Kommunaler Klimaschutz - Möglichkeiten für die Kommunen - Naturwissenschaften ...

Die Seite wird erstellt Monika Ritter
 
WEITER LESEN
Kommunaler Klimaschutz - Möglichkeiten für die Kommunen - Naturwissenschaften ...
Kommunaler Klimaschutz
Möglichkeiten für die Kommunen
Kommunaler Klimaschutz - Möglichkeiten für die Kommunen - Naturwissenschaften ...
IMPRESSUM

Herausgeber:   Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)
               Referat Öffentlichkeitsarbeit • 11055 Berlin
               E-Mail: service@bmu.bund.de • Internet: www.bmu.de

Redaktion:     Referat KI I 5, Anja Mager, und Referat G, Dr. Korinna Schack

Gestaltung:    KNSK
Druck:         MHD Druck und Service GmbH

Abbildungen:   Titel getty images, Seite 4 Matthias Lüdecke, Seite 6 Dr. Landsberg: DStGB, Dr. Articus: Deutscher
               Städtetag, Prof. Dr. Hennecke: ZDF, Seite 7 BMU-Referat KI I 5, Seite 8 + 9 BMU/PtJ, Seite 14 Stadtverwaltung
               Kaiserslautern, Seite 16 Servicestelle: Kommunaler Klimaschutz, Seite 19 – 21 Servicestelle: Kommunaler
               Klimaschutz, Seite 27 Tiefbauamt Aalen, Seite 31 fairkehr GmbH/Zöllner, Seite 32 + 33 fairkehr, nach
               Wuppertal Institut/Forsa Befragung 2009, Seite 34 + 35 Velokonzept Saade GmbH, Seite 37 Stadtverkehr
               Tübingen 2008, Haushaltbefragung 2007, Seite 38 H. Verron, Seite 42 Ralph Wollmann, Seite 46 DeENet,
               Seite 49 Cord Hoppenbrock, Seite 54 + 55 Thomas Truschel/photothek.net, Seite 57 Stadt Leipzig,
               Jens Schiller, BfN, Seite 63 – 67 Anestis Aslanidis (Kongress), Florian Eckert (ZeitzeicheN),
               Seite 73 BMU-Referat KI I 5, Seite 74 Bädergesellschaft Lünen mbH

Stand:         Januar 2011
Auflage:       15.000 Exemplare
Kommunaler Klimaschutz - Möglichkeiten für die Kommunen - Naturwissenschaften ...
INHALT �
Vorwort des Bundesumweltministers Dr. Norbert Röttgen      4    Das integrierte Klimaschutzkonzept des
Vorwort der kommunalen Spitzenverbände                     5    Landkreises Osnabrück                                  49
                                                                Rückenwind für das Repowering –
I Kommunaler Klimaschutz                                        die Repowering-Infobörse für Kommunen                  52
                                                                Vision 2050 – Perspektiven für die Stadtwerke
Die Kommunalrichtlinie                                      7   im Energiemarkt                                        54
Die Kommunalrichtlinie: Neue Fördertatbestände
ab dem 1. Januar 2011                                      10   IV Stadtentwicklung und Kommunen
Anspruchsvoller Klimaschutz mit langfristiger
Perspektive                                                12   Urbane Wälder – ein Beitrag zur ökologischen und
Zwei Jahre „Servicestelle: Kommunaler Klimaschutz“         15   klimagerechten Stadtentwicklung                        56
Kommunalen Klimaschutz erfolgreich gestalten!              17   Klimaschutz in der Raum- und Siedlungsentwicklung –
Leitfaden „Kommunaler Klimaschutz“                         22   Gestaltungsmöglichkeiten der Raumordnung und der
Global denken, lokal handeln – die Landkreise sind dabei   22   Bauleitplanung                                         58
Kommunaler Klimaschutz bei knappen Kassen                  24
Bundeswettbewerb bringt energieeffiziente                       V Abfall in Kommunen
Stadtbeleuchtung voran                                     27
Starthilfe für den Klimaschutz in Städten und Gemeinden    29   Ökologisch sinnvolle Verwertung von Bioabfällen
                                                                weiter ausbauen                                        60
II Verkehr in Kommunen
                                                                VI Nachhaltigkeit in Kommunen
„Kopf an: Motor aus. Für null CO2 auf Kurzstrecken“
2010 in 5 Städten                                          30   Die nachhaltige Stadt                                  62
Wahre Klimahelden: Fußgänger und Radfahrer                      Kommunale Nachhaltigkeit als Ausweg aus der Krise      63
sparen mehr als 13.600 Tonnen CO2                          31
„Unsere Mission: Null Emission.“                           34   VII Anpassung an den Klimawandel
Blaue Mobilität in Tübingen – 50 % weniger CO2
im Stadtverkehr                                            37
                                                                in Kommunen
Verringerung der Luftbelastung                             39   Klimaschutz und Klimaanpassung in kleineren Kommunen   67
Capacity Building zur Verkehrsplanung als Beitrag               Anpassung an den Klimawandel –
zum kommunalen Klimaschutz                                 41   wie das Umweltbundesamt Kommunen unterstützt           69
                                                                Klimawandel in Kommunen – Aktivitäten des Bundes       71
III Erneuerbare Energien in Kommunen
                                                                VIII Das Umweltinnovationsprogramm
Global denken, lokal handeln: Akzeptanz für erneuerbare
Energien auf kommunaler Ebene                              43   Fördermöglichkeiten für Kommunen im Rahmen des
Kommunen und Regionen vernetzen sich für eine                   Umweltinnovationsprogramms des BMU                     73
erneuerbare Energieversorgung                              45   Wirtschaftliche Anreize für Kommunen                   75
„Regenerative Modellregion Harz“                           47   Neuer Förderschwerpunkt im Umweltinnovationsprogramm
                                                                „Energieeffiziente Abwasseranlagen“                    76
Kommunaler Klimaschutz - Möglichkeiten für die Kommunen - Naturwissenschaften ...
KLIMASCHUTZ BRAUCHT DIE KOMMUNEN                                                                             KLIMASCHUTZZIELE UMSETZEN �
                                                                                                                 Kommunen bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützen �
    Klimaschutz ist ein wichtiges Anliegen unserer         konzepte, stellen Klimaschutzmanager ein für die
    Zeit, daran zweifelt heute sicher niemand mehr.        Koordination der verschiedenen Maßnahmen oder
    Die Bundesregierung hat die zentrale Rolle des         nutzen hocheffiziente Technologien in der Straßen­    Angesichts der bereits eingetretenen und der zu        würde den erforderlichen Politikwechsel beson­
    Klimaschutzes erkannt. Dies spiegelt auch das im       beleuchtung. Es zeigt sich: Die Kommunen spielen      erwartenden Auswirkungen des Klimawandels              ders verdeutlichen und fördern.
    September 2010 verabschiedete Energiekonzept           eine Schlüsselrolle auf dem Weg zu mehr Energie­      steht Deutschland vor einer gewaltigen Heraus­
    wider. Es enthält langfristige Ziele zur Reduzie­      effizienz und Klimaschutz. Das Bundesumweltminis­     forderung. Die Klimapolitik stellt deshalb einen       Bund und Länder sollten sich als Motor einer
    rung klimaschädlicher Treibhausgase und ein            terium steht als zuverlässiger Partner und Mittler    wichtigen Schwerpunkt in der politischen Arbeit        nationalen Klimapolitik verstehen, wirksame
    klares Bekenntnis zu den erneuerbaren Energien.        zwischen den beteiligten Akteuren zur Verfügung       der nächsten Jahre dar. Hierbei gilt es, die Auswir­   Anreizsysteme in diesem Politikbereich erarbeiten
    Gemeinsam mit dem bereits 2007 in Meseberg             und arbeitet stetig an noch besseren Bedingungen      kungen und Risiken zu analysieren, konsequent          sowie die Forschungsaktivitäten erhöhen. Neben
    verabschiedeten Integrierten Klima- und Energie­       für höhere und kontinuierliche Investitionen in den   gegenzusteuern sowie gezielte Anpassungsmaßnah­        dem Hochwasserschutz, der Wasserver- und
    programm ist der politische Rahmen für einen           Klimaschutz, um die Kommunen beim lokalen Um­         men an den Klimawandel zu entwickeln. Insbe­           Abwasserentsorgung betrifft dies vor allem eine
    langfristigen Klimaschutz nun gesetzt. Jetzt gilt      bau für eine emissionsarme Zukunft zu unterstützen.   sondere sind eine strikte Einhaltung der bereits       effiziente und CO2-arme Energieversorgung. Die
    es, das Programm mit Leben zu füllen.                                                                        beschlossenen europäischen und nationalen Emissi­      Anstrengungen zur Energieeinsparung müssen
                                                           Die Broschüre erscheint anlässlich der Novellierung   onsreduktionsziele bis zum Jahr 2020, eine Stärkung    beibehalten und insbesondere im Verkehrsbereich
    Eine wesentliche Rolle kommt hierbei den Kommu­        der Kommunalrichtlinie und ist ein Sonderdruck        des Emissionshandelssystems im europäischen und        verstärkt werden. Die in der abgelaufenen Legisla­
    nen zu. Die derzeit etwa 14.000 Städte und Gemein­     der im Jahr 2010 veröffentlichten Artikel zum         nationalen Kontext, eine weitere Eindämmung der        turperiode beschlossene Anpassungsstrategie der
    den sowie die 301 Landkreise wirken direkt und         Thema kommunaler Klimaschutz in der Zeitschrift       Emissionen aus dem Verkehr sowie eine weitere          Bundesregierung kann nur durch eine enge
    indirekt auf die Entwicklung im Klimaschutz ein. Auf   „Umwelt“. Neben konzeptionellen Beiträgen finden      Reduktion der Treibhausgasemissionen in anderen        Kooperation von Bund, Ländern und Kommunen
    der einen Seite sind sie zuständig für Bereiche mit    Sie Praxisbeispiele zu Anpassungsstrategien an den    Bereichen (z. B. Energieverbrauchssenkungen für        umgesetzt werden. Angesichts der angespannten
    einem hohen CO2-Minderungspotenzial, genannt           Klimawandel, aber auch innovative Ideen wie das       Wohn- und Geschäftsgebäude, massiver Ausbau der        Haushaltssituation müssen Wege gefunden werden,
    seien etwa die Straßenbeleuchtung oder die Schulen,    Projekt „Coaching Kommunaler Klimaschutz“ und         regenerativen Energien sowie der Kraft-Wärme-          um auch finanzschwachen Kommunen Investitio­
    Hallenbäder und Verwaltungsgebäude. Andererseits       die Vorstellung eines Netzwerks von „100 %-Erneuer­   Kopplung) erforderlich.                                nen in Anpassungsstrategien zu ermöglichen.
    haben die Kommunen eine Vorbildfunktion für die        bare-Energie-Regionen“.
    lokale Gemeinschaft. Nur eine Kommune, die selbst                                                            Die Kommunen haben auf lokaler und regional            Deshalb sollten sich der Bund und die Länder
    im Klimaschutz vorangeht, kann auch ihre Bürgerin­     Effektiver Klimaschutz braucht die Kommunen,          vernetzter Ebene viele dezentrale Aktivitäten zur      stärker als bisher den erforderlichen Maßnahmen
    nen und Bürger sowie die Unternehmen zu einem          und diese Broschüre zeigt, dass an vielen Orten in    CO2 -Senkung erarbeitet. Sie müssen bei ihrer          zur Anpassung an den Klimawandel widmen,
    bewussteren und klimafreundlicheren Umgang mit         diesem Land bereits kreative, intelligente und        Umsetzung dringend durch verbesserte gesetzli­         etwa durch zusätzliche Anpassung beim Betrieb
    der Ressource Natur anregen.                           nachahmenswerte Entwicklungen im Gange sind.          che und finanzielle Rahmenbedingungen unter­           und Ausbau der Infrastruktur sowie durch die
                                                           In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Leserin­     stützt werden. Eine solche Politik setzt auch          Bereitstellung von wohnortnahem Grün und
    Das Bundesumweltministerium fördert gezielt            nen und Leser, eine anregende Lektüre.                voraus, dass die sozialen und wirtschaftlichen         Wald, die Kommunen bei entsprechenden Maß­
    Kommunen, die innovative Projekte für mehr                                                                   Aspekte sowie die Chancen einer verbesserten           nahmen unterstützen und die wissenschaftliche
    Energieeffizienz und Klimaschutz voranbringen.                                                               Klimaschutzpolitik betont werden. Langfristiges        Begleitforschung intensivieren.
    Innerhalb der Nationalen Klimaschutzinitiative                                                               Ziel muss die Ablösung der heute noch dominie­
    wurde bereits 2008 die Förderrichtlinie für Klima­                                                           renden Kohlenstoffwirtschaft durch eine nachhal­       Rolle der Kommunen im globalen
    schutzprojekte in sozialen, kulturellen und öffent­                                                          tige, auf regenerierbare Stoffe ausgerichtete
    lichen Einrichtungen – die Kommunalrichtlinie –                                                              Kreislaufwirtschaft sein. Wie die Erfahrungen
                                                                                                                                                                        Klimaschutz berücksichtigen
    aufgelegt, aus der Kommunen, aber auch Schulen                                                               der vergangenen Jahre zeigen, schaffen massive         Im Kyoto-Nachfolgeprotokoll muss die Rolle der
    und Kirchen, bei Maßnahmen für den Klimaschutz                                                               Investitionen in umweltfreundliche Technologien        Kommunen insbesondere bei der Umsetzung
    unterstützt werden. Bisher haben über 900 Städte,                                                            und Energien zusätzliche und nachhaltige               nationaler Klimastrategien und Aktionspläne
    Kreise und Gemeinden das Angebot angenommen.                                                                 Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum in               angemessen berücksichtigt werden. Außerdem
    Mit Hilfe des Bundesumweltministeriums und der                                                               Deutschland. Ein Sonderprogramm des Bundes             muss sichergestellt werden, dass Kommunen geeig­
    von ihm geförderten „Servicestelle: Kommunaler                                                               und der Länder „Klimaschutz in den Kommunen“           nete Instrumente und finanzielle Unterstützung
    Klimaschutz“ investieren sie in eigene Klimaschutz­              Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen

