Die Schweizer Landwirtschaft 2022 - Verfasst vom Landwirtschaftlichen Informationsdienst LID Redaktion und Texte: Renate Hodel und Jonas Ingold ...
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Verfasst vom Landwirtschaftlichen Informationsdienst LID Redaktion und Texte: Renate Hodel und Jonas Ingold 22. Dezember 2022 Die Schweizer Landwirtschaft 2022 1 / 32
Trockenheit und Hitze wirkten sich aus Zusammenfassung. Die Schweiz blickt Für die Kartoffeln waren Hitze und auf ein äusserst warmes Jahr zurück: Trockenheit nicht optimal, trotzdem Sie verzeichnete den viertmildesten brachten die Produzentinnen und und einen äusserst niederschlags- Produzenten eine kleine, dafür aber armen Frühling sowie den zweit- qualitativ gute Kartoffelernte ein. Noch wärmsten Sommer seit Messbeginn bleibt abzuwarten, welchen Einfluss die 1864. Der Sommer brachte ausge- Sommerhitze auf die Lagerfähigkeit prägte Hitzeperioden und zur Hitze der Kartoffeln haben wird. gesellte sich über längere Zeit ein massiver Regenmangel. Das forderte Hohe Produktionskosten die Landwirtschaft heraus. Und obwohl In der Gemüsebranche gab es einen die Niederschläge schliesslich kamen, guten Saisonbeginn im Frühjahr, im wartete auch der Herbst mit überdurch- Sommer sorgte die Trockenheit für schnittlichen Werten auf. Bewässerungsbedarf und teils Restriktionen bei der Wasserentnahme. Gute Ernten mit Qualität Dennoch konnten die Mengen im Während das Vieh unter der Hitze litt, Vergleich zu 2020 gehalten werden schadeten die hohen Temperaturen und jene vom nassen 2021 wurden den Reben und dem Obst kaum. Zwar deutlich übertroffen. Die Branche sind sowohl die Trauben als auch das kämpft derzeit mit dem immer höheren Obst dieses Jahr kleiner, dafür umso Druck auf den Pflanzenschutz sowie süsser. Und die Hitze sorgte den gestiegenen Produktionskosten. ausserdem für einen frühen Ernte- beginn. Die Beerenproduktion konnte Die Getreide- und Ölsaatenernten zulegen, beim Obst gab es eine durch- haben sich vom letztjährigen schnittliche, aber gute Ernte. schwachen Jahr erholt. Beim Brot- Grundsätzlich dürfte das Jahr 2022 als weizen liegt die Ernte um rund 100’000 fruchtvolles Jahr in die Annalen Tonnen über dem Vorjahr bei eingehen. geschätzten knapp 380’000 Tonnen. Auch die Qualität ist dieses Jahr gut. 2 / 32
Tiefer Zuckergehalt Beim Energieholz kam es zu einer für die Bei den Zuckerrüben wird es nicht das Waldbesitzer willkommenen Preis- prognostizierte Spitzenjahr, allerdings steigerung, denn im Schweizer dürften auch die Rübenproduzentinnen Durchschnitt ist die Holzernte seit Jahren und Rübenproduzenten zufrieden sein: defizitär. Zwar fiel der Zuckergehalt deutlich hinter Weiterhin im Trend liegen die Schweizer die Erwartungen zurück, trotz der Pilze, gegen Herbst stieg der Konsum extremen Hitze im Sommer stimmen die und der Inlandanteil bei Champignons Erträge aber. So dürfte nach Abschluss liegt trotz fehlendem Grenzschutz bei gut der Rübenkampagne in den Werken zwei Dritteln, bei Edelpilzen bei 50 Aarberg und Frauenfeld ein positives Prozent. Deutlich ausgebaut wurde die Fazit gezogen werden. Bioproduktion. Wald und Pilze im Aufwind Die Milchmenge verzeichnet eine leicht Die Waldwirtschaft spürte den Ukraine- sinkende Tendenz und auch die krieg deutlich, die Nachfrage nach Käseproduktion hat dieses Jahr, nach Brennholz verzehnfachte sich teilweise. 3 / 32
einer etwas gesteigerten Produktion im Wie bereits in den letzten Jahren Jahr 2021, wieder etwas abgenommen. befindet sich die Pouletproduktion im Aufwind. Für die Alpen war das Jahr 2022 besonders herausfordernd: Wasser- und Ein leichter Rückgang ist beim Rind- und Personalmangel sowie die Wolfsituation Kalbfleisch zu verzeichnen. belasteten viele Alpbetriebe stark. Glücklicher als im Vorjahr dürfen die Imkerinnen und Imker auf ihre Ernte Eier- und schauen. Nach dem witterungsbedingt Schweinemarkt in Bedrängnis historischen Tief liegt die Honigernte Nachdem Eier während der letzten dieses Jahr wieder im Normalbereich beiden Pandemiejahren stark gefragt und es gab überdurchschnittliche waren, kam dieses Jahr nun die Frühlings- und ansprechende Sommer- Ernüchterung und der Eiermarkt geriet Honigernten. aus dem Lot. Weil man in den letzten beiden Jahren aufgestockt hat, herrschte dieses Jahr über die meiste Zeit eine Überproduktion, die sich an einer schleppenden Nachfrage die Zähne ausbiss. Während des Konsumanstiegs der Coronaviruszeit hatten auch die Schweinehalterinnen und -halter die Produktion erhöht, was nun negative Auswirkungen hat. Ein zu grosses Inlandangebot sorgt für einen noch nie dagewesenen Preiszerfall. Und obwohl vom Gesamtangebot des Schweinefleischs rund 61 Prozent Labelanforderungen erfüllen, werden tatsächlich nur etwa 30 Prozent mit Mehrwert verkauft. 4 / 32
