Nachrichten 25 Jahre unw - unw-Ulm

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Nachrichten 25 Jahre unw - unw-Ulm
2018
                          nachrichten

25 Jahre
  unw

   Mit Prof. Dr. Julia Kormann   Hermann Bantleon GmbH/
   im Gespräch                   pervormance international
   „Wir müssen mehr zuhören“     Zwei unw-Mitgliedsfirmen im Portrait
Nachrichten 25 Jahre unw - unw-Ulm
unw - Ulmer Initiativkreis nachhaltige
                                                         Wirtschaftsentwicklung e. V.
                                                         Marktplatz 8
                                                         89073 Ulm                                        Neue
                                                         fon: 0731 38859-40
                                                         eMail: info@unw-ulm.de                         Anschrift!

INHALT
Vorwort                                                  Sagen Sie mal … Frau Prof. Dr. Julia Kormann
Vielfalt statt Einfalt                        Seite 3    „Wir müssen mehr zuhören“                          Seite 26

Stadthausveranstaltung 2018                              Hermann Bantleon GmbH
Gunter Czisch                                            100 Jahre Erfahrung und Kompetenz                  Seite 28
Aus Gegensätzen kann Neues entstehen          Seite 5
                                                         pervormance international
Prof. Dr. André Reichel                                  Coole Sachen                                       Seite 29
Von der virtuellen Synchronisation der Welt   Seite 6
                                                         Sieben Fragen an Petra Schmitz
Matthias Kammer                                          Denkanstöße für das eigene Leben                   Seite 30
Vorsichtige Skeptiker
und souveräne Realisten                       Seite 8    Michael Kopatz: „Ökoroutine“
                                                         Damit wir tun, was wir für richtig halten          Seite 33
Podiumsdiskussion
„Der Mensch darf nicht zum Objekt werden“     Seite 10   Gemeinwohl-Ökonomie Ulm
                                                         Zeit für das, was uns glücklich macht!             Seite 35
Projektförderungen
Aktuelle Projektstände                        Seite 12   aus dem unw
                                                         Verantwortungsvolle Textilwirtschaft               Seite 35
25 Jahre unw                                             Besuch bei Gold Ochsen                             Seite 36
unw-Nachrichten –                                        Lust aufs Ausprobieren                             Seite 36
Cover der letzten 25 Jahre                    Seite 20   10 Jahre Stiftungs­professur                       Seite 36
                                                         Ulm pflanzt 124.781 Bäume                          Seite 37
Beitrag von Ivo Gönner                                   Mehr Sonnenenergie im Südwesten                    Seite 37
Helge Majer – Ideengeber und Pionier          Seite 22   Unterstützung für Solawis                          Seite 38
                                                         Bunter und gemütlicher                             Seite 38
Jubiläumsfeier des unw                                   Neue Geschäftsräume                                Seite 38
Ein stolzes Jubiläum                          Seite 24
                                                         Impressum                                          Seite 38
Nachrichten 25 Jahre unw - unw-Ulm
Vorwort
                        Vielfalt statt Einfalt

                        Sehr geehrte Freunde und Förderer des unw,
                        die Welt ist aus den Fugen. Dieser Satz      Der unw hat mit seiner Stadthausveran-
                        unseres Bundespräsidenten gilt immer         staltung 2018 unter dem Titel „nachhaltig
                        mehr. Am rechten Rand des politischen        digital“ einen ersten Impuls für eine ent-
                        Spektrums etablieren sich Parteien,          sprechende Debatte gesetzt. Alle unsere
                        welche für Ausgrenzung, Diskriminie-         Aktivitäten zeigen lebenswerte Alterna-
                        rung, Rückzug auf den Nationalstaat,         tiven auf, und wir werden auch im Jahr
                        hohe Handelszölle und eine Verleug-          2019 alles daran setzen, in diesem Sinne
                        nung der menschengemachten Klima-            weiter Projekte in Ulm und Umgebung
                        katastrophe stehen. Sie plädieren für        anzustoßen. Zivilgesellschaftliches Enga-
                        eine rückwärtsgewandte Gesellschaft          gement ist gefordert wie lange nicht!
Foto: Stefan Loeffler   und bieten damit aber ein Modell an,         Jede*r ist dabei willkommen und wir
                        das immer mehr Wähler anzieht,               freuen uns über jede Unterstützung.
                        weil die Zukunft als bedrohlich für den      Ich wünsche Ihnen bei der Lektüre
                        aktuellen Lebensstandard angesehen           der unw-Nachrichten viel Freude und
                        wird. Digitalisierung, Klimakatastrophe,     verbleibe im Namen des ganzen Vor-
                        zunehmende Globalisierung sind               standes mit herzlichen Grüßen
                        Themen, die Angst machen, weil sie
                        für tiefgreifende Veränderungen stehen.      Ihr Martin Müller
                        Und in der Tat, es fehlt an einem posi­ti­
                        ven, Mut machenden, zukunftsgewandten
                        Gegenmodell, welches aufzeigt, wie mit
                        diesen Herausforderungen umgegangen
                        werden kann. Neben dem Zurück und
                        dem Weiter bedarf es eines „So wollen
                        wir leben“, das die Herausforderungen an-
                        nimmt und ein Bild von einer gelungenen
                        Zukunft für alle zeichnet. Integrieren –
                        nicht spalten, Vielfalt statt Einfalt!

                                                                                                             3
Nachrichten 25 Jahre unw - unw-Ulm
Info-Telefon: 0731/9 46 64 33, Mo.-Fr. 9-16 Uhr • www.oscorna.de

Wachsen
ist einfach.
                                                Wenn man mit dem richtigen
                                                Partner Finanzgeschäfte macht.

                                                                                 Wenn’s um Geld geht

            sparkasse-ulm.de
Nachrichten 25 Jahre unw - unw-Ulm
Oberbürgermeister Gunter Czisch und der
                                           unw-Vorstandsvorsitzende Prof. Martin Müller eröffnen
                                           am 8. Mai 2018 die 25. Stadthausveranstaltung
                                           Aus Gegensätzen kann
                                           Neues entstehen
                                           VON STEFAN LOEFFLER

Foto: Stefan Loeffler

Oberbürgermeister Gunter Czisch ging       haltes entwickeln. Auch hier gilt der alte   durch das Internet der Dinge neue
in seinem Grußwort auf die Eigenver-       Ulmer Spruch, dass aus Gegensätzen           Potenziale: „Es gibt Studien, die besagen,
antwortung ein, die durch die Digitali-    immer auch Neues entstehen kann.             dass man in Zukunft durch Car­sharing
sierung stark gefordert wird: „Der Staat   Ich möchte an dieser Stelle auch dem         Zweidrittel der Autos einsparen kann,
kann seinem Schutz- und Garantiever-       unw für die wertvolle Arbeit danken.         wenn man gewillt ist, Wartezeiten in Kauf
sprechen nicht mehr in vollem Umfang       Ich glaube, dass wir gewinnen werden,        zu nehmen. Wird das so kommen?“
nachkommen, da die Server weltweit         wenn es uns gelingt, Netzwerk-Knoten         Doch die Digitalisierung habe eben aber
verteilt sind. Man spürt in der europäi-   zu lösen, konkrete Lösungen zu ent­          auch eine andere Seite, wenn es zum
schen Diskussion, wie schwierig es ist,    wickeln und Impulse zu setzen.“              Beispiel darum gehe, persönliche Daten
der internationalen mit der Digitalisie-                                                zu offenbaren: „Was bleibt denn von un-
rung einhergehenden Geschäftsmodelle       „Was bleibt von unserer Individualität?“     serer Individualität, wenn eine Maschine
Herr zu werden.“                           Martin Müller weiß, dass es schwierig        uns und unsere Bedürfnisse besser ein-
Ulm sei eine von 23 beteiligten Kommu-     ist, die nicht immer sehr publikumswirk-     schätzen kann als Freunde, Partner oder
nen des Projekts „Zukunftsstadt“, das      samen Themen Digitalisierung und             wir selbst? Gibt es Milieu-Unterschiede?
sich mit den Themen Big Data und           Nachhaltigkeit zusammenzubringen:            Wie gehen wir mit Identitäten um?
nachhaltige Forschung beschäftigt: „Wir    „Doch wir vom unw meinen, dass über          All dies sind spannende Fragen, die
befassen uns also konkret mit der Bear-    das Zusammenwirken noch stärker              bislang allesamt noch offen sind.“
beitung offener Daten und dem Bereich      nachgedacht werden muss, denn die
digitale Teilhabe. Dabei geht es darum,    Digitalisierung kann der Nachhaltigkeit
digitale Prototypen zu entwickeln und      durchaus Vorteile bereiten. Ich denke
zu testen, wie dies alles in Zukunft       dabei unter anderem an Navigations-
funktionieren kann. Denn alles, was        systeme, die mitunter helfen können,
man heute auf Powerpoint-Präsentatio-      Staus zu vermeiden und letztlich auch
nen gezeigt bekommt, schreit danach,       Emissionen zu reduzieren. Ich denke
ausprobiert zu werden.                     dabei auch an das in Ulm gestartete
Ich bin mir sehr sicher, dass nun auch     Car2go-Projekt. Doch ohne Smartphone
im Verschwörhaus alsbald verschiedene      wäre die Ortung bei diesem autonomen
Akteure konkret unter einem Dach           Carsharing-System nicht möglich ge­
zusammenarbeiten und eine ganz neue        wesen.“ Auch, so Martin Müller, würden
Form der Zusammenarbeit umsetzen           über viele Apps schon breitgefächerte
werden. Städtische Angestellte und         Informationsangebote mitgeliefert,
Personen der Online-Community werden       zum Beispiel über die Herkunft von
zum Beispiel gemeinsam Prototypen für      Produkten, über Qualitätssiegel oder
Haltestellen-Sensoren oder Modelle zur     Wertschöpfungsketten. Auch die dezen-
visuellen Darstellung des Stadthaus­       trale Energieversorgung bekomme