4                            Vorwort des Bundesumweltministers Dr. Norbert Röttgen                               Vorwort der kommunalen Spitzenverbände                                                                      5
Kommunaler Klimaschutz - Möglichkeiten für die Kommunen - Naturwissenschaften ...
erhalten, um den lokal, regional, national und
    international eingegangenen Verpflichtungen
    nachkommen zu können. Weiterhin sollte eine
                                                                    Einsatzes erneuerbarer Energien im Wärmemarkt
                                                                    mit zusätzlichen Mitteln fortgeführt und kommu­
                                                                    nale Klimaschutzmaßnahmen unterstützt werden
                                                                                                                                    DIE KOMMUNALRICHTLINIE �
    hochrangige Vertretung der kommunalen Ebene in                  sollen, wird dies ausdrücklich begrüßt. Diese Förde­            Die Nationale Klimaschutzinitiative fördert Projekte in sozialen,
    der nationalen Verhandlungsdelegation für zukünf­
    tige Klimaschutzabkommen sichergestellt werden.
                                                                    rung muss allerdings nachhaltig, d. h. verlässlich
                                                                    und mit ausreichenden Mitteln langfristig
                                                                                                                                    kulturellen und öffentlichen Einrichtungen mit der Kommunalrichtlinie
                                                                    angelegt sein.
    Energiekonzept der Bundesregierung                                                                                              Kommunaler Klimaschutz ist ein Schwerpunkt           Das Bundesumweltministerium strebt mit der
                                                                    Noch gravierender ist allerdings, dass die beab­                der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundes-     Förderung eine breitenwirksame und regional
    Das Energiekonzept der Bundesregierung weist                    sichtigte Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke               umweltministeriums (BMU). Von den Einnahmen          ausgewogene Verteilung an. Dennoch wird die
    insoweit in die richtige Richtung, als es die beste­            die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für                      aus dem Handel mit Emissionszertifikaten werden      Förderung in manchen Regionen Deutschlands
    henden ehrgeizigen Klimaschutzziele bestätigt                   den Einsatz erneuerbarer Energien und für Investi­              bereits über 900 Klimaschutzprojekte in Kommunen     stärker in Anspruch genommen als in anderen.
    und zu deren Umsetzung ein Sondervermögen                       tionen in umweltfreundliche KWK-Anlagen erheb­                  unterstützt. Die Grundlage für diese Förderung       So liegen die „Projekthochburgen“ in den Bundes­
    „Energie- und Klimafonds“ einzurichten beab­                    lich beeinträchtigen kann. Ohne entsprechende                   bildet seit 2008 die „Richtlinie zur Förderung von   ländern Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen,
    sichtigt, das aus den Förderbeiträgen der Kraft­                Ausgleichsmaßnahmen wird es zu einer erheblichen                Klimaschutzprojekten in sozialen, kulturellen und    Baden-Württemberg und Bayern. Demgegenüber
    werksbetreiber und den Mehrerlösen aus der                      Zurückhaltung bei Investitionen kommunaler                      öffentlichen Einrichtungen“ (Kommunalrichtlinie).    werden in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen
    Versteigerung der Emissionszertifikate gespeist                 Unternehmen in umweltfreundliche Energieerzeu­                  Im Rahmen der Kommunalrichtlinie können              oder Sachsen-Anhalt eher wenige Projekte geför­
    werden soll. Soweit daraus z. B. ein Energieeffizi­             gungsanlagen kommen.                                            sowohl Kommunen und Landkreise als auch              dert. Damit kann jedoch keine allgemeine Aussage
    enzfonds gespeist, das CO2-Gebäudesanierungs­                                                                                   Kirchen und Bildungseinrichtungen Förderung          über die Aktivitäten im kommunalen Klimaschutz
    programm fortgeführt und besser ausgestattet,                   Wir setzen darauf, dass es hier noch zu Verbesse­               für ihre Projekte erhalten.                          getroffen werden. Denn teilweise gibt es auch auf
    das Marktanreizprogramm zur Förderung des                       rungen des Konzepts kommt.                                                                                           Landesebene ähnliche Förderprogramme mit
                                                                                                                                    Flächendeckende Förderung                            attraktiven Bedingungen.

