"iMake-IT" für kleine Erfinder und Tüftlerinnen Mit "FinanceMission World" Finanzwissen stärken - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 2 ...

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STEHSATZ
                                             2 | 2021 | STEHSATZ
AUS DEM LCH
RUBRIK

Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH                     2 | 2021

«iMake-IT» für kleine Erfinder und Tüftlerinnen
Mit «FinanceMission World» Finanzwissen stärken

                                                                              1
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WEITERBILDUNG

Wir bilden weiter.
Bestens vorbereitet auf alles, was kommt.
Seien Sie sicher: Die Durchführung unserer Weiterbildungsangebote passt sich den
aktuellen und kommenden Gegebenheiten an. Ob inspirierendes Kurzreferat oder
vertiefender CAS-Lehrgang, Online-Coaching oder individualisierte Weiterbildung für
Ihre Bildungsorganisation: die Angebote richten sich an Expertinnen und Experten
im Bildungsbereich, die diese herausfordernde Zeit aktiv nutzen möchten.

phzh.ch/wirbildenweiter
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2 | 2021
EDITORIAL

                                                      Liebe Leserinnen, liebe Leser

Ausgabe 2 | 2021 | 2. Februar 2021                    Ist das Selfie eine nützliche Errungenschaft oder letztlich doch nur eine
Zeitschrift des LCH, 166. Jahrgang der
Schweizer Lehrerinnen- und Lehrerzeitung (SLZ)
                                                      nervige Lüge? Fakt ist, im gesellschaftlichen Leben von heute ist das Selfie
BILDUNG SCHWEIZ erscheint 11 Mal jährlich             nicht mehr wegzudenken. Viele nutzen es, um sich mitzuteilen, um andere
                                                      am eigenen Leben teilhaben zu lassen oder um zu zeigen, wo sie gerade
Impressum
                                                      sind oder was sie tun. Für Jugendliche ist es oft noch mehr: Für sie ist die
                                                      virtuelle und reale Welt dieselbe. Sie wachsen mit den sozialen Medien auf,
Herausgeber/Verlag
Dachverband Lehrerinnen und Lehrer                    posten Selfies und weitere Bilder, liken und kommentieren jene anderer.
Schweiz LCH                                           Filter und Bildbearbeitungsprogramme werden dabei häufig verwendet,
• Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin
• Franziska Peterhans, Zentralsekretärin              um die optimale Wirkung zu erzielen. Das Leben – eine Inszenierung? Die
• Beat A. Schwendimann, Leiter der Pädagogischen      Gefahr besteht jedenfalls. Welchen Einfluss das Smartphone und generell
  Arbeitsstelle LCH
                                                      die virtuelle Welt auf Jugendliche haben kann, zeigt der Erfahrungsbericht
Zentralsekretariat und Redaktion                      «Mein Leben ist ein Selfie!» ab Seite 26.
Pfingstweidstrasse 16, 8005 Zürich
Telefon 044 315 54 54
E-Mail: bildungschweiz@LCH.ch                         Einer virtuellen Welt der anderen Art begegnen wir in «FinanceMission
Internet: www.LCH.ch, www.bildungschweiz.ch
Erreichbar Mo–Do, 8–12 Uhr und 13.30–16.45 Uhr,
                                                      World». In diesem neuen digitalen Lernangebot von FinanceMission durch-
Fr bis 16 Uhr                                         streifen Schülerinnen und Schüler des Zyklus 3 als Heldenfiguren verschie-
                                                      dene Distrikte einer Stadt und lösen dabei knifflige Aufgaben zur Finanz-
Redaktion
• Belinda Meier (bm), Leitende Redaktorin             kompetenz. «Sie (...) erhalten das Rüstzeug, um clevere Entscheidungen
• Deborah Conversano (dc), stv. leitende Redaktorin   im Zusammenhang mit ihren eigenen Finanzen zu treffen», erklärt Ursula
• Maximiliano Wepfer (mw), Redaktor Print/Online
• Anna Walser (aw), Redaktorin Print/Online           Leutwiler, Projektleiterin von FinanceMission World, im Interview ab Seite 22.
Ständige Mitarbeit: Adrian Albisser (Bildungsnetz),   BILDUNG SCHWEIZ stellt das neue Lernangebot ab Seite 20 vor.
Claudia Baumberger, Peter Krebs, Marina Lutz
(Cartoon), Christian Urech, Roger Wehrli, Christa
Wüthrich, Michael Merker/Christine Zanetti (Schul-    Neben der Finanzkompetenz geht es vorerst zum letzten Mal um die Lese-
recht)
                                                      und Schreibkompetenz von Schülerinnen und Schülern. Wir schliessen die
Abonnemente/Adressen                                  Serie «Lesen und Schreiben» mit der vorliegenden Ausgabe ab, blicken auf
Bestellungen/Adressänderungen:
Zentralsekretariat LCH, 044 315 54 54,                die vielen, in den vergangenen zehn Ausgaben umgesetzten Beiträge zu-
adressen@LCH.ch                                       rück und versuchen, daraus ein paar wichtige Schlüsse zu ziehen (ab S. 14).
Adressänderungen auch im Internet:
www.bildungschweiz.ch                                 Ebenfalls lassen wir nochmals eine wichtige Persönlichkeit zu Wort kommen:
Für Aktivmitglieder des LCH ist das                   Im Interview mit Leseforscherin Andrea Bertschi-Kaufmann bringen wir
Abonnement im Verbandsbeitrag
(CHF 74.– pro Jahr) inbegriffen                       in Erfahrung, was es für den Leselehrprozess zu beachten gilt und wie die
Jahresabonnement für Nichtmitglieder:                 Lese- und Schreibförderung gelingen kann (ab S. 16).
Schweiz CHF 108.50, Ausland CHF 183.50
Einzelexemplar CHF 10.25, ab dem 8. Expl.
CHF 7.20 (jeweils plus Porto und MwSt.)               Weitere Themen, auf die wir ein Augenmerk richten: das professionelle Er-
Dienstleistungen                                      messen in der Feedback- und Beurteilungspraxis von Lehrpersonen (ab S. 32)
Bestellungen/Administration: Zentralsekretariat       sowie das Projekt «Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität» (ab S. 6).
LCH, 044 315 54 54, adressen@LCH.ch
Reisedienst: Jolanda Fraefel, j.fraefel@LCH.ch
                                                      Letzteres hat zum Ziel, die Maturität auf das aktuelle schulische Umfeld
                                                      abzustimmen und interkantonal besser vergleichbar zu machen.
Inserate/Druck
Inserateverkauf: Martin Traber, Fachmedien,
Zürichsee Werbe AG, Tel. 044 928 56 09                Und zum Schluss noch dies: Der LCH
martin.traber@fachmedien.ch                           unterstützt die Initiative für eine
Mediadaten: www.bildungschweiz.ch
Druck: FO-Zürisee, 8132 Egg ZH                        13. AHV-Rente und führt im Mai für
ISSN 1424-6880                                        Lehrerinnen ein Grundlagenseminar
Verbreitete Auflage: 41 604 Exemplare
Total verkaufte Auflage: 41 593 Exemplare             zur Altersvorsoge durch (S. 9).
(WEMF/KS-Beglaubigung)

                                                      Ich wünsche Ihnen eine anregende
                                                      Lektüre!

                                                      Belinda Meier
                                                      Leitende Redaktorin
                                                                                              Ob Segen oder Fluch: Manchmal ist ein Selfie auch
                                                                                              einfach nur praktisch. Foto: Pascal Meier

                                                                                                                                                  3
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              8   Der LCH fordert, dass
              Lehrpersonen in der Impfstrategie
              des Bundes priorisiert werden.

                                       24   Beim Projekt
                                       «iMake-IT» der
                                       Pädagogischen Hochschule
                                       Schwyz wird geplant,
                                       gebaut und programmiert.

                                                         37    Filmtipp:
                                                         Junger Lehrer
                                                         findet sein Glück
                                                         in abgeschiede-
                                                         ner Schule.

                        16     Das Interview mit der
                         Leseforscherin Andrea Bertschi-
                         Kaufmann bildet den Abschluss der
                         Serie zu Lesen und Schreiben.

