Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo - nach dem Social Reporting Standard (SRS)
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Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo Wichtiges in Kürze • Der gemeinnützige Verein a:primo engagiert sich seit seiner Gründung im Jahr 2006 im Bereich der Frühen Förderung von Kindern aus sozial benachteiligten Fa- milien. Mit den Frühförderprogrammen schritt:weise und ping:pong leistet a:primo einen wichtigen Beitrag zur Chancengerechtigkeit für sozial benachteiligte Kin- der in der ganzen Schweiz. • a:primo arbeitet daran, Programme zur frühen Förde- rung in der Schweiz gesellschaftlich so zu verankern, dass sie selbstverständlich genutzt werden. • schritt:weise ist ein Spiel- und Lernprogramm für Kin- der aus sozial benachteiligten Verhältnissen. Neben Spielend lernen der Förderung des Kindes zuhause spielt die soziale von Anfang an Vernetzung der Familie und die Stärkung der elterli- chen Kompetenzen eine wichtige Rolle. • Am Übergang von der Vorschule in den Kindergarten brauchen insbesondere sozial benachteiligte Familien eine ihren Bedürfnissen angepasste Begleitung. Das Spielend Brücken bauen Frühförderprogramm ping:pong unterstützt diesen Übergang durch moderierte Elterntreffen. Die Eltern erfahren auf anregende Weise, wie sie ihr Kind alters- gerecht auf seinem Bildungsweg unterstützen kön- nen. Unsere Schwerpunkte • Während der Coronakrise wurde eine Austauschplatt- im Jahr 2020 form für Programmmitarbeitende ins Leben gerufen, um sie in der herausfordernden Zeit mit zusätzlichem Material und einfachen Merkblättern für die Familien zu unterstützen. • Für die Publikation «Einblick in die Lebenswelt sozial belasteter Familien während des Lockdowns» wurden erstmalig die Programmfamilien in einer digitalen Um- frage befragt und ihnen eine Stimme gegeben. • Drei neue ping:pong-Standorte in der Deutschschweiz und der Romandie konnten gewonnen werden. • An drei regionalen Veranstaltungen haben über 90 VertreterInnen aus Gemeinden und Schulen teilge- nommen. 2
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo Inhaltsverzeichnis 1 Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo 1 A Überblick 5 1 Einleitung 5 1.1 Vision und Ansatz 6 1.2 Gegenstand des Berichts 6 B Unsere Angebote 7 2 Das gesellschaftliche Problem und unsere Lösungsansätze 7 2.1 Gesellschaftliches Problem 7 2.2 Bisherige Lösungsansätze 8 B1 Programm schritt:weise 9 3 Unser Lösungsansatz 10 3.1 Strategie 10 3.2 Zielgruppen 12 3.3 Leistungen und erwartete Wirkungen auf die Zielgruppen 12 4 Ressourcen, Leistungen und Wirkungen im Berichtszeitraum 13 4.1 Eingesetzte Ressourcen (Input) 13 4.2 Leistungen (Output) 13 4.3 Erreichte Wirkungen (Outcome/Impact) 14 4.5 Vergleich zum Vorjahr: Grad der Zielerreichung, Lernerfahrungen und Erfolg 17 5 Planung und Ausblick 18 5.1 Planung und Ziele 18 5.2 Chancen 18 5.3 Potentielle Risiken 18 6 Organisationsstruktur 20 6.1 Organisationsstruktur 20 6.2 Partnerschaften, Kooperationen und Netzwerke 20 B2 Programm ping:pong 21 7 Unser Lösungsansatz 22 7.1 Strategie 22 7.2 Zielgruppen 23 7.3 Leistungen und erwartete Wirkungen auf die Zielgruppen 24 8 Ressourcen, Leistungen und Wirkungen im Berichtszeitraum 25 8.1 Eingesetzte Ressourcen (Input) 25 8.2 Leistungen (Output) 25 8.3 Erreichte Wirkungen (Outcome/Impact) 26 8.4 Evaluation und Qualitätssicherung 27 8.5 Vergleich zum Vorjahr: Grad der Zielerreichung, Lernerfahrungen und Erfolg 27 9 Planung und Ausblick 28 9.1 Planung und Ziele 28 9.2 Chancen 28 9.3 Potentielle Risiken 28 10 Organisationsstruktur 29 10.1 Organisationsstruktur 29 10.2 Partnerschaften, Kooperationen und Netzwerke 29 C Unsere Organisation 30 11 Organisationsprofil 30 3
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo 11.1 Allgemeine Angaben über die Organisation 30 11.2 Governance der Organisation 31 11.3 Mitgliedschaften und verbundene Organisationen 34 11.4 Institutionelle Partner 34 11.5 Umwelt und Sozialprofil 34 12 Leistungen, Planung und Ausblick 35 12.1 Eingesetzte Ressourcen (Input) 35 12.2 Leistungen (Output) 35 12.3 Planung und Ziele 2021 36 13 Finanzen 38 13.1 Buchführung und Rechnungslegung 38 13.2 Vermögensrechnung 39 13.3 Einnahmen und Ausgaben 40 13.4 Finanzielle Situation und Planung 41 4
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo A Überblick 1 Einleitung Liebe Leserin, lieber Leser, 2020 war für viele Menschen eine enorme Herausforderung. Das Alltagsleben musste sich neuartigen und unausweichlichen Restriktionen unterordnen, vieles musste alternativ durch- geführt oder auf sehr lange Frist verschoben werden. Trotz räumlicher Distanz wurde ver- sucht, soziale Nähe zu erhalten – nicht zuletzt mit kreativ eingesetzten, analogen und digita- len Mitteln, die vor der Krise nicht mehrheitsfähig gewesen wären. Als Beobachterin von trä- gen sozialpolitischen Prozessen fühlt man sich verblüffend bestätigt: wenn man wirklich will oder eben muss, dann geht vieles, und zwar von heute auf morgen. Wie alle Organisationen, die ihre Dienstleistungen nur teilweise im Home-Office erbringen können, war auch a:primo gefordert, einen Weg durch die Krise hindurch zu erfinden. In Re- kordzeit wurde eine interaktive Austauschplattform für die ProgrammmitarbeiterInnen be- reitgestellt. Entscheidend war aber das ausdauernde Engagement der Programmmitarbeite- rInnen, die in den meisten Fällen einen verlässlichen Kontakt zu ihren Familien halten konn- ten – eine Leistung der Standorte, auf die wir stolz sind. Einen guten Einblick in die Frühför- derung im Pandemie-Modus gibt unsere Publikation «Einblick in die Lebenswelt sozial belas- teter Familien während des Lockdowns». Noch befinden wir uns mitten in der Krise. So wünschen wir unseren Leserinnen und Lesern vor allem eine gesunde Zeit bis zum nächsten Geschäftsbericht, der hoffentlich über die Rückkehr in eine neue und förderliche Normalität erzählen darf. Co-Geschäftsführung a:primo Erika Dähler Meyer Anke Moors Präsidentin des Verein a:primo Franziska Roth April 2021 5