Deutlich zu warm und trocken Die Vorzeichen für das neue Jahr Zur Hitze gesellte sich über längere Zeit liessen einen Hitzesommer fast ein massiver Regenmangel. In der erahnen: Der Winter zeigte sich Periode von Mai bis Mitte August fiel landesweit mild, regional sehr sonnig laut Bundesamt für Meteorologie und und im Süden sehr trocken. Auf der Klimatologie in der Schweiz regional so Alpensüdseite wurde lokal der wenig Regen wie nie in den letzten 140 zweitmildeste, der sonnigste und der Jahren. In der Westschweiz fehlte zweittrockenste Winter seit Messbeginn gebietsweise die Regenmenge von fast verzeichnet, wie MeteoSchweiz zwei normalen Sommermonaten. schreibt. Im Verhältnis am mildesten präsentierte sich der Februar mit Auf zu warme und zu trockene Monate landesweit knapp 2 Grad über der folgte ab Mitte September eine kurze Norm. Auf der Alpensüdseite blieb es Kälteperiode: In den Bergen sank die zudem in allen drei Wintermonaten Schneefallgrenze bis auf 1’400 Meter anhaltend sehr schnee- respektive über Meer hinunter und der niederschlagsarm. Herbstbeginn brachte schliesslich auch Niederschlag – zumindest in der Das trockene und warme Wetter zog westlichen Landeshälfte. Die sich mehrheitlich auch durch den Alpensüdseite und die angrenzenden Frühling und gipfelte schliesslich in Gebiete hatten weiterhin nur einem Hitzesommer. Die Schweiz unterdurchschnittliche Mengen zu verzeichnete den viertmildesten verzeichnen. Die Abkühlung war auch Frühling seit Messbeginn 1864. nur von kurzer Dauer und die Herbsttemperaturen waren gesamthaft Auf den überdurchschnittlich sonnigen allzu mild. Der rekordwarme Oktober Frühling folgte der zweitwärmste und die weit überdurchschnittliche Sommer, den die Schweiz seit Novemberwärme führten im Messbeginn erlebt hat und ausgeprägte landesweiten Mittel zum drittwärmsten Hitzeperioden mit sich brachte. Die Herbst seit Messbeginn 1864. Hitze setzte im Juni ungewöhnlich früh ein und zog sich bis im August weiter. 6 / 32
Obst & Beeren: Sonnenverwöhnt und frühreif Wetterbedingt konnten die Schweizer Gut ein Drittel der 530 Hektaren Produzentinnen und Produzenten rund Anbaufläche von Erdbeeren wird in der eine Woche oder zum Teil noch früher mit Schweiz mittlerweile so geschützt. Auf der Ernte von Obst und Beeren beginnen. dieser Fläche wurden dieses Jahr gut Die überdurchschnittliche Anzahl Sonnen- 6’700 Tonnen Erdbeeren geerntet, was stunden wirkte sich grundsätzlich positiv ungefähr dem Fünfjahresdurchschnitt und auf die Qualität der Früchte aus und die knapp einem Drittel des Marktbedarfes meisten Regionen blieben auch von Frost entspricht. und Unwetter verschont. Aufgrund des sehr warmen Preisdruck bei den Beeren Sommerwetters reiften auch die anderen Erdbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Beeren in konzentrierter Menge – die Brombeeren und Johannisbeeren Wetterverhältnisse führten dazu, dass die erfreuen sich weiterhin wachsender Strauchbeeren rund eine Woche früher Beliebtheit und laut dem Schweizer reif waren als im Vorjahr. Rund 2’300 Obstverband konnte auch die Tonnen Himbeeren und 705 Tonnen Inlandproduktion weiter zulegen. Die Heidelbeeren kamen dieses Jahr aus warmen Wetterbedingungen im Frühling einheimischem Anbau auf den Markt. und Sommer waren ausserdem ideal für Hohe Temperaturen sind besonders bei Beeren. So profitierten die Schweizer Brombeeren sehr beliebt, was bei der Erdbeeren vom Frühlingswetter und Brombeerernte von rund 530 Tonnen für grössere Schäden wegen Frost gab es sehr süssen und fruchtigen Geschmack kaum. Laut Obstverband setzen sorgte. Die inländische Brombeeren- Produzentinnen und Produzenten auch produktion deckt mit 63 Prozent einen immer öfter auf Witterungsschutzsysteme hohen Anteil des Gesamtkonsums ab. wie Folientunnel oder Regenkappen- Dieser Wert wird nur von Johannisbeeren systeme. Damit ist es möglich, die mit einem Inlandanteil von gut 80 Prozent Inlandversorgung zu erhöhen und übertroffen. Ernteausfälle zu vermeiden. 8 / 32
Während sich die Produzentinnen und zurückschauen und es gab sonnen- Produzenten über eine ausgezeichnete verwöhnte Früchte von ausgezeichneter Qualität der Beeren freuen konnten, steigt Qualität. So ernteten die Schweizer der Preisdruck laut Obstverband Obstbäuerinnen und -bauern gemäss kontinuierlich. Allgemein werde Obstverband dieses Jahr gut 2’100 festgestellt, dass die Beeren zum fest- Tonnen Kirschen – eine Menge, die rund gelegten Richtpreis stark unter Druck 15 Prozent unter der Schätzung liegt, da stünden und Rabatte und Aktionen immer die Hitzewelle im Juni Einfluss auf die mehr zur Regel würden, da die Beeren zu Kalibergrössen hatte. In der Normalpreisen immer weniger verkauft Nordwestschweiz, der grössten werden könnten. Der permanente Kirschenanbauregion, dezimierte zudem Importdruck und die Einkaufsstrategien der Frühjahresfrost die Ernte um rund 30 im Einzelhandel wirkten sich auf die Prozent. inländischen Preise aus. Diese Ent- wicklung sei schon seit einigen Jahren Die Sommerhitze hatte Einfluss auf die feststellbar und habe sich dieses Jahr Kalibergrösse der Zwetschgen und damit auf die Gesamtmenge. Auf rund 304 weiter akzentuiert. Hektaren wurden dieses Jahr gut 3’430 Ein hervorragendes Steinobstjahr Tonnen geerntet. Die Steinobstkampagne verlief erfolgreich Bei den Brennzwetschgen betrug die und die Produzentinnen und Produzenten Erntemenge rund 2’500 Tonnen. Die können auf ein gutes Erntejahr mit Aprikosen hatten kaum mit der Hitze zu durchschnittlichen Erträgen zurück- kämpfen und die Erntemenge lag dieses Jahr ein Viertel über dem Fünfjahres- durchschnitt: Gut 6’430 Tonnen Schweizer Aprikosen wurden geerntet. Die Ernte war in Bezug auf die Qualität gut, allerdings trat im letzten Drittel der Aprikosen-kampagne die Kirschessigfliege vermehrt auf und verursachte erhebliche Einbussen. 9 / 32
