Ein starkes Team - IHK München

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Ein starkes Team - IHK München
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                                                                                                               Wie
    01/2019                                                                                              Mitarb
                                                                                                     besse        eit
                                                                                                           r zusa er
                                                                                                       arbeit      mmen
                                                                                                              e n       -
                                                                                                     digita       u nd
                                                                                                            les W
                                                                                                        ausba issen

                               Ein starkes Team
                                                                                                               uen

                      Finanzierung                           Bergader Privatkäserei                Brückenteilzeit
                      Big Data & Co. – die Digitalisierung   Erfolgreich mit Automatisierung und   Was Arbeitgeber
                      ermöglicht neue Angebote               kluger Markenstrategie                wissen sollten
Ein starkes Team - IHK München
Ein starkes Team - IHK München
EDITORIAL

Der gefährdete
Kontinent
»Staaten haben keine Freunde, Staaten haben Interessen«, so der französische Staatsmann
Charles de Gaulle. Im schlimmsten Fall prallen die Interessen der Nationalstaaten ungebremst
aufeinander. Im besten Fall einigen sie sich auf einen Kompromiss. Der schlimmste Fall galt 2000
Jahre lang: Europa war bis 1945 ein Kontinent der Kriege. Der beste Fall folgte dann: die europä-
ische Integration.

Die Nationalstaaten gaben Europa mehr Verantwortung. Dafür bekamen sie Frieden und Wohl-
stand. Bei aller (berechtigten) Kritik an Überregulierung und Bürokratie: Unter dem Strich liefer-
te die europäische Zusammenarbeit bemerkenswerte Ergebnisse. Zollunion und Binnenmarkt
räumten Hürden für die Wirtschaft aus dem Weg, sie eröffneten auch kleinen und mittleren Betrie-
ben enorme unternehmerische Chancen.
Der EU-Binnenmarkt hat eine herausragend hohe Bedeutung für die bayerische Wirtschaft. Dies
offenbart schon allein der Blick auf die Handelsstatistik: 2017 gingen 56 Prozent aller bayerischen
Ausfuhren in die Mitgliedsstaaten der EU. Gleichzeitig hat Bayern 62 Prozent seiner Importe aus
EU-Ländern bezogen. Der Wohlstand und die soziale Sicherheit in Bayern wären heute ohne die
Europäische Union nicht denkbar.

2019 ist ein schicksalhaftes Jahr für Europa:
 Am 29. März wollen die Briten die Europäische Union verlassen. Solange es nicht unmöglich
ist, hofft die Wirtschaft, dass die Bevölkerung ein zweites Mal abstimmen darf – und sich für einen
Verbleib in der EU entscheidet.
 Am 26. Mai wählen wir Europäer ein neues Parlament. Auch hier lautet die Lehre: Hüten wir uns
vor den Vereinfachern und Spaltern! Legen wir die Zukunft in die Hände jener, die sich verantwor-
tungsbewusst für die Interessen der Menschen in Europa einsetzen.

Die IHK-Vollversammlung hat für die Europawahl 2019 zehn Posi-
tionen verabschiedet, die Sie auf unserer Homepage finden. Diese
Positionen weisen den Weg für ein zukunfts- und wettbewerbsfähi-
ges Europa: für ein Miteinander in Vielfalt statt eines normierten,
überbürokratisierten Einheitskontinents.
Am Ende gilt für die europäische Integration trotz aller Fehler und
Irrtümer wohl das, was der britische Premier Winston Churchill einst
über die Demokratie sagte: »Es ist kein besonders gutes System –
aber es ist das beste, das wir haben.«

Unter unserem Motto »Gemeinsam unternehmen wir Verantwor-
tung« wünsche ich Ihnen ein kraftvolles und erfolgreiches Jahr 2019.

Ihr Manfred Gößl
                                                                                                                          Foto: IHK

                                                                                     Dr. Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer
                                                                                     der IHK für München und Oberbayern

PS: Nicht nur das Europaparlament ist bald neu. Auch ich bin neu an dieser Stelle:
als Nachfolger des Hauptgeschäftsführers Peter Driessen, der zum Jahreswechsel
in den Ruhestand gegangen ist – und dem wir alle für mehr als zehn Jahre heraus-
ragender Arbeit danken.

                                                                                                                                      3
Ein starkes Team - IHK München
I N H A LT

TITELTHEMA

EIN STARKES TEAM                                                              NAMEN + NACHRICHTEN
                                                                                6   DSGVO-BILANZ
Fachkräfte sind knapp, viele Unternehmen können freie Stellen nur                   Betriebe immer noch verunsichert
schwer oder gar nicht besetzen. Umso wichtiger ist es, das Potenzial
der vorhandenen Mitarbeiter noch besser auszuschöpfen.                        UNTERNEHMERPROFIL
                                                                              10    CHRISTIAN UND MICHAEL AMBERGER
                                                                                    Die Allguth-Chefs betreten gern Neuland
 Foto: Robert Kneschke_Fotolia.com

                                                                              TITELTHEMA
                                                                              12    FACHKRÄFTE
                                                                                    Immer knapper, immer älter
                                                                              16    WISSEN

                                                     12
                                                                                    Wie Unternehmen die digitalen Kompetenzen
                                                                                    ihrer Mitarbeiter weiterentwickeln
                                                                              18    ZUSAMMENARBEIT
                                                                                    Altersgemischte Teams sind besonders
                                                                                    produktiv – wenn Firmen sie unterstützen
                                                                              20    BEWERBER
                                                                                    Bei Stellenanzeigen zählt jedes Detail
UNTERNEHMEN
                                                                              STANDORTPOLITIK
DIE KÄSEFABRIK                                                                22    175 JAHRE IHK
                                                                                    IHK Talk auf der Zugspitze zur Nachhaltigkeit
Die Bergader Privatkäserei gilt als deutsche Nummer eins für                  26    MOBILITÄT
Blauschimmelkäse. Gründerenkelin Beatrice Kress führt das 1902                      Was kann München von anderen Metropolen
gestartete und inzwischen hoch automatisierte Unternehmen.                          lernen? Teil 3: Barcelona
                                                                              28    AUS DER REGION
                                                                                    Unternehmer im Landkreis München schaffen
                                                                                    eigene Ladepunkte für E-Fahrzeuge
                                                                              30    PRO & CONTRA
Foto: Thorsten Jochim

                                                     42
                                                                                    Den Fuhrpark auf E-Fahrzeuge umrüsten?
                                                                              32    AUSBILDUNG
                                                                                    Auszeichnung für die besten Azubis
                                                                              35    IHK-AUSSCHÜSSE
                                                                                    Breitband und Mobilfunk/Integration
                                                                              36    NACHHALTIGKEITSZIELE
BETRIEB + PRAXIS                                                                    17 Wegweiser für Unternehmen

KREDIT FLEXIBEL                                                               38    ABSCHIED
                                                                                    Feier für Hauptgeschäftsführer Peter Driessen
                                                                              41    VOLLVERSAMMLUNG
Ob Kredittilgung nach Auslastung oder Handel über die Blockchain –                  Plenum beschließt europapolitische Positionen
die Bankbranche setzt auf neue Finanzdienstleistungen. Einige
Mittelständler testen die innovativen Angebote bereits.                       UNTERNEHMEN + MÄRKTE
                                                                              42    BERGADER PRIVATKÄSEREI
                                                                                    Von der Manufaktur zur Käsefabrik
                                                                              45
Supphakank_Fotolia.com

                                                                                    SILICON VALLEY

                                                     50
                                                                                    Unternehmer Thomas Dittler über das
Foto: Phongphan

                                                                                    Erfolgskonzept Silicon Valley
                                                                              48    INNOVATIONSPREIS
                                                                                    Die vier Gewinner aus Oberbayern

4                                                                 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 01/2019
Ein starkes Team - IHK München
BETRIEB + PRAXIS                                                                          RUBRIKEN
      50      FINANZIERUNG                                                                       3       EDITORIAL
              Die Digitalisierung ermöglicht neue Angebote                                      66       VERÖFFENTLICHUNGEN + BEKANNTMACHUNGEN
      53      IHK AKTUELL                                                                                –Neufassung des Gebührentarifs der IHK
              Münchner Agenturgipfel/Blockchain                                                             (Anlage zur Gebührenordnung)
      54      BRÜCKENTEILZEIT                                                                            –Prüfungsordnung für die Durchführung von
              Das neue Gesetz im Überblick                                                                  Fortbildungsprüfungen der IHK

      56      MARKTPLATZ GUTE GESCHÄFTE
                                                                                                         –IHK-Wirtschaftssatzung für den Nachtrag zum
                                                                                                            Wirtschaftsplan für das Geschäftsjahr 2018
              Firmen treffen gemeinnützige Organisationen
                                                                                                         –IHK-Wirtschaftssatzung für das Geschäfts-
      58      IMMOBILIENMAKLER UND -VERWALTER
                                                                                                            jahr 2019
              Pflicht zur Weiterbildung
                                                                                                80       EHRUNGEN/FIRMENINDEX
                                                                                                82       KARIKATUR/IMPRESSUM
      EVENTS
      60      BAYERISCHE BEGEGNUNGEN                                                            Beilagenhinweis: Aigner Immobilien (Teilbeilage);
              IHK jobfit!, Gründermesse IHK EXISTENZ und                                        a.b.s. Rechenzentrum
              IHK Konferenz Luftverkehr
                                                                                                         fb.com/ihk.muenchen.oberbayern
      DA SCHAU HER                                                                                       @IHK_MUC
      64      JOSEPH FRAUNHOFER                                                                 Das IHK-Magazin gibt es auch online:
              Sein Name steht bis heute für Innovation                                          www.ihk-muenchen.de/ihk-magazin

