Ecke köpenicker nr. 3 - juni/juli 2022 - BV Nördliche Luisenstadt Berlin
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ecke nr. 3 – juni /juli 2022 köpenicker Zeitung für das Sanierungsgebiet Nördliche Luisenstadt Erscheint sechsmal im Jahr kostenlos. Herausgeber: Bezirksamt Mitte von Berlin, Stadtentwicklungsamt, Fachbereich Stadtplanung Ch. Eckelt
2 —— E CKE KÖP ENIC KER AUS DE M BE ZI R K MI T TE —— 3 W E LC H E E C K E ? ———————————————————— I N H A LT ————— Baubeginn noch meinschaften geeignet sind, z.B. auch für Senioren-WGs. Pro Etage soll es zwei solcher Cluster mit je vier Wohnein- heiten geben, insgesamt also 32, verteilt auf vier Geschos- Seite 3 WBM-Bauvorhaben Köpenicker Straße Seite 4 Nachrichten in diesem Jahr? se. Im 9. bis 11. Obergeschoss sollen weitere 18 Wohnungen entstehen. Auf dem Dach des Flachbaus ist eine Photovoltaik-Anlage Seite 5 Brückentag Das WBM-Neubauvorhaben vorgesehen. Eine rückwärtige Anliegerstraße erschließt den Neubau. Der Außenraum zwischen dem Flachbau und Seite 6 Kita-Sanierungen in der Schmidstraße Köpenicker Straße 104–114 dem Hochhaus wird platzartig und frei zugänglich gestaltet, Seite 7 Bärenzwinger, Grünzug, nimmt Fahrt auf Sitzgelegenheiten und Gehölze akzentuieren den Raum. Hier wird auch an die Maschinenfabrik von Otto Lilienthal 10 Jahre Holzmarkt erinnert. Dazu wird im Außenraum eine Holzterrasse in Seite 8 /9 Spreeuferweg – aktueller Stand Als vor acht Jahren erstmals die Rede davon war, dass die Form eines Flügels der Lilienthalschen Flugapparatur an- WBM im Zuge der Wohnungsbauoffensive entlang der gelegt. Der Lindenhain südlich des Hochhauses soll mit Seite 10 Techno-Hauptstadt Köpenicker Straße neue Wohnbauten errichten will, und Spielelementen ausgestattet werden. Ch. Eckelt zwar auf dem Areal des dortigen Parkplatzstreifens, war die Die zuständige Sanierungsverwaltungsstelle des Bezirks ist Aus dem Bezirk Mitte: Aufmerksamkeit groß. Und zunächst ging das Projekt auch in Abstimmung mit der WBM bezüglich der Gestaltung des • Seite 11 Zukunft der Parkhäuser recht zügig voran: Bereits 2015 lobte der Senat einen Ar- Außenraums rund um das Hochhaus und dessen Einfü- chitekturwettbewerb aus, den die Arbeitsgemeinschaft gung in das aktuelle Planungskonzept zur Michaelkirch- • Seite 12 / 13 Interview mit Bezirksstadträtin ARGE LOVE architecture and urbanism (Graz /Österreich) straße. Die Luisenstadt hat ja bekanntlich viele schöne Ecken. Aber wo wurde diese Dr. Almut Neumann aufgrund der hohen städtebaulichen Qualität ihres Ent- Ecke aufgenommen? Wenn Sie den Ort wissen, schreiben Sie uns die Lösung • Seite 14 Klimanotstand wurfs für sich entscheiden konnte. Geplant waren ca. 160 Natürlich ist das Vorhaben vor allem für die Mieterinnen und vergessen bitte auch nicht Ihre Post-Adresse! Denn unter allen richtigen Wohnungen in einer langgezogenen 3-geschossigen Wohn- und Mieter in den Bestandsbauten entlang der Köpenicker Einsendungen verlosen wir wieder einen Büchergutschein der Buchhandlung Seite 15 Gebietsplan und Adressen bebauung und einem 12-geschossigen Punkthochhaus. Straße 104–114 von großem Interesse – schließlich ent- am Moritzplatz. 2016 wurde vom Bezirksamt Mitte ein positiver Bauvorbe- steht hier direkt vor ihrer Haustür, ihren Fenstern eine Schicken Sie uns Ihre Antwort per Post an: Ulrike Steglich c/o Ecke Köpenicker, Seite 16 Eckensteher scheid erteilt, im Folgenden verzögerte jedoch eine lang- neue Nachbarschaft. Und viele sahen das Vorhaben der Elisabethkirchstr. 21, 10115 Berlin oder per Mail an: ecke.koepenicker@gmx.net wierige Auseinandersetzung mit der Lärmschutzproblema- WBM deshalb erstmal mit Skepsis. Der Einsendeschluss ist der Montag, der 15. August 2022. ——————————————————— I M P R E S S U M —— tik das Verfahren. Im Zuge dessen nahm die WBM einige Um ihnen die Ängste zu nehmen und für mehr Transpa- Unser letztes Bilderrätsel zeigte das Wandbild an der Brückenstraße 1 Ecke Kö- Umplanungen vor, u.a. wurde die unteren Geschosse des renz zu sorgen, lud die WBM deshalb Anfang Mai (wenn penicker Straße. Gewonnen hat Simone Böhlau – herzlichen Glückwunsch! Der Punkthochhauses nun für eine Büro- statt für eine Wohn- auch sehr kurzfristig) zu einem »Marktplatz« vor Ort ein. Gutschein geht Ihnen per Post zu. Herausgeber: Bezirksamt Mitte von Berlin, nutzung geplant. An mehreren Ständen kamen WBM-Mitarbeiter, Architek- Stadtentwicklungsamt ten und Planer mit Anwohnerinnen und Anwohnern ins Redaktion: Christof Schaffelder, Nun rückt der Baubeginn in greifbare Nähe: Die WBM hat Gespräch, informierten über das Vorhaben, beantworteten Ulrike Steglich beim Bezirksamt Mitte einen Bauantrag sowie einen An- viele Fragen und diskutierten unterschiedliche Aspekte des Kennen Sie geeignete Menschen, die Redaktionsadresse: »Ecke Köpenicker«, Ehrenamtspreis des Bezirks trag auf sanierungsrechtliche Genehmigung gestellt. Die Vorhabens. sich in herausragender Weise für das c /o Ulrike Steglich, Elisabethkirchstraße 21, Mitte 2022 Wohnungsbaugesellschaft will sogar noch Ende dieses Jah- Ausführlich sind die gesamte Bürgerbeteiligung zum Pro- Gemeinwohl im Bezirk Mitte einset- 10115 Berlin, Tel (030) 283 31 27, res mit ersten Baumaßnahmen beginnen. jekt und die Fragen, Reaktionen und Ergebnisse des »Markt In Krisenzeiten ist Zusammenhalt zen, so reichen Sie Ihre Vorschläge ecke.koepenicker@gmx.net In diesem Zusammenhang wurde die aktualisierte Planung tages« noch einmal zum Nachlesen auf der Website der und gegenseitige Unterstützung wich- auf der Website www.berlin.de/ba- Fotoredaktion: auf dem Sanierungsbeirat auch der Betroffenenvertretung WBM dokumentiert: tiger denn je. Dabei nimmt ehrenamt- mitte/politik-und-verwaltung/aemter/ Christoph Eckelt, eckelt@bildmitte.de Nördliche Luisenstadt vorgestellt. www.wbm.de/unternehmen/unternehmensauftrag/parti- liches Engagement einen entschei- amt-fuer-soziales/ehrenamtsbuero bis Entwurf und Gestaltung: Das Bauvorhaben besteht aus einem dreigeschossigen zipation/koepenicker us denden Platz ein. Egal wie klein oder zum 1. Juli 2022 ein. capa, Anke Fesel, www.capadesign.de Flachbau entlang der Köpenicker Straße 104–114 mit sechs groß, sichtbar oder unsichtbar, jedes Bei weiteren Fragen, wenden Sie sich Druck: BVZ Berliner Zeitungsdruck GmbH, Innenhöfen und einem elfgeschossigen Hochhaus an der Ehrenamt ist ein Beitrag zu einer soli- bitte an das Ehrenamtsbüro: www.berliner-zeitungsdruck.de Köpenicker Straße Ecke Michaelkirchstraße. Insgesamt darischeren Gesellschaft und einer E-Mail: Ehrenamt@ba-mitte.berlin.de V.i.S.d.P.: Ulrike Steglich sind 106 Wohneinheiten geplant, davon 58 gefördert. Ehrung würdig. Telefon: (030) 901 84 18 81 Für den Inhalt der Zeitung zeichnet nicht der Das Untergeschoss des Flachbaus soll Fahrradabstellmög- Bereits zum 17. Mal lobt das Bezirk- Herausgeber, sondern die Redaktion verant- lichkeiten, Lagerräume und Mieterkeller aufnehmen; Kfz- samt Mitte den Ehrenamtspreis Mitte wortlich. Tiefgaragen sind nicht vorgesehen. Im Erdgeschoss wird es aus und bittet Sie, Einzelpersonen Räume für gewerbliche Nutzungen, also Läden und Dienst- oder Gruppen aus gemeinnützigen Elektronischer Versand leistungen geben, u.a. für einen Supermarkt und ein Fit- Vereinen, kulturellen Einrichtungen, Ecken im Web ness-Studio. Das erste und zweite Obergeschoss bleibt dem sozialen Organisationen, Gemeinden Sie möchten auf elektronischem Weg Wohnen vorbehalten, insgesamt sind im Flachbau 78 Woh- und Nachbarschaften für diesen Preis die aktuelle Zeitung als PDF erhalten? Sämtliche Ausgaben der »Ecke Köpenicker« nungen geplant. vorzuschlagen. Einzige Voraussetzung Schreiben Sie uns eine kurze E-Mail! sind als PDF archiviert und abrufbar unter: für den Preis ist, dass das auszuzeich- www.luisenstadt-mitte.de sowie auf der Im zwölfgeschossigen Punkthochhaus soll das Erdgeschoss nende Ehrenamt im Bezirk Mitte an- Website des Bürgervereins Luisenstadt: öffentlich zugänglich sein, hier werden Concierge, Gastro- gesiedelt ist. www.buergerverein-luisenstadt.de nomie und Dienstleistungen Platz finden. Die Verleihung des Ehrenamtspreises Für das erste bis vierte Obergeschoss sind Gewerbeeinhei- Ch. Eckelt wird am 7. Oktober 2022 stattfinden, Die nächste Ausgabe ten, also Büros vorgesehen. Im fünften bis achten Oberge- sofern die pandemische Lage und der Ecke Köpenicker erscheint Ende August 2022. schoss wird es Raum für »Cluster-Wohnen« geben. Damit Haushaltslage dies zulassen. sind Räume gemeint, die für unterschiedlichste Wohnge-
