Finanzierung Risiken rechtzeitig absichern - IHK München
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www.ihk-muenchen.de 07/2019 Finanzierung Risiken rechtzeitig absichern Pro & Contra Atoss Interview Pflicht zur Arbeitszeiterfassung – Wie das Softwareunternehmen Flughafenchef Michael sinnvolle Vorgabe oder Rückschritt? konstant hohes Wachstum schafft Kerkloh zieht Bilanz
Crazy Kuga Wochen Großer FORD KUGA Abverkauf: Viele Ausstattungsvarianten - sensationelle Konditionen! Beispielfoto eines Fahrzeuges der Baureihe. Die Ausstattungsmerkmale des abgebildeten Fahrzeuges sind nicht Bestandteil des Angebotes. FORD KUGA ST-LINE EcoBoost 2x4, 6-Gang-Automatik, 110kW (150 PS), u.a. mit Bordcomputer, Ford Key Free mit Ford Power Startfunktion, Klimaanlage, Navigationssystem, Active Park Assist, Sportsitze vorn, beheizbare Frontscheibe und Lenkrad, Berganfahrassistent u.v.m. ab monatlich netto 109,-1,2,3 € Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach § 2 Nrn. 5, 6, 6a Pkw-EnVKV in der jeweils geltenden Fassung): 11,4(innerorts), 6,7 (außerorts), 8,8 (kombiniert); CO2-Emissionen: 201 g/km (kombiniert). CO2-Effizienzklasse: F. Automobilforum Kuttendreier GmbH 1 Hauptbetrieb mit Transit Center • Drosselweg 21 • 81827 München 2 Moosach mit Transit Center • Dachauer Straße 463 • 80993 München 3 FORD STORE | Solln • Meglinger Str. 30-32 • 81477 München 4 Berg am Laim • Neumarkter Str. 80 • 81673 München 5 Unterschleißheim • Hauptstr. 41 • 85716 Unterschleißheim www.kuttendreier.de - 5x in und um München! www.facebook.de/kuttendreier 1) Angebot gilt bei Vertragsabschluss bis 31.07.2019 und nur für Gewerbekunden (ausgeschlossen sind Großkunden mit Ford Rahmenabkommen sowie gewerbliche Sonderabnehmer wie z.B. Taxi, Fahrschulen, Behörden) vorbehaltlich Konditionenänderungen seitens der Leasinggesellschaft, auf die wir keinen Einfluss haben. 2) Ein Gewerbekundenangebot der LeasePlan Deutschland GmbH, Lippestraße 4, 40221 Düsseldorf, für die der Angebotsleistende als ungebundener Vertreter tätig ist. 3) € 0,- Leasing-Sonderzahlung, 24 Monate Laufzeit und 20.000 km Gesamtlaufleistung., zzgl. ges. MwSt, Frachtkosten i.H.v. 663,86 € netto.
EDITORIAL Es bröckelt »Megatrend Globalisierung« – mehr als 65 000 Treffer spuckt die Internetsuchmaschine zu die- sem Begriffspaar aus. Beschrieben wird damit die zunehmende wirtschaftliche Verflechtung über Länder und Kontinente hinweg. Ein Prozess, der so tiefgreifend und unaufhaltsam scheint wie ein Naturgesetz. Ist dem wirklich so? Machen wir den Faktencheck! Globalisierung heißt aus unternehmerischer Sicht vereinfacht, dass der Anteil des Auslandsge- schäfts wächst. Das bedeutet bei weltweiter Betrachtung, dass der Welthandel schneller zunimmt als die Weltproduktion und die grenzüberschreitend getätigten Investitionen oder Finanzanlagen dynamischer zulegen als die nationalen. Und genau das war das Muster in den vergangenen Jahrzehnten. Die Verflechtung von Firmen, Lieferketten, Geldgebern und Kunden über Länder- grenzen und Kontinente – insbesondere Europa, Amerika und Asien – hinweg, wurde immer stärker. Aber: Mit der Finanzkrise 2008 schwächelte auch die Globalisierung und fand seither nicht zu alter Kraft zurück. »Slowbalisation« sagen die Trendforscher dazu. Da der Welthandel mittlerweile langsamer wächst als das Weltsozialprodukt und weil die grenzüberschreitende Investitionstä- tigkeit der Unternehmen 2018 das dritte Jahr in Folge sogar rückläufig war, ist in Wirklichkeit eine De-Globalisierung im Gange. Renommierte Ökonomen schließen nicht aus, dass es sich hier nicht nur um eine konjunkturelle Flaute, sondern um eine nachhaltige Veränderung globaler Wertschöpfungsnetzwerke handelt. Immer mehr Länder schotten sich ab. Mittlerweile müssen sich europäische Firmen weltweit beim Export mit 425 Handelsblockaden und Investitionshürden herumschlagen. Das sind so viele wie nie zuvor. Dieser Neo-Protektionismus trifft auch die Wirtschaft in Bayern. Der Anteil der Expor- te am bayerischen Bruttoinlandsprodukt sank von 35 Prozent (2008) auf 30 Prozent (2018). Und die Frühjahrs-Konjunkturumfrage der bayerischen IHKs registrierte den deutlichsten Stimmungsknick seit der Euro-Krise 2011/2012. Vor allem die exportorientierten Industrieunternehmen kommen de facto nicht von der Stelle. Wir brauchen freien Handel und offene Märkte. Das nützt Unter- nehmern und Arbeitnehmern. Gerade in Deutschland. Keine andere große Industrienation ist so eng in die Weltwirtschaft eingebun- den – und hat so sehr von der Globalisierung profitiert. Auch der Freistaat Bayern ist ein Erfolgsmodell geworden, weil die Produkte »Made in Bavaria« nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt begehrt sind. Wir in Bayern wollen ein Teil dieser globalen Erfolgsgeschichte blei- Foto: IHK/Goran Gajanin ben – statt durch eine »De-Globalisierung« unsere »Ent-Industriali- sierung« herbeizuführen. Ihr Manfred Gößl Dr. Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern 3
I N H A LT TITELTHEMA FINANZIERUNG NAMEN + NACHRICHTEN 6 ELEKTRONISCHE KASSEN Die sich abschwächende Konjunktur bringt auch neue Risiken für IHK fordert Fristverlängerung Finanzierung und Liquidität. Mittelständler sollten daher mit passenden Instrumenten gegensteuern. UNTERNEHMERPROFIL 10 PETER HANNS ZOBEL Wie der IZB-Chef das Innovationszentrum Foto: @nt_Fotolia.com zum Top-Standort für Biotechnologie aufbaute TITELTHEMA 12 RISIKOMANAGEMENT Wie Unternehmen ihre 12 Finanzierungskonzepte anpassen können STANDORTPOLITIK 16 INTERVIEW Flughafenchef Michael Kerkloh über Standortvorteile, Nebengeschäfte und die dritte Startbahn UNTERNEHMEN 19 KONJUNKTUR EIN IDEALER PLAN Leichter Sinkflug setzt sich fort 20 ENERGIE Unternehmer in Bayern klagen über Das Softwareunternehmen Atoss wächst kontinuerlich und rasant. steigende Strompreise Firmengründer Andreas Obereder setzt auf hohe Investitionen in 22 NACHHALTIGKEITSZIELE die Entwicklung und den unbedingten Willen, Neues zu schaffen. Sauberes Wasser und Sanitärversorgung – wie sich Unternehmen engagieren können 24 VERANTWORTUNG Foto: Atoss Was bedeutet Corporate Digital Responsibility in der Praxis? 36 26 FACHKRÄFTE IHK Sommercamps machen Mittelschüler fit für die Ausbildung 28 EINZELHANDEL Der Retailtech Hub in München fördert Innovationen und macht sie Händlern BETRIEB + PRAXIS zugänglich FÖRDERUNG 30 PRO & CONTRA Pflicht zur Arbeitszeiterfassung – sinnvolle Vorgabe oder Rückschritt? Das Teilhabechancengesetz bietet neue Fördermöglichkeiten für 32 AUS DER REGION Langzeitarbeitslose. Wie sich Unternehmen so Fachkräftepotenzial Chiemgau – Tourismusdirektor Stephan erschließen können, zeigen erste Erfahrungen aus der Praxis. Semmelmayr überfliegt sein Arbeitsfeld 35 IHK-AUSSCHÜSSE Urbane Mobilität/Leitbilddiskussion in Dachau Foto: industrieblick_ Fotolia.com 48 UNTERNEHMEN + MÄRKTE 36 ATOSS SOFTWARE AG Seit dem Start legt das Softwareunter- nehmen ein beeindruckendes Wachstum hin 4 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 07/2019