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   Information                          Kommunikation                         Services
  Netzwerk aktiv/passiv               Kommunikationslösungen               365 Tage rund um die
  Security-Lösungen                   Contact-Center                          Uhr Service

  Netzwerkanalyse und                 Voice-over-IP                        maximale
     - design                                                                   Investitionssicherheit
                                       Unified Messaging-
  Wireless LAN                            Lösungen                          minimale Ausfallzeiten
                                                                                Ihrer Anlage
  Applikationslösungen                Videokonferenzsysteme
                                                                             Schulung und Einweisung
                                       CTI                                     Ihrer Mitarbeiter
                                                                             Remote Service

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Ein starkes Team - IHK München
NAM EN UND NACHRIC HTEN
                                                                                                                          KURZ & KNAPP
Öffentliche Bestellung und Vereidigung
                                                                                                                         Tourismus
Sachverstand für die Wirtschaft                                                                                          Mehr Übernachtungen
IHK-Syndika und Bereichsleiterin Recht, Beate C. Ortlepp, hat acht neue                                                  Im Oktober 2018 gab es in den Beherbergungs-
Sachverständige in der IHK für München und Oberbayern öffentlich bestellt                                                betrieben in Deutschland 43,6 Millionen Über-
und vereidigt. Sie decken unter anderem die Themen »Bewertung von be-                                                    nachtungen in- und ausländischer Gäste, so das
bauten und unbebauten Grundstücken«, »Garten- und Landschaftsbau, Her-                                                   Statistische Bundesamt. Das war ein Plus von
stellung und Unterhaltung« sowie »Kraftfahrzeugschäden« ab. Die Sachver-                                                 vier Prozent gegenüber Oktober 2017.
ständigen haben nicht nur die persönliche Eignung, sondern vor allem auch                                                Die Übernachtungszahl von Besuchern aus
die besondere Sachkunde nachgewiesen.                                                                                    dem Ausland stieg um sechs Prozent auf 7,5
Alle von den Industrie- und Handelskammern in Bayern öffentlich bestellten                                               Millionen. Die Zahl der Übernachtungen von
und vereidigten Sachverständigen sind in einer bundesweiten und laufend                                                  Gästen aus dem Inland erhöhte sich um drei
aktualisierten Datenbank im Internet veröffentlicht unter: www.svv.ihk.de                                                Prozent auf 36,1 Millionen.
Sie möchten Sachverständiger werden? Informationen zum Sachverständi-                                                    www.destatis.de
genwesen gibt es bei der IHK unter:
www.ihk-muenchen.de/sachverstaendige

                                                                                                                         Deutsches Patent- und Markenamt

                                                                                                                         Elektronische
                                                                                                                         Rechnungsabwicklung
                                                                                   Foto: Andrea Schneider-Leichsenring

                                                                                                                         Als erste Bundesbehörde hat das Deutsche
                                                                                                                         Patent- und Markenamt (DPMA) den Pilot-
                                                                                                                         betrieb für die elektronische Rechnungs-
                                                                                                                         abwicklung gestartet. Nach Abschluss des
                                    Frisch vereidigt – acht neue Sachverständige                                         Tests wird das DPMA in einigen Monaten
                                         in der IHK für München und Oberbayern                                           alle Rechnungen vollständig medienbruchfrei
                                                                                                                         bearbeiten. Jährlich erhält das DPMA mehr
                                                                                                                         als 8 000 Rechnungen über insgesamt rund
                                                                                                                         50 Millionen Euro für eingekaufte Produkte
                                                                                                                         und als Auftraggeber von Dienstleistungen.
DSGVO                                                                                                                    www.dpma.de
Betriebe immer noch verunsichert
Sechs Monate nach Inkrafttreten der EU-Daten-
schutz-Grundverordnung (DSGVO) hat die IHK für                                                                           Finanzierung
München und Oberbayern Bilanz gezogen. Ergebnis:                                                                         Neuer Mezzanine-
Viele Betriebe sind trotz redlicher Bemühungen im-
mer noch unsicher, ob sie die DSGVO richtig umset-
                                                                                                                         Fonds
zen. Die EU-Verordnung habe der Wirtschaft zudem                                                                         Mit der Unternehmensfinanzierung Mezzanine
                                                                                                                         können Firmen ihre Eigenkapitalbasis verbes-
viele neue bürokratische Informations-, Berichts- und
                                                                                                                         sern, ohne Gesellschaftsanteile abgeben zu
Dokumentationspflichten aufgebürdet, so die IHK.                                                                         müssen. Die Münchner Bayern Mezzanine
Sie will bei der EU praxisnahe Nachbesserungen vor                                                                       hat 2018 einen neuen Mezzanine-Fonds mit
                                                                                                                         einem Volumen von 60 Millionen Euro
allem für kleine und mittlere Firmen durchsetzen, wie
                                                                                                                         gestartet. Er richtet sich an mittelständische
etwa die Lockerung der Bestellpflicht für betriebliche                                                                   Unternehmen, die für besondere Situationen
Datenschutzbeauftragte. Diese sollte erst für Betrie-                                                                    wie etwa Gesellschafterwechsel, interne und
                                                                                                                         externe Unternehmensnachfolge oder
be gelten, in denen mehr als 20 Personen IT-gestützt
                                                                                                                         Wachstumsinvestitionen Kapital benötigen.
personenbezogene Daten verarbeiten. Zudem will                                                                           www.bayern-mezzanine.de
die IHK mehr Schutz vor Abmahnmissbrauch.

6
Ein starkes Team - IHK München
PERSONALIA

                                                                                    Foto: IHK
BayBG

Karl Christian Vogel
ist Geschäftsführer
Zum 15. November 2018 hat Karl
Christian Vogel (54) die Positi-
on des Geschäftsführers
der BayBG Bayerischen
Beteiligungsgesell-
schaft mbH, München,                                        Die Teilnehmer der
übernommen. Damit                                           Schienenkonferenz
ist das zweiköpfige                                      konnten direkt erleben,
                                                         wie bei Binderholz der
Führungsgremium wie-
                                                             Transport am Gleis
der vollständig. Bereits                                                 abläuft
seit 1. Oktober fungiert
Peter Pauli als Sprecher der
Geschäftsführung. www.baybg.de                           IHK Konferenz Schienenverkehr

                                                         Aufs Gleis gesetzt
                                                         Die Bundesregierung will pro Jahr mehr als sieben Milliarden Euro
ProGlove
                                                         zusätzlich in die Verkehrsinfrastruktur investieren. Der Masterplan
Andreas König                                            Schienengüterverkehr und das Gleisanschlussförderprogramm

neuer CEO
                                                         sollen den Bahngüterverkehr beleben. Die geplanten Maßnahmen
                                                         reichen von E-Mobilität über Digitalisierung und Weiterbildung bis
                                                         hin zur Entscheidung, den Trassenpreis für den Güterverkehr fast
            ProGlove stellt sich neu auf:                zu halbieren. IHK-Bahnspezialist Gerhard Wieland sieht im Master-
               Andreas König (53, r.) wird               plan den richtigen Ansatz: »Er enthält Punkte und Maßnahmen, die
                zukünftig als CEO an der                 wir seit Jahren fordern.«
                 Spitze des Münchner                     Auf der IHK Konferenz Schienenverkehr »Weichen stellen zur Verla-
                  Start-ups stehen. Er                   gerung des Güterverkehrs« diskutierten zwölf Referenten aus Po-
                  folgt auf ProGlove-Mit-                litik, Verwaltung und Wissenschaft über die Wiederbelebung des
                 gründer Thomas Kirch-                   Güterverkehrs mit der Bahn. Steffen Müller, im Bundesverkehrsmi-
               ner (32, l.), der sich von                nisterium zuständig für Masterplan und Gleisanschlussförderung,
             nun an als Vice President                   versicherte, man werde das Verfahren bei der Gleisanschlussför-
         Product um die Produktentwick-                  derung vereinfachen und beschleunigen. Die praktischen Aspekte
lung kümmern will. www.proglove.de                       demonstrierte die Binderholz GmbH gleich am Veranstaltungsort.
                                                         Das Unternehmen nutzt im Interpark in Kösching bei Ingolstadt
                                                         seit 2006 den Gleisanschluss.
                                                         Weitere Infos: www.ihk-muenchen.de/schienenkonferenz
Münchener Verein

Maklervertrieb unter
neuer Leitung
Joachim Rahn leitet seit
1. Dezember 2018 den bun-
                                                                      Zahl des Monats
desweiten Maklervertrieb
der Münchener Verein                                                 Seit 2006 stieg die Abgaben-, Umlagen-
Versicherungsgruppe,                                                 und Steuerbelastung in Deutschland für
München. Der 47-jähri-                                                        alle Stromkunden um

                                                                                   110 Prozent
ge gebürtige Münchner
kommt von der Süddeut-
schen Krankenversicherung.
www.muenchener-verein.de                                                                 Quelle: www.bdew.de

Fotos: BayBG, ProGlove, Foto Heincke Inh. Peter Kübler                                                                    7
Ein starkes Team - IHK München
NAC H RICHTEN | ON L IN E

                                                                 IHK-Links des Monats
                                                Auf www.ihk-muenchen.de informiert die IHK immer aktuell über wichtige News,
                                                          neue Serviceangebote und interessante Veranstaltungen.

