Forum Ausgabe 6 2017 - Hand in Hand für Sicherheit und Gesundheit - DGUV Forum

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Forum Ausgabe 6 2017 - Hand in Hand für Sicherheit und Gesundheit - DGUV Forum
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        Fachzeitschrift für Prävention, Rehabilitation und Entschädigung   Ausgabe 6 • 2017

        Forum
        Hand in Hand für
        Sicherheit und Gesundheit
        Kooperation der Sozialversicherung

        Aus der Forschung
        Autofahren 4.0
        Gesundheitsmanagement in Schulen
        Eine qualitative Befragung von Schulleitungen
Forum Ausgabe 6 2017 - Hand in Hand für Sicherheit und Gesundheit - DGUV Forum
Editorial

                    Liebe Leserinnen
                    und Leser,
                    mehr als ein Jahrzehnt wurden im politischen Raum
                    verschiedene Entwürfe für ein Präventionsgesetz
                    diskutiert. Im Juli 2015 war es dann soweit. Das Ge-
                    setz trat in Kraft. In den Mittelpunkt stellt es die Zu-
                    sammenarbeit aller beteiligten Protagonisten, um
                    Sicherheit und Gesundheit in verschiedenen Lebens-
                    welten zu verbessern. Das ist eine Strategie, mit der

                                                                                                              Foto: Wolfgang Bellwinkel/DGUV
                    die gesetzliche Unfallversicherung bereits sehr gute
                    Erfahrungen gemacht hat.

                    Die ältesten Wurzeln hat die Kooperation zwischen
                    gesetzlicher Unfall- und Krankenversicherung. Ein
                    enger inhaltlicher Austausch wie ihn zum Beispiel
                    die „Initiative Arbeit und Gesundheit“ (iga) pflegt,
                    hat über Jahre hinweg ein gemeinsames Präventions-
                    verständnis voran gebracht. Es umfasst einen breiten Ansatz, der Arbeitssicherheit
                    und Gesundheitsschutz, die gesundheitsförderliche Gestaltung der Arbeit und die
                    Stärkung von Gesundheitskompetenzen gleichermaßen in den Blick nimmt.

                 Im Jahr 2009 kam die Rentenversicherung ins Präventionsboot hinzu mit ihren ambu-
                 lanten Leistungen für Versicherte mit ersten gesundheitlichen Beeinträchtigungen,
                                       die deren Beschäftigungsfähigkeit gefährden könnten. Hinzu
„So viel unterschiedliches             kam 2014 ihr Firmenservice. Jüngster Partner in der betrieb-
Knowhow muss koordiniert               lichen Prävention ist die Bundesagentur für Arbeit mit ihrem
werden, um den größtmöglichen Arbeitgeberservice. Sie berät Betriebe im Kontext von Perso-
                                       nalgewinnung auch zu Themen wie Gestaltung von Arbeits-
Nutzen für die Versicherten
                                       plätzen, Arbeitsbedingungen und Arbeitszeit.
ge­­­­währleisten zu können. Diese
Aufgabe übernimmt die Natio-               So viel unterschiedliches Knowhow muss koordiniert werden,
nale Präventionsstrategie, die             um den größtmöglichen Nutzen für die Versicherten gewähr-
gemein­same Ziele für alle                 leisten zu können. Diese Aufgabe übernimmt die Nationale
Partner beschreibt.“                       Präventionsstrategie, die gemeinsame Ziele für alle Partner
                                           beschreibt. Welche Rolle fällt dabei der gesetzlichen Unfallver-
                    sicherung zu? Es geht künftig darum, Betrieben und Organisationen einen möglichst
                    einfachen und passgenauen Zugang zu den Unterstützungsangeboten zu eröffnen.
                    Für diese Lotsenfunktion ist die gesetzliche Unfallversicherung aufgrund ihrer hohen
                    Präsenz in Betrieben und Bildungseinrichtungen prädestiniert.

                    Mit den besten Grüßen
                    Ihr

                    Dr. Joachim Breuer
                    Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung

2   DGUV Forum 6/2017
Forum Ausgabe 6 2017 - Hand in Hand für Sicherheit und Gesundheit - DGUV Forum
Inhalt

> Editorial/Inhalt >>>                                     2–3

> Aktuelles >>>                                            4–8

> Nachrichten aus Brüssel >>>                                9

> Titelthema >>>                                      10–29
Kooperationen der Sozialversicherungszweige
Zusammenarbeit
in der Prävention und Gesundheitsförderung                  10
Angela Knoll, Ulrike Schmidt
Kooperationen
Unverzichtbarer Bestandteil der Präventionsarbeit           14    10
Carsten Koops, Michael Schwanz
Betriebliche Gesundheitsförderung
Regionale BGF-Koordinierungsstellen
unterstützen Betriebe                                       18
Steffi Grimm
Kooperation in der Praxis:
Initiative Gesundheit und Arbeit (iga)
Aller guten Dinge sind 4                                    20
Dr. Frauke Jahn, Denise Hausmann, Ulrike Schmidt
Kooperation in der Praxis: DGUV Landesverband West
Das Präventionsgesetz –
Entwicklung auf Landesebene in Nordrhein-Westfalen          22
Das Interview führte Ulrike Schmidt
Kooperation in der Praxis: Unfall- und Rentenversicherung          36
Ein echter Mehrwert für alle Unternehmen                    24
Michael Raith, Andreas Becker
                                                                  > Prävention >>>                                      34–37
Kooperation in der Praxis: BGW und BKK Diakonie
BGM im Netzwerk Pflege                                      26   Gesundheitsmanagement in Schulen
Dr. Detlev Krause                                                 Eine qualitative Befragung von Schulleitungen                34
                                                                  Lisa Tüshaus, Dr. Annekatrin Wetzstein, Dr. Heinz Hundeloh,
Kooperation in der Praxis: VBG
                                                                  Dr. Gerrit Schnabel, Prof. Dr. Bernhard Schipp
Vielfältige Gelegenheiten nutzen                            27
Jasmine Kix, Tobias Belz                                          Aus der Forschung
                                                                  Autofahren 4.0                                               36
Kooperation in der Praxis: BGN und
                                                                  Christopher Frank
AOK Ludiwgsburg-Rems-Murr
Für mehr Sicherheit und Gesundheit: alle in einem Boot      28
Gabriele Biernath                                                 > Unfallversicherung >>>                             38–40
Kooperationen der Unfallversicherung im Setting                   Änderung der Insolvenzordnung
„Bildungseinrichtungen“                                           Rolle rückwärts des Gesetzgebers                             38
Situation und erfolgversprechende Ansätze                   30   Prof. Dr. Ralf Möller
Andrew Orrie
Landesprogramm „Bildung und Gesundheit“                           > Aus der Rechtsprechung >>>                                 41
Gelungene Kooperation
zwischen Unfall- und Krankenversicherung                    32
Dr. Gerrit Schnabel                                               > Medien >>>                                                 42

                                                                                                           DGUV Forum 6/2017     3
Forum Ausgabe 6 2017 - Hand in Hand für Sicherheit und Gesundheit - DGUV Forum
Aktuelles

Handbelastungen richtig einschätzen
Bohren, Schneiden und Sortieren, Schrau-       ken zum Arbeitsalltag. Das kann zu einer     ten ermöglicht. Fachkräfte für Arbeitssi-
ben und Montieren: Beschäftigte im Bau-,       Überbelastung der beanspruchten Mus-         cherheit, Betriebsärztinnen und Betriebs-
Montage-, Verpackungs- und Handwerks-          kelgruppen und Sehnen führen. Mögliche       ärzte können sie darin unterstützend
gewerbe oder in der Textil- und Nahrungs-      Folgen: Schmerzen in den Unterarmen, im      beraten und den Arbeitsplatz gemeinsam
mittelindustrie führen häufig ein und die-     Schulter-Arm-Bereich oder an der oberen      mit dem Arbeitgeber entsprechend der
selbe Handbewegung mehrfach am Tag             Wirbelsäule, Taubheitsgefühle in den Fin-    individuellen Belastung gestalten.
ohne Unterbrechung aus. Auf die gesund-        gern oder schmerzhafte Sehnenscheiden-
heitlichen Gefährdungen dieser einseiti-       entzündungen.
gen Handbewegungen weist das Arbeits-
programm Muskel-Skelett-Erkrankungen           Das Arbeitsprogramm weist daraufhin,
der Gemeinsamen Deutschen Arbeits-             dass betroffene Beschäftigte sich schüt-           Weitere Informationen über Tätig-
                                                                                                  keiten und Belastungen, die beson-
schutzstrategie (GDA) hin. Bei Beschäf-        zen können: Viel hängt von dem Einsatz
                                                                                                  ders gefährdend sind und wie sich
tigten zum Beispiel im Friseurhandwerk         ergonomisch optimierter Hilfs- und Ar-             betroffene Beschäftigte schützen
oder in therapeutischen Praxen gehören         beitsmittel ab sowie von einer Arbeitsor-          können, gibt es unter:
immer wiederkehrende Bewegungen mit            ganisation, die einen häufigen Wechsel             www.gdabewegt.de.
gebeugten oder gestreckten Handgelen-          zwischen be- und entlastenden Tätigkei-

