DGN-Pflegepreis 2021: Prämiert werden innovative Projekte neurologischer Pflegeteams
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GN-Pflegepreis 2021: D Prämiert werden innovative Projekte neurologischer Pflegeteams Beim diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neu- rologie (DGN) wird der erstmals ausgeschriebene D GN-Pflege- preis verliehen. Drei Projekte, die innovative Ideen und Konzep- te zur nachhaltigen Verbesserung der Versorgung von Menschen mit neurologischen Erkrankungen umsetzen, erhalten die mit 1000, 750 und 500 Euro dotierte Auszeichnung. Der erste Platz wird an das Pflegeteam der Stroke Unit am Klinikum Stuttgart © Jens Komossa, Berlin 8 DGN-Generalsekretär Prof. Peter Berlit betont den Stellenwert der neurologischen Pflege Der Nervenarzt
Mitteilungen der DGN für sein Delir-Präventionsprojekt vergeben, den zweiten Platz 1. Platz: Delirpräventionsprojekt auf der Stroke Unit am belegt die Station Neurologie 6 der Kopfklinik des Universitäts- Klinikum Stuttgart klinikums Heidelberg mit dem Projekt „Innovationsraum Pfle- ge“ und der dritte Platz geht an die Klinik für Neurologie des Team: Frank Alf, GKP, B. A., Juliane Spank, Pflegewissenschaftlerin, Universitätsklinikums Münster, die sich mit der Kombinierten M. A., Klaus Müller, pflegerische Zentrumsleitung für das Kopf- und Pflege- und interprofessionellen Visite für Parkinson-Patienten Neurozentrum, und Cathleen Koch, stellv. Pflegedirektorin, Dipl.-Pfle- beworben hatte. gewirtin (FH), M. A. Organisatorische und ärztliche Beratung: Prof. Dr. Wolf, ltd. Oberarzt der Neurologie Das Delir stellt aufgrund seiner Komplexität eine besondere Gute Neurologie zeichnet sich durch Teamarbeit aus! Herausforderung für das gesamte Gesundheitswesen dar. Das gilt sowohl auf der individuellen Patientenversorgungsebene als auch Erfolgreiche Behandlungsergebnisse in der Neurologie können nur wegen möglicher hoher Folgekosten unter gesundheitsökonomi- durch Teamwork erreicht werden. Die gemeinsame vertrauensvolle schen Aspekten. Durch die Notfallsituation und die erhöhte Leta- Zusammenarbeit von Neurologinnen und Neurologen mit Pflegen- lität erfordert dieses Krankheitsbild eine umgehende interdiszipli- den und Angehörigen anderer in der Neurologie tätigen Gesund- näre Betreuung und Behandlung. Die Jury des D GN-Pflegepreises heitsberufe ist demnach entscheidend für die Qualität der Patien- ist überzeugt, dass das im September 2020 auf der Stroke Unit im tenversorgung. „Pflegekräfte sind in diesem Netzwerk die zentrale Katharinenhospital des Klinikums Stuttgart implementierte Projekt Schnittstelle zwischen Ärztin/Arzt und Patientin/Patient sowie al- einen wesentlichen Beitrag zur verbesserten (Risiko-)Erkennung, len an der Versorgung Beteiligten“, beschreibt Prof. Dr. Peter Berlit, zur früheren Risikoprävention und zu einem effizienten Manage- Generalsekretär der DGN, den Stellenwert der Pflege in der Neuro- ment eines Delirs im Krankenhaus bei Schlaganfall-Patientinnen logie. Deshalb ist es Anspruch und Herausforderung zugleich, dem und -Patienten ab dem 65. Lebensjahr leisten kann. pflegerischen Bereich auch seitens der Fachgesellschaft mehr Be- Von deutschlandweit ca. 270.000 Menschen mit einem akuten achtung zu schenken, ihn zu fördern und zu stärken. Schlaganfall werden auf der Stroke Unit (SU) im Klinikum Stutt- Es ist erklärtes Ziel der D GN, die Attraktivität der Neurologie für gart, Katharinenhospital, jährlich mehr als 1000 Patientinnen und Pflegende aufzuzeigen, ambitionierte Pflegekräfte zu gewinnen Patienten behandelt. Die Relevanz des Projektziels wird dadurch und zu binden und den Teamgedanken zu stärken. Um pflegeri- unterstrichen, dass circa ein Viertel der Betroffenen ein Delir als sches Engagement zu honorieren, wurden im Rahmen der Kam- Komplikation ihres Krankenhausaufenthalts erleidet. Die Folge ist pagne „Wir sind Neurologie.“ in diesem Jahr zahlreiche Aktionen eine im Schnitt neun Tage längere Krankenhausverweildauer die- und Maßnahmen initiiert, darunter auch die erstmalige Ausschrei- ser Patientinnen und Patienten. Und sie werden häufiger in statio- bung des DGN-Pflegepreises. Perspektivisch wird die DGN zertifi- näre Pflegeeinrichtungen entlassen als jene, die nach Schlaganfall zierte Curricula und standardisierte Fortbildungsveranstaltungen kein Delir erleiden. Darüber hinaus haben Patientinnen und Patien- auflegen und so interessante Karriereperspektiven für Pflegende ten mit Schlaganfall-assoziiertem Delir eine deutlich erhöhte Wahr- schaffen. Pflegende und Angehörige anderer Gesundheitsberufe scheinlichkeit, innerhalb eines Jahres zu versterben. Aufgrund der können in der D GN außerordentliches Mitglied werden. akuten, organisch bedingten Beeinträchtigung des Gehirns erle- Mit dem D GN-Pflegepreis sollen die Leistungen all derjenigen ben Pflegende die Versorgung von Patientinnen und Patienten im anerkannt werden, die bei der Versorgung neurologischer Patien- Delir und nach einer deliranten Episode als belastender und zeit- tinnen und Patienten täglich unter z. T. schwierigsten Bedingungen aufwendiger. Dies kann zulasten anderer Patientinnen und Patien- bei schwerkranken Menschen ihr Bestes geben. „Dabei geht es da- ten gehen und soll vermieden werden, heißt es in der Beschrei- rum, den Blick auf die in der Neurologie bei der Akutbehandlung bung der Ausgangslage im Projektantrag. und in der Reha unentbehrliche, hochqualifizierte Pflege zu richten Der aktuelle Forschungsstand zeigt, dass eine systematische Er- und dieser Arbeit die oft fehlende Wertschätzung entgegenzubrin- kennung eines Delirs und die Umsetzung von Multikomponenten- gen“, betont Prof. Berlit. Interventionen sowohl die Inzidenz als auch die Dauer des Delirs Bewerben konnten sich Stations- oder Ambulanz-Teams, wo- sowie die Mortalität reduzieren und entsprechend das langfristige bei geeignete Projekte auch von Ärztlichen Leitungen oder Pfle- individuelle Outcome der Patienten positiv beeinflussen. Allerdings, gedienstleitungen zur Preisverleihung vorgeschlagen werden so konstatieren die Initiatoren des Projekts in der Begründung des konnten. Die vom Preiskomitee, bestehend aus Prof. Waltraud Pfeil- Bedarfs eines systematischen Delirscreenings: „Aktuell werden auf schifter, neurologische Chefärztin am Klinikum Lüneburg, Prof. Dr. der Stroke Unit am Klinikum Stuttgart keine Instrumente zur syste- Anne Christin Rahn, Professorin am Institut für Forschung und Leh- matischen Erkennung von Delirien angewendet. Daher ist davon re in der Pflege an der Universität zu Lübeck, Prof. Dr. Anne-Kathrin auszugehen, dass hierbei Delirien übersehen oder erst spät erkannt Cassier-Woidasky, Professorin für Pflegewissenschaft an der Hoch- werden. Die Erkennung eines Delirs und damit auch die Einleitung schule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes in Saarbrücken, entsprechender Maßnahmen sind aktuell unter anderem vom in- Prof. Dr. Jürgen Faiss, Geschäftsführer der Deutschen Schlaganfall- dividuellen Kenntnisstand und von der Sensibilisierung der einzel- Gesellschaft, und D GN-Generalsekretär Prof. Peter Berlit, ausge- nen Pflegefachkraft abhängig.“ Das will das Team in der Stuttgarter wählten Preisträger-Projekte werden auf dem Pflegesymposium Klinik jetzt ändern. Mittels eines Algorithmus zur Erkennung eines des D GN-Kongresses 2021 vorgestellt. Delirs auf der Stoke Unit soll nun ein systematisches Screening er- folgen, damit die Pflegefachkräfte adäquat und rechtzeitig mit der Der Nervenarzt
