DER TAKTGEBER - Junge Deutsche Philharmonie
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DER TAKTGEBER Das Magazin der Jungen Deutschen Philharmonie Ausgabe 46 / Sommer 2021 UTOPIE MIT KNALLBONBON André de Ridder im Gespräch mit Thilo Braun DIE SPRACHE IST VOR ALLEM TON Dr. Michael Hohmann zu der Winter-Kammermusik TONADAS MIT NACHSICHT UND VERSTÄNDNIS Johanna Hempen über Hoffnung in der Krise DA S UNF T S Z UK HE S TER OR C
2 03 IM UNBEKANNTEN DIE BEREICHERUNG ERKENNEN Vorwort von Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main 04 UTOPIE MIT KNALLBONBON André de Ridder im Gespräch mit Thilo Braun 08 DIE SPRACHE IST VOR ALLEM TON Dr. Michael Hohmann zu der Winter-Kammermusik TONADAS 10 ZEHN WEGE ZUR MUSIK Rückblick auf den digitalen Wettbewerb Kammer?Musik! 12 FAST WIE EIN ORCHESTERKONZERT Justin Auer über die Radiosendung der Jungen Deutschen Philharmonie auf hr2-kultur 14 EIN MUSIKALISCHER SPAZIERGANG Rückblick auf die Sommer-Kammermusik HERBSTLIED 16 AUS DEM NETZ Die Junge Deutsche Philharmonie in den sozialen Medien 17 MIT NACHSICHT UND VERSTÄNDNIS Johanna Hempen über Hoffnung in der Krise 18 KLÄNGE DER NATUR Rückblick auf das Musikvermittlungs- projekt Tears of Nature 20 EINGESTIEGEN & AUFGESTIEGEN 2 neue Mitglieder und 17 Stellengewinne 21 AKTUELLES IN KÜRZE 22 WISSEN, WER DAHINTERSTECKT Der Programmausschuss Manon Heider und Malte Weinig / Trompete (Titel: Stefanie Tran Thu / Viola)
3 IM UNBEKANNTEN DIE BEREICHERUNG ERKENNEN Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main —— Kultur ist eine lebensgestaltende Kraft Gesamtstruktur verschiedenster Aktivitäten, für alle. Sie stiftet Gemeinsamkeit zwischen um sich öffentlich sichtbar machen zu können. Menschen unterschiedlicher Herkunft, Lebens- Programme zu erarbeiten, sich an der Planung alter und Interessen und fördert ihre Ent wick- und Durchführung überregionaler Probe-, lung. Sie weckt Neugier und Aktivität. Sie hilft, Konzert- und Tourneephasen für einen Groß- die Welt von heute zu verstehen und die klangkörper zu beteiligen, Tonträgerproduk- Möglichkeiten von morgen auszuloten. Unsere tionen zu verwirklichen und andere wichtige Gesellschaft ist auf die enorme Steuer ungs- Funktionsfelder der Musik zu bedienen, ergänzt leistung kultureller Werte und Orientierungen die individuelle Qualifikation der Mitglieder angewiesen. Denn es gehört zu den Besonder- um wertvolle praktische Fähigkeiten. Diese heiten von Kunst und Kultur, dass sie den kommen auch den Gestaltungsmöglichkeiten Zugang zu einer Welt eröffnen, in der uns die der späteren Berufsmusiker*innen zugute. Zwänge des Alltags nicht gefangen halten. Workshops, Vorträge und Diskussionen zu Dies gilt in besonderem Maße für die Musik. musikrelevanten Themen wie Musikvermitt- Instrumente mit unterschiedlichen Klangfarben lung und zeitgemäße Interpretationspraxis, aber ergänzen sich zu einem Orchester, einem musi- ebenso zum Selbstverständnis der Musiker*- kalischen Werk, einem harmonischen Ganzen. innen in einer globalen, sich permanent verän- Das lernen wir von der Musik. Aber auch, dernden Gesellschaft erweitern zusätzlich die wie Kontraste, Disharmonien, vielfältige sich Perspektive und fördern gleichermaßen die reibende und ergänzende Töne beeindruckende Eigenverantwortung und Selbstständigkeit. Hörerlebnisse erzeugen können. Deshalb för- in die gemeinsame Musik ein, testen Grenzen dert Musik das menschliche Vermögen, im Un- aus, brechen traditionelle Hörgewohnheiten auf Zwischen Studium und Beruf versteht sich die bekannten und Neuen die Bereicherung erken- und ermöglichen so die Entstehung außerge- Junge Deutsche Philharmonie als „Zukunfts- nen zu können. wöhnlicher Klang- und Konzerterfahrungen. orchester“, in dem die Musik welt von morgen Vielleicht muss gerade in der aktuellen, von Damit unterstützen die jungen Künstler*innen gestaltet wird. Das passt zu Frankfurt am Main, der Corona-Pandemie so stark beeinträchtigten in besonderer Weise die Wahrnehmungs- und einer Stadt, in der die Herausforderungen der Zeit deutlicher hervorgehoben werden, dass Erlebnisfähigkeit des Publikums und tragen zu- Moderne schon früh wie ein Seismograph für Künstlerinnen und Künstler mit ihrer Arbeit dem zur künstlerischen Fortentwicklung der grundsätzliche Ent wicklungen unserer Zeit Hoffnung, Orientierung und Utopien vermit- Musik bei. spürbar waren und sind. teln, dass die spielerische Energie der Künste zu Als selbstverantwortliches, basisdemokra- unverhofften Erkenntnissen führen kann und tisch organisiertes Ausbildungsorchester bietet dass die erlebte kreative Phantasie in der Kunst die Junge Deutsche Philharmonie ihren 18- bis zur bedeutsamen Erweiterung der eigenen 28-jährigen Mitgliedern nicht nur musikalisch Handlungsfähigkeit inspiriert. außergewöhnliche Ent wicklungs- und Erfah- Das trifft auch für die künstlerische Arbeit r ungsmöglichkeiten, etwa durch die Zusam- der Jungen Deutschen Philharmonie zu, deren menarbeit mit international renommierten junge internationale Mitglieder immer wieder Dirigent*innen, Solist*innen und Komponist*- unter herausragenden Musikerinnen und Musi- innen, sondern ebenso auch in kuratorischer kern deutschsprachiger Musikhochschulen aus- und organisatorischer Hinsicht. Denn als pro- gewählt werden. Sie bringen ihre Qualität wie fessionell agierendes Sinfonieorchester benö- ebenso ihre Energie und Experimentierfreude tigt die Junge Deutsche Philharmonie eine
5 UTOPIE MIT KNALLBONBON André de Ridder im Gespräch mit Thilo Braun über die Herbsttournee FREIGEIST Die Pandemie hat die Planung der Herbsttour- Paris“. In Frankfurt war er in der Spielzeit Die Modewelt wird manchmal als oberflächlich nee 2021 gehörig durcheinandergewirbelt. Von 2020/2021 Composer in Residence beim hr- und rein kommerziell kritisiert. Ähnlichen Vor- vier Stücken, die im vergangenen Taktgeber Sinfonieorchester, dort konnte man seine Musik würfen muss sich auch die sogenannte U-Musik angekündigt wurden, ist gerade einmal eines also auch im Konzertsaal erleben. Ich persönlich stellen, der im klassischen Konzertbetrieb von geblieben – Mozarts Klavierkonzert Nr. 22. kenne ihn schon lange und arbeite sehr gerne manchen Leuten Verflachung vorgeworfen wird. Ansonsten ist (fast) alles anders: mit ihm zusammen. Kannst du solche Ängste nachvollziehen – oder Für Constantinos Carydis sprang kurzfristig André sind die Schubladen ein Problem? de Ridder als Dirigent ein – und im Eiltempo hat Three Hundred and Twenty ist ursprünglich —— Ich finde Schubladendenken immer prob- er gemeinsam mit dem Programmausschuss nicht für den Konzertsaal entstanden, sondern lematisch, denn Verflachung kann es in allen der Jungen Deutschen Philharmonie auch die