„Gesunde Arbeitsplätze für jedes Alter“: EU-OSHA verleiht Best Practice Award
Die Europäische Agentur für Sicherheit         tät durch ein beteiligungsorientiertes       Belastungs-Dokumentations-Systems
und Gesundheit am Arbeitsplatz (EU-            Handlungspaket“ fördert die Heidelberger     und analysiert anschließend die Daten.
OSHA) hat bei ihrer aktuellen Kampagne         Druckmaschinen AG die Gesundheit der         Zudem richtete das Unternehmen eine
„Gesunde Arbeitsplätze für jedes Alter“ auf    Beschäftigten gerade im Hinblick auf den     Good Practice Datenbank ein, die inzwi-
Malta den Best Practice Award verliehen.       demografischen Wandel. Gemeinsam mit         schen standortübergreifend mehr als
Der Preis geht an Unternehmen, die die Ar-     den Beschäftigten ermittelte das Unter-      200 Beispiele enthält.
beitsbedingungen sowohl ihrer jungen als       nehmen den persönlichen Handlungs­
auch ihrer älteren Beschäftigten gesund-       bedarf und erarbeitete bedarfsgerechte
heitsförderlich gestalten. Insgesamt zeich-    Maßnahmen.
nete die Europäische Arbeitsschutzagen­tur
acht Unternehmen für ihre Beispiele guter      Die Continental AG hat ein Ergonomie-              Weitere Informationen zum Wett-
                                                                                                  bewerb und den Beispielen guter
Praxis aus. Darunter befinden sich zwei        und Demografieprogramm im gesamten
                                                                                                  Praxis gibt es unter der Adresse
Unternehmen aus Deutschland.                   Konzern implementiert. Im Rahmen ei-               https://osha.europa.eu/de/healthy-
                                               ner ergonomischen Gefährdungsbeurtei-              workplaces-campaigns/awards/
Mit ihrem Programm „Aktive Förderung           lung erfasst und bewertet Continental              good-practice-awards.
von Gesundheit, Knowhow und Flexibili-         konzernweit Belastungen mithilfe des

Das Einmaleins der Verkehrssicherheit
Verkehrssicherheitstraining ist in Kitas im-   die Eltern. Die Unterlagen eignen sich für   drastisch zu reduzieren bzw. zu vermeiden
mer aktuell und gehört zum Alltag – sei es     Verkehrssicherheitsprojekte in der Kita,     und damit auf ‚Null‘ zu setzen“, betont
beim Spaziergang oder beim Ausflug. „Vor-      können aber auch direkt an die Eltern wei-   Manfred Breitbach, Geschäftsführer der
schulkinder sollen rechtzeitig mit ihrem       tergegeben werden.                           Unfallkasse Rheinland-Pfalz.
künftigen Schulweg vertraut gemacht wer-
den“, raten Landesverkehrswacht und Un-        Der Unfallkasse Rheinland-Pfalz wurden
fallkasse Rheinland Pfalz (UK RLP). Dazu       im vergangenen Jahr 5.267 Wegeunfälle ge-
bieten sie Kitas und Kita-Fördervereinen       meldet, an denen Schul- bzw. Kitakinder
oder -Elternvertretungen kostenfrei die        beteiligt waren. „Und genau hier möchten           Die Broschüren für die Kinder und
Broschüre „Sicher zur Schule“ an. Ein Ar-      wir mit den ‚Sicher zur Schule‘-Medien ge-         die Eltern erhalten Kitas kostenfrei
beitsheft hilft beim Verkehrssicherheits-      gensteuern und uns gemeinsam mit der               über die Unfallkasse Rheinland-
                                                                                                  Pfalz (E-Mail praevention@ukrlp.de)
training, bei dem die Kinder lernen, Gefah-    Landesverkehrswacht, der Polizei, den
                                                                                                  oder können unter www.ukrlp.de
ren im Straßenverkehr zu meistern oder –       Kreisverkehrswachten und dem Forum                 (Webcode b476) heruntergeladen
noch besser – zu umgehen. Mit einem Rat-       Verkehrssicherheit Rheinland-Pfalz gezielt         werden.
geber wenden sich die Initiatoren direkt an    dafür einsetzen, die Unfälle mit Kindern

4   DGUV Forum 6/2017
Forum Ausgabe 6 2017 - Hand in Hand für Sicherheit und Gesundheit - DGUV Forum
Aktuelles

Neue Autobahnkampagne: Jeder Unfalltod betrifft 113 Menschen
Kommt ein Mensch im Straßenverkehr zu           Plakatierung wird von der Deutschen                                  Verkehrstod zerbricht mehr als ein Leben.
Tode, so sind davon im Durchschnitt 113         Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV)                               Unsere Motive, Zahlen und Videoreporta-
Personen unmittelbar betroffen: Angehö-         finanziell unterstützt.                                              gen zeigen das eindrücklich – und geben
rige, Freunde und Bekannte sowie Ein-                                                                                erstmals jenen Menschen eine Stimme,
satzkräfte am Unfallort. Diese Durchschnitts-   „Wir möchten mit dieser Kampagne alle                                die mit den Auswirkungen dieser Schick-
werte wurden im Auftrag der Verkehrssi-         Verkehrsteilnehmer aufrütteln und die                                salsschläge jeden Tag leben müssen“,
cherheitskampagne „Runter vom Gas“ jetzt        dramatischen Ausmaße eines tödlichen                                 erklärt Dorothee Bär, Parlamentarische
auf Basis einer repräsentativen Erhebung        Verkehrsunfalls aufzeigen. Denn jeder                                Staatssekretärin beim BMVI.
durch infratest dimap, Kantar Public und
das Sozioökonomische Panel (SOEP) sowie
über Angaben der Deutschen Hochschule
der Polizei (DHPOL) und des Deutschen
Feuerwehrverbands (DFV) ermittelt.

Die Untersuchung steht im Zusammen-
hang mit den neuen Plakaten der gemein-
samen Verkehrssicherheitskampagne
„Runter vom Gas“ des Bundesministeri-
ums für Verkehr und Informationstechno-
logie (BMVI) und des Deutschen Verkehrs-
sicherheitsrats (DVR). Sie wird ab Mitte
Mai auf über 700 Plakatflächen entlang
deutscher Autobahnen zu sehen sein. Die
                                                 Foto: DVR

      Mehr zur Kampagne unter:
      www.runtervomgas.de

„Arbeitsschutz-Oscar“ der BG RCI für ausgezeichnetes Engagement
Der „Arbeitsschutz-Oscar“ der Berufsge-         beitswelt erhielten 21 Preisträger und Preis-                        Im Rahmen der Preisverleihung würdigte
nossenschaft Rohstoffe und chemische In-        trägerinnen aus sieben Unternehmen den                               Wolfgang Daniel, Vorstandsvorsitzender
dustrie (BG RCI) wurde in diesem Jahr zum       BG RCI-Förderpreis Arbeit • Sicherheit •                             der BG RCI, die Wettbewerbsteilneh-
20. Mal verliehen. An dem Wettbewerb            Gesundheit. Dieser wurde in sieben Kate-                             merinnen und -teilnehmer als „Botschaf-
2017 hatten sich deutschlandweit 603 Frau-      gorien verliehen. Die Förderpreise sind mit                          ter einer Präventionskultur“: „Betriebli-
en und Männer mit 232 Beiträgen beteiligt.      jeweils 10.000 Euro dotiert. Hinzu kommen                            che Gesundheitsförderung, Unfallver-
Für die besten Ideen für eine sichere Ar-       14 Nominierungsprämien à 1.000 Euro.                                 meidung und die Verhütung arbeitsbe-
                                                                                                                     dingter Gesundheitsgefahren – all das
                                                                                                                     geht nicht ohne Überzeugung und Ein-
                                                                                                                     sicht.“ Daniel betonte: „Bei unserem För-
                                                                                                                     derpreis geht es primär nicht um die ganz
                                                                                                                     großen Lösungen! Sondern um Ideen, die
                                                                                                                     alltagstauglich sind. Leicht umzusetzen.
                                                                                                                     Um Ideen, die Abläufe verbessern, Wege
                                                                                                                     sicherer machen oder potenzielle Unfall-
                                                                                                                     quellen ausschalten.“
                                                                                         Foto: BG RCI/Armin Plöger

