"iMake-IT" für kleine Erfinder und Tüftlerinnen Mit "FinanceMission World" Finanzwissen stärken - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 2 ...
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STEHSATZ 2 | 2021 | STEHSATZ AUS DEM LCH RUBRIK Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 2 | 2021 «iMake-IT» für kleine Erfinder und Tüftlerinnen Mit «FinanceMission World» Finanzwissen stärken 1
WEITERBILDUNG Wir bilden weiter. Bestens vorbereitet auf alles, was kommt. Seien Sie sicher: Die Durchführung unserer Weiterbildungsangebote passt sich den aktuellen und kommenden Gegebenheiten an. Ob inspirierendes Kurzreferat oder vertiefender CAS-Lehrgang, Online-Coaching oder individualisierte Weiterbildung für Ihre Bildungsorganisation: die Angebote richten sich an Expertinnen und Experten im Bildungsbereich, die diese herausfordernde Zeit aktiv nutzen möchten. phzh.ch/wirbildenweiter
2 | 2021 EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser Ausgabe 2 | 2021 | 2. Februar 2021 Ist das Selfie eine nützliche Errungenschaft oder letztlich doch nur eine Zeitschrift des LCH, 166. Jahrgang der Schweizer Lehrerinnen- und Lehrerzeitung (SLZ) nervige Lüge? Fakt ist, im gesellschaftlichen Leben von heute ist das Selfie BILDUNG SCHWEIZ erscheint 11 Mal jährlich nicht mehr wegzudenken. Viele nutzen es, um sich mitzuteilen, um andere am eigenen Leben teilhaben zu lassen oder um zu zeigen, wo sie gerade Impressum sind oder was sie tun. Für Jugendliche ist es oft noch mehr: Für sie ist die virtuelle und reale Welt dieselbe. Sie wachsen mit den sozialen Medien auf, Herausgeber/Verlag Dachverband Lehrerinnen und Lehrer posten Selfies und weitere Bilder, liken und kommentieren jene anderer. Schweiz LCH Filter und Bildbearbeitungsprogramme werden dabei häufig verwendet, • Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin • Franziska Peterhans, Zentralsekretärin um die optimale Wirkung zu erzielen. Das Leben – eine Inszenierung? Die • Beat A. Schwendimann, Leiter der Pädagogischen Gefahr besteht jedenfalls. Welchen Einfluss das Smartphone und generell Arbeitsstelle LCH die virtuelle Welt auf Jugendliche haben kann, zeigt der Erfahrungsbericht Zentralsekretariat und Redaktion «Mein Leben ist ein Selfie!» ab Seite 26. Pfingstweidstrasse 16, 8005 Zürich Telefon 044 315 54 54 E-Mail: bildungschweiz@LCH.ch Einer virtuellen Welt der anderen Art begegnen wir in «FinanceMission Internet: www.LCH.ch, www.bildungschweiz.ch Erreichbar Mo–Do, 8–12 Uhr und 13.30–16.45 Uhr, World». In diesem neuen digitalen Lernangebot von FinanceMission durch- Fr bis 16 Uhr streifen Schülerinnen und Schüler des Zyklus 3 als Heldenfiguren verschie- dene Distrikte einer Stadt und lösen dabei knifflige Aufgaben zur Finanz- Redaktion • Belinda Meier (bm), Leitende Redaktorin kompetenz. «Sie (...) erhalten das Rüstzeug, um clevere Entscheidungen • Deborah Conversano (dc), stv. leitende Redaktorin im Zusammenhang mit ihren eigenen Finanzen zu treffen», erklärt Ursula • Maximiliano Wepfer (mw), Redaktor Print/Online • Anna Walser (aw), Redaktorin Print/Online Leutwiler, Projektleiterin von FinanceMission World, im Interview ab Seite 22. Ständige Mitarbeit: Adrian Albisser (Bildungsnetz), BILDUNG SCHWEIZ stellt das neue Lernangebot ab Seite 20 vor. Claudia Baumberger, Peter Krebs, Marina Lutz (Cartoon), Christian Urech, Roger Wehrli, Christa Wüthrich, Michael Merker/Christine Zanetti (Schul- Neben der Finanzkompetenz geht es vorerst zum letzten Mal um die Lese- recht) und Schreibkompetenz von Schülerinnen und Schülern. Wir schliessen die Abonnemente/Adressen Serie «Lesen und Schreiben» mit der vorliegenden Ausgabe ab, blicken auf Bestellungen/Adressänderungen: Zentralsekretariat LCH, 044 315 54 54, die vielen, in den vergangenen zehn Ausgaben umgesetzten Beiträge zu- adressen@LCH.ch rück und versuchen, daraus ein paar wichtige Schlüsse zu ziehen (ab S. 14). Adressänderungen auch im Internet: www.bildungschweiz.ch Ebenfalls lassen wir nochmals eine wichtige Persönlichkeit zu Wort kommen: Für Aktivmitglieder des LCH ist das Im Interview mit Leseforscherin Andrea Bertschi-Kaufmann bringen wir Abonnement im Verbandsbeitrag (CHF 74.– pro Jahr) inbegriffen in Erfahrung, was es für den Leselehrprozess zu beachten gilt und wie die Jahresabonnement für Nichtmitglieder: Lese- und Schreibförderung gelingen kann (ab S. 16). Schweiz CHF 108.50, Ausland CHF 183.50 Einzelexemplar CHF 10.25, ab dem 8. Expl. CHF 7.20 (jeweils plus Porto und MwSt.) Weitere Themen, auf die wir ein Augenmerk richten: das professionelle Er- Dienstleistungen messen in der Feedback- und Beurteilungspraxis von Lehrpersonen (ab S. 32) Bestellungen/Administration: Zentralsekretariat sowie das Projekt «Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität» (ab S. 6). LCH, 044 315 54 54, adressen@LCH.ch Reisedienst: Jolanda Fraefel, j.fraefel@LCH.ch Letzteres hat zum Ziel, die Maturität auf das aktuelle schulische Umfeld abzustimmen und interkantonal besser vergleichbar zu machen. Inserate/Druck Inserateverkauf: Martin Traber, Fachmedien, Zürichsee Werbe AG, Tel. 044 928 56 09 Und zum Schluss noch dies: Der LCH martin.traber@fachmedien.ch unterstützt die Initiative für eine Mediadaten: www.bildungschweiz.ch Druck: FO-Zürisee, 8132 Egg ZH 13. AHV-Rente und führt im Mai für ISSN 1424-6880 Lehrerinnen ein Grundlagenseminar Verbreitete Auflage: 41 604 Exemplare Total verkaufte Auflage: 41 593 Exemplare zur Altersvorsoge durch (S. 9). (WEMF/KS-Beglaubigung) Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre! Belinda Meier Leitende Redaktorin Ob Segen oder Fluch: Manchmal ist ein Selfie auch einfach nur praktisch. Foto: Pascal Meier 3
2 | 2021 INHALT 8 Der LCH fordert, dass Lehrpersonen in der Impfstrategie des Bundes priorisiert werden. 24 Beim Projekt «iMake-IT» der Pädagogischen Hochschule Schwyz wird geplant, gebaut und programmiert. 37 Filmtipp: Junger Lehrer findet sein Glück in abgeschiede- ner Schule. 16 Das Interview mit der Leseforscherin Andrea Bertschi- Kaufmann bildet den Abschluss der Serie zu Lesen und Schreiben. 20 In «FinanceMission World» erweitern Jugendliche ihre Finanzkompetenz in einer virtuellen Stadt. Fotos auf diesen Seiten: iStock/Remains, Roger Wehrli, Eleni Kougionis, trigon-film, FinanceMission Titelbild: Autos bauen und programmieren Foto: Roger Wehrli 4
