Ein Amt der Verantwortung für alle - Landesärztekammer ...
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Ein Amt der Verantwortung für alle or wenigen Wochen, im vergan- deutet. Und Bescheidenheit ist eine higkeit eines Teams zu Führung, genen Oktober, haben wir den Eigenschaft, die wir heute im Alltag Kompetenz, Toleranz, Kooperation traditionellen Kassenärztetag unseres Gesundheitssystems von den und eben Bescheidenheit. Letzteres der Kassenärztlichen Vereini- Politikern mit ihren Expertokraten bedeutet nicht Verzicht auf Härte bei gung Südwürttemberg, über den in und Ökonomen bis zu den Puristen der Verhandlungen oder auf Standfes- diesem Heft noch berichtet werden Schulmedizin und manchen selbstbe- tigkeit, sondern Arbeit auf höherem wird, unter das Motto gestellt „Zwi- zogenen Standespolitikern nicht mehr intellektuellem Niveau. schen Nostalgie und Aufbruch“, um finden. Hierzu brauchen wir nur die So möchte ich appellativ auch den das Spannungsfeld der Empfindun- Wahlen und Wahlkämpfe zu den neu- Einzug zahlreicher Psychotherapeu- gen zu benennen, in dem sich manch en Kassenärztlichen Vereinigungen zu ten in Spitzenpositionen unserer KVen einer von uns befinden mag, wenn er betrachten, z. B. in Bayern und auch in betrachten. Es wurde dazu, auch aus das Ende seiner eigenen KV bedenkt Baden-Württemberg. unseren eigenen Reihen, gesagt, damit und ihre Verschmelzung zu einer gro- seien sie überrepräsentiert. Ich glaube ßen Einheit, und auch, um erstere, die das nicht, solange sie ihr Amt nicht als Nostalgie, endgültig zu begraben. Vier „Psychotherapeuten-Amt“ verstehen, Individualitäten haben sich in über sondern integrativ und kooperativ, al- 50-jähriger Entwicklung bewährt so bereichernd, und mit der gleichen und ihren jeweiligen Mitgliedern den Energie und Nachhaltigkeit die Rech- Rahmen für eine erfolgreiche Berufs- te aller Ärzte und Psychotherapeuten karriere geboten, zumindest Optionen einfordern, wie sie es für den Punkt- dafür, wenn diese auch oft nur unter wert ihrer Vergütung getan haben. heftigen Reibungsverlusten ergriffen Unser einziges Selbstverwaltungs- werden konnten. Als Körperschaft des organ, die Delegiertenversammlung, Öffentlichen Rechts war für die KVen und ihre Vorsitzenden sind etabliert. der Schritt ins mittelbare Staatsorgan Wir erwarten in ihnen einen starken nicht weit, die Ermessensspielräume „Aufsichtsrat“ für die KV Baden- aber machten die Ärztenähe und Stan- Württemberg, der den Vorstand in desvertretung möglich. seinen Entscheidungen begleitet und Es geht die Furcht unter unseren Kolle- überprüft, der mit Sorgfalt und Ver- ginnen und Kollegen um, diese könnten antwortungsbewusstsein entscheidet jetzt verloren gehen. Eine Umfrage, die und Minderheiten nicht ausschließt. wir in Südwürttemberg kürzlich bei Dem erstmals „hauptamtlichen“ Vor- unseren Mitgliedern durchgeführt stand aber obliegt der Aufbruch: er haben, bestätigte dies, lässt aber die wird daran zu messen sein, wie er grundsätzliche Akzeptanz der Kas- den Fusionsprozess der vier KVen senärztlichen Vereinigungen bei über Hochburgen werden aufgebaut, vertei- politisch und administrativ vollendet, drei Vierteln der Befragten (Rück- digt und bisweilen auch verloren. Ein wie er die neue Welt des Gesundheits- sendequote 48,1 Prozent) erkennen. In politisches Verwaltungsamt – hierzu modernisierungsgesetzes gestaltet, seinem Essay „Le Minotaure“ über die hat der Gesetzgeber im GMG unsere den Spagat zwischen kollektiver Ver- herrliche Stadt Oran in Algerien, seiner Vorstände gemacht – ist, wie wir es sorgung und Einzelverträgen ausge- Heimatstadt, sagt Albert Camus „Tout für die von uns gewählten Persön- wogen steuert, wie er integrativ wirkt, ce qui es périssable désire durer“, alles lichkeiten noch immer verstehen, verbindend für alle Arztgruppen und Vergängliche möchte überdauern, und nicht ein Amt der Eigeninteressen Verbände, wie er den neuen EBM 2000 er fährt fort, wenn es die Löwen von oder ein Amt der Macht, sondern ein plus, die Honorarverteilungsmaßstä- Cain mit der gleichen Chance hierzu Amt der Verantwortung für alle. Wir be und die geforderten Regelleistungs- tun, wie die Ruinen von Angkor, ge- aber haben es zugelassen – und das volumina der Versorgungssituation in mahnt dies zu Bescheidenheit. hat sich schon in den vergangenen vier unseren Regionen anpasst und nicht Nun sind die vier KVen in Baden- Jahren abgezeichnet –, dass beispiels- überstürzt, wie er das Gewicht von Württemberg weit davon entfernt, weise die Führung einer KV oder der Baden-Württemberg auf der Bundes- EDITORIAL Löwen oder Denkmäler gewesen KBV auf das Problem des Konfliktes ebene zur Geltung bringt: Hauptamt zu sein, geschweige denn Ruinen, zwischen Haus- und Fachärzten redu- ja, aber im Inneren ehrenamtlich im es sind jedoch zwei Begriffe, die ziert wird. wahrsten Sinne des Wortes und immer mich zu diesem Zitat veranlassen: für Wohlergehen und Zukunft unserer Vergänglichkeit und Bescheidenheit. ies ist der Basis unserer Ärz- Ärzte und Psychotherapeuten. Vergänglichkeit ist ebenso wie die teschaft nicht mehr verständ- Prof. Dr. med. Wolfgang Brech � bereits genannte Nostalgie uner- lich. Ausschlaggebend für eine träglich, wenn sie nicht Aufbruch, Vorstandsarbeit darf aber nicht neuen Anfang und Perspektive be- ein solcher Prozess von Paritäten sein, der sich in Baden-Württemberg nach meiner Beobachtung jedoch eher spontan ergeben hat, sondern die Fä- 444 ÄBW 11/2004
Ein Kassenärztetag zum Abschied Stehend Beifall zollten die fast 500 Teilnehmer am letzten Kas- senärztetag der Kassenärztlichen Vereinigung Südwürttemberg ihrem scheidenden Ersten Vorsitzenden Dr. med. Wolfgang Brech im Konzert- und Festsaal des Graf-Zeppelin-Hauses in Friedrichs- hafen. Nostalgie und Aufbruchstimmung war zu spüren, das gleichnamige Motto hatte sich der Vorsitzende, der für ein Amt in der neuen Landes-KV nicht mehr zur Verfügung gestanden hat, für seinen letzten Bericht zur Lage vorgenommen. Begleitet wurde Professor Brech beim Abschiednehmen von einigen seiner Weggefährten aus der Vergangenheit. So zum Bei- spiel der frühere KV-Vorsitzende Dr. med. Werner Ohl, von dem Professor Brech 1992 „eine intakte und in sich gefestigte KV über- nommen hatte“. Ohl – so Professor Brech – sei gewissermaßen sein politischer Ziehvater, von dem er das Handwerkszeug der Selbstverwaltung erlernt habe. Ohl selbst meinte, Professor Brech sei 1992 der richtige Mann zur richtigen Zeit gewesen. Dann kam Dr. med. Kühn zu Wort, der von 1992 bis 1996 an der Seite von Professor Brech der 2. Vorsitzende war und maßgeblich an der Entwicklung des Neubaus