B.A.U.M. Insights Unternehmensengagement für Wald- und Klimaschutz

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B.A.U.M. Insights Unternehmensengagement für Wald- und Klimaschutz
B.A.U.M. Insights
                                                    Unternehmensengagement
                                                    für Wald- und Klimaschutz
                                                    Editorial                                 2
                                                    Nachhaltige Waldbewirtschaftung:
                                                    Grund­prinzipien und Herausforderungen    3
                                                    Mehrgenerationenhaus Dauerwald:
                                                    Seit 100 Jahren innovativ                 6
                                                    Klimaschutz erfahrbar machen              8
                                                    Entwaldungsfreie Lieferkette: Die
                                                    Hausaufgabe für Unternehmen in Zeiten
                                                    von Klimawandel und Waldvernichtung      10
                                                    Grünes Gold: Wald als Schutz für Klima
                                                    und Vermögen                             12

                                                    Partner
                                                    Wie der B.A.U.M. Fair Future Fonds
                                                    not­leidenden Kindern hilft              14
                                                    Einspruch: Keine Kunstforste fördern!    16

                                                    Aktuelles
                                                    News aus dem Netzwerk                    16
                                    © Rainer Kant

                                                    News von B.A.U.M. e.V.                   17
                                                    B.A.U.M.-Mitglieder stellen sich vor     18

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    Editorial

    Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    vor dem Hintergrund der UN-Dekade 2021–2030 zur Wie-             Die Zukunft der Wälder einer Auswahl von Wunderbäumen
    derherstellung von Ökosystemen widmet sich diese Ausgabe         zu überlassen – eine Denkfalle, in die Politik und Waldbesitzer
    von B.A.U.M. Insights der aktuellen Waldkrise sowie der          tappen – beschränkt die Handlungsoptionen auf Symptom-
    zunehmenden Herausforderung, wie Wälder angesichts               statt auf Ursachenbekämpfung. Wer würde eine durch
    des Klimawandels überlebensfähig bleiben, gleichzeitig zu        Mangelernährung verursachte Immunschwäche bei einem
    Klimaschutz und Artenvielfalt beitragen und Ökosystem-           Kind durch den Kauf einer wärmeren Jacke lösen wollen?
    dienstleistungen erbringen können.
                                                                     Überforderung von Waldbesitzern und Politik sowie Rat-
    Das Wohlergehen von Wirtschaft und Gesellschaft ist eng          losigkeit, wie die Wälder in eine Zeit zunehmender Hitze
    mit der Gesundheit und der Widerstandskraft der Wälder           und Dürreperioden zu überführen sind, ist überall spürbar.
    verknüpft. Doch spätestens seit dem großflächigen Zu-            Die Zeit drängt, zukunftsfähige und klimastabile Wälder zu
    sammenbrechen vieler Nadelholzmonokulturen in den                entwickeln. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind hier
    letzten Jahren in Deutschland und angesichts des immer           gleichermaßen gefordert.
    schlechteren Gesundheitszustands des Waldes – 2020 waren
    vier von fünf Bäumen krank – kann niemand mehr an der            Welche Möglichkeiten es gibt, Wälder gesund und resilient in
    Tatsache vorbeisehen, dass ohne ein ganzheitliches Denken        die Zukunft zu führen, welches unternehmerische Engagement
    und Handeln die Wälder nicht zu retten sind. Wir müssen in       möglich ist und schon gelebt wird, zeigen die Beiträge dieser
    die Waldnatur investieren, damit wir sie in Zeiten des Klima-    Ausgabe. B.A.U.M. hat zudem eine breite Angebotspalette zum
    wandels dauerhaft erhalten und nutzen können.                    Thema: von Waldführungen über ausgewählte Waldschutz-
                                                                     projekte und Waldgutachten bis hin zum Biodiversitätscheck
    Gemeint sind in erster Linie nicht Flächenräumungen, Pflan-      für Unternehmen. Details finden Sie unter www.baumev.de/
    zungen, Zäune und Maschineneinsatz, sondern Investitionen        Biodiversitaet_Wald. Schauen Sie unbedingt rein!
    in die Erneuerungsfähigkeit der Wälder, also in ihre natur-
    gegebene Produktivkraft und damit in den Aufbau und die          Ihr
    Verbesserung ihrer biologischen Leistungsfähigkeit. Diese In-
    vestitionen sind nicht kapitalintensiv, notwendig ist vielmehr
                                                                                                                                       © Uwe Aufderheide

    Geduld und vorsichtiges Lenken. Die Eigenentwicklung der
    Naturprozesse muss zugelassen werden, besonders bei der
    Wiederbewaldung und der Einbindung der Alterungs- und
    Zerfallsphasen der Bäume.                                        Rainer Kant

2                                                                                                      forum Nachhaltig Wirtschaften
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Nachhaltige Waldbewirtschaftung
Grundprinzipien und Herausforderungen
Viel spricht dafür, dass das nachhaltige Waldmanagement ein ökologisches sein muss. Wald muss uns
sehr viel wert sein, viel mehr als dessen Holz. Die entsprechenden Ökosystemleistungen, die wir alle
­b enötigen, müssen deshalb angemessen vergütet werden.

Von Pierre L. Ibisch

Wer „nachhaltig“ sagt, denkt oft an zukünftige Generationen,    genden drei Fragen und entsprechende Herausforderungen.
die über genauso viele Ressourcen und Lebenschancen ver-
fügen sollen wie die Menschen heute. Diese Idee der Genera-     1. Was ist, wenn es gute Gründe dafür gibt, auf diesem
tionengerechtigkeit geht auf die sog. Brundtland-Kommission     Planeten Wälder zu erhalten, die eine Relevanz jenseits
der Vereinten Nationen von 1987 zurück. Manche mögen bei        der Holzproduktion haben?
dem Begriff „nachhaltig“ auch an Carl von Carlowitz denken,     Tatsächlich ist die Erkenntnis gereift, dass Waldökosysteme
der ihn 1713 in seinem Werk „Sylvicultura oeconomica“           und ihre Komponenten einen Wert haben könnten, der nicht
einführte. Damals war die Bergbau-Ressource Holz knapp          von Menschen definiert wird – schon gar nicht über mensch-
geworden. Carlowitz riet, darauf zu achten, dass sich diese     liche Nutzung oder den Konsum von Holz. Auch verstehen
Ressource etwa durch Pflanzung von Bäumen erneuern              wir immer besser, dass Wälder für lebenserhaltende Prozesse
möge. In der Folge wurde in den deutschen Ländern die           auf der Erde überaus bedeutsam sind. Hierzu gehören die
Forstwirtschaft entwickelt. Zu ihren zentralen Zielen gehört,   Interaktionen der Wälder mit der Atmosphäre, dem Klima,
dass nicht mehr Holz geerntet wird, als wieder nachwächst.      dem globalen Wasser- und Energiehaushalt – nicht zu ver-
Aber ist das schon nachhaltig? Bei enger Fokussierung auf       gessen ihre Bedeutung für die biologische und ökologische
dieses Prinzip der Masse-Nachhaltigkeit und auf die Holz-       Evolution des globalen Ökosystems.
Bedarfe erschien es zunächst folgerichtig, mit Bäumen be-       Zwar ist deutlich geworden, dass effizient genutzte Plantagen
wachsene Flächen anzulegen, auf denen immerzu Holz ge-          keinesfalls funktionstüchtige, biomassereiche, biodiverse und
nutzt werden sollte. In effizienter Konsequenz führt dies zur   selbstregulierte Waldökosysteme ersetzen können, doch die
Einrichtung von Holz-Plantagen – ohne zu berücksichtigen,       vermeintlich unabwendbaren ökonomischen Anforderungen
was Wälder funktionieren lässt und ausmacht oder welche         und der rasant anwachsende Holzhunger degradieren immer
sonstigen Bedarfe spätere Menschengenerationen haben            mehr Wälder zu Holzproduktionsstätten. Mit mehr oder
könnten. Zudem liegt diesem Prinzip die Annahme zugrunde,       weniger großen, oft stark verinselten Schutzgebieten wird
dass, wenn Bäume geerntet werden, andere nachwachsen.           versucht, naturnähere Wälder zu bewahren. Viele Warn-
Aus diesen Annahmen und Praktiken ergeben sich die fol-         zeichen deuten an, dass das nicht funktioniert.

