DES RATINGER NEUJAHRSLAUFS

 
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HISTORIE

          DES
RATINGER NEUJAHRSLAUFS
   Ein Stück neuzeitlicher Ratinger Stadtgeschichte

                         von

                   Jürgen Robbel

          ASC Ratingen West von 1973 e.V.
DES RATINGER NEUJAHRSLAUFS
Copyright ASC Ratingen West e.V., Gothaer Straße 23, 40880 Ratingen

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Wie alles begann
Der Ratinger Silvesterlauf - heute Ratinger Neujahrslauf - ist eine der ältesten Laufveranstaltungen
rund um den Jahreswechsel in Deutschland. Ursprünglich geht vermutlich alles auf die am 16. März
1970 als Krankheitsprävention durch den Deutschen Sportbund gestartete „Trimm-dich-Bewe-
gung“ zurück. Unter dem Motto „Trimm Dich - durch Sport“ wurde mit Unterstützung von Politik,
Krankenkassen und Wirtschaft dem Übergewicht und den zunehmenden Kreislauferkrankungen der
Kampf angesagt. Zudem sollte die in der bundesdeutschen Wohlstandsgesellschaft durch das
„Wirtschaftswunder“ stark gestiegene Zahl Herzinfarktgefährdeter durch sportliche Betätigung verrin-
gert werden. Auch über die Medien wurde auf die Initiative aufmerksam gemacht. Werbespots mit
dem Slogan „Ein Schlauer trimmt die Ausdauer“ wurden im Fernsehen geschaltet.

                                             Mit den Olympischen Spielen 1972
                                             erlebte die Trimm-dich-Bewegung
                                             einen Boom. 94 Prozent der Bevöl-
                                             kerung und sogar 99 Prozent aller
                                             Jugendlichen kannten die Trimm-
                                             dich-Aktion. In zahlreichen Städten
                                             und Gemeinden wurden sogenann-
                                             te Trimm-dich-Pfade eingerichtet,
                                             auch in Ratingen.

    „Trimmy“ war das Maskottchen der
         Trimm-dich-Bewegung

Aus dieser Bewegung heraus traf man sich überall in Deutschland zum „Dauerlauf“; das Wort Jogging
war noch unbekannt. In Ratingen gab es zu jener Zeit Lauftreffs u.a. beim TV Hösel und beim TuS Lin-
torf. Weltweit bekannt war insbesondere der „Corrida Internacional de São Silvestre (zu deutsch: Inter-
nationaler Silvesterlauf), der seit 1925 jedes Jahr am 31. Dezember, dem Todestag des heiligen Silves-
ter, in der brasilianischen Stadt São Paulo ausgetragen wird. Seit 1991 bis heute ist dabei eine Strecke
von 15 km zu bewältigen.

1. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1978
Die Geburtsstunde
Aus der vierseitigen Einladung des TV Hösel 1901 e.V., für die Gerd vom Bruch die Verantwortung trug:
„Es muss nicht immer Sao Paulo sein - wir wollen auch nicht zu Sao Paulo in Konkurrenz treten; aber
warum sollen wir das alte Jahr nicht mit einem gemeinsamen Lauf ausklingen lassen? Wir haben uns
vorgestellt: Zukünftig machen wir eine gemeinsame Laufveranstaltung zu Silvester in Ratingen. Aus-
richter sind abwechselnd der TV Hösel und der TuS Lintorf. 1978 fängt der TV Hösel an. Losgehen
soll´s am 31.12.78 morgens um 10 Uhr. Die Wettläufer: Männer und Frauen in getrennter Wertung - je-
der erhält eine Urkunde. Wir wollen unsere normale Stundenrunde laufen - also ca. 12 km. Die Trimm-
Traber werden mit Pausen ca. 40 Minuten unterwegs sein. Sie sollen vor den Wettläufern am Ziel sein,
um diese mit dem nötigen Applaus zu empfangen. Auch alle Trimm-Traber und -innen erhalten einer
Erinnerungsurkunde.

Nach dem Lauf und zur Siegerehrung wollen wir uns mit heißem Glühwein warm halten. Wir würden
uns sehr über eine rege Teilnahme der Höseler und Lintorfer Lauf-Treff-Freunde freuen. Aber bringen
Sie bitte warme Kleidung mit, die Sie nach dem Laufen überziehen, damit Sie sich nicht erkälten. Treff-
                                                       30
punkt Parkplatz „Am trockenen Stiefel“, spätestens um 9 Uhr.“

Obwohl es in der Nacht nicht ganz unerwartet aber unverhofft mächtig geschneit hatte, waren immerhin
150 Teilnehmer („Wettkämpfer“ und „Trimm-Traber“) am Start erschienen; 72 Läufer nahmen am Wett-
kampf, den die örtliche AOK begleitete, teil, und 78 am Trimm-Trab-Lauf durch die Wälder an der Mül-
heimer Straße. Den Lauffreunden aus Lintorf wurde beim Start der Vortritt gelassen. Die Trimm-Traber
liefen auf einem eigenen Rundkurs. Bürgermeister Ernst Dietrich überreichte die von der Stadtsparkas-
se gestifteten Pokale. Sieger: Klaus Leineweber (Mettmanner TV), Siegerin: Beate Kranz (TuS Lintorf
08); eine Zeitnahme gab es nicht.

Maßgeblichen Anteil an der Durchführung hatte damals Claus Ruwwe vom TV Hösel.

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Fotos: Privat

2. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1979
Dass man mit dem Ratinger Silvesterlauf genau den Zeitgeist getroffen hatte, war daran zu erkennen,
dass man bei der zweiten planmäßig vom TuS Lintorf ausgerichteten Auflage der sich abzeichnenden
Laufserie bereits 222 Teilnehmer erreichte, wovon 180 Läufer am Hauptlauf über 10 km teilnahmen; die
Trimm-Trab-Strecke betrug 3,5 km. Die erstmals unter Leitung von Hauptorganisator Herbert Hoffmann
durchgeführte Zeitnahme wies Anneliese Ohm (LAV Düsseldorf), die damals zur deutschen Spitzen-
klasse zählte, in 42:42 Min. und Ulrich Hänschel (TV Mettmann) in 35:06 Min. als Sieger aus. Fest-
gehalten wurden auch die Zeiten der männlichen Jugend A und B. Die Vorjahressiegerin Beate Kranz
musste sich mit dem 2. Platz zufrieden geben

3. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1980

Foto: Reiner Klöckner

In diesem Jahr war wieder der TV Hösel unter Claus Ruwwe der Ausrichter, an dessen Seite die AOK
als Sponsor stand. Der Start wurde an die Bruchhauser Straße verlegt und es ging beim Hauptlauf auf
eine Strecke von 9 km rund um Hösel; die Trimm-Traber liefen etwa 4 km. Erstmals war auch eine be-
achtliche Zahl von Zuschauern dabei. Die Ehrungen der Besten des Tages erfolgten in der Sporthalle
Bismarckstraße wiederum durch Bürgermeister Ernst Dietrich, der auch die Schirmherrschaft über-
nommen hatte.

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Damals war es Ehrensache, lokale Veranstaltungen seitens der örtlichen Wirtschaft zu unterstützen; al-
len voran die Sparkasse Ratingen, die der Veranstaltung von da an immer als Unterstützer erhalten
blieb.

4. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1981
Wie schnell aus einer wohl eher spaßigen Idee etwas ganz Großes werden kann, sieht man am Silves-
terlauf des Jahres 1981. Organisationsleiter Herbert Hoffmann hatte den Startplatz an den Marktplatz
und damit ins Ratinger Zentrum verlegt und fast 500 Langstreckler aus ganz Nordrhein-Westfalen nah-
men, für die Organisatoren überraschend, an dem nun vom Stadtsportbund veranstalteten und vom
TuS Lintorf ausgerichteten Lauf teil. Gelaufen wurden zwei Runden über 4,5 km auf Innenstadtstraßen
und Waldwegen. Die Siegerehrungen für die Besten in den Altersklassen fanden im Sitzungssaal des
Rathauses statt. Neben den Einzelwertungen gab es erstmals auch Dreiermannschaftswertungen. Mo-
derator Rudi Hülster stimmte Teilnehmer und Zuschauer auf die sportliche Veranstaltung, die unter der
amtlichen Aufsicht von Horst Winzert (Mettmann) stand, ein.