© T. Grosser 8 Das Gewinnerteam aus Stuttgart Durchführung einer Multikomponenten-Intervention starten kön- Das Konzept enthält alle erforderlichen Maßnahmen, um das nen, um das Delir zu verhindern oder zu lindern. Pflegepersonal auf der Stroke Unit für die frühzeitige Erkennung Um das Pflegepersonal für das Thema Delir und kognitive Auf- eines Delir-Risikos zu schulen. So werden die Patienten direkt nach fälligkeiten zu sensibilisieren, die systematische Erfassung zu im- der Aufnahme auf die Stroke Unit gescreent und Delir-Präventions- plementieren und das Personal zu befähigen, individuell ange- maßnahmen eingeleitet. Durch die kompetente Betreuung kann passte nicht pharmakologische Maßnahmen einzuleiten, wurde nicht nur Schaden vom Patienten abgewendet werden, es können eine Pflegefachkraft der Station als Delir-Experte/Delir-Expertin auch Pflegende entlastet und Kosten gesenkt werden – ein Projekt, und Ansprechpartner/Ansprechpartnerin mit einer spezifischen das nach Ansicht der Jury deutschlandweit Schule machen sollte! Fachexpertise benannt. Des Weiteren wurde ein Expertenteam aus Pflege- und ärztlichem Personal zur Beratung und Unterstüt- 2. Platz: „Entwicklung des Innovationsraums Pflege“ zung zusammengestellt sowie auf Basis von Literatur- und Leitli- auf der Station Neurologie 6 der Kopfklinik des nienauswertungen und den Erfahrungen des hausinternen Delir- Universitätsklinikums Heidelberg Teams Screening-Instrumente eingeführt. Darüber hinaus werden regelmäßig Fortbildungen und Schulungen zur Festigung und Team: Robin Krüger, Gesundheits- und Krankenpfleger, David Erweiterung des Fachwissens zu den Themen Delir, Schlaganfall Eichstädter, stellvertretende Stations-Pflegeleitung Intensivstation, und einzuleitende nicht pharmakologische Maßnahmen sowie zur Jan-Hendrik Träger, Fachkrankenpfleger für Anästhesie- und Intensiv Handhabung des neu eingeführten Delir-Screening-Instruments pflege Delirium Observation Screening Scale (DOSS) angeboten. Zusätz- Wie können wir Arbeitsprozesse auf der Station stärker an Pa- lich wurde umfangreiches, jederzeit griffbereites Infomaterial er- tienten und Patientinnen ausrichten, neue Ideen und intelligente arbeitet, wie beispielsweise eine „Pocket-Card“ (siehe Abbildung). Lösungen schneller in die Praxis umsetzen, flexible Arbeitszeitmo- Von 35 Pflegefachkräften auf der Stroke Unit wurden bislang delle in der Pflege anbieten und gleichzeitig die Patienten- und mehr als 65 % zum Thema Delir und Screening in zwei Schulungs- Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen, fragten sich Pflegekräfte der sitzungen geschult. Diese Schulungen wurden für das multipro- Neurologischen Universitätsklinik in Heidelberg und begannen fessionelle Team der Stroke Unit angeboten. Zusätzlich erfolgten auf eigene Initiative, Veränderungen zu planen. Eine Arbeitsgrup- im Rahmen der regelmäßigen Stationsbesprechungen Kurzunter- pe sammelte Ideen, arbeitete nach Feierabend an Lösungsvor- weisungen. schlägen und goss das Ganze in ein praktikables Konzept. 2020 Der Nervenarzt
Mitteilungen der DGN wurde dann ein Pilotprojekt gestartet, um in einer eigens dafür 3. Platz: Kombinierte Pflege- und interprofessionelle eingerichteten Station „Innovationsraum Pflege“ kreative Lösun- Visite für Parkinson-Patienten für das Team der Klinik für gen für häufig auftretende Probleme in der pflegerischen Praxis Neurologie am Uniklinikum Münster zu finden und in die Routine einzuführen, insbesondere bei Patien- tinnen und Patienten mit hohem Versorgungsbedarf, wie z. B. mit Team: Jan Röttgers, M. Sc., A PN Neurologie, Viktoria Brening, Parkin- einer Parkinson-Erkrankung, amyotropher Lateralsklerose, neuro- son Nurse, Franziska Tigges, B. Sc., Stationsleitung, Lena-Katharina logischen Erkrankungen mit demenzieller Entwicklung oder spi- Grisar, B. Sc., stellv. Stationsleitung, Fiona Wenniger, Assistenzärztin, naler Muskelatrophie. Nina Kolbe, M. Sc., Stabsstelle Pflegewissenschaft, Katja Mülder, Dipl.- Mittlerweile hat die Station unter dualer pflegerischer Leitung Pflegewirtin, Pflegedienstleitung zwölf Pflegende mit z. T. akademischen Abschlüssen, zwei Stations- Auch an der Klinik für Neurologie mit Institut für Translationa- und zwei Oberärztinnen/-ärzte, die unter flachen Hierarchien zusam- le Neurologie am Uniklinikum in Münster macht man sich schon menarbeiten. Alle sind durch verschiedenste Fort- und Weiterbildun- seit Längerem Gedanken, um dem Fachkräftemangel zu begeg- gen, wie z. B. zu Wundbehandlung, zu außerklinischer Beatmung, nen, die Arbeitszufriedenheit der Pflegenden und die Qualität der zum Zytostatika-Management, zu Safewards-Modellen hochqualifi- Patientenversorgung zu verbessern. Wichtige Hebel sind hier Füh- ziert, viele haben sich zur Palliative Care Nurse oder Hygienefachkraft rungskultur und Interprofessionalität. Das UKM setzt dabei u. a. ausbilden lassen. Das interprofessionelle Team wird durch Fachkräfte auf einzelne sogenannte Magnet-Stationen, auf denen die Zu- aus den Bereichen Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie und Psy- sammenarbeit auf Augenhöhe von Pflegenden, ärztlichem Perso- chologie komplettiert. Auch Seelsorgerinnen/Seelsorger und Sozial- nal und weiteren Berufsgruppen im Fokus steht. Davon profitieren arbeiterinnen/Sozialarbeiter sind im Team vertreten. zum Beispiel Patientinnen und Patienten mit Morbus Parkinson. Die Verantwortung und Planung der nötigen Therapien liegen Die enormen Herausforderungen, die das Leben mit dieser Erkran- gleichberechtigt bei den pflegerischen, therapeutischen und ärzt- kung an Betroffene, aber auch an Angehörige, Pflegende und The- lichen Teams. Verantwortlich für die Organisation der Station inner- rapierende stellt, bewogen das Bewerbungsteam, die Schnittstelle halb der Neurologischen Klinik ist das Pflegeteam. „Es ist uns wich- zwischen intra- und interprofessioneller Parkinson-Versorgung zu tig, bei allen Entscheidungen das gesamte Team mitzunehmen und optimieren. Sie konzipierten das Projekt „Kombinierte Visite: Die damit die Motivation zu erhalten. Jeder hat bei uns die Chance, sei- Pflege- und interprofessionelle Visite für Parkinson-Patienten“. nen Arbeitsplatz kreativ mitzugestalten“, betont einer der Mitiniti- Nach den Erfahrungen am Universitätsklinikum Münster (UKM) atoren, Stationsleiter Robin Krüger. Die mit dem Innovationsraum