                                                                                                                                5
Nachrichten 25 Jahre unw - unw-Ulm
Stadthausveranstaltung 2018
Von der virtuellen
Synchronisation der Welt
Die Stadthausveranstaltung beschäftigte sich mit zwei derzeitig
gesellschaftlichen Großtrends, der Nachhaltigkeit und der Digitalisierung,
die Prof. Dr. André Reichel in seinem Vortrag aus einer spezifischen
Perspektive darstellte.

VON DIETER BÜHLER

André Reichel verdeutlichte zu Beginn,      Das Thema Digitalisierung war zunächst      Software nicht nur technische, sondern
wie lange man sich schon mit dem            über viele Jahre ein Expertenbegriff        auch soziale Auswirkungen haben. Die
Thema Nachhaltigkeit beschäftigt.           des produzierenden Gewerbes, so zum         neue Informations- und Kommunikati-
Vor gut 200 Jahren begann man sich          Beispiel bei der Vernetzung der Auto-       onswelt nimmt direkten Einfluss auf das
in der Forstwirtschaft Gedanken über        mobilindustrie mit ihren Lieferanten.       Verhalten der Menschen, als Beispiel
Ressourcenschonung zu machen, mit           Seit 2016 erfuhren die Begriffe Digitali-   gelten das Handy oder das Smartphone
dem Anspruch, handle so, dass der           sierung und Industrie 4.0 einen drama-      in der Tasche. Früher war für eine Ver-
Wald nur soweit abgeholzt werden darf,      tischen Anstieg in allen Gesellschafts-     abredung die Strippe des Telefons not-
wie er wieder nachwächst.                   schichten. Sie sollen die reale und         wendig. War man nicht zu Hause, hatte
1987 entwickelte die Brundtlandkom-         virtuelle Welt zusammenführen. Nach         man eben Pech gehabt. Jetzt besteht
mission dann eine neue Sichtweise der       André Reichel sozusagen ein Endspiel        eine nahezu ständige Erreichbarkeit, die
Nachhaltigkeit mit dem Postulat einer       der Automatisierungs- und Effizienz­        durch das Internet noch verstärkt wird,
politischen und gesellschaftlichen          steigerungsmöglichkeiten. Die Diskurse      die Always-On-Gesellschaft, die für den
Gerechtigkeit. Zitat: „Eine nachhaltige     über die Auswirkungen der Digitalisierung   Nutzer allerdings meist unüberschaubar
Entwicklung ist eine Entwicklung, die       werden aktuell von positiven, technik­      ist. Jede Erfindung, die unser Kommu-
die Bedürfnisse der Gegenwart befrie-       optimistischen Argumenten angeführt         nikationsverhalten ändert, hat potenzi-
digt, ohne zu riskieren, dass kommende      und gelten auch als Auslöser für mehr       ell große gesellschaftliche Auswirkun-
Generationen ihre Bedürfnisse nicht         Nachhaltigkeit bei Produkten, Prozessen     gen. Nicht zu vergessen die politische
befriedigen können“. Aus der sogenann-      und Geschäftsmodellen. Allerdings ist,      Einflussnahme auf Wahlen oder Protest­
ten Generationengerechtigkeit wurde         wie die Vergangenheit der Effizienz­        bewegungen.
ein ökonomisches Leitbild ent­wickelt,      revolution zeigt, der Einsatz neuer Tech-   Der grundlegende Charakter der Digita-
wie man die drei Ziele Ökologie, Sozial-    nologien per se kein Schritt zu mehr        lisierung ist die zeitliche und räumliche
verträglichkeit und Ökonomie gleich­        Nachhaltigkeit. Es wurden zwar meist        Vernetzung. André Reichel nennt es
zeitig umsetzen kann. Daran orientiert      Einsparungen bei Material und Energie       „die virtuelle Synchronisierung der
sich auch der unw.                          pro Stück erzielt, diese waren aber häu-    Welt“. Die soziale Wirkung der Digitali-
2015 wurden die 17 noch weiter aus­         fig mit größeren Stückzahlen verbunden,     sierung soll hier verstanden werden
gelegten Sustainable Development            dem klassischen Rebound-Effekt der          als Hilfsmittel zu gemeinschaftlicher
Goals (SDG) als UN-Nachhaltigkeits­         zusätzlichen Nutzung. Entscheidend ist      Wertschöpfung ohne strikte Bindung
ziele beschlossen. Diese stellen einen      aber die Gesamtwirkung und welche           an organische Grenzen.
normativen, global akzeptierten Referenz-   nachhaltigen Innovationen und Gestal-       Was bei der Diskussion über die schöne
rahmen für politische und unternehme-       tungspfade sich eröffnen.                   neue Welt der Digitalisierung auffällt, ist
rische Entscheidungen dar, soweit sie       Ganz entscheidend ist, dass die materi-     die Nichtbeachtung ihrer ökologischen
Nachhaltigkeitsaspekte berühren.            ellen und technischen Auswirkungen          Rucksäcke, oder wie André Reichel sagt:
                                            von Kommunikationsgeräten und ihrer         „Eine Dame ohne materiell-energeti-

6
Nachrichten 25 Jahre unw - unw-Ulm
schen Unterleib.“ Die Deutsche Roh-
stoffagentur (DERA) geht von einer
Bedarfssteigerung von Lithium bis 2035
von 400 Prozent und von Kupfer bis
2050 von 300 Prozent aus. Gleichzeitig
fordern die UN-Nachhaltigkeitsziele
aber eine Reduktion der Material- und
Energieeinsätze. Dabei darf nicht ver-
schwiegen werden, dass die Herkunfts-
länder dieser Metalle nicht für die
Einhaltung von Menschen- und Arbeits-
rechten bekannt sind.
Um der Nicht-Nachhaltigkeit des erhöh-
ten Ressourcenverbrauches zu begeg-
nen, wären bei der Produktentwicklung
Re-Designs und Upgrades vorzusehen
und eventuell, wie in Schweden, ein
gerin­gerer Mehrwertsteuersatz auf            Prof. Dr. André Reichel ist Professor für
Reparaturleistungen.                          International Management & Sustainability an
Absehbar ist schon heute – neben den          der International School of Management (ISM)
materiellen Nicht-Nachhaltigkeiten – ein      in Stuttgart Foto: Stefan Loeffler
stark steigender Energiebedarf. Hier ist
das Beispiel Blockchain-Technologie zu
nennen. Die extrem komplexen Rechen-          mit nachhaltigen Geschäfts- und Konsum-
operationen, zum Beispiel für die Bitcoin-­   modellen zu beschäftigen. Dazu gehören         Zukunft
Transaktionen, haben heute bereits ei-
nen Stromverbrauch, der größer ist als
                                              unter anderem die Umorientierung von
                                              Produktbesitz auf Produktnutzung,
                                                                                             gestalten
der von Portugal und Singapur oder            Sharing-Lösungen, die Vermittlung von
von 4,5 Mio. US-Haushalten. Es gäbe           Wissen und Fertigkeiten zur Selbstin-             Umwelt- und Energieberatung
eine Fülle weiterer Beispiele für den         standsetzung von Produkten sowie die              Energieeffizienz-Projekte
exponentiell zunehmenden Energie­             Entwicklung möglichst langlebiger Pro-            Fort- und Weiterbildung
bedarf der digitalen Datenverarbeitung.       dukte. Das Endziel könnte die Rolle               Umweltmanagement
Die Digitalisierung hat ein riesiges          des Konsumenten als Teil der digitalen            IHK-Recyclingbörse
Potenzial, um unser Leben zu erleich-         Wert­schöpfungskette sein.                        EMAS
tern. Jeder kennt eine Fülle von digita-      Entscheidend wird sein, dass die Nach-            Ressourceneffizienz
len Innovationen. So wird auch die            haltigkeitsakteure ihren großen Erfah-            Energie-Scouts
Zusammenarbeit der Unternehmen in             rungsschatz mit dem Ziel einbringen,
der gesamten Wertschöpfungskette              um jenseits einseitiger technologischer
grundsätzlich effizienter. Wenn die digi-     Heilsversprechen der digitalen Produkte
tale Gesellschaft aber auch eine Nach-        und Prozesse die sozialen Auswirkungen
haltigkeitsgesellschaft sein soll, geht       mit der Digitalisierung zu einer wirklich
                                                                                             IHK Ulm
das nur, wenn die technologische Seite        gemeinschaftlichen Schöpfung wirt-
                                                                                             Olgastr. 95-101, 89073 Ulm
mit der sozialen zur Sozialtechnologie        schaftlicher, ökologischer und sozialer
                                                                                             Umwelt
verknüpft wird. Dies bedeutet für die         Werte zu verbinden.
                                                                                             Regina Eckhardt
Unternehmen und die Verbraucher, sich
                                                                                             Tel. 0731 / 173-347
                                                                                             eckhardt@ulm.ihk.de
                                                                                             www.ulm.ihk24.de
Nachrichten 25 Jahre unw - unw-Ulm
Stadthausveranstaltung 2018
Vorsichtige Skeptiker
und souveräne Realisten
Matthias Kammer, Geschäftsführer des Deutschen Instituts für
Vertrauen und Sicherheit im Internet, sprach zum Thema „Lebens­
wirklichkeit der Menschen im digitalen Zeitalter – keine soziale
Teilhabe ohne digitale Teilhabe“

