Konsum treibt die Wirtschaft an - IHK24

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Konsum treibt die Wirtschaft an - IHK24
GUTES GEDÄCHTNIS
                                 75 Jahre Westfälisches Wirtschaftsarchiv
                                 KÖRPERSPRACHE MACHT DEN UNTERSCHIED
                                 Interview mit Business-Coach Arvid Nienhaus
                                 GASTRO-PORTRÄT
                                 Reinhardt´s Restaurant & Weinbar in Hamm

                                                                        November 2016

Konsum treibt die
 Wirtschaft an
Die Konjunktur zeigt sich in Topform.
 Aber die Risiken werden größer.
Konsum treibt die Wirtschaft an - IHK24
www.oundmdesign.de
   „DAR F          ES ETWA S M E                                     HR SEIN?“

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Konsum treibt die Wirtschaft an - IHK24
EDITORIAL

Eine Institution
im Strukturwandel

     I
         n der „Allgemeinen und neuesten Welt-      Handels- sowie Hand-
         beschreibung“ von Christoph Benjamin       werkskammern.          So
         Saeckhel aus dem Jahr 1739, einer der      wird der neuere Struk-
         vielen Kostbarkeiten des Westfälischen     turwandel des Sieger-
      Wirtschaftsarchivs (WWA), finden wir nur       und Münsterlands, Ost-
      wenige Hinweise zu den damaligen wirt-        westfalens, des Mär-
      schaftlichen Verhältnissen Westfalens. „Das   kischen und Arnsber-
      Land ist zimlich rauh, und waechßt kein       ger Raums und natür-
      Wein darinnen, doch hat es treffliche Vieh-    lich des Westfälischen
      Weyde, wie dann die Westphaelische Schin-     Ruhrgebiets auch für
      cken bekandt genug sind.“                     die Nachwelt bewahrt.
          Seitdem hat Westfalen und unsere Re-      Das 75-jährige Jubilä-
      gion eine rasante wirtschaftliche Entwick-    um des Wirtschaftsar-         Heinz-Herbert Dustmann und Stefan Schreiber
      lung durchlaufen. Es entstanden viele Un-     chivs wurde Ende Ok-
      ternehmen, die Geschichte geschrieben ha-     tober mit einem würdigen Festakt und an-
      ben, aber teilweise nicht mehr existieren.    schließendem Symposium gebührend ge-
      Sie hätten keine größeren historischen Spu-   feiert (siehe Seite 12).
      ren hinterlassen, wenn 1941 nicht das WWA         Ein Wort zur Wahl in Amerika: Die ame-
      gegründet worden wäre. Sein Verdienst ist     rikanische Bevölkerung hat sich in einer de-
      es, dass wertvolles historisches Schriftgut   mokratischen Wahl für Donald Trump als
      gerettet wurde. Wir erkennen daran, dass      neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten
      der Begriff „Strukturwandel“ keineswegs       entschieden. Dies gilt es zu respektieren.
      nur die jüngere Entwicklung der letzten 30        Dennoch bleiben für die Wirtschaft offe-
      oder 40 Jahre abbildet, sondern in unserer    ne Fragen: Wie geht es weiter mit der Welt-
      Region eine viel längere Historie hat.        handelsorganisation oder dem Freihandels-
          Die Unterlagen waren von so gro-          und dem Klimaabkommen?
      ßem Interesse, dass der NS-Staat, der die         Sollte der künftige US-Präsident sein an-
      IHK schon 1933 als „Wirtschaftskammer“        gekündigtes Wirtschaftsprogramm aus dem
      gleichgeschaltet hatte, versuchte, darauf     Wahlkampf umsetzen, ist der freie Handel
      zuzugreifen. Um dies zu verhindern, dräng-    von Waren und Dienstleistungen gefährdet.
      ten die Mitglieder der Wirtschaftskammer      Die in der Vergangenheit guten Zuwachs-
      für Westfallen und Lippe vor nunmehr 75       raten im Wirtschaftsverkehr mit den USA
      Jahren auf die Gründung des WWAs. Eine        könnten darunter leiden. Dies würde auch
      weitere Gefahr waren die immer näher rü-      Unternehmen aus dem IHK-Bezirk treffen:
      ckenden Bombenangriffe der Alliierten. So     Aus den Städten Dortmund, Hamm und
      wurden 1941 ältere Akten, Geschäftsbü-        dem Kreis Unna sind mehr als 220 Unter-
      cher, Bilanzen und Korrespondenzen in den     nehmen in den USA aktiv, davon 80 mit Nie-
      Kellerräumen unseres Hauses zusammen-         derlassungen, Beteiligungen oder Produkti-
      getragen und zunächst grob geordnet.          onsstätten vor Ort. Ebenso könnte die Bi-
          Heute übernimmt das WWA als regiona-      lateralität im Wirtschaftsverkehr zwischen
      les Wirtschaftsarchiv auch hoheitliche Auf-   den USA und Nordrhein-Westfalen Schaden
      gaben und archiviert nach den Vorgaben        nehmen. In Deutschland hängen weit mehr
      des Landesarchivgesetzes NRW die Überlie-     als eine halbe Millionen Arbeitsplätze am
      ferungen der westfälischen Industrie- und     Export in die USA.

      Heinz-Herbert Dustmann, IHK-Präsident         Stefan Schreiber, IHK-Hauptgeschäftsführer

                                                                                                    Ruhr Wirtschaft November 2016   3
Konsum treibt die Wirtschaft an - IHK24
INHALT

    BLICKPUNKT KONJUNKTURUMFRAGE DER IHK

    8             Die Konjunktur ist
                  (noch) im Höhenflug
                  In den gegenwärtigen Optimismus der Unternehmen
                  mischt sich erste Skepsis. Die zunehmend unsichere
                  Lage auf den internationalen Märkten wird für die
                  Exportwirtschaft zur Herausforderung.

    75 JAHRE WESTFÄLISCHES WIRTSCHAFTSARCHIV

    12            Zukunft braucht Herkunft
                  Festakt für das „Gedächtnis der westfälischen Wirtschaft“:
                  Mehr als 250 Gäste feierten am 31. Oktober im Großen Saal
                  der IHK zu Dortmund das WWA-Jubiläum.

    INTERVIEW

    16            Körpersprache richtig nutzen!
                  Kommunikation wirkt auch ohne Worte. Gerade im Wirtschafts-
                  leben ist Körpersprache ein entscheidender Faktor. Im Interview
                  mit der Ruhr Wirtschaft spricht der Dortmunder Business-Coach
                  Arvid Nienhaus über das richtige Auftreten und gibt Tipps,
                  wie man „Störsignale“ vermeidet.

              RUBRIKEN                                 74 Impressum                    20 Die neuen Anforderungen
                                                                                           an Kassensysteme
              3     Editorial                          75 IHK-Veranstaltungskalender
                                                                                       22 Familienbetrieb gewinnt
              6     Bild des Monats                    75 Bekanntmachungen                 Westfälischer Handelspreis

              7     Wirtschaft in Zahlen               77 Messekalender                23 Stressfrei zur
                                                                                           Steuererklärung
              18 Die Seite der                         BLICKPUNKT                          Neue App hilft
                    Wirtschaftsjunioren                KONJUNKTURUMFRAGE DER IHK
                                                                                       24 Austausch auf Augenhöhe
              30 Nachruf                               8   Die Konjunktur ist              IHK-Wirtschaftsgespräche
                                                           (noch) im Höhenflug
              30, 31, 49 Jubiläum                                                      26 Einmal um die Welt
                                                       75 JAHRE WESTFÄLISCHES              nach Hamm
              36 Kompakt                               WIRTSCHAFTSARCHIV                   Serie Gastronomie: Reinhardt’s
                                                                                           Restaurant und Weinbar
              38 Was sonst geschah                     12 Zukunft braucht Herkunft
                                                                                       29 Die Digitalisierung
              41 Literatur                             INTERVIEW                           hat viele Facetten

              68 Tipps zum Thema Recht                 16 Arvid Nienhaus: Körper-      31 Daumendrücken hat
                                                           sprache richtig nutzen!         sich gelohnt
              69 Wirtschaft im TV                                                          Gründerpreis NRW
                                                       WIRTSCHAFT REGIONAL
              70 IHK-Weiterbildungsprogramm                                            32 Bezahlsystem mit
                                                       19 Amazon siedelt sich              vielen Vorteilen
              73 Kulturkalender                            in Dortmund an                  Ein Jahr paydirekt

4   Ruhr Wirtschaft November 2016
Konsum treibt die Wirtschaft an - IHK24
SERIE GASTRONOMIE

                                   26       Einmal um die Welt nach Hamm
                                            Im Mai dieses Jahres haben Lars und Eva Reinhardt auf dem
                                            schönsten Abschnitt der Hammer Fußgängerzone „Reinhardt´s
                                            Restaurant & Weinbar“ eröffnet. Hier kann man bei einem edlen
                                            Tropfen den Stress des Alltags vergessen.

