Ein Dorf nimmt Fahrt auf - Projektstart und Ortsbesichtigung in Burkina Faso Die Geschichte eines Spendervelos
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01/2014 01/2014 Zeitung von «Velos für Afrika» Ein Dorf nimmt Fahrt auf Projektstart und Ortsbesichtigung in Burkina Faso Opas Velo fährt nun in Madagaskar Die Geschichte eines Spendervelos
3 Opas Velo fährt nun in Madagaskar Die Geschichte eines Spendervelos 5 Ein Dorf nimmt Fahrt auf Werkstattaufbau in Burkina Faso Liebe Leserinnen, liebe Leser «Sour – Souré n’pite peogo», so lautet Spannender Werkstattaufbau ein Sprichwort aus Burkina Faso. Es be- Seite 5 sagt, dass viele kleine Bausteine nötig 9 Stau auf dem Schulareal sind, damit etwas Grosses entstehen Freiwillige sammeln Drahtesel für «Velos für Afrika» kann. Dabei spielen Geduld, Ausdauer und Zeit eine wichtige Rolle. Das müs- sen wir uns immer wieder in Erinnerung rufen, wenn es darum geht, neue Pro- jekte aufzubauen. Es ist bei weitem nicht damit getan, eine neue Velowerk- 11 Alte Pläne tragen Früchte Zu Besuch beim Verarbeitungspartner arwole statt einzurichten und eine Schulung durchzuführen. Die Arbeit hört danach längst noch nicht auf – und beginnt schon viel früher. In der Regel nimmt die Vorbereitungs- phase zwei Jahre in Anspruch. Wieso so 13 Auf Befragung mit einem Huhn Freiwillige sammeln Velos Forschen für «Velos für Afrika» Seite 9 lange? Zunächst gilt es, den passenden Partner vor Ort zu finden. Und ihn ver- stehen zu wollen. Was sind seine Be- dürfnisse und Absichten? Welche Struk- turen und Fähigkeiten sind vorhanden? Wie funktioniert die Gemeinschaft? All 15 Zwiebeln für ein Velo dies gilt es zu berücksichtigen – und zu Unterwegs in Irim, Burkina Faso respektieren. Dabei muss man auch mal einen Umweg in Kauf nehmen. Bei- spielsweise zuerst dem Dorfältesten ei- nen Besuch abzustatten. Es geht darum, eine Vertrauensbasis aufzubauen, auf der man gemeinsam Ziele definieren kann. Wichtig ist auch, dem Gegenüber Ein Velo für Habibou Zeit zu geben, sich selbst zu organisie- Seite 15 ren. Und ihm nicht einfach unsere Vor- gehensweise aufzudoktrinieren. Nur so entsteht eine Zusammenarbeit auf Au- Das Impressum Mitarbeitende dieser Ausgabe: genhöhe, bei der beide Seiten Verant- Deborah Bieri, Michel Ducommun, wortung für das Gelingen des Projekts nord-süd Thomas Gutmann, Matthias Maurer, übernehmen. Jede Partnerschaft bedarf die Zeitung von «Velos für Afrika» Michel Meerstetter, Claudia Meyr, der Pflege. Justierungen und Verbesse- Nr. 01/2014 Sabine Zaugg, Ben Zurbriggen. rungen sind normal. Das können wir nur, wenn wir wissen, wo der Schuh Herausgeberin: «Velos für Afrika» Redaktion: drückt. Darum besuchen wir unsere c/o Gump- & Drahtesel, Sabine Zaugg, Kommunikationsbüro, Partner in regelmässigen Abständen. So Waldeggstr. 27, 3097 Liebefeld Stiftung für soziale Innovation, Liebefeld wie im Falle unseres neuesten Projektes www.velosfuerafrika.ch Layout & Druck: in Burkina Faso. Lesen Sie mehr dazu in Schürch.Druck und Medien, Huttwil diesem Heft. Auflage: 16’000 Exemplare Michel Ducommun Erscheint dreimal jährlich Programmleiter «Velos für Afrika» 2
Die Geschichte eines Spendervelos Der Männerchor Iberg lädt ein zum Konzert Mehrere Jahre hing das alte Velo von Max Keller unbenutzt an einem Haken in der Garage. Sein Nachbar René Horber brachte ihn schliesslich auf die Idee, seinen alten Drahtesel an «Velos für Afrika» zu spenden. Letzten Herbst reiste René Horber nach Mada- ten Weinmann-Bremsen gezogen.» Am Bahn- gaskar, um im Auftrag von «Velos für Afrika» hof in Winterthur übergab Horber die für ihn vor Ort eine Velowerkstatt aufzubauen. Der Be- wertvolle Spende einem Zivi des Drahtesels, der rufsschullehrer für Velotechnik ist «Velos für für die nächste Container-Verladung verant- Afrika» schon seit längerer Zeit verbunden. So wortlich war. Zusammen mit 150 weiteren aus- wirbt er immer wieder auch in seinem Be- rangierten und heiss begehrten Schweizer Rä- kannten- und Freundeskreis für die gute Sache. dern trat Opas Velo die lange Reise per Schiff Das alte Velo seines 80-jährigen Nachbarn Max nach Madagaskar an. Keller, das seit einiger Zeit unbenutzt im Keller stand, war ihm schon lange ein Dorn im Auge. Als sich seine Reise nach Madagaskar konkreti- Wer passt zu Opas Velo? sierte, sprach er den Freund und «Opa» seiner René Horber war schon seit einigen Wochen in Kinder auf den alten Drahtesel an. «Ich erzähl- Madagaskar – für ihn war es eine Rückkehr te ihm von ‹Velos für Afrika› und dass ich sei- nach mehr als 20 Jahren. Auf dieser Insel hatte nem Velo gerne in Madagaskar zu neuem Le- er nämlich seine mehrmonatige Hochzeitsreise ben verhelfen möchte», berichtet Horber. Max verbracht. Die Velowerkstatt war in Betrieb und Keller war rasch angetan von diesem Gedanken der Lehrer hatte begonnen, zehn junge Mada- und entschied sich, sein Velo zu spenden. gassen in die Kunst der Velomechanik einzufüh- René Horber nahm das alte Velo höchstpersön- ren. Mit zwei Wochen Verspätung traf endlich Lova auf der ersten Fahrt. lich in Empfang und sorgte dafür, dass es sicher der lang ersehnte Container mit Velos und Er- nach Bern zum Gump- und Drahtesel gelangte. satzteilen aus der Schweiz ein. «Ich