VON STEFAN LOEFFLER

Der 64-jährige Matthias Kammer genießt      benötigen alle einen Raumbezug, damit        gehend ungesund und gefährlich.
ein Privileg: „Ich stamme noch aus einer    wir uns im Alltag zurechtfinden können,      71 Prozent davon sind Offliner. Für diese
Zeit, in der es gar nichts gab und habe     doch die Digitalisierung beschert uns        Gruppe gehört Vermeidung zur Sicher-
deshalb nicht nur alle Phasen der Digi-     eine Entgrenzung von Zeit und Raum.          heitsstrategie und die Verantwortung
talisierung miterlebt.“ Das Ziel seines     Wir können – wenn wir das wollen – zu        wird an Staat und Unternehmen dele-
Institutes sei es, gemeinsam mit anderen    jeder Zeit überall sein. Auch wenn wir       giert. Das Lebensgefühl ist hier: „Ich
Experten Aufklärungsarbeit im klassi-       die Digitalisierung mit unserem Lebens-      habe unheimlich Angst, wenn ich jetzt
schen Sinne zu leisten: „Wir versuchen      gefühl im analogen Alltag längst vereinen,   auf eigene Faust etwas mache, dass
mit Veranstaltungen zuzuspitzen und         reflektieren wir sehr selten, was dabei      das Ding zum Abstürzen kommt.“ Zwölf
an einem transdisziplinären Dialog teil­    eigentlich mit uns geschieht.                Prozent macht die Gruppe der „Vorsich-
                                                                                         tigen Skeptiker“ aus. Das Internet ist
„Ein kleiner Zeitvergleich: Vor vier Jahren hatten                                       für die regelmäßigen, aber zurückhalten-
                                                                                         den und häufig überforderten Nutzer
50 Prozent der Bevölkerung einen Zugang zum Internet,                                    eine Alltagserleichterung und eine immer
heute ist für 60 Prozent der Bevölkerung ein Leben                                       und überall verfügbare Informations-
                                                                                         quelle. Diese Menschen sehen vor allem
ohne Netzzugang nicht mehr vorstellbar.“                                                 Unternehmen in der Pflicht für mehr
                                                                                         Datenschutz zu sorgen. Ein Zitat aus
zuhaben.“ Zu einer Kernkompetenz            Wir haben mit dem Sinus-Institut ein         einem Interview lautet: „Das Leben
gehörten empirische Studien: „Ein kleiner   Modell von Internet-Milieus entwickelt,      besteht nicht aus Bildschirmen, es ist
Zeitvergleich: Vor vier Jahren hatten       bei denen eine Achse die Wertorientie-       nicht digital. Ich glaube, die Leute ver-
50 Prozent der Bevölkerung einen Zugang     rung der Menschen, deren Haltung             bringen da viel zu viel Zeit damit und
zum Internet, heute ist für 60 Prozent      gegenüber dem Internet darstellt. Sie        vergessen dabei das wahre Leben“.
der Bevölkerung ein Leben ohne Netz­        reicht von Überforderung und Tradition       Auch die Gruppe der „Souveränen Rea-
zugang nicht mehr vorstellbar. Das war      über Pragmatismus bis hin zu Begeiste-       listen“ beträgt zwölf Prozent. Sie sehen
vor 18 Jahren noch gar nicht denkbar.       rung. Die zweite Achse zeigt die soziale     im Internet die Zukunft und werfen den-
Es gibt heute keinen Lebensausschnitt,      Lage, die in Deutschland meist mit dem       noch einen kritischen Blick auf einige
bei dem das Thema Digitalisierung keine     Status des Bildungsniveaus einhergeht.       Entwicklungen, zum Beispiel auf die so-
Rolle spielt. Das beginnt im Kindesalter    Von den insgesamt sieben Milieus             zialen Netzwerke. In dieser Gruppe sind
und endet weit nach dem Tod, denn die       möchte ich vier näher vorstellen. Da         unaufgeregte Intensivnutzer, die eine
Frage des digitalen Erbes ist weiterhin     ist zum einen die Gruppe der „Internet­      souveräne Gelassenheit in punkto Risiken
ungelöst. Auch der gesamte Lebens­          fernen Verunsicherten“. Dies sind            ausstrahlen. Sie besitzen wenig Vertrauen
zyklus von Menschen im Alter ist von        19 Prozent, also etwa 18 Millionen           in staatliche Online-Angebote und sagen:
Digitalisierung berührt. Wir Menschen       Menschen. Das Internet ist für sie weit-     „Meine gesamte Arbeit wäre ohne Inter­

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Nachrichten 25 Jahre unw - unw-Ulm
Foto: Stefan Loeffler

net nicht möglich. Also ist das quasi die   umgehen soll. Die Kinder schauen sich         Wir dürfen auch nicht kleinreden, dass
Basis meiner Existenz.“                     ab, was die Eltern vormachen. Und             die Digitalisierung mit Hinblick auf Home-
Last but not least gibt es noch die         wenn das Smartphone beim Essen                Office und mobile Arbeitswelt einen im-
Gruppe der „Netz-Enthusiasten“, die         neben dem Teller liegt, damit man keine       mensen Freiheitsgewinn geschaffen
behauptet: „Ich finde, das Internet ist     Nachricht verpasst, ist es nicht verwun-      hat, trotz aller damit verbundenen Risiken
eigentlich das Beste, was die Mensch-       derlich, wenn die Kinder das spannend         wie dem Wegfall von Bürojobs.
heit schaffen konnte.“ Sie erachten das     finden. Die Eltern sind die unmittelbaren     Ein weiteres Beispiel: Google Flu sam-
Internet als lebenswichtig. 93 Prozent      Vorbilder, das ist sehr einfach und           melt über 29 Länder Daten, die sich
sind täglich online, offline zu sein ist    dennoch auch sehr herausfordernd.             dadurch ergeben, dass Menschen, die
vergleichbar mit einer Notsituation.        Das Motto „Ich surfe, also bin ich“ gibt      kurz vor einer Grippe stehen, sich bei
Diese Nutzer sehen kaum Risiken, bzw.       es auch bei den 70-Jährigen. 63 Prozent       Google über Symptome erkundigen
fühlen sich in der Lage Gefahren aus­       der 60- bis 69-Jährigen sind online. Und      oder wie man gesund werden kann.
zuweichen. Sie übernehmen höchste           dennoch befindet sich in dieser Alters-       Daraus entwickelt Google ein Modell
Eigenverantwortung und sind gegen           gruppe auch die größte Menge der inter-       der Grippewellenvorhersage, welches
staatliche Reglementierungen. Diese         netfernen Verunsicherten. Insgesamt           ziemlich treffsicher ist. Ist das nun gut
Milieu-Betrachtungen sollen dazu dienen,    gesehen sieht die große Mehrheit der          oder schlecht? Alles ist auf jeden Fall
dass uns – auch wenn wir alle online        Deutschen in der Digitalisierung mehr         möglich vor dem Hintergrund einer
sind – immer wieder bewusst wird, dass      Chancen als Risiken und lässt sich dar-       Unmenge von Daten, die wir alle zur
nicht alle Menschen gleich sind. Es         auf auch ein. Die digitale Teilhabe ist       Verfügung stellen.
gibt sogar sehr deutliche Unterschiede.     zentrale Voraussetzung für soziale Teil-      Ich glaube, wir leben in einer Zeit, in
Eine weitere Studie brachte uns die         habe, wobei hier ein technischer Zugang       der wir uns als Menschen zu sehr in
Erkenntnis, dass jedes zehnte dreijährige   allein nicht ausreicht. Es geht um gesell-    einer passiven Nutzungswelt befinden.
Kind online ist sowie 55 Prozent der        schaftliche Teilhabe. Die Nutzung des         Uns ist die Convenience, der Komfort,
Acht- bis Neunjährigen. Wir haben dabei     digitalen Angebots hat auch etwas mit         so viel wert, dass die Frage, wie sich
gelernt, dass 65 Prozent der Eltern         der Organisation der Freizeit, des Alters,    unser Menschsein dadurch verändert,
davon überzeugt sind, dass Kinder den       des Vereinslebens zu tun. Wer nicht in        in den Hintergrund tritt oder eben intel-
Umgang mit digitalen Medien von klein       WhatsApp-Gruppen ist, verpasst vielleicht     lektuellen Kreisen vorbehalten bleibt.
auf lernen müssen, um nicht von der         wichtige Dinge. Wenn man digitale Teil-       Das große Kunststück besteht darin,
Gesellschaft abgehängt zu werden.           habe im Zusammenleben mit Menschen            wie wir einen substanziellen Diskurs
Die Diskussion, ob dies auch gut für die    anspricht, dann fallen mir unter anderem      organisieren können, in dem darum
Kinder ist, gilt es zu führen. Entschei-    Begriffe ein wie Sicherstellung von Sozial-   gerungen wird, was denn der richtige
dend für mich ist, dass wir die Realität    und Gesundheitsschutz, Integration            Weg ist.
so ansehen, wie sie eben ist. Doch          in den Arbeitsmarkt, Gestaltung des
niemand hat Erfahrung, wie man damit        Alltags oder auch Selbstverwirklichung.

