DES RATINGER NEUJAHRSLAUFS
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HISTORIE DES RATINGER NEUJAHRSLAUFS Ein Stück neuzeitlicher Ratinger Stadtgeschichte von Jürgen Robbel ASC Ratingen West von 1973 e.V.
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Wie alles begann Der Ratinger Silvesterlauf - heute Ratinger Neujahrslauf - ist eine der ältesten Laufveranstaltungen rund um den Jahreswechsel in Deutschland. Ursprünglich geht vermutlich alles auf die am 16. März 1970 als Krankheitsprävention durch den Deutschen Sportbund gestartete „Trimm-dich-Bewe- gung“ zurück. Unter dem Motto „Trimm Dich - durch Sport“ wurde mit Unterstützung von Politik, Krankenkassen und Wirtschaft dem Übergewicht und den zunehmenden Kreislauferkrankungen der Kampf angesagt. Zudem sollte die in der bundesdeutschen Wohlstandsgesellschaft durch das „Wirtschaftswunder“ stark gestiegene Zahl Herzinfarktgefährdeter durch sportliche Betätigung verrin- gert werden. Auch über die Medien wurde auf die Initiative aufmerksam gemacht. Werbespots mit dem Slogan „Ein Schlauer trimmt die Ausdauer“ wurden im Fernsehen geschaltet. Mit den Olympischen Spielen 1972 erlebte die Trimm-dich-Bewegung einen Boom. 94 Prozent der Bevöl- kerung und sogar 99 Prozent aller Jugendlichen kannten die Trimm- dich-Aktion. In zahlreichen Städten und Gemeinden wurden sogenann- te Trimm-dich-Pfade eingerichtet, auch in Ratingen. „Trimmy“ war das Maskottchen der Trimm-dich-Bewegung Aus dieser Bewegung heraus traf man sich überall in Deutschland zum „Dauerlauf“; das Wort Jogging war noch unbekannt. In Ratingen gab es zu jener Zeit Lauftreffs u.a. beim TV Hösel und beim TuS Lin- torf. Weltweit bekannt war insbesondere der „Corrida Internacional de São Silvestre (zu deutsch: Inter- nationaler Silvesterlauf), der seit 1925 jedes Jahr am 31. Dezember, dem Todestag des heiligen Silves- ter, in der brasilianischen Stadt São Paulo ausgetragen wird. Seit 1991 bis heute ist dabei eine Strecke von 15 km zu bewältigen. 1. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1978 Die Geburtsstunde Aus der vierseitigen Einladung des TV Hösel 1901 e.V., für die Gerd vom Bruch die Verantwortung trug: „Es muss nicht immer Sao Paulo sein - wir wollen auch nicht zu Sao Paulo in Konkurrenz treten; aber warum sollen wir das alte Jahr nicht mit einem gemeinsamen Lauf ausklingen lassen? Wir haben uns vorgestellt: Zukünftig machen wir eine gemeinsame Laufveranstaltung zu Silvester in Ratingen. Aus- richter sind abwechselnd der TV Hösel und der TuS Lintorf. 1978 fängt der TV Hösel an. Losgehen soll´s am 31.12.78 morgens um 10 Uhr. Die Wettläufer: Männer und Frauen in getrennter Wertung - je- der erhält eine Urkunde. Wir wollen unsere normale Stundenrunde laufen - also ca. 12 km. Die Trimm- Traber werden mit Pausen ca. 40 Minuten unterwegs sein. Sie sollen vor den Wettläufern am Ziel sein, um diese mit dem nötigen Applaus zu empfangen. Auch alle Trimm-Traber und -innen erhalten einer Erinnerungsurkunde. Nach dem Lauf und zur Siegerehrung wollen wir uns mit heißem Glühwein warm halten. Wir würden uns sehr über eine rege Teilnahme der Höseler und Lintorfer Lauf-Treff-Freunde freuen. Aber bringen Sie bitte warme Kleidung mit, die Sie nach dem Laufen überziehen, damit Sie sich nicht erkälten. Treff- 30 punkt Parkplatz „Am trockenen Stiefel“, spätestens um 9 Uhr.“ Obwohl es in der Nacht nicht ganz unerwartet aber unverhofft mächtig geschneit hatte, waren immerhin 150 Teilnehmer („Wettkämpfer“ und „Trimm-Traber“) am Start erschienen; 72 Läufer nahmen am Wett- kampf, den die örtliche AOK begleitete, teil, und 78 am Trimm-Trab-Lauf durch die Wälder an der Mül- heimer Straße. Den Lauffreunden aus Lintorf wurde beim Start der Vortritt gelassen. Die Trimm-Traber liefen auf einem eigenen Rundkurs. Bürgermeister Ernst Dietrich überreichte die von der Stadtsparkas- se gestifteten Pokale. Sieger: Klaus Leineweber (Mettmanner TV), Siegerin: Beate Kranz (TuS Lintorf 08); eine Zeitnahme gab es nicht. Maßgeblichen Anteil an der Durchführung hatte damals Claus Ruwwe vom TV Hösel. 1
Fotos: Privat 2. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1979 Dass man mit dem Ratinger Silvesterlauf genau den Zeitgeist getroffen hatte, war daran zu erkennen, dass man bei der zweiten planmäßig vom TuS Lintorf ausgerichteten Auflage der sich abzeichnenden Laufserie bereits 222 Teilnehmer erreichte, wovon 180 Läufer am Hauptlauf über 10 km teilnahmen; die Trimm-Trab-Strecke betrug 3,5 km. Die erstmals unter Leitung von Hauptorganisator Herbert Hoffmann durchgeführte Zeitnahme wies Anneliese Ohm (LAV Düsseldorf), die damals zur deutschen Spitzen- klasse zählte, in 42:42 Min. und Ulrich Hänschel (TV Mettmann) in 35:06 Min. als Sieger aus. Fest- gehalten wurden auch die Zeiten der männlichen Jugend A und B. Die Vorjahressiegerin Beate Kranz musste sich mit dem 2. Platz zufrieden geben 3. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1980 Foto: Reiner Klöckner In diesem Jahr war wieder der TV Hösel unter Claus Ruwwe der Ausrichter, an dessen Seite die AOK als Sponsor stand. Der Start wurde an die Bruchhauser Straße verlegt und es ging beim Hauptlauf auf eine Strecke von 9 km rund um Hösel; die Trimm-Traber liefen etwa 4 km. Erstmals war auch eine be- achtliche Zahl von Zuschauern dabei. Die Ehrungen der Besten des Tages erfolgten in der Sporthalle Bismarckstraße wiederum durch Bürgermeister Ernst Dietrich, der auch die Schirmherrschaft über- nommen hatte. 2
Damals war es Ehrensache, lokale Veranstaltungen seitens der örtlichen Wirtschaft zu unterstützen; al- len voran die Sparkasse Ratingen, die der Veranstaltung von da an immer als Unterstützer erhalten blieb. 4. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1981 Wie schnell aus einer wohl eher spaßigen Idee etwas ganz Großes werden kann, sieht man am Silves- terlauf des Jahres 1981. Organisationsleiter Herbert Hoffmann hatte den Startplatz an den Marktplatz und damit ins Ratinger Zentrum verlegt und fast 500 Langstreckler aus ganz Nordrhein-Westfalen nah- men, für die Organisatoren überraschend, an dem nun vom Stadtsportbund veranstalteten und vom TuS Lintorf ausgerichteten Lauf teil. Gelaufen wurden zwei Runden über 4,5 km auf Innenstadtstraßen und Waldwegen. Die Siegerehrungen für die Besten in den Altersklassen fanden im Sitzungssaal des Rathauses statt. Neben den Einzelwertungen gab es erstmals auch Dreiermannschaftswertungen. Mo- derator Rudi Hülster stimmte Teilnehmer und Zuschauer auf die sportliche Veranstaltung, die unter der amtlichen Aufsicht von Horst Winzert (Mettmann) stand, ein. Bei der Siegerehrung am frühen Silvesterabend dankte Bürgermeister Ernst Dietrich im Sitzungssaal des Rathauses allen Teilnehmern, Stadtsportbund-Geschäftsführer Johannes Kraft, den Stiftern der Pokale und Preise, allen voran der Sparkasse Ratingen, und dem Ausrichter TuS 08 Lintorf. Kurios: Der Startschuss sollte um 15 Uhr durch einen Silversterböller erfolgen, den Bürgermeister Diet- rich entzündet in die Laufstrecke zu Boden geworfen hatte. Da aber die Läufer den Start nicht bis zur Detonation abwarten konnten, liefen sie schnurstracks in den Knaller, der dann mitten im Starterpulk explodierte. Zum Glück war dabei niemand zu Schaden gekommen. Als Auszeichnung für die Besten trugen die ausgehändigten Urkunden die Unterschriften von Bürger- meister Dietrich und Stadtdirektor Dr. Dahlmann. Winfried Niesser aus Wuppertal gewann in 28:25 Mi- nuten bei den Herren und Maria Socoda aus Lintorf mit 34:15 Minuten bei den Frauen. 5. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1982 Eine wiederum lange Sponsorenliste, mit offenbar allen Unternehmen, die seinerzeit Rang und Namen in Ratingen hatten, begleitete den über insgesamt ca. 10,5 km führenden Lauf dieses Jahres, den wie- derum der Stadtsportbund veranstaltete und der TV Hösel durch die Hauptverantwortliche Anne Plön- nes ausrichtete. Es galt, ab 15 Uhr dreimal eine Rundstrecke über ca. 3.500 m zu bewältigen (s. Stre- ckenbild unten), die zu zwei Dritteln durch die Ratinger Innenstadt und zu einem Drittel über befestigte Wege im Außenbereich führte. Die Teilnehmerzahl explodierte förmlich auf sagenhafte 800 Läufer, die 3
sich in den nachher veröffentlichten Ergebnislisten wieder fanden. Nicht nur aus Ratinger Vereinen ka- men die Läufer, sondern auch aus Leichathletikabteilungen des gesamten Niederrheins und aus dem Bergischen Land. Der jüngste Teilnehmer war acht, der Älteste 80 Jahre alt. Eine gesonderte Jugend- wertung gab es neben den Mannschaftswertungen diesmal allerdings nicht. Fotos: Privat 32:21 Min. 38:41 Min. Die Sieger Die Strecke 6. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1983 Eine unglaubliche weitere Steigerung der Teilnehmerzahl war für das Jahr 1983 zu verzeichnen. Rd. 1000 Teilnehmer, darunter auch „deutsche Leistungsspitzen“, meldeten sich im Vorfeld oder beim Nachmelden in der Dresdner Bank-Filiale an. Wegen des unerwartet großen Teilnehmerfeldes ver- schob sich der Startpunkt vom Marktplatz in die Lintorfer Straße, wo es um 15 Uhr in drei Runden über den Hauser Ring, den Junkersbusch, der Mülheimer und der Oberstraße dreimal rund um das Ratinger Zentrum auf den insgesamt zu bewältigenden 10,6 km ging. Während sich Herbert Hoffmann und Klaus Kirberg als Organisatoren für den ausrichtenden TV Hösel auszeichneten, ehrte Bürgermeister Ernst Dietrich die Besten im Ratinger Stadttheater. Dietrich damals: „Neben São Paulo ist der Ratinger Sil- vesterlauf das bedeutendste Laufereingis der Welt.“ Während Herbert Hoffmann den Lauf organisierte, übernahm Rudi Hülster die Moderation. Birgit Lennartz aus Sankt Augustin erreichte als erste Frau das Ziel und Peter Decker von der Bonn- Troisdorfer Startgemeinschaft in 31:38 Min. bei den Herren. Mannschaftswertungen ergänzten das Reglement. 7. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1984 Wiederum rd. 1000 Läufer, 850 Männer, 150 Frauen, aus allen Landesteilen und darüber hinaus muss- ten sich 1984 ab 15 Uhr der 10,5 km langen Strecke bei Schneetreiben stellen, u.a. der Deutsche Vi- zemeister über 5.000 m Wolf-Dieter Poschmann, der später als ZDF-Sportmoderater deutschlandweite Bekanntheit erlangte und seine Laufteilnahme als Siebter beendete. Die Schirmherrschaft hatte Wil- helm Droste (Senior), Abgeordneter des NRW-Landtags, Ratsmitglied in Ratingen und stellvertretender Bürgermeister, übernommen. Ältester Starter war Josef Galia mit 86 Jahren aus St. Augustin, der auch den größten Zuschauerapplaus verbuchen konnte. Beim wieder von Anne Plönes organisierten Silvesterlauf stellte der SV Sonsbeck mit Elisabeth Franzis in 35:59 Min. die Siegerin und der LAV Bayer Dormagen mit Bernhard Rangen in 31:38 Min. den Sieger. Neben den Mannschaftswertungen wurden auch Schüler und Jugendliche in den Altersklassen ausge- zeichnet. 4
Fotos: Pierre Claude Hohn Moderator Massenstart Herbert Hoffmann (TV Hösel) Ratingen, Oberstraße, 15 Uhr (Im Hintergrund der spätere Moderator Burkhard Swara) 8. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1985 Den diesmal ausrichtenden TV Lintorf traf es 1985 mit voller Wucht, als man feststellte, dass die wach- sende Starterzahl organisatorisch neue Herausforderungen darstellte. Aus der Presse: „Nachdem die Asse das Rennen beendet hatten, wurden die organisatorischen Mängel überaus deutlich. Als die zahl- reichen Hobbyläufer sich geschlossen dem Ziel näherten, wurden die Zeitnehmer dem Ansturm nicht mehr gerecht. Die Folge: Es bildete sich am Zieleinlauf ein 500 Meter langer Stau; aus sportmedizini- scher Sicht ein Unding, einen Lauf derart abrupt beenden zu müssen. Eine korrekte Zeitnahme war somit nicht mehr möglich, worüber sich einige besonders Ehrgeizige ärgerten. Der Pressesprecher des ausrichtenden TuS Lintorf Marc Ufer erklärte: „Als kleiner Verein sind wir mit der Ausrichtung einer Rie- senveranstaltung einfach überfordert. Uns fehlt es wieder einmal trotz der Mithilfe des TV Hösel und TuS Homberg an genügend ehrenamtlichen Helfern. Vielleicht sollten wir beim nächsten Lauf die Start- gebühr drastisch erhöhen, damit die Teilnehmerzahl für uns überschaubar bleibt.“ Sogar der Start musste wegen des dichten Gedränges kurz vor dem Startschuss um rund 200 Meter vorverlegt werden, so angespannt waren die Teilnehmer. Foto: Reiner Klöckner Bei der späteren Zählung per Einlaufkanal durfte niemand die Reihenfolge verändern oder seinen Platz verlassen. Von einer elektronischen Zeiterfassung war man damals noch weit entfernt. Die 3,5 km lange Laufstrecke, die dreimal zu bewältigen war, führte vom Marktplatz zum Angerbad, durch den Wald entlang der Bahnlinie zum Blauen See und von dort über die Mülheimer Straße zurück zum Marktplatz. Die Ergebnislisten verzeichneten auf dem 2. Gesamtplatz bei den Frauen Christa Vahlensieck (gebürti- ge Düsseldorferin und weltbekannte Langstreckenpionierin), die sogar 1975 u.a. einmal den Weltrekord über 10.000 m in 34:01 Min. hielt. Vor ihr ins Ziel kam Elisabeth Francis (SV Sonsbeck) in 35:50 Min. und bei den Herren siegte Volker Welzel (VfL Menden) in 31:42 Min.. 5
