DUNKLE MATERIE Heiß begehrt - Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY
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Titelbild: Gesine Born Das DESY-Forschungsmagazin – Ausgabe 02/19 femto – das DESY-Forschungsmagazin | Ausgabe 02 / 19 Heiß begehrt DUNKLE MATERIE Auf der Jagd nach neuen Teilchen Das Forschungszentrum DESY Asteroiden verraten DESY zählt zu den weltweit führenden Teilchenbeschleuniger-Zentren und Größe ferner Sterne erforscht die Struktur und Funktion von Materie – vom Wechselspiel kleinster Elementarteilchen, dem Verhalten neuartiger Nanowerkstoffe und lebenswichtiger Wassersensoren aus Biomoleküle bis hin zu den großen Rätseln des Universums. Die Teilchenbeschleuni- dem 3D-Drucker ger und die Nachweisinstrumente, die DESY an seinen Standorten in Hamburg und Zeuthen entwickelt und baut, sind einzigartige Werkzeuge für die Forschung: Sie erzeugen das stärkste Röntgenlicht der Welt, bringen Teilchen auf Rekord- Mit Gold Krankheiten energien und öffnen neue Fenster ins Universum. aufspüren DESY ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.
femto 02/19 femto 02/19 Impressum femto wird herausgegeben vom Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY, einem Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft Redaktionsanschrift Notkestraße 85, D-22607 Hamburg Tel. +49 40 8998-3613, Fax +49 40 8998-4307 E-Mail: femto@desy.de Internet: www.desy.de/femto ISSN 2199-5184 Redaktion Ute Wilhelmsen, Till Mundzeck (v.i.S.d.P.) An dieser Ausgabe haben mitgewirkt Frank Grotelüschen, Barbara Warmbein, Britta Liebaug, Kristin Hüttmann Schlussredaktion Ilka Flegel Gestaltung und Produktion Ulrike Darwisch, Diana von Ilsemann Bildbearbeitung und Herstellung EHS, Hamburg Redaktionsschluss Mai 2019 r e n S ie ie Abonn stenlos! e m t o ko f emto esy. de/f www.d azin ch u n gsmag S Y-Fors Das DE Der stärkste Röntgenlaserstrahl der Welt Der European XFEL ist der größte Röntgenlaser der Welt und produ- ziert extrem starkes Röntgenlicht, mit dem Wissenschaftler bei- spielsweise Bilder von Molekülen aufnehmen. Es ist milliardenfach heller als das herkömmlicher Röntgenstrahlungsquellen, aber sehen kann man den Strahl eigentlich nicht, denn Röntgenlicht ist für das Auge unsichtbar. Auf diesem Bild haben Forscher gemeinsam mit einem Fotografen den Röntgenlaserstrahl, der in einem 3,4 Kilome- ter langen unterirdischen Tunnel zwischen DESY und der Experi-
femtoskop zwischen DESY und der Experimentierhalle in Schenefeld bei Ham- Stickstoffs vergleichsweise schwach und wäre mit bloßem Auge Bild: European XFEL, Jan Hosan burg erzeugt wird, erstmals sichtbar gemacht. Möglich ist das, weil nicht so leicht zu erkennen. So deutlich sichtbar wie auf dem Foto der Röntgenstrahl den Stickstoff in der Luft zum Leuchten anregt, wird der Strahl erst bei völliger Dunkelheit und einer Belichtungszeit wenn die Moleküle seinen Weg kreuzen. von 90 Sekunden. Fotografiert wurde ein Strahl von einem Millimeter Durchmesser, der aus 800 Blitzen pro Sekunde besteht. Da sich Das Prinzip ähnelt dem einer Leuchtstoffröhre, bei der die angelegte während der Experimente niemand in der Experimentierstation auf- Hochspannung das Gas im Inneren der Röhre zum Leuchten bringt. halten darf, hat der Fotograf die Kamera vom benachbarten Kontroll- Trotz der extrem hohen Intensität des Strahls ist das Leuchten des raum aus ferngesteuert. 3
femto 02/19 Inhalt Bild: KIPAC/SLAC, Ralf Kaehler ZOOM Die Suche nach der geheimnisvollen Dunklen Materie beschäftigt die DUNKLE Physik seit vielen Jahrzehnten. Bereits in den 1930er Jahren hatten sich Astronomen über einen merkwürdigen Befund gewundert: Gala- xienhaufen hielten zusammen, obwohl sie eigentlich auseinanderfliegen MATERIE sollten. Neben den sichtbaren Himmelskörpern – Sternen, P laneten und Staubwolken – muss es zusätzlich eine unsichtbare Masse geben, deren Gravitation Galaxien im Zaum hält. Doch woraus besteht diese Auf der Jagd nach neuen Teilchen ominöse Dunkle Materie, ohne die sich kaum erklären lässt, wie sich Galaxien und Galaxienhaufen im Laufe der Entstehungsgeschichte des Weltalls gebildet haben? Vielleicht aus noch unentdeckten, ultra leichten oder überaus schweren Elementarteilchen? Und was haben Schwarze Löcher damit zu tun? Rund um den Globus läuft die Suche, und bald könnte eine neue Generation von Experimenten das Geheim- nis der Dunklen Materie endlich lüften. 4
femto 02/19 06 12 33 CAMPUS ZOOM SPEKTRUM 06 Asteroiden verraten Größe 12 Dunkle Materie 30 Forschung kompakt ferner Sterne Auf der Jagd nach Gammateleskop-Technik neuen Teilchen - Was Spinnen an der Decke hält bestimmt bislang kleinsten - Parkinson-Symptome Winkeldurchmesser 26 Kluges Upcycling durch Mangan-Vergiftung Wie das Hightech-Experiment - Hologrammtechnik misst 08 Boost für die Plasma- ALPS II mit gebrauchten extrem kurze Lichtpulse beschleunigung Magneten nach Dunkler - Neuer Blick ins Erdinnere Laserbohrer ermöglicht Materie sucht - Gammastrahlung aus der neuen Weltrekord Superblase 28 Die Kunst der Dunklen Materie - Meteoriteneinschläge im Labor 10 Druckbare Wassersensoren Interview mit DESY-Physiker - Neues Gas für Plasmalinsen Röntgenuntersuchung zeigt Christian Schwanenberger zu - Medikamentenschleuse im Arbeitsweise von funktionaler einem besonderen Kunstprojekt Röntgenlicht Verbindung auf Kupferbasis - Kontrolle aus dem Nichts - Flüssigkeiten kristallisieren in 36 Mit Gold Krankheiten aufspüren Nanometerspalten Neue Diagnosemöglichkeiten in der Medizin 38 Platin schlägt Nanoblasen Technisch wichtiges Edelmetall oxidiert schneller als erwartet 40 Biegsame Schaltkreise für den 3D-Druck Neues Verfahren für flexible und transparente Elektronik RUBRIKEN 02 femtoskop 35 femtomenal Röntgenlaserstrahl sichtbar Der kürzeste UV-Laserpuls gemacht der Welt 39 femtopolis 42 femtofinale Warum Gewitterwolken Rezept für ein Universum mehrfach blitzen 5