                                                                                                                           Eine Übersicht zu den Preisen und
                                                                                                                           Preisträgern sowie detaillierte
                                                                                                                           Beschreibungen und Filmbeiträge
                                                                                                                           gibt es unter:
Ausgezeichneter Einsatz: Preisträger bei der Verleihung der BG RCI-Förderpreise 2017                                       http://www.bgrci-foerderpreis.de.
am 8. Mai 2017 in Frankfurt in der Alten Oper

                                                                                                                                         DGUV Forum 6/2017     5
Forum Ausgabe 6 2017 - Hand in Hand für Sicherheit und Gesundheit - DGUV Forum
Aktuelles

Tischkicker für Kinderkliniken
Ein Kicker im Spielzimmer eines Kinder-        und Nachsorgeeinrichtungen zu bringen.          wieder lernen. Ein Tischkicker bedeutet
krankenhauses erleichtert den kleinen Pa-      „Wir haben gerne unsere guten Kontakte          für diese Kinder nicht nur Freude und
tientinnen und Patienten den Aufenthalt,       zu neurologischen Fachkliniken genutzt,         Spaß, sondern auch das spielerische Trai-
Therapie und Heimweh werden für einen          um die Aktion vorzustellen“, so Helga Lün-      ning vieler Leistungsbereiche wie Auf-
Moment vergessen und es kehrt ein wenig        gen, Geschäftsführerin der Bonner Hilfs-        merksamkeitsspanne, Konzentrationsfä-
Abwechslung in den Klinikalltag ein. Des-      organisation. „Denn Kinder, die bei einem       higkeit oder Reaktionsgeschwindigkeit.“
halb unterstützt die ZNS – Hannelore Kohl      Unfall eine schwere Schädelhirnverlet-
Stiftung die Aktion „So viel Freude“ der       zung erlitten haben, verbringen oft viele
Deutschen Tischfußballjugend, die es sich      Monate in Rehabilitationseinrichtungen.               Mehr Informationen zur Initiative
zum Ziel gesetzt hat, in den nächsten Jah-     Vielfach müssen sie grundlegende Fähig-               unter: www.sovielfreude.de
ren 1.000 Kickertische in Kinderkliniken       keiten wie sprechen, essen und laufen

                                                                                                                                         Foto: Karl-Heinz Spyra

Sportlicher Einsatz der „So viel Freude“-Initiatoren, Unterstützer und Partner: Mit dabei u.a. (v.l.) Thomas Haas (amtierender Weltmeister
im Tischfußball), Bernd Neuendorf (Staatssekretär Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW), Helga
Lüngen (Geschäftsführerin ZNS – Hannelore Kohl Stiftung), Engelbert Diegmann (Vorsitzender Deutsche Tischfußballjugend),
Klaus Gottesleben (Präsident Deutscher Tischfußballbund), Ulrich Leitermann (Vorstandsvorsitzender der SIGNAL IDUNA Gruppe)

BGW forum 2017 – Kongress für die Behindertenhilfe mit den
Schwerpunkten gesunde Arbeit und Inklusion
Begleiten, unterstützen, fördern – das         „Gesundheitsschutz in der Behindertenhil-       individuelles Kongressprogramm zusam-
geht am besten, wenn das Arbeitsumfeld         fe“ findet vom 4. bis 6. September 2017 in      menstellen und direkt online buchen.
stimmt. Was zu einem gesunden und siche-       Hamburg statt. Im Fokus stehen dabei auch
ren Arbeiten in Einrichtungen für Men-         aktuelle Fragestellungen zur Inklusion und
schen mit Behinderungen beiträgt, zeigt        zum Bundesteilhabegesetz. Zur Eröffnung               Weitere Informationen zum
die Berufsgenossenschaft für Gesundheits-      wird Bundesarbeitsministerin Andrea Nah-              Programm und zur Buchung finden
dienst und Wohlfahrtspflege (BGW) auf          les erwartet. Aus der Vielzahl von Einzelver-         sich unter: www.bgwforum.de.
dem BGW forum 2017. Der Fachkongress           anstaltungen können sich Interessierte ihr

6   DGUV Forum 6/2017
Forum Ausgabe 6 2017 - Hand in Hand für Sicherheit und Gesundheit - DGUV Forum
Aktuelles

Spiel „112 – Sicher dabei!“ für die Jugend- und Kinderfeuerwehr
Die Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse
Nord (HFUK Nord) und die Feuerwehr-Un-
fallkasse Mitte (FUK Mitte) haben das Ge-
sellschaftsspiel „112 – Sicher dabei!“ für
Jugend- und Kinderfeuerwehren entwi-
ckelt. Damit lässt sich spielend leicht er-
lernen, worauf geachtet werden muss, da-
mit beim Feuerwehrdienst kein Unfall
geschieht. Die Jugend- und Kinderfeuer-
wehren in den Geschäftsgebieten der
HFUK Nord, der FUK Mitte sowie der FUK
Brandenburg erhalten das Spiel in den
kommenden Wochen kostenlos. Die drei
Feuerwehr-Unfallkassen haben dafür eine
gemeinsame Auflage von 5.000 Stück pro-
duzieren lassen.

                                                                                                                                     Foto: HFUK Nord/Christian Heinz
      In den einzelnen Bundesländern
      erfolgt die Ausgabe der Spiele
      an die Jugend- und Kinderfeuer-
      wehren auf unterschiedliche Weise.
      Informationen über die Bezugs-
      möglichkeiten des Spiels findet
      man auch auf den Internetseiten
      www.hfuk-nord.de, www.fuk-mitte.de
      und www.fukbb.de.                       Das Spiel „112 – Sicher dabei!“ wird nun an die Jugend- und Kinderfeuerwehren im
                                              Geschäftsgebiet der HFUK Nord verteilt

Das ist doch einmal eine gute Nachricht!
Die Mitgliedsbeiträge für das Rechnungs-      führung der BG ETEM. Als Grund wird          sagt Dr. Albert Platz, Vorsitzender der Ge-
jahr 2016 erhöhen sich nicht. Das haben       zum einen die stabile Wirtschaftslage der    schäftsführung der BGHM. Ähnlich sieht
sowohl die Berufsgenossenschaft Energie       Bundesrepublik Deutschland genannt,          das auch die BG ETEM: „Gute Präventi-
Textil Elektro Medienerzeugnisse (BG          die für insgesamt höhere Lohnsummen          on“, so Petermann, „ist das beste Kosten-
ETEM) als auch die Berufsgenossen-            in den versicherten Betrieben sorgt. Zum     senkungsprogramm.“
schaft Holz und Metall (BGHM) bestätigt.      anderen mache sich der effektive Arbeits-
„Trotz gestiegener Kosten für Ärzte und       schutz in den Unternehmen bezahlt, der
Krankenhausbehandlungen sowie für die         für eine sinkende Zahl von Arbeits- und
finanzielle Entschädigung von Arbeits-        Wegeunfällen sorge. Beides sind Fakto-
                                                                                                 Weitere Informationen unter:
unfällen und Berufskrankheiten steigt         ren, die in der Berechnung der Mitglieds-          http://www.bghm.de/unternehmer/
die finanzielle Belastung für unsere Mit-     beiträge eine wichtige Rolle spielen. „Die         beitrag und http://www.bgetem.de/
gliedsbetriebe nicht an“, erläutert Olaf      Ergebnisse des Rechnungsjahres 2016 be-            mitgliedschaft-beitrag/beitrag
Petermann, Vorsitzender der Geschäfts-        legen, dass sich Arbeitsschutz auszahlt“,

Zahl des Monats:                 70 000
Ein plötzlicher Herz-Kreislauf-Stillstand     von acht Minuten bei dem Patienten sein      Erholung ist. Zehn Jahre nach seinem
kann jeden treffen: Außerhalb eines Kran-     kann, kommt der Laienreanimation eine        Start sind im Deutschen Reanimations-
kenhauses werden laut der Deutschen Ge-       sehr hohe Bedeutung zu. Aktuelle Daten       register über 110.000 Datensätze von
sellschaft für Anästhesiologie und Inten-     des Deutschen Reanimationsregisters be-      außer- und innerklinisch reanimierten
sivmedizin e. V. (DGAI) in Deutschland        stätigen, dass die Laienreanimation ein      Patienten erfasst. Sie ist damit eine der
pro Jahr mehr als 70.000 Fälle gezählt.       Erfolgsfaktor für das Kurz- und Langzeit-    größten Datenbanken für Wiederbele-
Da der Rettungsdienst selten innerhalb        überleben sowie eine gute neurologische      bung in Europa.