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2. Ist es möglich und ethisch vertretbar, dass eine unter        3. Was bedeutet die schnelle und unvorhersagbare Ver-
    bestimmten Umständen lebende Generation vorgibt zu               änderung von Umwelt- und Wuchsbedingungen für Wäl-
    wissen, welche Ansprüche zukünftige Generationen an              der und für deren Management?
    Wälder haben, und die Wälder nach diesem vermeint-               Die menschgemachte Klimakrise lässt viele herkömmliche
    lichen Wissen umgestaltet?                                       Probleme klein erscheinen. In vielen Regionen könnte –
    Angesichts einer stark beschleunigten gesellschaftlichen         wenn der Ausstoß von Treibhausgasen nicht gestoppt wird
    und technologischen Entwicklung war es seit Carlowitz            – mittelfristig die Fortexistenz von Wäldern auf dem Spiel
    völlig unmöglich vorherzusagen, wieviel Holz Menschen ein        stehen. Auch wenn sich der Umweltwandel nicht gerade-
    Baumalter später für welche Zwecke benötigen würden.             zu apokalyptisch entfaltet und Waldwachstum unmöglich
    Es war nicht klar, dass der Bergbau auf andere Materialien       macht – was wir hoffen wollen –, wird dennoch nichts sein,
    zurückgreifen könnte, dass fossile Energieträger mit fort-       wie es gerade noch war. Die Extreme nehmen zu, neuartige
    schreitender Industrialisierung den Druck vom Wald nähmen        Klimafacetten werden uns überraschen. Deutschland be-
    oder dass in postindustrieller Zeit Holz als Energiequelle und   kommt nicht einfach ein mediterranes Klima, auf das es sich
    Baustoff wiederentdeckt würde. Noch vor einer Generation         einstellen kann. Kurzfristig müssen wir deshalb „Zeit kaufen“
    war nicht abzusehen, wie wichtig den Menschen Funktionen         und die Funktionstüchtigkeit von Ökosystemen so bewahren,
    von Ökosystemen würden, die mit Speicherung und Festle-          wie es irgend geht. Die Böden müssen als Wasserspeicher
    gung von Kohlenstoff zusammenhängen. In der ersten Hälfte        und als für das Baumwachstum entscheidendes Teilsystem
    des 20. Jahrhunderts sprach kaum jemand über Erholung im         geschützt werden.
    Wald und niemand über kulturelle oder gar regulierende           Kühlende und schützende Strukturen sind von entscheiden-
    Ökosystemleistungen.                                             der Bedeutung. Im Wald können das nur Bäume sein – tot
    Aktuell gewinnt die Disziplin der Ökohydrologie an Bedeu-        oder lebendig. Nachhaltiges Waldbewahren im Klimawandel
    tung. Es wird von sog. „grünem Wasser“ gesprochen, das           bedeutet also das Stärken von Ökosystemfunktionen. Schwer
    wesentlich von Bäumen und Wäldern bewegt und bereit-             vorstellbar, dass dies mit der verstärkten Holznutzung und
    gestellt wird. In Zeiten des beschleunigten Klimawandels mit     noch stärkeren Eingriffen ins ökosystemare Gefüge kompati-
    steigenden Temperaturen sowie Hitze- und Dürreperioden,          bel sein kann. In der Bewirtschaftung könnte deshalb heute
    der Austrocknung von Böden, Gewässern und ganzen Land-           schon falsch sein, was gestern richtig erschien.
    schaften könnte die Bereitstellung von „Waldwasser“ und die
    Kühlung von Landschaften eine Schlüsselleistung werden, die      Schlussfolgerungen zum nachhaltigen Waldmanagement
    massive Holznutzung geradezu abwegig erscheinen lässt. Wie       im 21. Jahrhundert
                                                                                                                                       © Rainer Kant

    muss also Wald bewirtschaftet werden, wenn schon morgen          Viel spricht dafür, dass das nachhaltige Waldmanagement
    waldbezogene Wünsche und Bedarfe existieren, die wir uns         ein ökologisches sein muss. Was das bedeutet, darüber ist
    heute noch nicht einmal vorstellen können?                       zu streiten. Leider gibt es akuten Handlungsbedarf. So sollten

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wir nicht erlauben, die in den nächsten Jahren absterbenden    die Förderung des Holzbaus eine intensivere Nutzung der
Bäume der Monokulturen – schätzungsweise bis zur Hälfte        ohnehin schwächelnden Wälder bedeuten sollte, rennen wir
der Wälder in Deutschland – von den Flächen zu räumen,         in die nächste Falle der Scheinnachhaltigkeit.
die kahlen Böden zu planieren und austrocknen zu lassen,       Ein ehemaliger Student, der gegen die Idee einer Ökolo­
wie es aktuell mit staatlicher Förderung täglich im ganzen     gischen Waldbewirtschaftung ist, stellte jüngst in einem
Land passiert.                                                 öffentlichen Beitrag die „Kernfrage, (…) wie ein zukünftig
Wald muss uns sehr viel wert sein. Viel mehr wert als dessen   steigender Holzbedarf infolge einer steigenden Weltbevöl-
Holz. Wir benötigen ein gerechtes, staatlich organisiertes     kerung gedeckt werden kann“. Und: „Welche Alternativen
System zur Honorierung von für das Gemeinwohl relevanten       stehen außer einer Suffizienz bereit?“ Nun. Möge sich die
Ökosystemleistungen. Auch privatwirtschaftliche Initiativen    Menschheit bei den Bäumen beschweren, dass diese nicht
sind gefragt, Waldbesitzende zu unterstützen, damit sie Wäl-   in den Himmel wachsen, sowie bei der Erde, dass sie so
der vor Schädigung durch immer intensivere Eingriffe schüt-    begrenzt ist.
zen und mit Ökosystemleistungen Geld verdienen können. Im
Zusammenhang des freiwilligen Kohlenstoffmarkts entstehen
aktuell innovative Möglichkeiten (siehe z.B. Let’s Woodify).
Viele Akteure haben sich auf den Holzweg gemacht und            PROF. DR. PIERRE IBISCH
glauben, die Verbrennung von Holz – auch von anderen            ist seit 2004 Professor für „Nature Conservation“ an der Hochschule
Kontinenten – wäre ein Schlüssel zur Nachhaltigkeit. Der        für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, wo er unter anderem den
                                                                internationalen Masterstudiengang Global Change Management
renommierte Klimatologe Hans Joachim Schellnhuber glaubt,       gründete. Seit 2009 ist er einer der ersten Forschungsprofessoren
dass Holzhäuser „verbaute Wälder“ seien. Das stimmt noch        der Hochschule. Seine fachlichen Schwerpunkte sind Naturschutz,
nicht einmal aus einer rein karbonisierten Perspektive. Wenn    Biodiversität und nachhaltige Entwicklung im globalen Wandel.

                           WIR BEGLEITEN IHREN
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      Mehrgenerationenhaus Dauerwald
      Seit 100 Jahren innovativ
      Das zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte Dauerwald-Konzept ist eine ökologisch und ökonomisch
      nachhaltige Alternative zur heute verbreiteten Betriebsform des Altersklassenwalds. Strukturelle Wider-
      stände erschweren jedoch die großflächige Umsetzung.

      Von Wilhelm Bode

      Deutschland wird seit 2018 von einer neuen Waldkrise heim-            zu beklagen sind. Schätzungsweise 200 vorwiegend private
      gesucht. Die abgestorbene Waldfläche erstreckt sich über              Forstbetriebe arbeiten nach einem anderen waldbaulichen
      rund 300.000 ha, was der Gesamtfläche der Bundesländer                Betriebsmodell als der große Rest. Das sind insbesondere
      Bremen und Saarland entspricht. Politik und Forstwirtschaft           die angeblichen Vorbildbetriebe der öffentlichen Hand unter
      nehmen Bezug auf die erste große Waldkrise Ende der 1970er            Führung von Lebenszeitbeamten im Staats- und Kommu-
      Jahre und sprechen vom Waldsterben 2.0. Waren es damals               nalwald. Letztere machen rund 50 Prozent der deutschen
      Luftschadstoffe, die zum Absterben von Fichtenwäldern in-             Waldfläche aus; die staatlichen Forstbeamten betreuen noch
      folge des sogenannten Sauren Regens führten, ist es heute             zusätzlich das Gros aller kleineren Privatwälder, die sich we-
      die Sommertrockenheit der Jahre 2018-20. Doch es gibt                 gen ihrer geringen Betriebsgröße kein eigenes Fachpersonal
      einen versteckten Zusammenhang beider „Wald“-Krisen, die              leisten können. Diese Einheitsforstverwaltung, ein organisa-
      sie als Krisen der Forstwirtschaft entlarven und den Blick auf        torisches Relikt der Autarkie-Politik zur Kriegsvorbereitung im
      hausgemachte Missstände lenken.                                       „Dritten Reich“, konnte sich als berufsständisches Tafelsilber
                                                                            gegen jede Kritik, zuletzt des Bundeskartellamts, erfolgreich
      Es geht auch anders                                                   in unsere Zeit hinüberretten. Wir können also von unserer
      Tatsächlich gibt es Forstbetriebe in Deutschland, die nicht           Forstwirtschaft als von einem beamteten Oligopol sprechen.
      unter der Trocknis leiden und in denen keine Kahlflächen              Doch was hat das mit dem Waldsterben 2.0 zu tun?