femto 02/19 CAMPUS Asteroiden verraten Größe ferner Sterne Gammateleskop-Technik verdoppelt Auflösungsvermögen astronomischer Winkelmessungen Wenn ein Asteroid vor einem Stern vorbeizieht, ent- Bild: DESY, Lucid Berlin steht ein Beugungsmuster (hier deutlich übertrieben dargestellt), aus dem sich der Durchmesser des Sterns bestimmen lässt. M it Hilfe der besonde Daniel vom Smithsonian Astrophysi unter anderem beobachten, wenn ren Eigenschaften cal Observatory (SAO) etabliert eine ein Asteroid aus unserem Sonnen von Gammastrahlen neue Methode zur Bestimmung von system zufällig vor einem weit teleskopen haben Sterndurchmessern und liefert die entfernten Stern vorbeiwandert. Forschende die Durchmesser ferner bislang kleinsten Winkeldurchmes „Die extrem schwachen Schatten Sterne bestimmt. Die Messungen ser von Sternen am Firmament. von Asteroiden ziehen jeden Tag mit dem Very Energetic Radiation Nahezu jeder Stern am Nacht über uns hinweg“, erläutert Hassan. Imaging Telescope Array System himmel ist selbst für die besten „Dabei ist der Rand des Schattens (VERITAS) liefern die Größe eines Teleskope zu weit entfernt, um seine jedoch nicht scharf. Stattdessen ist Riesensterns in 2674 Lichtjahren Größe direkt zu bestimmen. Die der zentrale Schatten umgeben von Entfernung und eines sonnen Forschenden nutzten daher ein op Lichtmustern, die an kleine Wasser ähnlichen Sterns in 700 Lichtjahren tisches Phänomen namens Diffrak wellen erinnern.“ Die Physik be Distanz. Die Arbeit des Teams um tion, um die Sterndurchmesser zu zeichnet das als Beugungsmuster. Es Tarek Hassan von DESY und Michael bestimmen. Dieser Effekt lässt sich lässt sich in jedem Schülerlabor mit 6
femto 02/19 CAMPUS Hilfe eines Lasers erzeugen, der auf eine scharfe Kante gerichtet wird. – auch für solche von Sternenlicht. Mit den VERITAS-Tscheren „Unsere Pilotstudie Die Form des Musters erlaubt kow-Teleskopen am Fred-Lawrence- etabliert eine neue Rückschlüsse auf die Ausdehnung Whipple-Observatorium im US-Bun der Lichtquelle. Anders als das Beu desstaat Arizona ist es dem Team Methode, um die gungsmuster in einem Schülerlabor lässt sich das eines Sterns an einem gelungen, das Beugungsmuster des Sterns mit der Katalognummer Durchmesser von Asteroiden jedoch nur sehr schwer TYC 5517-227-1 einzufangen, wäh Sternen zu bestimmen“ messen. „Die Sternbedeckungen rend er am 22. Februar 2018 vorüber Tarek Hassan, DESY durch Asteroiden sind sehr schwer gehend vom 60 Kilometer großen vorherzusagen“, sagt Daniel. „Und Asteroiden Imprinetta bedeckt das Beugungsmuster lässt sich nur wurde. Mit den VERITAS-Teleskopen mit Tscherenkow-Teleskopen liefert erkunden, indem man schnelle ließen sich 300 Bilder pro Sekunde eine zehnmal bessere Auflösung als Schnappschüsse macht, während aufnehmen, woraus sich das Hellig die Standardmethode bei Sternbe der Schatten über das Teleskop keitsprofil des Beugungsmusters mit deckungen durch den Mond. Und wandert.“ Astronomen haben auf großer Genauigkeit rekonstruieren sie ist mindestens doppelt so scharf diese Weise bereits Sterne vermes ließ. Daraus ergab sich die schein wie interferometrische Größenmes sen, die vorübergehend vom Mond bare Größe des Sterns am Himmel, sungen.“ Die Messungenauigkeit bedeckt wurden. Das funktioniert also sein Winkeldurchmesser, zu der neuen Methode beträgt nach ungefähr bis zu einer scheinbaren 0,125 tausendstel Bogensekunden. Angaben der Autoren gegenwärtig Größe – also einem Winkeldurch Zusammen mit der Entfernung von rund zehn Prozent. „Wir erwarten, messer – von einer tausendstel Bo 2674 Lichtjahren ergibt das einen dass sich das durch einen optimier gensekunde. Zum Vergleich: So groß Durchmesser des Sterns, der elfmal ten Aufbau deutlich verbessern lässt, würde eine Zwei-Cent-Münze auf so groß ist wie der unserer Sonne. etwa indem man die beobachteten dem Pariser Eiffelturm von New York Damit ließ sich der Stern der Klasse Wellenlängen auf einen bestimmten aus erscheinen. der Roten Riesen zuordnen, was Bereich einschränkt“, sagt Daniel. zuvor nicht eindeutig geklärt war. Da unterschiedliche Wellenlängen Augen für Sternenlicht Die Forschenden konnten drei unterschiedlich gebeugt werden, Allerdings sind nicht viele Sterne Monate später zudem den Stern verwischt das gemessene Beugungs am irdischen Himmel so groß. Um TYC 278-748-1 untersuchen, der muster, wenn ein zu breiter Wellen noch kleinere Winkeldurchmesser am 22. Mai 2018 vom 88 Kilometer längenbereich aufgezeichnet wird. zu bestimmen, nutzte das Team großen Asteroiden Penelope bedeckt „Unsere Pilotstudie etabliert Tscherenkow-Teleskope. Diese wurde. Die Auswertung lieferte einen eine neue Methode, um die Durch messer von Sternen zu bestimmen“, „Dies ist der kleinste fasst Hassan zusammen. Die For schenden schätzen, dass geeignete Winkeldurchmesser eines Sterns, Teleskope mehr als eine Asteroiden- Sternbedeckung pro Woche be der je gemessen worden ist“ obachten könnten. „Da ein Stern umso kleiner erscheint, je weiter er Michael Daniel, SAO entfernt ist, bedeutet eine Verbes serung der Winkelauflösung auch Instrumente sind darauf speziali Winkeldurchmesser von 0,094 tau eine Erweiterung der Reichweite siert, das extrem kurze und schwa sendstel Bogensekunden, was bei solcher Beobachtungen“, erläutert che bläuliche Leuchten einzufangen, einer Entfernung von 700 Lichtjahren der DESY-Forscher. „Wir schätzen, das entsteht, wenn ein energierei dem 2,17-fachen Sonnendurch dass sich mit unserer Methode ches Teilchen oder Gammaquant messer entspricht. Das deckt sich noch Sterne in zehnmal größerer aus dem Weltall auf die Erdatmo hervorragend mit einer früheren Entfernung analysieren lassen als sphäre trifft. Tscherenkow-Teles Schätzung, die mit Hilfe indirek mit der Mondbedeckungsmethode.“ kope machen nicht die besten Bilder, ter Methoden auf 2,173 Sonnen Die Technik könne damit genug aber dank ihrer großen Spiegelflä durchmesser gekommen war. Daten liefern, um eine größere che, die gewöhnlich wie ein Insek „Dies ist der kleinste Winkel Zahl von Sternen in sogenannten tenauge in sechseckige Einzelspiegel durchmesser eines Sterns, der Populationsstudien zu untersuchen. segmentiert ist, und ihrer leistungs je gemessen worden ist“, betont fähigen Kameras sind sie besonders Daniel. „Die Beobachtung von Nature Astronomy, 2019; empfindlich für Lichtschwankungen Sternbedeckungen durch Asteroiden DOI: 10.1038/s41550-019-0741-z 7
