Volkshochschulen: Verlässliche Partner beim Spracheinstieg - Magazin des Deutschen Volkshochschul ...
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ISSN 1611-6712 ISSN | 21. 1611-6712 Jahrgang| 23. | Preis 6,50 E || www.dvv-vhs.de Jahrgang Ausgabe 1/2016 Das Magazin des Deutschen Volkshochschul-Verbandes e. V. Volkshochschulen: Verlässliche Partner beim Spracheinstieg Blickpunkt: Lehrkräfte: Profil im Wandel Den Mangel entschärfen
© iStock/Zurijeta Willkommen zum Deutschlernen! Wir bieten Ihnen klar strukturierte, didaktisch fundierte und praxiserprobte Materialien für den Unterricht mit Flüchtlingen und Asylsuchenden in Integrationskursen oder ehrenamtlichen Deutschkursen. Alle Materialien sowie den kostenlosen Leitfaden „Zehn Praxistipps für einen erwachsenengerechten Unterricht mit Flüchtlingen und Asylsuchenden“ finden Sie unter www.hueber.de/erste-hilfe-deutsch Erste Hilfe Deutsch Bildwörterbuch Deutsch neu Schritte plus Alpha ▶ Kursmaterial zur Erstorientierung Deutsch ▶ die 1.000 wichtigsten Wörter in Bildern erklärt ▶ Grundalphabetisierung und Vermitt- ▶ optimal für Kurse mit hoher Teilnehmerfluktuation ▶ Neuausgabe mit Stichwortregister auch in lung elementarer Deutschkenntnisse ▶ ideal für (ehrenamtliche) Kursleiter/innen mit Arabisch und Farsi für Lernende ohne Vorkenntnisse noch wenig Unterrichtserfahrung ▶ vertonte Wörter als kostenloser MP3-Download Schritte plus Alpha 1 ▶ inklusive kostenloser App für die Lernenden ISBN 978–3–19–107921–5 ISBN 978–3–19–101452–0 ISBN 978–3–19–301003–2 € 15,99 Schritte plus Alpha 2 € 5,99 ISBN 978–3–19–201452–9 Schritte plus /Schritte plus Neu Erste Schritte plus – Vorkurs Schritte plus Alpha 3 ▶ das Standardlehrwerk in Integrationskursen ISBN 978–3–19–301452–8 ▶ für Lernende ohne Vorkenntnisse oder mit ▶ für Lernende mit Vorkenntnissen bzw. geringen Vorkenntnissen je € 9,99 Lernerfahrung ▶ Wortlisten in Englisch, Französisch, Arabisch Schritte plus 1 und Farsi als kostenlose PDF-Downloads ISBN 978–3–19–011911–0 ISBN 978–3–19–351911–5 € 15,99 € 10,99 Schritte plus Neu 1 ISBN 978–3–19–301081–0 € 15,49 Hueber Verlag Tel.: +49 (0)89 9602-9603 Baubergerstraße 30 Fax: +49 (0)89 9602-286 80992 München E-Mail: kundenservice@hueber.de Deutschland www.hueber.de
Ed i t o r i al Liebe Leserin, lieber Leser, das Jahr 2016 ist turbulent gestartet: In Fragen der Bildung und Integration der nach Deutschland geflüchteten Menschen sind die Volkshochschulen und ihre Verbände so gefordert und gefragt wie nie zuvor. In den vergangenen Wochen und Monaten waren wir gern bereit, unsere Expertise zur Verfügung zu stellen, wenn es um die Entwicklung tragfähiger Konzepte ging: So sind wir zeitnah der Bitte aus dem politischen Raum nachgekommen, unsere Vorstellung einer schlüssigen Sprachförderkette in die Bund-Länder-Beratungen einzubringen. Als Soforthilfe haben wir eine Sprachlern-App für Flüchtlinge entwickelt. Und gemeinsam mit unserer Tochterfirma telc gGmbH werden wir ab diesem Frühjahr zusätzliche Lehrkräfte für Deutsch als Fremdsprache qualifizieren. Gleichzeitig setzen wir uns weiterhin nachdrücklich für bes- sere Rahmenbedingungen ein, damit Volkshochschulen den enormen Aufgabenzuwachs, insbesondere die zu erwartende Verdoppelung der Integrationskurse, bewerkstelligen können. Unsere Forderung nach einer signifikanten Erhöhung der Unterrichtsstundenpauschale haben wir in einem Schreiben an die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten bekräf- tigt. Darüber hinaus bleiben wir unserem Grundsatz einer „Bildung für alle“ gerade auch gegenüber Flüchtlingen mit unklarer Bleibeperspektive verpflichtet, denen sprachliche Erstförderangebote überall in Deutschland zugänglich gemacht werden sollten. Wir sind davon überzeugt: Jede Investition in Bildung ist wichtig und sinnvoll, und sei es, dass sie Menschen darin stärkt, nach einer Rückkehr in ihre Heimat neue Perspektiven für sich und ihr Land zu entwickeln. In diesem Sinne verstehen wir Bildungsangebote für Geflüchtete in Deutschland auch als ein Stück internationaler Entwicklungszusammenarbeit. Dass es uns gelingen muss, die neuen Herausforderungen klug zu managen, ohne unsere klassischen Aufgaben aus den Augen zu verlieren, steht diesmal im Blickpunkt der dis.kurs-Ausgabe. Auch das Verbandsmagazin befindet sich in einem Entwicklungsprozess: Wir freuen uns, dass wir unsere Verbandspräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer und unseren Vorsitzenden Dr. Ernst-Dieter Rossmann dafür gewinnen konnten, sich in dis.kurs nun regelmäßig zu wichtigen Aspekten in der strategischen Ausrichtung unseres Verbandes zu äußern. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre. Ihr Ulrich Aengenvoort dis.kurs 1/2016
vhs to go! Mobile Kurssuche mit der vhsApp oder www.volkshochschule.de © Foto: GaudiLab/shutterstock.com Kostenlos erhältlich in den App-Stores
In h alt sve rze ic h n is AKTUELL REPORT Was jetzt geschafft werden muss! Qualität in der Gesundheitsbildung – Dr. Ernst Dieter Rossmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 ein weites Feld Brigitte von Dungen und Gerhard Hartmann . . . . . . . . . . 31 Die Ereignisse von Köln aus marokkanischer Sicht „Raus mit der Sprache!“ Mohammed Belghazi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Dr. Michaela Stoffels, Dr. Julia Gassner und . . . . . . . . . . . . . Filip Dedeurwaerder-Haas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Die Herausforderung gemeinsam meistern Annegret-Kramp-Karrenbauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Überraschend und neu Lucia Eskes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Vertrauen(sverluste) nach Köln Frauke Gerlach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 40 Jahre Weiterbildungsgesetz in Nordrhein-Westfalen Wer kommt da in mein Klassenzimmer? Ulrike Kilp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Gespräch mit Jawad Al Gousous . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Mit dem Smartphone den Alltag sprachlich meistern PRAXIS Niko Gebauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Verbund fördert Schulabschlüsse VHS-Lehrkräftequalifizierung Deutsch und Berufseinstieg nachhaltig Ellen Handke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Heike Hurlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Volkshochschulen beweisen Brücken schlagen: Servicestelle Sprache Qualität und Kompetenz in Thüringen Willfried Schmidt und Karsten Schneider . . . . . . . . . . . . . 15 Swetlana Dominnik-Bindi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Den Arbeitsmarkt im Blick Ulrike Arnold, Jens Kemner und Kai Sterzenbach . . . . . . 42 BLICKPUNKT Volkshochschule für alle! Gespräch mit Dr. Gabriele Botte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 SERVICE „...nur noch Deutschkurse?“ 14. Deutscher Volkshochschultag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Bernd R. Müller und Michael Weiß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Impressum | Nachrichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Webinare helfen Vorträgen aus der Verlustzone Dr. Christan Fiebig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Gut gerüstet für die Reise in die Zukunft Dr. Hermann Huba . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 STANDORTBESTIMUNG Grundsatzstrategie Erweiterte Lernwelten Stefan Will . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 70 Jahre VHS Aachen Dr. Beate Blüggel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 dis.kurs 1/2016 3