    20    In «FinanceMission
    World» erweitern
    Jugendliche ihre
    Finanzkompetenz in einer
    virtuellen Stadt.                  Fotos auf diesen Seiten: iStock/Remains,
                                       Roger Wehrli, Eleni Kougionis, trigon-film,
                                       FinanceMission

                                       Titelbild: Autos bauen und programmieren
                                       Foto: Roger Wehrli

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INHALT

                                        AKTUELL | BILDUNGSPOLITIK

                                   6 Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität
                                   8 Gesundheitsschutz in der Schule muss höchste Priorität haben
                                   9 In der Altersvorsorge braucht es Verbesserungen
                             10 Musikunterricht ist noch nicht am Ziel
                             11 Klare Regeln für die Datennutzung im Bildungswesen
                             12 Sich sicher weiterbilden und gleich doppelt auftanken
                             13 Wintersession 2020: Weniger Jugendschutz, mehr Lohngleichheit

                                        LESEN UND SCHREIBEN

                             14 Von der Freude am Lesen und vom Weg dorthin
                             16 «Lesen verlangt ein ganzes Bündel an Fähigkeiten»

                                        PÄDAGOGIK

                             20 FinanceMission lanciert neues digitales Lernangebot
                             22 Sicher mit den eigenen Finanzen umgehen
                             24 Vom Bau des Schuhschachtel-Autos
                             26 Mein Leben ist ein Selfie!
                             30 Aber bitte feinfühlig!

                                        BILDUNGSFORSCHUNG

                             32 Die Gesamtbeurteilung im Zeugnis – ein professioneller
                                        Ermessensentscheid

                                        RUBRIKEN

                              3         IMPRESSUM
                             35         SCHULRECHT
                             36         BILDUNGSNETZ
                             37         BÜCHER UND MEDIEN
                             38         VERLAG LCH
                             43         MEHRWERT LCH
                             45         BILDUNGSMARKT
                             47         3 FRAGEN AN ... | BILDUNG SCHWEIZ demnächst

     Ha, ha, ha! Das Dehnungs-H!
                                                              BERNADETTE

                                                                                                   Das Wichtiste lesen, wenn es
                                                                    FRICK

                                                  • Coaching für Lehrpersonen in
                                              belastenden Arbeitssituationen, für mehr
                                               Leichtigkeit und Freude im Schulalltag              noch neu ist.
                                              • Lösungsorientierte Beratung nach der
                                                    Methode von Markus Grindat
                                                    • Kostenloses Erstgespräch
                                            Bernadette Frick www.bernadettefrick.ch 078 690 3582
                                                                                                   www.LCH.ch > News
 Link:http://gachter.name/lirumlarum/       GELUNGENE PÄDAGOGIK IST EIN TÄGLICHES KUNSTWERK.

                                                                                                                                  5
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Weiterentwicklung der gymnasialen
Maturität
Im Projekt «Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität» werden die Rechtsgrundlagen
überarbeitet. Das Ziel: Die Maturität soll auf das aktuelle schulische Umfeld abgestimmt und
interkantonal besser vergleichbar sein.

Die gymnasiale Maturität beruht haupt-        mit den spezifischen Bildungszielen, den      Unterricht nicht zu einem oberflächlichen
sächlich auf zwei Dokumenten, die zu          Beiträgen zum Aufbau der überfachli-          Abarbeiten von zahlreichen, kaum mit-
Beginn der 1990er-Jahre entstanden sind:      chen Kompetenzen und den fachlichen           einander verknüpften Themen in vielen
das vom Bund und der Schweizerischen          Kompetenzen der einzelnen Lerngebiete.        parallel unterrichteten Fächern verkommt.
Konferenz der kantonalen Erziehungs-          Bedingt durch die Struktur des Gym-           Da dieser Fächerkatalog in seiner Breite
direktoren (EDK) gemeinsam getragene          nasiums mit einem Grundlagenbereich           die allgemeine Hochschulreife sicherstellt
Maturitätsanerkennungsreglement (MAR)         und einem Wahlpflichtbereich gibt es in       und einen wesentlichen Beitrag für die ver-
und der unter der Ägide der EDK aus-          den meisten Fächern drei Lehrpläne mit        tiefte Gesellschaftsreife leistet, benötigt er
gearbeitete Rahmenlehrplan (RLP). Seit        abnehmender Regelungsdichte: einen für        genügend Raum und Zeit. Zudem stellt
2018 läuft unter dem Namen «Weiter-           das Grundlagenfach, der für alle Schüle-      er hohe Ansprüche an die Motivation der
entwicklung der gymnasialen Maturität»        rinnen und Schüler obligatorisch ist, einen   Schülerinnen und Schüler, die sich in der
ein Projekt zur Überarbeitung dieser          für das Schwerpunktfach und einen für das     Regel nicht für alle Fächer gleich stark
Rechtsgrundlagen, an dem die wichtigs-        Ergänzungsfach.                               interessieren.
ten Akteure wie die Mittelschulämter,                                                           Daneben tritt der Wahlpflichtbereich,
Schulleitungen, Lehrpersonen sowie die        MAR angepasst und ergänzt                     der den Maturandinnen und Maturanden
Maturitätskommission und swissuniversi-       Gleichzeitig wurden die bisherigen Arti-      im Schwerpunktfach und im Ergänzungs-
ties von Anfang an beteiligt waren. Neben     kel des MAR einer sorgfältigen Prüfung        fach eine individuelle Vertiefung oder
einer eigentlichen Neufassung des RLP ist     unterzogen und dort angepasst, wo ein         Erweiterung sowie in Form der Maturi-
auch eine Überprüfung und Modifikation        klarer Bedarf ausgewiesen war. Zudem          tätsarbeit ein eigenständiges Arbeiten an
des MAR vorgesehen. Ziel ist nicht nur        wurden Artikel ergänzt und Überlegun-         einem selbst gewählten Thema erlaubt.
eine Anpassung an das Umfeld, das sich in     gen zur Ausgestaltung des Grundlagen-         Aufgrund seines Gestaltungsraums trägt
den vergangenen Jahrzehnten beträchtlich      bereichs (obligatorische Fächer) und zum      der Wahlpflichtbereich weniger zur Ver-
verändert hat, sondern auch eine Erhöhung     Wahlpflichtbereich (bisher Schwerpunkt-       gleichbarkeit der Abschlüsse bei. Alle diese
der Vergleichbarkeit, um die Gleichwertig-    fach, Ergänzungsfach, Maturitätsarbeit)       Fächer und Fächerkategorien gilt es sinn-
keit der Maturitätsabschlüsse künftig noch                                                  voll zu definieren, adäquat zu gewichten,
besser garantieren zu können. In den Kan-                                                   mit den notwendigen zeitlichen Ressour-
tonen Jura, Neuenburg und Waadt sowie
                                              «Die grosse Herausforderung                   cen auszustatten und am Ende des Bil-
im französischsprachigen Teil des Kantons     besteht nach wie vor darin,                   dungsgangs in der richtigen Form sowohl
Bern gibt es zurzeit noch ein dreijähriges                                                  zu prüfen als auch zu bewerten. Insgesamt
Gymnasium. Die Mindestdauer des Gym-
                                              den (...) gewachsenen Katalog                 besteht ein grosser Konsens, das Fächer-
nasiums soll künftig gesamtschweizerisch      der Grundlagenfächer und                      system grundsätzlich beizubehalten, aber
auf mindestens vier Jahre festgelegt wer-     der obligatorischen Fächer so                 interdisziplinäre Gefässe und Themen zu
den. Auch die Governance auf nationaler                                                     fördern. Auch möchte man an den Matu-
Ebene muss hinsichtlich der Anerkennung       zu gestalten, dass der Unter-                 ritätsprüfungen festhalten, deren Wert im
der Abschlüsse klarer geregelt werden.        richt nicht zu einem oberfläch-               Frühling 2020 ohne Not und ohne Evidenz
                                                                                            in Zweifel gezogen wurde. Dies impliziert
Neuer, kompetenzorientierter                  lichen Abarbeiten von                         aber nicht, dass Form und Inhalte unver-
Rahmenlehrplan                                zahlreichen, kaum miteinander                 ändert gelassen werden sollen. Im Gegen-
Im Herbst 2020 begann die Erarbei-                                                          teil: Es gibt auch Überlegungen dazu, wie
tungsphase des Projekts. Innert weniger       verknüpften Themen in                         durch eine geschickte Formulierung neue
Wochen wurde ein komplett neuer, kompe-       vielen parallel unterrichteten                Formen zur Überprüfung der Kompetenz­
tenzorientierter Rahmenlehrplan ausge-                                                      erreichung ermöglicht werden können. Die
arbeitet. Dieser schliesst nahtlos an die     Fächern verkommt.»                            Diskussionen haben zudem deutlich zum
sprachregionalen Lehrpläne der obli-                                                        Ausdruck gebracht, dass man am bishe-
gatorischen Schule an und bildet so die       angestellt. Die grosse Herausforderung        rigen Ansatz mit gesamtschweizerischen
Basis für die kantonalen und schulischen      besteht nach wie vor darin, den seit 1995     Mindestanforderungen und einem hinrei-
Lehrpläne. Der neue RLP wird zunächst         nochmals gewachsenen Katalog der              chend grossen Spielraum für die Kantone
fachübergreifende transversale Themen         Grundlagenfächer und der obligatorischen      und die Schulen festhalten möchte.
enthalten wie zum Beispiel Bildung für        Fächer (Erstsprache, zweite Landesspra-
Nachhaltige Entwicklung, politische Bil-      che, dritte Sprache, Mathematik, Biologie,    Knackpunkte: Sprachregionale
dung sowie Digitalität. Ebenfalls greift er   Chemie, Informatik, Physik, Geografie,        Unterschiede, mangelnde Vergleich-
überfachliche Kompetenzen sowie Gedan-        Geschichte, Wirtschaft und Recht, Bild-       barkeit und Innovationsbereitschaft
ken zur Wissenschaftspropädeutik und          nerisches Gestalten, Musik, Sport sowie       Als besonders grosse Herausforderungen
zur Interdisziplinarität auf. Anschliessend   weitere kantonale Fächer wie Philosophie      erweisen sich die beträchtlichen sprachre-
folgt pro Fach je ein Fachrahmenlehrplan      oder Religion) so zu gestalten, dass der      gionalen Unterschiede in der Schulkultur,

