Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo - nach dem Social Reporting Standard (SRS)

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Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo - nach dem Social Reporting Standard (SRS)
Jahres- und
Wirkungsbericht 2020
des Vereins a:primo
nach dem Social Reporting Standard (SRS)
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Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

Wichtiges in Kürze

                                            • Der gemeinnützige Verein a:primo engagiert sich seit
                                              seiner Gründung im Jahr 2006 im Bereich der Frühen
                                              Förderung von Kindern aus sozial benachteiligten Fa-
                                              milien. Mit den Frühförderprogrammen schritt:weise
                                              und ping:pong leistet a:primo einen wichtigen Beitrag
                                              zur Chancengerechtigkeit für sozial benachteiligte Kin-
                                              der in der ganzen Schweiz.
                                            • a:primo arbeitet daran, Programme zur frühen Förde-
                                              rung in der Schweiz gesellschaftlich so zu verankern,
                                              dass sie selbstverständlich genutzt werden.

                                            • schritt:weise ist ein Spiel- und Lernprogramm für Kin-
                                              der aus sozial benachteiligten Verhältnissen. Neben
    Spielend lernen                           der Förderung des Kindes zuhause spielt die soziale
    von Anfang an                             Vernetzung der Familie und die Stärkung der elterli-
                                              chen Kompetenzen eine wichtige Rolle.

                                            • Am Übergang von der Vorschule in den Kindergarten
                                              brauchen insbesondere sozial benachteiligte Familien
                                              eine ihren Bedürfnissen angepasste Begleitung. Das
    Spielend Brücken bauen                    Frühförderprogramm ping:pong unterstützt diesen
                                              Übergang durch moderierte Elterntreffen. Die Eltern
                                              erfahren auf anregende Weise, wie sie ihr Kind alters-
                                              gerecht auf seinem Bildungsweg unterstützen kön-
                                              nen.

    Unsere Schwerpunkte                     • Während der Coronakrise wurde eine Austauschplatt-
    im Jahr 2020                              form für Programmmitarbeitende ins Leben gerufen,
                                              um sie in der herausfordernden Zeit mit zusätzlichem
                                              Material und einfachen Merkblättern für die Familien
                                              zu unterstützen.
                                            • Für die Publikation «Einblick in die Lebenswelt sozial
                                              belasteter Familien während des Lockdowns» wurden
                                              erstmalig die Programmfamilien in einer digitalen Um-
                                              frage befragt und ihnen eine Stimme gegeben.
                                            • Drei neue ping:pong-Standorte in der Deutschschweiz
                                              und der Romandie konnten gewonnen werden.
                                            • An drei regionalen Veranstaltungen haben über 90
                                              VertreterInnen aus Gemeinden und Schulen teilge-
                                              nommen.

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Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo - nach dem Social Reporting Standard (SRS)
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

Inhaltsverzeichnis

                                                                                              1
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo                                          1
     A         Überblick                                                                      5
1        Einleitung                                                                            5
         1.1      Vision und Ansatz                                                            6
         1.2      Gegenstand des Berichts                                                      6

     B         Unsere Angebote                                                                7
2        Das gesellschaftliche Problem und unsere Lösungsansätze                               7
         2.1     Gesellschaftliches Problem                                                    7
         2.2     Bisherige Lösungsansätze                                                      8

    B1         Programm schritt:weise                                                         9
3        Unser Lösungsansatz                                                                  10
         3.1     Strategie                                                                    10
         3.2     Zielgruppen                                                                  12
         3.3     Leistungen und erwartete Wirkungen auf die Zielgruppen                       12
4        Ressourcen, Leistungen und Wirkungen im Berichtszeitraum                             13
         4.1     Eingesetzte Ressourcen (Input)                                               13
         4.2     Leistungen (Output)                                                          13
         4.3     Erreichte Wirkungen (Outcome/Impact)                                         14
         4.5     Vergleich zum Vorjahr: Grad der Zielerreichung, Lernerfahrungen und Erfolg   17
5        Planung und Ausblick                                                                 18
         5.1     Planung und Ziele                                                            18
         5.2     Chancen                                                                      18
         5.3     Potentielle Risiken                                                          18
6        Organisationsstruktur                                                                20
         6.1     Organisationsstruktur                                                        20
         6.2     Partnerschaften, Kooperationen und Netzwerke                                 20

    B2         Programm ping:pong                                                             21
7        Unser Lösungsansatz                                                                  22
         7.1     Strategie                                                                    22
         7.2     Zielgruppen                                                                  23
         7.3     Leistungen und erwartete Wirkungen auf die Zielgruppen                       24
8        Ressourcen, Leistungen und Wirkungen im Berichtszeitraum                             25
         8.1     Eingesetzte Ressourcen (Input)                                               25
         8.2     Leistungen (Output)                                                          25
         8.3     Erreichte Wirkungen (Outcome/Impact)                                         26
         8.4     Evaluation und Qualitätssicherung                                            27
         8.5     Vergleich zum Vorjahr: Grad der Zielerreichung, Lernerfahrungen und Erfolg   27
9        Planung und Ausblick                                                                 28
         9.1     Planung und Ziele                                                            28
         9.2     Chancen                                                                      28
         9.3     Potentielle Risiken                                                          28
10       Organisationsstruktur                                                                29
         10.1    Organisationsstruktur                                                        29
         10.2    Partnerschaften, Kooperationen und Netzwerke                                 29

     C         Unsere Organisation                                                            30
11       Organisationsprofil                                                                  30

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Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo - nach dem Social Reporting Standard (SRS)
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

     11.1     Allgemeine Angaben über die Organisation         30
     11.2     Governance der Organisation                      31
     11.3     Mitgliedschaften und verbundene Organisationen   34
     11.4     Institutionelle Partner                          34
     11.5     Umwelt und Sozialprofil                          34
12   Leistungen, Planung und Ausblick                          35
     12.1     Eingesetzte Ressourcen (Input)                   35
     12.2     Leistungen (Output)                              35
     12.3     Planung und Ziele 2021                           36
13   Finanzen                                                  38
     13.1     Buchführung und Rechnungslegung                  38
     13.2     Vermögensrechnung                                39
     13.3     Einnahmen und Ausgaben                           40
     13.4     Finanzielle Situation und Planung                41

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Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo - nach dem Social Reporting Standard (SRS)
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

    A        Überblick
1       Einleitung

Liebe Leserin, lieber Leser,

2020 war für viele Menschen eine enorme Herausforderung. Das Alltagsleben musste sich
neuartigen und unausweichlichen Restriktionen unterordnen, vieles musste alternativ durch-
geführt oder auf sehr lange Frist verschoben werden. Trotz räumlicher Distanz wurde ver-
sucht, soziale Nähe zu erhalten – nicht zuletzt mit kreativ eingesetzten, analogen und digita-
len Mitteln, die vor der Krise nicht mehrheitsfähig gewesen wären. Als Beobachterin von trä-
gen sozialpolitischen Prozessen fühlt man sich verblüffend bestätigt: wenn man wirklich will
oder eben muss, dann geht vieles, und zwar von heute auf morgen.

Wie alle Organisationen, die ihre Dienstleistungen nur teilweise im Home-Office erbringen
können, war auch a:primo gefordert, einen Weg durch die Krise hindurch zu erfinden. In Re-
kordzeit wurde eine interaktive Austauschplattform für die ProgrammmitarbeiterInnen be-
reitgestellt. Entscheidend war aber das ausdauernde Engagement der Programmmitarbeite-
rInnen, die in den meisten Fällen einen verlässlichen Kontakt zu ihren Familien halten konn-
ten – eine Leistung der Standorte, auf die wir stolz sind. Einen guten Einblick in die Frühför-
derung im Pandemie-Modus gibt unsere Publikation «Einblick in die Lebenswelt sozial belas-
teter Familien während des Lockdowns».

Noch befinden wir uns mitten in der Krise. So wünschen wir unseren Leserinnen und Lesern
vor allem eine gesunde Zeit bis zum nächsten Geschäftsbericht, der hoffentlich über die
Rückkehr in eine neue und förderliche Normalität erzählen darf.