A k tue ll Was jetzt geschafft werden muss! Von Dr. Ernst Dieter Rossmann mit Sachverstand und Beharrlichkeit immer wie- der an die verantwortlichen Kräfte in Parlamen- „Volkshochschulen in öffentlicher Verantwortung ten und Regierungen auf allen Ebenen herange- sind Orte gesellschaftlicher Integration. Bildung tragen werden müssen. Denn mit einem bloßen für alle: Das gehört zum Grundverständnis der „Weiter so“ wird nicht zu schaffen sein, was jetzt Volkshochschulen. Niemand darf ausgeschlos- geschafft werden muss und geschafft werden sen werden.“ So hat die Ehrenpräsidentin des kann. Deutschen Volkshochschul-Verbandes, Rita Süssmuth, vor fünf Jahren die neue Standortbe- In die laufende politische Debatte von Bund und stimmung eingeleitet. Ländern um ein substantielles Integrationspaket Über den Autor: bringt sich der DVV in sehr enger Rückkopplung Dr. Ernst Dieter Rossmann Das humanistische Leitbild von Förderung und mit den Landesverbänden mit sechs konkreten ist Vorsitzender des Deut- Teilhabe beschreibt den Kern der aktuellen Punkten ein: schen Volkshochschul-Ver- gesamtpolitischen und gesamtgesellschaftlichen bandes e. V. Aufgabe, der sich jetzt an vorderster Stelle auch 1) Bund und Länder sind sich darin einig, dass die Volkshochschulen widmen, und bei der sie es einer besseren Verzahnung der diversen Großes leisten, nämlich bei der Grund- und Wei- Sprachangebote für Flüchtlinge auf Bundes-, terbildung von Flüchtlingen und Einwanderern Landes und kommunaler Ebene bedarf. Als und bei deren Integration. Die Volkshochschu- größter Sprachkursträger in Deutschland len mobilisieren hier wie selbstverständlich viele sind wir darum gebeten worden, einen Vor- Maren Winter/iStockphoto zusätzliche Kräfte. Das ist aller Anerkennung schlag für eine idealtypische Sprachför- wert und diese Leistung wird auch breit wahr- derkette für Flüchtlinge zu erarbeiten. Im genommen und geachtet in der Politik und bei Drei-Phasen-Modell bauen die Instrumente den Partnern in der Zivilgesellschaft. Gleichzeitig der sprachlichen Erstorientierung, der Integ- sind gezielte politische Initiativen notwendig, die rationskurse und schließlich der berufsbezo- 4 dis.kurs 1/2016
Ak t uel l genen Sprachförderung aufeinander auf, so die Träger einen Zuschuss des Bundes von dass ein Kompetenzzuwachs von A1 bis zu 4,40 Euro pro Unterrichtseinheit und Teilneh- B2/C1 erreicht werden kann. menden, um auch künftig ein stabiles Integ- rationskursangebot sicherstellen zu können. 2) Eine elementare Sprachförderung muss auch Flüchtlingen mit unklarer Bleibeperspektive 5) Derzeit erlebt Deutschland eine zunehmende zu Gute kommen, um ihnen während ihres Spaltung zwischen solchen Bürgerinnen und Aufenthalts in Deutschland eine Kontakt- Bürgern, die den Flüchtlingen offen gegen- aufnahme mit der einheimischen Bevölke- über treten und Solidarität mit ihnen ein- rung und Teilnahme am öffentlichen Leben fordern, und jenen, die Ängste und Beden- zu ermöglichen und ihnen grundlegende ken gegen die hohe Zuwanderung haben Werte unseres Zusammenlebens zu vermit- und diese zum Teil erschreckend aggressiv teln. Dies gebieten die Humanität, aber auch ausleben. Es bedarf dringend eines gesell- unser Eigeninteresse an einer Aufgeschlos- schaftlichen Dialogs über die Bedeutung und senheit von Flüchtlingen und Migranten – ob über Konsequenzen der Zuwanderung für diese nun eine Bleibeperspektive haben oder Deutschland. Auf der Basis ihrer vielfältigen auch nicht – gegenüber der deutschen Spra- Erfahrungen mit Bürgerdialogen stehen die che, Kultur und Gesellschaft. Volkshochschulen als Orte der Begegnung bereit, damit das Verständnis für Ursachen 3) Um das Ziel einer umfassenden gesell- und Handlungserfordernisse wächst und die schaftlichen und beruflichen Teilhabe für Bereitschaft zu Hilfe und Integration erhalten Flüchtlinge mit guter Bleibeperspektive zu bleibt. Mit der Expertise von DVV Internatio- erreichen, sind ganzheitliche Bildungsange- nal können wir hier eine besondere Kompe- bote erforderlich. Sie umfassen unter ande- tenz einbringen. rem das Kennenlernen und Erleben einer demokratischen Gesellschaft, ihrer kulturel- 6) Volkshochschulen leisten auf kommunaler len und politischen Einrichtungen und Par- Ebene einen großen Beitrag zur Integration tizipationsmöglichkeiten, ihres Wirtschafts-, von Flüchtlingen. Allerdings können sie den Gesundheits- und Bildungssystems. Des- massiven Zuwachs an Weiterbildungsan- halb halten wir es für unerlässlich, dass geboten für Flüchtlinge mit den vorhande- begleitend zu den Sprachkursen entspre- nen Ressourcen nicht mehr bewältigen und chende Bildungsangebote geschaffen und benötigen – ebenso wie Kindertagesstät- die bestehenden Orientierungskurse deut- ten und Schulen – dringend einen Ausbau lich ausgebaut werden. 60 Stunden sind hier ihrer Strukturen. Erste Schätzungen gehen nicht genug. davon aus, dass die Volkshochschulen in Deutschland mindestens 2.000 zusätzliche 4) Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hauptamtliche Stellen für die Flüchtlingsar- (BAMF) geht gegenwärtig davon aus, dass beit benötigen. im Jahr 2016 bis zu 430.000 Teilnehmerin- nen und Teilnehmer an Integrationskursen Für diese sechs Punkte wird jetzt nachdrücklich zu erwarten sind (2015: rund 185.000). Die- zu streiten sein, wenn gültig bleiben soll, dass ser enorme Anstieg kann nur bewältigt wer- die Bildungs- und Integrationsarbeit für Flücht- den, wenn die Träger tausende Lehrkräfte linge und Migranten additiv und nicht alterna- zusätzlich akquirieren und dauerhaft an die tiv im Gesamtkonzept der Volkshochschularbeit Einrichtungen binden können, was allerdings auszubauen ist. Diesen Streit müssen wir jetzt eine angemessene Honorierung der komple- führen – konstruktiv, beharrlich, erfolgsorientiert. xen Lehrtätigkeit voraussetzt. Nach aktuellen Denn wenn wir es nicht tun, wird es auch nie- Berechnungen unseres Verbandes benötigen mand sonst für uns und unsere Sache tun. dis.kurs 1/2016 5
