Rechtsextremen nicht auf den Leim gehen. Ein Ratgeber für den Sport - mens sana in corpore sano?
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Rechtsextremen nicht auf den Leim gehen. Ein Ratgeber für den Sport mens sana in corpore sano? schau genau hin!
2 Sportvereine Offen für alle! Geschlossen gegen Rechtsextremismus und gegen Diskriminierungen! HerausgeberInnen: Arbeit und Leben DGB/VHS Hamburg e.V. Vereinsregister: Amtsgericht Hamburg Registernummer: VR 9937 Mobiles Beratungsteam gegen Sport ist offen für alle. Sport Rechtsextremismus Hamburg in Kooperation mit dem Hamburger Sportbund, steht für Entfaltung, Spaß und Team- der Hamburger Sportjugend und der geist. Sportvereine bieten ein breites Behörde für Inneres und Sport. Spielfeld für Gemeinschaftsgefühl und Kontakt: Arbeit und Leben Hamburg Besenbinderhof 60 · 20097 Hamburg soziale Kontakte. Hier bringe ich mich Telefon: 040 284016-68/-61 ein, hier entsteht Zivilgesellschaft. Ich mbt@hamburg.arbeitundleben.de engagiere mich – erst die vielen Eh- Verantwortlich im Sinne des Presserechtes: Horst H. Hopmann · Arbeit und Leben Hamburg renamtlichen machen organisierten Besenbinderhof 60 · 20097 Hamburg Sport möglich. Engagement im Sport Telefon: 040 284016-0 ist vorbildliches soziales Handeln. Und Redaktion: Katharina Höfel Juristische Beratung: Alexander Hoffmann, Sportvereine bieten viel: Fairness und Dr. Björn Elberling gelebte Demokratie. Sich in Gruppen Interviews + Textteile: Ruth Stiasny Textbearbeitung: Jörg Heinemann integrieren, andere Meinungen hören Lektorat: SprachKontor und gelten lassen. Respekt empfinden, Illustrationen: Roger Carlsson Menschenrechte achten. Gestaltung/Druck/Produktion: pbdt
3 Kein Raum und kein Platz für AntidemokratInnen – nicht auf dem Spielfeld, nicht am Spielfeldrand, nicht in der Halle – und auch nicht in den Köpfen Gleichzeitig bildet Sport die Gesellschaft ab. Weil Sport al- len offensteht, weil er in der Gesell- Langfristig wirken. Vereine können So auch mit dieser Broschüre, an der schaft hohes Ansehen hat, weil die sich sicher sein, dass Beratung von viele mitgewirkt haben: Hamburger Medien über ihn berichten, ist auch außen ihre Probleme nicht zum Skan- Sportbehörde, Hamburger Sportbund, der Sport ein Schauplatz von Dis- dal macht: Eine vertrauliche Beratung Hamburger Sportjugend, Vereine und kriminierungen. Probleme, die es in Selbst tun: Manchmal haben schon sucht nach klaren Lösungen. Initiativen, das Mobile Beratungsteam der Gesellschaft gibt, gibt es auch im kleine Maßnahmen große Wirkung. gegen Rechtsextremismus Hamburg. Das Mobile Beratungsteam ge- Sport: Rechtsextremismus, Rassismus, Beispiele aus Hamburg, wie andere ge- Wir bedanken uns bei allen Beteilig- gen Rechtsextremismus Ham- Antisemitismus, Sexismus und Behin- gen Rechtsextremismus handeln, zeigt ten sehr herzlich. Ein besonderer Dank burg ist auf die Auseinandersetzung dertenfeindlichkeit. diese Broschüre. Sie ist für euch alle, geht an die Deutsche Sportjugend. Sie mit Rechtsextremismus, Rassismus die ihr im Verein Verantwortung habt. hat uns einen großen Teil der recht- Haltung bewahren: Wie beugen und Antisemitismus spezialisiert. lichen Tipps für Vereine überlassen. Vereine Rechtsextremismus vor? Wie Beratung: Wer allein nicht weiter Zusammen mit ExpertInnen unter- greifen sie bei Diskriminierungen ein? kommt, und das ist schwer, kann sich stützen wir Institutionen, Organisa- Januar 2012, Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus Hamburg Große Herausforderungen, und ein PartnerInnen suchen. Vertrauen zu tionen und Einzelpersonen bei ihrem (MBT Hamburg) Allheilmittel gibt es nicht. diesen aufbauen. Engagement gegen die extreme Rechte. www.beratung-gegen-rechts-hamburg.de
4 Rechtsextremismus vorbeugen und erkennen Rechtsextremismus: Das sind politische Ideologien, die nicht alle Menschen als gleichwertig ansehen; für die Einiges davon ist bis weit in Es reicht deswegen nicht, sich nur ge- es eine Rolle spielt, zu welcher »Kul- die Mitte der Gesellschaft gen den Rechtsextremismus anderer tur« jemand gehört oder aus welchem hinein verbreitet. Viele Rechts- zu wehren. Wir halten es für wichtig, Land sie oder ihre Vorfahren stam- extreme behaupten, dass sie ausspre- unsere eigenen Vorurteile zu er- men; Ideologien, die die allgemeinen chen würden, was ein großer Teil der kennen und uns kritisch mit uns Menschenrechte ablehnen. Rechts- Bevölkerung denkt. Sie greifen Vor- selbst auseinanderzusetzen. Lasst extremismus ist antidemokratisch; er urteile auf, die auch in der Mitte der uns glaubhaft Werte leben, die sich bevorzugt autoritär geprägte Gesell- Gesellschaft üblich sind, und vermi- an den Menschenrechten orientieren! schaften. Viele extreme Rechte finden schen sie mit ihrer Ideologie. den Nationalsozialismus gut oder re- Wollen wir uns mit Rechtsextremis- lativieren die nationalsozialistischen Dies ist eine Strategie von extremen mus im Vereinsalltag beschäfti- Verbrechen. Rechtsextreme Ideologien Rechten, und sie versuchen auf diese gen, müssen wir seine teilen die Welt in Schwarz und Weiß Weise, ihre Ansichten zu etwas »Nor- Erscheinungsformen ein. Meist finden sie Gewalt gut und malem« zu machen. Wenn ihnen kennenlernen, müs- betreiben einen Männlichkeitskult. niemand widerspricht, kann sen erkennen, wie ihre Rechnung langfristig sich extreme Rechte verhalten und aufgehen. welche Teile ihrer Ideologie an ver- breitete Vorurteile anschließen. Dann können wir uns entspre- chend dagegen positionieren.
