Das Wirtschaftsmagazin Nr. 4/2018 - Die Ostschweiz ist softurban Die abgekühlte Liebe der SP zur EU Konjunkturforum: Wird der Höhenflug gebremst? ...

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SC HWERPUNK T ZUKUNF TSAG ENDA

Die Ostschweiz ist
softurban

W I R T SC HA F T & P OL I T I K
                                   Das Wirtschaftsmagazin   Nr. 4/2018
Die abgekühlte Liebe
der SP zur EU

IHK

Konjunkturforum:
Wird der Höhenflug
gebremst?
Das Wirtschaftsmagazin Nr. 4/2018 - Die Ostschweiz ist softurban Die abgekühlte Liebe der SP zur EU Konjunkturforum: Wird der Höhenflug gebremst? ...
Natürlich.                                                      Richtig.                                  Gut.
  Weil es natürlich ist, der                             Weil es richtig ist, respektvoll und   Weil es gut ist, sich selbst etwas
Umwelt und ihren Ressourcen                                    achtsam mit der Natur              Gutes zu tun und das Beste
   Sorge zu tragen. Hier                                 und ihren Produkten umzugehen           der Natur mit gutem Gewissen
  und überall auf der Welt.                                 und nachhaltig zu handeln.                    zu geniessen.

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EDITORIAL

Im Jahr 1464 werden in St. Gallen vier Kaufleute verurteilt, weil sie
Leinwand trotz Verbot in Bischofszell bleichen lassen. Die Fernhändler
schliessen sich zusammen und gründen zwei Jahre später die Gesell-
schaft zum Notenstein – der Grundstein der IHK St. Gallen-Appenzell
ist gelegt. Diese Fernhändler kämpfen gemeinsam für Zoll- und Han-
delsfreiheit oder für optimale Rahmenbedingungen – grundlegende
Voraussetzungen für eine prosperierende Wirtschaft.

Während 25 Jahren habe ich im In- und Ausland unternehmerische
Aufgaben für zwei traditionsreiche, renommierte Ostschweizer Unter-
nehmen in zwei äusserst unterschiedlichen, höchst faszinierenden und
fordernden Industrien wahrgenommen: Finanzdienstleistung und Tex-
til. Wo sind die Gemeinsamkeiten der beiden Industrien? So gross die
Unterschiede bei Produkten, Geschäftsmodellen und Märkten auch
sind, so erstaunlich stark sind bei näherer Betrachtung die Parallelen.
Erstens: die Kundenerwartungen haben sich in beiden Industrien stets      Markus Bänziger
                                                                          Direktor IHK St. Gallen-Appenzell
verändert, ja die Veränderung hat sich stark beschleunigt; zweitens:
die jeweiligen Beschaffungs-, Produktions- und Absatzmärkte unter-
liegen einem sich verschärfenden internationalen Produktions- und
Absatzmarkt; und drittens: die Unternehmen haben sich erfolgreich
behauptet und expandiert – dank gut ausgebildeten, mit Leidenschaft
tätigen Unternehmern, Führungs- und Fachkräften auf allen Stufen.

Zusammen mit Vorstand und Geschäftsstelle werde ich mich am
Schnittpunkt der Ostschweizer Wirtschaft zu Gesellschaft und Politik
für unsere Kernaufgabe einsetzen, wie dies ab 1466 die St. Galler Fern-
händler taten: für optimale Rahmenbedingungen, Wettbewerb und
Freihandel. Damit sich die Ostschweizer Unternehmen im nationalen,
aber vor allem auch im umkämpften internationalen, ja globalen Wett-
bewerb morgen und auch in 20 Jahren dank optimalen Rahmenbe-
dingungen bewähren können – und so Arbeitsplätze in einer vielfälti-
gen, lebenswerten Ostschweiz sichern. Dafür steht die Zukunfts-
agenda der Ostschweiz – lesen Sie mehr dazu in diesem IHKfacts.
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INHALT

                                                                BLITZLICHT                06

«Eine positive Story für die Kernregion Ostschweiz»             SCHWERPUNKT
IHK-Präsident Roland Ledergerber im Interview                   ZUKUNFTSAGENDA            08

IHK-Zukunftsagenda als Orientierungsrahmen
Megatrends als Chance nutzen

Offenheit ist Teil der Ostschweizer Identität
Megatrend Globalisierung

«Die IT-Ausbildung muss viel höher gewichtet werden»
Megatrend Digitalisierung: Daniel Senn, Abacus, im Gespräch

Herausforderung Kinderbetreuung
Megatrend gesellschaftlicher Wandel

Dynamik ausserhalb der Zentren
Megatrend Urbanisierung

IHK-Cockpit − Wirtschaftskennzahlen aus der Ostschweiz          WIRTSCHAFT UND POLITIK 22
Zunehmende Bewölkung am Konjunkturhimmel

Die abgekühlte Liebe der Sozialdemokraten
Das schwierige Ringen um ein Rahmenabkommen mit der EU

Kryptogeld: grosses Potenzial, aber nicht als Zahlungsmittel
Was bedeuten Bitcoin und Co. für die Zukunft des Geldsystems?

IT-Bildungsoffensive vor dem Durchbruch?
IHK-Vorschlag mit weitreichenden Folgen

Zertifizierter Experte im Bereich Export werden                 KNOW-HOW                  32
Diplomlehrgang Exportsachbearbeiter/-in mit SIHK-Diplom 2019

«Einer der internationalsten Standorte der Schweiz»             IHK                       33
Klaus Brammertz, Präsident und CEO der Bauwerk Boen Gruppe

Konjunkturforum Zukunft Ostschweiz
Konjunktur trotzt politischen Unsicherheiten

Neues Symposium, neue Termine
IHK-Veranstaltungen 2019 mit vielversprechenden Anpassungen

IHK-Neumitglieder
Kursana AG, St. Gallen
                                                                AKTUELLE FIRMENNEWS       40

                                                                AGV-NETZWERK              41

                                                                AGENDA                    42
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BLITZLICHT

                                                Ausschreibung Startfeld Diamant
Preischancen für Exporteure                     Startfeld Diamant ist die Auszeichnung der St. Galler Kantonalbank für innovative Unterneh-
Auch 2019 verleiht Switzerland Global           men in der Ostschweiz und verleiht den Ideen den richtigen Schliff. In Zusammenarbeit mit
Enterprise (SGE) den Export Award. Teilnah-     Startfeld, dem regionalen Netzwerk für Start-ups und Innovationen, wird der Jungunterneh-
meberechtigt sind alle Schweizer und Liech-     merpreis 2019 bereits zum achten Mal verliehen.
tensteiner Unternehmen, die ihre Produkte       2018 gewann die OnlineDoctor AG den renommierten Ostschweizer Jungunternehmerpreis.
oder Dienstleistungen international ver-        Dank der Plattform von OnlineDoctor können Dermatologen effizienter arbeiten, und
markten und dabei internationale Wert-          Patienten erhalten schnell und
schöpfungsketten einbinden.                     unkompliziert eine fachärztliche
«Wir suchen Schweizer Unternehmen, die          Einschätzung.
durch eine überzeugende Anbindung an            Das Bewerbungsdossier kann bis
die internationale Wertschöpfungskette          am 14. Januar 2019 eingereicht
nachhaltig Wert schaffen. Wir bewerten die      werden. Weitere Informationen
Qualität, Originalität und Überzeugungs-        unter www.sgkb.ch/startfelddia-
kraft der Internationalisierungsstrategie»,     mant.
erklärt Jury-Präsident Ralph Siegl. Aus allen
Bewerbern wählt die Jury drei Finalisten
aus. Die drei Finalisten sowie der Gewinner
werden von einer unabhängigen Jury aus-
gewählt. Die Jury setzt sich aus Persönlich-
keiten der Schweizer Wirtschaft, Wissen-
schaft und Medienwelt zusammen, die seit
2018 von Ralph Siegl, Managing Partner                                                            Stabwechsel vollzogen
von Experts for Leaders AG, präsidiert wird.                                                      Eine neue Ära beginnt: Kurt Weigelt übergab
Der Export Award 2019 wird am 26. März                                                            die IHK-Direktion nach knapp zwölf Jahren in
von Ruth Metzler-Arnold, VR-Präsidentin                                                           neue Hände. Der 51-jährige Teufner Markus
von Switzerland Global Enterprise, anläss-                                                        Bänziger ist seit dem 1. November 2018 für die
lich des Aussenwirtschaftsforums in Zürich                                                        operativen Geschicke des Ostschweizer Wirt-
verliehen.                                                                                        schaftsverbandes verantwortlich. Vorstand
                                                                                                  und Geschäftsleitung der IHK danken Kurt
                                                                                                  Weigelt für sein grosses Engagement zuguns-
                                                                                                  ten der Ostschweizer Wirtschaft. Er hat die IHK
                                                                                                  als innovativen, aktiven und unternehmerisch
                                                                                                  geführten Verband positioniert und den Anlie-
                                                                                                  gen der Unternehmen Gehör verschafft.