                                                                                                                                    Das Förderprogramm richtet sich an Kommunen,
                                                                                                                                    Kirchen, Hochschulen und kulturelle Einrichtungen
                                                                                                                                    mit gesamtstaatlicher Bedeutung in der gesamten
                                                                                                                                    Bundesrepublik. Oft reichen schon einfache Maß­
                                                                                                                                    nahmen aus, um den Energieverbrauch und damit
                                                                                                                                    den Ausstoß von CO2 deutlich und nachhaltig zu
                                                                                                                                    senken. Die Förderung aus der Nationalen Klima­
                                                                                                                                    schutzinitiative motiviert Kommunen und andere
                                                                                                                                    Einrichtungen, einen ersten Schritt zu tun, indem
                                                                                                                                    sie ihren Energieverbrauch kritisch beleuchten.
                                                                                                                                    Durch die vielen konkreten Projekte vor Ort wird
                                                                                                                                    Klimaschutz für die Bürgerinnen und Bürger
                                                                                                                                    sichtbar. So hat das Förderprogramm dem kom­
                                                                                                                                    munalen Klimaschutz neue Impulse verliehen.
                                                                                                                                    Ein Blick auf die Deutschlandkarte zeigt deutlich
              Dr. Stephan Articus                 Prof. Dr. Hans-Günter Henneke                     Dr. Gerd Landsberg
                                                                                                                                    die Intensität, mit der auf kommunaler Ebene
      Geschäftsführendes Präsidialmitglied     Geschäftsführendes Präsidialmitglied         Geschäftsführendes Präsidialmitglied                                                         Deutschlandkarte mit Abbildung der geförderten Projekte der Kommunal-
          des Deutschen Städtetages               des Deutschen Landkreistages           des Deutschen Städte- und Gemeindebundes   Klimaschutz betrieben wird.                          richtlinie (Quelle: www.bmu-klimaschutzinititative.de)

6                                                     Vorwort der kommunalen Spitzenverbände                                        I – Kommunaler Klimaschutz                                                                                                   7
Kommunaler Klimaschutz - Möglichkeiten für die Kommunen - Naturwissenschaften ...
0         20          40          60         80          100         120    140   160   180   200   Außer zu einer Verringerung der Treibhausgase
         Baden-Württemberg                                                                                                         tragen die Investitionen auch zu einer nachhaltigen
                                                                                                                                                                                                         Die Kommunalrichtlinie –
                     Bayern                                                                                                        Entlastung der kommunalen Haushalte durch die                         ein dynamischer Prozess
                      Berlin                                                                                                       verringerten Energiekosten bei. Dies erklärt die
               Brandenburg                                                                                                         hohe Attraktivität der Maßnahmen. Den Vorreiter                       Die Kommunalrichtlinie wurde 2008 erstmals
                    Bremen                                                                                                         bildet die Förderung zur energetischen Sanierung                      veröffentlicht und wird seitdem jeweils zum
                     Hessen                                                                                                        der Straßenbeleuchtung. Von rund 280 geförderten                      Jahreswechsel novelliert. Dabei fließen auch
    Mecklenburg-Vorpommern                                                                                                         Projekten entfielen bei Redaktionsschluss nur                         praktische Erfahrungen aus der Projektförde­
             Niedersachsen                                                                                                         etwa 80 auf die Bereiche Heizungsoptimierung,                         rung mit ein. Im Dialog mit dem Projektträger
        Nordrhein-Westfalen                                                                                                        Sanierung der Hallenbeleuchtung und Sanierung                         Jülich (PtJ) entwickelt das BMU die Richtlinie
             Rheinland-Pfalz                                                                                                       der Belüftungsanlagen.                                                ständig weiter. Neben der Richtlinie gibt es zu
                   Saarland                                                                                                                                                                              jedem Förderschwerpunkt ein begleitendes
                    Sachsen                                                                                                                                                                              Merkblatt, das die Richtlinie präzisiert und
             Sachsen-Anhalt                                                                                                        Förderschwerpunkte                                                    konkrete Hinweise für die Antragsteller enthält.
          Schleswig-Holstein
                  Thüringen                                                                                                                                                                              Seit der Veröffentlichung der Richtlinie im Juni
                               Verteilung der geförderten Projekte auf die Bundesländer. Quelle: BMU/PtJ
                                                                                                                                                                                                         2008 wurden bereits über 900 Klimaschutzprojek­
                                                                                                                                                                                                         te im Rahmen der Kommunalrichtlinie bewilligt.

    Drei Säulen für kommunalen                                                                                                                                                                           Während der ersten beiden Jahre hat sich gezeigt,
    Klimaschutz                                                                                                                                                                                          dass die Lebensrealitäten in deutschen Kommunen
                                                                                                                                                                                                         sehr vielfältig und verschieden sind. Diesen kom­
    Die Kommunalrichtlinie bietet viele Möglichkeiten,                       Unter den geförderten Projekten bildet die                                                                                  plexen und unterschiedlichen Gegebenheiten mit
    aktiven Klimaschutz vor Ort zu betreiben. Diese                          Erstellung von Klimaschutzkonzepten die größte                                                                              einem Förderprogramm Rechnung zu tragen, ist
    reichen vom Erstellen eines Klimaschutzkonzeptes                         Gruppe. Dabei wird zwischen integrierten                                                                                    eine besondere Herausforderung. Eine positive
    und dessen Umsetzung durch einen Klimaschutz­                            Konzepten und Teilkonzepten unterschieden.                                                                                  Entwicklung ist die Inanspruchnahme der Förde­
    manager über Projekte zur energieeffizienten                             Integrierte Konzepte betrachten alle klimarele­                                                                             rung durch Landkreise, die kreisangehörige
    Stromnutzung bis zu Energiesparprojekten an                              vanten Sektoren wie Gebäudedämmung, Wär­                                                                                    Städte und Gemeinden in ihr Klimaschutzkonzept
    Schulen und Kindertagesstätten.                                          meversorgung und Verkehr und vernetzen                                                                                      einbeziehen. Dadurch können auch kleine Kom­
    Im ersten Förderschwerpunkt können beispiels­                            diese miteinander. Dagegen konzentrieren sich                                                                               munen angemessen berücksichtigt werden.
    weise Kommunen, aber auch Schulen, gemeinnüt­                            die Teilkonzepte auf einen Sektor und analysie­          Klimaschutzkonzepte (Erstellung und Umsetzung)                     Bisher wurden rund 50 Anträge von Landkreisen
    zige Vereine oder Kirchen ein Klimaschutzkonzept                         ren diesen vertieft. Da ein Klimaschutzmanager           Klimaschutztechnologien bei der Stromnutzung                       und 15 von anderen regionalen Zusammen­
    durch ein Beratungsbüro erstellen lassen. Darin                          nur dann gefördert werden kann, wenn bereits             Modellprojekte                                                     schlüssen bewilligt. Die Kommunalrichtlinie hat
    werden CO2-Minderungspotenziale identifiziert                            ein Klimaschutzkonzept vorliegt, werden die                                                                                 mit ihrem Angebot bestehenden Bedarf in den
                                                                                                                                   Verteilung der bewilligten Projekte auf die drei Förderschwerpunkte
    und geeignete Maßnahmen vorgeschlagen. Darauf                            ersten Anträge zur Umsetzung der Konzepte             Konzepte, Stromnutzung und Modellvorhaben. Quelle: BMU/PtJ            Kommunen getroffen und eine Lücke in der
    aufbauend können dann Klimaschutzmanager                                 seit Anfang 2010 gestellt. Im September 2010                                                                                Förderlandschaft geschlossen.
    eingestellt werden, die die Umsetzung der Maßnah­                        wurden bereits mehr als 30 Klimaschutzmanager
    men begleiten und aktiv mitgestalten.                                    gefördert. Diese Zahl wird voraussichtlich ab 2011                                                                          BMU-Referat KI I 5 „Klimaschutz“
                                                                             deutlich zunehmen, da immer mehr Klimaschutz­
    Einen weiteren Schwerpunkt bilden Investitionen                          konzepte fertiggestellt werden.
    in Klimaschutztechnologien bei der Stromnut­
    zung. Dabei wird der Austausch von veralteten                            Auf großes Interesse stößt bei vielen Kommunen
    Straßenbeleuchtungen ebenso unterstützt wie                              der Förderschwerpunkt Klimaschutztechnologien
    die Optimierung von Heizungs- oder Lüftungsan­                           bei der Stromnutzung. Durch direkte Investitio­
    lagen. Diese konkreten Maßnahmen wirken sich                             nen in moderne effiziente Technologien können
    meist unmittelbar auf die CO2-Bilanz aus.                                hohe Energieeinsparpotenziale erreicht werden.