5 Warum sollten wir eige- Teilweise treten extreme Rechte gezielt ne Fußballvereine gründen, BeobachterInnen der rechtsextremen in Vereine ein, oder sie versuchen, ak- wenn es doch viel einfa- Szene meinen, dass sich Rechtsextreme tiv an Wettbewerben teilzunehmen – Rechtsextremismus im Sport cher ist, die bestehenden zu intensiv im Sportbereich engagieren. vor allem, wenn die ZuschauerInnen- ist kein Problem, das nur den unterwandern?«1 Rechtsextreme ge- Nur ist dies nicht unbedingt gleich Menge größer ist oder die Medien Fußball betrifft. Rechtsex- hen also strategisch vor, um Vereine zu sichtbar. anwesend sind. Wir vermuten, dass tremismus im Sport gibt es unterwandern. Wichtig für NPD, so- dabei mehr Männer als Frauen mit- nicht nur im Osten! Viele rechts- Extreme Rechte haben aber auch ei- genannte freie Kameradschaften und mischen. extreme Gruppen haben erkannt, dass gene Vereine gegründet und Turniere andere Rechtsextreme sind vor allem Sportvereine gesellschaftliches Anse- veranstaltet. In vorhandenen Vereinen Der Bundesvorstand der NPD-Jugend- Amateurvereine sowie die Fanblöcke hen haben. Sie unterwandern Vereine haben sie vor allem ehrenamtliche Tä- organisation drückt das so aus: »Das bei Regional- und Oberligaspielen. nicht, sondern die extremen Rechten tigkeiten übernommen – als TrainerIn, Ziel muss sein, uns mitten in der BRD- 1 http://jn-buvo.de/index. sind schon da – in den Vereinen. Dort BetreuerIn und VereinsfunktionärIn Gesellschaft Freiräume zu schaffen php/deutschland/53- weltanschauung/1631-was-tun- versuchen sie, Einstellungen der ande- –, oder sie haben sie gesponsert oder und die Jugend dort abzuholen, wo es mit-der-neuen-deutschen-jugend, ren im Verein zu verändern. Vereine auf andere Weise unterstützt. am wenigsten vermutet wird. abgerufen 2011-12-03 Rechtsextreme und Sport – zwei Beispiele In Hamburg blitzte die NPD dank ei- zurück: »In einem weltoffenen Verein wie 2007 nahmen – zum wiederholten Ein Bürgerbündnis hatte sich gebildet, ner beispielhaften Reaktion ab: Im dem Hamburger Sport-Verein e.V. wer- Mal – fast ein Dutzend Mitglieder und der ausrichtende Verein arbeitete Herbst 2010 versuchte die NPD im Vor- den wir keinen Millimeter Platz für das der Kameradschaftsszene »Sne- mit dem Landessportbund Niedersach- feld eines Lokalderbys, »deutsche HSV- schändliche Gedankengut dieser verirr- vern Jungs« am »Heideblütenlauf« sen zusammen. Die Ausschreibung zum Fans« mit rassistischen und lesben- und ten Menschen zur Verfügung stellen.« in Schneverdingen teil. Sie wollten das »Heideblütenlauf« verbat rassistisch, schwulenfeindlichen Parolen gegen den Die Fans reagierten auf die versuchte Ereignis vor großem Publikum zu ihrer antisemitisch und fremdenfeindlich be- FC St. Pauli und seine AnhängerInnen Vereinnahmung mit einem klaren Trans- Bühne machen und trugen T-Shirts mit schriftete Kleidung und kündigte einen aufzuhetzen. Dies wiesen die HSV-Sup- parent im eigenen Block und lehnten den rechtsextremen Parolen. Anschließend sofortigen Ausschluss an, wenn jemand porterInnen jedoch entschieden öffentlich Versuch unmissverständlich ab. zeigten sie ihre nackten Oberkörper, die rechtsextreme Gesten zeigt. Schon vor mit neonazistischen Symbolen tätowiert dem Lauf, aber auch während der Veran- waren. Seit 2008 konnten die Rechtsext- staltung, war das Bürgerbündnis »Schne- remen nicht mehr an den Start – Ergebnis verdingen ist bunt!« vor Ort und machte öffentlicher Thematisierung. an der Strecke verschiedene Aktionen.
6 Die rechtsextreme Szene in Hamburg Im Mai 2011 wählte die Hamburger NPD ihren neu- en Landesvorstand; ehemalige DVU-Mitglieder bekamen keine Posten, denn in Hamburg »… ist der NPD-Landesverband fest In freien Kameradschaften schließen in der Hand des militanten sich Rechtsextreme ohne formelle Mit- Kameradschaftsflügels«, wie die gliedschaft zusammen. Sie haben zwar Wochenzeitung »Die Zeit« im Juni keine sichtbare Organisationsstruk- 2011 in ihrer Onlinesparte »Störungs- tur, treffen sich aber zu regelmäßigen melder« meint. Arbeit und öffentliche Stammtischen und sind weit vernetzt. Präsenz der NPD in Hamburg werden Dies findet hauptsächlich über ent- auch durch NS-AnhängerInnen und sprechende interne Foren im Internet Nazi-SchlägerInnen aus der Kamerad- statt und auch öffentlich – zum Bei- schaftsszene geprägt. spiel über Websites wie mein-hh.info.
7 Das HNK dagegen wurde neu gegrün- det und hat einen stärkeren politischen Anspruch. Von Aussehen, Auftreten Darüber hinaus gibt es auch in Ham- und Jargon hat sich die Gruppe den burg den Versuch, über das Anknüp- In Hamburg gibt es zum Beispiel den Autonomen Nationalisten ange- Abseits solcher aggressiv auftretenden fen an rassistische Stereotype und Kameradenkreis Neonazis in nähert – schwarze Kapuzenpullover, Neonazi-Gruppen gibt es extrem insbesondere an antimuslimischen Hamburg. Er ist eng mit der NPD Sonnenbrillen usw. Sie greifen mit- rechte AkademikerInnen: In der Rassismus eine rechtspopulistische verwoben, seine Mitglieder haben dort unter linke Parolen auf und wandeln »Pennalen Burschenschaft Chattia Partei aufzubauen. Die Partei »Die teilweise Positionen inne. diese völkisch, nationalistisch und Friedberg zu Hamburg« engagieren Freiheit« versucht, nicht als Ein-The- rassistisch um. So aggressiv, wie sie sich seit ihrer Gründung auch Per- men-Partei am extrem rechten Rand Seit 2011 tritt in Hamburg ein neuer auftreten, wirken sie auf junge Men- sonen, die Beziehungen zur rechts- wahrgenommen zu werden. So hat sie rechtsextremer Zusammenschluss auf: schen mit rechtsextremen Einstellun- extremen Szene – insbesondere zur nicht nur ein umfangreiches Grund- das Hamburger Nationalkollek- gen attraktiv. Die Mitglieder des HNK/ NPD und zu Neonazis – haben oder satzprogramm, sondern sie distanziert tiv / Weiße Wölfe Terrorcrew WWT sind im Durchschnitt deutlich hatten. Die PB Chattia ist 2010 auch im sich offensiv von Rechtsaußen. Den- Sektion Hamburg (HNK/WWT). jünger als die anderen erwähnten Neo- Hamburger Verfassungsschutzbericht noch thematisiert die Partei in der Die Weißen Wölfe waren bereits be- nazis, heißt es in einem Bericht des genannt. Neben ihr gibt es auch ande- Öffentlichkeit hauptsächlich die The- kannt: Eine WWT-Gruppe sang 2008 Verfassungsschutzes. Demzufolge re sogenannte schlagende Verbindun- men Islam und Integration und vertritt nach einem EM-Fußballspiel beispiels- sind sie auch deutlich gewaltbereiter. gen, deren ausschließlich männliche EU- und Euro-skeptische Positionen. weise die verbotene erste Strophe der Mit einer Mischung aus offensiven Mitglieder sich in der Tradition des Vor allem in diesen Themenfeldern deutschen Nationalhymne. Außerdem Propagandaaktionen und Gemein- Waffen-Studententums sehen, das vertritt sie Ansichten, die vom demo- verbrannten sie eine türkische Fahne. schaftsevents versucht das HNK, jün- »Fechten mit Mensur« trainieren, Kon- kratischen Parteienspektrum und von Dem WWT haftet der Ruf einer Schlä- gere, aktionsbereite AktivistInnen an takte zur NPD pflegen und ideologisch der Politikwissenschaft als rechtspo- gerInnen- und Sauftruppe an. sich zu binden. ähnlich wie diese ausgerichtet sind. pulistisch eingestuft werden.