                                                                                                                                  9
Nachrichten 25 Jahre unw - unw-Ulm
Stadthausveranstaltung 2018
„Der Mensch darf nicht
zum Objekt werden“
„Ist Nachhaltigkeit der einzige Weg eine sinnvolle digitale Welt zu schaffen
oder ist die Digitalisierung die einzige Möglichkeit, die Nachhaltigkeit
so zu gestalten, dass wir ressourcenschonend leben können?“ Mit dieser
zwei­geteilten Frage eröffnete Moderator Albrecht Knoch die traditionelle
Podiumsdiskussion der Stadthausveranstaltung.

VON STEFAN LOEFFLER

Die Aufforderung, sich an der Diskussion      vergänglichen Rohstoffen, die zum Teil     André Reichel ist sicher, dass es mit
mit den zwei Referenten zu beteiligen         auch nicht verträglich mit dem mensch­     Handlungen allein nicht getan sei:
und Fragen zu stellen, wurde auch in          lichen Leben sind. Wenn es um den          „Vielmehr braucht es einen institutio-
diesem Jahr gerne angenommen. Schon           sozialen Zusammenhalt geht, benötigen      nellen Wandel, es braucht Politik, denn
die erste Frage eines Besuchers zielte        wir Leitplanken, an denen wir unsere       anders funktioniert eine moderne
auf Grundlegendes: „Mich würde inter-         Werte festmachen können. Den im            Gesellschaft nicht. Ich sage jedoch
essieren, wie Sie Nachhaltigkeit definie-     Grundgesetz festgeschriebenen Satz         nicht, dass Handlungen nicht auch
ren und weshalb es so schwierig ist,          „Die Würde des Menschen ist unantast-      wichtig sind, da sie neue Ideen hervor-
nachhaltig zu leben.“                         bar“ werden wir immer wieder ausloten      bringen. Im Bereich Mobilität muss man
Prof. Dr. André Reichel sieht die langfris-   müssen, damit der Mensch in seiner         sagen, dass unser Land seit dem Zweiten
tige Ressourcengerechtigkeitsperspektive      Würde in der digitalen Welt nicht zum      Weltkrieg politisch, wirtschaftlich und
als einen Kern der Nachhaltigkeit: „Sie       Objekt wird.“                              mental den Fokus auf Automobilität
ist aber auch durchaus ein politisches        André Reichel ergänzte: „Wenn wir die      gelegt hat.
und normatives, also leitendes Prinzip,       Digitalisierung am Internet festmachen,    Davon wegzukommen ist extrem
wie ökologische und soziale Ressour-          dann sehen wir, dass dies vor 20 Jahren    schwierig, da es eben nicht nur damit
cen wie Vertrauen und Zusammenhalt            ein durchaus noch anarchistisches Unter­   getan ist, ein E-Auto zu präsentieren.
in der Gesellschaft möglichst lange           fangen war, in der jeder seine eigene      Von oben ist diese gewachsene Struk-
für alle nutzbar sind. Als Leitidee der       Website betreiben und frei kommunizieren   tur schwer zu durchbrechen, doch von
Menschheit ist sie für mich auch eine         konnte. Das war ein bunter, unüberschau­   unten ist sie ganz morsch. Doch glaube
wichtige Rahmung für politische Willens-      barer Haufen. Heute laufen 90 Prozent      ich, dass wir durch Druck von außen
bildung, Entscheidungen und Technik­          des Traffics über drei Websites, nämlich   auch hier einen Systemwandel erleben
entwicklungen. Bei einer so großen tech-      Google, Facebook und Amazon. Aus           werden.“
nologischen Umwälzung wie der Digitali-       diesem Grund erleben wir deshalb eine      Matthias Kammer meinte: „Die Politik
sierung, die alle Lebensbereiche durch­       seltsame Monopolisierung, Zentralisie-     fühlt sich dafür verantwortlich, die Daten
dringen wird, ist es wichtig, dass ich        rung, Distanzierung und auch Entmündi-     der Bürger zu schützen, weil sie denkt,
einen klaren Referenzrahmen habe,             gung. Es ist wichtig, hier regulierend     dass dies der Wunsch der Bürger ist.
eben die Nachhaltigkeit.“                     einzugreifen.“                             Doch die Jugend definiert die Privatheit
Matthias Kammer gab zu Bedenken,              Ein weiterer Besucher wollte wissen,       in ganz anderer Weise. Einerseits erwar-
dass die Digitalisierung ausschließlich       weshalb wir in Deutschland in zentralen    ten wir, dass unsere Daten geschützt
mit dem Gebrauch von Strom möglich            Fragen der Nachhaltigkeit so weit hinten   werden, doch andererseits stellen wir
ist. „Und dieser Strom ist in vielen Teilen   anstehen. Konkret: „Mit welchen Hand-      sie permanent zur Verfügung, damit wir
der Welt immer noch verbunden mit dem         lungen können wir unsere Zukunft, zum      etwas bekommen, was unser Leben
Verbrauch von fossilen Brennstoffen und       Beispiel im Bereich Mobilität, aktiv       erleichtert. Das ist ein Paradoxon, das
                                              gestalten?“
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André Reichel, Matthias Kammer und Moderator
Albrecht Knoch (von links) bei der Podiums­
diskussion Foto: Stefan Loeffler

man auflösen muss. Wir müssen alles            Erwachsenen in ihrem beruflichen Um-        nicht! Wir müssen schon aktiv sagen,
tun, um nicht nur technische Sicherheit        feld nicht angeboten. Wir dürfen nicht      dass an bestimmten Stellen die
an Convenience heranzubringen. Wir             immer nur an die künftige Generation        menschliche Kompetenz führend bleibt
müssen uns fragen, wie wir im gesell-          denken, sondern vor allen Dingen an         und Entscheidung übernimmt. Diese
schaftlichen Leben unsere Privatheit           die Menschen, die jetzt leben. Es gibt      Auseinandersetzung müssen wir sehr
leben können, die wir suchen und haben         viele Fragen und es ist auch nicht ein-     konkret führen und wir müssen uns
wollen. Und hierbei ist Politik in vielerlei   fach, da wir alle miteinander in einem      besser aufstellen. Hier sind auch die
Hinsicht gefragt. Doch warum sollte            Umbruchprozess stecken.“ Auch zum           Gewerkschaften gefordert.“
sie sich in massive Konflikte begeben,         Thema Arbeitswelt äußerte sich Matthias     Für André Reichel ist tatsächliche Bil-
wenn es keine Wählerrelevanz hat? Wer          Kammer: „Ich glaube, dass das, was auf      dung dort zu finden, wo reflektiertes
sich mit weltweiten Giganten wie Google        uns zukommt, deutlich asynchroner ab-       Tun vorherrscht, und sie kann deshalb
oder Facebook anlegt, benötigt die             laufen wird als in Vergangenheit, wenn      überall stattfinden: „Zurzeit findet ein
richtigen Instrumente. Und das geht            durch neue Technologien Arbeitsplätze       gesellschaftlicher Bruch statt und wir
in Deutschland schon gar nicht mehr,           verschwinden und neue Jobs entstehen.       haben überhaupt keine Ahnung, welche
dazu benötigen wir Europa.“                    Dafür ist das Potenzial all dessen, was     Kulturtechniken notwendig sein werden,
Für Matthias Kammer ist Bildung ein            zum Beispiel durch Algorithmen ersetzt      damit wir damit umgehen können. Wir
wichtiger Faktor, doch gehe es nicht nur       werden kann, wesentlich größer als          können unsere 80er-Jahre-Vorstellun-
um die Kinder und Jugendlichen, sondern        früher. Das geht bis in die Wissensberufe   gen nicht in die Zukunft fortschreiben,
um alle: „Wir bilden uns alle zum Teil         hinein. Steuerbescheide werden nicht        denn die junge Generation muss selbst
sehr unsystematisch und werden dabei           mehr von Menschen ausgefüllt. Ausge-        herausfinden, was funktioniert.“
dem klassischen Bildungsanspruch               bildete Berufe werden auf den Prüfstand
nicht mehr gerecht. Den gesamten               kommen. Wollen wir uns das gefallen
Zusammenhang von gesellschaftlicher            lassen? Wollen wir zulassen, dass Algo-
Wirklichkeit im digitalen Zeitalter er-        rithmen zum Beispiel Rechtsentwicklun-
schließen zu können, wird den meisten          gen übernehmen? Wir müssen das

