DU bist die Entscheidung - für die Zukunft unserer Kinder - Christlicher Lehrerverein für ...
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Zeitschrift des Christlichen Lehrervereins für Oberösterreich Oktober 2019 das Schulblatt FLAGGE ZEIGEN FÜR DEN KLIMASCHUTZ CLV Petition unterschreiben! DU bist die Entscheidung für die Zukunft unserer Kinder CLV-Interview Belastungsstudie Schule for future VR Gabriele Zehetner GÖD-Studie liefert Klimaschutz gehört ins im Schulblattgespräch alarmierende Ergebnisse Klassenzimmer
färbt ab. 41 . Bildungsfachmesse für Lehrmittel, Ausstattung, Kultur und Sport – von J ETZT der Kleinkindpädagogik bis hin zum günstiges kreativen, lebensbegleitenden Lernen. Online-Ti cket sicher n! 7. – 9.11.2019 Messe Wien interpaedagogica.at
Editorial Schule for future – für eine lebenswerte Zukunft unserer Kinder K limakiller Mensch“ – nicht jeder kann mit dieser Aussage etwas anfangen, manch einer verleug- net sie sogar. Doch wer so denkt, umgibt sich mit ist aber klar, dass es ohne weit über die Schule hin- ausgehende Kraftanstrengung und Schulterschlüsse eine Reduktion der Treibhausgasemissionen nicht einem Mantel der Ignoranz. Die Wissenschaft hat geben wird. schon 1990, als der erste Bericht der Weltklimakon- Rasches Handeln ist auf allen Ebenen der Gesell- ferenz veröffentlicht wurde, vor den gefährlichen Fol- schaft gefragt. Bewusstseinsbildung ist eine wichti- gen unseres Handelns für Umwelt und Klima gewarnt. ge Säule für eine ressourcen- und klimaschonende Unzählige Forschungsergebnisse, die uns betroffen Lebensweise, die schon bei den Kleinsten ansetzen Maximillian Egger und zum Handeln animieren sollten, wurden seit- muss. Je mehr Wissen zum Klimaschutz vermittelt Redaktionsleitung her publiziert. Fast drei Jahrzehnte vergingen, bis wird, desto eher können klimatische Veränderun- ein Aufschrei in der Bevölkerung mit der Fridays- gen verstanden und dadurch ein Umdenken erzeugt for-Future-Bewegung endlich laut wurde – initiiert werden. von Jugendlichen, die das jahrelange Nichtstun nicht Unsere Hochachtung gilt an dieser Stelle allen Leh- mehr hinnehmen wollen. rerinnen und Lehrern, die die Initiative unterstüt- Der CLV hat sich entschlossen, die Initiative „Schu- zen und die den Klimaschutz im Unterricht zum le for future“ zu starten, da man dem Klimawandel Thema machen. Nur gemeinsam können wir unsere nicht länger tatenlos zuzusehen will. Zentrale Dreh- Welt auch für kommende Generationen erhalten. scheibe der Initiative wird das Junglehrerteam rund Der CLV wird sich im Rahmen seiner Möglichkeiten um David Hiegelsberger sein, das bewusstseinsbil- dafür einsetzen, dass der „Lebensraum Schule“ kli- dende und klimarelevante Maßnahmen und Aktio- maschonender und der Klimaschutz in den Schulen nen ins Schulsystem bringen will. Allen Beteiligten verankert wird. Titelbild: Adobe Stock Inhalt 4 Mein Standpunkt 11 Michael Weber 31 Die besten „Sager“ Schule for future Der Generalsekretär am Wort Zitate von Dietmar Stütz 6 Statements 12 Schulblatt-Interview 33 Steckbrief Klimaschutz ins Klassenzimmer Gabriele Zehetner im Gespräch Bernhard Trauner stellt sich vor 7 David Hiegelsberger 16 GÖD Belastungsstudie 35 Rezension Es ist Zeit, aktiv zu werden! Alarmierende Ergebnisse Familie macht stark 8 Generalversammlung 22 Dietmar Stütz 39 Aus den Sektionen DU bist die Entscheidung Deine Stimme zählt! 46 Personalia 10 Bildungsregionen 27 Petra Praschesaits Abteilungsleitungen ernannt Braucht die PV die Gewerkschaft? Impressum Medieninhaber und Herausgeber: Christlicher Lehrerverein für Oberösterreich (CLV), Stifterstraße 23, 4020 Linz; E-Mail: office@clv.at; Schriftleiter und verant- wortlicher Redakteur: Maximilian Egger, MA; Redaktion: Michael Andexlinger, Georg Moser, Birgit Loidl, Sabine Strack, Mag. Wolfgang Schwarz, Michael Weber; Redaktionssek- retariat: Bernhard Trauner (0732/77 68 67), Maria Pauleder; Anzeigenleitung: Bernhard Trauner (0732/78 22 66); Erscheinungsort: Linz, Verlagspostamt 4020 Linz, P.b.b.; Offenlegung lt.§ 25 Mediengesetz: Die grundlegende Richtung des „Schulblattes“ ergibt sich aus den Satzungen des Christlichen Lehrervereins. DAS SCHULBLATT | OKTOBER 2019 3
Standpunkt Paul Kimberger Mein Standpunkt Schule for future Eine Initiative des Christlichen Lehrervereins für Oberösterreich D ie Wissenschaft ist sich weitgehend einig: Der Klimawandel stellt eine ernste Bedrohung für die Menschheit dar und bedarf dringender Gegen- Klima und Umwelt warnte. Doch wieder ist für lange Zeit so gut wie nichts geschehen und bis heute wird die Thematik von vielen zu wenig ernst genommen. maßnahmen. Trotzdem schenken die Politik und die Drei Jahrzehnte vergingen, bis nun ein Aufschrei in breite Gesellschaft dem Problem nach wie vor nicht der Bevölkerung laut wurde – initiiert von jungen genügend Aufmerksamkeit. Menschen, die das Leugnen der älteren Generatio- Derzeit verbraucht die Menschheit 50 Prozent mehr nen nicht mehr länger hinnehmen wollen. natürliche Ressourcen, als die Erde produzieren Nun ist scheinbar alles anders. Gesellschaft, Politik, kann. Wir müssen aber lernen, mit dem, was unser Wirtschaft und Industrie präsentieren sich als grün, Planet erneuert, auch auszukommen. Daher braucht umweltbewusst und nachhaltig. Doch sind das nicht es in allen gesellschaftlichen Bereichen einen tief- in Wirklichkeit oft nur Marketingtricks und Ablen- greifenden Wandel, der sich an den Bedürfnissen kungsmanöver, die uns genauso wenig weiterhelfen aller Menschen und damit vor allem auch unserer wie eine Diskussion darüber, ob diese Klimaentwick- Kinder und Enkelkinder orientieren und die Rahmen- lung menschgemacht oder eine Laune der Natur ist? bedingungen für ein wirklich nachhaltiges Leben auf Wenn es regnet, spannt auch jeder seinen Schirm auf, unserem Planeten gestalten muss. um sich vor der Nässe zu schützen und keiner stellt sich dabei die Frage, wer denn am Regen eigentlich schuld ist! »Planet earth is blue and there is nothing I can do. « Wir alle sind Lehrerinnen und Lehrer mit viel Idealis- mus, hoher Motivation und großem Engagement. Wir Zitat von David Bowie in Frank Schätzings Bestsellerroman „Limit“. Darin stehen jeden Tag in den unterschiedlichsten Klassen, singt Bowie als 78-jähriger Major Tom in einer gar nicht mehr so fernen Zukunft seine Ballade vom blauen Planeten, der durch uns Menschen schon um gemeinsam mit unseren Schülerinnen und Schü- weitgehend zerstört wurde. lern an einer lebenswerten Zukunft zu arbeiten, um Chancen zu eröffnen, Rückhalt zu geben und viele individuelle Möglichkeiten zu schaffen. Vor allem