39 CRUSTANOVA Erfolgreiche Nische: Garnelen aus Bayern 40 EHRENAMT Denise Schurzmann engagiert sich bei den Wirtschaftsjunioren und in der Ausbildung SIE SUCHEN 42 AFRIKA BÜROFLÄCHEN, Welche Perspektiven bietet der Kontinent bayerischen Unternehmern? DIE AUCH MORGEN MIT IHREM BETRIEB + PRAXIS 44 AUSBILDUNG UNTERNEHMEN AusbildungsScouts werben in den Schulen SCHRITT HALTEN? 47 WEITERBILDUNG Pilotprojekt Meisterqualifizierung startet 48 in Mexiko FÖRDERUNG ALLES EINE FRAGE Teilhabechancengesetz: neue Zuschüsse für DES STANDORTS. Firmen, die Langzeitarbeitslose einstellen 50 FERIEN Tipps für innerbetriebliche Kinderbetreuung 51 IHK AKTUELL AzubiCard/A1-Bescheinigung EVENTS 52 BAYERISCHE BEGEGNUNGEN IHK-Wirtschaftsempfang Ebersberg/ IHKjobfit! in Rosenheim und Ingolstadt DA SCHAU HER 56 SCHELLER-MÜHLE Wenn Sie für Ihr Unternehmen heute Traditionsbetrieb in neunter Generation schon an morgen denken, sollte Ihr Standort mehr als nur gut angebunden RUBRIKEN sein . Als Entscheider mit Weitblick brauchen Sie einen 3 EDITORIAL erfahrenen, zuverlässigen Vermieter. Einen, der immer 58 TERMINE/FIRMENINDEX für Sie da ist und Ihnen zahlreiche Mehrwerte bietet. 80 EHRUNGEN Einen, der mit flexiblen Strukturen offen ist für Ihre sich VERÖFFENTLICHUNGEN + BEKANNTMACHUNGEN wandelnden Bedürfnisse. Der auf Fairness und Transparenz Veränderung im IHK-Regionalausschuss ebenso Wert legt, wie auf die stetige Verbesserung Altötting - Mühldorf der Infrastruktur – auch unter ökologischen Aspekten. 82 KARIKATUR/IMPRESSUM Weitere Infos und provisionsfreie Vermietung unter +49 89 30909990 oder info@businesscampus.de Beilagenhinweis: Aigner Immobilien (Teilbeilage), Google Germany, Wortmann AG fb.com/ihk.muenchen.oberbayern @IHK_MUC Das IHK-Magazin gibt es auch online: www.ihk-muenchen.de/ihk-magazin businesscampus.de
NAM EN + NACHRICHTEN KURZ & KNAPP Elektronische Kassen Steuerrecht IHK fordert Fristverschiebung Vermietung des Unternehmen sind vom 1. Januar 2020 an verpflichtet, ihre elektronischen Arbeitszimmers Kassen mit zertifizierten technischen Sicherheitseinrichtungen auszurüs- ten. Das Bundesfinanzministerium geht davon aus, dass ab Mitte 2019 Vermietet ein Arbeitnehmer das eigene Ar- die erforderlichen Lösungen am Markt angeboten werden. Derzeit sind beitszimmer oder die als Homeoffice genutzte jedoch weder technologische Lösungen noch zertifizierte Sicherheitsein- Wohnung an seinen Arbeitgeber, handelt es richtungen verfügbar. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag sich bei der Vergütung entweder um Einkünf- (DIHK) fordert daher gemeinsam mit anderen Spitzenorganisationen der te aus nicht selbstständiger Arbeit oder aus gewerblichen Wirtschaft eine Verschiebung des Startzeitpunkts auf den Vermietung und Verpachtung. Nach Auskunft 1. Januar 2021. So würde sichergestellt, dass die Zertifizierungsverfahren der Finanzverwaltung liegt ein steuerpflichtiger von mehreren Anbietern abgeschlossen und unterschiedliche Lösungen Arbeitslohn vor, wenn das Arbeitszimmer in auf dem Markt sind. Betroffene Unternehmen hätten mehr Zeit, vorab erster Linie dem Interesse des Arbeitnehmers eine Marktanalyse durchzuführen und geeignete Einrichtung anzuschaf- dient. Ist das betriebliche Interesse des Arbeit- fen. www.ihk-muenchen.de/elektronische-kassen gebers höher, liegen Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung vor. Weitere Infos: www.ihk-muenchen.de/arbeitszimmer Rechtzeitig vorbereiten – die Nachrüstung von elektroni- schen Kassen kostet Zeit Europa Binnenmarkt bringt Wertschöpfung Foto: ikonoklast_hh_Fotolia.com Bayern gewinnt durch den EU-Binnenmarkt jedes Jahr eine zusätzliche Wertschöpfung in Höhe von rund 25 Milliarden Euro. Für Bayerns Beschäftigte bedeutet das eine Steigerung des Pro-Kopf-Einkommens um vier Prozent. Das zeigt die Studie »EU-Binnenmarkt: Ein Erfolgsmodell für Bayern, Situation, Ergebnis- se, politische Handlungsempfehlungen« von DSGVO Gabriel Felbermayr, Präsident des Instituts für Bürokratie und Rechtsunsicherheit Weltwirtschaft Kiel, im Auftrag des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK). Sie Nach einem Jahr EU-Datenschutz-Grundverordnung kann abgerufen werden unter: www.bihk.de (DSGVO) bemängeln Firmen zu viel Bürokratie und hohen Aufwand bei der Umsetzung. Dies zeigt eine Handel Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskam- Nur mit mertags unter über 4 500 deutschen Betrieben: Fast 80 Prozent der Befragten sehen Datenschutz als wich- Fleischermeister tig oder sehr wichtig an. Fast 75 Prozent geben an, Für das Verkaufen von Frischfleisch und frischen die DSGVO weitgehend oder vollständig umgesetzt zu Wurstwaren im Handel muss grundsätzlich ein Fleischermeister verantwortlich sein. Das hat haben. Aber ebenso viele klagen darüber, dass das mit der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württem- hohem personellem und finanziellem Aufwand ver- berg (Urteil vom 18.12.2018) entschieden. Es bunden ist. Die EU will im Mai 2020 die erste Bewer- seien sämtliche Arbeitsschritte ab dem Auspa- cken des Fleisches bis zum Verkauf des dann tung der DSGVO vornehmen, daran wird sich die IHK unverpackten Fleisches Tätigkeiten, die für beteiligen. Zu Umsetzung und Best Practices findet am das Fleischerhandwerk wesentlich seien, so 25. Juli 2019 das IHK-Fachform »DSGVO in der Praxis« das Gericht. Infos unter www.ihk-muenchen.de – Stichwort »Lebensmittelsicherheit« statt. Infos: www.ihk-muenchen.de/dsgvo-fachforum 6