                                   WIRTSCHAT REGIONAL
                                                                                                                                      ÄCHTNIS
                                                                                                                                 S GEDÄ
                                                                                                                              TES
                                                                                                                            GUTE                                    ED
                                                                                                                                                                    E
                                                                                                                                                            RSCHI
                                                                                                                                                   DEN UNTE
                                                                                                                                           MAC T

                                   34
                                                                                                                                         E MACH
                                                                                                                                      A HE
                                                                                                                                    RACH

                                            Party mit Manuka
                                                                                                                            KÖRPERSPR

                                                                                                                                                                         2016
                                                                                                                                                           November

                                            und Haka                                                    bt die
                                                                                                     eiib
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                                                                                                            i
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                                                                                              i tsch
                                                                                             Wir
                                            Das Neuseelandhaus in Bergkamen ist               D
                                                                                              Die     junk
                                                                                                  Konju
                                                                                              Dii Kon
                                                                                                           tur zeig
                                                                                                          ktur
                                                                                                      j nkt
                                                                                                          Risiken wer
                                                                                                                              T form
                                                                                                                      i h iin Top
                                                                                                               zeigt sich
                                                                                                                     sic
                                                                                                                       den größer.
                                                                                                                                  f  .

                                                                                                 Aber die

                                            in den vergangenen 20 Jahren seines
                                            Bestehens kräftig gewachsen.

                                   SERVICE KULTUR

                                   72       Wer bringt die
                                            Geschenke?                                                         st
                                                                                                                 la
                                                                                                                   pp im
                                                                                                       Auch als A ystore
                                                                                                       Google P ore unter
                                                                                                      oder App ortmund
                                                                                                        IHK zu D
                                            Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte
                                            nimmt Besucher mit auf eine Entdeckungsreise
                                            durch das weihnachtliche Europa.

34 Party mit Manuka und Haka       44 Wie aus Flüchtlingen             SERVICE KULTUR
    Neuseelandhaus feiert              Fachkräfte werden
    Geburtstag                                                         72 Wer bringt die Geschenke?
                                   46 Die Besten der Besten                 Ausstellung im Museum für
35 Exkursion in die                    Landesbeste Azubis geehrt            Kunst und Kulturgeschichte
    digitale Zukunft
    Mittelstand 4.0-               48 Von Unna nach Shanghai           SERVICE TERMINE
    Kompetenzzentrum
                                   SONDERTHEMA                         74 Ruhrmetropole will
36 Der Winter wird hell                                                     Modellstadt werden
    Winterleuchten ist wieder da   50 Energieeffizienz ·                    Auftaktkonferenz
                                       Umweltschutz · Recycling
36 Dortmund überzeugt                                                  75 Richtiger Umgang
    Deutscher Tourismustag         SERVICE INTERNATIONAL                    mit der Steuerreform

37 Für bestmögliche                66 Frankreichs Startup-Szene        75 Fälschern ein
    Integration                        belegt in Europa Platz drei          Schnippchen schlagen

40 Zwei Reisende, zwei Welten      67 Dynamischer Markt                SERVICE EXISTENZGRÜNDUNG
    und zwei Sprachen                  vor der Haustür                 UND UNTERNEHMENSNACHFOLGE
    Kunst in der IHK zu Dortmund       Branchenanalyse zu Transport
                                       und Logistik in Tschechien      76 Nachfolge ist Familiensache
42 Die Herren der Zeit
    clickbits erleichtert          SERVICE BILDUNG                     SERVICE MESSE
    Zeiterfassung
                                   71 Dreifache Qualität               77 Lichterglanz und
43 Fliesenmax ist jetzt auch           und Praxisnähe                       Budenzauber
    in Dortmund vertreten              Neue IHK-Zertifikatslehrgänge        Advents- und Weihnachtsmärkte

                                                                                    Ruhr Wirtschaft November 2016                                                               5
Konsum treibt die Wirtschaft an - IHK24
BILD DES MONATS

    La Ola zum Semesterstart
    Stadion
    Stadion statt Hörsaal: Tradi-
    tionsgemäß startete die TU
    Dortmund Mitte Oktober im
    Signal Iduna Park ins neue
    Studienjahr. Gemeinsam
    mit dem BVB, der Stadt, der
    Oper und dem Theater Dort-
    mund begrüßte sie dort ei-
    nen Großteil der rund 6.000
    Studienanfänger.

    Vorlesung
    Es war die erste Vorlesung
    des Wintersemesters: Mi-
    chael Eickhoff, Chefdrama-
    turg des Schauspielhauses,
    und Jens-Daniel Herzog, In-
    tendant des Opernhauses,
    sprachen zu den Studen-
    ten. Als Moderator führte
    Christoph Edeler, Leiter des
    Hochschulsports, durch den
    Morgen.

    Startschuss
    Es folgte ein abwechslungs-
    reiches Programm: Musi-
    kalische Beiträge steuerten
    Schauspielhaus, Oper und
    Philharmoniker bei. Mit Fuß-
    ballprofi Neven Subotic gab
    es Mensa-Gutscheine zu ge-
    winnen. Schließlich schoss
    Prof. Ursula Gather einen
    von BVB-Spielern signierten
    Fußball auf die Tribüne.

    Statistik
    Übrigens sind die meisten
    neuen Studierenden in den
    Bachelors tudiengängen
    Wirtschaftswissenschaften
    und Informatik eingeschrie-
    ben. Der kleinste Studien-
    gang ist der Musikjournalis-
    mus. Hier fangen zum Win-
    tersemester 2016/17 vier
    Studierende an.
    Text: Tobias Schucht
    Foto: Nikolas Golsch/TU Dortmund

6   Ruhr Wirtschaft November 2016
Konsum treibt die Wirtschaft an - IHK24
Wirtschaft in Zahlen
Umfrage: Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen

                                                                            Fotos: IHK/Oliver Schaper

Beschäftigen Sie bereits geflüchtete Menschen
in Ihrem Unternehmen?

Ja, in Festanstellung

                                    10
Ja, im Praktikum
                                                                                             Nein
                               15
                                           %            72

                                    13
Ja, in Ausbildung

Welche Deutschkenntnisse setzen Sie
für eine Einstellung voraus?

Grundkenntnisse

Keine/geringe
                                     28
Deutschkenntnisse
                                1
Sehr gute
                                           %
                                                                           Gute Kenntnisse
Kenntnisse                      20                     53

An der Onlineumfrage der IHK zu Dortmund im Oktober beteiligten sich 102 Unterneh-
men aus der Region. Die Ergebnisse zeigen, dass die Unternehmen Flüchtlingen immer
häufiger eine Chance zum Einstieg ins Berufsleben geben. Fast 13 Prozent der befragten
Unternehmen geben an, mit einem Flüchtling einen Ausbildungsvertrag geschlossen zu
haben. Im Vorjahr waren es erst 2,5 Prozent. Auch bei den Arbeits- und Praktikumsverträ-
gen gab es einen deutlichen Zuwachs: Bei 14,71 Prozent der antwortenden Unternehmen
sind zurzeit Praktikanten tätig (2015: 2,51 Prozent) und bei 9,8 Prozent ist ein geflüchte-
ter Mensch in Festanstellung (2015: 4,02 Prozent). Deutschkenntnisse bleiben der Schlüs-
sel zum Arbeitsmarkt: Gut 99 Prozent der Unternehmen setzen diese voraus, mehr als die
Hälfte der Betriebe sieht gute Kenntnisse als notwendig an. Weitere Infos zur Umfrage hat
die IHK-Ansprechpartnerin Sandra Schröder, Telefon 0231 5417-190, E-Mail: s.schroeder@
dortmund.ihk.de. Lesen Sie auch den Bericht zur Informationsveranstaltung auf Seite 44!
                                                   Text: Gero Brandenburg, Quelle: IHK zu Dortmund

                                                                 Ruhr Wirtschaft November 2016          7
Konsum treibt die Wirtschaft an - IHK24
BLICKPUNKT KONJUNKTURUMFRAGE DER IHK

    Die Konjunktur
    ist (noch) im
    Höhenflug
    In den gegenwärtigen Optimismus der Unternehmen mischt sich
    erste Skepsis. Die zunehmend unsichere Lage auf den internationalen
    Märkten wird für die Exportwirtschaft zur Herausforderung.

8   Ruhr Wirtschaft November 2016
Konsum treibt die Wirtschaft an - IHK24
VON GERO BRANDENBURG                              Gute Stimmung in

                   M
                                                                     der regionalen Wirtschaft
                              it dem Aufschwung kommen
                                                                     Aktuelle Geschäftslage der
                              auch die Sorgenfalten: Obwohl
                                                                     Unternehmen im Herbst 2016
                              die Unternehmen in Deutsch-
                              land, im Ruhrgebiet und in den         • Gut
                   Städten Dortmund, Hamm sowie dem Kreis            • Befriedigend
                   Unna derzeit vor Optimismus strotzen, bli-        • Schlecht
                   cken sie mit wachsender Skepsis in die na-
                   he Zukunft. Für 2017 sind die Konjunktur-                     6
                   erwartungen gedämpft. Dafür verantwortlich
                   ist das schwache Wachstum in vielen Regio-                                 37
                   nen der Welt. Dies und zahlreiche politische
                   Krisen belasten die Aussicht der Exporteure:                   %
                   Für Deutschland, das in diesem Jahr laut Pro-          57
                   gnose des Ifo-Instituts wieder den Titel des
                   Exportweltmeisters von China übernehmen
                   wird, sind das schwierige Vorzeichen. Zu die-
                   sem Ergebnis kommt der Deutsche Industrie-                  Herbst 2016
                   und Handelskammertag (DIHK) in seiner ak-
                   tuellen Konjunkturumfrage (siehe auch Seite
                                                                                 8
                   10/11), an der sich traditionell auch die IHK
                   zu Dortmund beteiligt hat.

