Forum Ausgabe 6 2017 - Hand in Hand für Sicherheit und Gesundheit - DGUV Forum
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80168 Fachzeitschrift für Prävention, Rehabilitation und Entschädigung Ausgabe 6 • 2017 Forum Hand in Hand für Sicherheit und Gesundheit Kooperation der Sozialversicherung Aus der Forschung Autofahren 4.0 Gesundheitsmanagement in Schulen Eine qualitative Befragung von Schulleitungen
Editorial Liebe Leserinnen und Leser, mehr als ein Jahrzehnt wurden im politischen Raum verschiedene Entwürfe für ein Präventionsgesetz diskutiert. Im Juli 2015 war es dann soweit. Das Ge- setz trat in Kraft. In den Mittelpunkt stellt es die Zu- sammenarbeit aller beteiligten Protagonisten, um Sicherheit und Gesundheit in verschiedenen Lebens- welten zu verbessern. Das ist eine Strategie, mit der Foto: Wolfgang Bellwinkel/DGUV die gesetzliche Unfallversicherung bereits sehr gute Erfahrungen gemacht hat. Die ältesten Wurzeln hat die Kooperation zwischen gesetzlicher Unfall- und Krankenversicherung. Ein enger inhaltlicher Austausch wie ihn zum Beispiel die „Initiative Arbeit und Gesundheit“ (iga) pflegt, hat über Jahre hinweg ein gemeinsames Präventions- verständnis voran gebracht. Es umfasst einen breiten Ansatz, der Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, die gesundheitsförderliche Gestaltung der Arbeit und die Stärkung von Gesundheitskompetenzen gleichermaßen in den Blick nimmt. Im Jahr 2009 kam die Rentenversicherung ins Präventionsboot hinzu mit ihren ambu- lanten Leistungen für Versicherte mit ersten gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die deren Beschäftigungsfähigkeit gefährden könnten. Hinzu „So viel unterschiedliches kam 2014 ihr Firmenservice. Jüngster Partner in der betrieb- Knowhow muss koordiniert lichen Prävention ist die Bundesagentur für Arbeit mit ihrem werden, um den größtmöglichen Arbeitgeberservice. Sie berät Betriebe im Kontext von Perso- nalgewinnung auch zu Themen wie Gestaltung von Arbeits- Nutzen für die Versicherten plätzen, Arbeitsbedingungen und Arbeitszeit. gewährleisten zu können. Diese Aufgabe übernimmt die Natio- So viel unterschiedliches Knowhow muss koordiniert werden, nale Präventionsstrategie, die um den größtmöglichen Nutzen für die Versicherten gewähr- gemeinsame Ziele für alle leisten zu können. Diese Aufgabe übernimmt die Nationale Partner beschreibt.“ Präventionsstrategie, die gemeinsame Ziele für alle Partner beschreibt. Welche Rolle fällt dabei der gesetzlichen Unfallver- sicherung zu? Es geht künftig darum, Betrieben und Organisationen einen möglichst einfachen und passgenauen Zugang zu den Unterstützungsangeboten zu eröffnen. Für diese Lotsenfunktion ist die gesetzliche Unfallversicherung aufgrund ihrer hohen Präsenz in Betrieben und Bildungseinrichtungen prädestiniert. Mit den besten Grüßen Ihr Dr. Joachim Breuer Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung 2 DGUV Forum 6/2017
Inhalt > Editorial/Inhalt >>> 2–3 > Aktuelles >>> 4–8 > Nachrichten aus Brüssel >>> 9 > Titelthema >>> 10–29 Kooperationen der Sozialversicherungszweige Zusammenarbeit in der Prävention und Gesundheitsförderung 10 Angela Knoll, Ulrike Schmidt Kooperationen Unverzichtbarer Bestandteil der Präventionsarbeit 14 10 Carsten Koops, Michael Schwanz Betriebliche Gesundheitsförderung Regionale BGF-Koordinierungsstellen unterstützen Betriebe 18 Steffi Grimm Kooperation in der Praxis: Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) Aller guten Dinge sind 4 20 Dr. Frauke Jahn, Denise Hausmann, Ulrike Schmidt Kooperation in der Praxis: DGUV Landesverband West Das Präventionsgesetz – Entwicklung auf Landesebene in Nordrhein-Westfalen 22 Das Interview führte Ulrike Schmidt Kooperation in der Praxis: Unfall- und Rentenversicherung 36 Ein echter Mehrwert für alle Unternehmen 24 Michael Raith, Andreas Becker > Prävention >>> 34–37 Kooperation in der Praxis: BGW und BKK Diakonie BGM im Netzwerk Pflege 26 Gesundheitsmanagement in Schulen Dr. Detlev Krause Eine qualitative Befragung von Schulleitungen 34 Lisa Tüshaus, Dr. Annekatrin Wetzstein, Dr. Heinz Hundeloh, Kooperation in der Praxis: VBG Dr. Gerrit Schnabel, Prof. Dr. Bernhard Schipp Vielfältige Gelegenheiten nutzen 27 Jasmine Kix, Tobias Belz Aus der Forschung Autofahren 4.0 36 Kooperation in der Praxis: BGN und Christopher Frank AOK Ludiwgsburg-Rems-Murr Für mehr Sicherheit und Gesundheit: alle in einem Boot 28 Gabriele Biernath > Unfallversicherung >>> 38–40 Kooperationen der Unfallversicherung im Setting Änderung der Insolvenzordnung „Bildungseinrichtungen“ Rolle rückwärts des Gesetzgebers 38 Situation und erfolgversprechende Ansätze 30 Prof. Dr. Ralf Möller Andrew Orrie Landesprogramm „Bildung und Gesundheit“ > Aus der Rechtsprechung >>> 41 Gelungene Kooperation zwischen Unfall- und Krankenversicherung 32 Dr. Gerrit Schnabel > Medien >>> 42 DGUV Forum 6/2017 3
Aktuelles Handbelastungen richtig einschätzen Bohren, Schneiden und Sortieren, Schrau- ken zum Arbeitsalltag. Das kann zu einer ten ermöglicht. Fachkräfte für Arbeitssi- ben und Montieren: Beschäftigte im Bau-, Überbelastung der beanspruchten Mus- cherheit, Betriebsärztinnen und Betriebs- Montage-, Verpackungs- und Handwerks- kelgruppen und Sehnen führen. Mögliche ärzte können sie darin unterstützend gewerbe oder in der Textil- und Nahrungs- Folgen: Schmerzen in den Unterarmen, im beraten und den Arbeitsplatz gemeinsam mittelindustrie führen häufig ein und die- Schulter-Arm-Bereich oder an der oberen mit dem Arbeitgeber entsprechend der selbe Handbewegung mehrfach am Tag Wirbelsäule, Taubheitsgefühle in den Fin- individuellen Belastung gestalten. ohne Unterbrechung aus. Auf die gesund- gern oder schmerzhafte Sehnenscheiden- heitlichen Gefährdungen dieser einseiti- entzündungen. gen Handbewegungen weist das Arbeits- programm Muskel-Skelett-Erkrankungen Das Arbeitsprogramm weist daraufhin, der Gemeinsamen Deutschen Arbeits- dass betroffene Beschäftigte sich schüt- Weitere Informationen über Tätig- keiten und Belastungen, die beson- schutzstrategie (GDA) hin. Bei Beschäf- zen können: Viel hängt von dem Einsatz ders gefährdend sind und wie sich tigten zum Beispiel im Friseurhandwerk ergonomisch optimierter Hilfs- und Ar- betroffene Beschäftigte schützen oder in therapeutischen Praxen gehören beitsmittel ab sowie von einer Arbeitsor- können, gibt es unter: immer wiederkehrende Bewegungen mit ganisation, die einen häufigen