PERSONALIA Swiss Life Deutschland Neu in der Geschäftsleitung Foto:Wrightstudio_Fotolia.com Lothar Engelke (52) ist seit 1. Juli 2019 Chief Technology Officer (CTO) und Mitglied der Geschäfts- leitung bei Swiss Life Deutschland, in Garching bei München. Er ver- Bewertungsportale – jeder Stern ist wichtig antwortet die IT- und Digitalisierungsstrate- gie und kümmert sich Bewertungsportale um die Weiterentwicklung der IT-Plattformen und -An- Jede Meinung zählt wendungen. www.swisslife.de Reine Bewertungsportale dürfen die Gesamtbeurteilung eines Un- ternehmens nicht verfälschen, indem sie nur einen Teil der Kunden- bewertungen dort einfließen lassen. Das hat das Oberlandesgericht Sixt SE (OLG) München entschieden (3.11.2018 – Az. 18 U 1280/16). Tech-Management- In dem Fall hatte die Betreiberin dreier Fitnessstudios gegen das Bewertungsportal Yelp geklagt. Das Portal hatte für die Gesamt- Team verstärkt note nur solche Kundenbewertungen berücksichtigt, die mit dem Prädikat »empfohlen« ausgezeichnet waren. Somit blieben mehr Die SIXT SE in Pullach bei München hat als 95 Prozent der abgegebenen Bewertungen unberücksichtigt, Michael Gürtner (44, im Bild) zum ohne dass dies für die Nutzer erkennbar war oder die maßgebli- CTO ernannt. In der neu chen Gewichtungskriterien offengelegt wurden. Die wenigen einge- geschaffenen Position ist flossenen Meinungen ergaben nur eine Gesamtbewertung von 2,5 er seit 1. Juli 2019 für bis drei Sternen. In den nicht berücksichtigten Bewertungen waren Technologiestrategie überwiegend vier bis fünf Sterne vergeben worden. und -initiativen verant- Ein Anwender erwarte, dass eine Gesamtbewertung auf allen ab- wortlich. Zudem ist der gegebenen Bewertungen fußt, so die Richter. Das Gesamtbild sei E-Commerce-Experte auf diese Weise verzerrt worden. Das ändere sich auch nicht durch Klaus Kolitz (45) seit dem einen unauffälligen Hinweis am Ende der Seite, dass nicht alle Be- 1. Mai Head of Engineering. wertungen in das Ergebnis eingeflossen sind. Er leitet die globale Softwareent- Fazit: Die Klägerin hat nicht nur einen Anspruch auf Unterlassung, wicklung an fünf Entwicklungsstandorten. sondern auch auf Schadensersatz, weil die Anzahl der Kunden we- www.sixt.de gen der schlechten Bewertungen zurückgegangen ist. www.ihk-muenchen.de – Stichwort »Bewertungsportal« KONUX GmbH Director of Product Management Das Münchner KI-Start-up KONUX hat sich verstärkt: Zahl des Monats Die US-Amerikanerin Erin Horbach ist verant- wortlich für die Leitung des Produktteams, die 300 Millionen Euro will das Bundesministerium für Bildung und Forschung in den Definition der Produkt- kommenden Jahren in die Klimaschutz-Forschung investieren. strategie und die Produkt- roadmap. www.konux.com Quelle: BMBF Fotos: Swiss Life, Sixt, Konux 7
NAC H RICHTEN | ON L IN E IHK-Links des Monats Auf www.ihk-muenchen.de informiert die IHK immer aktuell über wichtige News, neue Serviceangebote und interessante Veranstaltungen. Foto: IHK IHK MOVEMENTS In ihrer neuen Interview-Reihe »IHK-Movements« lässt die IHK für München und Oberbayern Unternehmer zu Wort kommen, die mit ihren Ideen die Wirtschaft in der Region bewegen. Den Auftakt macht Tobias Mayer (Mitte), Technikvorstand des E-Batterie-Entwicklers LION Smart, der im IHK-Elektroauto Aaron Gottardi (l.) von der IHK Rede und Antwort steht. Alle Interviews unter: www.ihk-muenchen.de/movements Verpackungen Links des Monats Aktuelle Informationen und einen neuen Leitfaden zu nach- Datenschutz im Onlinemarketing haltigen und recyclingfähigen Verpackungen finden Unter- www.ihk-muenchen.de/dsgvo-onlinemarketing nehmer unter: www.ihk-muenchen.de/verpackung Steuerliche Abschreibung und AfA-Tabellen www.ihk-muenchen.de/abschreibung Mitarbeiter einstellen Rohstoffe Wer einen Betrieb gründet, will früher oder später meist www.ihk-muenchen.de/rohstoffe auch Arbeitnehmer beschäftigen. Was Unternehmer dazu Abmahnung wissen sollten – von der Gestaltung des Arbeitsvertrags über Meldepflichten bis zu Sozialabgaben. www.ihk-muenchen.de/abmahnung www.ihk-muenchen.de/mitarbeiter-einstellen Mediation www.ihk-muenchen.de/mediation Branchenbilder Internetrecht Oberbayern ist einer der bedeutendsten Wirtschaftsstand- www.ihk-muenchen.de/internetrecht orte in Deutschland. Neben Weltkonzernen finden sich hier auch viele Hidden Champions. Die IHK-Branchenbilder liefern aktuelle Zahlen und Fakten. www.ihk-muenchen.de/industrie fb.com/ihk.muenchen.oberbayern @IHK_MUC Arbeiten 4.0 Die Digitalisierung stellt bestehende Geschäftsmodelle in Frage, verändert Berufsbilder und beschleunigt Inno- IHK-Newsletter und IHK-Magazin vationsprozesse. Dies erfordert einen grundsätzlichen Den IHK-Newsletter können Sie abonnieren unter: Kulturwandel. Mehr zu den tief greifenden und raschen www.ihk-muenchen.de/newsletter Veränderungen in der Arbeitswelt unter: Das IHK-Magazin steht online unter: www.ihk-muenchen.de/arbeit40 www.ihk-muenchen.de/ihk-magazin 8 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 07/2019
NAM EN + NACHRIC HTEN Hotels dürfen auf der eigenen Webseite nicht weniger Geld verlangen als auf booking.com Foto: anyaberkut_Fotolia.com booking.com Preise dürfen nicht unterboten werden Das Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf hat überraschend für ihnen aber weiterhin erlaubt, auf der eigenen Website densel- das Hotelportal booking.com und gegen das Bundeskartellamt ben Preis wie auf booking.com anzubieten. entschieden: Das Portal kann von Hotels verlangen, dass diese den auf booking.com angebotenen Preis nicht auf ihrer Web- Das Urteil aus Düsseldorf steht damit im Gegensatz zu einer Ent- seite unterbieten. Grund: Das OLG hält sogenannte enge Best- scheidung des Bundeskartellamts von 2016, in der booking.com preisklauseln für verhältnismäßig. Diese verpflichten Hotels, alle Bestpreisklauseln untersagt wurden. Das Bundeskartellamt nirgends günstigere Preise als auf dem Onlineportal anzubieten. argumentierte – wie der Hotelverband Deutschland – vor allem Nur mit einer solchen Klausel könne das Hotelportal Trittbrett- mit dem hohen Marktanteil von booking.com in Deutschland fahrern begegnen, die auf dem Portal erst nach Informationen von über 60 Prozent. Zudem würde höchstens ein Prozent der suchten, sich den günstigeren Hoteltarif dann aber direkt auf Portalnutzer direkt auf der Hotelwebseite buchen. Eine Bestpreis- der Hotelwebseite sicherten. Hotels müssen bei booking.com klausel stelle daher eine unverhältnismäßige Beschränkung des für jede Buchung Kommission bezahlen. Nach dem Urteil ist es Wettbewerbs dar. SpardaBusiness FÜR FREIBERUFLER UND SELBSTSTÄNDIGE. Bildnachweis: iStockphoto/gopixa, shapecharge, monkeybusinessimages Gemeinsam mehr als eine Bank SpardaBaufinanzierung: Deutschlands fairster Weg ins Eigenheim für Freiberufler und Selbstständige. Günstige Sollzinsen Bis zu 20 Jahre Zinsfestschreibung Einfache Abwicklung Kein Verkauf von Darlehensforderungen Informieren Sie sich in Ihrer Filiale oder online. Arnulfstraße 15 · 80335 München Weitere Geschäftsstellen in München (19x) und Oberbayern (26x) SpardaService-Telefon: 089 55142-400 www.sparda-m.de SpM_AZ_F+S_IHK_Zeitung_185x124_06_19.indd 1 03.06.19 12:48 9
Will Start-ups perfekte Rahmenbedingungen bieten – IZB-Chef Peter Hanns Zobel »Ich bin kein Typ für den Stillstand« Foto: Marion Vogel
