Die aiavita - ein Ort, an dem sich die Seele erholen darf "Transfarmation": Der Ausstieg aus der Nutztierhaltung Katzenkastrationen - eine ...

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Die aiavita - ein Ort, an dem sich die Seele erholen darf "Transfarmation": Der Ausstieg aus der Nutztierhaltung Katzenkastrationen - eine ...
ProTier – Stiftung für Tierschutz & Ethik   3/21
                  www.protier.ch

PRO

  Die aiavita –
  ein Ort, an dem sich die Seele erholen darf
  «Transfarmation»:
  Der Ausstieg aus der Nutztierhaltung

  Katzenkastrationen –
  eine wichtige Massnahme im Tierschutz
Die aiavita - ein Ort, an dem sich die Seele erholen darf "Transfarmation": Der Ausstieg aus der Nutztierhaltung Katzenkastrationen - eine ...
|   IMP R E S S U M                    |   INH A LT
ProTier-Magazin                        Editorial                                                                 3
Ausgabe 3/21
51. Jahrgang, erscheint 4 x jährlich   Die aiavita – ein Ort, an dem sich die Seele erholen darf                 4

Abonnement                             Selbstzweifel | Tierethik                                                 7
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die Zeitschrift kostenlos.             «Transfarmation»: Der Ausstieg aus der Nutztierhaltung                    8
Einzelnummer CHF 7.–
                                       Argentinien verbietet Lachsfarmen                                        12
Redaktionelle Mitarbeit
Patrick Schneider, Leitung (scp)       Interview | Annina Campell                                               13
Florian Sisolefski (sif)
Bettina Ebner (ebb)                    Tollwut – eine in Vergessenheit geratene tödliche Viruserkrankung        15
Martina Futterlieb (fum)
                                       Wasser – Ursprung des Lebens                                             16
Alle Rechte vorbehalten. Jede Art
der Weiterverwendung der Artikel       «Das waren die schönsten Hoftage von allen – vielen Dank!»               17
und Bilder nur mit ausdrücklicher,
                                       Wenn das Recht Tiere nicht schützt                                       18
schrift­licher Genehmigung der
Redak­tion. Die Beiträge decken        Katzenkastrationen – eine wichtige Massnahme im Tierschutz              20
sich nicht zwingend mit der
Meinung der Redaktion.                 Universalrechte, bitte!                                                 22
Korrektorat
                                       Unser kleiner, frecher Kulturfolger – der Spatz                         23
BüroPult GmbH, bueropult.ch

Layout
Anita Estermann Design, aedesign.ch

Druck
Staffel Medien AG, 8045 Zürich

Titelbild
Lebenshof aiavita
© Peter Diem, Luzern

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    ProTier – Stiftung für                                           ja, richtig gelesen! Es hät, solangs hät!
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EDITORIAL   |

Liebe Leserinnen,
liebe Leser
Der Herbst wird uns, nach diesen anspruchsvollen Monaten, wieder Begegnungen und schöne Erlebnisse
bescheren – da bin ich mir ganz sicher –, sowohl privat als auch beruflich. Auch wir spüren diese Bewe-
gung. Auf den Lebenshöfen dürfen wieder Besucher empfangen werden, der Austausch zwischen Tier und
Mensch wird wieder belebt, Kinder und Familien dürfen sich auf den Höfen der Natur wieder ganz nah
fühlen.

Zum dritten Mal lancierte ProTier die   kolonien betreuen. Der Bericht (Seite
Hoftage auf 15 Lebens- und Gnaden-      20/21) wird Ihnen die Wichtigkeit von
höfen in der Schweiz. Dieses Jahr       Katzenkastrationen aufzeigen.
mit einer Rekordzahl von teilneh-
menden Höfen sowie vielen begeis-       In dieser Ausgabe dürfen wir viele
terten Besucherinnen und Besu-          anregende Gastkolumnen präsentie-
chern. Ein Zeichen der Zeit – diese     ren: Unter anderem thematisiert Ni-
Begegnungen werden in Zukunft im-       co Müller (Präsident Animal Rights
mer wichtiger werden und die An-        Switzerland) die Lücken im Tier-
fragen für neu aufzubauende Höfe        schutzgesetz, Robert Rauschmeier
nehmen markant zu. ProTier unter-       geht in seinen Zeilen auf das Thema
stützt mit einem Lebenshof-Fonds        Tierrechte ein und der Tierarzt Dr.
bestehende Höfe bei ihren baulichen     Josef Föhn behandelt in seinem Ar-
Vorhaben und begleitet neue Le-         tikel die Tollwut.
benshöfe bei ihrem Aufbau.
                                        Endlich wieder Good News im Tier-
Mit dem interessanten Bericht über      schutz, diesmal aus Argentinien. Als
die Transformation eines Bauern-        erstes Land weltweit verbietet Ar-
hofs in einen Lebenshof möchten wir     gentinien die industrielle Lachszucht
Ihnen das Thema auf den Seiten 8        in seinen Gewässern. Das Verbot be-
bis 10 näherbringen.                    trifft zwar nur die Provinz Feuerland,
                                        doch diese Gewässer sind die einzi-
Sie hat bereits einen Lebenshof:        gen in Argentinien, die die natürli-
Seraina Manzanell von der aiavita.      chen Voraussetzungen für die Zucht
Ihre erlebnisreiche Geschichte stel-    von Lachsen erfüllen. Somit kommt
len wir auf den Seiten 4 bis 6 vor.     die Entscheidung einem landeswei-
                                        ten Verbot gleich (Seite 12/13).
Katzenkastrationen sind eine wichti-
ge Massnahme im Tierschutz. In der      Ich wünsche Ihnen noch ein paar
Schweiz leben zwischen 100’000 und      wärmende Herbsttage und viel Freu-
300’000 besitzerlose Katzen. Die        de beim Lesen unserer Reportagen.
weitverbreitete Annahme, dass wir
kein Problem mit unkastrierten
Streunerkatzen haben, ist falsch. Ob-   Patrick Schneider
wohl ProTier und diverse andere         Geschäftsführer
Tierschutzorganisationen aktiv Auf-
klärungsarbeit leisten, ist das Thema
noch immer höchst brisant. ProTier
ist eine der ersten Organisationen
überhaupt, die seit den 1980er-Jah-
ren die Kastration von freilebenden
Katzen und Hofkatzen propagiert
und fördert. Wir geben Kastrations-
gutscheine an Bauern ab oder an
Menschen, die verwilderte Katzen-

ProTier 3/ 21                                                                                         3
Die aiavita - ein Ort, an dem sich die Seele erholen darf "Transfarmation": Der Ausstieg aus der Nutztierhaltung Katzenkastrationen - eine ...
|   L E BE N S H Ö F E – P R O T IE R HIL F T

Die aiavita – ein Ort, an dem sich die
Seele erholen darf
Der klangvolle Name setzt sich zusammen aus «l’aia», was so viel wie Scheune bedeutet, und «la vita», das
Leben. Ein geschützter Lebensplatz für Lebewesen in Not. Die kunterbunte, kleine Oase von Seraina Manza-
nell liegt im aargauischen Mettauertal. Hier dürfen verletzte Seelen wieder heilen, Kraft tanken und zur Ruhe
kommen.

VON BETTINA EBNER                           klar, dass die Tiere Seraina ein Leben    bar, der noch auf seine Verarbeitung
                                            lang begleiten werden.                    wartet. Der ganze Rest der insge-
Als ich auf der aiavita ankomme,            Seraina absolvierte eine Ausbildung       samt 66 Tonnen wurde bereits im
werde ich stürmisch von Mosca be-           als Lehrerin. Schnell merkte sie je-      nun erweiterten Auslauf der drei
grüsst. Eine wunderschöne 3-jährige         doch, dass ihr Herz vor allem für die-    prächtigen Pferde verteilt. In den
Ridgeback-Mischlingshündin, die zu          jenigen schlägt, die ganz besonders       kommenden Tagen wird noch Quarz-
Beginn nicht so recht weiss, was sie        viel Hilfe brauchen, und begann mit       sand angeliefert, der nicht staubt
von meinem Besuch halten soll. Sie          verhaltensauffälligen Kindern zu ar-      und eine angenehme, weiche Liege-
ist aufgeregt und gleichzeitig etwas        beiten. Zeitgleich machte sie eine        fläche für die Pferde wird.
scheu. Nachdem Seraina sie etwas            therapeutische, tiergestützte Ausbil-