mitgewirkt hatte. Kühn: „Es kam damals Seehofer und damit der Einbruch der Bürokratie in die ärztliche Selbstverwaltung“. Tröstlich seine Worte zum Abschied an Professor Brech: „Es gibt ein Leben nach der KV“. Dr. med. Winfried Schorre, Vorsitzender der KBV bis 1998, konn- te leider nicht anwesend sein, ließ aber Grußworte verlesen und bezeichnete darin Professor Brech als einen „liebenswerten, unverführbaren und geradlinigen Menschen mit tiefgründigem Humor“. Dr. med. Richter-Reichhelm, der 1998 die KBV-Führung übernahm, sah in Professor Brech „die Bank im Vorstand“, auch wenn man nicht alle Probleme habe lösen können. Jetzt – so Rich- ter-Reichhelm – schaue die Republik auf Baden-Württemberg mit ihrem KV-Vorsitzenden Hoffmann-Goldmayer, hervorgegangen aus der Kassenärztlichen Vereinigung Südwürttemberg. Auch Dr. med. Jürgen Bausch aus Hessen kam zu Wort, mit dem Professor Brech gemeinsam die Arzneimittelpolitik der KBV in den neunziger Jahren prägte. Die Konturen von 2005 – so Professor Brech abschließend – be- ginnen sich abzuzeichnen: Die neue Vertreterversammlung mit ihrer Vorsitzenden, Frau Dr. Klever, und deren Stellvertreter, Dr. Braun, sind gewählt, der Vorstand steht gefestigt da und der Erste Vorsitzende ist uns physisch, politisch und mental nahe. Gehen wir also erhobenen Hauptes in das Jahr 2005, gehen wir mit Zuversicht und Energie in den Aufbruch der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg. J. Dreher �
Tradition im Wandel Südwürttembergische Vertreterversammlung tagt am Vorabend des Kassenärztetages in Friedrichshafen „Es hilft alles nichts!“ – das waren die Worte von Manfred Zach, Ministerialdirigent im Sozialministerium Baden-Württemberg, vor genau einem Jahr anlässlich der Vertreterversammlung (VV) am Vorabend des Kassenärztetages. Damit kommentierte er damals die Tatsache der per Gesetz verordneten Fusion der vier KVen im Land. „Wer hätte gedacht, dass diese kleine KV Südwürttemberg das schafft?“ – so eröffnete der VV-Vorsitzende, Dr. med. Frank-Udo Gundel, die diesjährige Veranstaltung und drückte damit seine Freude über die Ergebnisse der Wahlen zu Vertreterversammlung und Vorstand der KV Baden-Württemberg aus. In diesem Sinne übernahm Prof. Dr. med. Wolfgang Brech, Erster Vorsitzender der KV SW, das Wort und sagte, dieses Wahl- ergebnis mache es ihm leicht, den Stab abzugeben. Er könne jetzt sicher sein, dass der Geist von Südwürttemberg auch in die neue KV Baden-Württemberg getragen und weiterleben würde. „So wie dieser Wohlfahrtsstaat im Stadium des Wandels ist, so muss es das Gesundheitssystem sein und darin unsere Selbstverwaltung, also wir – die Vertragsärzte und ihre Kassenärztliche Vereinigung.“ Verharren im Gewesenen sei der größte Fehler, den man jetzt ma- chen könnte, mahnte Brech. Es werde von den Versicherten immer mehr Eigenverantwortung gefordert, aber auch der einzelne Arzt müsse Mut zu mehr Eigeninitiative haben in einem Umfeld neuer Vertragsgestaltungen und neuer Kooperationszwänge. Ebenso müsse sich die Kassenärztliche Vereinigung wandeln, wenn sie weiter bestehen und zum Vorteil ihrer Mitglieder agieren wolle. „Die KVen müssen aus dem Stadium der Reaktion in dasjenige der Gestaltung eintreten“, fordert Brech. Das bedeute jetzt auch, dass Verträge und die Weiterentwicklung der Versorgungsstruk- turen im Sinne des GMG nicht nach dem Tempo der Zögerer und Unentschlossenen gestaltet werden dürften. Die KV Südwürttem- berg habe die Zeichen der Zeit erkannt und begreife sich immer mehr als Dienstleister für ihre Mitglieder. So sei zwischenzeitlich ein Positionspapier zu den neuen Versorgungsformen entwickelt worden, in denen die KV eine aktive Rolle spielen will. Die KV Südwürttemberg habe trotz des Vorstadiums der Fusion und ge- rade deswegen für sich einen Qualitätsmanagementprozess einge- leitet und in diesem Rahmen ein Leitbild der KV entwickelt. Darin versteht sie sich als das „Kompetenz- und Servicezentrum für die Ärzte und Psychotherapeuten in Südwürttemberg“ und möchte sich so auch als spätere Bezirksdirektion Reutlingen in der KV Baden-Württemberg positionieren. Eine im Zusammenhang mit dem internen Qualitätsmanagement durchgeführte Mitgliederbe- fragung habe der KV SW ein hohes Maß an Arztnähe, Individu- alität und Kompetenz bestätigt. Auch die bemerkenswert hohe Rücklaufquote von 48,1 Prozent zeige die starke Anteilnahme der Mitglieder an ihrer KV. Zwei Drittel der Befragten würden der KV SW freiwillig beitreten, wenn ihnen die Wahl hierzu gegeben würde. Die Analyse der Ergebnisse und vor allem die Ableitung von Konsequenzen für eine noch bessere und effizientere KV- Arbeit sei jetzt in vollem Gange und werde sicher eine Menge an schöpferischer Energie freisetzen. Grundpositionen und Kernsätze aus dem „Positionspapier neue Versorgungsformen“ der KV Südwürttemberg: 1. Ziel der KV Südwürttemberg ist die Stärkung der ambulanten Medizin und Psychotherapie. Deshalb stellt die KV Südwürttem- berg allen ihren Mitgliedern und den in ihrem Auftrag Tätigen 446 ÄBW 11/2004
aktuelle Informationen und Beratungsangebote insbesondere zu den Anforderungen, Chancen und Rahmenbedingungen der neu- en Versorgungsformen zur Verfügung. Die KV Südwürttemberg versteht sich darüber hinaus als Informations- und Kontaktstelle für alle Leistungserbringer, Kostenträger und Interessenten, die in Südwürttemberg ausgewogene neue Versorgungsformen etab- lieren möchten. 2. Die KV Südwürttemberg setzt sich weiterhin für den Erhalt ei- ner flächendeckenden ambulanten Versorgungsqualität ein. Alle Versorgungsangebote und -ideen, die Kernbereiche des Sicherstel- lungsauftrages der KV untergraben, gefährden den Erhalt der flä- chendeckenden Versorgungsqualität und finden keine politische oder logistische Unterstützung durch Vorstand und Verwaltung der KV Südwürttemberg. Bevor einzelvertragliche Regelungen angestrebt oder abgeschlossen werden, sollen immer kollektive Lösungen unter Einbindung der KV geprüft werden. 3. Die KV Südwürttemberg unterstützt nur Vorhaben, die dazu beitragen, die richtigen Leistungen auf der angemessenen Versor- gungsebene in wirtschaftlich vertretbarer Form zu erbringen. Ver- träge dürfen nicht einseitig zu Lasten oder auf Kosten bestimmter Arztgruppen abgeschlossen werden. Neue medizinische Leistun- gen dürfen nicht durch bloße Umverteilung aus der bisherigen Gesamtvergütung finanziert werden. Hier sind Regelungen außer- halb der Kopfpauschalenvergütungen anzustreben. 4. Die KV Südwürttemberg trägt dafür Sorge, dass die Qualitäts- und Teilnahmeindikatoren im Rahmen neuer Versorgungsformen diskriminierungsfrei und transparent sind. Sie stellt sicher, dass mit der Umsetzung neuer Versorgungsformen keine Qualitätsein- bußen oder Innovationslücken eintreten. 