8 Codes identifizieren Adler Landser Der Adler ist in Deutschland seit dem »Landser« war Mittelalter das Sinnbild für Macht, Erha- und ist die Als (Neo-)Nazis noch als Skins herumliefen, was es einfach, sie zu er- benheit, Göttlichkeit und Glück. In der umgangs- kennen. Doch dieses Auftreten ist heute größtenteils out. Nun haben Reichskriegsfahne war der Reichsadler sprachliche Rechtsextreme ein anderes Selbstbewusstsein. So wollen sie einerseits auf romanisch-gotische Art dargestellt. Bezeichnung bürgerlich aussehen, um stärker in die Mitte der Gesellschaft hineinzu- Der National- für die Fuß- wirken. Andererseits orientieren sie sich an Mustern aus sozialismus soldaten im Zweiten der Jugendkultur. Damit versuchen Rechtsextreme, die hingegen Weltkrieg. Wenn sich jemand auf diese Themen aufzugreifen, gegen die manche Jüngere protes- wollte mo- Soldaten positiv bezieht, wird damit der tieren und eine gemeinsame Ebene zu finden. dern wirken. Wehrmacht (das deutsche Militär im Außerdem zieht rechter Lifestyle in den Mainstream ein. Deswegen hat er Nationalsozialismus) gehuldigt. Damit Häufig tragen extreme Rechte bestimmte Kleidermarken. Sie ver- den Reichsadler meist stili- werden auch die Verbrechen der Wehr- wenden zahlreiche Codes und Symbole. An diesen erkennen sie sich siert verwendet. macht geleugnet oder sogar glorifiziert. gegenseitig. Natürlich sind die verschiedenen Symbole und Modemarken Den Adler tragen beispielsweise die von Standort zu Standort unterschiedlich beliebt; manche Marken oder Mitglieder der »Aktionsgruppe Sturm Zeichen sind auch bloß ein Ausdruck von Jugendkultur. Baden« aus Süddeutschland auf ihrer Deshalb müsst ihr genau hinschauen, um rechten Lifestyle zu erkennen. Uniform. Sie haben ihn – zusammen Nicht alle Zeichen, die extreme Rechte verwenden, sind verboten, viele mit dem Gruppenkürzel »SB« – auf weisen aber auf rechtsextreme Einstellungen hin. Es ist ein wahres Ver- die Rückseite ihrer Bomberjacken ge- steckspiel, und ihr solltet achtsam und besonnen sein, wenn ihr Symbole druckt. bewerten und einordnen wollt! Holt euch im Zweifelsfall Unterstützung. Anhand unserer Beispiele bekommt ihr einen Eindruck davon, welche Modemarken und Kennzeichen verbreitet sind.
9 Schwarz-Weiß-Rot Schwarze Sonne Triskele Keltenkreuz Schwarz, Weiß und Rot waren bis zum Die schwarze Sonne war ein Kunst- Die Form der Triskele ähnelt Das stilisierte Keltenkreuz dient in Ende des Ersten Weltkrieges die offi- symbol der »Schutzstaffel« (SS), der eines dreiarmigen der rechtsextremen Szene weltweit ziellen Farben des Deutschen Reiches. einer eigenständigen paramilitä- Hakenkreuzes. So als Symbol für die »Vormachtstellung Als 1918 die Weimarer Republik aus- rischen Organisation der NSDAP. wird sie auch in neo- der weißen Rasse«. Es gilt allgemein gerufen wurde, wurden Schwarz, Rot Die schwarze Sonne war das Sinn- nazistischen Kreisen als das Zeichen der »White- und Gold die deutschen Nationalfarben. bild einer nordisch-heidnischen Re- verstanden. Die Tris- Power-Bewegung«. Häu- 1933, mit dem Machtantritt der Nati- ligion und eines angeblich uralten kele ist das Symbol fig wird der Buchstabe onalsozialistInnen, wurden die Haken- Geheimwissens. Bei der in Deutschland verbote- »O« durch das Einfü- kreuzfahne und die schwarz-weiß-rote heutigen Rechts- nen international vernetzten Organi- gen eines Kreuzes Fahne zu Reichsfahnen erklärt. extremen steht sation »Blood and Honour« (Blut und verfremdet. Der Bun- sie für die »Ver- Ehre). Diese Organisation hat unter desgerichtshof hat die bundenheit mit anderem illegale Rechtsrockkonzerte Verwendung des stili- Gaudreieck der eigenen Art veranstaltet. Außerdem hat sie Musik sierten Keltenkreuzes 2008 Im Nationalsozialismus gaben der Gau- und mit arteige- produziert und vertrieben, die verboten für strafbar erklärt. winkel oder das Gaudreieck an, aus nen Wertvorstellun- ist. Die Triskele darf im Zusammen- welchem »Gau« (Region) der National- gen«. hang mit solcher Musik oder mit der sozialistischen Deutschen Arbeiterpar- Organisation nicht gezeigt werden. tei (NSDAP) oder der Hitlerjugend (HJ) die TrägerInnen kamen. Angehörige der Neonazi-Szene geben damit ebenfalls an, woher sie stammen beziehungs- weise zu welcher lokalen Gruppe sie gehören. Es ist verboten, dieses Symbol zu ver- wenden.
10 Erik & Sons Das Logo der Marke enthält die Nau- diz-Rune, also einen alten nordischen Buchstaben. Das Design der Marke besteht vor allem aus nordisch-ger- manischer Symbolik. Wie einige ande- Mode rechtsextrem Consdaple re neuere Marken, die in der rechtsex- tremen Szene zu Hause sind, versucht Diese Marke ist bei Neonazis wegen auch Erik & Sons, das Erfolgskonzept der im Wort enthaltenen Buchstaben- der Marke Thor Steinar zu kopieren. Die folge NSDAP (Nationalsozialistische Kleidung ist regelmäßig bei rechtsext- Einige Bekleidungsmarken stehen in direktem Zusammenhang Deutsche Arbeiterpartei) beliebt. Ei- remen Aufmärschen zu sehen. mit der rechtsextremen oder rechtsorientierten Szene, zum gentlich leitet sich das Markenwort Beispiel: Consdaple, Masterrace, Walhall Germany, Hatecrime vom englischen Wort »Constaple« ab, Streetwear, Celtic Wear, Dobermann, pro Violence, Alle ge- also »Polizist«. gen Alle, Sportfrei, Ansgar Aryan. Außerdem gibt es Marken, die zwar von Rechtsextremen getragen und für ihre Zwecke Troublemaker genutzt werden, deren HerstellerInnen aber keinen Bezug Das englische Wort Thor Steinar zur rechtsextremen Szene haben. Beliebte Marken aus »Troublemaker« be- Über ein aus verschiedenen Runen zu- diesem Bereich sind unter anderem: Alpha Industries, deutet »Krawallma- sammengesetztes Thor-Steinar-Logo Lonsdale, Pitbull und Troublemaker. cher«. Die Marke ist bei gab es jahrelange juristische Ausein- weiblichen wie männli- andersetzungen, weil die verwendeten chen Hooligans und Skin- Runen auch im Nationalsozialismus heads ebenso wie im RockerInnen- gebraucht wurden. Das Logo wirkte Milieu beliebt. Troublemaker wird auch optisch wie eine horizontale Wolfsan- über rechte Versandgeschäfte und Lä- gel mit aufgesetztem Pfeil. Mehrere den vertrieben. Staatsanwaltschaften und Gerichte
11 sahen darin den Straftatbestand des Verwendens von Kennzeichen verfas- Alpha Industries Zahlen, Chiffren, Abkürzungen Diese Marke hat keine Verbin- Rechtsextreme Organisationen und Gruppierungen greifen oft auf Abkür- sungswidriger Organisationen dungen zu rechtsex- zungen und Zahlencodes zurück – einerseits, weil bestimmte Symbole (§ 86a StGB). Zwischenzeit- tremen Kreisen. Je- nicht verwendet werden dürfen, andererseits, um nicht sofort als rechts- lich wurde der Rechtsstreit doch ähnelt das Logo durch mehrere obergericht- extrem aufzufallen. Deswegen setzen sie an die Stelle von Symbolen oft dem verbotenen liche Entscheidungen ge- Codes, die nicht auf den ersten Blick zu entschlüsseln sind. Dabei stehen Zivilabzeichen der klärt – das von dem Label häufig Ziffern für den jeweiligen Buchstaben im Alphabet. »Sturmabteilung« (SA) der NSDAP. Deswegen wird die Combat 18/C18 H8 Marke gern von Rechtsextremen ge- Combat 18 gilt als bewaffneter Arm Ebenfalls populär in der rechtsextre- tragen. des inzwischen in Deutschland ver- men Szene ist der Code »H8«. Hier botenen Neonazi-Netzwerkes »Blood wird der Gruß »Heil Hitler« mit einem Lonsdale and Honour« (Blut und Ehre). C18 ist Wortspiel verbunden – englisch ausge- demnach ein Hinweis auf Gewaltbereit- sprochen klingt »H8« wie das englische Diese Marke war lange bei Rechtsex- Thor Steinar verwendete Logo erfüllt schaft. Als Symbol für C18 wird auch Wort »Hate« (Hass). tremisten populär, da der Markenna- keinen Straftatbestand. Der Bundesge- der SS-Totenkopf verwendet. me die Buchstabenfolge NSDA ent- richtshof beschreibt die Produkte der hält. Dies wurde als Hinweis auf die 28 Marke Thor Steinar in einem Urteil aus dem Jahr 2010 als Bekleidung, »die in NSDAP gedeutet. Seit 1999 distan- 88 Seitdem »Blood & Honour« verboten ist, ziert sich Lonsdale vom rechtsextremen der öffentlichen Meinung ausschließ- Die »88« steht für »Heil Hitler«. Die »88« wird die »28« als Synonym zu »B&H« KundInnen-Kreis. Das Unternehmen lich der rechtsradikalen Szene zuge- findet sich häufig auf T-Shirts und Auf- verwendet. Eine internationale Gruß- beliefert einige Neonazi-Versandfir- ordnet« wird. nähern, ist Bestandteil von Band- und formel der AnhängerInnen von Blood men nicht mehr. Mit der Kampagne Organisationsnamen und ist in Auto- & Honour lautet »828« für »Hail Blood »Lonsdale loves all colors« unterstützt kennzeichen zu finden. & Honour« (auf Deutsch: »Grüß B&H«). das Unternehmen antirassistische Kul- turinitiativen.