U N T E R N E H ME R P R O F I L Unter der Leitung von Geschäftsführer Peter Hanns Zobel entwickelte sich das Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie (IZB) in Martinsried zu einem der Top-Ten-Standorte der Welt. HARRIET AUSTEN B etriebswirt Peter Hanns Zobel ist von mik des Standorts«, wie er es nennt. Der novations- und Gründerzentrum Biotech- Naturwissenschaftlern umgeben, Wissenschaftscampus Martinsried ist ein nologie zu einem weltweit anerkannten deren Sprache er im Detail nicht Konglomerat aus Spitzenforschung, Leh- Magneten der Branche gemacht. »Ich bin spricht. Wie er damit umgeht? Ganz un- re, Unternehmen und Start-ups. Mit 12 000 kein Typ für den Stillstand«, sagt er. Um kompliziert. »Ich bewege mich genau an Wissenschaftlern und 16 Institutionen wie die Attraktivität des Life-Science-Standorts der Schnittstelle, an der die Wissenschaft den Max-Planck-Instituten für Biochemie zu erhöhen, siedelte er neue Einrichtungen zur Wirtschaft wird«, sagt der Geschäfts- und Neurobiologie, der Ludwig-Maximili- an: Kindergärten, damit auch junge Mütter führer der Fördergesellschaft IZB GmbH. ans-Universität (LMU) mit dem Klinikum ihren Beruf weiter ausüben können, Gast- Das zwinge ihn, den jungen Forschern und Großhadern sowie dem Helmholtz Zent- ronomiebetriebe, das IZB Residence Hotel Gründern der Biotech-Start-ups betriebs- rum ist er einer der größten Sammelpunk- mit Konferenz- und Besprechungsräumen wirtschaftliche Grundlagen mit einfachen te dieser Art in Europa. Das IZB ist mit al- sowie den Faculty Club als Kommunikati- Worten zu erklären. Sein Hauptanliegen len verknüpft, Zobel selbst ist Mitglied in onszentrum, in dem sich Fachleute bei aus- ist es, sie auf Fachgespräche vorzubereiten verschiedenen Kuratorien. Kurz: Das Inno- gesuchten Events begegnen. und für steuerliche und juristische Fragen, vationszentrum ist sein Lebenswerk. Jetzt schwebt ihm ein gewerbliches IZB für Vertrieb, Marketing und Öffentlichkeits- mit einem größeren Büroanteil vor. Auch arbeit »rechtzeitig zu sensibilisieren«. Wir tragen uns alleine Venture-Capital-Firmen und Pharmakon- Diese Vision hatte Zobel bereits, als er 1995 Eigentlich sollte Zobel den elterlichen Be- zerne will er ansiedeln, um Kapital- und mit dem Konzept für das Innovations- und trieb übernehmen, einen Textileinzelhan- Auftraggeber anzuziehen. »Meine Vision Gründerzentrum Biotechnologie (IZB) be- del in Augsburg. »Doch das war weder ist damit noch nicht zu Ende«, legt er nach. auftragt wurde und vor der grünen Wiese mein Thema noch meine Branche«, sagt Am liebsten würde er zudem ein Tagespfle- in Martinsried stand, auf der damals noch er. Zobel studierte Betriebswirtschaftsleh- geheim für Senioren einrichten und eine Hasen ihre Haken schlugen: »Man müsste re. Später war er als Unternehmensbera- Gondel bauen lassen, die das IZB besser mehr machen als nur Laborflächen bau- ter der Fraunhofer Management GmbH an den öffentlichen Nahverkehr anbinden en«, dachte er. Nämlich den jungen Wis- hauptsächlich für Bau und Standortent- soll. Woher der unermüdliche Tatendrang senschaftlern einen Mehrwert bieten, der wicklung zuständig und entwarf Konzepte kommt? »Die Start-ups halten mich jung sie fit macht für die Vermarktung ihrer Pro- für Gründerzentren in ganz Deutschland. und fit«, sagt der IZB-Chef lachend. dukt- und Dienstleistungsideen. Bei seinem größten und ehrgeizigsten Das hat er tatsächlich geschafft oder – wie Projekt, dem Innovations- und Grün- es Zobel nennt – »in Beton gegossen und derzentrum für Biotechnologie (IZB) Zur Person mit Leben gefüllt«. Seither erhielten 200 in Martinsried, wurde er in die Ge- Start-ups, die über 2 500 Arbeitsplätze schäftsführung berufen. Peter Hanns Zobel, Jahrgang 1965, stu- geschaffen haben, im IZB Unterstützung Er stellte eine Bedingung: keine lau- dierte nach einer Banklehre Betriebswirt- bei Finanzierungen, betriebswirtschaft- fenden Betriebskostenzuschüsse vom schaftslehre, promovierte an der Lud- lichen Fragen, Messebeteiligungen und Hauptgesellschafter, dem Freistaat wig-Maximilians-Universität in München Netzwerkkontakten. Unter ihnen sind Bayern. Stattdessen verlangte er Dar- und entwickelte ab 1995 für die Fraun- Unternehmen mit Weltgeltung wie die lehen, die er mit dem hocheffizienten hofer Management GmbH Konzepte für Morphosys AG oder Micromet, das 2013 Betrieb des IZB abzahlt. »Ich will den Gründerzentren. Der größte Auftrag be- vom US-Riesen Amgen für 1,1 Milliarden Steuerzahler nicht belasten«, verblüff- traf das Innovations- und Gründerzent- US-Dollar übernommen wurde. te er den damaligen Wirtschaftsminis- rum Biotechnologie, das 1996 mit 1 000 Derzeit beherbergt das IZB fast 60 Biotech- ter Otto Wiesheu. Zobel: »Wir tragen Quadratmetern eröffnete und zum Wis- Start-ups, die am liebsten dort nicht mehr uns alleine, haben die kritische Masse senschaftscampus Martinsried gehört. weggehen würden. Aus gutem Grund. Der erreicht und sind seit elf Jahren aus- Zobel ist seit 1996 Geschäftsführer der Geschäftsführer gilt als Kümmerer und ra- gebucht.« Fördergesellschaft IZB GmbH. scher Problemlöser. Kommunikation und Der IZB-Chef hat in 23 Jahren mit sei- Er ist verheiratet und zweifacher Vater. Vernetzung sind seine Hauptthemen. Der nem Gestaltungswillen und seiner 54-Jährige nutzt dabei »die tolle Dyna- mitreißenden Begeisterung das In- www.izb-online.de Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 07/2019
Foto: @nt_Fotolia.com Rechtzeitig Finanzierungs- risiken absichern
T I T E LT H E MA | R I S I K O MA N A G E M E N T Die Firma wetterfest machen Inzwischen zeichnet sich das Ende des Aufschwungs ab. Daher sollten Mittelständler ihre Finanzierungskonzepte anpassen und Risiken absichern. MONIKA HOFFMANN D er Boom legt vorerst eine Pause weiten Wachstum, politischen Unsicher- schaftsprüfungsgesellschaft in München ein. Das zeigt die jüngste Konjunk- heiten und zunehmendem Protektionis- unter deutschen Finanzchefs arbeiten an- turumfrage des Bayerischen Indus- mus sehen sie Gefahren. Denn wenn sich gesichts der schwächeren Konjunktur 37 trie- und Handelskammertages (BIHK) in Märkte verändern, Produkte weniger Ab- Prozent daran, ihre Finanzierungsquellen München. Jetzt müssen selbst die so er- nehmer finden und Aufträge wegbrechen, zu diversifizieren. Dabei sollte auch das folgsgewohnten bayerischen Mittelständ- stellt das oft sogar gut positionierte Betrie- Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdka- ler wieder mit schwächeren Quartalen be vor große Herausforderungen. »Wer je- pital