war ein Auftragswerk für eine Pariser Moden- Kunstformen geben, egal ob in Pop, Klassik Auswahl der Stücke überarbeitet. Nun passt sie schau von Louis Vuitton. Was macht es aus oder Neuer Musik. Mir gefällt der englische Be- sowohl zum Hygienekonzept als auch zur ge- deiner Sicht so spannend, dass es ins Konzert- griff der Contemporary Music ganz gut, denn meinsamen Vision. programm musste? damit ist jede Art der zeitgenössischen Musik —— Grundsätzlich finde ich es schon sagen- gemeint. Das kann Jazz ebenso sein wie Hip- Die Tournee der Jungen Deutschen Philharmonie haft, dass dort nicht ein existierendes Stück als Hop, avantgardistische Elektronik oder neue wird in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana Backgroundmusik zur Modenschau genommen Orchestermusik. Diese Breite vermisse ich in starten. Ljubljana ist eine hippe Universitätsstadt, wurde, sondern dass tatsächlich speziell für Deutschland manchmal, auch wenn Konzert- in der einem aber doch permanent die Vergan- diese Gelegenheit ein Werk in Auftrag gegeben häuser wie die Hamburger Elbphilharmonie genheit entgegenweht: Römische Ausgrabungen, wurde. Ich war damals dafür zuständig, mit zeigen, wie es anders gehen kann. Gerade im prunkvolle Jugendstil-Fassaden, sowjetische einem kleinen Orchester im Vorfeld eine Play- Grenzbereich zwischen den Genres entstehen Wohnblocks. Passend dazu wirft das Orchester back-Version aufzunehmen. Darüber hat dann oft die spannendsten Projekte. auch im Programm Zeiten und Stile durcheinan- ein Chor live gesungen, die Sängerinnen und der – Mozarts Klavierkonzert steht neben von Sänger standen hinten auf der Tribüne, und im Mit 8-Bit Noir spielt ihr in Ljubljana, Aschaffen- YouTube inspirierten Collagen, eine Schumann- Vordergrund liefen die Models über den Cat walk. burg und Friedrichshafen auch ein zeitgenössi- Sinfonie trifft auf Musik einer Pariser sches Werk der Komponistin Nicole Lizée. Der Modenschau. Bei YouTube kann man sich das Spektakel anse- Titel erinnert mich an Gameboy-Musik aus hen – der Chor trägt Kostüme aus ungefähr drei den 90ern – ist das auch so ein Grenzbereich? Als André de Ridder zum Interview am Bild- Jahrhunderten: barocke Perücken, Halskrausen —— Absolut. Nicole Lizée arbeitet als Kompo- schirm erscheint, steckt er gerade im Quaran- der Renaissance, klassizistische Gewänder. Ein nistin mit elektronischen Gadgets, die sie tänehotel in Dublin fest. Zwischen Marmela- faszinierender Kontrast zur futuristischen zweckentfremdet. Ihr Vater war Ingenieur und denbrot und Kaffeetasse sitzt er vor dem Kollektion im Vordergrund! sammelte in seiner Werkstatt alte Elektrogeräte. Laptop und spricht enthusiastisch über das —— Was mir daran gefällt: Die alten Kostüme Die Klänge solcher oft halb kaputten, aber doch Programm der Herbsttournee. waren ja alle irgendwann mal Avantgarde. Und noch dröhnenden und summenden Gegen- dieses Nebeneinander von alt und neu spiegelt stände haben sie bereits damals fasziniert. Solche sich in der Musik. Bryce Dessner hat seinem Fundstücke sammelt Lizée heute im Digitalen, Thilo Braun: Mit Three Hundred and Twenty Werk ein Orgelstück aus dem frühen 18. Jahr- etwa auf YouTube. Sie nimmt trashige Videos steht ein Werk von Bryce Dessner und Woodkid hundert zugrunde gelegt. Am Anfang bildet ein als Basis und macht daraus Musik, indem sie das im Programm. Dessner kennen viele vermutlich Orgelchoral die Basis, wie ein Loop, und daraus Original elektronisch verfremdet oder loopt. als Leadgitarristen der Indie-Rockband The entwickelt es sich weiter. Außerdem kommt Aus solchem Material hat sie in 8-Bit Noir dann National. In einem klassischen Konzert erwar- noch der Einfluss des französischen Elektronik- motivisch ein Orchesterstück entwickelt, in dem tet man so einen Komponisten eher weniger ... Musikers Woodkid dazu, der zugleich Musik- diese aufgenommenen Sounds mit den Live- —— André de Ridder: Bryce Dessner kommt berater des Modeschöpfers Nicolas Ghesquière Instrumenten interagieren. tatsächlich von der klassischen Neuen Musik, er ist. Diese Mehrdimensionalität passte zur hat im Ensemble von Steve Reich gespielt und Kollektion von Louis Vuitton, funktioniert aber In einem Interview sollte Nicole Lizée das Stück am Pariser Konservatorium klassische Gitarre auch gut in der reinen Instrumentalfassung, die mal im Stil einer Netflix-Serie beschreiben. Sie studiert – er war sozusagen „The American in wir im Konzert spielen werden. antwortete: „Ein bösartiges Wesen mit Lo-Fi-
6 Tendenzen erscheint ohne Vorwarnung in den wofür man stehen möchte. Professionalität ist im gleichen Raum mit ihnen Musik zu machen. Häusern der Menschen – die Verwirrung weicht dabei wichtig, was aber nicht heißt, dass man Außerdem ist das Besondere an der Jungen dem Terror und dem Chaos.“ Klingt gefährlich ... die Profession nicht modernisieren darf. Nur Deutschen Philharmonie, dass sie sich als —— Es ist vor allem ziemlich lustig und ab- dabei muss eben alles immer auf dem höchst- Nachwuchsorchester immer wieder neu finden surd. Die Komplexität des Konzepts ist sehr möglichen Niveau passieren. Das ist auch eine muss, weil die Studierenden natürlich irgend- hoch. Die Geschichte geht ungefähr so, dass die Frage der Ausbildung: Ist die noch zeitgemäß? wann ins Berufsleben eintreten. Und diese alte Technik plötzlich auftaucht und die Musik Was bedeutet es, ein*e moderne*r Orchester- Möglichkeit, gemeinsam einen Klangkörper zu „auffrisst“. Das ist ziemlich dadaistisch. Übri- musiker*in zu sein? Man kann sich heute nicht formen und einen Spirit zu entfachen – darauf gens beschränkt sich das Theatralische nicht mehr darauf verlassen, eine Fest anstellung zu freue ich mich sehr. nur auf einen Film, der im Hintergrund zu finden. Es gibt schon Länder wie England, da sehen ist, sondern auch das Orchester wird un- bestehen selbst große Orchester allein aus Free- *** gewöhnliche Dinge tun. Ich will nicht zu viel lancer*innen. Da herrschen andere Bedin- Thilo Braun verraten, aber Knallbonbons werden dabei gungen, Musiker*innen müssen auch in der Musikjournalist ebenfalls eine Rolle spielen ... Lage sein, Filmsessions zu spielen, mit Klick zu spielen, müssen sich in verschiedene Stile hin- Neben solchen ausgefallenen Werken gibt es mit einversetzen können. Deswegen ist die Junge Schumanns vierter Sinfonie und einem Klavier- Deutsche Philharmonie auch so spannend, weil konzert von Mozart auch Klassisches im Pro- sie als Ensemble nicht nur in die Musikszene gramm. Als Solist ist Kit Armstrong dabei, ein und Orchester wirken kann, sondern auch an- junger Pianist, der nicht nur für sein virtuoses ders herum in die Ausbildung an den Spiel, sondern auch für sein Interesse