Co-Geschäftsführung a:primo

Erika Dähler Meyer                 Anke Moors

Präsidentin des Verein a:primo

Franziska Roth

April 2021

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Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo - nach dem Social Reporting Standard (SRS)
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

1.1    Vision und Ansatz                                  1.2   Gegenstand des Berichts

«Jedes Kind in der Schweiz soll sich gesund entwickeln    Berichtsgegenstand
und sein Potential bestmöglich entfalten können.»         Dieser Bericht beschreibt die Geschäftstätigkeit des
                                                          Vereins a:primo. Im Zentrum der Geschäftstätigkeit
Dabei haben die Eltern eine Schlüsselfunktion – und       steht die Entwicklung und Verbreitung von Program-
sie müssen diese praktisch ausüben können. Deshalb        men zur frühen Förderung in der Schweiz und Liech-
sollen sozial benachteiligte und bildungsferne Eltern     tenstein.
eine massgeschneiderte Unterstützung erhalten, um
ihren Kindern einen guten Start ins Leben zu ermögli-     Berichtszeitraum und -zyklus
chen.                                                     Der Geschäftsbericht von a:primo wird jährlich veröf-
                                                          fentlicht. Dieser Bericht beschreibt das Geschäftsjahr
Die Frühförderprogramme von a:primo leisten einen         2020 vom 1. Januar 2020 bis zum 31. Dezember 2020.
wichtigen Beitrag zur Chancengerechtigkeit für sozial
benachteiligte Kinder. a:primo arbeitet daran, Pro-       Konformität mit Berichtsstandard SRS
gramme zur frühen Förderung in der Schweiz gesell-        Der Geschäftsbericht entspricht den inhaltlichen Vor-
schaftlich so zu verankern, dass sie selbstverständlich   gaben des Social Reporting Standards 2014 (SRS,
genutzt werden.                                           siehe www.social-reporting-standard.de)

Die Kernangebote von a:primo sind die Frühförder-         Ansprechpartnerin für den Bericht
programme schritt:weise und ping:pong. Der Fokus          Erika Dähler Meyer
der Angebote liegt auf der Stärkung des Bildungsorts      Co-Geschäftsführerin Verein a:primo
Familie. Die Programme richten sich an werdende Fa-       Ackeretstrasse 6
milien und solche mit Kindern bis 6 Jahren.               8400 Winterthur
                                                          +41 52 511 39 40
Weiterführende Informationen zu a:primo und zu            erika.daehler@a-primo.ch
den Angeboten finden sich unter www.a-primo.ch
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo - nach dem Social Reporting Standard (SRS)
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

    B      Unsere Angebote
2       Das gesellschaftliche Problem und unsere Lösungsansätze
2.1     Gesellschaftliches Problem                      oder weiterführende Schule nicht ausreichend sind.
                                                        Dies minimiert ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Entwicklungsrückstände
Die Chance, sich körperlich und geistig gut zu entwi-   Risikofaktor Migrationshintergrund
ckeln, hat jedes Kind nur genau einmal. Die ersten      Ein Migrationshintergrund darf nicht automatisch mit
Jahre sind für eine positive Entwicklung des Kindes     sozialer Benachteiligung gleichgesetzt werden. Eine
entscheidend. In der Schweiz bestimmt nach wie vor      fremde Nationalität ist jedoch als Risikofaktor einzu-
die soziale Herkunft die Bildungschancen (vgl. FRANZ    stufen, denn Menschen mit Migrationshintergrund
Studie, Margrit Stamm 2013). Bei einer Herkunft aus     verfügen oftmals über keine anerkannten Ausbildun-
sozial benachteiligten Verhältnissen (Armut, Bil-       gen sowie über mangelnde Sprachkenntnisse, was zu
dungsferne, Migrationshintergrund) besteht ein signi-   ungünstigen Arbeits- und Wohnbedingungen führen
fikantes Risiko, dass beim Kind in frühen Lebensjah-    kann. Zur erfolgreichen Förderung ihrer Kinder fehlt
ren Rückstände in der sprachlichen, motorischen,        den Eltern aus sozial benachteiligten Schichten unter
kognitiven, emotionalen und sozialen Entwicklung        anderem ein solides soziales Netz. Benachteiligungen
entstehen. Diese können in späteren Jahren nicht        können zudem aus stark abweichenden Erziehungs-
aufgeholt werden. Die Ursachen für die Entwicklungs-    vorstellungen oder Kulturnormen resultieren.
rückstände können in der mangelnden Förderung in-       Keine Chancengerechtigkeit
nerhalb der Familie und/oder in einer unzureichen-      Sozial benachteiligte Familien sind durchschnittlich
den sozialen Integration liegen.                        mit mehr Belastungsfaktoren und weniger Schutzfak-
                                                        toren ausgestattet als andere Familien. Häufig leben
Risikofaktor Kinderarmut
                                                        die Familien in Isolation und sind nicht genügend
Laut dem Bundesamt für Statistik entspricht die Ar-
                                                        stark in der Gesellschaft vernetzt. Kinder verfügen ab-
mutsquote 8,7%. Etwa 735‘000 Menschen sind in der
                                                        hängig von ihrer sozialen Herkunft über unterschiedli-
Schweiz im 2019 von Armut betroffen, davon 115’000
                                                        che Ressourcen und Möglichkeiten, die eine starke
Kinder unter 18 Jahren. 284‘764 Kinder gelten als ar-
                                                        Auswirkung auf ihre Bildungsbiografie ausüben. Den
mutsgefährdet. Da die soziale Mobilität in der
                                                        Kindern fehlen stimulierende Impulse und Erfahrun-
Schweiz sehr gering ist, besteht eine hohe Wahr-
                                                        gen, welche die Entwicklung fördern. Kinder aus so-
scheinlichkeit, dass diese Armut an die nächste Gene-
                                                        zial benachteiligten Schichten sind deshalb beim
ration weitergegeben wird (vgl. Doris Edelmann
                                                        Schuleintritt häufig nicht auf demselben Entwick-
2010). Besonders von Armut betroffen sind Kinder
                                                        lungsstand wie ihre Altersgenossen. Sie weisen in den
aus Einelternfamilien und aus Familien mit geringer
                                                        kognitiven, sozialen und emotionalen Kompetenzen
Bildung. Der internationale Vergleich der Ausgaben
                                                        Verzögerungen auf, die auch während der Schulzeit
für den Vorschulbereich zeigt: Mit Investitionen von
                                                        kaum wieder wettgemacht werden können. Die sozi-
0,2% des Bruttoinlandproduktes bleibt die Schweiz
                                                        ale Herkunft eines Kindes spielt für seine schulische
weit unter der Empfehlung von 1% der OECD. Alle an-
                                                        Leistungsentwicklung eine zentrale Rolle.
deren OECD-Länder wenden einen höheren Anteil ih-
res BIP für die FBBE auf; im Durchschnitt aller OECD-   Je früher, desto besser
Länder 0,8%, Norwegen und Schweden sogar fast 2%        Um nachhaltig die Auswirkungen sozialer Benachteili-
(OECD 2017).                                            gung zu reduzieren und die Startchancen bei Schul-
                                                        eintritt zu erhöhen, sollte die Förderung dieser Kinder
Risikofaktor Bildungsferne
                                                        so früh wie möglich ansetzen und die Eltern mitein-
Neben der Kinderarmut muss auch die Bildungsarmut
                                                        beziehen.
berücksichtigt werden. Es gibt Risikogruppen, deren
schulische Leistungen für eine Lehrstelle
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo - nach dem Social Reporting Standard (SRS)
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

2.2    Bisherige Lösungsansätze                              Die Frühförderangebote sind für Eltern oft zu teuer
                                                             oder zu wenig auf ihre persönliche Situation ausge-
Der Handlungsbereich der Frühen Förderung ist im             richtet (z.B. Öffnungszeiten, Nähe zum Wohnort). Die
schweizerischen Bildungssystem in die Vorschule ein-         Angebote werden insbesondere von sozial benachtei-
gebettet. Diese gliedert sich in zwei Bereiche, die sich     ligten Familien wenig genutzt, da sie mehrheitlich aus-
                                                             ser Haus stattfinden und ihrer Lebenslage nicht ge-
stark unterscheiden:
                                                             recht werden.
Frühbereich (0 bis 4 Jahre)
                                                             Es besteht kein eigentliches Angebotsdefizit, sondern
Familienergänzende Betreuungsangebote und andere             vielmehr eine mangelnde Passung zwischen Angebot
Massnahmen der Frühen Förderung gehören nicht                und Nachfrage. Schwierige Lebensumstände, sowie
zum öffentlichen Bildungswesen, sondern liegen in            sprachliche und kulturelle Barrieren erschweren Fa-
der Regel in der Verantwortung von Gemeinden und             milien aus sozial benachteiligten Schichten den Zu-
privaten Trägerschaften.                                     gang zu bestehenden Angeboten.

Vorschulerziehung (4 bis 6 Jahre)
Kindergärten und andere Vorschulinstitutionen sind
in den kantonalen Gesetzen verankert. In den meis-
ten Fällen treten Kantone oder Gemeinden als Trä-
gerschaften auf.