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"iMake-IT" für kleine Erfinder und Tüftlerinnen Mit "FinanceMission World" Finanzwissen stärken - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 2 ...
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AKTUELL

die sich insbesondere beim Verfassen des            Nächster Schritt: Interne Konsultation               mit Sorge. Er wird alles daransetzen, die
RLP manifestierten. Durch die mittlere              Voraussichtlich vom 15. März bis zum                 Chance zur differenzierten Rückmeldung
Regelungsdichte verursachte er intensive            15. Juni 2021 erhalten nun die Kantone, die          zu nutzen und durch eine möglichst hohe
Diskussionen und Auseinandersetzungen               Schulleitungen und die Lehrpersonen an               Beteiligung der Lehrerinnen und Lehrer
in den Fachgruppen. Dazu kommen die                 den Gymnasien die Gelegenheit, im Rah-               die weitere Arbeit am Projekt in eine gute
Forderung nach mehr Verbindlichkeit und             men einer internen Konsultation erstmals             Richtung zu lenken. ■
Vergleichbarkeit, die in einem Gegensatz            Stellung zu den Vorschlägen zu beziehen.
zur Autonomie der Kantone und der Schu-             Der Verein Schweizerischer Gymnasialleh-             Lucius Hartmann, Präsident VSG
len in der Umsetzung des MAR stehen,                rerinnen und Gymnasiallehrer (VSG) wird
und der Wunsch, Bewährtes zu behalten               sich dafür einsetzen, dass auch der Dach-
und trotzdem Innovationen zu wagen.                 verband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz               Weiter im Netz
Schliesslich hat der überaus ehrgeizige             (LCH) und das Syndicat des Enseignant.es             www.edk.ch/dyn/12475.php – Ausführli-
Zeitplan von allen Beteiligten einen enor-          Romand.es (SER) sich beteiligen und ihre             che Informationen zum Projekt «Weiter-
men Einsatz gefordert. Für die Ausarbei-            Sicht auf das Gesamtsystem der Bildung               entwicklung der gymnasialen Maturität»,
tung der ersten Entwürfe war gerade mal             gewinnbringend in das Projekt einbringen             seinen Teilprojekten und seinem Zeitplan
ein Vierteljahr vorgesehen. Hinzu kam,              können. Die Komplexität des Projekts, in
dass diese Zeit zusätzlich durch die Coro-          dem die verschiedenen Bereiche stark auf-
napandemie geprägt und belastet war. Es             einander bezogen sind, die eingeschränkte
ist daher zu hoffen, dass sich der Zeitdruck        Möglichkeit zum Austausch und zur Dis-
nicht spürbar in der Qualität der Unterla-          kussion infolge der Pandemie und die
gen niederschlägt.                                  knappen Zeitverhältnisse erfüllen den VSG

Die gymnasiale Maturität wird derzeit überarbeitet. Im Rahmen einer internen Konsultation können Lehrpersonen und andere Bildungsvertretende im Frühling
2021 erstmals Stellung zu den erarbeiteten Vorschlägen beziehen. Foto: iStock/ShariFotodesign

                                                                                                                                                       7
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Gesundheitsschutz in der Schule
muss höchste Priorität haben
Für den Schutz der Gesundheit von Lehrerinnen und Lehrern reichen die bestehenden
Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus nicht aus. Deshalb sehen LCH und SER
die Kantone und Gemeinden in der Pflicht, weitergehende, koordinierte Massnahmen
wie zum Beispiel einen prioritären Impfschutz für Lehrpersonen umzusetzen.

«Die Gesundheit und der                       Für Lehrpersonen sei es aber    Überdies verlangen LCH und    Blick in die Zukunft richten
Schutz der Kinder, der Lehr-                  schwierig nachvollziehbar,      SER für Lehrpersonen als      Darüber hinaus sollten sich
personen und des übrigen                      dass sie weiterhin täglich in   systemrelevante und expo-     die Behörden unter Einbezug
Schulpersonals muss obers-                    einem Raum mit über 20 Per-     nierte Berufsgruppe einen     der Berufsverbände der Lehr-
te Maxime bei allen Ent-                      sonen arbeiten müssten,         prioritären Impfschutz und    personen und Schulleitungen
scheidungen zu den Umstän-                    währenddessen für private       regelmässige Tests. Sollte    auf die nächsten Wochen vor-
den, unter denen die Schulen                  Treffen eine Obergrenze von     sich die Lage weiter ver-     bereiten. Die aktuelle Situa­
offengehalten oder geschlos-                  maximal fünf Personen gilt.     schärfen, müsse aus Sicht     tion wirkt sich beispielsweise
sen werden, sein. Dieser                      Viele von ihnen würden sich     der Lehrerdachverbände zum    auf den Berufswahlprozess
Grundsatz ist unverhandel-                    daher unter den gegebenen       einen Fernunterricht in       der Jugendlichen aus. Des-
bar.» Dies schreiben der                      Umständen nicht ausrei-         Betracht gezogen werden.      halb müssten die behördli-
Dachverband Lehrerinnen                       chend geschützt fühlen.         Zum anderen sollten Kantone   chen Entscheidungen schnell
und Lehrer Schweiz (LCH)                                                      und Gemeinden entschieden     bekanntgegeben werden, um
und das Syndicat des                          Status quo ist nicht genug      reagieren und die vom Bund    Unsicherheiten zu reduzieren
Enseignant∙es Romand∙es                       Deshalb fordern LCH und SER     beschlossenen Massnahmen      und Vertrauen an den Schu-
(SER) in ihrer Medienmittei-                  weitergehende Massnahmen,       konsequent umsetzen.          len zu schaffen. (pd/mw)
lung vom 19. Januar 2021. Die                 um sowohl Lehrende als auch     «Hierbei braucht es eine
beiden Lehrerdachverbände                     Lernende genügend vor           Koordination unter den Kan-   Weiter im Netz
anerkennen darin die grosse                   Ansteckungen zu schützen.       tonen, denn die Pandemie      www.LCH.ch > Mediencorner >
Bedeutung von Präsenzun-                      So müssen die Arbeitgeber       hält sich nicht an Kantons-   Medienmitteilungen > Medien-
terricht vor allem für junge                  Lehrerinnen und Lehrer mit      grenzen», heisst es in der    mitteilung vom 19. Januar 2021
Schülerinnen und Schüler.                     FFP2-Masken versorgen.          Medienmitteilung.

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AKTUELL

In der Altersvorsorge braucht es
Verbesserungen
Der LCH unterstützt als Teil eines breiten Initiativkomitees die Einführung einer 13. AHV-Rente.
Mit dieser Stärkung der 1. Säule sollen die Renten verbessert werden. Die Unterschriftensammlung
verlief wegen der Coronapandemie verzögert, ist nun aber in der Schlussphase.