                                                                                                         #IHK175
Foto: IHK für München und Oberbayern

                                                                                                         Zukunft der Arbeit
                                                                                                         Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus – hat die
                                                                                                         Arbeit noch Zukunft? Unter diesem Titel steht der
                                                                                                         nächste IHK Talk in Schloss Tüssling.
                                                                                                         Die Veranstaltung findet im Rahmen des Jubiläums
                                                                                                         #IHK175 statt.
                                                                                                         www.ihk-muenchen.de/175

                                       Brexit                                                            Links des Monats
                                       Der Ausstieg Großbritanniens aus der EU gestaltet                 IHK Sachverständige
                                       sich kompliziert. Was Unternehmer jetzt zum Brexit wissen
                                                                                                         www.ihk-muenchen.de/sachverstaendige
                                       sollten.
                                       www.ihk-muenchen.de/brexit                                        Tipps zum Internetrecht
                                                                                                         www.ihk-muenchen.de/internetrecht
                                       Wohnimmobilienverwalter                                           IHK-Ratgeber Arbeitsrecht
                                       Ohne Erlaubnis dürfen auch langjährige Verwalter ihre             www.ihk-muenchen.de/arbeitsrecht
                                       Tätigkeit nach dem 1. März 2019 nicht mehr ausüben. Sie
                                                                                                         AGB gestalten
                                       können den Antrag dafür schnell und einfach online stellen:
                                                                                                         www.ihk-muenchen.de/agb
                                       www.ihk-muenchen.de/wohnimmobilienverwalter
                                                                                                         Webseiten und DSGVO
                                       Mittelstand und Start-ups                                         www.ihk-muenchen.de/dsgvo-datenschutz-webseite
                                       Etablierte Unternehmen und junge Wachstumsfirmen                  Familie und Beruf
                                       können sich hervorragend ergänzen. Innovation durch               www.ihk-muenchen.de/familie-beruf
                                       Kooperation – so geht’s!
                                       www.ihk-muenchen.de/mittelstand-startups

                                                                                                              fb.com/ihk.muenchen.oberbayern

                                                                                                              @IHK_MUC
                                       Änderungen zum Jahreswechsel
                                       Wie immer ändert sich zum 1. Januar einiges, was
                                                                                                         IHK-Newsletter und IHK-Magazin
                                       sich direkt auf den Unternehmensalltag auswirkt.
                                       Wir haben für Firmen die wichtigsten Änderungen                   Den IHK-Newsletter können Sie abonnieren unter:
                                       zusammengefasst – für einen guten Start ins neue                  www.ihk-muenchen.de/newsletter
                                       Jahr.                                                             Das IHK-Magazin steht online unter:
                                       www.ihk-muenchen.de/jahreswechsel                                 www.ihk-muenchen.de/ihk-magazin

                                       8                                                             Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 01/2019
Ein starkes Team - IHK München
„Mit umfassender Expertise
bewerten wir Ihre Immobilie
professionell.“

Kathrin Schachtner,
Stellvertretende Geschäftsführung,
Prokuristin, Dipl.-Immobilienökonomin (ADI),
Immobilienkauffrau (IHK)

Wir wissen, was Ihre Immobilie wert ist!
Der Immobilienmarkt hat sich in den letzten Jahren rasant verändert. Nur mit der
entsprechenden Marktkenntnis und mithilfe fundierten Analysen sind marktge-
rechte und individuelle Einwertungen von Immobilien möglich. Unsere firme-
neigenen Gutachter und Architekten ermitteln den aktuellen Wert Ihres Objek-
tes und erstellen für Sie eine detaillierte Bewertung unter Berücksichtigung aller
wertbildenden Faktoren.

Als Unternehmen mit der Erfahrung von über 25 Jahren kennen wir den
Markt – und die erzielbaren Preise!

Rufen Sie uns an – wir nehmen uns gerne Zeit für Sie!

Tel. (089) 17 87 87 - 8784
                                                                  Auswahl unserer Mitgliedschaften
Ein starkes Team - IHK München
Grün und luftig – die beiden
     Allguth-Chefs Christian und
     Michael Amberger (v.l.) in der
     neuen Firmenzentrale in Gräfelfing

 Zwei                                     von der

Tankstelle
                                                    Foto: Marion Vogel
U N T E R N E H ME R P R O F I L

              Christian und Michael Amberger, Eigentümer der Allguth GmbH, setzen
          auf qualitatives Wachstum und betreten gern Neuland – wie beim Umbau einer
                               alten Industrieanlage zur Kulturstätte.
                                                             HARRIET AUSTEN

C
       hristian Amberger wollte an der           Prozent der Kunden, die Michael Amberger      ihres Unternehmertums. Sie finden es ge-
       Wall Street in New York arbeiten.         »Überzeugungstäter« nennt, kämen nicht        nauso spannend, über die Tankstelle 2040
       Sein Bruder Michael hätte lieber Ar-      zum Tanken. Die Unternehmer gestalten         nachzudenken wie ihrem besonderen In-
chitektur studiert. Beide hatten nicht vor, in   möglichst vieles selbst und geben es den      teresse für Kunst und Kultur Ausdruck zu
die vom Vater gegründete Allguth GmbH            Pächtern vor – vom Interior Design über       verleihen.
einzutreten. Doch heute führen beide ge-         das Warengruppenmanagement bis zum            Mit viel Leidenschaft und Liebe zum Detail
meinsam die Geschäfte des Familienunter-         Marketing. »Dadurch sind wir unglaub-         betreten sie gerade Neuland. Sie lassen
nehmens, das zu den größten bayerischen          lich schlagkräftig und schnell«, betont       ein denkmalgeschütztes Heizkraftwerk in
Firmen der Mineralölbranche gehört. »Wir         Christian Amberger.                           München-Aubing zu einem Kunstkraft-
sind schon die Söhne unseres Vaters«,                                                          werk umbauen. Die Baugenehmigung
geben die Brüder zu. Er hat ihnen sowohl         Zwei, die sich bestens ergänzen               liegt seit Kurzem vor. Beide beugen sich
das unternehmerische Denken in die Wie-          Er bezeichnet seinen Bruder Michael als       über ein Skizzenbuch und zeigen begeis-
ge gelegt als auch die Begeisterung, neue        kreativ, impulsiv, spritzig, lebendig und     tert, was sie alles vorhaben. In dem um-
Wege zu gehen und innovative Projekte            »aus dem Herzen heraus handelnd«. Er          gestalteten Alt- und einem modernen
anzupacken.                                      selbst sei eher der vernünftige, akribische   Neubau wird Platz sein für Galerien, Kon-
Warum Christian (57) und Michael (51)            Kopfmensch, zuständig für Finanzen und        zertsaal, Büros, Restaurant und Biergarten
Amberger doch im väterlichen Unterneh-           Controlling. »Er ist halt der Lebensweise-    – eine Kulturstätte, die Berührungsängste
men gelandet sind? Sie fanden Geschmack          re«, sagt Michael Amberger schmunzelnd.       abbauen und den direkten Kontakt zwi-
am Unternehmertum. Während ihres                 Sie sind gut aufeinander eingespielt und      schen Besuchern und Künstlern fördern
BWL-Studiums in München übernahmen               streiten sich angeblich nie.                  soll. »Im Grunde wie eine Tankstelle, zu
sie ein Joint Venture von Allguth und Agip,      Für das Thema Architektur haben inzwi-        der einen auch viele Gründe hinführen«,
das aufgelöst werden sollte. »Wir wollten        schen beide eine Leidenschaft entwickelt.     meint Christian Amberger und macht
eigene Erfahrungen sammeln und testen,           »Tankstellen sind Bauwerke im öffentlichen    gleich deutlich, dass sie ambitionierte
ob wir miteinander können«, erinnert sich        Raum«, sinniert Michael Amberger. »Des-       Ziele verfolgen: Ihr Kunstkraftwerk soll es
Michael. Sieben Jahre lang machten sie           halb haben wir eine besondere Verpflich-      unter die Top Ten der Münchner Touriste-
alles selbst, von der Buchhaltung bis zum        tung der Gesellschaft gegenüber.« Ihr Ziel,   nattraktionen schaffen.                 
Vertrieb. Dabei erkannten sie, dass sie sich     den anspruchsvollen Kunden professio-
trotz erheblicher Unterschiede gut verste-       nelle Leistungen zu moderaten Preisen
hen und dass gemeinsames Unternehmer-            in schönem Ambiente zu bieten, ver-
tum Spaß macht. 1996 fusionierten sie ih-        wirklichen die Brüder seit 2002 mit
                                                                                               Zu den Personen
ren Betrieb mit der Allguth GmbH, stiegen        einem unverwechselbaren Erschei-              Die Brüder Christian und Michael
in die Firmenleitung ein und führten das         nungsbild. Es strahlt Transparenz,            Amberger, Jahrgang 1961 und 1967, über-
Unternehmen acht Jahre lang zu dritt. Seit       Offenheit und Großzügigkeit aus. Das          nahmen während ihres BWL-Studiums
dem Tod des Vaters 2004 sind sie alleinige       gilt auch für die 2012 errichtete helle       vom Vater erfolgreich ein Joint Venture.
geschäftsführende Eigentümer.                    und luftige Firmenzentrale in Gräfel-         1996 fusionierten sie ihr Unternehmen
Allguth gilt in der Branche als Innovations-     fing, bestückt mit Kunstwerken und            mit der 1958 von Vater Willy gegründe-
führer – »uns gibt es kein zweites Mal«,         von der Decke hängenden Pflanzen              ten Mineralölfirma Allguth GmbH, zu der
sagt Christian Amberger stolz. So führte         – »eine Architektur zum Wohlfühlen«,          heute 45 Tankstellenbetriebe gehören.
Vater Willy 1968 als Erster in Deutschland       sagt Christian Amberger. Hier können          Seit 1996 sind beide Geschäftsführer des
ein Servicekonzept mit den vier Kernberei-       sich die 44 Mitarbeiter in jeder Hin-         Familienunternehmens. Ihr Fokus liegt
chen Tankstelle, Waschanlage, Getränke-          sicht ausbreiten. Entsprechend gering         derzeit auf dem Umbau eines alten Heiz-
markt und Shop ein. 2017 eröffnete Allguth       sei die Fluktuation.                          kraftwerks in Aubing zu einem Kunst-
gemeinsam mit Linde eine Wasserstoff-            »Frei sein, mal auch fern der Wirt-           und Kulturareal.
tankstelle. Das Unternehmen setzt auf            schaftlichkeit denken, Nachhaltigkeit
                                                                                               www.allguth.de
einladende Architektur und umfassende            vor Gewinnmaximierung stellen«,
Shopping- und Serviceangebote. Über 50           das begreifen die Brüder als Kern

Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 01/2019
T I T E LTHEM A | FA CHK R ÄF TE

                                   Produktiv und leistungsstark –
                                   je besser die Zusammenarbeit
                                      im Team, desto vorteilhafter
                                       für das ganze Unternehmen

                                                                     Foto: Robert Kneschke_Fotolia.com; SurfupVector_Fotollia.com

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Ein starkes
                           Team
        Ob gelungene Zusammenarbeit von Alt und Jung, mehr Digitalwissen im Betrieb
                oder optimierte Stellenanzeigen – so können Unternehmen das
              Potenzial von Belegschaft und Bewerbern noch besser ausschöpfen.

Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 01/2019                     13
T I T E LTHEM A | FA CHK R ÄF TE

W
            enn Unternehmen erfolgreich                  len. Es gilt auch, das Potenzial der eigenen                                 Nachwuchskräfte treffen, können Firmen
            im Wettbewerb bestehen wol-                  Belegschaft auszuschöpfen. Das IHK-Ma-                                       profitieren. Schließlich bringen altersge-
            len, brauchen sie gut qualifi-               gazin stellt daher zum Jahresanfang die                                      mischte Teams häufiger Prozess- und Pro-
zierte, innovative Mitarbeiter. Keine leichte            Mitarbeiter in den Mittelpunkt.                                              duktinnovationen hervor als Gruppen mit
Aufgabe in Zeiten des Fachkräftemangels.                                                                                              Mitgliedern aus einer Generation. Damit
So fehlen der Wirtschaft in Oberbayern                   Von Wissen bis Stellenanzeige                                                die Zusammenarbeit von Alt und Jung er-
derzeit 103 000 qualifizierte Mitarbei-                  Wie lassen sich die digitalen Kompeten-                                      folgreich ist, können Firmen einiges unter-
ter. Dies ist ein Ergebnis des aktuellen                 zen der Kollegen weiterentwickeln? Wie                                       nehmen (S. 18).
IHK Fachkräfte-Reports. Und die Lücke                    gelingt es, verborgenes Wissen bei den                                       Viele Personaler wünschen sich mehr Be-
vergrößert sich noch weiter. Bis zum Jahr                Beschäftigten zu heben? Das zeigen Un-                                       werber auf freie Stellen in ihrem Unter-
2030 wird sich der Fachkräfteengpass so-                 ternehmen wie der Hightech-Spezialist                                        nehmen. Und nicht wenige fragen sich re-
gar auf 195 000 fast verdoppeln (siehe                   OHB und der Webtechnologiedienstleister                                      gelmäßig, warum unter den Interessenten
Grafik unten).                                           TechDivision (S. 16).                                                        so wenige Bewerberinnen sind. Vielleicht
Angesichts solcher Zahlen wird es für Un-                Die Gesellschaft altert und mit ihr auch                                     liegt es ja an den Stellenanzeigen. Denn
ternehmen immer wichtiger, nicht nur ein                 die Belegschaften in den Unternehmen.                                        Frauen achten bei Ausschreibungen auf
leistungsfähiges Team zusammenzustel-                    Wenn altgediente Kollegen auf junge                                          andere Faktoren als Männer (S. 20).

                                                                                                                                                                                    Foto: schlichteasy_Fotolia.com
     Die Lücke wächst                                                                                                Wertschöpfungsverluste in Bayern
                                                                                                                     durch den Fachkräftemangel
     In Oberbayern wird sich der Fachkräfteengpass von heute
     103 000 Personen auf 195 000 im Jahr 2030 fast verdoppeln.

     Engpass 2018                           Engpass 2030
     Fachkräfteangebot   2 032 000          Fachkräfteangebot   1 680 000

                                                                                                                    2018                                         2030
     Fachkräftenachfrage 2 135 000          Fachkräftenachfrage 1 875 000
     Engpass		             103 000          Engpass		             195 000
     Quelle: IHK Fachkräfte-Report 2018

                                                                                                                     4,7 %                                       8,6 %
                                                                                                                                   Nicht realisierte Bruttowertschöpfung

                                                                                                             22,9 Mrd. Euro                               50,8 Mrd. Euro
                                                                            Foto: fotomek_Fotolia.com

                                                                                                                                        Bruttowertschöpfungsverluste

                                                                                                                     Allein 2018 summierten sich die Wertschöpfungsverluste
                                                                                                                     durch den Fachkräftemangel auf 22,9 Milliarden Euro.
                                                                                                                     Quelle: IHK Fachkräfte-Report 2018

14                                                                                                      Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 01/2019
Schwierige Personalsuche                                                                                 Immer älter

                                                                                                            43,7                                                        48,6
                                                                                                                                                                            2030
                                                                                                                 2018

   Kleine Firmen mit unter 50 Mitarbeitern                                                               2018 waren bayerische Arbeitnehmer im Schnitt 43,7 Jahre
können im Schnitt jede                    dritte Stelle                                                  alt. Bis zum Jahr 2030 wird das Durchschnittsalter auf 48,6
                                                                                                         Jahre ansteigen.
                         nicht besetzen.
                       Quelle: KOFA-Studie 2/2018                                                        Quelle: IHK Fachkräfte-Report 2018

Berufe mit Bedarf                                                                                                                                                                           33 000
                                                                       Unternehmensführung und -organisation
                                              Technische Entwicklung, Konstruktion und Produktionssteuerung                                                 17 000
Vom Fachkräftemangel                                                          Maschinen- und Fahrzeugtechnik                                    11 700
sind besonders Berufe in
                                                                                     Einkauf, Vertrieb und Handel                        9 100
Unternehmensführung und
                                                     Finanzdienstleistungen, Rechnungswesen, Steuerberatung                     6 000
-organisation betroffen. Hier
fehlen in Oberbayern 33 000                         Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe, Theologie               5 500
Personen. Auch Mitarbeiter                                             Mechatronik, Energie- und Elektroberufe               4 500
für technische Entwicklung,                                                                Recht und Verwaltung              4 200
Konstruktion und Produkti-                                             Mathematik, Biologie, Chemie und Physik              4 100
onssteuerung sind knapp.
                                                                                 Medizinische Gesundheitsberufe             4 000

Quelle: IHK Fachkräfte-Report 2018                                                                                  0      5 000       10 000      15 000       20 000   25 000   30 000   35 000

Länger aktiv

Die Erwerbstätigkeit von Älteren steigt seit Jahren.
                                                                                                            99,3
So hat sich zwischen 2013 und 2016 die Zahl der
Frauen zwischen 60 und 64 Jahren in Engpassberu-
fen um 45 Prozent erhöht.       (Angaben in Prozent)

                                                                                                                     59,9 62,9 58,3                      58,7
                                                                          45,1
                                                                                                                                                                                                          Foto: pikselstock_Fotolia.com; industrieblick_Fotolia.com

                                                                                  26,5                                                                           27,0 30,3 24,5
                                      24,1
                                             16,3 14,4 16,2                              12,4 13,0
      13,4 12,5              12,0
                      8,4

