Ein starkes Team - IHK München
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www.ihk-muenchen.de Wie 01/2019 Mitarb besse eit r zusa er arbeit mmen e n - digita u nd les W ausba issen Ein starkes Team uen Finanzierung Bergader Privatkäserei Brückenteilzeit Big Data & Co. – die Digitalisierung Erfolgreich mit Automatisierung und Was Arbeitgeber ermöglicht neue Angebote kluger Markenstrategie wissen sollten
EDITORIAL Der gefährdete Kontinent »Staaten haben keine Freunde, Staaten haben Interessen«, so der französische Staatsmann Charles de Gaulle. Im schlimmsten Fall prallen die Interessen der Nationalstaaten ungebremst aufeinander. Im besten Fall einigen sie sich auf einen Kompromiss. Der schlimmste Fall galt 2000 Jahre lang: Europa war bis 1945 ein Kontinent der Kriege. Der beste Fall folgte dann: die europä- ische Integration. Die Nationalstaaten gaben Europa mehr Verantwortung. Dafür bekamen sie Frieden und Wohl- stand. Bei aller (berechtigten) Kritik an Überregulierung und Bürokratie: Unter dem Strich liefer- te die europäische Zusammenarbeit bemerkenswerte Ergebnisse. Zollunion und Binnenmarkt räumten Hürden für die Wirtschaft aus dem Weg, sie eröffneten auch kleinen und mittleren Betrie- ben enorme unternehmerische Chancen. Der EU-Binnenmarkt hat eine herausragend hohe Bedeutung für die bayerische Wirtschaft. Dies offenbart schon allein der Blick auf die Handelsstatistik: 2017 gingen 56 Prozent aller bayerischen Ausfuhren in die Mitgliedsstaaten der EU. Gleichzeitig hat Bayern 62 Prozent seiner Importe aus EU-Ländern bezogen. Der Wohlstand und die soziale Sicherheit in Bayern wären heute ohne die Europäische Union nicht denkbar. 2019 ist ein schicksalhaftes Jahr für Europa: Am 29. März wollen die Briten die Europäische Union verlassen. Solange es nicht unmöglich ist, hofft die Wirtschaft, dass die Bevölkerung ein zweites Mal abstimmen darf – und sich für einen Verbleib in der EU entscheidet. Am 26. Mai wählen wir Europäer ein neues Parlament. Auch hier lautet die Lehre: Hüten wir uns vor den Vereinfachern und Spaltern! Legen wir die Zukunft in die Hände jener, die sich verantwor- tungsbewusst für die Interessen der Menschen in Europa einsetzen. Die IHK-Vollversammlung hat für die Europawahl 2019 zehn Posi- tionen verabschiedet, die Sie auf unserer Homepage finden. Diese Positionen weisen den Weg für ein zukunfts- und wettbewerbsfähi- ges Europa: für ein Miteinander in Vielfalt statt eines normierten, überbürokratisierten Einheitskontinents. Am Ende gilt für die europäische Integration trotz aller Fehler und Irrtümer wohl das, was der britische Premier Winston Churchill einst über die Demokratie sagte: »Es ist kein besonders gutes System – aber es ist das beste, das wir haben.« Unter unserem Motto »Gemeinsam unternehmen wir Verantwor- tung« wünsche ich Ihnen ein kraftvolles und erfolgreiches Jahr 2019. Ihr Manfred Gößl Foto: IHK Dr. Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern PS: Nicht nur das Europaparlament ist bald neu. Auch ich bin neu an dieser Stelle: als Nachfolger des Hauptgeschäftsführers Peter Driessen, der zum Jahreswechsel in den Ruhestand gegangen ist – und dem wir alle für mehr als zehn Jahre heraus- ragender Arbeit danken. 3
I N H A LT TITELTHEMA EIN STARKES TEAM NAMEN + NACHRICHTEN 6 DSGVO-BILANZ Fachkräfte sind knapp, viele Unternehmen können freie Stellen nur Betriebe immer noch verunsichert schwer oder gar nicht besetzen. Umso wichtiger ist es, das Potenzial der vorhandenen Mitarbeiter noch besser auszuschöpfen. UNTERNEHMERPROFIL 10 CHRISTIAN UND MICHAEL AMBERGER Die Allguth-Chefs betreten gern Neuland Foto: Robert Kneschke_Fotolia.com TITELTHEMA 12 FACHKRÄFTE Immer knapper, immer älter 16 WISSEN 12 Wie Unternehmen die digitalen Kompetenzen ihrer Mitarbeiter weiterentwickeln 18 ZUSAMMENARBEIT Altersgemischte Teams sind besonders produktiv – wenn Firmen sie unterstützen 20 BEWERBER Bei Stellenanzeigen zählt jedes Detail UNTERNEHMEN STANDORTPOLITIK DIE KÄSEFABRIK 22 175 JAHRE IHK IHK Talk auf der Zugspitze zur Nachhaltigkeit Die Bergader Privatkäserei gilt als deutsche Nummer eins für 26 MOBILITÄT Blauschimmelkäse. Gründerenkelin Beatrice Kress führt das 1902 Was kann München von anderen Metropolen gestartete und inzwischen hoch automatisierte Unternehmen. lernen? Teil 3: Barcelona 28 AUS DER REGION Unternehmer im Landkreis München schaffen eigene Ladepunkte für E-Fahrzeuge 30 PRO & CONTRA Foto: Thorsten Jochim 42 Den Fuhrpark auf E-Fahrzeuge umrüsten? 32 AUSBILDUNG Auszeichnung für die besten Azubis 35 IHK-AUSSCHÜSSE Breitband und Mobilfunk/Integration 36 NACHHALTIGKEITSZIELE BETRIEB + PRAXIS 17 Wegweiser für Unternehmen KREDIT FLEXIBEL 38 ABSCHIED Feier für Hauptgeschäftsführer Peter Driessen 41 VOLLVERSAMMLUNG Ob Kredittilgung nach Auslastung oder Handel über die Blockchain – Plenum beschließt europapolitische Positionen die Bankbranche setzt auf neue Finanzdienstleistungen. Einige Mittelständler testen die innovativen Angebote bereits. UNTERNEHMEN + MÄRKTE 42 BERGADER PRIVATKÄSEREI Von der Manufaktur zur Käsefabrik 45 Supphakank_Fotolia.com SILICON VALLEY 50 Unternehmer Thomas Dittler über das Foto: Phongphan Erfolgskonzept Silicon Valley 48 INNOVATIONSPREIS Die vier Gewinner aus Oberbayern 4 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 01/2019
BETRIEB + PRAXIS RUBRIKEN 50 FINANZIERUNG 3 EDITORIAL Die Digitalisierung ermöglicht neue Angebote 66 VERÖFFENTLICHUNGEN + BEKANNTMACHUNGEN 53 IHK AKTUELL –Neufassung des Gebührentarifs der IHK Münchner Agenturgipfel/Blockchain (Anlage zur Gebührenordnung) 54 BRÜCKENTEILZEIT –Prüfungsordnung für die Durchführung von Das neue Gesetz im Überblick Fortbildungsprüfungen der IHK 56 MARKTPLATZ GUTE GESCHÄFTE –IHK-Wirtschaftssatzung für den Nachtrag zum Wirtschaftsplan für das Geschäftsjahr 2018 Firmen treffen gemeinnützige Organisationen –IHK-Wirtschaftssatzung für das Geschäfts- 58 IMMOBILIENMAKLER UND -VERWALTER jahr 2019 Pflicht zur Weiterbildung 80 EHRUNGEN/FIRMENINDEX 82 KARIKATUR/IMPRESSUM EVENTS 60 BAYERISCHE BEGEGNUNGEN Beilagenhinweis: Aigner Immobilien (Teilbeilage); IHK jobfit!, Gründermesse IHK EXISTENZ und a.b.s. Rechenzentrum IHK Konferenz Luftverkehr fb.com/ihk.muenchen.oberbayern DA SCHAU HER @IHK_MUC 64 JOSEPH FRAUNHOFER Das IHK-Magazin gibt es auch online: Sein Name steht bis heute für Innovation www.ihk-muenchen.de/ihk-magazin Mehr Erfolg durch bessere Kommunikation. Ob Systemintegration oder Service: Höchste Sicherheit und sehr kurze Reaktionszeiten sind unser Maßstab. Information Kommunikation Services Netzwerk aktiv/passiv Kommunikationslösungen 365 Tage rund um die Security-Lösungen Contact-Center Uhr Service Netzwerkanalyse und Voice-over-IP maximale - design Investitionssicherheit Unified Messaging- Wireless LAN Lösungen minimale Ausfallzeiten Ihrer Anlage Applikationslösungen Videokonferenzsysteme Schulung und Einweisung CTI Ihrer Mitarbeiter Remote Service MTG-Kommunikations-Technik GmbH 81825 München | Truderinger Straße 250 | Telefon 089/4 51 12-0 | Telefax 089/4 51 12-330 muenchen@mtg-systemhaus.de | www.mtg-systemhaus.de 04329 Leipzig | Portitzer Allee 8 | Telefon 03 41/25 80-0 | Telefax 03 41/25 80-100 leipzig@mtg-systemhaus.de | www.mtg-systemhaus.de Autorisierter Partner von: GOLD PARTNER