Bei der Siegerehrung am frühen Silvesterabend dankte Bürgermeister Ernst Dietrich im Sitzungssaal
des Rathauses allen Teilnehmern, Stadtsportbund-Geschäftsführer Johannes Kraft, den Stiftern der
Pokale und Preise, allen voran der Sparkasse Ratingen, und dem Ausrichter TuS 08 Lintorf.

Kurios: Der Startschuss sollte um 15 Uhr durch einen Silversterböller erfolgen, den Bürgermeister Diet-
rich entzündet in die Laufstrecke zu Boden geworfen hatte. Da aber die Läufer den Start nicht bis zur
Detonation abwarten konnten, liefen sie schnurstracks in den Knaller, der dann mitten im Starterpulk
explodierte. Zum Glück war dabei niemand zu Schaden gekommen.

Als Auszeichnung für die Besten trugen die ausgehändigten Urkunden die Unterschriften von Bürger-
meister Dietrich und Stadtdirektor Dr. Dahlmann. Winfried Niesser aus Wuppertal gewann in 28:25 Mi-
nuten bei den Herren und Maria Socoda aus Lintorf mit 34:15 Minuten bei den Frauen.

5. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1982
Eine wiederum lange Sponsorenliste, mit offenbar allen Unternehmen, die seinerzeit Rang und Namen
in Ratingen hatten, begleitete den über insgesamt ca. 10,5 km führenden Lauf dieses Jahres, den wie-
derum der Stadtsportbund veranstaltete und der TV Hösel durch die Hauptverantwortliche Anne Plön-
nes ausrichtete. Es galt, ab 15 Uhr dreimal eine Rundstrecke über ca. 3.500 m zu bewältigen (s. Stre-
ckenbild unten), die zu zwei Dritteln durch die Ratinger Innenstadt und zu einem Drittel über befestigte
Wege im Außenbereich führte. Die Teilnehmerzahl explodierte förmlich auf sagenhafte 800 Läufer, die

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sich in den nachher veröffentlichten Ergebnislisten wieder fanden. Nicht nur aus Ratinger Vereinen ka-
men die Läufer, sondern auch aus Leichathletikabteilungen des gesamten Niederrheins und aus dem
Bergischen Land. Der jüngste Teilnehmer war acht, der Älteste 80 Jahre alt. Eine gesonderte Jugend-
wertung gab es neben den Mannschaftswertungen diesmal allerdings nicht.

    Fotos: Privat
                32:21 Min.                38:41 Min.
                             Die Sieger                                   Die Strecke

6. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1983
Eine unglaubliche weitere Steigerung der Teilnehmerzahl war für das Jahr 1983 zu verzeichnen. Rd.
1000 Teilnehmer, darunter auch „deutsche Leistungsspitzen“, meldeten sich im Vorfeld oder beim
Nachmelden in der Dresdner Bank-Filiale an. Wegen des unerwartet großen Teilnehmerfeldes ver-
schob sich der Startpunkt vom Marktplatz in die Lintorfer Straße, wo es um 15 Uhr in drei Runden über
den Hauser Ring, den Junkersbusch, der Mülheimer und der Oberstraße dreimal rund um das Ratinger
Zentrum auf den insgesamt zu bewältigenden 10,6 km ging. Während sich Herbert Hoffmann und Klaus
Kirberg als Organisatoren für den ausrichtenden TV Hösel auszeichneten, ehrte Bürgermeister Ernst
Dietrich die Besten im Ratinger Stadttheater. Dietrich damals: „Neben São Paulo ist der Ratinger Sil-
vesterlauf das bedeutendste Laufereingis der Welt.“

Während Herbert Hoffmann den Lauf organisierte, übernahm Rudi Hülster die Moderation.

Birgit Lennartz aus Sankt Augustin erreichte als erste Frau das Ziel und Peter Decker von der Bonn-
Troisdorfer Startgemeinschaft in 31:38 Min. bei den Herren. Mannschaftswertungen ergänzten das
Reglement.

7. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1984
Wiederum rd. 1000 Läufer, 850 Männer, 150 Frauen, aus allen Landesteilen und darüber hinaus muss-
ten sich 1984 ab 15 Uhr der 10,5 km langen Strecke bei Schneetreiben stellen, u.a. der Deutsche Vi-
zemeister über 5.000 m Wolf-Dieter Poschmann, der später als ZDF-Sportmoderater deutschlandweite
Bekanntheit erlangte und seine Laufteilnahme als Siebter beendete. Die Schirmherrschaft hatte Wil-
helm Droste (Senior), Abgeordneter des NRW-Landtags, Ratsmitglied in Ratingen und stellvertretender
Bürgermeister, übernommen. Ältester Starter war Josef Galia mit 86 Jahren aus St. Augustin, der auch
den größten Zuschauerapplaus verbuchen konnte.

Beim wieder von Anne Plönes organisierten Silvesterlauf stellte der SV Sonsbeck mit Elisabeth Franzis
in 35:59 Min. die Siegerin und der LAV Bayer Dormagen mit Bernhard Rangen in 31:38 Min. den Sieger.
Neben den Mannschaftswertungen wurden auch Schüler und Jugendliche in den Altersklassen ausge-
zeichnet.

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Fotos: Pierre Claude Hohn
             Moderator                                         Massenstart
      Herbert Hoffmann (TV Hösel)                       Ratingen, Oberstraße, 15 Uhr
(Im Hintergrund der spätere Moderator
         Burkhard Swara)

8. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1985
Den diesmal ausrichtenden TV Lintorf traf es 1985 mit voller Wucht, als man feststellte, dass die wach-
sende Starterzahl organisatorisch neue Herausforderungen darstellte. Aus der Presse: „Nachdem die
Asse das Rennen beendet hatten, wurden die organisatorischen Mängel überaus deutlich. Als die zahl-
reichen Hobbyläufer sich geschlossen dem Ziel näherten, wurden die Zeitnehmer dem Ansturm nicht
mehr gerecht. Die Folge: Es bildete sich am Zieleinlauf ein 500 Meter langer Stau; aus sportmedizini-
scher Sicht ein Unding, einen Lauf derart abrupt beenden zu müssen. Eine korrekte Zeitnahme war
somit nicht mehr möglich, worüber sich einige besonders Ehrgeizige ärgerten. Der Pressesprecher des
ausrichtenden TuS Lintorf Marc Ufer erklärte: „Als kleiner Verein sind wir mit der Ausrichtung einer Rie-
senveranstaltung einfach überfordert. Uns fehlt es wieder einmal trotz der Mithilfe des TV Hösel und
TuS Homberg an genügend ehrenamtlichen Helfern. Vielleicht sollten wir beim nächsten Lauf die Start-
gebühr drastisch erhöhen, damit die Teilnehmerzahl für uns überschaubar bleibt.“ Sogar der Start
musste wegen des dichten Gedränges kurz vor dem Startschuss um rund 200 Meter vorverlegt werden,
so angespannt waren die Teilnehmer.

         Foto: Reiner Klöckner
Bei der späteren Zählung per Einlaufkanal durfte niemand die Reihenfolge verändern oder seinen Platz
         verlassen. Von einer elektronischen Zeiterfassung war man damals noch weit entfernt.

Die 3,5 km lange Laufstrecke, die dreimal zu bewältigen war, führte vom Marktplatz zum Angerbad,
durch den Wald entlang der Bahnlinie zum Blauen See und von dort über die Mülheimer Straße zurück
zum Marktplatz.

Die Ergebnislisten verzeichneten auf dem 2. Gesamtplatz bei den Frauen Christa Vahlensieck (gebürti-
ge Düsseldorferin und weltbekannte Langstreckenpionierin), die sogar 1975 u.a. einmal den Weltrekord
über 10.000 m in 34:01 Min. hielt. Vor ihr ins Ziel kam Elisabeth Francis (SV Sonsbeck) in 35:50 Min.
und bei den Herren siegte Volker Welzel (VfL Menden) in 31:42 Min..

