Der Kirchentag Das Magazin - kirchentag.de - cloudfront.net

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Der Kirchentag Das Magazin - kirchentag.de - cloudfront.net
Der Kirchentag
ISSN 1869-0181

                                 Das Magazin
                 kirchentag.de             Ausgabe 01/2018
Der Kirchentag Das Magazin - kirchentag.de - cloudfront.net
DAS FEST DES GL AU BENS
D E U T S C H E R E VA N G E L I S C H E R K I R C H E N T A G

                                                                                                                                                                                                                                                                                         DEKT/Monika Johna
                                                                                                                   Kulturkirche St. Elisabeth, Berlin-Mitte, Villa Elisabeth, Installation Kirchentag in Berlin 2017.

                                                                                                                   Liebe Leserinnen und Leser,

                                                                                                                   zwischen viel Erreichtem und neuen Herausforderungen steht                                           Dass jüdisches Leben auch durch den Magen geht, beweist
                                                                                                                   die Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen beim Deutschen                                            ein katholischer Bäcker in Dortmund, der seit über 20 Jahren
                                                                                                                   Evangelischen Kirchentag. Seit über 50 Jahren steht die AG                                           jüdische Gemeinden mit koscheren Backwaren beliefert. Und
                                                                                                                   dafür, dass der christlich-jüdische Dialog ein zentrales Thema                                       wir blicken nach Israel zu einem ganz besonderen Projekt,
                                                                                                                   des Kirchentages ist. Ihre Geburtsstunde – der Kirchentag                                            das Israelis und Palästinenser verbindet, die Kinder oder nahe
                                                                                                                   1961 in West-Berlin – fiel in eine Zeit, in der die Aufarbeitung                                     Angehörige bei gewaltsamen Auseinandersetzungen ihrer
                                                                                                                   der Shoa noch ganz am Anfang stand.                                                                  Völker verloren haben.
                                                                                                                       Die AG setzte bedeutende Impulse für eine neue Verstän-                                              Ausblicke auf die zukünftigen Kirchentage geben die Lie-
                                                                                                                   digung zwischen Juden und Christen. Sie trieb die theologi-                                          derwerkstatt, deren Mitglieder die Losung „Vertrauen wagen“
                                                                                                                   sche Aufarbeitung des Antisemitismus und Antijudaismus                                               musikalisch vertonten, sowie die Einladung zur Mitwirkung.
                                                                                                                   voran und brachte den christlich-jüdischen Dialog über den                                           Viele Kreative und Engagierte werden für das christliche
                                                                                                                   Kirchentag hinaus in den gesellschaftspolitischen Diskurs ein.                                       Großereignis 2019 gesucht. Auch 2021 rückt näher, und wir
    Deutscher Evangelischer Kirchentag         Deutscher Evangelischer Kirchentag –
                                                                                                                       Wir haben dieses bedeutende Thema zum Schwerpunkt                                                stellen die Präsidentin des Ökumenischen Kirchentages in
    Berlin – Wittenberg 2017                   Wurzeln und Anfänge
    Dokumente                                  Im Auftrag des Deutschen Evangelischen                              dieser Ausgabe gemacht und zwei Mitglieder der AG zu einem                                           Frankfurt, Bettina Limperg, im Porträt vor.
    Im Auftrag des Deutschen Evangelischen     Kirchentages hrsg. von Ellen Ueberschär                             generationenübergreifenden interreligiösen Gespräch eingela-                                         Wir wünschen Ihnen viel Freude mit der Lektüre!
    Kirchentages herausgegeben von                                                                                 den. Wie gestaltet sich der christlich-jüdische Dialog heute?
                                               304 Seiten / gebunden
    Stefanie Rentsch und Heide Stauff                                                                               Das haben wir Micha Brumlik und Aline Seel gefragt.                                                  Herzlich,
                                               € 19,99 (D) / € 20,60 (A) / CHF* 26,90
    unter Mitarbeit von Mario Zeißig           * empf. Verkaufspreis
                                                                                                                       Eine politisch-theologische Perspektive auf das christlich-
    ca. 704 Seiten und 32 Bildseiten           ISBN 978-3-579-08209-7
                                                                                                                   jüdische Gespräch wirft Martin Stöhr, Mitbegründer der AG.
    mit CD-ROM / gebunden                      Auch als E-Book erhältlich
                                                                                                                   Wie befremdlich und bereichernd der Besuch eines Kirchen-
    € 99,00 (D) / € 101,80 (A) / CHF* 125,00
    Subskriptionspreis bis 30.04.2018:                                                                             tages sein kann, beschreibt Frederek Musall, mit einem jüdi-
    € 89,00 (D) / € 91,50 (A) / CHF* 119,00                                                                        schen Blick auf die Zeit in Berlin 2017.                                                                Sirkka Jendis                  Britta Jagusch
    * empf. Verkaufspreis
                                               Gegründet wurde der Kirchentag im Jahr
                                               1949. Wer aber hatte die Idee zu einem                                                                                                                                      Chefredakteurin                Redaktionsleiterin
    ISBN 978-3-579-08212-7
    Erscheint Juli 2018                        Kirchentag? Welche Herausforderungen
                                               standen am Anfang? Die Wurzeln liegen
                                               im Widerstand gegen den National-
    Der Dokumentarband versammelt              sozialismus, im Widerspruch gegen
    die wichtigsten Bibelarbeiten, Vor-        die deutsche Teilung, in der kirchlichen
    träge, Podiumsdiskussionen, Foren          Erneuerung durch die internationale
    und liturgischen Veranstaltungen des       Ökumene. Persönlichkeiten aus Kirche
    Kirchentages in Berlin und Wittenberg.     und Gesellschaft, vor allem Reinold von
    Damit ist er eine unerlässliche Hilfe      Thadden, brachten die Idee Kirchentag
    zur Nachbereitung dieses kirchlichen       voran. Wer die Gründerpersönlichkeiten
    Großereignisses, das sich als Forum        waren und was sie bewirkten, zeigt dieser
    für kritische Debatten zu den brennen-     Band auf. Mit bisher unbekannten Quellen
    den Themen unserer Zeit versteht.          werden die Anfänge des Deutschen
                                               Evangelischen Kirchentages freigelegt.
                                                                                              Foto: Robert Gross

                                                                                www.gtvh.de
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Inhalt

                                                     6 		 Den Menschen zugewandt
                                                     		 Im Porträt: Bettina Limperg
                                                     		 Stephan von Kolson                                                                                        18 Plädoyer für Toleranz und Respekt!
                                                                                                                                                                  		 Wie gestaltet sich jüdisches Leben heute?
                                                                                                                                                                  		 Fünf Fragen an Zwi Rappoport

                                                                                                                                                                  20 Neue Gesprächsräume gestalten
                                                                                                                                                                  		 Ein persönlicher Blick auf den Kirchentag in Berlin
                                                                                                                                                                  		 Frederek Musall

                                                                                                                                                                  22 Koscheres aus dem Rührpott

                                                                                                                                       Foto: Robert Gross
                                                                                                                                                                  		 Ein katholischer Bäcker in Dortmund
                                                                                                                                                                  		 beliefert jüdische Gemeinden
                                                                                                                                                                  		 Stephan von Kolson

                                                     8 		 Klare Worte!
                                                     		 Die Themen für den Kirchentag in Dortmund stehen fest
                                                     		 Stephan von Kolson

                                                     9 		 Meldungen
                                                     		 Katholikentag in Münster
                                                     		 Martin Stöhr verabschiedet
                                                     		 Einladung zur Mitwirkung

                                                     10 Dialog auf Augenhöhe
                                                     		 Interview mit Aline Seel und Micha Brumlik
                                                     		 Britta Jagusch

                                                     14 Gemeinsam in Verschiedenheit
                                                     		 Eine politisch-theologische Perspektive auf das
                                                     		 christlich-jüdische Gespräch                                                                              24		 So klingt Vertrauen
                                                     		 Martin Stöhr                                                                                              		 Eindrücke aus der Liederwerkstatt
                                                                                                                                                                  		 Jakob Haller
                                                     16 Versöhnung statt Rache
                                                     		 Der Parents Circle verbindet Israelis und Palästinenser                                                   25 Rezension
                                                     		 Hanna Lehming                                                                                             		 „Ihr sollt den Fremden lieben“
                                                                                                                                                                  		 Christa A. Thiel

                                                                                                                                                                  26 Blickwechsel
                                                                                                                                                                  		 Wir sind auf dem Weg …
                                                                                                                                                                  		 Julia Helmke

                                                                                                                                       Foto: The Parents Circle
                                           Christlich-jüdischer Dialog generationenübergreifend: Aline Seel und Micha Brumlik im Gespräch (ab Seite 10).
Foto: Christian Lietzmann

                                           Impressum Herausgegeben im Auftrag des Vereins zur Förderung des Deutschen Evangelischen Kirchentages e.V.
                                           Chefredaktion (verantwortlich): Sirkka Jendis. Projektleitung und Redaktion: Britta Jagusch. Art Direktion: Holger Schäfers, Kölledesign.
                                           Titel: Holger Schäfers Redaktionsbeirat: Dr. Christina Aus der Au, Dr. Julia Helmke, Dr. Stefanie Schardien, Dr. Beatrice von Weizsäcker.
                                           Druck: Hoehl, Bad Hersfeld. Klimaneutral gedruckt. Weitere Infos unter: http://cpol.climatepartner.com/11077-1310-1001 Erscheinungsweise: vierteljährlich.