an Philo- Hochschulen. sophie und Naturwissenschaften bekannt ist. Hat dieser Blick über den Tellerrand bei der Aus- Euer Konzert in Frankfurt findet im Rahmen wahl des Solisten eine Rolle gespielt? des Fratopia-Festivals statt. Dort sollen gesell- FREIGEIST —— Kit Armstrong passt damit absolut zur schaftliche Utopien für die Stadt Frankfurt ent- Herbsttournee 2021 Jungen Deutschen Philharmonie. Es geht dem stehen, ausgelöst durch Musik. Was für eine Orchester ja nicht nur darum, über den eigenen Utopie bringt ihr mit? SOLIST Kit Armstrong, Klavier Tellerrand zu schauen, sondern es steht selbst —— Die Utopie ist erstmal die des Überlebens. auch für eine zukünftige Generation professio- Unser Anliegen ist es, mit lebendiger Orches- DIRIGENT André de Ridder neller Musikerinnen und Musiker. Gerade das ter musik und klassischer Musik weiterhin die vergangene Jahr hat gezeigt, wie immens wich- Menschen zu erreichen; sie gerade nach diesem PROGRAMM tig es dabei ist, sich nicht nur über die „hehre letzten Jahr spüren zu lassen, wie vital und not- Bryce Dessner (*1976) / Woodkid (*1983) Kunst“ zu unterhalten. Man muss sich auch wendig das ist. Ich wünsche mir, auch ein neu- Three Hundred and Twenty (2020) Fragen stellen wie: „Warum Musik?“ oder es Publikum zu erreichen. Dieses Konzert ist da „Warum Neue Musik?“. Warum sind Konzerte vielleicht schon ein Weg hin zur Einlösung Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) und Orchester denn wirklich notwendig für dieser Utopie, weil es Klassiker in einem Konzert für Klavier Nr. 22 Es-Dur KV 482 eine Gesellschaft? Und dazu muss man sich neuen Licht erscheinen lässt, interpretiert von manchmal auch in gesellschaftliche Debatten jungen Musiker*innen, im Wechsel mit neuen Nicole Lizée (*1973) einmischen und kann nicht nur sagen: „Wir Kompositionen. 8-Bit Noir (2019) wollen spielen, also öffnet die Häuser!“ In Frankfurt wird das Orchester im Parkett Robert Schumann (1810–1856) Die Junge Deutsche Philharmonie nennt sich spielen statt auf der Bühne. Was ist der Gedanke Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120 ganz selbstbewusst ein „Zukunftsorchester“. dahinter? (Originalfassung von 1841) Was ist denn in Zukunft wichtiger für Orchester- —— Das war die Idee von Dr. Markus Fein, dem musiker*innen: jung und wild sein – oder gut Intendanten der Alten Oper. Ich finde sie sehr Die Reihenfolge und Auswahl der Werke ausgebildet und künstlerisch anspruchsvoll? gut, weil das den Zuhörer*innen die Möglich- wechselt je nach Veranstaltungsort. —— Das „junge Wilde“ interessiert mich ehr- keit gibt, dem Orchester näherzukommen – lich gesagt überhaupt nicht. Orchester der und auch wir als Orchester kommen dem KONZERTE Zukunft zu sein, das beschreibt zunächst ein- Publikum näher. Wir sind alle auf einem Level SA 25.09.2021/ 20.00 Ljubljana, mal die Wirklichkeit: In der Jungen Deutschen und können damit sozusagen mit demokrati- Cankarjev Dom Philharmonie versammelt sich die Elite der in scheren Ohren hören. MO 27.09.2021/ 20.00 Erlangen, Deutschland studierenden Musiker*innen. Und Heinrich-Lades-Halle damit bilden sie per Definition die Zukunft der Für dich ist diese Tournee die erste Begegnung DI 28.09.2021/ 20.00 Frankfurt, Alte Oper Orchester ab. Das ist eine tolle Sache, aber es ist mit der Jungen Deutschen Philharmonie.Worauf MI 29.09.2021/ 20.00 Köln, Philharmonie auch eine Riesenverant wortung. Deswegen ist freust du dich am meisten? DO 30.09.2021/ 20.00 Friedrichshafen, es wichtig, dass man sich nicht nur über schöne —— Zunächst einmal darauf, die Musiker*- Graf-Zeppelin-Haus klassische Programme Gedanken macht oder innen, die ich bisher nur in Videokonferenzen FR 01.10.2021/ 19.30 Aschaffenburg, spielt, was Spaß macht, sondern auch definiert, kennengelernt habe, persönlich zu treffen und Stadthalle
Rana Begum, WP 412 (Detail) © Begum Studio, Courtesy of Jhaveri Contemporary 27.3.2021–7.2 .2 02 2 Ways of Seeing Abstraction Works from the Deutsche Bank Collection Mi – Mo 10 – 19 Uhr, Do bis 21 Uhr Unter den Linden 5, 10117 Berlin db-palaispopulaire.de
8 DIE SPRACHE IST VOR ALLEM TON Dr. Michael Hohmann zu der Winter-Kammermusik TONADAS Die Junge Deutsche Philharmonie beteiligt die Internationale Ensemble Modern Akademie Am 6. Februar 2021 hat die Junge Deutsche sich seit 2012/2013 an den Musikreihen (IEMA) zu Hause. Nun haben wir neben unse- Philharmonie ihr Kammermusikprogramm der Romanfabrik. Wie kam es zu der rem Standbein, der Literatur, auch ein schönes TONADAS in der Romanfabrik aufgeführt. Zusammenarbeit? Spielbein, die Musik, in unserem Angebot, Erzählen Sie uns etwas über die programmati- —— Im alten Gewerbegebiet am Osthafen, wo sodass langsam die Idee von einer Zusammen- schen Hintergründe. wir seit 1999 zu Hause sind, kann man sich ne- arbeit in mir keimte. Die Junge Deutsche —— Im Sommer 2019 starteten wir in der ben all den Autohäusern als Kulturverein schon Philharmonie griff das Angebot einer Zusam- Romanfabrik die Reihe „Café Europa – Vorträge ein bisschen einsam fühlen. Ein Blick in die menarbeit vor knapp zehn Jahren freudig auf, und Debatten zur Identität Europas“. Wir woll- Nachbarschaft genügt aber, um zu sehen, dass die IEMA sagte vor zwei Jahren zu, und dieses ten der Bedeutung des Begriffs Europa auf die die vermeintliche kulturelle Isolation ein Jahr kooperieren wir zum ersten Mal mit allen Spur kommen, wollten Europa von allen mög- Trugbild ist. Denn nur ein paar Schritte von der drei Musikinstitutionen aus der Schwedler- lichen Seiten beleuchten. Das Konzept lief aufs Romanfabrik entfernt sind das Ensemble straße, das Ensemble Modern war am 25. Juni Begriffliche hinaus, aufs Definieren. Die sinnli- Modern, die Junge Deutsche Philharmonie und 2021 in der Hanauer Landstraße zu Gast. che Erfahrungswelt, die ästhetische Wahr neh-