8                                                                                          I – Kommunaler Klimaschutz                                                                                                                                        9
Kommunaler Klimaschutz - Möglichkeiten für die Kommunen - Naturwissenschaften ...
DIE KOMMUNALRICHTLINIE: NEUE FÖRDER-
                                                                                                              „Masterplan 100 % Klimaschutz“
                                                                                                              Eine weitere wichtige Neuerung ist die Förderung         Nach der Haushaltssperre im Sommer 2010

     TATBESTÄNDE AB DEM 1. JANUAR 2011                                                                        des „Masterplans 100 % Klimaschutz“, der an die
                                                                                                              Stelle der bisher geförderten Modellprojekte tritt. Da
                                                                                                              die bislang geförderten Modellprojekte aufgrund der
                                                                                                                                                                       mussten die Förderquoten an die gegebenen
                                                                                                                                                                       Umstände angepasst werden.

                                                                                                              fortgeschrittenen Sanierungstechniken mittlerweile       Finanzschwache Kommunen
     Die novellierte Kommunalrichtlinie des BMU trat zum   Um den ökonomischen Vorteil von Klimaschutz­       ihren modellhaften Charakter verloren haben, wird
     1. Januar 2011 in Kraft. Anträge der Kommunen         maßnahmen für die Kommunen herauszustellen,        die Förderung gestrichen, und es wird erwogen,           Damit finanzschwachen Kommunen eine Antrag­
     können wieder vom 1. Januar bis zum 31. März 2011     soll zukünftig auch die regionale Wertschöpfung    diese in einer anderen Form im Laufe des Jahres          stellung nicht verwehrt bleibt, sieht die neue
     beim Projektträger Jülich (PtJ) eingereicht werden.   in den Konzepten berücksichtigt werden.            2011 neu aufzulegen. Mit dem „Masterplan 100 %           Richtlinie vor, dass Kommunen, die keine aus­
                                                                                                              Klimaschutz“ werden Kommunen gefördert, die              reichenden Eigenmittel bereitstellen können und
     Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz         Neuer Fokus –                                      sich das Ziel setzen, ihre Treibhausgasemissionen        für die eine Kreditfinanzierung nicht zugelassen
     und Reaktorsicherheit (BMU) hat seine Kommunal­                                                          bis zum Jahr 2050 um mindestens 95 % im Vergleich        ist, eine höhere Förderung erhalten können.
     richtlinie evaluiert und verbessert. Dies war
                                                           neue Fördertatbestände                             zum Jahr 1990 zu verringern. Das BMU will diesen         Voraussetzung ist dennoch eine angemessene
     notwendig, da zum einen aus Sicht des BMU die         Der neue Fokus der Richtlinie liegt auf der        Kommunen dabei helfen, indem es die Erstellung           Eigenmittelbeteiligung. Wie hoch die Quote der
     Fördertatbestände nicht mehr den Erfordernissen       Erreichung des von der Bundesregierung im          des „Masterplans 100 % Klimaschutz“ mit einem            Eigenmittelbeteiligung ausfallen muss, wird im
     einer ehrgeizigen Klimaschutzpolitik genügten         Energiekonzept beschlossenen Emissionsminde­       Zuschuss von 80% unterstützt und damit sogenannte        Einzelfall vom PtJ bewertet. Das BMU strebt jedoch
     und zum anderen die Förderquoten an haushal­          rungszieles von 80 bis 95 % bis zum Jahr 2050      Null-Emissions-Kommunen hilft, sich zu etablieren.       an, dass auch finanzschwache Kommunen einen
     terische Belange angepasst werden mussten.            im Vergleich zum Basisjahr 1990. Um für die                                                                 ausreichenden Zuschuss erhalten, da eine flächen­
                                                           Kommunen die richtigen Weichen zu stellen          Fifty-fifty an Schulen und Kitas                         deckende Förderung erreicht werden soll und
     Mit der Kommunalrichtlinie hat das BMU seit           und Förderungen von Energiesparmaßnahmen           Als eigenständiger Fördertatbestand sind jetzt           darüber hinaus gerade finanzschwache Kommu­
     2008 in ca. 900 Kommunen die Erstellung von           zu vermeiden, die nicht das Maximum an Treib­      auch Energiesparmodelle an Schulen und Kitas             nen von Maßnahmen zur Energieeinsparung
     Klimaschutzkonzepten und Teilkonzepten zu             hausgasminderung erzielen, wurden einige           aufgenommen, die bislang unter den Tatbestand            langfristig finanziell profitieren.
     einzelnen Schwerpunktbereichen gefördert,             Änderungen vorgenommen.                            des Klimaschutzmanagers fielen. Damit hat das
     Klimaschutzmanager ermöglicht, Modellprojekte                                                            BMU die Bedeutung von Energiesparmaßnahmen               Das Antragsverfahren
     finanziert und Klimaschutztechnologien in der         Klimaschutzmanager                                 an Schulen und Kitas herausgestellt und hofft,
     Stromnutzung zur Anwendung gebracht. Der              Aus diesem Grund fördert das BMU den Klima­        dass sich dadurch viele Kommunen motivieren              Anträge können vom 1. Januar bis zum 31. März
     Grundgedanke der Richtlinie liegt in der Erkennt­     schutzmanager, der die Umsetzung des Klima­        lassen, eigene Fifty-fifty-Modelle einzuführen.          2011 beim PtJ eingereicht werden. Da die Richt­
     nis, dass der Bund ohne die Kommunen seine            schutzkonzeptes betreut, zusätzlich mit einem                                                               linie auch weitere Antragsfenster erlaubt, ist es
     Klimaschutzziele nicht erreichen wird. Eine           Zuschuss von 50 % bei der Umsetzung einer          Förderquoten                                             möglich, dass im Sommer 2011 ein zweiter An­
     flächendeckende Unterstützung soll daher einen        Klimaschutzmaßnahme, die eine Emissionsmin­                                                                 tragszeitraum geöffnet wird. Ob dies geschieht,
     Anstoß in den Kommunen bewirken und kommu­            derung von mindestens 80 % einbringt.              Fördertatbestand                     Neue Förderquote    hängt davon ab, ob ausreichende Mittel zur
     nale Klimaschutzmaßnahmen etablieren. Das                                                                Klimaschutzkonzepte                        65 %          Verfügung stehen.
     Herz der Richtlinie ist daher auch die Förderung      Stromtechnologien
                                                                                                              Klimaschutzteilkonzepte                    50 %
     von Klimaschutzkonzepten, da ein fertiges Klima­      Verbessert haben sich auch die Fördervoraus­                                                                Die Kommunen können sich zum einen über die
                                                                                                              Klimaschutzmanager                         65 %
     schutzkonzept der Grundstein für die Umsetzung        setzungen für die Anwendung der Stromtech­                                                                  im Internet veröffentlichten Merkblätter zu den
     von Klimaschutzmaßnahmen ist.                         nologien. Neu eingeführt wurde hier die            Umsetzung einer Maßnahme mit                             jeweiligen Fördertatbeständen und Antragsmoda­
                                                                                                                                                         50 %
                                                                                                              Minderungspotenzial von mind. 80%
                                                           ausschließliche Förderung von LED-Technik in                                                                litäten informieren. Zum anderen stehen ihnen
     Auch mit der neuen Richtlinie wird weiterhin          der Außen- und Straßenbeleuchtung, wenn diese      LED-Technik für Außen- und                               auch der PtJ und die „Servicestelle: Kommunaler
                                                                                                              Straßenbeleuchtung mit                     40 %
     die Erstellung von integrierten Klimaschutz­          eine Emissionsminderung von 60 % erreicht.                                                                  Klimaschutz“ beim Deutschen Institut für Urbanis­
                                                                                                              Minderungspotenzial von mind. 60%
     konzepten und Teilkonzepten gefördert. Bei den        Um die Bedeutung der energiesparenden Technik                                                               tik mit Auskünften zur Verfügung.
                                                                                                              Klimaschutztechnologien in der
     Teilkonzepten können künftig auch Teilkonzepte        zu unterstreichen, hat das BMU für diesen Tatbe­                                              25 %
                                                                                                              Stromnutzung
     zu Abfall, Abwasser und zur Anpassung an die          stand die Förderquote von 25 % auf 40 % erhöht.                                                             BMU-Referat KI I 5 „Klimaschutz“
                                                                                                              „Masterplan 100 % Klimaschutz“             80 %
     Folgen des Klimawandels beantragt werden.