Frühreife Äpfel und Birnen Dieses Jahr konnten frische Äpfel rund sechs Tage früher genossen werden als üblich. Denn die guten Wetter- bedingungen beschleunigten den Reifungsprozess. Per Ende November betrug der Lagerbestand von Tafeläpfeln gut 54’640 Tonnen und lag damit 2’360 Tonnen unter dem angestrebten 7’921 Tonnen und sind damit rund 1’300 Ziellagerbestand von 57’000 Tonnen. Im Tonnen höher als im Jahr 2021. Die Vergleich zum Vorjahr ist der Bestand Innerschweiz war während der Blüte von 4’620 Tonnen tiefer und liegt auch 6,5 frostigen Temperaturen betroffen, was Prozent unter dem 10-Jahresschnitt. den Behang schmälerte. Derweil profitierten die Birnenkulturen im Wallis Die diesjährige Apfelernte blieb also hinter von besseren Wetterverhältnissen als den Vorjahresertragsmengen zurück – so letztes Jahr. fiel der Ertrag pro Hektare Äpfel im Wallis dieses Jahr beispielsweise sogar um die Die Mostobsternte blieb mit rund 54’000 Hälfte kleiner aus als noch letztes Jahr. Tonnen Mostäpfeln und 3’300 Tonnen Dies ist auf die extremen Wetter- Mostbirnen leicht unter den Erwartungen. bedingungen während der Ausdünnung Grund hierfür ist die lange Trockenperiode zurückzuführen. Trotzdem ist die im Juli und August, die dazu führte, dass diesjährige Ernte laut Obstverband über die grösstenteils unbewässerten Hoch- alle Sorten gesehen mehrheitlich eine stammbäume einen Teil ihrer Früchte erfreuliche Ernte mit grossen Kalibern, frühzeitig verloren. Die vielen Sonnen- einer schönen Ausfärbung und in guter stunden hatten dafür positive Aus- Qualität. wirkungen auf die Qualität: Das Mostobst ist aromatischer und süsser als in Bei den Tafelbirnen kann insgesamt von anderen Jahren. Dies zeigen auch die einer mittleren Ernte gesprochen werden, Oechslegehalte, die mit rund 51 Oechsle- wobei die Sortenunterschiede gross sind. grad ungefähr 2,5 Grad über den Werten Die Vorräte betrugen per Ende November der letzten drei Jahre liegen. 10 / 32
Gemüse: Die Produktion ist stark gefordert Der Saisonbeginn startete im Frühling Hofläden profitierten während der sehr gut und blieb bis in den Sommer Coronaviruspandemie von einem über den Absatzmengen der letzten Aufschwung. Dieser Trend flachte zwei Jahre. Der Sommer war sehr wieder ab und die Direktvermarktung trocken und in einigen Regionen kam kam 2022 auf Absatzmengen wie es zu Einschränkungen bei der 2019. Die Absatzmärkte in der Bewässerung. «Trotzdem konnten die Gastronomie haben sich normalisiert. Mengen im Vergleich zu 2020 gehalten Die Gemüseproduktion war und ist werden, lagen aber deutlich über dem aber weiterhin gefordert: «Der Druck sehr nassen Sommer 2021», sagt auf den Pflanzenschutz steigt und die Markus Waber vom Schweizer erhöhten Produktionskosten müssen Gemüseproduzentenverband. Im am Markt abgegolten werden», so Sommer gab es einen heftigen Waber. Die Planung werde durch lange Hagelzug im Tessin, von dem unter Lieferfristen und unsichere Verfüg- anderem Zucchetti betroffen waren. barkeiten von Produktionsmitteln erschwert. 11 / 32
Fantastisches Rebjahr Das Weinjahr war von ausgezeichneten Der Schaden hielt sich jedoch in Wetterbedingungen geprägt: Der Grenzen und kann das fantastische Austrieb der Reben begann sehr früh Rebjahr 2022 nicht trüben. Insgesamt und der Vorsprung von rund drei kam die grosse Hitze dieses Sommers Wochen zog sich bis in den Spät- den Weinbergen nämlich zugute und sommer und Herbst weiter. die Reben lieferten Trauben von hoher Einige Regionen litten etwas unter Qualität. Zwar setzten die Hitze und der Trockenheit, aber der Hitzesommer, fehlende Regen den Pflanzen zu und der zu einem frühen Erntebeginn Ende sorgten für kleinere Trauben. August führte, hatte keine negativen Allerdings konzentrierten sich so auch Auswirkungen auf die Qualität – ganz die Aromen, was wiederum die Qualität im Gegenteil. Kurz vor der Ernte setzte der Weine steigert. Der Jahrgang 2022 Regen ein und die Temperatur kühlte verspricht hervorragend zu werden. sich deutlich ab. Bei der Ernte konnte man sich Zeit lassen, denn das kühle Bereits ab Januar oder Februar dürfte Wetter liess die Trauben noch der neue Wein auch bereits zur nachreifen. Somit konnte dieses Jahr Verfügung stehen, da die Weinlager eine qualitative wie quantitative vielerorts leergekauft sind. Allerdings hervorragende Ernte eingefahren ist der Schweizerische Weinbauern- werden. verband über die Marktpreise besorgt. Aufgrund des starken Frankens sind Lokal gab es wegen Hagel zwar auch die Preise für ausländische Weine Einbussen und in gewissen Gebieten nämlich rückläufig und sind spät noch Parasiten und konkurrenzieren den Schweizer Wein. Krankheiten aufgetreten – wie der echte und der falsche Mehltau, die Schwarzfleckenkrankheit, der Trauben- wickler oder die Kirschessigfliege. 12 / 32