A k tue ll Die Ereignisse von Köln aus marokkanischer Sicht Von Mohammed Belghazi Von der Arbeitsmigration zur Massen- auswanderung ohne Plan und Ziel B etroffenheit und Zorn: Das waren hier in Marokko die Reaktionen auf die trauri- In Köln sind die bisher ermittelten Verdächti- gen Nachrichten von der Kölner Silves- gen in der Regel keine anerkannten Flüchtlinge, ternacht. Es sollte eine schöne Party werden sondern entweder illegal im Land oder haben und endete für sehr viele junge Frauen in einem einen Asylantrag gestellt – unter ihnen sind Albtraum. Als wir hier erfuhren, dass Marokka- auch etliche Marokkaner. Das wirft die Frage ner unter den Tätern waren, kochten wir vor Wut. auf, wer eigentlich aus Marokko nach Deutsch- Über den Autor: Die Attacken auf diese Frauen sind scharf zu land kommt. Nach offizieller Zählung leben der- verurteilen und die Täter hart zu bestrafen. Egal, zeit rund 200.000 Marokkaner in Deutschland. Mohammed Belghazi ist wo sie herkommen, es sind keine mildernden Die marokkanische Einwanderung nach Europa Leiter des Länderbüros Umstände erkennbar, ihre furchtbaren Taten sind lässt sich seit der Nachkriegszeit in drei Etappen von DVV International in nicht zu verstehen. einteilen: Auf eine koloniale Phase bis zur 1956 Marokko. errungenen Unabhängigkeit folgte eine Zeit, in Allerdings sind einige aufschlussreiche Beob- der die boomenden Volkswirtschaften Westeuro- Übersetzt und gekürzt von achtungen im Zusammenhang mit der inter- pas auch in Marokko gezielt Arbeitskräfte anwar- Jan Fredriksson nationalen Situation möglich, in der die Taten ben. Heute schließlich stehen wir vor einer Mas- verübt wurden: Die Migration hat stark zugenom- senauswanderung wegen der politischen und men, insbesondere aus Kriegsgebieten; natio- wirtschaftlichen Krisen im Land. Das Hauptziel nalistische und extremistische Bewegungen in ist Frankreich, und zwar unabhängig davon, ob Europa haben starken Zulauf. Diese zwei Fakto- die Auswanderer studieren, arbeiten oder Asyl ren haben im Zusammenhang mit der Kölner Sil- beantragen wollen. An zweiter Stelle steht Bel- vesternacht die allgemeine Empörung angeheizt gien wegen der gemeinsamen Sprache Franzö- und zugleich völlige Ratlosigkeit bei der Interpre- sisch und seiner Offenheit gegenüber marokka- tation der Ereignisse verursacht. nischen Fachkräften. Doch auch nach Deutschland und Italien wan- Mangel an Information dern viele Marokkaner aus. Nach Italien kommen Die erste Frage sollte daher lauten: Gibt es über- vor allem Menschen aus dem Landesinneren, haupt etwas zu interpretieren? Im beschriebenen nach Deutschland hingegen Marokkaner aus Kontext droht doch jede Interpretation ins Sub dem Norden. Ist das nun historisch bedingt oder jektive abzugleiten – und das birgt die Gefahr, eher Zufall? Fest steht, dass über die Jahrhun- dass ganze Gesellschaften bei dem Versuch derte Goten, Westgoten, skandinavische Erobe- scheitern, ihre eigene, von vielen Faktoren be rer, Römer, Ostgoten aus Mitteleuropa und Spa- stimmte Entwicklung zu verstehen. Die Empörung nier in Nordmarokko ihre Spuren hinterlassen über die Täter ist legitim und speist sich aus den haben. Diese vielen ethnischen und kulturellen positiven Werten der Deutschen. Doch alle Versu- Einflüsse prägen bis heute die Mentalität von che, die Taten zu interpretieren, verschärfen ange- Menschen in diesem Landesteil. Doch kann das sichts der schlechten Faktenlage zur Tatnacht schon ein Grund sein, nach Deutschland auszu- eher die Spannungen zwischen Immigranten und wandern? Nur sorgfältige soziologische Untersu- Aufnahmegesellschaft. Genau dieser Mangel an chungen können solche Fragen objektiv beant- Informationen hat auch den politischen Extremis- worten. Sicher ist nur, dass sich die schlechten ten in Deutschland geholfen, Zulauf zu gewinnen Lebensbedingungen im Norden des Landes auf- und sich als Alternative zu präsentieren. grund der Vernachlässigung dieser Region durch 6 dis.kurs 1/2016
Ak t uel l die Regierung noch verschärft haben. Trocken- Ko l um n e heit, felsige, nicht sehr fruchtbare Böden bieten den Menschen keine Existenzgrundlage und sie beschließen, auszuwandern. Die Herausforderung gemeinsam meistern Diese Ausgangslage hat mit Sicherheit auch die Ziele der ersten Generation marokkanischer Ein- Die Vielzahl der Menschen, die zurzeit in Deutschland Schutz wanderer in Deutschland geprägt: Sie wollten suchen, ihre Unterbringung, ihre Versorgung und ihre Integration ihren Eltern und ihrer Heimatregion helfen. Doch seit den 80er Jahren verändert sich das Bild. haben Politik und Gesellschaft in den vergangenen Wochen und Die Wirtschaftskrise, die schlechten Job-Chan- Monaten sehr beschäftigt. In beispielhafter Weise haben sich in cen, eine aufgeheizte, von religiösem Extremis- unserem Land viele Menschen, Organisationen und Institutionen mus geprägte Stimmung – all das führt dazu, im Sinne einer vielfältig praktizierten Willkommenskultur enga- dass junge Menschen lieber heute als morgen giert. Dennoch gilt es auch Bedenken und Besorgnisse ernst zu auswandern, freiwillig und notfalls ohne jede Aussicht auf einen Aufenthaltstitel im Zielland. nehmen, indem man Gelegenheiten zu Begegnungen schafft und Eine echte Mission haben diese Auswanderer Vertrauen aufbaut. Es gilt gemeinsam Lösungen zu entwickeln und im Gegensatz zu ihren Vorfahren nicht mehr – die Bürgerinnen und Bürger in zukunftsweisende Entscheidungen abgesehen von dem ganz persönlichen Ziel, der mit einzubeziehen. Neben den zahlreichen Bildungsangeboten immer schwierigeren Lage im Land zu entfliehen. für geflüchtete Menschen, die auf Spracherwerb, soziale Orientierung und auf berufliche Integration abzielen, müs- Entwicklungszusammenarbeit braucht menschliche Komponente sen die Volkshochschulen jetzt auch die Informations- und Diskussionsbedürfnisse der Menschen aufgreifen. Sie sind dazu die Wenn die Auswanderer keine klaren Ziele mehr haben, müssen wir auch die Auswanderung und geeigneten Orte, denn Begegnung und Dialog sind hier gleichsam die Wahl der Zielländer anders beurteilen. Die zu Hause. Die Volkshochschulen verfügen über die Möglichkeiten weltweite Migration wird zweifellos auf dem aktu- und die Erfahrung, Menschen miteinander in Kontakt zu bringen, ellen Niveau weitergehen. Nur der Aufbau funk- den Meinungsaustauch zu intensivieren und neue gemeinsame tionierender Strukturen in den Auswanderungs- Perspektiven zu entwickeln. ländern könnte daran etwas ändern. Daher muss die