                                                Stiftung Textilmuseum St. Gallen
                                                gegründet
                                                Am 20. Juni 2018 beschloss die IHK-General-
                                                versammlung, die Liegenschaft Vadian-
                                                strasse 2 (Textilmuseum) an eine neu zu grün-
                                                dende Stiftung zu übertragen. Die IHK-Stif-
Mitglieder der IHK St. Gallen-Appenzell wa-     tung wiederum brachte 8 Mio. Franken
ren immer wieder erfolgreich – so ging der      Vermögen, die Textilsammlung und dieTextilbi-
Export Award 2017 an die Regloplas aus          bliothek in die neue Stiftung ein. Mittlerweile
St. Gallen.                                     sind diese Übertragungen abgewickelt. IHK
Einsendeschluss für die Teilnahme 2019 ist      und IHK-Stiftung haben damit rund 20 Mio.
der 15. Januar 2019, Informationen dazu         Franken an Vermögenswerten abgegeben, um
sind unter www.s-ge.com/de/teilnahme zu         eine eigenständige und nachhaltige Entwick-
finden.                                         lung des Textilmuseums zu ermöglichen.

6              Nr. 4/2018
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BLITZLICHT

Kantonsräte beim
HPV Rorschach
Der diesjährige Gesamtanlass der Wirtschafts-
gruppe des Kantonsrates führte nach Ror-
schach zum HPV Rorschach. Als regional ver-
ankerte Institution unterstützt der HPV Men-
schen mit einer Beeinträchtigung und bietet
ihnen eine Beschäftigung und Ausbildung.
Geschäftsführer Erwin Ganz führte die Kan-
tonsratsmitglieder stolz durch seinen beein-
druckenden Betrieb, der eine breite Palette an
Dienstleistungen und Produkten anbietet:
vom Lettershop über Waschservice, von der
Schreinerei zum Textilatelier.

                                                 WTT Young Leaders bei der IHK
                                                 Am 17. September 2018 wurde der WTT Young Leader Award in der Tonhalle vor illustrem
                                                 Publikum verliehen. Den Sieg in der Kategorie Marktforschung holte sich das Team, das für
                                                 den Kunden Rhomberg Schmuck AG mit einer mehrstufigen Befragung erforschte, wie die
                                                 Kunden eines der grössten Schweizer Schmuckherstellers heute einkaufen. Zu diesem Team
                                                 gehören Thomas Schöb (Projektleiter), Bernhard Oberholzer, Mauritius Berchtel, Manuel Bau-
                                                 mann, Stefan Roderer und Tenzintseten Deckeykhangsar.
                                                 In der Kategorie Managementkonzeption untersuchten im Siegerprojekt Studenten der FHS mit
                                                 Kolleginnen und Kollegen von der Shanghai University den Medikamenteneinfluss in chinesi-
                                                 schen Spitälern für Swisslog Shanghai. Die Firma hat sich auf die Automatisierung der Medika-
                                                 mentenbereitstellung spezialisiert. Zu diesem Team zählen Ferdinand Gross, Projektleiter, Tobias
                                                 Goldener, Joël Geisser, Jiaqian Li Cherry, Projektleiterin, Shuai Dun Joseph und Jie Zheng Jessie.
                                                 Am 19. September fand der traditionelle Empfang der Gewinner in der IHK im Haus zum
                                                 Engelskopf durch Kurt Weigelt statt.

«Früh Verantwortung übertragen»
Die Anerkennungspreise der Hans Huber Stiftung werden jährlich an
Personen verliehen, die sich besondere Verdienste im Zusammenhang
mit dem dualen Berufsbildungssystem erworben haben. 2018 gingen
die Auszeichnungen an Volker Buth, CEO von Hirschmann Automotive
in Rankweil (VBG, AT; links im Bild), und an Remo Sieber, Verwaltungs-
ratspräsident des Bauingenieur- und Informatikunternehmens CDS, in
Heerbrugg (SG, CH; Bildmitte).
«Verantwortung zu übertragen, ist eine Stärke von Remo Sieber», sagte
Christian Fiechter, Präsident der Hans Huber Stiftung, in der Laudatio.
Die Lernenden seien motiviert, weil sie schon früh in den produktiven
Alltag integriert würden. Ein ehemaliger Lernender sei heute sogar Sie-
bers Nachfolger in der Geschäftsführung. Mit der Lancierung des Ost-
schweizer Ausbildungspreises für die besten Lehrabschlüsse von Zeich-
nerinnen und Zeichnern in den Fachrichtungen Ingenieurbau und
Architektur habe er zudem der Branche wesentliche Impulse verliehen.

                                                                                                                                     Nr. 4/2018   7
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SCHWERPUNKT

«Softurbane Ostschweiz»: IHK-Präsident Roland Ledergerber im Interview

«Eine positive Story für die
Kernregion Ostschweiz»
                                                    Im Rahmen des Konjunkturforums Zukunft Ostschweiz präsentierte
                                                    die IHK eine Zukunftsagenda. Diese zeigt auf, wie unsere Region Me-
                                                    gatrends wie Digitalisierung oder Globalisierung begegnen soll. Der
                                                    dabei eingeführte Begriff «softurban» verbindet eine durch Offenheit
                                                    und Veränderungsbereitschaft geprägte Haltung mit einem attrakti-
                           Robert Stadler
                           Stv. Direktor / Leiter   ven und vielfältigen Lebensraum. Roland Ledergerber erklärt, was die
                           Kommunikation IHK
                                                    IHK mit der Zukunftsagenda im Sinn hat.

Zum Einstieg etwas Persönliches: Ver-               cen packen. Dazu brauchen wir eine Strate-       Ganz im Gegenteil, sie ergänzen sich! Die
gangenen Juni wurden Sie zum IHK-                   gie, klar definierte Schwerpunkte und erfolg-    Metropolitanräume sind Teil des Raumkon-
Präsidenten gewählt, die bekannten                  versprechende Schlüsselprojekte.                 zeptes Schweiz und werden vom Bund defi-
ersten «100 Tage» sind somit schon                  Genau das ist unsere Zukunftsagenda: Ein         niert. Mit dem Raumkonzept gibt der Bund
länger vorüber. Wie fühlt es sich an?               Plan, ein Orientierungsrahmen für die nächs-     die zukünftige Entwicklung der Schweiz vor.
Roland Ledergerber: Es fühlt sich sehr gut          ten Jahre. Wir wollen letztlich Wirkung im       Dabei nehmen die Metropolitanräume die
an, danke. Es ist eine relativ intensive Phase,     Ziel.                                            Rolle der Zugpferde ein; bei der Priorisierung
aber ich spüre, dass wir auf einem guten Weg                                                         von Projekten – beispielsweise im Bereich Ver-
sind. Intensiv deshalb, weil die IHK einerseits     Welche Vision propagiert denn die                kehrsinfrastruktur oder im Fernverkehr – ste-
im Umbruch ist: Markus Bänziger löst Kurt           Zukunftsagenda?                                  hen sie zuvorderst in der Reihe und profitie-
Weigelt als Direktor ab, das Ausscheiden von        Wir denken, dass die Kernregion Ostschweiz       ren so in künftigen Verteilkämpfen um öf-
Diana Rausch und ein Vorstand in neuer Zu-          sehr gute Voraussetzungen hat. Auf der einen     fentliche Gelder. So gesehen sind die
sammensetzung. Andererseits erarbeiten wir          Seite haben wir eine wirtschaftliche Basis in    Metropolitanräume die relevante «Währung»
mit der Zukunftsagenda zugleich den strategi-       der Industrie und im Handel, welche sich         für die nationale Politik. Es ist also wichtig –
schen Orientierungsrahmen für die nächsten          durch Offenheit, Zukunftsglauben und Verän-      und aufgrund der Bedeutung der Ostschweiz
fünf Jahre. Ich habe Freude an dieser Aufgabe.      derungsbereitschaft auszeichnet. Die Unter-      auch richtig –, dass die Ostschweiz vom Bund
                                                    nehmer und Unternehmen haben ihre Leis-          als Metropolitanraum anerkannt wird.
Beim Konjunkturforum Zukunft Ost-                   tungsfähigkeit in der Vergangenheit immer        Umgekehrt geht es bei der Zukunftsagenda
schweiz hat die IHK eine Zukunfts-                  wieder bewiesen. Andererseits bietet die Ost-    der IHK darum, dass wir das «Produkt» Ost-
agenda für die Ostschweiz vorgestellt.              schweiz einen idealen und vielfältigen Le-       schweiz langfristig und nachhaltig verbessern,
Wie entstand die Idee?                              bensraum für Menschen und Familien.              wettbewerbsfähiger und wachstumsstärker
Die IHK setzt sich für eine starke Ostschweiz       In unserer Vision gelingt es uns, diese beiden   machen. Die Bühne der Zukunftsagenda ist –
ein. Stark ist die Ostschweiz dann, wenn sie        Vorzüge – also Haltung und Lebensraum – zu       bildlich gesprochen – die Ostschweiz, wäh-
sowohl als Wirtschaftsstandort für Unterneh-        verbinden. Damit werden wir zum bevorzug-        rend die Metropolitanregion auf der Bühne in
men als auch als Lebensraum für Menschen            ten Wohnort, zum bevorzugten Arbeitsort          Bundesbern spielt. Die volle Wirkung erzielen
attraktiv ist. Wir sind überzeugt, dass wir         und zum bevorzugten Unternehmensstand-           wir dann, wenn beide zusammenspielen.
langfristig nur dann erfolgreich sein können,       ort. Das ist unsere Vision.
wenn wir die langfristig wirkenden Mega-                                                             Mit der «softurbanen Ostschweiz»
trends – Stichworte sind Digitalisierung, Glo-      Gleichzeitig gibt es Bestrebungen, die           wurde ein Begriff eingeführt, den es
balisierung, Urbanisierung und gesellschaftli-      gesamte Bodensee-Region als Metro-               bisher nicht gab. Was kann man sich
cher Wandel – auch mit einer langfristigen,         politanraum zu definieren. Steht die             unter einem softurbanen Ostschweizer
nachhaltigen Optik angehen. Wir wollen die          IHK-Vision im Widerspruch zu einer               oder einer softurbanen Ostschweizerin
Herausforderungen meistern und die Chan-            solchen Metropolitanregion?                      vorstellen?