war froh, tananarivo zu Lovas Haus fuhr. Für die kurze «Fast ein bisschen wehmütig hat sich mein als ich Opas Velo entdeckte. Es hatte die Reise Strecke von lediglich zehn Kilometern benö Nachbar von seinem Velo verabschiedet, ein also geschafft und ich konnte nun meine per- tigten sie volle zwei Stunden. Auf den Strassen letztes Mal den Lenker berührt und an den al- sönliche Mission fortsetzen und einen pas- Madagaskars gilt: Gefahren wird dort, wo es senden neuen Besitzer suchen», erzählt René Platz hat. Autos, Pousse-pousse (eine Art Rik- Horber. schas), überfüllte Buschtaxis, Ochsenkarren, In der Velowerkstatt wurde das in die Jahre ge- Fussgänger und Hunde teilen sich die Strassen. kommene Velo wieder voll funktionstüchtig ge- Immer wieder gilt es, riesige Schlaglöcher zu macht. Bald konnte sein zweites Leben begin- umfahren. Nicht umsonst sagt man, dass in nen: Mit Lova Nantenaina Randrianarimanana, Afrika nur Betrunkene geradeaus fahren. Es ist der für ihn als Übersetzer tätig war, hatte René offensichtlich: Die einzigen Verkehrsmittel, die Horber einen neuen, sehr stolzen Velobesitzer wirklich vorankommen, sind jene mit zwei Rä- gefunden. dern. «Lova konnte es kaum fassen, dass er jetzt ein Als René Horber dem neuen Besitzer Lova die eigenes Velo besass», erinnert sich René Horber. Geschichte des Velos erzählt, nennt dieser es nur Schutzbleche, Lichter, Glocke und sogar eine noch liebevoll Opa-Velo. Er schreibt René Hor- Satteltasche waren vorhanden. Im Innern des ber nach dessen Rückkehr eine Mail. «Je mehr Täschchens machten die beiden Männer einen ich mich mit dem Velo beschäftige, desto mehr amüsanten Fund: eine Einladung vom Männer- Spass habe ich damit.» Nun kann er täglich mit chor Iberg bei Winterthur zur 1. Augustfeier dem Velo zur Universität fahren, spart dabei 1999. Max Keller war dort jahrzehntelang ak- Geld für das Studium und hält sich körper- tives Mitglied gewesen. lich fit. Wie nützlich ein Velo in Madagaskar ist, wurde Text: Deborah Bieri Max Keller nimmt Abschied vom Velo. René Horber klar, als er vom Stadtrand von An- Foto: René Horber 3
W OL LTEN KIN DER RIO SERE N C A B « UN IM ME R EI SCHON UFFEUR.» Stromer MIT CHA ab CHF 3‘990.– Croozer Kid ab CHF 589.– E-Bikes und E-Scooter: Teste und vergleiche jetzt die Top-Markenprodukte bei m-way! Unser schweizweites Filialnetz mit unseren 10 Shopsfindest unter m-way.ch. facebook.com /m.way Feines aus Milch Jogurts sind unsere Leidenschaft. Zur Herstellung verwenden wir nur beste Demeter-Milch, Milch von artgerecht gehaltenen Kühen die ihre Hörner noch tragen dürfen. Auch sonst ist in unseren Jogurts nur, was in ein Jogurt gehört: Milch, Früchte und wenig Zucker. Wir verwenden weder Magermilchpulver, noch irgend- welche sonstige Hilfsmittel. «Im Einklang mit der Natur» sind bei uns keine leeren Worte. Erhältlich im Biofachhandel www.biomilk.ch 4
Projektstart und Ortsbesichtigung in Burkina Faso Ein Dorf nimmt Fahrt auf Nach zwei Jahren Vorarbeit ist es Anfang Februar 2014 soweit: Das Projekt «Mam Wefo» im Nor- den von Burkina Faso wird realisiert. Sechs Frauen und siebzehn Männer nehmen an der Schulung in Velomechanik teil. Künftig flicken sie die Schweizer Velos selber. Eine Ortsbesichtigung. Der Werkstattaufbau «Mam Wefo» zieht Zaungäste an. Die Nacht ist schwarz. Erst kurz vor der Lan- Möglichst klein und flach, lautet die Devise. dung erscheint die Millionenstadt Ouaga- Pedale, Sattel und Vorderrad sind demontiert «Mam Wefo» in Kürze dougou wie ein heller Punkt inmitten des und am Velo befestigt. Der Lenker ist einge- Der Name ist Programm: Mein Velo, Nichts. Strom ist teuer für die 16 Millionen Be- dreht und die Reifen sind leer. Erst wenn der so die Übersetzung. Das Projekt wohner von Burkina Faso im Westen Afrikas. Container bis oben mit Velos gefüllt ist, wird «Mam Wefo» ist ein Gemein- Unser Ziel liegt 200 Kilometer im Norden. Das er verladen und schliesslich verschifft. schaftsprojekt der Schweizer Organi- 4’000-Seelen-Dorf heisst Irim, es liegt in der Re- Drei Monate später und fast 4’000 Kilometer sation Kaicedra, des lokalen Partners gion Rambo. Wie Satelliten verteilen sich die südlich packt Tim Basler die Velos wieder aus. AAAE (Association Aidons l’Afrique Lehmhütten in einem Umkreis von 15 Kilome- Die drei kleinen Räume des einstöckigen ba- Ensemble) und «Velos für Afrika» tern. Die Vegetation ist karg. Die Luft staubtro- rackenähnlichen Gebäudes sind bis unters mit folgenden Zielen: cken. Der Harmattan weht Sand und Staub aus Dach vollgestopft. Hier sind eine Velowerkstatt • Verbesserte Lebensbedingungen für der Sahara herüber und bedeckt alles mit einer und zwei Ausbildungsplätze geplant, dazu ein Frauen in der Region Rambo; sie feinen roten Schicht. Wasser ist ein kostbares Veloladen. Drei stahlblaue Fensterläden aus erhalten Velos zu vergünstigten Gut hier, wo nicht selten mehr als 45 Grad ge- Metall sind schon da. Eine Tür muss sein, da- Konditionen. messen werden. Regen gibt es nur zwischen mit die Kundschaft bequem in den Laden • Schaffen von zusätzlichen Arbeits- Juni und Oktober. Wenn überhaupt. Der Klima- kommt. Mit Hammer und Meissel geht’s ans und Ausbildungsplätzen im Velo wandel hinterlässt auch hier seine