2 | 2021 INHALT AKTUELL | BILDUNGSPOLITIK 6 Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität 8 Gesundheitsschutz in der Schule muss höchste Priorität haben 9 In der Altersvorsorge braucht es Verbesserungen 10 Musikunterricht ist noch nicht am Ziel 11 Klare Regeln für die Datennutzung im Bildungswesen 12 Sich sicher weiterbilden und gleich doppelt auftanken 13 Wintersession 2020: Weniger Jugendschutz, mehr Lohngleichheit LESEN UND SCHREIBEN 14 Von der Freude am Lesen und vom Weg dorthin 16 «Lesen verlangt ein ganzes Bündel an Fähigkeiten» PÄDAGOGIK 20 FinanceMission lanciert neues digitales Lernangebot 22 Sicher mit den eigenen Finanzen umgehen 24 Vom Bau des Schuhschachtel-Autos 26 Mein Leben ist ein Selfie! 30 Aber bitte feinfühlig! BILDUNGSFORSCHUNG 32 Die Gesamtbeurteilung im Zeugnis – ein professioneller Ermessensentscheid RUBRIKEN 3 IMPRESSUM 35 SCHULRECHT 36 BILDUNGSNETZ 37 BÜCHER UND MEDIEN 38 VERLAG LCH 43 MEHRWERT LCH 45 BILDUNGSMARKT 47 3 FRAGEN AN ... | BILDUNG SCHWEIZ demnächst Ha, ha, ha! Das Dehnungs-H! BERNADETTE Das Wichtiste lesen, wenn es FRICK • Coaching für Lehrpersonen in belastenden Arbeitssituationen, für mehr Leichtigkeit und Freude im Schulalltag noch neu ist. • Lösungsorientierte Beratung nach der Methode von Markus Grindat • Kostenloses Erstgespräch Bernadette Frick www.bernadettefrick.ch 078 690 3582 www.LCH.ch > News Link:http://gachter.name/lirumlarum/ GELUNGENE PÄDAGOGIK IST EIN TÄGLICHES KUNSTWERK. 5
2 | 2021 AKTUELL Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität Im Projekt «Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität» werden die Rechtsgrundlagen überarbeitet. Das Ziel: Die Maturität soll auf das aktuelle schulische Umfeld abgestimmt und interkantonal besser vergleichbar sein. Die gymnasiale Maturität beruht haupt- mit den spezifischen Bildungszielen, den Unterricht nicht zu einem oberflächlichen sächlich auf zwei Dokumenten, die zu Beiträgen zum Aufbau der überfachli- Abarbeiten von zahlreichen, kaum mit- Beginn der 1990er-Jahre entstanden sind: chen Kompetenzen und den fachlichen einander verknüpften Themen in vielen das vom Bund und der Schweizerischen Kompetenzen der einzelnen Lerngebiete. parallel unterrichteten Fächern verkommt. Konferenz der kantonalen Erziehungs- Bedingt durch die Struktur des Gym- Da dieser Fächerkatalog in seiner Breite direktoren (EDK) gemeinsam getragene nasiums mit einem Grundlagenbereich die allgemeine Hochschulreife sicherstellt Maturitätsanerkennungsreglement (MAR) und einem Wahlpflichtbereich gibt es in und einen wesentlichen Beitrag für die ver- und der unter der Ägide der EDK aus- den meisten Fächern drei Lehrpläne mit tiefte Gesellschaftsreife leistet, benötigt er gearbeitete Rahmenlehrplan (RLP). Seit abnehmender Regelungsdichte: einen für genügend Raum und Zeit. Zudem stellt 2018 läuft unter dem Namen «Weiter- das Grundlagenfach, der für alle Schüle- er hohe Ansprüche an die Motivation der entwicklung der gymnasialen Maturität» rinnen und Schüler obligatorisch ist, einen Schülerinnen und Schüler, die sich in der ein Projekt zur Überarbeitung dieser für das Schwerpunktfach und einen für das Regel nicht für alle Fächer gleich stark Rechtsgrundlagen, an dem die wichtigs- Ergänzungsfach. interessieren. ten Akteure wie die Mittelschulämter, Daneben tritt der Wahlpflichtbereich, Schulleitungen, Lehrpersonen sowie die MAR angepasst und ergänzt der den Maturandinnen und Maturanden Maturitätskommission und swissuniversi- Gleichzeitig wurden die bisherigen Arti- im Schwerpunktfach und im Ergänzungs- ties von Anfang an beteiligt waren. Neben kel des MAR einer sorgfältigen Prüfung fach eine individuelle Vertiefung oder einer eigentlichen Neufassung des RLP ist unterzogen und dort angepasst, wo ein Erweiterung sowie in Form der Maturi- auch eine Überprüfung und Modifikation klarer Bedarf ausgewiesen war. Zudem tätsarbeit ein eigenständiges Arbeiten an des MAR vorgesehen. Ziel ist nicht nur wurden Artikel ergänzt und Überlegun- einem selbst gewählten Thema erlaubt. eine Anpassung an das Umfeld, das sich in gen zur Ausgestaltung des Grundlagen- Aufgrund seines Gestaltungsraums trägt den vergangenen Jahrzehnten beträchtlich bereichs (obligatorische Fächer) und zum der Wahlpflichtbereich weniger zur Ver- verändert hat, sondern auch eine Erhöhung Wahlpflichtbereich (bisher Schwerpunkt- gleichbarkeit der Abschlüsse bei. Alle diese der Vergleichbarkeit, um die Gleichwertig- fach, Ergänzungsfach, Maturitätsarbeit) Fächer und Fächerkategorien gilt es sinn- keit der Maturitätsabschlüsse künftig noch voll zu definieren, adäquat zu gewichten, besser garantieren zu können. In den Kan- mit den notwendigen zeitlichen Ressour- tonen Jura, Neuenburg und Waadt sowie «Die grosse Herausforderung cen auszustatten und am Ende des Bil- im französischsprachigen Teil des Kantons besteht nach wie vor darin, dungsgangs in der richtigen Form sowohl Bern gibt es zurzeit noch ein dreijähriges zu prüfen als auch zu bewerten. Insgesamt Gymnasium. Die Mindestdauer des Gym- den (...) gewachsenen Katalog besteht ein grosser Konsens, das Fächer- nasiums soll künftig gesamtschweizerisch der Grundlagenfächer und system grundsätzlich beizubehalten, aber auf mindestens vier Jahre festgelegt wer- der obligatorischen Fächer so interdisziplinäre Gefässe und Themen zu den. Auch die Governance auf nationaler fördern. Auch möchte man an den Matu- Ebene muss hinsichtlich der Anerkennung zu gestalten, dass der Unter- ritätsprüfungen festhalten, deren Wert im der Abschlüsse klarer geregelt werden. richt nicht zu einem oberfläch- Frühling 2020 ohne Not und ohne Evidenz in Zweifel gezogen wurde. Dies impliziert Neuer, kompetenzorientierter lichen Abarbeiten von aber nicht, dass Form und Inhalte unver- Rahmenlehrplan zahlreichen, kaum miteinander ändert gelassen werden sollen. Im Gegen- Im Herbst 2020 begann die Erarbei- teil: Es gibt auch Überlegungen dazu, wie tungsphase des Projekts. Innert weniger verknüpften Themen in durch eine geschickte Formulierung neue Wochen wurde ein komplett neuer, kompe- vielen parallel unterrichteten Formen zur Überprüfung der Kompetenz tenzorientierter Rahmenlehrplan ausge- erreichung ermöglicht werden können. Die arbeitet. Dieser schliesst nahtlos an die Fächern verkommt.» Diskussionen haben zudem deutlich zum sprachregionalen Lehrpläne der obli- Ausdruck gebracht, dass man am bishe- gatorischen Schule an und bildet so die angestellt. Die grosse Herausforderung rigen Ansatz mit gesamtschweizerischen Basis für die kantonalen und schulischen besteht nach wie vor darin, den seit 1995 Mindestanforderungen und einem hinrei- Lehrpläne. Der neue RLP wird zunächst nochmals gewachsenen Katalog der chend grossen Spielraum für die Kantone fachübergreifende transversale Themen Grundlagenfächer und der obligatorischen und die Schulen festhalten möchte. enthalten wie zum Beispiel Bildung für Fächer (Erstsprache, zweite Landesspra- Nachhaltige Entwicklung, politische Bil- che, dritte Sprache, Mathematik, Biologie, Knackpunkte: Sprachregionale dung sowie Digitalität. Ebenfalls greift er Chemie, Informatik, Physik, Geografie, Unterschiede, mangelnde Vergleich- überfachliche Kompetenzen sowie Gedan- Geschichte, Wirtschaft und Recht, Bild- barkeit und Innovationsbereitschaft ken zur Wissenschaftspropädeutik und nerisches Gestalten, Musik, Sport sowie Als besonders grosse Herausforderungen zur Interdisziplinarität auf. Anschliessend weitere kantonale Fächer wie Philosophie erweisen sich die beträchtlichen sprachre- folgt pro Fach je ein Fachrahmenlehrplan oder Religion) so zu gestalten, dass der gionalen Unterschiede in der Schulkultur, 6