8             Nr. 4/2018
Das Wirtschaftsmagazin Nr. 4/2018 - Die Ostschweiz ist softurban Die abgekühlte Liebe der SP zur EU Konjunkturforum: Wird der Höhenflug gebremst? ...
SCHWERPUNKT

                                                                                                    die künftige Arbeit der IHK geben.
                                                                                                    Dann ist die Zukunftsagenda fast als
                                                                                                    Art Regierungserklärung für Ihre IHK-
                                                                                                    Präsidentschaft zu verstehen?
                                                                                                    Ja, absolut. Die Zukunftsagenda bestimmt
                                                                                                    den Rahmen, definiert die Ziele unserer Arbeit
                                                                                                    in den kommenden Jahren und nennt die er-
                                                                                                    folgskritischen Schlüsselprojekte.
                                                                                                    Natürlich sind wir uns – wie bei jedem Strate-
                                                                                                    gieplan – bewusst, dass im Laufe der Zeit
                                                                                                    neue Erkenntnisse auftauchen können, die al-
                                                                                                    lenfalls eine punktuelle Anpassung oder Er-
                                                                                                    gänzung unserer Zukunftsagenda nötig ma-
                                                                                                    chen. Dazu sind wir offen und bereit. Die
                                                                                                    Stossrichtung und die Prioritäten aber stehen.

                                                                                                    Welches sind die wichtigsten Ziele, die
                                                                                                    Sie erreichen möchten?
                                                                                                    Wir haben sechs Ziele identifiziert, die wir an-
                                                                                                    gehen möchten: Weiterentwicklung des Bil-
                                                                                                    dungsraums Ostschweiz, Förderung digitaler
                                                                                                    Kompetenzen, Stärkung eines innovations-
                                                                                                    freundlichen Umfeldes, Unterstützung des
                                                                                                    gesellschaftlichen Wandels mit den Stichwor-
                                                                                                    ten Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf
                                                                                                    sowie Gesundheitswesen, Verbesserung der
                                                                                                    Verkehrsinfrastruktur sowohl innerhalb der
Wie gesagt, es ist die Verbindung einer Geis-    vom Bodensee bis zum Genfersee. Es werden          Ostschweiz als auch in Bezug auf die natio-
teshaltung – Offenheit, Zukunftsglauben,         vier Landessprachen gesprochen. Aber wir           nale und internationale Anbindung und
Veränderungsbereitschaft – mit einem vielfäl-    sind eine Nation, eine Willensgemeinsschaft,       schliesslich die Verbesserung der Wettbe-
tigen, vorteilhaften Lebensraum. Diese Kom-      die den gleichen Grundwerten verpflichtet ist.     werbsfähigkeit im Standortwettbewerb.
bination ist unser USP. Der Begriff «softur-                                                        Für all diese Ziele haben wir Schlüsselprojekte
ban» bringt diesen USP kurz und schnörkellos     Die Zukunftsagenda geht von verschie-              definiert, die in den kommenden Jahren vor-
auf den Punkt.                                   denen Megatrends wie die Digitalisie-              angetrieben werden sollen.
                                                 rung oder die Globalisierung aus, die
Aber sind denn alle Ostschweizer                 uns alle herausfordern. Weshalb sind               Und wie geht es mit der Zukunfts-
«softurban»? Auch der Bergbauer im               Sie überzeugt, dass gerade die Ost-                agenda konkret weiter?
Weisstannental? Für ihn gilt doch eine           schweiz diese Entwicklungen beson-                 Einerseits werden wir die Zukunftsagenda ge-
ganz andere Realität als für den                 ders gut angehen kann?                             meinsam mit Vertretern aus den verschiede-
Dienstleister in der Stadt St. Gallen            Als Grenzregion sind wir seit jeher im Export      nen Teilregionen konkretisieren und so regio-
oder den Exporteur im Rheintal!                  und im internationalen Handel tätig. Wir sind      nenspezifisch weiterentwickeln. Andererseits
Wir sind uns natürlich bewusst, dass die Kern-   deshalb nach aussen orientiert und sind fä-        werden wir für die Umsetzung der Schlüssel-
region Ostschweiz keine «einheitliche            hig, uns im internationalen Wettbewerb zu          projekte Denkanstösse geben und Entwick-
Masse», kein «Einheitsbrei» ist. Wir sehen       behaupten. Unsere Unternehmer und Unter-           lungsmöglichkeiten aufzeigen. Wir wollen
durchaus gewisse regionale Unterschiede. Die     nehmen sind sich gewohnt, globale Verände-         Gutes besser machen und so helfen, für die
verbindenden Merkmale sind die gleiche Hal-      rungen zu antizipieren.                            Kernregion Ostschweiz eine positive Story zu
tung und der gemeinsame Lebensraum. Ent-         Im Bereich der Digitalisierung sehe ich dank der   schreiben. Wenn wir gemeinsam – Wirtschaft
scheidend ist also nicht das Trennende, son-     Digitalisierungsoffensive, die die IHK angestos-   und Politik – unsere Kräfte bündeln und alle
dern das Verbindende. Das Ganze ist eben         sen hat, zudem zusätzlich gute Chancen.            gut zusammenarbeiten, dann können wir die
mehr als die Summe der Einzelteile.                                                                 anstehenden grossen Herausforderungen er-
Ein Vergleich mit der Schweiz: Die Schweiz be-   Wie am Anlass erklärt wurde, soll die              folgreich meistern. Für eine zukunftsstarke
steht aus enorm unterschiedlichen Regionen       Zukunftsagenda eine Richtschnur für                Ostschweiz.

                                                                                                                                      Nr. 4/2018   9
Das Wirtschaftsmagazin Nr. 4/2018 - Die Ostschweiz ist softurban Die abgekühlte Liebe der SP zur EU Konjunkturforum: Wird der Höhenflug gebremst? ...
SCHWERPUNKT

Megatrends als Chance nutzen

IHK-Zukunftsagenda als
Orientierungsrahmen
                           Mehrere Megatrends fordern uns heraus. Diese grossen gesellschaftlichen und techno-
                           logischen Veränderungen müssen als Chance genutzt werden, um die Kernregion Ost-
                           schweiz als Lebensraum und Wirtschaftsstandort zu stärken. Mit der Zukunftsagenda
                           Ostschweiz schlägt die IHK St. Gallen-Appenzell einen Masterplan für die weitere Ent-
                           wicklung der Ostschweiz vor mit Schlüsselprojekten in sechs Bereichen.