                   Hochzufrieden und auf Wachstumskurs
                   Ein Blick auf die regionale Wirtschaft zeigt es      44,9      %            47,1

                   ebenfalls deutlich: Mit ihrer gegenwärtigen
                   Geschäftslage sind die rund 150 Unterneh-
                   men (mit knapp 18.000 Beschäftigten), die
                   sich an der Befragung beteiligten, hochzu-         Vergleich: Jahresbeginn 2016
                   frieden. Die Betriebe zeigen sich in sehr gu-
                   ter Verfassung und befinden sich weiter auf
                   Wachstumskurs. 94 Prozent beurteilen ihre
                   aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedi-
                                                                     Größte Sorge gilt
                   gend – was gegenüber dem Frühjahr noch-
                                                                     dem Einbruch der
                   mal ein Plus von zwei Prozentpunkten be-          Inlandsnachfrage
                   deutet. Nur sechs Prozent sind unzufrieden
                                                                     Was sind mögliche Risiken
                   - vor einem Jahr waren es noch knapp zwölf        für die Entwicklung der
                   Prozent. „Die gute Kauflaune der Verbrau-          Unternehmen? (mehrere
                   cher und volle Auftragsbücher im Baugewer-        Antworten waren möglich)
                   be sorgen für ein freundliches konjunkturel-
                   les Umfeld“, sagt Heinz-Herbert Dustmann,                              47,6 %
                   Präsident der IHK zu Dortmund. Rekordbe-          Schwächere Inlandsnachfrage
                   schäftigung, steigende Löhne und Sozialaus-
                                                                                          46,3 %
                   gaben kurbeln die Binnenkonjunktur weiter
                                                                     Wirtschaftspol. Rahmenbeding.
                   an. Von der Konsumfreude profitieren vor al-
                   lem Dienstleister wie das Gastgewerbe oder
                                                                                        40,1 %
                   Reisebüros. Allerdings hat die konjunkturel-
                                                                     Fachkräftemangel
                   le Dynamik insgesamt etwas nachgelassen.
                   Das ist auch an den Meldungen zu Auftrags-                   30,6 %
                   bestand und Umsätzen abzulesen. Berichte-         steigende Arbeitskosten
                   ten im Frühjahr 55 Prozent der Betriebe in
                   der Region von erhöhten Umsätzen, so sind                    29,3 %
                   es im Herbst noch gut 35 Prozent.                 steigende Energie- und
                       Inlandsinvestitionen galten lange als Sor-    Rohstoffpreise
                   genkind der Konjunktur – inzwischen ver-
                                                                        19,0 %
                   stärken sich die Anzeichen einer Belebung.
                                                                     Schwächere Auslandsnachfrage
                   Immerhin will knapp ein Drittel der Unter-
                   nehmen seine Ausgaben erhöhen, und deut-                 9,5 %
                   lich mehr als Hälfte will das Investitionsni-     Finanzierungsprobleme
                   veau zumindest halten. Im Frühjahr waren es
                                                                         6,8 %
                   gut 23 und 59 Prozent. Nur knapp 13 Prozent
                                                                     Schwankende Wechselkurse
                                                                >

Foto: Thinkstock                                                       Ruhr Wirtschaft November 2016   9
Konsum treibt die Wirtschaft an - IHK24
Anteil der Unternehmen, der einen zuneh-
                                                                                     menden Export erwartet, ist um 15 Prozent
                                                                                     gegenüber der Frühjahrsumfrage gesunken.
                                                                                     Dustmann: „34 Prozent der Industriebetriebe
                                                                                     sehen mittlerweile in der Auslandsnachfra-
                                                                                     ge sogar ein akutes Konjunkturrisiko.“ Bran-
                                                                                     chenübergreifend fürchtet die Wirtschaft
                                                                                     noch mehr, dass die Inlandsnachfrage nach-
     »34 Prozent der                 >                                               lässt. „Viele Unternehmen sind sich sehr be-
     Industriebetriebe               sagen gegenwärtig geringere Ausgaben vor-       wusst, dass ihre Geschäftsentwicklung recht
     sehen mittler-                  her (Frühjahr 2016: 17,5 Prozent). Mehr als     einseitig von der Konsum- und Baubranche
                                     60 Prozent planen Ersatzbeschaffungen, was      abhängt“, schränkt Dustmann ein.
     weile in der Aus-               angesichts der Dauer des Aufschwungs und
     landsnachfrage                  der erreichten Auslastung nicht überrascht.     Mangel an Fachkräften befürchtet
     sogar ein akutes                                                                Ungünstige wirtschaftspolitische Rahmen-
     Konjunkturrisiko.«              Mehr Risiken im Export                          bedingungen gehören ebenfalls zu den Top-
     Heinz-Herbert Dustmann,         Wenig überraschend sind allerdings auch die     Risikofaktoren, genauso wie der Mangel an
     Präsident IHK zu Dortmund       deutlich gedämpften Erwartungen an das          Fachkräften. In Zeiten konjunktureller Hoch-
                                     Auslandsgeschäft. Im ersten Halbjahr sind       stimmung wittern Unternehmen hier ein
                                     die Risiken im internationalen Bereich noch     wachsendes Geschäftsrisiko. Im Herbst 2013
                                     sichtbarer geworden, was sich in der IHK-Re-    beispielsweise sahen 25 Prozent im Fachkräf-
                                     gion unter anderem im leichten Rückgang         temangel eine Erfolgsbremse. Aktuell sind es
     DIHK-Konjunkturumfrage          der Exportquote auf gut 38 Prozent wider-       mehr als 40 Prozent. Die wachsenden Proble-
     und Ruhrlagebericht             spiegelt. Rund 1.000 Unternehmen aus Dort-      me bei der Fachkräftesicherung bei einer ver-
     › An der DIHK-Konjunktu-        mund, Hamm und dem Kreis Unna sind au-          gleichsweisen hohen Arbeitslosigkeit zeigen,
       rumfrage im Herbst 2016       ßenwirtschaftlich aktiv. „Die Situation in      dass es auf dem Arbeitsmarkt zu wenig Be-
       haben sich bundesweit         China bleibt schwierig, Russland leidet un-     werber gibt, die die nachgefragten Qualifika-
       rund 27.000 Unterneh-         ter niedrigen Rohstoffpreisen und Sanktio-      tionen mitbringen.
       men aus den Region der        nen, Brasilien und Argentinien stecken in ei-       Insbesondere die Nachfrage nach Fach-
       79 Industrie- und Han-        ner hartnäckigen Rezession“, erläutert Dust-    kräften mit einer klassischen betrieblichen
       delskammern beteiligt.        mann. Zudem sind mit dem Putschversuch          Ausbildung ist gestiegen, fast 62 Prozent der
     › Für 2017 rechnet der          in der Türkei und der Brexit-Entscheidung       betroffenen Unternehmen suchen in diesem
       DIHK mit einem Wachs-         in Großbritannien seit der letzten Umfrage      Bereich. „Diese Fachkräfte sind die heimli-
       tum von 1,2 Prozent           zwei neue Unsicherheitsfaktoren hinzuge-        chen Gewinner des Beschäftigungsbooms.
       deutlich weniger als          kommen. Diese erschwerten Rahmenbedin-          Wir hoffen, dass sich das bei Eltern und Schu-
       2016. Im laufenden Jahr       gungen für Exporteure können durch das An-      len noch mehr herumspricht und deutlich
       wächst die Wirtschaft         ziehen des Außenhandels mit den USA und         wird, welche Karrierechancen sich mit einer
       stärker als erwartet um       dem Iran sowie die Erholung in der Eurozone     dualen Ausbildung bieten“, wirbt Dustmann
       1,9 Prozent (Prognose         nicht vollständig aufgefangen werden. Der       für die Berufsausbildung.
       Frühjahr: 1,5 Prozent). Mit
       knapp 500.000 zusätzli-
       chen Stellen hat sich vor
       allem die Beschäftigung
       positiv entwickelt. Für
       2017 geht der DIHK von
       einem Plus von 450.000
       neuen Stellen aus.
     › Der gemeinsame Ruhrla-
       gebericht der fünf Ruhr-
       IHKs Dortmund, Duisburg,
       Essen, Mittleres Ruhrge-
       biet und Nord Westfalen
       (Emscher-Lippe-Region)
       umfasst Rückmeldungen
       aus 960 Unternehmen
       mit 138.000 Beschäftig-
       ten und beleuchtet die
       wirtschaftliche Gesamtsi-
       tuation im Ruhrgebiet.
     › Den kompletten Ruhrla-
       gebericht gibt es unter
       www.ihks-im-ruhrgebiet.de

