um erfolgreich zu sein, müssen Füh-                                                      grosse Flexibilität auch mit der Bereitschaft zu
rungskräfte in Zukunft Wege finden, Loyalität                                                       Auslandsaufenthalten ist heute Selbstver-
zu ihren Mitarbeitenden und umgekehrt auf-                                                          ständlichkeit.
zubauen, da die traditionelle Loyalität zum                                                         Gerade im Rheintal besteht die Herausforde-
Unternehmen in der künftigen Arbeitswelt                                                            rung, überhaupt Führungskräfte in die Region
weiter abnehmen wird. Es ist ein aufwendiger                                                        zu holen. Da die Weiterbildungsinstitute und
und anspruchsvoller Prozess, Loyalität unter                                                        Hochschulen in den Bereichen Forschung und
diesen neuen Rahmenbedingungen zu erar-                                                             Entwicklung weiter entfernt beheimatet sind,
beiten. Im Kern bedeutet es, den Ansprüchen                                                         zieht es letztlich solche Studierende seltener
der Mitarbeitenden entgegenzukommen, ih-                                                            zurück in ihre Heimat. Dies obwohl im Rhein-
nen eine selbstbestimmte Arbeitsweise zu er-                                                        tal namhafte, hoch technologisch ausgerich-
möglichen und sie entsprechend ihren indivi-                                                        tete Unternehmungen ansässig sind. Etwas
duellen Eigenschaften zu führen.                                                                    anders zeigt sich die Situation in «mittleren»
Kommunikation mit Digital Natives: Füh-                                                             Stufen oder in gewerblich orientierten Bran-
rungskräfte werden lernen müssen, aus der                                                           chen oder Segmenten.
Ferne zu führen und sich neuer, virtueller                                                          Den Fachkräftemangel spüren wir besonders
Kommunikationsmethoden zu bedienen, um                                                              im Bereich Informatik. Software-Entwickler

16              Nr. 1/2017
Ecknauer+Schoch ASW
oder allgemein Programmierer sind eine sel-
tene «Spezies» im Rheintal. Solche Vakanzen
sind meist durch ausländische Mitarbeitende
zu besetzen.
Im Rheintal sind drei Weiterbildungszentren
beheimatet. Diese bieten mehr oder weniger
dieselben Weiterbildungsmöglichkeiten an.
Sei dies aufbauend auf kaufmännischen
Grundausbildungen wie z. B. Personalwesen,
Marketing, Betriebswirtschaft etc. Ebenfalls
haben Interessierte aus der Umgebung die
Möglichkeit, die nahgelegene Techniker-         Smartphone App AbaCliK
schule zu besuchen. Diese Institutionen sind
natürlich immens wichtig. Weiterbildungs-       Arbeitszeiten und Spesen
möglichkeiten «vor Ort» motivieren einer-
seits, dass diese auch besucht werden. Ande-
                                                mobil erfassen
rerseits sind diese für die ansässigen Unter-
nehmungen wichtig, um Führungskräfte und                Sammeln, organisieren, ändern und
Fachkräfte zu gewinnen. So bleibt mindes-               verteilen Sie mit der Smartphone App

tens für Unternehmungen in der Region die               AbaCliK Informationen aller Art.

leise Hoffnung, dass gut ausgebildete Füh-              Synchronisieren Sie sämtliche Daten
                                                        mit der Abacus Business Software:
rungspersonen heranwachsen. Die Universi-
                                                        > Präsenz- oder Arbeitszeiten
tät St. Gallen mit ihrer Ausrichtung in Be-
                                                        > Leistungen, Spesen, Quittungen
triebswirtschaft, Volkswirtschaft und Rechts-
                                                        > Persönliche Daten, Ferientage oder
wissenschaft ist für das Rheintal ebenfalls
                                                          Absenzen (ESS)
wichtig, um auch Positionen mit diesem Hin-
tergrund besetzen zu können.
                                                        Jetzt kostenlos installieren
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SCHWERPUNKT

FDP-Ständerätin Karin Keller-Sutter über Führung in der Politik

«Wer geliebt werden will, ist für
Führungsaufgabe nicht geeignet»
                                                   Seit 2011 vertritt die ehemalige St. Galler Regierungsrätin den Kanton
                                                   St. Gallen im Ständerat. Im Interview mit IHKfacts äussert sie sich
                                                   über die Besonderheiten politischer Führung, wie man als Parla-
                                                   mentarierin Vorlagen beeinflussen kann oder das zum Teil geringe
                                                   Bewusstsein über finanzielle und praktische Folgen von Gesetzen.
                          Robert Stadler
                          Leiter Kommunikation /   Weiter beschäftigen wird die Wilerin zum Beispiel die Vereinfachung
                          Stv. Direktor IHK
                                                   der Arbeitszeiterfassung oder die Reform der Altersvorsorge.