Spuren. Mauerwerk. Die Blechtüre wird rot – stahlblau bereich; Einrichten einer Werkstatt war im örtlichen Farbensortiment nicht mehr mit Verkaufsfläche. zu haben. Was in Bern keinen Menschen inte- Los geht die Reise ressiert, lockt hier massig Zaungäste an. Alle • Verbesserung des bestehenden qualitativen Veloangebots auf Kurzer Rückblick. Es ist kühl an diesem Okto- hoffen, einen Blick auf die Velos aus der lokalen Märkten; Verkauf von bermorgen im Liebefeld bei Bern. Eine Hand- Schweiz zu erhaschen. «Wir haben zwar schon Occasions-Velos aus der Schweiz voll Teilnehmer des Gump- & Drahtesel bela- lange von dem Veloprojekt geredet, aber erst zum gleichen Preis wie die minder- den einen Container. Tim Basler, Leiter in der jetzt glauben es die Leute wirklich», sagt Sey- wertigen Chinavelos. dortigen Velowerkstatt, hilft tatkräftig mit. dou Sawadogo, unser Partner vor Ort. 5
Eine Schnur dient als Die Suche hat sich gelohnt, fast jedenfalls. Al- Diebstahlschutz les ist da, bis auf drei Koffer mit Spezialwerk- Poulet Bicyclette Bis die Schulung beginnt, gibt es noch einiges zeug. «Man muss flexibel sein. Wenn etwas zu erledigen und zu suchen. Wo sind die Er- fehlt, ist das nicht so schlimm. Das lässt sich Um es gleich vorwegzunehmen: Das Poulet Bicyclette ist keine Eigen- satzteile? Und wo die mitgelieferten Werkzeug- lösen. Viel wichtiger ist, dass die Leute vor Ort kreation von «Velos für Afrika». koffer? Ausgerechnet in der hintersten Ecke. mitziehen und Verantwortung übernehmen», Vielmehr läuft das Geflügel einem in Also wieder raus mit den 470 Velos und in den sagt Michel Ducommun, Programmleiter von Burkina Faso laufend über den Weg. benachbarten Innenhof, wo Seydou mit seiner «Velos für Afrika». Oder begegnet einem auf dem Teller. Familie wohnt. Dank den vielen fleissigen Hel- Der Schweisser des Orts, Ousseni Sawaddogo, Es lebt in freier Wildbahn und ist an fern geht das schnell. Bald lehnen die Draht- hat ebenfalls einen Auftrag gefasst. Er produ- seinen langen dünnen Beinen zu er- esel an der Hauswand. ziert Werkbänke und Montageständer für die kennen, die sich hurtig fortbewegen. Gewissenhaft fädelt der drahtige, grossgewach- zehn Arbeitsplätze. Der Weg zu ihm ist nicht Und das sieht eben aus, als ob das sene Nachtwächter, ein verschmitzter alter weit, er führt am Marktplatz vorbei. Unter den Huhn in die Pedale treten würde. Mann mit Kaftan und traditioneller Kopfbede- Dächern aus dünnen Holzästen werden zwei- Regt es sich dann nicht mehr, wird es ckung, eine schwarze Schnur durch die Spei- mal in der Woche nicht nur Obst und Gemü- meist im Dutzend mit dem Velo trans- chen der vordersten Reihe. Diebstahlschutz à se, sondern auch Stoffe, Flip-Flops und ein portiert. Ein Velo-Poulet also, durch la Irim. In der Nacht liegt Boukary Sawadogo buntes Sammelsurium verkauft. Eine laute und durch. auf dem Esstisch. So entgeht im nichts. Schar Kinder begleitet unsere Gruppe. Keine fünf Minuten weiter sind die Spitzen der mobi- len Montageständer zu sehen. Wie ein Spalier überragen sie die Mauer der Werkstatt. Im Hof stehen die Arbeitstische aus Metall. Holzschrän- ke mit Türen zum abschliessen. Als wir probe- halber ein Velo an den Reparaturständer hän- gen, kippt er um. Kein Wunder, das Material ist filigran im Vergleich zu den massiven Rohren der Vorlage auf dem Foto. Für den geschickten Schweisser kein Problem. Der Generator brummt, die kleine Sonnenbrille schützt not- dürftig vor dem gleissenden Licht der Schweiss funken. Der Prototyp wird verstärkt und ist im Nu fertig. Zufrieden zündet sich der 23-Jährige eine Zigarette an – mit dem Schweissgerät. Präzision ist nun gefragt Fünf Tage später ist alles eingerichtet. Die Schulung kann beginnen. Die temporäre Werkstatt ist ein flacher Bau. Gleich daneben Impressionen aus Irim und Umgebung – das Velo ist ein ideales Fortbewegungsmittel. verläuft eine schnurgerade Sandpiste und ver- Der Schweisser am Werk. 470 Velos aus der Schweiz im Innenhof schön aufgereiht. 6
schwindet am Horizont. Die Sonne glitzert durch die Ritzen des Strohdachs. Plastikmat- ten lehnen an der Wand, sie sind das einzige Mobiliar in den beiden fensterlosen Räumen. Hier ist genug Platz für die sechs Frauen und siebzehn Männer. Für die meisten ist der Heim- weg zu weit, sie schlafen gleich hier, wo sie in Velomechanik ausgebildet werden. Tim Basler erklärt den sechs Frauen die Bestandteile eines Velos. «Für mich ist es nicht einfach, da ich mich gar nicht mit Velos auskenne», sagt Sa- lamata Sawadogo. «Aber ich habe schon sehr viel gelernt». 