                                                                                      ”
beruhigt hat, werde ich auch von ihr        dung an der Uni Zürich.                       Der sanierte Auslauf
herzlichst empfangen. Ich fühle mich            Neben der sonderpädagogischen
gleich wohl in ihrer Gegenwart, und         Arbeit in einem Heim absolvierte sie
                                                                                          bietet den Pferden
bin gespannt, was sie alles über ihre       noch eine Coaching-Ausbildung, die            die gewünschte Tritt­
Schützlinge zu erzählen hat.                es ihr ermöglicht, ganz individuell           sicherheit.
    So erfahre ich, dass Mosca aus Ita-     auf die Bedürfnisse einzugehen.
lien kommt und schon als kleiner Wel-       Menschen und Tieren in schwierigen        «Den Auslauf zu sanieren war drin-
pe ständig herumgereicht wurde. Nir-        Situationen zu helfen, wurde Stück        gend nötig, damit die Pferde nicht
gends konnte sie zur Ruhe kommen,           für Stück zu ihrem Lebensinhalt. Und      länger auf dem rutschig und löchrig
nirgends war sie richtig zu Hause.          wenn man Seraina beim Erzählen in         gewordenen Untergrund laufen
Dies ist der Grund, warum die Hündin        die Augen schaut, merkt man sofort,       müssen. Das Verletzungsrisiko ist
sehr aufgedreht ist und niemand sie         dass das weit mehr als nur Arbeit ist.    einfach zu gross geworden.»
wollte, bis sie endlich bei Seraina ein         Gerade als sich Seraina selbst-          Mir als Pferdeliebhaberin haben
behütetes «Für-immer-Zuhause»               ständig machte, veränderte sich           es die bildschönen und freundlichen
fand. Zu Serainas Hunderudel gehö-          durch Corona alles. Es braucht nicht      Pferde besonders angetan. Zeus,
ren aber noch drei weitere Fellnasen.       viele Worte, um zu beschreiben, was       Molly und Sara geniessen sichtlich
Und jetzt dürfen auch sie dazukom-          das für eine Therapeutin bedeutet:        ihren neuen, grosszügigen Auslauf.
men. Die Tür geht auf und Max, Nuri         keine Arbeit mehr und damit finan-        Sie dürfen sich zu jeder Tageszeit
und Bozo stürmen laut bellend auf           zielle Schwierigkeiten. Da Seraina        komplett frei bewegen und auswäh-
uns zu. Schmunzelnd stelle ich fest:        den Hof allein mit ihrem Gehalt über      len, wo sie sich gerade am liebsten
Dieser Hof wird mit Sicherheit von          Wasser halten muss, grenzt diese Si-      aufhalten.
niemandem unbemerkt besucht!                tuation an eine Katastrophe. Die fi-         Vor allem die Geschichte von
                                            nanziellen Belastungen für einen Hof      Zeus, einem verschmusten 6-jährigen
So fing alles an …                          mit all seinen Tieren sind enorm. Nö-     Schimmel, hat mich sehr erstaunt.
Als sich die Hunde beruhigt haben           tige Um- und Ausbauarbeiten an den        Der schöne Wallach, der seit März
und wir langsam zu den Pferden spa-         Ställen, Futter für die Tiere und Tier-   2021 bei Seraina lebt, wurde in den
zieren, erzählt mir Seraina ein wenig       arztkosten sind dabei die grössten        sozialen Medien als «zu verschen-
aus ihrer Lebensgeschichte.                 Positionen, aber längst nicht alle.       ken» ausgeschrieben. Aber wer bitte-
Schon als kleines Mädchen hat sie           Glücklicherweise kann sie nun wie-        schön verschenkt einfach ein Pferd?
sich immer hingebungsvoll um ver-           der als Therapeutin und Coach arbei-      Das dachte auch Seraina und meldete
letzte und kranke Tiere gekümmert.          ten, aber die finanziellen Engpässe       sich auf die Anzeige. Zuerst passierte
Und war es auch noch so klein, jedes        sind längst nicht vom Tisch.              nichts, dann kam ein Anruf in gebro-
wurde aufgenommen und aufgepäp-                                                       chenem Deutsch, dass das Pferd drin-
pelt so gut es ging. Das «Helfergen»        Ein pferdegerechter Auslauf               gend weg müsse und gleich vorbei-
wurde Seraina sozusagen in die Wie-         Auf dem Hof ist ein kleiner Haufen        gebracht werde. Viel Zeit, um nach
ge gelegt. Daher war es schon früh          des Sedimentgesteins Mergel sicht-        einem Haken an der Geschichte zu

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                                                                                                      Fotos © Peter Diem, Luzern

suchen, hatte Seraina nicht mehr, denn   Stahlgerüst neu aufgebaut werden.
kurz darauf stand ein Auto mit einem     Rund zwei Drittel der Arbeiten sind
                                                                                     Hier erfahren Sie noch mehr
uralten, klapprigen Anhänger vor der     bereits abgeschlossen, aber da die
                                                                                     über die Arbeit und die
Tür. Laderampe auf, Pferd raus und       ganze Aussenwand stabil einbeto-
                                                                                     Philosophie der aiavita:
auf Wiedersehen. Und da war er nun,      niert werden muss, dauert es eine
der Zeus. Er hat sich mit den anderen    Weile, bis alles fertig ist, um von den         www.aiavita.ch
Pferden sofort gut verstanden und        Samtpfoten begutachtet zu werden.               www.facebook.com/aiavita.ch
vor allem zu Molly eine innige Pferde-   Und natürlich ist auch die Beschaf-
freundschaft entwickelt.                 fung von Metallgittern, Schweissio-
   Zeitgleich mit der Sanierung des      den, Steinen, Kies und diversem
Pferdeauslaufs kann auch der Schaf-      Kleinmaterial sehr kostspielig.           hintenan. Selbstlos sagt sie: «Ich
stall an seinen geplanten Ort gesetzt       Zurzeit leben drei Pferde, vier        brauche nichts. Alles, was ich habe,
und eingezäunt werden. Bisher leb-       Hunde, vier Schafe und neun Katzen        bekommen die Tiere.» Sie hat wirklich
ten die vier Schafe in einem Proviso-    in der aiavita, um die sich Seraina       ein riesiges Herz für Tiere und Men-
rium in der Scheune und freuen sich      weitestgehend allein kümmert. Nicht       schen und hilft, wo sie nur kann.
ebenso wie die Pferde, den neuen         nur eine finanzielle, sondern auch ei-       Seraina strahlt so viel Wärme und
Boden unter ihre Klauen zu nehmen.       ne körperliche Mammutaufgabe.             Ruhe aus und ich bin mir sicher, dass
                                            Die Bedürfnisse der Tiere stehen       es ihre Bestimmung ist, Tieren und
Ein gesicherter Garten                   bei Seraina immer an oberster Stelle.     Menschen zu helfen, wieder ihren
Die Katzen von Seraina dürfen sich im    Ihre eigenen stellt sie dabei gerne       Platz im Leben zu finden.          ■
Wohnhaus aufhalten und zudem gut
90 m2 des rundum gesicherten Gar-
tens nutzen. Das Gehege ist oben of-
                                           Für den dringend benötigten Auslauf der Pferde und um das gesicherte
fen und hat einen Überkletterschutz.
                                           Aussengehege der Katzen fertigstellen zu können, ist die
So ist die Umgebung auch für sehr
                                           aiavita von Seraina Manzanell auf Spenden angewiesen.
scheue Tiere optimal eingerichtet.
                                           ProTier möchte mit diesem Bericht zur Unterstützung
   Im vergangenen, schneereichen
Winter ist das ehemalige Holzgitter
                                           aufrufen.                                                  Spenden
der Aussenanlage eingebrochen. Da-
mit dies zukünftig nicht mehr passie-
                                           Ihr gespendeter Beitrag fliesst direkt der aiavita
                                           zu. Im Namen von allen zwei- und vierbeinigen
                                                                                                           hilft!
ren kann, soll dieser Auslauf nun mit      Bewohnern der aiavita danken wir ganz herzlich!          PC 60-455782-5
stabilen Gittermatten und einem                                                                    siehe Einzahlungsschein
                                                                                                       in der Heftmitte

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Die aiavita - ein Ort, an dem sich die Seele erholen darf "Transfarmation": Der Ausstieg aus der Nutztierhaltung Katzenkastrationen - eine ...
S E R IE T IE R E T HIK – W IL D S KO LU MNE           |

Selbstzweifel
Manchmal habe ich den Eindruck, dass keine Veranstaltung mehr ohne Tiere auskommt. Es ist Anfang
September. Schöne Septembertage, wie ich sie mag, mit milder Wärme, Licht und Wind. Als ich Ende der
1970er-, Anfang der 1980er-Jahre ein Bub war, erlebte ich um diese Jahreszeit Alpabfahrten, Bauern-
märkte boten Jungtiere feil, wir holten den letzten Schnitt für die Schafe ein und begannen mit den Vor-
bereitungen der «Metzgete» im Landgasthof.