Entwicklungszusammenarbeit auch eine Ich möchte daher alle Volkshochschulen menschliche Komponente beinhalten: die Ach- tung der Menschenrechte, eine gerechte, maß- anregen, sich an einem bundesweiten volle Nutzung von Ressourcen und die Verbes- Bürger-Dialog zur Integration der nach serung der Bildungssysteme mit Blick auf die Deutschland geflüchteten Menschen Erfordernisse des Arbeitsmarktes, damit mehr zu beteiligen. Helfen Sie mit, dass wir Menschen an der Entwicklung teilhaben können. das bereits erprobte Format gemeinsam Die jungen Männer, die in der Silvesternacht gewinnbringend einsetzen und weiterent- 2015 schwere Straftaten begingen, gehören wickeln. So können wir deutlich machen, wahrscheinlich zu der beschriebenen neuen dass die Volkshochschulen der kommunale Ort für den Dialog zwi- Migrantengeneration ohne Ziel und Mission. Doch schen Menschen sind und dass wir alle daran arbeiten wollen, die die Flucht aus einer feindlichen Heimat kann nicht darauf hinauslaufen, im Zielland die öffent- Herausforderungen gemeinsam zu meistern. liche Ordnung zu stören. Sicher ist aber auch, dass die Kölner Vorfälle nicht das Werk einer kriminellen Verschwörung sind. Die politischen Herzlichst Extremisten in Europa sind bereits vor einigen Jahren stärker geworden, lange bevor man ahnte, dass 2015 rund 1 Mio. Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben nach Deutschland flüchten werden. Deshalb sollten die Deutschen in der öffentlichen Diskussion Ihre Annegret-Kramp-Karrenbauer diese beiden Phänomene voneinander trennen. dis.kurs 1/2016 7
A k tue ll Vertrauen(sverluste) Ein Zwischenruf nach den Ereignissen in Köln Von Frauke Gerlach Dabei dürfen auch die Regeln einer offenen demokratischen Gesellschaft nicht reflexhaft in D ie Bewertung der Ereignisse in der Köl- Frage gestellt werden. Die Gefahr allgemeiner ner Silvesternacht 2015 dauert an. Die Destabilisierung von Grundwerten ist nicht zu Strafverfolgungsbörden ermitteln, im unterschätzen. Es ist deshalb ein richtiges Sig- Landtag von Nordrhein-Westfalen geht ein nal, dass der Presserat seine Regularien „nach Untersuchungsausschuss der Frage nach, wer Köln“ gründlich überprüft und am 9. März 2016 Verantwortung für das Versagen der Polizei vor entschieden hat: Der Diskriminierungsschutz Ort trägt und die Medienschaffenden fragen im Pressekodex bleibt bestehen. Unter Ziffer 12, Über die Autorin: sich: Wie ist die Berichterstattung über diese Richtlinie 12.1 heißt es: „In der Berichterstattung Nacht zu bewerten? Schlussendlich tobt nicht über Straftaten wird die Zugehörigkeit der Ver- Dr. Frauke Gerlach ist nur das Internet: „Lügenpresse“. Berufen wird dächtigen oder Täter zu religiösen, ethnischen geschäftsführende Direk- sich darauf, dass das Volk immer torin des Grimme-Instituts Recht hat. Es ist eine Gemengelage, in Marl. die nicht zu unterschätzenden gesell- schaftlichen Sprengstoff enthält. Wer hätte dies vor der Zeit des Zustroms flüchtender Menschen nach Europa so für möglich gehalten? © Chaoss/depositphotos Eine Ursache für diese Gemengelage „nach Köln“ war sicher die verhee- rende Informationspolitik der Behör- den. Gleichzeitig wurden öffentlich pauschal Ressentiments gegen „den“ arabischen Mann geschürt. Gleichzei- tig gilt: Sexuelle Gewalt gegen Frauen muss kon- oder anderen Minderheiten nur dann erwähnt, sequent verfolgt und gesellschaftlich geächtet wenn für das Verständnis des berichteten Vor- werden. Als Jura-Studentin wurde ich mit höch- gangs ein begründbarer Sachbezug besteht. strichterlichen Entscheidungen zu Vergewalti- Besonders ist zu beachten, dass die Erwäh- gungsdelikten konfrontiert, die mich fassungslos nung Vorurteile gegenüber Minderheiten schü- machten und politisiert haben. Sexuelle Gewalt ren könnte.“ wurde lange verharmlost und ist nach wie vor ein drängendes Problem. Keine Frage: Im Einzelfall ist die Abwägung zwischen der Informationspflicht und dem Dis- Die Kölner Silvesternacht führt uns drastisch kriminierungsschutz eine schwierige Aufgabe, vor Augen, wie notwendig sachliche Aufklä- die aber zu einer verantwortlichen Berichter- rung und Einordnung durch die Medienschaf- stattung sowie zu offenen Gesellschaften und fenden und politisch Verantwortlichen ist. Dabei Demokratien dazugehört. Sie kann keiner Jour- ist die Währung das Vertrauen in Institutionen nalistin und keinem Journalisten abgenommen und „Leitmedien“. Sie müssen sich Zeit für den werden. Es ist zu hoffen, dass die Entscheidung Zweifel nehmen – trotz allem Druck von außen des Presserates in ihrer Fachlichkeit und Beson- –, um Vertrauen zu erhalten oder verlorenes Ver- nenheit Vorbild für die weitere Debatte um trauen zurückzugewinnen. Das ist auch eine die Ereignisse der Silvesternacht 2015 in Köln Qualitätsfrage! wird. 8 dis.kurs 1/2016
Ak t uel l Wer kommt da in mein Klassenzimmer? Gespräch mit Jawad Al Gousous zur Bildungssituation in Syrien und im Irak Jawad Al Gousous leitet das Büro von DVV International in Jordanien. Er war nach dem Krieg im Jahr 2003 als bildungspolitischer Berater für die UNESCO im Irak tätig, hat dort an der nationalen Bildungs- und Alphabetisierungsstrategie mitgewirkt und in diversen anderen arabischen Ländern zu den lokalen Bildungssystemen geforscht, insbesondere zur informellen und non-formalen Bildung. Im Gespräch mit dis.kurs erläutert er, wie schwierig es für junge Menschen in Syrien und im Irak geworden ist, noch eine angemessene Bildung zu erhalten. Außerdem gibt er einige praktische Hin- weise für deutsche Erwachsenenbildner, die Flüchtlinge aus diesen Ländern unterrichten. Im Gespräch: Jawad Al Gousous leitet das Büro von DVV Interna- tional in Jordanien. Jan Fredriksson ist Refe- rent für Information und Kommunikation bei DVV International in Bonn. Upcycling-Workshop für syrische Frauen in einem jordanischen Flüchtlingslager „Im Irak gab es lange Zeit ein relativ gutes Bil- problem entsteht dadurch, dass sehr viele Men- dungssystem“, sagt Jawad Al Gousous, der schen innerhalb des Iraks auf der Flucht sind. in Jordanien tagtäglich die Situation syrischer Sehr viele Kinder mussten die Schule abbre- und irakischer Flüchtlinge miterlebt. „Allerdings chen, leben jetzt auf der Straße und viele von haben die Kriege 1991 und 2003 dieses System ihnen gehen aus Not arbeiten.“ schwer beschädigt. So ist die Alphabetisierungs- rate stark gesunken. Offiziell können 80 % der Die UNESCO und das irakische Bildungsministe- Menschen im Irak lesen und schreiben, doch rium schätzten die Zahl der Menschen im Land, auch wenn es keine verlässlichen offiziellen Zah- die die Schule abgebrochen haben oder über- len gibt, ist klar: Die tatsächliche Rate liegt auf haupt nicht lesen und schreiben können, auf jeden Fall weit darunter. Ein riesiges Bildungs- rund fünf Millionen. „Es gibt zwar eine nationale dis.kurs 1/2016 9
