Die Zukunft der Schweiz jenseits von Bau und Banken? - Herbstveranstaltung Kammer unabhängiger Bauherrenberater

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Herbstveranstaltung Kammer unabhängiger Bauherrenberater

Die Zukunft der Schweiz
jenseits von Bau und Banken?

Zürich, 08. September 2009
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Inhaltsübersicht

Die Ökonomie und die Ökonomen                      Was kann man Ihnen noch glauben?

Situation im Spätsommer 2009                 Mutiert die Krise zur normalen Rezession?

Wirtschaftspolitik                          Zwischen Inflation und Depressionsängsten

Fokus Immobilienmarkt Schweiz                    Auf dem Weg in eine verspätete Blase?

Perspektiven des Finanzsektors                                     Verpasste Chancen

Zukünftige Herausforderungen der Schweiz

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Die Ökonomie und die Ökonomen

         Kammer unabhängiger Bauherrenberater   PS/08.09.2009
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16. Oktober 2008

                   Kammer unabhängiger Bauherrenberater   PS/08.09.2009
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Schlagzeilen des Business Economists Consensus
                                                               Sept 07: Northern Rock Back Run

• «Wachstumsaussichten nach oben angepasst» (7. September 2007)

• «Ökonomen erwarten leichte Abkühlung der Konjunktur» (7. März 2008)
                                                              14. März : Bear Stearns Bail-Out
• «Erwartungen für 2009 sind leicht gesunken» (6. Juni 2008)
                                                              11. Juli : Fannie Mae Aktien Crash
• «Erwartungen für 2009 sind leicht schwächer» (5. September 2008)
                                                                15. Sept: Lehman Broth. Default
                                                                16. Okt.: UBS Bail-Out
• «Für 2009 wird ein Nullwachstum erwartet» (09. Dezember 2008)

• «Erwartungen für 2009 erneut schwächer» (11. März 2009)

• «Experten erwarten massiven Einbruch für 2009» (10. Juni 2009)
                                                 Quelle: http://www.kof.ethz.ch/news

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Business Economist Consensus für 2009
Niemand sah die Krise kommen bis sie da war

 8%

 6%

 4%

 2%

 0%
       Mrz 08        Jun 08         Sep 08         Dez 08          Mrz 09           Jun 09
 -2%

 -4%

 -6%

 -8%
                Realisiert 1. Sem. 2009 auf 1. Sem. 2008
-10%

-12%

-14%
         BIP Wachstum 2009      Exporte 2009      Bau- und Ausrüstungsinvestitioen 2009

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Business Economist Consensus für 2010                                                          7

Stabilisierung um Null erwartet

    1%

    0%
              Mrz 09                                                       Jun 09

   -1%

   -2%
         BIP Wachstum 2010   Exporte 2010   Bau- und Ausrüstungsinvestitioen 2010

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Und die Kollegen der Akademie?

• Akademische Ökonomen waren und sind heute pessimistischer als ihre
  Bussiness-Kollegen, aber wenige sahen die Krise ex ante kommen.

• Ein Panel aus führenden US-Ökonomen schätzte die Dauer der Rezession in den
  USA im Frühling 2009 auf ca. 6 Jahre (Median)!

• Eichengreen/O‘Rourke schreiben den Vergleich mit den grossen Depression in
  ihrem Blog fort.

• R.Shiller warnte schon lange vor dem Platzen einer gigantischen
  Immobilienblase.

• OECD (2005) diagnostizierte weltweit stark überbewertete Immobilienmärkte.

• CEPR(Policy Insight No. 26 ,2008) sah die isländische Krise treffend voraus

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Ist Ökonomie eine beliebige Wissenschaft?

Nein, aber Prognostik ist schwierig:

• Prognosen sind immer bedingte Aussagen, keine Prophezeiungen

• Strukturbrüche, kfstr. Modelle versagen (z.B. Autoverkäufe)

• Chartismus vs. Fundamentalanalysen

• Auch Ökonomen reagieren auf Anreize

• Milieu

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Wie konnten sich die Ökonomen derart irren?
Paul Krugman in seinem Blog vom 2. September

 Mistaking Beauty for Truth

 As I see it, the economics profession went astray because
 economists, as a group, mistook beauty, clad in impressive-
 looking mathematics, for truth. Until the Great Depression,
 most economists clung to a vision of capitalism as a perfect or
 nearly perfect system. […] as memories of the Depression
 faded, economists fell back in love with the old, idealized
 vision of an economy in which rational individuals interact in
 perfect markets, this time gussied up with fancy equations.