Der Schule kommt hier – wie schon so oft – eine ganz aber sehen wir unsere Aufgabe darin, unseren Kin- besondere Bedeutung zu. Gemeinsam mit unseren dern ein grundlegendes Rüstzeug für ihr Leben und Schülerinnen und Schülern sollten wir dafür sorgen, das aller anderen mitzugeben, damit sie später dass Klimaschutz nicht nur vor den Schulen, sondern selbst ein glückliches, erfülltes und selbstbestimm- vor allem in den Schulen stattfindet – und das nicht tes Leben führen können. nur an Freitagen. Was macht diese Aufgabe aber für einen Sinn, wenn man sich jetzt mehr als je zuvor die Frage stellt, ob es Genug geredet überhaupt eine gute Zukunft auf unserem Planeten Klimaschutz ist Menschenschutz! geben kann? Wir verlangen ihm seit langem viel zu Klimaschutz ist Kinderschutz! viel ab, weil uns die Interessen der Wirtschaft, der Konzerne, der Tourismusindustrie oder des Massen- Die ersten wissenschaftlichen Studien zum Thema konsums scheinbar noch immer wichtiger sind als „Umwelt- und Klimaschutz“ tauchten vor mehr als eine ökologisch nachhaltige Sicherung guter Lebens- 60 Jahren auf. Hinweise auf Alternativen wurde bedingungen für unsere Kinder und Enkelkinder. damals bestenfalls belächelt und als Hirngespinst Werden auch sie noch in 50 oder 100 Jahren über eine einiger Öko-Freaks abgetan. 1990 wurde dann der grüne Wiese oder durch einen kühlen Wald gehen, erste Bericht des Weltklimarates veröffentlicht, der reines Wasser trinken oder gesunde Naturprodukte vor den gefährlichen Folgen unseres Handelns für genießen können? 4 OKTOBER 2019 | DAS SCHULBLATT
Standpunkt » ... gemeinsam mehr tun für unsere Zukunft! « Paul Kimberger und David Hiegelsberger Lehrerinnen und Lehrer waren dem Umweltgedanken • Etablierung des Klimaschutzes als schulgesetzli- und der Nachhaltigkeit schon immer sehr verbunden. ches Unterrichtsprinzip In den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts haben • Fächerübergreifendes Zusammenwirken mit die Volksschulkinder ihren Eltern das Mülltrennen anderen Unterrichtsprinzipien beigebracht. Viele von uns haben sich gegen Atom- • Implementierung des Klimaschutzes in sämtli- kraftwerke engagiert und sind heute noch immer chen Lehrplänen und Unterrichtsmitteln in zahlreichen Umwelt- und Naturschutzinitiativen • Investitionen zur Ökologisierung unserer Schulen aktiv. Jetzt geht es um unser Klima, das uns mehr • Bildung für Menschenschutz und Nachhaltigkeit braucht denn je, genauso wie wir es brauchen, jeden • Partner- und Unterstützungsangebote zum Thema Tag, in allen Lebensbereichen. „Klimaschutz“ • Unterstützung schulischer Klimaschutzprojekte Mehr tun und -initiativen Mit der Initiative „Schule for future“ des Christli- chen Lehrervereins Oberösterreich möchte nun Schule for future … ganz besonders das Team unserer Junglehrerinnen Starke Lehrerinnen und Lehrer für eine und Junglehrer rund um David Hiegelsberger klare lebenswerte Zukunft unserer Kinder Akzente für unsere Klima-Zukunft setzen und damit … jetzt unterschreiben auf www.clv.at oder auch bildungspolitisch beitragen, die Erde für uns facebook/clv/schuleforfuture ■ alle lebenswert zu erhalten. Gemeinsam wollen wir unseren „Lebensraum Schule“ ökologischer machen und erwarten von den politischen Parteien und der neuen Bundesregierung, dass nun endlich gehan- Ihr delt wird: Paul Kimberger 7 Fakten* ist die CO2-Konzentration um fast 50 Überschwemmungen, Erdrutsche, Prozent erhöht, größtenteils seit den Dürre, Hitzewellen, Waldbrände – seit Er ist kein Mythos, kein Schwindel und 1960ern. 1980 mehr als verdreifacht. keine Verschwörungstheorie. Der Klima- 3. Die Wissenschaft ist sich sicher: 6. Tiere und Pflanzen werden beein- wandel ist echt und er ist gefährlich. Man Mehr als neun von zehn Klimawis- trächtigt: Tier- und Pflanzenarten mag sich darüber streiten, wie wir mit ihm senschaftlern stimmen überein, dass verschwinden bereits aus jenen Regi- umgehen, aber die Daten und Fakten unsere Emissionen die Hauptursache onen ihres Verbreitungsgebietes, in sprechen für sich: für die globale Erwärmung sind. denen es mittlerweile zu warm ist. Der 1. Die Welt wird wärmer: Die Tempe- 4. Das Eis schmilzt rapide: Das arktische nächste Schritt wäre das Aussterben. ratur der Erde schwankt von Jahr zu Meereis schrumpft – ebenso wie die 7. Wir können etwas dagegen tun: Jahr – aber in den letzten 50 Jahren Gletscher auf der ganzen Welt. Bis zum Notwendig ist ein nachhaltiger und ist sie enorm angestiegen. Die globale Jahr 2100 könnte der Meeresspiegel schonender Umgang mit unseren Durchschnittstemperatur 2017 war um um 90 Zentimeter ansteigen – oder natürlichen Ressourcen und eine Ver- 0,7 Grad Celsius höher als der Durch- noch mehr. dreifachung des Anteils erneuerbarer schnittswert des 20. Jahrhunderts. 5. Das Wetter wird zerstörerischer: Energien bis 2040. 2. Wir tragen dazu bei: Kohlendioxid Weltweit hat sich die Zahl der klima * Daten und Fakten aus dem wissenschaftlichen erwärmt den Planeten. In der Luft bezogenen Katastrophen – Stürme, Fachmagazin „Nature Climate Change“ DAS SCHULBLATT | OKTOBER 2019 5
Statements Für uns Junglehrerinnen und Junglehrer ist ganz klar: Klimaschutz gehört ins Klassenzimmer! Handeln wir heute für morgen! Hannes Grün Birgit Loidl Wir Lehrerinnen und Lehrer Durch das Unterrichtsprinzip bemühen uns täglich unsere Klimaschutz soll den Kindern Schülerinnen und Schüler auf das Bewusstsein und die das spätere Leben vorzuberei- Wertigkeit vermittelt werden, ten. Der Klimawandel schränkt dass eine gesunde Umwelt die Möglichkeiten eben dieser, ihre eigene Lebensqualität hinsichtlich ihrer Persönlich- maßgeblich beeinflusst. keitsentwicklung und Lebensge- staltung, massiv ein. Um dieser Diskrepanz gegenzusteuern braucht es das Unter- richtsprinzip Klimaschutz. Melanie Birner Durch bewusstes Vorleben und Projekte im Unterricht wird den Schülerinnen und Schülern Raphael Tobisch aufgezeigt, welche Möglichkei- Je früher unsere Kinder mit diesem Thema ten sie selbst haben, um den konfrontiert werden, desto besser kann Klimaschutz zu beeinflussen. man ihnen die Wichtigkeit des Klimaschut- Zb Bücher nicht einbinden, zes und deren Auswirkungen auf unseren Wasser in Glasflaschen bzw. Planeten Erde näherbringen. Dabei ist es Mehrwegflaschen, Schulweg wichtig, bei den Schülerinnen und Schülern zu Fuß antreten. ein Bewusstsein über die Wichtigkeit dieses Themas zu schaffen, um weiterhin die Viel- falt und Schönheit unseres Planeten gewährleisten zu können. Nadine Schützinger Kinder sollten frühestmöglichst fächerübergreifend für den Klima- schutz sensibilisiert werden, um Brigitte Lintner ihr ganzes Leben lang die ihnen Es ist notwendig Kinder zur Verfügung stehende Energie im Unterricht zu sensibi- optimal nutzen zu können. Durch lisieren, sie mit effektiven dieses ressourcenschonende Maßnahmen vertraut zu Leben wird aktiv zum Klimaschutz machen, um so in Zukunft beigetragen. bewusst Ressourcen zu schonen und ACHTSAM mit ihrer und unserer Erde (ihrem Lebensraum) umzugehen. Magdalena Puchner Durch positive Vorbilder und Projekte im Schulalltag kann den Schülerinnen und Schülern Christine Neubauer die Wichtigkeit des Schutzes Ziel dieses Unterrichtsprinzips soll unseres Klimas und unse- sein, Kinder so früh als möglich für rer Umwelt näher gebracht das Thema Klimaschutz zu sensibi- vwerden. Sie lernen, dass lisieren, aber nicht nur die Kinder, sie dadurch positiv auf ihre sondern auch Pädagoginnen und Päd- Zukunft einwirken können und agogen, Eltern und Schulerhalter sind einen Beitrag zum Umweltschutz leisten können. dabei eingebunden. 