 Fokus des Angebots       Ort der Umsetzung            Beispiele für Angebote

 Kindzentriert            • Familienergänzende         • Allgemein: Kindertagesstätte, Spielgruppe, Kinderhort,
                            Betreuung                    Tagesfamilie, Kindergarten
                          • Frühpädagogische           • Spezifisch für Benachteiligte: «Spielgruppe plus», «Mit aus-
                            Einrichtungen                reichenden Deutschkenntnissen in den Kindergarten»
                                                       • Zusätzliche informelle Angebote: Verwandte, Bekannte, Au-
                                                         Pair, Kinderhütedienst, private Tagesfamilien

 Elternzentriert          • Beratungsstellen           • Allgemein: Mütter-Väter-Beratung, Mütter-Zentren, Eltern-
                          • Informelle Treffen           bildungsangebote wie «Triple-P», «PEKiP», «Starke Eltern –
                                                         Starke Kinder»
                                                       • Spezifisch für Benachteiligte: Elterncafés, «Ich lerne Deutsch
                                                         fürs Kind», «Femmes-Tische / Männer-Tische»

 Kind- und eltern-        • Frühpädagogische           • Allgemein: ElKi-Turnen, ElKi-Singen
 zentriert                  Einrichtungen              • Programm ping:pong, seit 2017 umgesetzt in der deutsch-
                          • Öffentliche Instituti-       und französischsprachigen Schweiz
                            onen                       • Spezifisch für Benachteiligte: MuKi-Deutsch, «Schenk mir
                                                         eine Geschichte», «Spiki», «schulstart+»

                          • Zu Hause                   • Programm schritt:weise, etabliert in der deutsch- und fran-
                                                         zösischsprachigen Schweiz, für Stadt und Land
                                                       • «PAT – Mit Eltern lernen»

8
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

       B1     Programm schritt:weise
   Das Frühförderprogramm schritt:weise ist ein gut etabliertes Angebot von a:primo. Es han-
   delt sich um ein Spiel- und Lernprogramm für Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnis-
   sen. Neben der Förderung des Kindes zuhause spielt die soziale Vernetzung der Familie und
   die Stärkung der elterlichen Kompetenzen eine wichtige Rolle. Das Programm wird in der
   deutsch- und französischsprachigen Schweiz angeboten.

                                       Zielgruppe
                                       • Eltern und Kinder aus sozial be-
                                         nachteiligten oder bildungsfer-
                                         nen Verhältnissen
                                       • Familien mit oder ohne Migrati-    Altersbereich
   Wirkungsfelder                        onshintergrund                     • Kinder im Vorschulalter
   •   Frühe Förderung                                                      • 1 bis 5 Jahre (2. bis 6. Lebensjahr)
   •   Elternbildung                                                        • Altersdurchlässigkeit
   •   Soziale Integration
   •   Kinderschutz
   •   Gesundheitsförderung

                                                                               Sprachregionen
Verbreitungsgebiet                                                             • Deutschschweiz
• Gesamte Schweiz                                                              • Französischsprachige Schweiz
• Fürstentum Liechtenstein             Siedlungsräume
                                       • Urbaner Raum
                                       • Ländlicher Raum
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

3      Unser Lösungsansatz
schritt:weise ist ein präventives Frühförderprogramm       Hausbesuchsprogramme ermöglichen eine wirksame
für 1- bis 5-jährige Kinder in sozial benachteiligten      Elternbildung in schwer erreichbaren Zielgruppen.
oder bildungsfernen Familien.                              Das niederschwellige Frühförderprogramm
                                                           schritt:weise ist genau auf diese Anforderungen zuge-
a:primo hat schritt:weise aus den holländischen Stap-      schnitten. Die Hausbesuche werden von geschulten
Programmen (Instapje, Opstapje, Opstap) entwickelt,        Laiinnen durchgeführt, welche einen ähnlichen Erfah-
die ihrerseits eine Weiterentwicklung des israelischen     rungshintergrund haben wie die Zielfamilien. Die
Hausbesuchsprogramms HIPPY ist. schritt:weise              Hausbesucherin ist für die Umsetzung der Program-
wurde auf die föderalistischen, kleinräumigen Struk-       minhalte während der Hausbesuche verantwortlich
turen der Schweiz ausgerichtet.                            und trägt die wertschätzende, ressourcenorientierte
                                                           Grundhaltung in die Familien. Sie dient als Modell für
Das standardisierte Frühförderprogramm wird auf
                                                           die Eltern.
Deutsch und Französisch in der gesamten Schweiz als
Social Franchising angeboten.                              Das Elternhaus ist ein wichtiger Faktor für den Schul-
                                                           erfolg des Kindes. Viele Angebote der Frühen Förde-
3.1    Strategie                                           rung haben den Fokus ausschliesslich auf die Kinder
                                                           gerichtet und zeigen kaum nachhaltige Effekte. Ent-
FBBE als Ausgangspunkt
                                                           scheidend für eine erfolgreiche Förderung ist die Be-
Das Frühförderprogramm schritt:weise basiert auf ei-
                                                           teiligung der Eltern. Eine nachhaltige Strategie ist
nem pädagogischen Gesamtkonzept, das die früh-
                                                           deshalb, das Interesse der Eltern an der Entwicklung
kindliche Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE)
                                                           und den Bedürfnissen der Kinder zu stärken, so dass
umfasst. FBBE schafft fliessende Übergänge zwischen
                                                           sie ihren Kindern dauerhaft Lernanregungen geben.
Spielen und Lernen für Kinder im Vorschulalter. Es
sollen keine schulischen Wissensinhalte vermittelt         Gruppentreffen zur lokalen Vernetzung der
werden; vielmehr soll der natürliche, selbstbildende       Familien
Lernprozess von Kleinkindern gefördert werden, de-         Hausbesuche sind wichtig, doch alleine nicht ausrei-
ren Entwicklung durch soziale Benachteiligung poten-       chend. Gerade bei sozialer Benachteiligung ist es we-
tiell gefährdet ist. Insbesondere wird die soziale, kog-   sentlich, dass sich die Betroffenen vernetzen und er-
nitive, sozio-emotionale, sprachliche und motorische       fahren, wie andere mit den gleichen Problemen um-
Entwicklung der Kinder gefördert. Es ist erwiesen,         gehen. Ab der zehnten Woche beginnen die vierzehn-
dass die frühkindliche Bildung massgeblich zur sozia-      täglichen Gruppentreffen von jeweils etwa zwei Stun-
len Integration und Chancengerechtigkeit in der            den. An den Gruppentreffen werden von der Koordi-
Schweiz beiträgt und die Familie als Bildungsort           natorin lokale Angebote vorgestellt, die fünf Eltern-
stärkt.                                                    kompetenzen des Programms schritt:weise werden
                                                           thematisiert, die Kinder lernen getrennt von den El-
Konzeption von schritt:weise                               tern in Kindergruppen zu spielen und es werden Aus-
Das Programm schritt:weise ist auf Elternbildung mit-      flüge unternommen.
tels Modelllernen ausgerichtet. Die Familien werden
während 18 Monaten zuerst wöchentlich und                  Fachliche Verantwortung
schliesslich zweiwöchentlich begleitet. schritt:weise      Die Koordinatorin des Standorts übernimmt die fach-
fokussiert auf die Nutzung vorhandener Ressourcen          liche Schulung und Anleitung sowie die personelle
und die Stärkung der Eigenverantwortung der Fami-          Führung der Hausbesucherinnen. Die Koordinatorin
lien. Das Programm kombiniert sogenannte Geh-              ist eine qualifizierte Fachkraft aus dem Bereich der
Strukturen in Form von Hausbesuchen mit Komm-              sozialen Arbeit oder Pädagogik. Zu ihren Aufgaben
Strukturen in Form von Gruppentreffen für die Eltern       zählen auch die Gewinnung der Familien, die Organi-
und deren Kinder.                                          sation der Gruppentreffen, die Vernetzung mit ande-
                                                           ren sozialen Einrichtungen vor Ort und die Öffentlich-
Hausbesuche zur Stärkung der elterlichen                   keitsarbeit.
Kompetenzen
Das Programm zeichnet sich durch die wöchentli-
chen, etwa 30 Minuten dauernden Hausbesuche aus.