5. Da, wo die KV Südwürttemberg einen aktiven Part in Fragen der neuen Versorgungsformen einnimmt, muss das Gesamtinteresse aller Mitglieder erkennbar die berechtigten Interessen einzelner überlagern. Kurzfristige Vorteile einzelner dürfen nicht den Blick auf die langfristigen Wirkungen für alle verstellen. 6. Wo die Gesamtinteressen der Mitglieder fair gewahrt bleiben, übernimmt die KV Südwürttemberg eine aktive Rolle im pro- fessionellen Management neuer Versorgungsformen. Sie bietet sich auch als externer Dienstleistungspartner z. B. in Fragen der Qualitätssicherung oder Abrechnung an. Constanze Kissing, KV SW � Vorstand beruft Cornel-Andreas Güss zum Geschäftsführer Im Februar 2004 ist der Hauptgeschäftsführer der KV SW, Robert Schmitt, schwer erkrankt. Seine Vertretung wurde kommissarisch Herrn Cornel-Andreas Güss, Leiter Kassenabrechnung/Statistik und EDV-Technik, und Herrn Ernst-Otto Weber, Assistent der Geschäftsführung, übertragen. Der Vorstand wollte die seit März vakante Stelle des Geschäfts- führers wieder besetzen und hat nach einer internen Stellen- ausschreibung Herrn Güss diese Funktion übertragen. Cornel-Andreas Güss ist Jahr- gang 1969, verheiratet und hat zwei Töchter. Der Diplomöko- nom studierte an der Universität Augsburg und kam im September 1997 unmittelbar nach Studien- abschluss zur KV Südwürttem- berg. Seit März 2001 war er hier als Leiter Kassenabrechnung/ Statistik und EDV-Technik tätig. Herr Güss ist Absolvent der KBV-Akademie. � ÄBW 11/2004 447
Qualitätsförderpreis 2004 vergeben Landesärztekammer erhält für das Projekt Qualitätssicherung in der Schlaganfallbehandlung einen der drei Sonderpreise Im Stuttgarter Haus der Wirtschaft sind dieser Tage die Preisträger des diesjährigen Wettbewerbs „Quali- tätsförderpreis Gesundheit Baden- Württemberg 2004“ ausgezeichnet worden. Der vom Sozialministerium und den im Gesundheitsforum Baden- Württemberg zusammengeschlosse- nen Repräsentanten der Gesundheits- wirtschaft des Landes ausgelobte Preis wurde in diesem Jahr zum dritten Mal vergeben. Sieger des diesjährigen Wettbewerbes, an dem 49 Einrich- tungen teilgenommen hatten, ist die Klinik für Geriatrische Rehabilitation am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart mit dem Projekt „Verbesse- rung der Versorgungsqualität durch Inkontinenzmanagement – Aufbau einer stationären und ambulanten Kontinenzberatung“. Jeweils einen Preis in Form einer An- erkennung erhielten das Projekt der Nachsorgeleitstelle im Onkologischen Schwerpunkt Stuttgart unter der Lei- Preisvergabe im Haus der Wirtschaft in Stuttgart. Von links: Sozialministerin Tanja Gönner, Prof. Hennerici, tung von Frau Professor Dr. Else M. Felsenstein, Leiter der Abt. Fortbildung und Qualitätssicherung der LÄK, PD Daffertshofer. Heidemann, Chefärztin Innere Medi- zin am Diakonissenkrankenhaus in vorgelegen hatten, entschloss sich lungen in den Jahren 1998 und 2000/01 Stuttgart mit dem Thema „Qualitäts- die Landesärztekammer 1997, eine wurden in Baden-Württemberg Daten sicherung in der Mammakarzinom- eigene Maßnahme zu veranlassen. zur Struktur-, Prozess- und Ergebnis- AUS KAMMERN UND KV’EN Nachsorge“, das „Qualitätsprojekt In das gleiche Jahr fiel die Entschei- qualität bei der Akutversorgung von invasive/interventionelle Kardiologie“ dung des Sozialministeriums, eine Schlaganfallpatienten erhoben und am Ostalb-Klinikum Aalen unter der Expertengruppe zu beauftragen, eine nach jeweils sechs Monaten durch Leitung von Privat-Dozent Dr. med. Versorgungskonzeption für Baden- eine telefonische Befragung ergänzt. Ulrich Solzbach, Internist und Kar- Württemberg zu erarbeiten. Bei vergleichbar großen Patienten- diologe, Chefarzt der Medizinischen Für die Qualitätssicherungsmaß- kollektiven in beiden Serien (2778 Klinik II und das Projekt „Quer- und nahme der LÄK konnte Professor beziehungsweise 2890 Patienten) und Längsschnittuntersuchung zur Quali- Hennerici, Neurologische Univer- übereinstimmender Verteilung der tätssicherung in der Schlaganfallbe- sitätsklinik Mannheim, gewonnen Eingangsvariablen (Geschlecht, Al- handlung in Baden-Württemberg“ der werden. Unter seiner Leitung wurde ter, prämorbider funktioneller Status) Neurologischen Klinik des Klinikums eine Expertengruppe eingesetzt, war in der zweiten Untersuchung eine Mannheim in Zusammenarbeit mit der die sowohl verschiedene Regionen geringere Letalität und ein besseres Abteilung Fortbildung und Qualitäts- Baden-Württembergs als auch unter- funktionelles Langzeitergebnis (nach sicherung der Landesärztekammer schiedliche Versorgungsstrukturen sechs Monaten) bei Patienten mit zere- Baden-Württemberg. repräsentiert. braler Ischämie festzustellen. Dies war Das Ziel des Preises, den Quali- Die Mitglieder der Arbeitsgruppe mit einer geringeren Zahl von Kompli- tätswettbewerb anzustoßen und zu sind: kationen in der akutstationären Phase fördern, falle weiterhin auf frucht- – Dr. N. Andrejew, Welzheim, Geri- zu erklären (38,7 Prozent versus 26,5 baren Boden, sagte Sozialministerin atrie Prozent; p < 0,001). Jenseits der häufi- Tanja Gönner, die die Preisverleihung – Prof. Dr. Dr. K.-F. Druschky, Karls- geren Aufnahme auf eine zertifizierte selbst vorgenommen hatte. Mit dem ruhe, Neurologische Klinik Schlaganfallstation in der zweiten Qualitätsförderpreis wolle man auch – Dr. B. Eppinger, Weinsberg, Neuro- Untersuchungsphase (erste Erhebung künftig neue Impulse im medizini- logische Abteilung 22,9 Prozent; zweite Erhebung 47,7 schen Qualitätsmanagement setzen. – Prof. Dr. W. Habscheid, Ostfildern, Prozent; p < 0,001) waren den Stroke Medizinische Klinik Units auch prädiktiv für ein besseres Das Projekt der Landesärzte- – Dr. Th. Schmitt, Künzelsau, Innere klinisches Ergebnis. Schon eine ver- kammer Medizin mehrte Aufmerksamkeit und bessere Nachdem über Jahre keine ausrei- – Prof. Dr. V. Schuchardt, Lahr, Neu- allgemeinmedizinische Versorgung chend aussagefähigen Daten über rologische Klinik. von akuten Schlaganfallpatienten die aktuelle Versorgungssituation In einer repräsentativen Auswahl neu- verbessert deren Prognose. von Schlaganfallpatienten im Lande rologischer und internistischer Abtei- J. Dreher � 448 ÄBW 11/2004