4 —— EC K E KÖP ENIC KER E CKE KÖPE NI CKE R—— 5 Sperrmüllaktionstage Nun scheint von Dassels hartnäckige Forderung nach einer nachhaltigeren Lösung endlich Gehör gefunden zu haben: Die BSR soll dem Vernehmen nach künftig mehr Geld zur Brückentag Nr. 2 werden fortgeführt Durchführung regelmäßiger kostenloser Sperrmüll-Abho- Ende Mai lud die ALLIANZ NEUE lungen aus den Kiezen erhalten. us Bezirksbürgermeister fordert WAISENBRÜCKE erneut zum nachhaltigere Lösungen Aktionstag ein Algen im Am 27. Mai, dem Brückentag zwischen Himmelfahrt und Matratzen, Kühlschränke, Sofas – illegal auf dem Gehweg abgestellter Sperrmüll gehört seit Jahren zum Alltag in Ber- lin. Die Entsorgung kostet das Land regelmäßig mehrere Engelbecken dem anschließenden Wochenende – fand nun schon zum zweiten Mal der »Brückentag« statt, mit dem die ALLIANZ NEUE WAISENBRÜCKE ihrer Forderung nach einem baldi- Millionen Euro. Um dieser negativen Entwicklung entge- gen Brückenneubau Nachdruck verleiht. genzuwirken, hat der Bezirk im Jahr 2019 zum ersten Mal Und damit nicht genug, denn die Forderung wurde noch dieser Form der »Entsorgung« den Kampf angesagt. Im »Seit einigen Tagen beobachte ich ein massives Wachstum von Algen ausgeweitet: »Wir holen uns die Straße und die Waisen- letzten Jahr sind 1.324 Bürgerinnen und Bürger dem Aufruf im Engelbecken«, schrieb ein Anwohner im Mai an das Amt für Um- brücke zurück« lautete das diesjährige Motto. Die Allianz gefolgt. Sie haben insgesamt 1.207 Kubikmeter Sperrmüll welt und Naturschutz: »Große Teile des rechten Ufers sowie der Be- ist ein Zusammenschluss unterschiedlicher lokaler und an- und 2.498 Elektroaltgeräte ganz legal in der Nähe ihres reich rechts und links vom Café sind mit einem grünen Teppich über- derer Akteure, darunter die Betroffenenvertretung Nördli- Wohnortes entsorgt. Auch in diesem Jahr führt das Bezirk- zogen. Fotos von einigen Stellen anbei. Die Algen wurden auch von che Luisenstadt, das Stadtmuseum Berlin, der Bürgerver- samt die erfolgreiche Aktion in Zusammenarbeit mit der Personen versucht, abzuschöpfen und die Reste liegen jetzt in den ein Luisenstadt, Changing Cities, dr Verein Historischer BSR fort. Grünstreifen entlang des Beckens.« Auch andere Bürger waren ange- Hafen e.V., NABU und BUND. Den Auftakt machen im Juni zwei Kiez-Tage im Wedding sichts der Algen beunruhigt. Schließlich geht es nun schon seit Jah- Sie fordern schon seit einiger Zeit den Neubau der Waisen- und Moabit. Neben der klassischen Sperrmüllentsorgung ren um die besorgniserregende Wasserqualität im Engelbecken: Ins- brücke als Fußgänger- und Radfahrerquerung der Spree. beinhalten sie auch Beratungs- und Mitmachangebote: ei- besondere durch die permanente Fütterung der Enten und Schwäne Die historische Waisenbrücke, die einst die alte Stadtmitte nen Tausch- und Verschenkemarkt zum Wiederverwenden mit Brotresten u.a. war das ökologische Gleichgewicht im Gewässer mit dem Märkischen Ufer verband, war im Krieg stark be- statt Wegwerfen sowie eine Reparaturstation, mit deren bedenklich ins Kippen geraten, auch die unkontrollierte Aussetzung schädigt und später abgerissen worden. Dieses Bindeglied Hilfe kaputte Dinge (unter Anleitung) wieder zum Funk- und Vermehrung von Fischen und anderen Wassertieren hatte dazu zwischen den Quartieren der alten Berliner Mitte und den tionieren gebracht werden. beigetragen. Das Bezirksamt ist bereits aktiv geworden und versucht Museumsquartieren fehlt nun, ein Neubau der Brücke ge- In der Nördlichen Luisenstadt findet der nächste Aktions- seit zwei Jahren, mit unterschiedlichen, teils auch sehr aufwändigen hört daher zu den erklärten Sanierungszielen im Gebiet tag allerdings erst am 26. August am nördlichen Michael- Maßnahmen gegenzusteuern. Nördliche Luisenstadt. In diesem Zusammenhang wird kirchplatz statt (gegenüber der Kirche), den Termin kann Das bezirkliche Amt für Umwelt und Naturschutz antwortete dann nun auch die Einbeziehung der Straße Am Köllnischen man sich aber schon mal vormerken. auch umgehend auf den Brief des Anwohners: »Wir haben uns die Park gefordert – diese soll möglichst für den Verkehr ge- Die Sperrmüllaktionstage sind für die Bürgerinnen und Sache im Kontext der wieder ertüchtigten Röhrichtinseln angesehen schlossen und als bespielbarer Aktionsraum genutzt wer- Bürger kostenlos. Das Geld dafür stammt aus dem Aktions- und dazu heute eine Stellungnahme gegenüber der Stadträtin ab den. Dafür setzt sich auch das Stadtmuseum Berlin ein, das programm »Sauberes Berlin« des Berliner Senats. gegeben. Die verantwortliche Algenart wurde bestimmt. Es besteht die Straße gern in die Entwicklung des Kreativquartiers Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel: »Die Sperrmül- keine Gefahr durch Toxine. Das SGA wurde durch uns gebeten, den mit Märkischem Museum, Park samt Bärenzwinger und lentsorgung in Berlin ist für viele Menschen eine große Algenteppich in vermutlich mehreren Etappen zu entfernen und so- Marinehaus einbeziehen würde. Herausforderung. Die Wertstoffhöfe sind mit unhandli- mit gleichzeitig auch Nährstoffe zu entnehmen. Am 27. Mai war das Wetter zwar launisch, dennoch waren chem Sperrmüll für viele ohne eigenes Fahrzeug nur Die Ursachen sind dieselben wie bisher: Nährstoffüberschuss, Ver- viele gekommen, um sich am Aktionstag zu beteiligen oder schwer zu erreichen. Illegale Entsorgungen in der unmit- schiebungen in den Nährstoffkonzentrationen, starke Sonnenein- einfach mal vorbeizuschauen. Wie schon im Vorjahr war telbaren Nachbarschaft und dubiose Angebote privater strahlung über Wochen ähnlich wie in vielen Gartenteichen und das Highlight die symbolische Brücke, die durch Schiffe Entrümplungsfirmen sind nicht selten die Folge – gefähr manchen Aquarien.« us des Historischen Hafens gebildet wurde, diesmal visuell liche Stolperfallen und unschöne Anblicke von Sperrmüll- unterstützt von der Marameo Jugendtanzguppe. Neben un- haufen inklusive. Ich freue mich deshalb, dass wir im terschiedlichen Redebeiträgen gab es Infostände der betei- Bezirk Mitte die Sperrmüllaktions- und die Kiez-Tage in ligten Organisationen und Vorschläge zu neuen Verkehrs- diesem Jahr fortführen können.« Zukünftig müsse die lösungen, u.a. von der Initiative Kiezblock Nördliche Lui- Sperrmüllabholung jedoch unabhängig von einzelnen Akti- senstadt, der Interessengemeinschaft Leipziger Straße e. V. onstagen erfolgen – »und das kostengünstig, wohnortnah und dem Netzwerk Fahrradfreundliche Mitte – Changing und durch die BSR zentral gesteuert«, forderte der Bezirks- Cities Central. Beim Team des Kreativhauses Berlin konn- bürgermeister. In der Tat sorgen die Sperrmüll-Aktionstage ten Jung und Alt selbst Brücken im Kleinformat bauen, zwar für eine kurzfristige Verbesserung und sensibilisieren auch die »Easy Rider Road Show« von musuku wurde noch für die Sperrmüllthematik, stellen jedoch keine nachhalti- Ch. Eckelt (3) einmal präsentiert, und Rückenwind e.V. bot eine Fahrrad- ge Lösung dar: Sie sind vergleichsweise aufwändig und fin- selbsthilfe-Werkstatt an. us den nicht flächendeckend und regelmäßig im gesamten Stadtgebiet statt. Das Sperrmüllkonzept der BSR beruht in Berlin darauf, dass der Sperrmüll mit dem Auto in die Re- cyclinghöfe gebracht wird, wo er in der Regel gebührenfrei Ch. Eckelt entgegengenommen wird. Lässt man ihn zuhause abholen, werden mindestens 50 Euro fällig. Mehr als die Hälfte der Haushalte in der Innenstadt verfügt nicht über ein Auto.