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo 1.1 Vision und Ansatz 1.2 Gegenstand des Berichts «Jedes Kind in der Schweiz soll sich gesund entwickeln Berichtsgegenstand und sein Potential bestmöglich entfalten können.» Dieser Bericht beschreibt die Geschäftstätigkeit des Vereins a:primo. Im Zentrum der Geschäftstätigkeit Dabei haben die Eltern eine Schlüsselfunktion – und steht die Entwicklung und Verbreitung von Program- sie müssen diese praktisch ausüben können. Deshalb men zur frühen Förderung in der Schweiz und Liech- sollen sozial benachteiligte und bildungsferne Eltern tenstein. eine massgeschneiderte Unterstützung erhalten, um ihren Kindern einen guten Start ins Leben zu ermögli- Berichtszeitraum und -zyklus chen. Der Geschäftsbericht von a:primo wird jährlich veröf- fentlicht. Dieser Bericht beschreibt das Geschäftsjahr Die Frühförderprogramme von a:primo leisten einen 2020 vom 1. Januar 2020 bis zum 31. Dezember 2020. wichtigen Beitrag zur Chancengerechtigkeit für sozial benachteiligte Kinder. a:primo arbeitet daran, Pro- Konformität mit Berichtsstandard SRS gramme zur frühen Förderung in der Schweiz gesell- Der Geschäftsbericht entspricht den inhaltlichen Vor- schaftlich so zu verankern, dass sie selbstverständlich gaben des Social Reporting Standards 2014 (SRS, genutzt werden. siehe www.social-reporting-standard.de) Die Kernangebote von a:primo sind die Frühförder- Ansprechpartnerin für den Bericht programme schritt:weise und ping:pong. Der Fokus Erika Dähler Meyer der Angebote liegt auf der Stärkung des Bildungsorts Co-Geschäftsführerin Verein a:primo Familie. Die Programme richten sich an werdende Fa- Ackeretstrasse 6 milien und solche mit Kindern bis 6 Jahren. 8400 Winterthur +41 52 511 39 40 Weiterführende Informationen zu a:primo und zu erika.daehler@a-primo.ch den Angeboten finden sich unter www.a-primo.ch
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo B Unsere Angebote 2 Das gesellschaftliche Problem und unsere Lösungsansätze 2.1 Gesellschaftliches Problem oder weiterführende Schule nicht ausreichend sind. Dies minimiert ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Entwicklungsrückstände Die Chance, sich körperlich und geistig gut zu entwi- Risikofaktor Migrationshintergrund ckeln, hat jedes Kind nur genau einmal. Die ersten Ein Migrationshintergrund darf nicht automatisch mit Jahre sind für eine positive Entwicklung des Kindes sozialer Benachteiligung gleichgesetzt werden. Eine entscheidend. In der Schweiz bestimmt nach wie vor fremde Nationalität ist jedoch als Risikofaktor einzu- die soziale Herkunft die Bildungschancen (vgl. FRANZ stufen, denn Menschen mit Migrationshintergrund Studie, Margrit Stamm 2013). Bei einer Herkunft aus verfügen oftmals über keine anerkannten Ausbildun- sozial benachteiligten Verhältnissen (Armut, Bil- gen sowie über mangelnde Sprachkenntnisse, was zu dungsferne, Migrationshintergrund) besteht ein signi- ungünstigen Arbeits- und Wohnbedingungen führen fikantes Risiko, dass beim Kind in frühen Lebensjah- kann. Zur erfolgreichen Förderung ihrer Kinder fehlt ren Rückstände in der sprachlichen, motorischen, den Eltern aus sozial benachteiligten Schichten unter kognitiven, emotionalen und sozialen Entwicklung anderem ein solides soziales Netz. Benachteiligungen entstehen. Diese können in späteren Jahren nicht können zudem aus stark abweichenden Erziehungs- aufgeholt werden. Die Ursachen für die Entwicklungs- vorstellungen oder Kulturnormen resultieren. rückstände können in der mangelnden Förderung in- Keine Chancengerechtigkeit nerhalb der Familie und/oder in einer unzureichen- Sozial benachteiligte Familien sind durchschnittlich den sozialen Integration liegen. mit mehr Belastungsfaktoren und weniger Schutzfak- toren ausgestattet als andere Familien. Häufig leben Risikofaktor Kinderarmut die Familien in Isolation und sind nicht genügend Laut dem Bundesamt für Statistik entspricht die Ar- stark in der Gesellschaft vernetzt. Kinder verfügen ab- mutsquote 8,7%. Etwa 735‘000 Menschen sind in der hängig von ihrer sozialen Herkunft über unterschiedli- Schweiz im 2019 von Armut betroffen, davon 115’000 che Ressourcen und Möglichkeiten, die eine starke Kinder unter 18 Jahren. 284‘764 Kinder gelten als ar- Auswirkung auf ihre Bildungsbiografie ausüben. Den mutsgefährdet. Da die soziale Mobilität in der Kindern fehlen stimulierende Impulse und Erfahrun- Schweiz sehr gering ist, besteht eine hohe Wahr- gen, welche die Entwicklung fördern. Kinder aus so- scheinlichkeit, dass diese Armut an die nächste Gene- zial benachteiligten Schichten sind deshalb beim ration weitergegeben wird (vgl. Doris Edelmann Schuleintritt häufig nicht auf demselben Entwick- 2010). Besonders von Armut betroffen sind Kinder lungsstand wie ihre Altersgenossen. Sie weisen in den aus Einelternfamilien und aus Familien mit geringer kognitiven, sozialen und emotionalen Kompetenzen Bildung. Der internationale Vergleich der Ausgaben Verzögerungen auf, die auch während der Schulzeit für den Vorschulbereich zeigt: Mit Investitionen von kaum wieder wettgemacht werden können. Die sozi- 0,2% des Bruttoinlandproduktes bleibt die Schweiz ale Herkunft eines Kindes spielt für seine schulische weit unter der Empfehlung von 1% der OECD. Alle an- Leistungsentwicklung eine zentrale Rolle. deren OECD-Länder wenden einen höheren Anteil ih- res BIP für die FBBE auf; im Durchschnitt aller OECD- Je früher, desto besser Länder 0,8%, Norwegen und Schweden sogar fast 2% Um nachhaltig die Auswirkungen sozialer Benachteili- (OECD 2017). gung zu reduzieren und die Startchancen bei Schul- eintritt zu erhöhen, sollte die Förderung dieser Kinder Risikofaktor Bildungsferne so früh wie möglich ansetzen und die Eltern mitein- Neben der Kinderarmut muss auch die Bildungsarmut beziehen. berücksichtigt werden. Es gibt Risikogruppen, deren schulische Leistungen für eine Lehrstelle
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo 2.2 Bisherige Lösungsansätze Die Frühförderangebote sind für Eltern oft zu teuer oder zu wenig auf ihre persönliche Situation ausge- Der Handlungsbereich der Frühen Förderung ist im richtet (z.B. Öffnungszeiten, Nähe zum Wohnort). Die schweizerischen Bildungssystem in die Vorschule ein- Angebote werden insbesondere von sozial benachtei- gebettet. Diese gliedert sich in zwei Bereiche, die sich ligten Familien wenig genutzt, da sie mehrheitlich aus- ser Haus stattfinden und ihrer Lebenslage nicht ge- stark unterscheiden: recht werden. Frühbereich (0 bis 4 Jahre) Es besteht kein eigentliches Angebotsdefizit, sondern Familienergänzende Betreuungsangebote und andere vielmehr eine mangelnde Passung zwischen Angebot Massnahmen der Frühen Förderung gehören nicht und Nachfrage. Schwierige Lebensumstände, sowie zum öffentlichen Bildungswesen, sondern liegen in sprachliche und kulturelle Barrieren erschweren Fa- der Regel in der Verantwortung von Gemeinden und milien aus sozial benachteiligten Schichten den Zu- privaten Trägerschaften. gang zu bestehenden Angeboten. Vorschulerziehung (4 bis 6 Jahre) Kindergärten und andere Vorschulinstitutionen sind in den kantonalen Gesetzen verankert. In den meis- ten Fällen treten Kantone oder Gemeinden als Trä- gerschaften auf. Fokus des Angebots Ort der Umsetzung Beispiele für Angebote Kindzentriert • Familienergänzende • Allgemein: Kindertagesstätte, Spielgruppe, Kinderhort, Betreuung Tagesfamilie, Kindergarten • Frühpädagogische • Spezifisch für Benachteiligte: «Spielgruppe plus», «Mit aus- Einrichtungen reichenden Deutschkenntnissen in den Kindergarten» • Zusätzliche informelle Angebote: Verwandte, Bekannte, Au- Pair, Kinderhütedienst, private Tagesfamilien Elternzentriert • Beratungsstellen • Allgemein: Mütter-Väter-Beratung, Mütter-Zentren, Eltern- • Informelle Treffen bildungsangebote wie «Triple-P», «PEKiP», «Starke Eltern – Starke Kinder» • Spezifisch für Benachteiligte: Elterncafés, «Ich lerne Deutsch fürs Kind», «Femmes-Tische / Männer-Tische» Kind- und eltern- • Frühpädagogische • Allgemein: ElKi-Turnen, ElKi-Singen zentriert Einrichtungen • Programm ping:pong, seit 2017 umgesetzt in der deutsch- • Öffentliche Instituti- und französischsprachigen Schweiz onen • Spezifisch für Benachteiligte: MuKi-Deutsch, «Schenk mir eine Geschichte», «Spiki», «schulstart+» • Zu Hause • Programm schritt:weise, etabliert in der deutsch- und fran- zösischsprachigen Schweiz, für Stadt und Land • «PAT – Mit Eltern lernen» 8