10                                                                  I – Kommunaler Klimaschutz                                                                                                                              11
Kommunaler Klimaschutz - Möglichkeiten für die Kommunen - Naturwissenschaften ...
ANSPRUCHSVOLLER KLIMASCHUTZ MIT                                                                               Mit dem endenergiebezogenen Zielpfad möchte
                                                                                                                   man sicherstellen, dass der Verbesserung der
                                                                                                                                                                         um den Ausstoß der wichtigsten Treibhausgase
                                                                                                                                                                         (CO2, CH4 und N2O) zu senken. Hierbei können Kom­

     LANGFRISTIGER PERSPEKTIVE                                                                                     Energieeffizienz eine zentrale Bedeutung bei
                                                                                                                   allen Emissionsminderungsstrategien zukommt.
                                                                                                                   Um die Ziele zu erreichen, wird ein umfassender
                                                                                                                                                                         munen Einfluss nehmen auf öffentliche Einrichtun­
                                                                                                                                                                         gen, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen, private
                                                                                                                                                                         Haushalte und Verkehr. Soweit sinnvoll, sollte auch
     Kommunale Null-Emissions-Strategien                                                                           Strukturwandel auf allen Ebenen erforderlich          die Industrie in die Bilanzierung integriert werden.
                                                                                                                   sein. Durch diesen können regionale Kreislauf­        Gleichzeitig müssen Kommunen beim Verfolgen
                                                                                                                   wirtschaftsprozesse angeregt, Innovationen            einer Null-Emissions-Strategie so weit wie möglich
     Immer mehr Kommunen in Deutschland wollen             Denn keine andere staatliche Ebene verfügt über         geschaffen sowie Organisations- und Management­       die energie- und klimaschutzpolitischen Maßnah­
     einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Sie erstel­    so viel direkten Bürgerkontakt wie die kommunale.       prozesse im Sinne eines systemisch angelegten         men auf übergeordneter staatlicher Ebene nutzen
     len Klimaschutzkonzepte, entwickeln Ideen und         Die Bedeutung einer gemeinsamen und konsisten­          Stoffstrommanagements in Gang gesetzt werden.         bzw. deren Umsetzung einfordern.
     Projekte zur Emissionsreduktion und setzen            ten Zielsetzung nimmt daher deutlich zu. Wie also       Durch die Optimierung der regionalen Energie-,
     Klimaschutzmanager ein. Seit 2008 werden die          können Kommunen motiviert werden, sich mit der          Finanz- und Stoffströme kann Wertschöpfung            Die Null-Emissions-Strategie setzt sich nicht nur
     Klimaschutzbemühungen von Kommunen aus                langfristigen Perspektive bis 2050 im kommunalen        in der Region generiert werden. Dabei nimmt           mit den Emissionen vor Ort auseinander, sondern
     Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative          Klimaschutz auseinanderzusetzen? Ein Ansatz sind        der regionale Mittelstand eine wichtige Rolle ein.    sie betrachtet auch die Emissionen aus dem
     gefördert. Dies hat zu einer stärkeren öffentlichen   kommunale Null-Emissions-Strategien.                                                                          Bereitstellungspfad der Energieträger. Allerdings
     Beachtung des Themas beigetragen. Eine Analyse                                                                Kommunen können alle in ihrem eigenen Zustän­         wird empfohlen, den ökologischen Rucksack der
     der bereits im Rahmen der Förderung erstellten        Die Null-Emissions-Strategie                            digkeitsbereich liegenden Maßnahmen einsetzen,        Warenströme und Investitionsgüter vorerst zu
     Klimaschutzkonzepte zeigt, dass sich Kommunen
     anspruchsvolle Ziele für den mittelfristigen Zeit­    Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe aus Ingenieu­
     horizont bis zum Jahr 2020 setzen.                    ren, Politikwissenschaftlern, Psychologen und
                                                           Wirtschaftswissenschaftlern hat sich intensiv mit
                                                                                                                     Beispiel Kaiserslautern
     Perspektive 2050                                      dem Begriff der Null-Emission auseinandergesetzt          Einige Kommunen verfolgen bereits heute             Maßnahmen umgesetzt, ergibt sich eine
                                                           und im Frühjahr 2010 eine Definition erarbeitet           Null-Emissions-Strategien und haben sich bei        Treibhausgasminderung von circa 50 % gegen­
     Nur wenige Kommunen nehmen bisher jedoch              und vorgeschlagen. Folgende Aspekte werden darin          der Formulierung ihrer Ziele und Maßnahmen          über 1990. Dafür wären Investitionen von rund
     die langfristige Perspektive bis zum Jahr 2050 in     als zentrale Bestandteile einer kommunalen Null-          vom Bundesumweltministerium unterstützen            909 Millionen Euro notwendig. Gleichzeitig
     den Blick. Dabei hat die konsequente Verfolgung       Emissions-Strategie festgehalten:                         lassen. Ein Beispiel ist die Stadt Kaiserlautern.   könnte die regionale Wertschöpfung pro Jahr
     des 2-Grad-Ziels, die von der Bundesregierung                                                                   Ihr erstes Etappenziel lautet: Minus-40-Prozent­    um rund 152 Millionen Euro gesteigert werden.
     und dem Europäischen Rat als unabdingbar ge­          Eine Kommune, die eine Null-Emissions-Strategie           Plus-x-bis-2020. Dafür müssen rund 530.000 Ton­
     nannt worden ist, erhebliche Konsequenzen auf         verfolgt, zeichnet sich nach Definition der Fachleute     nen CO2 pro Jahr eingespart werden. Die Stadt       Um das Klimaschutzkonzept erfolgreich um­
     den Minderungspfad, so dass langfristige Klima­       dadurch aus, dass sie entsprechend dem politischen        Kaiserslautern ist seit vielen Jahren im Klima­     zusetzen, hat Kaiserslautern ein Akteursnetz­
     schutzziele mit dem Zeithorizont 2050 sinnvoll        Beschluss innerhalb der Gemarkung das Ziel ver­           schutz aktiv und hat fast die Hälfte der not­       werk aufgebaut. Bisher haben sich 50 lokale
     erscheinen. Nach den Erkenntnissen des Vierten        folgt, die Treibhausgasemissionen bis 2050 um 95%         wendigen Einsparungen bereits aus eigener           Unternehmen und Institutionen der klima­
     Sachstandsberichts des Weltklimarates (IPCC) sollte   und den Endenergieverbrauch um 60 % gegenüber             Kraft erreicht.                                     schutzbasierten Wirtschaftsförderungsstrategie
     Deutschland seine Treibhausgasemissionen bis          einem festzulegenden Bezugsjahr zu mindern. Der                                                               angeschlossen und somit ihr Interesse bekun­
     2050 um 80 bis 95 % gegenüber 1990 reduziert          Prozess insgesamt zeichnet sich durch die Einfüh­         In einem vom Bundesumweltministerium                det, gemeinsam mit der Stadt an einem
     haben. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die        rung eines systematischen Prozessmanagements              geförderten Klimaschutzkonzept hat Kaisers­         Strang zu ziehen. Die Stadtverwaltung und der
     Treibhausgasemissionen jedes Jahr im Durchschnitt     zur Implementierung langfristig ökologisch und            lautern weitere Einsparpotenziale in öffentli­      städtische Energieversorger nehmen eine
     um mehr als 6 % reduziert werden. In der Konse­       ökonomisch sinnvoller Maßnahmen aus. Diese                chen Gebäuden, privaten Haushalten, Gewerbe,        Vorbildfunktion ein. So wurden bereits für
     quenz darf 2050 in Deutschland pro Kopf lediglich     Maßnahmen schöpfen Potenziale zur Steigerung              Industrie und Verkehr ermittelt und einen           88 % der Bruttogeschossfläche der städtischen
     noch knapp eine Tonne CO2 -Äquivalente emittiert      der Energieeffizienz, zum Energiesparen, zur              Katalog mit konkreten Maßnahmen zu deren            Liegenschaften Optimierungsmöglichkeiten für
     werden. Die Gesellschaft steht vor der Aufgabe,       Nutzung erneuerbarer Energien, insbesondere               Umsetzung erstellt. Die ersten davon wurden         die Steigerung der Energieeffizienz und die
     sich zu einem kohlenstoffarmen Gesellschafts- und     aus regionalen Quellen, und zur Schließung von            bereits realisiert. Zum Beispiel wurde die Stra­    Nutzung erneuerbarer Energien identifiziert.
     Wirtschaftssystem zu entwickeln. Dazu sind An­        regionalen Stoffkreisläufen aus. Die Entwicklung          ßenbeleuchtung auf moderne LED-Technik              Der Prozess wird mit professioneller Öffentlich­
     strengungen auf allen Ebenen notwendig. Die kom­      eines nachhaltigen Lebensstils wird langfristig           umgestellt. Werden alle bisher identifizierten      keitsarbeit begleitet.
     munale Ebene stellt hierbei einen Schlüssel dar.      ein wichtiger Beitrag zur Zielerreichung.