6 —— E CKE KÖP ENIC KER E CKE KÖPE NI CKE R—— 7 Kita »Trauminsel« Bärenzwinger schreibt Open Call Termine für Kunstprojekte aus feiert Einweihung In Zusammenarbeit mit dem Berliner Residenzprogramm Dienstag, 14. Juni, 18 Uhr: Luisenstadt Stammtisch im Lokal »an• other here« schreibt der Bärenzwinger in diesem Jahr Kombrink am Alfred-Döblin-Platz (Dresdener S traße 27) Auch die Kita Schmidstraße 4 wird erstmals einen Open Call für zwei künstlerische Positionen Der Luisenstadt-Stammtisch trifft sich an jedem zweiten saniert und neue Kitaplätze entstehen aus. Dienstag im Monat. Hier kann man andere Menschen aus »an• other here« ist ein nomadischer Kunstaufenthalt, der dem Kiez kennenlernen und sich über lokale Neuigkeiten Kunstschaffende unterstützen soll. Jede Ausgabe findet an und Themen austauschen. Wer wissen will, was im Kiez so einem neuen Ort statt, der aufgrund historischer und kul- los ist, ist hier genau richtig, und jede Menge Veranstal- Es ist geschafft: Die umfangreichen Sanierungsmaßnah- tureller Besonderheiten des regionalen Ökosystems und tungs- und Kulturtipps gibt es auch. men der Kita »Trauminsel« in der Schmidstraße 2 sind ab- seiner Entfernung zu den üblichen Gebieten kreativer Ak- Anmeldung erbeten! Per Mail an: rosie.kuehne@web.de. geschlossen. Am 1. Juli wird sie feierlich eingeweiht. Für tivitäten ausgewählt wird. Das Programm hat es sich zur Unter dieser Adresse kann man auch den Newsletter mit die Kinder gibt es an diesem Tag ein buntes Programm mit Aufgabe gemacht, Projekte zu produzieren und zu verbrei- vielen Veranstaltungshinweisen in der Luisenstadt abon- Zauberei, Kunst, einer Pflanzaktion und anderen Attraktio- ten, die künstlerisch mit und durch den Reichtum dessen nieren. Ch. Eckelt nen. Für die Großen werden Führungen durch das Gebäu- experimentieren, was geografisch in der Nähe der Resi- de angeboten und natürlich ist auch für das leibliche Wohl denz liegt. Die Initiative wird von der italienisch-franzö- Samstag, 18. Juni, 11 Uhr: Stadtrundgang zu Bona Peiser gesorgt. sisch-deutschen Kuratorin Livia Tarsia in Curia geleitet. mit Frauke Mahrt-Thomsen (Bürgerverein Luisenstadt), Träger der Kita ist die Forum Soziale Dienste GmbH (FSD). (www.anotherhere.com) Treffpunkt: Paula-Thiede-Ufer / Ecke Schillingbrücke 10179 Seit 2020 wurde das zweigeschossige Gebäude instandge- Zeitraum der Residenz: 01.12.2022–28.02.2023 Berlin setzt und modernisiert. Neben der energetischen Sanie- MOKIB-Neubau Bewerben können sich professionelle Künstlerinnen und rung der Fassade, die jetzt wieder in frischem Sonnengelb Künstler (abgeschlossene Ausbildung) mit Wohnsitz in Dienstag, 21. Juni, 19 Uhr: Fete de la Musique mit Shanty- leuchtet, wurden auch notwendige Maßnahmen im Innen- Und weil es im Gebiet an Kitaplätzen mangelt, wächst Berlin, Designerinnen und Designer, Kollektive. Chor Köpenick und Berliner Schiffermahl am Historischen bereich wie z.B. die Kellerabdichtung oder die Erneuerung gleich neben der Kita Schmidstraße 4 zügig ein dreige- Arbeitsraum sind der Bärenzwinger als Gebäude und seine Hafen des Küchen- und Eingangsbereichs durchgeführt. Zudem schossiger Neubau in modularer Bauweise heran: 120 neue zwei Außenterrassen mit Gräben. wurden die Außenanlagen neugestaltet und das Spielange- Kitaplätze entstehen hier im Rahmen des Berliner Modell- Bewerbungen sind bis zum 26. Juni, 12 Uhr, einzureichen bot u. a. um einen Spielhügel mit Hangrutsche, einen Ge- projektes MOKIB (modularer Kitaneubau). Der Neubau an: opencall@baerenzwinger.berlin müsegarten und einen Wasser-Sandspiel-Bereich erwei- wird lebendige, freundliche Räume zum Spielen, Lernen Mehr Informationen unter: baerenzwinger.berlin/open-call Holzmarkt feierte Jubiläum tert. und Toben für die Kleinen sowie zum Arbeiten für die Gro- Das bunte Kreativquartier Holzmarkt 25 feierte vom 28. Mai bis 6. Finanziert wurden die Sanierungsmaßnahmen mit Mitteln ßen bieten. Er ist einer von insgesamt neun modularen Ki- Juni sein 10jähriges Bestehen mit einem zehntägigen Festival. aus dem Programm Städtebaulicher Denkmalschutz, die tabauten in Berlin – ein Modellprojekt der Senatsverwal- Die zwei Genossenschaften Holzmarkt 25 eG und Genossenschaft für Kosten beliefen sich auf ca. 2,2 Mio. Euro. Auftraggeber tung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen. Sommerfest des Bürgervereins Luisenstadt Urbane Kreativität wurden 2012 gegründet und ermöglichten das war das Jugendamt des Bezirksamts Mitte von Berlin. Das Kita-Gebäude wird als langgestreckter Riegel aus vor- Am 18. Juni lädt der Bürgerverein nach längerer Pandemie- Projekt als ein selbstverwaltetes Quartier, die Diskussion um die Erste Baumaßnahmen wie die Erneuerung der Fußböden, gefertigten Holzelementen gebaut. Durch die modulare pause wieder zum traditionellen Sommerfest ein: Es findet »Mediaspree« verlor damals den Wind in den Segeln. Leitungen und Elektroanlagen, die Aufbereitung der Fen- Bauweise, also den Einsatz vorgefertigter Teile für Außen- ab 15 Uhr wie immer auf dem Michaelkirchplatz statt. Et- Auf dem Programm des Festivals standen Musik, Debatten, Theater, ster, die Trockenlegung der Mauer und der Ausbau von und Innenwände, Decken und Fassade, werden die Bauzeit was seltsam finden wir es ja schon, dass das Fest bislang Lesungen, Schmaus, Kunst, Kino, ein Kinderfest – und natürlich zwei Bädern waren bereits in Eigenleistung des Trägers so- und -kosten minimiert. Im Sinne des nachhaltigen Bauens offenbar nur in einer Terminspalte auf der Vereinswebsite Rave. Nach dem Eröffnungswochenende in der wiederauferstande- wie mit Unterstützung aus Mitteln des Kitasanierungspro- werden vor allem nachwachsende Rohstoffe wie Holz ver- kurz erwähnt wird, aber vielleicht wird ja in den nächsten nen Bar 25 fanden wochentags unterschiedliche Debatten statt, unter gramms (KSSP) durchgeführt worden. wendet. Tagen noch etwas offensivere Öffentlichkeitsarbeit ge- anderem zur Zukunft des Hedonismus oder zu möglichen Wirt- Der Entwurf und die Planung für die MOKIB-Variante mit macht. schaftsmodellen für selbstverwaltete Projekte der Zukunft. Auch für Schmidstraße 4 bis zu 136 Kitaplätzen erfolgt durch das Münchner Archi- Umso mehr, als am Abend ja noch eine nachgeholte Jubilä- Kinder gab es Veranstaltungen, u.a. einen »Kinderpiratentag«. Das tekturbüro karlundp. In einem 2017 durchgeführten Archi- umsfeier ansteht: Denn der Verein konnte im letzten Jahr Festival endete mit einem dreitägigen Rave über Pfingsten, in unter- Auch in unmittelbarer Nähe der Kita »Trauminsel« wird tekturwettbewerb gewann das Büro den ersten Preis. Die sein 30-jähriges Bestehen feiern, feierte dann aber aus den schiedlichen Locations auf dem gesamten Holzmarktgelände und mit derzeit gebaut: So wird das Gebäude in der Schmidstr. 