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo B1 Programm schritt:weise Das Frühförderprogramm schritt:weise ist ein gut etabliertes Angebot von a:primo. Es han- delt sich um ein Spiel- und Lernprogramm für Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnis- sen. Neben der Förderung des Kindes zuhause spielt die soziale Vernetzung der Familie und die Stärkung der elterlichen Kompetenzen eine wichtige Rolle. Das Programm wird in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz angeboten. Zielgruppe • Eltern und Kinder aus sozial be- nachteiligten oder bildungsfer- nen Verhältnissen • Familien mit oder ohne Migrati- Altersbereich Wirkungsfelder onshintergrund • Kinder im Vorschulalter • Frühe Förderung • 1 bis 5 Jahre (2. bis 6. Lebensjahr) • Elternbildung • Altersdurchlässigkeit • Soziale Integration • Kinderschutz • Gesundheitsförderung Sprachregionen Verbreitungsgebiet • Deutschschweiz • Gesamte Schweiz • Französischsprachige Schweiz • Fürstentum Liechtenstein Siedlungsräume • Urbaner Raum • Ländlicher Raum
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo 3 Unser Lösungsansatz schritt:weise ist ein präventives Frühförderprogramm Hausbesuchsprogramme ermöglichen eine wirksame für 1- bis 5-jährige Kinder in sozial benachteiligten Elternbildung in schwer erreichbaren Zielgruppen. oder bildungsfernen Familien. Das niederschwellige Frühförderprogramm schritt:weise ist genau auf diese Anforderungen zuge- a:primo hat schritt:weise aus den holländischen Stap- schnitten. Die Hausbesuche werden von geschulten Programmen (Instapje, Opstapje, Opstap) entwickelt, Laiinnen durchgeführt, welche einen ähnlichen Erfah- die ihrerseits eine Weiterentwicklung des israelischen rungshintergrund haben wie die Zielfamilien. Die Hausbesuchsprogramms HIPPY ist. schritt:weise Hausbesucherin ist für die Umsetzung der Program- wurde auf die föderalistischen, kleinräumigen Struk- minhalte während der Hausbesuche verantwortlich turen der Schweiz ausgerichtet. und trägt die wertschätzende, ressourcenorientierte Grundhaltung in die Familien. Sie dient als Modell für Das standardisierte Frühförderprogramm wird auf die Eltern. Deutsch und Französisch in der gesamten Schweiz als Social Franchising angeboten. Das Elternhaus ist ein wichtiger Faktor für den Schul- erfolg des Kindes. Viele Angebote der Frühen Förde- 3.1 Strategie rung haben den Fokus ausschliesslich auf die Kinder gerichtet und zeigen kaum nachhaltige Effekte. Ent- FBBE als Ausgangspunkt scheidend für eine erfolgreiche Förderung ist die Be- Das Frühförderprogramm schritt:weise basiert auf ei- teiligung der Eltern. Eine nachhaltige Strategie ist nem pädagogischen Gesamtkonzept, das die früh- deshalb, das Interesse der Eltern an der Entwicklung kindliche Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE) und den Bedürfnissen der Kinder zu stärken, so dass umfasst. FBBE schafft fliessende Übergänge zwischen sie ihren Kindern dauerhaft Lernanregungen geben. Spielen und Lernen für Kinder im Vorschulalter. Es sollen keine schulischen Wissensinhalte vermittelt Gruppentreffen zur lokalen Vernetzung der werden; vielmehr soll der natürliche, selbstbildende Familien Lernprozess von Kleinkindern gefördert werden, de- Hausbesuche sind wichtig, doch alleine nicht ausrei- ren Entwicklung durch soziale Benachteiligung poten- chend. Gerade bei sozialer Benachteiligung ist es we- tiell gefährdet ist. Insbesondere wird die soziale, kog- sentlich, dass sich die Betroffenen vernetzen und er- nitive, sozio-emotionale, sprachliche und motorische fahren, wie andere mit den gleichen Problemen um- Entwicklung der Kinder gefördert. Es ist erwiesen, gehen. Ab der zehnten Woche beginnen die vierzehn- dass die frühkindliche Bildung massgeblich zur sozia- täglichen Gruppentreffen von jeweils etwa zwei Stun- len Integration und Chancengerechtigkeit in der den. An den Gruppentreffen werden von der Koordi- Schweiz beiträgt und die Familie als Bildungsort natorin lokale Angebote vorgestellt, die fünf Eltern- stärkt. kompetenzen des Programms schritt:weise werden thematisiert, die Kinder lernen getrennt von den El- Konzeption von schritt:weise tern in Kindergruppen zu spielen und es werden Aus- Das Programm schritt:weise ist auf Elternbildung mit- flüge unternommen. tels Modelllernen ausgerichtet. Die Familien werden während 18 Monaten zuerst wöchentlich und Fachliche Verantwortung schliesslich zweiwöchentlich begleitet. schritt:weise Die Koordinatorin des Standorts übernimmt die fach- fokussiert auf die Nutzung vorhandener Ressourcen liche Schulung und Anleitung sowie die personelle und die Stärkung der Eigenverantwortung der Fami- Führung der Hausbesucherinnen. Die Koordinatorin lien. Das Programm kombiniert sogenannte Geh- ist eine qualifizierte Fachkraft aus dem Bereich der Strukturen in Form von Hausbesuchen mit Komm- sozialen Arbeit oder Pädagogik. Zu ihren Aufgaben Strukturen in Form von Gruppentreffen für die Eltern zählen auch die Gewinnung der Familien, die Organi- und deren Kinder. sation der Gruppentreffen, die Vernetzung mit ande- ren sozialen Einrichtungen vor Ort und die Öffentlich- Hausbesuche zur Stärkung der elterlichen keitsarbeit. Kompetenzen Das Programm zeichnet sich durch die wöchentli- chen, etwa 30 Minuten dauernden Hausbesuche aus. 10
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo Wirkungsfelder von schritt:weise Das folgende Diagramm zeigt die Wirkungsfelder von schritt:weise:
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo 3.2 Zielgruppen Kantone, Gemeinden). Alle Massnahmen zielen letzt- lich auf die indirekten Nutzniesser ab – also die Kin- Das Programm hat drei Kategorien von Zielgruppen: der, Eltern und Familien aus sozial benachteiligten indirekte Nutzniesser (Familien, Eltern, Kinder), di- Verhältnissen. rekte Nutzniesser (Trägerschaften, Programmstand- orte, Programmmitarbeiterinnen) und Multiplikato- ren (Wissenschaft, Stiftungen, Privatwirtschaft, Bund, 3.3 Leistungen und erwartete Wirkungen auf die Zielgruppen Zielgruppe Leistungen von schritt:weise Erwartete Wirkungen Kinder • Förderung der Programmkinder • Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten, der moto- mit Hausbesuchen und Gruppen- rischen Fertigkeiten sowie der sprachlichen und so- treffen sowie durch die Stärkung zio-emotionalen Entwicklung der elterlichen Kompetenzen • Verbesserung der Deutschkenntnisse, insbesondere • Spielmaterialien aus der bei Migrantenkindern schritt:weise-Spielkiste, abge- • Freude am spielerischen Lernen und Lesen stimmt auf das Alter des Kindes • Erhöhung der Kontakte zu Gleichaltrigen ausserhalb des Familienverbands • Steigerung der Chancengerechtigkeit für Kinder aus sozial benachteiligten Familien Eltern • Entwicklung der Curricula und Be- • Stärkung der Eltern-Kind-Bindung reitstellung der entsprechenden • Stärkung der Erziehungskompetenz Programmmaterialien in modularer • Bewusste gesundheitsverantwortliche Lebensgestal- Form tung • Elternbildung durch Modellernen • Bessere lokale Vernetzung und soziale Integration • Bessere Kenntnisse über das lokale Bildungssystem • Entwicklung von Perspektiven für sich und ihre Kin- der Familien • Entwicklung der Curricula und Be- • Stärkung der Familienbeziehungen und Transfer der reitstellung der entsprechenden Erfahrungen in das weitere familiäre Umfeld Programmmaterialien • Verbesserung des Familienklimas • Rückgang des Belastungsempfindens • Integration der Familien in den sozialen Nahraum und Unterstützung der Netzwerkbildung mit ande- ren Eltern Hausbesu- • Schulung der Hausbesucherinnen • Aneignung von praxisorientierten Qualifikationen cherinnen durch die schritt:weise-Koordinato- • Ressourcenorientierte Grundhaltung bei der Durch- rinnen führung der Hausbesuche • Einstieg ins Berufsleben in der • Bessere Chance beim Einstieg in den ersten Arbeits- Schweiz markt
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo 4 Ressourcen, Leistungen und Wirkungen im Berichtszeitraum 4.1 Eingesetzte Ressourcen (Input) 72% der primären Bezugspersonen haben mindes- tens ein Anschlussangebot besucht (Deutschkurs, El- Dem Betriebsertrag von CHF 339‘687 im 2020 steht ternbildungsangebot etc.). ein Aufwand von CHF 393‘590 gegenüber. Die Perso- nal- und Infrastrukturkosten von CHF 299‘060 für Zielgruppenerreichung im Programm schritt:weise stellen etwa 76% des Aufwands dar. Ins- Die primäre Bezugsperson ist zu 99% die Mutter. 6% gesamt wurden im vergangenen Jahr 3148 Arbeits- sind Schweizerinnen, 51% besitzen die Aufenthaltsbe- stunden für schritt:weise geleistet. willigung B, 15% eine C-Bewilligung, 19% sind vorläu- fig aufgenommen, 3% sind Asylsuchende. 76% der 4.2 Leistungen (Output) Mütter sind erst nach dem 21. Lebensjahr oder spä- ter in die Schweiz gezogen. 82% sind nicht berufstä- Das Jahr 2020 war geprägt durch die Coronapande- tig. mie. Diese hatte Auswirkungen auf die Umsetzung von schritt:weise und teilweise mussten die gesteck- Die sekundäre Bezugsperson ist zu 99% der Vater. ten Ziele an die Umständen angepasst werden. Im 11% sind Schweizer. 76% der Väter sind nach dem 21. Jahr 2020 wurden folgende Leistungen für das Lebensjahr oder später in die Schweiz gekommen. Frühförderprogramm schritt:weise erbracht: 21% sind nicht berufstätig, 47% sind als Hilfskraft tä- tig. Verbreitung von schritt:weise 2020 wurde 1 neuer schritt:weise Standort in der Ro- Bei Programmstart lebten 80% der Kinder in einer mandie eröffnet. Es starteten 333 Kinder an insge- Kernfamilie, 17% in einer Einelternfamilie. 33% der samt 27 Standorten mit schritt:weise oder petits:pas. teilnehmenden Familien waren Sozialhilfebezüger, Insgesamt waren in diesem Zeitraum 838 Kinder im 11% hatten Anspruch auf IV. 48% bezogen keine Un- Programm. Indirekt vom Angebot profitiert haben terstützungsleistungen. ausserdem 849 Geschwister. Total wurden im Jahr schritt:weise regional 2020 12‘811 Hausbesuche, 23 Kleingruppentreffen An 5 schritt:weise-Standorten wird schritt:weise regi- und 296 Gruppentreffen durchgeführt. Die Zahl der onal erfolgreich umgesetzt. (Klein-)Gruppentreffen ist aufgrund der Coronapan- demie geringer als in den Vorjahren, weil diese zeit- Schulungen und Austauschtreffen weise nicht durchgeführt werden konnten. Im 2020 hat eine Koordinatorin die Schulung für schritt:weise oder petits:pas abgeschlossen. Aktivitäten im Programm Die nachfolgenden Daten basieren auf der Auswer- Das Koordinatorinnentreffen musste 2020 wegen Ein- tung der im 2020 abgeschlossenen Durchläufe (18 schränkungen aufgrund der Corona-Massnahmen Monate): ausfallen. 363 Kinder haben das Programm im 2020 beendet. Am Hausbesucherinnentreffen in Zürich nahmen 47 50% der Kinder waren Knaben. Indirekt von Hausbesucherinnen teil. Das Hauptthema war «Musik schritt:weise profitiert haben zusätzlich 396 Ge- und Bewegung», welches grossen Anklang fand. Zum schwister. 73% der Programmkinder haben Geschwis- Thema wurden verschiedene Inputs und Praxisübun- ter, 56% der Programmkinder sind Erstgeborene. gen mit den Hausbesucherinnen durchgeführt. Es wurden 15‘050 Hausbesuche und 513 Gruppen- Das Hausbesucherinnentreffen in Lausanne ist abge- treffen durchgeführt. Im Durchschnitt konnten 92% sagt worden, da die Trägerschaft vom Kanton Waadt der vorgesehenen Hausbesuche durchgeführt wer- aufgrund der Coronapandemie alle Weiterbildungen den. Die Teilnahmequote bei den Gruppentreffen be- und Tagungen annulliert hat. trug durchschnittlich 55% (ein sehr guter Wert für die Zielgruppe). 2020 fanden in der Deutschschweiz 13 Auswertungs- workshops und in der Romandie 5 Auswertungs- Für 89% der Kinder konnte mindestens ein Anschluss- workshops mit den Standorten statt. angebot an schritt:weise gefunden werden (Spiel- gruppe, KiTa, therapeutisches Angebot etc.). Auch 13
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo Standortförderung Einführung im 2007 mehrfach wissenschaftlich evalu- Dank der Standortförderung der UBS Optimus Foun- iert. Da es sich um ein standardisiertes und qualitäts- dation konnten in den vergangenen fünf Jahren vier gesichertes Programm handelt, können die Wirkun- Standorte in der Romandie und vier Standorte in der gen reproduziert werden. Die Wirkung ist in den fol- Deutschschweiz bei der Ausweitung des Angebots genden Evaluationen nachgewiesen worden: schritt:weise unterstützt werden. Die Kampagne der UBS Optimus Foundation wurde im 2020 abgeschlos- Basisevaluation des Marie Meierhofer Instituts sen. Die Basisevaluation wurde vom MMI von 2008 bis Ende 2011 an 8 Programmstandorten mit insgesamt Öffentlichkeitsarbeit 129 Familien und 135 Kindern durchgeführt. Die Kin- In der Zeitschrift «Frühförderung Interdisziplinär» er- der waren bei Programmbeginn im Schnitt zwei Jahre schien ein peer reviewed-Artikel vom Marie Meier- alt. hofer Institut zu schritt:weise zum Thema «Unterstüt- zung von jungen Kindern aus sozial belasteten und Resultate: Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, bildungsfernen Familien – Evaluation des Program- dass das Programm ein geeignetes Angebot für die mes schritt:weise». Zielgruppe der sozial benachteiligten Familien dar- stellt. Durch die Programmteilnahme gelingt es den a:primo ist bezüglich der Verbreitung von Eltern, die Erziehungskompetenz zu verbessern, was schritt:weise laufend in Kontakt mit Schlüsselperso- wiederum einen positiven Einfluss auf die Eltern- nen aus Kantonen