9 mung aber, wie wir sie in der Musik und der Dominanz. Das von der Jungen Deutschen nische und lateinamerikanische Literatur wur- Literatur erleben, blieben außen vor. Musik Philharmonie entwickelte Programm entsprach de den Entstehungsphasen der Kompositionen und Literatur in Europa haben seit dem Mittel- bis aufs Tüpfelchen über dem I den Vorüber- zugeordnet. Nun steckt in der Sprache schon alter Sprach- und sonstige Grenzen im Fluge legungen. Der Reihentitel „Europas Musik und ein Ton, bevor diesem eine Bedeutung beige- überschritten; die Schöpfer großer Werke, vor ihre Verbreitung“ wurde durch TONADAS, messen wird. Das ist etwas Verbindendes. Und allem in der Musik, hatten keinerlei Vorstellung durch die Lieder und Weisen des musikalischen dank dieser Verbindung entstehen zwischen von Nationalkultur, sie waren, meist an Höfen Programms, belegt. Der Abend des 6. Februar Literatur und Musik immer wieder Anstöße, engagiert, immer Europäer. Die Vorstellung, es 2021 fand wegen der Corona-Pandemie leider für die Künstler auf der Bühne wie fürs Publi- gäbe einen musikalischen Nationalcharakter, war ohne Publikumspräsenz statt. Umso erfreuli- kum. Diese sind in der Rezeption der Wahr- eine kurze und vorübergehende Erscheinung. cher, dass einerseits die Musiker und der betei- nehmung eines Traumes ähnlich, dem man nie So entstand die Idee einer kleinen Reihe, ligte Schauspieler sich wunderbar verstanden, ganz auf den Grund kommt. Was bleibt, ist die die dem Prinzip des „Café Europa“ entsprach sich gegenseitig zu einem umwerfenden Spiel alte Frage: Wie kann es sein, dass jahrhunder- und dieses zugleich weiterführte. Ausgangs- anstachelten, andererseits die Zuschauer im tealte Musik und Literatur immer noch Genuss punkt war die Idee, dass auch die sinnliche Er- Chat der Livesendung ihr Glück, dies erleben und Freude bereiten können? Karl Marx hat auf fahrung, die sich ganz von alleine beim Hören zu können, sich von der Seele schrieben. diese Frage in seinen Grundrissen der Kritik der von Musik und beim Lesen von Romanen oder politischen Ökonomie eine vorsichtige Antwort Gedichten ergibt, zur Erkenntnis der Welt, Das musikalische Programm wurde um eine gefunden: Weil wir dabei zurückblicken kön- Europas, und so weiter, beitragen kann. Ein Lesung des Schauspielers Wolfram Koch er- nen auf die Menschheit in jüngeren, in jugend- zweiter wichtiger Aspekt sollte eine Rolle spie- gänzt. War dies die erste Zusammenarbeit mit lichen Jahren. len: Die Musik und die Literatur Europas ste- Wolfram Koch? Welchen Wert schafft die hen, schon seitdem sie über die „Eroberung“ Verknüpfung von Musik und Literatur für das *** der Welt durch Europäer in alle Welt getragen Publikum? Die Fragen stellte Linda Knauer, wurden, im Austausch mit den Kulturen der —— Die Romanfabrik arbeitet schon seit Öffentlichkeitsarbeit & Marketing / Education. Länder Amerikas, Afrikas und so weiter: im Jahren gerne und immer wieder mit Wolfram Austausch mit deren Sprachen und Musiken Koch zusammen, er hat eine starke Bühnen- und Literaturen. So entstanden schnell Anstö- präsenz und zeichnet sich durch eine großarti- ße und Resonanzen, offene und kommunizie- ge Kollegialität aus. Die Auswahl der Texte rende Systeme, anfangs mit europäischer entsprach dem musikalischen Programm: Spa-
10 ZEHN WEGE ZUR MUSIK Rückblick auf den digitalen Wettbewerb Kammer?Musik! —— Es ist der 16. April 2021. Aufgeregt habe ich die gerade online ge- den entscheidenden Impuls zur Veranstaltung eines Wettbewerbs gibt, gangene Website unseres Wettbewerbs Kammer?Musik! aufgerufen und konkretisieren sich auch schon bald die Pläne. Es wird in Windeseile eine drücke gespannt beim ersten Video auf Play: Unsere Geigerin Annabel Website erstellt, ein Titel für den Wettbewerb gefunden, und kurz darauf Nolte erscheint mit sehr tief sitzender Brille auf meinem Bildschirm und fordern wir unsere Mitglieder per Mail dazu auf, sich in dreiminütigen liest extrem deutlich von ihrem Tablet vor: „Zoltán Kodály, geboren im Videos mit ihrem Ensemble um ein Coaching durch Mitglieder eines un- Dezember 1882, war ein ungarischer Komponist, Musikpädagoge und serer Partnerorchester zu bewerben. In den Videos sollen Werke so ange- Musikethnologe. Das Duo für Violine und Violoncello entstand 1914, am teasert und vorgestellt werden, dass beim Publikum die Lust erweckt Vorabend des Ersten Weltkriegs, und zwar als unmittelbarer Ausdruck wird, das ganze Werk zu hören. Das Publikum bestimmt, wer sich über von …“. Als hätte man beim Schneiden dieses Videos ein Gähnen im ein professionelles Fotoshooting mit Salar Baygan und ein Coaching freu- Publikum vorausgeahnt, wird vorgespult und schließlich die spießige en darf. Damit man nicht nur für Musiker:innen, die man kennt, ab- Musikgeschichtsvorlesung abgebrochen. Es ertönt die Stimme von stimmt, müssen beim Voting drei Stimmen abgegeben werden, und um Annabels Duopartnerin, der Cellistin Karolin Spegg: „Du findest klassi- Bevorzugung durch die Reihenfolge der Videos zu vermeiden, werden sche Musik langweilig? Dann kennst du noch nicht das Duo für Violine bei jedem Aufruf der Website die Videos nach dem Zufallsprinzip neu und Violoncello von Zoltán Kodály. Dieses Stück enthält alles, was auch angeordnet. Außerdem wählen die Partnerorchester weitere Ensembles ein guter Blockbuster enthalten würde.“ Begeistert sitze ich vor meinem für die Coachings aus. Laptop und verfolge, wie die „epischen“, „stimmungsvollen“, „actionrei- Über die Motivation zur Teilnahme am Wettbewerb sagt das Elia chen“, „unglaublich coolen“ und „total verrückten“ Teile des Stücks an- Quartett: „Beim Wettbewerb teilgenommen haben wir in erster Linie, gespielt werden. Schon nach dem zweiten Video ahne ich, dass es mir weil wir den ‚Auftrag‘, der dahinterstand, toll fanden. Hier ging es eben sehr schwerfallen wird, mich bei der Abstimmung für den Publikumspreis nicht um ‚Wer spielt am besten?‘, sondern um die Vermittlung der Musik, zu entscheiden. und zwar nicht nur an bereits musikbegeisterte Konzert-Besucher:innen, sondern auch an Menschen, die sonst vielleicht überhaupt nicht im Kon- Doch wie kam es überhaupt zu dem Wettbewerb? takt mit der klassischen Orchester- und Kammermusikszene sind. Wenn Mitte Februar: Nachdem uns die Pandemie zur vierten Absage einer gro- man sich die Fragen stellt ‚Was ist es an diesem Stück, das Zuhörer:innen ßen Arbeitsphase gezwungen hat, sitzen wir mit rauchenden Köpfen in catcht? Und wie bringen wir das in drei Minuten zum Ausdruck?‘, der Vorstandssitzung. In dieser ziellosen Zeit möchten wir unseren beschäftigt man sich als Musikerin noch mal auf eine andere Weise mit Mitgliedern den Wunsch nach Kammermusik als Ersatz für die ausgefal- einem Werk. Sich außerdem beim Videodreh kreativ auszuleben und sich lene Frühjahrstournee erfüllen. Aber sollen sie einfach nur das Ergebnis dabei selbst nicht allzu ernst zu nehmen, macht einfach unglaublich der Probenarbeit als 100. Streamingkonzert präsentieren? Schnell wird Spaß! Außerdem war es für uns natürlich schön, in der Corona-Zeit ein uns klar, dass wir lieber neue Formate mit kreativen Ansätzen zur Projekt und ein Ziel als Ensemble zu haben, an dem man gemeinsam Musikvermittlung entwickeln möchten. Nachdem der Kulturmanager arbeiten konnte; somit war der Wettbewerb für uns auch eine Art Ersatz Folkert Uhde uns in einem Telefonat mit Geschäftsführerin Carola Reul für andere, ausgefallene Projekte.“ Annabel Nolte vom Duo Annabel & Karo doziert über Zoltán Kodály. Das mondëna quartet beim Coaching mit Jagdish Mistry vom Ensemble Modern.