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Woran man sich trotzdem halten kann

Zinskurve

Credit Spreads

Fundamental-Indikatoren

Dauerhafte Konsumgüter

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Situation im Spätsommer 2009

        Kammer unabhängiger Bauherrenberater   TH/08.09.2009
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Im Spätsommer 2009

• Schweiz in einer tiefen Rezession (reales BIP Q2: -2,1%)

• massiver Anstieg der Arbeitslosigkeit steht vor der Tür, hält der
  Konsum?

• Anzeichen einer Stabilisierung sind unverkennbar, aber soll man ihnen
  trauen?

• Industrie hat – wider Erwarten – bisher mehr gelitten als der DL-Sektor

• Vermögenspreise nehmen schon viel vom Wiederaufschwung vorweg

• Kontroverse um mögliche Kreditklemme, 3. Konjunkturpaket

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Wachstumseinbruch in der Schweiz
y-o-y Veränderung BIP
                                                                                                          Quelle: seco (2009)

  5%
                            4.2% 4.2%
                                        3.7%                                  3.8%
  4%                                           3.4%               3.5% 3.5%
                     3.0%                             3.1% 3.2%                      2.9% 2.9%
  3%
              1.9%
  2%                                                                                             1.6%
       1.3%
  1%

  0%
                                                                                                        -0.3%
 -1%

 -2%
                                                                                                                -2.2% -2.1%
 -3%

                                        Kammer unabhängiger Bauherrenberater                                TH/08.09.2009
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Der Boom 2004 bis 2007 kam aus dem Ausland
                                                      Quelle: seco (2009)

               Kammer unabhängiger Bauherrenberater     TH/08.09.2009
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Alles halb so schlimm?
                                                        Quelle: Donald Marron (2009)

                 Kammer unabhängiger Bauherrenberater               PS 08.09.2009
Anteil OECD-Mitgliedsländer mit mind. zwei
aufeinander folgenden negativen Quartalen
                                                       Quelle: OECD (2009)

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Zweite Grosse Depression?
                                                       Quelle: Eichengreen & O‘Rourke (2009)

                Kammer unabhängiger Bauherrenberater                       TH/08.09.2009
Verzögert steigende Arbeitslosenzahl und                                           19

Arbeitslosenquote
saisonal bereinigte Entwicklung bis Juli 2009
                                                                Quelle: seco (2009)

 300000                                                                        6

 250000                                                                        5

 200000                                                                        4

 150000                                                                        3

 100000                                                                        2

  50000                                                                        1

      0                                                                        0

                                   AL      ALQ (rechte Achse)

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Scharfer Einbruch des Welthandels
                                                        Quelle: OECD (2009)

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Welthandel: Vergleich mit Grosser Depression 1929
                                                        Quelle: Eichengreen & O‘Rourke (2009)

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Reaktion Wirtschaftspolitik

       Kammer unabhängiger Bauherrenberater   TH/08.09.2009
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Tanz auf dem Hochseil

«The exceptional policies used to deal with extreme
circumstances are working. Now, as a result, policymakers are
walking on a tightrope: on one side are premature withdrawal
and a return to deep recession; on the other side are soaring
inflationary expectations and stagflation.»

Martin Wolf, Financial Times vom 2. Juni 2009

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Geldpolitik in der Schweiz

•   Priorität: Stabilisierung der Finanzmärkte

•   Von einer vermutlichen Liquiditätskrise zu einer effektiven Solvenzkrise
    («Loans turned bad because they were bad to begin with»)

•   SNB als «bad bank» (Übernahme toxischer Assets aus der UBS)

•   Erst sekundär Stimulierung der Realwirtschaft

•   Einsatz unkonventioneller Instrumente (Quantitative Easing,
    Devisenmarktinterventionen)