haben sich bei der Versorgung von Patientinnen/Patienten mit M. geschaffenen Bedingungen schaffen die Voraussetzung, Innovatio- Parkinson bewährte Praktiken wie die Pflegevisite und die interpro- nen unkompliziert in den Pflegealltag zu integrieren, zu testen und fessionelle Visite als besonders gut geeignet erwiesen, effektive Me- durch Pflegende mit akademischem Abschluss wissenschaftlich aus- thoden und Expertisen aller Beteiligten zu bündeln. Deshalb wurden werten zu lassen. diese beiden Visitenformen hier moduliert und miteinander kom- Der Ärztliche Direktor der Neurologischen Universitätsklinik biniert. Seit der Implementierung der Kombivisiten im Jahr 2020 und die Pflegedienstleitung der Kopfklinik am Universitätsklini- entstand damit eine neue optimierte Form des interprofessionellen kum Heidelberg erkannten das Potenzial der neuen Station und Austausches für Pflegende und Ärzte. Im Fokus der neuen Visite ste- unterstützten die Idee, indem sie die Räumlichkeiten durch Um- hen Patientinnen und Patienten mit erhöhtem Versorgungsbedarf. strukturierung der bestehenden Stationen zur Verfügung stellten. Aus diesem Grund wurden genaue, evidenzbasierte Einschlusskrite- In Teamarbeit entstehen vielschichtige Projekte, die sowohl die rien für die kombinierte Visite entwickelt. Damit kann eine exaktere allgemeine Organisation und die Kommunikation als auch die inter- Risikoabschätzung für die Hospitalisierungsdauer, den Versorgungs- professionelle Teamarbeit und die Patientenversorgung betreffen. aufwand und spezifische therapeutische Bedarfe erfolgen. Um alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu allen Projekten auf Die Visitenkombination hat auch wegen der Einbindung einer dem Laufenden zu halten, gibt es ein Ideenboard auf dem Flur der Parkinson Nurse und des Pflegeexperten APN ein Alleinstellungs- Station. Jedes Teammitglied kann sich dort im Vorbeigehen infor- merkmal in Deutschland. Die Parkinson Nurse ist primäre Ansprech- mieren, Ideen kommentieren oder selbst Vorschläge einbringen. partnerin/Ansprechpartner für diese Patientengruppe und verfügt Gleichzeitig dient das Ideenboard der Transparenz gegenüber den über besondere Fachkenntnisse der visitenrelevanten Lebensberei- Patientinnen und Patienten. Für die Arbeiten an den Projekten wird che. Der Pflegeexperte bzw. die -expertin APN (Advanced Practice den Projektbeteiligten zusätzliche Zeit neben der Arbeit am Patien- Nurse) der Neurologie übernimmt eine zusätzliche Schnittstellen- tenbett zur Verfügung gestellt. Regelmäßig werden alle laufenden aufgabe in der Visitendurchführung. Er/sie fokussiert die methodi- Projekte im Team vorgestellt und Meilensteine diskutiert. sche Begleitung der Besprechungen in der Rolle des Moderators. Das übergeordnete Ziel des Projektteams ist es, durch effizienter Das Rollenprofil ist gekennzeichnet durch „Spezialisierung“, hier für und transparenter gestaltete Prozesse die Arbeitsumgebung und -bedingungen so zu gestalten, dass eine optimale Personalgewin- Programmhinweis nung und -bindung entstehen kann, so die Antragsteller. Dieses Vorhaben, durch praktikable Lösungen Innovationen zu ermögli- Freitag, 5. November 2021 chen und mit der kontinuierlichen Auffüllung des Thinktanks ein 10.30–12.00 Uhr Kanal 1 Umdenken und Handeln in der Pflege zu fördern, wird nun mit dem Pflege in der Neurologie DGN-Pflegepreis gewürdigt. Der Nervenarzt
den Fachbereich Neurologie, und „Erweiterung“, vorwiegend auf Auch nach seiner Promotion erforscht Dr. Löhrer die Verände- den Bereich der Patienten- und Angehörigenberatung. rungen von Oszillationen und Konnektivität im Cortex cerebri, wel- Erste Feedback-Runden unter den Bereichspflegenden zeigten che im Rahmen des Alterungsprozesses sowie beim idiopathischen eine Zunahme an Wissen über die ausgewählten Patientinnen und Parkinson-Syndrom (IPS) auftreten. Im Fokus seiner Forschungs- Patienten. Bestimmte Problemstellungen, vor allem im Bereich Er- vorhaben stehen die Konnektivität zwischen motorischen, prä- nährung und Mobilität, konnten frühzeitiger erkannt und entspre- motorischen und frontalen Arealen sowie deren Veränderungen chende Maßnahmen eher ergriffen werden als bisher. Durch die durch die dopaminerge Depletion beim I PS. Zur Analyse der dyna- gemeinsamen Visiten haben sich der Austausch und die Kommu- mischen Veränderung der Konnektivität nutzt er das zeitlich hoch- nikation zwischen den Berufsgruppen deutlich verbessert. auflösende Verfahren der Elektroenzephalographie, welches er mit Das Potenzial der „Kombinierten Visiten“, um gemeinsam Pflege- den Analysemethoden des „Dynamic Causal Modellings“ sowie der probleme zu eruieren und zu benennen, Ressourcen und Interven- Phasen-Amplituden-Kopplung kombiniert. Darüber hinaus setzt er tionen zu generieren sowie Ziele zu vereinbaren und die Wirksam- die „Diffusion Tensor Imaging“-Technik ein, um Veränderungen der keit von Maßnahmen zu evaluieren, erkennt die Jury als preiswürdig anatomischen (strukturellen) Konnektivität zu erfassen. an und zeichnet das Team der Klinik für Neurologie mit Institut für Translationale Neurologie am Uniklinikum in Münster, das sich die- ses Projekts angenommen hat, mit dem D GN-Pflegepreis 2021 aus. Laudatio zum Felgenhauer-Forschungspreis 2020 von Prof. Andreas Meisel, 1. Vorsitzender des Vorstands der Stiftung zur Förderung Felgenhauer-Forschungspreis junger Neurowissenschaftler Mit dem Felgenhauer- Forschungspreis ehrte die zur Förderung junger Stiftung zur Förderung junger Neurowissenschaftler im Jahre Neurowissenschaftler 2020: 2020 Herrn Dr. Philipp Löhrer aus der Klinik für Neurologie Dr. Philipp Alexander Löhrer des Universitätsklinikums Marburg. Herrn Löhrer ist es gelungen, Hirnfunktionsstö- Dr. Philipp Alexander Löhrer, Assistenzarzt an der Klinik für Neu- rungen beim idiopathischen Parkinson-Syndrom im rologie am Universitätsklinikum Marburg, wird mit dem For- Vergleich zum normalen © privat schungspreis 2020 der von Klaus Felgenhauer (1933–2002) er- physiologischen Altern richteten Stiftung zur Förderung junger Neurowissenschaftler genauer zu charakterisieren. ausgezeichnet. Dr. Löhrer überzeugte mit seinen Arbeiten zur 8 Laudator Prof. Andreas Meisel Dr. Löhrer wurde am 22. Juli Erforschung der dynamischen Veränderung der Konnektivität, 1989 geboren und hat von 2010 bis 2017 Humanmedizin die perspektivisch zur Optimierung der tiefen Hirnstimulation an der Universität zu Köln studiert. Die mit dem Preis gewürdigte beitragen kann. Arbeit basiert auf seiner Promotion, in der er sich mit der Charak- terisierung der effektiven Konnektivität innerhalb des kortikalen Dr. Philipp Alexander Löhrer Motornetzwerkes während bimanueller Handlungskoordination studierte an der Universität zu beim idiopathischen Parkinson-Syndrom beschäftigte. Diese hatte er studienbegleitend im Jahr 2014 im Labor von Prof. Lars Timmermann Köln, am Gettysburg College, an der Universität zu