Die Altersvorsorge ist eine der stetigen       die Rentenberechnung. Deshalb ist jede          LCH unterstützt Initiative
Baustellen in der schweizerischen Poli-        Erhöhung der AHV-Rente zielführend,             Die Finanzierungsfrage wird – wie so
tik. Auch wenn die Berufstätigen immer                                                         oft – der Knackpunkt dieser Initiative
höhere Beiträge in ihre Pensionskasse                                                          sein und auch politisch kontrovers disku-
einzahlen, sinken die Renten seit Jahren.      «Besonders problematisch ist                    tiert werden. Finanziert werden soll die
Gleichzeitig steigen Mieten und Kranken-       die Situation vieler Frauen.                    13. AHV-Rente durch eine Erhöhung der
kassenprämien. Es bleibt vielen Arbeitneh-                                                     Lohnbeiträge der Arbeitnehmenden um
menden nach dem Erwerbsleben zu wenig          Sofern sie überhaupt eine                       rund 0,35 Prozentpunkte oder über eine
übrig, weil die Rente nicht existenzsichernd   Pensionskassenrente erhalten,                   Beteiligung der Schweizerischen National-
ist, um den gewohnten Lebensstandard zu                                                        bank mit einem Teil ihrer Gewinne.
erhalten. Fast jede zehnte Person benötigt
                                               ist diese durchschnittlich nur                     Der LCH unterstützt die Initiative und
direkt nach der Pensionierung Ergänzungs-      halb so hoch wie die der                        lädt all seine Mitglieder ein, den beiliegen-
leistungen. Die Hälfte aller Personen, die                                                     den Unterschriftenbogen zu nutzen. ■
2017 in Rente gingen, müssen – Pensions-
                                               Männer.»
kassenrente miteinberechnet – mit weni-                                                        Franziska Peterhans, Zentralsekretärin,
ger als 3500 Franken pro Monat über die        um das Renteneinkommen von Frauen               Sara Kurmann Meyer, wissenschaftliche
Runden kommen.                                 zu verbessern und die Rentenlücke zu            Mitarbeiterin LCH
                                               vermindern.
Rentensituation ist besonders
für Frauen problematisch                                                                       Weiter im Netz
Besonders problematisch ist die Situation                                                      www.ahvx13.ch
vieler Frauen. Sofern sie überhaupt eine
Pensionskassenrente erhalten, ist diese        GRUNDLAGENSEMINAR «ALTERSVORSORGE» FÜR LEHRERINNEN
durchschnittlich nur halb so hoch wie die
der Männer. Grund dafür ist, dass ihre         Die geschlechtsspezifische Altersvorsorgelücke, der sogenannte «Gender Pension Gap»,
Lebensläufe durch Mutterschaft, Erwerbs-       ist immens. Die Renten der Frauen in der Schweiz sind im Durchschnitt 37 Prozent tiefer
unterbrüche, Teilzeitarbeit und tiefere        als diejenigen der Männer. In der beruflichen Vorsorge beträgt das Gefälle über 60 Pro-
Löhne geprägt sind. Bei der AHV sind           zent. Niedrige Renten gefährden das selbstbestimmte Leben vieler Frauen und führen
die Männer- und Frauenrenten hingegen          immer öfter zu Altersarmut. Die Gründe dafür sind vielfältig: Frauen leben länger, arbei-
                                               ten häufiger Teilzeit oder sind eine gewisse Zeit gar nicht berufstätig. Zum Auftrag des
ähnlich hoch, da in der AHV auch die
                                               LCH als Dachverband gehört es, gute Vorsorgesituationen für seine Mitglieder zu fördern.
Betreuung von Kindern und Angehörigen
                                               Neben der umfassenden politischen Arbeit kann die Vermittlung von Wissen zu Vorsorge-
als Arbeit anerkannt wird und zu höheren       fallen und zum Umgang mit ihnen die Vorsorgesituation der Lehrerinnen in der Schweiz
AHV-Renten führt.                              deutlich verbessern. Mit dem Grundlagenseminar LCH «Altersvorsorge» soll ein wichti-
                                               ger Beitrag zur Sensibilisierung und Wissensaneignung besonders im Hinblick auf die
Darum geht es                                  2. Säule geleistet werden. Insgesamt werden zwei Seminare durchgeführt. Seminar 1
Die schlechte Situation der Pensionskassen-    richtet sich an 20- bis 30-jährige Lehrerinnen, Seminar 2 an Lehrerinnen 50+ in einer
renten muss sich ändern. Als erster Schritt    späteren Erwerbsphase.
für eine bessere Altersvorsorge hilft aber
eine Stärkung der AHV. Die Forderung der       Termine:
Initiative für eine 13. AHV-Rente ist ein-     • 25. Mai 2021, 16 bis 18 Uhr (Seminar 1), 18.30 bis 20.30 Uhr (Seminar 2)
fach. Sie fordert die Einführung einer wei-    • 26. Mai 2021, 15 bis 17 Uhr (Seminar 2), 17.30 bis 19.30 Uhr (Seminar 1)
teren Auszahlung jener Rente, auf die man
                                               Schwerpunkte:
in der AHV Anspruch hat – so, wie fast alle
                                               • Aktuelle Ereignisse im Politikfeld der beruflichen Vorsorge
einen 13. Monatslohn haben. Monatlich
                                               • Vorsorgefallen und mögliche Wege, damit umzugehen
bedeutet dies eine um 8,33 Prozent höhere      • Konkrete, zielgruppennahe Fallsituationen
Rente. Aufgrund der ausgleichenden             • Begriffe klären (Eintrittsschwelle, Koordinationsabzug, versicherter Verdienst)
Eigenschaft der AHV profitieren Personen       • Unterschied kennen zwischen dem BVG als Mindestgesetz und einer Vorsorgelösung
mit tiefen und mittleren Einkommen ganz           der angeschlossenen PK (überobligatorische Versicherung)
besonders. Aber auch Bezügerinnen und          • Eigene Erwerbsbiografie im Hinblick auf die Altersvorsorge reflektieren und
Bezüger von Ergänzungsleistungen sollen           Handlungs­optionen kennen
von der 13. Monatsrente einen Nutzen
haben.                                         Die Seminare dauern je ca. zwei Stunden, werden als Präsenzveranstaltungen in Zürich
   Nur die AHV berücksichtigt die mehr-        oder online durchgeführt und sind für Mitglieder LCH kostenlos. Nichtmitglieder bezahlen
heitlich von Frauen erbrachte, nicht ent-      CHF 50.– pro Seminar. Anmeldungen nimmt Sara Kurmann Meyer unter s.kurmann@LCH.ch
löhnte Pflege- und Betreuungsarbeit für        entgegen. Anmeldeschluss ist der 31. März 2021.

                                                                                                                                          9
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Musikunterricht ist noch nicht
am Ziel
Auch nach Annahme des Verfassungsartikels über die Jugendmusikförderung
im Jahr 2012 besteht erheblicher Handlungsbedarf für den Musikunterricht in
der Volksschule. Dies zeigt eine Studie des Verbands Schweizer Schulmusik
(VSSM) auf.

Die Annahme von Art.67a der      daran, dass auf dieser Stufe
Bundesverfassung (BV) über       Musik oft nur als Wahlfach
Jugend und Musik im Jahr         oder Wahlpflichtfach ange-
2012 war ein bildungspoliti-     boten wird.
scher Erfolg. Endlich wurde
die Wichtigkeit von musikali-    Bund und Kantone stehen
scher Bildung anerkannt und      in der Pflicht
Verantwortung übernommen.        Der Lehrplan 21 gibt inter-
Der Verband Schweizer            kantonal gewisse Rahmen-
Schulmusik (VSSM) richtete       bedingungen vor. Die darin
sich fünf Jahre danach mit       enthaltenen Bestimmungen
einer Umfrage an alle kanto-     haben einen gewissen Grad
nalen Bildungsdirektorinnen      an Verbindlichkeit. Wenn die
und -direktoren. Er wollte       in einem kantonalen Lehr-
wissen, wie sich dieser Volks-   plan vorgesehenen Lernin-
entscheid in den Kantonen        halte keine ausreichende
ausgewirkt hat.                  Schulbildung gewährleisten,       Musik sollte insbesondere in der Ausbildung von Primarlehrpersonen an den
                                 kann der Individualanspruch       Pädagogischen Hochschulen ein Pflichtfach sein. Foto: iStock/Highwaystarz-
Die daraus entstandene Stu-      aus Art. 19 BV der Schülerin-     Photography