VON MARKUS WILD

Die Tiere waren fest in den Jahres-
ablauf und in die ländliche Kultur ein-
gebettet. Ich stand mittendrin, so
nahe an den Vorgängen, dass ich
nicht merkte, worin deren Gemein-
samkeit bestand: Alle diese Tiere wa-
ren dazu da, von uns besessen, ge-
nutzt und letztlich getötet zu werden.
Hin und wieder merkte ich es, etwa
wenn ein Tier ausscherte, ein ande-
res mehr schlecht als recht erschla-
gen wurde oder wenn mich die Grob-
heit von Menschen einschüchterte,
die mit dem Leben von Tieren ihr Le-
ben bestritten. Doch das Merken
wird durch die Normalität häufig im
Keim erstickt. Vielleicht war meine
Freude an den Fuchsspuren der Aus-
druck davon, dass ich an einer mir        Markus Wild mit Hund Titus.                                  Foto © Nicole Hollenstein
noch nicht zugänglichen Stelle
glaubte, Tiere hätten ein anderes Le-
ben verdient?                             Federn, Häute, Darmsaiten, Knochen      zu wenig verändert. Vielleicht mache
    Ich empfinde keine Nostalgie,         oder Elfenbein, um Instrumente her-     ich ja heute einfach bei einem Über-
wenn ich an diese Zeit denke. Der         zustellen. Ich steuere zu diesen Aus-   bau mit, der den Unterbau, in dem
Umgang mit Tieren war sicher nicht        stellungen Texte und Gedanken bei       die Tiere darben, letztlich doch unan-
so herzlos und profitorientiert wie in    und kann so ethische Probleme ins       getastet lässt?                    ■
der Massentierhaltung. Doch am En-        Bewusstsein der Besucherinnen und
de gibt es keinen wirklichen Unter-       Besucher bringen. Während des ers-
schied. Heute stehe ich nicht mehr        ten Septemberwochenendes disku-
mittendrin, sondern bin aus diesen        tierte ich das Kunstwerk «Babel» von
Abläufen herausgetreten, ich lasse        Sandra Knecht, in dem Hühner und
mir das Merken nicht mehr durch die       Tauben hausen. Den folgenden Tag
wahnsinnige Normalität ersticken,         moderierte ich in Zürich eine Diskus-
ich kenne die Stelle nun genauer, von     sion über Wildtiere in der Stadt und
der aus wir Tiere mit anderen Augen       eine zweite über kulturelle Traditio-
                                                                                    Markus Wild
sehen als mit jenen der Nützlichkeit.     nen bei Schimpansen, Walen, Ratten        ist Philosophie-Professor an der
Das Schöne ist, dass ich dennoch          und anderen Tieren.                       Universität Basel und beschäftigt
von Tieren weiterhin umgeben bin.             Ich freue mich, dass ich ein Bild     sich seit mehr als zehn Jahren mit
    In Basel haben sich in diesem         der Tiere vermitteln kann, das sich       dem Geist der Tiere. Zu seinen
Jahr vier Museen zusammengetan,           von dem unterscheidet, in dem ich         Hauptforschungsgebieten gehört
um in einer gemeinsamen Ausstel-          aufgewachsen bin. Freilich bleibt bei     die Tierphilosophie, die sich mit
lung mit dem Titel «tierisch!» die Be-    aller Süsse ein bitterer Geschmack,       Fragen des Mensch-Tier-Unter-
ziehung zwischen Mensch und Tier          als hätte ich immer noch diese Pus-       schieds, des Denkens und des
zu beleuchten. Dabei geht es um Kul-      teln um den Mund. Obwohl überall          Bewusstseins bei Tieren und mit
tur, Antike, Pharmazie und Musik.         Tiere vorkommen, hat sich der             der Tierethik beschäftigt.
Musik? Nun, Menschen verwenden            Wahnsinn der Normalität noch viel

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Die aiavita - ein Ort, an dem sich die Seele erholen darf "Transfarmation": Der Ausstieg aus der Nutztierhaltung Katzenkastrationen - eine ...
|   L E BE N S H Ö F E – P R O T IE R HIL F T

«Transfarmation»:
Ausstieg aus der Nutztierhaltung
Es sind diese alles verändernden Schlüsselmomente, diese Augenblicke, in denen Landwirtinnen und
Landwirte ihre tierischen Gegenüber anders wahrnehmen als zuvor. Pia Buob, Bäuerin aus dem Emmen-
tal, nahm die Herausforderung an, ihren Hof mit Nutztierhaltung in den Lebenshof Einfach sein zu
«transfarmieren».

VON FLORIAN SISOLEFSKI                      Mutter bleiben dürfen, konnte Pia je-     Nutztierhaltung, das wenig bis keine
                                            doch nicht über den Schmerz hinweg-       Zeit und Raum für das Realisieren
Es sind Sequenzen, in denen sie los-        trösten, den sie ständig empfand,         und Erkennen von Alternativen bietet
gelöst von der Nutzungsperspektive          wenn sie Kalb und Mutter mit dem          und schlichtweg ein Gefühl der Aus-
nicht mehr nur mit ihren Augen, son-        Bewusstsein voneinander trennte,          weglosigkeit fördert. Schliesslich sind
dern auch mit dem Herzen sehen,             dass ihre gegenseitigen verzweifelten     Generationen davor auch diesen Weg
hinter ihren Tieren die Individuen mit      Rufe des Suchens niemals wieder von       gegangen und haben den Schmerz in
ihren eigenen Persönlichkeiten und          Erfolg gekrönt sein würden. Gleicher-     Kauf genommen.
Bedürfnissen erkennen und Verbun-           massen schmerzhaft war es für sie zu          Oftmals sind es jedoch in beson-
denheit spüren.                             wissen, dass diese Kälbchen, die ge-      derem Masse fehlende Informatio-
    Es sind Momente, von denen na-          messen an einer Lebenserwartung           nen, die die anfängliche, unbegründe-
hezu alle Landwirtinnen und Land-           von 20 Jahren noch Kleinkinder wa-        te Skepsis von Bauern und Bäuerinnen
wirte berichteten, die sich diesen Ge-      ren, gerade einmal einen Bruchteil        gegenüber Alternativen nähren. Ge-
fühlen nicht mehr entziehen konnten         ihres Lebens hatten erleben dürfen.       lingt es jedoch, ihre Motivation durch
und sich dazu entschlossen, etwas zu            Irgendwann war der Punkt gekom-       hilfreiche Informationen zu unterstüt-
verändern. Doch wie können solche           men, an dem der stete Tropfen mora-       zen, öffnet sich ein grosses Feld indi-
Veränderungen aussehen und sind             lischer Belastung das allbekannte         vidueller und zukunftsfähiger Lösun-
diese nachhaltig realisierbar, ohne in      Fass zum Überlaufen brachte, und sie      gen, im Sinne und zum Wohle aller
Sorge um die Erwirtschaftung des            etwas ändern musste. Lange genug          Beteiligten – der Landwirtinnen und
Einkommens oder die Schuldentil-            hatte sie mit ihren inneren Konflikten    Landwirte, ihrer ehemaligen Nutztie-
gung zu sein? Was ist, wenn diese           gekämpft. Sie erkundigte sich auch        re und der damit untrennbar verbun-
Menschen Landwirte und Landwirtin-          bereits einige Zeit vor ihrem Ausstieg    denen Ökologie.
nen bleiben möchten, aber nicht             aus der Nutztierhaltung nach den              Als Pia Buob Sarah Heiligtag vom
mehr ihre Tiere «nutzen» wollen?            Möglichkeiten einer Betriebsumstel-       Lebenshof Hof Narr in Hinteregg kon-
Geht die Erfüllung der Bedürfnisse          lung. Allerdings hatte sie damals viel-   taktierte, die in den letzten Jahren
nach einem gerechten Umgang mit             seitige Bedenken, die viele Landwirte     über 70 landwirtschaftliche Betriebe
ihren Tieren nur mit einem Abschied         und Landwirtinnen der Nutztierhal-        bei ihren Umstellungen massgeblich
einher oder gibt es Alternativen?           tung kennen und die Umstellungs-          beraten und unterstützt hat, geschah
    In den letzten Jahren haben zahl-       bemühungen erschweren können.             genau diese Zusammenführung von
reiche Landwirtinnen und Landwirte              Die Hauptherausforderungen sind       Information und Motivation. Mit Pias
diese Veränderungswünsche gespürt           jeweils sozialer Art. Sei es der Druck,   Wissen über das weitreichende Mög-
und sich die Frage nach einer Alter-        geprägt von Bedenken des sozialen         lichkeitsspektrum solcher «Transfar-
native gestellt. Viele von ihnen haben      Umfelds rund um die Familie, der          mationen» und ihrer Individualisier-
ihre individuelle Antwort gefunden          Freund- und Kollegenschaft aus der        barkeit wurden die ersten Pflöcke des
und einen neuen Weg eingeschlagen.          Landwirtschaft oder seien es einfach      Wegs eingeschlagen, an dessen Ende
    Eine dieser Bäuerinnen ist Pia Buob     unhinterfragte Sprüche aus dem            der Lebenshof Einfach Sein stehen
aus dem wunderschönen Emmental.             Dorf, die darauf hindeuten, dass Ver-     würde.
Bis vor vier Jahren war ihr Hof ein         änderungen im Gegenüber etwas                 Gegenstand solcher «Transfarma-
Betrieb mit Mutterkuhhaltung. Bei           auslösen, was in den eigenen kondi-       tionen» ist die Abkehr von einer tier-
dieser Haltungsform bleiben die Käl-        tionierten Wertvorstellungen eine         leidbehafteten Eier-, Milch- oder
ber nach der Geburt bei der Mutter,         Antwort findet. So kann es zu Konflik-    Fleischproduktion, hin zu einer tier-
bis sie nach ca. zehn bis zwölf Mona-       ten kommen, die einen neuen Schritt       freundlichen, nachhaltigen Land-
ten gross genug sind, um geschlach-         verhindern oder zumindest nicht ganz      wirtschaft, die keiner Tiernutzung
tet zu werden.                              sanft passieren lassen.                   mehr bedarf. Je nach Gegebenhei-
    Die Tatsache, dass die Kälbchen             Eine weitere Herausforderung ist      ten und Wünschen existiert die Mög-
bis zu ihrem Schlachtalter bei ihrer        die Abhängigkeit vom System der           lichkeit, mittels eines Lebenshof­