12 Demokratie, soziale Integration, Ein guter Schutz vor Diskriminierung und eine gute Grundlage dafür, um bei rechtsextremen Vorfällen oder rassistischen Prävention Bemerkungen angemessen reagieren zu können, ist ein Vereinsleben, das durch ein demokratisches Selbstverständnis für RassistInnen und AntidemokratInnen unattraktiv ist. Drei unverzichtbare Punkte: Verein mit geeigneten Netzwerkpart- Wer kann KonfliktmanagerIn wer- Erkennen, Vorbeugen, Eingrei- nerInnen zusammenarbeitet, kann die den? Was machen BeraterInnen, die fen. Vereine müssen wahrnehmen, Last verteilt werden. Mögliche Partne- bei rechtsextremen Vorfällen, rassisti- welche Entwicklungen es bei ihnen rInnen gibt es viele: Schulen, Kirchen- schen Vorkommnissen oder ande- gibt; sie müssen über rechte Milieus gemeinden und Moscheevereine, Wei- ren Konfliktfällen die Betroffenen Bescheid wissen. Vereine brauchen ei- terbildungsträger, zivilgesellschaftliche unterstützen und alle Beteiligten nen klar erkennbaren Standpunkt. Sie Initiativen, andere Verine usw. Außer- begleiten? müssen auch außerhalb des Sportbe- dem bieten die Sportverbände und das Auf den folgenden Sei- triebes vorbeugen. Gegen rechtsextre- Mobile Beratungsteam gegen Rechts- ten stellen wir me und menschenfeindliche Einflüsse extremismus Hamburg Unterstützung Beispiele aus der können Vereinsstrafen helfen. an – im Vorfeld wie im Konfliktfall. Praxis vor. Wir Welche Fair-Play-, Antidis- Was haben Vereine gemacht, wenn wünschen euch, dass ihr kriminierungs- oder Präven- sie bei ihren Fans rechtsextreme daraus Anregungen ziehen tionsmaßnahme aber passt Haltungen festgestellt haben? Wie könnt, euren Verein noch zur Geschichte und Tradition reagieren FußballerInnen, die rassis- deutlicher als bisher aufzu- eines Vereines? Welche Bündnis- tisch beschimpft werden? Wie geht ein stellen – als weltoffen und sich partnerInnen sind dazu gut geeignet? Verein mit seiner Geschichte im und gegen jede Form von Diskrimi- Es gibt mehr zu tun, doch indem ein nach dem Nationalsozialismus um? nierung wehrend.
13 Im engen Dialog mit dem Verein Angelika Ribler ist Diplom-Sportwissenschaftlerin und Diplom-Psychologin. Wir wollten von ihr wissen, Vereine können vorbeugen. Sie Im Hauptberuf ist sie jugend- und sportpolitische Referentin bei der Sport- ob es für Sportvereine nicht können ihre Satzungen verändern und jugend Hessen. Nebenbei arbeitet sie freiberuflich als Projekt-Coach und schwierig ist, gegen Rassismus so ergänzen, dass noch deutlicher Konfliktmanagerin. Hierfür wurde sie 2010 vom Deutschen Fußballbund und Rechtsextremismus vorzu- wird, wofür sie stehen. mit dem Julius-Hirsch-Ehrenpreis ausgezeichnet. gehen, weil sie sich ja als politisch neu- Es gibt verschiedene Wege, dies aus- tral bezeichnen. Angelika Ribler sieht zudrücken – zum Beispiel mit einem da ein großes Missverständnis: In jeder klaren Zusatz: »Unser Verein steht für Vereinssatzung heißt es »parteipolitisch soziale Integration.« Oder: »Wir neh- neutral«. »Das ist aber etwas ganz an- men keine Form von Diskriminierung deres als ›politisch neutral‹«, meint die hin – egal ob wegen sozialer Herkunft, Konfliktmanagerin. »Gerade weil Migrationshintergrund, sexueller Sportvereine parteipolitisch Orientierung, Geschlecht.« Vereine neutral sind, müssten sie ge- gen Rechtsextremismus vorge- hen.« Sie hält es auch für ein Auswei- Hamburger Weg chen, wenn Vereine zwischen Amt oder Der Hamburger Weg ist eine Sponsoring-Initiative Funktion im Verein und politischer vom Hamburger Sport-Verein und von Unterneh- men, die in Hamburg ansässig sind. Die Schirm- Betätigung außerhalb trennen. Sie herrschaft hat Hamburgs Erster Bürgermeister. möchte VereinsfunktionärInnen an- Dort, wo besonders großer Hilfsbedarf besteht, eröffnet sprechen, die es als »Privatvergnügen« der Hamburger Weg neue Möglichkeiten. Er unterstützt ansehen, was ihre VereinskollegInnen Organisationen finanziell, die Menschen in eigens dafür angelegten Projekten neue Entwicklungschancen bieten privat machen. Dies hat aber nichts mit und Wege bahnen. Der Hamburger Weg fördert Projekte politischer Neutralität zu tun, sondern und Maßnahmen, die sich an Familien, Kinder und Ju- wirkt auch in den Verein hinein, der gendliche richten und die Bereiche Bildung, Integration, Sport und Umwelt betreffen. dann nicht mehr neutral ist. HSV-Arena GmbH & Co. KG Henning Bindzus, Jochen Langbein Jimena Martini, Pia Schlottmann Sylvesterallee 7; 22525 Hamburg; Tel.: 0180 5478478
14 könnten festlegen, nur noch solche terschiedliche Interessen – manche Angelika Ribler auch eigene Interes- Die Ehrenamtlichen werden von Leu- Mitglieder in die Organe zu wählen, Ehrenamtliche wollen ›Jugendliche sen der Vereine: Wollen diese Bestand ten unterstützt, die dafür ausgebildet die sich innerhalb wie außerhalb des von der Straße holen‹, andere sind haben, muss man sich »interkulturell sind. Ein Sportverein hat etwas davon, Vereines gemäß der Satzung verhalten. mehr leistungssportlich orientiert«, öffnen«. Das nennt sie »funktio- wenn er sich im Thema »Integration« so Angelika Ribler. nale Integration« – Vereine fit macht – Mitglieder, die sich wohl- In einer modernen Gesellschaft, in der kümmern sich um migrantische fühlen: Das spricht sich auch bei den ein großer Teil der BürgerInnen einen Doch egal, wer die Mitglieder ei- Jugendliche wegen des eige- Eltern rum, die ihre Kinder in einem sogenannten Migrationshintergrund nes Vereines sind, so werden einige nen Fortbestandes. Im Rahmen Verein anmelden wollen. Weitere Ar- hat, sollten sich auch Sportvereine wegbleiben, wenn es tatsächlich zu der Jugendhilfe haben Vereine außer- gumente für Eltern sind eine gute Ju- modernisieren und stärker Migran- rassistischen oder anderen diskrimi- dem einen gesellschaftlichen Auftrag – gendarbeit mit qualifizierten Jugend- tInnen ansprechen. »Optimal wäre, nierenden Vorfällen kommt. Achtet die ideelle Integration. Hier setzen die trainerInnen und wenn sich ein Verein wenn die Vereine widerspiegeln, wie ein Verein nicht darauf, dass sich alle Unterstützungsangebote der Verbände außerdem