11 Zehn Einsendungen mit mitreißenden Vermittlungsideen beim Ensemble Modern, und uns, als wir dann live und in Farbe zusam- Im Video des Trio Rarità erklärt Flötistin Luca Höhmann zum 2. Satz aus menarbeiten konnten. Es ging bei unserem gemeinsamen Vormittag viel dem Trio von Erwin Schulhoff: „Der Furiant ist ein sehr wilder und um den Sound und die Balance des Ensembles, die Einzigartigkeit und schneller Tanz und hat einen etwas vertrackten Rhythmus, der uns die Kombinationsmöglichkeiten der Instrumente. Neben der Arbeit am manchmal auch ein bisschen schwerfällt.“ Groovend macht sie ihn vor: Stück selbst erhielten wir zahlreiche neue Impulse aus dem Blickwinkel „EINS zwei drei VIER fünf EINS zwei drei VIER fünf … Ich find’ den eines Neue-Musik-Experten, die wir in die Arbeit des nächsten Borsch- Rhythmus irgendwie total gut, weil man hat Lust zu tanzen und eksta- Halbjahres mitnehmen können. Für die gemeinsame Arbeit an dem Air tisch ums Feuer herum zu hüpfen.“ Lucas leuchtende Augen lassen den selbst war ein Gedanke zentral: Wie diesen Klassiker verfremden, damit Funken sofort überspringen. Und das Nerida Quartett beantwortet gegen es kein Klassiker mehr ist, aber trotzdem einer bleibt, in Form einer neu- Ende seines Videos die Frage, für wen Ligetis Métamorphoses Nocturnes en, eigenen Komposition? Das Arrangement hat sich wieder ein Stück geeignet ist, mit „für Freunde der ungarischen Volksmusik“, „für Techno- verändert, und der Kreativprozess geht mit neuen Eindrücken weiter.“ Fans“, „für Walzer-Liebhaber“ und zum Schluss augenzwinkernd mit Die Musikerinnen des neu gegründeten Elaia Quartetts freuen sich „und für alle anderen“. Wer sich für kreative Vermittlungsansätze inter- besonders über den gewonnenen Publikumspreis: „Gerade für uns als essiert, auch von Bass Partout, Odeon Trio und Duo Lubin, kann sich junges Ensemble ist natürlich die Zusammenarbeit mit Profi-Orchestern, nach wie vor die Einsendungen auf der Website jdph-kammermusik.de die sich durch den Wettbewerb ergeben hat, sehr spannend und wertvoll; anschauen. unser Coaching mit Christian Atanasiu von den Düsseldorfer Sympho- Mittlerweile haben einige der gewonnenen Coachings schon stattge- nikern war für unsere Arbeit am Stück und überhaupt als Ensemble un- funden. Julia Panzer, die mit ihrem mondëna quartet ein Coaching mit glaublich hilfreich. Außerdem hatten wir durch das Teilen der Videos in Jagdish Mistry vom Ensemble Modern gewonnen hat, schwärmt: „Das der Abstimmphase die Möglichkeit, auf unser Quartett aufmerksam zu Besondere für uns war, dass es unser allererstes gemeinsames Coaching machen, was einem recht neu gegründeten Ensemble natürlich sehr als Quartett war und Jagdish es geschafft hat, dass wir die Episoden mit entgegenkommt.“ neuen Augen und Ohren wahrnehmen und auf ein neues Level anheben Auch bei der Entstehung dieses Wettbewerbs hat sich die Weisheit konnten. Er hat sehr viel mit Bildern gearbeitet, so sind wir musikalisch „Not macht erfinderisch“ bewahrheitet. Ich freue mich jedenfalls sehr auf von tiefen Depressionen bis hin in die weiten Felder Ungarns gereist. Die die zweite Ausgabe von Kammer?Musik! im Frühjahr 2022 und bin Stimmung war total energiegeladen, und wir sind sehr fröhlich und moti- schon gespannt, welche musikalischen Werbespots uns dann aus der viert aus diesem Coaching rausgegangen.“ Mitgliedschaft erreichen. Christoph Rehorst, Kontrabassist bei Borsch4Breakfeast, erzählt: „Im April haben wir uns mit unserer Bearbeitung des Air aus der dritten *** Orchestersuite von Johann Sebastian Bach um ein Coaching beworben. Stefanie Tran Thu / Viola Die Aufnahme entstand mit vielen Kilometern Abstand auf digitalem Mitglied im Orchestervorstand Wege. Umso größer war die Energie bei Hermann Kretzschmar, Pianist So sah der Videobeitrag von Borsch4Breakfast zu Bachs Air aus. Das Duo Lubin hat Jean-Marie Leclairs Sonate für zwei Violinen op. 3 Nr. 2 vorgestellt.
12 FAST WIE EIN ORCHESTERKONZERT Justin Auer über die Radiosendung der Jungen Deutschen Philharmonie auf hr2-kultur Foto: Musikjournalistin Ursula Böhmer interviewt Geschäftsführerin Carola Reul für die Radiosendung der Jungen Deutschen Philharmonie. Justin, die Junge Deutsche Philharmonie hat wir dann mit Leben gefüllt, zum Beispiel mit sendung im Allgemeinen und die Entwicklung die Folge der Sendung „Musikland Hessen“ am Interviews, Beiträgen, O-Tönen, Musikbei- eines roten Fadens, der die Hörenden durch die 5. Juni 2021 gestaltet. Wie kam es dazu? spielen, Geschichten und vielem mehr ... Sendung leitet. —— Der Hessische Rundfunk, genauer gesagt Es hat tatsächlich ein bisschen gedauert, bis wir die Redakteurin Susanne Pütz, kam mit einer Ihr habt über Monate hinweg in Workshops mit uns wirklich in die Radiowelt einfühlen konn- Anfrage auf uns zu, eine Ausgabe von „Musik- der Redakteurin Susanne Pütz an dem Programm ten, aber dann hat es uns sehr viel Spaß ge- land Hessen“ zu gestalten. Wir waren total be- gearbeitet. Wo lagen die Herausforderungen? macht, am Programm und an der Sendung zu geistert und auch sehr geehrt von dem Angebot —— Am Anfang hatten wir quasi für drei feilen. Insgesamt war die Arbeit ein total span- und haben diese tolle Chance gleich ergriffen. Stunden absolute Gestaltungsfreiheit; eine nender Prozess, und wir sind sehr dankbar, dass wirk lich einmalige Gelegenheit, aber um ehr- wir diese Chance hatten. Am Schluss entsteht Erzähl uns etwas über das Programm, das ihr lich zu sein auch etwas einschüchternd, da kei- dann aus vielen einzelnen Teilen ein Gesamt- zusammengestellt habt! ner von uns Erfahrungen mit Radiojourna- werk – das hat dann schon Ähnlichkeit mit —— Wir wollten im Programm so viele Facet- lismus hatte. Die Themen waren in einigen einem Orchesterkonzert. ten der Jungen Deutschen Philharmonie wie Brainstormings schnell gefunden. Danach war möglich zeigen und haben uns in den Brain- es eine große Aufgabe, diese zu präzisieren und *** stormings mehrere Themenschwerpunkte zu entscheiden, zu welchem Thema beispiels- Die Fragen stellte Linda Knauer, überlegt: Vielfalt, Zukunft, Demokratie, Moti- weise ein Beitrag oder ein Interview passt. Ein Öffentlichkeitsarbeit & Marketing / Education. vation – alles Themen, die unser Orchester und weiterer wichtiger Punkt, den uns Susanne die Mitglieder bewegen. Diese Themen haben Pütz vermittelt hat, ist der Aufbau einer Radio-