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Die aiavita - ein Ort, an dem sich die Seele erholen darf "Transfarmation": Der Ausstieg aus der Nutztierhaltung Katzenkastrationen - eine ...
konzepts die Tiere auf dem Hof zu         möglichkeiten, betreutes Wohnen          da jemand zuhause ist in diesem
                            behalten.                                 oder auch Burnout-Prävention und         Körper, der genauso lebenslustig ist
                                Um so schnell wie möglich die         -Rehabilitation an.                      wie der Hund im Körbchen. Oder es
                            Schlachtungen zu beenden und ein              Für Pia kommt endlich zusam-         kann eine lange Geschichte des Mit-
                            neues Kapitel in ihrer und der Ge-        men, was zusammengehört, und mit         leidens sein, die als solche in die ei-
                            schichte ihrer Tiere aufzuschlagen,       ihrer humorvollen, vor Energie strot-    gene Person integriert wird, weil
                            musste jedoch schnell gehandelt wer-      zenden Art inspiriert sie bereits heu-   derv Ausweg nicht gesehen wird.
                            den. Da ihre Rinder nicht alle auf dem    te viele weitere Menschen, Verände-      Darüber hinaus gibt es die ökologi-
                            zukünftigen Lebenshof Platz hatten,       rung nicht zu scheuen, sondern sich      sche Motivation der heutigen Zeit,
                            bedurfte es einer Ausweichmöglich-        freudig in sie hineinzustürzen.          da zahlreiche ökologische Faktoren
                            keit, die schliesslich auf dem Chäppis-                                            und Folgen, die mit der Nutztierhal-
                            Hof in Oberwangen (SG) gefunden           Gibt es einen typischen Fahrplan         tung in direkter Verbindung stehen,
                            wurde. Damit die Umplatzierung der        für «Transfarmationen»?                  unseren Planeten schädigen – seien
                            Herde SanftMUHt so schnell wie            Um diese Frage näher zu beleuchten,      es die Treibhausgas-Emissionen aus
                            möglich passieren konnte, war Pro-        gilt es, sich erneut der notwendigen     der Fleischproduktion, die Wald- und
                            Tier sofort bereit, die notwendige        Keimzelle aller «Transfarmationsbe-      Regenwaldrodung zur Gewinnung
                            Startfinanzierung für die ersten zwei     strebungen» zu widmen – der Moti-        von Anbauflächen zur Tierfutterpro-
                            Monate zu übernehmen.                     vation. Diese kann sehr unterschied-     duktion, die hochgradig ineffiziente
                            Im Zuge dessen entwickelte Pia ein        licher Natur sein.                       Landnutzung der Fleischproduktion,
                            persönliches Konzept ihres zukünfti-          Wie bereits im Fall von Pia Buob     der immense Wasserbedarf oder die
                            gen Lebenshofs Einfach Sein. Neben        geschildert, kann ein Motiv im auf-      hinzukommende Wasserverschmut-
                            ihren wunderbaren tierischen Be-          kommenden Konflikt zwischen Nutz-        zung durch die Überdüngung und
                            wohnern, deren Zahl sich aktuell auf      tierhaltung und tierethischen Über-      den Einsatz von Pestiziden und Me-
                            knapp 100 Tiere beläuft und die un-       legungen und Wertvorstellungen           dikamenten.
                            terstützt durch zukünftige Paten-         liegen. Es kann ein Moment sein, wo          Als Letztes gibt es noch die wirt-
                            schaften liebevoll versorgt werden        einem Tier zum ersten Mal in die Au-     schaftliche Motivation, denn auch
                            können, bietet sie Übernachtungs-         gen geschaut und erkannt wird, dass      finanzielle Aspekte und Überlegun-
Foto © Peter Diem, Luzern

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Die aiavita - ein Ort, an dem sich die Seele erholen darf "Transfarmation": Der Ausstieg aus der Nutztierhaltung Katzenkastrationen - eine ...
gen zur Zukunftsfähigkeit können           wie der Notwendigkeit einer Einkom-       Lebensmitteln wie Hafermilch oder
eine Rolle spielen. Betrachtet man         mensquelle etc.                           Erbsenprotein, die Integration von
beispielsweise die ruinösen Preis-             Dieses Reinfühlen in das Gegen-       sozialen und psychologischen Arbei-
kämpfe bei Milchprodukten, blickt          über ist elementarer Bestandteil der      ten mit Menschen oder die Schaffung
man auf die Entwicklung des Markts         «Transfarmationsprozesse». Schliess-      von Übernachtungsmöglichkeiten. So
mit dem kontinuierlich steigenden          lich sind die nachhaltigsten Verände-     kann es notwendig werden, vorhan-
Marktanteil vegetarischer und vega-        rungen die, die von Herzen kommen         dene Tiere umzuplatzieren, Tierpaten-
ner Lebensmittel oder erkennt man,         und mit Leidenschaft gelebt werden.       schaften zu organisieren, Maschinen
dass die klimaschädlichen Subven-          Die Ergebnisse, in Kombination mit        und Know-how für den Anbau und
tionen, beispielsweise in Form von         den Möglichkeiten vor Ort und dem         die Produktion von Lebensmitteln zu
Direktzahlungen, falsche Anreize set-      Wissen über mögliche Alternativen,        beschaffen, beratendes Fachpersonal
zen und in Zukunft wohl mindestens         sind die Basis für weitere Gespräche      für spezifische Themen zu akquirie-
einer Revision unterzogen werden,          und die sukzessive Weiterentwicklung      ren, Finanzierungsgespräche für Um-
so lässt sich auch hier die Motivation     und ganzheitliche Betrachtung des         baumassnahmen zu führen oder auch
einer Abkehr von der Nutztierhal-          Vorhabens.                                Abnehmer für die zukünftig produ-
tung identifizieren.                           Je nach den Erkenntnissen aus         zierten Lebensmittel zu finden.
    Wie in vielen Bereichen, gibt es       dem eben dargelegten Prozess und              Das allen gemeinsame Ziel ist im-
nicht eine ausschlaggebende Motiva-        immer im Sinne der Landwirtinnen          mer ein nachhaltig aufgestellter Be-
tion, sondern es ist ein Zusammen-         und Landwirte werden weitere Schrit-      trieb ohne Nutztierhaltung und im Ein-
spiel. Schliesslich hängen tierethische    te eingeleitet. Diese sind unterschied-   klang mit dem Wohlbefinden der Be-
Aspekte immer auch mit der Sphäre          licher Natur und stark vom ange-          treiber und Betreiberinnen. Ein Hof, der
der Ökologie zusammen und umge-            strebten Weg abhängig. Grundsätzlich      sich der zukünftigen Unterstützung
kehrt. Ebenso hängt die seelische Ge-      kann dieser Weg ein ganzes Spekt-         gewiss sein kann und exemplarisch
sundheit mit dem Wohlsein im eige-         rum an Möglichkeiten annehmen.            dafür steht, was möglich ist, wenn
nen Wirkungsfeld und mit der finan-        Von einem Lebenshof mit Zugang für        Motivation und Information aufeinan-
ziellen Sicherheit zusammen.               die Öffentlichkeit bis zu einem kom-      dertreffen. Ein Hof, dessen positive
    Die Beleuchtung der Motivation         pletten Verzicht auf tierische Mitbe-     Veränderung in die Welt hinausstrahlt
hat an dieser Stelle eine wichtige Be-     wohner (dafür je nach Ort aber Raum       und zeigt, wie eine Agrarwende und
deutung. Letztendlich ist sie die Trieb-   für Wildtiere) und dem Fokus auf den      der Wandel zugunsten der Tiere, der
feder der Transformationsbemühun-          Anbau von Gemüse, Getreide und            Menschen und der Ökologie Hand in
gen und bestimmt sowohl den Aus-           pflanzlichen Eiweisskulturen, die Pro-    Hand gehen können und müssen.
stieg aus der Nutztierhaltung als auch     duktion von verarbeiteten veganen                                              ■
die zukünftige Ausrichtung des land-
wirtschaftlichen Betriebs.
    Dementsprechend geht die erste
Kontaktaufnahme von der interes-
                                             Ein Hauptbestandteil der Arbeit von ProTier ist es,
sierten Landwirtin bzw. vom interes-         die Lebenshöfe in ihrer Arbeit zu unterstützen
sierten Landwirt aus. Um sich ein            ProTier engagiert sich auch bei Neugründungen und Umstellungen auf
umfängliches Bild der Gegebenhei-            Lebenshöfe. Sie sind für uns ein wichtiges Anliegen und erfahren die volle
ten und Möglichkeiten zu machen,
                                             Unterstützung von uns.
findet in der Regel das erste Treffen
auf dem umzustellenden Hof statt.            Für ProTier ist es ein Kernanliegen, den Wandel zu einem gerechten und
    Dabei werden nicht nur die aktuel-       ethisch vertretbaren Umgang mit Tieren voranzutreiben. Insbesondere in
len Umstände angeschaut, sondern             der heutigen Zeit wird die Tragweite dieses Umgangs immer deutlicher.
ebenso wird über bereits vorhandene          Eine immens wichtige Rolle spielen in diesem Zusammenhang Lebenshöfe.
Vorstellungen und Ideen gesprochen.          Ihre Wirkungskraft ist von unschätzbarem Wert, da hier der Tierschutz nicht
Ein wichtiger Punkt für Sarah Heilig-        mehr nur Theorie, sondern gelebte Praxis ist. Sie repräsentieren allerdings
tag ist es, an dieser Stelle herauszu-       nicht nur neue Wege im Umgang mit Tieren aller Art, sondern zeigen zugleich
finden, welche Tätigkeiten den Bau-          alternative und neue Wege einer Landwirtschaft ohne Tiernutzung auf.
ern und Bäuerinnen wirklich Freude
                                             Lebenshöfe sind elementare Wegbereiter des angestrebten und notwendigen
bereiten und mit welchen zukünftigen
                                             Wandels hin zu einer Welt des fairen und ethischen Umgangs mit Tieren.
Aufgaben sie sich identifizieren kön-
                                             Sie stellen sich den mit der tranditionellen Tierhaltung verbundenen Proble-
nen. Um diese Leidenschaften nach
                                             men und entwickeln und begehen Lösungswege.
aussen zu kehren, hilft oftmals ein
Gedankenexperiment. Dabei sollen
                                             Spendenkonto
die betroffenen Personen die Ideal-
                                             PC 60-455782-5, IBAN CH41 0900 0000 6045 5782 5
vorstellung ihres Betriebs und ihrer                                                                    PRO
Rolle darlegen – ganz fiktiv, ohne das           www.protier.ch       Stiftung.ProTier
Bedenken eventueller Restriktionen