12                                                                   I – Kommunaler Klimaschutz                                                                                                                                 13
Kommunaler Klimaschutz - Möglichkeiten für die Kommunen - Naturwissenschaften ...
ZWEI JAHRE „SERVICESTELLE:
                                                                                                                                      KOMMUNALER KLIMASCHUTZ“ �
                                                                                                                                      Kommunen profitieren von zentraler Anlaufstelle �

                                                                                                                                      Seit zwei Jahren unterstützt die „Servicestelle:      richtet die Servicestelle in Kooperation mit dem
                                                                                                                                      Kommunaler Klimaschutz“ Kommunen aus ganz             BMU und den kommunalen Spitzenverbänden
                                                                                                                                      Deutschland bei ihren Klimaschutzaktivitäten.         die sogenannte Kommunalkonferenz aus. Im
                                                                                                                                      Angesiedelt beim Deutschen Institut für Urbanistik    letzten Jahr stand die Konferenz, die sich gezielt
                                                                                                                                      (Difu), startete das vom Bundesumweltministerium      an Kommunalvertreter sowie weitere Akteure
                                                                                                                                      (BMU) im Rahmen der Nationalen Klimaschutz­           aus dem kommunalen Klimaschutz wandte,
                                                                                                                                      initiative geförderte Projekt im Sommer 2008.         unter dem Motto „Kommunalen Klimaschutz
                                                                                                                                                                                            erfolgreich gestalten!“.
                                                                                                                                      Beratung und Service aus einer Hand
                                                                                                                                                                                            Kommunaler Klimaschutz im Netz
     Informationsstand in der Fußgängerzone zum Thema erneuerbare Energien (Foto: Stadtverwaltung Kaiserslautern)                     Die Servicestelle ist der erste Anlaufpunkt bei
                                                                                                                                      Fragen zum BMU-Programm zur Förderung von             Mit Beginn des Beratungsangebots startete die
     vernachlässigen, da hierzu nur Daten in unzu­                               eine partizipative Erarbeitung der zu verfolgenden   Klimaschutzprojekten in sozialen, kulturellen         „Servicestelle: Kommunaler Klimaschutz“ im
     reichendem Maß vorliegen. Im Mittelpunkt steht                              Strategien. Darüber hinaus sollte ein konkretes,     und öffentlichen Einrichtungen, das speziell für      Sommer 2008 unter www.kommunaler-klima­
     also die Optimierung des jeweiligen territorialen                           langfristig wirksames Leitbild formuliert werden.    Kommunen aufgelegt wurde. Im Rahmen der               schutz.de auch ein Internetportal. Damit standen
     Energiesystems durch die Nutzung lokaler Poten­                             Diese „Null-Emissions-Vision“ sollte im weiteren     Beratungsleistungen werden Perspektiven für           den Kommunen sofort alle Informationen zum
     ziale, einschließlich Emissionen wie Abfall,                                Verlauf mit einem Maßnahmenkatalog und über­         einen wirkungsvollen Klimaschutz und die              Förderprogramm übersichtlich zur Verfügung.
     Abwasser und thermische Emissionen.                                         prüfbaren Zwischenzielen untermauert werden.         entsprechenden Fördermöglichkeiten vorgestellt.       Inzwischen werden Besuchern der Homepage
                                                                                 Durch ein regelmäßiges Monitoring und ein aktives    Dies erfolgt sowohl telefonisch als auch persön­      außerdem eine Reihe von Beispielen geförderter
     Kommunen auf dem Weg zu                                                     Prozessmanagement in der Kommune kann ein            lich, indem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter      Projekte vorgestellt. Wer sich noch weiter zu
                                                                                 langfristiger Prozess überschaubar und zielorien­    auf Veranstaltungen für Anfragen zur Verfügung        einem dieser Projekte informieren möchte, findet
     null Emission                                                               tiert angelegt werden.                               stehen. Durch diese Nähe ist die Servicestelle        hier ebenfalls einen entsprechenden Ansprech­
     Ein erster Ansatz auf dem Weg zur Null-Emissions-                                                                                eine kompetente Ansprechpartnerin mit zahlrei­        partner und kann so problemlos persönlichen
     Kommune ist nach Meinung der Autoren die                                    In der Beschreibung der Null-Emissions-Strategie     chen Informationen und Tipps zum kommunalen           Kontakt aufnehmen.
     Implementierung einer kommunalen Effizienz­                                 wird der starke Prozesscharakter deutlich. Denn      Klimaschutz.
     strategie. Diese sollte sich an den existierenden                           noch sind nicht alle Maßnahmen und Techniken zur                                                           Doch das Internetangebot geht weit über das
     wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen                          konkreten Anwendung vor Ort verfügbar. Und           Veranstaltungen zu aktuellen Themen                   Förderprogramm hinaus. Verschiedene Praxis­
     mit Blick in die Zukunft orientieren. Außerdem ist                          vieles, was bereits heute bekannt ist, wird noch                                                           beispiele in Videoform zeigen anschaulich unter­
     es wichtig, möglichst zu Beginn die zur Umsetzung                           nicht konsequent umgesetzt. Darum geht es auch       Von der Servicestelle angebotene Regionalveran­       schiedlichste Ansätze für einen erfolgreichen
     einer Null-Emissions-Strategie notwendigen Hand­                            um die Auseinandersetzung mit dem Thema an           staltungen dienen der Vertiefung gefragter            Klimaschutz in kleinen und großen Kommunen.
     lungskapazitäten aufzubauen und entsprechende                               sich. Denn nur sie wird die notwendigen Innovatio­   Themen wie „Potenzielle Ansätze von CO2-Bilan­        Auch die Aktivitäten der Wettbewerbsgewinner
     Ressourcen verfügbar zu machen. Erst im Prozess                             nen hervorbringen, die im Lauf der Zeit zu einer     zen“ oder „Mobilität in Stadt und Region – Beiträge   aus dem letzten Jahr sind als Video abrufbar.
     der Auseinandersetzung mit den spezifischen                                 nachhaltigeren und treibhausgasarmen Gestaltung      zum Klimaschutz“. Fachvorträge und Praxisbei­         Selbstverständlich gibt es auch alle Informationen
     Gegebenheiten wird sich herausstellen, welche die                           der Gesellschaft und Wirtschaft beitragen und die    spiele sorgen für einen guten Einblick ins Thema,     rund um den diesjährigen Wettbewerb und den
     richtigen Maßnahmen für die jeweilige Kommune                               Menschen auf dem Weg mitnehmen können.               daneben bleibt ausreichend Zeit für den intensi­      Wettbewerb 2009.
     sind. Wesentlich für eine erfolgreiche Etablierung                                                                               ven Erfahrungsaustausch der Teilnehmerinnen
     einer Null-Emissions-Strategie sind in jedem Fall                           BMU-Referat KI I 5 „Klimaschutz“                     und Teilnehmer. Die eintägigen Veranstaltungen
     eine breite Akzeptanz bei der Bevölkerung und                                                                                    sind selbstverständlich kostenlos. Einmal jährlich