80 Velos an einem Tag Die 27-Jährige will ihr Velo selber reparieren können – und die der anderer Frauen. Mit der Unterstützung von «Mam Wefo» kann sie sich hoffentlich bald ein eigenes Velo leisten (vgl. Tim Basler erteilt Unterricht unter dem Strohdach. S. 15). Für die Männer, die das Metier schon kennen, sind die Schweizer Velos eine Heraus- forderung. Die Technik ist viel komplexer als die der Velos aus China, mit denen sie es im Allgemeinen zu tun haben. Statt kraftvollem Hämmern ist nun Präzision gefragt. «Die Teil- nehmerinnen und Teilnehmer sind sehr moti- viert», anerkennt Tim. «Am zweiten Tag haben wir bereits 80 Velos zusammengebaut.» Nach kurzer Zeit hantieren sie geschickt mit Schrau- benschlüsseln und Abziehern. Die Spezialwerk- zeuge bestehen aus 50 Einzelteilen, am Ende der Schulung können es die Teilnehmer behal- ten. Das freut Soré. «Ich liebe meine Arbeit und möchte mehr lernen. Deswegen bin ich hier», sagt der fünffache Familienvater. Und natür- lich hofft er auch auf ein paar neue Kunden. Der Start ist gelungen Nach 18 Tagen ist die Schulung durchgeführt, Hier findet die Schulung statt. In 18 Tagen ist das Basiswissen vermittelt. Werkstatt und Laden sind eingerichtet. Das Projekt «Mam Wefo» ist erfolgreich gestartet. Doch es bleibt spannend. «Entstehen die Ar- beitsplätze, die wir wollen? Können sich die Leute unsere Velos leisten? Verbessern sich die Lebensbedingungen der Frauen?», fragt sich Fabienne Chanavat, Präsidentin von Kaicedra. «All das wird sich erst in den kommenden Mo- naten zeigen.» Text: Claudia Meyr Foto: Ben Zurbriggen Der freischaffende Fotograf Ben Zurbriggen hat uns auf der Projektreise begleitet. Für sein ehrenamtliches Engagement und die tollen Bilder bedanken wir uns herzlich! velosfuerafrika.ch, kaicedra.org Im Team geht es einfacher: Eine Gruppe von Frauen ist konzentriert an der Arbeit. 7
Anders als Andere. Veranstalter: BikeDays.ch GmbH, Zürich ABS-Aktien ermöglichen. ABS-Aktien sind sinn- Mit einer Zeichnung volle Anlagen mit gros- ermöglichen Sie eine ser Wirkung. Denn die sozialere und ökologi- SOLOTHURN 9.-11. MAI 2014 Alternative Bank Schweiz finanziert über schere Wirtschaft und Gesellschaft. www.bikedays.ch 850 soziale und ökologische Projekte. Machen Sie mit. artischock.net Hauptsponsor Sponsoren Medienpartner Partner Ticketing Mehr über ABS-Aktien: www.abs.ch/aktien Veloplus ist die Nummer 1 für Velo- zubehör in der Schweiz. Wir bieten kompetente Beratung und erst- klassigen Service. Neu: Montage- und Reparatur arbeiten in allen Läden. VELOWELTEN In Basel, Ostermundigen, Emmenbrücke, St. Gallen, Wetzikon und Zürich lenmann’s VELOHANDBUCH W ei Jetzt gratis bestellen! s Marku nteuer Alle Produkte vom Veloplus Team getestet. Ab e ONLINESHOP Über 20 000 Produkte online verfügbar. ING BERN N AC H P E K Auch als App erhältlich. 10 715 KM VON WWW.VELOPLUS.CH 8 Veloplus_Nord-Sued_INS_Abenteur_208x129_DE_ohne_Wettbewerb.indd 1 10.02.14 16:27
Freiwillige sammeln Velos Stau auf dem Schulareal Aus Ärger über die vielen Velos in der Alteisenmulde in ihrer Gemeinde hat Petra Niedermann aus dem Aargauischen Boswil eine Velosammlung für «Velos für Afrika» auf die Beine gestellt. Gerechnet hat sie mit 50 Velos, gebracht wurden 350. «Bei uns im Dorf gibt es eine Altmetallsamm- lung. Und da habe ich immer wieder unzähli- ge Velos liegen sehen und fand es schade um die fahrtüchtigen Räder und das gute Material. Ich hatte im Hinterkopf, dass ich im Katalog von Velo Plus mal etwas gelesen hatte von Velos, die nach Afrika geschickt werden. Ich musste nicht lange recherchieren, um auf «Velos für Afrika» zu stossen.» So also ist es dazu gekommen, dass Petra Niedermann letzten Herbst in Boswil eine Velosammlung für «Velos für Afrika» organi- siert hat. Werben auch in den umliegenden Gemeinden Als Gründungsmitglied der SP Boswil hatte sie die Genossinnen und Genossen rasch für ihr gutes Vorhaben gewinnen können. Eine schöne Anzahl an helfenden Freiwilligen stand ihr an einem Samstag im Oktober zur Seite. Zuerst aber musste die quirlige Organisatorin noch ei- nige Vorarbeiten leisten: Sie nahm Kontakt auf mit dem Lernwerk Baden, einem Verarbeitungs- partner von «Velos für Afrika», der bei der An- nahme der Velos mithalf und am Sammeltag Ein schöner Anblick: 350 gespendete Velos vor der Schule Boswil. die gespendeten Drahtesel mit einem Lastwagen abtransportierte. Und schliesslich galt es, den und zu Fuss nach Hause gingen. «Das war dann und Helfern. Selber hatte Petra Niedermann Anlass zu bewerben: Im lokalen Anzeiger hat sie wohl ihre letzte Fahrt gewesen», vermutet Petra kaum Zeit für eine Kaffeepause. «Am Abend war ein Inserat geschaltet, Flyer in Briefkasten ver- Niedermann. Ja, das Gespräch und das Gesel- ich ziemlich geschafft, aber überglücklich.» teilt und überall Plakate aufgehängt, auch in lige seien wichtige Aspekte an einem solchen den umliegenden Gemeinden. «Mit 50 Velos Anlass. Der Kaffee und der Kuchen seien jeden- Text: Sabine Zaugg wäre ich zufrieden gewesen. Insgesamt durften falls sehr gut angekommen bei den Helferinnen Foto: Petra Niedermann wir dann 350 Stück in Empfang nehmen. Un- ser Sammelanlass war eine wahnsinnig gfreuti Sach», sagt Petra Niedermann noch heute vol- Rezept für eine Velosammlung ler Stolz. Möchten auch Sie zusammen mit Ihren Volleyballkollegen, mit Ihrer Wandergruppe oder mit einer Schulklasse eine Velosammlung veranstalten? Die letzte Fahrt Wir unterstützen Sie gerne und geben Tipps. Wir stellen Ihnen Stellwände, Infomate- Ihre Helferinnen und Helfer hatten während gut rial und ein Set mit Werkzeug zur Verfügung; ebenfalls Säckchen mit Trockenfrüchten vier Stunden alle Hände voll zu tun. «Beim von unserem Partner Gebana, die als Dankeschön an die Spenderinnen und Spender Sammelplatz vor der Schule Boswil gab es ei- abgegeben werden. «Velos für Afrika» stellt den Abtransport der Velos sicher und über- nen richtigen Stau», erzählt sie schmunzelnd. nimmt die Koordination der ganzen Medienarbeit. «Alle wollten noch chli gsprächlen». So berich- tet sie von ganz bewegenden Momenten, wenn Bitte kontaktieren Sie uns, bevor Sie mit der Planung loslegen: Matthias Maurer, Programmleiter Schweiz, 031 979 70 70 ältere Frauen und Männer mit ihrem Velo an- gefahren kamen, sich von ihm verabschiedeten 9