6 OKTOBER 2019 | DAS SCHULBLATT
Sektion Junglehrer Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, liebe Junglehrerinnen und Junglehrer! Die Veränderung der klimatischen Bedingungen sind nicht erst seit den Fridays for Future Demonstrationen eine ernstzunehmende Bedrohung, die auf uns zu kommt. B ereits 2006, ich war damals 16 Jahre alt, hat Al Gore, ehemaliger Vize-Prä- sident der Vereinigten Staaten von Ameri- nach einigen Jahren Flüchtlingsbewegung, Asyl und Einwanderung, das Top-Thema in den österreichischen Medien zu werden. ka, einen Film namens „Eine unbequeme Wahrheit“ produzieren lassen. Er wurde Probleme verhindern, die es noch dabei von einem Kamerateam begleitet, nicht gibt wie er über die globale Erderwärmung in Allem Anschein nach ist es sehr schwierig, den größten Hörsälen namhafter Univer- zukünftige Auswirkungen ernst zu nehmen, sitäten referierte. Die Botschaft war schon die uns noch nicht betreffen. Es ist ein damals klar: Nur eine drastische Redukti- wenig so wie beim Rauchen. Je jünger man on der Treibhausgase kann eine gefährli- ist, desto leichter fällt es einem, die nega- che Erwärmung der Erde verhindern. tiven Auswirkungen auf den Körper auszu- blenden. Diese werden auch erst viele Jahre Klimaschutz? Natürlich! Aber, ... später wirklich spürbar und es gibt immer Al Gore war natürlich nicht der Erste, um wieder Menschen, die trotz des Nikotins David Hiegelsberger auf diese Fakten aufmerksam zu machen. länger leben als andere. Das verzerrt die Jedoch fand er einen breitenwirksamen Fakten und beruhigt so manchen Geist. Weg, um das Thema aufs Tableau der Dis- Trotzdem wissen wir, aufgrund etlicher ter, die wieder mehr Platz in den Schulen kussionen zu bringen. Das haben schon wissenschaftlicher Studien, dass die Erder- bekommen müssen. Das sind wir den uns viele vor ihm versucht, viele versuchen wärmung real ist und die Auswirkungen auf anvertrauten Kindern schuldig, um auch es jetzt gerade und viele werden es noch den Planeten verheerend sein werden. Das ihnen noch ein ökologisches Umfeld hin- versuchen. Impulse sind in großer Anzahl Paradoxon jeglicher Prävention schlägt voll terlassen zu können, welches dieselbe, vorhanden, die Veränderung bleibt den- durch: Wir bemühen uns Probleme zu ver- wenn nicht bessere Lebensqualität bieten noch jedes Mal aus. Gründe gibt es dafür hindern, die es noch nicht gibt. kann. In diesem Sinne ist Umweltschutz in genügend, allein schon wenn man das Den Lehrerinnen und Lehrern ist diese letzter Folge Menschenschutz (oder viel- System Umwelt gesamtpolitisch betrach- Eigentümlichkeit jedoch eigentlich nicht leicht: der Schutz der Schöpfung) und tet, verliert man den Überblick an Mecha- fremd: betrifft uns deswegen alle hautnah. nismen und Steuerungsmöglichkeiten Wir gehen täglich in die Schulen, um innerhalb kürzester Zeit. den Kindern Inhalte zu vermitteln, die sie Es ist Zeit, aktiv zu werden! zu starken, selbstständigen und reflek- Das Team der Junglehrerinnen und Jung- tierten Menschen machen. Nicht nur um lehrer und ich sind fest entschlossen, »Wir gehen täglich in später den beruflichen Alltag bewältigen UNSERE ökologische Zukunft in die Hand die Schulen, um den zu können, sondern auch, um der Gesell- zu nehmen und auch bildungspolitisch schaft weiter zu helfen, um unangenehme auf Veränderungen zu drängen. Kindern Inhalte zu Fragen zu stellen und gegebene Verhält- Das System Schule mit all seinen Men- vermitteln, die sie zu nisse kritisch zu beleuchten. schen als Ort für gesamtheitliches Lernen starken, selbstständigen Wir machen das im Wissen, dass wir und persönliche Entwicklung kann diese eben nicht wissen, was in dreißig Jahren Veränderung in den Köpfen, und in den und reflektierten sein wird. Aber es ist sehr gut belegt, dass Herzen der Schülerinnen und Schüler, ins Menschen machen. « Gesundheit, physisch, psychisch wie emo- Rollen bringen. tional, unabdingbar ist, um am Gesche- So wie die Schülerinnen und Schüler hen seiner nächsten Umwelt erst richtig die Zukunft unserer Gemeinschaft sind, Politische Parteien haben dieses Thema teilhaben zu können. sind wir Junglehrerinnen und Junglehrer jetzt auch für sich entdeckt. Ein Schelm die Zukunft der Pädagogik, die uns jetzt, wer denkt, dass der mediale Druck zu groß Klimaschutz = Schutz der mehr denn je braucht. geworden ist, um es links liegen lassen zu Schöpfung Ich hoffe auf eure Unterstützung in können. Trotzdem sollte erwähnt werden, Umweltschutz, Nachhaltigkeit und die den Schulen und bei der PV Wahl im dass es der Klimawandel geschafft hat, Schonung von Ressourcen sind Schlagwör- November! ■ DAS SCHULBLATT | OKTOBER 2019 7