NAM EN UND NACHRIC HTEN KURZ & KNAPP Öffentliche Bestellung und Vereidigung Tourismus Sachverstand für die Wirtschaft Mehr Übernachtungen IHK-Syndika und Bereichsleiterin Recht, Beate C. Ortlepp, hat acht neue Im Oktober 2018 gab es in den Beherbergungs- Sachverständige in der IHK für München und Oberbayern öffentlich bestellt betrieben in Deutschland 43,6 Millionen Über- und vereidigt. Sie decken unter anderem die Themen »Bewertung von be- nachtungen in- und ausländischer Gäste, so das bauten und unbebauten Grundstücken«, »Garten- und Landschaftsbau, Her- Statistische Bundesamt. Das war ein Plus von stellung und Unterhaltung« sowie »Kraftfahrzeugschäden« ab. Die Sachver- vier Prozent gegenüber Oktober 2017. ständigen haben nicht nur die persönliche Eignung, sondern vor allem auch Die Übernachtungszahl von Besuchern aus die besondere Sachkunde nachgewiesen. dem Ausland stieg um sechs Prozent auf 7,5 Alle von den Industrie- und Handelskammern in Bayern öffentlich bestellten Millionen. Die Zahl der Übernachtungen von und vereidigten Sachverständigen sind in einer bundesweiten und laufend Gästen aus dem Inland erhöhte sich um drei aktualisierten Datenbank im Internet veröffentlicht unter: www.svv.ihk.de Prozent auf 36,1 Millionen. Sie möchten Sachverständiger werden? Informationen zum Sachverständi- www.destatis.de genwesen gibt es bei der IHK unter: www.ihk-muenchen.de/sachverstaendige Deutsches Patent- und Markenamt Elektronische Rechnungsabwicklung Foto: Andrea Schneider-Leichsenring Als erste Bundesbehörde hat das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) den Pilot- betrieb für die elektronische Rechnungs- abwicklung gestartet. Nach Abschluss des Frisch vereidigt – acht neue Sachverständige Tests wird das DPMA in einigen Monaten in der IHK für München und Oberbayern alle Rechnungen vollständig medienbruchfrei bearbeiten. Jährlich erhält das DPMA mehr als 8 000 Rechnungen über insgesamt rund 50 Millionen Euro für eingekaufte Produkte und als Auftraggeber von Dienstleistungen. DSGVO www.dpma.de Betriebe immer noch verunsichert Sechs Monate nach Inkrafttreten der EU-Daten- schutz-Grundverordnung (DSGVO) hat die IHK für Finanzierung München und Oberbayern Bilanz gezogen. Ergebnis: Neuer Mezzanine- Viele Betriebe sind trotz redlicher Bemühungen im- mer noch unsicher, ob sie die DSGVO richtig umset- Fonds zen. Die EU-Verordnung habe der Wirtschaft zudem Mit der Unternehmensfinanzierung Mezzanine können Firmen ihre Eigenkapitalbasis verbes- viele neue bürokratische Informations-, Berichts- und sern, ohne Gesellschaftsanteile abgeben zu Dokumentationspflichten aufgebürdet, so die IHK. müssen. Die Münchner Bayern Mezzanine Sie will bei der EU praxisnahe Nachbesserungen vor hat 2018 einen neuen Mezzanine-Fonds mit einem Volumen von 60 Millionen Euro allem für kleine und mittlere Firmen durchsetzen, wie gestartet. Er richtet sich an mittelständische etwa die Lockerung der Bestellpflicht für betriebliche Unternehmen, die für besondere Situationen Datenschutzbeauftragte. Diese sollte erst für Betrie- wie etwa Gesellschafterwechsel, interne und externe Unternehmensnachfolge oder be gelten, in denen mehr als 20 Personen IT-gestützt Wachstumsinvestitionen Kapital benötigen. personenbezogene Daten verarbeiten. Zudem will www.bayern-mezzanine.de die IHK mehr Schutz vor Abmahnmissbrauch. 6
PERSONALIA Foto: IHK BayBG Karl Christian Vogel ist Geschäftsführer Zum 15. November 2018 hat Karl Christian Vogel (54) die Positi- on des Geschäftsführers der BayBG Bayerischen Beteiligungsgesell- schaft mbH, München, Die Teilnehmer der übernommen. Damit Schienenkonferenz ist das zweiköpfige konnten direkt erleben, wie bei Binderholz der Führungsgremium wie- Transport am Gleis der vollständig. Bereits abläuft seit 1. Oktober fungiert Peter Pauli als Sprecher der Geschäftsführung. www.baybg.de IHK Konferenz Schienenverkehr Aufs Gleis gesetzt Die Bundesregierung will pro Jahr mehr als sieben Milliarden Euro ProGlove zusätzlich in die Verkehrsinfrastruktur investieren. Der Masterplan Andreas König Schienengüterverkehr und das Gleisanschlussförderprogramm neuer CEO sollen den Bahngüterverkehr beleben. Die geplanten Maßnahmen reichen von E-Mobilität über Digitalisierung und Weiterbildung bis hin zur Entscheidung, den Trassenpreis für den Güterverkehr fast ProGlove stellt sich neu auf: zu halbieren. IHK-Bahnspezialist Gerhard Wieland sieht im Master- Andreas König (53, r.) wird plan den richtigen Ansatz: »Er enthält Punkte und Maßnahmen, die zukünftig als CEO an der wir seit Jahren fordern.« Spitze des Münchner Auf der IHK Konferenz Schienenverkehr »Weichen stellen zur Verla- Start-ups stehen. Er gerung des Güterverkehrs« diskutierten zwölf Referenten aus Po- folgt auf ProGlove-Mit- litik, Verwaltung und Wissenschaft über die Wiederbelebung des gründer Thomas Kirch- Güterverkehrs mit der Bahn. Steffen Müller, im Bundesverkehrsmi- ner (32, l.), der sich von nisterium zuständig für Masterplan und Gleisanschlussförderung, nun an als Vice President versicherte, man werde das Verfahren bei der Gleisanschlussför- Product um die Produktentwick- derung vereinfachen und beschleunigen. Die praktischen Aspekte lung kümmern will. www.proglove.de demonstrierte die Binderholz GmbH gleich am Veranstaltungsort. Das Unternehmen nutzt im Interpark in Kösching bei Ingolstadt seit 2006 den Gleisanschluss. Weitere Infos: www.ihk-muenchen.de/schienenkonferenz Münchener Verein Maklervertrieb unter neuer Leitung Joachim Rahn leitet seit 1. Dezember 2018 den bun- Zahl des Monats desweiten Maklervertrieb der Münchener Verein Seit 2006 stieg die Abgaben-, Umlagen- Versicherungsgruppe, und Steuerbelastung in Deutschland für München. Der 47-jähri- alle Stromkunden um 110 Prozent ge gebürtige Münchner kommt von der Süddeut- schen Krankenversicherung. www.muenchener-verein.de Quelle: www.bdew.de Fotos: BayBG, ProGlove, Foto Heincke Inh. Peter Kübler 7