Zivildienst bei «Velos für Afrika» Nach einem Containerverlad brauchts kein Sportprogramm Jedes Jahr absolvieren bei «Velos für Afrika» zwei bis drei Zivis ihren Dienst. Im Alltagsgeschäft sind sie eine grosse Stütze. Allrounder passen am besten: Anpacken mit Muskelkraft, keine Angst vor schmutzigen Händen aber auch Köpfchen für Administratives und Organisatorisches sind ge- fragt. Geologe Ramiro Broggi erzählt aus seinem Alltag. nord-süd: Wie sieht bei dir ein typischer Ar- nis kann ich persönliche Fähigkeiten und Inte- verschiedensten Leute an: Angestellte, Teilneh- beitstag aus? ressen in die tägliche Arbeit einbringen. mer, Zivis, teils auch Lernende sowie Asylsu- Ramiro Broggi: Es gibt keinen typischen Tag, chende vom Durchgangszentrum Sandwürfi. fast jeder Tag ist anders und der Abend endet oft Wie wird ein Container verladen? Die Stimmung ist meist gut, die Arbeit streng nicht so, wie geplant. Typische Arbeiten eines Der Containerverlad gehört zu den Hauptaufga- und die Bilder von Containern, die mit Velos Zivis sind aber: Organisation und Mitanpacken ben eines Zivis, denn es muss immer jemand vollgepackt sind, beeindrucken! Am Abend bin beim Containerverlad, Begleitung und Vorberei- dabei sein, der die Abläufe kennt. Tage, an de- ich jeweils froh, wenn ich nicht noch ein Sport- tung der Velosammelaktionen, Arbeiten am PC nen Container bei Verarbeitungspartnern von programm vor mir habe. und am Telefon. Weiter wird bei «Velos für Afri- «Velos für Afrika» verladen werden, starten in ka» transportiert, verladen, gesammelt, ge- der Regel sehr früh. Es kann gut sein, dass der Wie viele Velos passen denn in einen Con- schraubt, repariert, demontiert und noch vieles Wecker mich schon um 5 Uhr früh aus dem tainer? mehr. Durch das unkomplizierte Arbeitsverhält- Schlaf reisst. Beim Verladen selbst packen die Ziel ist es, 500 Velos und diverse Ersatzteile in einen Container zu verladen. Wer den Ehrgeiz hat, bemüht sich, einen neuen Rekord aufzu- stellen. Dies ist aber angesichts der 20-jährigen Tätigkeit von «Velos für Afrika» schwierig, denn Verladetechnik und Aufbereitung der Velos für den Export sind weitgehend optimiert. Im Schnitt bringen wir 470 bis 480 Velos plus Er- satzteile in einen Container. Wie bist du als Zivi zu «Velos für Afrika» gekommen? Bei einem Besuch beim Gump- & Drahtesel kam ich auf die Idee, mich hier als Zivi zu bewerben. Ich war auf der Suche nach Ersatzteilen für mein Velo und sah Mitarbeiter in Zivildienst T- Shirts. Der Betrieb war mir sofort sympathisch. Ich verglich die verschiedenen Pflichtenhefte des Gump- & Drahtesels und bald war mir klar, dass ich mich bei «Velos für Afrika» bewerben will. Die Arbeit sprach mich am meisten an, da sie sehr interdisziplinär und vielseitig ist. Nach meinem halbjährigen Einsatz bin mehr denn je überzeugt, wie sinnvoll Zivildienst bei Orga- Zivi Ramiro im Einsatz: Anpacken mit Muskelkraft und Köpfchen. nisationen wie «Velos für Afrika» ist. Junge Ar- beitskräfte können ihr Potenzial gezielt und nachhaltig im Dienste der Allgemeinheit einset- Interesse an einem Zivi-Einsatz? zen. Ein Mehrwert in jeder Hinsicht: Für den Bist du Zivildienstleistender und interessierst dich für einen Einsatz bei «Velos für Zivi, für «Velos für Afrika», für die Partner im Afrika»? Möglich sind halbjährliche Einsätze, aber auch kürzere ab zwei Monaten. Norden und im Süden. Wir freuen uns auf deinen Anruf. Matthias Maurer beantwortet gerne deine Fragen: Telefon 031 979 70 70. Interview: Deborah Bieri Foto: Mario Bischofberger 10
Zu Besuch bei einem Verarbeitungspartner Alte Pläne tragen Früchte Die Stiftung arwole in Sargans bereitet als jüngster Partner von «Velos für Afrika» Fahrräder für den Export auf. Ein Rundgang durch die Räumlichkeiten macht deutlich: Die Arbeitsatmosphäre ist hier beneidenswert angenehm. Angenehm steht nicht etwa für gemütlich. Nein, die zweckmässig eingerichteten Arbeits- räume lassen keine grosse Gemütlichkeit zu. Es ist die Herzlichkeit, die die besondere Atmos phäre schafft: Freundliche Worte im Korridor oder Treppenhaus gewechselt, das erwartungs- volle Lächeln der Mitarbeitenden, die sich nach der Mittagspause freuen, wieder an die Arbeit gehen zu können. Mitarbeitende, die sich auf die Arbeit freuen? Sind wir in einer sozialen Utopie gelandet? Nein. In der Stiftung arwole, die geistig und psychisch beeinträchtigten Menschen Wohn- und Arbeitsplätze bietet. Alte Pläne neu belebt Thomas Müller, Leiter Industrie und Qualitäts- management der Stiftung arwole, führt durch diverse Abteilungen und Werkstätten, in denen unter anderem Holz-, Ton- und Textil-Pro- dukte hergestellt werden. Und dann ist da noch die Velowerkstatt. Pläne für eine Velowerkstatt bestanden bereits, als Müller vor drei Jahren bei arwole zu arbei- ten begann. Aber die Pläne hatten zu diesem Zeitpunkt Staub