demokratisch aufstellt und sich die Bevölkerung zusammensetzt. bei ihm wohlfühlen, dann verliert er wie der Hamburger Sportjugend, des dies auch vermitteln kann. Aber es gibt in den Vereinen sehr un- bestimmte Zielgruppen. Hier sieht Hamburger Fußballverbandes usw. an. Gewaltprävention im Sport: Streit- und KonfliktschlichterInnen Der Hamburger Sportbund bildet Kontakt-TeamerInnen aus. Sie werden immer wichtiger, und sie werden aus den unterschiedlichsten Sportberei- chen immer stärker nachgefragt. Kontakt-TeamerInnen bieten Unterstützung, wenn es darum geht, Gewalt vorzubeugen. AusbilderInnen sind erfahrene TrainerIn-ist »Kontakt statt Konflikt«. Dazu set- gen, welche Möglichkeiten es gibt, sich Jahres treffen sich die Kontakt-TeamerIn- nen und ReferentInnen aus Soziologie, zen sie sich mit den MitarbeiterInnen anders als gewohnt zu verhalten – und nen, tauschen sich aus und können eine Sozialarbeit, Kriminologie und Media- der Zielgruppe zusammen. Kristjana dabei Streit und Konflikte zu vermeiden.« weitere Fortbildung mitmachen. Krawinkel, beim Hamburger Sportbund tion. Die Qualifizierung richtet sich vor Die TeamerInnen stehen für interne Fra- Die Ausbildung zur Kontakt-TeamerIn ist Ansprechpartnerin für die Qualifizierungs- allem an ÜbungsleiterInnen, TrainerInnen, gen der Vereine wie für solche Probleme Bestandteil des Programms »Integration BetreuerInnen und andere interessierte maßnahme, beschreibt die Aufgaben: zur Verfügung, die auch Externe betref- durch Sport« im Hamburger Sportbund. VereinsmitarbeiterInnen. Nach abge- »Die TeamerInnen pflegen Kontakte und fen. Sie arbeiten selbstverständlich ver- Da das Programm »Integration durch schlossener Qualifizierung unterstützen wenden Konflikte ab, wenn sie noch im traulich. Sport« durch das Bundesministerium des die Kontakt-TeamerInnen die Sportverei- Entstehen sind. Sie kümmern sich darum, Innern und von der Freien und Hansestadt ne, dabei Konflikte zu lösen. lauernde Unstimmigkeiten aufzuklären, Damit die Ausgebildeten auch nach der Hamburg gefördert wird, sind die Lehr- und versuchen, Streitsituationen zu be- Qualifizierung am Ball bleiben, sind sie in gänge zurzeit kostenlos, wie Kristjana Dabei stimmen sie sich mit dem Vorstand enden. Bei den Kontakt-TeamerInnen Hamburg über den Hamburger Sportbund Krawinkel hervorhebt. des jeweiligen Vereines ab. Das wich- finden die Vereinsmitglieder Hilfe, wenn vernetzt. Sie können natürlich auch unter- www.hamburger-sportbund.de tigste Motto der Kontakt-TeamerInnen es darum geht, Konflikte zu lösen. Sie zei- einander kommunizieren. Am Ende jedes
15 »Vereine können«, so erläutert Angeli- und später die Bilder online stellten. Ribler berichtet: »Man kann mit den setzen. Eine derartige Auflage kann ka Ribler, »Feste und Turniere sicher- Daraufhin mussten Angelika Ribler kleinen Kindern anfangen. Wir bieten ein Konfliktmanagement sein. Dort lich unter ein entsprechendes Motto und ihr Team dem SchützInnen-Ver- Kurse zu Fairness und Demokratie an; geht es dann zum Beispiel darum, zu stellen. Aber es nutzt natürlich wenig, ein erst einmal klarmachen, an wen für Größere dann Deeskalationstrai- gewährleisten, dass es im Rückspiel einfach an die Tür zu schreiben: ›Kein er vermietet hat und dass er sich seine ning und Konflikttrainings. Überall keine Beleidigungen und keine weitere Rassismus!‹. Sie müssten sich schon MieterInnen vorher genauer ansehen geht es auch zu einem Teil um Diskri- Diskriminierung gibt. mit der Frage beschäftigen, woran sie müsse. minierung. Wir fragen, womit sich die Zum Konfliktmanagement ge- Rassismus erkennen würden.« Jugendlichen beschimpfen.« Konkret: »An anderer Stelle rief uns die Mutter hört auch, die Schiedsrich- Bei Jugendlichen fällt der Begriff »du Ja, woran erkennt ein Verein eines Kindes aus einem Verein an«, er- terInnen zu sensibilisieren. Jude!«. Dann fragen die Konfliktma- Rassismus und rechtsextreme zählt sie, »und berichtete, dass einer Angelika Ribler führt aus: »Sie sollen nagerInnen, was das heißt, wo das Einstellungen? Besonders viele der JugendtrainerInnen gleichzeitig sich ebenfalls fragen, was sie tun kön- herkommt, sie würden über Antise- Vorfälle gibt es vor allem im Ama- hoher NPD-Funktionär sei. Wir spra- nen, um weitere rassistische Vorfälle mitismus sprechen usw. teurInnen- und Jugendbereich beim chen mit dem Vorstand, fragten, ob sie zu verhindern.« Außerdem müssen Fußball; aber auch alle anderen Be- das wüssten und wie sie damit umgin- Mitunter haben die Konfliktmanager- auch die SchiedsrichterInnen wert- reiche sind davon betroffen. »Einmal gen.« Die Beratung beginnt mit einer Innen auch mit konkreten Vorfällen schätzend auftreten. »Zum Beispiel hatten wir«, berichtet Angelika Ribler Sensibilisierung, einer Schulung der zu tun. Spielen migrantische Fußball- dürfen migrantische Teams nicht das aus ihrer Tätigkeit als Konfliktmana- JugendbetreuerInnen. »Wir können vereine gegen solche, die sich deutlich Gefühl haben, eine deutschstämmige gerin, »einen Eishockeyspieler. Er trug aber nicht zu einem Verein gehen und als »deutsch« bezeichnen – »Germa- SchiedsrichterIn würde sie ablehnen. rechtsextreme Tätowierungen und war sagen: ›Den müsst ihr rausschmeißen!‹ nia«, »Teutonia« usw. –, kommt es zu Die SchiedsrichterInnen müssen sich auch schon bei rechten Aufmärschen Dann schmeißen die nämlich mich überproportional vielen Konflikten ihrer Aufgabe bewusst werden und auf dabei. Da ging es dann nicht nur da- raus, und es gibt keine Entwicklung.« teilweise mit rassistischem Hinter- beide Teams zugehen. Sie sollen gleich rum, wie sich der Verein hier konkret grund. Bei solchen Beleidigungen, zu Anfang klarstellen: ›Ich bin fair, und Insgesamt ist es ein Bera- verhält, sondern die Prävention musste bei diskriminierenden Beschimp- wenn es rassistische Bemerkungen tungs- und Begleitungspro- viel früher ansetzen.« Oder ein Schütz- fungen verurteilen die Sportgerichte. gibt, fliegt ihr sofort vom Platz!‹« zess, Sportvereine für den Innen-Verein hat sein Vereinshaus an In Hessen kann der Fußballverband www.sportjugend-hessen.de Umgang mit Rechtsextremismus Neonazis vermietet, die dort feierten das Verfahren gegen Auflagen aus- zu sensibilisieren. Angelika