A k tue ll Strategie, um diese Menschen wieder mit Bil- fen können“. Zusätzlich zum kooperativen Ler- dungsangeboten zu erreichen“, sagt Al Gousous. nen hält Al Gousous es in manchen Fällen für Doch er stellt fest: „Das irakische Bildungssystem sinnvoll, die Gruppe zeitweilig nach Geschwin- ist definitiv schlechter als vor 2003. Die Regie- digkeiten aufzuteilen. rung versucht, ein Programm aufzubauen, doch meiner Meinung nach ist das derzeit nicht sehr Unabhängig von der persönlichen Vorbildung effektiv.“ sieht Al Gousous bei allen Flüchtlingen aus Kriegsgebieten eine große Gemeinsamkeit: „Diese Men- schen sind geflohen, um ihre Haut zu retten!“ Alle Flücht- linge haben also gewaltige persönliche Probleme im Gepäck und sind vor allem mit sich selbst beschäftigt. „Daher sollten sie auch im Unterricht erst einmal die Möglichkeit erhalten, über sich und ihre Situation zu sprechen. Sie sollten sehen, dass sie dort einen geschütz- ten Raum haben, in dem sie sich ausdrücken können.“ Unterrichtsthemen, die nichts mit dem Alltag und den Pro- Auch in Syrien beobachtet Al Gousous, wie blemen der Flüchtlinge zu tun haben, hält Al schwer der Krieg das Bildungssystem beschä- Gousous für sinnlos. „Ich denke, es ist sehr wich- digt hat. „Das syrische System war lange Zeit tig, von der ersten Stunde an Beispiele aus dem sehr gut. Ich habe selbst dort in der informel- Alltag der Flüchtlinge in den Unterricht einzu- len Bildung gearbeitet und kann das bestätigen. bauen. Zeigen Sie diesen Menschen vor allem, Doch es gibt sehr viele Menschen aus Armen- welche Möglichkeiten sie in ihrem neuen Leben siedlungen am Stadtrand und in ländlichen haben!“ Gebieten, die nie eine formale Bildung erhalten haben.“ Dieses Problem habe es schon vor dem „Stellen Sie klar, dass Sie eine gemein- Krieg gegeben, doch es habe sich inzwischen same Mission haben!“ deutlich verschärft. „Viele Flüchtlinge, die aus Syrien nach Jordanien kommen, gehören zu die- Die Gefahr, dass Kursteilnehmer, die in der Hei- ser Gruppe. Ich bin mir nicht sicher, ob sie alle mat zu verfeindeten Gruppen gehören, ihren in der Lage sein werden, hier erfolgreich an Bil- Konflikt ins Klassenzimmer tragen, sieht Al dungsmaßnahmen teilzunehmen.“ Gousous hingegen kaum. Er geht davon aus, dass solche Situationen in der Regel leicht zu vermeiden sind, wenn die Lehrkraft allzu heikle „Sie sollten sehen, dass sie dort einen Themen konsequent meidet. Außerdem hät- geschützten Raum haben.“ ten alle Teilnehmer ein gemeinsames Interesse Al Gousous kann sich vorstellen, wie schwer es daran, dass der Unterricht gelingt. Um Konflikte für deutsche Erwachsenenbildner sein muss, und Disziplinprobleme von vornherein zu vermei- Flüchtlinge mit extrem unterschiedlichem Bil- den, empfiehlt Al Gousous, alle Teilnehmer zu dungsniveau innerhalb derselben Gruppe zu Beginn auf die Unterrichtsziele einzuschwören: unterrichten. Deshalb hält er es für wichtig, mit „Stellen Sie klar, dass alle eine gemeinsame Mis- den Unterschieden von Anfang an aktiv umzu- sion haben und formulieren Sie gemeinsam ein- gehen, wenn etwa die Fachärztin aus Aleppo deutige Verhaltensregeln. Lassen Sie diese dann neben dem Hilfsarbeiter aus Damaskus sitzt: auf Deutsch und Arabisch auf ein Flipchart-Blatt „Schnelle Lerner sollten so bald wie möglich schreiben und von allen unterzeichnen!“ So eine Assistenzaufgabe bekommen, damit sie könne von der ersten Stunde an eine Gemein- sich nicht langweilen und den Schwächeren hel- schaft entstehen, die an einem Strang zieht. 10 dis.kurs 1/2016
Ak t uel l Mit dem Smartphone den Alltag sprachlich meistern Die neue App „Einstieg Deutsch“ Von Niko Gebauer sche Sprache. Sie geht vom elementaren und unmittelbaren Sprachhandlungsbedarf aus und F olgen Sie Samira!“ Dieser Rat gilt für alle, zielt darauf ab, eine schnelle Sprechfähigkeit die noch heute beginnen möchten, die im Deutschen zu erreichen. 15 Lektionen erlau- deutsche Sprache zu erlernen. „Einstieg ben einen themenbasierten Einstieg an beliebi- Deutsch“ heißt die kostenlose Sprach-App, die ger Stelle. Das Programm folgt dem Prinzip des der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV) Chunk Learnings: Lernende können die wichtigs- mit Fördermitteln des Bundesministeriums für ten Begriffe, Phrasen und Wendungen einüben und variieren. Szenen in Bild und Ton führen in die verschiedenen Lektionen ein und verdeutli- Über den Autor: chen Sprache im Kontext einer Handlung. Übun- gen zum Nachsprechen, Variieren und Erlernen Niko Gebauer ist Referent des Wortschatzes und der Redemittel schließen für Öffentlichkeitsarbeit sich an. Während im Themenbereich „Begrü- des DVV-Lernportals „Ich ßung“ die Unterscheidung der Sie- und der will Deutsch lernen“. Du-Form behandelt wird, geht es im Themenbe- reich Arztbesuch darum, körperliche Beschwer- den zu äußern, sich mit typischen Fragen eines Arztes vertraut zu machen und die Bezeichnun- gen für Körperteile, Krankheiten oder Symptome Lektion „Samira beim Arzt“ einüben. Grafiken erleichtern das Verstehen und die richtige Begriffswahl, wenn es beispiels- Bildung und Forschung entwickelt hat. Ab sofort weise um Asthma oder Bluthochdruck geht. In ist sie für Android-Geräte im Google Play Store der Gesprächssituation lässt sich die App auch und für iOS-Geräte im App Store verfügbar. Die wie ein Wörter- und Phrasenbuch benutzen, um Syrerin Samira und Yonas aus Eritrea sind die Hauptfi- guren der App, die Lernen- den die deutsche Sprache für verschiedene Alltagssitua- tionen näherbringen. Sie ver- mitteln wichtige Begriffe und gebräuchliche Redewendun- gen für die Begrüßung, den Einkauf und den Arztbesuch oder um sich anderen Men- schen vorzustellen. Die App „Einstieg Deutsch“ richtet sich explizit an Selbst- lernende und ermöglicht den schnellen Einstieg in die deut- Lektion „Yonas trifft Freunde“ dis.kurs 1/2016 11