            Alter 50–54                    Alter 55–59                         Alter 60–64                          Alter 65–69                          Alter 70 und höher
    Frauen Engpassberufe             Frauen Nicht-Engpassberufe              Männer Engpassberufe               Männer Nicht-Engpassberufe

Quelle: KOFA-Studie 4/2017

                                                                                                                                                                                                     15
Enormes Know-how im
                                                                                                                 Betrieb – OHB-Mitarbeiter
                                                                                                                      Horst Pfeuffer (l.) und
                                                                                                                   Werner Spiel mit Teilen
                                                                                                                   einer Forschungsrakete

                                                                                                                                                Foto: Thorsten Jochim
                        Wissen ist Macht
    Die digitalen Kompetenzen der Mitarbeiter entwickeln sich nicht automatisch weiter,
 nur weil der technologische Wandel unaufhörlich voranschreitet. Unternehmen sollten ihre
           Beschäftigten daher gezielt überzeugen, mitnehmen und weiterbilden.
                                                                SABINE HÖLPER

L
     utz Bertling arbeitet erst seit April 2018   sungen für Raumfahrt, Wissenschaft und          Die Menschen sind eine zentrale Kompo-
     bei der OHB SE. Der 55-Jährige ge-           Industrie. »Im Unternehmen hat man sich         nente der Digitalisierung und Transforma-
     hört nicht nur zum vierköpfigen Vor-         auch schon vorher mit Digitalisierung           tion, sagt Josef Willkommer, Geschäfts-
stand, er ist auch Chief Digital Officer. Die     auseinandergesetzt«, sagt Bertling. »Aber       führer des Webtechnologiedienstleisters
OHB SE und ihre Tochter OHB Systems AG            jetzt ist das Thema so wichtig, dass wir es     TechDivision mit Hauptsitz in Kolbermoor.
an den Standorten Oberpfaffenhofen und            einem Vorstandsressort zugeordnet ha-           Die erste Komponente seien die Werkzeu-
Bremen sind spezialisiert auf Hightech-Lö-        ben.«                                           ge, die Geräte, die Software. Doch »vor
                                                  Die Digitalisierung schreitet rasant voran      den Geräten sitzen Menschen«, so Will-
                                                     und verändert die Wirtschafts- und Ar-       kommer. Und die müssten den Umgang
Darum geht's                                             beitswelt enorm. Nur: Die digitalen      damit erst lernen. »Aber man darf sie da-
  igitalisierung in den Betrieben
 D                                                       Kompetenzen der Mitarbeiter entwi-       bei nicht überfordern«, mahnt er.
 verunsichert die Belegschaft häufig.                    ckeln sich nicht automatisch und im      Selbst Digital Natives bräuchten Erläute-
 Unternehmen sollten ihre Mitarbeiter                   Gleichklang mit dem technologischen      rungen. Zumal noch ein anderer wichtiger
  daher vom konkreten Nutzen der                         Wandel weiter. Unternehmen müs-          Aspekt hinzukommt: Die Digitalisierung
  digitalen Projekte überzeugen.                         sen ihre Mitarbeiter folglich zu jedem   bietet nicht nur Chancen, sie schürt auch
  Oft kennen Firmen das digitale Know-                  Zeitpunkt überzeugen, mitnehmen,         Ängste. Viele Mitarbeiter sorgen sich, dass
   how ihrer Beschäftigten nicht genau –                 weiterbilden. Das fängt ganz oben an     ihre Arbeit wegrationalisiert wird. »Diese
   dieses verborgene Wissen lässt sich                   – bei einem Chef, der das Thema vo-      Ängste muss man den Angestellten neh-
   heben.                                                ran- und zu den Mitarbeitern bringt.     men«, sagt Willkommer. Man müsse er-
T I T E LT H E MA | D I G I TA LE XP E R T E N

klären, dass zwar manches automatisiert        die fortwährend fahnden, wo weitere
                                                                                          Veranstaltungstipp
werde, dies den Mitarbeitern aber mehr         Potenziale liegen. In einem nächsten
Zeit gebe für die Bearbeitung anderer          Schritt geht es dann darum, die übri-
Themen und dass der Arbeitsplatz somit         gen Mitarbeiter von den anstehenden        Agile Mindsetter
nicht zur Disposition stehe. Der TechDivi-     Neuerungen zu überzeugen und ent-          Mit Agilität wollen sich viele Unterneh-
sion-Chef lädt einmal im Monat die knapp       sprechend zu trainieren.                   men den Herausforderungen der Digi-
100 Mitarbeiter zum gemeinsamen Mit-                                                      talisierung stellen. Was aber ist Agilität
tagessen, um strategische Themen wie           Mitarbeiter früh einbinden                 genau? Wie kann sie ganz konkret im
etwa die Digitalisierung zu besprechen.        Vor allem das Überzeugen sei ent-          Arbeitsalltag umgesetzt werden? Wie
Ein weiterer wichtiger Baustein sind Schu-     scheidend, betont Bertling. Überzeu-       können Führungskräfte und Mitarbeiter
lungen und Weiterbildung. Dazu gehört          gen könne man die Menschen nur             für die Veränderungen, die oft mit Ängsten
auch der Besuch von Kongressen. Erst           dann, wenn sie den Nutzen sehen.           verknüpft sind, begeistert werden?
kürzlich war Willkommer mit einem Team         »Die Mitarbeiter müssen erfahren,          Die Ausbildung zum agilen Mindsetter
in Barcelona, zuvor in den USA. Zudem          was die Änderung konkret für ihre          qualifiziert dazu, agile Arbeitsweisen zu
kommen zwei sogenannte Agile Coaches           Arbeit bringt«, so der OHB-Vorstand.       gestalten, einzuführen und zu verankern.
in die Firma und schulen die Mitarbeiter.      Daher reiche es nicht, Neuerungen          Termin: 22.1. bis 14.5.2019, 8 Präsenztage,
Weiterbildung nach dem Gießkannenprin-         bloß zu kommunizieren. »Man muss           9–17 Uhr
zip ist jedoch wenig sinnvoll. Deshalb soll-   die Mitarbeiter sehr früh einbin-          Ort: IHK Akademie Westerham, Von-An-
te ein Unternehmen zunächst definieren,        den und ihnen zeigen, wie die neue         drian-Str. 5, 83620 Feldkirchen-Westerham
welches Wissen für welches Vorhaben ge-        Technologie eingepasst in ihrer Ar-        Teilnahmekosten: 2 800 Euro
nau benötigt wird. Danach geht es an das       beitsumgebung wirkt.«                    Infos: akademie.muenchen.ihk.de/
Aufspüren verborgenen Know-hows: Oft                                                      persoenlichkeitsentwicklung/
sind entscheidende Kompetenzen bereits         IHK-Ansprechpartnerin zum                  agiler-mindsetter-ihk
im Betrieb vorhanden. Die Abteilungs-          Thema Fachkräfte                           Ansprechpartner
oder Geschäftsleiter kennen sie nur nicht,     Elfriede Kerschl, Tel. 089 5116-1786       Dr. Alexander Machate, Tel. 08063 91-254
da sie im beruflichen Kontext bisher nicht     elfriede.kerschl@muenchen.ihk.de           Machate@ihk-akademie-muenchen.de
gefragt waren.
David Meinhard, Experte beim Kompe-
tenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA)
am Institut der deutschen Wirtschaft
Köln, rät: »Starten Sie einen offenen
Dialog mit Ihren Mitarbeitern und erfah-
                                                 Neues Jahr – neue Vorhaben?
ren Sie, welche verdeckten Kompetenzen                  Planen Sie Baumaßnahmen,
in Ihrem Team schlummern.« Firmen mit
einer eher jungen Belegschaft sind hier                 Sanierungen, Mietverträge?
im Vorteil. »Berufsanfänger sind in sozia-
len Netzwerken aktiv oder haben in ihrer
Ausbildung Softwareprogramme kennen-
gelernt«, sagt Meinhard. Einige brächten                Wir sind gerne für Sie da und beraten Sie
eventuell sogar Erfahrung in der Web-
                                                                 in folgenden Bereichen:
entwicklung mit.
So wie bei OHB Systems in Oberpfaffen-            • Bauverträge (Neubau, Sanierung, Grundstückskauf)
hofen. Der Altersschnitt ist niedrig und die
                                                  • Architektenverträge (Planung, Bauleitung etc.)
jungen Mitarbeiter gingen »natürlicher
mit dem Thema um«, findet OHB-Vor-
                                                  • Bauträgerverträge (Erwerb von Häusern und Wohnungen)
stand Bertling. Oft seien sie sogar Treiber       • Mietverträge (gewerbliche Räume und Liegenschaften)
der Digitalisierung. »Sie bringen Ideen           • WEG-Angelegenheiten (Teilungserklärungen u.a.)
ein, wie man die Digitalisierung voran-
treiben kann.« Im Unternehmen macht                             ETL Müller, Hillmayer & Kollegen
man sich dies zunutze, um am Ende alle                           Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
Mitarbeiter ins Boot zu holen und weiter-                      Kanzlei für privates Immobilienrecht
zubilden.
                                                              Maria-Theresia-Str. 32, 81675 München
Konkret heißt das: Die Mitarbeiter mit den
größten Kompetenzen werden zu Digi-                           Tel.: 089/99 83 88 - 0, Fax: 089/98 16 36,
talexperten ernannt. Für das Gebiet, auf                       E-Mail: kanzlei@mueller-hillmayer.de
dem sie besonders viel Wissen besitzen,
fungieren sie als eine Art Trendscouts,

Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 01/2019                                                                  17
T I T E LTHEM A | ZU S AMMEN ARBEIT

         Die Mischung macht’s
              Altersgemischte Teams sind produktiver als homogene. Allerdings ist das
             kein Selbstläufer. Was Unternehmen tun können, damit ältere Mitarbeiter ihr
                                      volles Potenzial entfalten.
                                                                 SABINE HÖLPER

                                                                                                                                duktinnovationen hervor«, sagt Andrea
                                                                                                                                Hammermann vom Institut der deutschen

                                                                                            Foto: Robert Kneschke_Fotolia.com
                                                                                                                                Wirtschaft Köln (IW). Ein Selbstläufer sei
                                                                                                                                das zwar nicht, so die Expertin. Doch die
                                                                                                                                Herausforderung sei zu bewältigen.
                                                                                                                                Die Anstrengungen lohnen sich schon
                                                                                                                                deshalb, weil sich die Altersstruktur in
                                                                                                                                deutschen Unternehmen wandelt. Sie
                                                                                                                                folgt dem demografischen Trend in der
                                                                                                                                Bevölkerung. So ist der Altersdurchschnitt
                                                                                                                                laut IW seit dem Jahr 2007 um 1,6 Jahre
                                                                                                                                angestiegen. Dies zeigt sich auch an der
                                                                                                                                Altersstruktur in den Unternehmen: Wäh-
                                                                                                                                rend der Anteil der unter 25-Jährigen um
                                                                                                                                durchschnittlich 1,4 Prozentpunkte auf elf
                                                                                                                                Prozent gesunken ist, erhöhte sich der
                                                                                                                                Anteil der Beschäftigten ab 55 Jahren um
                                                                                                                                mehr als fünf Prozentpunkte auf 22 Pro-
                                                                                                                                zent.

                                                                                                                                Stärken erkennen
                                                                                                                                Ältere Mitarbeiter haben nicht selten mit
                                                                                                                                Vorbehalten zu kämpfen. Sie könnten in
                                                                                                                                Zeiten der Digitalisierung den ständigen
                                                                                                                                Wandel nicht so gut meistern, heißt es
                                                                                                                                manchmal. Sie seien langsamer, weniger
                                                                                                                                flexibel und weniger belastbar als ihre
Viele Unternehmen erkennen, dass Ältere und Jüngere besonders produktiv zusammenarbeiten                                        jüngeren Kollegen. Was die Arbeitsleis-
                                                                                                                                tung angeht, ist dies häufig nur ein Vor-
                                                                                                                                urteil.

D
       ie Betz-Chrom GmbH beschäftigt an           arbeiter. Zehn davon sind 55 Jahre oder                                      Allerdings können im Unternehmen al-
       ihren beiden Standorten in Gräfel-          älter. Für die Chefin des Spezialisten für                                   tersbezogene Konflikte und Kommunikati-
       fing und Maisach insgesamt 75 Mit-          Oberflächentechnik, Miriam Betz, ist das                                     onsprobleme entstehen, sagt IW-Expertin
                                                   von Vorteil. »Wir profitieren von der Zu-                                    Hammermann. Diese treten umso stärker
                                                     sammenarbeit junger und älterer Kolle-                                     auf, je jünger der Chef ist. Mancher altge-
Darum geht's                                             gen«, sagt sie. »Wir sind produktiver.«                                diente Mitarbeiter lasse sich eben nur un-
 Altersgemischte Teams bringen                          Nur junge Leute im Team – das kann                                     gern von einem jungen Aufsteiger sagen,
 häufiger Prozess- und Produkt-                          sich die 50-Jährige überhaupt nicht                                    was er zu tun habe. Und da Führungskräf-
 innovationen hervor.                                    vorstellen. »Das wäre enorm kräfte-                                    te tendenziell immer jünger werden, ob-
   Dennoch gibt es Konfliktpotenzial,                   zehrend.«                                                              wohl die Belegschaft älter wird, verschärfe
    etwa wenn Chefs viel jünger als ihre                 Studien bestätigen, dass altersge-                                     sich dieses Problem. Aber solche Konflikte
    Mitarbeiter sind.                                    mischte Teams grundsätzlich erfolg-                                    sind lösbar. Führungskräfte sollten bereit
  In einer Firmenkultur des Voneinander-                reicher sind als homogene. »Sie                                        sein, die Stärken der älteren Mitarbei-
   Lernens, können Alt und Jung ihre                     bringen häufiger Prozess- und Pro-                                     ter zu erkennen – und diese zu schätzen.
   Stärken ausspielen.
Mentoring – andersherum
Und Stärken besitzen sie gegenüber             tet, dass die Beschäftigungsfähigkeit
dem Nachwuchs durchaus. Ganz vorne             aller Mitarbeiter bis zum Rentenein-            Altersgemischte Teams können ihre Vortei-
steht dabei ihr Erfahrungsschatz. Unter-       tritt gewährleistet ist.« Und weiter:           le besonders gut in einer Unternehmens-
nehmerin Betz macht einen Ausflug in           »Betriebliches Gesundheitsmanage-               kultur des Voneinander-Lernens ausspie-
die Modewelt, um dies zu verdeutlichen:        ment sichert gesunde Arbeitsbedin-              len. Das heißt: Die Jüngeren lernen von
»Nach Jahren in der Versenkung kommen          gungen und stärkt die individuellen             den Älteren, aber die Älteren lernen auch
Cord und Pannesamt wieder ums Eck. Ein         Ressourcen.«                                    von den Jungen. Um dies zu etablieren,
Junger sieht das als Neuerung. Ein alter       Beides sieht auch die Betz-Chrom-               sind Reverse-Mentoring-Programme gut
Hase sagt: alles schon mal da gewesen.«        Chefin als wichtige Bausteine an. Op-           geeignet. Im Gegensatz zu herkömmlichen
Übertragen auf die Arbeitswelt soll das        timale Lichtverhältnisse am Arbeits-            Mentoring-Programmen, bei denen erfah-
heißen: Der erfahrene Kollege erkennt, ob      platz, ergonomische Schreibtische               rene Mitarbeiter Neulinge coachen, erklä-
etwas in der Vergangenheit gut war oder        und Mousepads, besonders große                  ren bei diesem »umgedrehten« Mentoring
nicht. Er kann beurteilen, ob es sich lohnt,   Bildschirme oder Schutzbrillen mit              junge Mitarbeiter älteren insbesondere
darauf zu setzen oder nicht. Er ist der Wei-   persönlicher Sehstärke sind daher               die neuen Technologien, die Trends in der
se. Er urteilt mit Kennerblick. »Das Alter     selbstverständlich im Betrieb. Kos-             Digitalisierung und ähnliche Themen. »So-
hat einen hohen Wert«, folgert Betz. »Die      tenloses Obst und Wasser auch. Von              gar Azubis können Geschäftsführern etwas
älteren Kollegen haben Erfahrung, sie ha-      solchen Maßnahmen profitieren die               beibringen«, sagt Rudolf Kast, Vorsitzender
ben so manchen Sturm überstanden und           Jungen im Übrigen ebenso.                     des Demographie-Netzwerks der Initiative
sie bringen sich genauso intensiv ein wie                                                      Neue Qualität der Arbeit. Der Experte sieht
alle anderen auch. Wir würden die älteren      IHK-Ansprechpartnerin für                       gleich zwei Vorteile: »Alt und Jung lernen
Mitarbeiter niemals abschieben.« Das Ge-       Fachkräftesicherung                             voneinander. Außerdem findet eine tolle
genteil führe zum Erfolg, nämlich die Älte-    Elfriede Kerschl, Tel. 089 5116-1786            Vernetzung statt.«
ren zu integrieren.                            elfriede.kerschl@muenchen.ihk.de