und Gemeinden. Kind-Beziehung hat. Ein personalisiertes Mailing mit Informationen zu den Die Mütter und Väter beschäftigen sich häufiger und Ergebnissen aus dem Bericht zur Lebenswelt der Fa- teilweise auf eine andere, bewusstere Art mit ihren milien während des Lockdowns wurde an 1572 Perso- Kindern und erweitern die sozialen Kontakte zu ande- nen aus der Zielgruppe (u.a. Integrationsbeauftragte ren Familien mit Kindern. Dies geht in den meisten und in kleineren Gemeinden die Gemeinderäte für Familien mit einem Rückgang des Belastungserlebens die Ressorts Soziales und Bildung) versendet. einher. Die Kinder werden durch das Programm schritt:weise stark in ihrer Entwicklung gefördert. Die 4.3 Erreichte Wirkungen Ergebnisse zeigen, dass 69 Prozent der Kinder eine (Outcome/Impact) signifikante Verbesserung in den Bereichen Körper- motorik, Handmotorik, rezeptive Sprache und emoti- Evaluation von alternativen Umsetzungsmodellen onale Entwicklung aufwiesen: Das Marie Meierhofer Institut für das Kind (MMI) hat zwischen 2013 und 2017 an 4 Pilotstandorten mit ins- gesamt 253 Familien und 267 Kindern 4 alternative Umsetzungsmodelle evaluiert: «Fokus», «Ausdeh- nung Altersbereich», «Kleingruppen» und «Flexibler Start». Resultate: Der Vergleich der Ergebnisse der Evalua- tion der alternativen Umsetzungsmodelle mit denje- nigen der Basisevaluation, die zum Standardmodell durchgeführt wurde, zeigt auf allen Ebenen, die ana- lysiert werden konnten, wenige systematische Unter- schiede. Mit den alternativen Umsetzungsmodellen lässt sich somit im ländlichen Raum eine gleich gute Wirkung erreichen, wie mit dem Standardmodell von schritt:weise. Zudem wurde ein Jahr nach Programm- abschluss eine Follow-up-Studie durchgeführt. Mit ihr Die meisten Kinder besuchen nach Abschluss des Pro- konnte die Nachhaltigkeit der Förderung durch gramms ein Anschlussangebot. schritt:weise belegt werden. Evaluation von schritt:weise in der Stadt Bern Evaluationen zum Standard-Umsetzungsmodell Im Rahmen des Projekts «primano» der Stadt Bern schritt:weise ist evidenzbasiert und wurde seit der 14
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo wurde schritt:weise von 2007 bis 2012 von der Uni- 4.4 Evaluation und Qualitätssicherung versität Bern evaluiert. An der Evaluation haben 170 Familien teilgenommen. Da das Frühförderprogramm schritt:weise als Social Franchising angeboten wird, ist es für a:primo er- Resultate: Anhand von Entwicklungstests konnten folgsentscheidend, die Umsetzungsqualität des Ange- Fortschritte der Kinder in den Bereichen Körpermoto- bots flächendeckend zu sichern. Die Gründung neuer rik und Körperbewusstsein festgestellt werden. Eine Standorte wird nach einem standardisierten Verfah- Befragung bei den Kindergärtnerinnen von ehemali- ren durchgeführt. Eine Nutzungsvereinbarung defi- gen schritt:weise Kindern ergab eine sehr positive niert die Qualitätskriterien. Mit dem Unterzeichnen Rückmeldung zum Entwicklungsstand und zum Sozial- der Vereinbarung verpflichten sich die Trägerschaf- verhalten der Kinder. ten, diese Kriterien zu erfüllen. Interface-Evaluationsbericht zu neuen schritt:weise Für die Qualitätssicherung des Programms stellt Standorten a:primo ein Online-Monitoring für die Erfassung und Von 2010 bis 2012 hat Interface im Rahmen der Ent- Auswertung der Programmteilnehmer und wicklung eines neuen Evaluationskonzepts neun -aktivitäten zur Verfügung. Dazu kommen regelmäs- Standorte überprüft. An der Evaluation haben 117 Fa- sige Hospitationen, Standortbesuche, Auswertungs- milien mit insgesamt 121 Kindern, 50% Jungen und workshops sowie Koordinatorinnen- und Hausbesu- 50% Mädchen, teilgenommen. cherinnentreffen. a:primo schult die Koordinatorin- nen in einem mehrstufigen Verfahren. Für die Schu- Resultate: Der Bildungsstand der Familien liegt unter lung der Hausbesucherinnen stellt a:primo alle nöti- dem schweizerischen Durchschnitt. Die Familien ha- gen Materialien bereit. ben mehrheitlich einen Migrationshintergrund und verfügen zu Beginn des Programms über geringe sozi- Das Qualitätsmanagementsystem (QMS) des Pro- ale Kontakte. Die Kinder führen nach Abschluss des gramms basiert auf folgenden Instrumenten, die in Programms vielfältigere Aktivitäten durch als zu Be- der Begleitevaluation angewendet werden. ginn und haben Zugang zu Bastel- und Spielmateria- lien. Die Mütter zeigen mehr Interesse für die Ent- wicklung ihrer Kinder und gestalten die Zeit mit dem Kind bewusster. Alle Kinder besuchen nach Abschluss des Programms ein Anschlussangebot, beispielsweise eine Spielgruppe, eine Kindertagesstätte oder eine Tagesfamilie. 15
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo Qualitätsmanagementsystem Beschreibung Daten- Befragungen • Standardisierte Befragung, d.h. Fragebogen-basierte Interviews mit erhebung Eltern zur Lebenssituation vor und nach dem Programmdurchlauf • Datenerfassung mit dem Online-Monitoring Monitoring • Standardisierte Dokumentation der Hausbesuche und Gruppentreffen während des Programmdurchlaufs • Qualitative Überprüfung der kindlichen Entwicklung: Kognitiv, motorisch, sprachlich, sozial-emotional • Datenerfassung mit dem Online-Monitoring Auswertungs- • Workshops an den Standorten, Rückmeldungen der Programmmitarbeite- workshop rinnen zur Programmumsetzung • Qualitative Ergänzung und Vertiefung der quantitativ erhobenen Daten • Standorte können individuelle Fragen zur Umsetzung einbringen Controlling • Aktive Vermittlung der QS-Kriterien sowie allfällige korrektive QS- Massnahmen während des Programmdurchlaufs • Gefässe für Controlling-Aktivitäten sind Koordinatorinnentreffen, Hausbe- sucherinnentreffen, Intervisionsgruppen, Hospitationen und Standortbe- suche Begleitevaluation • Pro Durchlauf wird ex post ein standardisierter Evaluationsbericht erstellt • Der Bericht basiert auf den Daten des Online-Monitorings sowie der Aus- wertungs-Workshops • Die quantitative Evaluation besteht aus folgenden Teilen: • Übersicht über Evaluation: Standort, Durchlauf, Mitarbeiterinnen, Pro- grammsets • Anonymisierte Angaben zu den Familien: Kinder und Bezugspersonen (Anonymisierung zur Gewährleistung des Datenschutzes) • Umsetzung des Programms: Abschlussquote und Zielerreichung des Durchlaufs • Auswertungen: Anschlussangebote und Einschätzungen der Koordina- torin 16