4, in Freiflächen werden individuell von Frank Kissling Land- hinlänglich bekannten Gründen nicht, sondern verschob mehr als 50 musikalischen Acts. der bis vor wenigen Jahren die bilinguale Kita »Alegria« schaftsarchitekten gestaltet. die Geburtstagsfete auf dieses Jahr. Jetzt aber! Am 18. Juni zuhause war, derzeit saniert. Der neue Träger der Einrich- Auch dieser Bau soll in diesem Jahr fertiggestellt werden, ab 19 Uhr, und Gratulanten sind sicher willkommen! us tung ist der Landesverband Berlin der Volkssolidarität. die Kosten belaufen sich auf ca. 2 Mio. Euro und werden Das in den 1960ern errichtete Gebäude ist seitdem kaum aus dem SIWANA-Programm (Sondervermögen Infrastruk- erneuert worden, entsprechend hoch war der Erneue- tur der Wachsenden Stadt und Errichtung eines Nachhal- rungsbedarf. Im Zuge der umfassenden Sanierung werden tigkeitsfonds) finanziert. us Wasser an die Bäume! sowohl energetische Maßnahmen als auch dringende In- Noch hat der Sommer nicht begonnen, doch schon jetzt ist standsetzungsarbeiten und Ausstattungsverbesserungen es wieder viel zu trocken für das Stadtgrün. Die AG Grün vorgenommen. Auch die Außenanlagen werden erneuert des Bürgervereins Luisenstadt lädt seit Mai wieder ein und mit neuen Spielgeräten sowie neuen Grün- und Pflanz- zum gemeinsamen Gießen auf dem Heinrich-Heine- und bereichen ausgestattet. Michaelkirchplatz. Jede helfende Hand wird gebraucht! Finanziert wird die Baumaßnahme mit einem Gesamtvolu- Jeweils sonntags um 17 Uhr auf dem Heinrich-Heine-Platz: men von ca. 1,3 Mio. Euro aus dem Investitionsprogramm 12. Juni, 3. Juli, 24. Juli, 14. August und 4. September des Bundes zur Kinderbetreuungsfinanzierung. Nach Ab- Jeweils mittwochs um 17 Uhr auf dem Michaelkirchplatz: Ch. Eckelt schluss der Baumaßnahme soll der Kitabetrieb mit insge- 22. Juni, 13. Juli, 0. August, 24. August und 14. September samt 79 Plätzen voraussichtlich wieder im August 2022 beginnen.
8 —— E CKE KÖP ENIC KER E CKE KÖPE NI CKE R—— 9 Ökologie hat schen Maßnahmenträgers Stattbau GmbH durch das Land Kernelement ist ein durchgehender Weg mit einer Breite Auf Höhe der Alten Eisfabrik ist ein Fragment der Hinter- Berlin entlaste das bezirkliche Straßen- und Grünflächen- von mindestens 3 Metern, an Engstellen mindestens 2,50 landmauer erhalten geblieben. Dieses soll freigestellt wer- amt, auf diese Weise sei eine zeitnahe Umsetzung des Pro- Meter. Zum Ausgleich von Höhenunterschieden oder zum den, das vierte Mauersegment wird für den Weg geöffnet. Priorität jektes möglich geworden. Das Konzept des Spreeuferwegs fokussiert auf den Fuß- Schutz von wertvollen Gehölzen wird der Weg partiell ge- splittet. Mit maximalen Steigungen von 4,5% ist der Ufer- weg weitgehend barrierefrei. Er dient vorrangig dem Fuß- An diesem Ort soll eine der geplanten »Geschichtsinseln« mit Informationen zur Historie des Orts entstehen. Die zum AEF-Areal gehörende Freifläche wird umgangen. Zum aktuellen Planungsstand und Radverkehr, respektiert vorhandene Nutzungen und gängerverkehr, Fahrradfahren ist jedoch erlaubt. Eine Am TeePeeLand, dessen weiteres Bestehen ausdrücklich nimmt nur geringe Eingriffe in den Vegetationsbestand »Fahrradschnellverbindung« soll der Uferweg jedoch kei- (auch politisch) erwünscht ist, wird es eine partielle Neu- des provisorischen Spreeufer- vor. Es sei damit, so Gothe, ein gutes Beispiel für den Para- neswegs werden: eine Rennpiste ist weder gewollt noch ordnung des Areals geben: zwischen Siedlung und Weg soll wegs im Holzuferblock digmenwechsel in der Stadterneuerung seit den 1980er geben die örtlichen Bedingungen das her. Vielmehr soll eine grüne Pufferzone geschaffen werden. Vorgesehen ist und 1990er Jahren hin zu Behutsamkeit und Nachhaltig- der Weg Spaziergänger ohne Rad einladen, das Naturerleb- der Umzug von Bühne und Bar an einen kleinen Platz. keit. Auch bei anderen Projekten in der Nördlichen Luisen- nis und die historischen Artefakte auf dem Areal stehen im Am alten Bootshaus wird die Treppe zum Podest verlegt, Am Spreeufer ist derzeit vieles in Bewegung: Der Investor stadt sollten ökologische und klimaschützende Aspekte Vordergrund. auch hier soll eine »Geschichtsinsel« installiert werden. Trockland hat auf einem Teilgelände der früheren Eisfabrik eine hohe Priorität haben: als Stichworte nannte er öffent- Der Obstgarten am Spreefeld bleibt erhalten und soll öko- durch Sanierung und Neubau das Projekt »Eiswerke« reali- liches Grün, die »Schwammstadt« und die Mobilitätswen- Die Planerinnen und Planer gingen bei der Präsentation logisch noch aufgewertet werden. siert, nebenan baut die AEF GmbH das historische, denk- de. Allein in Mitte, so Gothe, seien im letzten Jahr 375 Stra- auf einzelne Stationen des Weges näher ein – etwa auf das Im Folgenden diskutierten die Teilnehmer des Beirats ein- malgeschützte Kessel- und Maschinenhaus Im historischen ßenbäume gefällt, aber nur 200 nachgepflanzt worden. Paula-Thiede-Ufer, wo der Weg eine Balkonsituation mit zelne Planungsfragen wie die Entwässerung des Weges, die Kessel- und Maschinenhaus (»Alte Eisfabrik«) zu einer »Dabei müsste man eigentlich für jeden Baum zwei nach- Spreeblick eröffnet. Erschließung und die Wegeführung im Bereich der Alten »Denkfabrik« für Forschung und Entwicklung im medizin- pflanzen.« Eisfabrik sowie das weitere Verfahren zur Abstimmung mit technischen Bereich um. Und nach langer Vorbereitung den Akteuren vor Ort. Grundsätzlich wird die Planung und Planung können in diesem Herbst endlich auch die Die Stattbau GmbH hat die öffentlichen Spreeuferflächen auch von der Betroffenenvertretung Nördliche Luisenstadt Bauarbeiten zur Herstellung des provisorischen Spreeufer- im Rahmen eines Überlassungsvertrages vom bezirklichen ausdrücklich befürwortet. wegs im Abschnitt zwischen Wilhelmine-Gemberg-Weg Straßen- und Grünflächenamt übernommen und wird das Abschließend informierten die Vertreter der Stattbau und Schillingbrücke beginnen. Träger der Maßnahme ist Provisorium in den nächsten Jahren betreiben und verwal- GmbH und des Landschaftsplanungsbüros gruppe F über die Stattbau GmbH, für die Planung ist das Landschaftspla- ten. Zur Feinabstimmung der Planung werden derzeit den weiteren Zeitplan. Nach Abschluss aller Planungspha- nungsbüro gruppe F verantwortlich. noch weitere Gespräche mit Anrainern und Nutzern vor sen und der Vergaben der Bauleistungen sollen die Bauar- Ort durchgeführt. Mit dem TeePeeLand verhandelt Statt- beiten für den ersten Bauabschnitt im Oktober 2022 begin- Der aktuelle Stand des Vorhabens wurde im Mai noch ein- bau zurzeit einen Nutzungsvertrag. Etwas komplizierter nen. Die Eröffnung könnte im Frühsommer 2023 statt mal im Sanierungsbeirat vorgestellt, an dem auch die Spre- gestaltet sich noch die Klärung von Grundstücksfragen mit finden. Eine Beräumung des Geländes im Abschnitt cher der Betroffenenvertretung Nördliche Luisenstadt teil- einem Privateigentümer. Köpenicker Straße 36–38 ist bereits erfolgt. us nehmen. Anwesend war diesmal auch Stadtentwicklungs- Die Landschaftsplanerinnen und -planer vom beauftragten stadtrat Ephraim Gothe, der eingangs noch einmal auf die Büro gruppe F stellten den aktuellen Stand der weit gedie- besondere Ausgangslage des Vorhabens einging: Mit dem henen Vorplanung für den ersten Bauabschnitt des provi- bisherigen Planungsprozess sei es gelungen, die Interessen sorischen Uferwegs zwischen Paula-Thiede-Ufer und Wil- Ch. Eckelt der Akteure vor Ort, der Anlieger und Nutzer sowie die öf- helmine-Gemberg-Weg vor. Die Planung orientiert sich an fentlichen Interessen abzustimmen und gemeinsam Lö- der Konzeption der vorausgegangenen Machbarkeitsstudie sungen zu entwickeln. Die Einsetzung des treuhänderi- (wir berichteten im letzten Jahr ausführlich).