Anspruchsvolles Kartoffeljahr Das Kartoffeljahr 2022 war für die Hitze und Trockenheit wirkten sich in Produzenten erneut anspruchsvoll. diesem Jahr auch stärker auf die Während im Vorjahr die Nässe den Anbau Ertragsbildung der weiteren erschwerte, wurden die Kartoffel- Kartoffelkulturen aus als in anderen produzentinnen und -produzenten in Jahren. Dafür bereitete vor allem in der diesem Jahr von der Hitze und zweiten Vegetationshälfte die Kraut- und Trockenheit herausgefordert. Nachdem Knollenfäule kaum Probleme. «Durch den die Kartoffeln grösstenteils bei guten heissen Sommer haben die Kartoffeln Bedingungen gepflanzt werden konnten, ausserdem eine grössere entwickelten sich die Bestände zuerst Temperatursumme abbekommen und erfreulich – bei den Frühkartoffeln liessen waren daher bei der Ernte physiologisch die starke Bise und die kalten Nächte im bereits älter als in normalen Jahren», April die Kartoffelstauden jedoch erklärt Swisspatat-Geschäftsführer zunächst nur langsam wachsen. Christian Bucher. Dies stelle den Handel und die Industrie vor Herausforderungen, Die Hitzewellen im Sommer und die damit da die Kartoffeln dadurch weniger gut verbundene Trockenheit waren für die lagerfähig seien und früher zu keimen Kartoffelbestände nicht optimal, denn beginnen würden. über dem Temperaturoptimum von 25 °C nimmt das Pflanzenwachstum bei Die Ernteerträge der konventionellen Kartoffeln stark ab. Zudem war die Kartoffeln fielen aufgrund der heissen Bewässerung aufgrund von regionalen und trockenen Witterung rund 10 Prozent Bestimmungen teilweise eingeschränkt. kleiner aus als der Fünfjahresschnitt. Während die Frühkartoffelkampagne Werden die Erträge mit dem nassen noch mit erfreulichen Ernteerträgen Vorjahr in Relation gesetzt, liegen die aufwarten konnte, beeinträchtigte die diesjährigen Erträge laut der heisse Witterung zunehmend die Branchenorganisation Swisspatat aber Erntearbeiten. rund 20 Prozent über den Mengen vom nassen Vorjahr. 13 / 32
Ausserdem weisen die Kartoffeln eine gute Qualität mit weniger Mängeln auf als in einem durchschnittlichen Jahr – so waren die festgestellten Hauptmängel dieses Jahr vor allem missförmige und grüne Knollen sowie Drahtwürmer und Schnecken. Deutlich mehr Biokartoffeln Bei den Biokartoffeln konnten in diesem Jahr überdurchschnittliche Resultate erzielt werden und die Lagerbestände liegen rund 40 Prozent über dem fünfjährigen Schnitt. Trotz den guten Erträgen im Biobereich fiel die Gesamternte 2022 rund 8 Prozent tiefer aus als im Durchschnitt der letzten Jahre und für die Versorgung des Schweizer Marktes sind auch dieses Jahr Zusatz- importe notwendig. Laut Christian Bucher von Swisspatat sind Ertrags- schwankungen von plus/minus 20 Prozent bei Kartoffeln nicht aussergewöhnlich, da die Kultur sehr witterungsabhängig ist. Für die Kartoffelbranche war das aktuelle Jahr gesamthaft somit nicht ausserordentlich. 14 / 32
Ernüchternder Zuckergehalt bei den Zuckerrüben Der Start ins Rübenjahr 2022 glückte: Ertragsmengen als auch deutlich höhere Nach einem milden und trockenen Zuckergehalte als der Durchschnitt der Winter wurden die Rübensamen in der vergangenen Jahre. Die erhofften zweiten Märzhälfte bei besten flächendeckenden Niederschläge Bedingungen gesät und die jungen kamen allerdings nicht, was den Pflänzchen überstanden die kalten Ertragszuwuchs schmälerte und die Aprilnächte daraufhin gut. Dank der Zuckergehalte nahmen kaum noch zu. sommerlichen Temperaturen im Mai entwickelten sich die Zuckerrüben- Im September setzten die langersehnten pflanzen gut weiter: Bereits vor Ende Niederschläge schliesslich ein und dank Mai konnte vielerorts der Reihenschluss gleichzeitig milden Temperaturen beobachtet werden – also der Zeitpunkt, erholten sich die Rüben vielerorts von an dem die Zuckerrübenpflanzen aus der Trockenheit. Daneben entwickelten benachbarten Reihen den Raum sich die Blattkrankheiten regional zwischen den Reihen mit ihren Blättern unterschiedlich: Während in den überdecken. Der Reihenschluss hat östlichen Anbauregionen die Bestände grossen Einfluss auf die weitere mehrheitlich gesund blieben, breiteten Entwicklung der Pflanzen und ist die sich in den westlichen Regionen die wichtigste Kenngrösse überhaupt: Ein Blattkrankheiten stärker aus. Bei Reihenschluss Ende Mai verspricht hohe Cercospora zeigen sich sowohl Rübenerträge. Unterschiede zwischen den Sorten als auch zwischen behandelten und Dank feuchten und warmen unbehandelten Parzellen und das Bedingungen haben die Rübenkörper im Syndrome Basses Richesses (SBR) Juni deutlich an Gewicht zugelegt. Diese entwickelte sich vor allem in den erfreuliche Entwicklung wurde daraufhin Regionen Vully und Seeland stark. durch die Hitze und die Trockenheit aber etwas gebremst. Trotzdem versprachen Mit den Niederschlägen gab es auch die prognostizierten Zahlen aus den einen Mengenzuwachs – allerdings auf ersten Proberodungen sowohl höhere Kosten von sinkenden Zuckergehalten. 15 / 32
Die Niederschläge führten zu aus als die effektiven Erträge, weil dort Neuaustrieb bei den Blättern, was der Bruttozuckerertrag und nicht der gleichzeitig die Zunahme der Zucker- Nettozuckerertrag errechnet wird. So gehalte bremste. Das zeigten auch die bewegen sich die die durchschnittlichen Auswertungen weiterer Proberodungen: bereinigten Zuckererträge in den So wurde bei den östlichen westlichen Anbauregionen nun um 10,5 Erhebungsparzellen ein Spitzenwert von Tonnen pro Hektare und in den östlichen 100 Tonnen Ertrag pro Hektare Regionen um 12,8 Tonnen pro Hektare. gemessen, die durchschnittlichen Trotz der witterungsbedingt tiefen Zuckergehalte von 16,2 Prozent fielen Zuckergehalte und der extremen aber deutlich unter den fünfjährigen Wachstumsbedingungen sind dies laut Mittelwert. Trotzdem liess der der Schweizer Zucker AG allerdings berechnete Zuckertrag von 13,6 Tonnen nach wie vor erfreuliche Ergebnisse. pro Hektare nach wie vor eine gute Derweil dauert die diesjährige Rübenernte erwarten. Kampagne bis nach Weihnachten an. Dies einerseits aufgrund der grösseren Dieser Wert musste während laufender Rübenmenge und andererseits, weil die Rübenkampagne in den beiden Werken Rüben mit fortschreitender Kampagne in Aarberg und Frauenfeld noch weiter aufgrund von Qualitätsunterschieden nach unten korrigiert werden – zunehmend schwieriger zu verarbeiten allerdings fallen die geschätzten Erträge sind, was sich in einer reduzierten in den Proberodungen fast immer höher Fabrikleistung zeigt. 16 / 32