Generalversammlung des CLV Oberösterreich Erfahrung und Know-how einzubringen, und das alles garniert mit einer Extrapor- DU bist die Entscheidung tion Intuition und Mut! Auch in Bildungskreisen gefragt ... für die Zukunft unserer Kinder! Seit dem Ende seiner Karriere als Refe- ree setzt sich Urs Meier für eine syste- matische Professionalisierung der inter- national tätigen Schiedsrichter ein. Als TV-Experte beim ZDF und bei anderen Mittwoch, 6. November 2019, 9:00 bis 12:00 Uhr, Fernsehsendern, sowie als humorvoller Design Center Linz und charmanter Redner auf Fachtagun- gen und Kongressen gibt er sein Wissen gerne weiter. Auch in Bildungskreisen ist Hauptreferat: Urs Meier Urs Meier inzwischen gefragt: Im Rahmen Fußballschiedsrichter von Weltformat, TV-Experte, des dreitägigen „Deutschen Schulleiter- kongresses“ im März 2018 in Düsseldorf Bestsellerautor, „Entscheidungsprofi“ hielt er vor einem begeisterten Publikum das Hauptreferat. Zuhörer waren unter anderem auch CLV-Landesobmann Paul D er Schweizer Urs Meier gehörte viele Jahre zu den weltbesten Fußball- schiedsrichtern. Bevor er mit dem Errei- ten Experten an den Bildschirmen. Eine Schule für das Leben – denn letztlich geht es immer um dasselbe, egal ob es sich Kimberger sowie Veranstaltungsmanager Michael Andexlinger, die ihn unmittelbar nach seinem Auftritt zur CLV-Generalver- chen der Altersgrenze von 45 Jahren 2004 um private oder berufliche Entscheidun- sammlung 2019 einluden. Eine freund- seine Karriere als FIFA-Schiedsrichter gen dreht: Seinen Verstand zu benutzen, liche Zusage von Urs Meier erfolgte beenden musste, erwarb er sich in über seinen Gefühlen zu vertrauen, eigene umgehend! ■ 40 UEFA Champions League- und zahlrei- chen UEFA Europa League-Einsätzen den Respekt von Spielern und Fans. Zudem leitete er zwischen 1998 und 2002 wich- Der „Entscheidungsprofi“ Urs Meier tige Welt- und Europameisterschafts- kann demnach auch uns Lehrerinnen spiele, darunter 2002 das WM-Halbfinale und Lehrern sowie Schulleiterinnen zwischen Deutschland und Südkorea. Im und Schulleitern die Grundlagen selben Jahr pfiff er auch das Champions guter Entscheidungen anschaulich League-Finale zwischen Real Madrid und nahebringen. Wie ein Schiedsrichter Bayer Leverkusen und wurde zum zweit- sind auch wir in der Schule in gewis- besten Schiedsrichter der Welt gewählt. sem Maße „Spielleiter“ und müssen Er hat das Entscheiden unter schwierigs- jede Menge Entscheidungen im Sinne ten Bedingungen praktiziert und musste der uns anvertrauten Kinder und innerhalb von Sekundenbruchteilen sein Jugendlichen treffen und diese auch Votum abgeben und dafür die volle Ver- vertreten. Unterhaltsam und locker antwortung übernehmen – gegenüber präsentiert Urs Meier aktuelle Füh- von prominenten Fußballvereinen, Nati- rungsfragen aus unterschiedlichen onalmannschaften, tausenden parteii- Blickwinkeln. Der CLV Oberösterreich schen Fans und Millionen selbsternann- freut sich auf einen ganz besonderen Gast und seinen packenden Vortrag! Rahmenprogramm: PSF Big Band der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz Foto: Reinhard Winkler Kinderchor der Adalbert Stifter PVS Moderation: Mag. Sabine Lindorfer 8 OKTOBER 2019 | DAS SCHULBLATT
DU bist die Entscheidung ... für die Zukunft unserer Kinder! HAUPTREFERAT URS MEIER Fußballschiedsrichter von Weltformat, TV-Experte, Bestsellerautor, „Entscheidungsprofi“ GENERALVERSAMMLUNG DES WEITERE GÄSTE Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer CLV OBERÖSTERREICH GÖD-Vorsitzender Dr. Norbert Schnedl RAHMENPROGRAMM MITTWOCH 6. NOVEMBER 2019 PSF Big Band der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz 9:00 bis 12:00 Uhr Kinderchor der Adalbert Stifter PVS Um 8:00 Uhr laden wir Sie zum Besuch des ökumenischen Gottesdienstes in den Kongresssaal des Design Centers Linz herzlich ein! DESIGN CENTER LINZ
Bildungsdirektion Leitungen der Bildungsregionen und SQM für Berufsschulbereich bestellt Ende August 2019 bestätigte das Bildungsministerium die von der Bildungsdirektion durch ein Auswahlverfahren vorgeschlagenen Leiterinnen und Leiter der sechs Bildungsregionen sowie der Fachbereichsleitung Berufsschule in Oberösterreich. SQM Dipl.-Päd. Bildungsregion Linz, Linz-Land (Abteilung Päd/1) Isabell Schaurhofer, Die Bildungsregion Linz/Linz-Land leitet ab 1. September 2019 Isabell Schaurhofer. Die 37-Jährige BEd, MA ist ausgebildete Volksschullehrerin und war seit 1. November 2016 als Pflichtschulinspektorin in der Bildungsregion Steyr-Land tätig, jetzt übernimmt sie die Leitung der Bildungsregion Linz/Linz- Land von Schulqualitätsmanager Mag. Helmut Schwabegger. SQM HR Franz Bildungsregion Steyr-Kirchdorf (Steyr, Steyr-Land, Kirchdorf - Abteilung Päd/2) Payrhuber Die Bildungsregion Steyr-Kirchdorf bleibt unter der Leitung von Franz Payrhuber. Er unterrichtete viele Jahre an der Hauptschule Losenstein und war seit 1998 Mitarbeiter der Bildungsdirektion OÖ (damals noch Landesschulrat), bis Ende 2018 als Landesschulinspektor. 2004 wurde er zum Bezirks- schulinspektor für den Schulbezirk Steyr-Land ernannt. 2011 wurde er Landesschulinspektor für APS. Seit 1. Jänner 2019 leitet er die Bildungsregion Steyr-Kirchdorf. Zusätzlich ist er Stellvertreter von HR Werner Schlögelhofer, BEd, Leiter des Pädagogischen Dienstes der Bildungsdirektion OÖ. SQM RR Robert Bildungsregion Gmunden-Vöcklabruck (Abteilung Päd/3) Thalhammer, BEd Robert Thalhammer übernimmt die Leitung der Bildungsregion Gmunden-Vöcklabruck nach SQM Mag. Dr. Christian Kitzberger. Thalhammer wurde 1962 geboren und war jahrelang Leiter der Hauptschule Gmunden Habertschule. Seit 2007 war er Bezirksschulinspektor in Gmunden. Jetzt wurde er zum Leiter der Bildungsregion Gmunden-Vöcklabruck ernannt. SQM Eva Bildungsregion Innviertel (Braunau, Ried und Schärding - Abteilung Päd/4) Panholzer, MA Die Leitung der Bildungsregion Innviertel übernimmt Eva Panholzer. Sie tritt die Nachfolge von OSR SQM Wolfgang Schatzl an. Die 52-Jährige aus Schärding ist gelernte Sonderschullehrerin. 19 Jahre lang unterrichtete sie an der ASO Schärding, danach leitete sie diese Schule ein Jahrzehnt lang. Mit 1. Dezember 2018 wurde sie Pflichtschulinspektorin für Schärding. Jetzt übernimmt sie die Leitung der Abteilung Päd/4. SQM RR Bildungsregion Wels-Grieskirchen-Eferding (Wels, Wels-Land, Grieskirchen, Karin Lang, BEd Eferding - Abteilung Päd/5) Diese Region bleibt unter der Leitung von Karin Lang. Die in Wels geborene Hauptschullehrerin unterrichtete jahrelang an der Mozartschule, HS Wels-Neustadt, die sie auch vier Jahre lange lei- tete. Seit 2011 ist sie Bezirksschulinspektorin für den Bezirk Wels-Stadt. Seit 1. Jänner 2019 leitet sie die Bildungsregion Wels-Grieskirchen-Eferding. SQM Mag. HR Bildungsregion Mühlviertel (Freistadt, Perg, Rohrbach und Gerhard Huber Urfahr-Umgebung - Abteilung Päd/6) Die Bildungsregion Mühlviertel wird weiterhin von Gerhard Huber geleitet. Huber war Lehrer an der PÄDAK der Diözese Linz und unterrichtete danach bis 1998 an mehreren Hauptschulen. An der BHSK/BHASCH Linz, Aubrunnerweg war er dann bis 2002 beschäftigt. Von dort ging er an die BHAK/BHASCH Perg. 2012 wurde er Landesschulinspektor für HAK und HASCH, seit 2019 leitet er die Bildungsregion Mühlviertel. SQM Ing. RR Walter Berufsschulen Hemetsberger Für den Bereich der Berufsschulen ist seit 1. September 2019 Walter Hemetsberger in der Nach- BEd, MEd folge von SQM HR Gerlinde Pirc zuständig. Der 55-Jährige war Lehrer an der Berufsschule Linz 5 und in der Personalvertretung von 2009 bis 2013 tätig. Seit 1. Juni 2013 war Hemetsberger am LSR f. OÖ als Berufsschulinspektor tätig. Der CLV gratuliert den neuen Leiterinnen und Leitern zu Ihrer Ernennung und wünscht ihnen für Ihre wichtige Arbeit in Ihren Regionen und Bereichen alles Gute. ■ 10 OKTOBER 2019 | DAS SCHULBLATT