                                                                                                                                 11
Projektförderungen
Aktuelle Projektstände
Insgesamt 14 Projekte im Bereich Erneuerbarer Energien und Energie­
effizienz konnten aus Mitteln der „Solarstiftung Ulm/Neu-Ulm“ gefördert
werden. Das 14. startete vor wenigen Monaten. Nachfolgend wollen wir
Ihnen den aktuellen Stand vorstellen.

VON DEN PROJEKTPARTNERINNEN und PROJEKTPARTNERN

Gemeinsam Mobil in der Region                        rung haben, um Nutzern ein intuitives           von Menschen“, wurde in einem Gespräch
Ulm/Neu-Ulm/Alb-Donau II                             und selbsterklärendes Vorgehen zu er-           mit einem lokalen Wirtschaftsunterneh-
                                                     möglichen. Gleichzeitig wurde in einer          men deutlich. Carpooling muss demnach
Ansprechpartner: Herr Jens Boscheinen,               ersten Gruppendiskussion unter Studie-          so einfach und unkompliziert sein, dass
Hochschule für angewandte Wissen-                    renden sowie in Gesprächen mit Wirt-            es für den Fahrer einen Mehrwert bietet.
schaften Neu-Ulm                                     schaftsunternehmen und Mobilitätsak-            Wie dieser Mehrwert aussehen kann,
Tel.: 0731/9762-1206;                                teuren deutlich, dass unterschiedliche          soll ebenfalls in den folgenden Monaten
Jens.Boscheinen@hs-neu-ulm.de                        Faktoren dazu beitragen können, das             erforscht werden. Um Nutzer aber auch
Projektleitung: Herr Prof. Dr. Wilke                 Wahrnehmen der Mobilitätsangebote zu            Nichtnutzer der Plattformen noch besser
Hammerschmidt, Hochschule für                        erhöhen. Der Wunsch nach einer App,             zu verstehen, werden bis zum Herbst
angewandte Wissenschaften Neu-Ulm                    welche alle Mobilitätsangebote (inter-          2019 Co-Design Workshops mit unter-
Tel.: 0731/9762-1544;                                und multimodale Mobilitätsnutzung mit           schiedlichen Personenkreisen geführt,
wilke.hammerschmidt@hs-neu-ulm.de                    single sign-on2) vereint, wurde insbe-          in denen potentielle Nutzer sich mit
                                                     sondere von Studierenden vorgebracht.           bestehenden Kommunikations- und
Aufbauend auf den Ergebnissen des                    Aber auch Parameter wie geschlossene            Mobilitätsangeboten auseinanderset-
Projekts Gemeinsam Mobil I, welches                  Gruppen (bspw. Nutzer kommen alle               zen. Die Angebote sollen daraufhin auf
vom Landkreis Neu-Ulm finanziert                     aus einem Unternehmen/einer Hoch-               die Bedürfnisse der Nutzerkreise ange-
wurde, werden in diesem Projekt die                  schule/einer Organisation), Fahrer­             passt und erneut getestet werden sowie
Ideen und Umsetzungsmöglichkeiten                    bewertungen, Fotos, das Geschlecht              im Idealfall zu einer erhöhten Akzeptanz
einer Mitfahrplattform für Ulm/Neu-                  und Angaben zum Alter sowie soziale             und Nutzung alternativer Mobilitäts­
Ulm und die Landkreise in der Praxis                 Aspekte (nicht alleine fahren, neue             formen führen.
erhoben. Bereits in der ersten Phase                 Leute kennenlernen, sich unterhalten)
des Projekts wurde ersichtlich, dass                 können das Nutzerverhalten beeinflus-           Intelligente Batteriespeicher für
bestehende Carpooling-Angebote die                   sen. Gleichzeitig wurde den beteiligten         PV-Strom: Demonstration und
Bedürfnisse und Erwartungen der Ein-                 Akteuren jedoch vor Augen geführt,              Schulung am Berufsbildungs- und
wohner nur unzureichend abdecken.                    dass es auch im Bereich des Mobilitäts-         Technologiezentrum WBZU
Insbesondere die Bedienung der getes-                verhaltens nicht ausreicht, ein neues
teten Carpooling-Plattformen1 gab Auf-               Mobilitätsangebot zu schaffen und dem           Projektleitung: Herr Dipl.-Ing. (FH)
schluss darüber, welche Informationen                Markt bereitzustellen. Vielmehr steht           Peter Pioch, WBZU
für eine einfache und intuitive Nutzung              die kommunikative Komponente im Vor-            Tel.: 0731/17589-25
notwendig sind und an welcher Stelle                 dergrund, da eine Änderung des habitu-          peter.pioch@wbzu.de
die Portale noch Raum zur Verbesse-                  ierten Verhaltens hervorgerufen werden
                                                     muss. „Mitfahren und das Anbieten von           Beim Thema Photovoltaik (PV) gilt es
1            Im Usability Test wurden die vier       Mitfahrten ist kein natürliches Bedürfnis       manchmal, einige Vorurteile zu über­
Mitfahr-Plattformen MiFaZ, TwoGo, Flinc und                                                          winden. Zu teuer, lohnt sich nicht, das
Blablacar gegenübergestellt und ihre Bedienbarkeit   2            Single sign-on: Einmalige          Dach ist nicht genau Richtung Süden
mittels Eyetracking untersucht sowie durch           Authentifizierung mit Möglichkeit der Buchung
begleitende Vor- und Nachbefragungen unterstützt.                                                    ausgerichtet, Strom ist eh billig,
                                                     jeglicher angebotener Leistungen.