10
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

Wirkungsfelder von schritt:weise
Das folgende Diagramm zeigt die Wirkungsfelder von schritt:weise:
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

3.2    Zielgruppen                                         Kantone, Gemeinden). Alle Massnahmen zielen letzt-
                                                           lich auf die indirekten Nutzniesser ab – also die Kin-
Das Programm hat drei Kategorien von Zielgruppen:          der, Eltern und Familien aus sozial benachteiligten
indirekte Nutzniesser (Familien, Eltern, Kinder), di-      Verhältnissen.
rekte Nutzniesser (Trägerschaften, Programmstand-
orte, Programmmitarbeiterinnen) und Multiplikato-
ren (Wissenschaft, Stiftungen, Privatwirtschaft, Bund,

3.3    Leistungen und erwartete Wirkungen auf die Zielgruppen

Zielgruppe     Leistungen von schritt:weise              Erwartete Wirkungen

Kinder         • Förderung der Programmkinder            • Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten, der moto-
                 mit Hausbesuchen und Gruppen-             rischen Fertigkeiten sowie der sprachlichen und so-
                 treffen sowie durch die Stärkung          zio-emotionalen Entwicklung
                 der elterlichen Kompetenzen             • Verbesserung der Deutschkenntnisse, insbesondere
               • Spielmaterialien aus der                  bei Migrantenkindern
                 schritt:weise-Spielkiste, abge-         • Freude am spielerischen Lernen und Lesen
                 stimmt auf das Alter des Kindes
                                                         • Erhöhung der Kontakte zu Gleichaltrigen ausserhalb
                                                           des Familienverbands
                                                         • Steigerung der Chancengerechtigkeit für Kinder aus
                                                           sozial benachteiligten Familien

Eltern         • Entwicklung der Curricula und Be-       • Stärkung der Eltern-Kind-Bindung
                 reitstellung der entsprechenden         • Stärkung der Erziehungskompetenz
                 Programmmaterialien in modularer
                                                         • Bewusste gesundheitsverantwortliche Lebensgestal-
                 Form
                                                           tung
               • Elternbildung durch Modellernen
                                                         • Bessere lokale Vernetzung und soziale Integration
                                                         • Bessere Kenntnisse über das lokale Bildungssystem
                                                         • Entwicklung von Perspektiven für sich und ihre Kin-
                                                           der

Familien       • Entwicklung der Curricula und Be-       • Stärkung der Familienbeziehungen und Transfer der
                 reitstellung der entsprechenden           Erfahrungen in das weitere familiäre Umfeld
                 Programmmaterialien                     • Verbesserung des Familienklimas
                                                         • Rückgang des Belastungsempfindens
                                                         • Integration der Familien in den sozialen Nahraum
                                                           und Unterstützung der Netzwerkbildung mit ande-
                                                           ren Eltern

Hausbesu-      • Schulung der Hausbesucherinnen      • Aneignung von praxisorientierten Qualifikationen
cherinnen        durch die schritt:weise-Koordinato- • Ressourcenorientierte Grundhaltung bei der Durch-
                 rinnen                                führung der Hausbesuche
               • Einstieg ins Berufsleben in der     • Bessere Chance beim Einstieg in den ersten Arbeits-
                 Schweiz                               markt
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

4      Ressourcen, Leistungen und Wirkungen im Berichtszeitraum
4.1    Eingesetzte Ressourcen (Input)                    72% der primären Bezugspersonen haben mindes-
                                                         tens ein Anschlussangebot besucht (Deutschkurs, El-
Dem Betriebsertrag von CHF 339‘687 im 2020 steht         ternbildungsangebot etc.).
ein Aufwand von CHF 393‘590 gegenüber. Die Perso-
nal- und Infrastrukturkosten von CHF 299‘060 für         Zielgruppenerreichung im Programm
schritt:weise stellen etwa 76% des Aufwands dar. Ins-    Die primäre Bezugsperson ist zu 99% die Mutter. 6%
gesamt wurden im vergangenen Jahr 3148 Arbeits-          sind Schweizerinnen, 51% besitzen die Aufenthaltsbe-
stunden für schritt:weise geleistet.                     willigung B, 15% eine C-Bewilligung, 19% sind vorläu-
                                                         fig aufgenommen, 3% sind Asylsuchende. 76% der
4.2    Leistungen (Output)                               Mütter sind erst nach dem 21. Lebensjahr oder spä-
                                                         ter in die Schweiz gezogen. 82% sind nicht berufstä-
Das Jahr 2020 war geprägt durch die Coronapande-         tig.
mie. Diese hatte Auswirkungen auf die Umsetzung
von schritt:weise und teilweise mussten die gesteck-     Die sekundäre Bezugsperson ist zu 99% der Vater.
ten Ziele an die Umständen angepasst werden. Im          11% sind Schweizer. 76% der Väter sind nach dem 21.
Jahr 2020 wurden folgende Leistungen für das             Lebensjahr oder später in die Schweiz gekommen.
Frühförderprogramm schritt:weise erbracht:               21% sind nicht berufstätig, 47% sind als Hilfskraft tä-
                                                         tig.
Verbreitung von schritt:weise
2020 wurde 1 neuer schritt:weise Standort in der Ro-     Bei Programmstart lebten 80% der Kinder in einer
mandie eröffnet. Es starteten 333 Kinder an insge-       Kernfamilie, 17% in einer Einelternfamilie. 33% der
samt 27 Standorten mit schritt:weise oder petits:pas.    teilnehmenden Familien waren Sozialhilfebezüger,
Insgesamt waren in diesem Zeitraum 838 Kinder im         11% hatten Anspruch auf IV. 48% bezogen keine Un-
Programm. Indirekt vom Angebot profitiert haben          terstützungsleistungen.
ausserdem 849 Geschwister. Total wurden im Jahr
                                                         schritt:weise regional
2020 12‘811 Hausbesuche, 23 Kleingruppentreffen
                                                         An 5 schritt:weise-Standorten wird schritt:weise regi-
und 296 Gruppentreffen durchgeführt. Die Zahl der
                                                         onal erfolgreich umgesetzt.
(Klein-)Gruppentreffen ist aufgrund der Coronapan-
demie geringer als in den Vorjahren, weil diese zeit-    Schulungen und Austauschtreffen
weise nicht durchgeführt werden konnten.                 Im 2020 hat eine Koordinatorin die Schulung für
                                                         schritt:weise oder petits:pas abgeschlossen.
Aktivitäten im Programm
Die nachfolgenden Daten basieren auf der Auswer-         Das Koordinatorinnentreffen musste 2020 wegen Ein-
tung der im 2020 abgeschlossenen Durchläufe (18          schränkungen aufgrund der Corona-Massnahmen
Monate):                                                 ausfallen.
363 Kinder haben das Programm im 2020 beendet.           Am Hausbesucherinnentreffen in Zürich nahmen 47
50% der Kinder waren Knaben. Indirekt von                Hausbesucherinnen teil. Das Hauptthema war «Musik
schritt:weise profitiert haben zusätzlich 396 Ge-        und Bewegung», welches grossen Anklang fand. Zum
schwister. 73% der Programmkinder haben Geschwis-        Thema wurden verschiedene Inputs und Praxisübun-
ter, 56% der Programmkinder sind Erstgeborene.           gen mit den Hausbesucherinnen durchgeführt.
Es wurden 15‘050 Hausbesuche und 513 Gruppen-            Das Hausbesucherinnentreffen in Lausanne ist abge-
treffen durchgeführt. Im Durchschnitt konnten 92%        sagt worden, da die Trägerschaft vom Kanton Waadt
der vorgesehenen Hausbesuche durchgeführt wer-           aufgrund der Coronapandemie alle Weiterbildungen
den. Die Teilnahmequote bei den Gruppentreffen be-       und Tagungen annulliert hat.
trug durchschnittlich 55% (ein sehr guter Wert für die
Zielgruppe).                                             2020 fanden in der Deutschschweiz 13 Auswertungs-
                                                         workshops und in der Romandie 5 Auswertungs-
Für 89% der Kinder konnte mindestens ein Anschluss-      workshops mit den Standorten statt.
angebot an schritt:weise gefunden werden (Spiel-
gruppe, KiTa, therapeutisches Angebot etc.). Auch

13
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

Standortförderung                                         Einführung im 2007 mehrfach wissenschaftlich evalu-
Dank der Standortförderung der UBS Optimus Foun-          iert. Da es sich um ein standardisiertes und qualitäts-
dation konnten in den vergangenen fünf Jahren vier        gesichertes Programm handelt, können die Wirkun-
Standorte in der Romandie und vier Standorte in der       gen reproduziert werden. Die Wirkung ist in den fol-
Deutschschweiz bei der Ausweitung des Angebots            genden Evaluationen nachgewiesen worden:
schritt:weise unterstützt werden. Die Kampagne der
UBS Optimus Foundation wurde im 2020 abgeschlos-          Basisevaluation des Marie Meierhofer Instituts
sen.                                                      Die Basisevaluation wurde vom MMI von 2008 bis
                                                          Ende 2011 an 8 Programmstandorten mit insgesamt
Öffentlichkeitsarbeit                                     129 Familien und 135 Kindern durchgeführt. Die Kin-
In der Zeitschrift «Frühförderung Interdisziplinär» er-   der waren bei Programmbeginn im Schnitt zwei Jahre
schien ein peer reviewed-Artikel vom Marie Meier-         alt.
hofer Institut zu schritt:weise zum Thema «Unterstüt-
zung von jungen Kindern aus sozial belasteten und         Resultate: Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse,
bildungsfernen Familien – Evaluation des Program-         dass das Programm ein geeignetes Angebot für die
mes schritt:weise».                                       Zielgruppe der sozial benachteiligten Familien dar-
                                                          stellt. Durch die Programmteilnahme gelingt es den
a:primo ist bezüglich der Verbreitung von                 Eltern, die Erziehungskompetenz zu verbessern, was
schritt:weise laufend in Kontakt mit Schlüsselperso-      wiederum einen positiven Einfluss auf die Eltern-
nen aus Kantonen und Gemeinden.                           Kind-Beziehung hat.