Im Ratinger Stadttheater fanden am späten Nachmittag die Siegerehrung und eine Tombola statt. 9. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1986 Konsequenzen aus der ungewollten Startlinienverlegung und der verfehlten Einlaufzählung im Vorjahr hatte u.a. Anne Plönes vom diesmal ausrichtenden TV Hösel als Organisatorin gezogen. Dafür gab es großes Lob von allen Seiten. Knapp 800 Läufer kamen 1986 nach Ratingen, um die 10,5 km-Strecke zu bewältigen. Der achtseitige Veranstaltungsflyer wies daneben eine Dreiermannschaftswertung und auch einen Trimmlauf über ca. 2 km aus, der unter „fachmännischer Begleitung“ von Lauf-Treff-Leitern durchgeführt und für eine ermäßigte Gebühr von 2 DM mit einer „schön gestalteten Urkunde“ belohnt wurde. Mit 37:30 Min. siegte Silvia Merten (Leverkusen) und wieder Volker Welzel in 31:39 Min. 6
10. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1987 Bei leicht rückläufigen Teilnehmerzahlen gab es zum 10. Jubiläum etwas Besonderes: Neben den seit Jahren von Ratinger Unternehmen und Unterstützern gesponserten Pokalen für die Sieger und den „wertvollen“ Sachpreisen für die Tombola wurde eine Flugreise der LTU zum New York-Marathon aus- gelobt. Als Gewinner der Flugreise wurde damals der Höseler Bernhard Toeritz mit der Startnummer 507, der seit 1981 ununterbrochen jedes Mal dabei war, gelost. Bernhard Toeritz mit dem LTU-Gutschein Foto: Gustav Schröder Albert Cordes vom ausrichtenden TuS Homberg organisierte den Lauf wesentlich, der wieder von der Polizei und dem Roten Kreuz begleitet wurde und bei dem 691 Teilnehmer, darunter viele „Spitzen- cracks“, an den Start gingen. Wieder als ältester Teilnehmer dabei war Josef Galia, mit nunmehr 89 Jahren. Nach rd. 75 Minuten überquerte er, unter großem Jubel der Zuschauer, wenn auch als Letzter, die Ziellinie. Die Siegerehrung im Ratinger Stadttheater verzögerte sich anschließend um eineinhalb Stunden, weil „das Computersystem nicht schnell genug arbeitete“. Hintergrund war, dass einige Läufer im Zieleinlauf die Bahnen wechselten. Foto: Gustav Schröder Sieger Bernd Rangen (Bayer Leverkusen) in 32:26 Min. Bei den Frauen siegte die Deutsche Meisterin über 25 km Tina Mai aus Dortmund in 36:11 Minuten. 7
11. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1988 Die Neuauflage des Ratinger Silvesterlaufes, für den Paul Jakob die Organisation für die 787 Teilneh- mer übernommen hatte, stand im 80. Jubiläumsjahr des ausrichtenden TuS Lintorf allein im Lichte ei- nes Namens: Willi Wülbeck, „der Held von Helsinki“, Sieger über 800 m bei den 1983 erstmals ausge- richteten Leichtathletik-Weltmeisterschaften, hintereinander zehnmaliger Deutscher Meister und noch immer Deutscher Rekordhalter in 1:43,65 Minuten. Der in Leichtathletik-Kreisen bekannte Lintorfer Heilpraktiker und selbst früher läuferisch aktive Lutz Meurer und der Lintorfer Sportjournalist Gustav Schröder hatten die Teilnahme vermittelt. Trotzdem gehörte der Wattenscheider Ex-Weltmeister nicht unbedingt zu den absoluten Titelanwärtern für den Ratinger Straßenlauf. Dennoch durfte er sich über den 2. Platz in 32:49 Minuten freuen und musste sich lediglich Marathonspezialist Werner Grommisch (LAV Essen) mit 32:11 Minuten geschla- gen geben. Den Startschuss gab damals der Deutscher Dreisprungmeister Peter Bouschen. Als Hauptpreis der Tombola gab es wieder einen LTU-Freiflug nach New York und Harry Scheller (BMW-Autohaus) stiftete eine Wochenendreise nach München. Nebenher unterstützten die Silvester- läufer auch noch die „AG Aids-Prävention Kreis Mettmann“, indem der ausrichtende TuS Lintorf vom Organisationsbeitrag pro Läufer 2 DM an die Organisation stiftete. 1574 DM brachte die Aktion auf die- sem Weg ein. Fotos: Gustav Schröder 12. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1989 Zeitenwende: Über 50 Silvesterläufe gab es im Jahr 1989 in Deutschland. In Ratingen startete man „ei- nen der populärsten Läufe Europas“ erstmals schon um 11 Uhr und es begann die Zeit der ganz gro- ßen Namen. Jürgen Hingsen, Olympiasilbermedaillengewinner, dreimaliger Weltrekordhalter und noch immer Deutscher Zehnkampf-Rekordhalter mit 8832 Punkten, gab den Startschuss, mit sicher nicht immer glücklichen „Erinnerungen an Seoul 1988“. Über 800 Teilnehmer gingen über die 10,6 km lange Strecke an den Start. Veranstalter war immer noch der Stadtsportbund Ratingen, Ausrichter aber erstmals die Leichtathletikgemeinschaft (LG) Anger, die damals aus dem TV Hösel, dem TuS Lintorf und dem TuS Homberg bestand. Als Schirmherrin fungierte der Lokal-Anzeiger - Stadtpanorama Ratingen und als Hauptsponsor löste die Sparkasse Ratingen die AOK ab. Für die Organisation zeichneten Paul Jakob, Anne Plönes und Albert Cordes gemeinsam ver- antwortlich. 8
Foto: Gustav Schröder Jürgen Hingsen und Lutz Meurer, der auch das Antrittsgeld für die vielfache Deutsche Mara- thonmeisterin Charlotte Teske trug. Eingeschaltet wurde auch ein „Agent“, um noch weitere Weltklasseläufer nach Ratingen zu holen. An- sonsten ermöglichten viele Ratinger Sponsoren die Teilnahme eines stark besetzten Teilnehmerfeldes und die LTU ließ diesmal sogar zwei Freiflüge zum New York-Marathon springen und Harry Scheller spendierte wieder einen Müchen-Aufenthalt, die später feierlich in den Räumen des Autohauses Schel- ler überreicht wurden. Foto: Gustav Schröder Eine lange Sponsorenliste zeigte den Unterstüt- zungswillen Die Sieger bei den Frauen und Herren wurden in der Ergebnisliste (s.o.) abgebildet. 2. Sieger bei den Herren wurde Ivo Claes, Belgien, vor Jacob Ngunzu, Kenia; Steffi Buss (14 Jahre) vom TV Ratingen gewann die Schülerwertung in 44:20 Minuten. 13. Ratinger Silvesterlauf am 31.12.1990 Letztmalig startete der Ratinger Silvesterlauf tatsächlich an Silvester. Das Interesse schien grenzenlos zu sein, dabei stand man erst am Beginn einer großen Zeit. Von den Organisatoren wurde medienwirk- sam ein Fernsehvertrag mit einem der gerade erst auf Sendung gegangenen Privatsender in Aussicht gestellt. Zudem bauten der veranstaltende Stadtsportbund und die ausrichtende LG Anger einen Schü- lerlauf über eine Runde von 3,5 km in das Programm ein, bevor, wie schon in den Vorvorjahren, der Hauptlauf über 10,6 km um startete. Am Ratinger Markplatz wurde eine Zuschauertribüne aufgebaut und eine Dixieland-Band verkürzte den Anwesenden die Wartezeit bis zu den Starts. Weil DEG- Eishockey-Torwart Helmut de Raaf nicht zum Startschuss erschien, übernahm Schirmherr Bürgermeis- ter Hugo Schlimm die Aufgabe. Für den Lauf angekündigt hatte sich unter anderem auch der mehrfa- che deutsche Marathon-Meister Herbert Steffny (Freiburg), der auch den damaligen Streckenrekord verbessern wollte. 9