femto 02/19 CAMPUS Bild: Keldysh Institute of Applied Mathematics, Gennadiy Bagdasarov, und Berkeley Lab, Anthony Gonsalves/Jean-Luc Vay Künstlerische Darstellung: Visualisierung des Plasma- kanals (blau) in der Kapillare, der durch eine elektrische Entladung und einen acht Nanosekunden langen Laserpuls (rot/gelb) erzeugt worden ist. Laserpuls Plasmakanal Boost für die Plasmabeschleunigung Laserbohrer ermöglicht neuen Weltrekord W im Leemans, DESYs neuer For nenvolt (Giga-Elektronenvolt, GeV) – ein Wert, für schungsdirektor für den Bereich den die modernsten konventionellen Teilchenbe Beschleuniger, ist ein international schleuniger mehrere hundert Meter benötigen. profilierter Spitzenwissenschaftler und ein Pionier in der Entwicklung zukunfts weisender Laser-Plasmabeschleuniger. Bevor „Diese neue Technologie eröffnet er im Februar 2019 zu DESY kam, leitete er den Forschungsbereich für Beschleunigertechnolo ganz neue Möglichkeiten, auch für gien und Angewandte Physik am Berkeley Lab unsere Arbeit bei DESY“ (Kalifornien, USA) sowie das Berkeley Lab Laser Ralph Aßmann, DESY Accelerator (BELLA) Center. Gemeinsam mit seinem Team hat er dort wichtige Meilensteine für die neue Generation kompakter Teilchenbe Ein Plasma ist ein Gas, in dem den Molekülen ihre schleuniger gelegt: Anfang des Jahres stellten die Elektronen entrissen wurden, so dass sich eine BELLA-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaft Mischung aus elektrisch positiv geladenen Gas ler mit einem „Laser-Plasmabohrer“ einen neuen molekülen und elektrisch negativen Elektronen Rekord für Plasmabeschleuniger auf. In einer nur bildet. „Die Entwicklung stabiler Plasmabeschleu 20 Zentimeter langen Plasmakapillare beschleu niger mit einer Energie nahe zehn Giga-Elektro nigten sie Elektronen auf 7,8 Milliarden Elektro nenvolt markiert einen Meilenstein auf dem 8
femto 02/19 CAMPUS Weg vom Labor zu ersten Anwendungen“, betont Leemans, der das Verfahren bei DESY weiterent Den Belgier Wim Leemans zog es sehr früh in seiner Karriere nach wickeln wird. „Wir haben ein neues Konzept für Kalifornien: Seine Doktorarbeit den Werkzeugkasten der Plasmabeschleuniger- in der Elektrotechnik schrieb er Forscher entwickelt. Und zusammen mit anderen an der University of California Verfahren zur Kontrolle von Beschleunigung, in Los Angeles. Anschließend arbeitete er insgesamt 27 Jahre Strahlstabilität und -qualität, die es bei DESY be am Berkeley Lab und hat in reits gibt, wird dies kompakte Elektronenquellen dieser Zeit das Laser-Beschleu- möglich machen.“ nigerprogramm des Forschungs- Teilchenbeschleuniger sind in vielen zentrums etabliert und zu weltweitem Ansehen gebracht. Bereichen unverzichtbare Werkzeuge, von der Forschung über die Industrie bis zur Medizin. Konventionelle Teilchenbeschleuniger nutzen Radiowellen, um Pakete elektrisch geladener Teilchen, wie zum Beispiel Elektronen, schneller „Die Zeit ist reif, um die und schneller voranzutreiben. Die heute hochent wickelte Technik erzeugt Teilchenstrahlen hoher Laser-Plasmabeschleunigung aus dem Qualität mit fast jeder gewünschten Eigenschaft. Je höher die Teilchenenergie sein soll, desto Labor zur Anwendung zu führen“ größer und teurer werden allerdings die Anlagen. Wim Leemans, DESY Surfen auf der Plasmawelle Laser-Plasmabeschleuniger dar“, kommentiert Die zurzeit noch experimentelle Laser-Plasma Ralph Aßmann, Leitender Wissenschaftler für beschleunigung verfolgt ein komplett anderes Beschleunigerforschung bei DESY, der nicht an Konzept: Bei ihr pflügt ein kurzer, extrem heller der Studie beteiligt war. „Hier wird nicht nur ein Laserpuls durch ein Plasma. Wie ein Schnellboot neuer Energierekord gezeigt, sondern es wurde auf einem See erzeugt der Laserpuls kräftige eine innovative Methode entwickelt, mit der Heckwellen in seiner Bahn. Auf diesen Plasma eine mittlere Beschleunigungsspannung von wellen können die Elektronen surfen wie ein 40 Milliarden Volt pro Meter über eine Strecke von Wakeboard-Surfer auf der Heckwelle des Schnell 20 Zentimeter robust erzeugt wurde. Diese neue boots. Plasmawellen können Teilchen viele Technologie eröffnet ganz neue Möglichkeiten, hundert Male stärker beschleunigen als konven auch für unsere Arbeit bei DESY.“ tionelle Beschleuniger. Auch wenn bei der jungen Zwar können Plasmabeschleuniger nicht so Technik noch zahlreiche Herausforderungen viele Teilchen auf einmal beschleunigen wie kon gemeistert werden müssen, verspricht sie günsti ventionelle Beschleuniger, aber sie können neue, gere und vor allem drastisch kleinere Teilchenbe bislang nicht machbare Anwendungen wie etwa schleuniger sowie neue Anwendungen. einen miniaturisierten Röntgenlaser ermöglichen. Je kräftiger der Laserpuls ist, desto stärker „Unsere Methode ist ein großer Schritt nach vorn ist die Beschleunigung im Plasma. Das BELLA- zu künftigen kompakten Forschungslichtquellen“, Team schoss unvorstellbar starke und kurze betont Leemans. „Die Zeit ist reif, um die Laser- Infrarot-Laserpulse mit einer Spitzenleistung Plasmabeschleunigung aus dem Labor zur An von 850 Billionen Watt (850 Terawatt) und einer wendung zu führen.“ Bilder: Berkeley Lab, Marilyn Chung; DESY, Werner Bartsch (Portrait) Dauer von nur 35 billiardstel Sekunden (35 Fem tosekunden) in eine 0,8 Millimeter breite Saphir Physical Review Letters, 2019, röhre voll Wasserstoffgas. Die Spitzenleistung DOI: 10.1103/PhysRevLett.122.084801 des Lasers entspricht umgerechnet 8,5 Billionen 100-Watt-Glühbirnen, die allerdings nur ein paar Dutzend Femtosekunden angeschaltet wären. Der Clou dabei war, dass ein vorauseilender, erster Laserpuls zunächst einen Kanal durch das Plasma für den eigentlichen Beschleunigerpuls gebohrt hatte. Dadurch ließ sich die Plasmabeschleu nigung über die gesamten Länge der Kapillare aufrechterhalten. „Das in Physical Review Letters veröffentlichte Eine 20 Zentimeter lange Plasmazelle, wie sie für die Resultat aus Berkeley stellt einen Meilenstein für Rekordbeschleunigung benutzt wurde. 9
femto 02/19 CAMPUS Druckbare Wassersensoren Röntgenuntersuchung zeigt Arbeitsweise von funktionaler Verbindung auf Kupferbasis E in spanisch-israelisches Universität Madrid (UAM) die durch stimmte Stoffe nachweisen. Wasser Forschungsteam hat ein Wasser ausgelösten Strukturände gehört dabei zu den am häufigsten ausdruckbares Material rungen in dem Material erkundet, überwachten chemischen Verbin entwickelt, das als vielsei die der beobachteten Farbänderung dungen. „Es kann sehr wichtig sein tiger und robuster Wasserdetektor zugrunde liegen. Die Entwicklung zu wissen, wieviel Wasser in einer eingesetzt werden kann. Der Stoff öffnet die Tür zur Erzeugung einer bestimmten Umgebung oder in auf Polymerbasis ist günstig, flexibel neuen Familie 3D-druckbarer funkti einem Stoff vorhanden ist“, erläutert und ungiftig und ändert seine Farbe onaler Materialien. DESY-Forscher Michael Wharmby. in Gegenwart kleiner Mengen Wasser Auf zahlreichen Gebieten wie „Wenn ein Öl zum Beispiel zu viel von Violett zu Blau. Mit Hilfe von beispielsweise Gesundheit, Lebens Wasser enthält, schmiert es Maschi DESYs Röntgenlichtquelle PETRA III mittelsicherheit und Umweltschutz nen möglicherweise nicht gut, haben die Wissenschaftlerinnen und gibt es einen rasant steigenden und mit einem zu hohen Wasser Wissenschaftler unter Leitung von Bedarf an Sensoren, die auf schnelle anteil verbrennt Treibstoff nicht Pilar Amo-Ocha von der Autonomen und einfache Weise gezielt be ordentlich.“ „Die Vielseitigkeit moderner 3D-Drucktechnik bedeutet, dass sich diese Sensoren in ganz unterschiedlichen Bereichen einsetzen lassen“ Shlomo Magdassi, Hebräische Universität Jerusalem Das Sensormaterial kann in unterschiedlichs- ten Formen gedruckt werden. Die gezeigten Werkstücke sind jeweils etwa einen Zentimeter breit. In Anwesenheit von Wasser, beispielsweise aus der Luftfeuchtigkeit, färbt es sich blau. 10