2 | 2021 AKTUELL die sich insbesondere beim Verfassen des Nächster Schritt: Interne Konsultation mit Sorge. Er wird alles daransetzen, die RLP manifestierten. Durch die mittlere Voraussichtlich vom 15. März bis zum Chance zur differenzierten Rückmeldung Regelungsdichte verursachte er intensive 15. Juni 2021 erhalten nun die Kantone, die zu nutzen und durch eine möglichst hohe Diskussionen und Auseinandersetzungen Schulleitungen und die Lehrpersonen an Beteiligung der Lehrerinnen und Lehrer in den Fachgruppen. Dazu kommen die den Gymnasien die Gelegenheit, im Rah- die weitere Arbeit am Projekt in eine gute Forderung nach mehr Verbindlichkeit und men einer internen Konsultation erstmals Richtung zu lenken. ■ Vergleichbarkeit, die in einem Gegensatz Stellung zu den Vorschlägen zu beziehen. zur Autonomie der Kantone und der Schu- Der Verein Schweizerischer Gymnasialleh- Lucius Hartmann, Präsident VSG len in der Umsetzung des MAR stehen, rerinnen und Gymnasiallehrer (VSG) wird und der Wunsch, Bewährtes zu behalten sich dafür einsetzen, dass auch der Dach- und trotzdem Innovationen zu wagen. verband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz Weiter im Netz Schliesslich hat der überaus ehrgeizige (LCH) und das Syndicat des Enseignant.es www.edk.ch/dyn/12475.php – Ausführli- Zeitplan von allen Beteiligten einen enor- Romand.es (SER) sich beteiligen und ihre che Informationen zum Projekt «Weiter- men Einsatz gefordert. Für die Ausarbei- Sicht auf das Gesamtsystem der Bildung entwicklung der gymnasialen Maturität», tung der ersten Entwürfe war gerade mal gewinnbringend in das Projekt einbringen seinen Teilprojekten und seinem Zeitplan ein Vierteljahr vorgesehen. Hinzu kam, können. Die Komplexität des Projekts, in dass diese Zeit zusätzlich durch die Coro- dem die verschiedenen Bereiche stark auf- napandemie geprägt und belastet war. Es einander bezogen sind, die eingeschränkte ist daher zu hoffen, dass sich der Zeitdruck Möglichkeit zum Austausch und zur Dis- nicht spürbar in der Qualität der Unterla- kussion infolge der Pandemie und die gen niederschlägt. knappen Zeitverhältnisse erfüllen den VSG Die gymnasiale Maturität wird derzeit überarbeitet. Im Rahmen einer internen Konsultation können Lehrpersonen und andere Bildungsvertretende im Frühling 2021 erstmals Stellung zu den erarbeiteten Vorschlägen beziehen. Foto: iStock/ShariFotodesign 7
2 | 2021 AKTUELL Gesundheitsschutz in der Schule muss höchste Priorität haben Für den Schutz der Gesundheit von Lehrerinnen und Lehrern reichen die bestehenden Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus nicht aus. Deshalb sehen LCH und SER die Kantone und Gemeinden in der Pflicht, weitergehende, koordinierte Massnahmen wie zum Beispiel einen prioritären Impfschutz für Lehrpersonen umzusetzen. «Die Gesundheit und der Für Lehrpersonen sei es aber Überdies verlangen LCH und Blick in die Zukunft richten Schutz der Kinder, der Lehr- schwierig nachvollziehbar, SER für Lehrpersonen als Darüber hinaus sollten sich personen und des übrigen dass sie weiterhin täglich in systemrelevante und expo- die Behörden unter Einbezug Schulpersonals muss obers- einem Raum mit über 20 Per- nierte Berufsgruppe einen der Berufsverbände der Lehr- te Maxime bei allen Ent- sonen arbeiten müssten, prioritären Impfschutz und personen und Schulleitungen scheidungen zu den Umstän- währenddessen für private regelmässige Tests. Sollte auf die nächsten Wochen vor- den, unter denen die Schulen Treffen eine Obergrenze von sich die Lage weiter ver- bereiten. Die aktuelle Situa offengehalten oder geschlos- maximal fünf Personen gilt. schärfen, müsse aus Sicht tion wirkt sich beispielsweise sen werden, sein. Dieser Viele von ihnen würden sich der Lehrerdachverbände zum auf den Berufswahlprozess Grundsatz ist unverhandel- daher unter den gegebenen einen Fernunterricht in der Jugendlichen aus. Des- bar.» Dies schreiben der Umständen nicht ausrei- Betracht gezogen werden. halb müssten die behördli- Dachverband Lehrerinnen chend geschützt fühlen. Zum anderen sollten Kantone chen Entscheidungen schnell und Lehrer Schweiz (LCH) und Gemeinden entschieden bekanntgegeben werden, um und das Syndicat des Status quo ist nicht genug reagieren und die vom Bund Unsicherheiten zu reduzieren Enseignant∙es Romand∙es Deshalb fordern LCH und SER beschlossenen Massnahmen und Vertrauen an den Schu- (SER) in ihrer Medienmittei- weitergehende Massnahmen, konsequent umsetzen. len zu schaffen. (pd/mw) lung vom 19. Januar 2021. Die um sowohl Lehrende als auch «Hierbei braucht es eine beiden Lehrerdachverbände Lernende genügend vor Koordination unter den Kan- Weiter im Netz anerkennen darin die grosse Ansteckungen zu schützen. tonen, denn die Pandemie www.LCH.ch > Mediencorner > Bedeutung von Präsenzun- So müssen die Arbeitgeber hält sich nicht an Kantons- Medienmitteilungen > Medien- terricht vor allem für junge Lehrerinnen und Lehrer mit grenzen», heisst es in der mitteilung vom 19. Januar 2021 Schülerinnen und Schüler. FFP2-Masken versorgen. Medienmitteilung. Bei uns finden Sie die passenden Lehrpersonen! Schuljobs_Inserat_2020_halbseitig_182x124.indd 1 26.10.20 12:02 8