12
Deutschland exportiert doch Strom           Infos und Anmeldung                           technisch möglich ist, dem Stoffkreislauf
(das ist richtig, aber nur ein Teil der     (unbedingt erforderlich) bei:                 zurückzuführen und wiederzuwerten.
Wahrheit), daran verdienen nur die an-      Manja Salmann, WBZU, m.salmann@               Deshalb muss schon bei der Produktent-
deren, unabhängig berät auch niemand,       hwk-ulm.de, Tel.: 0731/17589-23               wicklung die Kreislaufwirtschaft und Res-
und so weiter…                                                                            sourceneffizienz berücksichtigt werden –
Schön, wenn man sich dazu einfach           Plattform Elektromobilität II                 eine sogenannte recyclinggerechte Kon­
mal etwas anschauen kann bei jeman-                                                       struktion. Dass dies nicht ganz einfach
dem, der keine finanziellen Interessen      Projektleitung: Frau Manja Salmann,           ist und auch die Möglichkeiten der Zweit-
hat und unabhängig berät. Wo man            Weiterbildungszentrum für innovative          nutzung (Second Life) begrenzt sind, er-
auch blöde Fragen stellen darf, ohne        Energietechnologien der Handwerks-            läuterte Dr. Klaus Brand in seinem sehr
schief angeschaut zu werden. Wo es          kammer Ulm (WBZU)                             spannenden Fachvortrag. Der Abend fand
keine hohe Schwelle gibt, sondern           Tel: 0731/175 89-23;                          mit angeregten Gesprächen und fachlichem
jede/r kommen und seine Fragen stel-        m.salmann@hwk-ulm.de                          Austausch seinen Ausklang.
len darf. Wenn es erforderlich ist auch                                                   Der Plattform-Abend am 12. Juli 2018
anschließend im Einzelgespräch.             Die Plattform Elektromobilität findet nach    hatte den Fokus auf der Rolle von Wasser-
Im WBZU bieten wir regelmäßig unab-         wie vor großen Anklang. Der Themen-           stoff als Treibstoff. Bislang hat man sich
hängige PV-Schulungen bedarfsgerecht        abend am 24. April 2018 beschäftigte          in Deutschland auf die Batterietechnik
für verschiedene Zielgruppen an: Bau-       sich mit „Autohäusern im Wandel“, wes-        fokussiert, Wasserstoff ist jedoch eine
herren, Hausbesitzer mit Interesse an       halb wir an diesem Abend im Autohaus          nicht zu unterschätzende Alternative, die
PV und Speicher, sowie Besitzer von         Kreisser in Söflingen zu Gast waren. Zu-      jahrelang vernachlässigt wurde. Denn
PV-Anlagen, die demnächst ein Alter         nächst berichtete Geschäftsführerin Petra     gerade bei Zukunftstechnologien wie der
von 20 Jahren erreichen. Hierbei wird       Wieseler von den Erfahrungen rund um          Elektromobilität ist es nicht ratsam, sich
das Thema für alle verständlich vorge-      die Elektromobilität aus Sicht der Auto-      nur auf eine Technik zu konzentrieren,
tragen sowie die Komponenten gezeigt        händler. Dabei wurde auch auf bestehen-       zumal die Batterieherstellung in Asien be-
und erklärt. Das ganze Drumherum und        de Hürden eingegangen, wie etwa den           heimatet ist und dadurch auf Dauer (lang-
eine konkrete Berechnung des Ertrages       bislang eher schleppend vorangehenden         fristige) Abhängigkeiten geschaffen wer-
sind wichtig, auch wenn die Dachfläche      Ausbau der Ladeinfrastruktur, der einen       den. Daher drehte sich an diesem Abend
nicht nach Süden zeigt.                     Grundpfeiler darstellt, um die Anzahl elek-   alles um die unverzichtbare Alternative
Wir empfangen Gruppen bis 12 Perso-         trisch angetriebener Autos zu erhöhen.        zu den leistungs- und in der Reichweite
nen, für die wir bei Bedarf auch gerne      Anschließend wurde das Elektromobili-         beschränkten Elektrofahrzeugen. Zu-
einen Sondertermin vereinbaren. Einzel-     tätsförderprogramm des Landes Baden-          nächst wurde der Energieträger Wasser-
anmeldungen werden zu Gruppen zu-           Württemberg im Detail erläutert. Auch der     stoff mit all seinen Eigenschaften und
sammengefasst. Unser Labor, in dem          Nachhaltigkeitsaspekt wurde aufgegriffen:     wissenswerten Fakten von Dipl.-Ing.
die Schulungen stattfinden, ist barriere-   Das Herzstück eines Elektroautos ist die      Peter Pioch, technischer Leiter des
frei. Alle Termine finden Sie unter         Batterie, die viele wertvolle Metalle und     WBZU, vorgestellt. Danach ging
http://www.wbzu.de/seminare/                kostbare Rohstoffe enthält. Diese gilt es     Dr. Michael Specht vom Zentrum für
pv-schulungen                               nach Ende der Lebensdauer, soweit es          Sonnenenergie und Wasserstoff-

                                                                                                                                 13
Besonderes Interesse galt der Wasserstoff-Tankstelle, deren Funktionswei­   Die Veranstaltung zog viele Interessierte an. Foto: WBZU
se ausführlich von den Kollegen des ZSW erläutert und die Betankung vor
Ort demonstriert wurde. Foto: WBZU

Forschung (ZSW) Stuttgart auf die ver-              anders angegeben – im WBZU statt.                 Weiterhin erfolgte eine Überarbeitung
schiedenen Möglichkeiten und den aktu-              Um Anmeldung wird gebeten, per E-Mail             und Ergänzung des Berichts zur „Unter-
ellen Forschungsstand zur Herstellung               an info@wbzu.de oder telefonisch unter            suchung der Kosten verschiedener
strombasierter Kraftstoffe ein, zu der              0731 17589-0.                                     Heizsysteme für moderne Einfamilien-
auch Wasserstoff zählt. Dr. Geert Tjarks            Die Teilnahme ist kostenlos.                      häuser in der Region Ulm“ und die
von der Nationalen Organisation Wasser-                                                               Veröffentlichung des Berichts zur „Klima-
stoff- und Brennstoffzellentechnologie              Anwendungsorientierte InfOrmatio-                 datenanalyse“. In letzterem wurde unter-
(NOW) beschäftigt sich intensiv mit der             nen für Moderne hEizsysteme im                    sucht, wie sich die Klimaerwärmung auf
Thematik und gab einen Ausblick auf                 neuBau für plAnung und betRieb                    die Kombination von lokaler Strom­
die zukünftigen Entwicklungen der Rolle             (AxIOME BAR)                                      erzeugung aus PV-Systemen und dessen
von Wasserstoff in der Mobilität. Momen-                                                              Nutzung zur Wärmeerzeugung mittels
tan sind in Deutschland nur 429 Fahr-               Ansprechpartner: Herr Patrick Kober,              Wärmepumpen auf das Projekthaus
zeuge mit Wasserstoffantrieb angemel-               Verein der Freunde und Förderer der               Ulm bis ins Jahr 2080 auswirken kann.
det. Um dies zu ändern, wurde das                   Robert-Bosch-Schule Ulm e.V.                      Die ausführlichen Berichte stehen auf
Gemeinschaftsunternehmen H2 Mobility                Tel.: 0731/161-3750;                              der Projekthomepage www.projekt-
gegründet, welches den Ausbau der                   patrick.kober@rbs-ulm.de                          haus-ulm.de zur Verfügung.
Wasserstoff-Tankstellen forciert. Dies              Projektleitung: Herr Dr.-Ing. Holger Ruf,         Ergebnisinfos fassen auf jeweils vier
war auch DAS Highlight der Veranstal-               Tel. 0731/1441-5053;                              Seiten „Mögliche Auswirkungen des Klima-
tung: Die Besichtigung der direkt gegen-            ruf@holger-ruf.de                                 wandels in Ulm“ sowie die „Heizkosten-
über liegenden Wasserstoff-Tankstelle                                                                 simulation“ zusammen. Die Ergebnis­
des ZSW, an der die Betankung eines                 Das zweite Halbjahr im Projekt AxIO-              infos sind unter einer Creative Commons-­
Wasserstoff-Fahrzeuges demonstriert                 ME_BAR war geprägt von der Datener-               Lizenz (CC BY-NC-ND 4.0) lizenziert.
wurde. Die Teilnehmer waren sehr inter-             hebung aus den untersuchten Gebäuden              Das heißt, jeder kann die Ergebnisinfo
essiert und stellten viele Fragen – für             in der Region, verschiedenen Experimen-           herunterladen, teilen oder auf seiner ei-
uns die Bestätigung, auch zukünftig in              ten sowie der Datenauswertung und                 genen Homepage unter den genannten
regelmäßigen Abständen brandaktuelle                Ergebnisaufbereitung.                             Bedingungen bereitstellen (Namensnen-
Themen rund um die Elektromobilität                 Im August wurden die Datenaufnahme                nung, keine kommerzielle Verwendung,
aufzugreifen. Die nächste Veranstaltung             und der Wärmepumpenvergleich been-                keine Bearbeitung, gleiche Lizenzanga-
findet voraussichtlich noch in 2018,                det. Die Daten des Experiments der Holz-          be). Im Rahmen der Informationsstrate-
Anfang Dezember, statt und wird sich                feuerung sind ausgewertet und werden              gie erfolgte eine wissenschaftliche Ver-
näher mit alternativen/neuartigen                   für die Diskussion und Veröffentlichung           öffentlichung beim PV-Symposium 2018
Mobilitätskonzepten beschäftigen.                   aufbereitet. Zusätzlich wurde noch eine           in Bad Staffelstein. Die Ergebnisse wur-
Weitere Informationen erhalten Sie auf              Datenanalyse und Simulation eines                 den bei verschiedenen Gelegenheiten als
unserer Homepage unter www.wbzu.de.                 kommunalen Schulgebäudes im Auftrag               Vorträge unterschiedlichsten Zielgrup-
                                                    der Stadt Ulm durchgeführt, bei der die           pen und Teilnehmerkreisen vor­gestellt,
Die Plattform-Abende beginnen jeweils               Kombination von Photovoltaik-Anlage und           z.B. BUND Blaubeuren, Agenda­forum
um 17 Uhr und finden – sofern nicht                 Luftwärmepumpe untersucht wurde.                  der Lokalen Agenda Ulm 21, Ausschuss-