10   Ruhr Wirtschaft November 2016
BLICKPUNKT KONJUNKTURUMFRAGE DER IHK

Industrie
     Seit dem Jahresbeginn hat sich die       deutlich mehr als die Hälfte der In-
     Stimmung in der Industrie weiter         dustrieunternehmen eine Kapazi-
     verbessert. Fast 40 Prozent halten       tätsauslastung von über 85 Prozent.
     jetzt ihre Lage für gut, nur gut neun    Bei den Inlandsaufträgen gibt es we-
     Prozent sind nicht zufrieden. Ge-        nig Bewegung, der Wettbewerb um
     genüber dem Herbst vorigen Jahres        Auslandsaufträge wird härter. Mitt-
     ist damit das Lageurteil stetig besser   lerweile meldet gut jedes fünfte Un-
     geworden.                                ternehmen rückläufige Auftragsein-
         Aber es ist auch spürbar, dass es    gänge aus dem Ausland.
     ein zäher Aufstieg ist. Einen nen-           Entsprechend vorsichtiger sind
     nenswerten Beitrag zum günstigen         auch die Exporterwartungen für die
     Lagebild leistet die Bauwirtschaft,      nächsten Monate.
     die sich derzeit in einer Hochkon-           Trotzdem rechnen knapp 70 Pro-
     junktur befindet. Zwei Drittel der        zent der Industrieunternehmen mit
     Betriebe sprechen von einer gu-          gleichbleibenden Geschäften. Nur
     ten Geschäftslage. Durch den lan-        jeder 20. Betrieb befürchtet eine
     gen Aufschwung meldet inzwischen         Verschlechterung.

Handel
     Die Konsumlaune der Bürger be-           gistrieren fast 44 Prozent der Händ-
     flügelt vor allem den Handel. Auch        ler gestiegene Umsätze, wogegen
     hier halten rund 94 Prozent ihre ge-     nur knapp 16 Prozent von Rückgän-
     schäftliche Situation für befriedi-      gen berichten.
     gend oder sogar gut. Jedoch geben            Da die Konjunktur weiter auf-
     jetzt nur gut 40 Prozent ein positives   wärts gerichtet bleiben dürfte, sind
     Urteil ab, am Jahresbeginn waren         deutlich mehr Kaufleute optimis-
     es deutlich mehr (fast 50 Prozent).      tisch als skeptisch (22 zu 3 Prozent),
     Dies lässt sich indes mit einer star-    dass sich die Geschäfte gegen Jah-
     ken Saisonkomponente um den Jah-         resende noch weiter verbessern wer-
     reswechsel herum erklären – vergli-      den. In dieser Branche bleiben da-
     chen mit dem Wert vom Herbst 2015        her die Beschäftigungsperspektiven
     hat sich die Einschätzung des Han-       günstig, aber auch der Fachkräfte-
     dels sogar verbessert. Immerhin re-      mangel drückt hier ganz besonders.

Dienstleistungen
     Der Dienstleistungsbereich gestaltet     mal so hoch wie der, bei denen sie
     sich sehr heterogen, ist aber insge-     geschrumpft sind. Gleichwohl hat
     samt auf der Sonnenseite der Kon-        sich die Stimmung seit dem Jahres-
     junktur. Nicht zuletzt profitieren        beginn leicht eingetrübt.
     die Unternehmen von der starken              Insbesondere die befragten Kre-
     Binnennachfrage, aber häufig auch         ditinstitute, die diesem Wirtschafts-
     von den Aufträgen der öffentlichen       zweig zugeordnet sind, sehen sich
     Hand, die im Zusammenhang mit            aufgrund der Niedrigzinspolitik und
     der Flüchtlingskrise vergeben wur-       der hohen regulatorischen Auflagen
     den. 32 Prozent halten ihre aktuelle     im Finanzsektor zunehmend unter
     Geschäftslage für gut, nur eine Min-     Druck. Insgesamt wird die Zukunft
     derheit von rund zwei Prozent für        jedoch mehrheitlich positiv einge-
     nicht zufriedenstellend.                 schätzt, die Einstellungsbereitschaft
         Besonders positiv urteilen die       bleibt hoch.
     unternehmensnahen Dienstleister.             Die Sorgen wegen Fachkräfte-
     Der Anteil der Unternehmen, der er-      mangels und steigender Arbeitskos-
     höhte Umsätze meldet, ist fast drei-     ten sind besonders verbreitet.

                                                                                       Ruhr Wirtschaft November 2016   11
WIRTSCHAFT REGIONAL

     75 Jahre Westfälisches Wirtschaftsarchiv

     Zukunft braucht Herkunft
     Festakt am 31. Oktober in der IHK: Anerkennende Worte für das „Gedächtnis der Wirtschaft“

                                     Z
     »Westfalen ist heute                   ukunft braucht Herkunft! Oder anders         Anerkennende Worte fanden Ullrich Sier-
     eine Hochburg der                      formuliert: Es gibt keine Zukunft ohne   au, Oberbürgermeister der Stadt Dortmund,
     ‚Hidden Champions‘…                    Herkunft. Zur Identität gehört ganz      sowie Matthias Löb, Direktor des Land-
     Auch ihre historischen                 wesentlich das Bewusstsein der eige-     schaftsverbandes Westfalen-Lippe, in ihren
     Leistungen dokumen-             nen Geschichte“, sagte Heinz-Herbert Dust-      Grußworten. „Das Westfälische Wirtschafts-
                                     mann, Präsident der Industrie- und Handels-     archiv ist eine unverzichtbare, zentrale Insti-
     tiert das WWA als
                                     kammer zu Dortmund, in seiner Begrüßung         tution, wenn es darum geht, die Historie und
     ‚Gedächtnis‘ unserer            zum Auftakt der Jubiläumsfeier des Westfäli-    den wirtschaftlichen Wandel Dortmunds und
     Wirtschaft.«                    schen Wirtschaftsarchivs (WWA).                 der Region zu dokumentieren, zu analysie-
     Stefan Schreiber,                   Seit 75 Jahren ist das WWA die regiona-     ren und daraus auch Rückschlüsse für die Zu-
     IHK-Hauptgeschäftsführer        le Dokumentationsstelle der Wirtschaft in       kunft zu ziehen“, betonte Ullrich Sierau. „Die
                                     Westfalen und Lippe. Neben Geschäftsbü-         gute Arbeit des Archivs beschränkt sich nicht
                                     chern und Akten verwahrt das Archiv etwa        nur auf das Einwerben und Sammeln des Ar-
                                     600.000 Fotos, 4.500 historische Plakate,       chivguts der Wirtschaft, sondern umfasst
                                     600 Filme und unzählige Tondokumente. Die       auch die Beratung beim Aufbau eigener Un-
                                     Bestände repräsentieren die historische Ent-    ternehmensarchive“, ergänzte Matthias Löb.
                                     wicklung der einzelnen Wirtschaftsräume
     IHK-Hauptgeschäftsführer        Westfalens im Strukturwandel von drei Jahr-     Benutzer kommen aus aller Welt
     Stefan Schreiber (4. v. l.)     hunderten, so etwa des Sieger- und Münster-     „Jährlich begrüßt das Westfälische Wirt-
     begrüßte in seiner Funk-        landes, Ostwestfalens, des Märkischen und       schaftsarchiv etwa 300 Benutzer, darunter
     tion als Vorsitzender der       Arnsberger Raums und natürlich des Westfä-      Wissenschaftler aus der ganzen Welt, Stu-
     Stiftung Westfälisches          lischen Ruhrgebiets. Aus diesen reichen Be-     dierende, Vertreter von Museen, Journalis-
     Wirtschaftsarchiv (WWA)         ständen schöpft auch die über 800 Seiten        ten sowie Familien- und Heimatforscher“, so
     Landesbildungsministerin        umfassende Jubiläumsschrift „Quellen zur        Dr. Karl-Peter Ellerbrock. Seit 1996 ist er Di-
     Sylvia Löhrmann (3. v. l.)      Westfälischen Wirtschaftsgeschichte“, die       rektor des WWA. Für das Archiv engagiert
     und Vertreter des Gymnasi-      Anfang Dezember im Münsteraner Aschen-          sich seit über 60 Jahren die Fördergesell-
     ums an der Schweizer Allee      dorff-Verlag erscheinen wird.                   schaft des WWA, die Gesellschaft für West-
     am 27. Oktober im WWA.

12   Ruhr Wirtschaft November 2016
Zum Jubiläum gratulier-
                                                                                                       ten Vertreter aus Politik,
fälische Wirtschaftsgeschichte (GWWG) un-          schäftsführer und Vorsitzender des WWA-Vor-         Verwaltung und Wirtschaft
ter Vorsitz von Joachim Punge, Vizepräsident       stands, eine Diskussion mit Berthold Schrö-         sowie Repräsentanten der
der IHK zu Dortmund. In diesem Netzwerk            der, Präsident der Handwerkskammer Dort-            das WWA tragenden Indus-
sind etwa 600 Mitglieder organisiert. Pas-         mund, Dr. Michael Henze, Leiter der Abtei-          trie- und Handelskammern.
send zum Jubiläum hat der Facebook-Auftritt        lung Strukturpolitik, Mittelstand und Hand-                      Fotos: IHK/Oliver Schaper
„Westfälische Wirtschaftsgeschichte“ bei der       werk im Ministerium für Wirtschaft, Ener-
Anzahl der „Follower“ sogar das Bundesar-          gie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des
chiv überholt.                                     Landes Nordrhein-Westfalen, und Dr. Martin
    Zum Thema „Wirtschaftsarchive im 21.           Müller, Vorsitzender der Vereinigung deut-
Jahrhundert“ moderierten Dr. Karl-Peter El-        scher Wirtschaftsarchivare, Frankfurt.
lerbrock und Stefan Schreiber, IHK-Hauptge-                                                  >

Sylvia Löhrmann besucht Westfälisches Wirtschaftsarchiv
NRW-Ministerin für Schule und Weiterbildung informierte sich über das Projekt „Migration im Ruhrbergbau“.