                            4                                                                                                                                                                                              5
                                           Redaktionsanschrift: Deutscher Evangelischer Kirchentag, Magdeburger Str. 59, 36037 Fulda, Tel. 0661 96950-0, Fax 0661 96950-90,
                                Nr. 1/18   E-Mail fulda@kirchentag.de. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. ISSN 1869-0181                                                                       Nr. 1/18
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Hinter die Dinge schauen
                                                                                                                                                                                       Zwischen dem Ehrenamt und ihrer hauptberuflichen                 Beruflich – aber auch mit den Menschen, die mich um-
                                                                                                                                                                                       Tätigkeit sieht sie viel Verbindendes: „Die Justiz – das         geben.“ Dass sie an der Spitze des Bundesgerichtshofes
                                                                                                                                                                                       Grundgesetz – das Christentum. Im Kern geht es da um             einmal Chefin von 400 Menschen sein würde, war nie das
                                                                                                                                                                                       ähnliche Themen. Was ist Gerechtigkeit? Was ist Unge-            Ziel. „Ich mochte es als Richterin sehr, einen Fall buch-
                                                                                                                                                                                       rechtigkeit, welche Antworten gibt es auf Fragen nach            stäblich in Augenschein zu nehmen. Und wenn es dann
                                                                                                                                                                                       Verantwortung und Schuld?“ Das müsse auch auf rechts-            bei einem Nachbarschaftsstreit um die fast sprichwört-
                                                                                                                                                                                       staatlicher Basis durchdacht werden: Darf der Böhmer-            liche Hecke ging – dann wollte ich vor Ort sein und
                                                                                                                                                                                       mann das? Sind Raser Mörder? Darf man einem Gefange-             herausbekommen, um was es wirklich geht. Bevor ein
                                                                                                                                                                                       nen Folter androhen, wenn man ein Kind retten möchte?            Richter entscheidet, muss er zuhören. Viele Richter sind
                                                                                                                                                                                       Als Juristin müsse sie sich häufig fragen: „Was steckt           sehr gerne nicht nur als Letztentscheider unterwegs, son-
                                                                                                                                                                                       hinter den Dingen? Und das passt für mich alles auch             dern definieren sich auch dadurch, konsensuale Lösun-
                                                                                                                                                                                       zum christlichen Glauben.“ Auch der Glaube daran, dass           gen mit den Streitparteien zu finden.“ Ihr berufliches
                                                                                                                                                                                       alle Menschen die gleichen Rechte haben. Dass es da ein          Erfolgsgeheimnis? „Ich finde Menschen einfach immer inter-
                                                                                                                                                                                       Regelwerk gibt, das Struktur und Sicherheit vermittelt.          essant!“ Und auszugleichen liegt ihr. „Ich war schon unter
                                                                                                                                                                                       Und: „Die Unabhängigkeit der Dritten Gewalt, der Recht-          uns Kindern immer für die Vermittlung zuständig.“
Foto: picture alliance/dpa

                                                                                                                                                                                       sprechung, ist ein Geschenk des Rechtsstaats.“
                                                                                                                                                                                                                                                        Engagement für junge Täter
                                                                                                                                                                                       Glaube an das Gute                                               Auf ihrem Schreibtisch steht ein halber Meter Aktenstapel.
                                                                                                                                                                                       Sie selbst wird erst mit 34 Jahren getauft. Aufgewachsen ist     Das Tagewerk? „Nur ein kleiner Teil davon“, sagt Limperg.
                                                                                                                                                                                       sie evangelisch-freikirchlich. Doch sie fremdelt mit Kirche.     Das hohe Arbeitspensum, die langen Tage, stören sie nicht.
                             Gerechtigkeit, Verantwortung, Schuld sind Themen, die Bettina Limperg nicht nur am Bundesgerichtshof beschäftigen.                                        „Mit 16 habe ich schon gezweifelt. Das kam mir alles so eng      Im Gegenteil: „Ich bin sehr robust. Kann mehrere Dinge
                                                                                                                                                                                       vor in unserer Gemeinde.“ 1979 macht sie Abitur. Die Zent-       parallel tun und mich gut konzentrieren.“ Fast nebenbei

                             Den Menschen zugewandt
                                                                                                                                                                                       rale Vergabestelle für Studienplätze entsendet sie nach Frei-    engagiert sie sich in dem Verein „Projekt Chance“ für
                                                                                                                                                                                       burg. „Mir war damals alles recht – Hauptsache weit weg          freiere Formen des Strafvollzugs – gerade bei jungen
                                                                                                                                                                                       von Wuppertal.“ Im Studium gab es keinen Kontakt mehr in         Tätern. „Strafvollzug lässt sich bisweilen nicht vermeiden.
                             Zuhören, vermitteln, sich selbst ein Bild machen – an der Spitze des höchsten Richteramtes
                                                                                                                                                                                       eine Gemeinde. Das änderte sich erst, als ihr erstes Kind        Es darf dabei aber nicht einfach um ein Wegsperren
                             ist Bettina Limperg bodenständig geblieben. Ausdauernd tritt die Präsidentin des nächsten                                                                 geboren wird. „Ich fragte mich: Was möchte ich vermitteln?       gehen. Es muss Eigenverantwortlichkeit geschult werden.
                             Ökumenischen Kirchentages für Gerechtigkeit ein. Stephan von Kolson                                                                                       Da ist mir dann wieder viel eingefallen. Mein Kinderglaube       Auch Frust auszuhalten und Toleranz zu entwickeln.“
                                                                                                                                                                                       natürlich. Der Glaube an das Gute. Das hatte ich mitge-
                                                                                                                                                                                       nommen aus der intensiven Zeit in der Gemeinde meiner
                                       Es ist ein weiter Weg von Wuppertal-Elberfeld nach Karls-                       Bibelarbeit mit Friedensverheißung                              Jugend.“ Und die Feststellung: „Dieser Kinderglaube hat
                                       ruhe. Ein weiter Weg von der Lehrertochter an die Spitze                        So auch die Anfrage des Kirchentages, ob sie sich vor-          mir doch ein Grundvertrauen gegeben, das mich auch in
                                       des Bundesgerichtshofs. Als erste Frau in diesem Spitzenamt.                    stellen könnte, eine Bibelarbeit während des Kirchen-           meiner kirchlich nicht aktiven Zeit getragen hat.“
                                       Mal wieder. Denn zuvor war Bettina Limperg als Ministerial-                     tages in Berlin zu halten. Jakob und Esau. Erste Reaktion:
                                                                         direktorin auch schon die                     „Da fällt mir im Leben nichts ein. Ich fühlte mich geehrt,      Ökumenische Taufe

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Foto: DEKT/Kathrin Erbe/
                             Zum Autor: Stephan von Kolson ist           erste Amtschefin des Jus-                     fragte mich aber ernsthaft: Kann ich das?“ Dann nimmt           Inzwischen lebte sie mit ihrer Familie in Fellbach. „Wir
                             Abteilungsleiter Presse des Deutschen       tizministeriums Baden-                        sie sich des Themas aber doch an – und so verbringt die         hatten dort einen tollen Pfarrer. Einen intellektuellen und
                             Evangelischen Kirchentages in Dortmund. Württemberg. Und es                               höchste Richterin im Land in der Folge viele Wochenen-          zugleich auch praktisch klugen Menschen. Und da haben
                                                                         ist auch ein weiter Weg                       den mit Textarbeit. Alles geht gut. Es gelingt ihr, in dieser   wir beschlossen, dass unser Sohn getauft wird. Und
                                       von der freikirchlich aufgewachsenen Jugendlichen, die                          störrischen Bibelstelle eine Friedensverheißung heraus-         zugleich wuchs die Frage, ob ich diesen Schritt dann nicht
                                       während ihres Studiums Kirche komplett aus dem Blick                            zuarbeiten.                                                     auch tun sollte.“ Zuerst hat sie Zweifel. Warum soll ich         Im Gespräch auf dem Kirchentag 2017 in Berlin.
                                       verloren hatte, in das Ehrenamt der Präsidentin des                                                                                             das jetzt machen? „Es war dann aber sehr schön und
                                       dritten Ökumenischen Kirchentages 2021 in Frankfurt.                            Gelebte Ökumene                                                 belebt mich bis heute.“ Als dann die Tochter geboren             Mit ihrer Geburtsstadt Wuppertal hat sich Bettina Limperg
                                                                                                                       Später wird sie von Andreas Barner, Präsident des Kirchen-      wurde, bekam auch eine katholische Freundin fast zeit-           versöhnt: „Wenn ich jetzt dort spazieren gehe, bergen alle
                                         Zugewandte Bescheidenheit                                                     tages in Stuttgart – und Mitglied des Präsidiumsvorstands       gleich ein Kind. „Da haben wir uns überlegt, dass es doch        Wege Erinnerungen.“ Auch an ihre geliebte Großmutter,
                                         Wenn die 58-Jährige Fragen dazu in ihrem Büro im Erb-                         des Kirchentages –, gefragt, ob sie es sich vorstellen könne,   wunderbar wäre, wenn wir eine ökumenische Taufe                  in deren Haus an der Hardt, einem der ältesten Stadt-
                                         großherzoglichen Palais, dem Sitz des Bundesgerichtshofes                     Präsidentin des dritten Ökumenischen Kirchentages zu            erleben könnten. Das hat auch geklappt – und die ganze           parks in Deutschland, sie in den ersten sechs Jahren mit
                                         in Karlsruhe, beantwortet, relativieren sich die Entfernun-                   werden. „Das war eine schwierige Entscheidung. Denn             Gemeinde hat die offene Atmosphäre inspiriert.“                  vielen Cousinen und Cousins aufgewachsen ist. Aber auch
                                         gen. Und das liegt nicht nur daran, dass die zierliche                        mir war von Anfang an klar: Wenn wir das 2021 machen                                                                             die Landschaft im Bergischen gefällt der passionierten
                                         Juristin Läuferin ist – und in guten Zeiten zweimal in                        – dann muss dabei auch ein Ergebnis herauskommen.               Lösungen finden                                                  Wanderin. Die gigantischen Rhododendren. Weite Wege.
                                         der Woche zehn Kilometer läuft. Es ist diese ruhige, sehr                     Andererseits: Probleme und Schwierigkeiten in der Welt          Schon während ihres Studiums ist der parteilosen Juristin        Bettina Limperg geht sie gerne.
                                         konzentrierte, sehr zugewandte Haltung. Und diese                             können wir nur gemeinsam lösen. Und gelebte Ökumene             klar, dass sie Richterin werden möchte. Am Amtsgericht
                                         Bescheidenheit, die ihre Art ist, Menschen und Themen                         ist in den meisten Gemeinden doch schon ganz selbstver-         – vielleicht sogar am Landgericht. Eine Karriereplanung
                                         mit Respekt ernst zu nehmen.                                                  ständlicher Alltag.“                                            hatte sie nie. „Ich hatte aber immer sehr viel Glück.