                           Die Welt verändert sich stetig, vor allem aber immer            entsteht eine gemeinsame Zukunftsvorstellung für die
                           schneller: Technologisierung, Digitalisierung und Globali-      Ostschweiz – die Vision – mit drei Stossrichtungen: Erstens
Markus Bänziger            sierung sind nur einige der global wirkenden Treiber. Diese     ist die Kernregion Ostschweiz als softurbaner Raum der
IHK-Direktor
                           von uns allen in verschiedenen Ausprägungen wahrge-             bevorzugte Wohnraum für Menschen und insbesondere
                           nommenen, tiefgreifenden und nachhaltigen Veränderun-           für Familien, die eine individuellere Lebensgestaltung mit
                           gen – die sogenannten Megatrends – können wir nicht             urbanen Qualitäten in einem vielfältigen Lebensraum
                           ignorieren. Noch viel weniger dürfen wir diese als Risiken      ohne die Dichte einer Grossstadt suchen. Zweitens ist die
                           bekämpfen. Im Gegenteil, diese grossen gesellschaftli-          Ostschweiz der bevorzugte Arbeitsort für Menschen, die
                           chen und technologischen Veränderungen müssen als               an einer Zukunft mit intelligenten und digital vernetzten
                           Chancen genutzt werden. Die Attraktivität der Kernregion        Produkten und Dienstleistungen arbeiten. Drittens ist die
                           Ostschweiz mit den beiden Appenzell, St. Gallen und             Ostschweiz der bevorzugte Wirkungsort für Unterneh-
                           Thurgau muss gestärkt werden, sowohl als Lebensraum             men, die auf ein ausgezeichnetes Mitarbeiterpotenzial
                           wie auch als Wirtschaftsstandort. Dazu braucht die Ost-         und auf funktionierende und wirtschaftsfreundliche Rah-
                           schweiz einen Masterplan als Orientierungsrahmen und            menbedingungen setzen. Die regionale Vielfalt gilt es zu
                           Zielbild: die Zukunftsagenda Ostschweiz. Ausgangspunkt          pflegen, aber gleichzeitig mit unserer traditionellen Inter-
                           der Überlegungen ist ein gestärktes Selbstverständnis der       nationalität und Weltoffenheit zu verbinden und so un-
                           Ostschweiz, auf dessen Basis gemeinsame Visionen um-            sere Attraktivität für Unternehmen, Unternehmer und
                           gesetzt werden können und sollen.                               Mitarbeitende zu stärken.

                           Die Ostschweiz als softurbaner Raum                             Fünf Leitsätze
                           Was sind die zentralen Eigenschaften der Ostschweiz? Ein        Fünf Leitsätze begleiten den Weg der Kernregion Ost-
                           erstes definierendes Element ist die starke industrielle Ba-    schweiz von heute hin zur Vision:
                           sis, nach wie vor ein Kernelement der ostschweizerischen
                           Identität. Zweitens lässt sich der Lebensraum Ostschweiz        Leitsatz 1: Vielfalt
                           weder als urban noch als ländlich bezeichnen (siehe Arti-       Die Ostschweiz zeichnet sich durch ihre Vielfalt aus. Dank
                           kel «Urbanisierung heisst nicht grössere Städte»).              Wachstum, Mobilität und Vernetzung rückt die Kernre-
                           Die softurbane Ostschweiz verbindet eine durch Weltof-          gion Ostschweiz näher zusammen. Dennoch ist sie geo-
                           fenheit, Zukunftsglauben und Veränderungsbereitschaft           grafisch, kulturell und wirtschaftlich vielfältig. Gemeinde-
                           charakterisierte urbane Haltung mit einem Lebensraum,           grenzen oder Kantonsgrenzen haben für die wirtschaftli-
                           der eine grössere Vielfalt zulässt als die Dichte städtischer   chen sowie gesellschaftlichen Aktivitäten eine geringe
                           Zentren. Aus Verbindung von Haltung und Lebensraum              Bedeutung. Die gelebte Wirklichkeit, insbesondere aber

10                Nr. 4/2018
SCHWERPUNKT

                                                                                                     Leitsatz 4: Offenheit als Haltung
                                                                                                    Der Weg in eine gemeinsame verstandene
                                                                                                 und gelebte Region führt über unsere Hal-
                                                                                               tung. Zentral zur Bewältigung der Megatrends
Die Kernregion
Ostschweiz besteht                                                                            ist die Bereitschaft zur Veränderung. Es muss uns
aus den fünf soft-                                                                            gelingen, an die Weltoffenheit und Internationa-
urbanen Teilregionen
Linth, Gonzen, Rhein,                                                                          lität des Handels und der Industrie der Ost-
Säntis und Thur.                                                                               schweiz anzuknüpfen.

                                                                                                Leitsatz 5: Gemeinsame Schlüsselprojekte
                        auch die wirtschaftliche Zusam-                                          Für die Kernregion Ostschweiz als Ganzes sind
                        menarbeit und Interaktion spie-                                            die Schlüsselprojekte der Zukunft zu definie-
                        len sich in folgenden fünf Teilregionen                                    ren. Diese müssen von allen Beteiligten auf
                        ab: Linth, Gonzen, Rhein, Säntis und                                      regionaler und kantonaler Ebene sowie in Bun-
                        Thur (siehe Abbildung). Die Grenzen zwi-                               desbern überzeugend und mit Überzeugung ver-
                        schen den Teilregionen können sich dabei                             folgt werden. Sie haben zum Ziel, die Kernregion
                        je nach Handlungsfeld unterscheiden.                               Ostschweiz als eigenständigen Wohn- und Arbeits-
                                                                                      raum zu stärken. Auf die Schlüsselprojekte werden die
                        Leitsatz 2: Zusammenarbeit                                    Investitionen der Zukunft gelenkt. Grosse Herausforde-
                        Die einzelnen Teilregionen haben unterschiedliche Stär-       rungen in Infrastruktur, Bildung und Innovation muss die
                        ken. Mit Blick auf Effizienz und Effektivität der staatli-    Kernostschweiz gemeinsam verfolgen, mit Überzeugung
                        chen Leistungserbringung führt kein Weg an einer ech-         und vereint. Es darf nicht sein, dass wir uns bei der Si-
                        ten regionalen, kantonalen und grenzüberschreitenden          cherung der Zukunft von Partikularinteressen einzelner
                        Zusammenarbeit vorbei. Im Vordergrund darf nicht das          Branchen, Gebiete und Regionen auseinanderdividieren
                        Trennende, sondern muss das Verbindende stehen. Die           lassen.
                        aus den Megatrends erwachsenden Chancen können
                        nur gemeinsam genutzt werden: Gemeinsam sind wir              Schlüsselprojekte in sechs Bereichen
                        stärker.                                                      Die Zukunftsagenda definiert Schlüsselprojekte aus den
                                                                                      Teilregionen. Die Schlüsselprojekte konkretisieren den
                        Leitsatz 3: Mobilität                                         Weg in die Zukunft der gesamten Kernregion und werden
                        Aufgrund der unterschiedlichen Stärken sind die Vernet-       von allen Teilregionen gemeinsam unterstützt.
                        zung der einzelnen Teilregionen untereinander und die
                        Anbindung an unsere Nachbarregionen entscheidend. Die         1.   Weiterentwicklung der Bildungslandschaft: Mit der
                        Verkehrsinfrastruktur – die öffentliche sowie diejenige für        Entwicklung der Berufsschulen hin zu kompetenzorien-
                        den Individualverkehr – der Zukunft muss leistungsfähig            tierten Berufsfachschulen, der Reorganisation der
                        sein. Digitalisierung und Elektrifizierung ermöglichen in-         Fachhochschule Ostschweiz und der Erweiterung der
                        dividuelle Mobilitätskonzepte und stärken dezentrale               Universität St. Gallen werden die Kompetenzen und
                        Standorte.                                                         Fähigkeiten der Zukunft bereitgestellt.

                                                                                                                                     Nr. 4/2018   11
CH/13/107

                               We are where you are.

                               In Ihren Märkten sind wir zuhause. Mit eigenen Standorten, an
                               denen wir uns persönlich für Ihre Ziele einsetzen. Mit einem der
                               effizientesten Logistik-Netze der Welt. Und mit dem Anspruch,
                               der uns seit mehr als 500 Jahren antreibt: Service Excellence.
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                                                                     ist jetzt schon
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                                                                     CH-9200 Gossau | Telefon 071.385 32 20

            «Gemeinsam Mehrwert schaffen.»
                                                                                                              BDO AG

              Kontaktieren Sie unsere Experten:
              BDO AG Vadianstrasse 59, 9000 St. Gallen, Tel. 071 228 62 00
              BDO AG Bahnhofstrasse 2, 9100 Herisau, Tel. 071 353 35 33
              BDO AG Walzmühlestrasse 48, 8500 Frauenfeld, Tel. 052 728 35 00
              www.bdo.ch

              Prüfung | Treuhand | Steuern | Beratung
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                                                                          Spesen mobil erfassen
                                                                          Abacus Forum – AbaProject
                                                                          29.11.2018 im Swissôtel Oerlikon
                                                                          Anmeldung abacus.ch/forum