Schwächen? IT und Englisch
Dazu bedarf es Engagements vonseiten
der Geschäftsleitung. Tatsächlich hätten
viele aus der Generation 60plus weniger
Ahnung von Computern als junge Kolle-
gen, bestätigt Betz. »Die IT ist der größte
Hemmschuh.« Doch die Unternehmerin                                AM BALL BLEIBEN
sagt auch, dass diese Klippe leicht zu um-
schiffen sei: »Der weniger technikaffine
Mitarbeiter bekommt einen EDV-Experten
an seine Seite.« Als zweites Hindernis hat
Betz die schlechteren Englischkenntnisse
der ergrauten Mitarbeiter ausgemacht.
Hier gibt es eine einfache Lösung: Das
Unternehmen bietet Angestellten, die es
nötig haben, Englischkurse an.                                         Die Plattform für inspirierte Mitarbeiter
Was die Unternehmerin aus Bayern um-
setzt, ist keine Seltenheit mehr. Immer
mehr Firmen erkennen, dass Ältere nicht
                                                                Einladung zu den
schlechter sind als Jüngere, sondern                                                                   FC Bayern Basketball
                                                                exklusiven FC Bayern
                                                                                                       imPULS Mitglieder-Logo
schlicht anders. Sie haben andere Stärken                       Basketball imPULS Keynotes
als die Jungen – und ein guter Chef schafft
                                                                FC Bayern Basketball Tickets           Digitale Mitgliederliste
es, beide zum Vorteil für den Betrieb zu
kombinieren. Dass diese Einstellung mitt-
                                                                FC Bayern Basketball                   Maßgeschneidertes Team-
lerweile mehr und mehr Einzug in den
                                                                imPULS Newsletter                      Building-Angebot auf Anfrage
betrieblichen Alltag hält, ist auch Organi-
sationen wie der Initiative Neue Qualität
der Arbeit und dem darin angesiedelten
Demographie-Netzwerk e. V. zu verdan-                         Weitere Informationen zu „FC Bayern Basketball imPULS“ unter
ken. Zu dessen zehn Goldenen Regeln ge-                                www.fcb-basketball.de oder 089 2005 7087
hört unter anderem: »Arbeit ist so gestal-
                                                  181015_FCBB_ImPuls Plakat .indd 1                                               16.11.18 16:13
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 01/2019                                                                             19
T I T E LTHEM A | W EIBLIC HE FACHK R ÄF TE

                                                                                                                                     Foto: Ico maker_Fotolia.com
   Stellenanzeigen –
   bestimmte Formulierungen
   schrecken Bewerberinnen
   eher ab

          Bewusst formulieren
                    Unternehmen, die aus dem größtmöglichen Talentepool schöpfen
                     und weibliche Fachkräfte gezielt ansprechen wollen, sollten ihre
                                    Ausschreibungen überarbeiten.
                                                          EVA MÜLLER-TAUBER

E
      inerseits klagen zahlreiche Unter-        von Beruf und Familie zu erleichtern. Wa-     seren Vereinbarkeit von Familie und Be-
      nehmen über Fachkräftemangel. An-         rum also finden Angebot und Nachfrage         ruf deutlich herausstellen.« Dann können
      dererseits arbeiten viele qualifizierte   trotzdem oft nicht zusammen?                  Unternehmen aus dem gesamten Talen-
weibliche Fachkräfte in Teilzeit oder gar       Einer der Gründe hierfür dürfte sein, dass    tepool schöpfen und nicht nur aus dem
nicht. Und das, obwohl Frauen oft gern          sich potenzielle Bewerberinnen von Stel-      halben.
(mehr) arbeiten würden und viele Firmen         lenausschreibungen nicht angesprochen         Dass Frauen und Männer Stellenbe-
engagiert dabei sind, die Vereinbarkeit         fühlen. Vielen Firmen sei gar nicht be-       schreibungen tatsächlich unterschied-
                                                wusst, dass Frauen und Männer Jobanzei-       lich wahrnehmen, belegt etwa eine Eye­
                                                   gen unterschiedlich lesen, sagt Elfriede   Tracking-­Studie der Jobbörse jobware. Sie
Darum geht's                                         Kerschl, Referatsleiterin Wirtschaft,    analysierte die Blickbewegungen beim Le-
  ewerberinnen betrachten besonders
 B                                                   Fachkräfte, Frauen in der Wirtschaft     sen von Anzeigen und fand heraus: Frauen
 Firmenkultur, Qualifikationsmöglich-                bei der IHK für München und Ober-        konzentrieren sich meist auf die Unterneh-
 keiten, Arbeitszeiten und Anforderungen.            bayern. »Dabei können Unterneh-          menskultur, die Arbeitszeiten, die Qualifi-
 Sind diese Fakten erwähnt, steigt ihr              men mit ihrer Anzeige gezielt Frauen     kationsmöglichkeiten und die Anforderun-
  Interesse.                                         ansprechen, ohne männliche Bewer-        gen. Männer dagegen beschäftigen sich
 Männer sehen sehr auf das Firmenprofil.             ber zu diskriminieren, und dabei zum     mehr mit dem Firmenprofil und lassen die
                                                     Beispiel auch ihre Angebote zur bes-     Anforderungen eher außer Acht.
Die BSH Hausgeräte GmbH in München                             tral. Interessant dabei ist: Frauen sehen                 thisch und könnten gut kommunizieren.
weiß um die Unterschiede der verschie-                         von Bewerbungen ab, wenn die Aus-                         Männer gingen Probleme einfach an, wür-
denen Bewerbergruppen. Sie hat deshalb                         schreibung zu viele männlich besetzte Be-                 den sich in der Regel mehr zutrauen. Um
im Herbst 2017 ihren Arbeitgeberauftritt                       griffe enthält. Umgekehrt ist das nicht so.               mehr Softwareingenieurinnen für die DPS
überarbeitet: »Wir haben unser neues                           Männer bewerben sich auch, wenn zahl-                     zu interessieren, überarbeiteten Stockerl
globales Employer-Branding-Konzept be-                         reiche »weibliche« Begriffe in der Anzeige                und seine Kollegen die Stellenanzeigen
wusst zielgruppenspezifisch entwickelt                         auftauchen.                                               grundlegend. Statt bestimmte Program-
und für Adressaten wie IT/Digital oder                                                                                   miersprachen vorzugeben, verlangen sie
Women jeweils eine andere Ansprache                            Macht und Status                                          beispielsweise nun nur mindestens eine
in Bild und Text definiert«, sagt Marion                       »Es gibt Studien, die belegen, dass sich                  Sprache, in der Bewerber fit sein sollten.
Weissenbach, die bei BSH unter anderem                         Frauen von bestimmten Formulierungen                      Auch Soft Skills wie Team- und Kommu-
für Employer Branding und Diversity ver-                       eher abschrecken lassen«, bestätigt Anja                  nikationsfähigkeit sind jetzt regelmäßig
antwortlich ist. So finden sich in Stellen-                    Seng, Professorin an der FOM Hochschu-                    als Anforderungen in den Anzeigen zu fin-
und Imageanzeigen, die verstärkt Frauen                        le. Vor allem auf Macht und Status bezoge-                den. Außerdem beschreiben sie recht de-
ansprechen sollen, häufiger Begriffe wie                       ne Eigenschaften wie zum Beispiel Ehrgeiz                 tailliert die Aufgaben samt Arbeitsumfeld
»Leidenschaft« und »Inspiration« sowie                         und Durchsetzungskraft widersprächen                      bei der DPS.
Formulierungen wie »Wir fördern Kreati-                        häufig dem Selbstverständnis von Frauen.                  Der Aufwand habe sich gelohnt, so Sto-
vität und Neugierde«.                                          Beschreibungen von Aufgaben wirkten                       ckerl: »Auf die neuen Ausschreibungen
Für Anzeigen stehen zwölf BSH-Mitarbei-                        auf sie dagegen eher attraktiv. »Es emp-                  haben sich viele qualifizierte Frauen auch
ter als Testimonials zur Verfügung. Sie                        fiehlt sich daher, das Anforderungsprofil                 aus dem Ausland beworben, derzeit liegt
fungieren als Markenbotschafter, die je-                       der Stelle eher aufgaben­- und qualifikati-               der Frauenanteil bei uns bei 60 Prozent.«
weils mit einem persönlichen Statement                         onsorientiert zu beschreiben«, so Expertin                Dabei habe sich auch die Qualität der Be-
ihre Vision der Zukunft von BSH vermit-                        Seng. Ebenfalls wichtig: Unternehmen                      werbungen verbessert. »Zu unserer Über-
teln. »Wir wollen unsere Stellen stets mit                     sollten formulieren, was die Bewerber im                  raschung haben dieses Mal sogar Senior-
dem bestmöglich geeigneten Kandidaten                          Arbeitsalltag konkret erwartet.                           entwickler auf unsere Anzeige reagiert,
oder der bestmöglich geeigneten Kandi-                         Die Digital Product School (DPS) an der                   und zwar Männer wie Frauen.«           
datin besetzen«, sagt Weissenbach. »Das                        UnternehmerTUM in München hat diese
bedingt, dass sich sowohl qualifizierte                        Tipps beherzigt. Die DPS gibt jährlich etwa               Die KOFA-Handlungsempfehlungen so-
Männer wie auch qualifizierte Frauen von                       100 IT-Spezialisten in dreimonatigen Voll-                wie eine Checkliste für Stellenausschrei-
unseren Anzeigen angesprochen fühlen.«                         zeittrainings die Möglichkeit, mit interdis-              bungen finden sich zum Download unter:
Damit das gelingt, kommt es auf jedes                          ziplinären kleinen Teams digitale Produk-                 www.kofa.de/mitarbeiter-finden-und-binden/
Wort an. So werden Formulierungen zu                           te zur Lösung realer Kundenprobleme zu                    mitarbeiter-finden/wen-rekrutieren/frauen
Soft Skills in Stellenanzeigen unterschied-                    entwickeln. »Um solche Probleme anzu-
lich wahrgenommen. Darauf weist das                            gehen, sind die unterschiedlichen Heran-                  IHK-Ansprechpartnerinnen
Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung                           gehensweisen von Männern und Frauen                       zum Thema Fachkräfte
(KOFA) in seinen Handlungsempfehlun-                           gefragt«, sagt Michael Stockerl (31), Head                Elfriede Kerschl, Tel. 089 5116-1786
gen »Mit Stellenanzeigen gezielt Fach-                         of Software Engineering bei der Unter-                    elfriede.kerschl@muenchen.ihk.de
kräfte gewinnen« hin. Demnach werden                           nehmerTUM GmbH. Frauen würden etwa
einige Attribute eher Frauen, andere eher                      einzelne Schritte häufiger hinterfragen,                  Dr. Gabriele Lüke, Tel. 089 5116-1174
Männern zugeordnet, manche sind neu-                           seien meist teamorientiert sowie empa-                    gabriele.lueke@muenchen.ihk.de