die bildet eine wichtige         nen und Schüler verletzt sein.
Grundlage für das weitere        Diese haben darauf aber           zu einem Mangel an ausrei-              Stundentafel muss einge­
Vorgehen. Sie ist in drei The-   einen verfassungsmässigen         chend ausgebildeten Lehre-              halten werden
menschwerpunkte geglie-          Anspruch, der rechtlich           rinnen und Lehrern. Das                 Für den VSSM haben sich aus
dert: die Umsetzung des          durchsetzbar ist.                 macht es wiederum für die               der Studie zwei dringliche
Lehrplans 21 in den kantona-                                       Kantone schwierig, hochwer-             Forderungen herauskristalli-
len Stundentafeln für den        Aus der Studie geht auch her-     tigen Musikunterricht in der            siert. Er fordert zum einen,
Fachbereich Musik, die Fra-      vor, dass sich die Umsetzung      Volksschule anzubieten. Vor             dass die Stundentafel in
ge, wo und wie Art. 67a BV       von Art. 67a BV in den Kanto-     allem in der Ausbildung zur             allen drei Zyklen eingehalten
umgesetzt wurde, sowie die       nen nicht wirklich mit den        Primarlehrperson muss der               wird. Zum anderen muss
Musikausbildung der Lehr-        von den Schulen ergriffenen       Fachbereich Musik ein-                  Musik ein Pflichtfach in der
personen an den Pädagogi-        Massnahmen deckt. Mehr-           schliesslich Instrumentalun-            Ausbildung an den Pädagogi-
schen Hochschulen (PH). Der      heitlich vertreten die befrag-    terricht verpflichtend sein,            schen Hochschulen im Zyk-
VSSM zog zur Auswertung          ten kantonalen Bildungsdi-        da auf dieser Schulstufe                lus 1 und 2 werden. Diese
und rechtlichen Beurteilung      rektorinnen und -direktoren       meist keine Fachlehrperso-              Änderungen sind notwendig,
der Studie den Staats-           die Ansicht, dass mit der Ein-    nen beigezogen werden. Um               um die Chancengleichheit für
rechtsprofessor Rainer J.        führung des Lehrplans 21 die      diese Massnahmen umzu-                  Schülerinnen und Schüler zu
Schweizer heran. Im Folgen-      Umsetzung von Art. 67a BV         setzen, sollten der Schweize-           gewährleisten. Der VSSM hat
den werden die wichtigsten       auf kantonaler Ebene erfüllt      rischen Hochschulkonferenz              mit dieser Studie, die auf der
Erkenntnisse der Studie          sei. Hier zeigt sich, dass        und allenfalls den Kantonen             Verbandswebsite einsehbar
zusammengefasst.                 na­tionale Bildungsziele in der   Vorschläge für eine Regelung            ist, zentrale Probleme in der
                                 Musik noch fehlen. Durch          eines stufengerechten Musik-            musikalischen Bildung loka-
Unterschiedliche Gewich-         Auslegungen von Art 67a BV        unterrichts vorgelegt werden.           lisiert und zeigt Lösungsan-
tung der Musik                   ergibt sich auch, dass für                                                sätze für die Entscheidungs-
Mit der Einführung des Lehr-     Bund und Kantone gewisse          Zudem bietet sich eine inter-           trägerinnen und -träger auf.
plans 21 haben einige Kanto-     Auswirkungen und Pflichten        kantonale Vereinbarung an,
ne Anpassungen in den Stun-      bezüglich des Musikunter-         um eine Harmonisierung in               Armon Caviezel,
dentafeln vorgenommen und        richts bestehen.                  der Ausbildung der Lehrper-             Präsident des VSSM
erreichen nun die empfohle-                                        sonen zu erreichen. Eine sol-
ne Lektionenzahl im Fachbe-      Pflichtfach für Primar-           che verbindliche Regelung
reich Musik. Dennoch beste-      lehrpersonen                      legt die Mindeststandards               Weiter im Netz
hen in der Gewichtung nach       Die Musikausbildung der           für einen hochwertigen har-             Die gesamte Studie ist auf fol-
wie vor teilweise grosse kan-    Lehrpersonen an den Päda-         monisierten Musikunterricht             gender Website abrufbar:
tonale Unterschiede in der       gogischen Hochschulen zeigt       an der Volksschule in qualita-          verbandschweizerschulmusik.
Volksschule. Vor allem auf       ein unterschiedliches, aber       tiver und quantitativer Hin-            ch/umfrage
der Sekundarstufe I wird die     mehrheitlich nicht zufrieden-     sicht fest. Als entscheiden-
gewünschte Anzahl Wochen-        stellendes Bild. Durch das an     des Instrument sollten die
lektionen in der deutsch-        den PH weit verbreitete           nationalen Bildungsstan-
sprachigen Schweiz noch          Wahlfachsystem für den            dards gemäss Art. 7 des Har-
nicht erreicht. Das liegt auch   Fachbereich Musik kommt es        moS-Konkordats dienen.

10
2 | 2021
AKTUELL

Klare Regeln für die Datennutzung
im Bildungswesen
Daten sind eine zentrale Ressource im digitalen Bildungsraum. Sie helfen, das
Bildungssystem und den Lernerfolg zu verbessern, und haben das Potenzial,
Innovation voranzutreiben. Um Daten besser schützen und gezielt nutzen zu können,
ist der Aufbau einer temporären Fachstelle für Datennutzung in Planung.

Die Erfahrungen mit dem                 dungsraum mit Schwerpunkt                obwohl sie bereits in anderen        KOMMENTAR
Fernunterricht im Frühling              Volksschule und Sekundar-                Datenbanken vorliegen. Ins-
2020 haben die Herausforde-             stufe II. Diese sorgt im Rah-            gesamt sollen sich die Lehr-         LCH begrüsst neue
rungen im Umgang mit der                men des existierenden                    personen dank geklärten              Fachstelle für
zunehmenden Datenmenge,                 Datenschutzes für einen                  Rahmenbedingungen im
die bei der Nutzung digitaler           sicheren und ethisch ange-               Umgang mit Daten besser auf
                                                                                                                      Datennutzung
Tools entsteht, deutlich                messenen Umgang mit Daten                ihre pädagogischen Kernauf-          Insbesondere mit der zuneh-
sichtbar gemacht. Sie haben             im Bildungswesen und                     gaben konzentrieren können           menden Nutzung digitaler
zudem aufgezeigt, dass es               ermöglicht ihre gezielte                 und für die individuelle För-        Geräte als Lehr- und Lern-
dringend klare Regeln im                Nutzung.                                 derung der Schülerinnen und          werkzeuge im Hybrid- und
Umgang mit Daten braucht,                                                        Schüler sichere und ethisch          Fernunterricht hat die Daten-
um Missbrauch zu verhindern             Klaren Rahmen schaffen                   angemessene Tools zur Ver-           menge in den Schulen expo-
und gezielte Nutzung zu                 Die Fachstelle soll insbeson-            fügung haben. Das Projekt            nentiell zugenommen. Viele
ermöglichen. Die Fachagen-              dere auch die Arbeit der                 steht aktuell am Ende der            dieser Daten sind sensitiv
tur Educa konzipiert zu die-            Lehrpersonen erleichtern,                Konzeptionsphase. Ende               und müssen geschützt wer-
sem Zweck zurzeit eine                  indem ein klarer Rahmen                  März 2021 wird voraussicht-          den, wobei aber die gezielte
natio­nale Fachstelle für               geschaffen wird, in dem                  lich über den Aufbau der             Verwendung nicht verhindert
Datennutzung im Bildungs-               Daten generiert, übermittelt             Fachstelle entschieden.              werden darf. Dies wirft viele
wesen. Dies geschieht im                und genutzt werden dürfen.               Rund ein Jahr später, im März        Fragen bei Lehrpersonen und
Auftrag der Schweizerischen             Unter anderem sollen                     2022, wird dann über die Auf-        Schulverwaltungen auf.
Konferenz der kantonalen                gemeinsame Richtlinien für               nahme des regulären
Erziehungsdirektoren (EDK)              die sichere Verwendung von               Betriebs für drei Jahre              Die neue Fachstelle der Edu-
und des Staatssekretariats              digitalen Tools festgelegt               beschlossen.                         ca für Datennutzung im Bil-
für Bildung, Forschung und              werden. Weiter soll durch die                                                 dungswesen will bestehende
Innovation (SBFI).                      gezielte Nutzung bereits vor-            Nelly Buchser, Educa                 Strukturen vernetzen, um
                                        handener Daten der Verwal-                                                    Erkenntnistransfer in Form
Politik für die Datennutzung            tungsaufwand für das Lehr-                                                    von Good Practice zu fördern,
Das Ziel der geplanten Fach-            personal reduziert werden.               Weiter im Netz                       Forschungs- und Entwick-
stelle ist die Entwicklung              Denn aktuell werden immer                www.educa.ch › Tätigkeiten ›         lungsprojekte umzusetzen
einer schweizweiten Daten-              noch viele Daten manuell von             Fachstelle Datennutzung              und durch einen Experten-
nutzungspolitik für den Bil-            den Lehrpersonen erfasst,                                                     pool Beratungen für Schulen
                                                                                                                      anzubieten. Der LCH hat 2018
                                                                                                                      in seinem Positionspapier
                                                                                                                      «Digitale Technologien in der
                                                                                                                      Schule: Herausforderungen
                                                                                                                      aktiv angehen» gefordert,
                                                                                                                      dass digitale Daten aus dem
                                                                                                                      Bildungsbereich durch klar
                                                                                                                      definierte und transparente
                                                                                                                      Sicherungs- und Nutzungs-
                                                                                                                      strategien gesichert sein
                                                                                                                      müssen. Er betonte zudem,
                                                                                                                      dass Daten für pädagogische,
                                                                                                                      aber nicht für kommerzielle
                                                                                                                      Zwecke gezielt und kontrol-
                                                                                                                      liert ausgetauscht und
                                                                                                                      genutzt werden sollen.