Auf ein Wort Michael Weber Der Generalsekretär am Wort Deine Stimme – Deine Zukunft – Dein CLV A lle 5 Jahre bestimmen wir Pädago- ginnen und Pädagogen im Rahmen der Personalvertretungswahl unsere chen (Stichwort: Vertragsverbesserungen für Neulehrerinnen und Neulehrer). bereits leisten, auch im Schulunterrichts- gesetz verankert wird. So können wir einem aktiven Klimaschutz noch mehr Kraft ver- Ansprechpartner und Lehrervertreterin- Der CLV OÖ – eine wert(e) leihen. nen und Lehrervertreter. Für viele Neu- orientierte Organisation Bringen wir mit der CLV-Petition den und Junglehrerinnen und Junglehrer Der CLV OÖ bietet aber weit mehr als Stein ins Rollen, damit unsere Forderung stellt die PV-Wahl im November 2019 eine perfektes Service und Beratung. Mit per- von der nächsten Bundesregierung umge- Premiere dar. Deine Teilnahme an der sönlichem „Mehrwert“ und als wert(e) setzt wird. Unterstütze die Initiative „Schu- Personalvertretungswahl 2019 ist jedoch orientierte Organisation gilt der CLV seit le for future“ dabei mit deiner Unterschrift Voraussetzung, damit der CLV weiterhin Jahrzehnten als Erfolgsgarant und als sta- – siehe Homepage www.clv.at. gestärkt Bildung in OÖ gestalten, sowie biler Faktor in der oö. Bildungslandschaft. Ebenso wollen wir mit unseren Ini- das umfassende Service anbieten kann! Besonders die Pädagogik steht im Zent- tiativen die Öffentlichkeit aufmerksam rum der Bildungsverantwortung des CLV. machen, welche vielfältigen und wichtigen Deshalb wurde in den letzten Monaten Aufgaben die Pädagoginnen und Pädago- » Starke Lehrerinnen ein pädagogisches Leitbild entwickelt, gen wahrnehmen. Wir fordern mehr Wert- und Lehrer für eine das Handlungssicherheit, Stabilität und schätzung und Respekt – denn Lehrerin- Orientierung für Lehrerinnen und Lehrer nen und Lehrer leisten einen wesentlichen starke Zukunft unserer im Unterricht garantiert. Beitrag für die Entwicklung der Kinder und Kinder. « Jugendlichen und deren Zukunft. Starke Lehrerinnen und Lehrer für eine starke Zukunft Deine Stimme – Deine Zukunft – Die CLV-Personalvertretung hat – alleine unserer Kinder Deine CLV-Personalvertreter im letzten Schuljahr – weit über 50 Semi- Bereits in der Vergangenheit hat der Dein berufliches Interesse steht für die nare über die gesamte pädagogische CLV bewiesen, wie wichtig Themen wie CLV-Personalvertretung und die Gewerk- Bandbreite angeboten. Das Veranstal- „Erziehung“ und „Lehrerimage“ sind und schaft ausschließlich im Vordergrund. Der tungsspektrum umfasst dabei Themen für zahlreiche Initiativen dazu gestartet. Der- CLV ist dein Ansprechpartner und deine Junglehrerinnen und Junglehrer als auch zeit läuft die Kampagne mit dem Slogan Vertretung für alle deine beruflichen für Kolleginnen und Kollegen mit bereits „Starke Lehrerinnen und Lehrer für eine Angelegenheiten. Bestmögliche Beratung mehrjähriger Berufserfahrung. „Rechtssi- starke Zukunft unserer Kinder“ im gesam- und laufende Information ist für den CLV cherheitstraining“, „Jahresausgleich“, „Kri- ten Bundesland. Aufgrund der aktuellen kein Fremdwort, sondern tägliche Aufga- sen- und Konfliktmanagement“, „Apple- Entwicklungen in der österreichischen be und Verpflichtung. ■ Workshops“, Info-Events mit der Education Schule ist der CLV mit diesem Motto wie- Group, Info-Veranstaltungen über die OÖ. der einmal am Puls der Zeit! Jetzt brauchen wir dich und deine LKUF ... – die Liste der angebotenen Refe- Stimme – daher ab November rate und durchgeführten Veranstaltungen Schule for future 2019 CLV/FCG wählen! ist lange. Karenzberatungen, Gehaltsbe- Im September hat der CLV die Initiative rechnungen sowie Pensionsberatungen „Schule for future“ gestartet – denn Klima- gehören ebenso zur täglichen Serviceleis- schutz gehört ins Klassenzimmer und ist tung des CLV, wie notwendige Gespräche keine Frage des Wochentages. Eines unse- mit den zuständigen Dienstbehörden (Bil- rer wichtigsten Ziele muss es sein, unseren dungsdirektion und SQM). Unter anderem Schülerinnen und Schüler zu vermitteln, führen die CLV/FCG-Personalvertreterin- wie wir gemeinsam an einer klimascho- nen und Personalvertreter laufend Ver- nenden und lebenswerten Zukunft arbei- handlungen mit der Bildungsdirektion, um ten können. Machen wir uns gemeinsam dienstrechtliche Verbesserungen zu errei- dafür stark, dass das, was viele von uns DAS SCHULBLATT | OKTOBER 2019 11
IM GESPRÄCH Gabriele Zehetner ist Vizerektorin der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz. Sie folgte Alfred Klampfer nach, der seit August 2018 als Bildungsdirektor in der Bildungsdirektion für Oberösterreich tätig ist. Im CLV-Interview spricht die CLV Landesobmann Stellvertreterin unter anderem über ihren Werdegang, die Pädagoginnenbildung Neu, Pädagogenbildung Neu, die Induktionsphase, die Forde- rung des CLV nach einer eigenständigen Sonderschullehrerausbildung und über ihre Wünsche an die kommende Regierung. „Motorradfahrerin“ mit buntem Werdegang Gaby, als Vizerektorin der Pädagogischen ich mit einer Promotion abgeschlossen Durch die „Pädagoginnenbildung, Hochschule Linz unterstützt du den CLV habe. An der Pädagogischen Hochschu- Pädagogenbildung Neu“ können die als stellvertretende Obfrau mit deiner le der Diözese Linz lehrte ich zunächst Studierenden in der Primarstufe Expertise in der Aus-, Fort- und Weiter- in den Bereichen der Kommunikations- (Volksschule) Schwerpunkte wählen. bildung von Lehrerinnen und Lehrer. wissenschaften und in der Schulpraxis Welche Schwerpunkte gibt es? Ist die- Könntest du den Leserinnen und Lesern und war im International Office tätig. Da ses „Fächerdenken“ auch in der kurz deinen Werdegang vorstellen? mir Management immer schon sehr viel Volksschule wichtig? Ich habe einen sehr „bunten“ Werdegang. Freude bereitet hat und das scheinbar Das Studium der Primarstufe, also die Ursprünglich bin ich gelernte Berufs- auch dem Rektorat nicht verborgen blieb, Volksschullehrerausbildung, hat sich schullehrerin, davor habe ich eine Lehre betraute man mich nach drei Jahren mit durch die „Pädagoginnenbildung, Päd- mit anschließender Meisterprüfung und der Leitung des Departments für Päda- agogenbildung Neu“ verlängert. Diese Unternehmerprüfung absolviert. Vor mei- gogisch Praktische Studien, somit war ich Erweiterung bewirkt, dass die Studieren- ner Zeit als Berufsschullehrerin war ich als für über tausend Studierende und deren den neben dem Regelstudium auch einen selbständige Trainerin in der Wirtschaft Schulpraxis zuständig. 2017 wechselte ich Schwerpunkt absolvieren. tätig, davon profitiere ich heute sehr. Nach schließlich als Institutsleiterin in die Fort- Es gibt 9 Schwerpunkte: Religions- und meinem Studienabschluss der Berufspä- und Weiterbildung und nachdem Alfred Spiritualitätsbildung, Inklusive Pädagogik dagogik begann ich nebenberuflich ein Klampfer Bildungsdirektor wurde, durfte mit Fokus Behinderung, Elementarpä- Aufbaustudium im Bereich der Schulpä- ich ihm letzten Oktober als Vizerektorin für dagogik, Kreativ, NAWI, Musik/Theater/ dagogik und der Pädagogischen Psycho- die Fort-und Weiterbildung, die Schulent- Medien, Soziale Vielfalt und Sprachliche logie an der Universität Passau, welches wicklung und Medienbildung nachfolgen. Bildung/Mehrsprachigkeit. 12 OKTOBER 2019 | DAS SCHULBLATT