16 Anwalt der Fans: Fanladen St. Pauli »Einerseits vertreten wir die Fans des Unabhängig vom FC St. Pauli und FC St. Pauli, sind ihr Anwalt, wenn es Als ›Träger der öffentlichen Jugend- seinen Vereinsstrukturen, und doch Probleme mit dem Verein gibt. hilfe‹, wie das auf Amtsdeutsch heißt, akzeptiert und geschätzt: Vor 20 Der Fanladen St. Pauli macht können sich die Fans aber auch mit Jahren gründeten aktive Fans den Sozialarbeit. Er beugt Gewalt Wir sind auch bei Problemen mit der anderen Fragen und Problemen an Fanladen St. Pauli, der ihren Ver- unter Fußballfans vor; sein Polizei für die Fans da, gegenüber dem uns wenden. Wir unterstützen sie bei ein seitdem begleitet. Der Fanladen Ziel ist es, diskriminierende Ordnungsdienst und den Behörden«, persönlichen Notlagen und Wünschen wurde unter dem Dach des Vereines Haltungen abzubauen. Dazu arbei- beschreibt Justus Peltzer vom Fanladen mit Rat und Tat.« »Jugend und Sport e. V.« ins Leben tet er mit den wichtigsten Fangruppen das Selbstverständnis. »Andererseits gerufen. Bei der Fanbetreuung ar- zusammen, mit den Ultrà-Fans und sind wir auch kritische BeobachterIn- Wie sieht es für den Fanladen konkret beitet er nach dem »Nationalen mit VereinsfunktionärInnen. Worin nen der Fans. Bei uns sind alle Fans aus, gegen diskriminierende Haltun- Konzept Sport und Sicherheit«. sieht der Fanladen seine Aufgaben? willkommen. gen zu arbeiten? Ultrà Sankt Pauli Für ihre langjährige antifaschisti- bewerberInnen, denen der Staat weder so auf Sexismus, Rassismus, Antisemitis- sche und antirassistische Arbeit normalen Umgang mit anderen noch Frei- mus und Neofaschismus in Fußballstadi- im Umfeld von Fußballspielen ha- zeitaktivitäten gestattet, ermöglicht, zuen aufmerksam machen. Dazu gestalten ben 2011 unter anderem die Ultràs Heimspielen des FC St. Pauli zu gehen. alle Gruppen Transparente, Zaun- und den Hans-Frankenthal-Preis der Blockfahnen oder Choreografien zu je- Stiftung Auschwitz-Komitee er- 2007 schlossen sich die Ultràs im An- weils einem Thema. Dieses wird dann halten. Die Ultràs organisieren intern schluss an ein antirassistisches Turnier möglichst an einem Spieltag in 15 Stadien politische Bildungsarbeit und haben ein mit anderen Fans aus ganz Europa zum gleichzeitig präsentiert. Flüchtlingsprojekt gegründet, das Asyl- »Alerta«-Netzwerk zusammen. Sie wollen www.stpauli-fanladen.de
17 »Zusammen mit der Mädchen- und Frauen-Fußballabteilung des FC St. Pauli und mit Ultrà »Verbote sind das eine, wir Sankt Pauli veranstalten wir äußern uns aber auch anders!« seit 2004 alle zwei Jahre das Der 27. Januar jedes Jahres ist der in- Antirassistische Einladungs- ternationale Holocaust-Gedenktag. In turnier. 2010 waren 30 Teams aus 16 den letzten Jahren hat der Fanladen europäischen Ländern und aus Israel Deswegen haben sich Fans des FC St. dazu Aktionen am Stadion und im dabei. Neben dem Turnier machen »Der Kampf gegen Rassismus Pauli auch eingemischt, als es um die Stadtteil St. Pauli gemacht. 2010 gab es wir ein Konzert und eine Party. Es und Rechtsextremismus ist Hausordnung für das Millerntorsta- zum Beispiel einen Stadtteilrundgang. gibt eine alternative Stadtrundfahrt ein Thema, das sich bei uns dion ging. Sie verbietet zum Beispiel An verschiedenen Orten erklärten en- und Vorträge zu politischen und zu durch alle Bereiche zieht. nicht nur diskriminierende Sprüche, gagierte Fans, was dort während der Fußballthemen.« Insgesamt nahmen Wir setzen uns mit den verschiedenen sondern auch rassistische Spruchbän- NS-Zeit geschehen war und wie sich rund Tausend Personen teil. Die Tur- Formen von Diskriminierung ausei- der. Außerdem ist es nicht erlaubt, der Ort seitdem verändert hat. Justus niere dienen dazu, dass sich verschie- nander. Wir kämpfen also gegen An- solche Kleidung zu tragen, die dem Peltzer: »Damit wollten wir zeigen, dene antirassistische Gruppen aus tisemitismus, gegen Sexismus, gegen rechtsextremen Spektrum zuzuord- dass auch St. Pauli vom Nazi-Regime Europa und Israel vernetzen und sich Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit.« nen ist. bestimmt war.« kennenlernen.
18 Eimsbütteler Turnverband ETV: geschichtsbewusst in die Zukunft Herr Fechner, 2010 ließ der ETV die Vereinsgeschichte aufarbeiten, was in der Öffentlichkeit viel Beachtung Welche Konsequenzen zogen Sie? fand. Worum ging es? Sie meinten einst, Vergangenheit Frank Fechner: An der Fassa- ließe sich nicht wegmeißeln. de unserer großen Sporthalle Einige KritikerInnen des Ver- gibt es umstrittene Symbole eines wollten die Turnerkreu- -Turnerkreuze, die Haken- ze einfach abschlagen lassen. kreuzen ähnlich sind. Man- ein ZwangsarbeiterInnen-Lager gab. Dies hielten wir für falsch. che hielten sie für unpolitische, sehr Nun wollten wir wissen, warum. Wir Wir wollten mit der historischen Auf- Vor der Halle stehen nun Tafeln, die alte Symbole. Andere meinten, diese ließen das von HistorikerInnen unter- arbeitung die Geschichte des Vereines über Turnerkreuze und Zwangsarbei- Symbole wären schon früh politisch suchen. Nach einem Jahr hatten wir transparent machen, ohne jede Be- terInnen-Lager informieren. Außer- aufgeladen gewesen und hätten die das Ergebnis – viel dramatischer als schönigung, aber wir wollten sie nicht dem stehen vor unserem Sportzen- damalige antisemitische Turnerschaft erwartet: Der ETV war bis etwa 1950 aus der Welt schaffen. So gaben wir ein trum jetzt zwei Denkmäler: eines zum repräsentiert. Auch war die Rolle des ein völkischer Turnverein. Er ließ sich Buch zur Geschichte des ETV heraus Gedenken an die ETV-Mitglieder, die Vereines während des Nationalsozia- im Nationalsozialismus problemlos und fassten die Recherchen in einem als JüdInnen deportiert und ermordet lismus unklar. Wir wussten, dass es gleichschalten und förderte ihn auch Sonderheft des ETV-Magazins zusam- wurden, eines gegen Krieg und Kriegs- im Zweiten Weltkrieg in einer Halle mit Wehrsportübungen. men, das alle Mitglieder erhielten. verherrlichung.