                                                                                                               DGUV Forum 6/2017                                       7
Forum Ausgabe 6 2017 - Hand in Hand für Sicherheit und Gesundheit - DGUV Forum
Aktuelles

Neues Zertifikatsstudium zur Präventionsberatung

„Wie können wir die Präventionsarbeit in
den Betrieben weiter voranbringen?“
Interview mit Studienleiter Vincenzo Cusumano von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg über das berufsbe-
gleitende Studium „Präventionsberatung und betriebliche Beschäftigungssicherung“.

Herr Cusumano, warum wurde der                sationsentwicklung und Prävention. Der                                     wicklung in Unternehmen sowie auf der
Studiengang ins Leben gerufen?                ganzheitliche Blick auf das Thema Gesund-                                  Gestaltung entsprechender Beratungspro-
Ein zentraler Anstoß dazu war das Prä-        heit und Arbeitsschutz ist entscheidend.                                   zesse. Mit Blick auf ihren eigenen Betrieb
ventionsgesetz. Die Herausforderungen         Ganzheitlich bedeutet zum einen, dass                                      lernen sie wichtige Analysetools kennen,
für die Unternehmen in der Zukunft sind       nicht allein die Vermeidung von Arbeitsun-                                 um geeignete Präventionsideen im Betrieb
vielseitig: Arbeiten 4.0, alternde Beleg-     fällen und Berufserkrankungen im Vorder-                                   umzusetzen: Welchen Bedarf hat das Un-
schaften, Fachkräftemangel und die zu-        grund steht, sondern dass man schaut, wie                                  ternehmen? Welche Mittel stehen zur Ver-
nehmende Bedeutung chronischer und            man die Gesundheit von Arbeitnehmerin-                                     fügung? Wie können vor allem Führungs-
psychischer Erkrankungen. Mit diesem          nen und Arbeitnehmern fördern kann. Es                                     kräfte für das Thema gewonnen werden?
Studium haben Betriebe eine Möglichkeit       bedeutet aber auch, dass die Prävention in                                 Daneben bieten wir auch ein intensives
darauf Einfluss zu nehmen und die Ge-         allen Bereichen der Betriebsorganisation                                   Kommunikationstraining an.
sundheit und Leistungsfähigkeit ihrer Be-     mitgedacht wird. Mit unserem berufsge­
schäftigten zu erhalten und zu fördern. Das   leitenden Studienangebot wollen wir die
Studium wurde mit Unterstützung der Ver-      Kompetenzen dazu ausbilden.                                                „Ein Schwerpunkt liegt auf der
waltungs-Berufsgenossenschaft, kurz VBG,                                                                                 Personal- und Organisationsent-
und des Instituts für Arbeit und Gesund-      Mit welchen Kompetenzen ist eine                                           wicklung in Unternehmen.“
heit der DGUV, dem IAG, zusammenge-           Präventionsberaterin oder ein
stellt. Wir, das sind mehrere Fachbereiche    Präventionsberater nach dem Studium
der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die           ausgestattet?                                                              An wen wendet sich das berufsbeglei-
VBG und das IAG, haben uns gefragt, wie       Die Studierenden erlernen in fünf aufein-                                  tende Studium und bis wann können
wir die Präventionsarbeit auch aus Sicht      ander aufbauenden Modulen grundlegen-                                      sich die Interessierten bewerben?
der Sozialversicherungsträger in den Be-      de Fach- und Methodenkompetenzen zur                                       Die Zielgruppe ist mit Absicht breit gefä-
trieben weiter voranbringen können. Dazu      Gestaltung gesundheitsgerechter Arbeits-                                   chert. Wer im Handlungsfeld Prävention
brauchen wir eine engere Verknüpfung          plätze. Ein besonderer Schwerpunkt liegt                                   und betriebliche Beschäftigungssicherung
zwischen Personalentwicklung, Organi­         auf der Personal- und Organisationsent-                                    seine Kompetenzen erweitern möchte, der
                                                                                                                         hat bei uns dafür auch die Chance. Ein ab-
                                                                                                                         geschlossenes Studium ist nicht unbe-
                                                                                                                         dingt erforderlich. Das heißt, das Studium
                                                                                                                         richtet sich auch an alle, die eine Berufs-
                                                                                                                         ausbildung und eine mehrjährige Berufs-
                                                                                                                         erfahrung im Betrieb haben. Das kann
                                                                                                                         zum Beispiel im Bereich der Personalent-
                                                                                                                         wicklung oder des Betrieblichen Gesund-
                                                                                                                         heitsmanagements sein. Interessierte kön-
                                                                                                                         nen sich ab sofort bei uns bewerben.
                                                                                                                         Anmeldeschluss ist der 31. Oktober 2017.
                                                                                     Foto: Prof. Dr. Christian Rexrodt

                                                                                                                         Das Interview führte Jan-Peter Schulz,
                                                                                                                         DGUV.

                                                                                                                               Weitere Informationen und
                                                                                                                               Online-Anmeldung: www.h-brs.de/
Vincenzo Cusumano ist Studienleiter an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg des berufsbe-                                            praeventionsberatung
gleitenden Studiums „Präventionsberatung und betriebliche Beschäftigungssicherung“

8   DGUV Forum 6/2017
Forum Ausgabe 6 2017 - Hand in Hand für Sicherheit und Gesundheit - DGUV Forum
Nachrichten aus Brüssel

  Eine europäische Säule sozialer Rechte
  Kommissionspräsident Juncker möchte        bessern. Eine der Empfehlungen lautet,    ligt. Sie hat auf die in der Zukunft lie-
  mit einer „Säule sozialer Rechte“ der      Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern       genden Herausforderungen hingewie-
  Europäischen Union ein „neues soziales     unabhängig von Art und Dauer ihres        sen und die Vorteile einer Förderung
  Fundament“ geben.                          Beschäftigungsverhältnisses und unter     der europäischen Zusammenarbeit be-
                                             vergleichbaren Bedingungen auch Selbst-   tont. Dabei müsse die bewährte Aufga-
  In dem Ende April veröffentlichten Pa-     ständigen das Recht auf angemessenen      benverteilung zwischen der Europäi-
  pier werden 20 Grundsätze und Rechte       Sozialschutz zu gewähren.                 schen Union und den Mitgliedstaaten
  beschrieben: angefangen von gleichen                                                 gewahrt und die Sozialpartner einbezo-
  Chancen beim Zugang zum Arbeits-           Die DGUV hatte sich in den vergange-      gen werden. Die DGUV wird den Prozess
  markt über faire Arbeitsbedingungen        nen Monaten an der Diskussion betei-      weiter begleiten.
  bis hin zum sozialen Schutz sowie In-
  klusion. Einer der Schwerpunkte ist die
  Bewältigung der Entwicklungen neuer
  Arbeitswelten, ein Thema, mit dem sich
  auch die gesetzliche Unfallversicherung
  intensiv beschäftigt. Die in der Säule
  aufgestellten Grundsätze sind als Emp-
  fehlung an die Mitgliedstaaten gerich-
  tet. Die bestehende Aufgabenverteilung
  zwischen der EU und den Mitgliedstaa-
  ten im sozialen Bereich soll nicht ange-

                                                                                                                            Foto: Tobias Arhelger/fotolia.com
  tastet werden. Nach Auffassung der Eu-
  ropäischen Kommission könnten aber
  gemeinsame Ziele für nachhaltige und
  leistungsstarke Sozialsysteme oder faire
  Arbeitsbedingungen positiv auf die
  nationalen Systeme wirken und damit
  die Lebensbedingungen in der EU ver-