ausgewogen sein. »Das sorgt eben- rechnen. Viele Firmen prüfen bereits, wel- doch solche Risiken richtig einschätzt und falls für Stabilität«, so IHK-Experte Linke. che Risiken die hiesige, aber gerade auch rechtzeitig gegensteuert, kann so sein Un- die internationale Konjunktur und Politik ternehmen wetterfest machen«, ist Joa- 2. Kreditlinien ausbauen bringen. Vor allem im langsameren welt- chim Linke, Finanzierungsexperte der IHK Besonders wenn Unternehmen in für München und Oberbayern, überzeugt. schlechten Zeiten neue Aufträge vorfinan- zieren müssen, kommt es oft zu Engpäs- 1. Finanzierungsmodelle sen. Um das zu vermeiden, bauen sie in Darum geht’s prüfen guten Zeiten am besten ihre Kreditlinien Die sich abschwächende Konjunktur Nicht nur für kleine und mittlere Fir- aus oder sichern sie zumindest. »Jetzt bringt neue Risiken für Finanzierung men, sondern auch für gestandene sind die Chancen auf Kreditzusagen hö- und Liquidität. Mittelständler ist es wichtig, ihre Fi- her, da sie (noch) über gute Bonitäten ver- nanzierungsmodelle unter die Lupe fügen«, erklärt Linke. Denn schlittern ihre Wichtig ist es jetzt, diese Risiken zu zu nehmen. »Für ein gesundes Unter- Branchen in Krisen, kann sich ihr Rating erkennen und realistisch einzuschätzen. nehmen ist der ausgewogene Finan- verschlechtern. Der Grund: Die meisten Wem das gelingt, der kann mit den zierungsmix wichtig«, betont Linke. Banken und Geldgeber nehmen dann jeweils passenden Instrumenten So lassen sich starke Abhängigkeiten zusätzliche Branchenabschläge vor. Zu- gegensteuern. vermeiden. Dies haben bereits viele dem können die Firmen selbst in solchen Unternehmen erkannt. Nach einer ak- Phasen meist nicht mehr so gute Za hlen tuellen Studie der Deloitte GmbH Wirt- vorweisen. »Wer aber in besseren Zeiten Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 07/2019 13
T I T E LTHEM A | RISIKOMAN AGEMEN T vorsorgt, profitiert von seinem guten Ra- wobei der Vertrag erst zu einem späteren 7. Forderungen hierzulande ting in Form zinsgünstiger Kredite«, bringt Zeitpunkt erfüllt werden muss. »Swaps« absichern es der Experte auf den Punkt. können weitere sinnvolle Instrumente zur Währungsabsicherung sein. »Mit den Um das Risiko ihrer Geschäfte mit hiesi- 3. Niedrige Zinsen langfristig Hausbanken über solche Instrumente zu gen Firmen zu begrenzen, vereinbaren die sichern sprechen, kann sich als sinnvoll erweisen«, Unternehmen idealerweise in ihren Verträ- Wichtig ist jetzt, Planungssicherheit zu rät der Experte. Denn die Unternehmen ge- gen Anzahlungen und Abschlagszahlun- schaffen. Daher sollten Unternehmen ge- winnen damit an Planungssicherheit. gen. Zudem sollten sie überlegen, ob sie rade jetzt ihre Finanzierungen langfristig beispielsweise mit Factoringgesellschaf- ausrichten. Kurzfristige Kredite sollten da- 5. Rohstoffrisiken abmildern ten kooperieren. Beim Factoring überträgt her in langfristige umgeschuldet werden, Um Rohstoffpreise für die nahe Zukunft der Betrieb seine Forderungen und bei dies verschafft spürbar Planungssicherheit. zu sichern, sollten Firmen auch hier eine Bedarf auch einen Teil seines Mahnwe- »Wer sich über langfristige Kredite finan- gezielte Bedarfsplanung und Absiche- sens an eine Factoringfirma. Diese zahlt ziert, profitiert über Flauten hinaus vom ak- rung vornehmen. Eine Möglichkeit ist, ihm meist zunächst eine Quote von bis tuell niedrigen Zinsniveau«, erklärt Linke. die Vorräte aufzustocken, solange die zu 90 Prozent der Forderungen aus – und Einkaufspreise noch relativ niedrig sind. den Rest erst, wenn die Schuldner bezahlt 4. Währungsrisiken abfedern »Zudem sollten sie in ihren Lieferanten- haben. Besonders wichtig ist es gerade Vor allem international aktive Firmen verträgen günstige Preise langfristig fest- bei sich abkühlender Konjunktur, über ein sollten sich möglichst weitgehend vor schreiben, wenn das möglich ist«, betont wirksames Forderungs-, Mahn- und Inkas- Währungsschwankungen schützen. »Am Linke. Ebenso lassen sich auch solche somanagement zu verfügen. besten legen sie in ihren Verträgen schon Preisschwankungen über »Swaps« oder vorab fest, wer wann was und wie viel in Termingeschäfte abmildern. Für Rohstof- 8. Liquidität optimieren welcher Währung zahlt«, empfiehlt Linke. fe, die an Börsen gehandelt werden, aber Gerade in solchen Phasen profitieren Solche Schwankungen lassen sich bei- auch für viele andere handelbare Ressour- Firmen besonders von ihren Liquiditäts- spielsweise dadurch verringern, dass cen bieten die meisten Banken Absiche- polstern. Diese Polster entstehen, wenn die Lieferanten in der gleichen Währung rungsinstrumente an. sie Gewinne thesaurieren oder Vermögen zahlen wie die Unternehmen. Auch die umschichten. Zudem eröffnen sich viele Banken bieten oft Instrumente zur Wäh- 6. Internationale Forderungen weitere Möglichkeiten, die Liquidität lang- rungsabsicherung an. Bei Termingeschäf- absichern fristig zu sichern, beispielsweise die Ei- ten etwa einigen sich Währungskäufer Wer zahlreiche internationale Forderun- genkapitalquote mit Beteiligungskapital und Bank auf einen festen Wechselkurs, gen hat, sollte ein durchdachtes Forde- zu steigern. rungsmanagement betreiben. Dazu ge- Zusätzlich helfen Fremdkapital, etwa Kre- hört vor allem zu prüfen, ob sie sich mit dite, Anleihen oder (in einigen Fällen) IHK-Services einer Kreditversicherung absichern Crowdfunding, oder alternative Instru- lassen. Vor allem die Euler Hermes mente, wie Leasing und Factoring, Eng- Wie Unternehmer ihre Liquidität erhöhen Deutschland AG in Hamburg bietet im pässe zu umgehen. Wer dabei seine Finan- können, zeigt das Merkblatt der IHK für Auftrag der Bundesregierung als Ex- zierung auf möglichst viele Säulen stützt, München und Oberbayern. Es gibt viel- port Credit Agency (ECA) geförderte sorgt für mehr Stabilität. Er kann es besser fältige, nützliche und wertvolle Tipps. Das Versicherungen und Garantien – gera- verkraften, wenn einer der Geldgeber aus- Merkblatt ist auf der IHK-Website abruf- de für Länder, für die es wegen hoher fällt. Linke: »Und das ist eine besonders bar unter: Ausfallrisiken auf dem privaten Markt wichtige Voraussetzung, um konjunkturel- www.ihk-muenchen.de/liquiditaet keine Angebote gibt. Angesichts len Unwettern zu trotzen«. Weitere praktische Links zu den Themen der staatlichen Förderung sind die Finanzierungsalternativen und Krisen- Kosten, je nach Länderrisiko, relativ management: niedrig. Daneben bieten private Kre- www.ihk-muenchen.de/finanzierungs- ditversicherer eine breite Palette von alternativen Kreditversicherungen und Leistungen IHK-Ansprechpartner zum www.ihk-muenchen.de/krisenma- an. Sie greifen dabei auf umfassende Thema Finanzierung nagement Datenbanken zurück, um Bonitäten Joachim Linke, Tel. 089 5116-0, weltweit zu prüfen. joachim.linke@muenchen.ihk.de Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 07/2019