10 —— EC KE KÖP ENIC KER AUS DE M BE ZI R K MI T TE —— 11 Wie Berlin Techno- Kieze ohne dem richtigen Soundtrack im Tresor. Man erfuhr von den Partys durch einen Anruf bei der Raveline. Ecstasy spielte als Rauschmittel eine wichtige Rolle. Hauptstadt wurde Nach dem Mauerfall begann im Tresor Der Sound wurde durch die Achse Berlin–Detroit zuneh- mend von House, Industrial und Electro aus den USA do- miniert. Berlin wurde zur Techno-Hauptstadt mit vielen Parkplätze eine neue Jugendbewegung Besuchern aus der ganzen Welt. 2003 gab es zum Dank Modellversuch in Kreuzberg eine gewalttätige Drogen-Razzia der Berliner Polizei. Die Nachwendezeit endete, Tränen flossen 2005, als nach geplant Von März 2020 bis Mai 2022 war der Tresor wegen Corona 14 Jahren an der Leipziger Straße Schluss war. Wieso die geschlossen, jetzt ist er wieder auf. Für viele ist der Club Räume, anstatt als Weltkulturerbe erhalten zu bleiben, ab- ihre Jugend, die enden würde, wenn er verschwinden soll- gerissen und durch die gesichts- und sinnlose Mall of Ber- te. Möge er also mindestens 100 werden! lin ersetzt wurden, ist eines der Geheimnisse der verfehl- Die Geschichte des heutigen Techno-Clubs Tresor begann ten Berliner Politik. Im Kreuzberger Graefe-Kiez will die dortige Bezirksverord- Ch. Eckelt vor dem Mauerfall. Heute befindet er sich im südlichen, Der »Tresor im Exil« machte an verschiedenen Orten wei- netenversammlung einen Modellversuch für ein Quartier nicht mehr in Betrieb befindlichen Teil des Heizkraftwerks ter, so im Maria am Ostbahnhof und im SO36. 2007 eröff- ohne Parkplätze starten. Im Bezirk Mitte gibt es Gebiete, Mitte an der Köpenicker Straße und ist einer der wichtig- nete der Tresor seine neuen Räume im Heizkraftwerk. Wie die dazu besser geeignet wären. sten Lokalitäten für elektronische Tanzmusik. hat er sich verändert? Bis 1988 hatten Dimitri Hegemann, Achim Kohlberger und Es gibt drei Floors. Der »Batterieraum« und die +4-Bar mit Der Transformationsprozess der Innenstädte hat in den Carola Stoiber im illegalen Club UFO in der Köpenicker Blick auf die alte Kraftwerksruine sind Electro und House Köpfen schon eingesetzt. So sehen es die Wissenschaftler Straße 6 in SO36 englische Acid-House-Musik gespielt. vorbehalten. Durch einen 30 Meter langen Tunnel erreicht und -innen des WZB (Wissenschaftszentrum Berlin), die In der Bezirksverordnetenversammlung von Friedrichs- Dieselbe Straße, aber ein anderes Gesellschaftssystem: das man den Keller mit seinem Berliner »Detroit-Techno«. im vergangenen Jahr eine Studie in Friedrichshain-Kreuz- hain-Kreuzberg brachten Grüne und SPD Ende April einen alte West-Berlin. Um das UFO zu betreten, musste man in Star DJs wie Paul van Dyk, Sven Väth oder Westbam blie- berg durchführten. In enger Abstimmung mit dem Stra- Antrag für einen wissenschaftlich begleiteten Modellver- einer Küche durch eine Luke eine Leiter in einen nur 1,90 ben dem Tresor auch in der Luisenstadt treu. ßen- und Grünflächenamt und in Kooperation mit dem such im Graefe-Kiez ein. Im Gebiet zwischen Kottbusser Meter hohen Keller hinuntersteigen. 100 Raver hätten hin- Die Schließfächer und massiven Stahlgittertüren wurden Meinungsforschungsinstitut infas hat eine Gruppe um den Damm und Urban-Krankenhaus sollen für ein halbes bis eingepasst, meist waren es eher weniger als 50. Das UFO mitgenommen und im neuen Ort installiert. So ist die Soziologen Prof. Andreas Knie (TU Berlin) mehr als 1000 ein ganzes Jahr wie im Szenario alle Parkplätze entfallen. musste wegen Beschwerden der Anwohner schließen, im- düstere Atmosphäre geblieben. Die tonnenschweren Tre- Bewohnerinnen und Bewohner des Bezirks repräsentativ Anwohner und -innen sollen ihre Autos unterdessen für 30 merhin stieg dort 1989 noch die Afterhour-Party der ersten sortüren aus Stahlbeton liegen heute neben dem Klub un- befragt. Ihnen wurden drei Szenarien von möglichen Inter- Euro im Monat u.a. im Parkhaus am Hermannplatz unter- Loveparade. ter freiem Himmel als Denkmal der friedlichen Revolution ventionen vorgestellt, anschließend wurden sie um Bewer- stellen können. Die Mauer fiel, Hegemann und Kohlberger waren auf der ganz anderer Art. Falko Hennig tungen gebeten: Im ersten Szenario sollte jeder zehnte Allerdings sind die Parkhaus-Kapazitäten im Graefe-Kiez Suche nach neuen Clubräumen und es feierte zusammen, Parkplatz entfallen und umgewidmet werden, im dritten knapp. Denn dort wohnen rund 19.000 Menschen in knapp was zusammengehörte. Sie lernten auf der Party Tekknozid Der Autor lädt täglich ein zum Stadtspaziergang »Engel, der Autoverkehr fast völlig aus den Gebieten verbannt wer- 10.000 Haushalten, die zusammen über etwa 4.000–5.000 den Lichtenberger Techno-Fan Johnnie Stieler kennen und Flieger & Genossen« (min. 5 Teilnehmer, 2h / €12,–) durch den und nur noch im Ausnahmefall möglich sein. Im mitt- PKWs verfügen. Auf öffentlichem Straßenland parken da- gemeinsam fanden sie auf abenteuerliche Art am Leipziger die Luisenstadt und den schmalsten Park Berlins ein, leren Szenario dagegen durften Autos zwar noch ins Gebiet von mehr als 2000. In Parkhäusern können aber nur knapp Platz die alten, noch erhaltenen unterirdischen Tresorräu- Treffpunkt: 11, 15 und 20 Uhr, U-Bahnhof Heinrich-Heine- einfahren, jedoch wurden dort alle öffentlichen Parkplätze 1000 untergebracht werden. Zudem soll das Parkhaus am me des Warenhauses Wertheim. Die gigantischen Keller- Straße Ecke Köpenicker, Anmeldung erforderlich unter mit Ausnahme der Behindertenparkplätze entfernt und Hermannplatz im Zusammenhang mit der Neugestaltung tresore der Wertheim Bank Aktiengesellschaft bildeten mit Telefon (0176) 20 21 53 39. nur noch kurzzeitiges Halten zum Be- und Entladen er- des dortigen Karstadt-Kaufhauses zu einem Gewerbehaus den vier