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Im Ratinger Stadttheater fanden am späten Nachmittag die Siegerehrung und eine Tombola statt.

9. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1986
Konsequenzen aus der ungewollten Startlinienverlegung und der verfehlten Einlaufzählung im Vorjahr
hatte u.a. Anne Plönes vom diesmal ausrichtenden TV Hösel als Organisatorin gezogen. Dafür gab es
großes Lob von allen Seiten. Knapp 800 Läufer kamen 1986 nach Ratingen, um die 10,5 km-Strecke zu
bewältigen. Der achtseitige Veranstaltungsflyer wies daneben eine Dreiermannschaftswertung und
auch einen Trimmlauf über ca. 2 km aus, der unter „fachmännischer Begleitung“ von Lauf-Treff-Leitern
durchgeführt und für eine ermäßigte Gebühr von 2 DM mit einer „schön gestalteten Urkunde“ belohnt
wurde.

Mit 37:30 Min. siegte Silvia Merten (Leverkusen) und wieder Volker Welzel in 31:39 Min.

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10. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1987
Bei leicht rückläufigen Teilnehmerzahlen gab es zum 10. Jubiläum etwas Besonderes: Neben den seit
Jahren von Ratinger Unternehmen und Unterstützern gesponserten Pokalen für die Sieger und den
„wertvollen“ Sachpreisen für die Tombola wurde eine Flugreise der LTU zum New York-Marathon aus-
gelobt. Als Gewinner der Flugreise wurde damals der Höseler Bernhard Toeritz mit der Startnummer
507, der seit 1981 ununterbrochen jedes Mal dabei war, gelost.

                                                  Bernhard Toeritz mit dem LTU-Gutschein
                   Foto: Gustav Schröder

Albert Cordes vom ausrichtenden TuS Homberg organisierte den Lauf wesentlich, der wieder von der
Polizei und dem Roten Kreuz begleitet wurde und bei dem 691 Teilnehmer, darunter viele „Spitzen-
cracks“, an den Start gingen. Wieder als ältester Teilnehmer dabei war Josef Galia, mit nunmehr 89
Jahren. Nach rd. 75 Minuten überquerte er, unter großem Jubel der Zuschauer, wenn auch als Letzter,
die Ziellinie.

Die Siegerehrung im Ratinger Stadttheater verzögerte sich anschließend um eineinhalb Stunden, weil
„das Computersystem nicht schnell genug arbeitete“. Hintergrund war, dass einige Läufer im Zieleinlauf
die Bahnen wechselten.

                                           Foto: Gustav Schröder
                                            Sieger Bernd Rangen
                                       (Bayer Leverkusen) in 32:26 Min.

Bei den Frauen siegte die Deutsche Meisterin über 25 km Tina Mai aus Dortmund in 36:11 Minuten.

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11. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1988
Die Neuauflage des Ratinger Silvesterlaufes, für den Paul Jakob die Organisation für die 787 Teilneh-
mer übernommen hatte, stand im 80. Jubiläumsjahr des ausrichtenden TuS Lintorf allein im Lichte ei-
nes Namens: Willi Wülbeck, „der Held von Helsinki“, Sieger über 800 m bei den 1983 erstmals ausge-
richteten Leichtathletik-Weltmeisterschaften, hintereinander zehnmaliger Deutscher Meister und noch
immer Deutscher Rekordhalter in 1:43,65 Minuten. Der in Leichtathletik-Kreisen bekannte Lintorfer
Heilpraktiker und selbst früher läuferisch aktive Lutz Meurer und der Lintorfer Sportjournalist Gustav
Schröder hatten die Teilnahme vermittelt.

Trotzdem gehörte der Wattenscheider Ex-Weltmeister nicht unbedingt zu den absoluten Titelanwärtern
für den Ratinger Straßenlauf. Dennoch durfte er sich über den 2. Platz in 32:49 Minuten freuen und
musste sich lediglich Marathonspezialist Werner Grommisch (LAV Essen) mit 32:11 Minuten geschla-
gen geben. Den Startschuss gab damals der Deutscher Dreisprungmeister Peter Bouschen.

Als Hauptpreis der Tombola gab es wieder einen LTU-Freiflug nach New York und Harry Scheller
(BMW-Autohaus) stiftete eine Wochenendreise nach München. Nebenher unterstützten die Silvester-
läufer auch noch die „AG Aids-Prävention Kreis Mettmann“, indem der ausrichtende TuS Lintorf vom
Organisationsbeitrag pro Läufer 2 DM an die Organisation stiftete. 1574 DM brachte die Aktion auf die-
sem Weg ein.

  Fotos: Gustav Schröder

12. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1989
Zeitenwende: Über 50 Silvesterläufe gab es im Jahr 1989 in Deutschland. In Ratingen startete man „ei-
nen der populärsten Läufe Europas“ erstmals schon um 11 Uhr und es begann die Zeit der ganz gro-
ßen Namen. Jürgen Hingsen, Olympiasilbermedaillengewinner, dreimaliger Weltrekordhalter und noch
immer Deutscher Zehnkampf-Rekordhalter mit 8832 Punkten, gab den Startschuss, mit sicher nicht
immer glücklichen „Erinnerungen an Seoul 1988“.

Über 800 Teilnehmer gingen über die 10,6 km lange Strecke an den Start. Veranstalter war immer noch
der Stadtsportbund Ratingen, Ausrichter aber erstmals die Leichtathletikgemeinschaft (LG) Anger, die
damals aus dem TV Hösel, dem TuS Lintorf und dem TuS Homberg bestand. Als Schirmherrin fungierte
der Lokal-Anzeiger - Stadtpanorama Ratingen und als Hauptsponsor löste die Sparkasse Ratingen die
AOK ab. Für die Organisation zeichneten Paul Jakob, Anne Plönes und Albert Cordes gemeinsam ver-
antwortlich.

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Foto: Gustav Schröder
                          Jürgen Hingsen und Lutz Meurer, der auch das
                          Antrittsgeld für die vielfache Deutsche Mara-
                          thonmeisterin Charlotte Teske trug.

Eingeschaltet wurde auch ein „Agent“, um noch weitere Weltklasseläufer nach Ratingen zu holen. An-
sonsten ermöglichten viele Ratinger Sponsoren die Teilnahme eines stark besetzten Teilnehmerfeldes
und die LTU ließ diesmal sogar zwei Freiflüge zum New York-Marathon springen und Harry Scheller
spendierte wieder einen Müchen-Aufenthalt, die später feierlich in den Räumen des Autohauses Schel-
ler überreicht wurden.

 Foto: Gustav Schröder                                Eine lange Sponsorenliste zeigte den Unterstüt-
                                                      zungswillen

Die Sieger bei den Frauen und Herren wurden in der Ergebnisliste (s.o.) abgebildet. 2. Sieger bei den
Herren wurde Ivo Claes, Belgien, vor Jacob Ngunzu, Kenia;
Steffi Buss (14 Jahre) vom TV Ratingen gewann die Schülerwertung in 44:20 Minuten.

13. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1990
Letztmalig startete der Ratinger Silvesterlauf tatsächlich an Silvester. Das Interesse schien grenzenlos
zu sein, dabei stand man erst am Beginn einer großen Zeit. Von den Organisatoren wurde medienwirk-
sam ein Fernsehvertrag mit einem der gerade erst auf Sendung gegangenen Privatsender in Aussicht
gestellt. Zudem bauten der veranstaltende Stadtsportbund und die ausrichtende LG Anger einen Schü-
lerlauf über eine Runde von 3,5 km in das Programm ein, bevor, wie schon in den Vorvorjahren, der
Hauptlauf über 10,6 km um startete. Am Ratinger Markplatz wurde eine Zuschauertribüne aufgebaut
und eine Dixieland-Band verkürzte den Anwesenden die Wartezeit bis zu den Starts. Weil DEG-
Eishockey-Torwart Helmut de Raaf nicht zum Startschuss erschien, übernahm Schirmherr Bürgermeis-
ter Hugo Schlimm die Aufgabe. Für den Lauf angekündigt hatte sich unter anderem auch der mehrfa-
che deutsche Marathon-Meister Herbert Steffny (Freiburg), der auch den damaligen Streckenrekord
verbessern wollte.