»Es wäre falsch, ausschließlich auf den Luftverkehr zu setzen« – Foto: Wolf Heider-Sawall Flughafenchef Michael Kerkloh 16
S TA N D O R T P O LI T I K | FLU G H A F E N »Eines der Paradiese dieser Welt« Von Standortvorteilen über Nebengeschäfte bis zur dritten Startbahn – Michael Kerkloh zieht Bilanz. Der Chef des Flughafens München geht nach mehr als 17 Jahren in den Ruhestand. ULRICH PFAFFENBERGER Herr Kerkloh, seit 2002 sind Sie Vorsitzen- der der Geschäftsführung der Flug- hafen München GmbH (FMG). Wohin Zur Person haben Sie den Airport geführt? Wir haben heute hier in München ei- Michael Kerkloh (66) ist seit 2002 Vorsit- nen wirklich schönen Flughafen. Das zender der Geschäftsführung der Flug- können nicht viele Städte in Europa hafen München GmbH (FMG), Ende des von sich behaupten, auch nicht in der Jahres geht er in den Ruhestand. Der ge- Welt. Es ist ein Ort, den Menschen bürtige Westfale, Musikfreund (aktiv und nicht nur durchqueren, sondern an passiv) und bekennende Borussia-Dort- dem sie sich gern aufhalten – selbst mund-Fan gilt als einer der erfahrensten dann, wenn sie gar nicht fliegen. Dass und profiliertesten Experten in der inter- die ganze Airport-Crew das in Ge- nationalen Flughafenlandschaft. Unter meinschaftsleistung erreicht hat, fin- seiner Leitung entwickelte sich die FMG de ich bemerkenswert. Denn das gibt zu einer der führenden und wirtschaftlich Raum für Fantasie, was die Zukunft erfolgreichsten europäischen Drehschei- diesem Flughafen noch alles besche- ben im Luftverkehr. ren mag. Das freut mich. In die Amtszeit Kerklohs fallen unter an- derem die Eröffnung des Terminals 2 im Was zeigt Ihnen denn Ihre Fantasie, Jahre 2003, die Inbetriebnahme des Sa- wenn Sie an den Flughafen von mor- tellitengebäudes im Jahre 2016 und die gen denken? Entscheidung zum Ausbau und zur Mo- So wie wir das in den vergangenen dernisierung des Terminal 1. Jahren erlebt haben, werden hier auch in Zukunft immer neue Din- Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 07/2019 17
S TA N DORTPOLITIK | FL UGHAFEN Foto: FMG Leuchtendes Markenzeichen – das neue Flughafenlogo ge heranreifen und Wirklichkeit werden. die meisten Passagiere unseren Airport Über welches Ereignis in Ihrer Amtszeit Die Entwicklung zu einer eigenen Air- nur als Zwischenstopp nutzen. Wir haben am Flughafen freuen Sie sich am meisten? port-Stadt, deren Dienste für die Region hier 36 Prozent Umsteiger und 64 Prozent Über das »M« (Bild oben, d. Red.). Wir verfügbar sind, die aber aus eigener Kraft Passagiere aus der Region. Das macht haben uns sehr viele Gedanken gemacht, besteht – diese Entwicklung hat schon München für alle Airlines zu einem wert- bevor wir unser neues Markenzeichen ge- begonnen. Der LabCampus (branchen- vollen Standort im Netz. schaffen haben. Dieser farbige »Connec- übergreifender Innovationsstandort am tor« sorgt dafür, dass dies nicht irgendein Flughafen, d. Red.) zur Ansiedlung von Zurück zum Paradies – was schätzen Sie Logo ist, sondern Ausdruck einer Haltung. Hightech-Ideenschmieden ist ein Teil da- an der Region besonders? Menschen verbinden – das gilt innerbe- von. München und Oberbayern verfügen über trieblich genauso wie gegenüber der Regi- eine großartige Lage, viele sympathische on, der Politik, den Partnern oder den Me- Aber die Fliegerei wird nicht zur Neben- Eigenschaften und Orte, die Menschen dien. Dieser farbige Balken ist das Zeichen sache werden? aus allen Kulturen und allen Wirtschafts- für Verlässlichkeit und Seriosität. Das kann Auf keinen Fall. Wir haben hier eine Situ- branchen anziehen. Natürlich gibt es bei ich nicht oft genug betonen, da werde ich ation, um die uns Airports rund um den uns auch Dinge, die noch nicht optimal zum Wanderprediger. Globus beneiden. München und Oberbay- sind. Aber darüber darf man doch die vie- ern mit ihrer starken Wirtschaft und ihren len Vorzüge nicht vergessen: Unsere Re- Eine Art Wanderprediger sind Sie auch für wissenschaftlichen Zentren sind ein äu- gion ist sicher, verfügt über ein ausgewo- die dritte Startbahn. Hat Ihr Glaube Sie da ßerst attraktiver Quellmarkt für Passagiere genes Verhältnis von Stadt und Land, eine nie verlassen? in aller Welt. Gleichzeitig ist unsere Heimat ausbalancierte Vielfalt an Clustern. Ja, was Das ist keine Frage des Glaubens, son- aber auch attraktives Ziel für Reisende von will man denn noch mehr? dern eine Erkenntnis aus dem täglichen überallher, eines der Paradiese dieser Leben. Die Mobilität nimmt weltweit zu. Welt, auch wenn wir selbst das manchmal Terminal 2, Satellit, der Campus: Wie viele Die Menschen, die Unternehmen, sie ge- bezweifeln. Das beschert dem Flughafen Tage Ihrer Tätigkeit waren Sie Bauherr? hen – bei allem digitalen Fortschritt – be- einen nahezu idealen Mix von Geschäfts- Jeden Tag. An einem Flughafen wird im- vorzugt dorthin, wo analoge Infrastruktur und Privatreisenden. Nur um hier mal eine mer gebaut, selbst an einem jungen Air- besteht. Die Frage ist also nicht die schiere oft zu vernehmende Fehleinschätzung zu port wie unserem. Wir bewältigen hier Existenz einer dritten Bahn, sondern die korrigieren: Es ist ja keineswegs so, dass nicht nur Luftverkehr. Wir sind Einkaufsort Möglichkeit zu deren nachhaltiger Gestal- und bieten eine breite Vielfalt an Gast- tung. Denn, daran besteht kein Zweifel, ronomie. Im Munich Airport Center es wäre ein großer Irrtum zu glauben, wir M.A.C. und rund um den Besucher- könnten Wohlstand und Stabilität gewin- Flughafen München hügel haben wir eine der größten nen und erhalten, ohne dass es dafür eine Eventlandschaften der Region. Diese Gegenleistung braucht. Das müssen und Die 1949 gegründete Flughafen München Bühne nutzen und bespielen wir – und das wollen wir immer wieder erklären. GmbH gehört dem Freistaat Bayern (51 an dieser Bühne bauen wir rund um Prozent) der Bundesrepublik Deutschland die Uhr. Wir haben hier ein Modell Haben Sie schon einmal darüber nachge- (26 Prozent) und der Landeshauptstadt perfektioniert, das inzwischen global dacht, womit der Flughafen unter Ihrem München (23 Prozent). Nachahmer findet. Nachfolger in die Schlagzeilen kommen 2018 zählte der Flughafen rund 46 Milli- könnte? onen Passagiere und 413 000 Flugbewe- Wie wichtig sind diese Nebengeschäf- Nicht wirklich. Aber »Gleiche Gesellschaf- gungen. Er beschäftigt rund 8 700 Mitar- te für die Wirtschaftlichkeit des Flug- ter, neue Rechtsform« wäre etwas Wün- beiter. Der Konzernumsatz liegt bei etwa hafens? schenswertes. Eine Aktiengesellschaft 1,5 Milliarden Euro. Sie sind essenziell. Es wäre falsch, würde die Entscheidungswege verkürzen, Am Flughafen gibt es mehr als 60 Res- ausschließlich auf den Luftverkehr ohne die Ausrichtung zu verändern. Aber taurants, Cafés und Bars sowie über 150 als Ertragsquelle zu setzen. Dazu sind was daraus wird, das müssen jetzt andere Geschäfte. Hinzu kommen Hotels, Arzt- zu viele Unwägbarkeiten in der Luft. entscheiden. Das FMG-Team ist so profes- praxen, Tagungsräume und sogar eine Allein unsere Bauvorhaben: Sie sind sionell aufgestellt, da mache ich mir keine Klinik. nur mit ausreichend sprudelnden Sorgen. Einnahmequellen zu stemmen. www.munich-airport.de 18