14
Ein Teilnehmer
                                              schweißt die
                                              Bikebench.
                                              Foto: Stefan Kaufmann

sitzung Innung Heizung Sanitär, INES-         Zurzeit arbeiten wir an der Optimierung       Leise und sauber: Brennstoffzellen
Kolloquium der Hochschule Offenburg           des Ausleihprozesses, damit Interes-          für kommunale Anwendungen
sowie den Geschäftsführern der Stadt-         senten die Lastenräder noch einfacher
werke Ulm.                                    und unkomplizierter – auch kurzfristig –      Projektleitung: Herr Markus Jenne,
Weiterhin flossen die Ergebnisse in eine      ausleihen können. Bei Erstnutzern des         Zentrum für Sonnenenergie- und
Schulung für Energieberater im Kompe-         E-Lastenfahrrads ist eine Einweisung          Wasserstoff-Forschung (ZSW) Ulm
tenzzentrum Holzbau & Ausbau Biberach         notwendig; bitte planen Sie hierfür           Tel: 0731/9530-821
sowie in die technische Ausbildung an         ca. 20 Minuten ein. Zukünftig möchten         markus.jenne@zsw-bw.de
der Robert-Bosch-Schule Ulm ein. Das          wir dies erleichtern und ein Video-Tutorial
Team vom Projekthaus Ulm nahm, mit            zur Verfügung stellen, das die wesent­        Im Gemeinschaftsprojekt von ZSW,
tatkräftiger Unterstützung von Schülern       lichen Informationen zur Bedienung des        Universität Ulm und Hochschule Ulm
der Robert-Bosch-Schule Ulm, mit einem        Rads erläutert. Dennoch wird eine per-        wurde mit Mitteln der Solarstiftung
Stand und Exponaten am Aktionstag             sönliche, kurze technische Einweisung         Ulm/Neu-Ulm und Unterstützung der
Klimaschutz in Ulm teil.                      nötig sein, um ein Gefühl für das Lasten-     Universität Ulm ein geländegängiger,
                                              fahrrad zu bekommen.                          batterieelektrisch angetriebener Klein-
Lastenfahrrad-Bau für Jedermann               Die Standorte im Überblick:                   transporter beschafft, um eine Daten-
                                              Das E-Lastenrad ist im Verschwörhaus          basis für die Auslegung von Brennstoff-
Projektleitung: Frau Manja Salmann,           auszuleihen, Ansprechpartner ist              zellen-Batterie-Hybridantrieben im
Weiterbildungszentrum für innovative          Herr Stefan Kaufmann. Kontakt und Info        Bereich der kommunalen Kleintraktion
Energietechnologien der Handwerks-            unter stk@weinhof9.de.                        zu schaffen. Das Fahrzeug wurde im
kammer Ulm (WBZU)                             Bitte Zeit für die Einweisung einplanen.      Projektverlauf mit einer Datenerfassung
Tel: 0731/175 89-23;                          Ein Lastenfahrrad ist bei Herrn Frank         und einem Wechselrichter ausgestattet,
m.salmann@hwk-ulm.de                          Maier in der Königstraße 8 (Hinter-           der für den Einsatz von herkömmlichen
                                              hof/Garage), 89077 Ulm entleihbar.            Werkzeugen vor Ort Netzspannung von
Das Projekt umfasste zwei mehrtägige          Kontakt unter                                 230 V lieferte. Ab Herbst 2016 befand
Workshops, in denen die fleißigen Teil-       lastenrad@nevernotcycling.de.                 sich das Fahrzeug im täglichen realen
nehmer drei Schrotträder zu nutzbaren         Das zweite Lastenrad steht für den            Einsatz im Botanischen Garten Ulm und
Lastenrädern umbauten. Eines davon            Campusverkehr der Universität Ulm             lieferte Daten zu Nutzung, Batteriekapa-
verfügt über einen E-Antrieb, um die          auf dem Eselsberg zur Verfügung.              zität, Stromverbrauch und vielem mehr.
Nutzung im hügeligen Ulm attraktiver zu       Bei Interesse wenden Sie sich bitte an        Die Reichweite reichte für einige Teil-­
gestalten. Sie stehen jedem zur freien        die Radwerkstatt der Universität Ulm,         Arbeitsgänge des Botanischen Gartens
und kostenlosen Nutzung zu Verfügung.         Ansprechpartner ist Herr Jürgen               aus und das E-Fahrzeug wurde im besu-
Interessierte, die selbst gerne ein Lasten-   Reutlinger, Kontakt unter                     cherintensiven Alltags­betrieb durchaus
rad bauen möchten, finden die Selbst-         juergen.reutlinger@uni-ulm.de.                positiv (vor allem wegen geringer Ge-
bau-Anleitung unter                           Bei Fragen steht Ihnen ebenfalls das          räusch- ­und keiner Abgasemissionen)
http://t1p.de/Lastenrad                       WBZU-Team unter info@wbzu.de oder             wahrgenommen. Darüber hinaus wurde
                                              0731 17589-0 gerne zur Verfügung.             es durch verschiedene Veranstaltungen,

                                                                                                                                 15
Adaptiertes batterie­
                                                                  elektrisches ATV
                                                                  „Toro Workman“ im
                                                                  Einsatz im Botani­
                                                                  schen Garten Ulm.

Ausstellungen und Präsentationen der         Klimaschutz & Energie in Kinder­             gemacht werden kann, um die Umwelt
Öffentlichkeit präsentiert und die Ak-       tagesstätten: Energie erleben                zu schützen und wie durch die Reduzie-
zeptanz der Technologie gesteigert.                                                       rung des Energieverbrauchs im Alltag
Auch beim Ulmer Klimaschutz-Aktions-         Projektleitung: Frau Theresa Volk,           sogar Geld gespart wird. Das Erlernte
tag am 8. Juni 2018 war das Fahrzeug         Regionale Energieagentur Ulm gGmbH           können sie nun an Freunde, Geschwister
präsent und stellte Strom für den be-        Tel.: 0731/173-273; volk@regionale-          und die Eltern weitergeben.
nachbarten Stand zur                         energieagentur-ulm.de
Verfügung.                                                                                Um das Angebot kontinuierlich zu ver-
Die erfassten Daten wurden gesichtet,        Bereits zum vierten Mal können sich          bessern, erfolgt eine Evaluation anhand
ausgewertet und Kenngrößen ermittelt,        Kindergärten im September 2018 für           von Feedbackbögen. Knapp 80 % der
um eine möglichst fundierte Auslegung        das Kindergartenprojekt „Energie erle-       Kindergärten haben die Auswertung im
von Wasserstoffspeicher, Brennstoff­         ben“ anmelden. Die Kindergärten sind         Kindergartenjahr 2017/2018 unterstützt,
zellenstapel und Peripheriekomponenten       nach wie vor begeistert vom Angebot          wobei die Rückmeldungen insgesamt
wie Ventilen, Kühlung und Verdichter zu      und nehmen es gerne an. In 2017/2018         sehr positiv und die Ergebnisse zufrieden-
ermöglichen. Ein Test auf dem Rollen-        konnte das Projekt in 20 Gruppen             stellend waren. Konkrete Verbesserungs-
prüfstand der Hochschule Ulm lieferte,       durchgeführt werden.                         vorschläge seitens der ErzieherInnen
weltweit für diese Anwendung bisher                                                       wurden gerne angenommen und direkt
einmalig, zusätzliche Informationen          Wenn der Energieexperte in die Einrich-      umgesetzt.
über die Anforderungen im Betrieb mit        tung kommt, freuen sich die Kinder
einem angepassten normierten Fahr­           darauf, gemeinsam die verschiedenen          Die Regionale Energieagentur Ulm
zyklus. Entsprechend dieser Kenngrößen       Energieformen zu erforschen. Auch die        gGmbH führt das Projekt mit der Unter-
wurde ein Brennstoffzellen-Batteriehyb-      Suche nach Geräten, die in der Einrich-      stützung von Klimaschutzmanagern
rid-System für die Energieversorgung         tung Energie verbrauchen, macht den          inzwischen auch in den Landkreisen
ausgelegt, um genügend Leistung und          Jungen und Mädchen viel Spaß. Die klei-      Neu-Ulm und Alb-Donau durch. In Baden-­
Reichweite bei gleichzeitig schneller        nen Forscher dürfen außerdem die Kraft       Württemberg wurde das Projekt außer-
Betankungszeit vorhalten zu können.          der Sonne und des Windes erfahren, sie       dem in ein Förderprogramm des Landes
Das Ziel bleibt, bei entsprechendem          machen ein Experiment zum Wasserver-         aufgenommen, wodurch noch mehr Ein-
Interesse von Herstellerseite das Konzept    brauch und lernen, wie richtig gelüftet      richtungen die Möglichkeit haben, daran
in ein kommerzielles Produkt – auch auf      wird. Auch wo der Strom herkommt und         teilzunehmen. Unterstützt wird das Projekt
anderen Anwendungsgebieten wie Flur-         wie anstrengend es ist, mit einer Hand-      zusätzlich von „Umwelt macht Schule“,
förderfahrzeugen – zu überführen. Hier-      kurbel eine Glühbirne zum Leuchten zu        der Klimastadt Ulm, der Stadt Neu-Ulm
bei sollten auch regionale Unternehmen       bringen, erforschen die Kinder. Nach         sowie Heilpädagogik-Ulm.
als Zulieferer beteiligt werden und profi-   einer „Energiesparrallye“, bei der unnö-
tieren. Ein solcher Schritt würde den Ruf    tiger Energieverbrauch aufgespürt wird,
der Region als Innovationsmotor im Be-       sind die Kindergartenkinder kleine Ener-
reich der Elektromobilität weiter stärken.   giesparprofis, was sie in einer Urkunde
                                             bestätigt bekommen. Sie wissen, was