unterirdischen Etagen des alten Reichsluftfahrt- möglicht. Gleichzeitig sollte in privaten Parkhäusern für umgebaut werden. Das Modellprojekt könnte also wohl ministeriums eine ganze unterirdische Stadt mit vierspuri- 30 Euro im Monat Parkplätze angemietet werden können. nicht über den Versuchszeitraum hinweg verlängert wer- gen Straßen. Wie die Forscherinnen und Forscher bereits vermutet hat- den. Die Schließfächer und Räume wurden von einer knietiefen ten, hatte es einen großen Einfluss auf die Bewertungen, Müllschicht gesäubert und es begann 1991 bis 2005 die ob im Haushalt Autos vorhanden waren oder nicht. Etwa Im Bezirk Mitte gibt es Quartiere mit besseren Bedingun- größte Zeit eines der legendärsten Clubs der Welt. Im Nie- 55 % der Befragten hatten kein KfZ, das entspricht in etwa gen. Etwa im Brunnenviertel, das baulich nach der Kahl- mandsland zwischen Ost und West am früheren Todes- auch den Verhältnissen im Bezirk Mitte. Von den Befragten schlagsanierung der 1970er von Sozialwohnungsanlagen streifen des Potsdamer Platzes überzeugte der gigantische ohne Auto empfand eine überwältigende Mehrheit von aus den 1980er Jahren dominiert ist. Die wurden damals Keller DJs und Tänzer aus aller Welt. 84% das Szenario ohne Parkplätze positiv. Die mit KfZ im sehr großzügig mit Tiefgaragen ausgestattet, was zu den Lange Schlangen davor, drinnen war es bis 11 Uhr vormit- Haushalt waren dagegen mehrheitlich gegen diesen Vor- späteren finanziellen Problemen des Landes Berlin nicht tags gerammelt voll. Bei den Bässen des schnellen, harten schlag – aber nur knapp mit 52%. Immerhin 48 % der Auto unwesentlich beitrug. Ein guter Teil des teuer subventio- Schlagzeug-Taktes schlackerten die Hosen und die Lungen besitzer fanden ihn dagegen eher positiv. Insgesamt spra- nierten Parkraums liegt heute brach. In anderen Teilen des vibrierten. Die Dunkelheit wurde von Stroboskop-Licht- chen sich etwa zwei Drittel der Befragten für das Szenario ehemaligen Bezirks Wedding gibt es komplett leerstehende blitzen und Blaulicht im dichten Disco-Nebel zerhackt. Es ohne öffentliche Parkplätze aus. Parkhäuser. Im Sanierungsgebiet Müllerstraße sogar gleich gab nicht genug Sauerstoff zum Atmen, es reichte nicht »Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Domi- zwei: Das ehemalige Parkhaus der Hochschule für Technik einmal zum Entzünden eines Feuerzeugs. Manche DJs nanz des Autos in den Einstellungen der Menschen tat- in der Triftstraße mit ca. 500 Plätzen und das Parkhaus des brachten sich Sauerstoffflaschen mit zum Dienst, um ihre sächlich langsam zu relativeren beginnt,« schließen die ehemaligen Schillerpark-Center in der Ungarnstraße mit Schicht zu überstehen. Kondenswasser tropfte von der Wissenschaftler und -innen aus diesen Resultaten. »Eine sogar rund 1000 Stellplätzen. cs Decke, die Raver trugen Gasmasken und Tarnkleidung. Es ›Mobilitätswende‹ im Sinne einer weitgehend auf alterna- gehörte für Westberliner Mut dazu, sich in den anarchisti- tive Verkehrsträger ausgerichteten Verkehrsentwicklung schen Osten zu wagen. Es war der Beginn einer Jugendbe- ist hier keine radikale Nischenposition, sondern repräsen- wegung, eine Kulturexplosion. Diese minimalistische Mu- tiert die Mehrheit der im Bezirk wohnenden Bevölke- sik passte in seiner Grobheit zum grauen und rauen Berlin. Hier liege ich, ich armes Tor: Tür des Tresors an der Leipziger rung.« Ost und West vermischten sich in der Feier der Freiheit mit in der Köpenicker Straße.
12 —— AU S DEM BEZIRK MIT TE AUS DE M BE ZI R K MI T TE —— 13 »Die Verkehrswende großes Thema, und wir arbeiten an entsprechenden Strate- Wir müssen die Infrastruktur ändern! Überlegen Sie ein- Ch. Eckelt gien. Aber dabei müssen wir realistisch bleiben, denn groß- mal: Kinder über zehn Jahre dürfen nach der Straßenver- flächige Entsiegelung ist sowohl planerisch als auch finan- kehrsordnung nicht mehr auf dem Gehweg fahren, son- beginnt im Kopf« ziell voraussetzungsvoll. Vorerst können wir auf öffent dern müssen, falls keine Radwege da sind, die Fahrbahn lichem Straßenland vor allem kleinere Maßnahmen umset- benutzen. Das werden aber die wenigsten Eltern in der zen, etwa Hochbeete anlegen. Urban Gardening sollte Berliner Innenstadt erlauben. Wenn aber sichere Radrou- Dr. Almut Neumann ist bündnisgrüne Bezirksstadträtin für meines Erachtens eine wichtige Rolle spielen und wir wer- ten zur Schule oder zum Sportverein führen, wird man Ordnung, Umwelt, Natur, Straßen und Grünflächen. Ein den auf jeden Fall auf Initiativen aus der Bevölkerung ange- auch mehr Jugendliche mit dem Rad auf der Straße sehen. Gespräch über Fahrradstraßen, E-Mobilität und Rücksicht- wiesen sein – so wie im Bellermanngarten! Entscheidend ist dabei nicht nur die objektive Sicherheits- nahme statistik anhand von Unfallzahlen, sondern vor allem auch Der alte Senat hat zwei Wochen vor der Wahl einen neuen das subjektive Sicherheitsgefühl. Deshalb sollten Radstrei- Frau Dr. Neumann, Verkehrswende ist ein großer abstrakter Radverkehrsplan für Berlin beschlossen. Wie kommt Mitte, fen entlang von Hauptverkehrsstraßen meines Erachtens Begriff. Aber was bedeutet das konkret für Ihre Arbeit in den wie kommen Sie mit ihm zurecht? immer geschützt sein und deshalb sind auch gute Radver- kommenden Jahren in Mitte? Im Großen und Ganzen sehr gut. An einigen Stellen gibt es bindungen im Nebenstraßennetz so wichtig. Mir ist bei der Verkehrswende wichtig, dass alle – und da- sicher noch Klärungsbedarf, insbesondere in Moabit, wo mit vor allem die schwächsten Verkehrsteilnehmer:innen die südliche Beusselstraße aus dem Radwegenetz ausge- Ein großes Thema ist die Elektromobilität. Verbrennungsmo- – sicher in Mitte unterwegs sein können. Wir müssen da- spart bleibt, obwohl sie eigentlich ausreichend Platz für toren sollen aus der Berliner Innenstadt ja verschwinden. Wer her zuerst auf die Menschen schauen, die zu Fuß unter- breite Radstreifen hat und nach dem Mobilitätsgesetz oh- sich heute in der Innenstadt aber ein E-Auto zulegen will, fin- wegs sind. Deshalb will ich zunächst die Sicherheit an vie- nehin welche bekommen müsste. Doch ansonsten bin ich det dort kaum Auflademöglichkeiten, die wenigen Ladesäu- len Kreuzungen im Bezirk verbessern, auch mit den Kräf- sehr zufrieden mit dem Plan. Er ist eine gute Arbeitsgrund- len sind fast immer belegt. Gleichzeitig stehen zum Beispiel ten des Ordnungsamtes, indem wir dort beispielsweise lage – deshalb hängt er auch in meinem Büro. Wir küm- im Wedding ganze Parkhäuser leer… Fahrradbügel und E-Scooter-Abstellflächen auf bisherigen mern uns im Bezirk derzeit vor allem intensiv um die Ne- Wir werden uns auf jeden Fall neue Modelle überlegen Auto-Parkplätzen einrichten. Dann werden Kinder, die die benstraßen. Denn dort sind wir als