-   Liquiditätsfalle
-   Kurzfristig Bekämpfung Deflation, längerfristig Inflationsgefahr

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Geldpolitik: Massive Ausweitung Bilanzsumme
in Mio. CHF
                                                                                                                               Quelle: SNB (2009)

 275000

 250000

 225000

 200000

 175000

 150000

 125000

 100000

 75000

 50000

 25000

       0
      00

            00

                    01

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                                  02

                                        02

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                                                              04

                                                                    04

                                                                            05

                                                                                  05

                                                                                          06

                                                                                                06

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                                                                                                              07

                                                                                                                      08

                                                                                                                            08

                                                                                                                                    09
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                                                                                                     n

                                                                                                             l

                                                                                                                   n

                                                                                                                           l

                                                                                                                                 n
 Ja

       Ju

               Ja

                     Ju

                             Ja

                                   Ju

                                           Ja

                                                 Ju

                                                         Ja

                                                               Ju

                                                                       Ja

                                                                             Ju

                                                                                     Ja

                                                                                           Ju

                                                                                                   Ja

                                                                                                         Ju

                                                                                                                 Ja

                                                                                                                       Ju

                                                                                                                               Ja
                                             Kammer unabhängiger Bauherrenberater                                                TH/08.09.2009
26

Fiskalpolitik in der Schweiz

CH als kleine und offene Volkswirtschaft
   Starke eingeschränkte Möglichkeit autonomer Fiskalpolitik

Ausgeprägte automatische Stabilisatoren
   ALV (10‘000 zusätzliche AL Ł 300 – 400 Mio. Ausgaben)
   Progressive Einkommenssteuer
   Schuldenbremse

Staatseinfluss bereits sehr hoch
   ¼ der Bevölkerung sind Rentenbezüger

Verschuldungssituation
                      Kammer unabhängiger Bauherrenberater     TH/08.09.2009
Fiskalpolitische Stimulierung
Automatische Stabilisatoren und diskretionäre Fiskalimpulse
                                                               Quelle: OECD (2009)

                        Kammer unabhängiger Bauherrenberater     TH/08.09.2009
28

Hoffnungsschimmer oder «green shoots»

-Wirtschaftliche Situation weiter sehr unsicher

- Massive Interventionen scheinen zu wirken

-Wirtschafspolitik im Dilemma zwischen Inflation und Double
Dip

- Zeichen der Stabilisierung an den Kreditmärkten

- Zeichen der Stabilisierung an den Immobilienmärkten

                     Kammer unabhängiger Bauherrenberater   TH/08.09.2009
29

Fokus Immobilienmarkt

    Kammer unabhängiger Bauherrenberater   TH/08.09.2009
Zentralschweizer Unternehmergespräch
      Kammer unabhängiger Bauherrenberater   TH/08.09.2009
Welcher Bauboom?
In den 80er Jahren wurde in der Schweiz relativ mehr gebaut als heute

                                         Neubau relativ zum Wohnungsbestand
                        3.5%

                        3.0%

                        2.5%

                        2.0%

                        1.5%

                        1.0%

                        0.5%
                            1980         1985      1990   1995     2000       2005

                                                Spanien    USA      Schweiz

Quelle: BfS, Datastream, Eigene Berechnungen
                                          Kammer unabhängiger Bauherrenberater       TH/08.09.2009
Wohnungsbau: Zenit früh überschritten
Frühe und kluge Antizipation der Investoren

                                                                 2008 wurden ca. 42'000 Wohnungen
 50000                                                           erstellt, eine für die Schweiz hohe Zahl.
 47500

 45000
                                                                 Die Baubeginne (Housing starts) sind
 42500
                                                                 bereits seit 2007 rückläufig -- trotz
 40000
                                                                 Baubewilligungen auf Rekordhöhe.
 37500

 35000
                                                                   Es ist eine Abkühlung der
 32500

 30000
                                                                 Wohnbautätigkeit zu erwarten– diese
         94   96    98    00    02     04   06    08        10   wurde von den Investoren bereits zum
                   Neu erstellte Wohnu ngen
                   Baubegonnene Wohnungen (Schätzung ZKB)
                                                                 Teil vorweggenommen!