2.   Förderung digitaler Kompetenzen: Die digitalen Kompetenzen
     sind auf der Sekundärstufe der Berufslehre sowie der Tertiärstufe
     von Fachhochschule und Universität zu intensivieren und zu stär-
     ken. Die Informatikausbildung an den Berufsfachschulen, der Di-
     gital Campus der Fachhochschule Ostschweiz sowie der neue
     Studienschwerpunkt für angewandte Informatik an der Universi-
     tät St. Gallen sind erste Schritte, weitere Massnahmen müssen
     folgen.
3.   Stärkung des innovationsfreundlichen Umfeldes: Die Kernregion
     Ostschweiz verfügt über starke Innovationszentren und -zellen:
     Standort St. Gallen der EMPA, Startnetzwerk (Thurgau) sowie
     Startfeld. Diese sind weiterzuentwickeln und zu stärken. Weitere
     Zellen gehören in die Ostschweiz, Ideen sind dabei die Science
     City Wil West oder ein Netzwerkstandort von Switzerland Inno-
     vation.
4.   Unterstützung des gesellschaftlichen Wandels: Damit Familie und
     Beruf vereinbar sind, braucht es familienergänzende Angebote
     im Vorschulalter, Tagesschulen und flexible und individuelle Ar-
     beitsmodelle. Das Gesundheitswesen soll hochwertig bleiben bei
     vertretbaren Kosten. Das bedingt eine Reduktion der Spitalstand-
     orte und eine weitere Konzentration der Leistungsangebote.
5.   Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit im Standortwettbewerb:
     Die öffentliche Hand erbringt die ihr übertragenen Leistungen mit
     hohen Qualitätsansprüchen, wobei das Kosten-Nutzen-Verhältnis
     optimiert werden muss. Die Steuerlast für mittlere und höhere        Beschleunigen Sie Ihre Arbeitsprozesse mit der
     Einkommen sowie für Unternehmen muss gesenkt werden.                 Business-App AbaCliK und vermeiden Sie
6.   Einbindung in die nationale und internationale Verkehrsinfra-        Mehrfacherfassungen dank der Synchronisation
     struktur: Eine zeitgemässe, leistungsfähige Vernetzung von           mit der Abacus Business Software:
     öffentlichem Verkehr und Individualverkehr der Teilregionen un-      • Präsenz- oder Arbeitszeiten
     tereinander sowie die Anbindung an die Nachbarregionen sind          • Leistungen, Spesen, Quittungen
     Voraussetzung für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Wei-     • Persönliche Daten, Ferientage oder Absenzen (ESS)
     terentwicklung. Dazu gehören ein Ausbau der Eisenbahn-
     Infrastruktur wie der Brüttener Tunnel und der Kapazitätsausbau      www.abaclik.ch
     des Bahnhofs Winterthur ebenso wie die Engpassbeseitigung auf
     der Strasse in St. Gallen und Rapperswil oder die Autobahnver-       Jetzt kostenlos bei App Store oder Google Play
     bindung Rheintal-Vorarlberg.                                         herunterladen

Die IHK St. Gallen-Appenzell wird gemeinsam mit den 15 Arbeitgeber-
organisationen der Ostschweiz die Schlüsselprojekte der einzelnen Teil-
regionen identifizieren und konkretisieren. Die Schlüsselprojekte zie-
hen die lokalen Interessen mit ein, behalten aber immer auch den Blick
auf die Gesamtinteressen der Kernregion Ostschweiz: der Masterplan
                                                                                                                                    Ecknauer+Schoch ASW

für unsere Kernregion Ostschweiz.

                                                                                                                  Nr. 4/2018   13
SCHWERPUNKT

Megatrend Globalisierung

Offenheit ist Teil der
Ostschweizer Identität
                           Traditionelle Ostschweizer Branchen wie die Maschinenindustrie haben an Boden ver-
                           loren, während sich Metalle oder Fahrzeuge gut halten konnten. Allerdings werden auch
                           auf den internationalen Märkten Dienstleistungen immer wichtiger. Lizenzeinnahmen,
                           Geschäftsdienste und Dienstleistungen im Bereich Informatik und Kommunikation
                           überflügeln inzwischen die Maschinenindustrie deutlich. Die Ostschweiz darf in diesen
                           boomenden Branchen den Anschluss nicht verlieren.

                           Aussenhandel und wirtschaftliche Offenheit stellen seit         Schweiz produziert und exportiert. Wichtiger als die Fer-
Dr. Frank Bodmer           über 500 Jahren eine zentrale Basis für den wirtschaftli-       tigung sind aber Forschung und Entwicklung – beides
Leiter IHK-Research
                           chen Erfolg der Ostschweiz dar. Anbau, Verarbeitung und         Wissensaktivitäten. Auch bei der Fertigungsindustrie spie-
                           Vertrieb von Leinenprodukten standen am Anfang. Nach-           len Forschung und Entwicklung beim schweizerischen Teil
                           dem die englische Baumwolle das Leinwandgewerbe ver-            der Aktivitäten eine immer wichtigere Rolle, während die
                           drängt hat, erlebte die Ostschweizer Textilindustrie im         Produktion vermehrt im Ausland stattfindet.
                           19. Jahrhundert dank der Stickerei eine zweite Blüte-
                           phase. Diese ging mit dem Ersten Weltkrieg, endgültig aber      Dienstleistungen werden immer wichtiger
                           mit den amerikanischen Schutzzöllen der 1930er-Jahre zu         Die Warenexporte konnten ihre Bedeutung dank Pharma
                           Ende. Andere Produkte sprangen in die Lücke. Bereits im         und Uhren erhöhen. Noch stärker wuchsen allerdings die
                           19. Jahrhundert und dann vor allem nach dem Zweiten             Dienstleistungsexporte – der nicht-materielle Teil der Ex-
                           Weltkrieg waren es Maschinen, Elektronik und Metalle, wel-      porte. Diese weisen inzwischen einen Anteil am BIP von
                           che für Dynamik sorgten. Dieser Boom hielt letztlich bis 2007   18% aus, im Vergleich zu einem Anteil der Warenexporte
                           an; seither mussten Maschinen und Elektronik einen deutli-      von 35%. Auch innerhalb der Dienstleistungsexporte sind
                           chen Rückgang bei den Exporten verzeichnen. Dagegen             Verschiebungen festzustellen. Die Nachfrage von Auslän-
                           konnten sich die Ostschweizer Metallexporte gut halten.         dern nach Schweizer Tourismusdienstleistungen stag-
                                                                                           nierte bei leicht über 2% am BIP, diejenige von Transport-
                           Anhaltender Strukturwandel                                      leistungen bei leicht unter 2%. Die Finanzdienstleistun-
                           Der Bedeutungsverlust der MEM-Branchen zeigt sich auch          gen, das heisst vor allem Dienstleistungen von Banken
                           bei den gesamtschweizerischen Zahlen (siehe Abbildung).         und Versicherungen für ausländische Kunden, verdoppel-
                           Deren Anteil am Bruttoinlandprodukt (BIP) stieg zwischen        ten sich bis 2008 zwar von 3,6 auf 7,2%, mussten mit der
                           1990 und 2008 zwar noch leicht auf 10% an, fiel bis 2017        Finanzkrise aber einen jähen Rückgang verzeichnen, von
                           aber auf knapp 7%. Im Gegenzug erlebten die Exporte             dem sie sich nicht erholten. Vor allem die Bankbranche
                           von Pharma und Chemie einen eigentlichen Boom und               musste Federn lassen, während sich die Versicherungs-
                           stiegen, mit einem Wachstum von 5%, auf knapp 15%.              branche halten konnte. Sehr stark haben sich dagegen die
                           Zwar erlebte mit der Uhrenindustrie ebenfalls eine tradi-       übrigen Dienstleistungsexporte entwickelt, welche inzwi-
                           tionelle Fertigungsbranche einen Aufschwung. Insgesamt          schen auf einen Anteil am BIP von über 9% kommen und
                           muss aber ein relativer Bedeutungsverlust der traditionel-      damit zum Beispiel die MEM-Exporte deutlich überflügelt
                           len Industriefertigung verzeichnet werden. Bei der Phar-        haben. Der Charakter der Globalisierung hat sich in den
                           maindustrie wird zwar das physische Produkt in der              letzten Jahren damit deutlich verändert. Während traditio-

14                Nr. 4/2018
SCHWERPUNKT

                                                                               Anteile von Waren- und Dienstleistungsexporten am BIP
                                                      16%
                                                      14%
                                                      12%
                                                      10%
                                                       8%
                                                       6%
                                                       4%
                                                       2%
                                                       0%
                                                              90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17
                                                            19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20
                                                                   MEM                Pharma, Chemie             Andere Waren
Schweizweit hat die MEM-Industrie relativ an Bedeu-
tung verloren. Immer wichtiger werden dafür die                    Transport          Tourismus      Finanzdienstleistungen            Andere Dienste
Dienstleistungsexporte, die insgesamt bereits 18%      Quelle: eigene Berechnungen auf Basis von Daten von SNB und SECO.
der Exporte ausmachen.