                                                                                                                       lokaler Produktionszyklus

1 bis 15 Jahre: initiale Wachstumsphase                   15 bis 45 Jahre: Transformationsphase                       45 Jahre: initiale Dauerwaldphase

      Überführung eines Altersklassenforstes zum Dauerwald (Darstellung: Wilhelm Bode in Zusammenarbeit mit Naturwissenschaftliche Rundschau)

6                                                                                                                forum Nachhaltig Wirtschaften
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Es gibt, wie gesagt, wunderschöne und gleichzeitig hochrent-    ein Mehrgenerationenhaus bilden, das die nachwachsenden
able Wälder in Deutschland, die heute prächtig dastehen,        Bäume im natürlichen Schutz der Elternbäume heranzieht.
als wenn es keine Trockenjahre gegeben hätte, und deren
Eigentümerinnen und Eigentümer nicht nach Subventionen          Strukturelle Widerstände
rufen, weil sie keine Flächenschäden zu beklagen haben, die     Sie fragen, warum wir den Dauerwald, dieses wunderbare
es jetzt wiederaufzuforsten gälte. Und dieser kleine Unter-     System der Holzerzeugung, nicht schon längst überall haben?
schied wird umso deutlicher, wenn es sich um Forstbetriebe      Tatsächlich hat sich vor allem die Forstwissenschaft strikt ge-
handelt, die seit mehr als 15 Jahren nach einem alternativen    weigert, ihre Geburtsgeschichte, nämlich den Wiederaufbau
Waldbaukonzept arbeiten, dem Dauerwald-Konzept. Dauer-          zerstörter Wälder um 1800 auf häufig kahlen Flächen durch
wälder sind strukturreiche Mischwälder mit einer sanften        Neuanpflanzung, kritisch aufzuarbeiten, sich der systemi-
und kontinuierlichen Waldbewirtschaftung. Damit sich die        schen Holzerzeugung zuzuwenden und sie mit dem Wissen
natürlichen Waldfunktionen entfalten können, stehen Bo-         der Kybernetik zu erforschen. Stattdessen setzt sie weiterhin
denschutz, Naturverjüngung und striktes Kahlschlagsverbot       auf den naturfernen Altersklassenwald. Das widerspricht
im Zentrum des Konzepts.                                        allerdings dem Anscheinsbeweis, dass das Dauerwald-Prinzip
                                                                in einigen Großprivatwäldern seit Alfred Möller, also seit 100
Holz ernten wie eine Frucht                                     Jahren, mit größtem wirtschaftlichem Erfolg, sogar höheren
Vorgedacht wurde das Konzept, das im Ausland längst als         Nutzungsraten und besonders krisensicheren Wäldern ange-
zielführend für die Klima-Zukunft und deswegen als revolutio-   wandt wird – nicht etwa zur Förderung der Ökologie, sondern
när angesehen wird, vor hundert Jahren (1919-22) von dem        primär zur Sicherung von Rentabilität und Vermögen.
deutschen Waldbauprofessor Alfred Möller. Möller sprach         Einen wichtigen Fingerzeig gibt uns dazu die Geschichte der
von Dauerwald, weil er – nach Erfahrungen im Amazonas-          Dauerwald-Idee, denn ihre mitunter beeindruckendsten Er-
Urwald – ein waldbauliches Konzept suchte, das dauernd          folge zeigen häufig Betriebe von forstlichen Autodidakten, die
Holz zu erzeugen im Stande sein sollte. Er suchte nach einer    das forstliche Standard-Rüstzeug der etablierten Forstwissen-
Alternative zum damals wie heute vorherrschenden Konzept        schaft nicht erlernt hatten, sondern allein mit anerzogener
des stets gleichalten und an Baumarten armen Forstes, des       Waldliebe und von Kindheit an mit wachem Auge (Empirie)
sogenannten Altersklassenwaldes, den er darum treffend          die Entwicklung ihrer ererbten Wälder vorantrieben.
als Holzackerbau bezeichnete. Möller forderte, das Holz
solle geerntet werden wie eine Frucht, der Wald aber müsse       WILHELM BODE
bestehen bleiben.                                                Jurist und Forstakademiker, leitete zunächst die Landesforstverwal-
Die Überführung eines Altersklassenforstes zum Dauerwald         tung und später die oberste Naturschutzbehörde des Saarlandes.
(vgl. Abb.1) beginnt mit der Umstellung sämtlicher Holznut-      1987 führte er erstmalig die kahlschlagfreie Dauerwaldwirtschaft
                                                                 in einem Bundesland flächendeckend ein. Bode initiierte u.a. die
zungen auf die selektive Einzelbaumnutzung (Plenterung).         heutige Biosphärenregion Bliesgau und 2004 die Ausweisung alter
Von Beginn an fallen damit wesentliche Kosten des Forst-         Buchenwälder als deutschen Beitrag zum UNESCO-Weltnaturerbe
betriebs weg. Das angestrebte Mehrgenerationenhaus des           Europäische Buchenwälder.
Waldes, das dauernd Holz bester Güte und höchster Masse
produziert, wird schon nach ca. 45 Jahren erreicht und wird
in diesem Zustand dauerhaft gehalten. So ergibt sich eine
nachhaltige Alternative zur flächenhaften, schlagweisen
Nutzung im Altersklassenwald. Letzterer erzeugt immer
dann, wenn das Zielalter erreicht wird, zwangsläufig einen
aussetzenden Betrieb, weil der nachfolgende Jungwald über
mehrere Jahrzehnte erst zu nutzbarer Stärke heranwachsen
muss. Deswegen entfallen rund 35–50 Prozent seiner Be-
triebsfläche für die jährliche Holznutzung und verursachen
solange nur Kosten. Das widerspricht vollständig dem na-
türlichen Lebenszyklus unserer Wälder und hat erhebliche
ökonomische Folgen: die hohen Kosten für die künstliche
Wiederaufforstung, Jungbestandspflege und den sonst über-
flüssigen, technischen Forstschutz. Dies alles können sich
Dauerwaldbetriebe sparen. Der bedeutendste Unterschied
ist aber ihre hohe Resilienz gegen jede Art von Störungen,
seien es Borkenkäfer, Kalamitätsentwaldung, Brand u.v.m. –
insbesondere auch gegen die Sommertrockenheit, wie wir
sie in Zukunft verstärkt zu erwarten haben. Und nicht zuletzt   Mehr zum Dauerwaldkonzept findet sich in diesem Leitfaden, der im
entstehen so unvergleichlich schöne Mischwälder, die stets      Juli 2021 im Verlag Natur+Text erscheint.

www.forum-csr.net                                                                                                                      7
B.A.U.M. Insights Unternehmensengagement für Wald- und Klimaschutz
Die Umweltökonomin Marita Krüssel ist seit 2013 für
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                                                                        Rheinland Versicherung AG verantwortlich.

    Klimaschutz erfahrbar machen
    Die Provinzial Rheinland kompensiert CO 2-Emissionen mit eigenen Aufforstungsprojekten, nutzt Wald-
    projekte aber auch auf vielfältige Weise zur Motivation für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit bei
    Mitarbeiten­d en und Kund:innen, wie Umweltmanagerin Marita Krüssel im Interview schildert.