Foto: Pierre Claude Hohn Albert Cordes (TuS Homberg) standen Paul Jakob vom TuS Lintorf und Günter Nadrowski vom TV Hösel zur Seite Die Siegerlisten weisen als erste Sieger des Schülerlaufes Jörg Künzel von der LG Anger in 11:46 Min. und Elizabeth Klein vom OSC Waldniel in 14:10 Min. aus. Julius Sumawe (Tansania) siegte beim Hauptlauf mit neuem Streckenrekord von 31:01 Min. vor Jacob Ngunzu (Kenia) bei den Herren und bei den Frauen Linda Milo (Belgien) in 37:00 Min. vor der 100 km-Meisterin Birgit Lennartz (Deutschland) und der Ex-Höselerin und Triathlon-Europameisterin Simone Mortier. Insgesamt nahmen fast 800 Läu- fer teil. Im TV wurden die Bestplatzierten mit Bild und Ton bekannt gegeben. Die Sieger des Hauptlau- fes bei den Herren und bei den Damen erhielten je 500 DM Prämie; der ausrichtenden LG Anger reich- te damals ein Budget von 7000 DM. 14. Ratinger Silvesterlauf am 29.12.1991 Vieles sollte sich ab diesem Silvesterlauf ändern: Neben Bürgermeister Hugo Schlimm wurde Minister- präsident Johannes Rau zusätzlich als Schirmherr gewonnen und erstmals wurde am letzten Sonntag vor der Jahreswende um 12:45 Uhr mit dem Schülerlauf gestartet, dem der Hauptlauf um 13.15 Uhr, der durch eine veränderte Laufstrecke, die nun in drei Runden vom Ratinger Rathaus über Minori- tenstraße, Stadionring, Am Krumbachskothen, Philippstraße, Kaiserwerther Straße, Werdener Straße, Friedhofstraße, Hauser Ring, Mülheimer Straße und Oberstraße komplett um und durch die Ratinger Innenstadt über exakt vermessene 10.000 m führte, folgte. Die damalige „Schallmauer“ von 1000 Teil- nehmern wurde mit 955 knapp verfehlt. Erstmals trat die zwar formal schon 1987 „zur Verstärkung der Aktivitäten auf dem Gebiet der Leichath- letik, zur Förderung der sportlichen Zusammenarbeit mit dem Ziel verstärkten Trainings und verbesser- ter Ergebnisse sowie als Anreiz zu erhöhten Leistungen im Jugend- und Schülerbereich“ gegründete Leichtathletik-Gemeinschaft (LG) Ratingen als Ausrichter zusammen mit dem Stadtsportbund als Ver- anstalter in Erscheinung. Getragen wurde die LG nun neben dem TV Hösel, dem TuS Lintorf und dem TuS Homberg auch vom neu eingetretenen ASC Ratingen West. Während Albert Cordes, Günter Nadrowski und Paul Jakob die tragenden Organisatoren seitens der Vereine waren, wurden mit den Kontakten der Willi Wülbeck Sportmarketing-Agentur „gezielt, konzent- riert und professionell“ Spitzensportler an die Veranstaltung gebunden. Am Abend vor dem Lauf lud das Ratinger Relexa-Hotel zu einer Willkommens-Party für die aus fast allen Erdteilen am Düsseldorfer Flughafen ankommenden Athleten ein, auf dem Marktplatz sorgte eine VIP-Tribüne für Beachtung und Willi Wülbeck verkündete, dass der Lauf eine feste Größe im Terminkalender der Langstreckler werden solle, ohne dass dabei die Hobbyläufer unbeachtet bleiben sollten. Als Ziel wurde ausgerufen, die Nr. 1 in Europa zu werden. Für Start- und Preisgelder war langfristig ein Etat von rd. 100.000 DM im Ausblick, bei der auch die Sparkasse Ratingen eine gewichtige Rolle spielen sollte. Schon Tage vor dem Lauf gab es ausführlich vorbereitete Pressebesprechungen. Für besondere Hö- hepunkte sorgte ab dem Vormittag des Lauftages ein unterhaltsames Showprogramm auf dem Markt- platz mit den Cheer-Girls des Kölner Footballteams Cologne Crocodiles, den Footballern der Ratinger Raiders und der Antigua Steel Band. Anmelden konnte man sich wieder im Ratinger Stadttheater. 10.000 Zuschauer sollen damals die Veranstaltung begleitet haben. Erstmals wurden die Sieger unmit- telbar auf dem Marktplatz mit Geldpreisen der Sparkasse Ratingen geehrt. 10
Diesmal bereicherten den Hauptlauf zahlreiche erfolgreiche Teilnehmer an Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. U.a. Werner Schildhauer (ehem. Vizeweltmeister über 10 km), Hans-Jörg Kunze (ehem. WM-Dritter), Hagen Melzer (ehem. Europameister), Herbert Steffny (ehem. EM-Dritter im Mara- thon), Rainer Wachenbrunner (ehem. Deutscher Meister über 25 km), Thomas Eickmann und Christian Husmann (ehem. DM über 5 km), Joseph Keine (Kenia - damals 6. der Weltbestenliste), Ivo Claes (Belgien - ehem. belgischer Meister), Marcel Versteeg (ehem. niederländischer Meister über 5 km) und auch Cornelia Bjürki (47fache Schweizer Meisterin) neben weiteren internationalen Läufern. Einige Weltklasseläufer hatten wg. eines Marathonlaufes in Barcelona als Vorbereitung für die Olympischen Spiele in der spanischen Stadt leider absagen müssen. Die Presse berichtete, dass „indes nicht verhehlt werden durfte, dass trotz der vielfach gelobten, insge- samt reibungslosen Organisation der Lauf offenbar an seine Kapazitätsgrenze gestoßen war. Das Ge- dränge am Start war groß und bei den zahlreichen Überrundungen von Sportlern durch Spitzenathleten kam es leicht zu Problemen.“ Foto: Stadtpanorama Siegerinnen bei den Frauen: 1. Helen Kimayo (Kenia - 31:26 Min.), 2. Linda Milo (Belgien), 3. Jackie Davis (England) Bester Ratinger war der Breitscheider Ralf Moog in 31:34 Min. und die damals 16 jährige Steffi Buss (TV Ratingen) war beste Ratingerin in 38:12 Min. Foto: Privat 11
15. Ratinger Silvesterlauf am 27. Dezember 1992 Auch dieser Silvesterlauf startete um 12.45 Uhr am Sonntag vor dem Jahreswechsel, diesmal aller- dings mit einem neuen Frontmann: Es moderierte erstmals Burkhard Swara und damit ein langjähriger Läufer, der auf den Mittel- und Langstrecken für die LG Nord Berlin leistungssportlich aktiv war. Als In- haber des 1991 eröffneten Lauf- und Sportshops DÜSSEL-RUNNER war er dem Laufsport treu geblie- ben. 1988 moderierte er den anlässlich des Düsseldorfer Stadtjubiläums ins Leben gerufenen Kö-Lauf und kurz darauf wurde er für den Berlin-Marathon engagiert, dem die Marathonläufe in Frankfurt, Ham- burg, München und Nürnberg folgten und ihn mit vielen hochkarätigen Läufern der damaligen Zeit zu- sammen brachte. Sein Highlight war später aber die Berufung zu den Leichtathletik- Europameisterschaften 2002 in München durch den Deutschen Leichtathletikverband. Als offizielle Ausrichter wurden der Stadtsportbund und die LG Ratingen geführt, deren Trägervereine um den TV Ratingen ergänzt wurden; maßgeblich organisiert wurde der Lauf von Albert Cordes vom TuS Homberg. Die offiziell vermessene und leicht veränderte Strecke über 10.100 m führte ab 13.15 Uhr vom Start am Marktplatz über Minoritenstraße, Stadionring, Am Krumbachskothen, Philippstraße, Hauser Ring, Mülheimer Straße, Werdener Straße, Angerstraße und Oberstraße. Vor dem Hauptlauf startete um 12.45 Uhr ein Schülerlauf über vermessene 2.100 m in zwei Runden. Von der Stadt Düs- seldorf kamen nun die Absperrgitter, die Antigua-Steel-Band spielte wieder zum Glühwein heiße Klänge, die Cheerleader der Cologne Crocodiles gaben einen schwungvollen Rahmen und die gebürtige Ratin- gerin und deutschlandweit bekannte Schlagersängerin Claudia Jung gab den Startschuss. Foto: Michael Nacke Die Cheer-Girls der Cologne Crocodiles heizten ein 12