angesetzt. Zur Reaktivierung brauchte es eine Begegnung mit Michael Loet- scher von der Winterthurer Brühlgut Stiftung. Am neuen Standort kann sich Manuel voll auf seine Arbeit konzentrieren. Bei einem Treffen der «Virtuelle Werkstatt Organisation Ostschweiz», einem Schweizer ken und diversem Mechanik-Werkzeug. An der gelernt. Doch Qualität hat bei Müller einen ho- Netzwerk für Produktions-, Montage-, Ausrüst- Wand hängt ein Plakat von «Velos für Afrika». hen Stellenwert, das wird im Gespräch rasch und Versandarbeiten, erzählte Loetscher von der Mehrere Mitarbeitende hantieren konzentriert deutlich: Sofern es aus wirtschaftlicher Sicht Zusammenarbeit mit «Velos für Afrika». Tho- an Fahrrädern herum. Manuel ist einer davon. sinnvoll sei, solle bei den «Velos für Afrika»- mas Müller zeigte Interesse und daraus ist eine Seit rund zwei Jahren arbeitet er in der Velo- Fahrrädern der Mindeststandard nicht nur Kooperation entstanden: Bereits im 2012 hat die werkstatt. Zeit genug, sich ein solides Fachwis- eingehalten, sondern übertroffen werden. Velowerkstatt arwole 100 Fahrräder für «Velos sen anzueignen. Beim scherzhaften Fachsim- Nicht etwa aus falschem Ehrgeiz. Damit trai- für Afrika» aufbereitet. peln mit Thomas Müller bringt er es beiläufig nieren die Mitarbeitenden auf eine höhere ein. Der alte Standort, erzählt Manuel, sei Qualität hin. Denn das Ziel ist, dass sie nicht nicht ideal gewesen. Der Platz beim Eingang einzig Fahrräder für den Export aufbereiten, Das Projekt ist gut und das ständige Kommen und Gehen habe sondern auch Aufträge für Schweizer Kunden angerollt zu Konflikten geführt. Ab und zu sei es dort ausführen können. Schliesslich ist geplant, Seit Oktober 2013 ist die Velowerkstatt in neu- schwer gewesen, sich zu konzentrieren. Am künftig vermehrt auf Kundenaufträge zu set- en Räumlichkeiten zu Hause: Die grüne In- neuen Standort ist das anders: Die Velomecha- zen. Darum verstärkt ab März 2014 auch ein dustriebaracke mit der blauen Tür steht zwi- niker sind unter sich, die Arbeitsplätze sind voll ausgebildeter Velomechaniker das Team von schen zwei Wohnhäusern an einer der auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet und die lei- arwole. Die Velowerkstatt habe bislang Projekt- Hauptstrassen von Sargans. Drinnen stehen se Musik aus dem Radio ist keine Ablenkung, Charakter gehabt, erklärt Thomas Müller. Fahrräder in einer Reihe, daneben sechs Ar- sondern eine angenehme Abwechslung. «Jetzt ist sie etabliert.» beitsplätze mit Reparaturständern, Werkbän- An den Fahrrädern für «Velos für Afrika» wird Text und Foto: Thomas Gutmann 11
Herzlichen Dank für Ihre Spende Der Spiegelbasar teilt seinen Erfolg mit uns Am 35. Spiegelbasar in Köniz gab es Vieles zu nimmt m-way die Kosten für Aufbereitung und Spenden geht bei uns auf viele Arten: Schenken entdecken. Zwischen Bücher- und Flohmärit, Transport des Velos nach Afrika. Auf diese Wei- sie ihrem alten Drahtesel ein zweites Leben in Kinderspielen und Märitständen war auch «Ve- se hat uns die Tochterfirma der Migros eine Afrika. Oder organisieren Sie einen Sammelan- los für Afrika» vertreten. Die Hälfte des Basar- Spende von 12'000 Franken beschert. lass in Ihrer Gemeinde, wie dies Petra Nieder- Erlöses, stolze 18'000 Franken, durfte «Velos für Gold wert ist auch die tatkräftige Unterstützung mann gemacht hat (siehe S. 9.) Warum nicht Afrika» als Spende entgegennehmen. Für diese durch unsere Logistikpartner Planzer und den mit einer Schulklasse eine Projektwoche bei uns gute Tat sagen wir ganz herzlich Merci! Verband öffentlicher Verkehr (VÖV). Nur mit de- bestreiten? Von Sachspenden, Geldspenden, ren Hilfe schaffen wir es, in einem Jahr 15'000 Trauerspenden bis hin zu freiwilligen Helferein- Velos vom Sammelort zu Verarbeitungspartnern sätzen ist alles willkommen. Freiwilligeneinsatz: Velos und zu Schiffscontainern zu transportieren. aufbereiten für den Export Unsere Koordinaten für Ihre gute Tat: Auch die Stiftung NAK-Humanitas hat uns im Postkonto 30-7391-3 letzten Jahr unterstützt: finanziell mit 5’000 Geld-, Sach-, Trauerspende: IBAN CH27 0900 0000 3000 7391 3 Franken und zusätzlich mit einem Freiwilligen- jede Spende zählt BIC POFICHBEXXX einsatz. Eine tolle Sache ist auch die Umtausch- Zahlreiche weitere Firmen, Organisationen und Stiftung für soziale Innovation, 3007 Bern aktion von m-way. Wer «Velos für Afrika» einen Einzelpersonen haben uns im letzten Jahr auf alten Drahtesel spendet, bekommt beim Kauf irgendeine Art und Weise unterstützt. Allen dan- eines neuen Velos einen Rabatt. Zusätzlich über- ken wir dafür ganz herzlich! Ihre Spende bewegt Menschen in Nord und Süd Danke für Ihre Spende! · Ein altes Velo geht auf Reisen – für 60 Franken bis nach Afrika. · Von 42 Sammelstellen und 464 Bahnhöfen in der Schweiz aus. · Zu Partnern in Tansania, Ghana, Eritrea, Burkina Faso, Madagaskar und Gambia. · Die Velos schaffen Arbeitsplätze und erdölunabhängige Mobilität. · Ihre Spende verkürzt oder ermöglicht Schul- und Arbeitswege. · Postkonto Velos für Afrika: 30-7391-3 www.velosfuerafrika.ch oder 031 979 70 70 www.facebook.com/velosfuerafrika 12 · Gerne beantworten wir Ihre Fragen. · Ganz herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!