Zwischenbilanz: „eCommunication für Vertragsärzte“ sicherungsträger in das DALE-UV- Mit dem D2-D-Projekt „eCommunication für Vertragsärzte“ sind Verfahren zu integrieren. die Ärzte der KV NW bestens auf die Einführung der elektroni- Auch ein aktuelles Thema wie DMP schen Gesundheitskarte vorbereitet. Mittlerweile wurden bereits warf in der Entwicklung einer Kom- über 1000 elektronische Arztbriefe ausgetauscht. Das in Heilbronn munikationsplattform für Arztpraxen und Crailsheim gestartete Projekt soll noch in diesem Jahr auf nicht außer Acht gelassen werden. Die ganz Nordwürttemberg ausgedehnt und um weitere Funktionen Verhandlungen mit der AOK laufen be- ergänzt werden. Die elektronische Kommunikation erstreckt sich reits und die papierlose Übermittlung schon heute auf die Bereiche Arztbrief, Überweisung, Krankenhaus- der Dokumentation kann in Kürze er- einweisung und Abrechnung. Das Projekt wird in enger Abstim- folgen. Das von der Politik vehement mung mit der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV NO) geforderte eRezept gehört ebenfalls vorangetrieben, die den Bereich D2D entwickelt. um Leistungsumfang von D2D. Eine beeindruckende Demonstration die- Bereits im März 2003 hatte in der Damit wurde ein Meilenstein des Mo- ser Möglichkeit erhielt Gesundheits- KV NW ein Workshop stattgefunden, dells der KV NW zur Förderung der ministerin Ulla Schmidt im Rahmen der den Aufbau einer elektronischen „eCommunication für Vertragsärzte“ einer Roadshow im nordrheinischen Kommunikationsplattform für das erreicht: Erstmals war es mit D2D/ Düren schon im September 2002. Gesundheitswesen in den Mittelpunkt Padok gelungen, systemübergreifend Das Projekt eCommunication für stellte. Über 90 Experten aus Industrie Arztbriefe unter den verschiede- Vertragsärzte der KV Nord-Württem- und Wirtschaft, Vertreter der Spitzen- nen Praxisverwaltungsprogrammen berg erfolgte von Anfang an in enger verbände der Krankenkassen und aus auszutauschen. Auch Ärzte, welche Abstimmung mit allen zuständigen den Selbstverwaltungen tauschten Programme von Medistar, Albis oder Datenschutzbeauftragten sowie mit Informationen aus und diskutierten Doc Expert in ihrer Praxis einsetzen, dem Sozialministerium des Landes kontrovers über Chancen und Risi- können mit Hilfe einer programm- Baden-Württemberg. Ein positives ken der elektronischen Übermittlung übergreifenden Zusatzsoftware der Datenschutzgutachten lag bereits vor sensibler Gesundheitsdaten. Fazit der Firma GMC-Systems mit Firmensitz Projektstart vor. Veranstaltung: Nur D2D/Padok erfüllt in Ilmenau am Projekt teilnehmen. Im Folgenden sind die wichtigsten die Anforderungen, die aufgrund des Das Projekt „eCommunication“ Fragen und Antworten zum Projekt Datenschutzes an eine solche Kom- entwickelt mittlerweile eine Sogwir- zusammengefasst: munikationsplattform zu stellen kung: Doc Expert und MCS haben AUS KAMMERN UND KV’EN sind. Der Startschuss für das Projekt den Verband Deutscher Arztpraxis- Das Projekt läuft unter Padok/ „eCommunication für Vertragsärzte Softwarehersteller e. V. (VDAP) ver- D2D. Welche Technologie verbirgt in der KV NW“ war gegeben. lassen und sind in das „D2D-Lager“ sich dahinter? Nur fünf Monate später fand sich eine gewechselt. Dies geschah mit der Die Padok-Technologie wurde vom Gruppe von Ärzten in der Ärzteschaft Zusage, D2D/Padok kurzfristig um- Fraunhofer Institut für Biomedizi- Crailsheim zusammen, um Arztbriefe zusetzen. nische Technik in St. Ingbert/Saar elektronisch auszutauschen. Zeitnah Die Projektteilnehmer unterstützen entwickelt. D2D ist eine Client/Server- erfolgten die ersten D2D-Installati- die Bemühungen der KV NW im Be- Technologie, basierend auf XML/CDA. onen durch Duria, einem Anbieter reich Telematik. „Dies ist eine tolle Der physikalische Datentransfer er- von Software für die Arztpraxis. Sache“, die auf jeden Fall ausgebaut folgt über eine ISDN-Wahlverbindung. Dieser Partner hatte im Bereich der werden muss“, lautet das Fazit unserer Diese durch Kennwort geschützte KV Nordrhein – neben der KW NW Ärzte. Weitere Systemhäuser müssen Verbindung ist kein Internet-Zugang, eine weitere Modellregion für den eingebunden werden, denn, so die For- sondern bietet ausschließlich Zugriff Bereich „eCommunication“ – bereits derung der Niedergelassenen: „Schön auf die unten genannten Daten. einige Ärzte mit der D2D-Lösung wäre es, wenn wir in naher Zukunft ausgestattet. mit allen Kollegen auf sicherem Wege Welche Informationen können im elektronisch kommunizieren könn- Rahmen des Projekts ausgetauscht Anfang des Jahres 2004 folgten die ten!“ werden? ersten Installationen im Raum Heil- Die Kliniken des Stadt- und Land- In einer ersten Projektphase können bronn: Das Systemhaus Neutz schul- kreises Heilbronn nehmen ebenfalls folgende Anwendungen eingesetzt te seine Anwender in der Anwendung am Projekt teil. So wird auch die werden: von D2D; im Rahmen dieser Veranstal- Schnittstelle zwischen der ambulan- • eArztbrief tung statteten Mitarbeiter der KV NW ten und der stationären Versorgung • eÜberweisung die Projektteilnehmer mit Disketten reibungslos miteinander verzahnt. aus, die den Zugang zur elektroni- Ermutigende Signale kamen im Weitere zukünftige Telematik-Anwen- schen Kommunikationsplattform Mai 2004 vom Hauptverband der dungen auf der Basis von D2D sind: ermöglichen. Wenige Tage später Berufsgenossenschaften, als dieser • eKrankenhauseinweisung konnten die ersten Arztbriefe auch in beschloss, im Rahmen des berufsge- • eAbrechnung (Quartalsabrechnung Heilbronn verschickt werden, gleich nossenschaftlichen Berichtswesens mit der KV) darauf gingen die ersten Anwender D2D/Padok zur Übermittlung der • ePatientenakte von Abasoft ans Netz. Geschäftsvorfälle an die Unfallver- • eDMP-Dokumentation 450 ÄBW 11/2004
• eRezept • eNotfallakte (Erläuterung: e = elektronisch) Fachkunde im Strahlenschutz Gibt es bereits ein Datenschutz- gutachten? Schon in der Planungsphase hat die KV NW Kontakt zum Sozialministe- rium (als Aufsichtsbehörde für die niedergelassenen Ärzte), zum Landes- Von der Landesärztekammer Baden-Württemberg wird ein kombinierter Kurs beauftragten für den Datenschutz und zur Aktualisierung der Fachkunde im Strahlenschutz gem. § 18 a Abs. zum Innenministerium aufgenommen. 2 RöV und § 30 der StrlSchV angeboten. Vor diesen Einrichtungen wurde die Zielgruppe: Ärzte und Ärztinnen sowie med.