femto 02/19 CAMPUS DESY-Forscher Michael Wharmby leitet die Messstation, an der Im trockenen Zustand (hier in einer die Untersuchungen wasserfreien Flüssigkeit) färbt sich das stattfanden. Sensormaterial violett. Farbumschlag im Sensor denen Formen daraus zu drucken. Erhitzen oder in einer wasserfreien Der funktionale Teil des neuen Sie testeten die gedruckten Senso Flüssigkeit getrocknet wird, färbt es Sensormaterials ist ein sogenanntes ren in Luft und mit Flüssigkeiten, sich von Blau wieder zurück nach Koordinationspolymer auf Kupfer die unterschiedliche Anteile Wasser Violett. Tests zeigten, dass es selbst basis, eine organische Verbindung enthielten. über viele Erhitzungszyklen stabil mit einem Wassermolekül, das an Dabei zeigte sich, dass die bleibt und die kupferbasierten Poly ein zentrales Kupferatom gebun gedruckten Sensoren sogar noch mere gleichmäßig in den gedruckten den ist. „Wenn man die Verbindung empfindlicher auf Wasser reagieren Sensoren verteilt sind. An der Luft auf 60 Grad Celsius erhitzt, ändert als das kupferbasierte Polymermate bleibt das Material mindestens ein sie ihre Farbe von Blau zu Violett“, rial allein. Die Forschenden schrei Jahr stabil, ebenso bei biologisch berichtet Amo-Ocha. „Diese Ände ben das der Porosität des gedruckten relevanten pH-Werten von 5 bis 7. rung lässt sich rückgängig machen, Materials zu. In Flüssigkeiten schlug „Die Vielseitigkeit moderner indem man das Material an der der gedruckte Sensor innerhalb 3D-Drucktechnik bedeutet darüber Luft lässt, in Wasser taucht oder von zwei Minuten bereits bei einem hinaus, dass sich diese Sensoren in in eine Flüssigkeit mit Spuren von Wasseranteil von 0,3 bis 4 Prozent ganz unterschiedlichen Bereichen Wasser legt.“ Mit der energiereichen an. Zudem reagierte er noch auf eine einsetzen lassen“, betont Shlomo Röntgenstrahlung von DESYs For relative Luftfeuchtigkeit von nur Magdassi von der Hebräischen schungslichtquelle PETRA III konnte 7 Prozent. Wenn das Material durch Universität Jerusalem. Das Konzept das Team beobachten, dass in den könne zudem genutzt werden, um auf 60 Grad erhitzten Proben die weitere derartige funktionale Mate Wassermoleküle fehlten, die zuvor „Es kann sehr wichtig rialien zu entwickeln. an die Kupferatome gebunden wa „In unserer Arbeit präsentieren ren. Das führt zu einer umkehrbaren sein zu wissen, wir die ersten 3D-gedruckten Ver strukturellen Neuorganisation des wieviel Wasser in bundobjekte aus einem nicht-porö Materials, wodurch es zu der Farb sen Koordinationspolymer“, sagt änderung kommt. einer bestimmten Félix Zamora von der Autonomen „Als wir das verstanden hat Umgebung oder in Universität Madrid. „Das eröffnet die ten, konnten wir auch die Physik Möglichkeit, die große Familie dieser dieser Veränderung modellieren“, einem Stoff vorhanden leicht herzustellenden Verbindun Bilder: TUAM, Verónica García Vegas sagt José Ignacio Martinez vom ist. Wenn ein Öl zum gen mit ihren interessanten magne Institut für Werkstoffwissenschaften tischen, optischen und elektrischen in Madrid (ICMM-CSIC). Die Forsche Beispiel zu viel Wasser Eigenschaften für das funktionale rinnen und Forscher waren dann enthält, schmiert es 3D-Drucken zu benutzen.“ in der Lage, die Kupferverbindung mit einem 3D-Druckermaterial zu Maschinen nicht gut“ Advanced Functional Materials, 2019; mischen und Sensoren in verschie Michael Wharmby, DESY DOI: 10.1002/adfm.201808424 11
femto 02/19 ZOOM Der seltsamste Stoff im Universum: Dunkle Materie (hier in Schwarz) ist im Kosmos über fünfmal häufiger als die uns gewohnte Materie (gelb). Sie besitzt keinerlei Wechsel- wirkung mit elektromagneti- scher Strahlung wie Licht und ist daher komplett unsichtbar. Dunkle Materie macht sich nur über ihre Schwerkraft bemerkbar. Diese Computer- simulation des Kavli-Instituts für Astroteilchenphysik und Kosmologie (KIPAC) zeigt die spinnwebenartige Verteilung der Dunklen Materie im Univer- sum, die mit ihrer Schwerkraft erst die Bildung von Galaxien und Galaxienhaufen ermöglicht hat. Woraus die Dunkle Materie besteht, ist gegenwärtig noch völlig rätselhaft. Bild: KIPAC/SLAC, Ralf Kaehler 12
femto 02/19 ZOOM ZOOM DUNKLE MATERIE Die Suche nach der mysteriösen Dunklen Materie beschäftigt die Physik seit vielen Jahrzehnten. Bereits in den 1930er Jahren hatten sich Astronomen über einen merkwürdigen Befund gewun- dert: Galaxienhaufen hielten zusammen, obwohl sie eigentlich auseinanderfliegen sollten. Neben den sichtbaren Himmelskörpern – Sternen, Planeten und Staubwolken – muss es zusätzlich eine unsichtbare Masse geben, deren Gravitation Galaxien im Zaum hält. Doch woraus besteht diese ominöse Dunkle Materie, ohne die sich kaum erklären lässt, wie sich Galaxien und Galaxienhaufen im Laufe der Entstehungsgeschichte des Weltalls gebildet haben? Vielleicht aus noch unentdeck- ten, ultraleichten oder überaus schweren Elementarteilchen? Und was haben Schwarze Löcher damit zu tun? Rund um den Globus läuft die Suche, und bald könnte eine neue Generation von Experimenten das Geheimnis der Dunklen Materie endlich lüften. 13