Ein personalisiertes Mailing mit Informationen zu den     Die Mütter und Väter beschäftigen sich häufiger und
Ergebnissen aus dem Bericht zur Lebenswelt der Fa-        teilweise auf eine andere, bewusstere Art mit ihren
milien während des Lockdowns wurde an 1572 Perso-         Kindern und erweitern die sozialen Kontakte zu ande-
nen aus der Zielgruppe (u.a. Integrationsbeauftragte      ren Familien mit Kindern. Dies geht in den meisten
und in kleineren Gemeinden die Gemeinderäte für           Familien mit einem Rückgang des Belastungserlebens
die Ressorts Soziales und Bildung) versendet.             einher. Die Kinder werden durch das Programm
                                                          schritt:weise stark in ihrer Entwicklung gefördert. Die
4.3    Erreichte Wirkungen                                Ergebnisse zeigen, dass 69 Prozent der Kinder eine
       (Outcome/Impact)                                   signifikante Verbesserung in den Bereichen Körper-
                                                          motorik, Handmotorik, rezeptive Sprache und emoti-
Evaluation von alternativen Umsetzungsmodellen            onale Entwicklung aufwiesen:
Das Marie Meierhofer Institut für das Kind (MMI) hat
zwischen 2013 und 2017 an 4 Pilotstandorten mit ins-
gesamt 253 Familien und 267 Kindern 4 alternative
Umsetzungsmodelle evaluiert: «Fokus», «Ausdeh-
nung Altersbereich», «Kleingruppen» und «Flexibler
Start».

Resultate: Der Vergleich der Ergebnisse der Evalua-
tion der alternativen Umsetzungsmodelle mit denje-
nigen der Basisevaluation, die zum Standardmodell
durchgeführt wurde, zeigt auf allen Ebenen, die ana-
lysiert werden konnten, wenige systematische Unter-
schiede. Mit den alternativen Umsetzungsmodellen
lässt sich somit im ländlichen Raum eine gleich gute
Wirkung erreichen, wie mit dem Standardmodell von
schritt:weise. Zudem wurde ein Jahr nach Programm-
abschluss eine Follow-up-Studie durchgeführt. Mit ihr     Die meisten Kinder besuchen nach Abschluss des Pro-
konnte die Nachhaltigkeit der Förderung durch             gramms ein Anschlussangebot.
schritt:weise belegt werden.
                                                          Evaluation von schritt:weise in der Stadt Bern
Evaluationen zum Standard-Umsetzungsmodell                Im Rahmen des Projekts «primano» der Stadt Bern
schritt:weise ist evidenzbasiert und wurde seit der

14
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

wurde schritt:weise von 2007 bis 2012 von der Uni-      4.4     Evaluation und Qualitätssicherung
versität Bern evaluiert. An der Evaluation haben 170
Familien teilgenommen.                                  Da das Frühförderprogramm schritt:weise als Social
                                                        Franchising angeboten wird, ist es für a:primo er-
Resultate: Anhand von Entwicklungstests konnten         folgsentscheidend, die Umsetzungsqualität des Ange-
Fortschritte der Kinder in den Bereichen Körpermoto-    bots flächendeckend zu sichern. Die Gründung neuer
rik und Körperbewusstsein festgestellt werden. Eine     Standorte wird nach einem standardisierten Verfah-
Befragung bei den Kindergärtnerinnen von ehemali-       ren durchgeführt. Eine Nutzungsvereinbarung defi-
gen schritt:weise Kindern ergab eine sehr positive      niert die Qualitätskriterien. Mit dem Unterzeichnen
Rückmeldung zum Entwicklungsstand und zum Sozial-       der Vereinbarung verpflichten sich die Trägerschaf-
verhalten der Kinder.                                   ten, diese Kriterien zu erfüllen.

Interface-Evaluationsbericht zu neuen schritt:weise     Für die Qualitätssicherung des Programms stellt
Standorten                                              a:primo ein Online-Monitoring für die Erfassung und
Von 2010 bis 2012 hat Interface im Rahmen der Ent-      Auswertung der Programmteilnehmer und
wicklung eines neuen Evaluationskonzepts neun           -aktivitäten zur Verfügung. Dazu kommen regelmäs-
Standorte überprüft. An der Evaluation haben 117 Fa-    sige Hospitationen, Standortbesuche, Auswertungs-
milien mit insgesamt 121 Kindern, 50% Jungen und        workshops sowie Koordinatorinnen- und Hausbesu-
50% Mädchen, teilgenommen.                              cherinnentreffen. a:primo schult die Koordinatorin-
                                                        nen in einem mehrstufigen Verfahren. Für die Schu-
Resultate: Der Bildungsstand der Familien liegt unter
                                                        lung der Hausbesucherinnen stellt a:primo alle nöti-
dem schweizerischen Durchschnitt. Die Familien ha-
                                                        gen Materialien bereit.
ben mehrheitlich einen Migrationshintergrund und
verfügen zu Beginn des Programms über geringe sozi-
                                                        Das Qualitätsmanagementsystem (QMS) des Pro-
ale Kontakte. Die Kinder führen nach Abschluss des
                                                        gramms basiert auf folgenden Instrumenten, die in
Programms vielfältigere Aktivitäten durch als zu Be-
                                                        der Begleitevaluation angewendet werden.
ginn und haben Zugang zu Bastel- und Spielmateria-
lien. Die Mütter zeigen mehr Interesse für die Ent-
wicklung ihrer Kinder und gestalten die Zeit mit dem
Kind bewusster. Alle Kinder besuchen nach Abschluss
des Programms ein Anschlussangebot, beispielsweise
eine Spielgruppe, eine Kindertagesstätte oder eine
Tagesfamilie.

15
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

  Qualitätsmanagementsystem          Beschreibung

  Daten-        Befragungen          • Standardisierte Befragung, d.h. Fragebogen-basierte Interviews mit
  erhebung                             Eltern zur Lebenssituation vor und nach dem Programmdurchlauf
                                     • Datenerfassung mit dem Online-Monitoring

                Monitoring           • Standardisierte Dokumentation der Hausbesuche und Gruppentreffen
                                       während des Programmdurchlaufs
                                     • Qualitative Überprüfung der kindlichen Entwicklung: Kognitiv, motorisch,
                                       sprachlich, sozial-emotional
                                     • Datenerfassung mit dem Online-Monitoring

                Auswertungs-         • Workshops an den Standorten, Rückmeldungen der Programmmitarbeite-
                workshop               rinnen zur Programmumsetzung
                                     • Qualitative Ergänzung und Vertiefung der quantitativ erhobenen Daten
                                     • Standorte können individuelle Fragen zur Umsetzung einbringen

  Controlling                        • Aktive Vermittlung der QS-Kriterien sowie allfällige korrektive QS-
                                       Massnahmen während des Programmdurchlaufs
                                     • Gefässe für Controlling-Aktivitäten sind Koordinatorinnentreffen, Hausbe-
                                       sucherinnentreffen, Intervisionsgruppen, Hospitationen und Standortbe-
                                       suche

  Begleitevaluation                  • Pro Durchlauf wird ex post ein standardisierter Evaluationsbericht erstellt
                                     • Der Bericht basiert auf den Daten des Online-Monitorings sowie der Aus-
                                       wertungs-Workshops
                                     • Die quantitative Evaluation besteht aus folgenden Teilen:
                                       • Übersicht über Evaluation: Standort, Durchlauf, Mitarbeiterinnen, Pro-
                                          grammsets
                                       • Anonymisierte Angaben zu den Familien: Kinder und Bezugspersonen
                                          (Anonymisierung zur Gewährleistung des Datenschutzes)
                                       • Umsetzung des Programms: Abschlussquote und Zielerreichung des
                                          Durchlaufs
                                       • Auswertungen: Anschlussangebote und Einschätzungen der Koordina-
                                          torin

16
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

4.5       Vergleich zum Vorjahr: Grad der Zielerreichung, Lernerfahrungen und Erfolg

Konstantes Wachstum der Anzahl Programmteilnehmenden
Seit dem Start im Jahr 2007 wurden insgesamt 3‘485 Kinder direkt mit dem Programm schritt:weise gefördert.
Geschwister, die indirekt ebenfalls vom Programm profitiert haben, sind nicht aufgeführt.