Wechsel www.gdabewegt.de. gebeugten oder gestreckten Handgelen- zwischen be- und entlastenden Tätigkei- „Gesunde Arbeitsplätze für jedes Alter“: EU-OSHA verleiht Best Practice Award Die Europäische Agentur für Sicherheit tät durch ein beteiligungsorientiertes Belastungs-Dokumentations-Systems und Gesundheit am Arbeitsplatz (EU- Handlungspaket“ fördert die Heidelberger und analysiert anschließend die Daten. OSHA) hat bei ihrer aktuellen Kampagne Druckmaschinen AG die Gesundheit der Zudem richtete das Unternehmen eine „Gesunde Arbeitsplätze für jedes Alter“ auf Beschäftigten gerade im Hinblick auf den Good Practice Datenbank ein, die inzwi- Malta den Best Practice Award verliehen. demografischen Wandel. Gemeinsam mit schen standortübergreifend mehr als Der Preis geht an Unternehmen, die die Ar- den Beschäftigten ermittelte das Unter- 200 Beispiele enthält. beitsbedingungen sowohl ihrer jungen als nehmen den persönlichen Handlungs auch ihrer älteren Beschäftigten gesund- bedarf und erarbeitete bedarfsgerechte heitsförderlich gestalten. Insgesamt zeich- Maßnahmen. nete die Europäische Arbeitsschutzagentur acht Unternehmen für ihre Beispiele guter Die Continental AG hat ein Ergonomie- Weitere Informationen zum Wett- bewerb und den Beispielen guter Praxis aus. Darunter befinden sich zwei und Demografieprogramm im gesamten Praxis gibt es unter der Adresse Unternehmen aus Deutschland. Konzern implementiert. Im Rahmen ei- https://osha.europa.eu/de/healthy- ner ergonomischen Gefährdungsbeurtei- workplaces-campaigns/awards/ Mit ihrem Programm „Aktive Förderung lung erfasst und bewertet Continental good-practice-awards. von Gesundheit, Knowhow und Flexibili- konzernweit Belastungen mithilfe des Das Einmaleins der Verkehrssicherheit Verkehrssicherheitstraining ist in Kitas im- die Eltern. Die Unterlagen eignen sich für drastisch zu reduzieren bzw. zu vermeiden mer aktuell und gehört zum Alltag – sei es Verkehrssicherheitsprojekte in der Kita, und damit auf ‚Null‘ zu setzen“, betont beim Spaziergang oder beim Ausflug. „Vor- können aber auch direkt an die Eltern wei- Manfred Breitbach, Geschäftsführer der schulkinder sollen rechtzeitig mit ihrem tergegeben werden. Unfallkasse Rheinland-Pfalz. künftigen Schulweg vertraut gemacht wer- den“, raten Landesverkehrswacht und Un- Der Unfallkasse Rheinland-Pfalz wurden fallkasse Rheinland Pfalz (UK RLP). Dazu im vergangenen Jahr 5.267 Wegeunfälle ge- bieten sie Kitas und Kita-Fördervereinen meldet, an denen Schul- bzw. Kitakinder oder -Elternvertretungen kostenfrei die beteiligt waren. „Und genau hier möchten Die Broschüren für die Kinder und Broschüre „Sicher zur Schule“ an. Ein Ar- wir mit den ‚Sicher zur Schule‘-Medien ge- die Eltern erhalten Kitas kostenfrei beitsheft hilft beim Verkehrssicherheits- gensteuern und uns gemeinsam mit der über die Unfallkasse Rheinland- Pfalz (E-Mail praevention@ukrlp.de) training, bei dem die Kinder lernen, Gefah- Landesverkehrswacht, der Polizei, den oder können unter www.ukrlp.de ren im Straßenverkehr zu meistern oder – Kreisverkehrswachten und dem Forum (Webcode b476) heruntergeladen noch besser – zu umgehen. Mit einem Rat- Verkehrssicherheit Rheinland-Pfalz gezielt werden. geber wenden sich die Initiatoren direkt an dafür einsetzen, die Unfälle mit Kindern 4 DGUV Forum 6/2017
Aktuelles Neue Autobahnkampagne: Jeder Unfalltod betrifft 113 Menschen Kommt ein Mensch im Straßenverkehr zu Plakatierung wird von der Deutschen Verkehrstod zerbricht mehr als ein Leben. Tode, so sind davon im Durchschnitt 113 Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) Unsere Motive, Zahlen und Videoreporta- Personen unmittelbar betroffen: Angehö- finanziell unterstützt. gen zeigen das eindrücklich – und geben rige, Freunde und Bekannte sowie Ein- erstmals jenen Menschen eine Stimme, satzkräfte am Unfallort. Diese Durchschnitts- „Wir möchten mit dieser Kampagne alle die mit den Auswirkungen dieser Schick- werte wurden im Auftrag der Verkehrssi- Verkehrsteilnehmer aufrütteln und die salsschläge jeden Tag leben müssen“, cherheitskampagne „Runter vom Gas“ jetzt dramatischen Ausmaße eines tödlichen erklärt Dorothee Bär, Parlamentarische auf Basis einer repräsentativen Erhebung Verkehrsunfalls aufzeigen. Denn jeder Staatssekretärin beim BMVI. durch infratest dimap, Kantar Public und das Sozioökonomische Panel (SOEP) sowie über Angaben der Deutschen Hochschule der Polizei (DHPOL) und des Deutschen Feuerwehrverbands (DFV) ermittelt. Die Untersuchung steht im Zusammen- hang mit den neuen Plakaten der gemein- samen Verkehrssicherheitskampagne „Runter vom Gas“ des Bundesministeri- ums für Verkehr und Informationstechno- logie (BMVI) und des Deutschen Verkehrs- sicherheitsrats (DVR). Sie wird ab Mitte Mai auf über 700 Plakatflächen entlang deutscher Autobahnen zu sehen sein. Die Foto: DVR Mehr zur Kampagne unter: www.runtervomgas.de „Arbeitsschutz-Oscar“ der BG RCI für ausgezeichnetes Engagement Der „Arbeitsschutz-Oscar“ der Berufsge- beitswelt erhielten 21 Preisträger und Preis- Im Rahmen der Preisverleihung würdigte nossenschaft Rohstoffe und chemische In- trägerinnen aus sieben Unternehmen den Wolfgang Daniel, Vorstandsvorsitzender dustrie (BG RCI) wurde in diesem Jahr zum BG RCI-Förderpreis Arbeit • Sicherheit • der BG RCI, die Wettbewerbsteilneh- 20. Mal verliehen. An dem Wettbewerb Gesundheit. Dieser wurde in sieben Kate- merinnen und -teilnehmer als „Botschaf- 2017 hatten sich deutschlandweit 603 Frau- gorien verliehen. Die Förderpreise sind mit ter einer Präventionskultur“: „Betriebli- en und Männer mit 232 Beiträgen beteiligt. jeweils 10.000 Euro dotiert. Hinzu kommen che Gesundheitsförderung, Unfallver- Für die besten Ideen für eine sichere Ar- 14 Nominierungsprämien à 1.000 Euro. meidung und die Verhütung arbeitsbe- dingter Gesundheitsgefahren – all das geht nicht ohne Überzeugung und Ein- sicht.“ Daniel betonte: „Bei unserem För- derpreis geht es primär nicht um die ganz großen Lösungen! Sondern um Ideen, die alltagstauglich sind. Leicht umzusetzen. Um Ideen, die Abläufe verbessern, Wege sicherer machen oder potenzielle Unfall- quellen ausschalten.“ Foto: BG RCI/Armin Plöger Eine Übersicht zu den Preisen und Preisträgern sowie detaillierte Beschreibungen und Filmbeiträge gibt es unter: Ausgezeichneter Einsatz: Preisträger bei der Verleihung der BG RCI-Förderpreise 2017 http://www.bgrci-foerderpreis.de. am 8. Mai 2017 in Frankfurt in der Alten Oper DGUV Forum 6/2017 5