-32 10 1 100 380 000 300 – 500 Milliarden 13,8 Sekunden Sekunde Sekunden Jahre Millionen Jahre Jahre Milliarden Jahre BEGINN DES UNIVERSUMS Inflation: Licht und Licht und Materie Licht und Materie Nach der Entkopplung Galaxien Das Universum Das ganz Materie sind gekoppelt. entkoppeln: Protonen von Licht und Materie entwickeln sich heute junge entstehen. Dunkle Materie und Elektronen bilden gibt es zunächst noch weiter. Bild: European Space Agency (ESA) Universum entwickelt sich Atome, das Licht keine Sterne. Die Atome dehnt sich unabhängig: kann sich frei ausbrei- der uns gewohnten kurzzeitig Sie beginnt ten. Aus dieser Zeit Materie beginnen jedoch, extrem bereits, zusammen stammt die allgegen- den Einfluss des schnell aus. zuklumpen und wärtige kosmische Dunkle-Materie-Geflechts eine Netzstruktur Hintergrundstrahlung zu spüren. In dessen dich- zu bilden. (siehe Abbildung testen Knoten leuchten rechts). nach 300 bis 500 Milli- onen Jahren die ersten Sterne und Galaxien auf. W ir haben Glück, es ist bewölkt.“ stark bündeln, dass es die Anlage beschädigt.“ Markus Garczarczyk hat einen kur Das schwere Gerät steht am Rand des zen Blick aufs Wetter geworfen, jetzt Wissenschaftsparks Adlershof in Berlin. Es ist der öffnet er eine Metalltür, die in einen Prototyp eines neuen internationalen Großpro kleinen Turm führt. Dort tippt der Forscher auf jekts der Astronomie – des Cherenkov Telescope einen Touchscreen, es ertönt das Sirren kräftiger Array (CTA). „Es soll aus etwa hundert Einzel Elektromotoren. Sie wuchten das in die Höhe, teleskopen bestehen und Gammastrahlen aus was auf dem Turm montiert ist – ein 60 Tonnen dem All aufspüren“, sagt Garczarczyk, Physiker schweres Spiegelteleskop, Durchmesser zwölf bei DESY in Zeuthen, das CTA maßgeblich mitbe Meter. „Bei klarem Himmel hätten wir es in seiner treibt. Gammastrahlen sind die energiereichsten Parkposition lassen müssen“, erklärt Garczarczyk. aller elektromagnetischen Wellen. Unter anderem „Sonst würde der Reflektor das Sonnenlicht so entstehen sie bei Gewaltprozessen im Kosmos, etwa bei Supernova-Explosionen und Sternkolli sionen. Und sie könnten helfen, eines der größten Rätsel der Physik zu lösen: Woraus besteht die ominöse Dunkle Materie, die die Galaxien zusammenzuhalten scheint wie ein unsichtbarer Klebstoff? Bereits in den 1930er Jahren hatten sich Astronomen über einen merkwürdigen Befund gewundert: Galaxienhaufen hielten zusammen, obwohl sie eigentlich auseinanderfliegen sollten. Und in den 1970 Jahren stellte ein US-Team fest, dass sich die Sterne, die um das Zentrum einer Galaxie kreisen, so schnell bewegen, dass sie eigentlich herauskatapultiert werden müssten. Die Folgerung: Neben den sichtbaren Himmels körpern – Sternen, Planeten und Staubwolken – muss es zusätzlich eine unsichtbare Masse geben, Der Prototyp für die Teleskope des Cherenkov Telescope Array (CTA) ist seit 2013 im Wissenschaftspark Berlin-Adlershof Dunkle Materie genannt. Ihre Gravitation ist es, in Betrieb. die die Sterne in einer Galaxie im Zaum hält und Bild: DESY verhindert, dass zum Beispiel unsere Milchstraße schon längst auseinandergedriftet ist. 14
femto 02/18 ZOOM Die kosmische Hinter grundstrahlung stammt Auch andere Hinweise sprechen für die Existenz ein weiteres Rätsel. In den 1990er Jahren entdeck aus der Zeit 380 000 der rätselhaften Substanz: So sieht es danach aus, ten Astronomen, dass der Kosmos viel schneller Jahre nach dem Urknall als würde Dunkle Materie das Licht ferner Gala expandiert als erwartet – eine geheimnisvolle und wabert bis heute xien ein wenig aus der Bahn lenken – Fachleute Kraft scheint ihn regelrecht auseinanderzutreiben. durchs All. Kleine Tem- peraturschwankungen, sprechen vom Gravitationslinsen-Effekt. Auch in Seitdem spricht die Fachwelt von einer „Dunklen wie hier vom europäi- der sogenannten kosmischen Hintergrundstrah Energie“, aus der das Universum zu etwa 68 Pro schen Satelliten „Planck“ lung – quasi dem Echo des Urknalls – finden sich zent zu bestehen scheint. 27 Prozent macht die gemessen, waren die Indizien für ihr Dasein. Und: Ohne die Dunkle Dunkle Materie aus. Und nur mickrige fünf Pro Saaten künftiger Struktu- ren wie Galaxienhaufen. Materie lässt sich kaum erklären, wie sich Gala zent des Universums sind aus dem gemacht, aus xien und Galaxienhaufen im Laufe der Entste dem wir und unsere Umgebung bestehen – der hungsgeschichte des Weltalls gebildet haben. vertrauten sichtbaren Materie. Geburtshelfer für Galaxien Heute gehen Kosmologen davon aus, dass das „Im Moment gibt Universum vor rund 13,8 Milliarden Jahren aus einem winzigen Punkt heraus explosionsartig es viele Kandidaten – Bilder: European Space Agency (ESA) and the Planck Collaboration; DESY (Portrait) geboren wurde – dem Urknall. „Unmittelbar nach beinahe zu viele“ diesem Big Bang, als der Kosmos noch extrem Kai Schmidt-Hoberg, DESY klein war, dürfte es winzige Quantenfluktuatio nen gegeben haben“, erklärt Kai Schmidt-Hoberg, Theoretiker bei DESY. „Angetrieben von diesen Das Problem: Trotz jahrzehntelanger Suche ist Fluktuationen konnte sich die Dunkle Materie völlig unklar, woraus Dunkle Materie eigentlich wegen der Gravitation zusammenziehen und die besteht. Die Theoretiker bringen diverse neue ersten Strukturen im Universum bilden – faden Elementarteilchen ins Spiel – manche ultraleicht, artige Verdichtungen, in Computersimulationen andere überaus schwer. Andere Fachleute halten erinnern sie an das Geflecht von Nervenzellen im Schwarze Löcher für die Ursache. Und wieder Gehirn.“ Dieses Geflecht zog in der Folge durch andere meinen, dass etwas mit einer Grund seine Schwerkraft normale Materie an, die dann gleichung der Physik nicht stimmt – dem Gravita- verklumpte und Himmelskörper bilden konnte – tionsgesetz von Isaac Newton. „Im Moment gibt die Dunkle Materie als Geburtshelfer für Galaxien. es viele Kandidaten – beinahe zu viele“, klagt Das Frappierende: Das Ganze geht nur auf, Schmidt-Hoberg. „Nicht zuletzt deshalb ist es so wenn man annimmt, dass es rund fünfmal mehr schwierig herauszufinden, was tatsächlich hinter Dunkle Materie gibt als sichtbare. Hinzu kommt der Dunklen Materie steckt.“ 15