Foto: Michael Nacke Überraschender Sieger bei den Herren war der 22jährige Carsten Eich aus Leipzig in 28:28 Min. vor drei Afrikanern, während bei den Damen die 5.000 m Hallenweltrekordlerin Natalia Sorokivskaja aus Russland in 32:52 Min. gewann. Insgesamt starteten 1.034 Läufer. 130.000 DM soll die Veranstaltung damals gekostet haben. Im Nachgang der Veranstaltung berichteten sowohl der WDR als auch RTL plus und die LG- Verantwortlichen erhielten für die erfolgreiche Organisation vom Bürgermeister Eintrittskarten zur närri- schen Ratssitzung. Allerdings wurden auch die „negativen“ Auswirkungen der Neuausrichtung der Ver- anstaltung in einem Brief von Ratinger Läufern zum Ausdruck gebracht. Da wurde mit Wehmut an „alte Zeiten“ erinnert, als der Lauf noch allein dem Breitensport gewidmet war. Und es wurden vehement zwei getrennte Läufe gefordert, um den „Platzmangel“ zwischen Hobbyläufern und Spitzenathleten zu beseitigen. Unter dem Eindruck der „Problembereiche“ Pressearbeit, Zuwendungen für den Breitensport, Zuwen- dungen für die Vereine, Vereinnahmung von Startgeldzahlungen u.ä. wurden in der Vereinbarung vom 19.4.1993 zwischen der LG Ratingen und der Willi Wülbeck Sportservice & Management GmbH die Grundlagen der künftigen Zusammenarbeit für die kommenden zwei Läufe festgeschrieben. Danach sollte der Ratinger Silversterlauf den Anstrich einer Breitensportveranstaltung behalten, ergänzt durch die von der „Sportservice“ organisierte Teilnahme von Spitzensportlern, die durch Sponsoren finanziert und denen im Gegenzug Werbeflächen zur Verfügung gestellt würden. Geregelt war nun auch, dass die Fa. Sportservice die Vermarktung des Ratinger Silvesterlaufes auf ei- gene Gefahr und Rechnung mit dem Ziel, den sportlichen Stellenwert und den Bekanntheitsgrad des Ratinger Silvesterlaufes zu erhöhen, übernahm. Sportservice sollte demnach Vereinbarungen mit den Medien schließen, Werbepartner und Sponsoren auswählen (daraus folgende Einnahmen sollten zu 80% für die Veranstaltungsziele eingesetzt werden), die Welcomeparty durchführen, den Marktplatz werblich gestalten, die Startnummern für Werbung nutzen, Anzeigen in Publikationen platzieren, Teil- nehmer gegen Zahlung des Startgeldes melden, Siegprämien für die Erstplatzierten festlegen und zah- len, die Beschallung und das musikalische Rahmenprogramm am Markplatz übernehmen und Sach- werte für die Tombola und Siegerehrung zur Verfügung stellen. 16. Ratinger Silvesterlauf am 2. Januar 1994 Wegen der Umstellung des Ausrichtungstages auf „den ersten Sonntag nach Neujahr“ fand im Jahr 1993 kein Silvesterlauf statt. Für die Trägervereine trugen damals Werner Schierenbeck (ASC Ratingen West), Klaus Kirberg (TuS Lintorf), Erich Lomoth (TuS Homberg), Ulf Eilers (TV Hösel) und Horst Becker (TV Ratingen) in Sachen LG die Verantwortung. Ganz offiziell wurde u.a. die „Beflaggung des Ratinger Marktplatzes mit Ratin- ger-, NRW- und Deutschlandfahnen“ für den 2. Januar 1994 von der allein veranstaltenden LG Ratin- 13
gen, die lt. Satzung vom 1.1.1993 von einem Sportausschuss geleitet wurde, dessen Mitglieder die Trägervereine stellten, beantragt. Das Wettkampfbüro und die Anmelderäume wurden in diesem Jahr erstmals in die Friedrich-Ebert- Realschule an die Philippstraße verlegt. Wiederum fand ein Schülerlauf statt, bei dem um 12 Uhr die Schüler und um 12.02 Uhr die Schülerinnen über 2.100 m mit über 100 Teilnehmern an den Start gin- gen. Auf die Initiative von Amateurläufern hin wurden nun zwei Läufe über 10.000 m auf einer wieder leicht veränderten Strecke (nun vom Start am Marktplatz über die Lintorfer Straße, Grabenstraße, Mi- noritenstraße, Philippstraße) veranstaltet. Der erste Hauptlauf ließ die Altersklassen ab 45 Jahren an den Start gehen, während im zweiten Hauptlauf Starter bis zum Alter von 44 Jahren zugelassen waren. Die Stadt Ratingen dem Antrag des Stadtsportbundes auf Gewährung eines Zuschusses in Höhe von 30.000 DM nur im Umfang von 5.000 DM gefolgt. Daneben gab es einen Zuschuss des NRW- Kultusministeriums. Trotzdem konnte für ein Antrittsgeld von 20.000 DM ein leibhaftiger 5.000 m- Olympiasieger aus Marokko, Khalid Skah, zum Start in Ratingen bewogen werden. Mit einer Zeit und neuem Streckenrekord von 28:17 Min. wurde er seiner Favoritenrolle gerecht. Bei den Damen gewann Margaret Kagari (Kenia) in 33:14 Min. Foto: Achim Blazy Willi Wülbeck und Lutz Meurer war es wieder gelungen, eine ganze Reihe weiterer Weltklasseläufer nach Ratingen zu holen. Anwesend war auch wieder Jürgen Hingsen, aber auch der Zehnkampf- Bundestrainer Klaus Marek. Vor Bozen (Italien), so die Botschaft, war Ratingens Silvesterlauf mit rd. 1.300 Teilnehmern die Nr. 1 in Europa. Sechs Fernsehsender überboten sich mit ihren Berichterstat- tungen. Zu Buche schlug ein Etat von rd. 150.000 DM. 14
Foto: Gustav Schröder Schon am Abend vor der Veranstaltung Samba-Band auf dem Marktplatz bei der Welcomeparty, und auch am leider verregneten Veranstaltungstag sorgten die Jacob-Sisters für Stimmung. Intern entbrannten hinter den Kulissen derweil Diskussionen um die Aufgabenverteilungen zwischen dem Management von Willi Wülbeck und Lutz Meurer einerseits und den die LG Ratingen tragenden Vereinen, vertreten durch Günter Nadrowski (TV Hösel), Klaus Kirberg/Paul Jakob (TuS Lintorf), Hubert Hollad/Albert Cordes (TuS Homberg), Klaus Bender (TV Ratingen) und Gerhard Ruby (ASC Ratingen West) andererseits. Im Vordergrund standen dabei noch immer die nicht ausgeräumten Probleme bei der örtlichen Pressearbeit („Pressekonferenz“) und der Hervorhebung von Sponsoren, infolgedessen zwei Sponsoren ihr künftiges Ausscheiden andeuteten. Außerdem wurde den die LG tragenden Verei- nen nicht deutlich genug herausgestellt, dass die Teilnahme von Spitzensportlern alleinige Sache der Sportservice sei und der Breitensport hiervon weiterhin finanziell unberührt bliebe; aber auch innerhalb der LG Ratingen trugen sich hinter den Kulissen Diskussionen aus, die sich u.a. um die besondere Nennung von Sponsoren rankte. In der Folge wurde der Vertrag mit der Sportservice- und Management-GmbH von Willi Wülbeck und Lutz Meurer unmittelbar nach dem 16. Ratinger Neujahrslauf zum 31.1.1994 wegen der von der Stadt Ratingen angekündigten finanziellen Einsparungen, aber mit der ausdrücklichen Aussicht auf Fortset- zung, gekündigt. Daneben wurde deutlich, dass die LG Ratingen als loser Verbund der sie tragenden Vereine keine rechtliche Basis für die zukünftigen Veranstaltungen mehr böte. Dass Albert Cordes, der die „ADV- Dienstleistungen“ bislang ehrenamtlich geleistet hatte, nunmehr entgeltlich in Form einer GbR für die LG tätig werden wollte, ergänzte die Spannungen, genauso wie ein aufkommender Streit über die Ver- wendung des Zuschusses der Stadt Ratingen entweder für den Breitensport innerhalb der LG oder für den Leistungssport. 