„Im Orchester geht „Mir gefällt die Be- es um Vielfalt im schreibung von P&I schöpferischen aus der Musik. Sie Denken. Und da passt zu TRATON’s liegt es an mir, die Ziel, die verschiede- jungen Musiker zu nen Perspektiven aus ermutigen über der großartigen Viel- die Grenzen hinaus- falt unserer Mitarbei- zugehen, die sie ter in perfekt ausba- sich vielleicht selbst lanciertes Teamwork gesetzt haben.“ zu verwandeln.“ Jonathan Nott ist Erster Dirigent Sofia Vahlne ist Head of People und Künstlerischer Berater der Strategy & Labour Relations bei Jungen Deutschen Philharmonie, Scania und in der TRATON GROUP die von der TRATON GROUP ge‑ verantwortlich für das Programm sponsert wird. „Pluralism & Inclusion“. Pluralismus & Inklusion (P&I) sind in der TRATON GROUP mittlerweile feste Unternehmensgrundsätze. Denn Sustainability Stories – die verschiedenen Perspektiven, Kenntnisse und Talente aller Mitarbeiter aktiv und gezielt den TRATON-Podcast jetzt in den Arbeitsalltag einzubringen, steigert die Innovationskraft von Unternehmen und abonnieren unter: Organisationen. Im neuen englischsprachigen Podcast „Sustainability Stories“ sprechen Sofia Vahlne, bei TRATON verantwortlich für P&I, und der Orchesterdirigent Jonathan Nott darüber, wie Inklusion in sehr vielfältigen Teams zu nachhaltigem Erfolg führt. traton.com/podcast
14 EIN MUSIKALISCHER SPAZIERGANG Rückblick auf die Sommer-Kammermusik HERBSTLIED —— Das Kammermusikprojekt HERBSTLIED begann am Freitag, den Komponisten ab), so war es auch für uns SpielerInnen eine bereichernde 04.06.2021 im Haus der Deutschen Ensemble Akademie in Frankfurt Erfahrung, die andere Anforderungen mit sich brachte, als wenn wir das mit einem Moderationsworkshop von Dr. Anselma Lanzendörfer Mozart-Quintett wie gewöhnlich in einem Stück gespielt hätten. Es for- (Fundraising / Sonderprojekte), denn Ziel der Woche war nicht nur die derte von uns eine noch größere Aufmerksamkeit und die Sensibilität, Erarbeitung des Repertoires, sondern auch die Ausgestaltung einer indi- uns schnell in die kontrastierenden Stimmungen hineinzuversetzen. Es viduellen, von uns MusikerInnen gestalteten Konzertmoderation. Der erfüllte uns mit Stolz, dass zwei Konzertbesucher Toshio Hosokawa, den Startschuss für eine kreative Ideensammlung war gesetzt. Und um diese Komponisten von Herbst-Lied, kannten und ihm von diesem besonderen angemessen füllen zu können, war ein Eindruck der Musikstücke nötig. Konzert berichten wollten. Für den Klarinettisten Joshua Dahlmanns bot Der erste Abend wurde daher intensiv zum Proben genutzt, zumal am sich die Gelegenheit, Dai Fujikura, den Komponisten des Solowerkes Folgetag bereits der erste Unterricht anstand. Dabei bemerkten wir Turtle Totem, im Voraus persönlich zu sprechen. „Es war für mich noch- schnell, dass die Probenarbeit der Klarinettenquintette von Mozart und mal eine ganz neue Erfahrung, persönlich mit einem Komponisten zu Hosokawa sehr unterschiedliche Schwerpunkte hat. sprechen, dessen Solo-Stück ich spiele“, erzählt er. „Das Gespräch mit Der Cellist Jan-Filip T̆upa, der selbst für zeitgenössische Musik brennt, Dai hat mir sehr viel Spaß und Erkenntnis gebracht. Ein Mensch, der sehr zeigte uns im ersten Unterricht unter anderem, wie wir im Zusammen- offen für alle Fragen war. Definitiv hat mir Dai Fujikura helfen können, spiel die Orientierung in Toshio Hosokawas Herbst-Lied behalten. Er das Stück besser zu begreifen, und neben musikalischen Feinheiten war hörte sich sensibel in unser Ensemble und unsere individuellen Spiel- für mich vor allem prägend, dass er mir sehr viel persönlichen Inter- weisen ein und half uns dabei, klanglich noch schneller und präziser pretationsspielraum eingeräumt hat, was natürlich meine Kreativität und zusammenzufinden. meinen Spaß an Turtle Totem gesteigert hat.“ Ein weiterer Mentor bei diesem Projekt war der belgische Klarinettist Am nächsten Tag spielten wir im Japanischen Kulturinstitut in Köln und Gründungsmitglied des Mahler Chamber Orchestra Jaan Bossier. Er und lernten immer besser, uns auf die täglich wechselnde Akustik einzu- ließ uns am Folgetag auf beeindruckende Weise spüren, wie eine Person stellen. Wir entwickelten große Freude am spontanen Verzieren sich auch wortlos und nur mit ihrer Präsenz und kleinen Gesten den Stücken wiederholender Phrasen bei Mozarts Klarinettenquintett. Die Freude am und unserem Ensemble einen weiteren, ganz anderen Geist einhauchen Überraschen der MitspielerInnen mit den eigenen kreativen Ideen blieb konnte. Beide Mentoren arbeiteten ebenfalls im Einzelunterricht intensiv bis zum letzten gemeinsamen Ton erhalten. mit unseren Solisten. Die Cellistin Clara Franz und der Klarinettist Joshua Ein Highlight der Tournee war für uns das Open-Air-Konzert der Dahlmanns erhielten wertvolle Inspirationen und Anregungen für die Werner Reimers Stiftung in Bad Homburg, bei dem wir in der sommerli- Darbietung ihrer Solowerke Threnody für Violoncello solo von Akira chen Abendluft neben unseren eigenen Klängen auch die der Vögel und Nishimura und Turtle Totem von Dai Fujikura. der Natur in den Werken hören durften. Im Anschluss gab es hier die Bis Sonntag entwickelten wir zwei Moderationskonzepte, die bei den Gelegenheit zu einem kleinen Austausch mit dem Publikum. Nach so vier Konzerten in Berlin, Köln, Bad Homburg und Düsseldorf im Wechsel langer Zeit des Abstandhaltens und der Kontaktmeidung wieder für ein umgesetzt wurden. Über die Probenzeit hinweg entdeckten wir immer Publikum zu spielen und sich im Anschluss sogar austauschen zu dürfen, wieder neue Klänge in den Werken. Sehr inspirierend waren für uns auch war ungewohnt und schön. Toshio Hosokawas Gedanken zu den Unterschieden zwischen japani- Unsere Tournee endete an einem heißen Sommertag mit dem vierten scher und europäischer Musik: Für ihn ist in der europäischen Musik ein Konzert im Palais Wittgenstein in Düsseldorf. Es war ein ergreifendes Ton ein Teil eines Ganzen, während in der japanischen Musik ein einzel- Konzert, bei dem wir das gemeinsame Musizieren nochmal sehr genos- ner Ton bereits eine ganze Landschaft darstellen kann. Unsere Bratscherin sen haben. Neben den persönlichen musikalischen Erfahrungen, die wir Lina Bohn nahm in den Werken insbesondere die Vielfalt von Stille wahr: gemacht haben, war es wirklich schön und aufregend, innerhalb kurzer „Was ist Stille? Wie ist Stille? Ich glaube, es gibt so viele Arten und Zeit den Geist vier verschiedener Städte mit all den zuversichtlichen Qualitäten von Stille, wie es diese von Tönen und Musik gibt. Es macht Menschen, die sich der zurückgewonnenen Freiheit erfreuten, erlebt zu einen Unterschied, was davor erklang, was danach erklingt und sogar wer haben. und wie viele Menschen der Stille wie lauschen. Was können wir durch Es war, als wären wir langsam durch einen Garten gegangen. Ein Garten Stille entdecken, was lernen, was erfahren?