Getreideernte erholt sich Die Getreideernte 2021 war geprägt gelegen. Dieses Jahr liegt die Menge mit durch witterungsbedingt tiefe knapp 5’000 Tonnen deutlich tiefer. Erntemengen. Dieses Jahr sieht es besser aus, die Erträge der Kulturen Sowohl bei Gerste, Hafer und Triticale als erholten sich. auch beim Körnermais überstiegen die Erntemengen das Vorjahr. Beim Brotweizen liegt die Ernte mit Insgesamt wurden 426’874 Tonnen provisorisch erhobenen 377’725 Tonnen Futtergetreide geerntet. Im Vorjahr um fast 100’000 Tonnen über dem waren es 449’864 gewesen. Der Vorjahr und nur knapp unter der Ernte Rückgang ist wie erwähnt auf die tiefere von 2020. Die Ernte startete wegen des Menge nicht backfähiges Brotgetreide trockenen und sonnigen Frühlings und zurückzuführen. Sommers früh. Die Erntequalität des Weizens ist gut. Beim Dinkel wird 2022 die höchste Ernte der letzten Jahre eingebracht, die Branchenorganisation für Getreide, Ölsaaten und Eiweisspflanzen swiss granum geht von einer Ernte von 27’492 Tonnen aus. Insgesamt liegt die Ernte des backfähigen Brotgetreides bei 415'250 Tonnen und damit praktisch auf dem Niveau von 2020. Im Vergleich zu 2021 liegt die Ernte um fast 38 Prozent höher. Deutlich gesunken ist dementsprechend die Menge an nicht backfähigem Brotweizen, die jeweils im Futtersektor vermarktet wird. Sie hatte 2021 mit über 87’000 Tonnen auf Rekordniveau 17 / 32
Ölsaaten übertreffen 30 Prozent Plus Vorjahr deutlich bei den Eiweisspflanzen Bei den Ölsaaten ist Raps die wichtigste Deutlich gesteigert wurde die Ernte der Kultur. 92’059 Tonnen wurden 2022 Eiweisspflanzen. Eiweisserbsen, geerntet. Damit wird die Vorjahres- Ackerbohnen, Lupinen, Mischel mit produktion von 77’030 Tonnen deutlich Getreide und Linsen legten allesamt zu, übertroffen. In der Rahmenvereinbarung so dass die Ernte bei 15'266 Tonnen und mit den Ölmühlen ist die Abnahme vom knapp 30Prozent höher als im Vorjahr zu 106’000 Tonnen garantiert, eine Menge, liegen kam. die nicht erreicht werden konnte. Auch die Sonnenblumenernte erholte sich gemäss den provisorischen Zahlen und lag mit 14’578 Tonnen auf dem höchsten Wert seit 2019. Hier sieht die Rahmenvereinbarung die garantierte Abnahme vom 14’000 Tonnen vor. Insgesamt lag die Ernte der Ölsaaten bei 115’120 Tonnen und damit um rund 22 Prozent über dem Vorjahr. 18 / 32
Ein turbulentes Jahr für den Schweizer Wald Der Überfall Russlands auf die Ukraine In der Schweiz sind rund 20’000 Ende Februar prägte das Jahr 2022 auch Landwirte auch Waldbesitzer. Für viele für den Schweizer Wald. Plötzlich rückte von ihnen ist der Brennholzverkauf eine das Thema «strategische Landes- kleine, aber willkommene versorgung» in den Fokus der Nebeneinkunft. öffentlichen Aufmerksamkeit und es wurden bereits früh Überlegungen Mit der parlamentarischen Initiative angestellt, wie wir warm durch den «Preisempfehlungen auch für Holz aus Winter 22/23 kommen werden. Schweizer Wäldern» hat Ständerat Daniel Fässler, Präsident von Dies hatte zur Folge, dass sich die WaldSchweiz, das politische Instrument Nachfrage nach Brennholz regional aufgegleist, dass künftig wieder teilweise verzehnfachte und es konnte Richtpreise für Schweizer Holz ein Klopapier-Effekt beobachtet werden. ausgegeben werden können. 2022 Für die Waldeigentümer eine positive haben die zuständigen Kommissionen Nachricht, denn im Schweizer Durch- von National- und Ständerat dem schnitt ist die Holzernte seit Jahren Geschäft zugestimmt, was zeigt, dass defizitär. Die Preissteigerungen, die es die Unterstützung für waldpolitische in der Folge beim Energieholz gab, Geschäfte in Bundesbern gross ist. lassen hoffen, dass hier die dringend nötige Besserung in Sicht ist. Text: Florian Landolt, WaldSchweiz 19 / 32
Die Pilze Schweizer Pilze im Trend – Biobereich ausgebaut Schweizer Pilze geniessen die Gunst der gegen 50 Prozent mit Bio-Edelpilzen. Konsumenten. Frisch am Verkaufs- Weiter gelang es, die Bioproduktion punkt, aus der Schweiz oder gar mit durch Umstellungen von Betrieben und regionaler Herkunft, erfüllen Pilze in Zusammenarbeit mit den Abnehmern offenbar die Auswahlkriterien der bedeutend zu steigern. So wurden im Konsumentinnen und Konsumenten September im Schweizer Detailhandel beim Einkauf. Auch die Anforderungen rund 50 Tonnen Champignons in Bio- ans heutige Essen bezüglich Qualität verkauft. Das sind 40,5 Prozent Gesundheit, Kalorienarmut, schneller mehr als im Vorjahresmonat. Zubereitung und Geschmack werden Champignons erreichten damit einen erfüllt. bisher nicht erreichten Bioanteil von 16,1 Prozent. Während nach der Coronavirus- pandemie im ersten Halbjahr der Absatz «Die gemeinsame Strategie des etwas zurückging, durfte ab Herbst eine Verbandes Champignons Suisses, Pilze Konsumzunahme festgestellt werden. als gesund und vielseitig, nah und frisch, Der Produktion gelang eine vertraut und sicher sowie umwelt- Marktversorgung – dies ohne schonend zu produzieren und zu Grenzschutz und Direktzahlungen – von positionieren, wird mit den Mitgliedern gut zwei Dritteln mit Champignons und konsequent weiterentwickelt», sagt Geschäftsführer Fritz Burkhalter. 20 / 32