                            nell vor allem Güter gehandelt wurden, sind es mehr und            mit klar untervertreten sein. Ein ausschliesslicher Blick auf
                            mehr Dienstleistungen, welche über die Landesgrenzen               die Güterexporte übersieht damit diese anderen nicht-ma-
                            hinaus angeboten werden.                                           teriellen Geschäftsmöglichkeiten, welche in Zukunft im-
                                                                                               mer wichtiger werden dürften. Bemühungen im Bereich
                            Lizenzen, Geschäftsdienste und KTI                                 Informatikausbildung könnten helfen, die Einnahmen im
                            Die Lizenzeinnahmen aus dem Ausland machen inzwi-                  Bereich KTI zu verbessern. Bei Beratungsdienstleistungen
                            schen etwa 3,5% des BIP aus. Es handelt sich um Einnah-            war St. Gallen bis vor einigen Jahren noch ein wichtiges
                            men aus geistigem Eigentum von in der Schweiz ansässi-             Zentrum, hat aber deutlich an Boden verloren. Und die
                            gen Unternehmen. Inländische und ausländische Lizenz-              Ostschweizer Finanzinstitute sind stark binnenorientiert
                            einnahmen sollen im Zuge der Unternehmenssteuerreform              und dürften bei der Dienstleistungsbilanz nur eine kleine
                            über die Patentbox steuerlich begünstigt werden. Bei den           Rolle spielen. Es verbleiben Tourismus und Transporte,
                            Geschäftsdiensten, mit einem Anteil am BIP von 2,4%,               welche allerdings wenig Potenzial aufweisen.
                            handelt es sich um eine heterogene Gruppe, welche ne-
                            ben Consultingeinnahmen auch die Erträge der Rohstoff-             Offene Märkte und eine offene Haltung
                            broker und damit einen erheblichen Teil der Dienstleis-            Trotz einer langen Tradition der Offenheit ist die Ost-
                            tungserträge aus dem Rohstoffhandel umfasst. Ein weite-            schweiz durch die neuen globalen Entwicklungen stark
                            rer schnell wachsender Bereich sind die Erträge aus                herausgefordert. Traditionelle Güterexporte haben an Ge-
                            Kommunikation, Technologie und Informatik (KTI). Dar-              wicht verloren und werden durch den zunehmenden Pro-
                            unter fallen Dienste wie Cloud Services, Supportdienste            tektionismus zusätzlich bedroht. Es gilt damit, neue Ge-
                            oder Medienarbeit. Die KTI-Dienste aus dem Ausland ha-             schäftsfelder zu erschliessen. Der Erfolg von amerikani-
                            ben inzwischen ebenfalls 2% des BIP erreicht und erzeu-            schen und chinesischen Technologiefirmen zeigt, welches
                            gen damit gleich hohe Einnahmen wie der Tourismus.                 Ertragspotenzial die Informatik hat. Die fortschreitende
                                                                                               Digitalisierung in Industrie und Dienstleistungen wird die-
                            Rückstand der Ostschweiz bei Diensten                              ses Potenzial noch weiter steigern. Auf der Basis eines be-
                            Über die regionale Verteilung der Dienstleistungsexporte           reits jetzt starken Informatikclusters sollte es der Ost-
                            ist wenig bekannt. Allerdings liegen Schätzungen für den           schweiz gelingen, auch in diesen Geschäftsfeldern zu
                            Kanton Zürich vor, welche den Anteil von Zürich bei den            wachsen. Dazu braucht es vor allem hochqualifizierte Ar-
                            Finanzdienstleistungen bei etwa 40% sehen, bei KTI bei             beitskräfte. Nicht alle von diesen werden lokal ausgebildet
                            35%, bei Beratungsdiensten bei knapp 30% und bei den               und rekrutiert werden können. Die Offenheit für qualifi-
                            Lizenzgebühren bei etwa 20%.¹ Es ist zu erwarten, dass             zierte Zuzüger aus dem Ausland wird für die wirtschaftli-
                            die Kantone Basel, Genf, Waadt und Zug den überwie-                che Entwicklung der Ostschweiz deshalb zentral bleiben.
                            genden Teil der restlichen Einnahmen unter sich aufteilen,
                            mit Ausnahme von Tourismus und Transportdiensten, wel-
                                                                                               1 Bedeutung der Handelspartner des Kantons Zürich, Grundlagen der
                            che regional gleichmässiger verteilt sein sollten. Die Ost-          Berechnung, Fachstelle Volkswirtschaft, Amt für Wirtschaft und Ar-
                            schweiz dürfte bei den boomenden Dienstleistungen da-                beit des Kantons Zürich, Juni 2017.

                                                                                                                                                  Nr. 4/2018   15
SCHWERPUNKT

Megatrend Digitalisierung: Daniel Senn, Abacus, im Gespräch

«Die IT-Ausbildung muss viel
höher gewichtet werden»
                                                 Die Ostschweiz hat gute Chancen, den Megatrend der Digitalisierung
                                                 für sich zu nutzen. Allerdings muss sie die Informatikausbildung
                                                 auf allen Schulstufen verstärken, findet Daniel Senn. Der Applika-
                                                 tionsentwicklungsleiter und das Mitglied der Geschäftsleitung von
                                                 Abacus nimmt im Interview Stellung zur Zukunftsagenda der IHK,
                        Robert Stadler
                        Stv. Direktor / Leiter   zu den Herausforderungen in der Ostschweiz und wie Abacus und
                        Kommunikation IHK
                                                 andere IT-Unternehmen die «softurbane Ostschweiz» bereits leben.

Bei «Zukunft Ostschweiz» wurde die               Region schätzen und lieben gelernt. Wir sind     Abacus ist ein führender Anbieter von
IHK-Zukunftsagenda präsentiert. Zum              inzwischen hier voll integriert, ja sogar hei-   Business-Software in der Schweiz und
Thema Arbeitsort lautet die Vision:              misch geworden, und könnten uns nicht ein-       operiert aus Wittenbach. Wieso ist
«Die Kernregion Ostschweiz ist der be-           mal mehr vorstellen, in unsere Herkunftskan-     Abacus in der Ostschweiz beheimatet?
vorzugte Arbeitsort für Menschen, die            tone zurückzukehren. In der Ostschweiz ist es    Unmittelbar nach Abschluss unseres HSG-
an einer Zukunft mit intelligenten und           uns gelungen, unsere Vorstellung einer um-       Studiums haben wir unsere Softwarefirma ge-
digital vernetzten Produkten und                 fassenden Business-Software zu verwirklichen     gründet. Angesichts unserer knappen finan-
Dienstleistungen arbeiten.» Was kön-             und diese als einen gesamtschweizerischen        ziellen Ressourcen war der Studienort St. Gal-
nen Sie dieser Vision abgewinnen?                De-facto-Standard zu etablieren. Unsere Soft-    len die logische Wahl für den Firmensitz des
Daniel Senn: Dieser Vision leben wir persön-     ware ist umfassend vernetz- und erweiterbar      Start-ups. Dass die Ostschweiz noch immer
lich bereits seit mehr als 30 Jahren nach! Wir   und wird zunehmend «intelligenter», wie es       unser bevorzugter Standort ist, ist den Mitar-
sind wegen des Studiums aus anderen Kan-         die jüngsten Entwicklungsschritte in Richtung    beitenden geschuldet, die am Aufbau der
tonen in die Ostschweiz gekommen und             selbstlernender Systeme für die Belegver-        Firma mitgearbeitet haben und denen ein we-
haben im Lauf der Zeit die Vorzüge dieser        arbeitung zeigen.                                sentlicher Anteil am nachhaltigen Erfolg des
                                                                                                  Unternehmens zu verdanken ist.