“ voller Eindrücke aus zwei musikalischen Welten, verschiedenen Städten Am Mittwoch begann unsere Tournee mit dem ersten Konzert im und einer Vielzahl von Menschen, die uns auf diesem musikalischen Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin. Wir wurden herzlich empfangen Spaziergang begleitet haben. und ließen uns von der besonderen Atmosphäre des Hauses inspirieren. Die Werke nun zum ersten Mal im Konzert vor kleinem Publikum sowie *** im Livestream darzubieten, war aufregend. So besonders, wie die Pro- Geraldine Galka / Violine grammreihenfolge für das Publikum war (die vier Sätze von Mozarts Klarinettenquintett wechselten sich mit den drei Werken der japanischen
15 „Es ist, als wenn man langsam durch einen Garten ginge.“ Toshio Hosokawa
16 AUS DEM NETZ Die Junge Deutsche Philharmonie in den sozialen Medien Im März 2021 wurde auf Wunsch der Orchestermitglieder das 2017 gegründete Social-Media-Team der Jungen Deutschen Philharmonie wieder aktiv. Die Geigerinnen Johanna Hempen, Chiara Mohr und Annina Pritschow treffen sich seitdem regel- mäßig mit Linda Knauer (Öffentlichkeitsarbeit & Marketing) via Zoom, um neue Inhalte und Formate zu erarbeiten und die Aktivitäten des Zukunftsorchesters noch umfassender und aus einer anderen Perspektive auf Instagram und Facebook zu präsentieren. Ein Workshop mit der Social-Media-Agentur SUPERUNKNOWN hat dabei geholfen, die Kommunikations- ziele festzulegen und die Arbeitsweise des Gremiums zu organi- sieren. Erste Projekte, die das Team begleitet hat, waren der digitale Wettbewerb Kammer?Musik! oder die Radiosendung „Musikland Hessen“ für hr2-kultur. Außerdem wurden interak- tive Formate wie Umf ragen zum Taktgeber oder dem Thema Gehörschutz für Orchestermusikerinnen und -musiker speziell für die Instagram-Stories entworfen. Jetzt sitze ich erst mal im Zug auf dem Weg nach Frankfurt und bereite mich vor. facebook.com/JungeDeutschePhilharmonie instagram.com/daszukunftsorchester youtube.com/c/JungeDeutschePhilharmonie
MIT NACHSICHT UND VERSTÄNDNIS Johanna Hempen über Hoffnung in der Krise Liebe Leser*innen, nach fast zwei Jahren im Vorstand der Jungen Deutschen Philharmonie meine aktuelle Haltung beschreiben. Vorsichtig, da ich dem neuen Frie endet diese Zeit für mich nun im Herbst dieses Jahres. Ich bin sehr dank den noch nicht ganz traue und sich erst zeigen muss, ob und wie sehr die bar für die Erfahrungen, die ich als Teil des Vorstands gemacht habe. Kultur unter den Lockdowns gelitten hat. Optimistisch, da Dinge wieder Besonders im vergangenen Jahr 2020 haben wir eine ganz neue Art von in Bewegung kommen und oft Positives passiert, wenn man es am Krisenmanagement gelernt; unter anderem, nach jeder Absage mit weni wenigsten erwartet. In den aktuell besonders nervenaufreibenden Be gen Möglichkeiten ein neues kreatives Konzept aus dem Boden zu stamp werbungsverfahren für Probespiele per Video habe ich eine feste Stelle im fen. Ich glaube, dass ich von diesen Erfahrungen für die Zukunft nur Folkwang Kammerorchester gewonnen, die ich ab September antrete. profitieren kann, egal ob eine Pandemie herrscht oder nicht. Eine besondere Chance waren außerdem die Coachings, die wir beim Um mich für dieses Grußwort vorzubereiten, habe ich meinen letzten Wettbewerb Kammer?Musik! gewinnen konnten. Diese Möglichkeit hat Text für den Taktgeber von 2019 rausgesucht. Dort ermutige ich Sie, liebe sich nur durch den Lockdown und die dadurch entstandenen Alternativ Leser*innen, neue Schritte in die Zukunft zu wagen und optimistisch zu angebote ergeben. Ich bleibe also trotz Corona-Pandemie bei derselben sein – in der Zeit war noch nicht an eine folgenschwere Pandemie wenige Einstellung: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Monate später zu denken. Im März 2020 kam dann der erste Lockdown Auch persönlich habe ich viel aus der Krise gelernt: Nachsicht – dieses und nun, mehr als ein Jahr später, überlege ich, ob ich immer noch diesel Wort hat für mich eine größere Bedeutung denn je. Und Verständnis. Das be risikobereite und positive Lebenseinstellung habe wie 2019. würde ich mir für die Zukunft wünschen – dass wir einander zuhören, Das Jahr 2020 hat uns alle auf eine harte Probe gestellt, und eigentlich uns aktiv unterstützen und füreinander da sind. Das mag jetzt ein wenig gibt es viele Gründe, die Frage zu verneinen. Ich spüre, dass ich manch kitschig klingen, aber ich denke, dass ein bisschen Kitsch in diesen ver mal empört bin. Empört, weil wir trotz Hygienemaßnahmen keine rückten Zeiten nicht schaden kann. Es wird besser werden, und im Konzerte spielen dürfen, andere (sportliche) Veranstaltungen aber statt Kleinen können wir alle dabei helfen! finden. Und erschöpft bin ich. Auch wenn es mehrere Lockdowns und Ich wünsche Ihnen, dass Sie gesund bleiben, und freue mich, wenn häufig Stillstand gab, kann von Erholung keine Rede sein. Nur ständiges Sie aktiv mithelfen, die Kultur am Leben zu halten. Warten, Durchhalten, Hoffen und dann wieder von vorne anfangen. Ganz offen und ehrlich gesagt: Es fällt mir nicht immer leicht, positiv *** nach vorne zu blicken. Dabei hatte ich trotz Pandemie zeitweise einen Johanna Hempen / Violine vollen Kalender – wie muss es also anderen ergangen sein, die größere Mitglied im Orchestervorstand Hürden zu bewältigen hatten? „Vorsichtig optimistisch“, so würde ich