NAC H RICHTEN | ON L IN E IHK-Links des Monats Auf www.ihk-muenchen.de informiert die IHK immer aktuell über wichtige News, neue Serviceangebote und interessante Veranstaltungen. #IHK175 Foto: IHK für München und Oberbayern Zukunft der Arbeit Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus – hat die Arbeit noch Zukunft? Unter diesem Titel steht der nächste IHK Talk in Schloss Tüssling. Die Veranstaltung findet im Rahmen des Jubiläums #IHK175 statt. www.ihk-muenchen.de/175 Brexit Links des Monats Der Ausstieg Großbritanniens aus der EU gestaltet IHK Sachverständige sich kompliziert. Was Unternehmer jetzt zum Brexit wissen www.ihk-muenchen.de/sachverstaendige sollten. www.ihk-muenchen.de/brexit Tipps zum Internetrecht www.ihk-muenchen.de/internetrecht Wohnimmobilienverwalter IHK-Ratgeber Arbeitsrecht Ohne Erlaubnis dürfen auch langjährige Verwalter ihre www.ihk-muenchen.de/arbeitsrecht Tätigkeit nach dem 1. März 2019 nicht mehr ausüben. Sie AGB gestalten können den Antrag dafür schnell und einfach online stellen: www.ihk-muenchen.de/agb www.ihk-muenchen.de/wohnimmobilienverwalter Webseiten und DSGVO Mittelstand und Start-ups www.ihk-muenchen.de/dsgvo-datenschutz-webseite Etablierte Unternehmen und junge Wachstumsfirmen Familie und Beruf können sich hervorragend ergänzen. Innovation durch www.ihk-muenchen.de/familie-beruf Kooperation – so geht’s! www.ihk-muenchen.de/mittelstand-startups fb.com/ihk.muenchen.oberbayern @IHK_MUC Änderungen zum Jahreswechsel Wie immer ändert sich zum 1. Januar einiges, was IHK-Newsletter und IHK-Magazin sich direkt auf den Unternehmensalltag auswirkt. Wir haben für Firmen die wichtigsten Änderungen Den IHK-Newsletter können Sie abonnieren unter: zusammengefasst – für einen guten Start ins neue www.ihk-muenchen.de/newsletter Jahr. Das IHK-Magazin steht online unter: www.ihk-muenchen.de/jahreswechsel www.ihk-muenchen.de/ihk-magazin 8 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 01/2019
„Mit umfassender Expertise bewerten wir Ihre Immobilie professionell.“ Kathrin Schachtner, Stellvertretende Geschäftsführung, Prokuristin, Dipl.-Immobilienökonomin (ADI), Immobilienkauffrau (IHK) Wir wissen, was Ihre Immobilie wert ist! Der Immobilienmarkt hat sich in den letzten Jahren rasant verändert. Nur mit der entsprechenden Marktkenntnis und mithilfe fundierten Analysen sind marktge- rechte und individuelle Einwertungen von Immobilien möglich. Unsere firme- neigenen Gutachter und Architekten ermitteln den aktuellen Wert Ihres Objek- tes und erstellen für Sie eine detaillierte Bewertung unter Berücksichtigung aller wertbildenden Faktoren. Als Unternehmen mit der Erfahrung von über 25 Jahren kennen wir den Markt – und die erzielbaren Preise! Rufen Sie uns an – wir nehmen uns gerne Zeit für Sie! Tel. (089) 17 87 87 - 8784 Auswahl unserer Mitgliedschaften
Grün und luftig – die beiden Allguth-Chefs Christian und Michael Amberger (v.l.) in der neuen Firmenzentrale in Gräfelfing Zwei von der Tankstelle Foto: Marion Vogel
U N T E R N E H ME R P R O F I L Christian und Michael Amberger, Eigentümer der Allguth GmbH, setzen auf qualitatives Wachstum und betreten gern Neuland – wie beim Umbau einer alten Industrieanlage zur Kulturstätte. HARRIET AUSTEN C hristian Amberger wollte an der Prozent der Kunden, die Michael Amberger ihres Unternehmertums. Sie finden es ge- Wall Street in New York arbeiten. »Überzeugungstäter« nennt, kämen nicht nauso spannend, über die Tankstelle 2040 Sein Bruder Michael hätte lieber Ar- zum Tanken. Die Unternehmer gestalten nachzudenken wie ihrem besonderen In- chitektur studiert. Beide hatten nicht vor, in möglichst vieles selbst und geben es den teresse für Kunst und Kultur Ausdruck zu die vom Vater gegründete Allguth GmbH Pächtern vor – vom Interior Design über verleihen. einzutreten. Doch heute führen beide ge- das Warengruppenmanagement bis zum Mit viel Leidenschaft und Liebe zum Detail meinsam die Geschäfte des Familienunter- Marketing. »Dadurch sind wir unglaub- betreten sie gerade Neuland. Sie lassen nehmens, das zu den größten bayerischen lich schlagkräftig und schnell«, betont ein denkmalgeschütztes Heizkraftwerk in Firmen der Mineralölbranche gehört. »Wir Christian Amberger. München-Aubing zu einem Kunstkraft- sind schon die Söhne unseres Vaters«, werk umbauen. Die Baugenehmigung geben die Brüder zu. Er hat ihnen sowohl Zwei, die sich bestens ergänzen liegt seit Kurzem vor. Beide beugen sich das unternehmerische Denken in die Wie- Er bezeichnet seinen Bruder Michael als über ein Skizzenbuch und zeigen begeis- ge gelegt als auch die Begeisterung, neue kreativ, impulsiv, spritzig, lebendig und tert, was sie alles vorhaben. In dem um- Wege zu gehen und innovative Projekte »aus dem Herzen heraus handelnd«. Er gestalteten Alt- und einem modernen anzupacken. selbst sei eher der vernünftige, akribische Neubau wird Platz sein für Galerien, Kon- Warum Christian (57) und Michael (51) Kopfmensch, zuständig für Finanzen und zertsaal, Büros, Restaurant und Biergarten Amberger doch im väterlichen Unterneh- Controlling. »Er ist halt der Lebensweise- – eine Kulturstätte, die Berührungsängste men gelandet sind? Sie fanden Geschmack re«, sagt Michael Amberger schmunzelnd. abbauen und den direkten Kontakt zwi- am Unternehmertum. Während ihres Sie sind gut aufeinander eingespielt und schen Besuchern und Künstlern fördern BWL-Studiums in München übernahmen streiten sich angeblich nie. soll. »Im Grunde wie eine Tankstelle, zu sie ein Joint Venture von Allguth und Agip, Für das Thema Architektur haben inzwi- der einen auch viele Gründe hinführen«, das aufgelöst werden sollte. »Wir wollten schen beide eine Leidenschaft entwickelt. meint Christian Amberger und macht eigene Erfahrungen sammeln und testen, »Tankstellen sind Bauwerke im öffentlichen gleich deutlich, dass sie ambitionierte ob wir miteinander können«, erinnert sich Raum«, sinniert Michael Amberger. »Des- Ziele verfolgen: Ihr Kunstkraftwerk soll es Michael. Sieben Jahre lang machten sie halb haben wir eine besondere Verpflich- unter die Top Ten der Münchner Touriste- alles selbst, von der Buchhaltung bis zum tung der Gesellschaft gegenüber.« Ihr Ziel, nattraktionen schaffen. Vertrieb. Dabei erkannten sie, dass sie sich den anspruchsvollen Kunden professio- trotz erheblicher Unterschiede gut verste- nelle Leistungen zu moderaten Preisen hen und dass gemeinsames Unternehmer- in schönem Ambiente zu bieten, ver- tum Spaß macht. 