  Zugang zum Sozialschutz für alle
  Die Europäische Säule sozialer Rechte      äquatem Sozialschutz für Menschen         an die Öffentlichkeit gerichteten früh-
  ist nur ein Teil eines größeren Pakets     in atypischen Beschäftigungsverhält-      zeitigen Befragung beteiligt. Sie unter-
  von Vorschlägen und Initiativen, die Eu-   nissen und selbständigen Tätigkeiten      stützen die von der Europäischen Kom-
  ropas soziale Dimension stärken sollen.    aussehen könnte. In der Europäischen      mission angestoßene Diskussion zur
  Unter den zahlreichen Begleitinitiativen   Union sind derzeit 15 Prozent der Er-     Sicherstellung eines sozialen Schutzes
  befinden sich auch zwei Konsultatio-       werbsbevölkerung selbständig Erwerbs-     für alle Erwerbstätigen. Sie sehen die
  nen. Eine davon ist an die Allgemeinheit   tätige, 20 bis 25 Prozent entfallen auf   Konsultation mit ihrem Fokus auf atypi-
  gerichtet, bei der anderen handelt es      Menschen in atypischen Arbeitsverhält-    schen Beschäftigungsverhältnisse und
  sich um eine Befragung der europäi-        nissen. In vielen Mitgliedstaaten haben   selbständigen Tätigkeiten als einen ers-
  schen Sozialpartner.                       diese Menschen keinen ausreichenden       ten Schritt hierzu. Auch wenn sich die
                                             Zugang zum Sozialschutz.                  Arbeitswelt und Arbeitsverhältnisse im
  Ziel der Konsultationen ist es, zu dis­                                              klassischen Sinne verändern, bleiben
  kutieren, wie eine EU-Maßnahme zur         Die Spitzenorganisationen der deutschen   die Schutzbedürfnisse der Menschen
  Gewährleistung eines Zugangs zu ad-        Sozialversicherung haben sich an der      die Gleichen.

Weitere Informationen: ilka.woelfle@dsv-europa.de

                                                                                                           DGUV Forum 6/2017                                    9
Forum Ausgabe 6 2017 - Hand in Hand für Sicherheit und Gesundheit - DGUV Forum
Titelthema

             Kooperationen der Sozialversicherungszweige

             Zusammenarbeit in der Prävention
             und Gesundheitsförderung
             Gesetzliche Unfall-, Kranken- und Rentenversicherung sowie die soziale Pflegeversicherung sind durch das
             Präventionsgesetz verpflichtet, miteinander zu kooperieren und Leistungen der Prävention und Gesund-
             heitsförderung in Lebenswelten und Betrieben stärker aufeinander abzustimmen. Aufgrund der zuneh-
             menden Bedeutung der gesundheitlichen Vorsorge im Leistungskatalog aller Sozialversicherungszweige ist
             ein koordiniertes Vorgehen nur konsequent.

             Gesetzliche Grundlagen im Wandel              2015 mit dem Präventionsgesetz in fest-       derem die Unterstützung beim Aufbau
             Während die Zusammenarbeit der Sozial-        gesetzte Pflicht-Ausgaben für die Individu-   gesundheitsför­derlicher Strukturen, die
             versicherungszweige im Bereich der Reha-      alprävention, Betriebliche Gesundheits-       Beratung zur Gestaltung gesundheitsför-
             bilitation auf eine lange Tradition zurück-   förderung und Prävention und Gesund-          derlicher Lern- und Arbeitsbedingungen,
             blicken kann, ist sie in der Prävention mit   heitsförderung in Lebenswelten mündete        die Moderation von Arbeitsgruppen und
             gut 20 Jahren eine relativ neue Entwick-      (siehe Abbildung 1).                          Gesundheitszirkeln, die Durchführung
             lung. Das hängt auch mit unterschiedli-                                                     von Analysen sowie die Qualifizierung von
             chen gesetzlichen Präventionsaufträgen        Seit 2001 werden für die Leistungen der       Multiplikatoren, Führungskräften, Leh-
             zusammen. Die Zusammenarbeit mit der          gesetzlichen Krankenkassen zur Präventi-      renden und Erziehenden. Aber auch ver-
             Unfallversicherung bei der Verhütung ar-      on und Gesundheitsförderung gemeinsa-         haltensorientierte Maßnahmen in den
             beitsbedingter Gesundheitsgefahren wur-       me und einheitliche Kriterien und Hand-       Bereichen Ernährung, Bewegung, Stress-
             de erstmals 1989 für die Krankenkassen        lungsfelder in einem Leitfaden Prävention     bewältigung, Entspannung, Suchtverhal-
             im § 20 SGB V aufgegriffen und ist seit       festgelegt1. Dafür wurde eine Beratende       ten und die Organisation und Betreuung
             1996 mit der Erweiterung des Präventions-     Kommission eingerichtet. Die DGUV war         von Netzwerken gehören zum Leistungs-
             auftrages auch für die Unfallversiche-        von Anfang an beteiligt und konnte so die     spektrum der Krankenkassen.
             rungsträger im § 14 SGB VII verankert.        Sichtweise der Unfallversicherung ein-
             Damit hatten gesetzliche Unfall- und          bringen. Gemeinsam mit Vertreterinnen         Ausgestaltung der Kooperationen
             Krankenversicherung einen gegenseitigen       und Vertretern aus Wissenschaft, Gesund-      im betrieblichen Setting
             Kooperationsauftrag im betrieblichen Set-     heitspolitik und Organisationen im Ge-        Für die Ausgestaltung ihrer gesetzlichen
             ting. Seit 1996 vollzogen sich mehrere        sundheitswesen werden die Krankenkas-         Verpflichtung zur Kooperation haben die
             Änderungen der gesetzlichen Grundlagen        sen bei der Umsetzung und Weiterent-          Spitzenverbände von Kranken- und Unfall-
             für die Krankenkassen. War die Betriebli-     wicklung der §§ 20 ff. SGB V unterstützt.     versicherung bereits 1997 den Arbeitskreis
             che Gesundheitsförderung zunächst eine        Über die Arbeit in der Beratenden Kom-        „Prävention in der Arbeitswelt“ ins Leben
             als freiwillig zu erbringende Leistung,       mission ist es auch gelungen, ein grund-      gerufen. Ein Ziel war von Anfang an, die
             wurde sie ab 2007 Pflichtleistung für die     sätzliches Verständnis von Prävention und     Zusammenarbeit weiterzuentwickeln und
             Krankenkassen, bei der sie auch mit den       den unterschiedlichen Facetten abzustim-      zu optimieren sowie die Träger dabei zu
             Unfallversicherungsträgern zusammenar-        men. Heute umfasst der Leistungskatalog       unterstützen. Ausgehend von den Aufga-
             beiten (§ 20b SGB V). 2007 wurde erstmals     der Krankenkassen in Lebenswelten und         ben, Pflichten und Kompetenzen der Un-
             ein jährliches Ausgaben-Soll für Leistun-     Betrieben vor allem verhält­­nisorientierte   fall- und Krankenversicherung beschreibt
             gen der Krankenkassen für die Prävention      Maßnahmen der Prävention und Gesund-          eine gemeinsame Rahmenvereinbarung²
             und Gesundheitsförderung festgelegt, das      heitsförderung. Dazu gehören unter an-        den Handlungsrahmen der Kooperations-

             Autorinnen

                                       Angela Knoll                                                        Ulrike Schmidt
                                       Referat Arbeitsbedingte                                             Referat Arbeitsbedingte
                                       Gesundheitsgefahren der DGUV                                        Gesundheitsgefahren der DGUV
                                       E-Mail: Angela.Knoll@dguv.de                                        E-Mail: Ulrike.Schmidt@dguv.de
Foto: DGUV