                                                                                            SCHLÜSSELFERTIGER                GEWERBEBAU
                                                                                               Planungssicherheit von Anfang an.
                                                                                                Aus der Erfahrung von über 60 Jahren.
                                                                                                   Aus unserer Referenzliste:
                                                                                                       Bürogebäude
                                                                                                       Fassade aus Sandwichwänden
                                                                                                        eingefärbter Architekturbeton

                                                                                                          Laumer Komplettbau GmbH
                                                                                                           Bahnhofstr. 8 . 84323 Massing
 Entwurf: H. Eberherr, Laumer Ingenieurbüro . Ausführung: Laumer Komplettbau . Foto: Sascha Kletzsch        Tel.: 087 24 / 88-0 . www.laumer.de   KOMPLETTBAU

Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 01/2019                                                                                                21
S TA N DORTPOLITIK | IHK -TALK

                                                                                   Ein Signal, das weithin
                                                                                ausstrahlt – das Motto des
                                                                            IHK-Jubiläumsjahres leuchtete
                                                                                    auf dem Zugspitzgipfel

                                                                                                             Foto: Goran Gajanin

         »Meine Rage,
               meine Wut«
               So viel Emotion wie nie: Der IHK Talk zur Nachhaltigkeit auf der
                            Zugspitze machte klar, wie weit das
                               Umdenken schon Realität ist.
                                       MARTIN ARMBRUSTER

22
E
       s gab nur diese eine Fahrt. Wer es
       nicht bis zur Abfahrt der Zahnrad-
       bahn um 15.30 Uhr hinauf zur Zug-

                                                                                                                                      Foto: Goran Gajanin
spitze schaffte, musste draußen bleiben.
Der hatte die vierte Ausgabe der IHK Talk-
reihe »Ideen haben Kraft« zum Thema
Nachhaltigkeit verpasst – es wäre schade
gewesen.
                                               Engagiertes Publikum – rund 150 Gäste erlebten drei ganz unterschiedliche Referenten
Die rund 150 Teilnehmer erlebten Ende
November einen Abend der Superlative.
Auf dem höchsten Punkt Deutschlands
zeigten die Referenten so viel Emotion wie
nie im Rahmen dieser Talkreihe. Tenor des
Abends: Wenn wir jetzt nicht handeln, war
es das mit der Welt, wie wir sie kannten.
Vermutlich trugen die grandiose Aussicht
vom Zugspitzplatt und der Blick auf den
sterbenden Gletscher dazu bei. Das kann
Augen öffnen. »Schluss mit der Heuche-
lei«, forderte Florian Kohler, Geschäftsfüh-
rer von Gmund Papier. Über »meine Rage,
meine Wut« berichtete die Bloggerin Ma-

                                                                                                                                                             Foto: Goran Gajanin
deleine Daria Alizadeh (»DariaDaria«). To-
bias Hipp, Geograf und Naturschutzfach-
mann beim Deutschen Alpenverein (DAV),
sagte, der Klimawandel habe Bayern er-
reicht: »Wir sind live dabei.«
Moderator Leonhard Nima brachte eben-                       Führte durch den Abend – Moderatorin Karen Webb mit IHK-Präsident Eberhard Sasse
falls Schwung in den Abend. Er wollte wis-
sen, ob sich Nachhaltigkeit für die Firmen
rechne. Fast alle Teilnehmer antworteten
darauf mit Ja. Worauf sich nicht nur Nima
fragte, weshalb dann so wenig passiert.
Bloggerin Alizadeh kritisierte Bequem-
lichkeit als Massenleiden. Das mensch-
liche Gehirn sei auf Risikovermeidung
programmiert. Das erschwere den Kampf
gegen die abstrakte Gefahr Klimawandel.
Ihr gehe die ewige Jammerei auf die Ner-
ven. Schluss damit, forderte sie im Kon-
sens mit dem Papierhersteller Kohler. Es
sei »time for action«.
                                                                                                                                       Foto: Goran Gajanin

Kohler kritisierte den Selbstbetrug, das
Greenwashing im großen Stil. Das Verbot
von Plastiktüten im Supermarkt und von
Plastikstrohhalmen werde als Durchbruch
verkauft, während pro Jahr 350 Millionen
Tonnen Kunststoff in den Ozeanen lande-        Gut gelaunt zum Gipfel – mit der Zahnradbahn fuhren die Talkgäste
ten. Bis 2050 wird sich die Plastikschwem-     auf die Zugspitze
me verdreifachen.

Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 01/2019                                                                                               23
Der Unternehmer nimmt die Dinge selbst
                                                                                                                                  in die Hand. Mit Produkten, die ohne Plas-

                                                                                     Foto: Goran Gajanin
                                                                                                                                  tik auskommen, mit rigorosem Umwelt-
                                                                                                                                  schutz. Gmund Papier hat eine Ökobilanz,
                                                                                                                                  die sich sehen lassen kann: um 70 Prozent
                                                                                                                                  reduzierter Wasserverbrauch, 82 Prozent
                                                                                                                                  weniger Abfall, 75 Prozent des selbst pro-
Geht das Thema Nachhaltigkeit sehr persönlich an – die Wiener Bloggerin
                                                                                                                                  duzierten Stroms sind CO2-frei. Trotzdem
Madeleine Daria Alizadeh
                                                                                                                                  sieht sich der Unternehmer noch lange
                                                                                                                                  nicht am Ziel. Er sucht nach Verbesserun-
                                                                                                                                  gen in jedem Detail. Diese Konsequenz
                                                                                                                                  will der Firmenchef überall in der Gesell-
                                                                                                                                  schaft sehen.
                                                                                                                                  »Es muss wehtun«, sagte Kohler. Den
                                                                                                                                  Grünen warf er vor, zu feige zu sein. Erst
                                                                                                                                  ein Benzinpreis von zehn Euro pro Liter
                                                                                                                                  würde Veränderung bringen. Jeder Einzel-
                                                                                                                                  ne müsse Nein sagen zum eingeschweiß-
                                                                                                                                  ten Marmorkuchen im Flugzeug. Ebenso
                                                                                                                                  sei es absurd, Fair-Trade-Tee mit Plastik-
                                                                                                            Foto: Goran Gajanin
                                                                                                                                  verpackung zu kaufen.
                                                                                                                                  DAV-Experte Hipp formulierte nüchtern
                                                                                                                                  deprimierende Botschaften. Er zitierte auf
                                                                                                                                  der Zugspitze aus dem »Emissions Gap
                                                                                                                                  Report 2018« der UN. Nie sei die Rettung
             Lehnt die Erschließung neuer Skigebiete ab – Tobias Hipp, Geograf und                                                vor dem Klimawandel so weit entfernt
             Naturschutzexperte beim Deutschen Alpenverein                                                                        gewesen. Seit 2015 steigen die weltwei-
                                                                                                                                  ten CO2-Emissionen wieder. Für den Zug-
                                                                                                                                  spitz-Gletscher kommt die Rettung ohne-
                                                                                                                                  hin zu spät. Er hat schon heute 80 Prozent
                                                                                                                                  seiner Fläche verloren.

                                                                                                                                  Schneearme Winter
                                                                                                                                  Die Durchschnittstemperatur in den Alpen
                                                                                                                                  steigt schneller als die im Flachland. Das
                                                                                                                                  Plus liegt bereits bei 1,6 Grad. Das hat
                                                                                                                                  dramatische Folgen für den Tourismus.
                                                                                                                                  Die Zeiten schneereicher Winter sind für
                                                                                                                                  immer vorbei. »Es geht um die Frage, wie
                                                                                      Foto: Goran Gajanin

                                                                                                                                  ich heute noch mit halbwegs gutem Ge-
                                                                                                                                  wissen Bergsport betreiben kann«, erklär-
                                                                                                                                  te Hipp.
                                                                                                                                  Der Alpenverein suche nach Antworten
                                                                                                                                  und erfinde sich neu. »Die Erschließung
»Es muss wehtun« – Florian Kohler, Geschäftsführer von Gmund Papier,                                                              neuer Skigebiete lehnen wir klar ab«,
kritisierte Selbstbetrug und Greenwashing                                                                                         betonte der Geograf. Man führe derzeit

Die bayerischen IHKs feiern ihr 175-jähriges Jubiläum. 1843 wurden die bayerischen Industrie- und Handelskammern
gegründet. Das IHK-Magazin berichtet aus diesem Anlass über Firmen, Persönlichkeiten, Themen und Ereignisse, die 175 Jahre
Unternehmergeist in Bayern lebendig werden lassen.

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