Herzliche Gratulation zu Ihrer Wahl zur            Einen Rat zu leiten, ist das eine, als Legis-     damit grosse Verantwortung, um unser
ersten Vizepräsidentin des Ständerates.            lativpolitikerin politische Dossiers inhalt-      Land für die Herausforderungen der Zu-
Damit dürften Sie turnusgemäss im kom-             lich mitzuprägen, das andere. Kann man            kunft fit zu machen. Wie sehen Sie diese
menden November zur Präsidentin der                als Parlamentarierin überhaupt politische         Führungsverantwortung gegenüber dem
kleinen Kammer gewählt werden. Haben               Dossiers «führen» oder ist man da weit-           Volk?
Sie sich schon überlegt, wie Sie Ihre Kol-         gehend auf den Bundesrat angewiesen,              Nicht nur gegenüber dem Volk, sondern auch
leginnen und Kollegen führen werden?               der dem Parlament Vorlagen zuführt?               gegenüber der Wirtschaft. Ich stelle fest, dass
Karin Keller-Sutter: Der Präsident oder die        Das Parlament berät nicht nur die Vorlagen        gewissen Teilen der Verwaltung kaum be-
Präsidentin vertritt den Ständerat gegen aus-      des Bundesrates, sondern kennt auch das In-       wusst ist, welche finanziellen und praktischen
sen, sollte sich in seiner Führung aber nicht      strument der parlamentarischen Initiative, mit    Folgen mit einem Gesetz ausgelöst werden.
selbst in den Vordergrund stellen. Wichtig ist     der die Gesetzgebung in der zuständigen           Dass Volk und Wirtschaft die oft entstehen-
die transparente und klare Abwicklung der          Kommission erfolgt. Das Parlament kann            den Mehrkosten schon irgendwie finanzieren
Geschäfte. Im Ständerat kann im Unterschied        auch sonst Führung übernehmen. Ich erin-          können, wird als gottgegeben vorausgesetzt.
zum Nationalrat jedes Mitglied zu jedem Ge-        nere an die Umsetzung der Masseneinwande-         Viele Lösungen sind kaum praxistauglich und
schäft sprechen. Eine Redezeitbeschränkung         rungsinitiative und überhaupt an die Europa-      sehr teuer. Die Gesetze auf ein vernünftiges
gibt es nicht. Der Rat ist also auf Eigenverant-   politik. In dieser Frage war der Bundesrat        Mass zurückzustutzen, ist oft ein Kampf um
wortung ausgelegt.                                 praktisch abwesend und hat den Ball dem           Millimeter. Dabei ist es wichtig, dass in den
                                                   Parlament zugespielt. Ähnliches werden wir        Kommissionen Ständeräte sitzen, die z. B.
Worin liegt der Reiz, die kleine Kammer            bei der Beratung der RASA-Initiative erleben.     über ihre Mandate in der Wirtschaft wissen,
zu leiten oder eben zu führen? Welche              Interessant ist auch, dass sich das Parlament     wie die Wirtschaft funktioniert und welche
Führungsverantwortung kann man als                 nicht mehr jede Vorlage «bieten» lässt. So        Auswirkungen ihre Arbeit auf die Bevölke-
Ratspräsidentin übernehmen?                        wurden z. B. das Versicherungsaufsichtsge-        rung hat.
Als Ratspräsident präsidiert man auch das          setz und das Tabakproduktegesetz aufgrund
Büro des Ständerates und ist damit für die         ihrer Regulierungsdichte an den Bundesrat         Als Ständerätin sind Sie auch Mitglied
Vorbereitung und Abwicklung der Sessionen          zur Überarbeitung zurückgewiesen.                 der FDP-Fraktion. Die frühere Fraktions-
verantwortlich. Zudem entscheiden die Präsi-       Was mich besonders freut, ist, dass gemäss        chefin Gabi Huber war berühmt-berüch-
denten beider Räte über die Zuteilung von          Sorgenbarometer der Credit Suisse der Stän-       tigt für ihre strikte Führung. Sie trimmte
Geschäften. Wer Erstrat ist, ist teilweise ein     derat die politische Institution in der Schweiz   die Fraktion so auf einen einheitlicheren
Politikum. Die Bundesräte wünschen sich bei        ist, die das grösste Vertrauen in der Bevölke-    Kurs. Wie lassen sich Bundesparlamenta-
komplexen Geschäften oft den Ständerat als         rung geniesst – noch vor dem Bundesrat.           rier überhaupt führen und wie wichtig ist
Erstrat. Zwischen den Präsidenten beider Räte                                                        dies für eine zielgerichtete Politik?
und dem Bundesrat gibt es zudem einen re-          Die Legislative legt die gesetzlichen Rah-        Im Nationalrat, der parteipolitisch gewählt
gelmässigen Austausch.                             menbedingungen fest und übernimmt                 und orientiert ist, ist die Geschlossenheit sehr