                                                                                                  In Zeiten der Digitalisierung und der
                                                                                                  Globalisierung verliert die geogra-
                                                                                                  fische Nähe an Bedeutung. Software
                                                                                                  lässt sich relativ einfach überall auf der
                                                                                                  Welt verkaufen. Ist es völlig egal, wo
                                                                                                  eine Softwarefirma ihren Sitz hat? Wie
                                                                                                  sieht das bei Abacus aus?
                                                                                                  Es ist zweifellos eine der Stärken von Abacus,
                                                                                                  dass die Software nicht irgendwo im nahen
                                                                                                  oder fernen Ausland entwickelt wird,
                                                                                                  sondern in der Ostschweiz und somit in
                                                                                                  unmittelbarer Nachbarschaft zu unseren
                                                                                                  Programmanwendern. Denn gesetzliche Ent-
                                                                                                  wicklungen und Änderungen bei schweiz-
                                                                                                  spezifischen Rahmenbedingungen und
                                                                                                  Eigenheiten wie etwa beim «Einheitlichen
                                                                                                  Lohnmeldeverfahren» und beim Zahlungs-

16             Nr. 4/2018
SCHWERPUNKT

verkehr stehen bei unseren Entwicklern im-         Wie gut gut gewappnet ist die Ost-                 In der Industrie kommt der Verände-
mer auf dem Radar. Damit ist garantiert, dass      schweiz für diese Entwicklung?                     rungsschub vom Internet der Dinge.
sich bei Bedarf unsere Nutzer stets auf zeit-      Die Ostschweiz läuft Gefahr, zu spät auf die-      Produzierende Betriebe entwickeln
gerechte Anpassungen und Erweiterungen             sen Paradigmenwechsel zu reagieren, indem          sich immer stärker zu Softwareunter-
der Software verlassen können. Denn Sicher-        sie derzeit zu wenig Informatiker selber aus-      nehmen. Ist das eine Herausforderung
heit und Vertrauen sind zentrale Anliegen,         bildet. Weil kaum ausreichend Fachleute in         für traditionelle IT-Firmen?
die ein ERP-Softwarehersteller gegenüber           unsere Region kommen dürften, wächst die           Im Gegenteil. Wir erhoffen uns viel von die-
seiner Kundschaft erfüllen muss, um länger-        Gefahr, dass das regionale Wirtschaftswachs-       sem Trend. Denn produktionsspezifisches
fristig als partnerschaftlicher Lieferant glaub-   tum abgebremst wird. Eine Chance zur Bes-          Know-how im Zusammenspiel mit Bestrebun-
würdig zu bleiben.                                 serung bietet sich nur dann, wenn ab sofort        gen zur Automatisierung von Prozessschritten
                                                   mit Hochdruck daran gearbeitet wird, das           ist auch für IT-Unternehmen eine lohnende Sa-
Die nahezu unbeschränkten Möglich-                 Informatikwissen auf allen Stufen bis zur aka-     che, wenn die Verbindung zu ERP-Program-
keiten der Digitalisierung werden                  demischen zu optimieren und zu verbreitern,        men wie Abacus erfolgreich gelingt. So ent-
für die wirtschaftliche Dynamik immer              damit wenigstens in einigen Jahren bedeu-          steht eine Win-win-Situation für beide Seiten.
wichtiger. Wie erleben Sie dies?                   tend mehr regional ausgebildete Fachperso-
Die Digitalisierung durchdringt heute mehr         nen als heute zur Verfügung stehen. Dabei          Bei «Zukunft Ostschweiz» wurde der
denn je Lebensbereiche im persönlichen und         sind auch die Unternehmen selbst gefordert.        Begriff der «softurbanen Ostschweiz»
geschäftlichen Umfeld. KMU wollen mit Soft-        Abacus etwa hat deshalb Anfang Jahr eine           eingeführt. Dieser verbindet eine
warelösungen ihre Kernprozesse so weit wie         hauseigene Academy mit Lehrgängen für den          urbane Haltung mit einem Lebensraum,
möglich automatisieren. Ein Mittel dazu sind       Bereich Programmierung ins Leben gerufen,          der mehr Vielfalt und Nähe zulässt als
digitale Werkzeuge, die wir im Rahmen unse-        in der Spezialisten in zwei Vollzeitpensen         die Dichte städtischer Zentren. Das Sili-
rer ERP-Software zur Verfügung stellen. Bei-       Lehrlinge und Praktikanten intern betreuen         con Valley ausserhalb San Franciscos
spiele dafür sind die integrierte Original-        und Umschulungen begleiten.                        startete auch einmal ähnlich. Kann das
belegscanning-Lösung oder die elektronische                                                           ein Vorbild für die Ostschweiz sein?
Archivierung von Originaldokumenten wie            Wo muss sich die Ostschweiz bezüglich              Absolut. In St. Gallen haben wir ja bereits das
etwa Lieferantenrechnungen.                        Informatikausbildung verbessern?                   «Steinach Valley», in dem sich mehrere Soft-
                                                   Die IT-Ausbildung muss bereits in der Primar-      warefirmen angesiedelt haben und bereits seit
Wo sehen Sie Chancen und Risiken                   schule, Unterstufe und Oberstufe viel höher        vielen Jahren mit ihren Produkten und Dienst-
für die Ostschweiz?                                gewichtet werden. Es kann nicht sein, dass in      leistungen schweizweit erfolgreich sind. Beste
Die Digitalisierung hat die Ostschweiz wie         den meisten Oberstufen Informatik ein Wahl-        Beispiele sind Unternehmen wie Abraxas, Na-
jede andere Region der Welt erfasst. Als Pro-      fach ist oder nur 1–2 fixe Lektionen pro Wo-       mics, Nest/InnoSolv, Sorba, Haufe-umantis
duktionsstandort hat die Ostschweiz nur            che IT-Unterricht gehalten werden. Informatik      und Adcubum. Laut «IT St. Gallen rockt» wer-
dann eine Chance, wenn hier eine hohe              – als Begriff weit gefasst einschliesslich Robo-   den in der Wirtschaftsregion St. Gallen-Bo-
Automatisierung zusammen mit hohen                 tik – wird unser ganzes Leben durchdringen         densee bereits knapp 2 000 ICT-Unternehmen
Qualitätsanforderungen garantiert werden           und wird mindestens so wichtig werden wie          mit rund 20 000 Beschäftigten gezählt. Das
kann.                                              Mathematik. Wir müssen den Kindern in der          macht die Region zu einem der attraktivsten
Dazu braucht es in Zukunft überdurchschnitt-       Primarschule und Unterstufe bereits Grund-         Schweizer Standorte für die IT-Branche, zumal
lich viel Informatik-Know-how. Dasselbe gilt       kenntnisse beibringen und Freude an der In-        hier auch der wichtige Aspekt der hohen
auch für die Dienstleistungsbranche. Viele         formatik vermitteln. Wir müssen uns hier am        Lebensqualität nicht zu kurz kommt.
Stellen aus dem KV-Umfeld werden automa-           Ausland orientieren, beispielsweise an Eng-
tisiert. So ist etwa Abacus daran, Rechnun-        land.                                              Vor drei Jahren forderte die IHK eine
gen, Lieferscheine, und Spesenbelege auto-         In der Oberstufe muss Informatik ein ge-           IT-Bildungsoffensive. Anfangs 2019
matisch erkennbar, verarbeitbar und verbuch-       wichtiges Fach werden. Und auch in den             wird darüber abgestimmt. Weshalb ist
bar zu machen. Das macht sehr viele                Lehrplänen verschiedener Ausbildungen, al-         es wichtig, dass die Stimmbürger der
klassische administrative Aufgaben überflüs-       len voran beim KV, muss die Informatik ei-         IT-Bildungsoffensive zustimmen?
sig und tangiert insbesondere auch den             nen höheren Stellenwert erhalten. Solche           Abgesehen von den Steinen und Felsen des
eigentlichen Kernbereich der Treuhand-             Berufe sind in Zukunft ohne IT nicht denk-         schönen Alpsteingebiets bleibt der Ost-
branche. Im Gegenzug braucht es mehr Infor-        bar. Das Angebot an höheren Ausbildungen           schweiz an grauer Materie als natürlicher Res-
matiker, die diese Systeme entwickeln und          nach der Lehre – HSR, NTB Buchs, ZbW,              source allein die Gehirnmasse der hiesigen
betreuen. Gleichzeitig wird mehr Informatik-       FHSG, bald Universität St. Gallen – ist hinge-     Leute. Diese optimal zu nutzen und zu för-
Know-how auf allen Stufen anderer Berufs-          gen gut.                                           dern, sollte für die Ostschweiz essenziell und
zweige benötigt.                                                                                      unser aller Anliegen sein.

                                                                                                                                      Nr. 4/2018   17
SCHWERPUNKT

Megatrend gesellschaftlicher Wandel

Herausforderung
Kinderbetreuung
                                                   Eine fundamentale Herausforderung der nächsten Jahrzehnte ist die
                                                   Alterung der Gesellschaft. Diese wird dem Arbeitsmarkt Fachkräfte
                                                   entziehen, welche irgendwie ersetzt werden müssen. Eine Möglich-
                                                   keit wäre die verstärkte Erwerbsbeteiligung von Frauen. Dabei stellt
                                                   sich die Frage, ob der Staat diese gezielt fördern soll. Damit greift er
                        Michael Götte
                        Leiter kantonale Politik   natürlich auch in grundlegende Entscheidungen ein, welche in einem
                        IHK
                                                   liberalen Staat eigentlich Private treffen sollten.