Aktuelles Tischkicker für Kinderkliniken Ein Kicker im Spielzimmer eines Kinder- und Nachsorgeeinrichtungen zu bringen. wieder lernen. Ein Tischkicker bedeutet krankenhauses erleichtert den kleinen Pa- „Wir haben gerne unsere guten Kontakte für diese Kinder nicht nur Freude und tientinnen und Patienten den Aufenthalt, zu neurologischen Fachkliniken genutzt, Spaß, sondern auch das spielerische Trai- Therapie und Heimweh werden für einen um die Aktion vorzustellen“, so Helga Lün- ning vieler Leistungsbereiche wie Auf- Moment vergessen und es kehrt ein wenig gen, Geschäftsführerin der Bonner Hilfs- merksamkeitsspanne, Konzentrationsfä- Abwechslung in den Klinikalltag ein. Des- organisation. „Denn Kinder, die bei einem higkeit oder Reaktionsgeschwindigkeit.“ halb unterstützt die ZNS – Hannelore Kohl Unfall eine schwere Schädelhirnverlet- Stiftung die Aktion „So viel Freude“ der zung erlitten haben, verbringen oft viele Deutschen Tischfußballjugend, die es sich Monate in Rehabilitationseinrichtungen. Mehr Informationen zur Initiative zum Ziel gesetzt hat, in den nächsten Jah- Vielfach müssen sie grundlegende Fähig- unter: www.sovielfreude.de ren 1.000 Kickertische in Kinderkliniken keiten wie sprechen, essen und laufen Foto: Karl-Heinz Spyra Sportlicher Einsatz der „So viel Freude“-Initiatoren, Unterstützer und Partner: Mit dabei u.a. (v.l.) Thomas Haas (amtierender Weltmeister im Tischfußball), Bernd Neuendorf (Staatssekretär Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW), Helga Lüngen (Geschäftsführerin ZNS – Hannelore Kohl Stiftung), Engelbert Diegmann (Vorsitzender Deutsche Tischfußballjugend), Klaus Gottesleben (Präsident Deutscher Tischfußballbund), Ulrich Leitermann (Vorstandsvorsitzender der SIGNAL IDUNA Gruppe) BGW forum 2017 – Kongress für die Behindertenhilfe mit den Schwerpunkten gesunde Arbeit und Inklusion Begleiten, unterstützen, fördern – das „Gesundheitsschutz in der Behindertenhil- individuelles Kongressprogramm zusam- geht am besten, wenn das Arbeitsumfeld fe“ findet vom 4. bis 6. September 2017 in menstellen und direkt online buchen. stimmt. Was zu einem gesunden und siche- Hamburg statt. Im Fokus stehen dabei auch ren Arbeiten in Einrichtungen für Men- aktuelle Fragestellungen zur Inklusion und schen mit Behinderungen beiträgt, zeigt zum Bundesteilhabegesetz. Zur Eröffnung Weitere Informationen zum die Berufsgenossenschaft für Gesundheits- wird Bundesarbeitsministerin Andrea Nah- Programm und zur Buchung finden dienst und Wohlfahrtspflege (BGW) auf les erwartet. Aus der Vielzahl von Einzelver- sich unter: www.bgwforum.de. dem BGW forum 2017. Der Fachkongress anstaltungen können sich Interessierte ihr 6 DGUV Forum 6/2017
Aktuelles Spiel „112 – Sicher dabei!“ für die Jugend- und Kinderfeuerwehr Die Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord (HFUK Nord) und die Feuerwehr-Un- fallkasse Mitte (FUK Mitte) haben das Ge- sellschaftsspiel „112 – Sicher dabei!“ für Jugend- und Kinderfeuerwehren entwi- ckelt. Damit lässt sich spielend leicht er- lernen, worauf geachtet werden muss, da- mit beim Feuerwehrdienst kein Unfall geschieht. Die Jugend- und Kinderfeuer- wehren in den Geschäftsgebieten der HFUK Nord, der FUK Mitte sowie der FUK Brandenburg erhalten das Spiel in den kommenden Wochen kostenlos. Die drei Feuerwehr-Unfallkassen haben dafür eine gemeinsame Auflage von 5.000 Stück pro- duzieren lassen. Foto: HFUK Nord/Christian Heinz In den einzelnen Bundesländern erfolgt die Ausgabe der Spiele an die Jugend- und Kinderfeuer- wehren auf unterschiedliche Weise. Informationen über die Bezugs- möglichkeiten des Spiels findet man auch auf den Internetseiten www.hfuk-nord.de, www.fuk-mitte.de und www.fukbb.de. Das Spiel „112 – Sicher dabei!“ wird nun an die Jugend- und Kinderfeuerwehren im Geschäftsgebiet der HFUK Nord verteilt Das ist doch einmal eine gute Nachricht! Die Mitgliedsbeiträge für das Rechnungs- führung der BG ETEM. Als Grund wird sagt Dr. Albert Platz, Vorsitzender der Ge- jahr 2016 erhöhen sich nicht. Das haben zum einen die stabile Wirtschaftslage der schäftsführung der BGHM. Ähnlich sieht sowohl die Berufsgenossenschaft Energie Bundesrepublik Deutschland genannt, das auch die BG ETEM: „Gute Präventi- Textil Elektro Medienerzeugnisse (BG die für insgesamt höhere Lohnsummen on“, so Petermann, „ist das beste Kosten- ETEM) als auch die Berufsgenossen- in den versicherten Betrieben sorgt. Zum senkungsprogramm.“ schaft Holz und Metall (BGHM) bestätigt. anderen mache sich der effektive Arbeits- „Trotz gestiegener Kosten für Ärzte und schutz in den Unternehmen bezahlt, der Krankenhausbehandlungen sowie für die für eine sinkende Zahl von Arbeits- und finanzielle Entschädigung von Arbeits- Wegeunfällen sorge. Beides sind Fakto- Weitere Informationen unter: unfällen und Berufskrankheiten steigt ren, die in der Berechnung der Mitglieds- http://www.bghm.de/unternehmer/ die finanzielle Belastung für unsere Mit- beiträge eine wichtige Rolle spielen. „Die beitrag und http://www.bgetem.de/ gliedsbetriebe nicht an“, erläutert Olaf Ergebnisse des Rechnungsjahres 2016 be- mitgliedschaft-beitrag/beitrag Petermann, Vorsitzender der Geschäfts- legen, dass sich Arbeitsschutz auszahlt“, Zahl des Monats: 70 000 Ein plötzlicher Herz-Kreislauf-Stillstand von acht Minuten bei dem Patienten sein Erholung ist. Zehn Jahre nach seinem kann jeden treffen: Außerhalb eines Kran- kann, kommt der Laienreanimation eine Start sind im Deutschen Reanimations- kenhauses werden laut der Deutschen Ge- sehr hohe Bedeutung zu. Aktuelle Daten register über 110.000 Datensätze von sellschaft für Anästhesiologie und Inten- des Deutschen Reanimationsregisters be- außer- und innerklinisch reanimierten sivmedizin e. V. (DGAI) in Deutschland stätigen, dass die Laienreanimation ein Patienten erfasst. Sie ist damit eine der pro Jahr mehr als 70.000 Fälle gezählt. Erfolgsfaktor für das Kurz- und Langzeit- größten Datenbanken für Wiederbele- Da der Rettungsdienst selten innerhalb überleben sowie eine gute neurologische bung in Europa. DGUV Forum 6/2017 7