femto 02/19 ZOOM Das Large Underground Xenon Experiment (LUX) hat 1500 Meter tief in einer alten Mine in South Dakota versucht, Teilchen na- mens WIMPs (siehe rechts) direkt einzufangen. Sein Nachfolger, das LUX-Zeplin Experiment, ein Kohlenstoffatom, ein Urankern oder sogar soll der weltweit empfindlichste ein kleines Protein. Weitgehend unbeachtet vom WIMP-Detektor werden. Rest der Welt würden sie in Unmengen durchs All geistern. Mit gewöhnlicher Materie würden Im weltgrößten Teilchenbe- schleuniger Large Hadron sie nur sporadisch agieren, sich jedoch auf gro Collider (LHC) am europäi- ßen Skalen durch ihre Schwerkraft bemerkbar schen Teilchenforschungs- machen. zentrum CERN bei Genf ver- „WIMPs passen sehr gut ins derzeitige Bild suchen Physikerinnen und Physiker hingegen, WIMPs der Kosmologie“, sagt Joachim Mnich, Direktor für in energiereichen Kollisionen Teilchenphysik bei DESY. „Außerdem sagen man direkt zu erzeugen. che Theorien vorher, dass es Teilchen mit genau solchen Eigenschaften geben müsste.“ Die wohl Seit 2016 späht der Detektor gängigste dieser Theorien heißt Supersymmetrie, XENON1T rund 1400 Meter kurz SUSY. Sollte sie Gültigkeit haben, würde sie unter dem italienischen Gran-Sasso-Massiv nach gewisse theoretische Probleme der Teilchenphy WIMPs. Angeschlagen hat sik lösen und zum Beispiel erklären, warum die er bislang nicht, seine Aus- Gravitation so schwach ist. Nebenbei würde sie schlussgrenzen sind jedoch vielversprechende Kandidaten für die Dunkle besser als die zuvor von LUX gesetzten. Materie liefern, zum Beispiel das Neutralino. Dieses könnte sich mit dem derzeit weltgröß ten Beschleuniger herstellen lassen, dem LHC am CERN. Die Strategie: Man schießt normale Rund um den Globus läuft die Suche auf breiter Materie – in diesem Fall Protonen – mit möglichst Front: Teilchenbeschleuniger versuchen, Dunkle großer Wucht aufeinander und hofft, dass ein Materie gezielt zu erzeugen. Hochsensitive Detek wenig Dunkle Materie dabei herauskommt. toren, eingebaut tief im Gebirge, lauern auf die Seit 2010 nimmt der Genfer Beschleuniger mysteriösen Teilchen. Diverse Teleskope richten Messdaten. Bislang aber hat er noch keinerlei ihren Blick in den Himmel und fahnden dort nach Spuren eines SUSY-Teilchens aufgespürt. Ist die Spuren. In den kommenden Jahren wird eine wei Sache damit vom Tisch? „Nein“, meint Mnich, tere Offensive beginnen: Mit einer neuen Genera „wir verfolgen das weiter.“ Denn zum Leidwesen Bilder: Lawrence Berkeley National Laboratory; CERN; XENON1T Collaboration; DESY (Portrait) tion an Instrumenten unternimmt die Fachwelt der Fachwelt verrät die Theorie der Supersymme den nächsten Anlauf. trie nicht, wie schwer solche SUSY-Teilchen sein könnten – was die Physiker weitgehend im Dun keln tappen lässt. „Deshalb lohnt es sich, weiter „WIMPs passen nach diesen Teilchen zu suchen“, betont Mnich. „Doch um die Chancen zu maximieren, etwas zu sehr gut ins finden, müssen wir möglichst viele Kollisionen derzeitige Bild der beobachten.“ Genau das dürfte von 2026 an möglich sein. Kosmologie“ Dann soll ein Upgrade des LHC dafür sorgen, dass fünfmal mehr Protonen in dem 27 Kilometer gro Joachim Mnich, Direktor für Teilchenphysik bei DESY ßen Ring kollidieren – was die Chancen auf eine Entdeckung deutlich erhöht. Spurensuche mit dem LHC Doch selbst wenn im Genfer Beschleuniger Viele Experten liebäugeln mit einer speziellen respektable Mengen an Dunkle-Materie-Teilchen Klasse von Elementarteilchen – den WIMPs entstehen, ist es alles andere als einfach, sie auf (Weakly Interacting Massive Particles, also zuspüren. „Diese Teilchen sind praktisch unsicht schwach wechselwirkende massereiche Teilchen). bar“, erklärt DESY-Physikerin Sarah Heim, Leiterin Verglichen mit vielen anderen Teilchen wären sie einer Helmholtz-Nachwuchsgruppe. „Sie wech relativ schwer: WIMPs könnten soviel wiegen wie selwirken so schwach mit Materie, dass sie den 16
ZOOM Ges uch t: WIMP „Diese Teilchen sind Weakly Interacting Massive Par ticles Masse: etwa 100 GeV μeV meV eV keV MeV GeV TeV Wechselwirkungsstärk praktisch unsichtbar“ e: mittel Sarah Heim, DESY Suchmethode: direkt, indirekt und mit Teilchenbeschleuniger n Besondere Eigenschaf ten: Elementarteil- chen; kann verschied formen haben, beispi ene Erscheinungs- Impuls von einem unsichtbaren Teilchen davon elsweise als Neu tralino oder Kaluza-Kl ein-Teilchen. Als getragen worden sein – womöglich einem Dunkle- Neutralino wäre es das supersymmetri Materie-Teilchen“, erklärt Heim. sche Partnerteilchen der Bosonen wie dem Higgs-Teilchen und wü Bislang konnten die Fachleute zwar noch rde die Theorie der Supersymmetrie bes tätigen; als Kaluza- keine Dunkle Materie aufspüren. „Aber immerhin Klein-Teilchen würde es bestätigen, dass es mehr Dimensionen können wir schon manche Bereiche innerhalb gibt, als wir kennen. bestimmter Modelle ausschließen“, sagt die Teil- chenphysikerin. Damit wissen die Forscher nun, wo sie nicht mehr suchen müssen. Und was, wenn Detektoren am LHC regelrecht durch die Lappen selbst der hochgerüstete LHC ab 2026 keine Dunkle gehen, zum Beispiel unserem ATLAS-Detektor.“ Materie findet? Dann dürfte die Forschergemeinde Deshalb greifen die Fachleute zu einem auf einen größeren Nachfolger hoffen, an dessen Trick: Sie analysieren die Impulse der Teilchen, Plänen das CERN derzeit tüftelt. „Ein größerer Ring die der Detektor gemessen hat. Deren Summe mit einem Umfang von vielleicht 100 Kilometern muss nämlich genauso groß sein wie die Impulse könnte deutlich schwerere Teilchen erzeugen“, sagt der ursprünglichen Kollisionspartner – quasi ein Sarah Heim. „Das würde die Chance erhöhen, doch Nullsummenspiel. „Sollten wir eine signifikante noch SUSY-Teilchen oder andere Kandidaten für Abweichung messen, müsste der fehlenden die Dunkle Materie zu finden.“ ATLAS ist der größte Detektor, der je an ei- nem Teilchenbeschleu- niger gebaut wurde. Er hat unter anderem – gemeinsam mit dem CMS-Detektor am LHC – das Higgs-Teilchen entdeckt. Der Universal- detektor fahndet jedoch auch nach Teilchen der Dunklen Materie. Bilder: CERN; DESY (Portrait) 17
femto 02/19 ZOOM Dunkle-Materie-Jagd in Japan Auch Torben Ferber, ebenfalls Leiter eine Helm Lichtteilchen holtz-Nachwuchsgruppe bei DESY, fahndet per Beschleuniger nach den Exoten. Allerdings sucht Hintergrund er sein Glück nicht beim LHC, sondern mit einer kleineren, ganz neuen Maschine: SuperKEKB liegt in Japan, hat einen Umfang von drei Kilometern und feuert anders als der Genfer Gigant keine Protonen aufeinander, sondern Elektronen und deren Antiteilchen, die Positronen. Die Kollisions energie ist so abgestimmt, dass ein sogenanntes ϒ-Teilchen entsteht. Dieses zerfällt nach seiner Erzeugung flugs wieder – und zwar in zwei B-Mesonen. „Deshalb bezeichnen wir die Anlage auch Hintergrund als B-Fabrik“, sagt Ferber. „Im Vergleich zum LHC sind die Kollisionen bei uns viel sauberer, was sehr präzise Messungen erlaubt.“ Hinzu kommt: Der japanische Beschleuniger schießt extrem Hintergrund viele Teilchen aufeinander, spuckt also eine enorme Zahl an Messdaten aus – was die Präzi sion nochmals erhöht. „Pro Sekunde zeichnen Simuliertes Dunkle-Materie-Ereignis im Detektor Belle II. Der rot-blaue Cluster stammt von einem Lichtteilchen, das simulierte Dunkle-Materie-Teilchen ist unsicht- wir 30 000 Ereignisse auf“, erklärt Ferber. „Das bar und auf der gegenüberliegenden Seite aus dem Detektor entkommen. sind bis zum geplanten Ende des Projekts 50-mal mehr Daten als beim Vorgängerexperiment.