Köln begonnen und im März 2020 mit summa Pennsylvania, USA, und am cum laude abgeschlossen. Finanziell unterstützt wurde die Arbeit King’s College, London. Seine von Herrn Löhrer durch das Köln Fortune Promotionsprogramm, Promotionsarbeit mit dem Titel den Nachwuchsförderungs-Fonds der Deutschen Gesellschaft für „Charakterisierung der effek- Neurologie, Reisestipendien der International Parkinson and Mo- vement Disorder Society und den hoch dotierten Excellence Award tiven Konnektivität innerhalb der Parkinson’s Foundation. Bereits nach Abschluss seines Studiums des kortikalen Motornetz- im Jahr 2017 war Herr Löhrer seinem Mentor Prof. Timmermann an werkes während bimanueller die Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Marburg gefolgt. Handlungskoordination beim Neben seiner Facharztausbildung verfolgt er dort sehr erfolgreich idiopathischen Parkinson-Syn- seine weitere wissenschaftliche Tätigkeit, sodass er in das SUCCESS Clinician Scientist-Programm der Medizinischen Fakultät Marburg drom: eine 128-Kanal-EEG-Stu- aufgenommen wurde. © privat die“ verfasste der junge Neuro- Mit seinen Arbeiten trägt Herr Dr. Löhrer zum besseren pathophysio- loge in der Arbeitsgruppe von logischen Verständnis des idiopathischen Parkinson-Syndroms bei. 8 Dr. Philipp Alexander Löhrer, Universitätsprofessor Dr. Lars Das mit dem Felgenhauer-Forschungspreis verbundene Preisgeld in Marburg, erhält den Felgenhauer- Höhe von 10.000 Euro fördert seine grundlagenwissenschaftlichen Timmermann und schloss sie Forschungspreis 2020 Arbeiten, die dazu beitragen können, die tiefe Hirnstimulation als mit summa cum laude ab. individualisierte Therapie weiter zu optimieren. Der Nervenarzt
Mitteilungen der DGN „Mein Ziel ist, zum besseren Verständnis der Pathophysiologie Dr. Oertel forscht derzeit als Postdoktorandin am Weill Insti- des idiopathischen Parkinson-Syndroms und zur Entwicklung einer tute for Neurosciences an der University of California San Francis- individualisierten Therapie beizutragen. Idealerweise mündet mei- co (UCSF) und als Gastwissenschaftlerin an der Charité – Universi- ne grundlagenwissenschaftliche elektrophysiologische Forschung tätsmedizin Berlin. Ihr wissenschaftliches Interesse gilt erstens der in optimierten Parametern der tiefen Hirnstimulation (THS). So Beteiligung des afferenten visuellen Systems bei Multipler Sklero- könnte ein pathologisches Signalmuster durch eine im Rahmen se und anderen neuroimmunologischen Erkrankungen, zweitens der THS implantierte Elektrode erkannt werden und die Elektrode der Verwendung des afferenten visuellen Systems als Modell zur gezielt elektrische Impulse zur Unterdrückung des pathologischen Untersuchung verschiedener Krankheitskomponenten und deren Signals abgeben“, erklärt der Preisträger. funktioneller Relevanz sowie drittens der Entwicklung neuropro- Löhrers zweiter wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt in der tektiver und regenerativer Therapien. Langfristig möchte Dr. Oer- Erforschung der Effekte der THS auf die nicht motorischen Symp- tel durch translationale Forschung zu einer schnelleren Diagnose tome des idiopathischen Parkinson-Syndroms. Im Rahmen einer und besseren Therapie für Patienten mit neuroimmunologischen multizentrischen Studiengruppe der Movement Disorders Society Erkrankungen beitragen. wird versucht, diese Effekte zu charakterisieren und den Einfluss Aktuelle Studien zur Entwicklung regenerativer Therapien, an von Elektrodenlokalisation sowie Stimulationsparametern auf die denen die 27-Jährige an der UCSF mitwirkt, führen endlich in ein nicht motorischen Symptome zu definieren. Ziel des Studienkon- neues Therapie-Zeitalter für neuroimmunologische Erkrankungen sortiums ist es, Patientengruppen anhand von klinischen und bild- wie Multiple Sklerose. Unter Leitung von Prof. Green an der U CSF gebenden Parametern zu definieren und eine individualisierte The- widmet sich Frederike Oertel translationaler Forschung inklusive rapieempfehlung zu ermöglichen. Studien in Tiermodellen und Patienten. Ihre Gastwissenschaftler- Der mit 10.000 Euro dotierte Felgenhauer-Forschungspreis Stelle an der Charité – Universitätsmedizin Berlin gibt ihr die Gele- wird an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf dem genheit, federführend die Daten der C ROCTINO-Studie (Collabora- Gebiet der klinischen, neurobiologisch orientierten Forschung ver- tive multicentre study of retinal O CT in NMOSD) auszuwerten. Die geben. Die Auszeichnung soll dazu dienen, die Forschungsmög- CROCTINO-Studie inkludiert Originaldaten des afferenten visuel- lichkeiten der Preisträgerinnen und Preisträger in bereits laufen- len Systems sowie klinische Metadaten von mehr als 500 Patienten den Projekten zu erweitern oder neue Forschungsinitiativen zu mit Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD) von starten. 20 Forschungszentren weltweit und ist damit der größte bestehen- de N MOSD-Bildgebungsdatensatz. Anhand dieses Datensatzes will Dr. Oertel bisher umstrittene Fragestellungen aus kleineren Studi- en klären sowie Outcome-Parameter und Hypothesen für zukünfti- ge prospektive Studien des bestehenden internationalen N MOSD- Felgenhauer-Forschungspreis Netzwerks etablieren. Im Anschluss an ihre Postdoktorandenzeit plant Dr. Oertel den Aufbau einer Juniorarbeitsgruppe in Deutsch- zur Förderung junger land. „Der Felgenhauer-Forschungspreis unterstützt mich dabei, meinen N MOSD-Forschungsschwerpunkt in Zeiten einer globalen Neurowissenschaftler 2021: Pandemie und trotz der großen Entfernung der Forschungsstand- Dr. Frederike Cosima Oertel orte Berlin und San Francisco parallel zum Aufbau meiner transla- tionalen Wissenschaftsfertigkeiten zu erhalten und auszubauen“, so Dr. Frederike Oertel. Dr. Frederike Cosima Oertel ist Der Felgenhauer-Forschungspreis wird von der Stiftung zur För- von der Kommission zur För- derung junger Neurowissenschaftler an Wissenschaftlerinnen und derung junger Neurowissen- Wissenschaftler auf dem Gebiet der klinischen, neurobiologisch schaftler als Preisträgerin des orientieren Forschung vergeben. Die Auszeichnung soll dazu die- Felgenhauer-Forschungsprei- nen, die Forschungsmöglichkeiten der Preisträgerinnen und Preis- ses 2021 ausgewählt wor- träger in bereits laufenden Projekten zu erweitern oder neue For- den. „Ich freue mich sehr über schungsinitiativen zu starten. die Unterstützung und Aner- kennung meiner Arbeit. Das Preisgeld werde ich für die Durchführung meines For- schungsprojekts, Veränderun- gen des afferenten visuellen Systems bei Neuromyelitis-op- © DGN tica-Spektrum-Erkrankungen 8 Dr. Frederike Cosima Oertel NMOSD): eine kollaborative ( multizentrische Studie verwen- den“, sagt die Preisträgerin. Der Nervenarzt