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die Lebenshöfe in der Schweiz.

Der Lebenshof ist ein Ort, wo Tier und Mensch auf Augenhöhe
miteinander leben. Kein Lebewesen wird genutzt oder ausgebeutet.
Im Zentrum dieser Höfe stehen das Wohlergehen des einzelnen Tieres
und die Unterbringung und Vermittlung von Tieren in Not.
Kann ein Tier in Not gerettet werden, braucht es eine schnelle und
unbürokratische Lösung. Der Fonds trägt die Kosten, um das Tier
zu retten, medizinisch zu versorgen oder um auf einem Hof bauliche
Anpassungen vorzunehmen, so dass das Tier dort Zuflucht findet.

Herzlichen Dank im Namen aller Tiere, für die wir mit Ihrer Hilfe
einen Ort für ein glückliches Leben finden dürfen!

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          hilft!
   PC 60-455782-5
   siehe Einzahlungsschein
       in der Heftmitte
|   P R O T IE R A K T I V

Argentinien verbietet Lachsfarmen
Als erstes Land weltweit verbietet Argentinien die industrielle Lachszucht in seinen Gewässern. Das Ver-
bot betrifft zwar nur die Provinz Feuerland, doch diese Gewässer sind die einzigen in Argentinien, die die
natürlichen Voraussetzungen für die Zucht von Lachsen erfüllen. Somit kommt die Entscheidung einem
landesweiten Verbot gleich.

VON MARTINA FUTTERLIEB                    weltweit 2’384’000 Tonnen Zuchtlachs     Einsatz von Antibiotika schaffen es
                                          produziert, während gleichzeitig die     die Zuchtbetriebe, dass die Lachse
2018 hatte Argentinien ein Abkommen       Wildlachsbestände drastisch sinken.      trotz dieser Wunden überleben. Ge-
mit Norwegen zur Einrichtung von                                                   gen den Parasiten werden Pestizide

                                          ”
Lachszuchtanlagen im Beagle-Kanal             Nachhaltigen Fischkonsum             und Insektizide eingesetzt, doch bis
unterschrieben. Der Kanal ist eine na-                                             heute gibt es noch kein hundertpro-
türliche, 240 km lange Verbindung zwi-
                                              gibt es nicht – nachhaltig           zentiges Gegenmittel.
schen Atlantik und Pazifik. Etwa zwei         ist nur, wenn man Fische                 Bakteriellen Krankheiten wird
Drittel des Kanals stellen gleichzeitig       leben lässt.                         ebenfalls durch die prophylaktische
die südliche Grenze zwischen dem ar-                                               Behandlung mit Antibiotika entge-
gentinischen und dem chilenischen         Lachse mögen kaltes, klares Wasser –     gengewirkt. Die Grenzwerte dafür
Teil von Feuerland dar. Ein Bündnis       somit sind nicht alle Gewässer dazu      sind von Land zu Land unterschied-
aus Umweltschützern, Vertretern loka-     geeignet, Lachsfarmen zu errichten.      lich. Laut Greenpeace werden Lachse
ler Fischerfamilien und der Tourismus-    Dort, wo die Bedingungen passen,         in Chile mit der 700-fachen Antibioti-
branche hatte sich jahrelang für ein      reiht sich eine Farm an die nächste,     ka-Menge behandelt, verglichen mit
Verbot der industriellen Lachszucht       wobei die Anlagen aus mehreren           ihren Artgenossen in Norwegen. Der
eingesetzt. Nun, drei Jahre nach dem      Käfignetzen bestehen, die je bis zu      giftige Cocktail aus Chemikalien und
Abkommen, wurde vom Provinzpar-           500’000 Fische enthalten. Anfangs        Antibiotika gelangt ungefiltert in die
lament ein Verbot der Lachszucht ein-     sind die Lachse noch klein, aber schon   umliegenden Gewässer und schädigt
stimmig verabschiedet. «Mit diesem        nach kurzer Zeit drängen sie sich in     auch alle anderen Organismen.
Gesetz schützen wir ganz Südpatago-       den Netzen, wie Sardinen in der Dose.        Ausserdem befinden sich viele
nien», sagte María Laura Colazo von                                                Lachsfarmen aufgrund der klimati-
Feuerlands Grüner Partei, «und das        Massentierhaltung unter Wasser           schen Bedingungen genau auf den
Verbot wird auch auf die chilenische      Wie auch die Massentierhaltung an        Wanderrouten der Wildlachse. In den
Seite des Kanals ausstrahlen».            Land bieten Fischzuchtfarmen durch       Farmen grassierende Krankheiten
    Auch im Nachbarland Chile regt        die beengten Platzverhältnisse einen     übertragen sich so auf die Wildlachse,
sich seit Längerem Widerstand gegen       perfekten Nährboden für Krankhei-        die aber im Gegensatz zum Zucht-
die Lachszuchtindustrie und 2019          ten und Parasiten. Insbesondere die      lachs nicht behandelt werden. Wäh-
wurden nach öffentlichem Druck und        Seelaus richtet immer wieder grosse      rend die Zuchtlachse Medikamente
Protesten der indigenen Gemein-           Schäden an. Dieser Kleinkrebs lebt       bekommen, sterben die Wildlachse
schaft der Yagán bereits installierte     auf der Haut der Fische und beisst       an den Viren und Parasiten. Norwegen
Lachskäfige in Puerto Williams auf        kontinuierlich kleine Stückchen ab.      war einmal das lachsreichste Land
der chilenischen Seite des Beagle-        Es entstehen grosse, klaffende Wun-      der Erde, mittlerweile gibt es nur
Kanals wieder abgebaut. Chile ist         den, die normalerweise zum Tod der       noch 450’000 Wildlachse, dafür eine
nach Norwegen der zweitgrösste            Fische führen. Nur durch immensen        halbe Milliarde Zuchtlachse.
Lachsproduzent weltweit und produ-
ziert jährlich 900’000 Tonnen Lachs,
der in die ganze Welt exportiert wird.      Wussten Sie …
                                            • dass Aquakulturen die Überfischung der Meere sogar verstärken?
Der Hunger nach Lachs ist gross             • dass Aquakulturen die Abholzung des Regenwalds vorantreiben?
Vor 60 Jahren noch ein Luxusprodukt,        • dass die Lachse durch ihre unnatürliche Fütterung kein rosa Fleisch
das den Reichen vorbehalten war, ist          mehr haben und Farbstoffe zugesetzt werden müssen, um die originale
Lachs heute zum Billigprodukt ge-             Farbe vorzutäuschen?
worden, das sich praktisch jede und         • dass Lachse Raubfische sind, aber in den Zuchtanlagen vorwiegend
jeder leisten kann. Diese Entwicklung         vegetarisch ernährt werden?
machte vor allem die Einführung von         • dass Fische sensible Wesen sind mit komplexen Sozialstrukturen?
Zuchtanlagen möglich, in denen Tau-         • dass die industrielle Lachszucht nur unter massivem Einsatz von
sende Lachse gleichzeitig aufgezogen          Pestiziden, Insektiziden und Antibiotika möglich ist?
werden können. Im Jahr 2020 wurden

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Lachszuchtbetriebe sind mitverantwortlich für den Rückgang der Wildlachspopulation.                                   Foto: zvg