Die Tiere 21 / 32
Weniger Milch, weniger Käse Die Schweizer Milchproduzentinnen und Die tiefere Milchproduktion ist – Milchproduzenten werden dieses Jahr insbesondere – im ersten Quartal unter etwas weniger Milch abliefern als im anderem auf eine unterdurchschnittliche letzten Jahr. So betrug die Futterqualität zurückzuführen und auch Milchproduktion bis im Oktober knapp 3 der Milchkuhbestand hat erneut Millionen Tonnen – 2’816’092 Tonnen abgenommen. Die Käseproduktion ist konventionell produzierte Milch und um 2,3 Prozent zurückgegangen – 236’255 Tonnen Biomilch. Damit liegt insbesondere der Käseexport der die konventionelle Milchproduktion in Schweizer Premiumsorten leidet unter den ersten zehn Monaten rund 60’000 der globalen Wirtschaftslage mit einer Tonnen und damit rund 2,1 Prozent hohen Teuerung. tiefer als im Vorjahr und die Bio- milchproduktion lag bis im Oktober Fast ein Viertel der Milch wurde dieses 6’502 Tonnen oder 2,7 Prozent tiefer als Jahr zu Produkten wie Konsummilch, in der Vorjahresperiode. Gegenüber Konsumrahm, Jogurt und andere 2020 hat sich die Biomilchproduktion Molkereiprodukte wie Speiseeis allerdings um gut 4 Prozent gesteigert. verarbeitet. 22 / 32
Daneben wurde bis im Oktober 169’896 Ähnlich wie 2020 und 2021 bewegt sich Tonnen Käse produziert. Auch hier ist die Schweizer Butterproduktion die Produktion rückläufig und hat gegen- weiterhin auf einem Tiefststand. Die über der Vorjahresperiode um gut zwei Produktion verlief bis ungefähr Mitte Prozent abgenommen. Während unter Jahr gut 16 Prozent unter dem Niveau anderem die Kategorien Emmentaler vom letzten Jahr, konnte sich ab August AOP oder auch Appenzeller Käse den jedoch steigern. Bis im Oktober grössten Produktionsrückgang produzierten die Butterhersteller knapp verzeichnen, konnten Le Gruyère AOP, 30’000 Tonnen Butter, was 8,9 Prozent Tête de Moine AOP oder halbharter und unter Vorjahr ist – gegenüber 2019 ist harter Alpkäse zulegen. der Rückgang gar bei 13,7 Prozent. Während die Verkaufsmengen in den Sowohl der Import wie auch der Export beiden ersten Monaten noch leicht über von Käse haben dieses Jahr dem Vorjahr lagen, fielen sie danach bis abgenommen: Der kumulierte Export im August zeitweise bis zu 13,6 Prozent von Januar bis Oktober 2022 betrug hinter die Verkaufsmengen vom Vorjahr 60’312 Tonnen und lag 4’874 Tonnen zurück. oder 7,5 Prozent tiefer als in der Vorjahresperiode. Der kumulierte Import von Januar bis Oktober 2022 betrug 61’128 Tonnen und lag 2’510 Tonnen oder 3,9 Prozent tiefer als in der Vorjahresperiode. Allerdings ist der Vergleich zum 2021 nicht sehr repräsentativ, weil die Pandemiejahre 2020 und 2021 aussergewöhnlich waren. Gegenüber 2019 ist die Käseproduktion mit 4,5 Prozent und der Käseexport mit 2,5 Prozent weiter im Plus. 23 / 32
Auf den Alpen fehlte es an Wasser und Personal Die Schweizer Alpbewirtschafterinnen kamen andere Betriebe in den Genuss und Alpbewirtschafter schauen auf eine einer leicht längeren Saison. herausfordernde Saison zurück: Grundsätzlich sei die Saison in den Während Hitze und der Futtermangel meisten Regionen, abgesehen vom dem Vieh zu schaffen machte, trieben Futterangebot, mittelmässig bis gut Personalmangel und die Sorge um den gewesen. «Allerdings ist es schwierig, Wolf die Älplerinnen und Älpler um. Die gesamtschweizerisch gültige Alpsaison sei je nach Region unter- Aussagen zu machen, da die Alp- schiedlich verlaufen, sagt Selina Droz, bewirtschafterinnen und Geschäftsführerin des Schweizerischen Alpbewirtschafter je nach Region Alpwirtschaftlichen Verbands SAV. unterschiedlich stark vom Wolf, der Trockenheit oder von Personalmangel Während die einen Alpbetriebe eine betroffen waren», meint Selina Droz massiv kürzere Saison verzeichneten, weiter. 24 / 32
Lokal viel zu trocken Ausserdem gebe es nach wie vor «Die Regionen, die Probleme mit der keine Lösung für nicht schützbare Trockenheit hatten, mussten zum Teil Weiden und auch bei der Umsetzung sehr früh abalpen oder auch zufüttern», der für dieses Jahr vom Bund bilanziert Selina Droz. So sei es im mitfinanzierten zusätzlichen Laufe des Hitzesommers gerade am Sofortmassnahmen gäbe es noch Jurabogen und in Teilen der Voralpen Verbesserungsbedarf: «Alle wie dem Berner Oberland oder im Beteiligten haben sich zwar grosse Kanton Freiburg teilweise zu Mühe gegeben, die Lage mit dramatischen Situationen gekommen ergänzenden Finanzmitteln zu und die Betriebe litten je nach entschärfen – der Zeitrahmen zur Exposition und Boden lokal unter Umsetzung war aber äusserst knapp grosser Dürre. In Regionen, in denen es und die administrativen Abläufe zum zwischendurch geregnet habe, sei die Teil sehr unglücklich», sagt Selina Futtersituation hingegen allgemein gut Droz. gewesen und die Länge der Alpsaison sei teilweise sogar leicht länger Es fehlt fähiges Personal ausgefallen als normal. So habe es in Daneben ist die Alpwirtschaft stark der Zentral- und Ostschweiz wenige vom Fachkräftemangel betroffen. oder fast keine Probleme aufgrund der Insbesondere für Kuhalpen, wo Trockenheit gegeben. gemolken und gekäst wird, wurden im Sommer verzweifelt Zusennen und Wolf belastet Alpbetriebe Älplerinnen gesucht und viele Betriebe Nebst den klimatischen Bedingungen starteten bereits unterbesetzt in die habe sich auch die Wolfssituation Saison. Die Suche nach fähigem dramatisch zugespitzt, meint Selina Personal gestaltet sich unter anderem Droz. So hätten Herdenschutz- aufgrund des geringen Verdiensts, der massnahmen bei hoher Wolfspräsenz hohen Arbeitsbelastung und der für eine ungenügende Wirkung und die viele zu einfachen Wohnverhältnisse Wölfe lernten, die Schutzmassnahmen auf den Alpen sehr schwierig. zu umgehen. 25 / 32