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Foto: Pierre Claude Hohn
                                 Albert Cordes (TuS Homberg)
         standen Paul Jakob vom TuS Lintorf und Günter Nadrowski vom TV Hösel zur Seite

Die Siegerlisten weisen als erste Sieger des Schülerlaufes Jörg Künzel von der LG Anger in 11:46 Min.
und Elizabeth Klein vom OSC Waldniel in 14:10 Min. aus. Julius Sumawe (Tansania) siegte beim
Hauptlauf mit neuem Streckenrekord von 31:01 Min. vor Jacob Ngunzu (Kenia) bei den Herren und bei
den Frauen Linda Milo (Belgien) in 37:00 Min. vor der 100 km-Meisterin Birgit Lennartz (Deutschland)
und der Ex-Höselerin und Triathlon-Europameisterin Simone Mortier. Insgesamt nahmen fast 800 Läu-
fer teil. Im TV wurden die Bestplatzierten mit Bild und Ton bekannt gegeben. Die Sieger des Hauptlau-
fes bei den Herren und bei den Damen erhielten je 500 DM Prämie; der ausrichtenden LG Anger reich-
te damals ein Budget von 7000 DM.

14. Ratinger Silvesterlauf am 29.12.1991
Vieles sollte sich ab diesem Silvesterlauf ändern: Neben Bürgermeister Hugo Schlimm wurde Minister-
präsident Johannes Rau zusätzlich als Schirmherr gewonnen und erstmals wurde am letzten Sonntag
vor der Jahreswende um 12:45 Uhr mit dem Schülerlauf gestartet, dem der Hauptlauf um 13.15 Uhr,
der durch eine veränderte Laufstrecke, die nun in drei Runden vom Ratinger Rathaus über Minori-
tenstraße, Stadionring, Am Krumbachskothen, Philippstraße, Kaiserwerther Straße, Werdener Straße,
Friedhofstraße, Hauser Ring, Mülheimer Straße und Oberstraße komplett um und durch die Ratinger
Innenstadt über exakt vermessene 10.000 m führte, folgte. Die damalige „Schallmauer“ von 1000 Teil-
nehmern wurde mit 955 knapp verfehlt.

Erstmals trat die zwar formal schon 1987 „zur Verstärkung der Aktivitäten auf dem Gebiet der Leichath-
letik, zur Förderung der sportlichen Zusammenarbeit mit dem Ziel verstärkten Trainings und verbesser-
ter Ergebnisse sowie als Anreiz zu erhöhten Leistungen im Jugend- und Schülerbereich“ gegründete
Leichtathletik-Gemeinschaft (LG) Ratingen als Ausrichter zusammen mit dem Stadtsportbund als Ver-
anstalter in Erscheinung. Getragen wurde die LG nun neben dem TV Hösel, dem TuS Lintorf und dem
TuS Homberg auch vom neu eingetretenen ASC Ratingen West.

Während Albert Cordes, Günter Nadrowski und Paul Jakob die tragenden Organisatoren seitens der
Vereine waren, wurden mit den Kontakten der Willi Wülbeck Sportmarketing-Agentur „gezielt, konzent-
riert und professionell“ Spitzensportler an die Veranstaltung gebunden. Am Abend vor dem Lauf lud das
Ratinger Relexa-Hotel zu einer Willkommens-Party für die aus fast allen Erdteilen am Düsseldorfer
Flughafen ankommenden Athleten ein, auf dem Marktplatz sorgte eine VIP-Tribüne für Beachtung und
Willi Wülbeck verkündete, dass der Lauf eine feste Größe im Terminkalender der Langstreckler werden
solle, ohne dass dabei die Hobbyläufer unbeachtet bleiben sollten. Als Ziel wurde ausgerufen, die Nr. 1
in Europa zu werden. Für Start- und Preisgelder war langfristig ein Etat von rd. 100.000 DM im Ausblick,
bei der auch die Sparkasse Ratingen eine gewichtige Rolle spielen sollte.

Schon Tage vor dem Lauf gab es ausführlich vorbereitete Pressebesprechungen. Für besondere Hö-
hepunkte sorgte ab dem Vormittag des Lauftages ein unterhaltsames Showprogramm auf dem Markt-
platz mit den Cheer-Girls des Kölner Footballteams Cologne Crocodiles, den Footballern der Ratinger
Raiders und der Antigua Steel Band. Anmelden konnte man sich wieder im Ratinger Stadttheater.
10.000 Zuschauer sollen damals die Veranstaltung begleitet haben. Erstmals wurden die Sieger unmit-
telbar auf dem Marktplatz mit Geldpreisen der Sparkasse Ratingen geehrt.

                                                      10
Diesmal bereicherten den Hauptlauf zahlreiche erfolgreiche Teilnehmer an Olympischen Spielen und
Weltmeisterschaften. U.a. Werner Schildhauer (ehem. Vizeweltmeister über 10 km), Hans-Jörg Kunze
(ehem. WM-Dritter), Hagen Melzer (ehem. Europameister), Herbert Steffny (ehem. EM-Dritter im Mara-
thon), Rainer Wachenbrunner (ehem. Deutscher Meister über 25 km), Thomas Eickmann und Christian
Husmann (ehem. DM über 5 km), Joseph Keine (Kenia - damals 6. der Weltbestenliste), Ivo Claes
(Belgien - ehem. belgischer Meister), Marcel Versteeg (ehem. niederländischer Meister über 5 km) und
auch Cornelia Bjürki (47fache Schweizer Meisterin) neben weiteren internationalen Läufern. Einige
Weltklasseläufer hatten wg. eines Marathonlaufes in Barcelona als Vorbereitung für die Olympischen
Spiele in der spanischen Stadt leider absagen müssen.

Die Presse berichtete, dass „indes nicht verhehlt werden durfte, dass trotz der vielfach gelobten, insge-
samt reibungslosen Organisation der Lauf offenbar an seine Kapazitätsgrenze gestoßen war. Das Ge-
dränge am Start war groß und bei den zahlreichen Überrundungen von Sportlern durch Spitzenathleten
kam es leicht zu Problemen.“

                                 Foto: Stadtpanorama

Siegerinnen bei den Frauen:
1. Helen Kimayo (Kenia - 31:26 Min.), 2. Linda Milo (Belgien), 3. Jackie Davis (England)
Bester Ratinger war der Breitscheider Ralf Moog in 31:34 Min. und die damals 16 jährige Steffi Buss
(TV Ratingen) war beste Ratingerin in 38:12 Min.

                                                                                   Foto: Privat

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15. Ratinger Silvesterlauf am 27. Dezember 1992
Auch dieser Silvesterlauf startete um 12.45 Uhr am Sonntag vor dem Jahreswechsel, diesmal aller-
dings mit einem neuen Frontmann: Es moderierte erstmals Burkhard Swara und damit ein langjähriger
Läufer, der auf den Mittel- und Langstrecken für die LG Nord Berlin leistungssportlich aktiv war. Als In-
haber des 1991 eröffneten Lauf- und Sportshops DÜSSEL-RUNNER war er dem Laufsport treu geblie-
ben. 1988 moderierte er den anlässlich des Düsseldorfer Stadtjubiläums ins Leben gerufenen Kö-Lauf
und kurz darauf wurde er für den Berlin-Marathon engagiert, dem die Marathonläufe in Frankfurt, Ham-
burg, München und Nürnberg folgten und ihn mit vielen hochkarätigen Läufern der damaligen Zeit zu-
sammen brachte. Sein Highlight war später aber die Berufung zu den Leichtathletik-
Europameisterschaften 2002 in München durch den Deutschen Leichtathletikverband.