2 | 2021 AKTUELL In der Altersvorsorge braucht es Verbesserungen Der LCH unterstützt als Teil eines breiten Initiativkomitees die Einführung einer 13. AHV-Rente. Mit dieser Stärkung der 1. Säule sollen die Renten verbessert werden. Die Unterschriftensammlung verlief wegen der Coronapandemie verzögert, ist nun aber in der Schlussphase. Die Altersvorsorge ist eine der stetigen die Rentenberechnung. Deshalb ist jede LCH unterstützt Initiative Baustellen in der schweizerischen Poli- Erhöhung der AHV-Rente zielführend, Die Finanzierungsfrage wird – wie so tik. Auch wenn die Berufstätigen immer oft – der Knackpunkt dieser Initiative höhere Beiträge in ihre Pensionskasse sein und auch politisch kontrovers disku- einzahlen, sinken die Renten seit Jahren. «Besonders problematisch ist tiert werden. Finanziert werden soll die Gleichzeitig steigen Mieten und Kranken- die Situation vieler Frauen. 13. AHV-Rente durch eine Erhöhung der kassenprämien. Es bleibt vielen Arbeitneh- Lohnbeiträge der Arbeitnehmenden um menden nach dem Erwerbsleben zu wenig Sofern sie überhaupt eine rund 0,35 Prozentpunkte oder über eine übrig, weil die Rente nicht existenzsichernd Pensionskassenrente erhalten, Beteiligung der Schweizerischen National- ist, um den gewohnten Lebensstandard zu bank mit einem Teil ihrer Gewinne. erhalten. Fast jede zehnte Person benötigt ist diese durchschnittlich nur Der LCH unterstützt die Initiative und direkt nach der Pensionierung Ergänzungs- halb so hoch wie die der lädt all seine Mitglieder ein, den beiliegen- leistungen. Die Hälfte aller Personen, die den Unterschriftenbogen zu nutzen. ■ 2017 in Rente gingen, müssen – Pensions- Männer.» kassenrente miteinberechnet – mit weni- Franziska Peterhans, Zentralsekretärin, ger als 3500 Franken pro Monat über die um das Renteneinkommen von Frauen Sara Kurmann Meyer, wissenschaftliche Runden kommen. zu verbessern und die Rentenlücke zu Mitarbeiterin LCH vermindern. Rentensituation ist besonders für Frauen problematisch Weiter im Netz Besonders problematisch ist die Situation www.ahvx13.ch vieler Frauen. Sofern sie überhaupt eine Pensionskassenrente erhalten, ist diese GRUNDLAGENSEMINAR «ALTERSVORSORGE» FÜR LEHRERINNEN durchschnittlich nur halb so hoch wie die der Männer. Grund dafür ist, dass ihre Die geschlechtsspezifische Altersvorsorgelücke, der sogenannte «Gender Pension Gap», Lebensläufe durch Mutterschaft, Erwerbs- ist immens. Die Renten der Frauen in der Schweiz sind im Durchschnitt 37 Prozent tiefer unterbrüche, Teilzeitarbeit und tiefere als diejenigen der Männer. In der beruflichen Vorsorge beträgt das Gefälle über 60 Pro- Löhne geprägt sind. Bei der AHV sind zent. Niedrige Renten gefährden das selbstbestimmte Leben vieler Frauen und führen die Männer- und Frauenrenten hingegen immer öfter zu Altersarmut. Die Gründe dafür sind vielfältig: Frauen leben länger, arbei- ten häufiger Teilzeit oder sind eine gewisse Zeit gar nicht berufstätig. Zum Auftrag des ähnlich hoch, da in der AHV auch die LCH als Dachverband gehört es, gute Vorsorgesituationen für seine Mitglieder zu fördern. Betreuung von Kindern und Angehörigen Neben der umfassenden politischen Arbeit kann die Vermittlung von Wissen zu Vorsorge- als Arbeit anerkannt wird und zu höheren fallen und zum Umgang mit ihnen die Vorsorgesituation der Lehrerinnen in der Schweiz AHV-Renten führt. deutlich verbessern. Mit dem Grundlagenseminar LCH «Altersvorsorge» soll ein wichti- ger Beitrag zur Sensibilisierung und Wissensaneignung besonders im Hinblick auf die Darum geht es 2. Säule geleistet werden. Insgesamt werden zwei Seminare durchgeführt. Seminar 1 Die schlechte Situation der Pensionskassen- richtet sich an 20- bis 30-jährige Lehrerinnen, Seminar 2 an Lehrerinnen 50+ in einer renten muss sich ändern. Als erster Schritt späteren Erwerbsphase. für eine bessere Altersvorsorge hilft aber eine Stärkung der AHV. Die Forderung der Termine: Initiative für eine 13. AHV-Rente ist ein- • 25. Mai 2021, 16 bis 18 Uhr (Seminar 1), 18.30 bis 20.30 Uhr (Seminar 2) fach. Sie fordert die Einführung einer wei- • 26. Mai 2021, 15 bis 17 Uhr (Seminar 2), 17.30 bis 19.30 Uhr (Seminar 1) teren Auszahlung jener Rente, auf die man Schwerpunkte: in der AHV Anspruch hat – so, wie fast alle • Aktuelle Ereignisse im Politikfeld der beruflichen Vorsorge einen 13. Monatslohn haben. Monatlich • Vorsorgefallen und mögliche Wege, damit umzugehen bedeutet dies eine um 8,33 Prozent höhere • Konkrete, zielgruppennahe Fallsituationen Rente. Aufgrund der ausgleichenden • Begriffe klären (Eintrittsschwelle, Koordinationsabzug, versicherter Verdienst) Eigenschaft der AHV profitieren Personen • Unterschied kennen zwischen dem BVG als Mindestgesetz und einer Vorsorgelösung mit tiefen und mittleren Einkommen ganz der angeschlossenen PK (überobligatorische Versicherung) besonders. Aber auch Bezügerinnen und • Eigene Erwerbsbiografie im Hinblick auf die Altersvorsorge reflektieren und Bezüger von Ergänzungsleistungen sollen Handlungsoptionen kennen von der 13. Monatsrente einen Nutzen haben. Die Seminare dauern je ca. zwei Stunden, werden als Präsenzveranstaltungen in Zürich Nur die AHV berücksichtigt die mehr- oder online durchgeführt und sind für Mitglieder LCH kostenlos. Nichtmitglieder bezahlen heitlich von Frauen erbrachte, nicht ent- CHF 50.– pro Seminar. Anmeldungen nimmt Sara Kurmann Meyer unter s.kurmann@LCH.ch löhnte Pflege- und Betreuungsarbeit für entgegen. Anmeldeschluss ist der 31. März 2021. 9
2 | 2021 AKTUELL Musikunterricht ist noch nicht am Ziel Auch nach Annahme des Verfassungsartikels über die Jugendmusikförderung im Jahr 2012 besteht erheblicher Handlungsbedarf für den Musikunterricht in der Volksschule. Dies zeigt eine Studie des Verbands Schweizer Schulmusik (VSSM) auf. Die Annahme von Art.67a der daran, dass auf dieser Stufe Bundesverfassung (BV) über Musik oft nur als Wahlfach Jugend und Musik im Jahr oder Wahlpflichtfach ange- 2012 war ein bildungspoliti- boten wird. scher Erfolg. Endlich wurde die Wichtigkeit von musikali- Bund und Kantone stehen scher Bildung anerkannt und in der Pflicht Verantwortung übernommen. Der Lehrplan 21 gibt inter- Der Verband Schweizer kantonal gewisse Rahmen- Schulmusik (VSSM) richtete bedingungen vor. Die darin sich fünf Jahre danach mit enthaltenen Bestimmungen einer Umfrage an alle kanto- haben einen gewissen Grad nalen Bildungsdirektorinnen an Verbindlichkeit. Wenn die und -direktoren. Er wollte in einem kantonalen Lehr- wissen, wie sich dieser Volks- plan vorgesehenen Lernin- entscheid in den Kantonen halte keine ausreichende ausgewirkt hat. Schulbildung gewährleisten, Musik sollte insbesondere in der Ausbildung von Primarlehrpersonen an den kann der Individualanspruch Pädagogischen Hochschulen ein Pflichtfach sein. Foto: iStock/Highwaystarz- Die daraus entstandene Stu- aus Art. 19 BV der Schülerin- Photography die bildet eine wichtige nen und Schüler verletzt sein. Grundlage für das weitere Diese haben darauf aber zu einem Mangel an ausrei- Stundentafel muss einge Vorgehen. Sie ist in drei The- einen verfassungsmässigen chend ausgebildeten Lehre- halten werden menschwerpunkte geglie- Anspruch, der rechtlich rinnen und Lehrern. Das Für den VSSM haben sich aus dert: die Umsetzung des durchsetzbar ist. macht es wiederum für die der Studie zwei dringliche Lehrplans 21 in den kantona- Kantone