                                                                                                                      Der LCH begrüsst daher den
                                                                                                                      Aufbau der neuen Fachstelle.
                                                                                                                      Die Arbeit an Schulen wird so
                                                                                                                      durch eine zentrale Anlauf-
                                                                                                                      stelle und gemeinsame
                                                                                                                      Richtlinien zur Datennutzung
                                                                                                                      unterstützt.

                                                                                                                      Beat A. Schwendimann,
                                                                                                                      Leiter Pädagogische Arbeits-
                                                                                                                      stelle LCH
Die Datenmenge, die an Schulen generiert wird, ist gross. Eine neue Fachstelle soll klare Rahmenbedingungen für den
Umgang mit ihnen schaffen. Grafik: Educa

                                                                                                                                                11
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Sich sicher weiterbilden und gleich
doppelt auftanken
Vom 12. bis 23. Juli 2021 findet der 130. Interkantonale Sommercampus
von Schule und Weiterbildung Schweiz swch.ch unter Einhaltung der aktuellen
Schutzmassnahmen im pittoresken Schaffhausen statt.

Lehrerinnen und Lehrer            wie «Achtsamer Umgang mit       einem gehaltvollen Weiterbil-      WAS, WANN, WO
unterrichten in einem             grossen und kleinen Gefüh-      dungstag erwartet die Teil-
Umfeld, das durch Wandel          len» über C wie «Cybermob-      nehmenden in Schaffhausen
                                                                                                     Austausch in bilingualen
immer wieder neu geprägt          bing – wirkungsvoll begeg-      ein Rahmenprogramm, das
wird und viele Herausforde-       nen» bis Z wie «Zeit zum        einen Einblick in die kulturel-    Bildungsgängen
rungen mit sich bringt. In Zei-   Forschen!». Traditionell wer-   len, historischen und kulina-      Movetia und das ZEM CES
ten von Corona sind insbe-        den auch viele Kurse im         rischen Besonderheiten der         organisieren am 31. März
sondere digitale Fähigkeiten      Fachbereich Gestalten ange-     Region gibt. Teilnehmende          2021 eine Fachtagung, die
gefordert. Die Sommerkurse        boten. Diese bieten neben       verbinden somit den fachli-        einen Überblick über die
von swch.ch leisten hier Ab-      dem Kennenlernen neuer          chen Austausch und die Stär-       bilingualen Bildungsgänge
hilfe. Mit Angeboten wie          Materialien und Vertiefen von   kung der eigenen Kompeten-         bietet und den Mehrwert von
«Multimediale Dokumente           Techniken wie «Block Print –    zen mit Kultur und tanken          Austausch und Mobilität
für den Unterricht erstellen»     das Kunsthandwerk des           doppelt auf.                       beleuchtet. Die Tagung sieht
oder «E-Learning und Coro-        Holzstempeldrucks» auch                                            Inputs von Expertinnen und
na – Erfahrungen reflektie-       Raum für freudvolles Experi-    Jana Baumgartner,                  Experten vor und eröffnet
ren, Kompetenzen vertiefen»       mentieren und Ausprobieren      Co-Geschäftsführerin swch.ch       den Dialog zwischen Akteu-
bieten sie direkt umsetzbare      zum Beispiel mit «Struktur-                                        rinnen und Akteuren der
Ideen und Lösungen für den        und Farbexperimente auf der                                        Sekundarstufe II. Die Tagung
eigenen Unterricht. Die Kurs-     textilen Oberfläche». Dieser                                       findet im Kongresshaus in
leitenden sind erfahrene,         Ausgabe von BILDUNG                                                Biel oder online statt. Sie
ausgewiesene Fachleute und        SCHWEIZ liegt der Kurspro-                                         richtet sich an Schulleitende
Praktiker – ganz nach dem         grammflyer bei. Die Kurse                                          und Lehrpersonen von Gym-
Grundsatz «aus der Praxis für     finden sich auch unter www.                                        nasien und Fachmittelschu-
die Praxis». Damit bauen die      swch.ch und sind dort direkt                                       len mit bilingualen Angebo-
Teilnehmenden neue Kompe-         buchbar.                                                           ten und an Interessierte im
tenzen auf und nehmen einen                                                                          Mittelschulbereich. Weitere
gestärkten Methodenruck-          Den Sommercampus sicher                                            Informationen: www.movetia.
sack mit nach Hause.              erleben                                                            ch > News & Events
                                  Die Sommerkurse sind unter
Das Programm enthält              Einhaltung der aktuellen
bewährte und neue Kurse mit       Sicherheitsmassnahmen mit                                          Kindesschutz als
erprobtem Praxisbezug oder        einem spannenden Rahmen-                                           ­Führungsaufgabe
auch mit ausgewiesenem            programm in den Interkanto-     Die diesjährigen Sommerkurse       Fragen des Kindeswohls und
Bezug zum Lehrplan 21. Die        nalen Sommercampus von          bieten ein gewohnt abwechslungs-   des Kindesschutzes sind
Themenvielfalt reicht von A       swch.ch eingebettet. Nach       reiches Programm. Foto: swch.ch    Themen, mit denen sich
                                                                                                     Schulen und Tagesschulen
                                                                                                     auseinandersetzen. Schullei-
GOSNOW                            «Die Schulen, die jetzt ihr     vor allem um den sozialen          tende und Tagesschulleiten-
                                  Schneesportlager absagen        Aspekt, darum, dass man            de schaffen die Vorausset-
Ins Sommer- statt                 mussten, sollen im Mai oder     sich miteinander auseinan-         zungen, damit innerhalb der
ins Skilager                      Juni trotzdem nach Davos,       dersetzt und eine Woche an         Organisation und in Zusam-
                                  Saas-Fee oder Melchsee-         einem anderen Ort zusam-           menarbeit mit Fachstellen
Die Schweizer Schneesport-        Frutt gehen und diese Desti-    men verbringt.» Dazu brau-         ein wirkungsvolles Früh­
initiative GoSnow hilft jedes     nationen im Frühsommer          che es nicht unbedingt             erkennungssystem und ein
Jahr bei der Organisation von     erleben.» Statt Ski fahren      Schnee. Für Lager im Früh-         professionelles Vorgehen bei
Schneesportlagern und             sollen sie biken, wandern       sommer muss die epidemio-          Kindeswohlgefährdung
-tagen. Diese Saison wären        oder mit dem Wildhüter den      logische Lage allerdings           gewährleistet sind. Ziel der
250 Skilager geplant gewe-        Wald erkunden. Erste Desti-     stimmen, darüber sind sich         Veranstaltung ist es, grundle-
sen. Davon sind bereits 170       nationen hätten bereits         Rauch und Minder einig. Die        gendes Fachwissen zum The-
abgesagt worden, wie              Angebote für Schulen            Sicherheit aller Beteiligten       ma Kindeswohl und Kindes-
Geschäftsführer Ole Rauch         zusammengestellt.               müsse gewährleistet sein. (pd)     schutz zu erhalten sowie die
gegenüber SRF «HeuteMor-                                                                             Aufgaben und Ansprüche in
gen» verlauten liess. Er rech-    Situation beobachten                                               der Prävention und bei
net damit, dass auch die ver-     Thomas Minder, Präsident        Weitere Informationen              Gefährdungen zu erkennen.
bleibenden Schullager in den      Verband Schulleiterinnen        www.gosnow.ch                      Das Webinar findet am Frei-
kommenden Wochen abge-            und Schulleiter Schweiz,        www.bit.ly/3p5j5RP – «Kinder       tag, 12.März 2021, von 14 bis
sagt werden. Aus diesem           begrüsst die Idee von Ole       sollen ins Sommer- statt ins       18 Uhr statt. Weitere Infor-
Grund schlägt Rauch eine          Rauch. Gegenüber SRF sagte      Skilager» (SRF HeuteMorgen,        mationen und Anmeldung:
Verschiebung der Lager vor:       er: ««Es geht bei Schullagern   19.01.2021)                        phbern.ch/21.301.632.02

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2 | 2021
BILDUNGSPOLITIK

Wintersession 2020: Weniger
Jugendschutz, mehr Lohngleichheit
In der abgelaufenen Wintersession hat der Nationalrat die Werbe- und
Sponsoringeinschränkungen im Tabakproduktegesetz gelockert. Zudem hat er
einen Vorstoss zur Förderung der Lohngleichheit angenommen.