1996 fusionierten sie ih- wirklichen die Brüder seit 2002 mit Zu den Personen ren Betrieb mit der Allguth GmbH, stiegen einem unverwechselbaren Erschei- Die Brüder Christian und Michael in die Firmenleitung ein und führten das nungsbild. Es strahlt Transparenz, Amberger, Jahrgang 1961 und 1967, über- Unternehmen acht Jahre lang zu dritt. Seit Offenheit und Großzügigkeit aus. Das nahmen während ihres BWL-Studiums dem Tod des Vaters 2004 sind sie alleinige gilt auch für die 2012 errichtete helle vom Vater erfolgreich ein Joint Venture. geschäftsführende Eigentümer. und luftige Firmenzentrale in Gräfel- 1996 fusionierten sie ihr Unternehmen Allguth gilt in der Branche als Innovations- fing, bestückt mit Kunstwerken und mit der 1958 von Vater Willy gegründe- führer – »uns gibt es kein zweites Mal«, von der Decke hängenden Pflanzen ten Mineralölfirma Allguth GmbH, zu der sagt Christian Amberger stolz. So führte – »eine Architektur zum Wohlfühlen«, heute 45 Tankstellenbetriebe gehören. Vater Willy 1968 als Erster in Deutschland sagt Christian Amberger. Hier können Seit 1996 sind beide Geschäftsführer des ein Servicekonzept mit den vier Kernberei- sich die 44 Mitarbeiter in jeder Hin- Familienunternehmens. Ihr Fokus liegt chen Tankstelle, Waschanlage, Getränke- sicht ausbreiten. Entsprechend gering derzeit auf dem Umbau eines alten Heiz- markt und Shop ein. 2017 eröffnete Allguth sei die Fluktuation. kraftwerks in Aubing zu einem Kunst- gemeinsam mit Linde eine Wasserstoff- »Frei sein, mal auch fern der Wirt- und Kulturareal. tankstelle. Das Unternehmen setzt auf schaftlichkeit denken, Nachhaltigkeit www.allguth.de einladende Architektur und umfassende vor Gewinnmaximierung stellen«, Shopping- und Serviceangebote. Über 50 das begreifen die Brüder als Kern Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 01/2019
T I T E LTHEM A | FA CHK R ÄF TE Produktiv und leistungsstark – je besser die Zusammenarbeit im Team, desto vorteilhafter für das ganze Unternehmen Foto: Robert Kneschke_Fotolia.com; SurfupVector_Fotollia.com 12
Ein starkes Team Ob gelungene Zusammenarbeit von Alt und Jung, mehr Digitalwissen im Betrieb oder optimierte Stellenanzeigen – so können Unternehmen das Potenzial von Belegschaft und Bewerbern noch besser ausschöpfen. Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 01/2019 13
T I T E LTHEM A | FA CHK R ÄF TE W enn Unternehmen erfolgreich len. Es gilt auch, das Potenzial der eigenen Nachwuchskräfte treffen, können Firmen im Wettbewerb bestehen wol- Belegschaft auszuschöpfen. Das IHK-Ma- profitieren. Schließlich bringen altersge- len, brauchen sie gut qualifi- gazin stellt daher zum Jahresanfang die mischte Teams häufiger Prozess- und Pro- zierte, innovative Mitarbeiter. Keine leichte Mitarbeiter in den Mittelpunkt. duktinnovationen hervor als Gruppen mit Aufgabe in Zeiten des Fachkräftemangels. Mitgliedern aus einer Generation. Damit So fehlen der Wirtschaft in Oberbayern Von Wissen bis Stellenanzeige die Zusammenarbeit von Alt und Jung er- derzeit 103 000 qualifizierte Mitarbei- Wie lassen sich die digitalen Kompeten- folgreich ist, können Firmen einiges unter- ter. Dies ist ein Ergebnis des aktuellen zen der Kollegen weiterentwickeln? Wie nehmen (S. 18). IHK Fachkräfte-Reports. Und die Lücke gelingt es, verborgenes Wissen bei den Viele Personaler wünschen sich mehr Be- vergrößert sich noch weiter. Bis zum Jahr Beschäftigten zu heben? Das zeigen Un- werber auf freie Stellen in ihrem Unter- 2030 wird sich der Fachkräfteengpass so- ternehmen wie der Hightech-Spezialist nehmen. Und nicht wenige fragen sich re- gar auf 195 000 fast verdoppeln (siehe OHB und der Webtechnologiedienstleister gelmäßig, warum unter den Interessenten Grafik unten). TechDivision (S. 16). so wenige Bewerberinnen sind. Vielleicht Angesichts solcher Zahlen wird es für Un- Die Gesellschaft altert und mit ihr auch liegt es ja an den Stellenanzeigen. Denn ternehmen immer wichtiger, nicht nur ein die Belegschaften in den Unternehmen. Frauen achten bei Ausschreibungen auf leistungsfähiges Team zusammenzustel- Wenn altgediente Kollegen auf junge andere Faktoren als Männer (S. 20). Foto: schlichteasy_Fotolia.com Die Lücke wächst Wertschöpfungsverluste in Bayern durch den Fachkräftemangel In Oberbayern wird sich der Fachkräfteengpass von heute 103 000 Personen auf 195 000 im Jahr 2030 fast verdoppeln. Engpass 2018 Engpass 2030 Fachkräfteangebot 2 032 000 Fachkräfteangebot 1 680 000 2018 2030 Fachkräftenachfrage 2 135 000 Fachkräftenachfrage 1 875 000 Engpass 103 000 Engpass 195 000 Quelle: IHK Fachkräfte-Report 2018 4,7 % 8,6 % Nicht realisierte Bruttowertschöpfung 22,9 Mrd. Euro 50,8 Mrd. Euro Foto: fotomek_Fotolia.com Bruttowertschöpfungsverluste Allein 2018 summierten sich die Wertschöpfungsverluste durch den Fachkräftemangel auf 22,9 Milliarden Euro. Quelle: IHK Fachkräfte-Report 2018 14 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 01/2019
Schwierige Personalsuche Immer älter 43,7 48,6 2030 2018 Kleine Firmen mit unter 50 Mitarbeitern 2018 waren bayerische Arbeitnehmer im Schnitt 43,7 Jahre können im Schnitt jede dritte Stelle alt. Bis zum Jahr 2030 wird das Durchschnittsalter auf 48,6 Jahre ansteigen. nicht besetzen. Quelle: KOFA-Studie 2/2018 Quelle: IHK Fachkräfte-Report 2018 Berufe mit Bedarf 33 000 Unternehmensführung und -organisation Technische Entwicklung, Konstruktion und Produktionssteuerung 17 000 Vom Fachkräftemangel Maschinen- und Fahrzeugtechnik 11 700 sind besonders Berufe in Einkauf, Vertrieb und Handel 9 100 Unternehmensführung und Finanzdienstleistungen, Rechnungswesen, Steuerberatung 6 000 -organisation betroffen. Hier fehlen in Oberbayern 33 000 Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe, Theologie 5 500 Personen. Auch Mitarbeiter Mechatronik, Energie- und Elektroberufe 4 500 für technische Entwicklung, Recht und Verwaltung 4 200 Konstruktion und Produkti- Mathematik, Biologie, Chemie und Physik 4 100 onssteuerung sind knapp. Medizinische Gesundheitsberufe 4 000 Quelle: IHK Fachkräfte-Report 2018 0 5 000 10 000 15 000 20 000 25 000 30 000 35 000 Länger aktiv Die Erwerbstätigkeit von Älteren steigt seit Jahren. 99,3 So hat sich zwischen 2013 und 2016 die Zahl der Frauen zwischen 60 und 64 Jahren in Engpassberu- fen um 45 Prozent erhöht. (Angaben in Prozent) 59,9 62,9 58,3 58,7 45,1 Foto: pikselstock_Fotolia.com; industrieblick_Fotolia.com 26,5 27,0 30,3 24,5 24,1 16,3 14,4 16,2 12,4 13,0 13,4 12,5 12,0 8,4 Alter 50–54 Alter 55–59 Alter 60–64 Alter 65–69 Alter 70 und höher Frauen Engpassberufe Frauen Nicht-Engpassberufe Männer Engpassberufe Männer Nicht-Engpassberufe Quelle: KOFA-Studie 4/2017 15