                                                                               Foto: Privat

        10       DGUV Forum 6/2017
Kooperation der Sozialversicherungszweige

partner auf verschiedenen Ebenen. Aus-
gangspunkt ist ein ganzheitliches Präven-             Entwicklungen der Präventionsaufträge im Sozialgesetzbuch
tionsverständnis im Sinne des Arbeits-
schutzgesetzes und ein Verständnis der                1989   GKV – gesetzliche Krankenversicherung
Betrieb­lichen Gesundheits­förderung nach                    • Primärprävention und Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF)
der „Luxemburger De­kla­ration“ (1997) des                   • Mitwirkung bei der Verhütung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren
Europäischen Netzwerks für Betriebliche                         (VaG) in Zusammenarbeit mit UV
Gesundheitsförderung (ENWHP). So soll                 1996   GUV – gesetzliche Unfallversicherung
die Zusammenarbeit der beiden Sozialver-                     • Erweiterter Präventionsauftrag VaG
sicherungszweige gefördert werden, ohne
                                                             • GUV Kooperationsverpflichtung bei VaG mit GKV (damit beidseitig)
die Krea­tivität der einzelnen Träger durch
allzu enge Vorgaben zu hemmen.                        2000   GKV
                                                             • den Arbeitsschutz ergänzende Leistungen der BGF
Breites Leistungsspektrum zur
                                                      2007   GKV
Unterstützung der Betriebe
                                                             • BGF wird Pflichtleistung
Diese Herangehensweise ist sinnvoll, denn
jeder Träger gestaltet seine Konzepte ent-                   • Soll-Ausgaben für Prävention und BGF (2,74 Euro/Versicherten)
sprechend seiner Klientel und seiner vor-             2009   GRV – gesetzliche Rentenversicherung
handenen Ressourcen. Für die vielschich-                     • mediz. Leistungen der ambulanten Prävention mit Ausgabenbegrenzung
tigen Probleme und Fragestellungen, die
branchen- oder betriebsgrößenbezogen                  2015   soziale Pflegeversicherung
beziehungsweise betriebsspezifisch sein                      • Prävention in der stationären pflegerischen Versorgung (Soll-Leistung)
können, müssen den Betrieben auch ent-                       • Soll-Ausgaben 0,30 Euro / Versicherten
sprechend unterschiedliche Lösungen an-
                                                      2015   GKV
geboten werden. Dabei ergänzen sich die
                                                             • Primärprävention (Pflicht, 3 Euro/Versicherten, davon 0,45 Euro an BZgA)
Kompetenzen, Handlungsfelder und Leis-
                                                             • Prävention und Gesundheitsförderung in Lebenswelten (Pflicht, 2 Euro)
tungen von Krankenkassen und Unfallver-
sicherungsträgern. Zusammengenommen                          • Betriebliche Gesundheitsförderung (Pflicht, 2 Euro/Versicherten)
decken sie ein breites Spektrum ab, um                       • gemeinsame regionale BGF-Koordinierungsstellen der Krankenkassen
Betrieben in allen für Gesundheit und Si-                    • Unterstützung der UV bei der VaG durch Ausrichtung der BGF auf
cherheit relevanten Belangen Hilfestel-                        arbeitsspezifische Risiken
lung zu geben. Beide Partner unterstützen             2015   GKV, GUV, GRV und soz. PflegeV
gleichermaßen ein systematisches Vorge-                      • Kooperationsverpflichtung durch das Präventionsgesetz
hen um Sicherheit und Gesundheit in die
betrieblichen Strukturen und Prozesse zu              2017   GRV

                                                                                                                                               Grafik: DGUV
integrieren. Eine Verzahnung ihrer Leis-                     • medizinische Leistungen der ambulanten Prävention (eigener § 14 SGB
tungen sorgt damit für eine nachhaltige                         VI und Aufhebung der Ausgabenbegrenzung)
Wirkung und eine Gewinn bringende Situ-
ation im Unternehmen. Das setzt aller-              Abbildung 1: Entwicklung der Präventionsaufträge in der
dings eine Zusammenarbeit beider Sozial-            deutschen Sozialversicherung
versicherungszweige voraus.

Erfolgsfaktoren von Kooperation               tiert. Das grundlegende Verständnis bei-      einer effektiven Prävention in der Praxis
In einer Bestandsaufnahme der Zusam-          der Sozialversicherungszweige hat sich in     führen. Dies zeigen auch die vielfältigen
menarbeit von Kranken- und Unfallver­         den vergangenen Jahren – befördert durch      Artikel in dieser Ausgabe. Aus ihrer Ko-
sicherung aus dem Jahr 2011 wurde deut-       ihre langjährige Zusammenarbeit und den       operationspraxis berichten unter ande-
lich, wie sie gelingen kann. Die Beding-      Austausch – auch in der Initiative Ge-        rem die Berufsgenossenschaft für Nah-
ung: Die Träger müssen die Präventions-       sundheit und Arbeit (iga) (siehe Beitrag      rungsmittel und Gastgewerbe (BGN), die
ansätze, Handlungsfelder und Maßnah-          „Aller guten Dinge sind 4“) – immer mehr      Berufsgenossenschaft für Gesundheits-
men sowie die jeweiligen Ansprechper­         angenähert. Dieses Verständnis umfasst        dienst und Wohlfahrtspflege (BGW), die
sonen des Kooperationspartners kennen.        einen breiten Ansatz, der Arbeitssicher-      Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG)
So haben vor allem die Träger, die schon      heit und Gesundheitsschutz, menschen-         und die Unfallkasse Nordrhein-Westfalen
über viel Erfahrung in der Zusammenar-        gerechte und gesundheitsförderliche Ge-       (UK NRW).
beit verfügen, ihre Kooperationen konti-      staltung der Arbeit und die Stärkung von
nuierlich ausgebaut. Sie gestalten die        Gesundheitskompetenzen gleicherma-            Der Arbeitskreis „Prävention in der Ar-
Zusammenarbeit innovativ und bewerten         ßen in den Blick nimmt. Auf Basis dieses      beitswelt“ fördert die Zusammenarbeit der
diese durchweg positiv. Die Partner haben     Verständnisses können abhängig von Si-        Träger und stellt auf seiner Internetseite
den zu Anfang erhöhten Abstimmungs-           tuationen, Anlässen, Ressourcen oder          www.praevention-arbeitswelt.de Infor-
bedarf „überwunden“, der aus einem in         Zielen in den Unternehmen und Bildungs-       mationen und Hilfestellungen rund um
der Vergangenheit unterschiedlich ge-         einrichtungen viele verschiedene Koope-       die Zusammenarbeit zur Verfügung (siehe
prägten Präventionsverständnis resul-         rationsmöglichkeiten und Ansätze zu           Abbildung 2).                                      ▸
                                                                                                                 DGUV Forum 6/2017        11
Titelthema

So werden dort einerseits konkrete Koope-
rationsbeispiele aus der Praxis veröffent-                 Anregungen für Kooperationen
licht und Kontaktdaten von Ansprechper-
                                                           Antworten auf Fragen zu:
sonen und Arbeitsgemeinschaften auf­­-
                                                           • Wie finde ich (die richtigen) Ansprechpersonen?
geführt. Andererseits finden sich auf der
                                                           • Wo gibt es in meiner Region Arbeitsgemeinschaften / Netzwerke?
Internetseite Empfehlungen zum Aufbau
von Kooperationsstrukturen zur Unterstüt-                  • Welche Möglichkeiten gibt es zu kooperieren und welche Handlungsfelder und
                                                             Themen sind gut dafür geeignet?
zung von KMU und Informationen zur
                                                           • Welchen Nutzen haben Kooperationen für SV-Träger und Betriebe?
die Kassenarten übergreifenden Auswer-