Als offizielle Ausrichter wurden der Stadtsportbund und die LG Ratingen geführt, deren Trägervereine
um den TV Ratingen ergänzt wurden; maßgeblich organisiert wurde der Lauf von Albert Cordes vom
TuS Homberg. Die offiziell vermessene und leicht veränderte Strecke über 10.100 m führte ab 13.15
Uhr vom Start am Marktplatz über Minoritenstraße, Stadionring, Am Krumbachskothen, Philippstraße,
Hauser Ring, Mülheimer Straße, Werdener Straße, Angerstraße und Oberstraße. Vor dem Hauptlauf
startete um 12.45 Uhr ein Schülerlauf über vermessene 2.100 m in zwei Runden. Von der Stadt Düs-
seldorf kamen nun die Absperrgitter, die Antigua-Steel-Band spielte wieder zum Glühwein heiße Klänge,
die Cheerleader der Cologne Crocodiles gaben einen schwungvollen Rahmen und die gebürtige Ratin-
gerin und deutschlandweit bekannte Schlagersängerin Claudia Jung gab den Startschuss.

                    Foto: Michael Nacke
                           Die Cheer-Girls der Cologne Crocodiles heizten ein

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Foto: Michael Nacke

Überraschender Sieger bei den Herren war der 22jährige Carsten Eich aus Leipzig in 28:28 Min. vor
drei Afrikanern, während bei den Damen die 5.000 m Hallenweltrekordlerin Natalia Sorokivskaja aus
Russland in 32:52 Min. gewann. Insgesamt starteten 1.034 Läufer. 130.000 DM soll die Veranstaltung
damals gekostet haben.

Im Nachgang der Veranstaltung berichteten sowohl der WDR als auch RTL plus und die LG-
Verantwortlichen erhielten für die erfolgreiche Organisation vom Bürgermeister Eintrittskarten zur närri-
schen Ratssitzung. Allerdings wurden auch die „negativen“ Auswirkungen der Neuausrichtung der Ver-
anstaltung in einem Brief von Ratinger Läufern zum Ausdruck gebracht. Da wurde mit Wehmut an „alte
Zeiten“ erinnert, als der Lauf noch allein dem Breitensport gewidmet war. Und es wurden vehement
zwei getrennte Läufe gefordert, um den „Platzmangel“ zwischen Hobbyläufern und Spitzenathleten zu
beseitigen.

Unter dem Eindruck der „Problembereiche“ Pressearbeit, Zuwendungen für den Breitensport, Zuwen-
dungen für die Vereine, Vereinnahmung von Startgeldzahlungen u.ä. wurden in der Vereinbarung vom
19.4.1993 zwischen der LG Ratingen und der Willi Wülbeck Sportservice & Management GmbH die
Grundlagen der künftigen Zusammenarbeit für die kommenden zwei Läufe festgeschrieben. Danach
sollte der Ratinger Silversterlauf den Anstrich einer Breitensportveranstaltung behalten, ergänzt durch
die von der „Sportservice“ organisierte Teilnahme von Spitzensportlern, die durch Sponsoren finanziert
und denen im Gegenzug Werbeflächen zur Verfügung gestellt würden.

Geregelt war nun auch, dass die Fa. Sportservice die Vermarktung des Ratinger Silvesterlaufes auf ei-
gene Gefahr und Rechnung mit dem Ziel, den sportlichen Stellenwert und den Bekanntheitsgrad des
Ratinger Silvesterlaufes zu erhöhen, übernahm. Sportservice sollte demnach Vereinbarungen mit den
Medien schließen, Werbepartner und Sponsoren auswählen (daraus folgende Einnahmen sollten zu
80% für die Veranstaltungsziele eingesetzt werden), die Welcomeparty durchführen, den Marktplatz
werblich gestalten, die Startnummern für Werbung nutzen, Anzeigen in Publikationen platzieren, Teil-
nehmer gegen Zahlung des Startgeldes melden, Siegprämien für die Erstplatzierten festlegen und zah-
len, die Beschallung und das musikalische Rahmenprogramm am Markplatz übernehmen und Sach-
werte für die Tombola und Siegerehrung zur Verfügung stellen.

16. Ratinger Silvesterlauf am 2. Januar 1994
Wegen der Umstellung des Ausrichtungstages auf „den ersten Sonntag nach Neujahr“ fand im Jahr
1993 kein Silvesterlauf statt.

Für die Trägervereine trugen damals Werner Schierenbeck (ASC Ratingen West), Klaus Kirberg (TuS
Lintorf), Erich Lomoth (TuS Homberg), Ulf Eilers (TV Hösel) und Horst Becker (TV Ratingen) in Sachen
LG die Verantwortung. Ganz offiziell wurde u.a. die „Beflaggung des Ratinger Marktplatzes mit Ratin-
ger-, NRW- und Deutschlandfahnen“ für den 2. Januar 1994 von der allein veranstaltenden LG Ratin-

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gen, die lt. Satzung vom 1.1.1993 von einem Sportausschuss geleitet wurde, dessen Mitglieder die
Trägervereine stellten, beantragt.

Das Wettkampfbüro und die Anmelderäume wurden in diesem Jahr erstmals in die Friedrich-Ebert-
Realschule an die Philippstraße verlegt. Wiederum fand ein Schülerlauf statt, bei dem um 12 Uhr die
Schüler und um 12.02 Uhr die Schülerinnen über 2.100 m mit über 100 Teilnehmern an den Start gin-
gen. Auf die Initiative von Amateurläufern hin wurden nun zwei Läufe über 10.000 m auf einer wieder
leicht veränderten Strecke (nun vom Start am Marktplatz über die Lintorfer Straße, Grabenstraße, Mi-
noritenstraße, Philippstraße) veranstaltet. Der erste Hauptlauf ließ die Altersklassen ab 45 Jahren an
den Start gehen, während im zweiten Hauptlauf Starter bis zum Alter von 44 Jahren zugelassen waren.

Die Stadt Ratingen dem Antrag des Stadtsportbundes auf Gewährung eines Zuschusses in Höhe von
30.000 DM nur im Umfang von 5.000 DM gefolgt. Daneben gab es einen Zuschuss des NRW-
Kultusministeriums. Trotzdem konnte für ein Antrittsgeld von 20.000 DM ein leibhaftiger 5.000 m-
Olympiasieger aus Marokko, Khalid Skah, zum Start in Ratingen bewogen werden. Mit einer Zeit und
neuem Streckenrekord von 28:17 Min. wurde er seiner Favoritenrolle gerecht. Bei den Damen gewann
Margaret Kagari (Kenia) in 33:14 Min.

                   Foto: Achim Blazy

Willi Wülbeck und Lutz Meurer war es wieder gelungen, eine ganze Reihe weiterer Weltklasseläufer
nach Ratingen zu holen. Anwesend war auch wieder Jürgen Hingsen, aber auch der Zehnkampf-
Bundestrainer Klaus Marek. Vor Bozen (Italien), so die Botschaft, war Ratingens Silvesterlauf mit rd.
1.300 Teilnehmern die Nr. 1 in Europa. Sechs Fernsehsender überboten sich mit ihren Berichterstat-
tungen. Zu Buche schlug ein Etat von rd. 150.000 DM.

                                                 14
Foto: Gustav Schröder
Schon am Abend vor der Veranstaltung          Samba-Band auf dem Marktplatz
bei der Welcomeparty, und auch am
leider verregneten Veranstaltungstag
sorgten die Jacob-Sisters für Stimmung.

Intern entbrannten hinter den Kulissen derweil Diskussionen um die Aufgabenverteilungen zwischen
dem Management von Willi Wülbeck und Lutz Meurer einerseits und den die LG Ratingen tragenden
Vereinen, vertreten durch Günter Nadrowski (TV Hösel), Klaus Kirberg/Paul Jakob (TuS Lintorf), Hubert
Hollad/Albert Cordes (TuS Homberg), Klaus Bender (TV Ratingen) und Gerhard Ruby (ASC Ratingen
West) andererseits. Im Vordergrund standen dabei noch immer die nicht ausgeräumten Probleme bei
der örtlichen Pressearbeit („Pressekonferenz“) und der Hervorhebung von Sponsoren, infolgedessen
zwei Sponsoren ihr künftiges Ausscheiden andeuteten. Außerdem wurde den die LG tragenden Verei-
nen nicht deutlich genug herausgestellt, dass die Teilnahme von Spitzensportlern alleinige Sache der
Sportservice sei und der Breitensport hiervon weiterhin finanziell unberührt bliebe; aber auch innerhalb
der LG Ratingen trugen sich hinter den Kulissen Diskussionen aus, die sich u.a. um die besondere
Nennung von Sponsoren rankte.