A k tue ll schnell die passende Vokabel oder das pas- und Tutoren die deutsche Sprache systemati- sende Redemittel zu finden. Die App setzt auf scher lernen. Die App „Einstieg Deutsch“ steht das Smartphone als Ressource, ist offline nutz- damit im Kontext eines umfassenderen Blen- bar und intuitiv zu bedienen. Sie ist außerdem ded Learning-Ansatzes im Bereich Deutsch als vollständig übersetzt in neun Sprachen, nämlich Zweitsprache mit dem Ziel zu größerer Nachhal- Arabisch, Dari, Englisch, Farsi, Französisch, Kur- tigkeit, Kontinuität und Flexibilität im gesteuerten manci, Paschtu, Tigrinya und Urdu. Spracherwerb beizutragen. Die App wird in den kommenden Monaten konti- nuierlich erweitert. Neben den aktuellen Sprach- Schulungen zum Online-Lernportal iwdl.de übungen zum Verstehen, zum Nachsprechen und zum Zuordnen von Begriffen sind weitere Für Kursleitende Übungstypen mit zum Teil spielerischem Cha- Für einen optimalen Einsatz des Lernportals www.iwdl.de im Präsenzunterricht können sich rakter vorgesehen. Das zusätzliche Vokabeltrai- Kursleitende in 8 Unterrichtseinheiten schulen ning mit Hilfe von Bildern und Grafiken soll weiter lassen. verfeinert werden. Ein Auswertungs- und Beloh- Für Ehrenamtliche in der Lernbegleitung nungssystem wird die Lernmotivation steigern, Für Ehrenamtliche, die als Lernbegleiter Flücht- Lernende erhalten ein computergestütztes Fee- linge beim Spracherwerb mit dem Lernportal dback zu ihren Übungen. unterstützen wollen, bieten wir eine Schulung über 4 Unterrichtseinheiten an. Bei Interesse vermitteln wir Ihnen gerne qualifi- Vertiefendes Lernen zierte Referenten. Honorare und Fahrtkosten der im Portal Referentinnen und Referenten werden übernom- men. Weitergehende Fragen beantwortet Ihnen Die Inhalte der App schließen an das On- das Projektteam von »Ich will Deutsch lernen«: line-Lernportal „Ich-will-Deutsch-lernen.de (www. info@iwdl.de iwdl.de)“ und andere Kursformate an und kön- Telefon: 0228/97569-407 nen dort vertieft werden. Im Online-Lernportal Weitere Details zu den beiden Schulungs können sich Interessierte kostenfrei anmelden formaten finden Sie auf unserer Webseite: www.grundbildung.de/iwdl. und unter der Anleitung qualifizierter Tutorinnen Anzeige INTERCONTACT Studien- & Begegnungsreisen Seit 1972 Ihr Spezialist für maßgeschneiderte Gruppen-Studienreisen. Bewerben Sie sich für eine Teilnahme an unseren aktuellen Informationsreisen 2016: Iran - Geheimnisvolles Persien 06.-13.06.16 Auf den Spuren Martin Luthers 22.-25.07.16 Rom - Antike & Barock 22.-25.08.16 Myanmar - Land der Pagoden 03.-14.09.16 Ecuador & Galapagos 28.09.-10.10.16 Besuchen Sie uns! Malta - Reiche Kulturgeschichte 09.-13.11.16 VHS-Tage, 09.+10.06.2016 Wir beraten Sir gerne persönlich Ausführliche Reisebeschreibungen und viele an unserem Tagungsstand. weitere Reiseideen finden Sie auf unserer Webseite. INTERCONTACT Gesellschaft für Studien- & Begegnungsreisen mbH | In der Wässerscheid 49 | 53424 Remagen Mail: info@ic-gruppenreisen.de | Tel.: 02642 2009-0 | Web: www.ic-gruppenreisen.de 12 dis.kurs 1/2016
Ak t uel l VHS-Lehrkräftequalifizierung Deutsch Der DVV und die gemeinnützige telc GmbH bilden kostenfrei Lehrkräfte aus Von Ellen Handke der telc gGmbH, ergänzt: „Der Wettbewerb um engagierte, gut qualifizierte Lehrkräfte ist für uns M it der aktuellen Zuwanderung nach eine Zukunftsfrage.“ Deutschland steigt der Bedarf an Deutschkursen drastisch; der Wei- Neue Personengruppen erschließen sich das terbildungsmarkt kann bei dieser Nachfrage Berufsfeld Deutsch als Fremd- bzw. Zweitspra- kaum noch mithalten. Auf diesen Bedarf reagie- che, seien es Fremdsprachenlehrkräfte, pensi- ren der Deutsche Volkshochschul-Verband e. onierte Regelschullehrer oder Studierende. Das Über die Autorin Ellen Handke ist Projektlei- terin bei der telc gGmbH in den Bereichen Fortbil- dung und Testentwicklung. Deborah Cheramie/iStockphoto V. und seine Tochtergesellschaft, die gemein- ehrenamtliche Engagement im Rahmen der nützige telc GmbH, mit einer gemeinsamen Sprachförderung oder anderen unterstützenden Initiative, um mehr Lehrkräfte für Deutsch als Maßnahmen für Flüchtlinge war selten so groß Fremdsprache zu gewinnen und zu qualifizie- ren. Aus Sicht der Initiatoren ist die Sprach- Infobox versorgung entscheidend für eine gelingende Im Basismodul befassen sich die Teilnehmen- Bildungsintegration. den mit Grundlagen des erwachsenengerech- ten Sprachunterrichts, dem Gemeinsamen „Als größte Sprachenschule Deutschlands wer- Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER), Unterrichtsplanung sowie Zielgruppen den Volkshochschulen auch in Zukunft einer der von Deutschkursen. Das Aufbaumodul umfasst Hauptanbieter von Deutschkursen und Haupt- acht Workshops zu Themen wie Deutsch für träger der Integrationskurse sein“, sagt Ulrich den Beruf, Analphabetismus, Phonetik, E-Le- Aengenvoort, Direktor des DVV. „Tausende arning, Kompetenzfeststellung, Deutschkurse für Jugendliche, Interkulturelle Kompetenz und zusätzliche Lehrkräfte werden dafür bundes- Konfliktmanagement. weit gebraucht.“ Jürgen Keicher, Geschäftsführer dis.kurs 1/2016 13
A k tue ll wie heute. Manche Ehrenamtliche entdecken zu decken, sondern sichert auch die Qualität dabei ein didaktisches Talent, das sie zum Beruf des Kursangebots“, so Ulrich Aengenvoort. machen wollen. Im Sinne des lebenslangen Ler- nens spricht die neue Qualifizierung all diese Mit der Ausarbeitung und der Umsetzung des Personengruppen an, die nach erster Unterrichts- Qualifizierungskonzepts haben DVV und Lan- erfahrung oder aufbauend auf bereits vorhan- desverbände die telc gGmbH beauftragt, die mit dene didaktische Kompetenzen ihren Unterricht ihrem „Team Training und Qualifikation“ über die professionalisieren möchten. Indem die Qualifi- nötigen Kompetenzen und personellen Ressour- zierung in einer ersten Projektphase kostenfrei cen verfügt. Das Konzept wird in enger Zusam- angeboten wird, sollen möglichst viele Lehrkräfte menarbeit mit der Vertreterin des VHS-Bundes- dafür gewonnen werden. Die Fortbildungskosten arbeitskreises Sprachen, Christina Bruhn vom werden nach bereits erfolgter Bewilligung vom Verband der Volkshochschulen Schleswig-Hol- Bundesministerium für Bildung und Forschung steins, Projektleiterin Celia Sokolwsky vom DVV, getragen. Ellen Handke, Projektleiterin der telc gGmbH, sowie mit erfahrenen Trainerinnen und Trainern Auch wenn die konkreten Zuwanderungszahlen ausgearbeitet. noch nicht feststehen, so ist doch gewiss, dass sich die Träger der Erwachsenenbildung, allen Die Lehrkräftequalifizierung sieht bis zu 100 voran die Volkshochschulen, einer enormen Her- Einheiten Präsenzunterricht vor. Teilnehmende können wahlweise nur das Basismodul aus vier ganztägi- gen Workshops belegen oder zusätzlich ein Aufbaumodul mit acht weiteren Workshops. Dabei konzentriert sich die Fortbildung auf den Anfänge- runterricht (A1 bis B1) und zielt überwiegend auf Deutschkurse für Erwachsene. Bei einem Gesamtumfang von 100 UE netto (ohne die Online-Materialien für das Selbststudium) können Lehr- kräfte nach absolvierter Fort- bildung und in Kombination mit anderen Voraussetzungen eine Zulassung als Lehrkraft im Integrationskurs beim BAMF beantragen. Die Pilotierung ausforderung gegenübersehen. Flüchtlingen soll des Basismoduls