schwierig, hochwer- Forderungen herauskristalli- len Stundentafeln für den Aus der Studie geht auch her- tigen Musikunterricht in der siert. Er fordert zum einen, Fachbereich Musik, die Fra- vor, dass sich die Umsetzung Volksschule anzubieten. Vor dass die Stundentafel in ge, wo und wie Art. 67a BV von Art. 67a BV in den Kanto- allem in der Ausbildung zur allen drei Zyklen eingehalten umgesetzt wurde, sowie die nen nicht wirklich mit den Primarlehrperson muss der wird. Zum anderen muss Musikausbildung der Lehr- von den Schulen ergriffenen Fachbereich Musik ein- Musik ein Pflichtfach in der personen an den Pädagogi- Massnahmen deckt. Mehr- schliesslich Instrumentalun- Ausbildung an den Pädagogi- schen Hochschulen (PH). Der heitlich vertreten die befrag- terricht verpflichtend sein, schen Hochschulen im Zyk- VSSM zog zur Auswertung ten kantonalen Bildungsdi- da auf dieser Schulstufe lus 1 und 2 werden. Diese und rechtlichen Beurteilung rektorinnen und -direktoren meist keine Fachlehrperso- Änderungen sind notwendig, der Studie den Staats- die Ansicht, dass mit der Ein- nen beigezogen werden. Um um die Chancengleichheit für rechtsprofessor Rainer J. führung des Lehrplans 21 die diese Massnahmen umzu- Schülerinnen und Schüler zu Schweizer heran. Im Folgen- Umsetzung von Art. 67a BV setzen, sollten der Schweize- gewährleisten. Der VSSM hat den werden die wichtigsten auf kantonaler Ebene erfüllt rischen Hochschulkonferenz mit dieser Studie, die auf der Erkenntnisse der Studie sei. Hier zeigt sich, dass und allenfalls den Kantonen Verbandswebsite einsehbar zusammengefasst. nationale Bildungsziele in der Vorschläge für eine Regelung ist, zentrale Probleme in der Musik noch fehlen. Durch eines stufengerechten Musik- musikalischen Bildung loka- Unterschiedliche Gewich- Auslegungen von Art 67a BV unterrichts vorgelegt werden. lisiert und zeigt Lösungsan- tung der Musik ergibt sich auch, dass für sätze für die Entscheidungs- Mit der Einführung des Lehr- Bund und Kantone gewisse Zudem bietet sich eine inter- trägerinnen und -träger auf. plans 21 haben einige Kanto- Auswirkungen und Pflichten kantonale Vereinbarung an, ne Anpassungen in den Stun- bezüglich des Musikunter- um eine Harmonisierung in Armon Caviezel, dentafeln vorgenommen und richts bestehen. der Ausbildung der Lehrper- Präsident des VSSM erreichen nun die empfohle- sonen zu erreichen. Eine sol- ne Lektionenzahl im Fachbe- Pflichtfach für Primar- che verbindliche Regelung reich Musik. Dennoch beste- lehrpersonen legt die Mindeststandards Weiter im Netz hen in der Gewichtung nach Die Musikausbildung der für einen hochwertigen har- Die gesamte Studie ist auf fol- wie vor teilweise grosse kan- Lehrpersonen an den Päda- monisierten Musikunterricht gender Website abrufbar: tonale Unterschiede in der gogischen Hochschulen zeigt an der Volksschule in qualita- verbandschweizerschulmusik. Volksschule. Vor allem auf ein unterschiedliches, aber tiver und quantitativer Hin- ch/umfrage der Sekundarstufe I wird die mehrheitlich nicht zufrieden- sicht fest. Als entscheiden- gewünschte Anzahl Wochen- stellendes Bild. Durch das an des Instrument sollten die lektionen in der deutsch- den PH weit verbreitete nationalen Bildungsstan- sprachigen Schweiz noch Wahlfachsystem für den dards gemäss Art. 7 des Har- nicht erreicht. Das liegt auch Fachbereich Musik kommt es moS-Konkordats dienen. 10
2 | 2021 AKTUELL Klare Regeln für die Datennutzung im Bildungswesen Daten sind eine zentrale Ressource im digitalen Bildungsraum. Sie helfen, das Bildungssystem und den Lernerfolg zu verbessern, und haben das Potenzial, Innovation voranzutreiben. Um Daten besser schützen und gezielt nutzen zu können, ist der Aufbau einer temporären Fachstelle für Datennutzung in Planung. Die Erfahrungen mit dem dungsraum mit Schwerpunkt obwohl sie bereits in anderen KOMMENTAR Fernunterricht im Frühling Volksschule und Sekundar- Datenbanken vorliegen. Ins- 2020 haben die Herausforde- stufe II. Diese sorgt im Rah- gesamt sollen sich die Lehr- LCH begrüsst neue rungen im Umgang mit der men des existierenden personen dank geklärten Fachstelle für zunehmenden Datenmenge, Datenschutzes für einen Rahmenbedingungen im die bei der Nutzung digitaler sicheren und ethisch ange- Umgang mit Daten besser auf Datennutzung Tools entsteht, deutlich messenen Umgang mit Daten ihre pädagogischen Kernauf- Insbesondere mit der zuneh- sichtbar gemacht. Sie haben im Bildungswesen und gaben konzentrieren können menden Nutzung digitaler zudem aufgezeigt, dass es ermöglicht ihre gezielte und für die individuelle För- Geräte als Lehr- und Lern- dringend klare Regeln im Nutzung. derung der Schülerinnen und werkzeuge im Hybrid- und Umgang mit Daten braucht, Schüler sichere und ethisch Fernunterricht hat die Daten- um Missbrauch zu verhindern Klaren Rahmen schaffen angemessene Tools zur Ver- menge in den Schulen expo- und gezielte Nutzung zu Die Fachstelle soll insbeson- fügung haben. Das Projekt nentiell zugenommen. Viele ermöglichen. Die Fachagen- dere auch die Arbeit der steht aktuell am Ende der dieser Daten sind sensitiv tur Educa konzipiert zu die- Lehrpersonen erleichtern, Konzeptionsphase. Ende und müssen geschützt wer- sem Zweck zurzeit eine indem ein klarer Rahmen März 2021 wird voraussicht- den, wobei aber die gezielte nationale Fachstelle für geschaffen wird, in dem lich über den Aufbau der Verwendung nicht verhindert Datennutzung im Bildungs- Daten generiert, übermittelt Fachstelle entschieden. werden darf. Dies wirft viele wesen. Dies geschieht im und genutzt werden dürfen. Rund ein Jahr später, im März Fragen bei Lehrpersonen und Auftrag der Schweizerischen Unter anderem sollen 2022, wird dann über die Auf- Schulverwaltungen auf. Konferenz der kantonalen gemeinsame Richtlinien für nahme des regulären Erziehungsdirektoren (EDK) die sichere Verwendung von Betriebs für drei Jahre Die neue Fachstelle der Edu- und des Staatssekretariats digitalen Tools festgelegt beschlossen. ca für Datennutzung im Bil- für Bildung, Forschung und werden. Weiter soll durch die dungswesen will bestehende Innovation (SBFI). gezielte Nutzung bereits vor- Nelly Buchser, Educa Strukturen vernetzen, um handener Daten der Verwal- Erkenntnistransfer in Form Politik für die Datennutzung tungsaufwand für das Lehr- von Good Practice zu fördern, Das Ziel der geplanten Fach- personal reduziert werden. Weiter im Netz Forschungs- und Entwick- stelle ist die Entwicklung Denn aktuell werden immer www.educa.ch › Tätigkeiten › lungsprojekte umzusetzen einer schweizweiten Daten- noch viele Daten manuell von Fachstelle Datennutzung und durch einen Experten- nutzungspolitik für den Bil- den Lehrpersonen erfasst, pool Beratungen für Schulen anzubieten. Der LCH hat 2018 in seinem Positionspapier «Digitale Technologien in der Schule: Herausforderungen aktiv angehen» gefordert, dass digitale Daten aus dem Bildungsbereich durch klar definierte und transparente Sicherungs- und Nutzungs- strategien gesichert sein müssen. Er betonte zudem, dass Daten für pädagogische, aber nicht für kommerzielle Zwecke gezielt und kontrol- liert ausgetauscht und genutzt werden sollen. Der LCH begrüsst daher den Aufbau der neuen Fachstelle. Die Arbeit an Schulen wird so durch eine zentrale Anlauf- stelle und gemeinsame Richtlinien zur Datennutzung unterstützt. Beat A. Schwendimann, Leiter Pädagogische Arbeits- stelle LCH Die Datenmenge, die an Schulen generiert wird, ist gross. Eine neue Fachstelle soll klare Rahmenbedingungen für den Umgang mit ihnen schaffen. Grafik: Educa 11