In der Folge wurde der Vertrag mit der Sportservice- und Management-GmbH von Willi Wülbeck und
Lutz Meurer unmittelbar nach dem 16. Ratinger Neujahrslauf zum 31.1.1994 wegen der von der Stadt
Ratingen angekündigten finanziellen Einsparungen, aber mit der ausdrücklichen Aussicht auf Fortset-
zung, gekündigt.

Daneben wurde deutlich, dass die LG Ratingen als loser Verbund der sie tragenden Vereine keine
rechtliche Basis für die zukünftigen Veranstaltungen mehr böte. Dass Albert Cordes, der die „ADV-
Dienstleistungen“ bislang ehrenamtlich geleistet hatte, nunmehr entgeltlich in Form einer GbR für die
LG tätig werden wollte, ergänzte die Spannungen, genauso wie ein aufkommender Streit über die Ver-
wendung des Zuschusses der Stadt Ratingen entweder für den Breitensport innerhalb der LG oder für
den Leistungssport.

17. Ratinger Silvesterlauf am 8. Januar 1995
Die LG Ratingen, noch immer ein nichtrechtsfähiger Verein in der Form einer Gesellschaft bürgerlichen
Rechts (GbR), wurde zum Jahresende 1994 durch den Verlust des TuS Lintorf wegen Problemen mit
einem Leichtathletiktrainer des TuS erschüttert. Seine persönlichen Organisationsmängel beim Silves-
terlauf 1995 und Irritationen bei verschiedenen Traineraktivitäten des TuS bei der LG sorgten für Mei-
nungsverschiedenheiten zwischen Vorständen und anderen Trainern der Vereine. Bereits im Vorfeld
hatte schon der TV Ratingen die Auflösung der LG beantragt, weil nach seiner Meinung die Grundlagen
für eine kooperative und vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr gegeben wären. Daraufhin wurde
die LG zum 31.12.1994 aufgelöst und zum 1.1.1995 ohne den TuS neu gegründet; der TuS Lintorf er-
hielt aus „LG-Beständen“ einen vierstelligen Abschlussbetrag.

Erstmals fand ein Silvesterlauf erst am nachfolgenden Wochenende des Jahreswechsels statt. Infolge
der organisatorischen Mängel und infolgedessen reichlich verspäteter Vorbereitungen für die Veranstal-

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tung mussten etwas hektisch zum Ende des Jahres 1994 die abschließenden Arbeiten durchgeführt
werden.

Auch ohne vertragliche Grundlage hatten Willi Wülbeck und Lutz Meurer ihre Verbindungen in die
Sportlerwelt wirken lassen. Während der spätere ZDF-Sportchef Wolf Dieter Poschmann das Kommen-
tatormikrofon führte, gab kein anderer als 400 m-Hürden-Europameister Harald Schmidt den Start-
schuss. An der Strecke stand u.a. DEG-Eishockeytrainer Hans Zach und wiederum empfing eine Sam-
ba-Truppe die Läufer im Zieleinlauf.

Bei der Stadt Ratingen wurde ein Zuschuss in Höhe von 20.000 DM beantragt. Die Streckenführung
wurde wegen der „amtlichen Vermessung auf exakte 10 km“ an der Angerstraße leicht geändert und
der Startpunkt um ca. 210 m in die Oberstraße zurückverlegt. Seitens des Leichtathletikverbandes wur-
de eine Zeitmessanlage mit Videoaufzeichnung gegen eine Leihgebühr zur Verfügung gestellt.

Als Sonderpreis stand auf Vermittlung von Bürgermeister Hugo Schlimm eine LTU-Flugreise nach Flo-
rida zur Verfügung. Wiederum war eine Welcomeparty im Relexahotel anberaumt und die Brauerei
Frankenheim stellte 85 Bierkrüge zur Verfügung. Auch die Ratinger Stadtsparkasse (u.a. Druck der Ur-
kunden), gehörte wieder zu den Sponsoren. Insgesamt standen für die Tombola 200 Preise bereit. Un-
ter den Sponsoren waren auch die Fa. Kattus, Königs Pilsener, Sport Lackner und die Rheinische Post.

Für den zweiten der beiden 10 km-Läufe bis Altersklasse 40 hatten nach dem Schülerlauf um 12 Uhr
u.a. die belgischen und irischen 10 km- und die niederländischen und polnischen 5 km-Meister sowie
der tschechische Crossmeister und der kenianische Crossweltmeister gemeldet; am Start auch die fünf
besten Läuferinnen aus Kenia. Leider musste Dieter Baumann, der Deutsche Weltklasse-
Mittelstreckenläufer, absagen. Willi Wülbeck konstatierte bei einem 100.000 DM-Etat gegenüber der
Presse die beste Besetzung aller bisherigen Ratinger Silvesterläufe. Fernsehteams von WDR, RTL und
SAT 1 berichteten und die Rheinische Post erhöhte ihr Sponsorenengagement für den Ratinger Silves-
terlauf.

                                                 16
Gewonnen hatte indes keiner der genannten Weltklasseathleten, sondern Paul Evans (England) in der
bis heute gültigen Bestzeit von 28:13 Min., für die es eine 1.500 DM Sieg- und eine 2.000 DM-
Sonderprämie gab. Bei den Damen gewann Tamara Koba aus der Ukraine in 33:44 Min.

                 Foto: Gustav Schröder
                                         Paul Evans bei der Siegerehrung

18. Ratinger Silversterlauf am 7. Januar 1996
Unter dem Titel „Eine Gemeinschaftsaktion der LG Ratingen mit der Rheinischen Post“ starteten die
Vorbereitungen durch Hubert Hollad (TuS Homberg) zu diesem Lauf schon vor dem Start mit einer Ku-
riosität: Der Stadt Ratingen lagen zwei Anträge auf Durchführung der Veranstaltung vor: Zum einen von
der neu gegründeten LG Ratingen und zum anderen vom TuS Lintorf, der nun nicht mehr LG-Mitglied
war. Dabei berief sich der TuS Lintorf auf seine Rechte, weil er die Veranstaltung als Mitbegründer in
die LG eingebracht und im Namen der LG Ratingen im Jahr 1995 ausgerichtet hatte. Laut TuS Lintorf
wären die alten Verträge nach der Auflösung der LG Ratingen an die alten Trägervereine zurückgefal-
len und ständen damit eben auch dem TuS Lintorf zu.

Zur Klärung der Veranstalterfrage wurde der Leichtathletikverband Nordrhein eingeschaltet, der am
2.10.1995 der LG Ratingen die Genehmigung des 18. Ratinger Silvesterlaufs erteilte; eine endgültige
Klärung „der Veranstalterfrage“ sollte im laufenden Jahr 1996 erfolgen. Die Genehmigung der Veran-
staltung durch die Stadtverwaltung erging dann am 10.11.1995 ebenfalls zugunsten der LG.

Ein neuer Satzungsentwurf für die LG Ratingen wurde vom TV Ratingen Ende 1995 abgelehnt, weil
hierin der Vorrang der Leichtathletikaktivitäten allein für die LG Ratingen festgeschrieben werden sollte.

Die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen von Willi Wülbeck und Lutz Meurer wurde auf der Basis ei-
ner Vereinbarung vom 6.9.1995 fortgesetzt. Hierin wurden im Wesentlichen die gleichen Regeln der
Vorjahre festgeschrieben, aber auch an verschiedenen Stellen präzisiert, so dass man einen Teil der
Problembereiche als ausgeräumt ansehen konnte.

Zur Zeitmessung kam erstmals der REAL-TIME Championchip der Fa. TEAMSOFT-Laufservice zu
Einsatz, der die Läuferszene später über Jahre hinweg begleitete. Dieser Chip, der am Laufschuh be-
festigt wurde und einmalig gekauft oder gegen Pfandhinterlegung für eine Laufveranstaltung geliehen
werden konnte, ermöglichte erstmals die Erfassung von Nettolaufzeiten (Zeiten zwischen dem Über-
schreiten der Start- und Ziellinie) und ggf. Zwischenzeiten. Dadurch erübrigte sich die mühsame Erfas-
sung von Lauf-Finishern in Einlaufgassen und die Handaufschreibung der Einlaufzeiten.