18 KLÄNGE DER NATUR Rückblick auf das Musikvermittlungsprojekt Tears of Nature Improvisation und Songwriting stehen auf dem Programm von Mario Alarcón Cid. —— Kräftige Trommelrhythmen und eine Melodie auf der Marimba hal- Umweltschutz geschrieben, die sie nun mit Gitarrenakkorden, Cajón- len an einem Freitagnachmittag im Mai durch die zumeist leeren Gänge und Trommelrhythmen begleiten. „Umweltverschmutzung … die Ab- der IGS Mathildenschule Offenbach. Folgt man den Klängen, stößt man gase von Autos, Flugzeugen, Heizungen. Abfälle aus Glas, Papier und auf eine kleine Gruppe von Schülerinnen und Schülern, die im Musik- Plastik, Metall, giftige Gase und so weiter verschmutzen die Umwelt“, raum unter Anleitung des Schlagzeugers Tido Frobeen Klangforschung rappt Schüler Zoubeir, während Leopold Rucker mit Erika und Leo an betreiben: Sie probieren aus, wie man auf Perkussionsinstrumenten ver- Cajón und Djembé noch einmal den Einsatz übt. schiedene Stimmungen erzeugt, die aus der Filmmusik bekannt sind. Auch draußen auf dem Schulhof wird fleißig musiziert. Bei Cellist Unheimlich wie im Horrorfilm, schön wie ein Happy End oder actionge- Mario Alarcón Cid stehen Improvisation und Songwriting auf dem laden sollen die Eigenkompositionen klingen. In der Woche zuvor haben Programm. Ausgestattet mit Gitarren, Bratsche, Trompete, Trommel und die Schülerinnen und Schüler Regenmacher, Shaker und Schellenkränze Cello probt seine Gruppe in einer begrünten Ecke des Hofes Akkorde und gebastelt, die ebenfalls zum Einsatz kommen. Melodien, die sie zu einem Song formen will. Schülerin Adriana singt In der Eingangshalle der Schule probt Kontrabassist Leopold Rucker einen selbst geschriebenen Text dazu. mit seiner Gruppe einen musikalisch unterlegten Poetry Slam im Klein- Schon seit Februar arbeiten Musiker der Jungen Deutschen Philhar- format. Die Schülerinnen und Schüler haben eigene Texte zum Thema monie im Rahmen des Förderprojektes KUNSTVOLL des Kulturfonds
19 Frankfurt RheinMain mit einer sechsten Klasse der IGS Mathildenschule interviewt einzelne Schülerinnen und Schüler zu den gezeigten Inhalten in kleinen Gruppen an unterschiedlichen musikalischen und interdiszi- und kündigt die jeweiligen Vorführungen an. Jetzt können alle zeigen, plinären Inhalten. Was zunächst spielerisch und spontan wirkt, ist woran sie in den vergangenen Monaten gearbeitet haben. Ein absolutes verbunden durch das Schlagzeugkonzert The Tears of Nature des chine- Highlight ist die Premiere der Filmdokumentation, die der Kameramann sisch-amerikanischen Komponisten Tan Dun, das die Fülle und Unbe- Milan Werhand an zwei Nachmittagen in der Schule gedreht hat. Nach rechenbarkeit der Natur in Klänge fasst. Jedem der drei Sätze liegt eine einem herzlichen Applaus für alle Beteiligten heißt es Abschied nehmen. Naturkatastrophe zugrunde: der Tsunami in Japan, Hurrikan Sandy an Trotz der Herausforderungen rund um Corona war das Musikver- der Ostküste der USA und das Erdbeben in Sichuan, China. Das Konzert mittlungsprojekt Tears of Nature ein voller Erfolg. ist Ausgangspunkt und Inspirationsquelle für die Workshops, in denen sich jede Gruppe mit einem anderen Aspekt befasst. Als roter Faden zie- *** hen sich jedoch die Themen Umweltschutz und Naturklänge durch die Linda Knauer Arbeitskreise. Öffentlichkeitsarbeit & Marketing / Education Die teilnehmenden Musiker der Jungen Deutschen Philharmonie engagieren sich ehrenamtlich im Projekt. Für manche ist es die erste Er- fahr ung in der pädagogischen Arbeit mit einer Schulklasse, andere waren bereits bei früheren Musikvermittlungsprojekten dabei. Auf sich allein gestellt sind die Studenten natürlich nicht: Für Fragen, Tipps und Feed- back steht Projektleiterin Anni Komppa zur Verfügung, die als studierte Oboistin und ausgebildete Gymnasiallehrerin für Musik und Darstellen- des Spiel langjährige pädagogische und musikalische Erfahrungen mit- bringt. Unterstützt wird sie von der Musiklehrerin der IGS Mathilden- schule Èva Pereginé Budai. Ihre Flexibilität stellen die Musiker nicht nur in den Workshops, son- dern auch in der Organisation und im Zeitmanagement unter Beweis. Kaum sind die Workshops im Februar gestartet, müssen sie aufgrund der hohen Corona-Infektionszahlen für einen längeren Zeitraum unterbrochen werden. Im Mai geht es glücklicherweise unter Einhaltung der Hygiene- regeln weiter. Statt drinnen wird draußen geprobt, Abstand gehalten und Maske getragen. Der für Ende Mai geplante Abschluss des Projekts muss in den Juni verschoben werden und kollidiert nun mit Probespielen, Schüler Dimitar übt Rhythmen unter Anleitung von Tido Frobeen. Abschluss- und Aufnahmeprüfungen der Musiker. Doch auch hier zeigen sich alle Beteiligten flexibel und finden Lösungen, wie es trotzdem wei- tergehen kann. Dass die Schülerinnen und Schüler regelmäßig am Freitagnachmittag nach dem Unterricht in der Schule erscheinen, um mit „ihren“ Musikern zu arbeiten, zeigt, dass sich das Engagement lohnt. Als bei den letzten beiden Terminen Tanzpädagogin Kristina Veit dazu- kommt, um mit den Schülerinnen und Schülern eine Choreographie ein- zustudieren, ist die Freude besonders groß. Mehr als die Hälfte der Klasse möchte dabei sein und lässt sich von der Energie der Musik mitreißen. Kurz vor der Abschlussveranstaltung am 25. Juni, die nur im kleinen Kreis stattfinden darf, liegt die Aufregung spürbar in der Luft. Aus selbst fotografierten Naturbildern hat die Schulklasse eine eigene Fotoaus- stellung gebastelt, die im Foyer auf das Projekt einstimmt. Die Musik- gruppen gehen ein letztes Mal ihre Texte und Kompositionen durch, die Tänzerinnen und Tänzer proben ihre Schritte. Um 15 Uhr geht es los. Der Schulleiter Oliver Schröder und einige Lehrerkolleginnen und -kolle- gen sind erschienen, die Kinder warten auf Bänken in der Turnhalle gespannt auf ihren Einsatz. Anni Komppa moderiert die Veranstaltung, Texte schreiben, vortragen und musikalisch begleiten: Leopold Rucker gibt Hilfestellung.
EINGESTIEGEN & AUFGESTIEGEN 2 neue Mitglieder und 17 Stellengewinne HERZLICH WILLKOMMEN GRATULATION Seit Juni 2021 gehören zwei neue Mitglieder 17 Stellengewinne unserer Mitglieder zum Orchester Klarinette Feste Stelle Akademie Irene Martínez Navarro Paul Wolf / Horn Benjamin Völkel / Oboe Violine Badische Staatskapelle Karlsruhe NDR Elbphilharmonie Orchester Geraldine Galka Christina Hambach / Horn Sarah-Luisa Zrenner / Viola Münchner Philharmoniker Bamberger Symphoniker Máté Bíró / Tuba Kathrin Herwanger / Violoncello Magdeburgische Philharmonie Essener Philharmoniker Anna Meyer / Violine Philipp Sussmann / Viola Philharmonisches Orchester Hagen NDR Radiophilharmonie Hannover Tin Wai Lai / Viola Stefanie Tran Thu / Viola Dortmunder Philharmoniker Orchester des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden Anna Wiedemann / Violine Gewandhausorchester Leipzig Praktikum Oliver Léonard / Violoncello Staatsorchester Kassel Anton Engelbach / Fagott Göttinger Symphonieorchester Amelie Bertlwieser / Klarinette Beethoven Orchester Bonn Johanna Hempen / Violine Folkwang Kammerorchester Essen Zeitvertrag Carlotta Brendel / Fagott Düsseldorfer Symphoniker Antonia Krebber / Violoncello (stellv. Solo-Cello) Philipp Adamczewski / Philharmonisches Orchester Oboe der Hansestadt Lübeck
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