       H       ohen Besuch hatte am 27. Okto-
               ber das Westfälische Wirtschafts-
               archiv, als die Landesministerin
        für Schule und Weiterbildung, Sylvia
        Löhrmann, sich über die Aktivitäten
                                                    Gymnasium, Goethe Gymnasium und
                                                    Gymnasium an der Schweizer Allee
                                                    war auch ein 26-köpfiger Leistungs-
                                                    kurs mit seinem Lehrer Benjamin Din-
                                                    kelmann (Gymnasium an der Schwei-
                                                                                             und Schülern die Archivarbeit näher
                                                                                             zu bringen. Seitdem habe das WWA
                                                                                             sich zu einem beliebten Lernort ent-
                                                                                             wickelt. Rund 500 Schüler der achten
                                                                                             Klassen und Leistungskurse würden
        des WWA im Bereich Archiv und Schu-         zer Allee) mit von der Partie.           jährlich in das WWA kommen. Dieser
        le informierte. Anlass ihrer Stippvisite        Bei seiner Begrüßung betonte der     Erfolg zeige die Richtigkeit der von
        in Dortmund war die Herausgabe des          Vorsitzende der Stiftung Westfäli-       Ministerin Löhrmann geschaffenen In-
        ersten Bandes der neuen Schriftenrei-       sches Wirtschaftsarchiv, IHK-Haupt-      itiative „Bildungspartner NRW“.
        he „Wirtschafts- und sozialgeschicht-       geschäftsführer Stefan Schreiber, dass       Das Archiv kooperiert eng mit di-
        liche Quellen für die historisch-politi-    die Beschäftigung mit der Wirtschafts-   versen Dortmunder Schulen. Mit dem
        sche Bildung in Westfalen“. Der Band        geschichte das Wirtschaftswissen im      Phoenix-Gymnasium und dem Gym-
        widmet sich dem Thema „Migration            Schulalltag stärker verankere. Im Jahr   nasium an der Schweizer Allee be-
        im Ruhrbergbau“ und wurde von der           2010 habe das WWA damit begonnen,        stehen seit 2014 und mit dem Goethe
        RAG-Stiftung gefördert. Stellvertre-        systematisch im Rahmen seines his-       Gymnasium seit 2016 eingetragene
        tend für die drei Schulpartnerschaften      torisch-politisch Bildungsauftrags ne-   Bildungspartnerschaften im Rahmen
        mit den Dortmunder Schulen Phoenix-         ben Studierenden auch Schülerinnen       der Initiative Bildungspartner NRW.

                                                                                                          Ruhr Wirtschaft November 2016         13
WIRTSCHAFT REGIONAL

                                            >                                              Zeitung, Joachim Punge und Jürgen Wann-
     Der Festakt                            Ein Impulsreferat von Werner Plumpe, Pro-      hoff, Vizepräsident des Sparkassenverbands
      1 Diskutierten über Wirtschafts-      fessor für Wirtschafts- und Sozialgeschich-    Westfalen-Lippe.
     archive im 21. Jahrhundert (v. l.):    te an der Johann Wolfgang Goethe-Univer-           „Westfalen ist heute eine Hochburg der
     Stefan Schreiber, Dr. Michael          sität, Frankfurt am Main, leitete das Sympo-   ‚Hidden Champions‘, zumeist kleine bis mit-
     Henze, Berthold Schröder, Dr.          sium zum Thema „Erfolgsfaktoren des ‚Ger-      telständische Familienunternehmen mit ei-
     Martin Müller und Dr. Karl-Peter       man Mittelstand‘ ein. Es diskutierten Heinz-   ner langen Tradition. Auch ihre historischen
     Ellerbrock.                            Herbert Dustmann, Dr. Benedikt Hüffer, Ge-     Leistungen dokumentiert das WWA als ‚Ge-
                                            schäftsführender Gesellschafter der Aschen-    dächtnis‘ unserer Wirtschaft ebenso wie
      2 Die Gäste folgten                   dorff GmbH & Co. KG und Präsident der IHK      den spannenden Strukturwandel des Hand-
     interessiert den Ausführungen          Nord Westfalen, Hans Hund, Präsident des       werks“, so Stefan Schreiber.
     der Referenten.                        Westdeutschen       Handwerkskammertages           Die Jubiläumsveranstaltung wurde von
                                            und Präsident der Handwerkskammer Müns-        den Sparkassen in Westfalen-Lippe großzü-
      3 Dr. Martin Müller, Vorsitzender     ter, Carsten Knop, Verantwortlicher Redak-     gig gefördert. Musikalisch umrahmt wurde
     der Vereinigung deutscher Wirt-        teur für Wirtschaftsberichterstattung und      sie mit Jazzklängen der Dortmunder Musiker
     schaftsarchivare (l.), mit Archivdi-   Unternehmen der Frankfurter Allgemeinen        Gilda Razani und Hans Wanning.
     rektor Dr. Karl-Peter Ellerbrock.

      1

      2                                                                   3

14   Ruhr Wirtschaft November 2016
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INTERVIEW

     Körpersprache richtig nutzen!
     Kommunikation wirkt
     auch ohne Worte. Gera-
     de im Wirtschaftsleben
     ist Körpersprache ein
     entscheidender Faktor.
     Im Interview mit der
     Ruhr Wirtschaft spricht
     der Dortmunder Busi-
     ness-Coach Arvid
     Nienhaus über das
     richtige Auftreten und
     gibt Tipps, wie man
     „Störsignale“ ver-
     meidet.

     »Sowohl Mit-
     arbeiter als
     auch Kunden
     machen die
     Qualität der
     Führung zum
     großen Teil
     am Auftreten
     der Person
     fest, ebenso
     die Glaub-
     würdigkeit.«