Eine weitere Kuriosität dieses Silvesterlaufes lag in dem Umstand, dass einige Läufer von der Strecke
abwichen, weil man dem Krad des Fernsehteams und den „Sonderläufern“ hinterhergelaufen war, statt
den Hinweisen der eingesetzten Haaner Verkehrskadetten zu folgen. Als Laufstrecke wurde für diese
Starter dann 9.350 m in der Ergebnisliste vermerkt und sie erhielten die Startgelder erstattet und Frei-
starts für den kommenden Silvesterlauf.

                                                       17
Welche Bedeutung man dem Ratinger Silvesterlauf beimaß, ist daran abzulesen, dass ein Promotion-
team im Auftrag des DLV während der Veranstaltung einen Werbestand in der Friedrich-Ebert-Schule
aufbaute, um für die Deutschen Leichtathletikmeisterschaften im Sommer 1996 in Köln zu werben.

Wenn auch die Stadt Ratingen einen Zuschuss zum Silvesterlauf wg. der angespannten Haushaltslage
ablehnte, so nahm an den Vorbesprechungen Bürgermeister Wolfgang Diedrich, der auch den LTU-
Freiflug für das gesamte Streckennetz für die Tombola vermittelt hatte (Gewinner war später Ralf Huber
aus Heiligenhaus), persönlich teil und stiftet sogar die Pokale für die Schülerwettbewerbe.

Bestritten wurden vom Startplatz an der Oberstraße/Ecke Wallstraße (über Marktplatz, Lintorfer Straße,
Grabenstraße, Minoritenstraße, Philippstraße, Hauser Ring, Mülheimer Straße, Werdener Straße,
Friedhofstraße, Turmstraße, und Oberstraße (geänderte Streckenführung wg. Baustelle auf der Anger-
straße - 3 Runden) wiederum 10 km-Läufe für Alterklassen ab 45 um 12.30 Uhr bzw. um 14 Uhr für
Starter bis 44 Jahren und 12.30 Uhr und ein Schülerlauf über 2,1 km (Marktplatz, Lintorfer Straße,
Turmstraße, und Oberstraße - 3 Runden), bei dem nach den Schülern um 12 Uhr die Schülerinnen um
12.02 Uhr folgten. Eine Mannschaftswertung gab es hingegen nicht.

                        Foto: Gustav Schröder
Fernseh-Sportjournalist des Jahres Wolfdieter Poschmann im Gespräch mit den siegreichen Weltmeis-
                                 ter im Halbmarathon, Moses Tanui

Als Moderator war wieder Fernsehjournalist Wolf-Dieter Poschmann zugegen, der die Teilnahme von
ehemaligen Welt- und Europameistern, Deutschen Meistern und Meistern verschiedener Strecken aus
benachbarten Ländern moderieren durfte. Etwas eingeschränkter war das Frauenfeld wegen weiter
fehlender Mittel.

Sieger unter den Spitzenläufern waren am Ende Moses Tanui und Angelina Kanana aus Kenia in 28:32
Min. bzw. 31:36 Min.

Nach dem Lauf meldeten sich erneut ambitionierte Hobbyläufer, die sich über die Ausrichtung des Lau-
fes beschwerten. Damals war die Strecke viel zu früh, nämlich relativ kurz vor dem Zieleinlauf der im
Fokus stehenden schnellen Sonderläufer, wieder für den Verkehr freigegeben worden und gefährdete
die Hobbyläufer. Außerdem war die Siegerehrung der Spitzensportler mitten auf der Laufstrecke auf
dem Ratinger Marktplatz erfolgt, obwohl noch etliche Läufer diese Stelle passieren mussten. Im Übri-
gen würde die Herausstellung der Starläufer den Charakter der Veranstaltung als Jedermannlauf in je-
der Hinsicht stören und die Hobbyläufer demotivieren.

Nach dem Lauf kam es auch erneut zu Missstimmungen über die Vertragserfüllung durch Willi Wülbeck
und seinem Marketingunternehmen; die LG verlangte die Einbringung vertraglich vereinbarter Leistun-
gen in Form von Präsenten für die Siegerehrung. Außerdem konstatierte man „explodierende“ Antritts-
gelder, obwohl sich mit der Sparkasse Ratingen wieder ein starker Sponsor engagierte. Gelobt wurde
dagegen ausdrücklich der Verlauf der Welcomeparty am Vorabend des Silversterlaufes im Inn Side Ho-
tel, bei der neben den Stadtoberhäuptern auch Vertreter des Stadtsportbundes und der Sparkasse Ra-
tingen teilnahmen. Die ansprechende Präsentation der Spitzenathleten bei toller Atmosphäre mit vielen
sportlichen Informationen wurde hervorgehoben.

                                                 18
Foto: Gustav Schröder
Von Anfang an dabei: Lutz Meurer (hier im Gespräch mit Willi Wülbeck). Er war schon beim ersten Ra-
tinger Silvesterlauf 1978 aktiv und war Hauptantreiber, als man im Jahr 1988 dem Stadtsportbund vor-
  schlug, die Veranstaltung professionell aufzuwerten. 1998 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz für
       außergewöhnliche Leistungen im sportlichen, sozialen und caritativen Bereich verliehen.

19. Ratinger Silvesterlauf am 5. Januar 1997
Wegen besonderer „Vorgänge und Intrigen in der LG Ratingen“ beendete Hubert Hollad (Vorsitzender
des Sportausschusses der LG) Mitte 1996 seine Aufgaben bei der LG mit sofortiger Wirkung, trotzdem
organisierte er die kommenden Silvesterläufe noch wesentlich mit. Mit Argwohn beobachteten die an-
deren LG-Mitgliedsvereine die Aktivitäten des TV Ratingen in Sachen Leichtathletik, schließlich war ja
die LG Ratingen eigentlich angetreten, auf diesem Gebiet zumindest eine gewisse Bündelungswirkung
zu erreichen. Im Raum stand seitens der übrigen Vereinsvorsitzenden auch immer noch der Satzungs-
entwurf, der gerade dieses Vorrecht der LG ausdrücklich zugestehen sollte. Dazu kamen noch Range-
leien um die Leichathletiktrainer-Finanzierung der LG, die im Wesentlichen vom TV Ratingen gestellt
wurde.

Infolge der Spannungen innerhalb der LG und in Sorge um den überregional bedeutenden Silverster-
lauf lud der Stadtsportbund im Oktober 1996 zu einer gemeinsamen Besprechung ein. Gleich zu Be-
ginn der Besprechung erklärte die Vertreterin des TV Ratingen definitiv den Austritt des TV aus der LG
zum Jahresende und auch die Verweigerung jeglicher Beteiligung des TV am kommenden Silvesterlauf.
Die Vertreter der Stadt Ratingen bestätigten hingegen ihre erneute Unterstützung für den Silvesterlauf
und sagten finanzielle Hilfen u.a. für diverse Druckkosten in Höhe von bis zu 3.500 DM zu. Diskutiert
wurde auch über die Fortführung des Vertragsverhältnisses mit dem Sportserviceunternehmen von Willi
Wülbeck, woraufhin die LG den Vertrag zum 31.12.1996 erneut, allerdings mit dem ausdrücklichen
Hinweis auf die Möglichkeiten einer weiteren Zusammenarbeit, kündigte.

Aufgrund wirtschaftlicher Veränderungen fielen für den kommenden Silvesterlauf auch noch weitere
Sponsoren aus, so dass der Stadtsportbund auf einen LG-Antrag später noch 2.000 DM beisteuerte.
Großsponsor der Sportveranstaltung war wieder die Sparkasse Ratingen und die LTU spendierte er-
neut einen Freiflug. An der Strecke verteilten zwei eigens von einer Werbefirma engagierte Hostessen
Werbeflyer der Fa. Triumph für Damensportunterwäsche.