Enormes Know-how im Betrieb – OHB-Mitarbeiter Horst Pfeuffer (l.) und Werner Spiel mit Teilen einer Forschungsrakete Foto: Thorsten Jochim Wissen ist Macht Die digitalen Kompetenzen der Mitarbeiter entwickeln sich nicht automatisch weiter, nur weil der technologische Wandel unaufhörlich voranschreitet. Unternehmen sollten ihre Beschäftigten daher gezielt überzeugen, mitnehmen und weiterbilden. SABINE HÖLPER L utz Bertling arbeitet erst seit April 2018 sungen für Raumfahrt, Wissenschaft und Die Menschen sind eine zentrale Kompo- bei der OHB SE. Der 55-Jährige ge- Industrie. »Im Unternehmen hat man sich nente der Digitalisierung und Transforma- hört nicht nur zum vierköpfigen Vor- auch schon vorher mit Digitalisierung tion, sagt Josef Willkommer, Geschäfts- stand, er ist auch Chief Digital Officer. Die auseinandergesetzt«, sagt Bertling. »Aber führer des Webtechnologiedienstleisters OHB SE und ihre Tochter OHB Systems AG jetzt ist das Thema so wichtig, dass wir es TechDivision mit Hauptsitz in Kolbermoor. an den Standorten Oberpfaffenhofen und einem Vorstandsressort zugeordnet ha- Die erste Komponente seien die Werkzeu- Bremen sind spezialisiert auf Hightech-Lö- ben.« ge, die Geräte, die Software. Doch »vor Die Digitalisierung schreitet rasant voran den Geräten sitzen Menschen«, so Will- und verändert die Wirtschafts- und Ar- kommer. Und die müssten den Umgang Darum geht's beitswelt enorm. Nur: Die digitalen damit erst lernen. »Aber man darf sie da- igitalisierung in den Betrieben D Kompetenzen der Mitarbeiter entwi- bei nicht überfordern«, mahnt er. verunsichert die Belegschaft häufig. ckeln sich nicht automatisch und im Selbst Digital Natives bräuchten Erläute- Unternehmen sollten ihre Mitarbeiter Gleichklang mit dem technologischen rungen. Zumal noch ein anderer wichtiger daher vom konkreten Nutzen der Wandel weiter. Unternehmen müs- Aspekt hinzukommt: Die Digitalisierung digitalen Projekte überzeugen. sen ihre Mitarbeiter folglich zu jedem bietet nicht nur Chancen, sie schürt auch Oft kennen Firmen das digitale Know- Zeitpunkt überzeugen, mitnehmen, Ängste. Viele Mitarbeiter sorgen sich, dass how ihrer Beschäftigten nicht genau – weiterbilden. Das fängt ganz oben an ihre Arbeit wegrationalisiert wird. »Diese dieses verborgene Wissen lässt sich – bei einem Chef, der das Thema vo- Ängste muss man den Angestellten neh- heben. ran- und zu den Mitarbeitern bringt. men«, sagt Willkommer. Man müsse er-
T I T E LT H E MA | D I G I TA LE XP E R T E N klären, dass zwar manches automatisiert die fortwährend fahnden, wo weitere Veranstaltungstipp werde, dies den Mitarbeitern aber mehr Potenziale liegen. In einem nächsten Zeit gebe für die Bearbeitung anderer Schritt geht es dann darum, die übri- Themen und dass der Arbeitsplatz somit gen Mitarbeiter von den anstehenden Agile Mindsetter nicht zur Disposition stehe. Der TechDivi- Neuerungen zu überzeugen und ent- Mit Agilität wollen sich viele Unterneh- sion-Chef lädt einmal im Monat die knapp sprechend zu trainieren. men den Herausforderungen der Digi- 100 Mitarbeiter zum gemeinsamen Mit- talisierung stellen. Was aber ist Agilität tagessen, um strategische Themen wie Mitarbeiter früh einbinden genau? Wie kann sie ganz konkret im etwa die Digitalisierung zu besprechen. Vor allem das Überzeugen sei ent- Arbeitsalltag umgesetzt werden? Wie Ein weiterer wichtiger Baustein sind Schu- scheidend, betont Bertling. Überzeu- können Führungskräfte und Mitarbeiter lungen und Weiterbildung. Dazu gehört gen könne man die Menschen nur für die Veränderungen, die oft mit Ängsten auch der Besuch von Kongressen. Erst dann, wenn sie den Nutzen sehen. verknüpft sind, begeistert werden? kürzlich war Willkommer mit einem Team »Die Mitarbeiter müssen erfahren, Die Ausbildung zum agilen Mindsetter in Barcelona, zuvor in den USA. Zudem was die Änderung konkret für ihre qualifiziert dazu, agile Arbeitsweisen zu kommen zwei sogenannte Agile Coaches Arbeit bringt«, so der OHB-Vorstand. gestalten, einzuführen und zu verankern. in die Firma und schulen die Mitarbeiter. Daher reiche es nicht, Neuerungen Termin: 22.1. bis 14.5.2019, 8 Präsenztage, Weiterbildung nach dem Gießkannenprin- bloß zu kommunizieren. »Man muss 9–17 Uhr zip ist jedoch wenig sinnvoll. Deshalb soll- die Mitarbeiter sehr früh einbin- Ort: IHK Akademie Westerham, Von-An- te ein Unternehmen zunächst definieren, den und ihnen zeigen, wie die neue drian-Str. 5, 83620 Feldkirchen-Westerham welches Wissen für welches Vorhaben ge- Technologie eingepasst in ihrer Ar- Teilnahmekosten: 2 800 Euro nau benötigt wird. Danach geht es an das beitsumgebung wirkt.« Infos: akademie.muenchen.ihk.de/ Aufspüren verborgenen Know-hows: Oft persoenlichkeitsentwicklung/ sind entscheidende Kompetenzen bereits IHK-Ansprechpartnerin zum agiler-mindsetter-ihk im Betrieb vorhanden. Die Abteilungs- Thema Fachkräfte Ansprechpartner oder Geschäftsleiter kennen sie nur nicht, Elfriede Kerschl, Tel. 089 5116-1786 Dr. Alexander Machate, Tel. 08063 91-254 da sie im beruflichen Kontext bisher nicht elfriede.kerschl@muenchen.ihk.de Machate@ihk-akademie-muenchen.de gefragt waren. David Meinhard, Experte beim Kompe- tenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) am Institut der deutschen Wirtschaft Köln, rät: »Starten Sie einen offenen Dialog mit Ihren Mitarbeitern und erfah- Neues Jahr – neue Vorhaben? ren Sie, welche verdeckten Kompetenzen Planen Sie Baumaßnahmen, in Ihrem Team schlummern.« Firmen mit einer eher jungen Belegschaft sind hier Sanierungen, Mietverträge? im Vorteil. »Berufsanfänger sind in sozia- len Netzwerken aktiv oder haben in ihrer Ausbildung Softwareprogramme kennen- gelernt«, sagt Meinhard. Einige brächten Wir sind gerne für Sie da und beraten Sie eventuell sogar Erfahrung in der Web- in folgenden Bereichen: entwicklung mit. So wie bei OHB Systems in Oberpfaffen- • Bauverträge (Neubau, Sanierung, Grundstückskauf) hofen. Der Altersschnitt ist niedrig und die • Architektenverträge (Planung, Bauleitung etc.) jungen Mitarbeiter gingen »natürlicher mit dem Thema um«, findet OHB-Vor- • Bauträgerverträge (Erwerb von Häusern und Wohnungen) stand Bertling. Oft seien sie sogar Treiber • Mietverträge (gewerbliche Räume und Liegenschaften) der Digitalisierung. »Sie bringen Ideen • WEG-Angelegenheiten (Teilungserklärungen u.a.) ein, wie man die Digitalisierung voran- treiben kann.« Im Unternehmen macht ETL Müller, Hillmayer & Kollegen man sich dies zunutze, um am Ende alle Rechtsanwaltsgesellschaft mbH Mitarbeiter ins Boot zu holen und weiter- Kanzlei für privates Immobilienrecht zubilden. Maria-Theresia-Str. 32, 81675 München Konkret heißt das: Die Mitarbeiter mit den größten Kompetenzen werden zu Digi- Tel.: 089/99 83 88 - 0, Fax: 089/98 16 36, talexperten ernannt. Für das Gebiet, auf E-Mail: kanzlei@mueller-hillmayer.de dem sie besonders viel Wissen besitzen, fungieren sie als eine Art Trendscouts, Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 01/2019 17