Tote Zonen unter den                          «Schlachtgewicht» erreicht hat. Alle     ren dann das natürliche Gleichgewicht,
Lachszuchtfarmen                              diese organischen Materialien sam-       indem sie beispielsweise mit heimi-
Lachse sind eigentlich Raubfische. In         meln sich unter den Käfigen. Durch       schen Arten um Futter konkurrieren.
Zuchtfarmen werden sie aber mitt-             den Verfaulungsprozess wird der
lerweile mit einer Mischung aus 80%           Sauerstoff im Wasser verbraucht und      Fische fühlen Schmerz und
Soja, Fischmehl und Fischöl gefüt-            es entsteht eine tote Breimasse, die     Stress
tert. Das Soja stammt meist aus               den Meeresgrund überzieht und jeg-       Es gibt mittlerweile zahlreiche Stu-
grossen Plantagen in Südamerika,              liches Leben unmöglich macht. Die        dien, die belegen, dass Fische sowohl
wo dafür grosse Flächen Regenwald             Gewässer übersäuern und es kommt         Schmerz als auch Stress empfinden.
abgeholzt werden. Fischmehl und               zu vermehrter Algenblüte. Je nach        So konnte man beispielsweise nach-
-Öl stammen normalerweise aus                 Strömung zieht sich dieses Phäno-        weisen, dass Fische in einem Aqua-
Wildfang, somit tragen Aquakulturen           men auch kilometerweit die Küsten        rium tagelang auf Nahrung verzichte-
sogar zur Überfischung der Meere              entlang. Die Leidtragenden sind die      ten, da es diese nur in einem Bereich
bei, anstatt sie zu vermindern.               lokale Bevölkerung, der Tourismus        gab, in dem sie Stromschlägen aus-
   Durch diese unnatürliche Fütte-            und die lokale Fischerei.                gesetzt waren. Die Fische in den Far-
rung fehlt den Lachsen der natürliche                                                  men leiden enorm unter den schlech-

                                             ”
Farbstoff Astaxanthin, der ihnen die              Tiere in Gefangenschaft              ten Haltungsbedingungen, den Krank-
charakteristische rötlich-rosa Farbe                                                   heiten und Parasiten, doch ihr stum-
verleiht. Wildlachse nehmen Asta-
                                                  versuchen immer ihren                mes Leiden wird von niemandem
xanthin mit ihrer natürlichen Nah-                unangenehmen Bedingun-               wahrgenommen.
rung auf, die unter anderem aus klei-             gen zu entkommen.                       Immer wieder dokumentieren Un-
nen Krebstierchen besteht. Zucht-                                                      dercover-Recherchen von Tierschüt-
lachse haben durch diesen Mangel              Immer wieder kommt es zu Ausbrü-         zern katastrophale Zustände: Toxine
nur gräulich blasses Fleisch, deshalb         chen von Tausenden Zuchtlachsen.         und zu hohe Konzentrationen von
setzen die Lachsproduzenten dem               Diese haben aber ein verändertes Gen-    Medikamenten und Antibiotika im
Futter einen synthetischen Farbstoff          material im Vergleich zu ihren wilden    Wasser sowie verletzte, kranke und
zu, um den Lachs schön rosa zu fär-           Artgenossen, denn sie sind durch         deformierte Fische.
ben.                                          Zucht auf die Bedingungen in den Far-       Muss das sein? Mit unserem Kauf-
   Gefüttert werden die Lachse zwar           men angepasst und für schnelles          entscheid haben wir es in der Hand,
maschinell und möglichst gut abge-            Wachstum selektiert. Bei solchen Aus-    etwas zu verändern. Jede Quittung ist
stimmt, trotzdem sinkt ein Teil des           brüchen vermischen und paaren sich       ein Stimmzettel zugunsten oder ge-
Futters auf den Grund. Dazu kommen            die Zuchtlachse mit ihren wilden         gen das Tierwohl und die Umwelt. Es
die Fäkalien der Fische sowie die Res-        Verwandten und tragen verändertes        gibt heute genügend Alternativen,
te der verendeten Tiere. Jeder fünfte         Erbgut ein, das die Wildpopulation       um Lachs und andere Fische komplett
Lachs stirbt in Aquakulturhaltung an          schwächt. Aquakulturen werden auch       oder zumindest grösstenteils vom
den Folgen von Krankheiten, Infektio-         dort errichtet, wo der Lachs gar nicht   Speiseplan zu streichen.
nen oder Parasiten, bevor er sein             heimisch ist. Entkommene Fische stö-                                        ■

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|   IN T E R V IE W MI T D E R T V- M O D E R AT O R IN A NNIN A C A MP E L L

«Ich glaube fest an die Verbindung
der ganzen Welt»
Die sympathische Bündnerin hat sich mit dem beliebten SRF-Format «SRF bi de Lüt-LIVE» sowie mit
«Wo ist dein Limit?» (SRF2) in die Herzen der TV-Zuschauer moderiert. Zudem moderierte sie die räto­
romanische Tagesschau «Telesguard».

VON PATRICK SCHNEIDER

Was wären Sie für ein Tier?
Annina Campell: Am liebsten wäre
ich ein Vogel. Am besten einer, der
viel unterwegs ist – wie zum Beispiel
die Schwalbe. Sowohl am Meer als
auch in den Bergen daheim. Wie
schön muss es sein, unseren Plane-
ten auch aus der Vogelperspektive
bewundern zu können. Und das Ge-
fühl, im Wind zu schweben… eben
– ich kann es mir nicht vorstellen.
Könnte es aber gerne.

Warum ist Ihnen der Schutz der
Tiere wichtig?
Annina Campell: Ich glaube fest an
die Verbindung der ganzen Welt. Die
Natur, die Menschen, die Tiere, alle
Lebewesen und vielleicht noch mehr.
Sogar Wasser besitzt eine Energie
und kann Energie wahrnehmen. Ich
denke, je mehr Gutes es gibt, desto
eher wird die Welt auch wieder «ge-
sund». Und im umgekehrten Fall ist
es eben dementsprechend negativ.
                                          Annina Campell wurde 1984 im Oberengadin geboren und wuchs im Familienhotel in Cinuos-chel
Haben Sie uns eine persönliche            auf. Aus der Skilehrerin wurde die aktive und aufgestellte Moderatorin, die schon immer von
Tiergeschichte zu erzählen, die           Mensch- und Tiergeschichten fasziniert war.                                             Foto: zvg

Sie in schöner Erinnerung tragen?
Annina Campell: Sehr gerne denke          Ein wunderschönes Gefühl. So viele                tet. Ich gebe das meinen Kindern ganz
ich an meine Kindheits- und Jugend-       Erinnerungen sind in mir hochge-                  bewusst mit auf den Weg. Oft bespre-
tage zurück: Mit meinen drei Ponys        kommen, aber auch Dankbarkeit,                    che ich mit Anna Nina die Problema-
Lady, Vanessa und Blacky sowie den        dass ich nun mit meiner Tochter wie-              tik der Klimaerwärmung und versu-
Hunden Mina und Bellina und den           der zurück zu den Tieren finde.                   che so, meinen Beitrag ein Stück weit
beiden Zwerggeisslein Pexly und                                                             zu leisten. Das geht natürlich nicht,
Adrares bin ich dreimal die Woche         Was tragen Sie selbst zum Schutz                  ohne es vorzuleben: wenn möglich
im Engadin ausgeritten und habe           des Klimas und der Tiere bei?                     Zug statt Auto, Licht löschen, Plastik
unsere Wälder erkundet. Ein knap-         Annina Campell: Ich denke, die aktuel-            reduzieren, ausborgen statt neu kau-
pes Jahrzehnt ging das so, dann           le Bewegung in der Gesellschaft, die              fen, Wasser aus während dem Zähne-
folgte eine fast 20-jährige Pause.        ein geschärftes Bewusstsein für Acht-             putzen, Wäsche aufhängen statt tum-
Und jetzt, vor genau zwei Wochen,         samkeit der Umwelt gegenüber för-                 blern usw. Und im Umgang mit
sass ich seit sehr Langem wieder auf      dert, ist super. Es macht Hoffnung.               Tieren ist es mir einfach wichtig, dass
einem Pferderücken. Dank und mit          Die Sensibilisierung für den Planeten             meine Stadt-Kids den Zugang zur
meiner kleinen – oder eben schon          und seine Vielfalt – also auch die Tier-          Tierwelt haben. Und zwar nicht nur
grossen – Tochter bin ich wieder im       welt, schon in Kindesjahren – fördert             im Zoo und im TV, sondern eben auch
Engadin durch die Wälder gezogen.         sicher, dass jeder einen Beitrag leis-            im 1:1-Kontakt.                     ■

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T IE R G E S U ND HE I T   |

Tollwut – eine in Vergessenheit geratene
tödliche Viruserkrankung
Seit 1999 ist die Schweiz offiziell frei von Tollwut, trotzdem impfen wir unsere Tiere immer noch
dagegen und werden dies auch in Zukunft tun.