    Frau Krüssel, warum hat sich die Provinzial beim Klimaenga-         Speicherung von CO2 zu nutzen, das an anderer Stelle aus-
    gement für die Option Wald entschieden?                             gestoßen wird, war und ist immer noch sehr aktuell. Zusätz-
    Bereits in 2007 haben wir unsere Klimastrategie veröffent-          lich bieten Wälder viel zusätzlichen Nutzen für Pflanzen- und
    licht. Diese besagt, dass wir unsere Emissionen zunächst            Tierwelt, aber auch für den Menschen.
    reduzieren oder vermeiden und die verbleibenden – bislang
    noch unvermeidbaren – Emissionen kompensieren. Damit                Sie haben Aufforstungen sowohl in Deutschland als auch in
    waren wir einer der first mover und haben bereits in 2011           Argentinien. Aus welchem Grund?
    die Klimaneutralität unseres Geschäftsbetriebs in Düssel-           Klimaschutz und Klimaneutralität sind nicht auf Anhieb ver-
    dorf erreicht.                                                      ständliche Begriffe. Umso schöner finden wir die Möglich-
    Zur CO2-Kompensation haben wir uns für ein Engagement in            keit, unseren Beitrag zum Klimaschutz durch gemeinsames
    Wälder entschieden. Denn Wälder sind die wichtigsten und            Pflanzen, Riechen und Fühlen erfahrbar zu machen. Für uns
    komplexesten Landökosysteme der Erde. Die Erkenntnis, dass          stand deshalb fest, dass wir einen Teil unseres Engagements
    der zukunftsfähige und stabile Wald nur ein abwechslungs-           in Deutschland verorten wollten. Und so wurden bereits
    reicher Mischwald sein kann, ist zwar längst überfällig, setzt      2011, im 175-jährigen Jubiläumsjahr des Unternehmens, im
    sich aber in Politik, Forstwirtschaft und Gesellschaft erst jetzt   Rahmen einer Mitarbeiteraktion 175 Bäume im Rhein-Erft-
    langsam durch. Gefördert wird die Einsicht besonders durch          Kreis gepflanzt. Als Regionalversicherer haben wir so auch die
    die letzten Jahre, in denen Hitze, Dürre und Borkenkäfer den        Möglichkeit nutzen können, zusammen mit Mitarbeitenden
    Wäldern zugesetzt haben. Die Provinzial handelte bereits            einen eigenen kleinen Wald zu pflanzen.
    vorher und ließ eigenständig Mischwälder zur Kohlenstoffbin-        Aber auch die Vorteile der Aufforstungen in Südamerika
    dung aufforsten und setzte so ein Signal für den Klimaschutz        haben uns voll überzeugt: So wurden z.B. Böden aufbereitet,
    und die biologische Vielfalt.                                       um sie wieder für Anpflanzungen nutzbar zu machen. In Ar-
    In PRIMAKLIMA haben wir einen Partner für unser Kom-                gentinien wurden Flächen, die aufgrund der Weidewirtschaft
    pensationsvorhaben gefunden. Wälder gehören nicht zu                stark degradiert sind, mit einer Baumart aufgeforstet, um
    unserem Kerngeschäft als Versicherer, deshalb ist es beson-         die Böden wieder für heimische Baumarten aufzubereiten.
                                                                                                                                          © Olaf Staschik

    ders wichtig, einen verlässlichen Partner an unserer Seite zu       Dadurch wird Lebensraum für mehr Artenvielfalt geschaffen
    haben, der uns bei der Beurteilung und Auswahl beratend             und die Wasserhaltefähigkeit des Bodens verbessert. Auf
    und kompetent zur Seite steht. Das Konzept, Bäume zur               längere Sicht soll eine zweite Waldgeneration angesiedelt

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B.A.U.M. Insights Unternehmensengagement für Wald- und Klimaschutz
UNTERNEHMENSENGAGEMENT FÜR WALD UND KLIMASCHUTZ | B.A.U.M. INSIGHTS

                werden, um einen natürlichen Mischwald entstehen zu              Mitgliedschaft bei den Klimaschutz-Unternehmen e.V. zu
                lassen. Als weiteren Effekt ergeben sich so auch Beschäfti-      feiern. Unsere Waldprojekte sind sehr unterschiedlich. Da
                gungsmöglichkeiten im ländlichen Raum.                           wären kleine Dinge wie z.B. eine Wald-Kiefer im Hain der
                                                                                 Menschenrechte in Essen, der lebende Weihnachtsbaum
                Ihre Wälder sind jetzt im Durchschnitt 10-13 Jahre alt und       in unserer Standort-Nachbarschaft oder „Spende statt
                damit noch jung. Wie ist der Zwischenstand, wie entwickeln       Geschenk“ zugunsten des Buchenurwalds in Wershofen
                sie sich bisher?                                                 in der Eifel.
                Die zwischen 2006 und 2010 gepflanzten Waldflächen stehen        Gerne nutzen wir Aufforstungen, um Menschen zu motivie-
                ab diesem Jahr zur zweiten Begutachtung an. Diplom-Forst-        ren, auf nachhaltigere Varianten umzusteigen. So haben wir
                wirt Rainer Kant von B.A.U.M. bereist die Aufforstungs-          Mitarbeitende bei „Grün per Mausklick“ mit einem Baum
                flächen. Erste Ergebnisse belegen, dass die gepflanzten          belohnt, wenn sie sich für die Nutzung des Self-Service, also
                Bäume überdurchschnittlich gut wachsen. Mit maximalen            das selbstständige digitale Abrufen z.B. von Gehaltsabrech-
                Höhen von 14 bis 16 Metern zeigt sich nach dieser – in           nung in einem Portal, und damit für die Vermeidung von
                Baumjahren gesehen – kurzen Zeit ein unerwartet schnelles        Papier entschieden haben. 1000 Bäume wachsen in diesem
                Wachstum. Uns wurde erklärt, dass die Hintergründe dafür         Mitarbeiterwald in Norddeutschland.
                vielfältig sind. Zum einen ist es auf einigen Standorten die     In die gleiche Richtung zielt „Baum statt Brief“: Wir motivie-
                gute Wasser- und Nährstoffversorgung. Zum anderen führen         ren unsere Kunden zur Nutzung des Kundenportals inklusive
                durch den Klimawandel veränderte Rahmenbedingungen               elektronischem Postfach, indem wir für jede Anmeldung
                wie höhere Durchschnittstemperatur, eine Verlängerung der        einen Baum pflanzen. Im Kundenportal wird die gesamte
                Vegetationsperiode, Nährstoffeinträge und eine höhere CO2-       Korrespondenz digital hinterlegt.
                Konzentration in der Atmosphäre zu einem beschleunigten          Nachdem der Pfingststurm Ela Düsseldorf verwüstete und
                Wachstum der Bäume.                                              30.000 Bäume verloren gingen, kamen viele Anfragen bei
                                                                                 uns an. Unsere Mitarbeitenden wollten helfen, die Stadt
                Was würden Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen anderen Unter-         suchte finanzielle Unterstützer. So erreichte uns der Aufruf
                nehmen raten, die ebenfalls in Aufforstungen investieren         „Neue Bäume für Düsseldorf“ und durch unsere Spende
                wollen?                                                          konnten Ersatzpflanzungen getätigt werden. Und nicht nur
                Experten einzubeziehen ist sicherlich sehr wichtig. Ein einmal   das: auch unsere Mitarbeitenden beteiligten sich aktiv und
                gepflanzter Baum muss gepflegt werden. Somit gilt es, ver-       ehrenamtlich beim Aufräumen und Wiederaufpflanzen im
                lässliche Partner zu haben. Und es ist auch schön, wenn man      Düsseldorfer Volksgarten.
                sich einmal selbst vom Zustand der Wälder überzeugen kann.       Grundsätzlich gilt bei allem: Nachhaltiges Handeln gehört bei
                                                                                 der Provinzial Rheinland zum unternehmerischen Selbstver-
                Die Provinzial engagiert sich noch mit weiteren Waldprojek-      ständnis. Denn für unser Unternehmen steht im Mittelpunkt
© Rainer Kant

                ten. Bitte erzählen Sie uns davon!                               des Handelns, dass sowohl wirtschaftlicher Erfolg als auch
                Immer wieder setzten wir kleine Zeichen und pflanzen             ökologisches Bewusstsein und darüber hinaus die soziale
                einen Baum – zuletzt eine Baumhasel, um unsere 10-jährige        Verantwortung eine Investition in die Zukunft ist.

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B.A.U.M. Insights Unternehmensengagement für Wald- und Klimaschutz
B.A.U.M. INSIGHTS | UNTERNEHMENSENGAGEMENT FÜR WALD UND KLIMASCHUTZ

     Entwaldungsfreie Lieferketten
     Die Hausaufgabe für Unternehmen in Zeiten von
     ­Klimawandel und Waldvernichtung
     Um Wälder, diese wertvollen Ökosysteme, zu sichern, sollten Unternehmen sehr viel Wert auf Holz aus
     nachhaltigen Quellen legen und, wenn möglich, eine eigene, lokale Holzversorgung anstreben. Worauf
     ­d abei zu achten ist, zeigt das Beispiel des Schreibgeräteherstellers Faber-Castell.