-techn. Personal, deren beruf- Padok/D2D-Lösung präsentiert. Ein liches Betätigungsfeld im Umgang mit Röntgen- und anderen ionisierenden positives Gutachten der Datenschüt- Strahlen liegt. zer des Landes Baden-Württemberg Seminarziel: Erhalt der Fachkunde liegt vor. Termin: Mittwoch, 12. Januar 2005, Beginn 11.00 Uhr s.t., Ende 21.00 Uhr. Eine schriftliche Anmeldung ist erforderlich, siehe unten. Welche technische Ausstattung Der Kurs ist von der Zentralen Stelle für die Vollzugsunterstützung beim Ge- muss für die Teilnahme am Pro- werbeaufsichtsamt Stuttgart als zuständiger Stelle anerkannt. jekt angeschafft werden bzw. vor- handen sein? Für die Teilnahme am Projekt ist Uhrzeit Thema folgende technische Ausstattung er- 11.00–11.15 Begrüßung, Einleitung forderlich: • ISDN-Zugang 11.15–12.00 Arbeitsweise der Ärztlichen Stelle (Normen) • Router 12.00–12.45 Arbeitsweise der Ärztlichen Stelle (Einstelltechniken) • Barcodeleser (bei Einsatz der Wen- dungen eEinweisung und eÜber- 12.45–13.15 Konstanzprüfungen weisung) 13.15–13.30 Pause • Laserdrucker Die Installation dieser Komponenten 13.30–14.15 Anwendung ionisierender Strahlung, Röntgenverordnung erfolgt in der Regel durch den Anbie- 14.15–15.00 Physikalische Grundlagen (Dosisbegriffe, Dosisgrenzwerte, ter des Praxisverwaltungsprogramms Dosis-CT) bzw. deren Vertriebspartner vor Ort. 15.00–15.30 Große Pause Woher erhalten die am Projekt teilnehmenden Praxen die D2D- 15.30–16.15 Leitlinien der Bundesärztekammer Software? 16.15–16.45 Neue digitale Techniken AUS KAMMERN UND KV’EN Den D2D-Client erhalten die am Pro- jekt teilnehmenden Praxen kostenlos 16.45–17.30 Aktuelle Rechtsvorschriften von der KV NW. Die Integration in 17.30–17.45 Pause das Praxisverwaltungsprogramm er- folgt durch die Anbieter. Die Kosten 17.45–18.15 Repetitorium hierfür sind beim Anbieter direkt zu 18.15–19.00 Abschlusstestat für RöV erfragen. 19.00–20.30 Neues aus der StrlSchV Welche Systemhäuser haben sich für das Projekt eingeschrieben? 20.30–21.00 Abschlusstestat für StrlSchV An der Pilotphase nehmen zurzeit folgende Firmen teil: Kursleitung: PD Dr. Hans Hawighorst • Abasoft, Stuttgart-Korntal • Arzt&Praxis, Stuttgart Kursort: Landesärztekammer Baden-Württemberg, großer Seminarraum • Doc Expert Computer GmbH, Bamberg Anmeldung: Frau Fehrs, Ärztliche Stelle, Tel. (07 11) 7 69 89 67, Fax (07 11) • Duria eG, Düren 7 69 89 75, E-Mail: gabriele.fehrs@laek-bw.de • Mediamed, Hemsbach • Neutz, Weinsberg Teilnahmegebühr: 60,– Euro für den Einzelkurs bzw. 90,– Euro für den kom- • Pro Medisoft, Mannheim binierten Kurs; Brezel und Kaffee in der großen Pause sind inklusive; Gebüh- • GMC Systemhaus, Ilmenau reneinzug erfolgt in bar. Anwender, deren Systemhaus die BDT- Schnittstelle zur Verfügung stellt, kön- Anmeldung: Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Anmeldungen sind erforderlich nen über den Einsatz einer Zusatzsoft- und werden in der Reihenfolge des Zahlungseingangs berücksichtigt. ware am Projekt teilnehmen. Ansprechpartner der KV NW: Kursrücktritt: Bei einer Stornierung bis 3 Wochen vor Kursbeginn in schrift- Dr. Nikolaus Boesen, Geschäfts- licher Form wird eine Bearbeitungsgebühr von 30,– Euro berechnet. Bei führer Abmeldungen danach und bei Nichterscheinen wird die volle Seminargebühr Tel. (07 11) 78 75-2 21 erhoben. Der Veranstalter hat das Recht, bei nicht ausreichender Beteiligung die Doris Appel, EDV-Beraterin Veranstaltung abzusagen. Er ist dann verpflichtet, bereits bezahlte Gebühren Tel. (07 11) 78 75-3 13 � zu erstatten. Weitergehende Ansprüche hat der Teilnehmer nicht. � 452 ÄBW 11/2004
KV Nordbaden warnt vor Panikmache In der Verordnung des Arzneimittels haben die Mediziner Nutzen und Risi- ko für den jeweiligen Einzelfall stets sorgfältig abzuwägen. Die niederge- lassenen Ärzte sind regelmäßig durch Therapiehinweise über Arzneimittel- nebenwirkungen informiert worden. Insbesondere die Orthopäden wurden über mögliche – auch kardiovaskuläre – Nebenwirkungen in einem separaten Rundschreiben der Kassenärztlichen Vereinigung bereits im Jahr 2003 aufgeklärt. Diese Informationen ha- ben die Niedergelassenen bei ihren Verordnungsentscheidungen auch entsprechend berücksichtigt. Sie haben sich regelmäßig in Quali- tätszirkeln mit der Vioxx-Arzneiver- ordnung auseinandergesetzt. Bei ei- ner stichprobenartigen Erhebung der KV Nordbaden hat sich ergeben, dass die Mediziner aufgrund der Rücknah- me von Vioxx wegen möglicher Neben- wirkungen im Herz-Kreislaufbereich ihre Vioxx-Patienten angeschrieben und um Rücksprache gebeten haben. Die Patienten sind dann auf andere Medikamente umgestellt worden. Überdies zeigen die Zahlen, dass bezüglich der Nebenwirkungen des Arzneimittels nicht von einem Skan- dal gesprochen werden kann: Im Jahr 2003 sind in Baden-Württem- berg nach Hochrechnungen 100 000 Packungen Vioxx verordnet worden. Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, dem auftreten- de Nebenwirkungen aufgrund der Ver- ordnung von Medikamenten gemeldet werden, wurden aber seit 1999 bun- desweit nur 164 Nebenwirkungen be- treffend Herz-Kreislauferkrankungen berichtet. In keinem dieser Fälle kann aber hundertprozentig die Nebenwir- kung auf Vioxx alleine zurückgeführt werden. Der Grund: häufig handelt es sich bei den Patienten um Personen mit mehrfachen Gesundheitsproble- men und Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht etc. � ÄBW 11/2004 453
Häusliche Gewalt: Ärztinnen und Ärzte oft die erste Anlaufstelle Ärztinnen und Ärzte sind oft die Dies – so Matschke, sei oft der einzi- aus der Sicht einer Hausärztin: Sie erste Anlaufstelle, bei denen Opfer ge Sachverhalt, der Eindruck auf die betonte, dass es nicht nur Frauen häuslicher Gewalt Hilfe suchen. Im Täter mache und so vielleicht neuen sind, die von häuslicher Gewalt be- Erkennen der Misshandlungen und Straftaten vorbeuge. troffen sind. Auch Kinder und alte der Unterstützung der Opfer fällt der Dass Ärztinnen und Ärzte meist frü- Menschen gehören zu den Opfern. In Ärzteschaft eine Schlüsselrolle zu. Zu her als Beratungsstellen oder Polizei ihrer 31-jährigen Praxis habe sie auch diesem Ergebnis kamen Referenten mit den Opfern in Kontakt kommen, Männer erlebt, die von ihrer Partne- und Teilnehmer der Fortbildungsver- davon ist auch die Freiburger Staats- rin misshandelt wurden. Gerade das anstaltung zum Thema „Häusliche anwältin Heidi Winterer überzeugt. „starke Geschlecht“ könne besonders Gewalt“, zu der die Landesärztekam- „Sie können nachfragen, ob es wirk- wenig über die Gewalterfahrungen mer Baden-Württemberg zusammen lich der Treppensturz war, der zu den sprechen, weil das überhaupt nicht mit dem Sozialministerium und dem Verletzungen geführt hat – oder nicht mit der Rolle des Familienoberhaup- Innenministerium nach Stuttgart ge- etwas anderes. Und sie können die tes und -beschützers vereinbar sei. Die laden hatte. Opfer ermutigen, zur Polizei zu gehen, Fortbildung war als Auftaktveranstal- „Unsere Aufgabe ist es, Verletzungs- initiativ zu werden“. Die gesetzlichen tung konzipiert. Um möglichst viele muster zu erkennen, zu dokumentie- Rechte von Opfern häuslicher Gewalt Ärztinnen und Ärzte zu erreichen, ren, Gespräche anzubieten und wei- seien – so Winterer weiter – mit dem soll sie nun in den Ärzteschaften vor tere Hilfsangebote zu vermitteln“, so Gewaltschutzgesetz und der Veranke- Ort wiederholt werden. Kammerpräsidentin Dr. Ulrike Wahl rung des Grundsatzes „Der Schläger zum Auftakt der Veranstaltung, bei der geht, das Opfer bleibt“ seit dem 1. Ja- Der Leitfaden „Häusliche Gewalt“ für auch der neue Leitfaden „Häusliche nuar 2002 deutlich gestärkt worden. Ärztinnen und Ärzte ist online zu fin- Gewalt“ der Landesärztekammer Ba- Dr. Gisela Dahl, Vorsitzende der den unter http://www.aerztekammer- den-Württemberg vorgestellt wurde. Stuttgarter Ärzteschaft, berichtete bw.de/gewalt. � „Das Schweigen der Opfer bedeutet in den wenigsten Fällen, dass ein Gespräch nicht gewünscht wird“, weiß Kriminaloberrat Uwe Stürmer, einer der Referenten bei der Fortbil- Medizinische Fakultät Heidelberg ernennt Professor dungsveranstaltung. Stürmer – im baden-württembergischen Innenmi- Dr. Dr. h. c. Hans-Günther Sonntag zum Ehrendekan AUS KAMMERN UND KV’EN nisterium für Kriminalprävention Die Medizinische Fakultät Heidel- hat die Ruprecht-Karls-Universität und Gewaltkriminalität zuständig berg hat in einer Feierstunde ihren Heidelberg Professor Sonntag mit – betonte, dass das Ansprechen von langjährigen Dekan, Professor Dr. der großen Universitätsmedaille Gewaltproblemen durch Ärztinnen Dr. h. c. Hans-Günther Sonntag, ausgezeichnet. Der Ärztliche Di- und Ärzte zum Teil entscheidender verabschiedet und ihn mit einer bis- rektor, Professor Dr. Eike Martin, Anstoß zur Veränderung der Situation lang noch nie erfolgten Würdigung dankte Professor Sonntag für war. Er rät Ärzten, die Verletzungen zu ihrem Ehrendekan ernannt. die freundschaftlich verbundene „gerichtsfest“ in Wort und Bild zu Der Minister für Wissenschaft, For- Zusammenarbeit im Klinikums- dokumentieren. Die Tatsache, dass schung und Kunst, Baden-Württem- vorstand in den vergangenen zehn Beweise außerhalb des Täterzugriffes berg, Professor Dr. Peter Franken- Jahren, die Grundlage zahlreicher vorhanden seien, verbessere entschei- berg, dankte Professor Sonntag für wichtiger Zukunftsprojekte war. dend die Position des Opfers. seine herausragenden Häusliche Gewalt ist kein augenblick- Verdienste um die uni- liches Geschehen, die Opfer sind oft versitäre Medizin in über Jahre hinweg Misshandlungen den vergangenen zwei ausgesetzt. Dies betonte Dr. Ursula Jahrzehnten, die den Matschke, als Gleichstellungsbe- Standort Heidelberg an auftragte der Stadt Stuttgart unter die Spitze der Biome- anderem für die Zusammenarbeit von dizin in Deutschland Beratungsstellen, Polizei und Staats- geführt hat. anwaltschaft zuständig. Gerade Ärz- Allenfalls die Uni- tinnen und Ärzte haben in ihren Augen versitäten München, die Chance, die betroffenen Frauen vielleicht noch Berlin, möglichst früh zu erreichen und als könnten Heidelberg Multiplikatoren unter anderem über diesen Ruf streitig die Auswirkungen auf die Kinder zu machen, erklärte der informieren: Viele Kinder schämten Rektor der Universität sich für die Situation, reagierten mit Heidelberg, Professor Der neue Dekan der Medizinischen Fakultät, Professor Dr. Claus R. Bar- sozialem Rückzug. Außerdem be- Dr. Peter Hommelhoff. tram (links) und der „Ehrendekan“, Professor Dr. Dr. h. c. Hans-Günther einträchtige die ständige Angst ihr Für seine Verdienste Sonntag (Foto: Medienzentrum des Universitätsklinikums Heidelberg) Hirnwachstum und ihre Entwicklung. 454 ÄBW 11/2004
Arbeitsbedingungen tariflich regeln 42. Hauptversammlung des Marburger Bundes, Landesverband Baden-Württemberg Der Marburger Bund, Landesverband zialisieren und somit nicht das gesam- Zeiterfassung ist allerdings, dass die Baden-Württemberg, fordert das Land te Spektrum einer Weiterbildung an- ärztliche Arbeit komplett aufgezeich- Baden-Württemberg als Arbeitgeber bieten können. Dies wird jungen Ärz- net wird. Der Marburger Bund wird es der an den Universitätskliniken be- tinnen und Ärzten das Erlangen der nicht hinnehmen, dass schäftigten Ärztinnen und Ärzte auf, Facharztreife erschweren. Sie werden • Vorgaben gemacht werden, welche Arbeitsbedingungen nicht einseitig gezwungen sein, bis zur Facharztreife Arbeiten nicht in die Zeiterfassung festzulegen, sondern an deren tarif- in mehreren Krankenhäusern tätig zu einfließen sollen, licher Regelung mitzuwirken. Der sein mit allen nachteiligen Folgen im • durch Programmierung des Erfas- Marburger Bund erwartet vom Land persönlichen und sozialen Umfeld. sungsgeräts bestimmte Zeiträume Baden-Württemberg, als Mitglied der von der Erfassung ausgenommen Tarifgemeinschaft deutscher Länder, Elektronische Zeiterfassung werden, die Rückkehr zum bisher geltenden macht Leistungsgeschehen • die erfassten und gegebenenfalls Flächentarifvertrag zu betreiben. transparent summierten Zeitspannen automa- Der Warnstreik an den baden- Der Marburger Bund bekräftigt seine tisch gekappt werden, um gesetz- württembergischen Universitätsklini- wiederholt aufgestellte Forderung, die lich definierte Höchstgrenzen nicht ken am 11. Oktober hat gezeigt, dass Arbeitszeit der Ärztinnen und Ärzte in zu überschreiten. die betroffenen Ärztinnen und Ärzte den Krankenhäusern elektronisch zu nicht bereit sind, die Verschlechterung erfassen. Nur so wird das Leistungsge- Durch die manipulierte Zeiterfassung ihrer Arbeitsbedingungen hinzuneh- schehen transparent, nur so kann der entsteht ein verzerrtes Bild der ärztli- men. Von ihnen kann nicht erwartet tatsächliche Personalbedarf belegt chen Arbeitsleistung, werden Ärztinnen werden, dass sie im Bereich der me- werden. Eine genaue Zeiterfassung und Ärzte um Vergütungsansprüche dizinischen Versorgung, in Forschung ist deshalb auch ein Beitrag zur Op- gebracht, werden Arbeitsschutzvor- und Lehre Höchstleistungen erbrin- timierung der Fallpauschalenabrech- schriften missachtet und betriebliche gen und gleichzeitig Einkommensein- nung. Voraussetzung für eine korrekte Basisdaten verschleiert. � bußen hinnehmen sollen. Die Verbesserung der Arbeitsbedin- gungen an den Universitätskliniken ist auch notwendig, um qualifizierte Das neue Seminarprogramm der Management Akademie Ärztinnen und Ärzte an den Univer- sitäten zu halten bzw. sie für eine Bereits in den ersten Monaten kamen nagementbasierten Entscheidungen – AUS KAMMERN UND KV’EN dortige Tätigkeit zu gewinnen. weit über 1000 Kursteilnehmer – ein er- Fähigkeiten, die in der ärztlichen und folgreicher Start für die Management psychotherapeutischen Ausbildung Auswirkungen der Fallpauschalen Akademie baden-württembergischer nicht vermittelt werden. Diese Lücke beobachten Ärzte e. V. (MAK), die