 Ins Programm schritt:weise aufgenommene Kinder

 Jahr        2007   2008   2009   2010   2011   2012   2013    2014   2015   2016   2017   2018   2019   2020

 Anzahl        25     93    135    154    255    140    327     248    367    343    342    354    369    333

Die Schwankung in der jährlichen Zunahme der An-              nach hinten verschoben. Auch hatten einzelne Stand-
zahl der Kinder hat verschiedene Gründe. Der Über-            orte mit dem Wegfall von Finanzierung zu kämpfen
gang von der Pilotphase zur Regelfinanzierung führt           und deshalb die Gruppengrösse verkleinert. An ein-
an manchen Standorten zu Wartezeiten, bis die Re-             zelnen Standorten läuft zudem die Umstellung zum
gelfinanzierung greift. Zudem kann die Programm-              Model Flexiblen Start. Mit diesem Model startet alle
dauer von 18 Monaten dazu führen, dass Standorte              3 Monate eine kleine Gruppe von Familien mit dem
nicht in jedem Jahr einen neuen Programmdurchlauf             Programm. Langfristig ist damit eine gleichmässigere
starten.                                                      Auslastung der Standorte und damit auch eine stabi-
                                                              lere Prognose der teilnehmenden Familien möglich.
Geförderte Kinder
Im Jahr 2020 haben 333 Kinder mit schritt:weise bzw.          Geografische Verbreitung
petits:pas gestartet. Das ursprünglich gesetzte Ziel          schritt:weise wird an insgesamt 27 Standorten in
von 450 Kindern wurde verfehlt. Die geringere Kin-            9 Kantonen der Deutschschweiz und der Romandie
derzahl hat verschiedene Gründe. Durch die Corona-            sowie im Fürstentum Liechtenstein umgesetzt.
pandemie wurden die Starts an einzelnen Standorten

17
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

5      Planung und Ausblick
5.1    Planung und Ziele                               Online-Monitoring
                                                       Das Online-Monitoring für schritt:weise und
a:primo möchte schritt:weise weiter verbreiten,        petits:pas wird aktualisiert.
damit möglichst viele Kinder aus sozial benachtei-
ligten Familien am Programm teilnehmen können          Kantonale Strategien zur Finanzierung von
und so eine faire Startchance im Leben haben. Bis      schritt:weise
Ende 2021 möchte a:primo folgende Ziele errei-         Im Kanton Zürich werden kantonale Strukturen zur
chen:                                                  Umsetzung von schritt:weise definiert. Der Verein
                                                       FamilienStärken soll dabei als zentraler kantonaler
Verbreitung des Programms                              Ansprechpartner für den Kanton etabliert werden.
Sowohl in der deutsch- als auch in der französisch-    Weiter soll der Kanton Solothurn schritt:weise über
sprachigen Schweiz werden neue Standorte aufge-        2021 hinaus mitfinanzieren.
baut bzw. bestehende ausgebaut. Im 2021 sollen
420 Kinder mit dem Programm schritt:weise bzw.         5.2    Chancen
petits:pas starten.
                                                       Weiterhin gesellschaftlicher Handlungsbedarf
Akquise von neuen Standorten                           Frühe Förderung ist Thema auf allen Ebenen. Die
Bei der Akquise wird ein Fokus auf die Erschlies-      Gemeinden sind auf der Suche nach praktikablen
sung neuer, insbesondere ländlicher Regionen ge-       und finanzierbaren Lösungen. Es sind verschiedene
legt. Dazu werden verschiedene Veranstaltungen         aktuelle Publikationen vorhanden, die den grossen
geplant.                                               Wert der frühen Förderung und insbesondere der
                                                       Hausbesuchsprogramme für die Gesellschaft auf-
Standortbegleitung                                     zeigen (Unesco Publikation: Für eine Politik der frü-
Die Standorte werden wie bisher in der Umsetzung       hen Kindheit, Whitepaper der Jacobs Foundation).
von schritt:weise durch die schritt:weise-Pro-         In diesen Publikationen wird aufgezeigt, dass die
grammleitung unterstützt. Dazu werden auch 2021        Schweiz im internationalen Vergleich noch einen
wieder diverse Auswertungsworkshops, eine Koor-        grossen Handlungsbedarf aufweist (OECD). Die Po-
dinatorinnenschulung sowie das Koordinatorinnen-       litik ist gefordert, angemessene Lösungen zu prä-
und Hausbesucherinnentreffen stattfinden.              sentieren. Dies bietet eine Chance für Frühförder-
                                                       programme wie schritt:weise.
Weiterentwicklung Programmmaterialien
Die Programmmaterialien werden entsprechend
                                                       5.3    Potentielle Risiken
der Rückmeldungen aus der Praxis überarbeitet.
Unter anderen werden die Werkblätter und In-           Budgetkürzungen
struktionsmappen optimiert.                            Die Gemeinden haben aufgrund der Coronakrise ei-
                                                       nen erhöhten finanziellen Aufwand. Offen ist, wie
Die Umsetzung von schritt:weise hat sich in den
                                                       viel im Budget für die Angebote übrig bleibt.
letzten Jahren den lokalen Gegebenheiten entspre-
                                                       Kostengünstige Umsetzungsmodelle sind eine
chend angepasst. Die diversen Umsetzungsvarian-
                                                       grosse Herausforderung für a:primo. Wird das För-
ten werden für die Dokumente von a:primo schrift-
                                                       derprogramm nicht mit einem guten Kosten-Nut-
lich aufbereitet.
                                                       zen-Verhältnis angeboten, so werden die Nutzer
Aktualisierung Bücherset                               möglicherweise auf ein billigeres Alternativangebot
Die Büchersets für die verschiedenen schritt:weise-    ausweichen, selbst wenn dieses nicht passgenau,
Module werden überarbeitet. Einzelne Titel sollen      wissenschaftlich evaluiert oder nachhaltig sein
ausgetauscht und neue kartonierte Büchern er-          sollte. Die Situation könnte sich entschärfen, wenn
gänzt werden.                                          Standorte vermehrt durch gesetzliche Grundlagen
                                                       staatliche Unterstützung erhalten und nicht mehr
Weiterentwicklung schritt:weise                        auf rein kommunale Finanzierungen angewiesen
Der Bedarf für schritt:weise baby wird geklärt. Der    sind.
Bedarf und das Umsetzungsmodell von
schritt:weise in Tagesfamilien sollen ebenfalls ge-    Konkurrenz durch vergleichbare Angebote
klärt werden.                                          Der zweijährige Pilotversuch des Frühförderpro-
                                                       gramms PAT wurde im 2015 abgeschlossen. Nun
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

versuchen Zeppelin startklar im Kanton Zürich und      Konkurrenz durch öffentliche Hand
PAT mit Eltern Lernen GmbH aus Deutschland             Der schweizerische Markt für Förderprogramme ist
schweizweit Standorte zu gewinnen. PAT stellt eine     im Aufbau. Durch öffentliche Forschungs- und Ent-
direkte Konkurrenz für schritt:weise dar. Es handelt   wicklungsprogramme werden den unabhängigen
sich ebenfalls um ein Hausbesuchsprogramm, zwar        Anbietern mittelfristig substantielle Fördermittel
mit einem anderen Ansatz, aber der gleichen Ziel-      entzogen.
gruppe.

19
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

6      Organisationsstruktur
6.1    Organisationsstruktur                            Social Franchising
                                                        a:primo entwickelt und vertreibt schritt:weise, imple-
Herausgabe und Urheberrechte                            mentiert jedoch keine Standorte. Die Umsetzung des
a:primo ist der Herausgeber von schritt:weise und hat   Programms schritt:weise läuft als Social Franchising:
die Urheberrechte an allen programmspezifisch ent-      a:primo vergibt Nutzungsrechte an Trägerschaften,
wickelten Materialien. Damit ist sichergestellt, dass   die im Auftrag von Gemeinden oder Städten das Pro-
Wiederverwendungen und Weiterentwicklungen              gramm an einem oder mehreren Standorten umset-
möglich sind und dass keine Folgekosten für die Nut-    zen. Die Nutzungsvereinbarung dient primär als ver-
zung entstehen.                                         bindliches Umsetzungsreglement und als Massgabe
                                                        für die Qualitätssicherung.