T I T E LTHEM A | ZU S AMMEN ARBEIT Die Mischung macht’s Altersgemischte Teams sind produktiver als homogene. Allerdings ist das kein Selbstläufer. Was Unternehmen tun können, damit ältere Mitarbeiter ihr volles Potenzial entfalten. SABINE HÖLPER duktinnovationen hervor«, sagt Andrea Hammermann vom Institut der deutschen Foto: Robert Kneschke_Fotolia.com Wirtschaft Köln (IW). Ein Selbstläufer sei das zwar nicht, so die Expertin. Doch die Herausforderung sei zu bewältigen. Die Anstrengungen lohnen sich schon deshalb, weil sich die Altersstruktur in deutschen Unternehmen wandelt. Sie folgt dem demografischen Trend in der Bevölkerung. So ist der Altersdurchschnitt laut IW seit dem Jahr 2007 um 1,6 Jahre angestiegen. Dies zeigt sich auch an der Altersstruktur in den Unternehmen: Wäh- rend der Anteil der unter 25-Jährigen um durchschnittlich 1,4 Prozentpunkte auf elf Prozent gesunken ist, erhöhte sich der Anteil der Beschäftigten ab 55 Jahren um mehr als fünf Prozentpunkte auf 22 Pro- zent. Stärken erkennen Ältere Mitarbeiter haben nicht selten mit Vorbehalten zu kämpfen. Sie könnten in Zeiten der Digitalisierung den ständigen Wandel nicht so gut meistern, heißt es manchmal. Sie seien langsamer, weniger flexibel und weniger belastbar als ihre Viele Unternehmen erkennen, dass Ältere und Jüngere besonders produktiv zusammenarbeiten jüngeren Kollegen. Was die Arbeitsleis- tung angeht, ist dies häufig nur ein Vor- urteil. D ie Betz-Chrom GmbH beschäftigt an arbeiter. Zehn davon sind 55 Jahre oder Allerdings können im Unternehmen al- ihren beiden Standorten in Gräfel- älter. Für die Chefin des Spezialisten für tersbezogene Konflikte und Kommunikati- fing und Maisach insgesamt 75 Mit- Oberflächentechnik, Miriam Betz, ist das onsprobleme entstehen, sagt IW-Expertin von Vorteil. »Wir profitieren von der Zu- Hammermann. Diese treten umso stärker sammenarbeit junger und älterer Kolle- auf, je jünger der Chef ist. Mancher altge- Darum geht's gen«, sagt sie. »Wir sind produktiver.« diente Mitarbeiter lasse sich eben nur un- Altersgemischte Teams bringen Nur junge Leute im Team – das kann gern von einem jungen Aufsteiger sagen, häufiger Prozess- und Produkt- sich die 50-Jährige überhaupt nicht was er zu tun habe. Und da Führungskräf- innovationen hervor. vorstellen. »Das wäre enorm kräfte- te tendenziell immer jünger werden, ob- Dennoch gibt es Konfliktpotenzial, zehrend.« wohl die Belegschaft älter wird, verschärfe etwa wenn Chefs viel jünger als ihre Studien bestätigen, dass altersge- sich dieses Problem. Aber solche Konflikte Mitarbeiter sind. mischte Teams grundsätzlich erfolg- sind lösbar. Führungskräfte sollten bereit In einer Firmenkultur des Voneinander- reicher sind als homogene. »Sie sein, die Stärken der älteren Mitarbei- Lernens, können Alt und Jung ihre bringen häufiger Prozess- und Pro- ter zu erkennen – und diese zu schätzen. Stärken ausspielen.
Mentoring – andersherum Und Stärken besitzen sie gegenüber tet, dass die Beschäftigungsfähigkeit dem Nachwuchs durchaus. Ganz vorne aller Mitarbeiter bis zum Rentenein- Altersgemischte Teams können ihre Vortei- steht dabei ihr Erfahrungsschatz. Unter- tritt gewährleistet ist.« Und weiter: le besonders gut in einer Unternehmens- nehmerin Betz macht einen Ausflug in »Betriebliches Gesundheitsmanage- kultur des Voneinander-Lernens ausspie- die Modewelt, um dies zu verdeutlichen: ment sichert gesunde Arbeitsbedin- len. Das heißt: Die Jüngeren lernen von »Nach Jahren in der Versenkung kommen gungen und stärkt die individuellen den Älteren, aber die Älteren lernen auch Cord und Pannesamt wieder ums Eck. Ein Ressourcen.« von den Jungen. Um dies zu etablieren, Junger sieht das als Neuerung. Ein alter Beides sieht auch die Betz-Chrom- sind Reverse-Mentoring-Programme gut Hase sagt: alles schon mal da gewesen.« Chefin als wichtige Bausteine an. Op- geeignet. Im Gegensatz zu herkömmlichen Übertragen auf die Arbeitswelt soll das timale Lichtverhältnisse am Arbeits- Mentoring-Programmen, bei denen erfah- heißen: Der erfahrene Kollege erkennt, ob platz, ergonomische Schreibtische rene Mitarbeiter Neulinge coachen, erklä- etwas in der Vergangenheit gut war oder und Mousepads, besonders große ren bei diesem »umgedrehten« Mentoring nicht. Er kann beurteilen, ob es sich lohnt, Bildschirme oder Schutzbrillen mit junge Mitarbeiter älteren insbesondere darauf zu setzen oder nicht. Er ist der Wei- persönlicher Sehstärke sind daher die neuen Technologien, die Trends in der se. Er urteilt mit Kennerblick. »Das Alter selbstverständlich im Betrieb. Kos- Digitalisierung und ähnliche Themen. »So- hat einen hohen Wert«, folgert Betz. »Die tenloses Obst und Wasser auch. Von gar Azubis können Geschäftsführern etwas älteren Kollegen haben Erfahrung, sie ha- solchen Maßnahmen profitieren die beibringen«, sagt Rudolf Kast, Vorsitzender ben so manchen Sturm überstanden und Jungen im Übrigen ebenso. des Demographie-Netzwerks der Initiative sie bringen sich genauso intensiv ein wie Neue Qualität der Arbeit. Der Experte sieht alle anderen auch. Wir würden die älteren IHK-Ansprechpartnerin für gleich zwei Vorteile: »Alt und Jung lernen Mitarbeiter niemals abschieben.« Das Ge- Fachkräftesicherung voneinander. Außerdem findet eine tolle genteil führe zum Erfolg, nämlich die Älte- Elfriede Kerschl, Tel. 089 5116-1786 Vernetzung statt.« ren zu integrieren. elfriede.kerschl@muenchen.ihk.de Schwächen? IT und Englisch Dazu bedarf es Engagements vonseiten der Geschäftsleitung. Tatsächlich hätten viele aus der Generation 60plus weniger Ahnung von Computern als junge Kolle- gen, bestätigt Betz. »Die IT ist der größte Hemmschuh.« Doch die Unternehmerin AM BALL BLEIBEN sagt auch, dass diese Klippe leicht zu um- schiffen sei: »Der weniger technikaffine Mitarbeiter bekommt einen EDV-Experten an seine Seite.« Als zweites Hindernis hat Betz die schlechteren Englischkenntnisse der ergrauten Mitarbeiter ausgemacht. Hier gibt es eine einfache Lösung: Das Unternehmen bietet Angestellten, die es nötig haben, Englischkurse an. Die Plattform für inspirierte Mitarbeiter Was die Unternehmerin aus Bayern um- setzt, ist keine Seltenheit mehr. Immer mehr Firmen erkennen, dass Ältere nicht Einladung zu den schlechter sind als Jüngere, sondern FC Bayern Basketball exklusiven FC Bayern imPULS Mitglieder-Logo schlicht anders. Sie haben andere Stärken Basketball imPULS Keynotes als die Jungen – und ein guter Chef schafft FC Bayern Basketball Tickets Digitale Mitgliederliste es, beide zum Vorteil für den Betrieb zu kombinieren. Dass diese Einstellung mitt- FC Bayern Basketball Maßgeschneidertes Team- lerweile mehr und mehr Einzug in den imPULS Newsletter Building-Angebot auf Anfrage betrieblichen Alltag hält, ist auch Organi- sationen wie der Initiative Neue Qualität der Arbeit und dem darin angesiedelten Demographie-Netzwerk e. V. zu verdan- Weitere Informationen zu „FC Bayern Basketball imPULS“ unter ken. Zu dessen zehn Goldenen Regeln ge- www.fcb-basketball.de oder 089 2005 7087 hört unter anderem: »Arbeit ist so gestal- 181015_FCBB_ImPuls Plakat .indd 1 16.11.18 16:13 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 01/2019 19