Schweine: Angebot zu gross – trotz Vertrauen Schweizer Schweinefleisch bleibt beliebt. Schweinefleisch greifen und sich mit «Mit vielseitiger Zubereitungsart, einem feinen Steak bedienen lassen als Schmackhaftigkeit und wertvollen Nähr- Lebensmittel von weither bestellen», sagt stoffen ist es ein wichtiges Lebensmittel», Adrian Schütz. erklärt Adrian Schütz von Suisseporcs, dem Schweizerischen Schweinezucht- Das Bedürfnis zu mehr Information über und Schweineproduzentenverband. die Haltung ist von den Schweine- Mit bereits 40 Prozent Nebenprodukte- haltenden aufgenommen aufgenommen. fütterung aus der Lebensmittel- Das Basismarketing «SAUGUT!» konnte verarbeitung werde die hiesige Schweine- erfolgreich gestartet werden. «An haltung im Aktionsplan Foodwaste eine zahlreichen Publikumsmessen, Tag der wichtige Rolle einnehmen. offenen Hoftüre, regionalen Anlässen und Während der Covid-Pandemie ist der in den Medien wurde die Möglichkeit Konsum gestiegen. Die Schweine- genutzt, sich über die wesentlichen haltenden haben die Produktion erhöht. Unterschiede und Mehrwerte bei uns zu Nach der Rückkehr zur Normalität ist das informieren», so Schütz weiter. Angebot zu gross geworden, ein noch nie dagewesener Preiszerfall ab Mitte Jahr ist Die Schweinehalter haben in der Schweiz die Folge. «Das Gleichgewicht des kleine, bäuerlich geprägte Strukturen. täglichen Bedarfs auf dem Teller und der Die Konsumenten haben eine breite naturgemäss langfristigen Ferkel- Auswahl an Schweizer Qualitätsfleisch produktion ist herausfordernd», sagte aus zusätzlichen Tierwohl-, Ökologie- und Adrian Schütz bereits vor einem Landbauprogrammen. Vom Gesamt- Jahr vorausschauend. angebot erfüllen laut Adrian Schütz rund 61 Prozent erweiterte Label- Die Konsumenten könnten nun von anforderungen. Nur rund 30 Prozent attraktiven Preisen profitieren. «Besser davon wird aber mit Mehrwert gekauft, jetzt zu einem sicheren und qualitativ der Bioanteil liegt bei unter 2 Prozent. hochstehenden Stück Schweizer 26 / 32
Die Massentierhaltungsinitiative hätte für Schweizer Schweine leisteten dabei als die Betriebe mit Nutztieren gravierende Nebenproduktverwerter und mit Zusatz- Auswirkungen gehabt, meint Schütz: «Es nutzen für Biogas, Humusaufbau und wird etwas verlangt, was nicht gekauft Wertstoffen für die Bodenfruchtbarkeit wird – die transparenten Informationen eine tragende Rolle, zeigt sich Adrian haben wohl zur Ablehnung der radikalen Schütz überzeugt. Tierhaltungsinitiative der Volks- abstimmung vom 25. September 2022 Auch auf Tiergesundheit setzt die beigetragen.» Branche: Die Schweinehaltenden hätten die Gesundheitsprogramme Plus Das Bewusstsein für geschlossene umgesetzt, das elektronische Be- Kreisläufe, regionale Angebote und handlungsjournal eingeführt und damit bedarfsgerechte Ernährung von Transparenz geschaffen. Das sei Menschen und Tier steigt. Der Bundesrat einzigartig, so Schütz. Der Rückgang hat den Auftrag, eine umfassende beim Antibiotikaeinsatz, insbesondere Ernährungspolitik auszuarbeiten. Bei auch der kritischeren Antibiotika, sei dieser sollen alle Stufen einbezogen sein eindrücklich. Dass sich die Schweizer und ihren Beitrag leisten, um die Schweinezucht in die richtige Richtung Nachhaltigkeit beim Essen zu verbessern. bewege, zeige auch das Interesse vom Dabei soll die einheimische Ausland: «Zum Glück haben wir eine Landwirtschaft ihre Marktanteile aber qualitätsorientierte Versorgung mit halten können. eigenständiger Zucht und Haltung.» 27 / 32
Angespannter Eiermarkt Der Start ins Eierjahr 2022 gestaltete Schaleneiern und Eiprodukten nur sich äusserst schleppend: Die Nach- gering und steigende Produktions- frage nach Eiern ging zu Jahresbeginn kosten begannen sich bemerkbar zu einerseits saisonal bedingt zurück, machen. andererseits wurden im Januar 2022 im Vergleich zu 2021 im Detailhandel auch Mit längeren Leerzeiten, einer deutlich weniger Eier gekauft. Um die Reduktion der Tierzahl im Stall bis hin Lager abzubauen, wurden entsprechend zu Vertragskündigungen versuchten die mehr Eier zu Eiprodukten verarbeitet Eivermarkter auf die Überproduktion und weniger Verarbeitungseier und die angespannte Marktlage zu importiert. Gleichzeitig wurden auf der reagieren und die überschüssigen Eier Produktionsseite zu Beginn des Jahres wurden aufgeschlagen und zu viele jungen Hennen eingestallt, um die Eiprodukten verarbeitet. Die Nachfrage Eierproduktion für Ostern auf ein hohes nach Schweizer Eiprodukten bei Niveau zu bringen und die zusätzliche Gastronomie und Lebensmittel- Nachfrage vor Ostern decken zu verarbeitern verharrte allerdings auf können. tiefem Niveau und die Konkurrenz aus dem Ausland – rund zwei Drittel der Aber auch auf Ostern hin blieb die Verarbeitungseier und der Eiprodukte Nachfrage unterdurchschnittlich und werden importiert – setzte diesen lag auch weiterhin deutlich tiefer als in Absatzmarkt weiter unter Druck. Um den Vorjahren. Mittels Promotionen von Importprodukte zu ersetzen, wurden Ostereiern und Aktionen versuchte die Schweizer Eiprodukte auf EU-Preis- Branche, die Nachfrage zu steigern. niveau verbilligt, was allerdings die Des Weiteren begannen auch äussere Produktionskosten nicht mehr deckte. Umstände die Branche zu plagen: So waren die angespannte Situation auf Obwohl die Pandemiemassnahmen den globalen Agrar- und Roh- aufgehoben wurden stieg die stoffmärkten, der Krieg in der Ukraine Nachfrage in der Gastronomie nach und die tiefe Nachfrage nach 28 / 32