IM GESPRÄCH » Es wäre wichtig ein » Zirka ¾ der Absolventinnen Vollstudium für das Lehramt in und Absolventen schließen das OÖ anzubieten. « Masterstudium gleich an. « Grundsätzlich würde ich hierbei weniger schulen eine große Expertise, das neue Lehrermangel, wäre es ein großer Vorteil von „Fächerdenken“, sondern eher von Studienrecht sieht aber vor, dass man für ein Vollstudium anzubieten. Viele Studie- einer Vertiefung oder Spezialisierung- bestimmte Lehrveranstaltungen habili- rende würden ein Bundesland vorziehen, sprechen. Genauso wie Kinder, haben tiere Professoreninnen und Professoren wo sie das gesamte Studium absolvieren auch Lehrerinnen und Lehrer an den einer Universität benötigt. Dadurch, dass können und einige verbleiben sicher dort. Volksschulen Begabungen und Inter- die Universität Linz (JKU) keine Volluniver- Man lernt eventuell eine Partnerin / einen essen. Ich führe hier gerne unsere Pra- sität ist, haben wir in den Fächern Deutsch, Partner kennen oder man bekommt sofort xisvolksschule als Beispiel an. An der Englisch, Geografie und Wirtschaft sowie eine Anstellung. Somit verlieren wir poten- Praxisschule gibt es einen Lehrer, der Bewegung und Sport einen kleinen zielle Lehrerinnen und Lehrer. Leider kön- ein großes Interesse an Sport hat. Er hat Bereich, den die Uni Salzburg abdecken nen wir diese Thematik nur diskutieren dahingehend sehr viele Ausbildungen. Im muss. Nun müssen die Studierenden ab und aufzeigen, die Entscheidung darüber Vergleich dazu gibt es eine Lehrerin, die dem 3. Semester 1-2-mal, je nach Fächer- liegt letztendlich bei der Regierung und eine zusätzliche musikalische Ausbildung kombination nach Salzburg pendeln, um natürlich der JKU. hat. So deckt der sportbegeisterte Leh- dort die Lehrveranstaltungen zu besu- rer mehr Bewegung und Sport Einheiten chen. Deutlich hervorzuheben ist jedoch, Eine Forderung des CLVs ist eine ab und die musikalische Lehrerin über- dass die Kooperation in unserem Cluster eigenständige sonderpädagogische nimmt viele Musikstunden. Das finde ich Mitte (OÖ und Salzburg) grundsätzlich Ausbildung für Lehrerinnen und sehr sinnvoll. Wenn man neugierig und sehr gut ist. Mir ist es aber dennoch ein Lehrer. Wird diese Forderung ebenso motiviert ist, unterrichtet man besser, das Anliegen dieser Problematik Gehör zu ver- an den Pädagogischen Hochschulen besagen auch viele Studien. Es ist auch schaffen. Dazu möchte ich verschiedenste diskutiert? von Vorteil für die Schulleiterinnen und Gründe anführen: Es ist nicht in Ordnung, Ja, natürlich – Sonderpädagogik darf kein Schulleiter auf die Interessen und Bega- dass die Studierenden Zeit und Geld inves- Sparprogramm sein! bungen der Lehrenden einzugehen. tieren müssen um zu pendeln. Es geht hier Man muss hier 2 Schienen beachten: um Lebensqualität und Studierbarkeit. Zum einen ist das neue, inklusive Studium Einige Studiengänge bzw. Lehrveran- Weiters ist der ökologische Fußabdruck wichtig, jede angehende Volksschullehre- staltungen in der Sekundarstufe wer- enorm, da 2/3 aller Studierenden davon rin erlernt die Basis der Sonderpädago- den, sehr zum Leidwesen der Studie- betroffen sind. Leider können wir die gik, jene die den Schwerpunkt Inklusive renden, in OÖ nicht angeboten. Wel- Professoren nicht dazu verpflichten die Pädagogik wählen, setzen sich mit unter- che Fächer können nicht angeboten Lehrveranstaltungen in Linz abzuhalten. schiedlichen Sichtweisen von Beein- werden und gibt es Bestrebungen diese OÖ ist so ein großes und wirtschaftlich trächtigung auseinander, das ist wichtig auch in OÖ anzubieten? erfolgreiches Bundesland. Auch im Hin- um den Begriff der „Normalität“ kritisch Wir haben an den Pädagogischen Hoch- blick auf den Lehrerinnenmangel und zu sehen. Es gibt aber Studierende, die DAS SCHULBLATT | OKTOBER 2019 13
IM GESPRÄCH » Es ist nicht sinnvoll Man hat die Möglichkeit den Schwerpunkt Religions- ständig neue Reformen pädagogik und Spiritualitätsbildung zu wählen, damit erhält anzugehen. « man ein zweites Lehramt – das ist sehr wertvoll. ausschließlich Sonderpädagogik studie- Mit dem Beginn des Schuljahres 2019/20 Die Zuteilung liegt bei den Schulleiter- ren wollen, für diese Personen muss ein müssen alle neuangestellten Lehrerin- ninnen und Schulleitern und in weiterer eigenes Studium geschaffen werden, da nen und Lehrer eine einjährige Induk- Folge bei der Bildungsdirektion, falls wir an den Schulen ganz dringend Unter- tionsphase in Begleitung eines Mentors keine Mentorin , kein Mentor vor Ort stützung brauchen. unterlaufen. Was kann man sich unter sein sollte. Im Moment werden Personen In der Sekundarstufe (NMS / AHS / BMHS dieser Induktionsphase vorstellen? gesucht, die sich eine derartige Tätigkeit allgemein) kann man Inklusive Pädago- Mit der Induktionsphase ist jetzt Gesetz vorstellen können. Die Ausbildung zur gik als Spezialisierung in Kombination mit geworden, was schon an vielen Schulen Mentorin, zum Mentor gibt es für den einem anderen Unterrichtsfach wählen. Usus war. Ich denke dabei gerne an meine Schultyp VS und für die NMS und AHS bzw. erste Zeit als Berufsschullehrerin zurück. BMHS. Es handelt sich um einen Hoch- Auch die Ausbildung der Religionspä- Mein Direktor hat mir damals einen Kol- schullehrgang, der in 2 Module zu je 15 dagogik hat sich die letzten Jahre ver- legen zugeteilt. Diesem Kollegen konnte ECTS unterteilt ist. Daneben bieten wir ändert. Wie kann ich nun Religions- ich Fragen stellen, er förderte mich und natürlich auch weitere Unterstützung an, lehrerin und Religionslehrer werden? half mir auch bei meinen Vorbereitungen da wir über ein gutes Netz an Praxisleh- In der Primarstufe hat man die Möglich- im