seit Anfang des schließt die MAK über ein umfassen- Der Marburger Bund fordert die Jahres Seminare für Ärzte, Psychothe- des Qualifizierungsangebot zur Opti- Gesundheitspolitiker und die Ver- rapeuten und deren Mitarbeiter anbie- mierung der Wirtschaftlichkeit und antwortlichen der Krankenkassen tet. Jetzt hat die MAK ihr Programm des Managements der eigenen Praxis. auf, die Auswirkungen der Fallpau- noch weiter ausgebaut. Es umfasst für So bietet die MAK zum Beispiel Kurse schalenabrechnung in den Kranken- das Jahr 2005 rund 200 Angebote aus zur effizienten Praxisführung an, gibt häusern aufmerksam zu beobachten den Bereichen Betriebswirtschaft, Tipps und Hinweise zur Organisation und negativen Tendenzen frühzeitig Qualitätsmanagement und Gesund- und leistet Hilfestellung in betrieb- entgegenzutreten. heitsökonomie. Bestandteil des Ange- wirtschaftlichen Fragen rund um das Das Ergebnis der Reformen der Kran- bots sind auch spezielle Seminare für Unternehmen Arztpraxis. kenhausfinanzierung darf sich nicht das Praxisteam, Kurse in Rhetorik, Einen großen Platz innerhalb der MAK auf weitere Bürokratisierung der Konfliktmanagement und Moderation nimmt das Qualitätsmanagement ein. ärztlichen Arbeit und Ökonomisie- sowie viele EDV-Schulungen. Nach der letzten Gesundheitsreform rung der medizinischen Versorgung Die MAK wird von den vier Kassen- sind auch alle niedergelassenen Ärzte beschränken. Ärztinnen und Ärzten ärztlichen Vereinigungen (ab 1. Ja- und Psychotherapeuten verpflichtet, fehlt durch den deutlich gestiege- nuar 2005 von der Kassenärztlichen in der Praxis ein Qualitätsmanage- nen Verwaltungsaufwand Zeit für Vereinigung Baden-Württemberg) ment einzuführen. Die MAK hat ein die direkte Patientenversorgung. Es und der Landesärztekammer Baden- umfassendes Servicepaket entwickelt, müssen deshalb Maßnahmen getrof- Württemberg getragen. Damit kann um Ärzte und Psychotherapeuten bei fen werden, um Ärztinnen und Ärzte sie auf umfangreiches Wissen und dieser Aufgabe zu unterstützen. Es wieder von Verwaltungstätigkeiten zu langjährige Erfahrungen auf dem umfasst neben Basiskursen in Quali- entlasten. Gebiet der ärztlichen Fortbildung tätsmanagement und der Ausbildung Das Finanzierungssystem nach Fall- zurückgreifen. zur/zum Qualitätsbeauftragten auch pauschalen hat starke Auswirkungen Ziel der MAK ist es, den Arzt in seiner Intensivkurse, in denen die Teilneh- auf die Weiterbildungsmöglichkeiten Funktion als Unternehmer zu stärken. mer Schritt für Schritt bei der Ein- künftiger Ärzte. Krankenhäuser wer- Die gesamtökonomischen Rahmenbe- führung von Qualitätsmanagement den gezwungen sein, sich zunehmend dingungen verlangen nach betriebs- begleitet werden. Für alle, die sich auf einzelne Leistungsbereiche zu spe- wirtschaftlich fundierten und ma- freiwillig zertifizieren lassen wollen, 456 ÄBW 11/2004
bietet die MAK darüber hinaus Trai- ningskurse zur Vorbereitung auf das externe Audit bzw. die externe Visi- Nachrichten tation an. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Gesundheitsökonomie. Wie kann angesichts begrenzter finanzieller Ressourcen die Qualität der medizi- nischen Versorgung aufrechterhalten werden? Welche Lösungsansätze gibt 50. Brustzentrum in Deutschland es für die Konflikte zwischen Ökono- Mit dem Kooperativen Brustzentrum mie und Ethik? Die MAK erläutert Karlsruhe (Diakonissenkrankenhaus/ Kriterien zur Verteilung knapper St. Vincentius-Klinik) haben seit Be- medizinischer Leistungen und zeigt ginn der Zertifizierungen nun 50 anhand aktueller Reformansätze auf, Kliniken in Deutschland das Güte- welche Veränderungen aus gesund- siegel der beiden Fachgesellschaften heitsökonomischer Sicht auf Ärzte erhalten. „Wir sind auf dem Weg, und Psychotherapeuten zukommen flächendeckend den Brustkrebspati- werden. entinnen eine optimale Versorgung Viele Kurse der MAK wurden auf das zu sichern“, freut sich Prof. Michael Fortbildungszertifikat der Landesärz- Bamberg, Präsident der Deutschen tekammer Baden-Württemberg aner- Krebsgesellschaft. „Nun sind weitere kannt. Mit dem Besuch der Seminare Kliniken gefordert, die von uns gefor- können somit auch wertvolle Fort- derten hohen Standards zu erfüllen, bildungspunkte gesammelt werden. um in naher Zukunft wirklich jeder Das neue Kursprogramm ist bei den Patientin eine Diagnose und Therapie vier Kassenärztlichen Vereinigungen nach aktuellen wissenschaftlichen erhältlich, oder direkt bei der MAK Standards zukommen zu lassen“, er- zu beziehen, Postfach 80 06 08, 70506 gänzt Bamberg. Stuttgart, Telefon (07 11) 78 75-3 69, Eine Liste aller bisher zertifizierten Fax -2 74, E-Mail: info@mak-bw.de. Kliniken ist auf der Homepage der Monika Mayer � Deutschen Krebsgesellschaft unter www.krebsgesellschaft.de veröffent- licht, ebenso eine Checkliste für Patientinnen. Sie dient der Orientie- rungshilfe und der Beurteilung, ob ein Zentrum die qualitativen Mindeststan- dards erfüllt. Die dort vorzufindenden Fragen stellen einen Auszug aus den fachlichen Anforderungen für Brust- zentren dar. Neue Impulse für lückenlose Betreuung Trotz vieler Erfolge und Fortschritte bleiben noch viele Fragen offen auf MEDI verfolgt künftig eigene Interessen dem Weg zu einer integrierten Versor- gung älterer Menschen – so das Fazit Nach den Vorstandswahlen der Kas- des 13. Landesgeriatrietages, der in senärztlichen Vereinigung (KV) Ba- diesem Jahr in der Esslinger Hoch- den-Württemberg will sich MEDI im schule für Sozialwesen stattfand. Südwesten stärker auf die Interessen Insgesamt 420 Vertreter verschiedener seiner Mitglieder konzentrieren. „Wir Gruppen wie Mediziner, Krankenkas- suchen keine Konfrontation zur neuen se, Politik, Kirche und Pflege trafen KV, können sie aber in zentralen Fra- sich zu einem Meinungsaustausch gen nicht mehr so unterstützen, wie und zum Erarbeiten neuer Konzepte in den letzten Jahren in Nordwürttem- für eine umfassende und lückenlose berg“, erklärt der MEDI Vorsitzende Betreuung. Dr. Werner Baumgärtner in Stuttgart. Defizite sah Dr. Martin Runge, Ärzt- Der Geschäftsführende Vorstand licher Direktor der als Veranstalter von MEDI Baden-Württemberg hat auftretenden Aerpah-Klinik Esslingen- in einem Eckpunktepapier zur Wei- Kennenburg, unter anderem im Zusam- terentwicklung des MEDI Verbunds menspiel der einzelnen medizinischen die künftigen Ziele und Aufgaben zu- Disziplinen, das oft mehr von Konkur- sammengefasst. Ein zentrales Thema renzdenken als von Zusammenarbeit ist dabei die integrierte Versorgung. geprägt sei. Tanja Gönner, Sozialminis- Hier hat MEDI schon eigene Vertrags- terin des Landes Baden-Württemberg, modelle ausgearbeitet. bemerkte vor allem Verbesserungs- Bei der integrierten Versorgung will potenziale bei der bislang scharfen MEDI den Grundsatz „ambulant vor Trennung zwischen ambulanter und stationär“ mehr in den Vordergrund stationärer Medizin. � rücken. „Das wird im ambulanten Be- ÄBW 11/2004 457