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Fotos:
                                                                                       Petra Starzmann

„EnergieTOUR Ulm – eine Weiter-            trieben, gegen deren Kraft dann eine
entwicklung des EnergieTAG Ulm“            oder mehrere Personen gegenhalten
– vom zentralen Tag zur dezentra-          müssen. Ein beliebtes Experiment
len Tour                                   ist auch das Energierad: Mit eigener
                                           Muskelkraft wird Strom erzeugt und
Projektleitung:                            zum Fernsehen, Wasserkochen oder
Frau Prof. Dr. Julia Kormann, Hochschule   zum Betrieb einer Luftballonpumpe
für angewandte Wissenschaften Neu-Ulm      genutzt. Mit Unterstützung des AK
Tel.: 0731/9762-1100; Julia.Kormann@       Energie setzten Studentinnen der
hs-neu-ulm.de                              Hochschule für Kommunikation und
                                           Gestaltung dieses Experiment auf dem
Rund 20 Exponate und Experimente rund      diesjährigen Obstwiesenfest in Dorn-
um Energie- und Klimaschutzthemen          stadt ein.
umfasst die energietour.ulm, die dank      Für die Nutzung der energietour.ulm
der Förderung durch die Solarstiftung      durch den AK Energie der lokalen
und wissenschaftlicher Unterstützung       agenda ulm 21 und seine Partner wurde
durch die Hochschule Neu-Ulm jetzt         ein eigenes Erscheinungsbild mit zuge-
ein eigenes Internetportal zur Vorstel-    hörigen Werbe­mitteln entwickelt. Die
lung der einzelnen Ausstellungsstücke      klare einheitliche Optik wirkt professio-
hat. So können auch Schulen, Vereine,      nell und erhöht den Wiedererkennungs-
Gruppen oder sogar Privatpersonen          effekt. So kann sich die energietour.ulm
die Sachen gegen eine kleine Gebühr        zu einer eigenständigen Marke entwickeln.
ausleihen.                                 Die Entwicklung des Kommunikations-
Das Angebot wird gut angenommen:           konzeptes, der Internetplattform und des    Foto: Braun Engels Gestaltung GbR
In den letzten Monaten kamen vor allem     Erscheinungsbildes erfolgte durch die
die größeren Experimente gerne zum         Hochschule Neu-Ulm, die ihre wissen-        Die energietour.ulm war unterwegs:
Einsatz. Auf dem Solarkocher konnte        schaftlichen Erkenntnisse regelmäßig        16. September 2017
bei verschiedenen Gelegenheiten ge-        in Workshops mit den Ehren- und Haupt-      1. Ulmer Green Parking Day
zeigt werden, dass mit der Kraft der       amtlichen der energietour.ulm teilte.       8. April 2018
Sonne im Handumdrehen Würstchen                                                        Aktionstag mit dem Sanierungsmobil
oder Tofuwürfel angebraten werden          Die Exponate können beim Agenda-Büro        Baden-Württemberg, Münsterplatz
können. Selbst Reis und Popcorn gelan-     der Stadt Ulm gebucht werden.               8. Juni 2018
gen wunderbar. Das „Tauziehen gegen        Kontakt: p.schmitz@ulm.de. Unter            Aktionstag „Ulm kann Klimaschutz“
die Sonne“ kam bei den Schülerinnen        www.energietour.ulm.de finden sich          der SK:KK auf dem Hans-und-Sophie-
und Schülern des Schubart-Gymnasiums       Beschreibungen zu den Exponaten             Scholl-Platz
sehr gut an. Hier wird mit Solarstrom      sowie weitere Infos.                        15. September 2018
eine Seilwinde mit Elektromotor ange-                                                  2. Ulmer Green Parking Day

                                                                                                                            17
Monitoring eines Einfamilienhauses          Die Photovoltaik-Anlage zeigte sich –       „Quartierspeicher“. Prosumer erhalten
(KfW-Effizienzhaus 40) mit Luft-            bilanziell über die Periode eines Jahrs     damit einen einfachen Zugang zu einem
Wärmepumpe, Photovoltaik-Anlage,            – als wichtiger Baustein des gesamten       flexiblen Speichervolumen und können
Hausautomation und Batterie­                Energiekonzepts. Die direkte Nutzung        dort die Energieüberschüsse ihrer So-
speicher (WPSYSTBAT-PV)                     des PV-Stroms in der Wärmepumpe             larstromanlagen „zwischenlagern“ und
                                            macht jedoch keinen großen Anteil aus.      in Zeiten ohne Sonnenschein wieder
Projektleitung:                             Hinsichtlich des Stromverbrauchs konn-      nutzen.
Herr Prof. Dr.-Ing. Gerhard Mengedoht       te die Hausautomation eine deutliche        Erste Befragungen von Prosumern und
und Herr Alexander Haag, Hochschule         Einsparung durch Abschaltung nicht          Konsumenten in zwei Ulmer Stadtgebie-
Ulm                                         benötigter Stromverbraucher erreichen.      ten ergaben, dass die hohen Kosten eines
Tel.: 0731/50-28358;                        Ebenso zeigte sich, dass bei Batterie-      Heimspeichers derzeit oft noch gegen
mengedoht@hs-ulm.de                         speicher-Systemen für Einfamilienhäu-       eine Anschaffung sprechen. In Zusam-
                                            ser noch deutliche Entwicklungsschritte     menarbeit mit der SWU wird nun erprobt,
Die Messdatenerfassung im Projekt-          nötig sind, sowohl hinsichtlich der Effi-   wie Quartierspeicher als Alternative
haus ist beendet. Die Auswertungen          zienz, als auch bei den Investitionskos-    oder Ergänzung verwendet werden kön-
sind erfolgt. Aktuell wird noch ein Stu-    ten. Unter aktuellen Randbedingungen        nen und welche Nutzen für das „Quartier“
dent der Hochschule Ulm betreut, der        kann ein Batterie- bzw. Akku-Speicher-      insgesamt, also auch für Bürger ohne
im Rahmen des Projekts eine Studien-        system im Einfamilienhaus nicht als         eigene Solarstromanlage, erreicht wer-
arbeit erstellt. Thema ist die Simulation   sinnvolle und wichtige Investition dar­     den können.
der Anlagentechnik im Projekthaus mit       gestellt werden.                            Parallel zu der Ausarbeitung von Ge-
einer alternativen Anlagentechnik (Son-                                                 schäftsmodellen für einen „Cloud-Spei-
nenhaus-Konzept, Solarthermiesystem         Quartierspeicher                            cher“ mit rein bilanzieller Abrechnung
mit gebäudeintegriertem Wärmespei-                                                      und einem Quartierspeicher mit physi-
cher ergänzt um eine PV-Anlage, Solare      Projektleitung:                             kalischer Aufbewahrung von Über-
Deckungsrate > 50%).                        Herr Prof. Gerd Heilscher,                  schüssen – wie in einer Strombank –
Im zweiten Jahr des Projekts wurden         Hochschule Ulm                              wird derzeit auch der Nutzen für das
einige Optimierungsmaßnahmen in der         Tel.: 0731/50-28360;                        Verteilnetz im Testgebiet analysiert.
Wärmepumpen-Regelung umgesetzt.             heilscher@hs-ulm.de                         Durch Simulation des Verbrauchs und
Den größten Effekt konnte hier der                                                      der potenziellen Einspeisung in den
Einsatz der intelligenten Hausautomati-     Aufgrund sinkender EEG-Förderungen          Testgebieten wurden erste Berechnun-
on zeigen, die nun bedarfsgerecht           und steigender Stromkosten suchen           gen durchgeführt, welche wirtschaftli-
Solltemperaturen an die Wärmepumpe          Prosumer (= Energie-Produzent und           chen und technischen Möglichkeiten
übermittelt und somit die Effizienz der     Energie-Nutzer) mit den aktuellen Spiel-    schon heute erreicht werden können.
Anlage deutlich steigern konnte. Die        regeln des Energiemarkts nach Möglich-      Mehrere Stadtteile, die für die Installa­
Jahresarbeitszahl verbesserte sich ge-      keiten, einen hohen Anteil ihres Energie-   tion eines Quartierspeichers von der
genüber dem Vorjahreszeitraum von           bedarfs durch die eigene Solarstroman-      SWU entworfen wurden, wurden unter-
2,4 auf 2,8. Eine weitere Steigerung der    lage zu decken. Als Alternative zu          sucht und verglichen. Angesichts des
Arbeitszahl ist ohne größeren Umbau         lokalen Batteriespeichern, die noch         hohen PV-Anteils und des Potenzials
im Haus nicht machbar. Eine Steigerung      relativ teuer sind, erarbeiten derzeit      bei der Straßenbahnanbindung sowie
auf einen Wert größer 3,0 erscheint         Wissenschaftler der Hochschule Ulm          bei der Ladeinfrastruktur für Elektro-
jedoch insgesamt unrealistisch.             zusammen mit der SWU das Projekt            fahrzeuge stellt sich das Gebiet

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