Quelle: BfS, ZKB (Daten Q4/2008 geschätzt)
                                                                   Q2 2009: Neubau -10%

                                              Kammer unabhängiger Bauherrenberater             TH/08.09.2009
Die Wohnungs(nach)frage
    Das Angebot traf bisher auf seine Nachfrage – wie weiter?

25000                                                                8500   Die Erweiterung des Angebots seit
                                                                     8000
                                                                            2003 wurde von Einwanderung und
20000                                                                       höheren Einkommen absorbiert
                                                                     7500
                                                                            werden.
15000
                                                                     7000
                                                                            Die abgeschwächte Bevölkerungs-
                                                                     6500
10000                                                                       und die Unsicherheit wird jedoch zu
                                                                     6000   einer moderaten Erhöhung der
 5000
                                                                     5500
                                                                            Leerwohnungsziffer führen.
    0
         94    96      98     00      02      04      06        08
                                                                     5000      Wir erwarten schweizweit einen
                                                                            graduellen Anstieg der Leer-
              Bevölkerungszunahme im Kt. Zürich (linke Skala)
              Neu erstellte Wohnungen im Kt. Zürich                         wohnungsziffer auf 1% (2009) bzw.
                                                                            1,3% im Jahr 2010.

        Quelle: Stat. Amt des Kantons Zürich

                                                Kammer unabhängiger Bauherrenberater                   TH/08.09.2009
Neumieten: Peak bereits erreicht?
Leichter Rückgang der Neumieten

                                                               Zwischen 2006 und 2008 sind die
                                                               Neumieten schneller gestiegen als die
 124                                                           Inflation.
 120
                                                               Regionale Unterschiede (2008, yoy)
 116                                                           Arc Lémanique: +5.0%
 112
                                                               Schweiz: +3.5%
 108
                                                                  Für 2009/10 stabile Neumieten zu
 104                                                           erwarten (2009: +0.8%, 2010: 0.2%, yoy)
 100
                                                                  Bestandesmieten: Anpassung des
  96                                                           Referenzzinssatzes auf 3%, jedoch
       2002   2003   2004   2005   2006   2007   2008   2009
                                                               kurzfristig wenig Druck auf die Mieten.
                     Schweiz         Arc Lémanique
                     W R Basel       W R Zürich

   Quelle: homegate.ch

                                           Kammer unabhängiger Bauherrenberater               TH/08.09.2009
Droht eine verspätete Immobilienblase in der
 Schweiz?
                                                                                                      In Anlehnung an Aktienmarkt:
30                                                                                              4%
                                                                                                      Verhältnis Preise zu Mieten oder:
28                                                                                              3%

26                                                                                              2%
                                                                                                      Wie viele Netto-Jahresmieten zahle ich
                                                                                                      beim Kauf?
24                                                                                              1%

22                                                                                              0%
                                                                                                      Aktueller Wert (2008): 24
20                                                                                              -1%

18                                                                                              -2%

16                                                                                              -3%
                                                                                                      Fragestellung Risikopuffer
14                                                                                              -4%   Rendite einer Wohnung:
12                                                                                              -5%
                                                                                                      Netto-Eigenmiete
     1970

            1973

                   1976

                          1979

                                 1982

                                        1985

                                               1988

                                                      1991

                                                             1994

                                                                    1997

                                                                           2000

                                                                                  2003

                                                                                         2006

                                                                                                      - sämtliche Eigentümerlasten
                    KGV Stockwerkeigentum             Risikoprämie (rechte Skala)
                                                                                                      Risikoprämie:
                                                                                                      Immobilienrendite - Kapitalmarktzinsen
     Quelle: Bfs, homegate.ch, ZKB, eigene Berechnungen

                                                                       Kammer unabhängiger Bauherrenberater                           TH/08.09.2009
Bubble trouble
Die US Immobilienwirtschaft muss auf den Boden der Realität zurückkehren

                                                                                                                               1000

                           200                                                                                                 900

                                                                                                                               800

                           150                                                                                                 700
   Indizes oder Zinssatz

                                                                                                                                      Bevölkerung, Mio.
                                                                                                                               600
                                                                      Reale Eigenheimpreise
                                                                                                                               500
                           100
                                                                                                                               400