Das mit Abstand wichtigste      der Presse und auf Internet-    die nun an den Ständerat            zuführen. Sie können aber
Geschäft der Wintersession,     seiten, die nicht für Minder-   zurückgeht, mit 84 zu 59            entscheiden, ob sie diese
die am Freitag, 18. Dezember    jährige bestimmt sind,          Stimmen bei 47 Enthaltun-           Daten an den Bund übermit-
2020, zu Ende ging, betraf      erlaubt sein soll. Zudem ent-   gen angenommen. «Dieser             teln oder nicht. Dies soll sich
den Schutz der Gesundheit       schied die grosse Kammer,       Entscheid ist skandalös»,           nun mit der Parlamentari-
von Kindern und Jugendli-       dass verkaufsfördernde          schreibt die vom LCH unter-         schen Initiative der WBK-N
chen – die Rede ist vom         Massnahmen für elektroni-       stützte «Allianz für ein star-      ändern, die der Nationalrat
umstrittenen Tabakproduk-       sche Zigaretten weiterhin       kes Tabakproduktegesetz» in         mit 114 zu 68 Stimmen bei
tegesetz. Bruno Rupp, Mit-      möglich sind. Zuletzt stellte   ihrer Medienmitteilung vom          einer Enthaltung angenom-
glied der Geschäftsleitung      sie sich in zwei Punkten        8. Dezember 2020.                   men hat. Für eine Annahme
LCH, hatte in einem Interview   gegen die Beschlüsse des                                            hatten sich LCH und SER in
auf www.LCH.ch vor einer        Ständerats. Zum einen fiel      Übermittlungspflicht kommt          einem Schreiben an die Mit-
Verwässerung des Gesetzes-      die Meldepflicht für Firmen     der Lohngleichheit zugute           glieder des Nationalrats
entwurfs gewarnt.               bezüglich ihrer Werbeausga-     Hoffnung gab es dagegen aus         stark gemacht: «Eine Mel-
                                ben weg und zum anderen         Sicht von LCH und SER bei           dung der Ergebnisse an den
Dem Gesetz wurden               wurde der Passus gestrichen,    der Förderung der Lohn-             Bund erhöht die Präventions-
die Zähne gezogen               dass die Kantone jeweils        gleichheit. Mit dem Gleich-         wirkung des GlG, die Transpa-
Der Nationalrat folgte mehr-    strengere Werbe-, Sponso-       stellungsgesetz (GlG) sind          renz und die Evaluations-
heitlich dem Vorschlag seiner   ring- und Verkaufsförde-        seit dem 1. Juli 2020 Unter-        möglichkeiten.»
Bildungskommission (WBK-        rungsvorschriften erlassen      nehmen mit über 100 Mitar-
N). Er beschloss, dass Wer-     können. In der Gesamtab-        beitenden verpflichtet, Lohn-       Maximiliano Wepfer
bung für Tabakprodukte in       stimmung wurde die Vorlage,     gleichheitsanalysen durch-

     Austausch in
     bilingualen                                                                                                – Biel/Bien

     Bildungsgängen
                                                                                                            1
                                                                                                         02                   n
                                                                                                  2

                                                                                                                              e
                                                                                                   rz
                                                                                             31. Mä

     Welche Wege führen zum Ziel?

                                                                                                        movetia.ch/tagung-bili

                                                                                                                                  13
STEHSATZ
                                                   2 | 2021 | STEHSATZ
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                                                                                                                               RUBRIK

Von der Freude am Lesen
und vom Weg dorthin
Text und Fotos:          «Übung macht den Meister», sagt der Volksmund. Auch für das Lesen
Deborah
Conversano
                         und Schreiben passt dies. «Kinder und Jugendliche sollen lesen – egal
                         was!» ist eine Erkenntnis, die sich aus der aktuellen Serie in BILDUNG
                         SCHWEIZ ableiten lässt. Sie geht mit dieser Ausgabe zu Ende.

Was braucht es, um gut lesen und schreiben zu lernen?                        damit flüssiger und dadurch besser zu lesen. Andererseits
Braucht es diese Kulturtechniken überhaupt noch in analo-                    trägt viel und auch Unterschiedliches zu lesen dazu bei, zu
ger Form in einer Zeit der fortschreitenden Digitalisierung?                 entdecken, wie schön und bereichernd diese Tätigkeit sein
Auf über 60 Seiten hat sich die Redaktion von BILDUNG                        kann. So sagte die 14-jährige Leandra Gloor in einem Inter-
SCHWEIZ in insgesamt zehn Ausgaben mit diesen und                            view in der Serie: «Ich denke, es ist sehr wichtig, dass man
ähnlichen Fragen beschäftigt. Sie besuchte unter anderem                     viel liest. Man kann dann in eine ganz neue Welt eintauchen
(Schul-)Bibliotheken, sprach mit Autorinnen und Autoren,                     und für einige Zeit aus der Gegenwart verschwinden.» Mit
mit Übersetzerinnen und Übersetzern, mit Leseprofis und                      elf Jahren schrieb sie ihr erstes Buch und animiert seither
Schreibanfängern. Beleuchtet wurden vor allem die Themen                     mit ihren Geschichten Kinder und Jugendliche zum Lesen.
Lesen, Vorlesen und Schreiben.                                               Regula Malin, Leiterin des Schweizerischen Jugendschriften-
                                                                             werks SJW, sprach sich für die Förderung von lustbetontem,
Lasst sie lesen! Und: Bloss nicht langweilen                                 zweckfreiem Lesen aus. «Die Kinder sollen um des Lesens
In einem Punkt herrschte unter den Beteiligten an der Serie                  willen lesen. Das erreichen wir mit kurzen, guten Geschich-
Einigkeit: Kinder und Jugendliche sollen so viel wie möglich                 ten, welche die Leserin und den Leser packen und in das
lesen. Das hilft ihnen einerseits, Routine zu entwickeln und                 Geschehen hineinziehen, sodass sie das Heft nicht mehr aus

BILDUNG SCHWEIZ befasste sich in zehn Ausgaben mit dem Thema «Lesen und Schreiben». Die Redaktion sprach dafür mit vielen Akteurinnen und Akteuren.
Im Herbst 2020 gewährten zwei erste Klassen einer Primarschule in Niederuzwil (SG) Einblick in die ersten Schritte hin zur Schrift.

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2 | 2021
LESEN UND SCHREIBEN