14                                                                                             I – Kommunaler Klimaschutz                                                                                                                        15
Kommunaler Klimaschutz - Möglichkeiten für die Kommunen - Naturwissenschaften ...
Interessante Angebote für Kommunen
                                                                                                                     KOMMUNALEN KLIMASCHUTZ
     Wo finden Kommunen zusätzliche Unterstützung
     beim Klimaschutz? Hier bietet die Homepage der
     Servicestelle eine Reihe interessanter Hinweise.
                                                                                                                     ERFOLGREICH GESTALTEN!
     Vorgestellt werden beispielsweise weitere Klima­                                                                Gemeinsame Konferenz des BMU, der „Servicestelle:
     schutzförderprogramme, die sich speziell an
     Kommunen richten oder von diesen genutzt
                                                                                                                     Kommunaler Klimaschutz“ und der kommunalen Spitzenverbände
     werden können. Die Angebote sind nach Bundes-                                                                   am 18. und 19. November 2010 in der Beethovenhalle in Bonn
     und Landesprogrammen geordnet und werden
     jeweils kurz vorgestellt. Bei näherem Interesse
     gelangt man per Link auf die Seiten der ausge­                                                                  Am 18. und 19. November 2010 fand in der Beet­      unfreiwillig aus finanziellen Gründen in den
     wählten Programme.                                                                                              hovenhalle in Bonn zum dritten Mal die Kommunal­    Hintergrund drängen müssten, sei ein Problem,
                                                                                                                     konferenz statt, die das BMU gemeinsam mit der      dem das BMU mit seinen Förderprogrammen nur
     Ebenfalls aufgeführt sind aktuelle Wettbewerbe,                                                                 beim Deutschen Institut für Urbanistik angesie­     zum Teil Abhilfe schaffen könne – beispielsweise
     die sich an Kommunen richten. Auch hier erfolgt                                                                 delten „Servicestelle: Kommunaler Klimaschutz“      im Rahmen der Kommunalrichtlinie. Unabhängig
     eine Sortierung nach Bundes- und Landeswett­                                                                    sowie den drei kommunalen Spitzenverbänden          davon sei es jedoch wichtig, dass sich Kommunen
     bewerben. Auch hier gelangt man bei Bedarf per                                                                  Deutscher Städtetag, Deutscher Landkreistag sowie   im Sinne der Vision 2050 den Klimaschutzzielen
     Link direkt auf die Seite des Veranstalters und                                                                 Deutscher Städte- und Gemeindebund ausgerichtet     der Bundesregierung anschließen würden. Um
     zu den Ausschreibungsbedingungen.                                                                               hat. Die über 200 Teilnehmer aus Verwaltung,        dies zu unterstützen, wird das BMU mit seinem
                                                                                                                     Wissenschaft und Verbänden erwartete ein viel­      Sonderprogramm „Masterplan 100 % Klimaschutz“
     Neben den Veranstaltungen, die die Servicestelle                                                                fältiges Programm. Im Mittelpunkt der Konferenz     Kommunen fördern, die eine Treibhausgasredu­
     selbst organisiert und die ebenfalls auf der Home­                                                              stand neben dem Wettbewerb „Kommunaler              zierung um 95 % bis zum Jahr 2050 erreichen
     page vorgestellt werden, gibt es zusätzlich zahl­                                                               Klimaschutz 2010“ und dem Themenbereich             wollen: „Hier geht es um eine technische Revoluti­
     reiche Tipps zu Veranstaltungen Dritter, die für      Startseite „Servicestelle: Kommunaler Klimaschutz“        Kommunalfinanzen der intensive Austausch der        on: Es geht um eine maximale Effizienzsteigerung,
     Kommunen interessant sein könnten.                                                                              Teilnehmer über Praxisbeispiele zum kommuna­        um die Schließung von Energie-, Finanz- und
                                                                                                                     len Klimaschutz.                                    Stoffkreisläufen und um den maximalen Nutzen
     Gute Vorbilder nutzen                                 Kommunaler Klimaschutz“ ein Internettool einge­                                                               erneuerbarer Energien und weiterer Rohstoff­
                                                           richtet, auf dem sich Beratungs- und Ingenieurbüros       Vision 2050: Strategien für den                     quellen vor Ort“, so die parlamentarische Staats­
     Klimaschutzkonzepte sind für Kommunen ein             eintragen können. Auf der Basis dieser Einträge                                                               sekretärin Reiche.
     sehr geeignetes Instrument, um Klimaschutz­           wird eine nach Postleitzahlen sortierte Liste erstellt,
                                                                                                                     Klimaschutz in Kommunen
     maßnahmen gezielt anzugehen. Auf der Basis            die sowohl Angaben zu den Büros (Adresse, Telefon­        Zum Auftakt der Konferenz sprach die parlamen­      Bei der Podiumsdiskussion „Klimaschutz bei
     der spezifischen Gegebenheiten vor Ort werden         nummer, Internetseite etc.) als auch von den Büros        tarische Staatssekretärin Katherina Reiche über     knappen Kassen: Wege der Finanzierung“ unter
     Potenziale zur Einsparung von CO2 ermittelt und       genannte Referenzen enthält.                              das Energiekonzept der Bundesregierung und          der Moderation von Volker Angres (ZDF.umwelt)
     entsprechende Maßnahmenkataloge entwickelt.                                                                     stellte mit der Vision 2050 Strategien für den      wurde das Thema der Kommunalfinanzen erneut
     Beispiele guter Klimaschutzkonzepte von Kommu­        Um dem regen Interesse seitens der Kommunen               Klimaschutz in Kommunen vor. Sie machte dabei       aufgegriffen und die parlamentarische Staatsse­
     nen aus ganz Deutschland stehen auf der Home­         auch weiterhin zu entsprechen, erweitert                  deutlich, dass die Bundesregierung ihre Klima­      kretärin Katherina Reiche diskutierte mit Johannes
     page als Download bereit.                             die Servicestelle ihr Angebot kontinuierlich.             schutzziele aus dem Energiekonzept – die Treib­     Winkel (Ministerium für Inneres und Kommunales
                                                                                                                     hausgasreduzierung um 80 bis 95 % bis zum Jahr      des Landes NRW), Dr. Detlef Timpe (Umweltde­
     Bei der Erstellung bzw. Umsetzung von Klima­          www.kommunaler-klimaschutz.de                             2050 – nur erreichen könne, wenn die Kommunen       zernent Kreis Unna), Dr. Jürgen Görres (Amt für
     schutzkonzepten ist für Kommunen meist eine                                                                     einen erheblichen Minderungsbeitrag leisteten.      Umweltschutz der Stadt Stuttgart), Dr. Michael
     Zusammenarbeit mit Externen erforderlich. Häufig      BMU-Referat KI I 5 „Klimaschutz“,                         Der Klimaschutz liege auch in der Verantwortung     Thöne (Finanzwissenschaftliches Forschungsinstitut
     stehen sie dabei vor dem Problem, dass ihnen keine    „Servicestelle: Kommunaler Klimaschutz“                   der Kommunen, so die parlamentarische Staats­       an der Universität zu Köln) und Kurt Müller
     Beratungs- und Ingenieurbüros bekannt sind, die                                                                 sekretärin, das könne schon aus ihrer Pflicht zur   (Sparkasse Neuburg-Rain, Neuburg an der Donau).
     entsprechende Leistungen anbieten. Um die Kom­                                                                  Daseinsvorsorge der Bürger abgeleitet werden.       Dabei wurde erörtert, welche kommunalen Klima­
     munen hier zu unterstützen, hat die „Servicestelle:                                                             Dass die Kommunen vielfach den Klimaschutz          schutzprojekte von Banken finanziert werden,