19 Ich hielt und halte es für wichtig, die wir uns von der damit verbundenen Vereinsgeschichte vorbehaltlos aufzu- Ideologie distanzieren. Wie hat man im Verein darauf arbeiten. Der ETV ist ein demokratischer, plu- reagiert? Ist Ihr Engagement auch eine Prä- ralistischer Verein! Nur mit dieser Überwiegend positiv. Viele waren ventionsmaßnahme gegen moder- harten Arbeit ließ sich eine positive, beeindruckt von den inten- nen Rechtsextremismus? demokratische Identifikation der Mit- siven Recherchen. Denkmäler Zunächst war wichtig, die glieder mit dem Verein ermöglichen. und Tafeln finden ebenfalls viel An- Vereinsgeschichte ehrlich und Damit sind wir ein Vorbild für andere erkennung. Einigen wenigen im Verein vollständig zu betrachten, sich Vereine geworden. erschien der Umgang mit der Vereins- ihr offiziell zu stellen und sie nicht Frank Fechner, 1. Vorsitzender des ETV geschichte zu einseitig, zu kritisch. länger zu verleugnen. Jetzt können www.etv-hamburg.de … das hat mich echt beeindruckt. Patrick ist Mitglied im ETV-Fitness- den ETV eingetreten war, fiel mir die Ge- tergrund gut ausgeleuchtet. Ich konnte Studio, einer eigenen Abteilung des schichte wieder ein. Ich hab dann auch daraus auch viel lernen. Neben der Ge- Eimsbütteler Turnverbandes. mal gesucht, wo sich diese Turnerkreuze schichte des ETV schrieben sie auch über Zwischen 2006 und 2009 stand der befinden. Kurz danach begann der ETV die Turnerbewegung. Ich erfuhr also et- ETV vor allem wegen der sogenann- damit, sich mit seiner Geschichte ausein- was über Sport und seine Verbindung zur ten Turnerkreuze an der Fassade im anderzusetzen. Politik und vor allem zu konservativen bis Licht der Öffentlichkeit. Wie hast du Was hältst du davon, wie der Verein reaktionären Kreisen. Der Verein schickte das mitbekommen? damit umging? diese Texte allen Mitgliedern zu und leg- Patrick: Zuerst erfuhr ich davon durch Interessant! Mehrere HistorikerInnen te sie im Vereinsgebäude aus. Das hat einen Zeitungsartikel. Damals war ich haben die Geschichte erforscht und ein mich echt beeindruckt. Das waren tolle noch gar kein Mitglied. Als ich später in Heft herausgegeben. Darin war der Hin- Arbeiten, fand ich.
20 Gemeinsam gegen Rassismus Das Bundesprogramm »Integration durch Sport« hat das Ziel, mehr Mig- rantInnen nicht nur allgemein an gesellschaftlichen Strukturen teilhaben zu lassen, sondern sie auch verstärkt in die Sportwelt zu bringen. Einer der sogenannten Stützpunktvereine ist der 1. FFC Elbinsel Hamburg- Wilhelmsburg. Der Verein wurde 2006 gegründet und ermöglicht es Frauen und Mädchen, Fußball zu spielen. Ein Gespräch mit der 1. Vor- sitzenden Cordula Radtke. 2010 erhielt der 1. FFC den DFB-und Mercedes Benz-Integ- »Uns geht es darum, im Stadt- rationspreis für die Katego- teil Wilhelmsburg Frauen und rie Verein. Er wurde damit für Mädchen im Fußballsport ge- verschiedene Projekte ausgezeichnet – zielt zu fördern. Deren Inte- eines davon »Kick it like Africans«, das ressen wollen wir konzentriert be- sich an afrikanischstämmige Frauen rücksichtigen, da sie in den großen und Mädchen richtet. Dazu sagt Cor- Vereinen – gerade im Fußball – meist dula Radtke: hinter den Männern stehen.
21 Wi r wol lt e n Frauen u nd Die anderen denken gar nicht drüber Mädchen ohne nach, was sie sagen, aber unseren Ju- und mit Migra- gendlichen wie auch den Erwachse- die gesellschaftlich unterrepräsen- tionshintergrund nen geht das nahe. Erfahrungen mit tiert sind, also Arme, Menschen mit zum Sport bringen. ausdrücklichem Rechtsextremismus Behinderung, MigrantInnen.« Das stärkt sie, kann sie hatten wir noch nicht – aber dieser auch fürs Leben stärken.« Der 1. FFC hat auf einem Workshop alltägliche Rassismus reicht aus.« einen Verhaltenskodex erarbeitet. Cordula Radtke ergänzt: »An die Ver- Integration ist das zen- Rassismus erleben die Spie- TrainerInnen, BetreuerInnen, Schieds- gabe der Fördermittel sind klare Auf- trale Thema, das das lerinnen des 1. FFC auch in richterInnen und alle anderen Ehren- gabenstellungen und Zielvorgaben Vereinsleben bestimmt der Spielpraxis. »So kommt es amtlichen im Verein verpflichten sich, gebunden, die jedes Jahr abgerechnet – von der Satzung über die ein- vor«, berichtet Cordula Radtke, »dass aktiv gegen Gewalt und Ras- und dokumentiert werden müssen.« zelnen Teams bis hin zum Vorstand. gute, talentierte Spielerinnen mit Mi- sismus einzutreten, ob auf dem Platz Dies spiegelt auch die Mitgliederstruk- Wir wollen wissen, welche Erfahrun- grationshintergrund bewusst gefoult oder anderswo. Sie setzen sich unter tur wider – der Anteil derjenigen, die gen der 1. FFC mit Diskriminierung werden. Sie werden getreten, dazu anderem ein »für die Entwicklung von nicht deutschstämmig sind, beträgt und Rechtsextremismus hat. Cordula wird offen aufgefordert.« Stellen die Fairness, Teamgeist, Toleranz und Of- um die 60 Prozent: »Wir begreifen Radtke spricht von einem steten Pro- Verantwortlichen des 1. FFC so etwas fenheit«. uns als konfessionell und parteipo- blem: »Wir fühlen uns schon fest, treten sie sehr energisch auf. Als litisch neutral.« Weiter berichtet Da der 1. FFC anerkannter Stütz- diskriminiert, wenn wir an- erste Maßnahme reicht mitunter ein sie: »Im letzten Jahr haben wir punktverein des Bundesprogramms derswo in Hamburg auf ei- klärendes Gespräch; es müsse nicht al- die Satzung geändert. ist, werden bei ihm internationale Trai- nen Sportplatz kommen. Dann les aufgebauscht werden. Reicht aber Sie ist noch zugespitz- ningscamps gefördert, offene Angebo- heißt es oft: ›Ihr kommt ein Gespräch nicht, dann geht man ter; uns geht es um te und Integrationsturniere. Auch für ja aus Wilhelmsburg, könnt auch einen Schritt weiter. gleichberechtig te den Tag des Mädchenfußballes 2010 ihr überhaupt Deutsch?‹ Ich Cordula Radtke, 1. Vorsitzende FFC Teilhabe derjenigen, erhielt der Verein Fördermittel. finde, da fängt Diskriminierung an. www.ffc-wilhelmsburg.de