T I T E LTHEM A | W EIBLIC HE FACHK R ÄF TE Foto: Ico maker_Fotolia.com Stellenanzeigen – bestimmte Formulierungen schrecken Bewerberinnen eher ab Bewusst formulieren Unternehmen, die aus dem größtmöglichen Talentepool schöpfen und weibliche Fachkräfte gezielt ansprechen wollen, sollten ihre Ausschreibungen überarbeiten. EVA MÜLLER-TAUBER E inerseits klagen zahlreiche Unter- von Beruf und Familie zu erleichtern. Wa- seren Vereinbarkeit von Familie und Be- nehmen über Fachkräftemangel. An- rum also finden Angebot und Nachfrage ruf deutlich herausstellen.« Dann können dererseits arbeiten viele qualifizierte trotzdem oft nicht zusammen? Unternehmen aus dem gesamten Talen- weibliche Fachkräfte in Teilzeit oder gar Einer der Gründe hierfür dürfte sein, dass tepool schöpfen und nicht nur aus dem nicht. Und das, obwohl Frauen oft gern sich potenzielle Bewerberinnen von Stel- halben. (mehr) arbeiten würden und viele Firmen lenausschreibungen nicht angesprochen Dass Frauen und Männer Stellenbe- engagiert dabei sind, die Vereinbarkeit fühlen. Vielen Firmen sei gar nicht be- schreibungen tatsächlich unterschied- wusst, dass Frauen und Männer Jobanzei- lich wahrnehmen, belegt etwa eine Eye gen unterschiedlich lesen, sagt Elfriede Tracking-Studie der Jobbörse jobware. Sie Darum geht's Kerschl, Referatsleiterin Wirtschaft, analysierte die Blickbewegungen beim Le- ewerberinnen betrachten besonders B Fachkräfte, Frauen in der Wirtschaft sen von Anzeigen und fand heraus: Frauen Firmenkultur, Qualifikationsmöglich- bei der IHK für München und Ober- konzentrieren sich meist auf die Unterneh- keiten, Arbeitszeiten und Anforderungen. bayern. »Dabei können Unterneh- menskultur, die Arbeitszeiten, die Qualifi- Sind diese Fakten erwähnt, steigt ihr men mit ihrer Anzeige gezielt Frauen kationsmöglichkeiten und die Anforderun- Interesse. ansprechen, ohne männliche Bewer- gen. Männer dagegen beschäftigen sich Männer sehen sehr auf das Firmenprofil. ber zu diskriminieren, und dabei zum mehr mit dem Firmenprofil und lassen die Beispiel auch ihre Angebote zur bes- Anforderungen eher außer Acht.
Die BSH Hausgeräte GmbH in München tral. Interessant dabei ist: Frauen sehen thisch und könnten gut kommunizieren. weiß um die Unterschiede der verschie- von Bewerbungen ab, wenn die Aus- Männer gingen Probleme einfach an, wür- denen Bewerbergruppen. Sie hat deshalb schreibung zu viele männlich besetzte Be- den sich in der Regel mehr zutrauen. Um im Herbst 2017 ihren Arbeitgeberauftritt griffe enthält. Umgekehrt ist das nicht so. mehr Softwareingenieurinnen für die DPS überarbeitet: »Wir haben unser neues Männer bewerben sich auch, wenn zahl- zu interessieren, überarbeiteten Stockerl globales Employer-Branding-Konzept be- reiche »weibliche« Begriffe in der Anzeige und seine Kollegen die Stellenanzeigen wusst zielgruppenspezifisch entwickelt auftauchen. grundlegend. Statt bestimmte Program- und für Adressaten wie IT/Digital oder miersprachen vorzugeben, verlangen sie Women jeweils eine andere Ansprache Macht und Status beispielsweise nun nur mindestens eine in Bild und Text definiert«, sagt Marion »Es gibt Studien, die belegen, dass sich Sprache, in der Bewerber fit sein sollten. Weissenbach, die bei BSH unter anderem Frauen von bestimmten Formulierungen Auch Soft Skills wie Team- und Kommu- für Employer Branding und Diversity ver- eher abschrecken lassen«, bestätigt Anja nikationsfähigkeit sind jetzt regelmäßig antwortlich ist. So finden sich in Stellen- Seng, Professorin an der FOM Hochschu- als Anforderungen in den Anzeigen zu fin- und Imageanzeigen, die verstärkt Frauen le. Vor allem auf Macht und Status bezoge- den. Außerdem beschreiben sie recht de- ansprechen sollen, häufiger Begriffe wie ne Eigenschaften wie zum Beispiel Ehrgeiz tailliert die Aufgaben samt Arbeitsumfeld »Leidenschaft« und »Inspiration« sowie und Durchsetzungskraft widersprächen bei der DPS. Formulierungen wie »Wir fördern Kreati- häufig dem Selbstverständnis von Frauen. Der Aufwand habe sich gelohnt, so Sto- vität und Neugierde«. Beschreibungen von Aufgaben wirkten ckerl: »Auf die neuen Ausschreibungen Für Anzeigen stehen zwölf BSH-Mitarbei- auf sie dagegen eher attraktiv. »Es emp- haben sich viele qualifizierte Frauen auch ter als Testimonials zur Verfügung. Sie fiehlt sich daher, das Anforderungsprofil aus dem Ausland beworben, derzeit liegt fungieren als Markenbotschafter, die je- der Stelle eher aufgaben- und qualifikati- der Frauenanteil bei uns bei 60 Prozent.« weils mit einem persönlichen Statement onsorientiert zu beschreiben«, so Expertin Dabei habe sich auch die Qualität der Be- ihre Vision der Zukunft von BSH vermit- Seng. Ebenfalls wichtig: Unternehmen werbungen verbessert. »Zu unserer Über- teln. »Wir wollen unsere Stellen stets mit sollten formulieren, was die Bewerber im raschung haben dieses Mal sogar Senior- dem bestmöglich geeigneten Kandidaten Arbeitsalltag konkret erwartet. entwickler auf unsere Anzeige reagiert, oder der bestmöglich geeigneten Kandi- Die Digital Product School (DPS) an der und zwar Männer wie Frauen.« datin besetzen«, sagt Weissenbach. »Das UnternehmerTUM in München hat diese bedingt, dass sich sowohl qualifizierte Tipps beherzigt. Die DPS gibt jährlich etwa Die KOFA-Handlungsempfehlungen so- Männer wie auch qualifizierte Frauen von 100 IT-Spezialisten in dreimonatigen Voll- wie eine Checkliste für Stellenausschrei- unseren Anzeigen angesprochen fühlen.