“ Im April begann das offizielle Experimen tierprogramm – ein Teil davon widmet sich der „Das wäre zumindest ein Suche nach Dunkler Materie. „Wir versuchen, sie direkt zu erzeugen“, so Ferber. „Dabei suchen wir indirekter Hinweis auf die nach relativ leichten Teilchen, etwa so schwer wie Existenz von Dunkler Materie“ ein Proton.“ Um die Exoten dingfest zu machen, werden die Fachleute nach einem bestimmten Torben Ferber, DESY Signal in ihrem Detektor namens Belle II Ausschau Der Detektor Belle hat in seiner Laufzeit von 1999 bis 2010 knapp 800 Millionen Paare von B-Mesonen registriert. Am Nachfolger Belle II (rechts) sollen es rund 40 Milliar- den werden. Der Detektor am japanischen Teilchen- beschleuniger SuperKEKB ist rund 7 Meter hoch und 7,5 Meter lang. Bilder: KEK; Belle II Collaboration (Grafik) 18
femto 02/19 ZOOM Federica Petricca leitet die CRESST- Gruppe am Münchener Max-Planck-Institut für Physik. halten – ein kurzer Lichtblitz und sonst nichts. Ebenso könnte es aber auch sein, dass die Dunkle Materie – quasi hinter den Kulissen – in die Zerfälle der ϒ-Teilchen reinfunkt und dadurch für winzige Abweichungen in den Messdaten sorgt. „Das wäre zumindest ein indirekter Hinweis auf die Existenz von Dunkler Materie“, sagt Ferber. Die Höhlen-Detektoren Eine andere Klasse von Experimenten kommt Das Experiment Cryogenic Rare Event Search with Superconducting Thermometers ohne Beschleuniger aus: Es sind Detektoren, die (CRESST) späht 1400 Meter tief im italienischen Gran-Sasso-Massiv nach winzigen herumgeisternde Dunkle-Materie-Teilchen direkt Temperaturschwankungen, die durch eine seltene Kollision eines Dunkle-Materie- aufschnappen wollen. Man findet sie in speziellen Teilchens ausgelöst werden können. Arbeiten am zentralen Detektorteil müssen unter Reinraumbedingungen stattfinden. Orten – in Laboren, tief eingegraben in einen Berg. „Dadurch lässt sich die allgegenwärtige kosmische Strahlung abschirmen, die die Messungen sonst empfindlich stören würde“, sagt Federica Petricca vom Max-Planck-Institut für Physik in München. wiegt 25 Gramm und ist nur wenig größer als ein Sie ist die Sprecherin eines Experiments namens Zuckerwürfel. Um sie gegen die natürliche radio CRESST, das im Gran-Sasso-Labor in Italien steht – aktive Strahlung des Felsgesteins abzuschirmen, 1400 Meter tief in einem Bergmassiv. stecken die tiefgekühlten Kristalle hinter dicken Schutzschichten aus Polyethylen, Blei und Kupfer. „Da wir nach sehr seltenen und schwachen Ereig „Da wir nach sehr nissen schauen, müssen wir unser Experi seltenen und schwachen ment bis ins letzte Detail verstehen“, betont Petricca. Ereignissen schauen, Seit Jahren lauert CRESST auf Ge su ch t: müssen wir unser Expe- Dunkle Materie. „Gefunden haben wir FIMP noch nichts“, erzählt die Physikerin. riment bis ins letzte „Aber es ist uns gelungen, einen be Detail verstehen“ stimmten Massebereich auszuschlie ßen.“ Nun plant das CRESST-Team, Federica Petricca , Max-Planck-Institut für Physik Feebly Intera cting Massiv seinen Detektor im kommenden sivee Parti rticclle ess Mas se: im GeV-Bereich Jahr von zehn auf bis zu 100 Mo μeV meV eV Das Prinzip: Trifft ein Dunkle-Materie-Teilchen dule aufzustocken. Dies sollte die keV MeV Ge V TeV Wechselwirk irku auf den Detektor, könnte es an einem der Atom Messempfindlichkeit signifikant unng gsss sttä ärrk kee:: supers chwach kerne gestreut werden. Der daraus resultierende erhöhen, ähnlich wie es auch Suchmet hode : wegen Wechshse ih rer schwache ellw w irkung m n Rückstoß würde sich durch einen winzigen bei anderen Detektoren dieser Uni U niv veerrssu mss se it de m Rest de s au um sehr hr sc sc hw fz aufzu us pü re hw er er biss gar nic bi Wärmeeintrag im Detektor verraten. „Um diesen Art vorgesehen ist – bei Anlagen -dne sp n ür . Ei irekte Enen . Eine nziklgeeikl eiCh ne an nichhtt ei ne Chceanau XENOdiNre ktetdEnectd kuec ng cefauf messen zu können, müssen wir CRESST bei wie XENON1T, LUX-Zeplin und 1T-Exper kuhngätte da s Bilder: MPI für Physik, A. Eckert X ENON1T iment in It hä tte da Be ndere -Experim ent in Ital alien. s extrem tiefen Temperaturen betreiben“, erläutert SuperCDMS. Be sond Eigenschaf ien. Teso er ilchen. e Ei ge te n: nschaften: extrem sc Petricca. „Und zwar bei zehn Millikelvin, also Teilc hen extrem sche heues ues zehn tausendstel Grad über dem absolutem Temperaturnullpunkt.“ Als Detektormaterial kommen zehn Kris talle aus Kalziumwolframat zum Einsatz. Jeder 19
femto 02/19 ZOOM Tscherenkow-Teleskope wie das geplante CTA spähen nach dem schwachen blauen Leuch- ten sogenannter Luftschauer in der Erdatmosphäre. Das sind Teilchenkaskaden, die von energiereichen Atomkernen und Gammaquanten aus dem Kosmos ausgelöst werden, wenn sie mit Molekülen der Atmosphäre kollidieren. Aus der Beobachtung dieses Tscherenkow-Lichts lässt sich die Herkunftsrichtung eines Gammaquants rekonstruieren. Bild: DESY, Science Communication Lab 20
femto 02/19 ZOOM Rund um unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße, existiert Signale aus dem Nachthimmel vermutlich ein Halo Eine andere Strategie verfolgt man bei DESY in aus Dunkler Materie, Zeuthen, und zwar mit CTA, jenem Verbund aus in dieser künstleri- Spiegelteleskopen, der in ein paar Jahren nach schen Darstellung blau gezeichnet. Rund um Gammastrahlung aus dem All Ausschau halten unsere Sonne gibt es soll. Das Prinzip: Trifft ein hochenergetischer dagegen möglicher- Gammablitz auf die Lufthülle der Erde, löst er weise keine nennens dort eine regelrechte Teilchenlawine aus. Die werten Mengen Dunkler Materie, wie wiederum ruft blaue Lichtblitze hervor, Tscheren Messungen zeigen. kow-Licht genannt. Mehrere Teleskope, verteilt über ein Areal, fangen dieses Licht auf. Anschlie ßend lässt sich aus den Messdaten rekonstru ieren, woher der Gammablitz kam und welche Energie in ihm steckte. erzeugt worden sein. „Stephen Hawking hat her „Auch Teilchen der ausgefunden, dass Schwarze Löcher verdampfen Dunklen Materie könnten können und mit der Zeit immer kleiner werden“, erklärt Maier. „Unmittelbar am Ende ihres Lebens Gammastrahlung könnten sie so heiß sein, dass sie Gammastrah produzieren“ lung abgeben. Nach diesen Signalen halten wir Ausschau.