16   Ruhr Wirtschaft November 2016
Herr Nienhaus, Sie sind Trainer für         gnal“ sendet, wird dieses Signal mit ins-
Körpersprache. Wie wird man das?            gesamt über 90 Prozent der Botschaft
Ich habe Schauspiel studiert, und schon     mehr wahrgenommen, als das gespro-
früh faszinierte mich die Frage, was gu-    chene Wort. Ein solches Signal kann
te Schauspieler und Menschen authen-        beispielsweise sein, im falschen Moment
tisch wirken lässt. Jeder kennt die Situ-   auf die Uhr zu schauen.
ation, etwa aus der eigenen Schulzeit,
in der vermeintlich weniger engagierte      Die unbewusste Wahrnehmung spielt
Schüler allein durch ihr Auftreten über-    hier also eine große Rolle.
zeugen konnten, während gute Schüler        Absolut. Wir alle kennen das Gefühl,
sich im Referat nicht so gut verkauften     wenn wir etwa auf einer Messe sind und
und sogar schlechter beurteilt wurden.      uns jemand, der uns etwas verkaufen
Hier interessierte mich die Frage, was      will, schlichtweg zu nahe kommt. Unser
die tatsächlich guten Schüler entwickeln    Körper spürt diese unbehagliche Nähe                   Arvid Nienhaus
müssen, um auch in ihrer Kommunika-         sehr schnell und der Kontakt ist ruiniert.             Schauspiel-Studium in Berlin;
tion erfolgreich zu sein. Als Schauspie-    Dies ist eine Situation, die wir durch un-             zehn Jahre Schauspiel-Tätig-
ler beschäftigt man sich automatisch mit    sere Körpersprache entschärften und                    keit; Ausbildung zum Kommu-
der Körpersprache und Wirkung. Denn         durch das Wissen um Körpersprache na-                  nikations-Trainer und Kom-
durch sie wirkt eine Rolle erst glaubwür-   türlich nutzen können. Das Auftreten ei-               munikations-Manager; Aus-
dig. Ich habe mich weiter auf die Funk-     ner Person sagt viel über dessen Wer-                  bildung zum NLP-Practitio-
tion und Wirkung der Körpersprache im       te aus. Das gilt natürlich auch für uns                ner und NLP-Master (DVN-
zwischenmenschlichen Alltag und in der      selbst, daher sollte unser Auftreten stets             LP und IANLP -zertifiziert); Ar-
Kommunikation spezialisiert. Daraus         unsere Werte widerspiegeln.                            beit nach dem Ethik-Kodex
sind bis heute die verschiedenen Trai-                                                             für Trainer und Berater; Spezi-
ning- und Coaching-Bereiche meiner Ar-      Was sind die häufigsten Fehler,                        alisierung auf Methoden des
beit in den Feldern Körpersprache und       die Führungskräfte durch falsche                       Coachings und Trainings in
Potenzialentwicklung gewachsen.             Körpersprache begehen?                                 der Körpersprache (nonverba-
                                            Es fängt häufig mit der Begrüßung an.                   len Kommunikation); Tätigkei-
Nonverbale Führung über Körperspra-         Der Handschlag sollte stets mit dem Au-                ten als Referent; Inhouse-Vor-
che, wie kann man sich das vorstellen?      genkontakt erfolgen. Präsenz ist hier das              träge und Fachtagungen zu
Man beginnt zunächst damit, genau-          Stichwort und nicht mit seinen Gedan-                  Körpersprache und Kommuni-
er hinzuschauen, in welchen Situatio-       ken und der Körpersprache schon bei                    kation; Coaching und Training
nen wir eine besondere Wirkung auf an-      der nächsten Person sein. In der heu-                  von Schülern; Bewerbungs-
dere Menschen haben. Diese kann posi-       tigen sehr schnell getakteten Kommu-                   Training im Bereich Kommu-
tiv oder negativ ausfallen. Ein negatives   nikation ist das eine Herausforderung,                 nikation und Körpersprache;
Beispiel aus der Praxis ist, wenn ich als   da dieser Fehler häufig unbewusst pas-                  www.arvid-nienhaus.de
Führungskraft vor meine Angestellten        siert. Der Handschlag ist ein zwischen-
trete und den direkten Blickkontakt und     menschliches Bekenntnis für die Situa-
damit die direkte Ansprache vernach-        tion – „ich bin jetzt für Dich da.“ In der
lässige oder sogar vergesse. Dann bleibt    heutigen Welt, in der Fakten von jedem
das, was ich an Inhalt vermitteln möch-     Ort abrufbar und schnell veraltet sind,
te, kaum in Erinnerung. Der zwischen-       wird der persönliche Kontakt wichti-
menschliche Bezug zu mir als Persön-        ger denn je. Denn die persönliche Be-
lichkeit fehlt.                             ziehung bleibt in dieser Situation viel
                                            eher hängen als vermittelte Fakten. Da-
Und der ist entscheidend?                   her ist das eigene Auftreten so wichtig.
Ja. Sowohl Mitarbeiter als auch Kun-        Daneben gilt die mangelnde persönliche
den machen die Qualität der Führung         Präsenz als ein klassischer Führungsfeh-
zum großen Teil am Auftreten der Per-       ler. Oft muss Zeitmangel dafür herhal-
son fest, ebenso die Glaubwürdigkeit.       ten, dass man es wieder nicht schafft, in
Der Erstkontakt beim Kunden ist inner-      der Werkshalle vorbeizuschauen. Mein
halb von Sekundenbruchteilen entschei-      Tipp hierzu ist: Klasse statt Masse. Denn
dend dafür, ob aus dem Kundenkontakt        wenn man schon wenig Zeit hat, dann
auch eine Kundenbeziehung wird, in der      sollten die wenigen Momente vor Ort so
Sympathie mitschwingt oder nicht. Kör-      genutzt werden, dass sie beim Mitarbei-
persprache ist dabei ein entscheidender     ter richtig wirken und hängen bleiben.
Faktor. Denn noch intensiver wird wahr-     Ein gutes Gespräch ersetzt eine Vielzahl
genommen, ob die Körpersprache und          sonst kurzer Zwischenstopps.
die verbale Kommunikation überein-
stimmen. Ist das nicht der Fall, weil man                 Das Interview führte Matthias Stiller,
                                                                  Leiter der IHK-Weiterbildung
abgelenkt ist und nonverbal ein „Störsi-

                                                                                                      Ruhr Wirtschaft November 2016   17
Rückblick Oktober-Jour-fixe
               Wirtschaftsarchiv
               gibt Einblicke
               Für den Jour fixe im Oktober öff-
               nete das Westfälische Wirtschafts-
               archiv seine Schatztruhe für die
               Wirtschaftsjunioren, Gäste und In-
               teressierte. Die regionale Doku-
               mentationsstelle der Wirtschaft in
               Westfalen und Lippe gab dabei an
               diesem Abend spannende Einbli-
               cke in die Vergangenheit. Gastge-     Das Bewerbungstraining kam bei den Schülern der Hellweg- und der Anne-Frank-
               ber Dr. Karl-Peter Ellerbrock, Di-    Realschule gut an.                                                 Foto: Lutz Kampert
               rektor der Stiftung Westfälisches
               Wirtschaftsarchiv, verstand es da-
               bei, nicht nur zahlreiche Expona-
               te ins rechte Licht zu rücken, son-
                                                     Optimal in den Job starten
               dern erläuterte im Rahmen ei-
               nes Vortrags auch, dass die Regi-     „Vitamin Du“: Wirtschaftsjunioren stellen für Schüler aus Unna
               on viel mehr zu bieten hat als den
               bekannten Dreiklang aus Kohle,
                                                     ein mehrstufiges Bewerbungstraining auf die Beine.
               Stahl und Bier.

               Stern sucht Himmel
               Engagement für
               Veranstaltung
               Zahlreiche WJ-Mitglieder haben
                                                      F     ür rund 100 Schüler der Hellweg-
                                                            und der Anne-Frank-Realschu-
                                                            le haben die Wirtschaftsjunioren
                                                       Dortmund Kreis Unna Hamm (WJ)
                                                       ehrenamtlich ein individuelles Bewer-
                                                                                                  tere Ausbildung knüpfen“, unter-
                                                                                                  streicht Erika Kaiser, Koordinatorin
                                                                                                  für Studien- und Berufswahlorientie-
                                                                                                  rung an der Hellweg-Realschule, den
                                                                                                  Mehrwert des Projekts aus ihrer Sicht.
               dafür gesorgt, dass auch die neun-      bungstraining durchgeführt. „Mit un-           Der „Bewerbungs-Check“ und die
               te Singledisco „Stern sucht Him-        serem Projekt ‚Vitamin Du’ wollen wir      Fachvorträge waren die ersten Modu-
               mel“ für Menschen mit Behinde-          dazu beitragen, dass die Schüler ei-       le des mehrteiligen Bewerbungstrai-
               rung ein voller Erfolg wurde. Im        nen optimalen Start ins Berufsleben        nings, das die WJ seit 2009 an Schu-
               Rahmen ihres ehrenamtlichen En-         haben“, so Christine Valtin, zusam-        len im gesamten IHK-Kammerbezirk
               gagements unterstützten sie den         men mit Sonja Rüping und Thomas            anbieten. Im Fokus steht dabei immer
               Veranstalter, die Lebenshilfe Dort-     Chmielnik verantwortlich für das Pro-      eine möglichst realistische Vorberei-
               mund, am Abend des 7. Oktober           jekt. „Als selbstständige Unternehmer      tung auf das, was die Jugendlichen im
               im Dietrich-Keuning-Haus. Unter         und angestellte Führungskräfte haben       Berufsleben erwartet. Auf das Prüfen
               anderem als „Flirtengel“ bereite-       wir einen Praxis-Vorteil, den wir ger-     der Unterlagen und den Vortrag fol-
               ten sie den rund 500 Teilnehmern        ne an die Jugendlichen weitergeben.        gen simulierte Bewerbungsgespräche,
               einen unvergesslichen Abend.            Denn wir wissen, worauf Personalver-       die die Wirtschaftsjunioren mit den
                                                       antwortliche achten.“                      Teilnehmern nicht in der Schule, son-
               Jour fixe im Dezember                       Ein Team aus Wirtschaftsjunio-         dern in einem Unternehmen führen.
               Wintergrillen bei                       ren sorgte am 2. November in Unna          „Die Schüler sollen sich wie bei einem
                                                       dafür, dass die Bewerbungsunterla-         richtigen Vorstellungsgespräch füh-
               Spieker & Jaeger                        gen der Neunt- und Zehntklässler un-       len“, betont Thomas Chmielnik.
               Das monatliche Treffen der WJ           ter „Praxisbedingungen“ geprüft wur-           Neu in diesem Jahr: Nach den si-
               findet im Dezember bei Spieker          den. Anschließend erhielt jeder Schü-      mulierten     Vorstellungsgesprächen
               & Jaeger, Kronenburgallee 5 in          ler ein persönliches Feedback. Zusätz-     werden die engagiertesten Teilneh-
               44139 Dortmund, statt. Am Abend         lich gab Carsten Jäger, Past President     mer geehrt und nach Bedarf über „Vi-
               des 12. Dezember kommen dazu            der WJ, den Eltern wichtige Infos bei      tamin Du“ hinaus weiter unterstützt
               Mitglieder, Gastmitglieder und In-      seinem Vortrag „Wie unterstütze ich
               teressierte ab 18:30 Uhr zusam-         mein Kind im Bewerbungsprozess?“
               men. Auf der Dachterrasse der           mit auf den Weg.
               Rechtsanwaltskanzlei erwartet die           „Für unsere Schüler ist es eine ein-     Wirtschaftsjunioren
               Anwesenden ein „Wintergrillen“          malige Gelegenheit, sehr praxisnahes         bei der IHK zu Dortmund e.V.
               mit anschließendem Networking.          Feedback zu erhalten. Außerdem kön-          Dominik Stute, Geschäftsführer
               Anmeldung unter: wirtschaftsjuni-       nen sie im Rahmen des Bewerbungs-            Tel. 0231 5417-315
               oren@dortmund.ihk.de                    trainings erste Kontakte für eine spä-       E-Mail: info@wj-dortmund.de

18   Ruhr Wirtschaft November 2016
WIRTSCHAFT REGIONAL

Amazon siedelt sich
in Dortmund an                                                                           WIR
                                                                                         LIEFERN AN
Auf dem Areal der Westfalenhütte will der Versandriese mit seinem
neuen Logistikzentrum 1.000 Arbeitsplätze schaffen.