     Von Mathias Makowski

     Holzgefasste Stifte sind seit Gründung von Faber-Castell im     das Forstmanagement in Brasilien sind seit 1999 FSC-FM
     Jahr 1761 die wichtigsten Produkte des Unternehmens. Jedes      zertifiziert, was umweltgerechte, sozial verträgliche und
     Jahr werden über zwei Milliarden Blei- und Farbstifte produ-    wirtschaftlich nachhaltige Waldbewirtschaftung sicherstellt.
     ziert. Bis zu 80 Prozent des Holzbedarfs kann Faber-Castell     Die Produktkette wurde erstmals 2007 von FSC und 2010 von
     mittlerweile durch die eigene Waldbewirtschaftung decken;       PEFC zertifiziert. Daraus ergeben sich eine Reihe an Hausauf-
     alle weiteren, zugekauften Hölzer für die Stiftproduktion       gaben: So müssen an allen Standorten der Gruppe jährliche
     stammen aus zertifiziert-nachhaltigen Quellen.                  interne Audits erfolgen, unter anderem um die Material-
                                                                     bilanz sowie die Beschaffungs- und Produktionsprozesse zu
     Transparenz und Vertrauen                                       prüfen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der korrekten
     Zur Sicherstellung einer nachhaltigen Holzversorgung ist        Produktauslobung. Außerdem sind alle relevanten gesetz-
     die Kenntnis über eigene Lieferketten das beste Mittel: Um      lichen Anforderungen verschiedener Länder kontinuierlich
     welche Holzart handelt es sich? Aus welchem Land kommt          zu überwachen und zu dokumentieren. Neben der internen
     sie? Und stammt sie aus einer nachhaltigen Forstwirtschaft?     Prüfung wird das gesamte Managementsystem der Gruppe
     Die Globalisierung von Lieferketten und die Vielfalt an Holz-   jedes Jahr extern auditiert.
     produkten (inklusive Zellstoff und Papier) stellen Firmen vor   Trotz des Aufwands zur Aufrechterhaltung eines solchen
     große Herausforderungen. Und auch Kunden können oft             Systems ist es eine wertvolle Basis zur Einhaltung rechtlicher
     kaum nachvollziehen, ob und welchen Beitrag sie zu einer        Anforderungen wie zum Beispiel der Europäischen Holz-
     nachhaltigen Forstwirtschaft leisten.                           handelsverordnung (EUTR), des US-amerikanischen Lacey
     Abhilfe schaffen international anerkannte Zertifizierungs-      Act oder des Australian Illegal Logging Prohibition Act. Die
     systeme wie FSC® (Forest Stewardship Council) oder auch         2013 in Kraft getretene EUTR fordert von allen europäischen
     PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification     Importeuren von Holzprodukten, ein betriebliches Sorgfalts-
     Schemes). Sie zielen darauf ab, Materialströme identifizier-    pflichtverfahren umzusetzen. Hierfür liefern insbesondere
     bar zu machen und nicht-konforme Holzherkünfte aus der          die strengen Dokumentationspflichten von FSC und PEFC
     Produktkette (Chain of Custody) auszuschließen. So sind sie     belastbare und wertvolle Informationen.
     zu global anerkannten Produktstandards für den Einsatz
     nachhaltiger Holzressourcen geworden, auf den sich alle in      Eigene Wälder als Beispiel einer nachhaltigen Lieferkette
     der Wertschöpfungskette (Forstwirtschaft, holzverarbeitende     Um die eigene Holzversorgung zu sichern, hat Faber-Cas-
     Industrie, Handel, Konsumenten) beziehen können.                tell in den 1980er Jahren ein eigenes Holzversorgungspro-
     Eine zertifiziert-nachhaltige Holzbeschaffung steht schon       gramm in Prata im Bundesstaat Minas Gerais im Südosten
     lange im Mittelpunkt der Nachhaltigkeitsstrategie von Fa-       Brasiliens gestartet. Auf einer Fläche von rund 10.000
     ber-Castell, und das Unternehmen sammelte umfassende            Hektar werden jährlich rund 300.000 Setzlinge des Typus
     Erfahrungen mit FSC und PEFC. Die eigenen Wälder und            Pinus Caribea gepflanzt und aufgezogen. Nach circa 20 Jah-

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UNTERNEHMENSENGAGEMENT FÜR WALD UND KLIMASCHUTZ | B.A.U.M. INSIGHTS

                  Rund ein Drittel der eigenen Waldfläche dienen dem Schutz der Biodiversität, das heißt dem Artenreichtum und der genetischen Vielfalt.

                  ren können die Bäume für die Stiftproduktion verarbeitet               kommt zusätzlich eine CO2-Bindung hinzu, die einen positiven
                  werden.                                                                Beitrag zum Klimaschutz der gesamten Faber-Castell Gruppe
                  Rund ein Drittel der eigenen Waldfläche wird nicht zur Holz-           leistet. Ein solches Modell kann allerdings kaum eine Lösung
                  gewinnung genutzt, sondern dient dem Schutz der Biodiversi-            für alle holzverarbeitenden Unternehmen sein – Flächenver-
                  tät, das heißt dem Artenreichtum und der genetischen Viel-             fügbarkeit, erforderliches Holzvolumen und Kompetenzen im
                  falt. Auf solchen naturbelassenen Flächen haben zahlreiche             Forstmanagement sind dabei nur einige Barrieren. Dennoch
                  zum Teil vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten               zeigt das Beispiel, dass zertifizierte Forst- und Holzwirtschaft
                  neuen Lebensraum gefunden. Regelmäßige Zählungen seit                  sowohl ökonomischen als auch ökologischen Anforderungen
                  2001 dokumentieren die positive Entwicklung der Biodiversi-            gerecht werden kann und einen nicht unerheblichen Bei-
                  tät; mittlerweile sind dort rund 660 Tierarten beheimatet.             trag zum Klimaschutz zu leisten vermag. Zertifizierungen
                  Neben der Rohstoffversorgung dienen die firmeneigenen                  anerkannter Organisationen sind dabei wesentlich und er-
                  Wälder auch als zertifizierte Quelle von CO2-Kompensations­            möglichen es auch kleineren und mittelständischen Unter-
                  zertifikaten. Bei den eigenen Wäldern handelt es sich um ein           nehmen, mit gutem Gewissen Holz einzukaufen und zu
                  Aufforstungsprojekt, das laut einer Studie des TÜV Rhein-              verarbeiten. Wünschenswert, aber unglücklicherweise nicht
                  lands in seiner Biomasse über 900.000 Tonnen Kohlendioxid              immer realisierbar, ist eine möglichst lokale Holzversorgung.
                  aus der Atmosphäre gespeichert hat. Diese Emissionsre-                 Diese vereinfacht die Transparenz und bietet zusätzlich den
                  duktionszertifikate werden eingesetzt, um den jährlichen               Vorteil kürzerer Transportdistanzen.
                  Kohlendioxidausstoß aller weltweiten Produktionsstandorte
                  zu kompensieren und so eine CO2-neutrale Produktion zu
                  ermöglichen.                                                             DR. MATHIAS MAKOWSKI
                                                                                           arbeitet seit 2015 bei der Faber-Castell AG und leitet das Corporate
                  Nachhaltige Rohstoffe und Klimaschutz                                    Sustainability Team. Schwerpunkte liegen in der nachhaltigen Roh-
                  Durch Integration von lokalem Rohstoffanbau in eine zertifi-             stoffbeschaffung, Dekarbonisierung (Corporate- & Product Carbon
© Faber-Castell

                                                                                           Footprint), CSR Reporting. Er verantwortet außerdem den Bereich
                  zierte Forstwirtschaft sowie kurze Transportwege zur Weiter-             Process Improvement.
                  verarbeitung wurde in Brasilien eine nachhaltige Lieferkette             www.faber-castell.de/corporate/nachhaltigkeit, www.faber-castell.
                  etabliert. Da es sich um ein Aufforstungsprojekt handelt,                de/corporate/magazin/forestry-management-prata

                  B.A.U.M. Insights – Themensponsor

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B.A.U.M. INSIGHTS | UNTERNEHMENSENGAGEMENT FÜR WALD UND KLIMASCHUTZ

     Grünes Gold
     Wald als Schutz für Klima und Vermögen
     Die Wälder sind krank – die deutschen zumal. Kann man angesichts dieses Befundes überhaupt noch in
     Wald investieren? Man kann nicht nur, man muss es sogar, und zwar so, dass diese Investition zur Wider-
     standskraft unserer Wälder beiträgt.