Nachrichten schaftslehre, Volkswirtschaftslehre und Rechtswissenschaft; die Inhalte sind auf die spezifischen wirtschaft- 2004 nach Berechnungen des Instituts nicht bei 14,1 Prozent, sondern bei 11,8 Prozent. lichen und rechtlichen Anforderungen im Gesundheitswesen zugeschnitten. Wissenschaftlicher Leiter ist Prof. Dr. Dres. h. c. Peter Eichhorn (Universität Mannheim, Lehrstuhl für Allgemeine KV Nord-Württemberg verschickt BWL, Public und Nonprofit Manage- 5000 Mahnungen reich zu selten umgesetzt“, kritisiert ment). Nach umfassender Kontrolle der Baumgärtner. Deshalb will MEDI bei Im derzeitigen Programm gibt es 36 Zahlungsbelege hat die Kassenärzt- Vertragsangeboten die Schnittstellen Dozenten: 13 der Uni Mannheim, 7 liche Vereinigung Nord-Württemberg „ambulant“ und „stationär“ definie- der Uni Heidelberg und 3 von der FH jetzt damit begonnen, bei über 5000 ren. Damit sollen Doppeluntersuchun- Ludwigshafen. Die übrigen kommen Patientinnen und Patienten die nicht gen vermieden und Zuständigkeiten von der Deutschen Hochschule für bezahlte Praxisgebühr einzufordern. festgelegt werden. Verwaltungswissenschaften Speyer, Die Forderungen beziehen sich al- Im Rahmen der integrierten Versorgung Uni Hohenheim, Uni Freiburg, Uni lesamt auf das erste Quartal dieses sollen sich innerhalb der MEDI GbRen Erlangen/Nürnberg, Uni Tübingen, Jahres. auch die medizinischen Qualitätszirkel Uni Witten-Herdecke, Bundesakade- Die meisten Fälle, in denen die weiterentwickeln. „Fachübergreifende mie für Wehrverwaltung und Wehr- Praxisgebühr nun angemahnt wird, Qualitätszirkel sind in Zeiten des Wett- technik (Mannheim), Ärzte-Organi- resultieren aus der Inanspruch- bewerbs im Gesundheitswesen sehr sationen (Kassenärztl. Vereinigung nahme von Klinikambulanzen. „In wichtig“, erklärt Ekkehard Ruebsam- bzw. Ärztekammer, Karlsruhe und den Krankenhäusern war man zum Simon, stellvertretender Vorsitzender Tübingen), Ernst & Young, Altenhilfe- Jahresbeginn aus organisatorischen von MEDI Baden-Württemberg. Die Bau-Betreuungs-GmbH Stuttgart und Gründen noch nicht darauf einge- Ärzte müssten mehr miteinander statt den Rechtsanwälten Zuck & Quaas stellt, die Praxisgebühr von 10 Euro gegeneinander arbeiten. Stuttgart. zu kassieren. Die Patienten, die zum Weitere Punkte auf der Agenda sind Kontakt: Akademie für Wissenschaft- Beispiel nachts wegen eines Notfalls eigene Präventionsprogramme für liche Weiterbildung, Petra Nellen, ambulant im Krankenhaus behandelt Patienten, Kostenerstattung, der Telefon (0 62 21) 54-78 10, Internet: werden mussten, konnten die Pra- Ausbau regionaler MEDI Netze, neue www.akademie-fuer-weiterbildung.de xisgebühr nicht bezahlen, weil we- Vertragsformen und ein größeres und E-Mail: afw@uni-hd.de der Krankenschwestern noch Ärzte Dienstleistungsangebot. Außerdem inkassoberechtigt waren“, erläutert will MEDI seine Mitglieder bei Pra- Dr. med. Werner Baumgärtner (Vor- xiskooperationen, Ärztehäusern und standsvorsitzender der KV NW) die neuen Rechtsformen beraten. Hintergründe. KBV begrüßt Studie des Fritz Beske Instituts „Wir begrüßen die Studie des Fritz Beske Instituts. Sie ist ein wichtiger Erste Absolventen erhielten Master-Urkunde Beitrag zu einer ehrlichen Diskussion Dioxinbelastung von Muttermilch halbiert in Deutschland: Sie zeigt, dass sich Professor Klaus van Ackern, Dekan alle Regierungen – egal welcher Cou- In Baden-Württemberg ist der Dio- der Fakultät für Klinische Medizin leur – der Verschiebebahnhoftaktik in xingehalt in der Muttermilch in den Mannheim der Universität Heidelberg der gesetzlichen Krankenversicherung letzten zehn Jahren auf etwa die überreichte zum ersten Mal Absolven- (GKV) bedient und Gelder auch für Hälfte gesunken. Dies ergaben Unter- ten des neuen Master-Studienganges systemfremde Leistungen verwendet suchungen, die vom Chemischen und Healthcare-Management ihre Master- haben. Außerdem macht die Studie Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) urkunden. Der Studiengang wurde im deutlich, dass wir in der GKV ein Ein- Freiburg und dem Landesgesund- vergangenen Jahr an der Universität nahmen- und nicht ein Ausgabenprob- heitsamt (LGA) im Rahmen einer Stu- Heidelberg eingerichtet, um Medi- lem haben.“ Dies erklärte Dr. Manfred die der Weltgesundheitsorganisation zinern, aber auch Mitarbeitern im Richter-Reichhelm, Erster Vorsitzen- (WHO) durchgeführt wurden. „Mut- Gesundheitswesen, grundlegende der der Kassenärztlichen Bundesver- termilch ist für Säuglinge die beste Managementkenntnisse zu vermitteln einigung (KBV), in Berlin. Nahrungsquelle. Sie ist vollwertig, NACHRICHTEN und sie in gesundheitsökonomische Das Kieler Fritz Beske Institut für reich an Nährstoffen, Mineralien und und gesundheitsrechtliche Fragen Gesundheits-System-Forschung hat Vitaminen und stärkt außerdem die einzuführen. Besonderer Wert wird in seiner Studie „Zu Lasten der ge- Immunabwehr der Kleinkinder und dabei auf die Praxisnähe und den setzlichen Krankenversicherung“ die schützt so vor Krankheiten. Nach den Wissenschaftsbezug gelegt. Bis jetzt finanziellen Auswirkungen der poli- neuen Untersuchungsergebnissen konnten 23 Absolventen die Master- tischen Entscheidungen der vergan- ist nun zudem die von Muttermilch Prüfung erfolgreich ablegen, davon genen 27 Jahre untersucht. Das Fazit ausgehende mögliche Belastung für fünf Heidelberger und drei Mannhei- der Studie: Wenn nicht über Jahrzehnte Kleinkinder durch Umweltschad- mer. Die anderen Teilnehmer kommen hinweg Lasten anderer Zweige der sozi- stoffe deutlich zurückgegangen. Das aus dem gesamten Bundesgebiet von alen Sicherung und des Staates auf die Stillen von Säuglingen kann damit München bis Kiel. GKV überwälzt worden wären, hätten uneingeschränkt empfohlen werden.“ Das Kontaktstudium Gesundheitsma- die gesetzlichen Krankenkassen heute Dies erklärten Sozialministerin Tanja nagement beginnt zweimal jährlich deutlich niedrigere Beitragssätze. Gönner und der Minister für Ernäh- und umfasst rund 600 Unterrichts- Ohne die Finanzierung der system- rung und Ländlichen Raum, Willi Stä- stunden. Es ist in drei große The- fremden Leistungen läge der durch- chele, anlässlich der Bekanntgabe der menblöcke gegliedert: Betriebswirt- schnittliche Beitragssatz für das Jahr Untersuchungsergebnisse. � 458 ÄBW 11/2004
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