Die gesellschaftliche Entwicklung geht klar        weniger Verantwortung und damit einen tie-          dern vorzuziehen. Die Mütter könnten so
in die Richtung vermehrter Erwerbstätigkeit        feren Lohn und schlechtere Karrieremöglich-         weiterhin ihrer Arbeit nachgehen, und zu-
von Frauen. Heute gehen knapp 80 Prozent           keiten auf. Die Betreuung von Kindern zu            sätzlich entstünde aus der externen Kinder-
der Frauen im Alter von 15 bis 64 einer Er-        Hause wird sich deshalb auf den gesamten            betreuung Einkommen, welches ebenfalls im
werbstätigkeit nach. Viele arbeiten aller-         Karriere- und Lohnverlauf dieser Frauen aus-        Bruttoinlandprodukt Eingang findet. Ange-
dings in einem Teilzeitpensum, was die ef-         wirken.                                             sichts der Alterung der Gesellschaft wäre dies
fektive Arbeitszeit senkt. Wird die Arbeits-                                                           sicherlich zu begrüssen. Es würde auch er-
zeit berücksichtigt, so sinkt die Erwerbsquote     Handlungsbedarf für                                 möglichen, dass diese in der Regel sehr gut
(in Vollzeitäquivalenten) auf etwa 60 Prozent      die Politik?                                        ausgebildeten Frauen eine Aufgabe wahrneh-
(Abbildung 1). Dies sind aber etwa 10 Pro-         Es stellt sich die Frage, ob und wie die Politik    men, welche ihr Potenzial ausschöpft. Diese
zentpunkte mehr als noch zu Beginn der             in dieser Frage eingreifen soll. Allein aus Sicht   rein wirtschaftliche Sicht greift aber zu kurz.
1990er-Jahre. Die erhöhte Erwerbstätigkeit         des gesamtwirtschaftlichen Wachstums wäre           Die Betreuung von Kindern in der Familie hat
betraf dabei alle Altersgruppen ausser die-        eine weitgehende Fremdbetreuung von Kin-            gegenüber der Fremdbetreuung viele Vor-
jenige der ganz jungen Frauen. Bei diesen
reduzierte die längere Ausbildungsdauer die
effektive Erwerbsbeteiligung. Die Reduktion                             Erwerbsquote Frauen (Vollzeitäquivalente)
der effektiven Arbeitszeit ist vor allem bei
Frauen mit kleinen Kindern sehr ausge-              80%

prägt.¹                                             70%

                                                    60%
Teilzeitarbeit mit Nachteilen
                                                    50%
verbunden
Die Teilzeitarbeit oder die zeitweise Absenz        40%
vom Arbeitsmarkt hat eine Reihe von negati-         30%
ven Auswirkungen. Neben den direkten Ef-
                                                    20%
fekten auf das Einkommen der Familien, in
denen Frauen die Betreuung der Kinder über-         10%

nehmen, stellen vor allem die indirekten Ef-          0%
                                                            96
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fekte auf die Karrieremöglichkeiten dieser
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Frauen ein Problem dar. Typische Karrieren in
                                                                            15–24 Jahre          25–39 Jahre            40–54 Jahre
Unternehmen oder beim Staat basieren nach
                                                                            55–64 Jahre          65 Jahre und älter     15–64 Jahre
wie vor auf einer hohen zeitlichen Präsenz.
                                                     Quelle: IHK-Research Zoom vom 12.11.2018.
Teilzeitstellen weisen dagegen in der Regel

18             Nr. 4/2018
SCHWERPUNKT

teile. Zudem wünschen viele Eltern eine Be-
treuung der Kinder zu Hause. Es gilt deshalb,
                                                            Finanzierungsanteile bei privaten Kitas und Horten
zwischen diesen beiden Perspektiven eine Ba-
                                                                          im Kanton St.Gallen
lance zu finden.

Betreuungsangebote im Kanton
St. Gallen
Das externe Betreuungsangebot ist im Kan-
ton St. Gallen relativ beschränkt. Eine Analyse
des Forschungsbüros INFRAS im Auftrag des
Amtes für Soziales vom März 2017 dokumen-
tiert diesen Rückstand. Im Jahr 2016 standen
für 65 000 Kinder im Alter bis zwölf Jahre ins-
gesamt 3 800 Betreuungsplätze zur Verfü-
gung. Es handelt sich dabei sowohl um den
gesamten familienergänzenden Bereich mit
Kindertagesstätten und Tagesfamilien als
auch um den schulergänzenden Bereich, mit
Hort, schulischer Tagesbetreuung und Mit-                          Eltern    Gemeinde       Firmen       Bund       Weitere Akteure
tagstisch. Die übrigen privaten Betreuungen
wie Nannys oder Grosseltern können nicht
quantifiziert werden und sind bei diesen Zah-     pro Kind beschlossen. Dies entspricht dem          tes. Und es droht eine zusätzliche Erhöhung
len nicht berücksichtigt. Der Kanton St. Gal-     durch den Bund vorgesehenen Maximum und            der Steuer- und Abgabelast.
len weist damit einen Versorgungsgrad von         bedeutet faktisch, dass die Drittbetreuungs-
sechs Prozent aus: Pro hundert Kinder im          kosten vollständig von den Steuern abgezo-         Die Debatte im Kanton St. Gallen
Kanton St. Gallen gibt es gerade mal sechs        gen werden können.                                 Der Kantonsrat des Kantons St. Gallen erteilte
Vollzeitplätze. Dies liegt deutlich unter dem                                                        der Regierung im Jahr 2016 den Auftrag,
schweizerischen Durchschnitt von zehn Pro-        Finanzierung der Kinderbetreu-                     Massnahmen zur Entschärfung des Fachkräf-
zent. Während das Angebot vor allem in den        ung                                                temangels und zur Förderung der Erwerbs-
städtischen Zentren gut bis sehr gut ausge-       Auch bei der direkten Finanzierung der Kin-        tätigkeit von Frauen vorzuschlagen. Dabei
baut ist, liegt der Versorgungsgrad in einem      derbetreuung fördert der Staat die externen        wurde auch gefordert, konkrete Massnah-
Drittel der Gemeinden – meist sind dies           Angebote. In der INFRAS-Studie aus dem Jahr        men zur Verbesserung der Vereinbarkeit von
kleine, ländliche Gemeinden – bei unter ei-       2017 wurden die privaten Kitas und Horte zur       Familie und Beruf aufzuzeigen. Dieser Bericht
nem Prozent.                                      ihrer Finanzierungsstruktur befragt. Es zeigt      ist nun in der parlamentarischen Debatte. Der
                                                  sich, dass die Eltern mit etwa 60% zwar den        Kantonsrat wird über acht Handlungsemp-
Steuerliche Abzüge                                überwiegenden Teil der Finanzierung über-          fehlungen diskutieren, welche von der Regie-
Ein entscheidender Punkt ist die Finanzierung     nehmen (Abbildung 2). Die Gemeinden leis-          rung vorgeschlagen werden. Dabei wird vor
der externen Betreuungsangebote. Soll die         ten aber ebenfalls einen namhaften Beitrag.        allem die vorgeschlagene Erhöhung der Sub-
Entscheidung zwischen familieninterner und        Die Beiträge von Bund, Kanton und anderen          ventionierung des Angebots zu reden geben.
externer Kinderbetreuung nicht vom Staat          Akteuren sind dagegen sehr klein. Es fragt         Der Kanton will bei der Gutheissung des
beeinflusst werden, so wäre eine Gleichbe-        sich, ob und wie dieser Finanzierungsschlüs-       Handlungsfelds die Einführung einer Ver-
handlung nötig. Die Konsequenz wären aller-       sel geändert werden soll. Gefordert wird un-       pflichtung für die Arbeitgeber prüfen, einen
dings dieselben steuerlichen Abzüge für           ter anderem eine stärkere Beteiligung von Fir-     direkten Beitrag an die Finanzierung des Be-
beide Möglichkeiten und keine staatlichen         men über obligatorische, durch Lohnprozente        treuungsangebotes zu leisten. Bereits jetzt
Zuschüsse für die externe Betreuung. In der       finanzierte Beiträge. Westschweizer Kantone        finanzieren die Unternehmen die Familien-
Praxis hat sich die Politik für eine Förderung    kennen bereits heute solche Beiträge. Zwar         zulagen. Diese kommen aber allen Familien
der externen Angebote entschieden, dies           ist es sicherlich so, dass auch Unternehmen        zugute und tragen damit nicht zur besseren
nicht zuletzt mit Blick auf die gesamtwirt-       von zusätzlichen Betreuungsangeboten pro-          Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei.
schaftlichen Effekte. So wurde mit der letzten    fitieren. Allerdings leisten die Unternehmen
Steuergesetzrevision eine Erhöhung des steu-      über die Schaffung von Arbeitsplätzen und
                                                                                                     1 Dr. Frank Bodmer, Erwerbstätigkeit von Frauen: noch
erlichen Abzugs für die Kinderdrittbetreu-        die Abführung von Steuern bereits jetzt einen        viel Potenzial, IHK-Research Zoom vom 12.11.2018.
ungskosten von CHF 7 500 auf CHF 25 000           wichtigen Beitrag zur Finanzierung des Staa-

                                                                                                                                         Nr. 4/2018   19
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