     Von H.-Christian Behrens

     Wälder sind die Hauptquelle des Sauerstoffs, den wir zum             so zeigen einige Großwaldbesitzer in Deutschland seit vielen
     Atmen brauchen. Sie stellen – neben Ozeanen und Mooren               Jahrzehnten, wie Wald als grünes Gold dienen kann. Ihre in
     – eine der größten CO2-Senken des Planeten dar und sind              naturnahen Wäldern angelegten Vermögen haben Welt-
     damit unentbehrlich für den Klimaschutz. Dem Wald eine Zu-           wirtschaftskrisen, Hyper-Inflation und Währungsreformen
     kunft abzusprechen, bedeutet, sie uns selbst abzusprechen.           gut überstanden. Und auch die Stiftungen der Universitäten
                                                                          Yale und Harvard haben bewiesen, dass man mit Waldinvest-
     Wald ist nicht nur als Anlageklasse interessant, er ist auch ein     ments langfristig hohe Renditen erzielen kann.
     guter Anlageberater. Denn seine systemischen Prinzipien sind
     auch hilfreiche Wegweiser für die Vermögensverwaltung:               Waldinvestment als inflationssicherer Wertspeicher
     • Eine gute Mischung senkt das Risiko und verbessert den             Dabei liegt ein wesentlicher Vorteil eines Waldinvestments
       Ertrag.                                                            darin, dass Bäume, die Teil eines intakten Waldbiotops sind,
     • Nur auf gutem Boden kann sich ein produktives System               auch ohne ständige Pflege ihre biologische Vitalität bewahren
       entfalten.                                                         und ständig wachsen. Man kann deshalb den Zeitpunkt des
     • Gut Ding will Weile haben. Wer zur Unzeit ernten muss,             Einschlagens recht frei wählen: ernten, wenn die Preise hoch
       erleidet erhebliche Ertragseinbußen.                               sind, und zuwarten, wenn sie sich unter Druck befinden. Doch
     • Die Produktivität des Systems steigt, wenn man mit ­seinen         das setzt voraus, dass ein Waldbesitzer über hinreichende
       Prinzipien arbeitet, statt gegen sie anzugehen.                    Liquidität verfügt, um nicht zur Unzeit ernten zu müssen. Und
                                                                          er muss außerplanmäßige Holzernten aufgrund von Kalamitä-
     Wer dies beachtet, kann mit Waldinvestments auch heute               ten vermeiden, denn dann müssen viele Waldbesitzer:innen
     noch sein Vermögen mehren. Forstindustrieller Ackerbau               Holz zu Markte tragen, was die Preise drückt.
     in Fichten-Monokulturen verhindert die Entwicklung von               Ein mit Eigenkapital finanziertes Waldinvestment ist eine
     resilienten Waldökosystemen; unvermeidbare Störfälle                 zeitgemäße Antwort auf die gegenwärtige Verfassung der
     wachsen sich so regelmäßig zu Katastrophen aus. Doch Bewirt-         ökonomischen Systeme: Als Sachwertinvestment in nach-
     schaftungsprinzipien wie z.B. das Dauerwaldkonzept (vgl. S.8)        wachsende Rohstoffe mit Bodenwertanteil bietet es einen
     haben wirksame Mittel gegen diese Probleme gefunden. Und             inflationssicheren Wertspeicher.

       Legende: + sehr gut, (+) gut,                                                                 Politische
       0 teils/teils, (-) weniger gut,                                                               Rahmen­
       - schlecht                        Mindestanlage       Liquidität        Risikostreuung        bedigungen          Renditedruck
       Aktie                                     100 €            +                    +                  +                     -
       Offener Investmentfonds                   100 €            +                    +                  +                     -
       Sparplan                                   60 €             -                   -                  -                     -
       Plantage                             ca. 4.000 €            -                   -                  -                     -
       Direktinvestment                    1.000.000 €+           (-)                  -                  +                    (+)
       Geschl. Fonds/AIF                      10.000 €            (-)                  0                  0                     -
       bürger:wald:invest                    200.000 €            (-)                 (+)                 +                     +             Tab. 1

12                                                                                                            forum Nachhaltig Wirtschaften
UNTERNEHMENSENGAGEMENT FÜR WALD UND KLIMASCHUTZ | B.A.U.M. INSIGHTS

Mit privatem Anlagekapital naturnahe Waldbewirtschaf-           10.000 Euro/Hektar sehr hoch. Wer allerdings Beträge von
tung fördern                                                    1 Mio. Euro und mehr sowie viel Zeit zur Verfügung hat, der
Es gibt Waldprojekte, die aus Steuergeldern und Spenden-        kann seinen Wald mit Hilfe guter Fachleute in Ruhe so entwi-
mitteln finanziert werden. Diese sind notwendig, da unter       ckeln, dass er langfristig sowohl einen ökologisch sinnvollen
Naturschutz gestellte Waldflächen privatwirtschaftlich nicht    Beitrag als auch einen guten Ertrag liefert.
betrieben werden können. Allerdings ist es auch eine große      Eine Alternative bietet aktuell das Private Placement bür-
Aufgabe, privates Anlagekapital in ökologisch nachhaltige       ger:wald:invest, das als praktischer Anwendungsfall für das
Waldinvestments zu leiten. Denn nur auf diesem Wege             Dauerwaldkonzept konzipiert wurde, wie es der frühere Chef
können jene hohen Summen in naturnahe Waldbewirtschaf-          der Saarländischen Forstbehörde Dipl.-Forstwirt ­Wilhelm
tung gelenkt werden, derer es für spürbare Klimawirkungen       Bode in seinem „Leitfaden“ theoretisch dargestellt hat
bedarf.                                                         (vgl. S. 9). Hier kann man im Rahmen einer Beteiligungs-
Es gibt verschiedenste Möglichkeiten in Wald zu investieren,    gesellschaft ab 200.000 Euro Ähnliches erreichen und die
die alle als ökologisch sinnvolle Kapitalanlagen beworben       Verwaltung einem professionellen Netzwerk von Forst- und
werden (Tab. 1). Kleine Summen lassen sich in Aktien von        Finanzfachleuten überlassen. Als forstlicher Berater steht
börsennotierten Forstbetrieben investieren. Dasselbe gilt       Bode dafür ein, dass das naturnahe Dauerwaldkonzept
für offene Branchenfonds mit im Vergleich zur Einzelaktie       konsequent umgesetzt wird.
deutlich besserer Risikostreuung. Beide Anlageformen sind
in transparenten und liquiden Märkten angesiedelt, so dass      Fazit
Investor:innen ihr Kapital nahezu jederzeit zu marktgerech-     Ein ökologisch nachhaltig wirksames und ökonomisch über-
ten Preisen realisieren können. Ein großes Problem der Forst-   zeugendes Waldinvestment – in welcher Form auch immer
AGs besteht darin, dass die Kapitalmärkte hohe Profitraten      – sollte mindestens folgenden Kriterien genügen:
verlangen und kurzfristigen Beurteilungszeiträumen unter-       • Die waldbaulichen Methoden müssen den Anforderungen
liegen. Naturnahe waldbauliche Konzepte passen eher nicht         aller Teilsysteme des Ökosystems Wald gerecht werden
zu dieser Perspektive, weil der langfristige Wertzuwachs im       und konsequent naturnah ausgerichtet sein (Verbot des
lebenden Holz in den Quartalsberichten und Bilanzen nur           Kahlschlags, Mischwaldprinzip, Altersklassendifferenzie-
unzureichend abgebildet werden kann.                              rung, bodenschonende Erntemethoden, Schonräume zum
Investments in sog. Waldsparpläne, Teak-, Sandelholzplan-         Schutz der Biodiversität etc.).
tagen o.ä. mit Renditeversprechen von bis zu 10 Prozent         • Die ökologischen Bewirtschaftungsprinzipien für die Wäl-
p.a. lassen sich häufig auch mit überschaubaren finanziellen      der sind dauerhaft rechtswirksam festzuschreiben, denn
Beträgen begründen. Doch handelt es sich hier oft eher um         Waldsysteme benötigen Generationen, um ihre volle
industriellen Ackerbau in Holzplantagen und Ernte durch           Leistungsfähigkeit zu entfalten.
Kahlschlag als um ökologisch wertvolle Waldinvestments.         • Renditeziele werden nur langfristig angestrebt, und zwar
Nicht selten mangelt es an hinreichender Transparenz über         nicht durch forstindustrielle Ausbeutung der Natur, son-
die Mittelverwendung sowie die Prämissen der wirtschaft-          dern durch respektvolle Indienstnahme der Naturprozesse
lichen Erfolgsrechnung (vgl. Finanztest 1/2018), von den          für die wirtschaftlichen Ziele.
rechtlichen und politischen Risiken in Ländern wie Panama,      • Investiert wird nur innerhalb von rechtsstaatlich und poli-
Kolumbien, Paraguay etc. ganz abgesehen.                          tisch stabilen Systemen.
Dagegen ist ein Direktinvestment in einen deutschen Wald        • Ein externes Controlling von qualifizierten und unabhän-
meist eine sicherere Investition – wenn man von den Kala-         gigen Fachleuten stellt sicher, dass das kodifizierte öko-
mitäten, gegen die es bewährte Mittel gibt, absieht. Doch         logische Konzept auch konsequent eingehalten wird.
natürlich sind die Waldpreise in Deutschland mit häufig über