6.2    Partnerschaften, Kooperationen und Netzwerke

Förderpartner für die Verbreitung von schritt:weise
Der Verein a:primo hat mit der Auridis gGmbH aus Müllheim an der Ruhr (Deutschland) einen langfristigen För-
derpartner für die Verbreitung von schritt:weise an seiner Seite.

Partner für die Standortförderung
Die folgenden Partner unterstützten das Programm schritt:weise durch Anschubfinanzierungen für neue
oder für die Ausweitung von bestehenden Standorten.
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

 B2        Programm ping:pong
ping:pong ist ein Frühförderprogramm, welches den Übergang vom Elternhaus in den Kinder-
garten begleitet und dadurch den Kindern einen guten Start im Kindergarten ermöglicht. Im
Rahmen von acht Elterntreffen erfahren die teilnehmenden Eltern auf anregende Weise, wie
sie ihr Kind altersgerecht unterstützen und spielerisch fördern können. Die Eltern lernen den
Kindergarten und die Kindergartenlehrperson kennen und gegenseitiges Vertrauen kann auf-
gebaut werden. In der Elterngruppe findet zudem ein Austausch über altersspezifische Erzie-
hungsthemen statt und die soziale Vernetzung zwischen den Eltern wird unterstützt. So en-
gagieren sich Eltern und Fachpersonen gemeinsam für einen gelungenen Einstieg des Kindes
ins Bildungssystem.

21
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

7      Unser Lösungsansatz
ping:pong ist ein Frühförderprogramm für Familien         nicht-wertende Grundhaltung, die auf dem Konzept
mit 3- bis 6-jährigen Kindern, die eine vorschulische     des Empowerment basiert.
Institution oder den Kindergarten besuchen. Die Pro-
grammstruktur, -inhalte und -methoden sind jedoch         Konzeption von ping:pong
speziell für sozial benachteiligte Familien konzipiert,   Am Übergang von den vorschulischen Institutionen in
beispielsweise indem Sprachbarrieren berücksichtigt       den Kindergarten brauchen insbesondere sozial be-
werden und eine methodische Vielfalt angeboten            nachteiligte Familien eine ihren Bedürfnissen ange-
wird.                                                     passte Begleitung. Das Frühförderprogramm
                                                          ping:pong unterstützt diesen Übergang durch mode-
ping:pong basiert auf dem Programm VVE Thuis, das         rierte Elterntreffen. Es stehen 3 Umsetzungsmodelle
vom niederländischen Jugendinstitut (NJi) entwickelt      mit unterschiedlichem Fokus zur Verfügung.
und in den Niederlanden seit 2009 mit Erfolg umge-
setzt wird. Die erheblichen Unterschiede der Bil-         Umsetzungsmodell ping:pong Vorschule
dungswesen in den Niederlanden und der Schweiz er-        Mit diesem einjährigen Modell werden die Eltern und
lauben jedoch keine direkte Übersetzung von VVE           Kinder auf den Eintritt in den Kindergarten vorberei-
Thuis für die Schweiz. Daher wurde das Frühförder-        tet, durch die Anregung des Lernorts Familie sowie
programm ping:pong von a:primo auf die schweizeri-        durch Einblicke in den Kindergarten und den Vertrau-
schen Verhältnisse abgestimmt.                            ensaufbau zur Institution.

Das standardisierte Frühförderprogramm wird als           Umsetzungsmodell ping:pong Kindergarten
Social Franchising angeboten.                             In diesem einjährigen Modell wird die gemeinsame
                                                          Gestaltung von Bildungsprozessen angestrebt, durch
7.1    Strategie                                          die Anregung des Lernorts Familie sowie durch den
                                                          Aufbau eines Bildungs- und Erziehungsbündnisses
Ansatz von ping:pong                                      zwischen den Eltern und der Kindergartenlehrperson.
ping:pong beruht auf einem ressourcenorientierten
Ansatz. Dabei werden die individuellen Stärken aller      Elterntreffen
beteiligten Akteure wertgeschätzt. Mit der Ko-Kon-        Über ein Schuljahr werden 8 Elterntreffen zu je zwei
struktion ist eine gemeinsame Gestaltung von Bil-         Stunden durchgeführt. Damit ergibt sich ein Abstand
dungsprozessen zwischen den Eltern, dem Kind und          von 4 bis 6 Wochen zwischen den Treffen. Die Grup-
den Institutionen möglich, in der alle voneinander        pen bestehen idealerweise aus 8 bis 12 Elternteilen.
und gemeinsam lernen.
                                                          Die Elterntreffen werden durch eine Moderatorin ge-
Das Kind steht im Zentrum des Programms. Als aktiv        leitet. Während der Treffen probieren die Eltern ver-
handelndes Subjekt erforscht es sein materielles und      schiedene Aktivitäten aus, die sie zu Hause mit ihren
soziales Umfeld. Es lernt mehr, wenn seine Erkundun-      Kindern durchführen können. Im Rahmen des Pro-
gen dem eigenen Interesse entspringen und es neu-         gramms erhalten sie eine Aktivitätensammlung mit
gierig und motiviert vorgehen kann.                       Spielideen und fünf Kinderbücher. Die Eltern erfahren
                                                          mehr über spielendes Lernen und setzen sich mit den
Die Eltern sind die Personen, welche die Geschichte       Elternkompetenzen und entwicklungsförderlichem
ihres Kindes kennen, seinen Alltag miterleben und die     Verhalten auseinander. Offene Sequenzen in den
meiste Zeit mit ihm verbringen. Sie werden als wich-      Treffen bieten den Eltern zudem die Möglichkeit,
tigste Bezugspersonen respektiert und als kompe-          Kontakte mit anderen Eltern zu knüpfen, sich zu ver-
tente Partner angesprochen.                               netzen und eigene Themen einzubringen.

Erziehungs- und Bildungsbündnis                           Die Kindergartenlehrperson beteiligt sich je nach Um-
Die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Institution        setzungsmodell während zwei oder mehrerer Treffen
wird durch den Begriff des Erziehungs- und Bildungs-      am Gespräch mit den Eltern zu verschiedenen The-
bündnisses definiert. Das Bündnis hat zum Ziel, Bil-      men und bietet einen Einblick in den Kindergarten.
dungsprozesse gemeinsam zu gestalten sowie Kinder
in Übergangsituationen angemessen zu unterstützen
und begleiten. Es besteht eine ressourcenorientierte,

22
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

Moderatorin (oder Moderator)                             vernetzende Rolle zwischen den vorschulischen Insti-
Die Moderatorin ist für die Familiengewinnung zu-        tutionen (Familiengewinnung) und der Schule.
ständig, führt die Elterntreffen durch und behält das
Ziel des Empowerment im Auge. Sie schafft einen          Kindergartenlehrkräfte
Rahmen, in dem sich alle Eltern angesprochen und         Die Lehrperson ermöglicht den Eltern während den
wertgeschätzt fühlen. Die Moderatorin pflegt die Zu-     Elterntreffen Einblicke in den Kindergarten und tritt
sammenarbeit mit der Kindergartenlehrperson und          mit ihnen in einen vertrauensbildenden Austausch.
übernimmt bei dem Modell ping:pong Vorschule eine        Die Kenntnisse und Erfahrung der Fachpersonen tra-
                                                         gen weitgehend zum Erfolg des Programms bei.

Wirkungsfelder von ping:pong
Die folgenden Grafiken zeigen die Wirkungsfelder von ping:pong.

7.2    Zielgruppen                                       vorschulische Institution oder einen Kindergarten be-
                                                         suchen. Insbesondere wendet sich ping:pong an so-
Das Programm hat zwei Kategorien von Zielgruppen:        zial benachteiligte und bildungsferne Familien.
indirekte Nutzniesser (Eltern, Kinder, Institutionen),
direkte Nutzniesser (Trägerschaften, Programmstand-      Institutionen
orte, Programmmitarbeiterinnen) und Multiplikato-        Das Programm ping:pong richtet sich an Institutio-
ren (Wissenschaft, Stiftungen, Privatwirtschaft, Bund,   nen, welche die Eltern auf den Kindergarten vorberei-
Kantone, Gemeinden). Alle Massnahmen zielen letzt-       ten möchten oder ein dauerhaftes Erziehungs- und
endlich auf die indirekten Nutzniesser ab – also die     Bildungsbündnis mit den Eltern aufbauen wollen. Es
Kinder und Eltern aus sozial benachteiligten Verhält-    ermöglicht den Kindergartenlehrpersonen einen Ein-
nissen sowie die Institutionen.                          blick in die Lebenswelt des Kindes. ping:pong kann als
                                                         kontinuierliche Weiterbildung zum Kompetenzaufbau
Eltern und Kinder                                        für eine wirksame Bildungskooperation mit den El-
Das Programm ping:pong richtet sich an Familien mit      tern gesehen werden.
Kindern im Alter zwischen 3 und 6 Jahren, die eine       Es baut zudem Wissen und Erfahrung im Bereich der
                                                         Elternbildung auf.