Forschen für «Velos für Afrika» Auf Befragung mit einem Huhn Welche Rolle spielt das Velo im afrikanischen Alltag? Was bewirkt es, ein Velo zu besitzen? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, haben zwei Absolventen der Hochschule St. Gallen (HSG) für «Velos für Afrika» in Tansania und Burkina Faso Feldforschung betrieben. Nikolai Räber ist im Herbst 2013 nach Tansa- nia gereist. Im Gepäck grosses Interesse an kon- struktiver Entwicklungszusammenarbeit, Be- geisterung für «Velos für Afrika» und ein Set von Fragen, das die Wirkung von Velos im länd- lichen Tansania beleuchten soll. «Anfangs führte ich Interviews spontan auf der Strasse. Das Interesse war gross, überall gab es einen Menschenauflauf und es wurde dann viel zu hektisch, um ein seriöses Gespräch zu führen.» Das Vijana Bicycle Center (VBC), eine Partner- organisation von «Velos für Afrika» in Nsham- ba, hat dem Absolventen des Masterlehrgangs Internationale Beziehungen Kontakte vermit- telt, so dass Nikolai Räber fortan die Interviews in den Räumlichkeiten des VBC abhalten konn- te. «Natürlich immer mit Hilfe eines Überset- zers, denn die meisten sprechen Suaheli.» Um sein Büro einzurichten, brauchte Joe Peier in Burkina Faso etwas Einfallsreichtum. Herzlich empfangen Zwischen November und Januar ging Joe Peier, Bauernorganisation von Gabana Afrique, bei on der Menschen massgeblich. In Burkina Faso ein ehemaliger Studienkollege von Nikolai, in dem er wohnte, ein ander Mal ein Arzt, der gut besitzen praktisch alle Familien mindestens ein Burkina Faso den gleichen Fragen nach: Wel- vernetzt ist und viele Leute zum Mitmachen Velo. Zwei, drei oder gar vier Velos machen dann che Rolle spielt das Velo im Alltag: zum Wasser motivieren konnte. «Ich wurde stets herzlich erst den Unterschied aus, damit alle Familien- holen, Holz und Essen nach Hause transportie- empfangen und einmal gar mit einem Huhn mitglieder mobil werden. In Tansania dagegen ren? Hilft es beim Erwirtschaften von Einkom- beschenkt. Da erst Vormittag war, hat es mich ist es etwas Exklusives, ein Velo zu besitzen. Oder men, wie wirkt es sich auf die Schule und die zu den nächsten paar Interviewterminen be- wie es Nikolai Räber formuliert: «Das Velo ist Gesundheit aus? Von Anfang an hat sich Joe gleitet», erinnert sich Joe Peier schmunzelnd. ein Werkzeug wie für den Schreiner die Säge. Schlüsselpersonen gesucht, die ihm Zugang zu Auch wenn die Daten noch nicht vollständig Und wer sich mal ein Velo leisten kann, gibt es Besitzerinnen und Besitzern von Velos ver- ausgewertet sind, gibt es erste Erkenntnisse: In nicht mehr her.» schafften: Einmal war das der Präsident der beiden Ländern verbessert ein Velo die Situati- Text: Sabine Zaugg Foto: Joe Peier Mehr als Anekdoten fahrerinnen und -fahrern in Afrika benennen. worten ist. Wir haben uns im vergangenen Jahr Die Studie soll uns Daten liefern, damit wir aber intensiv mit dem Setting dieser Fragestel- nord-süd: Zwei HSG-Absolventen wur- allgemeine Aussagen zur Wirkung unseres lung auseinandergesetzt. In Tansania und Bur- den beauftragt, eine Wirkungsstudie Programms und schliesslich auch Anpassungen kina Faso läuft nun ein Test: Rund 20 Velos sind für «Velos für Afrika» zu erstellen. Was zur Verbesserung unserer Aktivitäten machen schon mit Kilometerzählern ausgestattet, wei- hat euch dazu bewogen? können. tere werden in den nächsten Monaten an Velos Michel Ducommun: «Velos für Afrika» gibt es montiert. Kombiniert mit Interviewdaten wer- nun seit 20 Jahren. Wir kennen eine Menge An- Ursprünglich sollte die Studie auch die den wir bald erste Erkenntnisse haben. ekdoten, wer wo mit einem Schweizer Velo he- CO2-Einsparung durch «Velos für Afri- rumfährt und was der Nutzen ist. Was uns je- ka» aufzeigen. Wann liegen die Ergebnisse der Studie doch fehlt, ist eine übergeordnete Verbindung Das ist in der Tat eine Frage, die uns brennend vor? dieser Einzelgeschichten. Wir können heute kei- interessiert. Wir mussten aber zur Kenntnis neh- Die Daten werden gegenwärtig analysiert und ne wissenschaftlich gesicherten Verallgemeine- men, dass diese Frage sehr komplex ist und in Mitte 2014 soll die erste Wirkungsstudie abge- rungen machen oder eine Typologie von Velo- einem ersten Anlauf nicht auch noch zu beant- schlossen sein. 13
2013 – ein Jahr der Rekorde Projekt in voller Fahrt Voller Zufriedenheit blicken wir auf das Jahr 2013 zurück. Es war geprägt von Rekorden und neuen Projekten. All das schaffen wir nur mit der Hilfe unserer Freundinnen und Freunde, ihrer Spendier- freudigkeit und dank Partnern, die uns auf vielfältige Weise unterstützen. Merci vielmal! Norden Schweiz 2013 15‘068 Velos wurden in 33 Containern exportiert 330 Tonnen Altmetall vor dem Schredder bewahrt 300 Personen arbeiten in 20 sozialen Werkstätten 36 Fahrten von Planzer gesponsert 1‘846 Transporte mit dem Zug vom VÖV gesponsert 450 Sammelstellen in der Schweiz 50 Sammelanlässe Süden Afrika Seit 1993 117‘000 Recycling-Velos exportiert, von ½ Mio. Menschen genutzt, bis zu 4 Personen teilen sich 1 Velo 6 55 50 Partnerländer in Burkina Faso, Eritrea, Ausbildungsplätze in Velomechanik Mitarbeitende mit Festanstellung bei Gambia, Ghana, Madagaskar, Tansania Süd-Partnern 14