« zeittrainings die Möglichkeit, mit interdis- bungen finden sich zum Download unter: Damit das gelingt, kommt es auf jedes ziplinären kleinen Teams digitale Produk- www.kofa.de/mitarbeiter-finden-und-binden/ Wort an. So werden Formulierungen zu te zur Lösung realer Kundenprobleme zu mitarbeiter-finden/wen-rekrutieren/frauen Soft Skills in Stellenanzeigen unterschied- entwickeln. »Um solche Probleme anzu- lich wahrgenommen. Darauf weist das gehen, sind die unterschiedlichen Heran- IHK-Ansprechpartnerinnen Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung gehensweisen von Männern und Frauen zum Thema Fachkräfte (KOFA) in seinen Handlungsempfehlun- gefragt«, sagt Michael Stockerl (31), Head Elfriede Kerschl, Tel. 089 5116-1786 gen »Mit Stellenanzeigen gezielt Fach- of Software Engineering bei der Unter- elfriede.kerschl@muenchen.ihk.de kräfte gewinnen« hin. Demnach werden nehmerTUM GmbH. Frauen würden etwa einige Attribute eher Frauen, andere eher einzelne Schritte häufiger hinterfragen, Dr. Gabriele Lüke, Tel. 089 5116-1174 Männern zugeordnet, manche sind neu- seien meist teamorientiert sowie empa- gabriele.lueke@muenchen.ihk.de SCHLÜSSELFERTIGER GEWERBEBAU Planungssicherheit von Anfang an. Aus der Erfahrung von über 60 Jahren. Aus unserer Referenzliste: Bürogebäude Fassade aus Sandwichwänden eingefärbter Architekturbeton Laumer Komplettbau GmbH Bahnhofstr. 8 . 84323 Massing Entwurf: H. Eberherr, Laumer Ingenieurbüro . Ausführung: Laumer Komplettbau . Foto: Sascha Kletzsch Tel.: 087 24 / 88-0 . www.laumer.de KOMPLETTBAU Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 01/2019 21
S TA N DORTPOLITIK | IHK -TALK Ein Signal, das weithin ausstrahlt – das Motto des IHK-Jubiläumsjahres leuchtete auf dem Zugspitzgipfel Foto: Goran Gajanin »Meine Rage, meine Wut« So viel Emotion wie nie: Der IHK Talk zur Nachhaltigkeit auf der Zugspitze machte klar, wie weit das Umdenken schon Realität ist. MARTIN ARMBRUSTER 22
E s gab nur diese eine Fahrt. Wer es nicht bis zur Abfahrt der Zahnrad- bahn um 15.30 Uhr hinauf zur Zug- Foto: Goran Gajanin spitze schaffte, musste draußen bleiben. Der hatte die vierte Ausgabe der IHK Talk- reihe »Ideen haben Kraft« zum Thema Nachhaltigkeit verpasst – es wäre schade gewesen. Engagiertes Publikum – rund 150 Gäste erlebten drei ganz unterschiedliche Referenten Die rund 150 Teilnehmer erlebten Ende November einen Abend der Superlative. Auf dem höchsten Punkt Deutschlands zeigten die Referenten so viel Emotion wie nie im Rahmen dieser Talkreihe. Tenor des Abends: Wenn wir jetzt nicht handeln, war es das mit der Welt, wie wir sie kannten. Vermutlich trugen die grandiose Aussicht vom Zugspitzplatt und der Blick auf den sterbenden Gletscher dazu bei. Das kann Augen öffnen. »Schluss mit der Heuche- lei«, forderte Florian Kohler, Geschäftsfüh- rer von Gmund Papier. Über »meine Rage, meine Wut« berichtete die Bloggerin Ma- Foto: Goran Gajanin deleine Daria Alizadeh (»DariaDaria«). To- bias Hipp, Geograf und Naturschutzfach- mann beim Deutschen Alpenverein (DAV), sagte, der Klimawandel habe Bayern er- reicht: »Wir sind live dabei.« Moderator Leonhard Nima brachte eben- Führte durch den Abend – Moderatorin Karen Webb mit IHK-Präsident Eberhard Sasse falls Schwung in den Abend. Er wollte wis- sen, ob sich Nachhaltigkeit für die Firmen rechne. Fast alle Teilnehmer antworteten darauf mit Ja. Worauf sich nicht nur Nima fragte, weshalb dann so wenig passiert. Bloggerin Alizadeh kritisierte Bequem- lichkeit als Massenleiden. Das mensch- liche Gehirn sei auf Risikovermeidung programmiert. Das erschwere den Kampf gegen die abstrakte Gefahr Klimawandel. Ihr gehe die ewige Jammerei auf die Ner- ven. Schluss damit, forderte sie im Kon- sens mit dem Papierhersteller Kohler. Es sei »time for action«. Foto: Goran Gajanin Kohler kritisierte den Selbstbetrug, das Greenwashing im großen Stil. Das Verbot von Plastiktüten im Supermarkt und von Plastikstrohhalmen werde als Durchbruch verkauft, während pro Jahr 350 Millionen Tonnen Kunststoff in den Ozeanen lande- Gut gelaunt zum Gipfel – mit der Zahnradbahn fuhren die Talkgäste ten. Bis 2050 wird sich die Plastikschwem- auf die Zugspitze me verdreifachen. Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 01/2019 23
Der Unternehmer nimmt die Dinge selbst in die Hand. Mit Produkten, die ohne Plas- Foto: Goran Gajanin tik auskommen, mit rigorosem Umwelt- schutz. Gmund Papier hat eine Ökobilanz, die sich sehen lassen kann: um 70 Prozent reduzierter Wasserverbrauch, 82 Prozent weniger Abfall, 75 Prozent des selbst pro- Geht das Thema Nachhaltigkeit sehr persönlich an – die Wiener Bloggerin duzierten Stroms sind CO2-frei. Trotzdem Madeleine Daria Alizadeh sieht sich der Unternehmer noch lange nicht am Ziel. Er sucht nach Verbesserun- gen in jedem Detail. Diese Konsequenz will der Firmenchef überall in der Gesell- schaft sehen. »Es muss wehtun«, sagte Kohler. Den Grünen warf er vor, zu feige zu sein. Erst ein Benzinpreis von zehn Euro pro Liter würde Veränderung bringen. Jeder Einzel- ne müsse Nein sagen zum eingeschweiß- ten Marmorkuchen im Flugzeug. Ebenso sei es absurd, Fair-Trade-Tee mit Plastik- Foto: Goran Gajanin verpackung zu kaufen. DAV-Experte Hipp formulierte nüchtern deprimierende Botschaften. Er zitierte auf der Zugspitze aus dem »Emissions Gap Report 2018« der UN. Nie sei die Rettung Lehnt die Erschließung neuer Skigebiete ab – Tobias Hipp, Geograf und vor dem Klimawandel so weit entfernt Naturschutzexperte beim Deutschen Alpenverein gewesen. Seit 2015 steigen die weltwei- ten CO2-Emissionen wieder. Für den Zug- spitz-Gletscher kommt die Rettung ohne- hin zu spät. Er hat schon heute 80 Prozent seiner Fläche verloren. Schneearme Winter Die Durchschnittstemperatur in den Alpen steigt schneller als die im Flachland. Das Plus liegt bereits bei 1,6 Grad. Das hat dramatische Folgen für den Tourismus. Die Zeiten schneereicher Winter sind für immer vorbei. »Es geht um die Frage, wie Foto: Goran Gajanin ich heute noch mit halbwegs gutem Ge- wissen Bergsport betreiben kann«, erklär- te Hipp. Der Alpenverein suche nach Antworten und erfinde sich neu. »Die Erschließung »Es muss wehtun« – Florian Kohler, Geschäftsführer von Gmund Papier, neuer Skigebiete lehnen wir klar ab«, kritisierte Selbstbetrug und Greenwashing betonte der Geograf. Man führe derzeit Die bayerischen IHKs feiern ihr 175-jähriges Jubiläum. 1843 wurden die bayerischen Industrie- und Handelskammern gegründet. Das IHK-Magazin berichtet aus diesem Anlass über Firmen, Persönlichkeiten, Themen und Ereignisse, die 175 Jahre Unternehmergeist in Bayern lebendig werden lassen. 24 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 01/2019
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