Bezirk allein zuständig müssen. In der Tat könnten Parkhäuser ein Schlüssel für Straße überqueren wollen, nicht mehr so leicht übersehen, und können damit schneller agieren. mehrere Herausforderungen sein: Zum einen könnten sie und sie selbst können die Straße auch besser einsehen, weil E-Auflademöglichkeiten bieten und so einen Beitrag zur die Kreuzungen nicht mehr zugeparkt werden können. Umstritten sind Fahrradstraßen. Wie ist Ihre Haltung? Loslösung vom Verbrennermotor leisten. Zum anderen Dann ist da zweitens der Ausbau des Radverkehrsnetzes, Ich bin für die Einrichtung von Fahrradstraßen. Dabei könnten sie auch Mobilitätshubs mit einer großen Flotte der sehr viel schneller vorankommen muss als in der Ver- kommt es aber entscheidend darauf an, wie man sie kon- an Sharing-Angeboten sein, die den Bürger:innen zur Ver- gangenheit. Dabei geht es nicht nur um Radstreifen an den kret ausgestaltet. In der Linienstraße funktioniert sie mei- fügung stehen. Ohnehin sollten wir meines Erachtens mehr Hauptverkehrsstraßen, sondern vor allem auch um Fahr- die wir einfach nicht haben. Und wenn bei Umbauten auch ner Ansicht nach ziemlich gut: Dort ist die Radstraße und in Richtung Carsharing denken. Die meisten privaten Au- radstraßen in den Nebenstraßen. noch unterirdische Versorgungsleitungen oder die Kanali- die Dooring-Zone deutlich auf dem Boden markiert und tos sind in Wahrheit viel weniger »Fahrzeuge« als »Steh- Drittens wollen wir in Mitte in den kommenden Jahren sation betroffen sind, müssen wir die Versorgungsbetriebe gegenläufige Einbahnstraßen für Kfz halten den Kfz- zeuge«, da sie nur sehr selten benutzt werden, aber natür- insgesamt zwölf Kiezblocks einrichten. Deshalb schauen einbinden – dann wird es extrem aufwändig. Den Verkehr Durchgangsverkehr aus der Straße heraus. In der Stargar- lich die gesamte Zeit über Platz beanspruchen. Das könnte wir uns gerade den ganzen Bezirk an, um die Kieze zu iden- mit einer Reihe Poller umzulenken, ist dagegen vergleichs- der Straße in Prenzlauer Berg wurden dagegen bei der Ein- man mit verlässlichem Carsharing viel effizienter regeln. tifizieren, die am meisten vom Kfz-Durchgangsverkehr be- weise einfach. Diese Poller kann man übrigens mit einem führung Fehler gemacht, weshalb einige jetzt ein Horror- Spannend finde ich auch den Modellversuch eines auto- lastet sind. Im Gebiet um die Bellermannstraße haben wir besonderen Schlüssel auch umklappen, sodass Rettungs- bild von Fahrradstraßen zeichnen. Solche Fehler müssen freien Kiezes, der in Kreuzberg geplant ist. Hier sollen die zusammen mit örtlichen Initiativen schon ein Konzept kräfte durchkommen oder in besonderen Notfällen Umlei- wir aber nicht wiederholen. Im Gegenteil halte ich ein gut Bürger:innen die vorhandenen Autos zumindest teilweise entwickelt und mit der Umsetzung angefangen. Insgesamt tungen durch die Wohnviertel organisiert werden können. gemachtes Netz aus Fahrradstraßen für eine wirkliche Be- in einem nahegelegenen Parkhaus abstellen. Eine reprä- sollen dort an fünf Stellen mit Pollern sogenannte »Diago- Im Bellermann-Kiez probieren wir es jetzt einfach aus. Und reicherung für den Radverkehr. sentative Umfrage aus dem vergangenen Jahr hat gezeigt, nalsperren« eingerichtet werden, so dass man mit dem was mich besonders freut: An der Ecke Bellermann-, Hei- dass eine große Mehrheit dies befürwortet. In vielen Kie- Auto zwar noch alle Stellen in dem Gebiet erreichen, aber debrinker und Eulerstraße entsteht gerade neben den Pol- In der Berliner Innenstadt fällt auf, dass hier kaum Jugendli- zen in Mitte würde das Ergebnis ganz ähnlich ausfallen, da nicht mehr einfach so über einen »Schleichweg« durch lern der »Bellermanngarten« mit Sitzmöglichkeiten für che mit dem Rad unterwegs sind. Vor den Oberschulen ste- bin ich mir sicher. den Kiez hindurchbrettern kann. Zu der bereits umgestal- die Nachbarschaft und mit Urban Gardening. Das ist es, hen oft nur wenige Fahrräder, die Schülerinnen und Schüler teten Kreuzung im Bellermann-Kiez erreichen uns über- was ich mir grundsätzlich für diese Orte wünsche: dass kommen selbst im Sommer meistens zu Fuß oder mit der Bei der Verkehrswende geht es meist um Umbau, Parkplätze, wiegend positive Rückmeldungen. kleine grüne Oasen entstehen, wo vorher Autos geparkt ha- BVG. Wer in Berlin aufwächst, der scheint sich das Radfahren Radwege, Kreuzungen. Das ist die »Hardware«. Aber was ist ben, und dass sich die Menschen den öffentlichen Raum erst gar nicht anzugewöhnen. Wie kann man das ändern? mit der »Software«, also unseren Verhaltensweisen? Die meisten Fachleute lehnten solche Maßnahmen früher ab, zurückholen. Generell müssen wir die Stadt und ihre Gestaltung viel weil sie den Verkehr in den Gebieten zu Umwegen zwingen mehr von den vulnerablen Gruppen, von den schwächsten und dadurch die Verkehrslast eher wächst als zurückgeht. Im Wedding und in Moabit wird in diesem Jahr fast überall die Verkehrsteilnehmer:innen her denken. Dabei geht es vor Warum sollen solche Sperrungen jetzt sinnvoll sein? Parkraumbewirtschaftung eingeführt. Das Weddinger Brun- allem um Kinder, aber genauso um ältere Menschen, die U.a. liegt das an den modernen GPS-Navigationssystemen, nenviertel hat zu Jahresbeginn den Anfang gemacht, dort nicht mehr so gut zu Fuß sind, oder Menschen mit körper- die uns in Echtzeit Schleichwege über Nebenstraßen an- kann man inzwischen in den Gewerbegebieten am Humboldt lichen Einschränkungen. Die Verkehrswende beginnt im zeigen, sobald es auf den Hauptstraßen voller wird. Das hain sogar ganze Straßenabschnitte fast völlig ohne parken- Kopf, beginnt mit der Rücksichtnahme auf andere und der stört die Ruhe dort erheblich und die Abgasbelastung de Autos erleben. Wie sollen wir mit diesem gewonnenen Bereitschaft, auch die Perspektive der Schwächsten wahr- steigt. Dabei brauchen wir gerade in hochverdichteten Be- Raum umgehen? zunehmen. Wir alle sind irgendwann mal Fußgänger:innen, reichen unbedingt Orte und Straßen, in denen es ruhiger Generell muss der Platz neu verteilt werden. In Berlin sind haben Kinder in der eigenen Familie oder im persönlichen zugeht – das ist ja gerade der Sinn der Unterteilung in etwa zwei Drittel des öffentlichen Straßenraums für Autos Umfeld, wir alle werden mal alt. Mir liegt es sehr am Her- Haupt- und Nebenstraßen. Deshalb fordern so viele Initia- reserviert, obwohl nur jeder sechste Weg mit ihnen zurück- zen, für diese »Verkehrswende im Kopf« zu sensibilisieren Ch. Eckelt tiven derzeit die Einrichtung von Kiezblocks. gelegt wird. Das soll sich mit der Verkehrswende ändern – und an alle zu appellieren, diesen Perspektivwechsel zu Auch Expert:innen schlagen diese mittlerweile oft vor. An- aber die Umgestaltung des öffentlichen Raums wird viel vollziehen. dere Maßnahmen, wie z.B. Fahrbahnverengungen, erfor- Zeit erfordern. Für das Stadtklima in Zeiten der Klimakrise Interview: Christof Schaffelder, Ulrike Steglich dern in der Umsetzung erhebliche Planungskapazitäten, ist auch die Entsiegelung von bisherigem Straßenraum ein