Laudatio zum Felgenhauer-Forschungspreis 2021 von Prof. Heinz Wiendl, Münster Aktuell ist die erst 27-Jährige gleichzeitig als Gastwissenschaftlerin an Erfolg besteht aus drei Kom- der Charité-Universitätsmedizin Berlin und als Postdoktorandin am Weill ponenten: Leidenschaft, harter Institute für Neurosciences in San Francisco tätig. Schon in normalen Zei- Arbeit und dem unbeirrbaren ten wäre das ein Kennzeichen ihres bemerkenswerten Arbeitspensums. Glauben an das gesetzte Ziel. Doch während einer weltweiten Pandemie beweist es eine geradezu Dr. Frederike Oertel vereint all enorme Effizienz. An der University of California begleitet Frau Oertel die diese Qualitäten. Auch deshalb Entwicklung neuroregenerativer Therapien von der Zellkultur über das ist es mir eine große Freude, ihr Tiermodell bis zur Therapiestudie. Die Neuroregeneration ist derzeit wohl als Anerkennung dieses Erfolgs einer der spannendsten Ansätze für die Therapie nicht nur von NMOSD, den diesjährigen Felgenhauer- sondern von zahlreichen neuroimmunologischen Erkrankungen. Es steht Forschungspreis zu überreichen. zu erwarten, dass Frederike Oertel auch für diese Arbeit die ihr übliche In ihrer Promotion bewies Frede- Mischung aus Enthusiasmus und Engagement mitbringt. rike Oertel erstmals: Neurodege- Der verliehene Forschungspreis der Felgenhauer-Stiftung soll sie darin © Peter Wattendorf neration bei der NMOSD findet unterstützen, ihre vielversprechende Karriere als Clinician Scientist auch unabhängig von Schüben fortzuführen. An zukunftsweisenden Ideen mangelt es ihr nicht: Mit statt. Sie zeigte Veränderungen der C ROCTINO-Studie setzt sie erstmals die gewonnenen Originaldaten des afferenten visuellen Systems des afferenten visuellen Systems in Beziehung zu den Metadaten von im Rahmen einer Astrozytopathie mehr als 500 Patienten mit N MOSD. Sie bearbeitet also den größten 8 Laudator Prof. Heinz Wiendl bei Aquaporin-4-Antikörper- bestehenden Datensatz zu diesem Krankheitsbild. Damit hat die heute seropositiver N MOSD. Mit ihrer Prämierte die einmalige Gelegenheit, Hypothesen aus gut kuratierten Arbeit trug sie dazu bei, dieses kleineren Untersuchungen sowie Erkenntnisse aus ihrer Forschung Krankheitsbild von einer N MOSD zu unterscheiden, die mit MOG-Anti- in San Francisco auf große Kohorten zu übertragen. Ihr bisheriger körpern einhergeht. Damit half sie, eine Art Paradigmenwechsel in der wissenschaftlicher Werdegang lässt keinen Zweifel: Wir können auch hier Erforschung der NMOSD einzuleiten. herausragende Ergebnisse erwarten. Es ist mir daher eine Ehre, ihr den Von 2015 bis 2019 arbeitete Frederike Oertel als Doktorandin in der AG Preis zu übergeben, der zu diesen weiteren Erkenntnissen beitragen soll. von Prof. Friedemann Paul am NeuroCure Clinical Research Center. Nur Weiterführende Literatur sechs Monate davon konnte sie sich – unterstützt durch ein Stipendium – Papadopoulou A, Oertel FC, Chien C, Brandt AU et al. Lateral des Berlin Institute of Health – allein auf die Forschung konzentrieren. geniculate nucleus volume changes after optic neuritis in neuromy- Ansonsten musste sie ihre Arbeit neben dem Medizinstudium elitis optica: A longitudinal study. Neuroimage Clin. 2021;30:102608. bewerkstelligen. Was sie dennoch in der AG Klinische Neuroimmuno- https://doi.org/10.1016/j.nicl.2021.102608. Epub 2021 Mar 4. logie leistete, ist herausragend: Frau Dr. Oertel überführte zahlreiche – Roca-Fernández A, Oertel F C, Yeo et al. Foveal changes in AQP4-Ab erfolgreiche Förderanträge in klar konzipierte innovative Projekte. Diese seropositive N MOSD are independent of optic neuritis and not overtly setzte sie zügig um und war dabei oft schneller als die selbst gesetzte progressive. Eur J Neurol. 28(7):2280–2293. Frist. Zwischen 2012 und heute erhielt sie zehn Auszeichnungen und – Oertel F, Outteryck O, Knier B et al. Optical coherence tomography Forschungsstipendien, darunter aktuell ein Postdoctoral Fellowship in myelinoligodendrocyte-glycoprotein antibody-seropositive Grant der US-amerikanischen National Multiple Sclerosis Society. Zudem patients: a longitudinal study. Journal of Neuroinflammation. 2019 absolvierte sie Aufenthalte als Gastwissenschaftlerin in Oxford, London Jul;16(1):154. und Sydney, bei denen sie mehrere Kooperationsprojekte aufbaute und – Specovius S, Zimmermann H, Oertel F C et al. GJCF International Techniken wie die probabilistische Traktographie erlernte – eine Metho- Clinical Consortium for NMOSD. Cohort profile: a collaborative de, die sie später auch in Berlin etablierte. Parallel dazu dehnte die heute multicentre study of retinal optical coherence tomography in 539 Ausgezeichnete ihr Engagement auch über die Grenzen des eigenen patients with neuromyelitis optica spectrum disorders (CROCTINO). Labors hinaus aus und engagierte sich in zahlreichen Initiativen, wie BMJ Open. 2020 Oct;10:e035397. dem Hochschulnetzwerk der Jungen Neurologen und der Kommission – Motamedi S, Oertel FC, Yadav SK et al. Altered fovea in AQP4-IgG- für Neuroimmunologie der DGN. Bei derart vielen Aufgaben wundert seropositive neuromyelitis optica spectrum disorders. Neurol es wenig, dass Kooperationspartner berichten, sie scheue auch eine – Neuroimmunol Neuroinflammation. 2020 Sep;7:e805. Nachtschicht nicht, um ein Projekt rechtzeitig abzuschließen. – Chien C, Oertel F C, Siebert N et al. Imaging markers of disability in aquaporin-4 IgG seropositive neuromyelitis optica: a graph theory study. Brain Comm. 1(1):fcz026. – Zimmermann HG, Oertel FC: Understanding neurodegenerative changes of the afferent visual pathway in MS. Neurol Neuroimmunol Neuroinflamm. 2020 May;7:e667. Der Nervenarzt
Mitteilungen der DGN Parkinson-Preis Der Parkinson-Preis der Dr. Friedrich-Wilhelm und Dr. Isolde Din- gebauer-Stiftung ist mit 10.000 Euro dotiert. Er soll junge Forscher der Dr. Friedrich-Wilhelm und Forscherinnen in ihrem wissenschaftlichen Streben fördern und in die Lage versetzen, auf dem Gebiet der Parkinson-Erkran- und Dr. Isolde Dingebauer- kung oder auch anderer neurodegenerativer Erkrankungen ihre Forschungsaktivitäten weiter auszubauen. Stiftung 2021: Privatdozentin Dr. Franziska Hopfner Laudatio zum Parkinson-Preis der Dr. Friedrich-Wilhelm und Dr. Isolde Dingebauer-Stiftung 2021 Der Dingebauer-Preis für her- von Prof. Günther Deuschl, ausragende wissenschaftliche Kiel Leistungen in der Erforschung Frau Privatdozentin Dr. der Parkinson-Krankheit und Franziska Hopfner ist in München aufgewachsen anderer degenerativer Erkran- und hat an der LMU studiert. kungen des Nervensystems der Aus einem Elternhaus mit Dr. Friedrich-Wilhelm und Dr. vielen intellektuellen Isolde Dingebauer-Stiftung wird Anregungen kommend, hat an Privatdozentin Dr. Franziska sie früh genuines Interesse an wissenschaftlichen Fragestel- Hopfner verliehen. „Franziska lungen entwickelt. Hopfner ist eine exzellente und Profs. Juliane Winkelmann und © Fotostudio Naglik herausragende Nachwuchswis- Claudia Trenkwalder waren senschaftlerin mit Pioniergeist“, erste Mentorinnen und so hat urteilt die Jury. sie früh eine solide klinische © privat Genetik-Ausbildung