Unterwegs in Irim, Burkina Faso Zwiebeln für ein Velo Zweimal am Tag geht Habibou zu Fuss in den drei Kilometer entfernten Gemüsegarten zum Bewässern. Bisher konnte sich die 50-Jährige kein Velo leisten. Dank dem Projekt «Mam Wefo» soll sich das nun ändern. Mit einem Velo ist Habibou schneller im Garten zum Wässern. Habibou hat Kraft, das merkt man an ihrem Frauen ihre Pflanzung. Zweimal täglich muss die 20’000 CFA-Franc in drei Monaten zusam- Händedruck. Stolz erzählt sie von den sechs Kin- gegossen werden. Das nicht zu knapp. Etwa men habe», sagt Habibou. Es geht um umge- dern, die sie gross gezogen hat. Die Fünfzigjäh- 30’000 Liter Wasser täglich sind nötig, damit der rechnet etwa 40 Franken. rige hat ein sonniges Gemüt, das zahnlose La- Garten nicht verdorrt. 25 Meter tief ist der Brun- chen ist ansteckend. Das Objekt ihrer Begierde nen. Ein Loch im Boden. Die Frauen von Irim, hat sie sofort entdeckt. Es ist eines der ordent- viele mit einem Baby auf dem Rücken, lassen Selber reparieren lich aufgereihten 470 Velos aus der Schweiz. Da- schwarze Plastikgefässe an dünnen Sisalschnü- Die nächsten drei Wochen tauscht Habibou die mit es ihr niemand wegschnappt, hat sie ein ren in die Tiefe gleiten. Mit ausgestreckten Ar- Giesskanne gegen Velowerkzeug. «Ich bin sehr Stoffbändchen an den Gepäckträger gebunden. men holen sie die Last wieder hinauf. Das Seil zufrieden, dass ich mitmachen darf. Das pas- Ihr auserkorenes pinkfarbenes Damenvelo passt ist wertvoll, es soll nicht am Brunnenrand siert nicht jeden Tag», sagt sie. Es funkelt in ih- perfekt zur Bluse. «Jetzt muss ich noch leiden, scheuern. Auch ich versuche einen Hiev, mein ren Augen. Sechs Frauen stehen um Schulungs- bald muss es leiden», sagt sie und lacht erneut. «ohlala» quittieren die Frauen mit fröhlichem leiter Tim Basler aus der Schweiz. Aufmerksam Doch bis sie ihren Traum erfüllen kann, ist es Gelächter. Habibou pflanzt Zwiebeln an. «To- beobachten sie, wie er einen Platten flickt. Und noch weit. Der Weg ist mit Zwiebeln gesät. maten und anderes Gemüse wachsen nur probieren es gleich selbst – mit vereinten Kräf- Habibou lebt wie alle hier in einer Sippe. 32 schlecht», sagt sie. Doch statt die Zwiebeln zu ten wird der Reifen auf die Felge gedrückt. Frauen, 10 Männer. Wie viele Kinder dazu ge- essen, spart sie diese. «Ich werde sie lagern und Schliesslich sollen die Frauen später ihre Velos hören, weiss sie nicht so genau – «viele sind warten, bis ich einen guten Preis dafür be- selber reparieren können. Und die soziale Kon- es», sagt sie verschmitzt. Habibous Tag beginnt komme.» Denn mit den Zwiebeln will sie sich trolle spielt. «Meine Kinder sind hier gewesen», morgens um fünf Uhr. Nachdem sie auf dem of- ihren Traum erfüllen. Er ist pink, er kommt aus erzählt Habibou. Sie wollten kontrollieren, ob fenen Feuer den Hirsebrei zubereitet hat, geht der Schweiz: Es ist eines der Velos auf dem Hof, ich gut aufpasse.» Habibou lacht. «Mam Wefo», sie in den Garten der Frauen. Ihr Gang ist auf- wo sie die Schulung macht. «Ich hoffe, dass ich mein Velo (s. Seite 5ff.), heisst das Gemein- recht und stolz. Auf ihrem Kopf balanciert sie schaftsprojekt von «Velos für Afrika» und der eine riesige Blechschüssel, darin scheppert eine Organisation Kaicedra. Die Frauen aus Irim be- Giesskanne. Der vielleicht zwei Fussballfelder kommen ihre Schweizer Velos zu einem Sonder- grosse Garten ist von Weitem zu sehen. Das preis. Habibou kann es kaum erwarten, bis sie Grün steht im scharfen Kontrast zur kargen sich ihren pinken Traum erfüllt hat: «Meine Landschaft. Etwa 60 Frauen in bunten Tüchern, Beine und mein Rücken schmerzen, darum die sie um ihre Köpfe und Hüften geschlungen freue ich mich auch so auf mein Velo.» haben, arbeiten hier. Trotz des Betriebs strahlt Text: Claudia Meyr der Ort Ruhe aus. Mit Hingabe pflegen die Fotos: Ben Zurbriggen 15
bike to work und «Velos für Afrika» Im Fahrtwind zur Arbeit Zur Arbeit radeln und «Velos für Afrika» unterstützen. Im Rahmen der Aktion bike to work 2014 sind durch den Arbeitstag, so lautet der Slogan von halb des angemeldeten Betriebs bilden sich «Velos für Afrika» und Pro Velo Schweiz eine bike to work: Wer mit dem Velo zur Arbeit fährt, möglichst 4er-Teams mit dem Ziel, im Juni min- Kooperation eingegangen und haben zwei An- absolviert so bereits sein tägliches Fitnesspro- destens jeden zweiten Tag zu radeln. Wer das gebote für Firmen ausgearbeitet, welche an bike gramm, ist länger leistungsfähigen Geistes und schafft, dem winken attraktive Wettbewerbs- to work teilnehmen. Dieses Jahr können Firmen schont darüber hinaus das Portemonnaie. Zu- preise wie Velos, Ferien oder Teamausflüge im pro gefahrene Kilometer für «Velos für Afrika» dem ist bike to work gut für den Zusammenhalt Gesamtwert von über 90’000.- Franken. spenden oder ihren Teamanlass in der Velo- innerhalb der Firma. An der Aktion bike to work Werkstatt von «Velos für Afrika» durchführen, von Pro Velo Schweiz melden sich Firmen mit Anmeldung und Informationen: um unter fachkundiger Anleitung Recycling- ihren Arbeitnehmenden aus der ganzen Schweiz Melden Sie Ihren Betrieb bis am 15. Mai Velos für den Export nach Afrika aufzubereiten. an. Während eines Monats fahren rund 50’000 2014 an unter: Im Fahrtwind zur Arbeit – mit Rückenwind Mitarbeitende mit dem Velo zur Arbeit. Inner- www.biketowork.ch Le cyclonaute et la planète Mon arrivée inattendue dans un lieu inconnu est Claude Marthaler ist Autor von sechs Bü- une grande source de distraction. D'emblée, je chern, zwei davon auf Deutsch übersetzt: me fait dérober mon identité et ma naïveté. Si Durchgedreht – 7 Jahre im Sattel, Reise aux Etats-Unis, je suis considéré comme pauvre, Know-How Verlag, 2002 und Soweit das car je ne possède qu'un VTT, aussitôt passé la Rad uns trägt, Maxime Verlag, 2012. Er frontière mexicaine, je deviens riche pour la führte die Co-Regie von Bike for bread, ein même raison! Dokumentarfilm über die Brotlieferanten De nos jours, d'un point de vue européen, celui auf Velos in Kairo. Ab 2015 dreht er mit Ra- qui ne voyage pas a un problème. En Afrique, ce- phaël Jochaud sechs Dokumentarfilme über lui qui voyage est riche, il incarne un extrater- das Velo als Arbeitsinstrument in aller restre ou un billet pour quelque part, mais par- Welt. Infos: www.yaksite.org ce qu'il est riche et qu'il voyage à bicyclette, il doit vraiment avoir un sérieux problème! Didier Wir verlosen fünf handsignierte Exemplare Tronchet écrivit avec justesse: «Tout corps placé enfance comme une paire de lunettes pour voir von: Durchgedreht – 7 Jahre im Sattel. Eine sur un vélo voit son regard sur le monde dépla- le monde. Depuis, ses habitants ne cessent de E-Mail mit dem Vermerk «cyclonaute» an cé». J'ai chaussé les deux roues du vélo de mon m'émerveiller! Claude Marthaler info@velosfuerafrika.ch genügt. 16
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