                                                                                         UND
      A      mazon hat Ende Oktober sei-
             ne Pläne für den Neubau ei-
             nes weiteren Logistikzent-
      rums in Deutschland bekannt gege-
      ben. In Dortmund, auf dem Gelände
                                                   „Vor allem bedeutet es „Arbeit
                                               für alle“, sagt Thomas Westphal, Ge-
                                               schäftsführer der Dortmunder Wirt-
                                               schaftsförderung. „Durch Amazon
                                               ergeben sich neue Jobs für hoch-
                                                                                         BAUEN AUF!
      der Westfalenhütte, sollen innerhalb     qualifizierte, aber auch für ge-
      von zwölf Monaten nach der geplan-       ringqualifizierte Menschen. Das
      ten Inbetriebnahme Ende 2017 min-        neue Logistik-Zentrum kann einen
      destens 1.000 Arbeitsplätze entste-      spürbaren Beitrag liefern, die Ar-
      hen. Mit der Investition von 27 Milli-   beitslosigkeit in Dortmund und der
      onen Euro allein im ersten Jahr baut     Region weiter zu senken.“
      Amazon sein bestehendes Netzwerk             Amazon verfügt derzeit über
      in Deutschland aus und reagiert da-      neun Logistikzentren, die Teil des
      mit auf die wachsende Kundennach-        Europäischen Netzwerkes von 31
      frage, bietet noch mehr Produktaus-      Logistikzentren sind. Seit 2010 hat
      wahl für Kunden und unterstützt ei-      Amazon mehr als 15 Milliarden Eu-
      ne wachsende Zahl unabhängiger           ro in Europa investiert, z.B. in Infra-
      Händler, die über Amazon Market-         struktur und Anlagen in der Logis-
      place verkaufen und „Fulfilment by        tik sowie im Kundenservice, Amazon
      Amazon“ für Lagerhaltung und Ver-        Web-Services, Rechenzentren sowie
      sand nutzen.                             Forschung und Entwicklung.
          Das neue Gebäude soll auf
      45.000 Quadratmetern mit der neu-        Neue Arbeitsplätze im Umfeld
      esten Fördertechnik und Klimaanla-       Amazon verfügt derzeit über neun
      ge ausgestattet sein. Der Betrieb soll   Logistikzentren, die Teil des euro-
      im Herbst/Winter 2017 starten.           päischen Netzwerks von 31 Logistik-
          „Wir sind überzeugt, dass die        zentren sind. Amazon hat mehr als
      Kunden von dieser Investition pro-       13.000 unbefristete Arbeitsplätze in
      fitieren, genauso wie die ganze Re-       Deutschland geschaffen, davon über
      gion. Amazon schafft attraktive Ar-      11.000 in den Logistikzentren. Zu-
      beitsplätze und neue Chancen für         sätzlich sind viele Arbeitsplätze im
      mittelständische Händler, die über       Umfeld entstanden: Die Händler auf
      Amazon Marketplace einfach Millio-       Amazon Marketplace haben allein in
      nen von Kunden in Europa erreichen       Deutschland rund 90.000 Arbeits-
      können”, sagt Roy Perticucci, Chef       plätze geschaffen.
      des Europäischen Logistiknetzwerks.
      „Der Neubau von Amazon verste-
      tigt Dortmunds Rolle als bedeuten-
      der Logistikstandort in Deutschland
      und Europa“, sagt Oberbürgermeis-
      ter Ullrich Sierau. „Wir freuen uns      Blick hinter die Kulissen
      auf eine langfristige, vertrauensvol-    › Für interessierte Kunden und die
      le Zusammenarbeit. Die Entschei-           breite Öffentlichkeit öffnet Ama-
      dung für die Investition in Dortmund       zon die Tore der Logistikzent-
      bedeutet Jobchancen für viele Men-         ren und bietet Führungen an den
      schen in der Region. Faire Löhne für       Standorten Bad Hersfeld, Graben
      Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen           und Koblenz an.
      spielen eine wichtige Rolle. Wir freu-   › Anmeldungen sind möglich unter
      en uns über die Ansiedlung.“               www.amazon.de/amazon-besuchen

                                                                                            Ruhr Wirtschaft November 2016   19
Zum Schutz vor Manipulationen an digitalen Grundaufzeichnungen, z. B. Kassenaufzeichnungen, soll die Unveränderbarkeit von
     digitalen Grundaufzeichnungen sichergestellt und dem ein Riegel vorgeschoben werden.                  Grafik: Bundesministerium der Finanzen

     Die neuen Anforderungen
     an Kassensysteme
     Ab 2020 sollen Einrichtungen zur Manipulationssicherheit Pflicht werden.
                                                                                                                                VON PATRICK VOSS

              W
                             as die Finanzverwaltung          Bisher erfüllen in der Regel nicht           Kassensysteme, die die steuer-
                             von den Kassennutzern        alle elektronischen Registrierkas-           rechtlichen Anforderungen der Fi-
                             erwartet und welche An-      sen die technischen Voraussetzun-            nanzverwaltungen nicht erfüllen,
                             forderungen zur Aufbe-       gen, um beispielsweise Journal-, Aus-        müssen bis zum 31. Dezember 2016
               wahrung digitaler Unterlagen bei Bar-      wertungs-, Programmierdaten oder             ersetzt werden. Jeder Nutzer elektro-
               geschäften gefordert werden, hat die       Stammdatenänderungen im Gerät zu             nischer Registrierkassen ist verpflich-
               Finanzverwaltung bereits mit dem           speichern. Ist ein Kassensystem bau-         tet zu prüfen, ob eine Nachrüstung
               Schreiben des Bundesministeriums           artbedingt nicht in der Lage, die steu-      seines Kassensystems beispielsweise
               der Finanzen vom 26. November 2010         errelevanten Daten entsprechend auf-         durch Software-Updates möglich ist.
               klargestellt. An den dort niedergeleg-     zuzeichnen, so ist entweder eine Soft-       Erfüllt eine Kasse die Anforderungen
               ten Aussagen hat sich auch durch die       wareanpassung und Speichererwei-             ab 1. Januar 2017 nicht, ist sie nicht
               am 14. November 2014 veröffentlich-        terung an dem Gerät durchzuführen,           ordnungsgemäß.
               ten „Grundsätze zur ordnungsgemä-          um die Daten digital aufzuzeichnen,              Eine Pflicht zur Benutzung einer
               ßen Führung und Aufbewahrung von           oder eine Archivierung der Daten un-         elektronischen Registrierkasse be-
               Büchern, Aufzeichnungen und Un-            veränderbar und auswertbar über ei-          steht grundsätzlich nicht. Künftig auf
               terlagen in elektronischer Form so-        ne Schnittstelle auf einem externen          eine moderne elektronische Regist-
               wie zum Datenzugriff (GoBD)“ des           Datenträger zu sichern.                      rierkasse zu verzichten und die Ge-
               Finanzministeriums nichts geändert.            Dabei sind auch Einsatzorte und          schäftsvorfälle stattdessen manu-
               Diese GoBD wurden zwischen den             Einsatzzeiträume einer Kasse zu pro-         ell aufzuzeichnen, ist in den meisten
               Finanzverwaltungen von Bund und            tokollieren. Betroffen sind alle Unter-      Fällen wahrscheinlich wenig zielfüh-
               Ländern sowie den steuerberatenden         nehmen, die elektronische Kassen-            rend.
               Berufen abgestimmt und umfassen            systeme im Einsatz haben. Dies be-               Denn: Für diese Aufzeichnungen
               praxisgerecht die Anforderungen der        trifft vor allem Einzelhändler, aber         sind ebenfalls strenge Anforderun-
               Finanzverwaltung an eine IT-gestütz-       auch Gastronomen, Kantinenbetrei-            gen zu beachten, bei denen leicht Feh-
               te Buchführung.                            ber oder Taxiunternehmen.                    ler entstehen können. „Wegen der be-