2 | 2021 AKTUELL Sich sicher weiterbilden und gleich doppelt auftanken Vom 12. bis 23. Juli 2021 findet der 130. Interkantonale Sommercampus von Schule und Weiterbildung Schweiz swch.ch unter Einhaltung der aktuellen Schutzmassnahmen im pittoresken Schaffhausen statt. Lehrerinnen und Lehrer wie «Achtsamer Umgang mit einem gehaltvollen Weiterbil- WAS, WANN, WO unterrichten in einem grossen und kleinen Gefüh- dungstag erwartet die Teil- Umfeld, das durch Wandel len» über C wie «Cybermob- nehmenden in Schaffhausen Austausch in bilingualen immer wieder neu geprägt bing – wirkungsvoll begeg- ein Rahmenprogramm, das wird und viele Herausforde- nen» bis Z wie «Zeit zum einen Einblick in die kulturel- Bildungsgängen rungen mit sich bringt. In Zei- Forschen!». Traditionell wer- len, historischen und kulina- Movetia und das ZEM CES ten von Corona sind insbe- den auch viele Kurse im rischen Besonderheiten der organisieren am 31. März sondere digitale Fähigkeiten Fachbereich Gestalten ange- Region gibt. Teilnehmende 2021 eine Fachtagung, die gefordert. Die Sommerkurse boten. Diese bieten neben verbinden somit den fachli- einen Überblick über die von swch.ch leisten hier Ab- dem Kennenlernen neuer chen Austausch und die Stär- bilingualen Bildungsgänge hilfe. Mit Angeboten wie Materialien und Vertiefen von kung der eigenen Kompeten- bietet und den Mehrwert von «Multimediale Dokumente Techniken wie «Block Print – zen mit Kultur und tanken Austausch und Mobilität für den Unterricht erstellen» das Kunsthandwerk des doppelt auf. beleuchtet. Die Tagung sieht oder «E-Learning und Coro- Holzstempeldrucks» auch Inputs von Expertinnen und na – Erfahrungen reflektie- Raum für freudvolles Experi- Jana Baumgartner, Experten vor und eröffnet ren, Kompetenzen vertiefen» mentieren und Ausprobieren Co-Geschäftsführerin swch.ch den Dialog zwischen Akteu- bieten sie direkt umsetzbare zum Beispiel mit «Struktur- rinnen und Akteuren der Ideen und Lösungen für den und Farbexperimente auf der Sekundarstufe II. Die Tagung eigenen Unterricht. Die Kurs- textilen Oberfläche». Dieser findet im Kongresshaus in leitenden sind erfahrene, Ausgabe von BILDUNG Biel oder online statt. Sie ausgewiesene Fachleute und SCHWEIZ liegt der Kurspro- richtet sich an Schulleitende Praktiker – ganz nach dem grammflyer bei. Die Kurse und Lehrpersonen von Gym- Grundsatz «aus der Praxis für finden sich auch unter www. nasien und Fachmittelschu- die Praxis». Damit bauen die swch.ch und sind dort direkt len mit bilingualen Angebo- Teilnehmenden neue Kompe- buchbar. ten und an Interessierte im tenzen auf und nehmen einen Mittelschulbereich. Weitere gestärkten Methodenruck- Den Sommercampus sicher Informationen: www.movetia. sack mit nach Hause. erleben ch > News & Events Die Sommerkurse sind unter Das Programm enthält Einhaltung der aktuellen bewährte und neue Kurse mit Sicherheitsmassnahmen mit Kindesschutz als erprobtem Praxisbezug oder einem spannenden Rahmen- Führungsaufgabe auch mit ausgewiesenem programm in den Interkanto- Die diesjährigen Sommerkurse Fragen des Kindeswohls und Bezug zum Lehrplan 21. Die nalen Sommercampus von bieten ein gewohnt abwechslungs- des Kindesschutzes sind Themenvielfalt reicht von A swch.ch eingebettet. Nach reiches Programm. Foto: swch.ch Themen, mit denen sich Schulen und Tagesschulen auseinandersetzen. Schullei- GOSNOW «Die Schulen, die jetzt ihr vor allem um den sozialen tende und Tagesschulleiten- Schneesportlager absagen Aspekt, darum, dass man de schaffen die Vorausset- Ins Sommer- statt mussten, sollen im Mai oder sich miteinander auseinan- zungen, damit innerhalb der ins Skilager Juni trotzdem nach Davos, dersetzt und eine Woche an Organisation und in Zusam- Saas-Fee oder Melchsee- einem anderen Ort zusam- menarbeit mit Fachstellen Die Schweizer Schneesport- Frutt gehen und diese Desti- men verbringt.» Dazu brau- ein wirkungsvolles Früh initiative GoSnow hilft jedes nationen im Frühsommer che es nicht unbedingt erkennungssystem und ein Jahr bei der Organisation von erleben.» Statt Ski fahren Schnee. Für Lager im Früh- professionelles Vorgehen bei Schneesportlagern und sollen sie biken, wandern sommer muss die epidemio- Kindeswohlgefährdung -tagen. Diese Saison wären oder mit dem Wildhüter den logische Lage allerdings gewährleistet sind. Ziel der 250 Skilager geplant gewe- Wald erkunden. Erste Desti- stimmen, darüber sind sich Veranstaltung ist es, grundle- sen. Davon sind bereits 170 nationen hätten bereits Rauch und Minder einig. Die gendes Fachwissen zum The- abgesagt worden, wie Angebote für Schulen Sicherheit aller Beteiligten ma Kindeswohl und Kindes- Geschäftsführer Ole Rauch zusammengestellt. müsse gewährleistet sein. (pd) schutz zu erhalten sowie die gegenüber SRF «HeuteMor- Aufgaben und Ansprüche in gen» verlauten liess. Er rech- Situation beobachten der Prävention und bei net damit, dass auch die ver- Thomas Minder, Präsident Weitere Informationen Gefährdungen zu erkennen. bleibenden Schullager in den Verband Schulleiterinnen www.gosnow.ch Das Webinar findet am Frei- kommenden Wochen abge- und Schulleiter Schweiz, www.bit.ly/3p5j5RP – «Kinder tag, 12.März 2021, von 14 bis sagt werden. Aus diesem begrüsst die Idee von Ole sollen ins Sommer- statt ins 18 Uhr statt. Weitere Infor- Grund schlägt Rauch eine Rauch. Gegenüber SRF sagte Skilager» (SRF HeuteMorgen, mationen und Anmeldung: Verschiebung der Lager vor: er: ««Es geht bei Schullagern 19.01.2021) phbern.ch/21.301.632.02 12