ersten Dienstjahr. Heute werden diese rerinnen und Praxislehrer verfügen. Bis keit den Schwerpunkt Religionspädago- Kollegeninnen und Kollegen eben als Men- 2029/30 reicht der Nachweis einer 5-jäh- gik und Spiritualitätsbildung zu wählen, toreninnen und Mentoren bezeichnet, die rigen Tätigkeit im Rahmen der schulprak- damit erhält man ein zweites Lehramt die Neulehrerinnen und Neulehrer pro- tischen Ausbildung von Studierenden – das ist sehr wertvoll. Weiterführend fessionell mit ihrer Expertise begleiten. bzw. die Betreuung der Studierenden im kann man dazu noch ein Masterstudium Hervorheben möchte ich hierzu noch, dass Unterrichtspraktikum (AHS) aus, um Men- mit der Erweiterung für alle Schülerinnen die Mentoreninnen und Mentoren in erster torin und Mentor zu werden. Wir rechnen und Schüler von 10-14 Jahren absolvieren. Linie nicht die Kolleginnen und Kollegen ebenso auch viele Vorbildungen an, wie z. Dadurch kann man auch in der NMS, BHS bewerten, sondern in ihrer Funktion diese B. die Ausbildung zur Praxislehrerin und und in der AHS Unterstufe unterrichten. bestmöglich unterstützen sollen. Ein wei- zum Praxislehrer und den BELE Lehrgang. In der Sekundarstufe gibt es das Fach terer Vorteil ist, dass diese Mentorentätig- Man kann sich diesbezüglich jederzeit Katholische Religion, welches mit einem keit abgegolten wird. und gerne an uns wenden. zweiten Fach kombiniert werden muss. Sorgen müssen sich die Studierenden Eine weitere Möglichkeit ist hierbei auch Viele Neulehrerinnen und Neulehrer keine machen. Es kann zwar vorkom- die Verbindung des Faches Katholische befürchten, dass es zu wenige Mento- men, dass eine Mentorin und ein Mentor Religion mit der sogenannten Spezialisie- reninnen und Mentoren gibt. Ist diese mehrere Neulehrerinnen und Nehlehrer rung „Schule und Religion“ als Erweiterung Angst begründet? Wie werden Mento- betreut. Es müssten aber ausreichend für die Volksschule. reninnen und Mentoren zugeteilt? vorhanden sein. 14 OKTOBER 2019 | DAS SCHULBLATT
IM GESPRÄCH » Es gibt Studierende, die ausschließlich » Pädagogik ist für mich Sonderpädagogik studieren wollen, für diese Personen Bildung, die mit Neugierde und muss ein eigenes Studium geschaffen werden. « Motivation beginnt. « Ist es nicht sinnvoller das verpflich- Wir beginnen bei uns an der PHDL im programm werden. Es muss genügend tende Masterstudium gleich nach dem Studienjahr 2019/20 den Hochschullehr- Unterstützung in Form von ausgebilde- Bachelor anzuschließen und mit dem gang „Schulen professionell führen“ mit tem Personal an den Schulen geben. Berufseinstieg und der Induktions- 20 ECTS. Sehr viele Interessenten haben 3. Es wäre wichtig ein Vollstudium für das phase noch ein bisschen zu warten? sich bereits gemeldet und der Lehrgang Lehramt in OÖ anzubieten, damit wir Gibt es schon Zahlen, die belegen, wie ist fast voll. Zum Lehrgang gibt es ein unsere Lehrerinnen und Lehrer selber viele Studierende das Masterstudium Rahmencurriculum, welches wir durch ausbilden können. vorziehen? die Expertise, speziell jene des Bera- Das ist eine ganz persönliche Entschei- tungszentrums angepasst haben. Die Wordrap dung. Es hat beides Vor- und Nachteile. Themenbereiche erstrecken sich von der Mein Motto … akzeptiere oder verändere. Ca. ¾ der Absolventinnen und Absolven- Personalführung über die Kommunikati- In meiner Freizeit … fahre ich gerne mit ten schließen das Masterstudium gleich on bis hin zu rechtlichen Rahmenbedin- meinem Mann Motorrad. an. Der Vorteil ist, dass man bereits im gungen. Da die Verantwortung durch das Pädagogik ist für mich … Bildung, die Studienmodus ist und man sich vollends Autonomiepaket für Schulleiterinnen und mit Neugierde und Motivation beginnt. auf das Studium konzentrieren kann. Man Schulleiter größer geworden ist, benötigt Mein Lieblingsfach in der Schule … ist mit Sicherheit schneller, als diejeni- man eben auch eine breitere Ausbildung Deutsch und Turnen. gen, die sofort ins Berufsleben einstei- und Unterstützung. Glück bedeutet für mich … wenn es mei- gen. Diese, die sofort an einer Schule ner Familie gut geht. beginnen, haben aber den Vorteil schon Was wünscht sich eine Vizerektorin Zukünftige Lehrerinnen und Lehrer „im System“ zu sein und auch Geld zu einer Pädagogischen Hochschule von brauchen unbedingt … die Motivation verdienen. Man muss es sich erst einmal der kommenden Bundesregierung? die Begabungen eines jeden Kindes zu leisten können ein Vollstudium zu absol- Da hätte ich zwar einige Wünsche, im finden. ■ vieren. Es ist gewiss anstrengender und Besonderen möchte ich aber nun nur auf eine größere Herausforderung neben drei näher eingehen: dem 1. Dienstjahr auch noch zu studieren. 1. Wir haben durch unsere Lehrerinnen und Lehrer eine große Expertise an Der Lehrgang Schulmanagement ist unseren Schulen. Ich plädiere ganz verpflichtend für alle angehenden Lei- stark dafür, diese in Ruhe arbeiten zu terinnen und Leiter. Wird es auf der lassen und ihnen Wertschätzung ent- PH Linz auch solch einen Lehrgang gegenzubringen. Es ist nicht sinnvoll geben? Wenn ja, welche Thematiken ständig neue Reformen anzugehen. Das Interview werden behandelt? 2. Die Sonderpädagogik darf kein Spar- führte Birgit Loidl DAS SCHULBLATT | OKTOBER 2019 15
Belastungsstudie liefert N ormal ausgelastet“ sind laut eigenen Anga- ben nicht einmal die Hälfte der Lehrerinnen und Lehrer an Volksschulen, Sonderschulen, Poly- alarmierende Ergebnisse technischen Schulen und Neuen Mittelschulen. Alle anderen sind be- oder überlastet. Konkret bezeich- nen sich 24,7 Prozent der Lehrer selbst als belastet und 15,7 Prozent als überlastet. Fast fünfzehn Pro- Aggressive Schüler, unkooperative Eltern, über zent zählen zur Risikogruppe. „Das ist die Gruppe, bordende Bürokratie: Es sind unter anderem diese um die man sich ernsthaft Sorgen machen muss“, Dinge, die Österreichs Lehrerinnen und Lehrer sagt der oberste Pflichtschullehrervertreter und CLV Obmann Paul Kimberger. Ihn beunruhigt die belasten. Laut der im Auftrag der GÖD von Mai bis Entwicklung: Die Risikogruppe ist im Vergleich zur Juni 2019 durchgeführten Online-Umfrage der Arge vorigen Belastungsstudie 2016 deutlich gewachsen. Burnout, an der fast 7300 Pflichtschullehrerinnen (siehe Grafik 1) und Pflichtschullehrer teilgenommen haben, zeigen Die Belastung nimmt mit steigendem Alter zu. So die Ergebnisse eine signifikant höhere Belastung der gehören nur 12,7 Prozent der unter 40-Jährigen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer als im Jahr 2016. Risikogruppe an, aber 17,5 Prozent der über 56-Jäh- rigen. Außerdem ist der Druck an Polytechnischen Damals waren 11,9 Prozent in der Burnout-Risiko- Schulen und NMS besonders hoch. Die Studie zeigt gruppe, diesmal waren es bereits 14,3 Prozent. auch, dass Männer in der Risikogruppe stark über- 16 OKTOBER 2019 | DAS SCHULBLATT