Eiern in den Sommermonaten im insgesamt auf tieferem Niveau als im Schweizer Eiermarkt massiv zu spüren. ersten Halbjahr 2022. Um den Markt zu Wegen höherer Preise für Energie und entlasten, wurden längere Leerzeiten Futtermittel stiegen die Produktions- eingeplant oder weniger Hennen kosten steil nach oben. Die Mehrkosten eingestallt. vollumfänglich zu entschädigen, bleibt im aktuellen Umfeld schwierig. Dies gilt So gestaltet sich der Eiermarkt im in der Direktvermarktung, wie auch im vierten Quartal stabil und die Detailhandel und der Gastronomie. ausreichend gefüllten Lager stellen eine gute Verfügbarkeit über die Festtage hin Mit den saisonalen Herdenwechseln zum Jahresbeginn sicher. Derweil und einer leichten Steigerung der beschäftigen die stetig steigenden Nachfrage nach Schweizer Eiern wurde Produktionskosten die Schweizer der Markt auf den Herbst wieder etwas Eierproduktion weiter. Diese werden entlastet: Gegenüber dem Vorjahr zog nach wie vor nicht vollständig gedeckt. die Nachfrage generell an und die Mittelfristig müssten die Eier deutlich Inlandeier erfreuten sich einer besseren teurer werden, denn die massiv Nachfrage. Auch kamen die gestiegenen Kosten für Futtermittel, eingeleiteten Marktmassnahmen in der Hennen und Energie belasten die Eier- Produktion in vollem Umfang zum produzentinnen und Eierproduzenten Tragen und die Produktion lag weiterhin. 29 / 32
Pouletproduktion Stabile steigt weiter Rindfleischproduktion Die Nachfrage nach Schweizer Poulet steigt weiterhin an, wie die Tierzahlen und die Pouletproduktion zeigen. Im Jahr 2021 lag die gesamte Geflügelproduktion bei gut 112’000 Tonnen. Gemäss Agristat, dem statistischen Dienst des Bauernverbandes, lag die Zunahme bei den Mastpoulets per Ende November 2022 bei +2,5 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode. Bei den Truten lag die Produktionsmenge hingegen um 4,6 Prozent tiefer als in der Vorjahresperiode. Die Trutenhaltung ist in der Schweiz jedoch deutlich weniger verbreitet als jene von Mastpoulets. Von Januar bis November 2022 lag die Fleischproduktion beim Rindvieh in der Gemäss Agristat ist unter allen Schweizer Schweiz nach Schlachtgewicht mit Nutztieren nur beim Geflügelbestand minus 1,3 Prozent leicht unter dem langfristig mit stetigem Wachstum zu Vorjahreswert, wie Zahlen der rechnen. Der starke Aufschwung der provisorischen Schlachtviehstatistik von Geflügelhaltung hatte bereits um 2006 Agristat zeigen. eingesetzt. Die definitive Schlacht- viehstatistik des Jahres 2022 erscheint Beim Kalbfleisch fiel der Rückgang mit im März 2023 bei Agristat. 2,5 Prozent per November etwas deutlicher aus als im Gesamtvergleich. 30 / 32
Honig: Erholung nach Katastrophenjahr Nach dem katastrophalen Jahr 2021 sah es für die Honigernte dieses Jahr wieder besser aus. Mit durchschnittlich 23,9 Kilogramm pro Volk lag die Ernte laut dem Dachverband Apisuisse über dem langjährigen Schnitt von 20,4 Kilo. Im Vorjahr hatte es wegen des schlechten Wetters im Schnitt nur 7,2 Kilo gegeben. Die Honigernte im Frühling lieferte dieses Jahr 12,4 Kilo pro Volk, was klar über dem Schnitt der letzten Jahre lag. Die Sommerhonigernte lag mit 11,5 Kilo je Volk leicht unter dem mehrjährigen Schnitt. Die grössten Honigmengen gab es in den Kantonen Waadt, Freiburg und Jura. Eher ungewöhnlich ist laut Apisuisse, dass das Tessin im Mittelfeld liegt, dies aufgrund von Hagelzügen und langer Trockenheit. Am wenigsten Honig pro Volk gab es in der Zentral- und Ostschweiz. 31 / 32
Quellen und weiterführende Informationen Agristat, www.agristat.ch Agroscope, www.agroscope.ch Apisuisse, www.apisuisse.ch Branchenorganisation Butter, www.bobutter.ch Branchenorganisation Milch, www.ip-lait.ch Branchenverband Deutschschweizer Weine, www.deutschschweizerwein.ch Bundesamt für Landwirtschaft, www.blw.admin.ch Bundesamt für Statistik, www.bfs.admin.ch Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit, www.bazg.admin.ch GalloSuisse, www.gallosuisse.ch MeteoSchweiz, www.meteoschweiz.ch Schweizer Bauernverband, www.sbv-usp.ch Schweizer Milchproduzenten, www.swissmilk.ch Schweizer Obstverband, www.swissfruit.ch Schweizer Zucker AG, www.zucker.ch Schweizerischer Alpwirtschaftlicher Verband SAV, www.alpwirtschaft.ch Schweizerischer Weinbauernverband, www.swisswine.ch Swiss Granum, www.swissgranum.ch Swisspatat, www.kartoffel.ch TSM Treuhand GmbH, www.tsmtreuhand.ch Verband Schweizer Gemüseproduzenten, www.gemuese.ch WaldSchweiz, www.waldschweiz.ch Bildquellen S. 7, 8, 19, 22, 27, 29: Public Domain. Restliche Bilder: LID 32 / 32
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