In Sachen Veranstalterfrage zwischen der LG Ratingen und dem TuS Lintorf hatte der LV Nordrhein
sich auf den Standpunkt zurückgezogen, dass derjenige, dem die Genehmigung der Stadt Ratingen zur
verkehrlichen Nutzung der Wege- und Straßen erteilt würde, auch das Recht zur Durchführung des
Laufes zustünde. Da diese am 21.11.1996 der LG antragsgemäß vorlag und vernehmbare Proteste des
TuS Lintorf ausblieben, war dieses Problem somit aus der Welt.

Auch für diesen Silvesterlauf (2 x 10 km-Hauptläufe, Schülerlauf 2,1 km), der maßgeblich von Renate
Wetzel (TV Hösel), Paul Jakob (ASC Ratingen West) und Hubert Hollad (TuS Homberg) von der LG
organisiert wurde, setzte man wieder auf die elektronische Zeitmessung durch die Fa. TEAMSOFT-
Laufservice mit dem REAL-TIME Championchip. Obwohl aus finanziellen Erwägungen diesmal keine
Spitzenathleten antraten, war das nur rd. 600 Teilnehmer starke Starterfeld international besetzt. Am

                                                 19
Ende gewann John Kiprono aus Kenia über 10 km in 28:59 Min. bei den Herren und Marlen Renders
aus Belgien in 33:06 Min. bei den Damen.

Foto: Super-Tipp Michael Nacke
                                      Siegerbild mit Bürgermeister

Schnellster Ratinger war Gerd Müßkens (TuS Breitscheid) in 34:25 Min. und schnellste Ratingerin Steffi
Buss in 39:44 Min.. Bestandteil war auch wieder eine Mannschaftswertung.

20. Ratinger Silvesterlauf am 4. Januar 1998
Ohne den nun ausgeschiedenen TV Ratingen bereiteten die verbliebenen drei LG-Mitgliedsvereine den
20. Ratinger Silvesterlauf vor. Als Gründe für den TV-Ausstieg wurden interne Querelen mit dem TuS
Homberg und dem ASC Ratingen West genannt. Insbesondere das seines Erachtens unausgewogene
Stimmrecht aller Vereine, obwohl der TV die meisten Trainer stellte, und unklare Finanzierungsverhält-
nisse, führten zum TV-Unmut. Ein nicht näher bestimmtes Angebot an den TV Hösel, zusammen mit
dem TV Ratingen eine Startgemeinschaft zu gründen, blieb folgenlos. Sehr erbost waren die verbliebe-
nen LG-Verantwortlichen, dass in der Ratinger Presse die „einseitigen“ Darstellungen des TV Ratingen
wiedergegeben wurden.

Indes flammten mit dem TV Ratingen, maßgeblich mit dessen Vorsitzenden Horst Becker, der in die-
sem Jahr erstmals das internationale Mehrkampfmeeting, welches die zentrale Qualifikation der Zehn-
kämpfer und Siebenkämpferinnen für die Weltmeisterschaften 1997 in Athen darstellte, ausrichtete, im
Nachhinein noch eine Auseinandersetzung auf. Der TV Ratingen konfrontierte die LG mit der Abrech-
nung der Kosten für Schwerpunkt-Übungsleiter. Dabei ging es um einen Betrag in fünfstelliger Höhe für
die Jahre 1995 und 1996. Die LG, vertreten durch die Vorsitzenden Werner Schierenbeck (ASC Ratin-
gen West), Erich Lomoth bzw. ihm folgend Hermann Pöhling (TuS Homberg) und Klaus Ferger (TV Hö-
sel) bezweifelte die Richtigkeit dieser Abrechnung und akzeptierte die hieraus entstehenden Forderun-
gen nicht. Daraufhin ließ sich der TV anwaltlich vertreten und forderte die LG zur Zahlung auf. Die LG
wiederum wies die Forderung anwaltlich zurück. Bei der vorliegenden Sachlage erhob der TV am
7.7.1998 Klage vor dem Amtsgericht Ratingen. Mit Urteil vom 21.4.1999 wurde die Klage des TV Ra-
tingen abgewiesen. Das Gericht folgte umfänglich den Darlegungen des TV Hösel und des TuS Hom-
berg (der ASC Ratingen West war nicht beteiligt, weil er seinerzeit keine Traineraktivitäten im Leichtath-
letikbereich und die LG keine eigene Rechtsform in Gestalt eines eingetragenen Vereines hatte), dass
es an einer Darlegung jeglicher für eine ordnungsgemäße Abrechnung erforderlichen Grundlage fehle,
so dass ggf. noch zustehende Ausgleichsersatzansprüche zugunsten des TV Ratingen nicht zu ermit-
teln seien. Mit dem Urteil waren Kosten in fünfstelliger Höhe zu begleichen.

Sportlich hielt man am bestehenden Konzept der zwei Hauptläufe in zwei Altersgruppen über 10 km
und dem vorweg startenden Schülerlauf fest. Organisatorisch verantwortlich waren wieder Renate Wet-
zel, Hubert Hollad und Paul Jakob. Mit rd. 800 Teilnehmern lag man über der Teilnehmerzahl des Vor-
jahres. Die Zusammenarbeit mit Willi Wülbeck wurde fortgesetzt und so konnte man am Ratinger
Marktplatz auch wieder internationale Läufer und Läuferinnen begrüßen.

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Der Flyer und die Strecke 1998

Als Sieger bei den Herren gingen Jifar Habte aus Äthiopien in 28:33 Min. und bei den Frauen Leah Ma-
lot aus Kenia in 32:37 Min. ins Ziel.

21. Ratinger Silversterlauf am 3. Januar 1999
Alles wie gehabt, so müsste der 21. Silvesterlauf überschrieben werden. Hubert Hollad, Renate Wetzel
und Paul Jakob waren als Organisatoren aktiv. Im Bürgerhaus gab es unter der Regie von Willi Wül-
beck, der erneut ein interessantes Läuferfeld für Antrittsgelder bis in vierstelliger DM-Höhe aufgeboten
hatte, auch wieder eine Welcomeparty für besondere Gäste. Die Fa. Abbruch Hesper stiftete erneut ei-
nen „Preis der Asse“. Seitens der Stadt Ratingen wurden 3.000 DM beigesteuert, die der Stadtsport-
verband um weitere 1.200 DM ergänzte. Um den Sound und den Aufbau der Start-/ Zieltraversen mit
Anzeigenuhr am Marktplatz kümmerte sich das DRIVE-IN-DISCO-Team von Walter Stahl aus Mön-
chengladbach.

                     Foto: Privat
                                    Walter Stahl und seine „Sound-Fabrik“

Als Sponsoren betätigten sich diesmal neben der Sparkasse Ratingen und den Ratinger Stadtwerken
auch der Düsseldorfer Flughafen, die Fa. NOVO sowie das Team von Audi Sahm, welches ein „Vor-
aus“-Fahrzeug vor den Läufern stellte. Seiten der Fa. Thyssen Hünnebeck wurde eine Zuschauertribü-
ne zugesagt. Neu war die Verköstigungsaktion der Fa. KNORR, die direkt vor dem Bürgerhaus ihr
„Verkostungsmobil“ aufstellte.

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Foto: Achim Blazy

Von den 720 Teilnehmern setzt sich Hailo Nekonnen aus Athopien in 28:59 Min. bei den Herren und
Susan Chepkemei aus Kenia in 32:24 Min. durch.

Foto: Achim Blazy

22. Ratinger Silvesterlauf am 2. Januar 2000
Der 22. Ratinger Silversterlauf sollte eine gewisse Zeitenwende einleiten. Der Vorsitzende des TuS
Homberg, Hermann Pöhling, und weitere Mitstreiter wollten unbedingt einige Veränderungen bei der
LG und dem Ratinger Silversterlauf erreichen. Dabei ging es im Wesentlichen um eine bessere Koordi-
nation zwischen den Beteiligten des Ratinger Silvesterlaufes, insbesondere eine geordnetere Einbin-
dung der Sponsoren, Betonung des Volkslaufcharakters, verbesserte finanzielle Teilhabe der LG-
Mitgliedsvereine an der Veranstaltung und das alles bei Erhaltung der vollen Unterstützung durch die
Stadt Ratingen. Dazu sollten zunächst die Bedingungen, unter denen die Sportservice von Willi Wül-

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