Belastungsstudie Belastungsgruppen 2016–2019 Unterschiede sind signifikant 2016 2019 50% 46,9 45,3 38% 25,9 25% 24,7 15,3 15,7 14,3 13% 11,9 0% Normalwert belastet überlastet Risikogruppe Grafik 1: Belastungsgruppen 2016 - 2019 Standort * Belastungsgruppen N=7.243 / Unterschiede sind signifikant MW Landgemeinde Stadtgemeinde 50% 45,3 38% 24,7 25% 15,7 14,3 13% Foto: Adobe Stock 46,9 45,3 25,9 24,7 15,3 15,7 11,9 14,3 0% Normalwert belastet überlastet Risikogruppe Grafik 2: Belastungsgruppen nach Standort repräsentiert sind und die Belastung bei Lehrkräften Zitate aus der Fachliteratur belegen Ernst aus Stadtgemeinden signifikant höher als bei jenen des Problems aus Landgemeinden ist. Schulleiterinnen und Schul- „Mit der Veränderung der gesellschaftlichen Werte leiter sind im Schnitt weniger belastet als die unter- und Verhältnisse ändern sich auch die schulischen richtenden Lehrerinnen und Lehrer. (siehe Grafik 2) Arbeitsbedingungen. Der Belastungsdruck wird stär- ker. Lehrer müssen sich ihre persönliche Autorität erst Internationaler Vergleich erwerben; sie haben die Autorität von Amts wegen Auch internationale Studien belegen, dass Lehrkräf- verloren. Die Erziehungsstile der Eltern sind von te unter besonderer Belastung leiden, ein erhöhtes Werten wie Durchsetzungs- und Kritikfähigkeit und Risiko für Burnout haben und zu den am meisten Ablehnung von Autoritäten bestimmt.“ 2 gefährdeten Berufsgruppen gehören. Die höchste Belastung wird auch hier im Schulalltag erlebt. Viele „Noch immer ist in der Öffentlichkeit die Meinung der Befragten klagen über Lärm, Hetzen von Stunde verbreitet, die meisten Pädagogen müssten doch zu Stunde, Aufgabenvielfalt und schlechte räumliche nur den halben Tag arbeiten – bei vollem Gehalt –, Ausstattung. Aber auch ständige Reformen, Erlässe und lange Ferien genössen sie auch noch. Die Reali- und die Wochenstundenanzahl werden als Faktoren tät sieht anders aus. Lehrer sind hohen Belastungen angeführt. Die überbordenden administrativen Auf- und damit auch großen gesundheitlichen Risiken gaben, denen Lehrerinnen und Lehrer ausgesetzt ausgesetzt.“ 3 sind, tragen ebenfalls viel dazu bei, dass Lehrkräf- te ständig das Gefühl haben, die Arbeit nicht mehr „Der Schulalltag verlangt meist über Stunden hin- bewältigen zu können. 1 weg volle Präsenz und Aufmerksamkeit, ohne dass DAS SCHULBLATT | OKTOBER 2019 17
Belastungsstudie Entspannungsphasen dazwischengeschaltet wären. „Kann die Digitalisierung an Ihrer Schule mit der Die Unterrichtspausen bringen üblicherweise wenig vorhandenen Ausstattung erfolgreich umgesetzt werden?“ Entlastung; Trubel und Lärm sorgen dann mitunter N=7.248 / in % für noch mehr Stress.“ 4 26% 25,1 24,8 22,4 Einstellung gegenüber Digitalisierung Die Lehrerinnen und Lehrer wurden im Rahmen der 20% Studie auch nach ihrer Einstellung gegenüber der 17,5 geplanten Digitalisierung und zu Handy und Tablet im Unterricht befragt. Hier zeigt sich, dass etwa ein 13% Drittel die Frage nach der Identifikation mit dem Ziel 10,3 der Digitalisierung positiv beantwortet. Ein Drittel ist sich unsicher und ein knappes Drittel kann sich 7% damit nicht identifizieren. (siehe Grafik 3) 0% Bei der Frage nach dem Einsatz von Handy/Tablet im sicher nicht eher nicht ja und nein eher ja sicher ja Unterricht ergibt sich folgendes Bild: 10,6 % setzen die Geräte viel oder sehr viel ein. 31,3 % gelegent- Grafik 3: Kann Digitalisierung mit vorhandener Ausstattung umgesetzt werden? lich und 58,1 % eher wenig oder gar nicht. Insgesamt erwarten die teilnehmenden Lehrkräfte durch die Digitalisierung leicht positive Auswirkungen auf die Häufige Probleme * hohe Belastung Möglichkeit alle Schülerinnen und Schüler besser Anteil der Leiterinnen und Leiter in den beiden Testgruppen mit der höchsten Belastung. zu fördern. Sie erwarten aber auch, dass das soziale MW=29,9 % Klima darunter leiden und die Belastung der Lehr- 48% 46,8 46,0 kräfte leicht zunehmen wird. (siehe Grafik 4) 42,3 39,9 38,4 38,0 35,9 Einsatz persönlicher Ressourcen 36% 33,9 33,0 Im Rahme der Studie wurde ebenfalls erhoben, wie häufig die Befragten ihr Zuhause als Arbeitsplatz nützen und ob sie persönliche Ressourcen im Unter- 24% richt einsetzen. Hier zeigt sich, dass die Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen 20 % und 12% 60 % der schulischen Arbeit (außerhalb des Unter- richts) zuhause erledigt. Über 60 % verwenden häufig oder ständig Geräte aus dem persönlichen Eigentum 0% im Unterricht und fast 60 Prozent der befragten Lehr- Druck Agg. gg. Eltern Struktur Agg. gg. Lärm Schüler Medien Bürokratie Lehrerinnen Schülerinnen kräfte bezahlen häufig oder ständig Unterrichtsmittel und Lehrer und Schüler aus der eigenen Tasche. Grafik 4: Belastungsfaktoren für Lehrkräfte Eigene Schulleiterbefragung Schulleiterinnen und Schulleitern wurde ein eige- „Nehmen Sie an, Sie hätten drei Wünsche an die ner Befragungsteil angeboten, um ihre spezifischen Schulbehörden frei. Womit könnten Sie die Situation an Bedürfnisse und Probleme besser kennen zu lernen. Ihrer Schule am ehesten verbessern?“ Hier ergab die offene Frage nach wiederkehrenden Schulleiterinnen und Schulleiter. N=1.315/Häufigste Nennungen auf offene Frage. Belastungen, dass überbordende Administration, 500 gefolgt von fehlendem Supportpersonal und unko- operativen Eltern die größte Belastung darstellen. 430 410 Die offene Frage nach drei Wünschen an die Schul- 375 behörden brachte folgendes Ergebnis: Support- personal (Administration, Psychologie), Stunden 265 und Kontinuität im System wurden am häufigsten 250 240 217 genannt. Verstärkte Autonomie und mehr Vertrauen 167 und Wertschätzung wurden ebenfalls als sehr wichtig 129 125 115 empfunden. (siehe Grafik 5) ■ 0 Support- Ressourcen Kontinuität Autonomie Adminis- Vertrauen Zweitleh- Pers. personal tration rerin und Entlastung Zweitlehrer 1 Terhart u.a., Berufsbiographien von Lehrern und Lehrerinnen, 1994, S.211 2 Schmitz, E. / Jehle, P. / Gayler, B.: Innere Kündigung im Lehrerberuf, in: Grafik 5: Drei Wünsche an die Schulbehörde (Schulleiterbefragung) A. Hillert / E. Schmitz (Hrsg.): Psychosomatische Erkrankungen bei Leh- rerinnen und Lehrern. Schattauer, Stuttgart, 2004, S.165 3 http://www.gehirn-und-geist.de/statisch/pdf/ gug_2010_11_S18.pdf 4 Ebda 18 OKTOBER 2019 | DAS SCHULBLATT
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