                             6           Nr. 1/18                                                     Porträt                                                                                                                                          Porträt                                             Nr. 1/18   7
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Suche Frieden
                                                                                                                                                      Katholikentag lädt vom 9. bis 13. Mai nach Münster ein

                                                                                                                                                      Unter dem Leitwort „Suche Frieden“ veranstalten das Zentralkomitee
                                                                                                                                                      der Katholiken (ZdK) und das Bistum Münster als gastgebende

                                                                                                                          Foto: DEKT/Jenna Dallwitz
                                                                                                                                                      Diözese vom 9. bis 13. Mai 2018 den 101. Deutschen Katholiken-
                                                                                                                                                      tag in Münster. Mehr als 1000 Veranstaltungen wird es geben:
                                                                                                                                                      Höhepunkte sind Großkonzerte, unter anderem mit Götz Alsmann
                                                                                                                                                      und den „Alten Bekannten“ – die viele noch als Wise Guys kennen.
                                                                                                                                                      Aber auch zu den großen Gottesdiensten an Christi Himmelfahrt
                                                                                                                                                      und zum Abschluss werden Zehntausende in Münster erwartet. Teilnehmende können sich außerdem auf eine Nacht
                                                                                                                                                      der Lichter von Taizé und auf Podiumsdiskussionen, beispielsweise mit dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier,

Klare Worte in Dortmund!                                                                                                                              freuen. Und auch der kolumbianische Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos wird erwartet. Eckart
                                                                                                                                                      von Hirschhausen tritt bei verschiedenen Veranstaltungen auf, mehr als 4000 Sängerinnen und Sänger werden bei
                                                                                                                                                      einem Konzert auf der Bühne stehen. Workshops, Beratungsangebote, Ausstellungen und ein Kabarettprogramm runden
                                                                                                                                                      das Programm ab. katholikentag.de
    Die Themen für den Kirchentag 2019 stehen fest
      Ein Kirchentag entsteht: Präsidialversammlung und Präsidium des Kirchentages haben Anfang März in Schwerte
      rund 50 Projekte und Themen um die Losung „Was für ein Vertrauen“ (2. Könige 18,19) verabschiedet. Ab Sommer
      2018 werden ehrenamtliche Programmgremien die voraussichtlich etwa 2000 Veranstaltungen planen. Und damit
      gibt es schon jetzt einen Vorgeschmack auf einige der großen thematischen Schwerpunkte des 37. Deutschen                                        Martin Stöhr verabschiedet
      Evangelischen Kirchentages in Dortmund: Digitalisierung, Arbeit, soziale Teilhabe und Europa.
                                                                                                                                                                                            Mit großem Dank hat die Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen beim Deut-
    Vertrauensverlust und gute Nachrichten                                                                                                                                                  schen Evangelischen Kirchentag auf ihrer Jahrestagung Gründungsmitglied
      Kirchentagspräsident Hans Leyendecker erwartet in Dortmund einen Kirchentag der klaren Worte, der „nicht in                                                                           Martin Stöhr verabschiedet. Der emeritierte Professor für Systematische Theologie
      Harmonie ertrinkt“ und der auch dort hinsieht, wo „es wehtut“, um Ängste und Verunsicherungen zu hören und                                                                            an der Universität-Gesamthochschule Siegen und Ehrenpräsident des Inter-
      ernst zu nehmen: „Dortmund ist der ideale Ort, um wesentliche Inhalte gegen die manchmal schon modische                                                                               nationalen Rats der Christen und Juden (ICCJ) ist einer der profiliertesten
      und oft auch hysterische Untergangsstimmung zu setzen, und es wird deshalb auch den Kirchentag der guten                                                                              Vertreter der ökumenischen Theologie und des christlich-jüdischen Dialogs in
      Nachrichten geben.“                                                                                                                                                                   Deutschland. Der ehemalige Direktor der Evangelischen Akademie Arnoldshain

                                                                                                                                                      Foto: von Gehren/EKHN
      Generalsekretärin Julia Helmke führt aus: „Es geht um eine gesellschaftliche Mitte, die erodiert. Wir sehen Angst                                                                     war langjähriger Vorsitzende der Martin-Niemöller-Stiftung und erhielt für seine
      vor Armut, Zukunftsunsicherheit und Sprachverlust im Umgang miteinander. Das Vertrauen in die großen gesell-                                                                          Verdienste um das christlich-jüdische Gespräch 1983 die theologische Ehren-
      schaftlichen Institutionen ist erschüttert. Wie gehen wir damit um, was können wir entgegensetzen? Was bedeutet                                                                       doktorwürde der Universität Heidelberg. 1984 ehrte ihn die Stadt Gießen mit der
      hierbei Gottvertrauen?“                                                                                                                                                               Hedwig-Burgheim-Medaille. 2016 erhielt Stöhr die Martin-Niemöller-Medaille
                                                                                                                                                                                            der hessen-nassauischen Kirche. ag-juden-christen.de
    Roter Faden: Migration und Integration
      Die Themenfelder Migration, Integration und gesellschaftliche Partizipation werden sich wie ein roter Faden durch
      den Kirchentag und seine Vorbereitung ziehen. Die großen internationalen Herausforderungen der Friedens- und
      Entwicklungspolitik werden unter anderem in einem International Peace Centre behandelt – ein Mitwirkungsan-                                     Einladung zur Mitwirkung
      gebot gerade für nichteuropäische Gäste des Kirchentages.
                                                                                                                                                      Die Kreativen, die Musikerinnen, die Aussteller und
    Sport als neues Themenfeld                                                                                                                        Künstlerinnen sind ab Mitte April eingeladen, sich

                                                                                                                                                                                                                                                                          Foto: DEKT/Nadine Malzkorn
      Und in einer Stadt wie Dortmund darf natürlich auch das Thema Sport nicht fehlen: Wie religiös ist Fankultur auf-                               beim Kirchentag als Mitwirkende zu bewerben. Für
      geladen? Welche ethischen Herausforderungen ergeben sich aus dem Leistungsprinzip und finanziellen Aspekten                                     die Bereiche „Gottesdienste“, „Markt der Möglichkei-
      rund um den Sport? Zu den genannten Schwerpunkten kommen zahlreiche weitere Zentren, Programmtage und                                           ten“, „Messe im Markt“, „Kinder und Jugend“ sowie
      Themen, mit denen sich Kirchentage seit vielen Jahren auseinandersetzen. Dazu gehören Bibel und Gottesdienst,                                   „Kultur“ werden wieder viele engagierte Menschen
      Barrierefreiheit und Geschlechterfragen, Stadt und Umwelt sowie der interreligiöse Dialog.                                                      gesucht. Über die Zulassung entscheiden ab Herbst
                                                                                                                                                      ehrenamtliche Projektleitungen. Bewerbungsschluss
    Ausblick auf den ÖKT                                                                                                                              ist der 30. September 2018, für die Messe im Markt der 30. November 2018. Die Anmeldung für Bläser- und Sängerchöre
      Eine wichtige Rolle – gerade auch im Hinblick auf den dritten Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt am Main                                      ist bis zum 15. Januar 2019 möglich. Alle weiteren Informationen sowie Bewerbungsformulare für die aktive Beteiligung
      2021 – werden die Themen Ökumene und Abendmahl spielen.                                                                                         am nächsten Kirchentag in Dortmund sind im Internet abrufbar. kirchentag.de/mitwirken