                                                                 H.-CHRISTIAN BEHRENS
  Ökologisches            Ewigkeits­      Externe
                                                                 war Lehrbeauftragter an der Universität Münster sowie Lehrer an
  Bewirtschaftungs­       garantie        ökologische            einem Gymnasium. 1984 gründete er das Allfinanzunternehmen VA
  konzept                                 Fachaufsicht           Behrens und seit 2002 weitere Kapitalgesellschaften in Deutschland
           -                   -                  -              und Kanada. Gemeinsam mit der bürger:sinn:stiftung, die er 2004
                                                                 gründete, konzipierte er 2020 den bürger:wald:invest.
           -                   -                  -              www.buergerwaldinvest.de
           (-)                 -                  -
           -                   -                  -
                                                                Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich der Information und stellt
           +                   +                 +
                                                                weder eine Anlageberatung noch eine Empfehlung zum Kauf oder
           -                   -                  -             Verkauf von Produkten dar. Die geäußerten Ansichten geben allein die
                                                                Meinung des Autors wieder. Bitte konsultieren Sie eine qualifizierte
           +                   +                 +              Person, bevor Sie Anlageentscheidungen treffen.

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B.A.U.M. INSIGHTS | PARTNER

     In Indien werden Schulen für Kinder gefördert, die sonst in Steinbrüchen schuften müssten.

     Wie der B.A.U.M. Fair Future Fonds
     notleidenden Kindern hilft
     Kein Tropfen auf den heißen Stein: Mehr als 500.000 Euro fließen in diesem Jahr aus der „Performance
     Fee“ des B.A.U.M. Fair Future Fonds in Projekte für Kinder auf der ganzen Welt. Der Mitgründer und lang-
     jährige Vorsitzende von B.A.U.M. e.V., Maximilian Gege, erläutert im Interview, wie die Spenden das Leben
     notleidender Kinder verbessern helfen.

     Herr Prof. Gege, Sie sind der Initiator des B.A.U.M. Fair Future       soziale Kinderprojekte überwiesen, die sich der Hilfe notlei-
     Fonds und Gründer von Green Growth Futura, die nach                    dender Kinder verschrieben haben und auf der ganzen Welt
     strengen Nachhaltigkeitskriterien das Anlageuniversum des              viele einzelne gute Werke vollbringen. Die Schirmherrschaft
     Fonds zusammenstellt. Welche Idee steckt hinter dem Fonds?             hat die 2004 von meiner Frau und mir gegründete „Stiftung
     Der B.A.U.M. Fair Future Fonds ist ein Gemeinschaftsprojekt            Chancen für Kinder“ übernommen, die die Spenden an die
     der GLS Bank und der Green Growth Futura. Seit seiner Auf-             einzelnen Kinderprojekte prüft und betreut. Diese Stiftung
     lage im Jahr 2018 wollen wir mit diesem Aktienfonds gezielt            setzt sich für die Verbesserung der Lebensumstände von
     den Mittelstand stärken. Der Fonds investiert vorwiegend in            Kindern ein und möchte den Teufelskreis der Kinderarmut
     kleine und mittelständische Unternehmen auf der ganzen                 im globalen Süden durchbrechen. Mithilfe der Stiftung kom-
     Welt, die mit ihren Geschäftsmodellen für echte Nachhaltig-            men die Spenden aus dem Fonds genau dort an, wo sie am
     keit und eine enkeltaugliche Zukunft stehen.                           dringendsten benötigt werden.

     Schnelle und unbürokratische Hilfe für Kinder in Not                   Und welche sozialen Kinderprojekte werden konkret mit
     Der B.A.U.M. Fair Future Fonds verbessert mit Spenden die              Spenden unterstützt?
     Lebensumstände hilfsbedürftiger Kinder in verschiedenen                Es gibt zum Beispiel das Musikschulprojekt „Ghetto Classics“
     Regionen der Welt. Wo kommt das Geld her und wie kommt                 in Kenia: Mit dem gespendeten Geld wurden Instrumente
     es dort an, wo es gebraucht wird?                                      gekauft, auf denen Jugendliche im Slum von Korogocho in
     Die Spenden werden mit der erfolgsabhängigen Vergütung                 Nairobi nun Musikunterricht erhalten. Für diese Kinder wird
     des Fonds (der sogenannten „Performance Fee“) finanziert.              dank der Spenden in Höhe von 15.000 Euro auch der regel-
                                                                                                                                             © Mary

     Das Geld wird schnell und unbürokratisch an verschiedene               mäßige Schulbesuch möglich.

14                                                                                                           forum Nachhaltig Wirtschaften
PARTNER | B.A.U.M. INSIGHTS

                                                          Musikschulprojekt „Ghetto Classics“ in Kenia, Kinder spielen Geige   „Hamburger Klinik-Clowns“ in Deutschland

                                                          In Guatemala läuft das Schulprojekt „Zukunft für Kinder“:            beratung der GLS Bank die als glaubwürdig nachhaltig be-
                                                          Die Spenden aus dem Fonds in Höhe von 15.000 Euro haben              werteten Unternehmen zur Verfügung.
                                                          in einem kleinen Ort im Hochland ein neues Schulgebäude
                                                          mitfinanziert. Der Schulbesuch, Frühstück und Mittagessen            Der Nachhaltigkeitsbeirat hat das letzte Wort
                                                          sind kostenfrei. Gemeinsam mit der GLS Zukunftsstiftung              Im Nachhaltigkeitsbeirat des B.A.U.M. Fair Future Fonds
                                                          Entwicklung unterstützen wir mit 15.000 Euro Massai-Kinder           sitzen bekannte und renommierte Expert:innen aus unter-
                                                          in Selenkay im Südwesten Kenias. In besonders großer Not             schiedlichen Bereichen. Wie bringen die sich ein?
                                                          leben manche Kinder im südindischen Bundesstaat Andrha               Jedes einzelne Unternehmen, in das der Fonds investiert, hat
                                                          Prades. Ihre Eltern sind so arm, dass sie für den Familien-          Green Growth Futura vorher sorgfältig geprüft und bewertet.
                                                          unterhalt in Steinbrüchen schuften müssen. In Sichtweite             Doch die finale Entscheidung über das Anlageuniversum des
                                                          eines Steinbruchs wurde eine neue Schule errichtet, die jetzt        B.A.U.M. Fair Future Fonds obliegt ausschließlich dem Nach-
                                                          etwa 1.900 Kinder besuchen. Dieses Projekt konnten wir mit           haltigkeitsbeirat. Dieses interdisziplinär zusammengesetzte
                                                          10.000 Euro fördern.                                                 Gremium entscheidet unabhängig über die Aufnahme oder
                                                          Wir fördern auch Kinderprojekte in Deutschland, etwa die             Ablehnung der einzelnen Aktien-Emittenten. Zum Nachhal-
                                                          „Hamburger Klinik-Clowns“ mit 10.000 Euro. Das Projekt               tigkeitsbeirat gehören unter anderem Prof. Dr. Ernst Ulrich
                                                          „Hände für Kinder“, welches wir auch mit 10.000 Euro                 von Weizsäcker (Club of Rome), Prof. Dr. Claudia Kemfert
                                                          unterstützen konnten, hilft schwer belasteten Familien mit           (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung), Dr. Monika
                                                          behinderten Kindern und Jugendlichen.                                Griefahn (Gründungsmitglied Greenpeace Deutschland),
                                                                                                                               Alexander Porschke (NABU Deutschland), Prof. Dr. Timo
                                                          Was den B.A.U.M. Fair Future Fonds nachhaltig macht                  Busch (Universität Hamburg), Stephan Zirpel (WWF) sowie
© Art of Music | © Klinik-Clowns Hamburg, Michaela Kuhn