erhalten, Dr. Franziska Hopfner arbei- Interesse an klinischen 8 Privatdozentin Dr. Franziska tet als Oberärztin an der Klinik 8 Laudator Prof. Günther Deuschl Fragestellungen entwickelt Hopfner für Neurologie mit Klinischer und zu einer neuen SCARB2- Neurophysiologie der Medizi- Mutation mit summa cum laude promoviert. Nach dem Studium nischen Hochschule Hannover. Im Zentrum ihrer Arbeiten steht hat sie sich auf der Suche nach neuen Herausforderungen nach Kiel gewandt. Ich habe sie als hochtalentierte junge Assistentin erlebt, die Erforschung von Bewegungsstörungen (Parkinson-Krankheit, die sowohl die klinische Ausbildung als auch die Forschung mit Tremor und atypische Parkinson-Syndrome) mit dem Schwerpunkt großer Begeisterung und Standhaftigkeit gemeistert hat. Sie hat in Genetik und Epigenetik. Dabei untersucht sie molekulare Mecha- der Kieler Genetik-Arbeitsgruppe gearbeitet und mehrere genetische nismen, die zu diesen Krankheiten beitragen. „Angesichts der star- Bewegungsstörungen mit initialer Tremorpräsentation im Labor ken Dynamik in diesem Forschungsbereich ist es mein Ziel, eine aufgeklärt. Sie hat eine der größten GWAS-Studien zum essenziellen Tremor durchgeführt. sichtbare Forscherin zu werden, die diese Entwicklung aktiv vor- Ein zweiter Schwerpunkt waren lysosomale Störungen bei der antreibt und mitgestaltet“, sagt die Preisträgerin. Parkinson-Krankheit, den sie mit zahlreichen eingeworbenen Die Erkenntnis eines Paradigmenwechsels von klinischen zu DFG-Sachbeihilfen und vielen internationalen Kooperationen molekularen Krankheitsdefinitionen spiegelt sich bei Franziska ungewöhnlich erfolgreich verfolgt hat. Ihre Genetik-Ausbildung Hopfner in einer klar strukturierten Forschungsagenda wider, die hat sie mit einer Gerok-Stelle der CAU am Institut für medizinische Genetik in Kiel und mit einer Thiemann Fellowship am Nuffield von epidemiologischen über genetische und epigenetische bis zu Department in Oxford komplettiert. Sie ist aber auch klinische zellulären und molekularbiologischen Studien reicht. Die aus die- Genetikerin und hat ihre Patienten und Patientinnen zugewandt sen Studien resultierenden Ergebnisse sind mit 27 Erst- oder Letzt- betreut, nicht selten an freien Wochenenden noch Patientenbesuche autorenschaften und 16 Koautorenschaften sehr gut publiziert. gemacht und dabei Blutproben einer Tremorfamilie eingesammelt. Eine Reihe von Förderungen belegt die positive Bewertung ihrer Trotz hohen wissenschaftlichen Engagements hat sie aber auch ihre Neurologenausbildung einschließlich neurologischer Intensivmedizin Forschungsaktivitäten. mit großem Einsatz durchlaufen. Nach der Habilitation in Kiel Mit ihrer Forschungsgruppe führt Dr. Hopfner derzeit eine epi- konvergierten dann ab 2019 berufliche und private Perspektiven in genetische genomweite Analyse bei dem atypischen Parkinson- Hannover, wo sie heute als Oberärztin tätig ist. Frau Hopfner fährt Syndrom Multisystematrophie (MSA) auf der Ebene der DNA-Me- nicht mit halber Kraft und absolviert alles mit großem Erfolg, der thylierung und -Hydroxymethylierung durch, finanziert durch auch anerkannt wird: Schon in der Schule wurde ihre Studie zu den bayerischen Bierkriegen mit einem Preis der Körber-Stiftung und früh EASI-Genomics (Horizon 2020). In diesem Projekt untersucht sie im Studium eine Arbeit zu Patientenverfügungen mit einem Preis krankheitsrelevante Zellen aus Hirngewebe von autopsiebestä- des Bundespräsidenten ausgezeichnet. Sie hat neben den schon ge- tigten Patienten und Patientinnen mit M SA, die keine signifikan- nannten Grants den Young Talent Award der Parkinson-Gesellschaft, te Co-Pathologie aufweisen. In einem weiteren Projekt untersucht den Mähler-Linke-Preis sowie ein Else-Kröner Exzellenzstipendium Franziska Hopfner mit ihrem Team im Blut von Patienten und Pati- erhalten und nun den Dingebauer-Parkinson-Preis der DGN. Dazu gratuliere ich herzlich und weiß, dass sie diese Ehrung hart erarbeitet entinnen mit Parkinson-Syndromen zellspezifische Marker, die den und hochverdient hat. molekularen Subtyp der Neurodegeneration widerspiegeln. Der Nervenarzt
Schlaganfall-Preis der DGN verbunden sind und besonders bei rechts-insulärer Infarktloka- und DSG 2021: Prof. Dr. Jan F. lisation beobachtet werden. Sie sind prädiktiv für die Erstdiag- Scheitz nose eines paroxysmalen Vor- hofflimmerns und korrelieren mit dem Ausmaß der zerebralen Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie und die Deutsche Schlag- Mikroangiopathie und der Ent- anfall-Gesellschaft verleihen Prof. Dr. Jan F. Scheitz den Schlagan- wicklung kognitiver Störungen. fall-Preis für seine wegweisenden klinischen Arbeiten zur Herz- Prof. Scheitz‘ Arbeiten mün- Hirn-Interaktion beim Schlaganfall. Jan Scheitz ist als Oberarzt und deten in der Formulierung des als W2-Professor für Klinische Schlaganfallforschung an der Klinik pathophysiologischen Kon- für Neurologie mit Experimenteller Neurologie der Charité Berlin zeptes des „Stroke-Heart-Syn- © privat tätig und leitet dort am Centrum für Schlaganfallforschung Berlin droms“ als klinischer Phänotyp die von der Corona-Stiftung im Stifterverband geförderte Nach- Schlaganfall-induzierter kar- 8 Professor Dr. Jan F. Scheitz wuchsforschungsgruppe „Integrative Kardio-Neurologie“. dialer Störungen. Sein Ansatz Prof. Scheitz hat mit seinen Arbeiten [1–8] wesentlich zum schließt eine Lücke zwischen Verständnis der Entstehung und prognostischen Bedeutung von der neurovaskulären und der kardiovaskulären Medizin und be- kardialen Komplikationen in der Akutphase nach ischämischen gründet die Hoffnung auf Therapien zur Senkung auch der kardio- Schlaganfällen beigetragen. So konnten er und seine Arbeitsgrup- vaskulären Morbidität und Mortalität nach Schlaganfällen. pe zeigen, dass myokardiale Schädigungen nach Hirninfarkten bei In seiner jüngsten Veröffentlichung im „Journal of the American mehr als 50 % aller Betroffenen auftreten. Belegt werden konnte Heart Association“ konnte Prof. Scheitz anhand einer prospektiv auch, dass solche Schädigungen mit einer schlechteren Prognose an der Charité durchgeführten Studie zeigen, dass der kardiale Laudatio zum Schlaganfall-Preis der DGN und DSG 2021 von Prof. Helmuth Steinmetz, Die Ehrung mit dem diesjährigen Schlaganfall-Preis der DSG und der 1. Vors. DSG GN soll Herrn Prof. Jan Scheitz auch dafür auszeichnen, dass es ihm D Mit dem Schlaganfall-Preis in hervorragender Weise gelungen ist, seine klinische Ausbildung zum 2021 (bisher „Adolf Wallenberg- Neurologen mit der Entwicklung eines eigenen zukunftsweisenden Preis“) ehren die Deutsche translationalen Forschungsprojekts zu verbinden. Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) Weiterführende Literatur und die Deutsche Gesellschaft – Scheitz JF, Mochmann HC, Nolte CH et al. Troponin elevation in acute für Neurologie (DGN) im Jahre ischemic stroke (TRELAS) – protocol of a prospective observational 2021 Herrn Prof. Jan F. Scheitz trial. BMC Neurol. 