Aktuelles Neues Zertifikatsstudium zur Präventionsberatung „Wie können wir die Präventionsarbeit in den Betrieben weiter voranbringen?“ Interview mit Studienleiter Vincenzo Cusumano von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg über das berufsbe- gleitende Studium „Präventionsberatung und betriebliche Beschäftigungssicherung“. Herr Cusumano, warum wurde der sationsentwicklung und Prävention. Der wicklung in Unternehmen sowie auf der Studiengang ins Leben gerufen? ganzheitliche Blick auf das Thema Gesund- Gestaltung entsprechender Beratungspro- Ein zentraler Anstoß dazu war das Prä- heit und Arbeitsschutz ist entscheidend. zesse. Mit Blick auf ihren eigenen Betrieb ventionsgesetz. Die Herausforderungen Ganzheitlich bedeutet zum einen, dass lernen sie wichtige Analysetools kennen, für die Unternehmen in der Zukunft sind nicht allein die Vermeidung von Arbeitsun- um geeignete Präventionsideen im Betrieb vielseitig: Arbeiten 4.0, alternde Beleg- fällen und Berufserkrankungen im Vorder- umzusetzen: Welchen Bedarf hat das Un- schaften, Fachkräftemangel und die zu- grund steht, sondern dass man schaut, wie ternehmen? Welche Mittel stehen zur Ver- nehmende Bedeutung chronischer und man die Gesundheit von Arbeitnehmerin- fügung? Wie können vor allem Führungs- psychischer Erkrankungen. Mit diesem nen und Arbeitnehmern fördern kann. Es kräfte für das Thema gewonnen werden? Studium haben Betriebe eine Möglichkeit bedeutet aber auch, dass die Prävention in Daneben bieten wir auch ein intensives darauf Einfluss zu nehmen und die Ge- allen Bereichen der Betriebsorganisation Kommunikationstraining an. sundheit und Leistungsfähigkeit ihrer Be- mitgedacht wird. Mit unserem berufsge schäftigten zu erhalten und zu fördern. Das leitenden Studienangebot wollen wir die Studium wurde mit Unterstützung der Ver- Kompetenzen dazu ausbilden. „Ein Schwerpunkt liegt auf der waltungs-Berufsgenossenschaft, kurz VBG, Personal- und Organisationsent- und des Instituts für Arbeit und Gesund- Mit welchen Kompetenzen ist eine wicklung in Unternehmen.“ heit der DGUV, dem IAG, zusammenge- Präventionsberaterin oder ein stellt. Wir, das sind mehrere Fachbereiche Präventionsberater nach dem Studium der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die ausgestattet? An wen wendet sich das berufsbeglei- VBG und das IAG, haben uns gefragt, wie Die Studierenden erlernen in fünf aufein- tende Studium und bis wann können wir die Präventionsarbeit auch aus Sicht ander aufbauenden Modulen grundlegen- sich die Interessierten bewerben? der Sozialversicherungsträger in den Be- de Fach- und Methodenkompetenzen zur Die Zielgruppe ist mit Absicht breit gefä- trieben weiter voranbringen können. Dazu Gestaltung gesundheitsgerechter Arbeits- chert. Wer im Handlungsfeld Prävention brauchen wir eine engere Verknüpfung plätze. Ein besonderer Schwerpunkt liegt und betriebliche Beschäftigungssicherung zwischen Personalentwicklung, Organi auf der Personal- und Organisationsent- seine Kompetenzen erweitern möchte, der hat bei uns dafür auch die Chance. Ein ab- geschlossenes Studium ist nicht unbe- dingt erforderlich. Das heißt, das Studium richtet sich auch an alle, die eine Berufs- ausbildung und eine mehrjährige Berufs- erfahrung im Betrieb haben. Das kann zum Beispiel im Bereich der Personalent- wicklung oder des Betrieblichen Gesund- heitsmanagements sein. Interessierte kön- nen sich ab sofort bei uns bewerben. Anmeldeschluss ist der 31. Oktober 2017. Foto: Prof. Dr. Christian Rexrodt Das Interview führte Jan-Peter Schulz, DGUV. Weitere Informationen und Online-Anmeldung: www.h-brs.de/ Vincenzo Cusumano ist Studienleiter an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg des berufsbe- praeventionsberatung gleitenden Studiums „Präventionsberatung und betriebliche Beschäftigungssicherung“ 8 DGUV Forum 6/2017
Nachrichten aus Brüssel Eine europäische Säule sozialer Rechte Kommissionspräsident Juncker möchte bessern. Eine der Empfehlungen lautet, ligt. Sie hat auf die in der Zukunft lie- mit einer „Säule sozialer Rechte“ der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern genden Herausforderungen hingewie- Europäischen Union ein „neues soziales unabhängig von Art und Dauer ihres sen und die Vorteile einer Förderung Fundament“ geben. Beschäftigungsverhältnisses und unter der europäischen Zusammenarbeit be- vergleichbaren Bedingungen auch Selbst- tont. Dabei müsse die bewährte Aufga- In dem Ende April veröffentlichten Pa- ständigen das Recht auf angemessenen benverteilung zwischen der Europäi- pier werden 20 Grundsätze und Rechte Sozialschutz zu gewähren. schen Union und den Mitgliedstaaten beschrieben: angefangen von gleichen gewahrt und die Sozialpartner einbezo- Chancen beim Zugang zum Arbeits- Die DGUV hatte sich in den vergange- gen werden. Die DGUV wird den Prozess markt über faire Arbeitsbedingungen nen Monaten an der Diskussion betei- weiter begleiten. bis hin zum sozialen Schutz sowie In- klusion. Einer der Schwerpunkte ist die Bewältigung der Entwicklungen neuer Arbeitswelten, ein Thema, mit dem sich auch die gesetzliche Unfallversicherung intensiv beschäftigt. Die in der Säule aufgestellten Grundsätze sind als Emp- fehlung an die Mitgliedstaaten gerich- tet. Die bestehende Aufgabenverteilung zwischen der EU und den Mitgliedstaa- ten im sozialen Bereich soll nicht ange- Foto: Tobias Arhelger/fotolia.com tastet werden. Nach Auffassung der Eu- ropäischen Kommission könnten aber gemeinsame Ziele für nachhaltige und leistungsstarke Sozialsysteme oder faire Arbeitsbedingungen positiv auf die nationalen Systeme wirken und damit die Lebensbedingungen in der EU ver- Zugang zum Sozialschutz für alle Die Europäische Säule sozialer Rechte äquatem Sozialschutz für Menschen an die Öffentlichkeit gerichteten früh- ist nur ein Teil eines größeren Pakets in atypischen Beschäftigungsverhält- zeitigen Befragung beteiligt. Sie unter- von Vorschlägen und Initiativen, die Eu- nissen und selbständigen Tätigkeiten stützen die von der Europäischen Kom- ropas soziale Dimension stärken sollen. aussehen könnte. In der Europäischen mission angestoßene Diskussion zur Unter den zahlreichen Begleitinitiativen Union sind derzeit 15 Prozent der Er- Sicherstellung eines sozialen Schutzes befinden sich auch zwei Konsultatio- werbsbevölkerung selbständig Erwerbs- für alle Erwerbstätigen. Sie sehen die nen. Eine davon ist an die Allgemeinheit tätige, 20 bis 25 Prozent entfallen auf Konsultation mit ihrem Fokus auf atypi- gerichtet, bei der anderen handelt es Menschen in atypischen Arbeitsverhält- schen Beschäftigungsverhältnisse und sich um eine Befragung der europäi- nissen. In vielen Mitgliedstaaten haben selbständigen Tätigkeiten als einen ers- schen Sozialpartner. diese Menschen keinen ausreichenden ten Schritt hierzu. Auch wenn sich die Zugang zum Sozialschutz. Arbeitswelt und Arbeitsverhältnisse im Ziel der Konsultationen ist es, zu dis klassischen Sinne verändern, bleiben kutieren, wie eine EU-Maßnahme zur Die Spitzenorganisationen der deutschen die Schutzbedürfnisse der Menschen Gewährleistung eines Zugangs zu ad- Sozialversicherung haben sich an der die Gleichen. Weitere Informationen: ilka.woelfle@dsv-europa.de DGUV Forum 6/2017 9