                                                          „Nachhaltig“ lautet das Versprechen des B.A.U.M. Fair Future         Prof. Dr. Günther Bachmann.
                                                          Fonds. Nachhaltigkeit ist bei vielen Fonds jedoch nicht viel
                                                          mehr als eine Behauptung. Was bedeutet Nachhaltigkeit für            Wie können Anleger:innen die Spendenprojekte einsehen?
                                                          die Investments dieses Fonds?                                        Für das Jahr 2020 haben wir eine Spendenbroschüre erstellt,
                                                          Im Portfolio des Fonds befinden sich ausschließlich Unter-           in der auch die Fördersummen jedes einzelnen Projekts
                                                          nehmen, die auf die sozial-ökologische Transformation des            dokumentiert sind. Für die Spenden aus der aktuellen Per-
                                                          Wirtschaftssystems hinwirken. Vor Aufnahme in das Anlage-            formance Fee sind wir zurzeit in der Projektauswahl. Erste
                                                          universum durchläuft jedes Unternehmen ein mehrstufiges              und bekannte Projekte haben schon ihre Spende erhalten,
                                                          Auswahlverfahren. Es gilt ein strenger Kriterienkatalog aus          weitere Spendenzahlungen werden rasch folgen.
                                                          Ausschluss- und Positivkriterien. Green Growth Futura über-
                                                          wacht die Einhaltung dieser Kriterien. Als unabhängiger
                                                          Research- und Beratungspartner stellen wir der Portfolio-            stiftung-chancenfuerkinder.de

                                                          www.forum-csr.net                                                                                                                   15
EINSPRUCH                                            B.A.U.M. INSIGHTS | AKTUELLES – NEWS AUS DEM NETZWERK

                                                     Erzeugung energieeffizienter Heizenergie bei STAEDTLER

                                                                                                    „Nachhaltigkeit ist ein Thema, dass uns alle
                                                                                                    sehr bewegt. Die Verbesserungen sind eine
                                                                                                    echte Mannschaftsleistung, auf die wir ge-
                                                                                                    meinsam stolz sind“, freut sich Marcus Beck
                                                                                                    Werksleiter in Neumarkt. Bei der Herstel-
                                                                                                    lung holzgefasster Stifte fallen Holzspäne
                                                                                                    an. In 2018 wurde ein neuer Heizkessel in
                                                                                                    Betrieb genommen. Durch das Verbrennen
                                                                                                    der Holzspäne wird damit energieeffizient
                                                                                                    Heizenergie erzeugt – bei gleichzeitiger Re-
                                                     duzierung des Erdgasverbrauchs. Auf diese Weise wurde im Juli 2020 im Werk
                                          © privat

                                                     Neumarkt erstmals kein Erdgas zur Erzeugung der Wärmeenergie benötigt. In
                                                     Summe wurde im Jahr 2019 der Hauptanteil der benötigten Wärmeenergie
                                                     aus der Verbrennung nachwachsender Rohstoffe gewonnen.
Dr. Lutz Fähser, Leitender Forst-                    www.staedtler.de
direktor i.R., Mitherausgeber von
„Der Holzweg. Wald im Widerstreit
der Interessen“ (oekom, 2021)                        Voelkel: Natürlicher Genuss für mehr Artenvielfalt

                                                                                                     Seit nunmehr 85 Jahren setzt sich der
Keine Kunstforste fördern!                                                                           Demeter-Pionier aus dem beschaulichen
                                                                                                     Wendland für eine enkeltaugliche Land-
Rund 80 Prozent der Wirtschaftsforste in
Deutschland sind so künstlich angelegt und
                                                                                                     wirtschaft und den Schutz unserer hei-
ausgelichtet, dass sie nicht den Gesetzesan-                                                         mischen Artenvielfalt ein und füllt aus
spruch an „Nachhaltigkeit“ und Funktions-                                                            Überzeugung ausschließlich Zutaten aus
fähigkeit des Naturhaushalts erfüllen. Hinzu                                                         ökologischem Anbau in die Flasche. In
kommt, dass der Klimawandel aktuell die                                                              Zeiten, in denen immer mehr Insekten und
naturfernen, wirtschaftlich aber sehr produk­
tiven Fichten, Kiefern u.a. dahinrafft. Die Bun-
                                                                                                     damit auch zahlreiche Vogelarten durch die
desregierung stützt nun mit 1,5 Milliarden           David, Boris, Jurek, Jacob und Stefan Voelkel   fortwährende Intensivierung der Landwirt-
Euro in zwei Jahren eine neue forstindustrielle      (v.l.n.r)                                       schaft bedroht sind, positioniert sich das als
Ausrichtung auf exotische „Klimabäume“. Ge-          Stiftung organisierte, gemeinwohlökonomie-zertifizierte Familienunternehmen damit deut-

                                                                                                                                                      Marc Dietenmeier
rade werden auf 285.000 Hektar Kahlflächen           lich gegen den Einsatz von Ackergiften und die Zerstörung natürlicher Lebensräume. Ganz
bloßgelegt, Großmaschinen pflügen und ver-
dichten sensible Waldböden, und der neue
                                                     im Zeichen des Artenschutzes steht auch die aktuelle Kampagne „Vielfalt entdecken“, mit
Kunstforst wird in eine quasi agrarische Zu-         der Voelkel derzeit kleine und große Genießer für unsere heimische Vogelwelt begeistert.
kunft gesteuert – ohne die aus der Evolution
überlieferte Biodiversität.
                                                     UPM ist „The Climate Pledge“ beigetreten
Ökologische Wissenschaft und praktische natur­
nahe Waldnutzung wissen seit Jahrhunderten,                                                           Die teilnehmenden Unternehmen ver-
dass vitales und anpassungsfähiges Waldleben                                                          pflichten sich, 10 Jahre vor dem Ziel des
optimalerweise von alleine entsteht, wenn
                                                                                                      Pariser Klimaabkommens klimaneutral
es sich weitgehend ungestört entwickeln
kann. Im Klimastress müssen möglichst viele                                                           zu sein. „The Climate Pledge“ wurde von
der abgestorbenen Bäume als Biomasse auf                                                              Amazon und Global Optimism gegründet
den Flächen bleiben, um Schatten, Kühle und                                                           und UPM ist das erste Forstunternehmen
Feuchtigkeit zu halten. Die heimischen Bäume                                                          im Netzwerk. Auf dem Weg zur Klimaneu-
versamen sich von alleine und starten mit den
                                                                                                      tralität setzt UPM auf innovative Produkte
neuen im Klimawandel selektierten Genera-
tionen. Öffentliche Wälder sollten die Ernte         Mit Produktinnovationen, alternativen Energien   ohne fossile Rohstoffe, alternative Ener-
gerade in den älteren heimischen Wäldern bis         und nachhaltiger Forstwirtschaft will UPM sein   gien und die Schaffung von CO2-Senken
hin zu einem Einschlagsmoratorium drosseln,          Ziel erreichen, ab 2040 komplett klimaneutral    durch nachhaltige Forstwirtschaft. „Junge,
bis die Wälder viel CO2 aus der Atmosphäre ab-       wirtschaften.                                    strukturreiche Wälder nehmen über-
gesenkt und langfristig als C im Holz festgelegt
                                                     durchschnittlichen viel CO2 aus der Atmosphäre auf. Aufforstung und die Förderung der
haben. Wer seinem Wald Zeit zur Anpassung
                                                     Artenvielfalt sind bei UPM seit 25 Jahren ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz“, so Stefanie
                                                                                                                                                      © UPM

gibt, gleichzeitig Klimagas bindet und Wald-
biodiversität rettet – der sollte mit Förderung      Eichiner, Nachhaltigkeitsmanagerin bei UPM und Vorstandsvorsitzende der Initiative Bio-
belohnt werden!                                      diversity in Good Company.
                                                     www.upm.de

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