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo 4.5 Vergleich zum Vorjahr: Grad der Zielerreichung, Lernerfahrungen und Erfolg Konstantes Wachstum der Anzahl Programmteilnehmenden Seit dem Start im Jahr 2007 wurden insgesamt 3‘485 Kinder direkt mit dem Programm schritt:weise gefördert. Geschwister, die indirekt ebenfalls vom Programm profitiert haben, sind nicht aufgeführt. Ins Programm schritt:weise aufgenommene Kinder Jahr 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Anzahl 25 93 135 154 255 140 327 248 367 343 342 354 369 333 Die Schwankung in der jährlichen Zunahme der An- nach hinten verschoben. Auch hatten einzelne Stand- zahl der Kinder hat verschiedene Gründe. Der Über- orte mit dem Wegfall von Finanzierung zu kämpfen gang von der Pilotphase zur Regelfinanzierung führt und deshalb die Gruppengrösse verkleinert. An ein- an manchen Standorten zu Wartezeiten, bis die Re- zelnen Standorten läuft zudem die Umstellung zum gelfinanzierung greift. Zudem kann die Programm- Model Flexiblen Start. Mit diesem Model startet alle dauer von 18 Monaten dazu führen, dass Standorte 3 Monate eine kleine Gruppe von Familien mit dem nicht in jedem Jahr einen neuen Programmdurchlauf Programm. Langfristig ist damit eine gleichmässigere starten. Auslastung der Standorte und damit auch eine stabi- lere Prognose der teilnehmenden Familien möglich. Geförderte Kinder Im Jahr 2020 haben 333 Kinder mit schritt:weise bzw. Geografische Verbreitung petits:pas gestartet. Das ursprünglich gesetzte Ziel schritt:weise wird an insgesamt 27 Standorten in von 450 Kindern wurde verfehlt. Die geringere Kin- 9 Kantonen der Deutschschweiz und der Romandie derzahl hat verschiedene Gründe. Durch die Corona- sowie im Fürstentum Liechtenstein umgesetzt. pandemie wurden die Starts an einzelnen Standorten 17
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo 5 Planung und Ausblick 5.1 Planung und Ziele Online-Monitoring Das Online-Monitoring für schritt:weise und a:primo möchte schritt:weise weiter verbreiten, petits:pas wird aktualisiert. damit möglichst viele Kinder aus sozial benachtei- ligten Familien am Programm teilnehmen können Kantonale Strategien zur Finanzierung von und so eine faire Startchance im Leben haben. Bis schritt:weise Ende 2021 möchte a:primo folgende Ziele errei- Im Kanton Zürich werden kantonale Strukturen zur chen: Umsetzung von schritt:weise definiert. Der Verein FamilienStärken soll dabei als zentraler kantonaler Verbreitung des Programms Ansprechpartner für den Kanton etabliert werden. Sowohl in der deutsch- als auch in der französisch- Weiter soll der Kanton Solothurn schritt:weise über sprachigen Schweiz werden neue Standorte aufge- 2021 hinaus mitfinanzieren. baut bzw. bestehende ausgebaut. Im 2021 sollen 420 Kinder mit dem Programm schritt:weise bzw. 5.2 Chancen petits:pas starten. Weiterhin gesellschaftlicher Handlungsbedarf Akquise von neuen Standorten Frühe Förderung ist Thema auf allen Ebenen. Die Bei der Akquise wird ein Fokus auf die Erschlies- Gemeinden sind auf der Suche nach praktikablen sung neuer, insbesondere ländlicher Regionen ge- und finanzierbaren Lösungen. Es sind verschiedene legt. Dazu werden verschiedene Veranstaltungen aktuelle Publikationen vorhanden, die den grossen geplant. Wert der frühen Förderung und insbesondere der Hausbesuchsprogramme für die Gesellschaft auf- Standortbegleitung zeigen (Unesco Publikation: Für eine Politik der frü- Die Standorte werden wie bisher in der Umsetzung hen Kindheit, Whitepaper der Jacobs Foundation). von schritt:weise durch die schritt:weise-Pro- In diesen Publikationen wird aufgezeigt, dass die grammleitung unterstützt. Dazu werden auch 2021 Schweiz im internationalen Vergleich noch einen wieder diverse Auswertungsworkshops, eine Koor- grossen Handlungsbedarf aufweist (OECD). Die Po- dinatorinnenschulung sowie das Koordinatorinnen- litik ist gefordert, angemessene Lösungen zu prä- und Hausbesucherinnentreffen stattfinden. sentieren. Dies bietet eine Chance für Frühförder- programme wie schritt:weise. Weiterentwicklung Programmmaterialien Die Programmmaterialien werden entsprechend 5.3 Potentielle Risiken der Rückmeldungen aus der Praxis überarbeitet. Unter anderen werden die Werkblätter und In- Budgetkürzungen struktionsmappen optimiert. Die Gemeinden haben aufgrund der Coronakrise ei- nen erhöhten finanziellen Aufwand. Offen ist, wie Die Umsetzung von schritt:weise hat sich in den viel im Budget für die Angebote übrig bleibt. letzten Jahren den lokalen Gegebenheiten entspre- Kostengünstige Umsetzungsmodelle sind eine chend angepasst. Die diversen Umsetzungsvarian- grosse Herausforderung für a:primo. Wird das För- ten werden für die Dokumente von a:primo schrift- derprogramm nicht mit einem guten Kosten-Nut- lich aufbereitet. zen-Verhältnis angeboten, so werden die Nutzer Aktualisierung Bücherset möglicherweise auf ein billigeres Alternativangebot Die Büchersets für die verschiedenen schritt:weise- ausweichen, selbst wenn dieses nicht passgenau, Module werden überarbeitet. Einzelne Titel sollen wissenschaftlich evaluiert oder nachhaltig sein ausgetauscht und neue kartonierte Büchern er- sollte. Die Situation könnte sich entschärfen, wenn gänzt werden. Standorte vermehrt durch gesetzliche Grundlagen staatliche Unterstützung erhalten und nicht mehr Weiterentwicklung schritt:weise auf rein kommunale Finanzierungen angewiesen Der Bedarf für schritt:weise baby wird geklärt. Der sind. Bedarf und das Umsetzungsmodell von schritt:weise in Tagesfamilien sollen ebenfalls ge- Konkurrenz durch vergleichbare Angebote klärt werden. Der zweijährige Pilotversuch des Frühförderpro- gramms PAT wurde im 2015 abgeschlossen. Nun
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo versuchen Zeppelin startklar im Kanton Zürich und Konkurrenz durch öffentliche Hand PAT mit Eltern Lernen GmbH aus Deutschland Der schweizerische Markt für Förderprogramme ist schweizweit Standorte zu gewinnen. PAT stellt eine im Aufbau. Durch öffentliche Forschungs- und Ent- direkte Konkurrenz für schritt:weise dar. Es handelt wicklungsprogramme werden den unabhängigen sich ebenfalls um ein Hausbesuchsprogramm, zwar Anbietern mittelfristig substantielle Fördermittel mit einem anderen Ansatz, aber der gleichen Ziel- entzogen. gruppe. 19
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo 6 Organisationsstruktur 6.1 Organisationsstruktur Social Franchising a:primo entwickelt und vertreibt schritt:weise, imple- Herausgabe und Urheberrechte mentiert jedoch keine Standorte. Die Umsetzung des a:primo ist der Herausgeber von schritt:weise und hat Programms schritt:weise läuft als Social Franchising: die Urheberrechte an allen programmspezifisch ent- a:primo vergibt Nutzungsrechte an Trägerschaften, wickelten Materialien. Damit ist sichergestellt, dass die im Auftrag von Gemeinden oder Städten das Pro- Wiederverwendungen und Weiterentwicklungen gramm an einem oder mehreren Standorten umset- möglich sind und dass keine Folgekosten für die Nut- zen. Die Nutzungsvereinbarung dient primär als ver- zung entstehen. bindliches Umsetzungsreglement und als Massgabe für die Qualitätssicherung. 6.2 Partnerschaften, Kooperationen und Netzwerke Förderpartner für die Verbreitung von schritt:weise Der Verein a:primo hat mit der Auridis gGmbH aus Müllheim an der Ruhr (Deutschland) einen langfristigen För- derpartner für die Verbreitung von schritt:weise an seiner Seite. Partner für die Standortförderung Die folgenden Partner unterstützten das Programm schritt:weise durch Anschubfinanzierungen für neue oder für die Ausweitung von bestehenden Standorten.