8    Nr. 1/18                                    Kirchentag                                                                                                                                        Meldungen                                               Nr. 1/18           9
Der Kirchentag Das Magazin - kirchentag.de - cloudfront.net
Aline Seel: Die historische Nähe der Verbrechen des       oder konservativ. In Deutschland ist das ein Randthema
                                                                                                                                                                       Nationalsozialismus war in den Jahren nach 1945 deutli-        oder nur in speziellen historischen Kursen zu finden.
                                                                                                                                                                       cher spürbar. Die existentielle Bedrohung des Judentums
                                                                                                                                                                       war viel präsenter und das Verschweigen der Mehrheits-         Wie gewinnt man junge Menschen für das Thema?
                                                                                                                                                                       gesellschaft war massiv. Hier hat sich vieles geändert. Doch      Aline Seel
                                                                                                                                                                                                                                                     »
                                                                                                                                                                       es bleiben Kernthemen: Wie gehen wir um mit gewalt-
                                                                                                                                                                       belasteter Vergangenheit? Wie können wir als Christen-                       …
                                                                                                                                                                       menschen eine lernende und dialogische Beziehung zum               Unser Ziel ist es, mehr
                                                                                                                                                                       Judentum gewinnen? Darüber hinaus ist wichtig, dass die
                                                                                                                                                                                                                                       Begegnungsräume zwischen
                                                                                                                                                                       jüdische Gemeinschaft in Deutschland heute sehr plural
                                                                                                                                                                       ist. Viele Jüdinnen und Juden haben Lebensgeschichten,             den Generationen und
                                                                                                                                                                       die sich von den direkten Nachkommen der Überlebenden             Religionen zu schaffen.
                                                                                                                                                                       stark unterscheiden, das verändert auch das Gespräch.
                                                                                                                                                                                                                                                    …
                                                                                                                                                                       Wo steht der christlich-jüdische Dialog heute?                                            «
                                                                                                                                                                           Micha Brumlik: Wir sind auf einem guten Wege der           Wir hatten zum Beispiel Stipendiatinnen und Stipendi-
                                                                                                                                                                       versöhnten Verschiedenheit. Ich glaube, es ist nicht           aten des jüdischen Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks

                                                                                                                                     Alle Fotos: Christian Lietzmann
                                                                                                                                                                       möglich, sie letztlich zu überwinden, aber wenn man            beim Kirchentag dabei. Die Neugier aufeinander war
                                                                                                                                                                       sich wechselseitig in Respekt und Akzeptanz wahr-              groß, gleichzeitig gab es auch viel Vorsicht und Abwehr
                                                                                                                                                                       nimmt, ist das schon viel. Das passiert nicht nur in           gegenüber Zuschreibungen. Junge Jüdinnen und Juden
                                                                                                                                                                       unserer Arbeitsgemeinschaft, sondern auch weltweit.            wollen nicht als Repräsentanten des Judentums auf der
                                                                                                                                                                                                                                      Bühne stehen, sondern als Mitglieder einer vielfältigen
                                                                                                                                                                           Aline Seel: In Deutschland wurde viel von den Lan-         Gemeinschaft. Gleiches gilt ja auch für Christinnen und
                                                                                                                                                                       deskirchen angestoßen und es gibt viele Menschen, die          Christen! Wir sind hier auf einem spannenden Weg und

Dialog auf Augenhöhe
                                                                                                                                                                       sich für eine gute und bleibende Verbindung zum                wichtig ist mir, den hiermit verbundenen Problemlagen
                                                                                                                                                                       Judentum einsetzen. Doch klar ist auch, in Wissenschaft        nicht auszuweichen.
                                                                                                                                                                       und Gemeinde gibt es noch viel zu tun. Wie kann eine
1961 gründete sich die AG Juden und Christen beim Deutschen Evangelischen Kirchentag.                                                                                  nicht-antijüdische Schriftauslegung aussehen? Wie kön-             Micha Brumlik: Ich erlebe allerdings, dass der Zeit-
                                                                                                                                                                       nen wir Gottesdienste so feiern, dass sie das Judentum         geist ein anderer ist. Jüdinnen und Juden interessieren
Über Entwicklungen und Herausforderungen für den christlich-jüdischen Dialog sprechen
                                                                                                                                                                       als Geschwisterreligion wahr- und ernstnehmen?                 sich viel stärker für den Islam als das Christentum. Das
der ehemalige jüdische Vorsitzende der AG, Micha Brumlik, und Pfarrerin Aline Seel, Mitglied                                                                                                                                          hängt natürlich auch viel mit dem Israel-Palästina-
im Vorstand.                                                                                                                                                           Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?                    Konflikt zusammen – da übt der Islam bei theologisch
                                                                                                                                                                          Aline Seel: Es stellt sich die Frage, welche Rolle Reli-    interessierten jungen Jüdinnen und Juden eine größere
           Der Kirchentag – Das Magazin: Sie gehören unterschied-        Micha Brumlik: Ich möchte das Stichwort „Geschwis-                                            gionen in einer säkularisierten Gesellschaft spielen?          Faszination aus.
       lichen Generationen und Religionen an und beschäftigen sich   terreligion“ aufgreifen. Früher hat man noch von Mutter-                                          Jüdische und christliche Gemeinden stehen vor ähnli-
       beide intensiv mit dem jüdisch-christlichen Dialog – welche   religion Judentum und Tochterreligion Christentum                                                 chen Fragen: Wie gestalten wir Gemeindeentwicklung?
       Motivation treibt Sie an?                                     gesprochen, mittlerweile wissen wir, dass das religions-                                          Wie gewinnen wir Nachwuchs? Wie können wir uns
           Micha Brumlik: Eines meiner ersten Motive, mich mit       historisch – nicht unbedingt theologisch - falsch ist. Es                                         gemeinsam für eine Gesellschaft einsetzen, in der Men-
       dem Christentum und dem christlich-jüdischen Dialog zu        sind beides Religionen, die in der späten Antike entstan-                                         schen ohne Angst verschieden sein können.
       beschäftigen, war der Umstand, dass der christliche Anti-     den sind und sich auf die hebräische Bibel beziehen.
       judaismus eine verheerende Rolle in der Geschichte des            Für mich war der christlich-jüdische Dialog wichtig,                                              Micha Brumlik: Darüber hinaus habe ich den Ein-
       Abendlandes gespielt hat, mit gleitenden Übergängen in        weil ich über ihn gelernt habe, die Evangelien und die                                            druck, dass das Interesse von Christen am Judentum
       den modernen Antisemitismus. Ich habe mich mit dem            Schriften des Neuen Testaments als Zeugnisse jüdischer                                            größer ist als umgekehrt. Ich kenne, abgesehen von
       Christentum beschäftigt, um es gleichsam zu entgiften         Glaubensgeschichte kennenzulernen.                                                                ein paar Spezialistinnen und Spezialisten, nicht viele
       von den antijüdischen, antisemitischen und antijudaisti-                                                                                                        Jüdinnen und Juden, die sich in besonderer Weise für
       schen Vorurteilen.                                            Wenn Sie an die Anfänge denken – wie hat sich der christlich-                                     das Christentum interessieren. Und auch in der Rabbiner-
           Aline Seel: Ich habe einen Freiwilligendienst mit Akti-   jüdische Dialog entwickelt?                                                                       ausbildung ist das kein Thema – ob orthodox, liberal
       on Sühnezeichen Friedensdienste gemacht und mit Holo-             Micha Brumlik: Mein Eindruck ist, dass die Gesell-
       caust-Überlebenden gearbeitet. Als ich begann, Theologie      schaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit im                                                Zur Person:
       zu studieren, war ich erschrocken über die fehlende theo-     Wesentlichen – und das ist nicht abfällig gemeint –                                               Aline Seel ist Pfarrerin in Entsendung am Institut Kirche
       logische Bearbeitung der Shoah. Das Christentum hatte         Honoratiorenveranstaltungen waren, in denen der gute                                              und Judentum sowie in der Evangelischen Luisen-Kirchen-
       versagt gegenüber dem Judentum als seiner Geschwister-        Wille bekundet wurde. Das war wichtig, und wir sind                                               gemeinde in Berlin Charlottenburg. Sie war langjährige Mit-
       religion. Für mich wurde die Frage zentral, wie sich das      dankbar dafür. Im Laufe der Zeit hat sich die Beziehung                                           arbeiterin bei Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V.
       Christentum ohne Gewalt und Abwertung auf das Juden-          zwischen Juden und Christen religionshistorisch und                                               und ist Mitinitiatorin des Netzwerks antisemitismus- und
       tum beziehen kann.                                            theologisch jedoch vertieft. Heute ist der Dialog auch                                            rassismuskritische Religionspädagogik und Theologie.
                                                                     ein Aufruf zu Toleranz und Akzeptanz.