S TA N D O R T P O LI T I K | K O N J U N K T U R Weniger zufrieden Nicht nur in der Industrie, auch in der bisher boomenden Baubranche lässt das Wachstum nach. Das zeigt die jüngste BIHK-Umfrage unter bayerischen Unternehmen. MONIKA HOFMANN D ie Stimmung der bayerischen Fir- und Oberbayern. Selbst die Boombranche seit Anfang des Jahres von 128 auf 124 men kühlt sich spürbar ab. »Das Bauwirtschaft verliert an Schwung. Ihr feh- Punkte (s. Grafik). »Zum Jahresbeginn langsamere Wachstum der Welt- len vor allem die Fachkräfte, sodass wei- 2018, dem bisherigen Höhepunkt des ak- wirtschaft, politische Unsicherheiten, teres Wachstum immer schwieriger wird. tuellen Konjunkturzyklus, klafft mittler- drohende US-Zölle, der Brexit und die Stabil bleibt die Stimmung noch unter weile eine Lücke von zwölf Indexpunkten. Autokrise dämpfen den Herzschlag der Dienstleistern und Einzelhändlern. Das ist der stärkste Rückgang seit der hiesigen Industrie«, sagt Robert Ober- Gemessen am BIHK-Konjunkturindex, sank Eurokrise 2011 und 2012«, so Obermeier. meier, Chefvolkswirt der IHK für München die Stimmung der bayerischen Wirtschaft Die Firmen zeigen sich auch weniger zu- frieden mit ihrer Geschäftslage als zu Jah- resbeginn: Der Saldo aus positiven und negativen Lageurteilen sinkt von 50 auf 43 Leichter Sinkflug setzt sich fort Punkte. »Im langfristigen Vergleich ist dies Der BIHK-Konjunkturindex sinkt weiter. Er zeigt die Stimmung der bayerischen Wirtschaft, gemessen ein deutlicher Rückgang, allerdings kein an Lageurteilen und Erwartungen. Dieser Rückgang deutet auf ein langsameres Wachstum hin, nicht jedoch auf eine Krise – zumal rund jede zweite Firma die Geschäftslage noch als gut bezeichnet. Krisenwert«, analysiert er. Bei der Finanz- krise stürzte der Index um 19 Zähler ab. Index- punkte Obermeier: »Der aktuelle Rückgang deutet 150 auf ein langsameres Wachstum, nicht auf eine Rezession hin.« Noch immer wächst die bayerische Wirt- Quelle: BIHK-Konjunkturindex 124 120 schaft, wenn auch schwach. Das gilt wohl Durchschnitt auch für die nächsten zwölf Monate. Je- 90 des fünfte Unternehmen erwartet ein Ge- schäftsplus, 14 Prozent befürchten eine Eintrübung. Mit sieben Punkten liegt die- 93 96 99 01 03 05 07 09 11 13 15 17 19 Jahre ser Saldo auf dem niedrigsten Stand seit 2013, aber knapp im Plus. Ihre Investitions- und Personalpläne korrigieren die Firmen ein wenig nach unten. Dies dämpft kurz- Fachkräftemangel bleibt die größte Gefahr fristig die Nachfrage, denn Investitionen Trotz abgekühlter Konjunktur bleibt der Fachkräftemangel mit 61 Prozent das am häufigsten genannte eines Unternehmens sind Aufträge des Risiko. Auch der Wirtschaftspolitik messen die Firmen ein ähnlich hohes Gewicht bei wie zu Jahres- beginn. (Mehrfachantworten möglich, in Prozent) anderen. Und wenn weniger Arbeitsplätze entstehen, steigen auch Einkommen und 64 65 63 Jahresbeginn 2018, Herbst Konsum nicht mehr so stark. »Zum ande- 61 2018, Jahresbeginn 2019 ren ist dies ein Signal, dass das Wachstum (von links nach rechts) 46 48 47 mittelfristig wohl schwach bleibt«, urteilt 41 42 41 43 43 41 43 Frühjahr 2019 37 36 Obermeier. Denn eine schwächere Nach- 34 36 32 Quelle: BIHK-Konjunkturindex 28 frage können die Unternehmen mit vor- handenen Ressourcen bedienen. 17 19 14 14 8 9 7 9 8 6 6 4 IHK-Ansprechpartner zum Fachkräfte- Wirtschafts- Arbeits- Inlands- Energie-, Auslands- Finanzierung Wechsel- BIHK-Konjunkturindex mangel politik, kosten nachfrage Rohstoff- nachfrage kurse Rahmen- preise Dr. Jochen Wiegmann, Tel. 089 5116-1200 bedingungen jochen.wiegmann@muenchen.ihk.de Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 07/2019 19
Weiteres Kraftwerk geplant – Irsching bei Vohburg/Donau Foto: Peter Maszlen_Fotolia.com Immer höhere Kosten Unternehmer in Bayern klagen über steigende Strompreise und befürchten eine Verschlechterung der Versorgungsqualität. JOSEF STELZER W er sich mit der Energiewende 2 200 Unternehmen aus der Industrie, lastung insgesamt verschärft. Mittlerweile beschäftigt, blickt auf eine rie- dem Handel, der Bauwirtschaft und dem liegt der durchschnittliche Strompreis sige Baustelle. Zwar kommt Dienstleistungsbereich befragt werden. für die Industrie bei 19 Cent pro Kilowatt- der Ausbau der erneuerbaren Energien Das Ergebnis zeigt eine Trendumkehr: Die stunde – fast vier Cent mehr als vor fünf mit Windkraft- und Photovoltaikanlagen Firmen in Bayern sehen erstmals seit vier Jahren. zügig voran. Gleichzeitig hakt es jedoch Jahren wieder mehr Risiken als Chancen Wesentlicher Treiber ist der gestiege- an anderen entscheidenden Punkten – mit in der Energiewende. Die Ergebnisse spie- ne CO₂-Emissionshandelspreis. Zudem deutlichen Auswirkungen für die Wirt- geln die Unzufriedenheit mit dem Status befürchten Unternehmen zusätzliche schaft. Das zeigt das aktuelle IHK-Energie- quo und die Unsicherheit über die weitere Belastungen durch ein Auslaufen der wende-Barometer, für das jährlich knapp Entwicklung wider. Kohleverstromung. Dies dürfte weitere Ein entscheidender Grund für den Unmut Preissteigerungen im europäischen Strom- dürfte in den hohen Energiekosten markt und damit Preisnachteile im interna- liegen. Knapp 56 Prozent der für das tionalen Wettbewerb nach sich ziehen. Darum geht’s Energiebarometer befragten Betrie- Um die Kapazitätslücke, die durch den Unternehmen sehen wieder mehr be berichten über Preissteigerungen Ausstieg aus der Kernenergie sowie den Risiken als Chancen in der Energie- innerhalb der vergangenen zwölf fehlenden Netzausbau entsteht, abzufe- wende. Monate. Viele Unternehmen sehen dern, sieht das Energiewirtschaftsgesetz Steigende Strompreise bedrohen die die hohen Stromkosten als Risiko für vor, zusätzliche grundlastfähige Gaskraft- Wettbewerbsfähigkeit. ihre internationale Wettbewerbsfä- werke zu bauen. So soll im oberbayeri- Der geplante Kohleausstieg wird higkeit. Zwar ist die EEG-Umlage, mit schen Vohburg bei Ingolstadt ab Oktober die Stromnetze zusätzlich erheblich der die Stromerzeugung aus regene- 2022 ein neues 300-Megawatt-Gaskraft- belasten. rativen Energien gefördert wird, in werk als Sicherheitspuffer in besonderen den Jahren 2018 und 2019 gesunken. Notsituationen bereitstehen. Die Kosten Gleichwohl hat sich die Strompreisbe- für das neue Kraftwerk, das sich kurzfristig 20