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo B2 Programm ping:pong ping:pong ist ein Frühförderprogramm, welches den Übergang vom Elternhaus in den Kinder- garten begleitet und dadurch den Kindern einen guten Start im Kindergarten ermöglicht. Im Rahmen von acht Elterntreffen erfahren die teilnehmenden Eltern auf anregende Weise, wie sie ihr Kind altersgerecht unterstützen und spielerisch fördern können. Die Eltern lernen den Kindergarten und die Kindergartenlehrperson kennen und gegenseitiges Vertrauen kann auf- gebaut werden. In der Elterngruppe findet zudem ein Austausch über altersspezifische Erzie- hungsthemen statt und die soziale Vernetzung zwischen den Eltern wird unterstützt. So en- gagieren sich Eltern und Fachpersonen gemeinsam für einen gelungenen Einstieg des Kindes ins Bildungssystem. 21
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo 7 Unser Lösungsansatz ping:pong ist ein Frühförderprogramm für Familien nicht-wertende Grundhaltung, die auf dem Konzept mit 3- bis 6-jährigen Kindern, die eine vorschulische des Empowerment basiert. Institution oder den Kindergarten besuchen. Die Pro- grammstruktur, -inhalte und -methoden sind jedoch Konzeption von ping:pong speziell für sozial benachteiligte Familien konzipiert, Am Übergang von den vorschulischen Institutionen in beispielsweise indem Sprachbarrieren berücksichtigt den Kindergarten brauchen insbesondere sozial be- werden und eine methodische Vielfalt angeboten nachteiligte Familien eine ihren Bedürfnissen ange- wird. passte Begleitung. Das Frühförderprogramm ping:pong unterstützt diesen Übergang durch mode- ping:pong basiert auf dem Programm VVE Thuis, das rierte Elterntreffen. Es stehen 3 Umsetzungsmodelle vom niederländischen Jugendinstitut (NJi) entwickelt mit unterschiedlichem Fokus zur Verfügung. und in den Niederlanden seit 2009 mit Erfolg umge- setzt wird. Die erheblichen Unterschiede der Bil- Umsetzungsmodell ping:pong Vorschule dungswesen in den Niederlanden und der Schweiz er- Mit diesem einjährigen Modell werden die Eltern und lauben jedoch keine direkte Übersetzung von VVE Kinder auf den Eintritt in den Kindergarten vorberei- Thuis für die Schweiz. Daher wurde das Frühförder- tet, durch die Anregung des Lernorts Familie sowie programm ping:pong von a:primo auf die schweizeri- durch Einblicke in den Kindergarten und den Vertrau- schen Verhältnisse abgestimmt. ensaufbau zur Institution. Das standardisierte Frühförderprogramm wird als Umsetzungsmodell ping:pong Kindergarten Social Franchising angeboten. In diesem einjährigen Modell wird die gemeinsame Gestaltung von Bildungsprozessen angestrebt, durch 7.1 Strategie die Anregung des Lernorts Familie sowie durch den Aufbau eines Bildungs- und Erziehungsbündnisses Ansatz von ping:pong zwischen den Eltern und der Kindergartenlehrperson. ping:pong beruht auf einem ressourcenorientierten Ansatz. Dabei werden die individuellen Stärken aller Elterntreffen beteiligten Akteure wertgeschätzt. Mit der Ko-Kon- Über ein Schuljahr werden 8 Elterntreffen zu je zwei struktion ist eine gemeinsame Gestaltung von Bil- Stunden durchgeführt. Damit ergibt sich ein Abstand dungsprozessen zwischen den Eltern, dem Kind und von 4 bis 6 Wochen zwischen den Treffen. Die Grup- den Institutionen möglich, in der alle voneinander pen bestehen idealerweise aus 8 bis 12 Elternteilen. und gemeinsam lernen. Die Elterntreffen werden durch eine Moderatorin ge- Das Kind steht im Zentrum des Programms. Als aktiv leitet. Während der Treffen probieren die Eltern ver- handelndes Subjekt erforscht es sein materielles und schiedene Aktivitäten aus, die sie zu Hause mit ihren soziales Umfeld. Es lernt mehr, wenn seine Erkundun- Kindern durchführen können. Im Rahmen des Pro- gen dem eigenen Interesse entspringen und es neu- gramms erhalten sie eine Aktivitätensammlung mit gierig und motiviert vorgehen kann. Spielideen und fünf Kinderbücher. Die Eltern erfahren mehr über spielendes Lernen und setzen sich mit den Die Eltern sind die Personen, welche die Geschichte Elternkompetenzen und entwicklungsförderlichem ihres Kindes kennen, seinen Alltag miterleben und die Verhalten auseinander. Offene Sequenzen in den meiste Zeit mit ihm verbringen. Sie werden als wich- Treffen bieten den Eltern zudem die Möglichkeit, tigste Bezugspersonen respektiert und als kompe- Kontakte mit anderen Eltern zu knüpfen, sich zu ver- tente Partner angesprochen. netzen und eigene Themen einzubringen. Erziehungs- und Bildungsbündnis Die Kindergartenlehrperson beteiligt sich je nach Um- Die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Institution setzungsmodell während zwei oder mehrerer Treffen wird durch den Begriff des Erziehungs- und Bildungs- am Gespräch mit den Eltern zu verschiedenen The- bündnisses definiert. Das Bündnis hat zum Ziel, Bil- men und bietet einen Einblick in den Kindergarten. dungsprozesse gemeinsam zu gestalten sowie Kinder in Übergangsituationen angemessen zu unterstützen und begleiten. Es besteht eine ressourcenorientierte, 22
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo Moderatorin (oder Moderator) vernetzende Rolle zwischen den vorschulischen Insti- Die Moderatorin ist für die Familiengewinnung zu- tutionen (Familiengewinnung) und der Schule. ständig, führt die Elterntreffen durch und behält das Ziel des Empowerment im Auge. Sie schafft einen Kindergartenlehrkräfte Rahmen, in dem sich alle Eltern angesprochen und Die Lehrperson ermöglicht den Eltern während den wertgeschätzt fühlen. Die Moderatorin pflegt die Zu- Elterntreffen Einblicke in den Kindergarten und tritt sammenarbeit mit der Kindergartenlehrperson und mit ihnen in einen vertrauensbildenden Austausch. übernimmt bei dem Modell ping:pong Vorschule eine Die Kenntnisse und Erfahrung der Fachpersonen tra- gen weitgehend zum Erfolg des Programms bei. Wirkungsfelder von ping:pong Die folgenden Grafiken zeigen die Wirkungsfelder von ping:pong. 7.2 Zielgruppen vorschulische Institution oder einen Kindergarten be- suchen. Insbesondere wendet sich ping:pong an so- Das Programm hat zwei Kategorien von Zielgruppen: zial benachteiligte und bildungsferne Familien. indirekte Nutzniesser (Eltern, Kinder, Institutionen), direkte Nutzniesser (Trägerschaften, Programmstand- Institutionen orte, Programmmitarbeiterinnen) und Multiplikato- Das Programm ping:pong richtet sich an Institutio- ren (Wissenschaft, Stiftungen, Privatwirtschaft, Bund, nen, welche die Eltern auf den Kindergarten vorberei- Kantone, Gemeinden). Alle Massnahmen zielen letzt- ten möchten oder ein dauerhaftes Erziehungs- und endlich auf die indirekten Nutzniesser ab – also die Bildungsbündnis mit den Eltern aufbauen wollen. Es Kinder und Eltern aus sozial benachteiligten Verhält- ermöglicht den Kindergartenlehrpersonen einen Ein- nissen sowie die Institutionen. blick in die Lebenswelt des Kindes. ping:pong kann als kontinuierliche Weiterbildung zum Kompetenzaufbau Eltern und Kinder für eine wirksame Bildungskooperation mit den El- Das Programm ping:pong richtet sich an Familien mit tern gesehen werden. Kindern im Alter zwischen 3 und 6 Jahren, die eine Es baut zudem Wissen und Erfahrung im Bereich der Elternbildung auf. 23