10     Nr. 1/18                                      Interview                                                                                                                                                        Interview                                              Nr. 1/18      11
Der Kirchentag Das Magazin - kirchentag.de - cloudfront.net
Zur Person:
                                                                                                                                                                                                Prof. Dr. Micha Brumlik war Professor am Institut für Allge-
     Wäre eine Erweiterung des Dialogs – also jüdisch-christlich-   jüdisch-christliche Lehrinhalte analysiert. Da gibt es                                                                      meine Erziehungswissenschaft der Goethe-Universität
     muslimisch – vorstellbar?                                      großen Nachholbedarf.                                                                                                       Frankfurt und ist seit Oktober 2013 Senior Advisor am Zent-
        Micha Brumlik: Ich bin absolut dafür, wobei man                                                                                                                                         rum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg. Von 2000 bis
     darauf achten muss, dass das eine das andere nicht             Welche Themen stehen an – auch im Hinblick auf den Kirchen-                                                                 2005 leitete er das Fritz-Bauer-Institut Frankfurt am Main,
     ersetzt. Und das scheint mir gegenwärtig so ein biss-          tag in Dortmund?                                                                                                            das Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte
     chen der Trend zu sein. Ich bin sehr für eine trialogi-            Aline Seel: Auf unserer Agenda steht die Identitäts-                                                                    und Wirkung des Holocaust. Als Publizist und Autor veröf-
     sche Beziehung, aber diese kann den Dialog zwischen            frage. Was heißt das eigentlich, wenn wir denn                                                                              fentlichte er Sachbücher, Essays und Artikel zur Geschichte
     Judentum und Christentum nicht ablösen.                        Geschwister sind? Also wie jüdisch ist christlich und                                                                       des Judentums und zeitgenössischen jüdischen Themen.
                                                                    wie christlich ist jüdisch? Gibt es da eine produktive
         Aline Seel: Das sehe ich ähnlich. Denn es gibt so viel     Identitätskonfusion der Religionen? Das ist im Hin-
     in unserem Gespräch, das noch nicht abgearbeitet ist           blick auf die Nationalisierung Europas ein gesamtge-                                                                        dings muss das sorgfältig vorbereitet und nachbereitet
     und noch zu entdecken gilt. Der schon erwähnte Para-           sellschaftliches Thema. Nationale Identitätskonstruk-                                                                       werden. Und man sollte nicht den Eindruck entstehen
     digmenwechsel von Mutter- zu Geschwisterreligion.              tionen werden durch den Rechtspopulismus befördert.                                                                         lassen, dass das ein Dauerthema ist – lieber einmal
     Außerdem: wie kann eine Christologie aussehen, die             Dazu haben wir jüdisch-christlich etwas zu sagen. Das                                                                       intensiv und gründlich. Auch der Kontakt zu Zeitzeu-
     Jesus als Juden wirklich wahr- und ernstnimmt? Als             gilt auch für Fragen der Migrationsgesellschaft. Ich                                                                        gen ist wichtig. Es muss jedenfalls effektiv verdeutlicht
     Religionen stehen wir bleibend nah am Abgrund einer            glaube, das interreligiöse Gespräch hat eine gesell-                                                                        werden, dass im Holocaust das höchste Prinzip unserer
     gewaltbelasteten Vergangenheit. Damit sensibel und             schaftliche Verantwortung, sich gegen hermetische                                                                           Verfassung, die Würde des Menschen, in einer bis
     theologisch verantwortlich umzugehen, das bleibt eine          Identitätskonstruktionen von Volk, Kultur, Nation und         sogar weniger erschrocken, weil sie diese Tendenz kennen      dahin nicht vorstellbaren Weise verletzt worden ist.
     Aufgabe. Das sind Themen, die unsere Arbeit in der             Religion zu wehren und Alternativen zu leben.                 und wissen, dass es sie gibt. Auch schon lange vor 1945.
     Arbeitsgemeinschaft prägen.                                                                                                  Eine neue Entwicklung ist, dass antisemitische Äußerungen         Aline Seel: Ich glaube auch, dass frühkindliche inter-
                                                                       Micha Brumlik: Mich interessiert der Grundsatz             wieder salonfähig werden. Ich finde das sehr erschreckend.    religiöse Bildung enorm wichtig ist. Schon früh müssen
     Woran arbeitet die AG zurzeit?                                 unserer Verfassung, das Grundgesetz, die Würde des                                                                          Stereotypen durchbrochen werden.
         Aline Seel: Uns geht es um einen Dialog auf Augen-         Menschen. Es gibt christliche Konservative, die darin             Micha Brumlik: Für mich ist das Internet eine Art
     höhe. Wir entwickeln kreative Formate, die neue Blick-         das zentrale Thema des Christentums sehen, der Gottes-        generalisierter und verbreiteter Stammtisch. Und da           Ein Blick in die Zukunft: Was wünschen Sie sich für das christ-
     winkel auf Themen ermöglichen. In Berlin haben wir             ebenbildlichkeit. Aber das ist so nicht ganz richtig.         gibt es Hetze, auch gegen andere Gruppen. Gegen               lich-jüdische Gespräch und die AG?
     eine Veranstaltung gehabt mit dem Titel: „Juden fragen         Die Gottesebenbildlichkeit wurzelt in der hebräischen         Frauen, gegen Homosexuelle, gegen Muslime, das ist                Micha Brumlik: Für die AG wünsche ich mir, dass es
     Christen“. Da wurden die Rollen getauscht und Chris-           Bibel. Das rabbinische Judentum ist schon sehr früh zu        unglaublich, was man da lesen kann. Und das meist             uns gelingt, dass Einführungen in das Judentum ein
     tinnen und Christen mussten Rede und Antwort stehen            entsprechenden Formulierungen bezüglich der Würde             anonym. Das hat sehr wesentlich etwas mit dem Medi-           verpflichtendes und prüfungsrelevantes Thema für
     zu Fragen an ihre Religion und Glaubenspraxis. Verän-          des einzelnen Menschen als eines Abbildes Gottes              um zu tun. Die interessante Frage ist, ob dieses Medium       künftige Pfarrerinnen und Pfarrer werden. Und dass wir
     dert hat sich auch unsere Öffentlichkeitsarbeit, wir sind      gekommen. Das ist ein Thema, dem wir uns auch in              dazu verleitet, sich noch stärker in diese Richtung zu        noch mehr jüngere Mitglieder für unsere AG gewinnen
     offensiver geworden, haben eine neue Internetseite,            politischer Hinsicht nähern müssen. Da hat das Juden-         äußern, oder ob diese Vorbehalte, Vorurteile und              können. Allgemein bin ich gespannt, ob und wie sich
     gehen nach außen und versuchen, das Gespräch aus               tum viel einzubringen.                                        Ressentiments ohnehin bereits vorhanden waren und             Judentum, Christentum und Islam als europäische Reli-
     seiner Nische rauszuholen. Der Dialog braucht zwar                                                                           jetzt nur eine Plattform finden.                              gionen verstehen werden.
     nach wie vor einen großen Schutzraum, aber wir möch-              Aline Seel: Ein zentrales Thema ist auch der Antise-
     ten den christlich-jüdischen Dialog weiter öffnen.             mitismus, der immer enthemmter spürbar ist.                   Was kann der christlich-jüdische Dialog bewirken?                Aline Seel: Als Christin wünsche ich mir, dass wir
                                                                                                                                      Micha Brumlik: In den Institutionen, zu denen wir         mehr Geschwisterlichkeit leben, in dem Sinne: Wenn das
                     »
        Micha Brumlik:                                              Wie erleben Sie den Antisemitismus in Deutschland?            Zugang haben, christliche Gemeinden, die Lehramts-            Judentum verletzt wird, werde auch ich verletzt. Über-
                                                                        Micha Brumlik: Der öffentlich geäußerte Antisemi-         ausbildung, Schulklassen, kann er vielleicht etwas            haupt sollten wir berührter werden, insgesamt, die Kirche
                    …
                                                                    tismus tritt oft als sogenannter israelbezogener Anti-        bewirken. Aber an Stammtische ranzukommen, da bin             und der Kirchentag.
          Wir verstehen uns als                                     semitismus, in der Kritik am Staat Israel, zutage. Aber       ich eher pessimistisch.
          Lobbygruppe. Daher ist                                    schaut man ein Stockwerk tiefer oder direkt ins Inter-
                                                                    net, dann hat man jede Menge alten rassistischen, ver-            Aline Seel: Wir haben auf dem Kirchentag Antisemi-        Jüdisch-christlicher Thinktank
      es uns ein Anliegen, dass der
                                                                    schwörungstheoretischen Antisemitismus, der den               tismus-Workshops angeboten. Ich glaube, Bildung ist           1961 gegründet, hat sich die AG Juden und Christen beim
      jüdisch-christliche Dialog                                    Staat Israel nicht braucht. Ich glaube zwar nicht, dass       überhaupt das Wichtigste. Das gilt gerade für die Religi-     Deutschen Evangelischen Kirchentag zu einem Thinktank
         in die Grundausbildung                                     der Antisemitismus quantitativ in Deutschland zuge-           onspädagogik, wo das Thema Antisemitismus leider              für jüdisch-christliche Gespräche in Deutschland entwickelt.
     evangelischer Theologinnen                                     nommen hat. Aber wie und unter welchen Umständen              kaum eine Rolle spielt. Wir dürfen nicht dabei stehen-        Sie setzt Impulse über den Kirchentag hinaus für eine neue
                                                                    dieser dann in Gewalt mündet, das ist eine andere Frage.      bleiben, ein möglichst positives Bild über das Judentum       Verständigung zwischen Juden und Christen. Auf den Kirchen-
     und Theologen aufgenommen                                      Ich nehme wahr, dass nicht wenige, vor allem junge            zu vermitteln. So werden Stereotype reproduziert.             tagen gestaltet sie maßgeblich das Zentrum „Juden und
                   wird.                                            muslimische Männer sich entsprechend äußern und                                                                             Christen“ mit verschiedensten Veranstaltungen, Vorträgen,
                    …                                               keineswegs nur israelbezogen. Darüber darf man aber           Wie kann das aussehen?                                        Podiumsdiskussionen, Lesungen und Ausstellungen.
                                                                    nie vergessen, dass der gemessene Antisemitismus in               Micha Brumlik: Ich glaube, es ist wichtig, dass jüngere   ag-juden-christen.de
                                   «                                der deutschen Bevölkerung insgesamt keineswegs                Kinder in Kindertagesstätten und Grundschulen gemein-
                                                                    geringer ist.                                                 sam die wichtigen Feste begehen. Jugendliche ab 14 Jahren
     Da drängen wir sehr stark drauf. In einem Projekt der                                                                        sollten sich mit der Geschichte des Holocaust auseinan-       Interviewerin: Britta Jagusch ist Redakteurin des Magazins
     AG wurden dazu Curricula des Theologiestudiums für                 Aline Seel: Ich glaube, die Menschen, die sich schon      dersetzen und auch Konzentrationslagergedenkstätten           „Der Kirchentag“ und arbeitet als Journalistin in Frankfurt
     Pfarramt und Lehramt in Bezug auf jüdische und/oder            länger mit Antisemitismus beschäftigen, die sind vielleicht   oder Vernichtungslagergedenkstätten besuchen. Aller-          am Main.