BUSINESS Mein Partner hoch- und herunterfahren lässt, um das der Qualität der Stromversorgung. »Weil Netz zu stabilisieren, müssen letztlich die die Sonnen- und Windenergie nicht immer Stromkunden tragen. Obendrein droht EU-Vorgaben zufolge gleich viel Energie liefern können, kom- men wir in eine volatile Welt mit vermehr- für erfolgreiche eine Aufteilung Deutschlands in zwei Strompreiszonen, wenn das Netz nicht ten Spannungsschwankungen und kurzen Stromausfällen, wenn die stabilisierenden Kommunikation ausgebaut wird. Die EU-Kommission will Kohle- und Kernkraftwerke fehlen«, so damit den grenzüberschreitenden Strom- InfraServ-Geschäftsleiter Langhammer. Internet, Telefonie und handel und den Wettbewerb stärken. Hin- Vernetzung aus einer Hand. tergrund: Da in Deutschland die Übertra- Empfindliche Produktion gungsnetze oft nicht ausreichen, um den Damit jedoch drohen häufigere Produkti- im Norden produzierten Windstrom in den Süden zu transportieren, fließt der zum onsausfälle, die hohe Kosten verursachen. »Moderne Produktionsanlagen sind wie m-net.de/profi Teil in die Nachbarländer. Von dort wird Rennpferde, zwar extrem leistungsfähig, der Strom weiter im Süden wieder in die aber oft auch sehr empfindlich gegenüber deutschen Netze eingeleitet. Durch diesen Spannungsschwankungen«, erklärt Lang- Umweg lassen sich zwar die deutschen hammer. Störungen im Netz können für Netzengpässe teilweise umgehen. Doch betroffene Unternehmen katastrophale Jetzt diese sogenannten Ringflüsse belasten Folgen nach sich ziehen. »Stromausfälle kostenlos die Stromnetze der Nachbarn. von wenigen Zehntelsekunden reichen Für bayerische Unternehmen wären aus, die Produktion stunden- oder gar ta- beraten lassen: Preiszonen fatal. »Der Strompreis in Süd- gelang lahmzulegen«, so Langhammer. 0800 7767887 deutschland könnte um ein bis zwei Cent »Gerade im Zuge der Digitalisierung teurer werden als im Norden, wo weitaus und durch die stark anwachsenden Zu- mehr Strom erzeugt wird«, warnt Bern- lassungszahlen von Elektrofahrzeugen hard Langhammer (61), Geschäftsleiter wird eine störungsfreie Stromversorgung des Chemieparkbetreibers InfraServ Gen- wichtiger denn je.« dorf in Burgkirchen a.d.Alz. »Dies hätte Neue Stromleitungen sollen dafür sorgen, das Ende der energieintensiven Produkti- dass die Versorgungsqualität auf dem on in Bayern zur Folge, weil die Unterneh- gewohnt hohen Niveau bleibt. Laut Bun- men aufgrund der dann deutlich höheren desnetzagentur sind sie erforderlich, um Strompreise ihre Wettbewerbsfähigkeit Netzengpässe zu verhindern, wenn künf- einbüßen würden.« tig immer mehr Strom aus erneuerbaren Schon bald werden sich die Anforderun- Energien in die Netze fließt. Doch die Tras- gen an die Stromnetze weiter erhöhen, sen SuedLink und SuedOstLink, die die wenn die Kernkraftwerke Gundremmin- windreichen Regionen in Nord- und Ost- gen Block C und Isar 2 bis Ende 2021 be- deutschland mit Bayern und Baden-Würt- ziehungsweise Ende 2022 abgeschaltet temberg verbinden sollen, werden vor- werden sollen. Mehr noch: Im Zuge des aussichtlich erst 2025 fertiggestellt sein. diskutierten Kohleausstiegs sollen weite- re grundlastfähige Kraftwerke langfristig IHK-Ansprechpartner zum Thema Energie vom Netz gehen. Den Betrieben drohen Björn Athmer, Tel. 089 5116-1548 damit erhebliche Beeinträchtigungen in bjoern.athmer@muenchen.ihk.de Foto: InfraServ Gendorf »Moderne Produktionsanlagen sind sehr empfindlich gegenüber Spannungs- schwankungen.« Bernhard Langhammer, Geschäftsleiter InfraServ Gendorf Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 07/2019
S TA N DORTPOLITIK | UN -N ACHHALTIGKEI T S Z I E LE WASSER fürs Leben Die Vereinten Nationen haben 17 Sustainable Development Goals (SDGs) verabschiedet, zu deren Erreichung auch Unternehmen beitragen können. Das sechste Nachhaltigkeitsziel lautet: sauberes Wasser und Sanitärversorgung für alle. GABRIELE LÜKE W o das Wasser endet, endet die der Ziele ist eine ganzheitliche Strate- Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Welt, sagt man in Usbekistan gie wichtig, die den Gewässerschutz, die Forschung auf dem Gebiet der Trinkwas- – eine Metapher von großer Trinkwassersicherheit und Abwasserent- serhygiene beim Umweltbundesamt. Aktualität: Wasser ist eine höchst gefähr- sorgung als Einheit versteht und gemein- In der Praxis heißt das zu informieren, Be- dete und knappe Ressource. 2,1 Milliarden sam angeht«, betont Bettina Rickert (44), lastungen von vornherein zu vermeiden Menschen weltweit haben keinen Zugang Leiterin des Kooperationszentrums der und gewässerschonende Technologien für zu sauberem und durchgängig verfügba- rem Trinkwasser. 4,3 Milliarden Menschen können keine sicheren Sanitäranlagen nutzen. Selbst in Europa gibt es noch Handlungsbedarf. Das zeigt der Weltwas- serbericht 2019 der Vereinten Nationen (UN). Die Verfügbarkeit und Qualität von Wasser ändert sich derzeit dramatisch, so die UN. Gründe dafür liegen in der wach- senden Bevölkerung, im Klimawandel und in neuen Konsummustern. Wachsende Städte brauchen immer mehr Trinkwasser aus immer größeren Einzugsgebieten und immer tieferen Grundwasservorkommen. Der Wasserbedarf von Landwirtschaft und Industrie steigt. Gleichzeitig belasten Schadstoffe, übermäßige Düngung und Pestizide die Gewässer. Bewusstsein schaffen Mit dem Nachhaltigkeitsziel (SDG) Num- mer 6 »Wasser und Sanitärversorgung – Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirt- schaftung von Wasser und Sanitärver- sorgung für alle« wollen die Vereinten Nationen ein Bewusstsein dafür schaffen und gegensteuern. Die Deutsche Nach- haltigkeitsstrategie, die die globalen Nachhaltigkeitsziele für die Bundesrepu- blik operationalisiert, legt den Schwer- punkt auf die Gewässerqualität, die Reduk- tion von Phosphat in Fließgewässern und Nitrat im Grundwasser sowie weltweit auf einen besseren Zugang zu Trinkwasser und Sanitärversorgung. »Zur Erreichung 22
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