17. Ratinger Silvesterlauf am 8. Januar 1995 Die LG Ratingen, noch immer ein nichtrechtsfähiger Verein in der Form einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), wurde zum Jahresende 1994 durch den Verlust des TuS Lintorf wegen Problemen mit einem Leichtathletiktrainer des TuS erschüttert. Seine persönlichen Organisationsmängel beim Silves- terlauf 1995 und Irritationen bei verschiedenen Traineraktivitäten des TuS bei der LG sorgten für Mei- nungsverschiedenheiten zwischen Vorständen und anderen Trainern der Vereine. Bereits im Vorfeld hatte schon der TV Ratingen die Auflösung der LG beantragt, weil nach seiner Meinung die Grundlagen für eine kooperative und vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr gegeben wären. Daraufhin wurde die LG zum 31.12.1994 aufgelöst und zum 1.1.1995 ohne den TuS neu gegründet; der TuS Lintorf er- hielt aus „LG-Beständen“ einen vierstelligen Abschlussbetrag. Erstmals fand ein Silvesterlauf erst am nachfolgenden Wochenende des Jahreswechsels statt. Infolge der organisatorischen Mängel und infolgedessen reichlich verspäteter Vorbereitungen für die Veranstal- 15
tung mussten etwas hektisch zum Ende des Jahres 1994 die abschließenden Arbeiten durchgeführt werden. Auch ohne vertragliche Grundlage hatten Willi Wülbeck und Lutz Meurer ihre Verbindungen in die Sportlerwelt wirken lassen. Während der spätere ZDF-Sportchef Wolf Dieter Poschmann das Kommen- tatormikrofon führte, gab kein anderer als 400 m-Hürden-Europameister Harald Schmidt den Start- schuss. An der Strecke stand u.a. DEG-Eishockeytrainer Hans Zach und wiederum empfing eine Sam- ba-Truppe die Läufer im Zieleinlauf. Bei der Stadt Ratingen wurde ein Zuschuss in Höhe von 20.000 DM beantragt. Die Streckenführung wurde wegen der „amtlichen Vermessung auf exakte 10 km“ an der Angerstraße leicht geändert und der Startpunkt um ca. 210 m in die Oberstraße zurückverlegt. Seitens des Leichtathletikverbandes wur- de eine Zeitmessanlage mit Videoaufzeichnung gegen eine Leihgebühr zur Verfügung gestellt. Als Sonderpreis stand auf Vermittlung von Bürgermeister Hugo Schlimm eine LTU-Flugreise nach Flo- rida zur Verfügung. Wiederum war eine Welcomeparty im Relexahotel anberaumt und die Brauerei Frankenheim stellte 85 Bierkrüge zur Verfügung. Auch die Ratinger Stadtsparkasse (u.a. Druck der Ur- kunden), gehörte wieder zu den Sponsoren. Insgesamt standen für die Tombola 200 Preise bereit. Un- ter den Sponsoren waren auch die Fa. Kattus, Königs Pilsener, Sport Lackner und die Rheinische Post. Für den zweiten der beiden 10 km-Läufe bis Altersklasse 40 hatten nach dem Schülerlauf um 12 Uhr u.a. die belgischen und irischen 10 km- und die niederländischen und polnischen 5 km-Meister sowie der tschechische Crossmeister und der kenianische Crossweltmeister gemeldet; am Start auch die fünf besten Läuferinnen aus Kenia. Leider musste Dieter Baumann, der Deutsche Weltklasse- Mittelstreckenläufer, absagen. Willi Wülbeck konstatierte bei einem 100.000 DM-Etat gegenüber der Presse die beste Besetzung aller bisherigen Ratinger Silvesterläufe. Fernsehteams von WDR, RTL und SAT 1 berichteten und die Rheinische Post erhöhte ihr Sponsorenengagement für den Ratinger Silves- terlauf. 16
Gewonnen hatte indes keiner der genannten Weltklasseathleten, sondern Paul Evans (England) in der bis heute gültigen Bestzeit von 28:13 Min., für die es eine 1.500 DM Sieg- und eine 2.000 DM- Sonderprämie gab. Bei den Damen gewann Tamara Koba aus der Ukraine in 33:44 Min. Foto: Gustav Schröder Paul Evans bei der Siegerehrung 18. Ratinger Silversterlauf am 7. Januar 1996 Unter dem Titel „Eine Gemeinschaftsaktion der LG Ratingen mit der Rheinischen Post“ starteten die Vorbereitungen durch Hubert Hollad (TuS Homberg) zu diesem Lauf schon vor dem Start mit einer Ku- riosität: Der Stadt Ratingen lagen zwei Anträge auf Durchführung der Veranstaltung vor: Zum einen von der neu gegründeten LG Ratingen und zum anderen vom TuS Lintorf, der nun nicht mehr LG-Mitglied war. Dabei berief sich der TuS Lintorf auf seine Rechte, weil er die Veranstaltung als Mitbegründer in die LG eingebracht und im Namen der LG Ratingen im Jahr 1995 ausgerichtet hatte. Laut TuS Lintorf wären die alten Verträge nach der Auflösung der LG Ratingen an die alten Trägervereine zurückgefal- len und ständen damit eben auch dem TuS Lintorf zu. Zur Klärung der Veranstalterfrage wurde der Leichtathletikverband Nordrhein eingeschaltet, der am 2.10.1995 der LG Ratingen die Genehmigung des 18. Ratinger Silvesterlaufs erteilte; eine endgültige Klärung „der Veranstalterfrage“ sollte im laufenden Jahr 1996 erfolgen. Die Genehmigung der Veran- staltung durch die Stadtverwaltung erging dann am 10.11.1995 ebenfalls zugunsten der LG. Ein neuer Satzungsentwurf für die LG Ratingen wurde vom TV Ratingen Ende 1995 abgelehnt, weil hierin der Vorrang der Leichtathletikaktivitäten allein für die LG Ratingen festgeschrieben werden sollte. Die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen von Willi Wülbeck und Lutz Meurer wurde auf der Basis ei- ner Vereinbarung vom 6.9.1995 fortgesetzt. Hierin wurden im Wesentlichen die gleichen Regeln der Vorjahre festgeschrieben, aber auch an verschiedenen Stellen präzisiert, so dass man einen Teil der Problembereiche als ausgeräumt ansehen konnte. Zur Zeitmessung kam erstmals der REAL-TIME Championchip der Fa. TEAMSOFT-Laufservice zu Einsatz, der die Läuferszene später über Jahre hinweg begleitete. Dieser Chip, der am Laufschuh be- festigt wurde und einmalig gekauft oder gegen Pfandhinterlegung für eine Laufveranstaltung geliehen werden konnte, ermöglichte erstmals die Erfassung von Nettolaufzeiten (Zeiten zwischen dem Über- schreiten der Start- und Ziellinie) und ggf. Zwischenzeiten. Dadurch erübrigte sich die mühsame Erfas- sung von Lauf-Finishern in Einlaufgassen und die Handaufschreibung der Einlaufzeiten. Eine weitere Kuriosität dieses Silvesterlaufes lag in dem Umstand, dass einige Läufer von der Strecke abwichen, weil man dem Krad des Fernsehteams und den „Sonderläufern“ hinterhergelaufen war, statt den Hinweisen der eingesetzten Haaner Verkehrskadetten zu folgen. Als Laufstrecke wurde für diese Starter dann 9.350 m in der Ergebnisliste vermerkt und sie erhielten die Startgelder erstattet und Frei- starts für den kommenden Silvesterlauf. 17