Titelthema Kooperationen der Sozialversicherungszweige Zusammenarbeit in der Prävention und Gesundheitsförderung Gesetzliche Unfall-, Kranken- und Rentenversicherung sowie die soziale Pflegeversicherung sind durch das Präventionsgesetz verpflichtet, miteinander zu kooperieren und Leistungen der Prävention und Gesund- heitsförderung in Lebenswelten und Betrieben stärker aufeinander abzustimmen. Aufgrund der zuneh- menden Bedeutung der gesundheitlichen Vorsorge im Leistungskatalog aller Sozialversicherungszweige ist ein koordiniertes Vorgehen nur konsequent. Gesetzliche Grundlagen im Wandel 2015 mit dem Präventionsgesetz in fest- derem die Unterstützung beim Aufbau Während die Zusammenarbeit der Sozial- gesetzte Pflicht-Ausgaben für die Individu- gesundheitsförderlicher Strukturen, die versicherungszweige im Bereich der Reha- alprävention, Betriebliche Gesundheits- Beratung zur Gestaltung gesundheitsför- bilitation auf eine lange Tradition zurück- förderung und Prävention und Gesund- derlicher Lern- und Arbeitsbedingungen, blicken kann, ist sie in der Prävention mit heitsförderung in Lebenswelten mündete die Moderation von Arbeitsgruppen und gut 20 Jahren eine relativ neue Entwick- (siehe Abbildung 1). Gesundheitszirkeln, die Durchführung lung. Das hängt auch mit unterschiedli- von Analysen sowie die Qualifizierung von chen gesetzlichen Präventionsaufträgen Seit 2001 werden für die Leistungen der Multiplikatoren, Führungskräften, Leh- zusammen. Die Zusammenarbeit mit der gesetzlichen Krankenkassen zur Präventi- renden und Erziehenden. Aber auch ver- Unfallversicherung bei der Verhütung ar- on und Gesundheitsförderung gemeinsa- haltensorientierte Maßnahmen in den beitsbedingter Gesundheitsgefahren wur- me und einheitliche Kriterien und Hand- Bereichen Ernährung, Bewegung, Stress- de erstmals 1989 für die Krankenkassen lungsfelder in einem Leitfaden Prävention bewältigung, Entspannung, Suchtverhal- im § 20 SGB V aufgegriffen und ist seit festgelegt1. Dafür wurde eine Beratende ten und die Organisation und Betreuung 1996 mit der Erweiterung des Präventions- Kommission eingerichtet. Die DGUV war von Netzwerken gehören zum Leistungs- auftrages auch für die Unfallversiche- von Anfang an beteiligt und konnte so die spektrum der Krankenkassen. rungsträger im § 14 SGB VII verankert. Sichtweise der Unfallversicherung ein- Damit hatten gesetzliche Unfall- und bringen. Gemeinsam mit Vertreterinnen Ausgestaltung der Kooperationen Krankenversicherung einen gegenseitigen und Vertretern aus Wissenschaft, Gesund- im betrieblichen Setting Kooperationsauftrag im betrieblichen Set- heitspolitik und Organisationen im Ge- Für die Ausgestaltung ihrer gesetzlichen ting. Seit 1996 vollzogen sich mehrere sundheitswesen werden die Krankenkas- Verpflichtung zur Kooperation haben die Änderungen der gesetzlichen Grundlagen sen bei der Umsetzung und Weiterent- Spitzenverbände von Kranken- und Unfall- für die Krankenkassen. War die Betriebli- wicklung der §§ 20 ff. SGB V unterstützt. versicherung bereits 1997 den Arbeitskreis che Gesundheitsförderung zunächst eine Über die Arbeit in der Beratenden Kom- „Prävention in der Arbeitswelt“ ins Leben als freiwillig zu erbringende Leistung, mission ist es auch gelungen, ein grund- gerufen. Ein Ziel war von Anfang an, die wurde sie ab 2007 Pflichtleistung für die sätzliches Verständnis von Prävention und Zusammenarbeit weiterzuentwickeln und Krankenkassen, bei der sie auch mit den den unterschiedlichen Facetten abzustim- zu optimieren sowie die Träger dabei zu Unfallversicherungsträgern zusammenar- men. Heute umfasst der Leistungskatalog unterstützen. Ausgehend von den Aufga- beiten (§ 20b SGB V). 2007 wurde erstmals der Krankenkassen in Lebenswelten und ben, Pflichten und Kompetenzen der Un- ein jährliches Ausgaben-Soll für Leistun- Betrieben vor allem verhältnisorientierte fall- und Krankenversicherung beschreibt gen der Krankenkassen für die Prävention Maßnahmen der Prävention und Gesund- eine gemeinsame Rahmenvereinbarung² und Gesundheitsförderung festgelegt, das heitsförderung. Dazu gehören unter an- den Handlungsrahmen der Kooperations- Autorinnen Angela Knoll Ulrike Schmidt Referat Arbeitsbedingte Referat Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren der DGUV Gesundheitsgefahren der DGUV E-Mail: Angela.Knoll@dguv.de E-Mail: Ulrike.Schmidt@dguv.de Foto: DGUV Foto: Privat 10 DGUV Forum 6/2017
Kooperation der Sozialversicherungszweige partner auf verschiedenen Ebenen. Aus- gangspunkt ist ein ganzheitliches Präven- Entwicklungen der Präventionsaufträge im Sozialgesetzbuch tionsverständnis im Sinne des Arbeits- schutzgesetzes und ein Verständnis der 1989 GKV – gesetzliche Krankenversicherung Betrieblichen Gesundheitsförderung nach • Primärprävention und Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) der „Luxemburger Deklaration“ (1997) des • Mitwirkung bei der Verhütung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren Europäischen Netzwerks für Betriebliche (VaG) in Zusammenarbeit mit UV Gesundheitsförderung (ENWHP). So soll 1996 GUV – gesetzliche Unfallversicherung die Zusammenarbeit der beiden Sozialver- • Erweiterter Präventionsauftrag VaG sicherungszweige gefördert werden, ohne • GUV Kooperationsverpflichtung bei VaG mit GKV (damit beidseitig) die Kreativität der einzelnen Träger durch allzu enge Vorgaben zu hemmen. 