                                          Symptome beträgt etwa drei Monate.         Sehr strenge Vorschriften
                                          Die sogenannte Inkubationszeit kann        für die Einführung von Tieren
                                          aber auch mehrere Jahre betragen.          aus Tollwutrisikogebieten
                                          Sobald das Virus das zentrale Nerven-      Darum sind die Vorschriften sehr
                                          system – Rückenmark bzw. Gehirn –          streng: Elektronische Markierung,
                                          erreicht hat, hilft keine Therapie mehr.   gültige Impfung und offizieller Pass
                                          Darum ist es enorm wichtig, bei Ver-       sind Mindestanforderungen für den
                                          dacht auf eine Infektion sofort zu rea­    Grenzübertritt. Für Tiere aus Tollwut-
VON DR. JOSEF FÖHN                        gieren: Auswaschen der Wunde, Imp-         risikogebieten gelten besonders
                                          fung und passive Immunisierung mit         strenge Vorschriften. So muss mittels
In meinem bereits über 30-jährigen        Tollwutantikörpern.                        Titerbestimmung der Nachweis einer
Berufsleben habe ich gewiss weit              Zu Beginn der Krankheit dominie-       Wirksamkeit der Tollwutimpfung ge-
über tausend Hunde und Katzen ge-         ren grippeähnliche Symptome wie            führt werden.
gen die Tollwut geimpft, obwohl der       Fieber und Schüttelfrost, dann be-             Auf der Website des Bundesamts
letzte Fall in der Schweiz sich vor       steht oft ein Juckreiz in der Nähe der     für Landwirtschaft und Veterinärwe-
über 25 Jahren ereignet hat und un-       Bissstelle, später dominieren die          sen («Mit Hund, Katze oder Frettchen
ser Land seit 1999 offiziell frei von     mannigfaltigen Erscheinungen einer         über die Grenze») können die ent-
dieser Viruskrankheit ist. Ich selbst     Hirnentzündung: Lähmungen, Krämp-          sprechenden Einreisebestimmungen
habe dieses Krankheitsbild in meiner      fe, Tobsuchtsanfälle und Aggressivi-       für alle Länder nachgeschlagen wer-
Praxis bisher auch noch nie gesehen.      tät. Klassisch ist die Angst vor Um-       den. Dies ist sehr wichtig, denn bei
Warum also impfen wir gegen eine          weltreizen (Wasser, Luftzug, Licht,        Nichtbefolgen droht eine kosten-
Krankheit, die es in der Schweiz gar      Geräusche), die zu Wutanfällen führt.      pflichtige Quarantäne, eine Geldbus-
nicht mehr gibt? Dafür gibt es folgen-    Der Tod tritt meist innert 14 Tagen in-    se und im schlimmsten Fall die Eu-
de ernsthafte Gründe:                     folge einer Lähmung des Atemzent-          thanasie des betroffenen Tieres.
                                          rums im Stammhirn ein.                     Hunde und Katzen, die in der Schweiz
Jährlich sterben immer noch                   Das unvorstellbar qualvolle Lei-       bleiben, müssen nicht gegen Tollwut
über 60’000 Menschen an                   den der Patienten, das in den meisten      geimpft werden. Wer aber mit seinem
der Tollwut                               Fällen zum Tod oder zu schwerster          Vierbeiner über die Grenze fährt,
Weltweit sterben immer noch über          Behinderung führt, und die Heimtü-         muss eine gültige Tollwutimpfung
60’000 Menschen jährlich – vor allem      cke der langen Inkubationszeit erklä-      nachweisen können, die mindestens
in Asien, Afrika und Südamerika – an      ren unser grosses Interesse an der         drei Wochen vor dem Grenzübertritt
dieser heimtückischen Krankheit, an       Elimination der Tollwut. Die in den        durchgeführt wurde.                ■
der prinzipiell Säugetiere und Vögel      Siebzigerjahren erstmals in der
erkranken können und die vor allem        Schweiz durchgeführte orale Immuni-
durch Fledermäuse, Wildtiere wie          sierung von Füchsen mittels Impfkö-
Füchse oder Eichhörnchen und durch        dern führte schliesslich zum Erfolg:
unsere Haushunde und Hauskatzen           1996 wurde der letzte Tollwutfall dia-
auf den Menschen übertragen wird.         gnostiziert.
                                              Unser Land gilt seit über zwei Jahr-
Die Inkubationszeit beträgt               zehnten als tollwutfrei. Auch unsere         Dr. Josef Föhn
zwischen drei Monaten                     Nachbarn haben die Tollwut sehr er-          ist seit über 20 Jahren als Tierarzt
und mehreren Jahren                       folgreich bekämpft. Der illegale Im-         in Kleinandelfingen im Zürcher
Die im Speichel der Tiere vorhandenen     port von Hunden und Katzen aus Toll-         Weinland tätig. ProTier unterstützt
Viren gelangen über Biss- oder Kratz-     wutrisikogebieten stellt aber nach           ihn und seine bäuerliche Kund-
verletzungen ins menschliche Gewebe       wie vor eine Gefahr für uns dar.             schaft finanziell bei Katzenkastra-
und wandern entlang der Nervenzel-                                                     ­tionen.
len oder über die Blutbahn ins Zentral-
nervensystem. Die Dauer zwischen                                                           www.wyland-vets.ch
Ansteckung und Auftreten der ersten

ProTier 3/ 21                                                                                                             15
|   N AT U R NE T Z P FA NNE N S T IL

Wasser – Ursprung des Lebens
Weiher und Tümpel sind wichtige Lebensräume, viele Arten starten hier ins Leben. Aber mit dem Bau
eines Weihers ist es nicht getan: Um das kleine Gewässer vor dem Verlanden oder Überwuchern zu be-
wahren, muss es regelmässig gepflegt werden.

VON DIANA MARTI UND
VINCENT SOHNI,
NATURNETZ PFANNENSTIL

Jedes Stillgewässer – und sei dies
ein noch so kleiner Tümpel im Gar-
ten – wird innert weniger Wochen
von Libellen oder Wasserläufern be-
siedelt. Aber auch Kleinstlebewesen
wie Kleinkrebse, Rädertierchen, Fa-
den- und Strudelwürmer lassen sich
bald im Wasser beobachten. Mit et-
was Glück nutzen auch einheimische
Amphibienarten wie Grasfrosch,
Bergmolch oder auch die Erdkröte
den Weiher zum Laichen.

Biodiversitäts-Hotspot
Nehmen Sie sich eine Auszeit und
setzen Sie sich an einen Weiher. In     Ein künstlich angelegter Weiher kann naturnah gebaut werden und somit ein wichtiger
jeder Jahreszeit lassen sich dabei      Wasserlebensraum sein.                                                   Foto © quadra gmbh

Tiere beobachten.
Im Frühling wuseln diverse Larven       gische Gleichgewicht des einheim-              Bei der ganzen Pflege darf aber nicht
am Grund und die Molche suchen ihr      ischen Lebensraums.                            zu viel weggeräumt werden. Röh-
Laichgewässer auf. Im Frühsommer                                                       richtpflanzen und Hochstauden soll-
holen Rauch- oder Mehlschwalben         Gepflegt in den Winter                         ten nicht im Herbst abgeschnitten
lehmhaltiges Material für ihren Nest-   Unterhaltsarbeiten sollten am besten           werden. Zahlreiche kleine Insekten
bau.                                    im Herbst oder Winter vorgenommen              und Spinnen überwintern in hohlen
Im Hochsommer flattern Schmetter-       werden, damit Flora und Fauna nicht            aufrechten Stängeln! Diese können
linge wie der Schillerfalter oder der   beeinträchtigt werden. Jetzt ist daher         im Frühling entfernt werden. Danach
Trauermantel vorbei oder die Kleine     der ideale Zeitpunkt für folgende Ar-          wird der Weiher wieder der Natur
Pechlibelle tanzt über die Wasser-      beiten:                                        überlassen und sollte bis im Herbst
oberfläche.                             • Algen, Laub und schwimmendes                 nicht gestört werden.             ■
Im Herbst nutzen Zugvögel Flachwas-       Material mit einem Kescher
serzonen zum Baden und Trinken und        abfischen.
Amphibien gehen zu Steinhaufen am       • Abgesunkenes Material und
Ufer, die sie als Winterquartier nut-     Schlamm entfernen. Zum Schutz
zen.                                      der Kleintiere und Wasserpflanzen:
Im Winter können in Weihern mit aus-      Teilbereiche sein lassen als Rück-
reichend Tiefe Larven und manches         zugsort. Damit Kleintiere zurück
Kleintier selbst unter dem zugefrore-     ins Wasser kriechen können,
nen Eis überleben.                        das abgefischte Material ein
                                          paar Tage liegen lassen.
Goldfische haben keine Feinde –         • Invasive Neophyten und über-                    Naturnetz Pfannenstil
sie auszusetzen ist verboten              mässig stark wachsende Pflanzen-                Rötelstrasse 84
Leider werden immer wieder (Gold-)-       bestände wie Schilf entfernen.                  8057 Zürich
Fische in den Weihern ausgesetzt.       • Bäume und Sträucher zurück-
Diese haben keine Feinde und fres-        schneiden und mit dem Material                       www.naturnetz-pfannenstil.ch
sen liebend gerne alle Arten von Lar-     einen Asthaufen anlegen.                             naturnetzpfannenstil
ven und zerstören damit das ökolo-      • Wiesen mähen.

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H O F TA G E 2 0 21: R Ü C K BL I C K    |

                            «Das waren die schönsten Hoftage
                            von allen – vielen Dank!»
                            Bei prächtigem Wetter fanden am Wochenende vom 11. und 12. September, in Zusammenarbeit mit 15
                            Höfen, die dritten Hoftage Schweiz statt. Mit rund 700 angemeldeten Besuchern und ausgebuchten Füh-
                            rungen war das Interesse wiederum riesig.