soll noch im April starten und eine schnelle Integration in Gesellschaft und wird derzeit an drei Standorten vorbereitet: an Beruf ermöglicht werden. Über den Integrati- der Volkshochschule München, der Volkshoch- onskurs hinaus werden zusätzliche Kursformate schule Ludwigshafen und beim VHS Landesver- nötig sein, um einen schnellen Spracheinstieg band Schleswig-Holstein. Das Aufbaumodul soll zu ermöglichen oder spezielle Lernbedarfe zu direkt im Anschluss in die Erprobung gehen. erfüllen. Im zweiten Halbjahr 2016 soll die VHS Lehrkräf- „Bundesweit engagieren sich Volkshochschulen tequalifizierung Deutsch dann bundesweit ein- im Auftrag von Bund, Ländern und Kommunen gesetzt werden. In einer ersten Projektphase für die Integration von Geflüchteten, vermitteln beauftragt der Deutsche Volkshochschul-Ver- Deutschkenntnisse und soziale Orientierung band e. V. die telc gGmbH mit der Durchführung. sowie Bildungsangebote, die den beruflichen Volkshochschulen und Landesverbände können Einstieg erleichtern. Die Lehrkräftequalifizierung jederzeit die Durchführung der Qualifizierung trägt nicht allein dazu bei, einen höheren Bedarf anfragen. 14 dis.kurs 1/2016
Ak t uel l Volkshochschulen beweisen Qualität und Kompetenz Erfahrungen mit dem Ad-hoc-Programm der Bundesagentur für Arbeit Von Willfried Schmidt und standsvorsitzenden der Bundesagentur für Karsten Schneider Arbeit. Zwei BA-Kurse der VHS des Regionalver- bandes Saarbrücken laufen seit November 2015 H als über Kopf initiierte die Bundesregie- in der örtlichen Einrichtung in Püttlingen, davon rung im Herbst 2015 über die Bundes- einer mit 16 männlichen Teilnehmern, der zweite agentur für Arbeit ein Notfallprogramm mit 26 Frauen und Männern. Der erste Kurs wird mit Einsteigerkursen Deutsch. Mit großem Volu- geleitet von Rudolf Hahn und Hans-Joachim men finanzierte das Programm Deutschkurse mit Schmidt. Beide sind erfahrene Pädagogen und einer Dauer von bis zu 320 Unterrichtsstunden, inzwischen in Rente. Hahn war zuletzt Chef der deren Beginn bis spätestens zum 31. Dezember VHS Trier. Den zweiten Kurs betreut Angelika Über die Autoren Wilfried Schmidt ist Direk- tor der VHS Regionalver- band Saarbrücken und Vorsitzender des Verban- des der Volkshochschulen des Saarlands. Karsten Schneider ist Verbandsdirektor in Saarbrücken. DVV-Präsidentin und BA-Chef informieren sich vor Ort. 2015 erfolgen musste. Eine Zugangsberechti- Feld, frühere Leiterin der Lothar-Kahn-Gemein- gung erhielten Flüchtlinge aus Syrien, Iran, Irak schaftsschule im saarländischen Rehlingen. und Eritrea, bei denen aus Sicht der Bundesre- gierung eine hinreichend gute Bleibeperspektive Angesichts der immensen Flüchtlingszuwande- besteht. rung hatten Volkshochschulen schon bis Okto- ber eine kaum zu befriedigende Nachfrage- Einen Eindruck von der praktischen Umsetzung steigerung erlebt. Im Saarland stiegen 2015 des Programms verschaffte sich Ende Januar die Unterrichtsstunden bei Deutschkursen im DVV-Präsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer Vergleich zum Vorjahr um über 60 Prozent auf gemeinsam mit Frank-Jürgen Weise, dem Vor- 65.000. Die Zahl der Belegungen wuchs im sel- dis.kurs 1/2016 15
A k tue ll ben Zeitraum ebenfalls um 60 Prozent auf über Mit den Kenntnissen aus den ersten fünf Lektio- 5.000. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitar- nen stellten sich die Teilnehmer zunächst selbst beiter im Programmbereich Deutsch blieb hinge- vor, erzählten, wo sie wohnen und woher sie gen konstant. Volkshochschulen haben wie viele kommen. Daraus ergab sich ein Gespräch mit andere Akteure der Zivilgesellschaft unter enor- den Besuchern über die Situation im Herkunfts- mer Anstrengung das Erforderliche geleistet, um land und über Berufserfahrungen und Berufs- bei sprunghaft ansteigender Zuwanderung Inte- wünsche in Deutschland. Frank-Jürgen Weise gration zu ermöglichen. griff dies auf und erläuterte seine Einschätzung zu den beruflichen Perspektiven der Kursteilneh- Das Notfallprogramm der BA wurde von den mer. Auch Fragen der Teilnehmer nach Lösun- Volkshochschulen einerseits begrüßt, da es gen für persönlich schwierige Situationen wie ohne den administrativen Aufwand der Inte- das Problem der Familienzusammenführung grationskurse die Möglichkeit bot, das Ange- oder der Länge der Antragsverfahren wurden bot auszuweiten. Andererseits sahen sich die aufgenommen. Volkshochschulen einer Förderlogik gegenüber, die ausschließlich nach dem Windhundprin- Frank-Jürgen Weise kündigte für 2016 schnellere zip erfolgte. Die Kriterien der Trägerzulassung Asylverfahren an. In Püttlingen sagte er, es sei erlaubten nahezu jedem Bildungsanbieter, sich nicht akzeptabel, dass Menschen acht bis neun als für dieses Rennen um Sprachkursdurchfüh- Monate auf eine Entscheidung des Asylantrages rung tauglichen Windhund auszugeben. warten müssten. Das Saarland zeige, dass es auch anders gehe. Das BAMF werde das gute Beispiel des Saarlands in allen Bundesländern umsetzen. Am Ende des Besuchs zeigte sich die Präsiden- tin „sehr beeindruckt“ vom raschen Lernfortschritt der Kursbesucher. Der BA-Chef lobte die „sehr hohe didaktische und methodische Kompetenz der Unterrichtenden“. Die DVV-Präsidentin betonte zudem, wie wich- tig die Verzahnung verschiedener Programme im Interesse wirksamer Angebote ist. „Das schnelle Erlernen der deutschen Sprache ist für die beruf- liche Integration der Flüchtlinge unerlässlich“, so Annegret Kramp-Karrenbauer. Vor diesem Hin- tergrund sind Volkshochschulen irritiert, dass die Weiterentwicklung des Integrationskurssystems nicht hinreichend konsequent verfolgt wird. Wenn Integrationskursträger ihr Angebotsvo- lumen deutlich ausweiten und dennoch gute Annegret Kramp-Karrenbauer und Frank-Jürgen Resultate liefern sollen, müssen sich die Vor- Weise konnten sich am Beispiel der VHS Saar- aussetzungen der Förderung deutlich ändern. brücken überzeugen: Trotz dieser widrigen Aus- Übergänge zwischen Einstiegskursen, Integrati- gangslage haben Volkshochschulen ihr Selbst- onskursen und berufsorientierten Angeboten auf verständnis und ihren Anspruch nicht aus den höheren Sprachniveaus müssen systematisch Augen verloren. Auch in diesen Kursen steht eingeplant werden. Der Fördersatz muss eine qualitativ hochwertiger Deutschunterricht mit angemessene Entlohnung der Kursleiter und qualifizierten Lehrkräften im Mittelpunkt. Wie in Kursleiterinnen ermöglichen, um diese an die anderen Deutschangeboten zielen Volkshoch- Träger zu binden. Und die Weiterbildung, die nie schulen auch hier darauf ab, die Teilnehmer hinreichend stabil strukturierte vierte Säule des kommunikativ handlungsfähig zu machen, um Bildungssystems, muss in die Lage versetzt wer- ihnen so Orientierung im neuen Lebensumfeld den, die gewaltige Ausweitung auch personell zu zu erleichtern und Integration zu ermöglichen. stemmen. 16 dis.kurs 1/2016