                                                                                                                               300
                                           Reale Baukosten                          Bevölkerung
                           50
                                                                                                                               200

                                                                                                                               100
                                                                                                         Lfr. Zinssätze
                            0                                                                                                  0
                             1880   1900      1920           1940            1960                 1980      2000            2020
                                                                    Jahr

 Quelle: Robert J. Shiller

                                                  Kammer unabhängiger Bauherrenberater                                    TH/08.09.2009
Kanton Zürich: geringer realer Preisanstieg
... trotz starker Bevölkerungszunahme

           180                                                                                  1500000

           160                                                                                  1450000

                                                                                                1400000
           140

                                                                                                1350000
           120                                                       reale Eigenheimpreise

                                                                                                1300000

                                                                                                          Bevölkerung
           100
   Index

                                                                                                1250000
                                        reale Baukosten
            80
                                                                                                1200000
            60
                                                            Bevölkerung                         1150000

            40
                                                                                                1100000

            20                                                                                  1050000

             0                                                                                  1000000
             1975    1980       1985        1990          1995       2000         2005       2010
Quelle: Stat. Amt Kt ZH, ZKB, eigene Berechnungen

                                         Kammer unabhängiger Bauherrenberater                                           TH/08.09.2009
Warum die Schweiz doch anders tickte

 Der ökonomische Auslöser der weltweiten Immobilienblase war ein
 Zusammenspiel aus
     stark sinkenden (Real-)Zinsen
     starkem Realwachstum
     Leverage und Produktinnovationen

 In der Schweiz sind die Realzinsen kaum gefallen und das Wachstum
 war bis 2004 bescheiden. Die Kreditpolitik der Banken war sehr
 vorsichtig!

                        Kammer unabhängiger Bauherrenberater       TH/08.09.2009
Was uns die Kapitalisierungssätze verraten
Woher kommt der Diskontsatz im DCF?

Der Diskontsatz lässt sich aus den folgenden Gleichgewichtsbeziehungen
herleiten
                = Diskontsatz (im DCF)
                = vom Investor geforderte Rendite
                = Opportunitätskosten des Kapitals
                = erwarteter Total Return
                = Einstandsrendite (y) + erwartete
                  Wachstumsrate der Mieten (g),
                = risikofreier Zinssatz (rf) + Riskikoprämie       (RP)

Im Gleichgewicht gilt:    rf + RP = y + g

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Realistische Renditeerwartungen
Fallende Preise bei steigender Risikoprämie dennoch möglich

                                              Der aktuelle Nettoeinstandsrendite
                                              (y) beträgt knapp 5% für
                                              Büronutzungen an guter Lage.
                        g = ??
                                              Die erwartete implizite
         RP = 3%
                                              Wachstumsrate der Büromieten (g)
                                              von 1% p.a. ist langfristig nicht
                        y = 5%                übertrieben.
         rf = 3%
                                              Um bei einer weiteren Zunahme der
                                              Risikoprämie diese
                                              Gleichgewichtbeziehung
        rf + RP    =   y+ g                   aufrechtzuerhalten, müssten die
                                              Einstandsrenditen steigen – d.h. die
                                              Preise müssten fallen.

                           Kammer unabhängiger Bauherrenberater           TH/08.09.2009
Fazit: Der Immobilienmarkt als Stütze der
Gesamtwirtschaft

§ Bautätigkeit hat Zyklushoch früh überschritten und Rezession teilweise
  antizipiert

§ P/E und Risikoprämie in Line, erwarteter Anstieg der Büromieten (+1%)
  bescheiden

§ Die Wertschöpfung im Hochbau unterstützt gesamtwirtschaftliche
  Entwicklung

§ Die erwartete Korrektur der Neumieten und der Preise ist bisher nicht
  eingetreten, fundamentale Bewertung bietet Unterstützung

§ Keine Explosion der Leerstände zu erwarten, Wohnmärkte in den Zentren
  bleiben eng.