16                                                                       I – Kommunaler Klimaschutz                                                                                                                           17
wie die Bedingungen für erfolgreiche Modelle        Sie leisten einen starken Beitrag dazu, dass
     von Public Private Partnerships im kommunalen       Deutschland bis 2050 den Ausstoß an Treibhaus­
                                                                                                               Die Gewinner in Kategorie 1
     Klimaschutz aussehen und welche Vorteile und        gasen um 80 bis 95 % gegenüber 1990 reduziert.“       Innovative technische und/oder bauliche Maßnahmen für den Klimaschutz
     Chancen beispielsweise Contracting bietet.                                                                in einem kommunalen Gebäude oder einer kommunalen Einrichtung
                                                                                                               70 Bewerbungen, Preisgeld: jeweils 40.000 Euro
                                                         Preisgeld von 240.000 Euro wird
     Am zweiten Tag der Konferenz wurde die Diskus­
     sion in drei Fachforen zu den Themen „Klima­
                                                         wieder in den Klimaschutz investiert                  Gemeinde Wiernsheim (Baden-Württemberg):
     schutz und Energiemanagement in kommunalen          Die Vermeidung von klimaschädlichem CO2 ist           „Kommunaler Plus-Energie-Kindergarten“
     Liegenschaften“, „Kommunale Null-Emissions-         ein zentrales Kriterium für den Wettbewerb.           Die Gemeinde Wiernsheim wurde für ihr Pro­
     Strategien“ sowie „Beteiligung, Empowerment         Ebenso wichtig ist der Vorbildcharakter, um andere    jekt „Kommunaler Plus-Energie-Kindergarten“
     und Motivation der Bevölkerung“ fortgesetzt.        Kommunen zur Nachahmung anzuregen. Von                ausgezeichnet. Der im Ortsteil Serres gelegene
                                                         Mitte Januar bis Ende März 2010 konnten sich die      Kindergarten verbindet auf beispielhafte Weise
     Wettbewerb                                          Kommunen in drei Kategorien bewerben. Eine            eine sehr hohe Energieeffizienz mit dem Einsatz
                                                         Jury aus BMU, Umweltbundesamt und den kom­            erneuerbarer Energien. Durch eine Photovoltaik­
     „Kommunaler Klimaschutz 2010“ �                     munalen Spitzenverbänden ermittelte für jede          anlage erzeugt das in Passivhausbauweise
     Höhepunkt der Konferenz war die Auszeichnung        Kategorie je drei gleichberechtigte Gewinner.         errichtete Gebäude sogar mehr Strom, als
     der Preisträger des Wettbewerbs „Kommunaler         Insgesamt beteiligten sich in diesem Jahr 172 Kom­    gebraucht wird. Der Restwärmebedarf wird
     Klimaschutz 2010“.                                  munen und Regionen. Das Preisgeld in Höhe             durch Erdwärme gedeckt.
                                                         von insgesamt 240.000 Euro müssen die Gewinner
     Einmal im Jahr führen BMU und „Servicestelle:       wieder in Klimaschutzprojekte investieren.            Stadt Baesweiler (Nordrhein-Westfalen): „Moderni-
     Kommunaler Klimaschutz“ in Kooperation mit                                                                sierung und energetische Sanierung des Gymnasi-
                                                                                                               ums Baesweiler auf Passivhausstandard – Trakt 1“
     den kommunalen Spitzenverbänden den Wettbe­         Wettbewerb „Kommunaler
     werb „Kommunaler Klimaschutz“ durch. Mit der                                                              Mit der Modernisierung und energetischen
     2008 im Rahmen der Nationalen Klimaschutz­
                                                         Klimaschutz 2011“ startet im Januar                   Sanierung ihres Gymnasiums auf Passivhaus­
     initiative beim Deutschen Institut für Urbanistik   Auch im nächsten Jahr können sich Kommunen            standard hat die Stadt Baesweiler eindrucksvoll
     angesiedelten „Servicestelle: Kommunaler Klima­     und Regionen für ihre vorbildlichen Klimaschutz­      bewiesen, dass Gebäude aus den 1970er Jahren
     schutz“ steht den Kommunen eine zentrale            projekte auszeichnen lassen. Bewerbungen sind         durch eine angemessene Sanierung hohe ener­
     Anlaufstelle zur Verfügung. Unterstützt wird sie    wieder in den drei bewährten Kategorien möglich.      getische Standards erreichen können. Das
     von den kommunalen Spitzenverbänden. Neben          Der Wettbewerb startet Mitte Januar, bis zum          innovative Versorgungskonzept basiert auf der
     der Beratung zum oben genannten Förderpro­          31. März 2011 können dann erfolgreiche Projekte       Nutzung von „passiver Kühlung“ sowie dem
     gramm finden die Kommunen hier zentrale             bei der „Servicestelle: Kommunaler Klimaschutz“       Einsatz erneuerbarer Energien in Form von
     Informationen rund um das Thema kommunaler          eingereicht werden.                                   Erdwärme.
     Klimaschutz.
                                                         Detaillierte Informationen zu den ausgezeichneten     Stadt Nürnberg (Bayern): „Neubau des Passivhauses
     Geehrt wurden neun Kommunen und Regionen,           Projekten, zum Wettbewerb sowie Fotos und Filme       ‚südpunkt – Forum für Bildung und Kultur‘“
     die besonders vorbildliche Maßnahmen, Strategien    von den Preisträgern und der Veranstaltung unter:     Der Neubau des Stadtteilzentrums in Passiv­
     oder Aktionen im Klimaschutz umgesetzt haben.       www.kommunaler-klimaschutz.de                         hausbauweise stellte aufgrund des hohen
     Die parlamentarische Staatssekretärin Katherina                                                           Publikumsverkehrs und der verschiedenen
     Reiche überreichte die Preise und freute sich       Bewerbungsunterlagen zum Wettbewerb „Kommu­           Nutzungsarten eine besondere Herausforderung
     über die Vorbildfunktion der Preisträger: „Heute    naler Klimaschutz 2011“ ab Mitte Januar 2011 unter:   dar, die die Stadt Nürnberg mit innovativen
     wird deutlich: Klimaschutz hat in den Kommunen      www.kommunaler-klimaschutz.de/Wettbewerb              Lösungen gemeistert hat. Auf der Basis eines
     einen großen Stellenwert eingenommen. Trotz                                                               Gesamtenergiekonzeptes wurden eine thermi­
     knapper Kassen engagieren Sie sich sehr erfolg­     BMU-Referat KI I 5 „Klimaschutz“ und Referat G        sche, visuelle und akustische Behaglichkeit
     reich und spornen damit andere an. Sie haben        „Gesellschaftspolitische Umweltfragen“ in Zusam­      sowie eine hohe Energieeffizienz erreicht.
     erkannt, welche ökonomischen Chancen sich           menarbeit mit der „Servicestelle: Kommunaler
     aus Investitionen in den Klimaschutz ergeben.       Klimaschutz“

18                                                                 I – Kommunaler Klimaschutz                                                                                          19
Die Gewinner in Kategorie 2                                                                 Die Gewinner in Kategorie 3
     Innovative und vorbildliche Strategien zur Umsetzung des kommunalen Klimaschutzes �         Erfolgreich umgesetzte innovative Aktionen zur Beteiligung und
     57 Bewerbungen, Preisgeld: jeweils 20.000 Euro �                                            Motivation der Bevölkerung bei der Realisierung von Klimaschutzmaßnahmen
                                                                                                 45 Bewerbungen, Preisgeld: jeweils 20.000 Euro
     Schwalm-Eder-Kreis (Hessen): �
     „Energie sparen an Schulen“ �                                                               Region Bayreuth (Bayern):
     Mit der gezielten Kombination aus bewusstseins­                                             „Klimaschutzkampagne ‚Frei von CO2 – sei mit dabei‘“
     bildenden Maßnahmen sowie energetischen                                                     Mit dieser Klimaschutzkampagne richtet sich
     Sanierungsmaßnahmen hat der Schwalm-Eder-                                                   die Region Bayreuth gezielt an Bevölkerung
     Kreis seit 1997 den Energieverbrauch an seinen                                              und Wirtschaft der Stadt und des Landkreises
     75 Schulen erfolgreich reduziert. In Kooperation                                            Bayreuth, um diese durch konkrete Handlun­
     mit verschiedenen Akteuren wurden vielfältige                                               gen zu einem aktiven Klimaschutz zu bewegen.
     Maßnahmen umgesetzt, die neben einem                                                        Die außergewöhnlich gut strukturierte Kampagne
     sensiblen Umgang mit Energie und messbaren                                                  zeichnet sich durch zahlreiche individuelle
     Einsparerfolgen auch die regionale Wertschöp­                                               Ideen aus.
     fung stärken.
                                                                                                 Stadt Wuppertal (Nordrhein-Westfalen):
     Landeshauptstadt Hannover (Niedersachsen):                                                  „Urlaub für das eigene Auto“
     „Klima-Allianz Hannover 2020“                                                               Acht Wuppertaler Haushalte haben bei der
     Mit der Gründung der „Klima-Allianz Hannover                                                Aktion „Urlaub für das eigene Auto“ einen
     2020“ im Jahr 2007 verfolgt die Landeshaupt­                                                Monat lang öffentlichkeitswirksam freiwillig
     stadt Hannover eine vorbildliche, akteursüber­                                              auf die Nutzung ihres Autos verzichtet. So ist es
     greifende Strategie zur Entwicklung und                                                     der Stadt Wuppertal gelungen, die Teilnehme­
     Umsetzung ihres umfassenden Klimaschutz­                                                    rinnen und Teilnehmer nachhaltig zum Über­
     aktionsprogramms. Gemeinsam mit den Stadt­                                                  denken des eigenen Mobilitätsverhaltens zu
     werken und rund 80 Allianzpartnern aus allen                                                bewegen, eine breite Öffentlichkeit für das
     gesellschaftlichen Bereichen steuert die Stadt                                              Thema zu sensibilisieren und darüber hinaus
     so kontinuierlich ihr ambitioniertes Ziel einer                                             eine Diskussion über Defizite im Angebot für
     CO2-Einsparung von 40 % bis 2020 an.                                                        Fußgänger und Radfahrer oder im öffentlichen
                                                                                                 Personennahverkehr anzustoßen.
     Landkreis Fürstenfeldbruck (Bayern):
     „Fürstenfeldbrucker Energieresolution – zehn Jahre                                          Stadt Viernheim (Hessen): „Energiekarawane“
     auf dem Weg zur Energiewende“
                                                                                                 Im Rahmen der Aktion „Energiekarawane“
     Seit der Veröffentlichung seiner „Energieresolu­                                            bietet die Stadt Viernheim Hauseigentümern
     tion“ im Jahr 2000 verfolgt der Landkreis das                                               eine kostenlose umfassende Beratung zur
     Ziel, seine Versorgung bis 2030 vollständig auf                                             energetischen Sanierung in den eigenen vier
     erneuerbare Energien umzustellen und damit                                                  Wänden. Die originelle Aktion, die beim Auf­
     eine Energiewende herbeizuführen. Mit der                                                   takt mit echten Kamelen von Haus zu Haus
     Gründung des akteursübergreifenden Vereins                                                  zog, wurde zielgruppenspezifisch weiterent­
     „ZIEL 21 – Zentrum Innovative Energien im                                                   wickelt und wird durch ständige Evaluierung
     Landkreis Fürstenfeldbruck e. V.“ sind alle dafür                                           kontinuierlich verbessert.
     erforderlichen Strukturen geschaffen.

20                                                                  I – Kommunaler Klimaschutz                                                                              21
Sie können auch lesen