                            VON BETTINA EBNER                         unter die Haut. Und genau so soll es      se erst möglich gemacht. Die Hofbe-
                                                                      sein, denn nur was man liebt, das         sitzerinnen und -besitzer haben sich
                            Die Hoftage sind eine Initiative von      schützt man auch gerne.                   Zeit genommen für die Besucher und
                            ProTier und wurden 2019 ins Leben ge-         Ein wunderschönes Erlebnis wa-        ihnen ausführlich die bewegenden
                            rufen. Das Ziel dieses Anlasses ist es,   ren die Hoftage auch für die vielen       Geschichten ihrer Tiere erzählt. Tipp-
                            die Höfe mit ihren vielen Tierpersön-     neugierigen und interessierten Kin-       topp vorbereitet leisteten sie an den
                            lichkeiten der Öffentlichkeit zugäng-     der. Sie durften Esel und Zwergscha-      Durchführungstagen grossartige Ar-
                            lich zu machen.                           fe füttern, eine Schlange streicheln,     beit. Es ist eine wahre Freude für uns,
                            Die Tiere dürfen an den Hoftagen          einer Bartagame hallo sagen und so-       die Hoftage mit ihnen durchzuführen.
                            nicht nur aus der Ferne bestaunt, son-    gar Kattas mit süssen Rosinen beglü-          Danke auch allen Besucherinnen
                            dern auch gestreichelt, gekrault und      cken. «Wie schön, solche Tiere habe       und Besuchern, die Patenschaften
                            liebkost werden.                          ich noch nie gesehen und schon gar        übernommen haben und mit einer
                                «Um Tiere zu verstehen, muss          nicht streicheln und füttern dürfen.»     Spende die Höfe direkt unterstützt
                            man die Möglichkeit haben, ihnen in       Dies ist nur eine Aussage von vielen      haben oder dies noch tun werden.
                            die Augen zu schauen.» Dies ist die       der begeisterten Kinder.                  Wir hoffen, dass die Erlebnisse noch
                            Aussage einer Besucherin, die neben           An dieser Stelle bedankt sich Pro-    lange in den Herzen bleiben und der
                            mir ganz sanft eine kleine Eselstute      Tier bei allen teilnehmenden Höfen        unermüdliche Einsatz der Höfe für die
                            streichelte. Worte, die mir sehr nahe-    und bei allen fleissigen Helferinnen      Tiere noch lange nachwirkt.         ■
                            gingen. Solche Tierbegegnungen be-        und Helfern ganz herzlich. Sie alle ha-
                            rühren unser Herz und gehen direkt        ben solche unvergesslichen Erlebnis-      Mehr Bilder auf www.protier.ch

                                                                                                                            Lebenshof Aurelio in Büron (LU)
                                                                                                                               mit Claudia und Beat Troxler:
                                                                                                                    «Die Tiere sollen einfach leben dürfen».
Foto © Peter Diem, Luzern

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|   P R O T IE R A K T I V

Wenn das Recht Tiere nicht schützt
Das Schweizer Tierschutzrecht gilt eigentlich als sehr streng. Doch je genauer man hinsieht, desto mehr
Lücken entdeckt man. Tierschutzvergehen ziehen oft lapidare Strafen nach sich. Und viele Gewalt an Tie-
ren ist auch schlichtweg legal. Die Leidtragenden sind die Tiere, vom Kater im Haus über den Schwan im
See bis zum Küken in der Zuchtanlage. Organisationen wie ProTier und Animal Rights Switzerland fordern
deshalb grundlegende Verbesserungen.

                                          und Katzen zu vernachlässigen. Doch      te besagt das Tierschutzgesetz, dass
                                          diese Verbote sind wenig wert, wenn      man nur für das Wohl der Tiere sor-
                                          sie nicht eingefordert werden. Gleich-   gen muss, «soweit es der Verwen-
                                          zeitig weist aber auch das Gesetz Lü-    dungszweck zulässt». Diese Grenz-
                                          cken auf: Das Schlimmste, was man        ziehung unterscheidet immer noch
                                          Tieren antun kann, ist oft legal. Neh-   die verbotene ‚nutzlose‘ von der er-
                                          men wir das Beispiel eines männli-       laubten ‚nützlichen‘ Gewalt am Tier.
                                          chen Kükens in einer Legehennen-         Das haben wir bis heute nicht konse-
VON NICO MÜLLER, PRÄSIDENT                Zucht: Kaum ist es geschlüpft, ganz      quent geändert.
ANIMAL RIGHTS SWITZERLAND                 neu auf der Welt, wird es in einem           Ändern könnte man vieles. Man
                                          Industrie-Apparat mit Gas getötet        könnte zum Beispiel damit anfangen,
So passiert im Kanton Neuenburg:          und entsorgt. Denn männliche Küken       dass man die Probleme anerkennt:
Ein Mann überfährt mit seinem Mo-         werden nie Eier legen. Für die Indus-    Es ist ein Problem, dass wir Tiere am
torboot einen Schwan – und lacht da-      trie sind sie Abfall. Das Schweizer      laufenden Band für Profit töten. Und
rüber. Das ist nur eine von vielen        Tierschutzrecht sieht darin überhaupt    dass wir ihr Wohlergehen systema-
schlimmen Geschichten, die man in         kein Problem.                            tisch verletzen. Und dass wir Tier-
Datenbanken von Schweizer Tier-               Wer die Schwächen und Lücken         schutzdelikte so lapidar bestrafen.
schutz-Straffällen finden kann. Doch      des Schweizer Tierschutzrechts ver-      Und dass manche Kantone im Tier-
der eigentliche Skandal beginnt hier      stehen will, muss in die Geschichte      schutzvollzug noch nachlässiger
erst: Für das verstörende Vergehen        schauen. Ungefähr um das Jahr 1800       sind als andere. Und dass der Bund
gab es von der kantonalen Veterinär-      herum begannen Adlige in Grossbri-       nicht über Gewalt an Tieren infor-
behörde gerade einmal eine Busse          tannien, sich um Tierquälerei zu         miert, obwohl das für die Prävention
von 200 Franken. Es könnte teurer         kümmern. Ihre ursprüngliche Über-        absolut entscheidend wäre. Geht es
sein, einmal falsch zu parkieren. Zu-     legung war: Was, wenn die Armen          um den Tierschutz in der Schweiz, ist
dem: Für solche Straftaten ist eigent-    eine grausame Lust an Tierquälerei       die Liste der Probleme lang und viel-
lich die Staatsanwaltschaft zustän-       entwickeln? Werden sie bald auch         fältig. Lösungen gibt es erst, wenn
dig. Doch man leitete den Fall gar        Menschen quälen – auch Adlige? So        die Schweizer Bevölkerung sie ver-
nicht erst an sie weiter.                 wurden im Verlauf des 19. Jahrhun-       langt.
    Oder nehmen wir ein Beispiel aus      derts immer mehr Gesetze gegen               Das Klischee vom starken Schwei-
dem Kanton Zürich: Eine Halterin          «Tierquälerei» erlassen. Darunter        zer Tierschutzrecht hat perfide Aus-
kümmert sich nicht um ihren Kater.        verstand man nutzlose Gewalt am          wirkungen: Genau weil so viele Men-
Sein Fell ist verfilzt, eine eingewach-   Tier, die aus purer Grausamkeit ver-     schen glauben, in der Schweiz laufe
sene Kralle ist entzündet, hinzu          übt wird. Gewalt am Tier, die der Pro-   bereits alles gut, verbessert sich
kommt eine schwere Entzündung der         duktion von Konsumgütern diente,         nichts. Umso verheerender ist es,
Maulhöhle und eine Nierenerkran-          war ausgenommen und erlaubt. Sie         dass der Bund mit seinen Kampag-
kung mit Blutarmut. Welches Leiden        war ja nicht aus reiner Grausamkeit      nen für «Schweizer Fleisch» das blin-
das Tier in seinen letzten Wochen         motiviert. Die Produktion von Pelz,      de Vertrauen ins Tierschutzrecht
und Tagen durchleben musste, kann         Leder, Fleisch, Eiern und Milch wur-     noch weiter bestärkt. Wo früher der
man sich kaum vorstellen. Man ent-        de entsprechend nicht in Frage ge-       wenig sympathische Spruch «Alles
schied sich für die Einschläferung.       stellt.                                  andere ist Beilage» prangerte, steht
Für diese schwere Vernachlässigung            Dieser alte und sehr beschränkte     heute: «Der feine Unterschied». Der
gab es von der Staatsanwaltschaft         Tierschutzgedanke wurde ab der           Unterschied zwischen ausländi-
lediglich eine Busse von 100 Fran-        Mitte des 19. Jahrhunderts auch in       schem und Schweizer Fleisch, so will
ken.                                      der Schweiz aufgenommen. Er legte        die Lobby-Werbung uns weisma-
    Was diese Beispiele zeigen, sind      den Grundstein für die ersten kanto-     chen, ist das starke Schweizer Tier-
Lücken in der Umsetzung des Tier-         nalen Tierschutzbestimmungen, aus        schutzrecht. In diese trügerische
schutzrechts. Es ist zwar verboten,       denen sich später das heutige Tier-      Werbung stecken Schweizer Steuer-
Schwäne auf qualvolle Art zu töten        schutzgesetz entwickelte. Noch heu-      zahlende jährlich mehrere Millionen

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