2000 GKV • den Arbeitsschutz ergänzende Leistungen der BGF Breites Leistungsspektrum zur 2007 GKV Unterstützung der Betriebe • BGF wird Pflichtleistung Diese Herangehensweise ist sinnvoll, denn jeder Träger gestaltet seine Konzepte ent- • Soll-Ausgaben für Prävention und BGF (2,74 Euro/Versicherten) sprechend seiner Klientel und seiner vor- 2009 GRV – gesetzliche Rentenversicherung handenen Ressourcen. Für die vielschich- • mediz. Leistungen der ambulanten Prävention mit Ausgabenbegrenzung tigen Probleme und Fragestellungen, die branchen- oder betriebsgrößenbezogen 2015 soziale Pflegeversicherung beziehungsweise betriebsspezifisch sein • Prävention in der stationären pflegerischen Versorgung (Soll-Leistung) können, müssen den Betrieben auch ent- • Soll-Ausgaben 0,30 Euro / Versicherten sprechend unterschiedliche Lösungen an- 2015 GKV geboten werden. Dabei ergänzen sich die • Primärprävention (Pflicht, 3 Euro/Versicherten, davon 0,45 Euro an BZgA) Kompetenzen, Handlungsfelder und Leis- • Prävention und Gesundheitsförderung in Lebenswelten (Pflicht, 2 Euro) tungen von Krankenkassen und Unfallver- sicherungsträgern. Zusammengenommen • Betriebliche Gesundheitsförderung (Pflicht, 2 Euro/Versicherten) decken sie ein breites Spektrum ab, um • gemeinsame regionale BGF-Koordinierungsstellen der Krankenkassen Betrieben in allen für Gesundheit und Si- • Unterstützung der UV bei der VaG durch Ausrichtung der BGF auf cherheit relevanten Belangen Hilfestel- arbeitsspezifische Risiken lung zu geben. Beide Partner unterstützen 2015 GKV, GUV, GRV und soz. PflegeV gleichermaßen ein systematisches Vorge- • Kooperationsverpflichtung durch das Präventionsgesetz hen um Sicherheit und Gesundheit in die betrieblichen Strukturen und Prozesse zu 2017 GRV Grafik: DGUV integrieren. Eine Verzahnung ihrer Leis- • medizinische Leistungen der ambulanten Prävention (eigener § 14 SGB tungen sorgt damit für eine nachhaltige VI und Aufhebung der Ausgabenbegrenzung) Wirkung und eine Gewinn bringende Situ- ation im Unternehmen. Das setzt aller- Abbildung 1: Entwicklung der Präventionsaufträge in der dings eine Zusammenarbeit beider Sozial- deutschen Sozialversicherung versicherungszweige voraus. Erfolgsfaktoren von Kooperation tiert. Das grundlegende Verständnis bei- einer effektiven Prävention in der Praxis In einer Bestandsaufnahme der Zusam- der Sozialversicherungszweige hat sich in führen. Dies zeigen auch die vielfältigen menarbeit von Kranken- und Unfallver den vergangenen Jahren – befördert durch Artikel in dieser Ausgabe. Aus ihrer Ko- sicherung aus dem Jahr 2011 wurde deut- ihre langjährige Zusammenarbeit und den operationspraxis berichten unter ande- lich, wie sie gelingen kann. Die Beding- Austausch – auch in der Initiative Ge- rem die Berufsgenossenschaft für Nah- ung: Die Träger müssen die Präventions- sundheit und Arbeit (iga) (siehe Beitrag rungsmittel und Gastgewerbe (BGN), die ansätze, Handlungsfelder und Maßnah- „Aller guten Dinge sind 4“) – immer mehr Berufsgenossenschaft für Gesundheits- men sowie die jeweiligen Ansprechper angenähert. Dieses Verständnis umfasst dienst und Wohlfahrtspflege (BGW), die sonen des Kooperationspartners kennen. einen breiten Ansatz, der Arbeitssicher- Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) So haben vor allem die Träger, die schon heit und Gesundheitsschutz, menschen- und die Unfallkasse Nordrhein-Westfalen über viel Erfahrung in der Zusammenar- gerechte und gesundheitsförderliche Ge- (UK NRW). beit verfügen, ihre Kooperationen konti- staltung der Arbeit und die Stärkung von nuierlich ausgebaut. Sie gestalten die Gesundheitskompetenzen gleicherma- Der Arbeitskreis „Prävention in der Ar- Zusammenarbeit innovativ und bewerten ßen in den Blick nimmt. Auf Basis dieses beitswelt“ fördert die Zusammenarbeit der diese durchweg positiv. Die Partner haben Verständnisses können abhängig von Si- Träger und stellt auf seiner Internetseite den zu Anfang erhöhten Abstimmungs- tuationen, Anlässen, Ressourcen oder www.praevention-arbeitswelt.de Infor- bedarf „überwunden“, der aus einem in Zielen in den Unternehmen und Bildungs- mationen und Hilfestellungen rund um der Vergangenheit unterschiedlich ge- einrichtungen viele verschiedene Koope- die Zusammenarbeit zur Verfügung (siehe prägten Präventionsverständnis resul- rationsmöglichkeiten und Ansätze zu Abbildung 2). ▸ DGUV Forum 6/2017 11
Titelthema So werden dort einerseits konkrete Koope- rationsbeispiele aus der Praxis veröffent- Anregungen für Kooperationen licht und Kontaktdaten von Ansprechper- Antworten auf Fragen zu: sonen und Arbeitsgemeinschaften auf- • Wie finde ich (die richtigen) Ansprechpersonen? geführt. Andererseits finden sich auf der • Wo gibt es in meiner Region Arbeitsgemeinschaften / Netzwerke? Internetseite Empfehlungen zum Aufbau von Kooperationsstrukturen zur Unterstüt- • Welche Möglichkeiten gibt es zu kooperieren und welche Handlungsfelder und Themen sind gut dafür geeignet? zung von KMU und Informationen zur • Welchen Nutzen haben Kooperationen für SV-Träger und Betriebe? die Kassenarten übergreifenden Auswer- Grafik: DGUV • Wo finde ich branchenbezogene Praxisbeispiele von Kooperationen? tung von Routinedaten. Zudem werden un- terschiedliche Ansätze aufgezeigt, wie die finden Sie unter: www.praevention-arbeitswelt.de Träger Prävention und Gesundheitsför derung gemeinsam gestalten können: Ob Abbildung 2: Anregungen für Kooperationen im Internet Pakete für gemeinsame Qualifizierungs- maßnahmen geschnürt werden oder ge- meinsame Öffentlichkeitsarbeit praktiziert Beitrag „Kooperation in der Praxis: Unfall- menarbeit der Sozialversicherungsträger wird – immer wird auch der Nutzen eines und Rentenversicherung – Ein echter bei der Prävention und Gesundheitsförde- gemeinsamen Vorgehens für beide Partner Mehrwert für alle Unternehmen“). Der Fir- rung in Lebenswelten und Betrieben weiter und die Betriebe deutlich gemacht. Ge- menservice wird seit 2014 von der Deut- stärken. Dazu hat er die gesetzliche Unfall-, meinsame Projekte von Krankenkassen schen Rentenversicherung Bund für die Kranken-, Renten- und soziale Pflegeversi- und Unfallversicherungsträgern sind für betriebliche Beratung zu Präventionsleis- cherung verpflichtet, gemeinsam eine Na- alle Beteiligten ein Gewinn, wie die Bro- tungen der Rentenversicherung und weite- tionale Präventionsstrategie zu entwickeln schüre „Gemeinsam für gesunde Betrie- ren Gesundheitsthemen wie Betriebliches und fortzuschreiben. Ähnlich wie bei der be“ zeigt (Download unter www.praeven- Eingliederungsmanagement (BEM) und Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutz- tion-arbeitswelt.de)3. Betriebliches Gesundheitsmanagement strategie (GDA) wurden Vorgaben zu Struk- (BGM) flächendeckend ausgebaut und ist turen und Vereinbarungen zu gemeinsa- Personelle und finanzielle Ressourcen über die bundesweite Hotline 0800 1000 men Zielen und zur Koordination der beider Partner werden zielgenau einge- 453 zu erreichen. Aktuell