                          Kammer unabhängiger Bauherrenberater      TH/08.09.2009
Die Kehrseite der Medaille: Raumordnung

§ Zersiedelung der Schweizer Landschaften geht ungebremst weiter

§ Ökonomisch gesehen höchstwahrscheinlich ineffizient

§ Reale Immobilienpreise seit 1970 kaum gestiegen, trotz massiver
  Zunahme der Bevölkerung und Realeinkommen

       Sehr elastisches Bodenangebot steht teilweise in Widerspruch zu den
       Zielen der Raumplanung

§ Neue Raumplanungsdebatte steht an, Fokussierung auf ökonomische
  Anreize/Fehlanreize ist dringend notwendig. Innere Verdichtung.

§ Sind die (organisierten) Anspruchsgruppen zu einen bestimmten Verzicht
  bereit?

                          Kammer unabhängiger Bauherrenberater      TH/08.09.2009
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Perspektiven des Finanzsektors

        Kammer unabhängiger Bauherrenberater   TH/08.09.2009
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Wachstum und Finanzsektor
                                                                                       Quelle: IMF (2009)

  Ökonometrische Schätzung ergibt: Ein Rückgang der Wertschöpfung des Finanzsektors um 1% ist
  mit einem Rückgang des BIP um rund ½ Prozentpunkte über die nächsten 4 bis 6 Quartale
  verbunden. Der Wertschöpfungsabfall von 7.2 % im Finanzsektor dürfte daher eine Minderung des
  BIP-Wachstums um rund 3.5 % innerhalb eines Jahres zur Folge haben.

                               Kammer unabhängiger Bauherrenberater                      TH/08.09.2009
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Perspektiven des Finanzsektors

- Weltweite Schrumpfung des Finanzsektors
   - Überdurchschnittliche Betroffenheit der Schweiz?
   - Redimensionierung (Vermögensschrumpfung)
   - Reputationsschaden

- Vom «Dutch Disease» zum «Anglo Disease»
   - City London
   - New York
   - Zürich, Genf, Pfäffikon?

                   Kammer unabhängiger Bauherrenberater   TH/08.09.2009
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Das grosse Deleveraging

    geringerer Leverage
 + weniger Innovationen im Finanzsystem
 + tieferer Wettbewerbsdruck (und mehr Wettbewerbsverzerrungen)
 + mehr Regulierung (weniger Regulierungsarbitrage)
 + geringere Kreditschöpfung
 + höhere Kreditkosten
 + tiefere Lohnsumme (Verschiebung Arbeitskräfte aus dem Finanzsektor)
 + Verwässerung der Eigentumsrechte
 + Verpolitisierung der Allokationsentscheidungen (Nationalismus und
    Protektionismus)
 ----------------------------------------
 = Risikoreduktion, weniger schwarze Schafe

 Aber ebenso

 = tiefere Wertschöpfung und tiefere Wachstumsraten

                         Kammer unabhängiger Bauherrenberater            TH/08.09.2009
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Herausforderungen …

… kurzfristig:

- Geldpolitik, Neuausrichtung
- Fiskalpolitik, Verschuldung
- Regulierung und Reform des Finanzsektors, namentlich TBTF-Problematik

…mittel- bis längerfristig:

- Ersatz der verlorenen Wertschöpfung, «Re-Skalierung»
- Institutionelle Reformen.

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«too big to fail» amtl. bestätigt

Massnahmen des Bundes zur Stärkung des Finanzsystems:

«Die Grossbanken sind für die Schweizer Volkswirtschaft von systemischer
Bedeutung. […] Bei einem Ausfall einer Grossbank wären Haushalte und
Unternehmen infolge der Blockierung ihrer Konten und der Unterbrechung ihrer
Kreditbeziehungen nicht mehr in der Lage, laufende Ausgaben und Investitionen zu
tätigen. […] Aufgrund von internationalen Studien muss davon ausgegangen werden,
dass der Ausfall einer Bank von der Grösse der UBS AG kurzfristig Kosten für die
Volkswirtschaft in der Höhe von 15–30 % des BIP (75–150 Mrd. Fr.) verursachen
könnte. Der langfristige Wachstumsverlust wird gar auf 60 %–300 % des BIP
geschätzt (300–1500 Mrd. Fr.).»

Die UBS und die CS verfügen nach wie über eine Staatsgarantie, obwohl diese
weder gesetzlich vorgesehen ist noch abgegolten wird.