Welche Bedeutung man dem Ratinger Silvesterlauf beimaß, ist daran abzulesen, dass ein Promotion- team im Auftrag des DLV während der Veranstaltung einen Werbestand in der Friedrich-Ebert-Schule aufbaute, um für die Deutschen Leichtathletikmeisterschaften im Sommer 1996 in Köln zu werben. Wenn auch die Stadt Ratingen einen Zuschuss zum Silvesterlauf wg. der angespannten Haushaltslage ablehnte, so nahm an den Vorbesprechungen Bürgermeister Wolfgang Diedrich, der auch den LTU- Freiflug für das gesamte Streckennetz für die Tombola vermittelt hatte (Gewinner war später Ralf Huber aus Heiligenhaus), persönlich teil und stiftet sogar die Pokale für die Schülerwettbewerbe. Bestritten wurden vom Startplatz an der Oberstraße/Ecke Wallstraße (über Marktplatz, Lintorfer Straße, Grabenstraße, Minoritenstraße, Philippstraße, Hauser Ring, Mülheimer Straße, Werdener Straße, Friedhofstraße, Turmstraße, und Oberstraße (geänderte Streckenführung wg. Baustelle auf der Anger- straße - 3 Runden) wiederum 10 km-Läufe für Alterklassen ab 45 um 12.30 Uhr bzw. um 14 Uhr für Starter bis 44 Jahren und 12.30 Uhr und ein Schülerlauf über 2,1 km (Marktplatz, Lintorfer Straße, Turmstraße, und Oberstraße - 3 Runden), bei dem nach den Schülern um 12 Uhr die Schülerinnen um 12.02 Uhr folgten. Eine Mannschaftswertung gab es hingegen nicht. Foto: Gustav Schröder Fernseh-Sportjournalist des Jahres Wolfdieter Poschmann im Gespräch mit den siegreichen Weltmeis- ter im Halbmarathon, Moses Tanui Als Moderator war wieder Fernsehjournalist Wolf-Dieter Poschmann zugegen, der die Teilnahme von ehemaligen Welt- und Europameistern, Deutschen Meistern und Meistern verschiedener Strecken aus benachbarten Ländern moderieren durfte. Etwas eingeschränkter war das Frauenfeld wegen weiter fehlender Mittel. Sieger unter den Spitzenläufern waren am Ende Moses Tanui und Angelina Kanana aus Kenia in 28:32 Min. bzw. 31:36 Min. Nach dem Lauf meldeten sich erneut ambitionierte Hobbyläufer, die sich über die Ausrichtung des Lau- fes beschwerten. Damals war die Strecke viel zu früh, nämlich relativ kurz vor dem Zieleinlauf der im Fokus stehenden schnellen Sonderläufer, wieder für den Verkehr freigegeben worden und gefährdete die Hobbyläufer. Außerdem war die Siegerehrung der Spitzensportler mitten auf der Laufstrecke auf dem Ratinger Marktplatz erfolgt, obwohl noch etliche Läufer diese Stelle passieren mussten. Im Übri- gen würde die Herausstellung der Starläufer den Charakter der Veranstaltung als Jedermannlauf in je- der Hinsicht stören und die Hobbyläufer demotivieren. Nach dem Lauf kam es auch erneut zu Missstimmungen über die Vertragserfüllung durch Willi Wülbeck und seinem Marketingunternehmen; die LG verlangte die Einbringung vertraglich vereinbarter Leistun- gen in Form von Präsenten für die Siegerehrung. Außerdem konstatierte man „explodierende“ Antritts- gelder, obwohl sich mit der Sparkasse Ratingen wieder ein starker Sponsor engagierte. Gelobt wurde dagegen ausdrücklich der Verlauf der Welcomeparty am Vorabend des Silversterlaufes im Inn Side Ho- tel, bei der neben den Stadtoberhäuptern auch Vertreter des Stadtsportbundes und der Sparkasse Ra- tingen teilnahmen. Die ansprechende Präsentation der Spitzenathleten bei toller Atmosphäre mit vielen sportlichen Informationen wurde hervorgehoben. 18
Foto: Gustav Schröder Von Anfang an dabei: Lutz Meurer (hier im Gespräch mit Willi Wülbeck). Er war schon beim ersten Ra- tinger Silvesterlauf 1978 aktiv und war Hauptantreiber, als man im Jahr 1988 dem Stadtsportbund vor- schlug, die Veranstaltung professionell aufzuwerten. 1998 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz für außergewöhnliche Leistungen im sportlichen, sozialen und caritativen Bereich verliehen. 19. Ratinger Silvesterlauf am 5. Januar 1997 Wegen besonderer „Vorgänge und Intrigen in der LG Ratingen“ beendete Hubert Hollad (Vorsitzender des Sportausschusses der LG) Mitte 1996 seine Aufgaben bei der LG mit sofortiger Wirkung, trotzdem organisierte er die kommenden Silvesterläufe noch wesentlich mit. Mit Argwohn beobachteten die an- deren LG-Mitgliedsvereine die Aktivitäten des TV Ratingen in Sachen Leichtathletik, schließlich war ja die LG Ratingen eigentlich angetreten, auf diesem Gebiet zumindest eine gewisse Bündelungswirkung zu erreichen. Im Raum stand seitens der übrigen Vereinsvorsitzenden auch immer noch der Satzungs- entwurf, der gerade dieses Vorrecht der LG ausdrücklich zugestehen sollte. Dazu kamen noch Range- leien um die Leichathletiktrainer-Finanzierung der LG, die im Wesentlichen vom TV Ratingen gestellt wurde. Infolge der Spannungen innerhalb der LG und in Sorge um den überregional bedeutenden Silverster- lauf lud der Stadtsportbund im Oktober 1996 zu einer gemeinsamen Besprechung ein. Gleich zu Be- ginn der Besprechung erklärte die Vertreterin des TV Ratingen definitiv den Austritt des TV aus der LG zum Jahresende und auch die Verweigerung jeglicher Beteiligung des TV am kommenden Silvesterlauf. Die Vertreter der Stadt Ratingen bestätigten hingegen ihre erneute Unterstützung für den Silvesterlauf und sagten finanzielle Hilfen u.a. für diverse Druckkosten in Höhe von bis zu 3.500 DM zu. Diskutiert wurde auch über die Fortführung des Vertragsverhältnisses mit dem Sportserviceunternehmen von Willi Wülbeck, woraufhin die LG den Vertrag zum 31.12.1996 erneut, allerdings mit dem ausdrücklichen Hinweis auf die Möglichkeiten einer weiteren Zusammenarbeit, kündigte. Aufgrund wirtschaftlicher Veränderungen fielen für den kommenden Silvesterlauf auch noch weitere Sponsoren aus, so dass der Stadtsportbund auf einen LG-Antrag später noch 2.000 DM beisteuerte. Großsponsor der Sportveranstaltung war wieder die Sparkasse Ratingen und die LTU spendierte er- neut einen Freiflug. An der Strecke verteilten zwei eigens von einer Werbefirma engagierte Hostessen Werbeflyer der Fa. Triumph für Damensportunterwäsche. In Sachen Veranstalterfrage zwischen der LG Ratingen und dem TuS Lintorf hatte der LV Nordrhein sich auf den Standpunkt zurückgezogen, dass derjenige, dem die Genehmigung der Stadt Ratingen zur verkehrlichen Nutzung der Wege- und Straßen erteilt würde, auch das Recht zur Durchführung des Laufes zustünde. Da diese am 21.11.1996 der LG antragsgemäß vorlag und vernehmbare Proteste des TuS Lintorf ausblieben, war dieses Problem somit aus der Welt. Auch für diesen Silvesterlauf (2 x 10 km-Hauptläufe, Schülerlauf 2,1 km), der maßgeblich von Renate Wetzel (TV Hösel), Paul Jakob (ASC Ratingen West) und Hubert Hollad (TuS Homberg) von der LG organisiert wurde, setzte man wieder auf die elektronische Zeitmessung durch die Fa. TEAMSOFT- Laufservice mit dem REAL-TIME Championchip. Obwohl aus finanziellen Erwägungen diesmal keine Spitzenathleten antraten, war das nur rd. 600 Teilnehmer starke Starterfeld international besetzt. Am 19