12   Nr. 1/18                                        Interview                                                                                                                  Interview                                                  Nr. 1/18        13
Der Kirchentag Das Magazin - kirchentag.de - cloudfront.net
durch Medien, Fakultäten und gesellschaftliche Gruppen                       Vielfalt christlicher Konfessionen
                                                                                                                                                                                                                                                       aufgearbeitet? Jetzt gehe es vorrangig um den Islam!                         Am Anfang der christlichen Lehrentwicklung stehen viele
                                                                                                                                                                                                                                                           Noch immer ist eine unhaltbare Geschichtsideologie                       Christologien, nicht eine. Die Vielfalt der christlichen
                                                                                                                                                                                                                                                       zur Religions- und Kirchengeschichte aufzuarbeiten.                          Konfessionen verdankt sich nicht den Abspaltungen von
                                                                                                                                                                                                                                                       Nach ihr hat die Kirche als das „neue“ oder „wahre“ Israel                   einem einst einheitlichen Urbekenntnis als vielmehr den
                                                                                                                                                                                                                                                       das jüdische Volk als Gottes Zeuge abgelöst, weil das                        unterschiedlichen Akzentsetzungen der neutestament-
                                                                                                                                                                                                                                                       jüdische Volk Jesus als Messias abgelehnt habe. Deshalb                      lichen Autoren sowie den Einflüssen unterschiedlicher
                                                                                                                                                                                                                                                       sei es enterbt und die „Tochter“ Kirche an die Stelle der                    sozialer, kultureller oder staatlicher Kontexte und Epo-
                                                                                                                                                                                                                                                       „Mutter“ Israel getreten. Beide jedoch sind Geschwister                      chen. Paulus schreibt zwei Generationen vor dem Zeit-
                                                                                                                                                                                                                                                       auf Augenhöhe, weil sie auf dem Grund der gemeinsa-                          diagnostiker und Apokalyptiker Johannes oder dem Ethi-
                                                                                                                                                                                                                                                       men, wenn auch unterschiedlich gelesenen Hebräischen                         ker Jakobus. Die Evangelien sind nicht jeweils aus einem
                                                                                                                                                                                                                                                       Bibel leben.                                                                 Guss geschrieben, sondern Materialsammlungen, die auf
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    „Augenzeugen und Diener des Wortes“ (Luk 1,4) zurück-
Foto: DEKT/Jens Schulze

                                                                                                                                                                                                                                                       Jesus bleibt Jude                                                            gehen. Werden die Worte der Bibel als „Dogmen“ fixiert,
                                                                                                                                                                                                                                                       Der Jude Jesus hatte wie die Urchristenheit keine andere                     sind sie gleichsam „zerreißfeste Weltanschauungen“
                                                                                                                                                                                                                                                       Heilige Schrift. Er ist mit seinem Sterben und Leben und                     (Robert Musil) oder Erlasse irgendeiner „Hauptverwal-
                                                                                                                                                                                                                                                       mit seiner Botschaft keineswegs im Gegensatz zum                             tung ewiger Wahrheiten“ (Robert Havemann), leblos,
                                                                                                                                                                                                                                                       Judentum zu definieren. Er verließ seine jüdische                            aber lebensgefährlich.
                          Eine Herzensangelegenheit! Zur Gala „50 Jahre christlich-jüdischer Dialog” hatte das Zentrum Juden und Christen auf dem Kirchentag in Dresden 2011 eingeladen –                                                              Gemeinde nie, rang in ihr und mit ihr um das rechte
                          im Gespräch: Avi Primor, ehemaliger israelischer Botschafter (2. v. l.) und Kirchentagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt (2. v. r.).
                                                                                                                                                                                                                                                       Verständnis der Bibel. Das „Ich aber sage euch …“ in der                     Im lebendigen Gespräch bleiben
                                                                                                                                                                                                                                                       Bergpredigt ist keine Antithese zum Alten Testament,                         Die Texte der Bibel stammen aus tausend Jahren,
                                                                                                                                                                                                                                                       sondern seine Auslegung. Wird das vergessen, werden                          entfalten sich, enthalten Widersprüche, setzen in neuen

                          Gemeinsam in Verschiedenheit                                                                                                                                                                                                 die jüdische Bibel, also auch der größte Teil der christli-
                                                                                                                                                                                                                                                       chen Bibel, wie das Judentum zu bloßen Vorgeschichten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Situationen und anderen Zeiten neue Schwerpunkte.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Kirche und Israel sind in einem lebendigen Gespräch mit
                          Eine politisch-theologische Perspektive auf das christlich-jüdische Gespräch. Martin Stöhr                                                                                                                                   des Christusgeschehens. Dabei steht für Israel wie für die                   und über Gott und die Welt unterwegs. Wie – darüber
                                                                                                                                                                                                                                                       Kirche die Vollendung des Gottesreiches, für die Christen                    geht in der rabbinischen Literatur wie bei den Kirchen-
                                       Nach dem Stand der christlich-jüdischen Gespräche zu                           Nie wieder …                                                                                                                     die Wiederkehr des Christus aus. Der christliche Glaube                      vätern eine lebendige Diskussion. Wege zu Gottes Wahr-
                                       fragen heißt an die Ausgangspunkte zu erinnern, die poli-                      Anfangs stellte sich pädagogisch und politisch die Frage,                                                                        an Jesus als den Messias unterscheidet Juden und Chris-                      heit verfügen nicht über sie, aber sie ist als „Stückwerk“
                                       tisch und theologisch zu bedenken sind: den Versuch,                           ob und was aus den Verbrechen der Vergangenheit zu                                                                               ten, schafft aber weder eine christliche Überlegenheit                       (so Paulus 1 Kor 13) zu erkennen. Erst ein Staatskirchen-
                                       das europäische Judentum zu vernichten, den Beitrag des                        lernen ist. Der Satz „Nie wieder“ sagt heutigen Generatio-                                                                       noch ein jüdisches Defizit.                                                  tum nach Konstantin verlangt im Imperium Romanum
                                       theologischen Antijudaismus zum Judenhass sowie –                              nen nach Shoah und Krieg wenig bis nichts. Politisches                                                                                                                                                        eine einheitliche Lehre.
                                       positiv – die Existenz des Staates Israel.                                     und gesellschaftliches Engagement, Einüben von Kritik
                                                                                                                      und Selbstkritik gehören dazu, gerade wenn Antisemitis-                                                                                                                                                       Positive Wende
                                     Zwischen Vergessen und Aufklärung                                                mus, Islamophobie und Antiziganismus wachsen. Es wird                                                                                                                                                         Am 10.9.2000 spricht in der „New York Times“ ein Auf-