der Hand legen möchten.» Auch Alice Gabathuler, Autorin         eigenen Person, zu den Personen im Text sowie zu den
und Mitgründerin des Jugendbuchverlags da bux, findet,          Zuhörenden.
man dürfe die Jugendlichen unter keinen Umständen lang-
weilen, sondern müsse sie mit einem guten Erzählstil und        Schreibend eigene Welten schaffen
Aufbau packen. Als Botschafterin für das Vorlesen setzte        Damit ein Text überhaupt vorgelesen werden kann, muss
sich am Schweizer Vorlesetag 2020 die Kabarettistin Patti       ihn zuerst jemand schreiben. Auch damit befasste sich die
Basler ein. Ihre Botschaft an die Kinder und Jugendlichen       Serie in BILDUNG SCHWEIZ. Sie beleuchtete verschiedene
war ein einfacher Imperativ: «Lest!»                            Voraussetzungen, die Kinder dafür mitbringen müssen. So
                                                                sagte unter anderem die Psychomotoriktherapeutin Dora
Vorlesen – für alle Altersstufen attraktiv                      Heimberg im Interview: «Das Kind muss Stift und Papier
In ihrer früheren Tätigkeit als Oberstufenlehrerin im Kan-      haben, um kritzeln und zeichnen zu können. Kinder, die nie
ton Aargau las Patti Basler ihren Schülerinnen und Schülern     zeichnen, haben einen schweren Stand beim Schreibenler-
ab und zu vor. «Erstaunlicherweise haben sie es geliebt»,       nen.» Vorgestellt wurden auch verschiedene Schreib-Apps,
erinnert sie sich. «Die Schülerinnen und Schüler mochten        die Kindern die Möglichkeit bieten, sich selbst als Autorin
es, weil ich so die Interpretationsarbeit von Texten für        oder Autor zu erleben. Manche davon laden zum gegensei-
sie übernommen habe.» Dass Vorlesen nicht nur für die           tigen Lesen und Austauschen über Texte ein. Die Primar-
Kleinsten attraktiv ist, bestätigt auch eine Aussage von Bar-   lehrerin Patricia Baumann sprach mit BILDUNG SCHWEIZ
bara Jakob, zuständig für literale Förderung beim Schwei-      über ihre Erfahrungen mit Schreib-Apps. Sie sieht darin
zerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien (SIKJM).       Vorteile, gerade auch für Kinder mit motorischen Schwie-
Sie sagte gegenüber BILDUNG SCHWEIZ: «Vorlesen hat              rigkeiten. «Ich finde aber, es braucht nach wie vor beides,
definitiv kein Ablaufdatum, Einsteigen ist immer mög-           das schriftlich-analoge und das digitale Lernprogramm. Das
lich.» Jüngere Schülerinnen und Schüler schätzen andere         eine ersetzt das andere nicht, beides hat seinen Wert.» Sie
Aspekte des Vorlesens als ältere. Profitieren können aber       unterstützt damit das Votum, das Beat A. Schwendimann,
                                                                Leiter Pädagogische Arbeitsstelle LCH, zum Start der Serie
«Ich finde, es braucht nach wie vor                             abgab. «Lese- und Schreibkompetenzen sind unabhängig
                                                                vom Medium, ob gedruckt oder digital, wichtig», brachte
beides, das schriftlich-analoge und das                         er es auf den Punkt.
digitale Lernprogramm. Das eine ersetzt                            Lesen und Schreiben – BILDUNG SCHWEIZ widmete
                                                                sich dem Thema ausführlich. Obwohl eine grosse Vielfalt
das andere nicht, beides hat seinen Wert.»                      an Akteuren, Institutionen und Personen zu Wort kamen,
                                                                wird das Thema die Redaktion noch weiter beschäftigen,
alle, wenn die Art des Vorlesens an das entsprechende           auch ausserhalb der Serie. Das Kapitel ist damit noch nicht
Alter angepasst wird. Während Kinder Hilfsmittel zur            zu Ende geschrieben – im wahrsten Sinne des Wortes. ■
Visualisierung benötigen, wollen Jugendliche Geschichten
mit Spannung, die temperamentvoll vorgetragen werden.
                                                                Weiter im Text
In ihrer Studie «Leseförderung durch Vorlesen» belegten         Die Serie «Lesen und Schreiben» steht ab dem 16. Februar 2021
die Forscher Jürgen Belgrad und Ralf Schünemann ver-            als Volltext-PDF unter www.LCH.ch › BILDUNG SCHWEIZ › Serien
schiedene positive Aspekte des Vorlesens. So vergrössert        zum Download zur Verfügung.
Vorlesen den passiven Wortschatz der Zuhörenden und
hilft ihnen dabei, literarische Wendungen und komplexe
Satzstrukturen zu verinnerlichen. Auch wirkt es sich positiv
auf die Beziehung zwischen vorlesender Lehrperson und
Zuhörenden aus. Jugendliche können sich auch gegenseitig
vorlesen und lernen damit einen neuen Umgang mit dem
Text kennen. «Sie müssen nicht nur dekodieren und dem,
was sie vorlesen, einen Sinn geben, sondern das Gelesene
auch noch über die Lippen bringen», sagt Barbara Jakob.
Dabei würden sie erfahren, wie die eigene Stimme wirkt,
und erhielten einen neuen Bezug zur Emotionalität, zur

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«Lesen verlangt ein ganzes Bündel
an Fähigkeiten»
Für Andrea Bertschi-Kaufmann ist das Schönste am Lesen das Eintauchen in fremde Welten. Die Leseforscherin
erklärt im Interview, was Lehrpersonen für den Leselehrprozess beachten sollten, wie die Digitalisierung das
Lesen und Schreiben beeinflusst und welche Massnahmen es für die Lese- und Schreibförderung braucht.

BILDUNG SCHWEIZ: Im Duden stehen               erweitern, ebenso wichtig für unsere geis-         eine anspruchsvolle, aber auch sehr schöne
verschiedene Bedeutungen für das Verb          tige und seelische Entwicklung. Schliesslich       Aufgabe.
«Lesen». Die für unsere Serie relevante        ist auch die Schönheit der Sprache wohl-
Bedeutung definiert es als «etwas              tuend. Kleine Kinder erleben dies mit den           Welche Methoden haben sich aus Ihrer
Geschriebenes, einen Text mit den              sogenannten Kniereitern: Mit Reimen und             Sicht beim Leselehrprozess bewährt?
Augen und dem Verstand erfassen».              Versen erleben sie auf unserem Schoss die          Leider weiss man noch nicht sehr präzise,
Was stimmt davon, was müsste                   Sprache als gestaltet und rhythmisch.              welche Methoden sich für welche Gruppe
angepasst werden?                                                                                 von Kindern am besten eignet. Verschie-
ANDREA BERTSCHI-KAUFMANN: Die                  Welche Bedingung muss für gutes Lesen              dene Studien deuten aber auf eine Kom-
Definition ist sicher einleuchtend, aber ich   gegeben sein?                                      bination von Methoden hin. Zum einen
würde sie gern ergänzen. Je nach Text und      Eine kompetente Unterstützung beim                 fördert die Leseanimation die Neugier auf
Situation der Leserin, des Lesers bedeu-       Schrifterwerb und allen weiteren Ent-              Texte und Bücher: Leseecken, Bücherquiz,
tet Lesen auch, den Text mit den eigenen       wicklungsstufen. Lesen verlangt ja ein             Lesenächte und vieles andere. Zum ande-
Emotionen zu erfassen. Die emotionale          ganzes Bündel an Fähigkeiten. Einige Kin-          ren hilft das Lesetraining. Damit erwerben
Nähe zum Erzählten hilft beim Aufnehmen        der erwerben diese scheinbar von selber.           Kinder nach und nach Lesefähigkeiten auf-
des Textes.                                    Andere wiederum stehen bei bestimmten              bauend auf dem, was sie bereits können,
                                               Anforderungen an. Über diese Hürden                also mit adaptivem Lernen.
Was macht für Sie die Faszination des          kommen sie dann hinweg, wenn eine
Lesens aus?                                    geduldige Lehrperson sie dabei begleitet            Können Sie das ausführen?
Zunächst ist es die Möglichkeit, Wissen        und systematisch ermutigt.                         Das Lesetraining fängt bereits im Kinder-
zu erwerben. Lesend kann ich mir heute                                                            garten beim Erkennen von Bildern und
                                               Lesen- und Schreibenlernen braucht                 Zeichen an, wobei die visuelle Wahrneh-
                                               also Durchhaltevermögen.                           mung geschärft wird. Weiter geht es um
«Aus diesem literarischen                      Ja, deshalb sollen Lehrerinnen und Leh-            das genaue Hinhören und das Unterschei-
Fundus zu schöpfen, hilft mir,                 rer den Kindern möglichst das zum Lesen            den von Lauten. Diese Schritte bilden die
                                               anbieten, was diese interessiert. So wecken        Voraussetzungen für das spätere Lesen,
über Menschen und Dinge                        sie Neugier und Lesemotivation und hal-            bei welchem die Kinder die Schriftzei-
nachzudenken und mich                          ten diese möglichst auch aufrecht. Das ist         chen entschlüsseln, die Zusammenhänge
selber auszudrücken.»

schnell alle Informationen holen, die ich
brauche. Doch das Schönste am Lesen
ist das Eintauchen in fremde Welten, das
Erleben von Geschichten. In fiktionalen
Texten kann ich in die Seelen der Figu-
ren hineinsehen und bekomme dabei eine
Sprache mit, die auch das schwer Sagbare
ausdrückt. Aus diesem literarischen Fun-
dus zu schöpfen, hilft mir, über Menschen
und Dinge nachzudenken und mich selber
auszudrücken.

Welche Funktion des Lesens erachten
Sie als die wichtigste?
In gesellschaftlicher Hinsicht sind es der
Erwerb von Wissen und das Aufneh-
men von Informationen. Die Gesellschaft
braucht informierte Mitglieder, die sich
einbringen. Lesen ist aber auch in indi-
vidueller Hinsicht wichtig, eine befriedi-
gende schulische und berufliche Laufbahn
gelingt nur mit Lesen, ansonsten wird man
«abgehängt». Allerdings ist das Leben mit
Geschichten, in denen wir unsere Fantasie
                                               Andrea Bertschi-Kaufmann ist Gründerin und ehemalige Leiterin des Zentrums Lesen an der
                                               Pädagogischen Hochschule FHNW. Fotos: Eleni Kougionis

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