20   Ruhr Wirtschaft November 2016
WIRTSCHAFT REGIONAL

       sonderen Relevanz der ordnungsge-             Thema Manipulationssicherheit ge-         Eine Einführung einer allgemeinen
       mäßen Kassenbuchführung in der                ben. Nach einem aktuellen Gesetzent-      Registrierkassenpflicht ist allerdings
       Betriebsprüfung sollten sich drin-            wurf der Bundesregierung vom 13.          nicht vorgesehen, da dies insbeson-
       gend alle Betriebe mit den gesetzli-          Juli 2016 müssen künftig die soge-        dere bei Wochenmärkten, Volks- und
       chen Anforderungen vertraut ma-               nannten Grundaufzeichnungen ein-          Gemeindefesten oder beispielsweise
       chen und auf deren konsequente Be-            zeln, vollständig, richtig, zeitgerecht   bei Hofläden aus Sicht des Bundesmi-
       folgung achten“, rät Patrick Voss, Re-        und geordnet auf einem Speicherme-        nisteriums der Finanzen unverhältnis-
       ferent für Einzelhandel, Dienstleis-          dium gesichert werden. Die elektro-       mäßig wäre.
       tungen und Stadtentwicklung der IHK           nischen Systeme müssen dann über              Ergänzend zu den vorhandenen
       zu Dortmund. „Denn ist die Kassen-            eine zertifizierte technische Sicher-      Instrumenten der Steuerkontrolle soll
       führung fehlerhaft, kann die Finanz-          heitseinrichtung verfügen, die aus        eine unangekündigte Kassen-Nach-
       verwaltung die Buchhaltung verwer-            drei Bestandteilen besteht: einem Si-     schau gesetzlich eingeführt werden.
       fen und die Besteuerungsgrundlagen            cherheitsmodul, einem Speicherme-         Verstöße können künftig mit einer
       schätzen“.                                    dium und einer digitalen Schnittstel-     Geldbuße von bis zu 25.000 Euro ge-
           Insbesondere dann, wenn Unter-            le. Der „Entwurf eines Gesetzes zum       ahndet werden.
       nehmen nicht sicher seien, ob ihre            Schutz vor Manipulationen an digita-          Der „Entwurf des Gesetzes zum
       Buchführung und Kassensysteme ge-             len Grundaufzeichnungen“ schreibt         Schutz vor Manipulationen an digita-
       setzeskonform sind, sollten sich die          keine bestimmte Lösung vor, sondern       len Grundaufzeichnungen“ befindet
       Betriebe dringend mit ihrem Steu-             ist technologieoffen und herstelle-       derzeit sich im Gesetzgebungsverfah-
       erberater und ihrem Kassenherstel-            runabhängig ausgestaltet. Die Sicher-     ren. Weitere Informationen unter:
       ler oder IT-Dienstleister bezüglich ei-       heitseinrichtung soll verpflichtend ab                     www.dortmund.ihk24.de,
       ner Überprüfung in Verbindung set-            dem 1. Januar 2020 eingesetzt wer-                           Dokument-Nr. 3004748
       zen und gegebenenfalls entsprechen-           den. Unternehmen, die bereits eine
       de Aktualisierungen einleiten, emp-           neue Kasse gemäß den Anforderun-                        Ansprechpartner:
       fiehlt Voss.                                   gen des BMF-Schreibens vom 26. No-                      Patrick Voss
                                                     vember 2010 angeschafft haben, und                      Tel. 0231 5471-153
       Die manipulationssichere                      die bauartbedingt nicht aufrüstbar ist,                 p.voss@dortmund.ihk.de
       Registrierkasse wird kommen                   soll eine längere Umsetzungsfrist, vo-
       Neben den steuerrechtlichen Neue-             raussichtlich bis zum 31. Dezember
       rungen wird es neue Vorschriften zum          2022, eingeräumt werden.

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Gewinner, Nominierte und Akteure des Westfälischen Handelspreises ( v. l.): Regina Holland-Erlei, Katharina Großkraumbach-
     Jacoby, Ullrich Sierau, Wolfgang Neuhoff, Thomas Schäfer, Heinz-Herbert Dustmann, Rudolf Tewes, Michael Brückner und Michaela
     Dellwig.                                                                            Foto: Handelsverband Nordrhein-Westfalen Westfalen-Münsterland e. V.

     Familienbetrieb gewinnt
     Wolfgang Neuhoff, Inhaber der Neuhoff Hausgeräte und Küchen GmbH & Co. KG,
     gewinnt den Westfälischen Handelspreis 2016.

             N        ach der Präsentation der Kan-
                      didaten in der Endrunde ver-
                      kündete Heinz-Herbert Dust-
               mann, stellvertretender Vorsitzender
               des Handelsverbands NRW Westfa-
                                                               bare Kaufleute, die den sprichwörtli-
                                                               chen Wandel im Handel mit Bravour
                                                               und zum Wohl ihrer Unternehmen
                                                               mitgestaltet haben“, verwies er auf die
                                                               Bedeutung des stationären Handels in
                                                                                                                   Traditionell überbrachte der Ober-
                                                                                                               bürgermeister der Stadt Dortmund,
                                                                                                               Ullrich Sierau, sein Grußwort. Im An-
                                                                                                               schluss folgte der Festvortrag, in dem
                                                                                                               Thomas Meißner sein junges Unter-
               len-Münsterland, vor etwa 120 gela-             der sich wandelnden Handelswelt:                nehmen, Meißner-Tremonia, den Gäs-
               denen Gästen aus Wirtschaft, Poli-              „Der Mensch ist nicht für vier Wände            ten präsentierte. Das musikalische
               tik und Verwaltung die Entscheidung             gemacht, er braucht sozialen Kontakt –          Programm wurde von Antonia Wohl-
               der Jury, in der neben dem Verband              der stationäre Einzelhandel kann, wenn          gemurh, alias Nia, gestaltet.
               auch die National Bank als Mitfinan-             er will, einen guten Teil dazu beitra-              Noch vor der Preisverleihung ging
               zierer der 5.000 Euro Preisgeld vertre-         gen und damit selbst erfolgreich sein.          Thomas Schäfer auf die zurzeit an-
               ten war. Die Jury begründet ihre Ent-           Mit der entsprechenden Kundenzuge-              gespannte Lage für den Einzelhandel
               scheidung mit dem Mut von Wolfgang              wandtheit: Freundlichkeit, Wertschät-           und die von drohendem Leerstand be-
               Neuhoff, sich und sein Unternehmen              zung. Gerade in Zeiten von Cyberspace,          troffenen Zentren ein und forderte da-
               stetig zu hinterfragen und neue Im-             Whats App, SMS etc.“                            zu auf, gerade die inhabergeführten
               pulse zu setzen. In innovativer und                                                             klein- und mittelständischen Betriebe
               deshalb preiswürdiger Weise erfand              Nominierung ist Auszeichnung                    weiter zu unterstützen. „Wo der Han-
               Wolfgang Neuhoff seinen Familien-               Seit 2001 wird der Westfälische Han-            del ist, ist Leben“, stellte Schäfer fest
               betrieb neu und brachte ihn zurück              delspreis jährlich vom Handelsver-              und kritisierte die aktuelle Diskussi-
               auf die Erfolgsspur. „Wir haben er-             band NRW Westfalen-Münsterland                  on um die Einschränkung verkaufs-
               neut fünf herausragende Kandidaten              und der National Bank an Inhaber von            offener Sonntage, denn „der Han-
               in der Endrunde präsentieren können             Einzelhandelsbetrieben verliehen.               del ist im hohem Maße darauf ange-
               ,und allein die Nominierung ist schon               In ihrer Begrüßung waren sich Mi-           wiesen, spezielle Anlässe zu nutzen,
               eine Auszeichnung für jede Unterneh-            chael Brückner, Direktor der National-          um seine Vielfalt und Leistungsfähig-
               merpersönlichkeit“, sagte Heinz-Her-            Bank Dortmund, und Thomas Schä-                 keit zu demonstrieren.“ Zudem wer-
               bert Dustmann bei der Verleihung im             fer, Hauptgeschäftsführer des Han-              den die Anlässe, die auch für die Kom-
               Westfälischen Industrieklub in Dort-            delsverbands NRW Westfalen-Müns-                munen und der Bevölkerung als Treff-
               mund. Die weiteren Nominierten wa-              terland einig: „Wir freuen uns, auch            punkte und für das gesellschaftliches
               ren Katharina Großkraumbach-Jaco-               in diesem Jahr wieder Einzelhandels-            Zusammenkommen wichtig sind, oft
               by (Wolter GmbH & Co.KG, Kamen),                kaufleute aus der Region präsentieren            nur durch die finanzielle Beteiligung
               Regina Holland-Erlei (Erlei Raum und            zu können, die sich in für den Handel           des Einzelhandels möglich gemacht
               Design, Dortmund), Rudolf Tewes                 schwierigen Zeiten durch Fleiß, Kre-            und drohen daher, in Zukunft infrage
               (Carl Tewes GmbH, Dortmund) und                 ativität und Beharrlichkeit am Markt            gestellt zu werden. Zugleich machte
               Andreas Dellwig (Heinrich Dellwig               behaupten können und es verdient                Schäfer deutlich, dass ein Wildwuchs
               GmbH & Co.KG, Hamm).                            haben, prominent vorgestellt zu wer-            bei Sonntagsöffnungen im Einzelhan-
                   Bevor Heinz-Herbert Dustmann                den. Wer am Ende auch den Preis ge-             del durch geltendes Gesetz gar nicht
               die Kandidaten mit den Worten vor-              winnt, allein die Nominierung ist eine          möglich sei und vom Handel nicht an-
               stellte „alle Persönlichkeiten sind ehr-        Auszeichnung.“                                  gestrebt werde.

22   Ruhr Wirtschaft November 2016
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