2011 Aug 8;11:98. aus der Klinik für Neurologie – Scheitz JF, Mochmann HC, Erdur H et al. Prognostic relevance of der Charité Berlin. Er hat mit cardiac troponin T levels and their dynamic changes measured with seinen Arbeiten wesentlich zum a high-sensitivity assay in acute ischaemic stroke: analyses from the Verständnis der Entstehung und TRELAS cohort. Int J Cardiol. 2014;177:886–893. prognostischen Bedeutung von – Scheitz JF, Erdur H, Haeusler KG et al. Insular cortex lesions, cardiac kardialen Komplikationen in der troponin, and detection of previously unknown atrial fibrillation in Akutphase nach ischämischen © privat acute ischemic stroke: insights from the troponin elevation in acute Schlaganfällen beigetragen. ischemic stroke study. Stroke. 2015;46:1196–1201. Prof. Scheitz ist 38 Jahre alt, hat – Mochmann HC, Scheitz JF, Petzold GC et al. Coronary angiographic 8 Laudator Prof. Helmuth an der Ernst-Moritz-Arndt-Univer- Steinmetz findings in acute ischemic stroke patients with elevated cardiac sität Greifswald Humanmedizin troponin: The Troponin Elevation in Acute ischemic Stroke (TRELAS) studiert und dort zur Expression study. Circulation 2016;133(13):1264–1271. und Funktion von Transportproteinen in der Hämatopoese und – Von Rennenberg R, Siegerink B, Ganeshan R et al. High-sensitivity Behandlung der akuten myeloischen Leukämie bei Prof. H. K. Kroemer cardiac troponin T and severity of cerebral white matter lesions in promoviert. Seit 2010 arbeitet er an der Klinik für Neurologie der Charité patients with acute ischemic stroke. J Neurol 2019;266(1):37–45. und dem Center for Stroke Research Berlin unter der Leitung von Prof. M. – Scheitz JF, Pare G, Pearce LA et al. NAVIGATE-ESUS Biomarker Working Endres. Er wurde und wird im Rahmen des dortigen Clinician Scientist- Group. High-Sensitivity Cardiac Troponin T for Risk Stratification in und Advanced Clinician Scientist-Programms gefördert, absolvierte Patients With Embolic Stroke of Undetermined Source. Stroke 2020; 2015 ein Research Fellowship am Institute of Cardiovascular & Medical 51:2386–2394. Sciences in Glasgow und wurde 2017 zunächst für Experimentelle – Broersen LHA, Stengl H, Nolte CH et al. Association between high- Neurologie, nach dem Facharzterwerb 2019 für Neurologie habilitiert. sensitivity cardiac troponin and risk of stroke in 96,702 individuals: a Prof. Scheitz leitet seit 2018 eine Nachwuchsforschungsgruppe der meta-analysis. Stroke 2020;51:1085–1093. Corona-Stiftung im Stifterverband zur „Herz- und Hirn-Interaktion beim – Scheitz JF, Lim J, Broersen LHA et al. High-sensitivity cardiac troponin Schlaganfall“, ist an der Charité seit 2019 als Oberarzt sowie seit dem T and recurrent vascular events after first ischemic stroke. Journal of 01.07.2021 dort auch als W2-Professor für Klinische Schlaganfallfor- the American Heart Association 2021;10:e018326. schung tätig. Der Nervenarzt
Mitteilungen der DGN Schädigungsmarker Troponin mit einem erhöhten Risiko für vasku- etablierten Preis, allerdings unter einem neuen Namen: die „Parkin- läre Rezidivereignisse in den ersten drei Jahren nach einem ischä son Fellowship der Thiemann Stiftung“. Das mit 60.000 Euro ver- mischen Schlaganfall verbunden ist. Weitere Studien sollen nun gleichsweise hoch dotierte Stipendium zur Förderung neurologi- klären, ob eine Bestimmung des Troponinspiegels zur individuel- scher Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler mit len Risikostratifizierung nach ischämischem Schlaganfall im klini- dem Schwerpunkt Parkinson-Forschung war in diesem Jahr der- schen Alltag behilflich sein könnte. art begehrt, dass sich eine beachtliche Reihe an gleichermaßen „Prof. Scheitz ist es in herausragender Weise gelungen, seine herausragend qualifizierten jungen Forscherinnen und Forschern klinische Ausbildung zum Neurologen mit der Entwicklung eines darum beworben hat. Aufgrund dieses Zuspruchs und der hohen eigenen zukunftsweisenden translationalen Forschungsprojekts zu Qualität der Einreichungen hat sich das wissenschaftliche Gremium verbinden. Auch für diese Leistung erhält er den Schlaganfall-Preis der Stiftung dazu entschlossen, für 2021 Mittel bereitzustellen, um 2021“, so die Jury. insgesamt drei der ausgezeichneten und vielversprechenden For- „Für mich ist dieser renommierte Preis eine ganz besondere schungsanträge zu fördern. So freuen wir uns, mit Frau Dr. Diana F. Ehre und große Motivation, mein Forschungsthema der Herz- und Lázaro, Hannover, Herrn Dr. Jonas Bendig, Dresden, und Herrn Dr. Hirn-Interaktion auch in Zukunft weiterzuverfolgen“, freut sich Jan Dr. Sebastian Schreglmann, Würzburg, die diesjährigen Preisträger Scheitz. bekannt zu geben. Der Schlaganfall-Preis wird von der DGN zusammen mit der DSG „Durch die umfangreichen Mittel, über die die Thiemann Stif- für hervorragende Forschungsleistungen auf dem Gebiet der zere- tung verfügt, sind wir erfreulicherweise in der Lage, in diesem Jahr brovaskulären Erkrankungen, der Hirndurchblutung oder des Hirn- gleich drei Projekte auszeichnen zu können. Darin erfüllt sich unser stoffwechsels ausgeschrieben. Bewerben können sich junge deut- Stiftungszweck, besonders qualifizierte junge Nachwuchswissen- sche und ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schaftlerinnen und -wissenschaftler in ihren Forschungsvorhaben unter 40 Jahren. Der Preis wird in Form einer Urkunde überreicht zu unterstützen und durch die Vielfalt der interessanten wissen- und ist mit einer Geldprämie von 5000 Euro verbunden. Bis 2019 schaftlichen Ansätze nachhaltig zur Parkinson-Forschung beizutra- firmierte er als „Adolf Wallenberg-Preis“ und bis 1996 als „Hugo gen“, begründet Prof. Dr. Martin Südmeyer, Vorstandsvorsitzender Spatz-Preis“. der Thiemann Stiftung, das in diesem Jahr außerordentliche För- dervolumen. Entschlüsselung des strukturellen Aufbaus von Alpha-Synuclein in Lewy-Körperchen und in glialen Parkinson Fellowship zytoplasmatischen Einschlüssen im menschlichen Gehirn der Thiemann Stiftung – Die intrazelluläre Akkumulation und Aggregation des Proteins Al- in diesem Jahr konnten pha-Synuklein (aSyn) in Neuronen oder Gliazellen stellt das patho- drei Forschungsstipendien gnomonische Charakteristikum von Synukleinopathien dar. vergeben werden! ASyn ist genetisch mit der Par- kinson-Krankheit (PD) assoziiert und ein Hauptbestandteil der 2021 vergibt die Thiemann Stiftung gleich drei hoch dotierte Sti- Lewy-Körperchen (LBs), wel- pendien für Projekte von Nachwuchswissenschaftlerinnen und che in Hirnen von Parkinson- -wissenschaftlern mit dem Schwerpunkt Parkinson-Forschung. Patientinnen/-Patienten his- Alle drei prämierten Projekte sind hochinnovativ und könnten topathologisch nachgewiesen wesentlich dazu beitragen, das Leben von Parkinson-Patien- werden können. Ursprünglich tinnen und -Patienten zu verbessern. Dr. Diana F. Lázaro wird wurde angenommen, dass die den molekularen