                                                                                                                                            Grafik: DGUV
                                                           • Wo finde ich branchenbezogene Praxisbeispiele von Kooperationen?
tung von Routinedaten. Zudem werden un-
terschiedliche Ansätze aufgezeigt, wie die                 finden Sie unter: www.praevention-arbeitswelt.de
Träger Prävention und Gesundheitsför­
derung gemeinsam gestalten können: Ob              Abbildung 2: Anregungen für Kooperationen im Internet
Pakete für gemeinsame Qualifizierungs-
maßnahmen geschnürt werden oder ge-
meinsame Öffentlichkeitsarbeit praktiziert     Beitrag „Kooperation in der Praxis: Unfall-         menarbeit der Sozialversicherungsträger
wird – immer wird auch der Nutzen eines        und Rentenversicherung – Ein echter                 bei der Prävention und Gesundheitsförde-
gemeinsamen Vorgehens für beide Partner        Mehrwert für alle Unternehmen“). Der Fir-           rung in Lebenswelten und Betrieben weiter
und die Betriebe deutlich gemacht. Ge-         menservice wird seit 2014 von der Deut-             stärken. Dazu hat er die gesetzliche Unfall-,
meinsame Projekte von Krankenkassen            schen Rentenversicherung Bund für die               Kranken-, Renten- und soziale Pflegeversi-
und Unfallversicherungsträgern sind für        betriebliche Beratung zu Präventionsleis-           cherung verpflichtet, gemeinsam eine Na-
alle Beteiligten ein Gewinn, wie die Bro-      tungen der Rentenversicherung und weite-            tionale Präventionsstrategie zu entwickeln
schüre „Gemeinsam für gesunde Betrie-          ren Gesundheitsthemen wie Betriebliches             und fortzuschreiben. Ähnlich wie bei der
be“ zeigt (Download unter www.praeven-         Eingliederungsmanagement (BEM) und                  Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutz-
tion-arbeitswelt.de)3.                         Betriebliches Gesundheitsmanagement                 strategie (GDA) wurden Vorgaben zu Struk-
                                               (BGM) flächendeckend ausgebaut und ist              turen und Vereinbarungen zu gemeinsa-
Personelle und finanzielle Ressourcen          über die bundesweite Hotline 0800 1000              men Zielen und zur Koordination der
beider Partner werden zielgenau einge-         453 zu erreichen. Aktuell werden seitens            Leistungen der Sozialversicherungsträger
setzt. Arbeiten die Träger von Kranken-        der gesetzlichen Unfallversicherung auch            gesetzlich verankert (siehe Abbildung 3).
und Unfallversicherung Hand in Hand            Kooperationsmöglichkeiten mit der Ren-
­zusammen, können sie Unternehmen ziel-        tenversicherung erprobt (siehe Beitrag              Die dazu eingerichtete Nationale Präventi-
 gerichtet bei einem ganzheitlichen und        „Kooperation in der Praxis: VBG – Vielfäl-          onskonferenz hat die Aufgabe, bundesein-
 qualitätsgesicherten Ergebnis unterstüt-      tige Gelegenheiten nutzen“).                        heitliche und trägerübergreifende Rahmen-
 zen. Zudem kann durch die unterschied-                                                            empfehlungen mit gemeinsamen Zielen,
 lichen Kompetenzen der Kooperations-          Arbeitgeberservice der                              Handlungsfeldern und Grundsätzen der
 partner und die gewonnenen Erfahrungen        Bundesagentur für Arbeit                            Zusammenarbeit auf den Weg zu bringen.
 auch das eigene Angebotsspektrum erwei-       Weiterer Kooperationspartner ist künftig            Zudem ist sie verpflichtet, alle vier Jahre
 tert werden.                                  die Bundesagentur für Arbeit mit ihrem              einen Präventionsbericht zu erstellen. Die
                                               Arbeitgeberservice. Mit insgesamt 157               Umsetzung der Nationalen Präventions­
Individualprävention und                       Standorten in Deutschland hat die Bun­              strategie erfolgt auf Grundlage von Landes-
Firmenservice der DRV                          desagentur guten Zugang zu kleineren und            rahmenvereinbarungen in den Bundeslän-
Das verhältnis- und verhaltensorientierte      mittleren Unternehmen (KMU). Sie berät              dern und berücksichtigt auch die Bundes­­­-
Angebotsspektrum von Unfall- und Kran-         Betriebe im Kontext von Personalgewin-              ­rahmenempfehlungen und die Ziele der
kenversicherung kann seit 2009 auch            nung und -bindung auch zu Themen wie                 GDA. Nationale Präventionsstrategie und
durch die gesetzliche Rentenversicherung       Gestaltung von Arbeitsplätzen, Arbeitsbe-            GDA arbeiten eng zusammen und streben
ergänzt werden. Die Rentenversicherung         dingungen und Arbeitszeit. Dabei versteht            für die nächste Zielperiode ab 2019 ein ge-
kann ambulante, insbesondere verhaltens-       sie sich vor allem als Lotse und will Betrie-        meinsames Zielsystem im Bereich „Gesund
orientierte Präventionsleistungen für Ver-     be für weitergehende Themen im Kontext               arbeiten“ an. Nähere Informationen zur Na-
sicherte mit ersten gesundheitlichen Be-       von Beschäftigungsfähigkeit und Arbeits-             tionalen Präventionsstrategie und zu den
einträchtigungen erbringen, sofern diese       platzerhalt sensibilisieren. Für tiefergehen-        Landesrahmenvereinbarungen finden Sie
ihre ausgeübte Beschäftigung gefährden.        de Beratungsleistungen verweist sie auf ex-          unter: www.dguv.de, Webcode: d683294
Entsprechende Ansätze wurden von der           terne Netzwerkpartner wie zum Beispiel die           sowie in den DGUV-Forum-Ausgaben
Rentenversicherung zunächst in Modell-         Sozialversicherungsträger. Voraussetzung             3/2015, 1-2/2016, 4/2016 und 9/2016; hier
projekten erprobt und sind seit dem 1. Janu-   ist auch hier, dass die jeweiligen Leistungen        wird ausführlich zu den Entwicklungen
ar 2017 mit dem Flexirentengesetz im § 14      der einzelnen Sozialversicherungsträger              rund um das Präventionsgesetz berichtet.
SGB VI zu einer Regelleistung geworden.        beim Arbeitgeberservice bekannt sind.                Auch wenn mit der Präventionsstrategie
                                                                                                    derzeit doch aufwendige Abstimmungs­
Auch der Firmenservice der Rentenversi-        Stärkung der Kooperation durch die                   prozesse und damit verbunden zusätzliche
cherung kann Betriebe für die Ziele und        Nationale Präventionsstrategie                       Ressourcen der Akteure auf Bundes- und
Leistungen der Unfallversicherungsträger       Mit dem 2015 in Kraft getretenen Präventi-           Landesebene einhergehen, zeichnen sich
und Krankenkassen sensibilisieren (siehe       onsgesetz will der Gesetzgeber die Zusam-            Chancen ab. Die jeweiligen Leistungsan­

12   DGUV Forum 6/2017
Kooperation der Sozialversicherungszweige

                                     berät                                                                     Mitglieder
    Präventionsforum                                  Die Nationale Präventionskonferenz                                    stimmberechtigt
    einmal jährlich durchgeführt                                                                                            ∙ NPK-Träger*
    von der Bundesvereinigung                                entwickelt, schreibt fort
                                                                                                                            ∙ PKV**
    Prävention und Gesundheits-                 Die Nationale Präventionsstrategie wird gemeinsam
    förderung (BVPG)                                                                                                        beratend
                                                entwickelt von der:
                                                                                                                            ∙ Bund
                                                ∙ Gesetzlichen Krankenversicherung
                                                                                                                            ∙ Länder
                                                ∙ Gesetzlichen Unfallversicherung
                                                                                                                            ∙ Kommunale
                                                ∙ Gesetzlichen Rentenversicherung
                                                                                                                              Spitzenverbände
                                                ∙ Sozialen Pflegeversicherung
                                                                                                                            ∙ Bundesagentur für Arbeit
                                                                        umfasst                                             ∙ Sozialpartner

                                                Bundesrahmenemp-                  Präventionsbericht                        ∙ Patientenvertretung
                                                fehlungen                         (erstmals vorzulegen:                     ∙ Präventionsforum
                                                (erstmals verab-                  01.07.2019)                                  (vertreten durch BVPG)
                                                schiedet: 19.02.2016)                                                       Geschäftsstelle: BZgA***

                                                              zu berücksichtigen in

                       Landesrahmenvereinbarungen
                                                                              *DGUV/SVLFG = Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung und Sozialversicherung
                                                                                für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau
                                                                              *DRV-Bund = Deutsche Rentenversicherung Bund
      Gesetzliche Kranken-,                      Zuständige Stellen
       Unfall-, Renten- und                        in den Ländern             *GKV-SV = GKV-Spitzenverband als Spitzenverband der Krankenkassen
                                   schließen

                                                                                                                                                              Grafik: DGUV
       Pflegeversicherung                                                     *PflegeV = GKV-Spitzenverband als Spitzenverband Bund der Pflegekassen
                                                                              **PKV = Verband der privaten Krankenversicherungsunternehmen
                                                                              ***BZgA = Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Abbildung 3: Die Nationale Präventionsstrategie