werden seitens Leistungen der Sozialversicherungsträger setzt. Arbeiten die Träger von Kranken- der gesetzlichen Unfallversicherung auch gesetzlich verankert (siehe Abbildung 3). und Unfallversicherung Hand in Hand Kooperationsmöglichkeiten mit der Ren- zusammen, können sie Unternehmen ziel- tenversicherung erprobt (siehe Beitrag Die dazu eingerichtete Nationale Präventi- gerichtet bei einem ganzheitlichen und „Kooperation in der Praxis: VBG – Vielfäl- onskonferenz hat die Aufgabe, bundesein- qualitätsgesicherten Ergebnis unterstüt- tige Gelegenheiten nutzen“). heitliche und trägerübergreifende Rahmen- zen. Zudem kann durch die unterschied- empfehlungen mit gemeinsamen Zielen, lichen Kompetenzen der Kooperations- Arbeitgeberservice der Handlungsfeldern und Grundsätzen der partner und die gewonnenen Erfahrungen Bundesagentur für Arbeit Zusammenarbeit auf den Weg zu bringen. auch das eigene Angebotsspektrum erwei- Weiterer Kooperationspartner ist künftig Zudem ist sie verpflichtet, alle vier Jahre tert werden. die Bundesagentur für Arbeit mit ihrem einen Präventionsbericht zu erstellen. Die Arbeitgeberservice. Mit insgesamt 157 Umsetzung der Nationalen Präventions Individualprävention und Standorten in Deutschland hat die Bun strategie erfolgt auf Grundlage von Landes- Firmenservice der DRV desagentur guten Zugang zu kleineren und rahmenvereinbarungen in den Bundeslän- Das verhältnis- und verhaltensorientierte mittleren Unternehmen (KMU). Sie berät dern und berücksichtigt auch die Bundes- Angebotsspektrum von Unfall- und Kran- Betriebe im Kontext von Personalgewin- rahmenempfehlungen und die Ziele der kenversicherung kann seit 2009 auch nung und -bindung auch zu Themen wie GDA. Nationale Präventionsstrategie und durch die gesetzliche Rentenversicherung Gestaltung von Arbeitsplätzen, Arbeitsbe- GDA arbeiten eng zusammen und streben ergänzt werden. Die Rentenversicherung dingungen und Arbeitszeit. Dabei versteht für die nächste Zielperiode ab 2019 ein ge- kann ambulante, insbesondere verhaltens- sie sich vor allem als Lotse und will Betrie- meinsames Zielsystem im Bereich „Gesund orientierte Präventionsleistungen für Ver- be für weitergehende Themen im Kontext arbeiten“ an. Nähere Informationen zur Na- sicherte mit ersten gesundheitlichen Be- von Beschäftigungsfähigkeit und Arbeits- tionalen Präventionsstrategie und zu den einträchtigungen erbringen, sofern diese platzerhalt sensibilisieren. Für tiefergehen- Landesrahmenvereinbarungen finden Sie ihre ausgeübte Beschäftigung gefährden. de Beratungsleistungen verweist sie auf ex- unter: www.dguv.de, Webcode: d683294 Entsprechende Ansätze wurden von der terne Netzwerkpartner wie zum Beispiel die sowie in den DGUV-Forum-Ausgaben Rentenversicherung zunächst in Modell- Sozialversicherungsträger. Voraussetzung 3/2015, 1-2/2016, 4/2016 und 9/2016; hier projekten erprobt und sind seit dem 1. Janu- ist auch hier, dass die jeweiligen Leistungen wird ausführlich zu den Entwicklungen ar 2017 mit dem Flexirentengesetz im § 14 der einzelnen Sozialversicherungsträger rund um das Präventionsgesetz berichtet. SGB VI zu einer Regelleistung geworden. beim Arbeitgeberservice bekannt sind. Auch wenn mit der Präventionsstrategie derzeit doch aufwendige Abstimmungs Auch der Firmenservice der Rentenversi- Stärkung der Kooperation durch die prozesse und damit verbunden zusätzliche cherung kann Betriebe für die Ziele und Nationale Präventionsstrategie Ressourcen der Akteure auf Bundes- und Leistungen der Unfallversicherungsträger Mit dem 2015 in Kraft getretenen Präventi- Landesebene einhergehen, zeichnen sich und Krankenkassen sensibilisieren (siehe onsgesetz will der Gesetzgeber die Zusam- Chancen ab. Die jeweiligen Leistungsan 12 DGUV Forum 6/2017
Kooperation der Sozialversicherungszweige berät Mitglieder Präventionsforum Die Nationale Präventionskonferenz stimmberechtigt einmal jährlich durchgeführt ∙ NPK-Träger* von der Bundesvereinigung entwickelt, schreibt fort ∙ PKV** Prävention und Gesundheits- Die Nationale Präventionsstrategie wird gemeinsam förderung (BVPG) beratend entwickelt von der: ∙ Bund ∙ Gesetzlichen Krankenversicherung ∙ Länder ∙ Gesetzlichen Unfallversicherung ∙ Kommunale ∙ Gesetzlichen Rentenversicherung Spitzenverbände ∙ Sozialen Pflegeversicherung ∙ Bundesagentur für Arbeit umfasst ∙ Sozialpartner Bundesrahmenemp- Präventionsbericht ∙ Patientenvertretung fehlungen (erstmals vorzulegen: ∙ Präventionsforum (erstmals verab- 01.07.2019) (vertreten durch BVPG) schiedet: 19.02.2016) Geschäftsstelle: BZgA*** zu berücksichtigen in Landesrahmenvereinbarungen *DGUV/SVLFG = Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung und Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau *DRV-Bund = Deutsche Rentenversicherung Bund Gesetzliche Kranken-, Zuständige Stellen Unfall-, Renten- und in den Ländern *GKV-SV = GKV-Spitzenverband als Spitzenverband der Krankenkassen schließen Grafik: DGUV Pflegeversicherung *PflegeV = GKV-Spitzenverband als Spitzenverband Bund der Pflegekassen **PKV = Verband der privaten Krankenversicherungsunternehmen ***BZgA = Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Abbildung 3: Die Nationale Präventionsstrategie gebote der Sozialversicherungsträger wer- zung vieler. Das geht nicht ohne den Auf- explizit verlangt. Die Daten dazu werden den gegenseitig (und für die Öffentlichkeit) bau von Netzwerken und die Unterstüt- im 1. Halbjahr 2018 bei den Trägern aller transparenter, denn sie sind trotz langjähri- zung von Multiplikatoren. Dabei können Sozialversicherungszweige erhoben. Bis ger Kooperationserfahrungen in der Fläche künftig auch die von den Krankenkassen dahin heißt es, aktiv Kooperationsstruktu- teilweise nicht bekannt. Die in den Ländern eingerichteten regionalen BGF-Koordi- ren zu nutzen, Partner und deren Leistun- und Regionen eingerichteten Strukturen zur nierungsstellen einen Beitrag leisten, je gen kennenzulernen, sich auf Zusammen- Umsetzung der Landesrahmenvereinbarun- nachdem wie die Sozialversicherungs- arbeit einzulassen, sie auszuprobieren und gen können dazu beitragen, die Transpa- träger diese gemeinsam mit Unternehmens- weiter Erfahrungen zu sammeln. • renz über die verschiedenen Leistungen zu organisationen ausgestalten (siehe Beitrag er-höhen, potenzielle Kooperationspartner „Betriebliche Gesundheitsförderung – Re- (besser) kennen und einschätzen zu lernen Fußnoten gionale