Aufbau von Alpha-Synuklein untersuchen, LBs unmittelbar die Parkinson- um so die Grundlage für die Entwicklung zielgerichteter Thera- Erkrankung auslösen. Mehrere pien gegen pathogene aSyn-Aggregate zu schaffen. Dr. Jonas Studien zeigten jedoch, dass Bendig wird untersuchen, ob mit fokussiertem Ultraschall die LBs in lebenden Neuronen vor- © privat Wirkung bestehender antiaggregatorischer Therapien gegen handen sind und auch bei nicht α-Synukleine verbessert werden kann. Und Dr. Dr. Sebastian 8 Prof. Dr. Martin Südmeyer, Vor- betroffenen Personen in großer Robert Schreglmann, Würzburg, wird einen neuen, nicht inva- standsvorsitzender der Thiemann Zahl vorkommen können. Das siven Ansatz der Hirnstimulation zur Therapie des Parkinson- Stiftung, freute sich über die deutet darauf hin, dass womög- Tremors erforschen. zahlreichen Bewerbungen um das lich nicht die Lewy-Körperchen Stipendium und die Möglichkeit, gleich drei Forschungsprojekte per se, sondern kleinere, oligo- Auch in diesem Herbst verleiht die Thiemann Stiftung im Rahmen durch das Stipendium zu mere Formen von aSyn proteo- des diesjährigen DGN-Kongresses ihren seit nunmehr vielen Jahren unterstützen toxisch wirken. Der Nervenarzt
Auch die Multiple System ell das Risiko für Nebenwirkun- atrophie (MSA) ist durch die gen steigt und die Konzentra- Akkumulation von aSyn-Aggre- tion im Zielgewebe verringert gaten gekennzeichnet. Bei der wird. Bisherige medikamentöse MSA zeigt sich die Akkumula- Ansätze zur Überwindung der tion von aSyn jedoch überwie- Blut-Hirn-Schranke sind mit Ne- gend in Oligodendrozyten, in benwirkungen, potenzieller To- Form glialer zytoplasmatischer xizität und einer geringen, aber Einschlüsse („glial cytoplasmic unspezifischen Permeabilitäts- inclusions“ = GCIs). steigerung verbunden. Die Arbeitshypothese von Vor diesem Hintergrund Dr. Diana F. Lázaro lautet, dass stellt der fokussierte Ultraschall die Aufklärung des molekula- eine neue vielversprechende © privat © privat ren Aufbaus von aSyn in ver- Möglichkeit zur Öffnung der schiedenen pathologischen Blut-Hirn-Schranke dar. Das 8 Dr. Diana F. Lázaro wird den 8 Dr. Jonas Bendig, Dresden, Einschlüssen sowie die relative Prinzip beruht auf der mecha- molekularen Aufbau von Alpha- will den fokussierten Ultraschall Synuklein untersuchen Lokalisierung von aSyn-Inter- nutzen, um die Wirkung antiaggre- nischen Anregung intravenös aktionspartnern in aSyn-Ein- gatorischer Therapien gegen applizierter Mikrobläschen, was schlusskörperchen verschiedener Synukleinopathien aufschluss- α-Synuklein zu verbessern zu einer reversiblen Öffnung reiche Erkenntnisse über den Prozess der LBs/GCI-Bildung liefern von Tight-Junctions führt. Im kann. Die Entschlüsselung des zugrunde liegenden Pathomecha- vorgeschlagenen Projekt soll die Blut-Hirn-Schranke in einem de- nismus könne zur Klassifizierung weiterer Synukleinopathie-Sub- finierten Areal eröffnet und dadurch die Wirkung antiaggregatori- typen beitragen und grundlegend für die Entwicklung zukünftiger, scher Therapien gegen α-Synuklein im murinen Modell verbessert kausaler Therapien sein, um Zellen vor dem Untergang durch ag- werden. Ob die Effizienz von systemisch verabreichten Therapien gregiertes Alpha-Synuklein zu schützen. gegen α-Synuklein-Aggregate in zerebralen Neuronen durch die- Die Preisträgerin hat bereits wertvolle Vorarbeiten geleistet ses Novum gesteigert werden kann, soll sowohl anhand behavio- und systematisch aSyn-Aggregationsformen und den Effekt ver- raler als auch anhand histologischer Endpunkte erhoben werden. schiedener Mutationen auf den strukturellen Aufbau der aSyn-Ein- Es handelt sich damit nicht nur um einen vielversprechenden For- schlüsse analysiert, diese Arbeiten wurden jedoch mit Auflösungen schungsansatz, sondern dies etabliert gleichzeitig den ersten deut- unter ~50 nm durchgeführt. Im Rahmen des Stipendiums wird sie schen Forschungsstandort für diese junge Technologie. für ihre Untersuchungen modernste Techniken wie die X10-Expan- Der Preisträger, Dr. Jonas Bendig, ist derzeit Arzt in Weiterbil- sionsmikroskopie und STED-Nanoskopie nutzen. dung an der Klinik und Poliklinik für Neurologie am Universitäts- Dr. Diana F. Lázaro ist derzeit Mitarbeiterin im Projekt „Moleku- klinikum Carl Gustav Carus Dresden und wissenschaftlicher Mitar- lare Therapieentwicklung“ (Leitung: Dr. Matthias Höllerhage/Prof. beiter im Projekt „TelePark“ zur Entwicklung und Etablierung eines Dr. Günter Höglinger) an der Medizinischen Hochschule Hannover. telemedizinischen Behandlungskonzepts für Parkinson-Patienten. Im Rahmen der Parkinson Fellowship der Thiemann Stiftung plant Im Rahmen der Parkinson Fellowship der Thiemann Stiftung plant sie Forschungsaufenthalte in den Laboren von Prof. Dr. Tiago Fle- Dr. Bendig einen Forschungsaufenthalt an der Columbia University ming Outeiro (Abt. für Experimentelle Neurodegeneration, Univer- Medical Campus in New York. sitätsmedizin Göttingen) und von Dr. Trojanowski und Dr. Lee (Pe- relman School of Medicine, Center for Neurodegenerative Disease Phasenspezifische, nicht invasive Neurostimulation Research in Philadelphia). zur Therapie des Parkinson-Tremors Fokussierter Ultraschall, um durch die Öffnung der Angesichts der bislang unbefriedigenden therapeutischen Effizi- Blut-Hirn-Schranke die Wirkung antiaggregatorischer enz oraler Medikation und der Invasivität und Kostenintensivität Therapien gegen α-Synuklein zu verbessern der tiefen Hirnstimulation birgt die Entwicklung nicht invasiver Sti- mulationsmethoden relevantes translationales Potenzial für eine Die Beseitigung von pathologischen α-Synuklein-Aggregaten ist mittelfristige, klinische Anwendung. Die „Transcranial Alternating aktuell einer der aussichtsreichsten kausalen Therapieansätze für Current Stimulation“ (tACS) nutzt im Gegensatz zu anderen Tech- das idiopathische Parkinson-Syndrom. Ein vielversprechendes The- niken schwache, exogene, periodische elektrische Felder, die die rapiekonzept stellt beispielsweise die passive Immunisierung mit neuronale Aktivität durch Veränderungen der Membranpotenziale monoklonalen Antikörpern gegen α-Synuklein dar, allerdings müs- beeinflussen. Ein Vorteil im Vergleich zur transkraniellen Magnet- sen auch sie, wie andere Substanzen, die Blut-Hirn-Schranke über- stimulation (TMS) ist, dass tACS-Systeme nur einen Bruchteil der winden oder direkt intrathekal appliziert werden, um einen Thera- elektrischen Energie benötigen und prinzipiell tragbar sind. pieeffekt in den gewünschten Regionen zu erzielen. Auch führen Der Preisträger, Dr. Dr. Sebastian Robert Schreglmann, Würz- diese Applikationsformen zu einer unspezifischen Verteilung im burg, hat bereits erfolgreiche Vorarbeiten zur tACS beim essenzi- gesamten Nervensystem und anderen Organen, wodurch potenzi- ellen Tremor (ET) vorgelegt und plant nun, Stimulationstechnik, Der Nervenarzt
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