gebote der So­zialversicherungsträger wer-       zung vieler. Das geht nicht ohne den Auf-                  explizit verlangt. Die Daten dazu werden
den gegenseitig (und für die Öffentlichkeit)     bau von Netzwerken und die Unterstüt-                      im 1. Halbjahr 2018 bei den Trägern aller
transparenter, denn sie sind trotz langjähri-    zung von Multiplikatoren. Dabei können                     Sozialversicherungszweige erhoben. Bis
ger Koopera­tions­erfahrungen in der Fläche      künftig auch die von den Krankenkassen                     dahin heißt es, aktiv Kooperationsstruktu-
teilweise nicht bekannt. Die in den Ländern      eingerichteten regionalen BGF-Koordi-                      ren zu nutzen, Partner und deren Leistun-
und Regionen eingerichteten Strukturen zur       nierungsstellen einen Beitrag leisten, je                  gen kennenzulernen, sich auf Zusammen-
Umsetzung der Landesrahmenvereinbarun-           nachdem wie die Sozialversicherungs-                       arbeit einzulassen, sie auszuprobieren und
gen können dazu beitragen, die Transpa-          träger diese gemeinsam mit Unternehmens-                   weiter Erfahrungen zu sammeln.          •
renz über die verschiedenen Leistungen zu        or­­ganisationen ausgestalten (siehe Beitrag
er-höhen, potenzielle Kooperationspartner         „Betriebliche Gesundheitsförderung – Re-
(besser) kennen und einschätzen zu lernen                                                                          Fußnoten
                                                 gionale BGF-Koordinierungsstellen unter-
und ein gemeinsames Präventionsver-              stützen Betriebe“).                                               [1] Der „Leitfaden Prävention“ –
ständnis nicht nur konzeptionell, sondern                                                                          Gemeinsame und einheitliche
auch in der Praxis und zum Nutzen der            Spätestens der erste Präventionsbericht                           Handlungsfelder und Kriterien der
                                                                                                                   Spitzen­­verbände der Krankenkas-
Betriebe und Lebenswelten umzusetzen             2019 wird zeigen, welche Erfahrungen die                          sen zur Umsetzung der §§ 20 und
(siehe Interview mit Frau Windhövel, DGUV        Sozialversicherungsträger bei ihrer Zusam-                        20a SGB V vom 21. Juni 2000 in der
Landesverband West).                             menarbeit gemacht haben und wie sie                               Fassung vom 10. Dezember 2014
                                                 diese gestalten. Das ist einer der Aspekte,                       kann unter www.dguv.de, Webcode:
Für diejenigen, die – wie die Beispiele in       die das Gesetz für den vierjährigen Bericht                       d643574 heruntergeladen werden.
diesem Heft zeigen – schon eine enge und                                                                           [2] Die Rahmenvereinbarung zur
gute Partnerschaft mit anderen Sozialver-                                                                          Zusammenarbeit bei der Betrieb-
                                                        Weitere Informationen                                      lichen Gesundheitsförderung und
sicherungsträgern hatten, wird sich durch                                                                          der Verhütung arbeitsbedingter
das Präventionsgesetz wahrscheinlich                    Nationale Präventionsstrategie und                         Gesundheitsgefahren von Unfall-
nicht viel ändern. Sie können sich aber in              Landesrahmenvereinbarungen                                 und Krankenversicherung kann
ihrem Tun bestärkt fühlen, neue Koopera-                                                                           unter www.dguv.de, Webcode
                                                        ∙ www.dguv.de, Webcode: d683294
tionspartner gewinnen und die Koope­                                                                               d643805 heruntergeladen werden.
                                                        ∙ DGUV-Forum Ausgaben 3/2015,
rationsunerfahrenen ein Stück weit mo-                     1-2/2016, 4/2016 und 9/2016                             [3] Die Broschüre „Gemeinsam für
tivieren, sich auf die Zusammenarbeit                                                                              gesunde Betriebe – warum sich
                                                        Kooperation Unfall- und
                                                                                                                   Zusammenarbeit von Unfall- und
mit anderen Sozialversicherungsträgern                  Krankenversicherung
                                                                                                                   Krankenversicherung lohnt“ kann
einzulassen. Insbesondere um kleinste                   ∙ www.dguv.de/praevention-                                unter www.dguv.de, Webcode:
und kleine Betriebe zu erreichen, braucht                  arbeitswelt                                             d103393 heruntergeladen werden.
es gebündelte Ressourcen und Unterstüt-

                                                                                                                                        DGUV Forum 6/2017               13
Titelthema

               Kooperationen

               Unverzichtbarer Bestandteil
               der Präventionsarbeit
               Die Herausforderungen in der Präventionsarbeit der Unfallversicherungsträger entwickeln sich kontinuierlich
               und mit hoher Geschwindigkeit weiter. Deswegen gewinnt die Beratung auf der Systemebene eine immer
               größere Bedeutung. Der Braunschweigische Gemeinde-Unfallversicherungsverband (BS GUV) setzt mit seinem
               neuen Präventionsmodell auf verbindliche Kooperationen und gemanagte Netzwerke: intern zwischen Präven-
               tion und Rehabilitation, extern mit seinen Mitgliedern und besonders mit anderen Sozialversicherungsträgern.

               Das Präventionsmodell                           dauerhafte Beschäftigungsfähigkeit bereits     integrieren sowie effektiv und effizient wei-
               Das zentrale Ziel des Präventionsmodells        vor Eintritt in das Berufsleben geschaffen.    terentwickeln können. Die Zusammen­
               ist es, die Beschäftigungsfähigkeit zu si-                                                     arbeit zwischen dem Verband, den K       ­ o-
               chern. Über den Arbeitsplatz oder das Lern-     Durch die unterschiedlichsten Einflüsse auf    operationspartnern und den Mitgliedsun-
               umfeld hinaus gilt es, den Auf- und Ausbau      die Gesundheit aus den beruflichen und         ternehmen endet dabei nicht mit der Erstel-
               gesundheitsfördernder Strukturen zu for-        privaten Lebensbereichen der Versicherten      lung eines individuellen Konzepts für die
               cieren. Die Gesundheit von Beschäftigten        kann ein ganzheitlicher Präventionsansatz      Einrichtung. Die Präventionsberaterinnen
               und Lernenden stellt einen zentralen Er-        nur durch Kooperationen mit anderen So-        und Präventionsberater bringen sich aktiv
               folgsfaktor für die Mitgliedsunternehmen        zialversicherungsträgern erreicht werden.      in die betriebliche Umsetzung ein.
               dar. Die Gesundheit und somit auch das          Der BS GUV positioniert sich bei seinen Mit-
               Leistungspotenzial werden durch perma-          gliedsunternehmen als „Lotse“ für die Prä-     Kooperation mit den
               nente Veränderungen in den unterschied-         ventions- und Rehabilitationsangebote der      Mitgliedsunternehmen
               lichen Lebens- und Arbeitswelten beein-         einzelnen Sozialversicherungszweige. Die       Was sind die Grundbausteine des Präven-
               flusst. Einige Beispiele hierfür sind die       Präventionsberater und Präventionsberate-      tionsmodells, wie funktioniert es in der
               Veränderungen aufgrund der fortschreiten-       rinnen des Verbandes unterstützen im Rah-      täglichen Praxis? Ausgangspunkt für die
               den Digitalisierung und des demografi-          men des Präventionsmodells die Mitglieds-      aktive Unterstützung eines Mitgliedsun-
               schen Wandels sowie die steigenden Erwar-       unternehmen aktiv beim Aufbau eines            ternehmens ist eine schriftliche Kooperati-
               tungen an die Effektivität und Effizienz        systematischen Arbeitssicherheits- und Ge-     onsvereinbarung (freiwillige Selbstver-
               bestehender Prozesse in den Verwaltungen        sundheitsmanagements inklusive eines           pflichtung) zwischen dem Mitgliedsunter-
               und Unternehmen. Im Bereich der Schulen         Netzwerkes zu anderen Sozialversiche-          nehmen und dem BS GUV. Die Umsetzung
               und Kindertagesstätten ist Gesundheit die       rungsträgern und übernehmen Mitverant-         wird bestimmt durch zeitlich und inhalt-
               Basis für Lern- und Leistungsfähigkeit und      wortung für die Gestaltung.                    lich aufeinander abgestimmte Bausteine
               damit für eine gelingende Bildung. Soziale                                                     (siehe Grafik 1).
               Kompetenz, gute Bildung und hochwertige         Leitgedanke des Präventionsmodells ist,
               Schulabschlüsse – vor allen Dingen ein          die Mitgliedsunternehmen beim Aufbau           Baustein I:
               ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein –           ­eines an den betrieblichen Gegebenheiten      Vorgespräch – Grundsatzentscheidung
               ­kön­nen besonders die Kinder und Jugend-        ausgerichteten Arbeitssicherheits- und Ge-    – Bedarfsanalyse – Planung – Ziel
                lichen erreichen, die sich in ihrer Haut und    sundheitsmanagements so lange zu unter-       Im ersten Schritt erfolgt nach einem Vorge-
                Einrichtung wohl, sicher und gesund füh-        stützen, bis sie die Modellansätze selbst-    spräch und der Grundsatzentscheidung
                len. So werden die Grundlagen für eine          ständig in die betrieblichen Prozesse         der obersten Leitung eine de­taillierte Be-

               Autoren

                                          Carsten Koops                                                          Michael Schwanz
                                          Geschäftsführer                                                        Stellv. Geschäftsführer
                                          Braunschweigischer Gemeinde-                                           Braunschweigischer Gemeinde-
                                          Unfallversicherungsverband                                             Unfallversicherungsverband
                                          E-Mail: koops@bs-guv.de                                                E-Mail: schwanz@bs-guv.de
Foto: BS GUV

                                                                                    Foto: BS GUV

          14        DGUV Forum 6/2017
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