18              Nr. 1/2017
SCHWERPUNKT

Karin Keller-Sutter in der
vergangenen Winterses-
sion im Ständerat: Aller
Voraussicht nach wird
sie die kleine Kammer ab
Ende 2017 präsidieren.
(Parlamentsdienste 3003
Bern)

wichtig. Im Ständerat stimmen die Mitglieder      Spiele. Man muss antizipieren, welche Frak-       Sie sind Mitglied der wichtigen Kommis-
nach ihrer eigenen Überzeugung; es gibt bei       tion sich am Schluss wie verhält. Die Arbeit im   sion für Wirtschaft und Abgaben. Wel-
uns auch gar keine Fraktionen. Die Entscheide     Parlament ist damit eher mit einem Schach-        ches sind die wichtigen politischen The-
sind oft auch von regionalpolitischen Abwä-       spiel vergleichbar.                               men der kommenden Monate, welche die
gungen geprägt. Auch Gabi Huber hat sich                                                            Wirtschaft besonders betreffen und de-
an uns Ständeräten zuweilen die Zähne aus-        Wie funktioniert Führung in der Politik           ren Sie sich annehmen möchten?
gebissen. Ich stimme konsequent nur nach          überhaupt? Gibt es Unterschiede zu einer          Ich habe einen Vorstoss zur Vereinfachung
meinen Überzeugungen und gemäss den In-           Führungsfunktion in der Wirtschaft?               der Arbeitszeiterfassung eingereicht. Das
teressen der Ostschweiz. Meine persönliche        In Politik und Wirtschaft braucht es Leader-      geltende Arbeitsgesetz haucht den Geist des
Haltung hat also stets Vorrang vor der Partei-    ship. Es braucht Führungskräfte, die den Wil-     Fabrikzeitalters und muss modernisiert wer-
politik oder auch allfälligen Mandaten, die ich   len haben, etwas durchzusetzen – auch ge-         den. Ich bin zuversichtlich, dass wir hier
wahrnehme. Wer mich kennt, weiss, dass ich        gen Widerstände. Wer immer geliebt werden         Mehrheiten finden. Dann werden wir die
mich nicht verbiege.                              will, ist für eine Führungsaufgabe nicht geeig-   Vorlage zur Altersreform 2020 zu Ende bera-
                                                  net. Ein Chef oder eine Chefin sollte zudem       ten. Der AHV-Ausbau, so wie ihn der Stände-
Vor Ihrer Wahl in den Ständerat waren             berechenbar sein. Zudem muss man den Mut          rat vorsieht, ist inakzeptabel und verschärft
Sie während zwölf Jahren als St. Galler           haben, auch unbekanntes Gelände zu betre-         die strukturellen Probleme der AHV. Ziel der
Regierungsrätin Exekutivpolitikerin. Was          ten, sonst gibt es keine Entwicklung. Im Un-      Reform ist der Leistungserhalt; einen Leis-
sind in Sachen Führung die Unterschiede           terschied zur Wirtschaft braucht es in der Po-    tungsausbau auf Kosten der künftigen Gene-
zur heutigen Tätigkeit?                           litik mehr taktisches Geschick und Verständ-      rationen und der Wirtschaft können wir uns
Die Exekutive ist eine Führungstätigkeit, die     nis für politische Abläufe. Prozesse müssen       nicht leisten. Dann müssen wir insgesamt
ich übrigens sehr geschätzt habe. Ich war         auf der inhaltlichen und zeitlichen Achse ana-    Sorge tragen zu den Stärken der Schweiz. Es
gerne Departementschefin, habe gerne ge-          lysiert und entsprechend gestaltet werden. In     besteht eine Tendenz, sich überall angleichen
führt und auch Entscheide gefällt. Im Parla-      der Politik kann man nicht einfach von oben       zu wollen. Vielmehr sollten wir uns bei jedem
ment geht es darum, Vorlagen, die meist vom       nach unten entscheiden, sondern muss Mehr-        Gesetz fragen, wo trotz internationalem
Bundesrat kommen, in eine Richtung zu prä-        heiten schaffen, Widerstände abbauen, Ge-         Druck noch Gestaltungsraum besteht, wo wir
gen und zu beeinflussen. Dazu muss man            spräche führen. Das braucht Zeit und Nerven-      uns gegenüber dem Ausland stärken und ab-
überparteiliche Allianzen mit Kollegen            stärke. Das politische Handwerk kann nur be-      grenzen können. Wir müssen vermehrt die
schmieden. Dabei darf man keine Berüh-            dingt erlernt werden. Entweder man ist ein        Interessen der Schweiz in den Vordergrund
rungsängste haben. Zudem gibt es taktische        politischer Kopf oder eben nicht.                 stellen.

                                                                                                                                   Nr. 1/2017   19
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