“ Gernot Maier, DESY Ebenso könnte CTA für eine weitere Kandi datenklasse empfänglich sein – sogenannte „Auch Teilchen der Dunklen Materie könnten WISPs (siehe Beitrag „Hightech-Experiment mit Gernot Maier leitet die Gammastrahlung produzieren, wenn sie zerfallen gebrauchten Magneten“, Seite 26). Diese extrem CTA-Gruppe bei DESY. oder annihilieren, sich bei einem Zusammenstoß leichten Teilchen könnten sich durch bestimmte gegenseitig vernichten“, sagt der DESY-Physiker Eigenheiten im Energiespektrum verraten, so Gernot Maier. „Wenn dem so ist, sollten wir in die Hoffnung. „Das können wir mit den heutigen jenen Himmelsregionen besonders viele Gamma Teleskopen nicht erkennen“, sagt Maiers Kollegin blitze beobachten, wo es eine Häufung von Elisa Pueschel. „Doch CTA könnte dazu womög Dunkler Materie gibt.“ Im Verdacht steht zum Bei lich in der Lage sein.“ spiel das Zentrum unserer Galaxie. Nur: Dort ist gammamäßig auch sonst viel Betrieb, die Signale von Dunkler Materie sind womöglich nur schwer Ge su ch t: zu erkennen. Primordiales Deshalb wollen die Fachleute zusätzlich Schwarzes auch sogenannte spheroidale Zwerggalaxien ins Loch Visier nehmen, kleinere Begleiter unserer Milch straße. Hier entstehen kaum neue Sterne – eine Art galaktisches Altersheim. „Astrophysikalisch Gruppe: MACHO, Ma ssive Compact Halo Objects sind sie sehr langweilig“, meint Maier. „Aber ge Masse: mega-m assiv; im Moun Sonnenmassenb t-Everest- bis rade deswegen ist es aussichtsreich, dort Dunkle ereich μeV meV ... Materie aufzuspüren.“ Der Grund: Es funkt nur eV keV MeV GeV TeV Bilder: ESO, L. Calçada, CC BY 4.0; DESY wenig dazwischen. Würde man Gammablitze Wechselwirkung sstärke: grav ita über die Schwerk tiv, also nur finden, würden sie mit einiger Wahrscheinlichkeit raft – sehr schw ach von Dunkler Materie stammen. Suchmethode: mi t Hilfe von Teles über den Gravita kopen Auch andere Kandidaten könnten sich tionslinseneffe Verschmelzung kt; bei mit Gravitations Gammateleskopen zeigen – etwa die Spuren lendetektoren; wel beim Zerstrahlen Gammatelesko mit sogenannter primordialer Schwarzer Löcher. Sie pen. Besondere Eigen sind deutlich kleiner als jene Schwarzen Löcher, schaften: muss ga früh im Universu nz m entstanden se die durch den Kollaps sterbender Sterne entste Einziger Kandida in. t jenseits der We Elementarteilch lt der hen, und müssten unmittelbar nach dem Urknall en. 21
femto 02/19 ZOOM Bereits heute gibt es drei Gammaobservatorien ist zu 25 Prozent Anteilseigner bei CTA – und auf der Welt – VERITAS in Arizona, MAGIC auf den damit stark in das Großprojekt involviert. „Unter Kanaren und H.E.S.S. in Namibia. Doch während anderem kümmern wir uns um die Kamera sie aus maximal fünf Einzelteleskopen bestehen, entwicklung für die kleinen Teleskope und die sollen es bei CTA rund 100 sein. Die größten Entwicklung der Steuerungssoftware“, sagt werden einen Spiegeldurchmesser von 23 Metern Stegmann. „Außerdem wird DESY in Zeuthen besitzen, dazu kommen mittlere und kleine Teles Sitz des Science Data Management Centre sein, kope, jeweils spezialisiert auf unterschiedliche der Neubau ist bereits in Planung.“ Und: DESY Energiebereiche. Um den gesamten Himmel im ist federführend für den Bau der insgesamt Auge zu haben, sind zwei Standorte geplant – ein 40 mittelgroßen Teleskope. kleinerer auf der Kanareninsel La Palma, ein größerer auf der Südhalbkugel in Chile, auf einer Fläche groß wie 100 Fußballfelder. „Ich erwarte mir „Ich erwarte mir eine Revolution unse res Weltbilds, denn mit CTA können wir alles eine Revolution zehnmal besser machen als mit den bisherigen unseres Weltbilds“ Teleskopen“, sagt Christian Stegmann. Bei DESY Christian Stegmann, DESY ist er Direktor des neuen Bereichs Astroteilchen physik, der Anfang 2019 gegründet wurde. DESY Christian Stegmann ist Den Prototyp in Berlin-Adlershof hat Markus Direktor für Astroteil- Garczarczyk vorsichtshalber wieder in die sichere chenphysik bei DESY. Parkposition gefahren – ein wenig lugt die Sonne hinter den Wolken hervor. Der Physiker zeigt auf Ge su ch t: den zwölf Meter großen Reflektor. Der erinnert Axion an einen übergroßen Rasierspiegel. Allerdings besteht er nicht aus einem Stück, sondern aus Dutzenden von Einzelspiegeln, Stückpreis 2500 Euro, angeordnet in einer Bienenwaben rticles struktur. Sie bündeln das Licht auf eine 16 Meter Weakly Interacting Slim Pa Gruppe: WISP, entfernte Spezialkamera. „Insgesamt werden wir 1 meV hen 0,1 und Masse: zwisc TeV mehr als 4000 dieser Spiegel bauen“, sagt Gar eV keV MeV GeV μeV meV czarczyk. „Das ist in angemessener Zeit nur als rschwach gsstärke: supe Wechselwirkun Massenproduktion zu schaffen.“ l mit ALPS II zum Beispie Seit 2013 ist der Prototyp in Betrieb. Seitdem Suchmethode: bei DESY haben die Forscher gemeinsam mit internatio nn durch die enschaften: ka Besondere Eig h im M agnetfeld in nalen Partnern das Teleskop für die Serienferti und sic s Wand gehen or isc h gar nicht al deln. Hist gung vorbereitet, Kosten reduziert und Fehler Gesucht: Licht verwan geda ch t, würde erie-Teilchen Dunkle-Mat obleme mit ausgemerzt. „Wir haben unzählige Tests mit den Gravitino also zwei ph ysikalische Pr schlagen . einer Klappe Spiegeln gemacht und verschiedene Versionen getestet“, sagt Garczarczyk und zeigt auf einen Lagerplatz in der Ecke: „Da liegen alte Spiegel, die zum Teil bei den Tests kaputtgegangen sind.“ Gruppe: SUSY, Supersymmetric Particles Demnächst sollen die ersten Teleskope auf La Masse: im GeV- bis TeV-Bereich Palma aufgebaut werden, später dann in Chile. μeV meV eV keV MeV GeV TeV Der Großteil der Teleskope soll 2025 fertig sein – Wechselwirkungsstärke: superschwach und dann unter anderem nach Gammaspuren von Dunkler Materie Ausschau halten. Suchmethode: wegen seiner schwachen Wechselwirkung mit dem Rest des Univer sums sehr schwer aufzuspüren. Es könnte Suche am Südpol allerdings sehr langsam in Lichtteilchen und Neutrinos zerfallen, was mit Gamma Eine andere Art von Teleskop findet sich an einem teleskopen nachweisbar wäre. höchst exotischen Ort – dem Südpol. Dort lauert Besondere Eigenschaften: supersymmetri IceCube auf Neutrinos – überaus fadenschei sches Partnerteilchen des Gravitons nige Geisterteilchen aus dem All, die über ferne Gewaltprozesse Auskunft geben können. Höchst Bild: DESY selten stößt so ein Neutrino mit einem Atomkern im drei Kilometer dicken Eispanzer zusammen. 22
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