Ende gewann John Kiprono aus Kenia über 10 km in 28:59 Min. bei den Herren und Marlen Renders aus Belgien in 33:06 Min. bei den Damen. Foto: Super-Tipp Michael Nacke Siegerbild mit Bürgermeister Schnellster Ratinger war Gerd Müßkens (TuS Breitscheid) in 34:25 Min. und schnellste Ratingerin Steffi Buss in 39:44 Min.. Bestandteil war auch wieder eine Mannschaftswertung. 20. Ratinger Silvesterlauf am 4. Januar 1998 Ohne den nun ausgeschiedenen TV Ratingen bereiteten die verbliebenen drei LG-Mitgliedsvereine den 20. Ratinger Silvesterlauf vor. Als Gründe für den TV-Ausstieg wurden interne Querelen mit dem TuS Homberg und dem ASC Ratingen West genannt. Insbesondere das seines Erachtens unausgewogene Stimmrecht aller Vereine, obwohl der TV die meisten Trainer stellte, und unklare Finanzierungsverhält- nisse, führten zum TV-Unmut. Ein nicht näher bestimmtes Angebot an den TV Hösel, zusammen mit dem TV Ratingen eine Startgemeinschaft zu gründen, blieb folgenlos. Sehr erbost waren die verbliebe- nen LG-Verantwortlichen, dass in der Ratinger Presse die „einseitigen“ Darstellungen des TV Ratingen wiedergegeben wurden. Indes flammten mit dem TV Ratingen, maßgeblich mit dessen Vorsitzenden Horst Becker, der in die- sem Jahr erstmals das internationale Mehrkampfmeeting, welches die zentrale Qualifikation der Zehn- kämpfer und Siebenkämpferinnen für die Weltmeisterschaften 1997 in Athen darstellte, ausrichtete, im Nachhinein noch eine Auseinandersetzung auf. Der TV Ratingen konfrontierte die LG mit der Abrech- nung der Kosten für Schwerpunkt-Übungsleiter. Dabei ging es um einen Betrag in fünfstelliger Höhe für die Jahre 1995 und 1996. Die LG, vertreten durch die Vorsitzenden Werner Schierenbeck (ASC Ratin- gen West), Erich Lomoth bzw. ihm folgend Hermann Pöhling (TuS Homberg) und Klaus Ferger (TV Hö- sel) bezweifelte die Richtigkeit dieser Abrechnung und akzeptierte die hieraus entstehenden Forderun- gen nicht. Daraufhin ließ sich der TV anwaltlich vertreten und forderte die LG zur Zahlung auf. Die LG wiederum wies die Forderung anwaltlich zurück. Bei der vorliegenden Sachlage erhob der TV am 7.7.1998 Klage vor dem Amtsgericht Ratingen. Mit Urteil vom 21.4.1999 wurde die Klage des TV Ra- tingen abgewiesen. Das Gericht folgte umfänglich den Darlegungen des TV Hösel und des TuS Hom- berg (der ASC Ratingen West war nicht beteiligt, weil er seinerzeit keine Traineraktivitäten im Leichtath- letikbereich und die LG keine eigene Rechtsform in Gestalt eines eingetragenen Vereines hatte), dass es an einer Darlegung jeglicher für eine ordnungsgemäße Abrechnung erforderlichen Grundlage fehle, so dass ggf. noch zustehende Ausgleichsersatzansprüche zugunsten des TV Ratingen nicht zu ermit- teln seien. Mit dem Urteil waren Kosten in fünfstelliger Höhe zu begleichen. Sportlich hielt man am bestehenden Konzept der zwei Hauptläufe in zwei Altersgruppen über 10 km und dem vorweg startenden Schülerlauf fest. Organisatorisch verantwortlich waren wieder Renate Wet- zel, Hubert Hollad und Paul Jakob. Mit rd. 800 Teilnehmern lag man über der Teilnehmerzahl des Vor- jahres. Die Zusammenarbeit mit Willi Wülbeck wurde fortgesetzt und so konnte man am Ratinger Marktplatz auch wieder internationale Läufer und Läuferinnen begrüßen. 20
Der Flyer und die Strecke 1998 Als Sieger bei den Herren gingen Jifar Habte aus Äthiopien in 28:33 Min. und bei den Frauen Leah Ma- lot aus Kenia in 32:37 Min. ins Ziel. 21. Ratinger Silversterlauf am 3. Januar 1999 Alles wie gehabt, so müsste der 21. Silvesterlauf überschrieben werden. Hubert Hollad, Renate Wetzel und Paul Jakob waren als Organisatoren aktiv. Im Bürgerhaus gab es unter der Regie von Willi Wül- beck, der erneut ein interessantes Läuferfeld für Antrittsgelder bis in vierstelliger DM-Höhe aufgeboten hatte, auch wieder eine Welcomeparty für besondere Gäste. Die Fa. Abbruch Hesper stiftete erneut ei- nen „Preis der Asse“. Seitens der Stadt Ratingen wurden 3.000 DM beigesteuert, die der Stadtsport- verband um weitere 1.200 DM ergänzte. Um den Sound und den Aufbau der Start-/ Zieltraversen mit Anzeigenuhr am Marktplatz kümmerte sich das DRIVE-IN-DISCO-Team von Walter Stahl aus Mön- chengladbach. Foto: Privat Walter Stahl und seine „Sound-Fabrik“ Als Sponsoren betätigten sich diesmal neben der Sparkasse Ratingen und den Ratinger Stadtwerken auch der Düsseldorfer Flughafen, die Fa. NOVO sowie das Team von Audi Sahm, welches ein „Vor- aus“-Fahrzeug vor den Läufern stellte. Seiten der Fa. Thyssen Hünnebeck wurde eine Zuschauertribü- ne zugesagt. Neu war die Verköstigungsaktion der Fa. KNORR, die direkt vor dem Bürgerhaus ihr „Verkostungsmobil“ aufstellte. 21
Foto: Achim Blazy Von den 720 Teilnehmern setzt sich Hailo Nekonnen aus Athopien in 28:59 Min. bei den Herren und Susan Chepkemei aus Kenia in 32:24 Min. durch. Foto: Achim Blazy 22. Ratinger Silvesterlauf am 2. Januar 2000 Der 22. Ratinger Silversterlauf sollte eine gewisse Zeitenwende einleiten. Der Vorsitzende des TuS Homberg, Hermann Pöhling, und weitere Mitstreiter wollten unbedingt einige Veränderungen bei der LG und dem Ratinger Silversterlauf erreichen. Dabei ging es im Wesentlichen um eine bessere Koordi- nation zwischen den Beteiligten des Ratinger Silvesterlaufes, insbesondere eine geordnetere Einbin- dung der Sponsoren, Betonung des Volkslaufcharakters, verbesserte finanzielle Teilhabe der LG- Mitgliedsvereine an der Veranstaltung und das alles bei Erhaltung der vollen Unterstützung durch die Stadt Ratingen. Dazu sollten zunächst die Bedingungen, unter denen die Sportservice von Willi Wül- 22
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