                                                                                                                                                                                            Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-P060361 / CC-BY-SA 3.0
                                     In Berlin 1961 arbeiten Juden mit Christen erstmals                              gefragt, wie ethische Verantwortung in und von großen                                                                                                                                                         ruf vieler jüdischer Wissenschaftler und Rabbiner von
                                     gleichberechtigt in einem interreligiösen, öffentlichen                          und kleinen Organisationen wahrzunehmen ist. Und                                                                                                                                                              einer dramatischen und positiven Wende in den christ-
                                     Diskurs auf dem Kirchentag. Er ist asymmetrisch. Die                             das in einer Welt, die immer stärker vernetzt ist, deren                                                                                                                                                      lich-jüdischen Beziehungen – nach „2000 Jahren, in
                                     Minderheit der überlebenden Juden reist aus ihrem Exil                           Wissen sich rasant vermehrt, während das Gewissen Ein-                                                                                                                                                        denen das Judentum als Vorläufer-Religion des Chris-
                                     an und kommt in eine Mehrheitsgesellschaft, in der lieber                        zelner und von Institutionen sowie eine Ethik zu Gerech-                                                                                                                                                      tentums“ nur wahrgenommen wurde. Vielleicht be-
                                                                                 vergessen als                        tigkeit und Verantwortung, Freiheit und Frieden leicht ins                                                                                                                                                    schreibt das einige Schritte auf dem Weg, den der russi-
                          Zum Autor: Prof. em. Martin Stöhr lehrte Theologie aufgeklärt                               Hintertreffen geraten.                                                                                                                                                                                        sche Religionsphilosoph Wladimir Solovjov um 1900 in
                          an der Universität Siegen und war zuvor Leiter         wird. Es gab                                                                                                                                                                                                                                       seiner „Erzählung vom Antichrist“ für das Ende der Tage
                          der Evangelischen Akademie Arnoldshain. Er ist         wenige Wider-                        Aufarbeitung notwendig                                                                                                                                                                                        visionär sieht (nach Micha 4,1-5): Die Völker der Welt
                          ehrenamtlich engagiert in Gremien des jüdisch-         ständige. Was                        Das allzu leicht gebrauchte Wort vom „gemeinsamen                                                                                                                                                             ziehen gemeinsam, aber in Konfessionen unterschieden
                          christlichen Dialogs und der Ökumene.                  trieb sie an? Es                     jüdisch-christlichen Erbe“ beschwört etwas, was es hier-                                                                                                                                                      nach Jerusalem, dem Zentrum des jüdischen Volkes.
                                                                                 wird wissen-                         zulande kaum gab. Und es darf nicht als Bollwerk gegen                                                                        Geburtsstunde der AG Juden und Christen – der Kirchentag in West-Berlin 1961.       Sie werden jeweils angeführt von einem Patriarchen
                                     schaftlich und mit Zeitzeugen gefragt, wie und warum                             Islam und Säkularismus in Stellung gebracht werden. Zu                                                                                                                                                        Johannes, einem Papst Petrus und einem Professor Pauli.
                                     die Kirchen mit allen gesellschaftlichen Organisationen                          den Schwierigkeiten des heutigen Dialogs gehört, dass                                                                            Messianisch hoffen beide. Der Ruf zur Umkehr im Alltag                       Solovjov sieht orthodoxe Theologie und Kirche reprä-
                                     sowie die meisten Christen und Nichtchristen abseits                             unsere Gesellschaft und viele ihrer Institutionen gespal-                                                                        durch Johannes den Täufer und durch Jesus angesichts                         sentiert durch „Johannes“, das heißt die neutestament-
                                     standen, als die jüdischen Gemeinden und ihre Gottes-                            ten sind. Blockiert die Bildung von einem „Pro-Israel-                                                                           des nahen Gottesreiches ist ein biblisch-prophetischer                       lichen Schriften, die seinen Namen tragen. Petrus, als
                                     häuser zerstört wurden. Die demokratische Verfassung                             Lager“ und einem „Pro-Palästina-Lager“ die notwendige                                                                            Ruf „heute, so ihr seine Stimme hört“ (Ps 95,7; Hebr                         erster Inhaber des römischen Bischofssitzes, vertritt die
                                     der Weimarer Republik mit Menschenrechten, Gerechtig-                            öffentliche Debatte? Stimmt die Meinung, in der histori-                                                                         3,7.15). Eine Kernfrage muss beantwortet werden: Wie                         römischen Katholiken. Für die Protestanten steht der
                                     keit und Freiheit fand wenig Verteidiger, während Antise-                        schen, theologischen und pädagogischen Arbeit der                                                                                können Christen sich zu Jesus, dem Messias, dem Chris-                       Apostel Paulus, dessen Theologie die Reformation und
                                     mitismus und Nationalismus mit Befürwortern und sie                              letzten Jahrzehnte seien die Fehlentwicklungen in den                                                                            tus mit guten biblischen Gründen bekennen, ohne den                          ihre Wirkungsgeschichte weitgehend prägen.
                                     verstärkenden Gleichgültigen rechnen konnten.                                    deutsch-jüdischen und christlich-jüdischen Beziehungen                                                                           jüdischen Glauben als defizitär abzuwerten?

                          14           Nr. 1/18                                                  Leitartikel                                                                                                                                                                                                                 Leitartikel                                              Nr. 1/18   15
Der Kirchentag Das Magazin - kirchentag.de - cloudfront.net
Trauer verbindet
                                                                                                                                                                      Die Israelis und Palästinenser, die sich an diesem Morgen     Palästinenser getroffen“, schrieb die Schülerin Mira
                                                                                                                                                                      in Jerusalem treffen, verbindet die Grundüberzeugung:         anschließend an den Parents Circle, „aber dieses Treffen
                                                                                                                                                                      „Wir müssen miteinander reden!“ Und sie verbindet noch        hat mir die Augen geöffnet: Wir müssen auch ihre Pers-
                                                                                                                                                                      etwas: ein großer Schmerz. Sie alle haben Kinder oder         pektive kennenlernen und nicht immer nur unsere
                                                                                                                                                                      nahe Angehörige durch den Konflikt zwischen ihren Völ-        sehen.“ Von einem „crack in my mind“ – einem „Durch-
                                                                                                                                                                      kern verloren. Sie sind Teil des Parents Circle – Families    bruch im Bewusstsein“ – sprach ein anderer Schüler.
                                                                                                                                                                      Forum, in dem sich rund 600 israelische und palästinen-           In der gegenwärtigen politischen Realität treffen sich
                                                                                                                                                                      sische Familienangehörige mit ähnlichen Schicksalen           Israelis und Palästinenser fast nicht mehr. Vor allem die

                                   Versöhnung
                                                                                                                                                                      zusammengeschlossen haben. Statt weiteres Blutvergie-         jungen Leute beider Völker lernen sich nicht mehr ken-
                                                                                                                                                                      ßen wollen sie sensibilisieren, dass es auch in den ver-      nen. Um noch mehr junge Menschen zu erreichen, als

                                   statt Rache
                                                                                                                                                                      feindeten Lagern Menschen mit Trauer und Ängsten aber         über die Schulbesuche möglich ist, hat der Parents Circle
                                                                                                                                                                      auch Versöhnungsbereitschaft gibt. Gemeinsam setzen           ein Online-Projekt initiiert. Auf einer Facebook-Seite
                                                                                                                                                                      sie sich in Israel und in den palästinensischen Gebieten      namens „Crack in the Wall“ können Interessierte in ihrer
                                                                                                                                                                      aktiv für Gewaltlosigkeit und den Dialog ein.                 eigenen Sprache zu Wort kommen, für die andere Seite
                                                                                                                                                                          Ahmed fuhr eines Abends mit seiner Familie durch          werden die Zeilen übersetzt. Zur Community gehören
                                                                                                                                                                      Bethlehem, als ein Scharfschütze des israelischen Militärs    bereits 34.000 Nutzerinnen und Nutzer.
                                                                                                                                                                      auf sein Auto zielte. Seine achtjährige Tochter Najla war
                                                                                                                                                                      sofort tot. Der Attentäter, auf den der Scharfschütze         Friedensbotschaft gegen Verzweiflung
                                                                                                                                                                      gewartet hatte, fuhr dieselbe Automarke wie Ahmed.            „In unseren beiden Gesellschaften erfahren Menschen,
                                                                                                                                                                      Ahmeds Leben brach zusammen. Dann erhielt er einen            die Angehörige verloren haben, großen Respekt“, schreibt
                                                                                                                                                                      Anruf: „Darf ich Sie besuchen?“, fragte der Anrufer aus       Benny im Jahresbericht des Parents Circle. „Diese Wert-
                                                                                                                                                                      Israel auf Englisch. „Ich habe auch eine Tochter verloren.“   schätzung und unsere toten Kinder verpflichten uns, für
                                                                                                                                                                      Ahmed sprach mit seiner Frau und dachte lange nach.           die Zukunft unserer Völker zu arbeiten.“ Immer wieder
                                                                                                                                                                      „Ich hatte Angst“, sagte er. „Wie kann ich einen Israeli in   betonen die Mitglieder der Organisation: „Wenn wir mit-