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo 7.3 Leistungen und erwartete Wirkungen auf die Zielgruppen Zielgruppe Leistungen von ping:pong Erwartete Wirkungen Kinder • Anregung der Entwicklung der teilnehmen- • Freude am ko-konstruktiven, spielerischen den Kinder durch Lernen • Stärkung der elterlichen Kompetenzen • Verbesserung der kognitiven, motorischen, • Vermittlung von vielseitigen, altersange- sprachlichen und sozial-emotionalen Ent- wicklung passten Spielaktivitäten an die Eltern • Erhöhung der Kontakte zu Gleichaltrigen aus- serhalb des Familienverbands (ping:pong Vorschule) • Steigerung der Chancengerechtigkeit für Kin- der aus sozial benachteiligten Familien Eltern • Bereitstellung einer zielgruppenangepass- • Stärkung der Eltern-Kind-Interaktion ten Aktivitätensammlung in modularer • Stärkung der Erziehungskompetenz Form und Abgabe von Bilderbüchern • Bessere Kenntnisse über das lokale Bildungs- • Konzeption von Elterntreffen mit folgen- system den Elementen: • Bessere lokale Vernetzung und soziale In- • Austausch und Vertrauensaufbau mit tegration Kindergartenlehrpersonen und Mode- • Eltern entwickeln Perspektiven für sich und ratorin ihre Kinder • Anregung für die kindliche Unterstüt- zung durch Vermittlung von altersange- passten Aktivitäten, Auseinanderset- zung mit Elternkompetenzen und Infor- mationen zur kindlichen Entwicklung • Vernetzung und Austausch mit anderen Eltern Institution • Entwicklung des Curriculums für die Mode- • Präventiver Aufbau eines vertrauensvollen ratorinnen, welche die Kindergartenlehr- Dialogs personen bei der Erreichung und der Zu- • Aufbau eines Erziehungs- und Bildungsbünd- sammenarbeit von sozial benachteiligten nisses Eltern unterstützen • Näheren Bezug zur Lebenswelt der Familien • Bereitstellung der Programmmaterialien und dadurch Abbau von möglichen Vorurtei- • Konzeption von Elterntreffen, die einen len ressourcenorientierten Austausch und Ver- trauensaufbau zu den Eltern ermöglichen • Zusätzliche Ressourcen durch geschulte Moderatorin für die Zusammenarbeit mit den Eltern und Strukturierung des Vorge- hens 24
Jahres- und Wirkungsbericht 2020 des Vereins a:primo 8 Ressourcen, Leistungen und Wirkungen im Berichtszeitraum 8.1 Eingesetzte Ressourcen (Input) durch eine erfahrene Moderatorin, die von ihren Pra- xiserfahrungen erzählte und zahlreiche Fragen beant- Dem Betriebsertrag von CHF 314‘420 im 2020 steht wortete. Am zweiten Schulungstag standen die kom- ein Aufwand von CHF 456‘038 gegenüber. Die Perso- munikativen Kompetenzen der ModeratorInnen, ins- nal- und Infrastrukturkosten von CHF 354‘175 für besondere die ressourcenorientierte Sprache, im Fo- ping:pong stellen etwa 78 % des Aufwands dar. Insge- kus. Auch in der Romandie wurden drei ModeratorIn- samt wurden im vergangenen Jahr 3768 Arbeitsstun- nen während 2 Tagen geschult. den für ping:pong geleistet. Rezertifizierungstreffen 8.2 Leistungen (Output) Im Januar fand das Rezertifizierungstreffen mit 12 teilnehmenden ModeratorInnen statt. Die Teilneh- Das Jahr 2020 war geprägt durch die Coronapande- menden tauschten sich rege zu den Themen Famili- mie. Diese hatte Auswirkungen auf die Umsetzung engewinnung, Zusammenarbeit der verschiedenen von ping:pong und die Leistungen in verschiedenen Akteure und Elterntreffen aus. Bereichen, die vermindert oder nicht erbracht wer- den konnten. Im Jahr 2020 wurden folgende Leistun- Standortbegleitung und Online-Montioring gen in Bezug auf das Frühförderprogramm ping:pong Die Begleitung der Standorte für ping:pong ist kon- erbracht: zeptuell aufbereitet. Das neue Online-Monitoring wird a:primo eine nähere Standortbegleitung ermög- Verbreitung von ping:pong lichen. Die Entwicklung des Monitoring Systems hat Es starteten 102 Familien an insgesamt 9 Standorten im 2019 begonnen und wird im Durchlauf 2020/2021 mit ping:pong. 4 Standorte konnten im 2020 noch getestet. Es wird Auskunft über die Umsetzungsquali- keinen neuen Durchlauf starten aufgrund der Ein- tät und erzielte Wirkung des Programms geben. schränkungen im Rahmen der Coronapandemie. Öffentlichkeitsarbeit Folgende neuen Standorte haben im 2020 mit Ein personalisiertes Mailing mit Informationen zu den ping:pong begonnen: Meilen ZH (ping:pong Kinder- Ergebnissen aus dem Bericht zur Lebenswelt der Fa- garten), Cham ZG (ping:pong Vorschule) und St- milien während des Lockdowns wurde an 3310 Perso- Légier-La Chiésaz VD (ping:pong école). nen aus der Zielgruppe (Schulleiter, Kindergartenlehr- personen, Integrationsbeauftragte und in kleineren Von den drei neuen Standorten konnte aufgrund der Gemeinden die Gemeinderäte für die Ressorts Sozia- Coronapandemie im 2020 nur Meilen mit den Grup- les und Bildung und Schulpflegepräsidenten) versen- pentreffen starten. det. Weiterentwicklung von ping:pong Vorschule Akquise und Präsentation in Gemeinden Die Aktivitätenblätter und der Umsetzungsleitfaden Die Akquise neuer Standorte war aufgrund der von ping:pong Vorschule wurden überarbeitet. Die Coronapandemie nur unter erschwerten Bedingun- Praxiserfahrungen aus dem ersten Programmdurch- gen möglich. Zeitweise konnte ping:pong nicht per- lauf sind in die Überarbeitung eingeflossen. sönlich in den Gemeinden vorgestellt werden. Zudem ping:pong préscolaire kamen die Prozesse in den Gemeinden ins Stocken Die kulturelle Adaption von ping:pong Vorschule ins oder die Prioritäten haben sich verlagert. Das Frühförderangebot ping:pong wurde im 2020 in 6 Ge- Französische (ping:pong préscolaire) hat begonnen. meinden oder Schulen in der Deutschschweiz, 5 in Schulung der ModeratorInnen der Romandie sowie einer grösseren Gruppe aus ver- Ende Oktober hat die vierte ping:pong ModeratorIn- schiedenen Gemeinden im Kanton Graubünden, an nen-Schulung stattgefunden. Diese musste aufgrund einem Runden Tisch vorgestellt. Die anwesenden der Coronapandemie vom Frühling in den Herbst ver- Fachpersonen und Gemeinderäte wurden bezüglich schoben werden. Es wurden 4 neue ModeratorInnen ping:pong und der möglichen lokalen Umsetzung und während zwei interessanten und intensiven Schu- Verankerung in den bestehenden Strukturen beraten. lungstagen fortgebildet. Neben der Einführung in die In einem Teil der Gemeinden war auch schritt:weise Programminhalte und -materialien erhielten die Mo- von Interesse. deratorInnen einen wertvollen Einblick in die Praxis
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