2 | 2021 BILDUNGSPOLITIK Wintersession 2020: Weniger Jugendschutz, mehr Lohngleichheit In der abgelaufenen Wintersession hat der Nationalrat die Werbe- und Sponsoringeinschränkungen im Tabakproduktegesetz gelockert. Zudem hat er einen Vorstoss zur Förderung der Lohngleichheit angenommen. Das mit Abstand wichtigste der Presse und auf Internet- die nun an den Ständerat zuführen. Sie können aber Geschäft der Wintersession, seiten, die nicht für Minder- zurückgeht, mit 84 zu 59 entscheiden, ob sie diese die am Freitag, 18. Dezember jährige bestimmt sind, Stimmen bei 47 Enthaltun- Daten an den Bund übermit- 2020, zu Ende ging, betraf erlaubt sein soll. Zudem ent- gen angenommen. «Dieser teln oder nicht. Dies soll sich den Schutz der Gesundheit schied die grosse Kammer, Entscheid ist skandalös», nun mit der Parlamentari- von Kindern und Jugendli- dass verkaufsfördernde schreibt die vom LCH unter- schen Initiative der WBK-N chen – die Rede ist vom Massnahmen für elektroni- stützte «Allianz für ein star- ändern, die der Nationalrat umstrittenen Tabakproduk- sche Zigaretten weiterhin kes Tabakproduktegesetz» in mit 114 zu 68 Stimmen bei tegesetz. Bruno Rupp, Mit- möglich sind. Zuletzt stellte ihrer Medienmitteilung vom einer Enthaltung angenom- glied der Geschäftsleitung sie sich in zwei Punkten 8. Dezember 2020. men hat. Für eine Annahme LCH, hatte in einem Interview gegen die Beschlüsse des hatten sich LCH und SER in auf www.LCH.ch vor einer Ständerats. Zum einen fiel Übermittlungspflicht kommt einem Schreiben an die Mit- Verwässerung des Gesetzes- die Meldepflicht für Firmen der Lohngleichheit zugute glieder des Nationalrats entwurfs gewarnt. bezüglich ihrer Werbeausga- Hoffnung gab es dagegen aus stark gemacht: «Eine Mel- ben weg und zum anderen Sicht von LCH und SER bei dung der Ergebnisse an den Dem Gesetz wurden wurde der Passus gestrichen, der Förderung der Lohn- Bund erhöht die Präventions- die Zähne gezogen dass die Kantone jeweils gleichheit. Mit dem Gleich- wirkung des GlG, die Transpa- Der Nationalrat folgte mehr- strengere Werbe-, Sponso- stellungsgesetz (GlG) sind renz und die Evaluations- heitlich dem Vorschlag seiner ring- und Verkaufsförde- seit dem 1. Juli 2020 Unter- möglichkeiten.» Bildungskommission (WBK- rungsvorschriften erlassen nehmen mit über 100 Mitar- N). Er beschloss, dass Wer- können. In der Gesamtab- beitenden verpflichtet, Lohn- Maximiliano Wepfer bung für Tabakprodukte in stimmung wurde die Vorlage, gleichheitsanalysen durch- Austausch in bilingualen – Biel/Bien Bildungsgängen 1 02 n 2 e rz 31. Mä Welche Wege führen zum Ziel? movetia.ch/tagung-bili 13
STEHSATZ 2 | 2021 | STEHSATZ LESEN UND SCHREIBEN RUBRIK Von der Freude am Lesen und vom Weg dorthin Text und Fotos: «Übung macht den Meister», sagt der Volksmund. Auch für das Lesen Deborah Conversano und Schreiben passt dies. «Kinder und Jugendliche sollen lesen – egal was!» ist eine Erkenntnis, die sich aus der aktuellen Serie in BILDUNG SCHWEIZ ableiten lässt. Sie geht mit dieser Ausgabe zu Ende. Was braucht es, um gut lesen und schreiben zu lernen? damit flüssiger und dadurch besser zu lesen. Andererseits Braucht es diese Kulturtechniken überhaupt noch in analo- trägt viel und auch Unterschiedliches zu lesen dazu bei, zu ger Form in einer Zeit der fortschreitenden Digitalisierung? entdecken, wie schön und bereichernd diese Tätigkeit sein Auf über 60 Seiten hat sich die Redaktion von BILDUNG kann. So sagte die 14-jährige Leandra Gloor in einem Inter- SCHWEIZ in insgesamt zehn Ausgaben mit diesen und view in der Serie: «Ich denke, es ist sehr wichtig, dass man ähnlichen Fragen beschäftigt. Sie besuchte unter anderem viel liest. Man kann dann in eine ganz neue Welt eintauchen (Schul-)Bibliotheken, sprach mit Autorinnen und Autoren, und für einige Zeit aus der Gegenwart verschwinden.» Mit mit Übersetzerinnen und Übersetzern, mit Leseprofis und elf Jahren schrieb sie ihr erstes Buch und animiert seither Schreibanfängern. Beleuchtet wurden vor allem die Themen mit ihren Geschichten Kinder und Jugendliche zum Lesen. Lesen, Vorlesen und Schreiben. Regula Malin, Leiterin des Schweizerischen Jugendschriften- werks SJW, sprach sich für die Förderung von lustbetontem, Lasst sie lesen! Und: Bloss nicht langweilen zweckfreiem Lesen aus. «Die Kinder sollen um des Lesens In einem Punkt herrschte unter den Beteiligten an der Serie willen lesen. Das erreichen wir mit kurzen, guten Geschich- Einigkeit: Kinder und Jugendliche sollen so viel wie möglich ten, welche die Leserin und den Leser packen und in das lesen. Das hilft ihnen einerseits, Routine zu entwickeln und Geschehen hineinziehen, sodass sie das Heft nicht mehr aus BILDUNG SCHWEIZ befasste sich in zehn Ausgaben mit dem Thema «Lesen und Schreiben». Die Redaktion sprach dafür mit vielen Akteurinnen und Akteuren. Im Herbst 2020 gewährten zwei erste Klassen einer Primarschule in Niederuzwil (SG) Einblick in die ersten Schritte hin zur Schrift. 14
2 | 2021 LESEN UND SCHREIBEN der Hand legen möchten.» Auch Alice Gabathuler, Autorin eigenen Person, zu den Personen im Text sowie zu den und Mitgründerin des Jugendbuchverlags da bux, findet, Zuhörenden. man dürfe die Jugendlichen unter keinen Umständen lang- weilen, sondern müsse sie mit einem guten Erzählstil und Schreibend eigene Welten schaffen Aufbau packen. Als Botschafterin für das Vorlesen setzte Damit ein Text überhaupt vorgelesen werden kann, muss sich am Schweizer Vorlesetag 2020 die Kabarettistin Patti ihn zuerst jemand schreiben. Auch damit befasste sich die Basler ein. Ihre Botschaft an die Kinder und Jugendlichen Serie in BILDUNG SCHWEIZ. Sie beleuchtete verschiedene war ein einfacher Imperativ: «Lest!» Voraussetzungen, die Kinder dafür mitbringen müssen. So sagte unter anderem die Psychomotoriktherapeutin Dora Vorlesen – für alle Altersstufen attraktiv Heimberg im Interview: «Das Kind muss Stift und Papier In ihrer früheren Tätigkeit als Oberstufenlehrerin im Kan- haben, um kritzeln und zeichnen zu können. Kinder, die nie ton Aargau las Patti Basler ihren Schülerinnen und Schülern zeichnen, haben einen schweren Stand beim Schreibenler- ab und zu vor. «Erstaunlicherweise haben sie es geliebt», nen.» Vorgestellt wurden auch verschiedene Schreib-Apps, erinnert sie sich. «Die Schülerinnen und Schüler mochten die Kindern die Möglichkeit bieten, sich selbst als Autorin es, weil ich so die Interpretationsarbeit von Texten für oder Autor zu erleben. Manche davon laden zum gegensei- sie übernommen habe.» Dass Vorlesen nicht nur für die tigen Lesen und Austauschen über Texte ein. Die Primar- Kleinsten attraktiv ist, bestätigt auch eine Aussage von Bar- lehrerin Patricia Baumann sprach mit BILDUNG SCHWEIZ bara Jakob, zuständig für literale Förderung beim Schwei- über ihre Erfahrungen mit Schreib-Apps. Sie sieht darin zerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien (SIKJM). Vorteile, gerade auch für Kinder mit motorischen Schwie- Sie sagte gegenüber BILDUNG SCHWEIZ: «Vorlesen hat rigkeiten. «Ich finde aber, es braucht nach wie vor beides, definitiv kein Ablaufdatum, Einsteigen ist immer mög- das schriftlich-analoge und das digitale Lernprogramm. Das lich.» Jüngere Schülerinnen und Schüler schätzen andere eine ersetzt das andere nicht, beides hat seinen Wert.» Sie Aspekte des Vorlesens als ältere. Profitieren können aber unterstützt damit das Votum, das Beat A. Schwendimann, Leiter Pädagogische Arbeitsstelle LCH, zum Start der Serie «Ich finde, es braucht nach wie vor abgab. «Lese- und Schreibkompetenzen sind unabhängig vom Medium, ob gedruckt oder digital, wichtig», brachte beides, das schriftlich-analoge und das er es auf den Punkt. digitale Lernprogramm. Das eine ersetzt Lesen und Schreiben – BILDUNG SCHWEIZ widmete sich dem Thema ausführlich. Obwohl eine grosse Vielfalt das andere nicht, beides hat seinen Wert.» an Akteuren, Institutionen und Personen zu Wort kamen, wird das Thema die Redaktion noch weiter beschäftigen, alle, wenn die Art des Vorlesens an das entsprechende auch ausserhalb der Serie. Das Kapitel ist damit noch nicht Alter angepasst wird. Während Kinder Hilfsmittel zur zu Ende geschrieben – im wahrsten Sinne des Wortes. ■ Visualisierung benötigen, wollen Jugendliche Geschichten mit Spannung, die temperamentvoll vorgetragen werden. Weiter im Text In ihrer Studie «Leseförderung durch Vorlesen» belegten Die Serie «Lesen und Schreiben» steht ab dem 16. Februar 2021 die Forscher Jürgen Belgrad und Ralf Schünemann ver- als Volltext-PDF unter www.LCH.ch › BILDUNG SCHWEIZ › Serien schiedene positive Aspekte des Vorlesens. So vergrössert zum Download zur Verfügung. Vorlesen den passiven Wortschatz der Zuhörenden und hilft ihnen dabei, literarische Wendungen und komplexe Satzstrukturen zu verinnerlichen. Auch wirkt es sich positiv auf die Beziehung zwischen vorlesender Lehrperson und Zuhörenden aus. Jugendliche können sich auch gegenseitig vorlesen und lernen damit einen neuen Umgang mit dem Text kennen. «Sie müssen nicht nur dekodieren und dem, was sie vorlesen, einen Sinn geben, sondern das Gelesene auch noch über die Lippen bringen», sagt Barbara Jakob. Dabei würden sie erfahren, wie die eigene Stimme wirkt, und erhielten einen neuen Bezug zur Emotionalität, zur 15
2 | 2021 LESEN UND SCHREIBEN «Lesen verlangt ein ganzes Bündel an Fähigkeiten» Für Andrea Bertschi-Kaufmann ist das Schönste am Lesen das Eintauchen in fremde Welten. Die Leseforscherin erklärt im Interview, was Lehrpersonen für den Leselehrprozess beachten sollten, wie die Digitalisierung das Lesen und Schreiben beeinflusst und welche Massnahmen es für die Lese- und Schreibförderung braucht. BILDUNG SCHWEIZ: Im Duden stehen erweitern, ebenso wichtig für unsere geis- eine anspruchsvolle, aber auch sehr schöne verschiedene Bedeutungen für das Verb tige und seelische Entwicklung. Schliesslich Aufgabe. «Lesen». Die für unsere Serie relevante ist auch die Schönheit der Sprache wohl- Bedeutung definiert es als «etwas tuend. Kleine Kinder erleben dies mit den Welche Methoden haben sich aus Ihrer Geschriebenes, einen Text mit den sogenannten Kniereitern: Mit Reimen und Sicht beim Leselehrprozess bewährt? Augen und dem Verstand erfassen». Versen erleben sie auf unserem Schoss die Leider weiss man noch nicht sehr präzise, Was stimmt davon, was müsste Sprache als gestaltet und rhythmisch. welche Methoden sich für welche Gruppe angepasst werden? von Kindern am besten eignet. Verschie- ANDREA BERTSCHI-KAUFMANN: Die Welche Bedingung muss für gutes Lesen dene Studien deuten aber auf eine Kom- Definition ist sicher einleuchtend, aber ich gegeben sein? bination von Methoden hin. Zum einen würde sie gern ergänzen. Je nach Text und Eine kompetente Unterstützung beim fördert die Leseanimation die Neugier auf Situation der Leserin, des Lesers bedeu- Schrifterwerb und allen weiteren Ent- Texte und Bücher: Leseecken, Bücherquiz, tet Lesen auch, den Text mit den eigenen wicklungsstufen. Lesen verlangt ja ein Lesenächte und vieles andere. Zum ande- Emotionen zu erfassen. Die emotionale ganzes Bündel an Fähigkeiten. Einige Kin- ren hilft das Lesetraining. Damit erwerben Nähe zum Erzählten hilft beim Aufnehmen der erwerben diese scheinbar von selber. Kinder nach und nach Lesefähigkeiten auf- des Textes. Andere wiederum stehen bei bestimmten bauend auf dem, was sie bereits können, Anforderungen an. Über diese Hürden also mit adaptivem Lernen. Was macht für Sie die Faszination des kommen sie dann hinweg, wenn eine Lesens aus? geduldige Lehrperson sie dabei begleitet Können Sie das ausführen? Zunächst ist es die Möglichkeit, Wissen und systematisch ermutigt. Das Lesetraining fängt bereits im Kinder- zu erwerben. Lesend kann ich mir heute garten beim Erkennen von Bildern und Lesen- und Schreibenlernen braucht Zeichen an, wobei die visuelle Wahrneh- also Durchhaltevermögen. mung geschärft wird. Weiter geht es um «Aus diesem literarischen Ja, deshalb sollen Lehrerinnen und Leh- das genaue Hinhören und das Unterschei- Fundus zu schöpfen, hilft mir, rer den Kindern möglichst das zum Lesen den von Lauten. Diese Schritte bilden die anbieten, was diese interessiert. So wecken Voraussetzungen für das spätere Lesen, über Menschen und Dinge sie Neugier und Lesemotivation und hal- bei welchem die Kinder die Schriftzei- nachzudenken und mich ten diese möglichst auch aufrecht. Das ist chen entschlüsseln, die Zusammenhänge selber auszudrücken.» schnell alle Informationen holen, die ich brauche. Doch das Schönste am Lesen ist das Eintauchen in fremde Welten, das Erleben von Geschichten. In fiktionalen Texten kann ich in die Seelen der Figu- ren hineinsehen und bekomme dabei eine Sprache mit, die auch das schwer Sagbare ausdrückt. Aus diesem literarischen Fun- dus zu schöpfen, hilft mir, über Menschen und Dinge nachzudenken und mich selber auszudrücken. Welche Funktion des Lesens erachten Sie als die wichtigste? In gesellschaftlicher Hinsicht sind es der Erwerb von Wissen und das Aufneh- men von Informationen. Die Gesellschaft braucht informierte Mitglieder, die sich einbringen. Lesen ist aber auch in indi- vidueller Hinsicht wichtig, eine befriedi- gende schulische und berufliche Laufbahn gelingt nur mit Lesen, ansonsten wird man «abgehängt». Allerdings ist das Leben mit Geschichten, in denen wir unsere Fantasie Andrea Bertschi-Kaufmann ist Gründerin und ehemalige Leiterin des Zentrums Lesen an der Pädagogischen Hochschule FHNW. Fotos: Eleni Kougionis 16
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