                                                                                                                                     Alle Fotos: The Parents Circle
                                                                                                                                                                      meinem Haus empfangen? Ein Israeli hat meine Tochter          einander reden können, die wir das Schlimmste erlebt
                                                                                                                                                                      erschossen.“ Und dann sagte er dennoch zu.                    haben, dann kann es jeder.“ Sie ziehen daraus vor allem
                                                                                                                                                                                                                                    den Schluss, mit ihrer Botschaft an die Öffentlichkeit zu
                                                                                                                                                                      Erste Schritte                                                gehen, es nicht zuzulassen, dass die Menschen in ihren
                                                                                                                                                                      So fing alles an, und es begann mit einer großen Erschüt-     Gesellschaften sich mit dieser Situation arrangieren,
                                                                                                                                                                      terung. Ahmed und seine Frau hatten beim ersten Treffen       verzweifeln und verrohen.
                                                                                                                                                                      leise angefangen, von der Tötung ihrer Tochter zu erzäh-          Während des letzten Krieges im Gazastreifen hatte
Der Parents Circle verbindet Israelis und Palästinenser, die Kinder oder nahe Angehörige                                                                              len. „Plötzlich sah ich Tränen in Bennys Augen, ich spürte    der Parents Circle im Sommer 2014 über viele Wochen
bei gewaltsamen Auseinandersetzungen ihrer Völker verloren haben. Hanna Lehming                                                                                       seinen Schmerz – er weinte um seine Tochter und um            ein „Friedenszelt“ in Tel Aviv aufgebaut. Mitglieder –
                                                                                                                                                                      meine“, erzählt Ahmed. „Das hat mich erschüttert.“ Der        Palästinenser und Israelis – diskutierten dort jeden Tag
                                                                                                                                                                      Tod wartete auf Shira, Bennys Tochter, als sie in der Stadt   mit Passanten. Die Stimmung im Land war aufgeheizt,
          Es ist Freitagmorgen in Jerusalem. Benny ist einer von        an den Checkpoints gerade aussieht, die Israel von                                            Buntstifte einkaufen wollte. Zufällig kam sie mit ihren       und manche Gespräche wären eine echte Herausforde-
          neun jüdischen Israelis, die in einem Seminarraum des         Palästina trennen. Heute hat das Warten „nur“ eine                                            Freundinnen in dem Moment an einem Café vorbei, als           rung. Aber die Mitglieder sind überzeugt: „Wir haben
          Holocaust-Museums Yad Vashem auf ihre palästinensi-           Stunde gedauert. Dann rollt der Kleinbus aus der                                              sich dort ein palästinensischer Attentäter in die Luft        keine Wahl. Die Gewalt wird nur aufhören, wenn wir
          schen Freundinnen und Freunde warten. Sie wollen              Westbank um die Ecke.                                                                         sprengte. Shira war sofort tot. Najla und Shira wurden nur    miteinander reden!“
                                                gemeinsam die Aus-                                                                                                    acht Jahre alt. Ihre Väter verbindet heute mehr mitein-
Zur Autorin: Hanna Lehming ist Pastorin         stellung über den       Es gibt keine Normalität                                                                      ander als mit manchen ihrer israelischen oder palästinen-     www.theparentscircle.com
im Nahost-Referat des Zentrums für Mission      Völkermord an den       Es gibt keine Normalität im Leben von Palästinensern.                                         sischen Freunde.
und Ökumene – Nordkirche-Weltweit.              europäischen Juden      Und es gibt keine Normalität in der Begegnung von Israelis
                                                besuchen. Zuletzt       und Palästinensern. Angesichts des andauernden Kon-                                           Begegnungen ermöglichen
          waren sie gemeinsam in Lifta, einem im 1948er-Krieg           flikts und der Allgegenwart der Besatzung verweigert                                          „It will not stop until we talk!“ – „Die Gewalt wird nicht
          zerstörten arabischen Dorf. Dort setzten sie sich mit dem     mittlerweile die große Mehrheit der Palästinenser jeden                                       aufhören, bis wir anfangen, miteinander zu reden!“, lautet
          palästinensischen Trauma der Vertreibung auseinander.         Dialog mit Israelis. Kontakte mit Israelis, so die Begrün-                                    das Motto des Parents Circle – Families Forum, der sich          Spendenkonto:
              Doch wenn Israelis mit Palästinensern aus den             dung, gaukelten eine Normalität vor, die in der Wirklich-                                     besonders in der Kinder- und Jugendarbeit engagiert.             Zentrum Mission und Ökumene
          besetzten palästinensischen Gebieten zusammenkom-             keit nicht existiere. Wer sie trotzdem für wichtig und                                        Mit jeweils zwei Mitgliedern – immer einem palästinen-           IBAN: DE77 5206 0410 0000 1113 33
          men wollen, ist Geduld gefragt. Fast nie geht es glatt. Für   sinnvoll hält, muss damit rechnen, als Verräter angesehen                                     sischen und einem israelischen – geht die Organisation           BIC: GENODEF1EK1 (Evangelische Bank)
          jedes Treffen in Israel brauchen die Palästinenser eine       zu werden. Auch in Israel verschärft sich der Ton. Wer für                                    in Schulen. Benny und Ahmed sind eins der Teams, die             Stichwort: „Projekt 4009, Parents Circle“
          Ausreisegenehmigung. Die Beantragung dauert, und              Dialog und Gerechtigkeit eintritt, muss mit offenen                                           regelmäßig mit Schülerinnen und Schülern der                     (Stichwort bitte unbedingt angeben)
          auch wenn sie da ist, weiß man nicht, wie die Situation       Anfeindungen rechnen.                                                                         Abschlussklassen reden. „Ich habe vorher noch nie einen

16        Nr. 1/18                                   Parents Circle                                                                                                                                                        Parents Circle                                              Nr. 1/18   17
Der Kirchentag Das Magazin - kirchentag.de - cloudfront.net
Zur Person:
                                                                                                                              Zwi Rappoport ist stellvertreten-
                                                                                                                              der Vorsitzender des Landesver-
                                                                                                                              bandes der Jüdischen Gemein-
                                                                                                                              den von Westfalen-Lippe und
                                                                                                                              Vorstandsmitglied der jüdischen
                                                                                                                              Kultusgemeinde Groß-Dortmund.
Foto: privat

               Zwi Rappoport und seine Ehefrau bei der Channukah-Feier im Dezember 2017 in der jüdischen Gemeinde Dortmund.

               Plädoyer für Toleranz und Respekt!
                                                                                                                                                                           Ein zunehmender Antisemitismus ist nicht nur bundesweit, sondern auch
                                                                                                                                                                           konkret in Dortmund spürbar – was muss getan werden?

               Wie gestaltet sich jüdisches Leben in Deutschland heute? Fünf Fragen an Zwi Rappoport,                                                             Es trifft leider zu, dass auch Mitglieder der jüdischen Gemeinde, sei es in der Schule, sei es im Berufsleben,
               stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe.                                                    vermehrt Erfahrungen von Hass und Bedrohung erleben. Unsere Gemeinde wird rund um die Uhr von der Polizei
                                                                                                                                                                  und einem eigenen Sicherheitsdienst überwacht. Ich mache mir Sorgen um die Kinder und Jugendlichen, die in
                                                                                                                                                                  einer solchen nicht normalen Situation aufwachsen müssen.
                                                                                                                                                                      Der Grad des Antisemitismus sagt viel über den demokratischen Zustand einer Gesellschaft aus. Es ist daher
                                                                                                                                                                  eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe aller demokratischen Kräfte, gegen jede Art von Judenhass die Stimme zu
                                       Wie erleben Sie im Landesverband die aktuellen Entwicklungen                                                               erheben und die Werte der jüdisch-christlichen Zivilisation durchzusetzen.
                                       innerhalb der jüdischen Gemeinden?

                           Unsere Mitglieder beobachten die aktuellen politischen Entwicklungen mit großer Sorge. Insbesondere die Erfolge
                           der Populisten in ganz Europa, aber auch die Bedrohung durch die islamistische Gewalt empfinden sie als eine Gefahr                             Brauchen wir eine andere Erinnerungskultur?
                           für unsere Demokratie. Ohne Toleranz und Respekt vor dem Anderen ist ein friedliches Zusammenleben nicht zu
                           verwirklichen.
                                                                                                                                                                  Die Frage nach einer zeitgemäßen Erinnerungskultur ist heute wichtiger denn je. Offensichtlich haben die bis-
                                                                                                                                                                  herigen ritualisierten Formen des Gedenkens nicht ausgereicht, um Antisemitismus, Rassismus und Fremden-
                                                                                                                                                                  feindlichkeit entscheidend zu schwächen. Ich bin ziemlich ratlos, wenn ich sehe, wie sich eine Schlussstrichmenta-
                                       Die jüdische Gemeinde in Dortmund ist die sechstgrößte in Deutschland.                                                     lität in der Mitte der Gesellschaft breitmacht. Vielleicht brauchen wir eine bessere Ausbildung der Multiplikatoren,
                                       Wie gestaltet sich das jüdische Leben in der Ruhrmetropole?                                                                insbesondere der Lehrer, vielleicht helfen gut vorbereitete Besuche in Gedenkstätten, um Empathie zu wecken.

                           Die jüdische Gemeinde Dortmund ist heute eine lebendige, aktive Gemeinde. Im Jahre 1989 hatte sie gerade noch
                           300 Mitglieder und war vom Aussterben bedroht. Durch die Entscheidung der damaligen Bundesregierung, Juden aus
                           der ehemaligen Sowjetunion als sogenannte Kontingentflüchtlinge nach Deutschland einreisen zu lassen, wuchs die                                 2019 kommt der Kirchentag nach Dortmund, was wünschen Sie sich
                           Mitgliederzahl der Gemeinde innerhalb kürzester Zeit auf fast 4000 Mitglieder an.                                                               vom Kirchentag?
                               Dies bedeutete für die Gemeinde eine große Herausforderung, denn es mussten Strukturen geschaffen werden, um
                           die Neuankömmlinge hier heimisch werden zu lassen. Auf diese von der Öffentlichkeit kaum beachtete Integrations-                       Vom Kirchentag wünsche ich mir: mehr Empathie für den Staat Israel. Israel ist nicht irgendein Staat im Nahen
                           leistung sind wir und alle anderen jüdischen Gemeinden in Deutschland sehr stolz.                                                      Osten. Es ist die Heimat der Überlebenden des Holocausts und ihrer Nachfahren. Und die meisten Juden in
                               Leider ist die Zahl unserer Mitglieder inzwischen unter 3000 gesunken. Ursache der geringeren Mitgliederzahl ist                   der Diaspora sehen in Israel, unabhängig davon, wie sie zu der jeweiligen Regierungspolitik stehen, eine zweite
                           einerseits der Umstand, dass die Möglichkeit der Zuwanderung seit 2005 drastisch begrenzt worden ist, und anderer-                     Heimat oder mindestens eine Zufluchtsstätte. Vor diesem Hintergrund wünsche ich mir, auch von manchen
                           seits, dass die Gemeinde einen hohen Altersdurchschnitt hat.                                                                           evangelischen Kreisen, mehr Sensibilität und Verständnis.

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