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Zukünftige Herausforderungen der
Schweiz

           Kammer unabhängiger Bauherrenberater   TH/08.09.2009
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Konsequenzen der Krise

Direkte ökonomische Auswirkungen
1.   Tieferes Potentialwachstum
2.   Langfristige höhere Inflation
3.   Mittelfristig höhere Zinsen
4.   Höhere Staatsverschuldung
5.   Zunahme der Arbeitslosigkeit

Weitere Auswirkungen
1.   Protektionismus, «De-Globalisierung», Re-Nationalisierung
2.   Steigende Regulierungsdichte
3.   Delegitimation liberaler, marktwirtschaftlicher Ansätze
4.   Reformstau, Verteilungskonflikte

+ Altlasten (Demographie, Sozialversicherungen usw.) verschwinden nicht!

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 In Szenarien denken: von einer «double-dip» Rezession
 bis zur Normalisierung

               Potentialwachstum                                    Rückkehr zu den «guten,
                                                                                     guten,
                                                                    alten Zeiten»
                                                                          Zeiten»

Konjunkturzyklus                                                    Erholung aber tieferes
                                                                    Wachstum

                                                                         Stagnation

                                                                «Double-
                                                                 Double-dip»
                                                                        dip» Rezession
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«A la recherche de la croissance perdu»

• Stärkung der Innovationskräfte durch F&E, Investitionen in
  Grundlagenforschung und Bildung (Beseitigung regulatorischer
  und politischer Hürden)

• Erhalt des hohen Offenheitsgrades der Schweiz (für FDI und
  qualifizierte Arbeitskräfte)

• Weitere Liberalisierungen und Marktöffnungen in bislang
  geschützten und staatsnahen Wirtschaftssektoren

• Fortsetzung der wachstumsorientierten Wirtschaftspolitik

• Stärkung der Freiheitsgrade für unternehmerische Tätigkeiten

                    Kammer unabhängiger Bauherrenberater   TH/08.09.2009
Hochwertige Dienstleistungen, aber wenig
ausgeschöpftes Marktpotenzial

• Hochentwickeltes Gesundheits-, Sozial- und Unterrichtswesen

• Dienstleistungen durch Staat oder «sozialisiert»

• 18.1% oder 812‘000 aller Erwerbstätigen im Gesundheits-,
  Sozial- und Unterrichtswesen (vgl. dazu Industrie und
  verarbeitendes Gewerbe mit 15.8% oder 711‘000)

• Gesundheits-, Sozial- und Unterrichtswesen mit 6.8% der
  gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung (2006), Industrie und
  verarbeitendes Gewerbe mit 19.9% der gesamtwirtschaftlichen
  Wertschöpfung.

                     Kammer unabhängiger Bauherrenberater   TH/08.09.2009
Besten Dank für Ihre
 Aufmerksamkeit!

www.avenir-suisse.ch

     Kammer unabhängiger Bauherrenberater   TH/08.09.2009
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Konjunkturpakete in der Schweiz
Mio. CHF
                                                                    Quelle: EVD (2009)

                                      2009                   2010   Total

1. Konjunkturpaket
(Nov. 2008)                            822                    280   1102
2. Konjunkturpaket
(Februar 2009)                        1099                    161   1260

3. Konjunkturpaket
(Juni 2009)                                                   750    750

Konjunkturimpuls in % des
BIP (nur Bund)                       1.54%                  1.43%   2.98%

                            Kammer unabhängiger Bauherrenberater     TH/08.09.2009
56

Unterschätzung der Mindereinnahmen beim Bund
Mrd. CHF
                                                                            Quelle: Avenir Suisse (2009)

 70

 65
            3.0                                                                   -3.9
 60                    -7.6
                                                                      2.6
            6.5                                          -3.7
                                         2.1                          3.0
 55
                                         4.0
 50
           54.4                                                      54.4
 45                                     50.2

 40
           2008                    Prognose 2009                  Budget 2009
                                   Avenir Suisse
           Stempelsteuer
           Verrechnungssteuer
           Direkte Bundessteuer, MwSt, Zölle, Abgaben, Regale, Konzessionen

                           Kammer unabhängiger Bauherrenberater                        TH/08.09.2009
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