22 Selbstbewusstsein und Toleranz: das HSV-Fanprojekt Hamburger Klischee: Alternative Fußballfans gehen zum FC St. Pauli; Rechte zum HSV. Aus Sicht des HSV traf dies in den 1980er- und 1990er-Jahren erschreckend oft zu. Am Millerntor entwickelte sich eine bunte und lebendige Fankultur, im Volksparkstadion prägten rechte Skinheads das Bild. Dort wurden migrantische SpielerInnen beleidigt; wenn Schwarze als SpielerInnen unter Vertrag genommen wurden, wurden die Verantwortlichen bedroht; St.-Pauli-Fans wurden mit Nazi-Parolen beschimpft. Wegen der Stimmung auf den Tribünen kehrten viele dem Verein den Rücken. nen Raum für sich und können 1983, nach Auseinandersetzungen wecken oder zu fördern. Dazu dion nicht mehr zu erkennen. Viele sich treffen, egal zu welchem zwischen Hamburger und Bremer müssen wir die jugendlichen Fans auf der heutigen Meinungsmacher- Thema.« Fans, starb der 17-jährige Adrian jeden Fall ernst nehmen. Wir haben Innen – vor allem die Ultràs Maleika. Daraufhin wurde ein HSV- den Fans Verantwortung übertragen Heute ist Hamburg, verglichen mit – positionieren sich deutlich Fanprojekt gegründet, das von der – so wurden sie zu Verbündeten im anderen Vereinen der Fußball-Bun- gegen Rechtsextremismus. Die Stadt Hamburg die Aufgabe erhielt, Kampf gegen die Probleme!« desliga der Männer, bei der Abwehr Fans sind heute zum einen selbstbe- sich sozialpädagogisch um die Pro- von Rechtsextremismus gut aufge- wusster, zum anderen auch wesentlich Das aktuelle Team besteht aus einer bleme zu kümmern, die rund um den stellt. Rechte versuchen nicht mehr, toleranter. Frau und drei Männern. Einer davon, Fußballsport auftraten. Das Fanpro- Fans für sich zu gewinnen. Einen Teil Thorsten Eikmeier, beschreibt, worauf Die Fanszene reguliert inzwischen jekt ist beim Verein Jugend und Sport dazu beigetragen hat das Fanprojekt das Vertrauen und die Anerkennung vieles selbst. Thorsten Eikmeier und e. V. angesiedelt. des HSV. Zu seinen Zielen gehören beruhen, die das Team innerhalb der seine KollegInnen waren zum Beispiel die Gewaltprävention und der Abbau Schon den ersten MitarbeiterInnen Fanszene genießt: »Wir arbeiten schon davon beeindruckt, dass der erfolgrei- von Diskriminierung – was gerade wurde schnell klar, dass die Fans vie- seit Jahren als Team mit den jugendli- che Antidiskriminierungstag im Janu- am Anfang bei den Fans auf großen le einzelne Menschen sind, die sich chen und jung erwachsenen Fans des ar 2011 von jungen Fans angestoßen Widerstand traf. selbstverständlich stark voneinander HSV zusammen.« Das HSV-Fanhaus wurde. Heute werden beim HSV unterscheiden: »Alle haben ihre in der Stresemannstraße, das Zuhause Auch wenn es weiterhin ZuschauerIn- und in der Fanszene Themen Potenziale, und das Fanpro- des Fanprojektes, ist Büro und Treff- nen mit rechtsextremer Haltung gibt, angesprochen, die früher eher jekt kann versuchen, diese zu punkt: »Hier haben die Fans ei- so geben sich rechte Gruppen im Sta- verschwiegen wurden – zum
23 Beispiel Sexismus und Les- ein Theaterstück aufgeführt, und es ben- und Schwulenfeindlich- gibt Filmprojekte. Vor Heimspielen keit. »Ein weiteres Ergebnis unserer findet im Stadion das Bühnenpro- internatio- Arbeit der letzten Jahre. Dabei sind gramm »Volksparkett« statt. Thorsten nale Aus- wir mit vorwiegend jungen Fans ge- Eikmeier erläutert: »Wir bieten damit tauschpro- gen Gewalt und Diskriminierungen nicht allein Spaß und Unterhaltung, gramme vorgegangen.« sondern wollen außerdem Denkan- stöße geben. So können die Fans ihr Konkret begleitet das Fanprojekt min- eigenes Verhalten hinterfragen. Und oder derjährige Fans zu Auswärtsspielen, ist auch Außenstehende sollen b e t e i l i- bei allen Spielen des HSV dabei, ver- ihre Vorurteile überprüfen.« gen sich an anstaltet Fan-Fußballturniere – zuletzt einer Anti- mit über 750 MitspielerInnen. Neben Nebenher wendet sich das Fanprojekt Diskriminie- diesen inzwischen etablierten Formen an einzelne Fans, die ihre Erfahrun- rungs-AG. macht das Fanprojekt aber auch Neues: gen dann an andere weitergeben. Sie Am Thalia-Theater wurde erfolgreich besuchen KZ-Gedenkstätten, machen www.hsv-fanprojekt.de Das Politische im scheinbar Unpolitischen: Fußball unterm Hakenkreuz Lars Lust und Jörg Petersen sind was gezeigt wird: »Die gut dreistündige Das fasziniert natürlich viele – die Orga- An den Stadtrundfahrten nehmen meist Fußballfans und hatten während Fahrt zeigt die Anfangszeit der großen nisatorInnen bekommen viele positive Schulklassen und Jugendabteilungen von der Fußball WM 2006 die Idee, sich Vereine HSV und FC St. Pauli. Es kom- Rückmeldungen. Sportvereinen teil. Die Vereinsmitglieder mit den Hamburger Fußballvereinen men aber auch die weniger bekannten Auf den Stadtrundfahrten geht es nicht erhalten so eine Form politischer Bildung, während des Nationalsozialismus zu Klubs vor, der Eimsbütteler Turnveband, nur um den Nationalsozialismus, sondern die mit ihren Interessen zu tun hat. beschäftigen. Beide sind seit Jahren Altona 93 und SC Victoria.« Diese Vereine auch um den Rechtsextremismus von »Außerdem machen wir Hamburger Sport- beim Landesjugendring Hamburg ak- bestanden beim Machtantritt der NSDAP heute. Lars Lust sagt dazu: »Wir zeigen, geschichte anschaulich«, schwärmt Lars tiv, der seit über dreißig Jahren poli- bereits. Sie mussten einen Weg finden, wo es bei Fußballspielen Fanausschrei- Lust. »FußballspielerInnen vergangener tisch-historische Stadtrundfahrten mit den neuen politischen Verhältnissen tungen mit rechtsextremem Hintergrund Jahre sind plötzlich nicht mehr erfolgrei- anbietet. Was lag also näher, als da- umzugehen. gab. Wir zeigen, wo es Gegenmaßnahmen che SportlerInnen, sondern Menschen, raus die Alternative Stadtrundfahrt »Wir fahren zu den noch existierenden gab, die mehr waren als ein Anruf bei der die irgendwo lebten, FreundInnen hatten »Abseits – Hamburger Fußball im Sportstätten der Klubs, und wir zeichnen Polizei.« Er betont, dass viele Erfolge der – ganz normale Menschen sozusagen.« Nationalsozialismus« zu entwickeln? Lebenswege bekannter FußballspielerIn- letzten Jahre mit den Fanprojekten und www.ljr-hh.de | Die Tour beschreibt aber nicht nur die Zeit nen nach, zum Beispiel von Adolf Jäger, deren engagierten MitarbeiterInnen zu- www.alternative-stadtrundfahrten.de von 1933 bis 1945. Lars Lust schildert, Erwin und Uwe Seeler und Tull Harder.« sammenhängen.
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