23
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

7.3    Leistungen und erwartete Wirkungen auf die Zielgruppen

Zielgruppe      Leistungen von ping:pong                     Erwartete Wirkungen

Kinder         • Anregung der Entwicklung der teilnehmen- • Freude am ko-konstruktiven, spielerischen
                 den Kinder durch                              Lernen
                 • Stärkung der elterlichen Kompetenzen      • Verbesserung der kognitiven, motorischen,
                 • Vermittlung von vielseitigen, altersange-   sprachlichen und sozial-emotionalen Ent-
                                                               wicklung
                   passten Spielaktivitäten an die Eltern
                                                             • Erhöhung der Kontakte zu Gleichaltrigen aus-
                                                               serhalb des Familienverbands (ping:pong
                                                               Vorschule)
                                                             • Steigerung der Chancengerechtigkeit für Kin-
                                                               der aus sozial benachteiligten Familien

Eltern         • Bereitstellung einer zielgruppenangepass-   • Stärkung der Eltern-Kind-Interaktion
                 ten Aktivitätensammlung in modularer        • Stärkung der Erziehungskompetenz
                 Form und Abgabe von Bilderbüchern           • Bessere Kenntnisse über das lokale Bildungs-
               • Konzeption von Elterntreffen mit folgen-      system
                 den Elementen:                              • Bessere lokale Vernetzung und soziale In-
                  • Austausch und Vertrauensaufbau mit         tegration
                    Kindergartenlehrpersonen und Mode-
                                                             • Eltern entwickeln Perspektiven für sich und
                    ratorin
                                                               ihre Kinder
                  • Anregung für die kindliche Unterstüt-
                    zung durch Vermittlung von altersange-
                    passten Aktivitäten, Auseinanderset-
                    zung mit Elternkompetenzen und Infor-
                    mationen zur kindlichen Entwicklung
                  • Vernetzung und Austausch mit anderen
                    Eltern

Institution    • Entwicklung des Curriculums für die Mode- • Präventiver Aufbau eines vertrauensvollen
                 ratorinnen, welche die Kindergartenlehr-    Dialogs
                 personen bei der Erreichung und der Zu-   • Aufbau eines Erziehungs- und Bildungsbünd-
                 sammenarbeit von sozial benachteiligten     nisses
                 Eltern unterstützen                       • Näheren Bezug zur Lebenswelt der Familien
               • Bereitstellung der Programmmaterialien      und dadurch Abbau von möglichen Vorurtei-
               • Konzeption von Elterntreffen, die einen     len
                 ressourcenorientierten Austausch und Ver-
                 trauensaufbau zu den Eltern ermöglichen
               • Zusätzliche Ressourcen durch geschulte
                 Moderatorin für die Zusammenarbeit mit
                 den Eltern und Strukturierung des Vorge-
                 hens

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Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo

8      Ressourcen, Leistungen und Wirkungen im Berichtszeitraum
8.1    Eingesetzte Ressourcen (Input)                  durch eine erfahrene Moderatorin, die von ihren Pra-
                                                       xiserfahrungen erzählte und zahlreiche Fragen beant-
Dem Betriebsertrag von CHF 314‘420 im 2020 steht       wortete. Am zweiten Schulungstag standen die kom-
ein Aufwand von CHF 456‘038 gegenüber. Die Perso-      munikativen Kompetenzen der ModeratorInnen, ins-
nal- und Infrastrukturkosten von CHF 354‘175 für       besondere die ressourcenorientierte Sprache, im Fo-
ping:pong stellen etwa 78 % des Aufwands dar. Insge-   kus. Auch in der Romandie wurden drei ModeratorIn-
samt wurden im vergangenen Jahr 3768 Arbeitsstun-      nen während 2 Tagen geschult.
den für ping:pong geleistet.
                                                       Rezertifizierungstreffen
8.2    Leistungen (Output)                             Im Januar fand das Rezertifizierungstreffen mit 12
                                                       teilnehmenden ModeratorInnen statt. Die Teilneh-
Das Jahr 2020 war geprägt durch die Coronapande-       menden tauschten sich rege zu den Themen Famili-
mie. Diese hatte Auswirkungen auf die Umsetzung        engewinnung, Zusammenarbeit der verschiedenen
von ping:pong und die Leistungen in verschiedenen      Akteure und Elterntreffen aus.
Bereichen, die vermindert oder nicht erbracht wer-
den konnten. Im Jahr 2020 wurden folgende Leistun-     Standortbegleitung und Online-Montioring
gen in Bezug auf das Frühförderprogramm ping:pong      Die Begleitung der Standorte für ping:pong ist kon-
erbracht:                                              zeptuell aufbereitet. Das neue Online-Monitoring
                                                       wird a:primo eine nähere Standortbegleitung ermög-
Verbreitung von ping:pong                              lichen. Die Entwicklung des Monitoring Systems hat
Es starteten 102 Familien an insgesamt 9 Standorten    im 2019 begonnen und wird im Durchlauf 2020/2021
mit ping:pong. 4 Standorte konnten im 2020 noch        getestet. Es wird Auskunft über die Umsetzungsquali-
keinen neuen Durchlauf starten aufgrund der Ein-       tät und erzielte Wirkung des Programms geben.
schränkungen im Rahmen der Coronapandemie.
                                                       Öffentlichkeitsarbeit
Folgende neuen Standorte haben im 2020 mit             Ein personalisiertes Mailing mit Informationen zu den
ping:pong begonnen: Meilen ZH (ping:pong Kinder-       Ergebnissen aus dem Bericht zur Lebenswelt der Fa-
garten), Cham ZG (ping:pong Vorschule) und St-         milien während des Lockdowns wurde an 3310 Perso-
Légier-La Chiésaz VD (ping:pong école).                nen aus der Zielgruppe (Schulleiter, Kindergartenlehr-
                                                       personen, Integrationsbeauftragte und in kleineren
Von den drei neuen Standorten konnte aufgrund der      Gemeinden die Gemeinderäte für die Ressorts Sozia-
Coronapandemie im 2020 nur Meilen mit den Grup-        les und Bildung und Schulpflegepräsidenten) versen-
pentreffen starten.                                    det.
Weiterentwicklung von ping:pong Vorschule              Akquise und Präsentation in Gemeinden
Die Aktivitätenblätter und der Umsetzungsleitfaden     Die Akquise neuer Standorte war aufgrund der
von ping:pong Vorschule wurden überarbeitet. Die
                                                       Coronapandemie nur unter erschwerten Bedingun-
Praxiserfahrungen aus dem ersten Programmdurch-        gen möglich. Zeitweise konnte ping:pong nicht per-
lauf sind in die Überarbeitung eingeflossen.           sönlich in den Gemeinden vorgestellt werden. Zudem
ping:pong préscolaire                                  kamen die Prozesse in den Gemeinden ins Stocken
Die kulturelle Adaption von ping:pong Vorschule ins    oder die Prioritäten haben sich verlagert. Das
                                                       Frühförderangebot ping:pong wurde im 2020 in 6 Ge-
Französische (ping:pong préscolaire) hat begonnen.
                                                       meinden oder Schulen in der Deutschschweiz, 5 in
Schulung der ModeratorInnen                            der Romandie sowie einer grösseren Gruppe aus ver-
Ende Oktober hat die vierte ping:pong ModeratorIn-     schiedenen Gemeinden im Kanton Graubünden, an
nen-Schulung stattgefunden. Diese musste aufgrund      einem Runden Tisch vorgestellt. Die anwesenden
der Coronapandemie vom Frühling in den Herbst ver-     Fachpersonen und Gemeinderäte wurden bezüglich
schoben werden. Es wurden 4 neue ModeratorInnen        ping:pong und der möglichen lokalen Umsetzung und
während zwei interessanten und intensiven Schu-        Verankerung in den bestehenden Strukturen beraten.
lungstagen fortgebildet. Neben der Einführung in die   In einem Teil der Gemeinden war auch schritt:weise
Programminhalte und -materialien erhielten die Mo-     von Interesse.
deratorInnen einen wertvollen Einblick in die Praxis
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