14 —— AUS DEM BEZIRK MIT TE E CKE KÖPE NI CKE R—— 15 Das ehemalige Parkhaus der Hochschule für Technik in der Weddinger Triftstraße soll abgerissen werden. Sollte man es Sanierungsgebiet nicht besser als Quartiersparkhaus weiter nutzen? Oder als Nördliche lokales Zentrum für Elektromobilität? Luisenstadt Märkisches Museum Köllnischer Gebäude der Erhaltungsgebiete Senatsverwaltung Park kommen auch noch regelmäßig im Frühjahr aktuelle Kli- ma-Kennzahlen auf den Tisch. Wir haben sie uns näher an- Heizkraftwerk Mitte geschaut. Es gibt, um es kurz zu fassen, noch Potenzial nach oben. Oft scheint es, als ob sich die einzelnen Abteilungen im Be- Stadtteilladen »dialog 101« ehemalige zirksamt mit Hilfe der Kennzahlen Fleiß-Bienchen ins Eisfabrik Muttiheft stempeln wollten. Was beispielsweise die Kenn- Deutsches ziffer »Bushaltestellen barrierefrei, Anzahl« zum aktuellen Architekturzentrum (DAZ) Stand der Klimaschutzbemühungen aussagen soll, er- schließt sich nicht: Klar ist es schön, wenn der Busfahrer nicht aussteigen muss, um der Rollifahrerin die Rampe auszuklappen. Aber was hat das mit dem Klima zu tun? Ch. Eckelt Und was bedeutet »kommunale Lastenräder, Ausleihquo- Michaelkirchplatz ehemaliges Postfuhramt te«? Ist eine hohe oder niedrige Ausleihquote besser für den Klimaschutz? Kommt es nicht eher darauf an, wie viele St. Michael- Heinrich- Kirche Lastenräder in Gebrauch sind – egal ob sie der Kommune, Heine-Platz Klimanotstand! einem Umweltverband oder Privatleuten gehören? Frag- würdig erscheint auch der Unterpunkt »Anzahl von Presse- mitteilungen des Bezirksamtes«. Auch hier ist nicht klar, Engelbecken Warum Abrisse möglichst ob das Klima profitiert oder leidet, wenn die Pressestelle verhindert werden sollten uns mehr oder weniger Meldungen zum Klimaschutz ser- viert. Mehr Meldungen halten zwar das Thema stärker im Bewusstsein – anderseits verbraucht der Server, auf dem diese Meldungen anschließend noch jahrzehntelang archi- Adressen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Betroffenenvertretung Nördliche Luisenstadt Treffen jeden dritten Dienstag im Monat viert sind, ständig Energie und Rohstoffe. Referat IV C – Stadterneuerung um 18.30 Uhr im Stadtteilladen »dialog 101« »Berlin wird im Jahr 2100 das Klima haben, das heute in Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung Fehrbelliner Platz 4, 10707 Berlin Ansprechpartner: Volker Hobrack, Toulouse herrscht.« Im Einleitungsvortrag zum Klima Natürlich sind Kennziffern wie »private gesamte Fläche und Facility Management: Ephraim Gothe Joachim Hafen (Gebietsbetreuung Tel 275 47 69, volker.hobrack@gmail.com symposium des Bezirks Mitte sollte ein kurzer Satz die Neubau in m²« oder »gesamte Bruttogrundfläche Neubau Müllerstraße 146/147, 13353 Berlin Luisenstadt), Tel 901 39 49 19 bzw: bv.luisenord@gmail.com schockierende Wahrheit ans Licht bringen. Oder auch des Bezirksamtes in m² in KfW 45« sinnvoll (»KfW 45« be- 90 18-446 00 joachim.hafen@senstadtum.berlin.de www.luise-nord.de nicht, denn ehrlich gesagt: die meisten Berlinerinnen und zieht sich auf eine besonders hohe Energieeffizienz). Aber ephraim.gothe@ba-mitte.berlin.de Berliner freuen sich eher über die Aussicht auf ein Klima wo schlägt es sich nieder, wenn der Bezirk oder der Privat- Gebietsbetreuung Luisenstadt (Mitte) Bürgerverein Luisenstadt wie in Südfrankreich. eigentümer nicht abreißen und neu bauen lässt, sondern Bezirksamt Mitte von Berlin, Koordinationsbüro für Stadtentwicklung Michaelkirchstraße 2, 9. Etage, im Bestand saniert, wie es der Bezirk ja schon beim Haus Stadtentwicklungsamt, und Projektmanagement – KoSP GmbH 10179 Berlin, Tel/ AB 279 54 08 Allerdings ist unsere Stadt darauf nicht eingerichtet. Viele der Statistik vormacht? Zement erzeugt schon bei seiner Fachbereich Stadtplanung Andreas Bachmann, Tel 33 00 28 39, post@buergerverein-luisenstadt.de unserer Straßenbäume würden in den trockenen Sommern Produktion ziemlich viel Kohlendioxid und ist für fast jede Müllerstraße 146, 13353 Berlin bachmann@kosp-berlin.de www.buergerverein-luisenstadt.de verdorren. Unsere Wohnungen würden sich aufheizen, zehnte Tonne CO2 verantwortlich, die der Mensch in die Fachbereichsleitung: Kristina Laduch, www.luisenstadt-mitte.de Bürozeiten: montags 13–17 Uhr weil ihre Fenster sich nicht von außen verschatten lassen Atmosphäre entlässt. Sanierung im Bestand ist daher alle- Tel 901 84 58 45 Sprechstunde: Dienstag 15–18 Uhr wie die in Südfrankreich. Die Zahl der Hitzetoten würde mal klimafreundlicher als noch der energieeffizienteste kristina.laduch@ba-mitte.berlin.de im Stadtteilladen »dialog 101« Mieterberatung für Mieter im Sanierungs Jahr für Jahr steigen. Und es würde wohl sehr voll werden Neubau. »Durch bezirkliche Bemühungen eingesparter gebiet und in den Erhaltungsgebieten in unserer Stadt, denn die Menschen aus dem Süden wür- Beton, Tonnen« wäre also eine Kennziffer, die in der Sanierungsverwaltungsstelle Betreuung Programm Städtebaulicher Montag, 15–18 Uhr (jeder 1. und 3. Montag den in den kühleren Norden streben. Vier Grad mehr sind Klima-Bilanz des Bezirks aussagekräftiger wäre. Natürlich Anke Ackermann Denkmalschutz beim Bezirksamt mit Rechtsanwältin) im Berliner Sommer auszuhalten – in Teilen Indiens oder kann man so eine Ziffer aber nicht objektiv ermitteln. Und anke.ackermann@ba-mitte.berlin.de Birgit Nikoleit, Tel 901 84 57 79 Stadtteilladen »dialog 101« Arabiens aber nicht. »versagte Abrissanträge, Anzahl« als Erfolgskategorie Jan Schlaffke birgit.nikoleit@ba-mitte.berlin.de Köpenicker Straße 101, 10179 Berlin würde wohl zu politischen Konflikten führen. Man sollte jan.schlaffke@ba-mitte.berlin.de Kontakt: Mieterberatung Prenzlauer Berg, Die BVV Mitte hat bereits im Januar 2020 den Klimanot- dennoch versuchen, konkrete Schritte in diese Richtung zu Tel 499 08 44 16 stand ausgerufen und das Bezirksamt zu ambitionierten tun und der Sanierung bzw. Umnutzung von Bestandsbau- www.mieterberatungpb.de Schritten in Richtung Klimaneutralität aufgefordert. Das ten möglichst den Vorzug vor Abriss und Neubau geben. hat reagiert und will jetzt alle Beschlussvorlagen einem Für den Klimaschutz wäre damit jedenfalls ganz handfest Klimacheck unterziehen. Zudem hat das Bezirksamt im etwas gewonnen. cs Dezember das besagte Klimasymposium durchgeführt, ein Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept beschlossen und sogar zwei Stellen dafür bewilligt. Mehr noch: Jetzt
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