Deutschmaterialien für Flüchtlingskurse: Von A bis Z – Alphabetisierungskurs A1 Deutsch als Zweitsprache für Erwachsene Kursbuch mit Audio-CD Das Kursbuch • aBC d Von A bis Z – Alphabetisierungskurs | A1 Deutsch als Zweitsprache für Erwachsene Kostenloses Zusatzmaterial für Kursleitende unter www.klett.de/Alphabetisierung Kursbuch mit Audio-CD Für Erwachsene ohne Kenntnisse der lateinischen Schrift EIN GUTER START für Asylsuchende und Flüchtlinge Für Einstiegskurse zur sprachlichen Erstorientierung Zahlreiche Zusatzmaterialien als kostenlose Downloads zur Ergänzung im Unterricht und als Hilfestellung für Ehrenamtliche und Lernbegleitende: www.klett-sprachen.de/fluechtlinge ientierung Deutsch Erstorientierung Deutsch Erstorientierung Deutsch Erstorientierung Deutsch 120 Bild- und Wortkarten ojekt Alphabet Projekt Alphabet Bildkarten Alpha Bildkarten Alpha Übungsheft material für den Zweitschrifterwerb 120 Bild- und Kursmaterial Wortkarten für den Zweitschrifterwerb 120 Bild- und Wortkarten heft Zusatzmaterial für Erwachsene und junge Erwachsene zur Alphabetisierung und zum Zweitschrifterwerb Unterricht mit Erwachsenen und Jugendlichen, ateinische Schrift erlernen oder intensiv trainieren wollen ➔ 120 heraustrennbare Bild- und Wortkarten bieten zahlreiche Sprechanlässe. nzept mit aktualisierten Inhalten im frischen Layout ➔ Ideal zum Üben des mündlichen Ausdrucks, Projekt Alphabet eiches Übungsmaterial, in dem systematisch alle Buchstaben des Alphabets schon bevor alle Buchstaben bekannt sind azugehörige Lautinventar vermittelt werden Bildkarten Alpha e Übungen zum Lesen und Schreiben sowie zur Lautunterscheidung und Aussprache Für den direkten Einstieg: pulse und elementare Redemittel für den Alltag in Deutschland ➔ Zum Erlernen des ersten Wortschatzes und erfolgreich einsetzbar mit folgenden Komponenten: wichtiger Wortfelder eft zum Anlegen an die jeweiligen Seite des Übungsbuchs – alle Lösungen schnell, lich und einprägsam parat ndbuch mit methodischen Vorschlägen zur Unterrichtsgestaltung, Kopiervorlagen Audio-CD mit phonetischen Übungen ➔ Vielfältige Unterrichtsideen mit unterschiedlichem ainer für das gezielte Üben aller Buchstaben und Zahlen zur Vertiefung des Gelernten Schwierigkeitsgrad Deutsch in Alltag und Beruf A1 offen Die Augen sind zu Die Tür ist Übungsheft ➔ Wortakzentkarten trainieren die richtige Betonung und Silbentrennung. Das Fenster ist nenten und kostenlose Materialien: Alle Komponenten und kostenlose Materialien: prachen.de/projekt-alphabet www.klett-sprachen.de/bildkarten-alpha sheft.indd 1-3 DO01_3-12-676048_Bildkarten Alpha.indd 1-3 11.02.2016 16:27:43 11.02.2016 16:23:15 Ideal für Zweitschrifterwerb und Alphabetisierung: Projekt Alphabet und Bildkarten Alpha erscheinen im Frühjahr! Z34462
B lic kpu n k t Volkshochschule für alle! Ein kritisches Plädoyer für den universellen Anspruch V olkshochschulen wollen Bildungseinrich- ten erfolgen zurzeit nicht. In der Erstaufnahme tungen für alle sein. Ein hoher Anspruch, verweilen Geflüchtete nur bis zu ihrer Registrie- der hohe Erwartungen nährt. Einerseits rung. Danach werden sie anderen Kommunen geht es darum, Menschen mit schwierigen Bil- zugewiesen. Hier in der VHS sind deshalb noch dungsvoraussetzungen zu erreichen und ihnen keine Geflüchteten im Regelangebot angekom- einen Zugang zu außerschulischen Lernange- men. Wir laden die Bewohner der Erstaufnah- boten zu eröffnen. Andererseits wollen Volks- meeinrichtung aber an einem Nachmittag pro hochschulen auch für ihr Stammpublikum attrak- Woche kostenfrei in Begleitung von Ehrenamtli- tiv bleiben. „Das führt zu einem Dilemma“, sagt chen in unser Selbstlernzentrum ein. Offenbach Dr. Gabriele Botte, Leiterin der Volkshochschule ist ohnehin eine Stadt mit starker Zuwanderung. Offenbach. Denn offenbar wären noch grö- Deutsch als Fremdsprache ist in den vergange- ßere Anstrengungen nötig, um beispielsweise nen Jahren enorm angewachsen, und dieses Zuwanderer dauerhaft an die VHS zu binden. Wachstum setzt sich fort: 2014 hatten wir rund Gleichzeitig drohen traditionelle Zielgruppen 4.700 Teilnehmende, 2015 waren es nach ersten des bürgerlichen Mittelstandes aus dem Blick Auswertungen knapp 5.800. Die Zahl der Kurse und damit ins Hintertreffen zu geraten. Eine ist im selben Zeitraum von 280 auf 330 gestie- Bestandsaufnahme: gen. 2014 hatten wir 20.300 Unterrichtsstunden in Deutsch als Fremdsprache, 2015 waren es 23.800. Im Gespräch: dis.kurs: Lassen Sie uns einen Blick ins heutige Dr. Gabriele Botte ist Lei- Kursprogramm werfen: Wer ist heute alles im terin der Volkshochschule Haus? Gelingt der VHS die Einbindung von Zuwande- Offenbach. rern über die Deutschkurse hinaus? Simone Kaucher ist Pres- Dr. Gabriele Botte: Zum einen die Jugendli- sesprecherin des DVV. chen, die hier ihren Haupt- oder Realschulab- Wir haben neue Angebote ins Leben gerufen, schluss nachholen. Am Vormittag laufen außer- die wir in den Deutschkursen gezielt bewerben, dem Sprachkurse für Englisch, Französisch, unter anderem einen Chor, und mit einem The- Spanisch und Italienisch. Die werden überwie- aterangebot haben wir es auch versucht. Aber gend von Menschen über 65 Jahre wahrge- aus meiner Sicht gelingt es uns nicht, Zuwan- nommen. Die Kurse Zumba und Rückentraining derer dauerhaft an die VHS zu binden. Etwa die werden vor allem von Frauen besucht. Die Alters- Hälfte der Bevölkerung Offenbachs hat einen gruppe 25 bis 35 Jahre ist hier gut vertreten. Ein Migrationshintergrund. Außerhalb der Deutsch- Vorbereitungskurs für die Erzieherinnenausbil- kurse spiegelt sich das in unseren Kursen nicht dung steht auch auf dem Programm. Und dann wider. Da liegt der Migrantenanteil deutlich unter gibt es natürlich auch Integrationskurse, den Ori- dem Bevölkerungsdurchschnitt. entierungskurs Deutsch und das niedrigschwel- lige Sprachlernangebot „Mama lernt Deutsch“. Wie ließe sich das ändern? Hat sich hier in Offenbach die Teilnehmerstruk- Wir müssten mehr aufsuchende Arbeit leisten. tur durch den vermehrten Zuzug von Flüchtlin- Zwar bieten wir unsere Kurse dezentral an, unter gen verändert? anderem gibt es Deutschkurse in den Stadtteil- büros, um Interessierten den Zugang zu erleich- Zwar ist Offenbach ein Erstaufnahmestand- tern. Und wir kooperieren mit den Migrations- ort, aber direkte Zuweisungen von Kontingen- diensten. Aber es bleibt eben im Kern immer 18 dis.kurs 1/2016
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