BGF-Koordinierungsstellen unter- und ein gemeinsames Präventionsver- stützen Betriebe“). [1] Der „Leitfaden Prävention“ – ständnis nicht nur konzeptionell, sondern Gemeinsame und einheitliche auch in der Praxis und zum Nutzen der Spätestens der erste Präventionsbericht Handlungsfelder und Kriterien der Spitzenverbände der Krankenkas- Betriebe und Lebenswelten umzusetzen 2019 wird zeigen, welche Erfahrungen die sen zur Umsetzung der §§ 20 und (siehe Interview mit Frau Windhövel, DGUV Sozialversicherungsträger bei ihrer Zusam- 20a SGB V vom 21. Juni 2000 in der Landesverband West). menarbeit gemacht haben und wie sie Fassung vom 10. Dezember 2014 diese gestalten. Das ist einer der Aspekte, kann unter www.dguv.de, Webcode: Für diejenigen, die – wie die Beispiele in die das Gesetz für den vierjährigen Bericht d643574 heruntergeladen werden. diesem Heft zeigen – schon eine enge und [2] Die Rahmenvereinbarung zur gute Partnerschaft mit anderen Sozialver- Zusammenarbeit bei der Betrieb- Weitere Informationen lichen Gesundheitsförderung und sicherungsträgern hatten, wird sich durch der Verhütung arbeitsbedingter das Präventionsgesetz wahrscheinlich Nationale Präventionsstrategie und Gesundheitsgefahren von Unfall- nicht viel ändern. Sie können sich aber in Landesrahmenvereinbarungen und Krankenversicherung kann ihrem Tun bestärkt fühlen, neue Koopera- unter www.dguv.de, Webcode ∙ www.dguv.de, Webcode: d683294 tionspartner gewinnen und die Koope d643805 heruntergeladen werden. ∙ DGUV-Forum Ausgaben 3/2015, rationsunerfahrenen ein Stück weit mo- 1-2/2016, 4/2016 und 9/2016 [3] Die Broschüre „Gemeinsam für tivieren, sich auf die Zusammenarbeit gesunde Betriebe – warum sich Kooperation Unfall- und Zusammenarbeit von Unfall- und mit anderen Sozialversicherungsträgern Krankenversicherung Krankenversicherung lohnt“ kann einzulassen. Insbesondere um kleinste ∙ www.dguv.de/praevention- unter www.dguv.de, Webcode: und kleine Betriebe zu erreichen, braucht arbeitswelt d103393 heruntergeladen werden. es gebündelte Ressourcen und Unterstüt- DGUV Forum 6/2017 13
Titelthema Kooperationen Unverzichtbarer Bestandteil der Präventionsarbeit Die Herausforderungen in der Präventionsarbeit der Unfallversicherungsträger entwickeln sich kontinuierlich und mit hoher Geschwindigkeit weiter. Deswegen gewinnt die Beratung auf der Systemebene eine immer größere Bedeutung. Der Braunschweigische Gemeinde-Unfallversicherungsverband (BS GUV) setzt mit seinem neuen Präventionsmodell auf verbindliche Kooperationen und gemanagte Netzwerke: intern zwischen Präven- tion und Rehabilitation, extern mit seinen Mitgliedern und besonders mit anderen Sozialversicherungsträgern. Das Präventionsmodell dauerhafte Beschäftigungsfähigkeit bereits integrieren sowie effektiv und effizient wei- Das zentrale Ziel des Präventionsmodells vor Eintritt in das Berufsleben geschaffen. terentwickeln können. Die Zusammen ist es, die Beschäftigungsfähigkeit zu si- arbeit zwischen dem Verband, den K o- chern. Über den Arbeitsplatz oder das Lern- Durch die unterschiedlichsten Einflüsse auf operationspartnern und den Mitgliedsun- umfeld hinaus gilt es, den Auf- und Ausbau die Gesundheit aus den beruflichen und ternehmen endet dabei nicht mit der Erstel- gesundheitsfördernder Strukturen zu for- privaten Lebensbereichen der Versicherten lung eines individuellen Konzepts für die cieren. Die Gesundheit von Beschäftigten kann ein ganzheitlicher Präventionsansatz Einrichtung. Die Präventionsberaterinnen und Lernenden stellt einen zentralen Er- nur durch Kooperationen mit anderen So- und Präventionsberater bringen sich aktiv folgsfaktor für die Mitgliedsunternehmen zialversicherungsträgern erreicht werden. in die betriebliche Umsetzung ein. dar. Die Gesundheit und somit auch das Der BS GUV positioniert sich bei seinen Mit- Leistungspotenzial werden durch perma- gliedsunternehmen als „Lotse“ für die Prä- Kooperation mit den nente Veränderungen in den unterschied- ventions- und Rehabilitationsangebote der Mitgliedsunternehmen lichen Lebens- und Arbeitswelten beein- einzelnen Sozialversicherungszweige. Die Was sind die Grundbausteine des Präven- flusst. Einige Beispiele hierfür sind die Präventionsberater und Präventionsberate- tionsmodells, wie funktioniert es in der Veränderungen aufgrund der fortschreiten- rinnen des Verbandes unterstützen im Rah- täglichen Praxis? Ausgangspunkt für die den Digitalisierung und des demografi- men des Präventionsmodells die Mitglieds- aktive Unterstützung eines Mitgliedsun- schen Wandels sowie die steigenden Erwar- unternehmen aktiv beim Aufbau eines ternehmens ist eine schriftliche Kooperati- tungen an die Effektivität und Effizienz systematischen Arbeitssicherheits- und Ge- onsvereinbarung (freiwillige Selbstver- bestehender Prozesse in den Verwaltungen sundheitsmanagements inklusive eines pflichtung) zwischen dem Mitgliedsunter- und Unternehmen. Im Bereich der Schulen Netzwerkes zu anderen Sozialversiche- nehmen und dem BS GUV. Die Umsetzung und Kindertagesstätten ist Gesundheit die rungsträgern und übernehmen Mitverant- wird bestimmt durch zeitlich und inhalt- Basis für Lern- und Leistungsfähigkeit und wortung für die Gestaltung. lich aufeinander abgestimmte Bausteine damit für eine gelingende Bildung. Soziale (siehe Grafik 1). Kompetenz, gute Bildung und hochwertige Leitgedanke des Präventionsmodells ist, Schulabschlüsse – vor allen Dingen ein die Mitgliedsunternehmen beim Aufbau Baustein I: ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein – eines an den betrieblichen Gegebenheiten Vorgespräch – Grundsatzentscheidung können besonders die Kinder und Jugend- ausgerichteten Arbeitssicherheits- und Ge- – Bedarfsanalyse – Planung – Ziel lichen erreichen, die sich in ihrer Haut und sundheitsmanagements so lange zu unter- Im ersten Schritt erfolgt nach einem Vorge- Einrichtung wohl, sicher und gesund füh- stützen, bis sie die Modellansätze selbst- spräch und der Grundsatzentscheidung len. So werden die Grundlagen für eine ständig in die betrieblichen Prozesse der obersten Leitung eine detaillierte Be- Autoren Carsten Koops Michael Schwanz Geschäftsführer Stellv. Geschäftsführer Braunschweigischer Gemeinde- Braunschweigischer Gemeinde- Unfallversicherungsverband Unfallversicherungsverband E-Mail: koops@bs-guv.de E-Mail: schwanz@bs-guv.de Foto: BS GUV Foto: BS GUV 14 DGUV Forum 6/2017
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