Konsum treibt die Wirtschaft an - IHK24
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GUTES GEDÄCHTNIS 75 Jahre Westfälisches Wirtschaftsarchiv KÖRPERSPRACHE MACHT DEN UNTERSCHIED Interview mit Business-Coach Arvid Nienhaus GASTRO-PORTRÄT Reinhardt´s Restaurant & Weinbar in Hamm November 2016 Konsum treibt die Wirtschaft an Die Konjunktur zeigt sich in Topform. Aber die Risiken werden größer.
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EDITORIAL Eine Institution im Strukturwandel I n der „Allgemeinen und neuesten Welt- Handels- sowie Hand- beschreibung“ von Christoph Benjamin werkskammern. So Saeckhel aus dem Jahr 1739, einer der wird der neuere Struk- vielen Kostbarkeiten des Westfälischen turwandel des Sieger- Wirtschaftsarchivs (WWA), finden wir nur und Münsterlands, Ost- wenige Hinweise zu den damaligen wirt- westfalens, des Mär- schaftlichen Verhältnissen Westfalens. „Das kischen und Arnsber- Land ist zimlich rauh, und waechßt kein ger Raums und natür- Wein darinnen, doch hat es treffliche Vieh- lich des Westfälischen Weyde, wie dann die Westphaelische Schin- Ruhrgebiets auch für cken bekandt genug sind.“ die Nachwelt bewahrt. Seitdem hat Westfalen und unsere Re- Das 75-jährige Jubilä- gion eine rasante wirtschaftliche Entwick- um des Wirtschaftsar- Heinz-Herbert Dustmann und Stefan Schreiber lung durchlaufen. Es entstanden viele Un- chivs wurde Ende Ok- ternehmen, die Geschichte geschrieben ha- tober mit einem würdigen Festakt und an- ben, aber teilweise nicht mehr existieren. schließendem Symposium gebührend ge- Sie hätten keine größeren historischen Spu- feiert (siehe Seite 12). ren hinterlassen, wenn 1941 nicht das WWA Ein Wort zur Wahl in Amerika: Die ame- gegründet worden wäre. Sein Verdienst ist rikanische Bevölkerung hat sich in einer de- es, dass wertvolles historisches Schriftgut mokratischen Wahl für Donald Trump als gerettet wurde. Wir erkennen daran, dass neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten der Begriff „Strukturwandel“ keineswegs entschieden. Dies gilt es zu respektieren. nur die jüngere Entwicklung der letzten 30 Dennoch bleiben für die Wirtschaft offe- oder 40 Jahre abbildet, sondern in unserer ne Fragen: Wie geht es weiter mit der Welt- Region eine viel längere Historie hat. handelsorganisation oder dem Freihandels- Die Unterlagen waren von so gro- und dem Klimaabkommen? ßem Interesse, dass der NS-Staat, der die Sollte der künftige US-Präsident sein an- IHK schon 1933 als „Wirtschaftskammer“ gekündigtes Wirtschaftsprogramm aus dem gleichgeschaltet hatte, versuchte, darauf Wahlkampf umsetzen, ist der freie Handel zuzugreifen. Um dies zu verhindern, dräng- von Waren und Dienstleistungen gefährdet. ten die Mitglieder der Wirtschaftskammer Die in der Vergangenheit guten Zuwachs- für Westfallen und Lippe vor nunmehr 75 raten im Wirtschaftsverkehr mit den USA Jahren auf die Gründung des WWAs. Eine könnten darunter leiden. Dies würde auch weitere Gefahr waren die immer näher rü- Unternehmen aus dem IHK-Bezirk treffen: ckenden Bombenangriffe der Alliierten. So Aus den Städten Dortmund, Hamm und wurden 1941 ältere Akten, Geschäftsbü- dem Kreis Unna sind mehr als 220 Unter- cher, Bilanzen und Korrespondenzen in den nehmen in den USA aktiv, davon 80 mit Nie- Kellerräumen unseres Hauses zusammen- derlassungen, Beteiligungen oder Produkti- getragen und zunächst grob geordnet. onsstätten vor Ort. Ebenso könnte die Bi- Heute übernimmt das WWA als regiona- lateralität im Wirtschaftsverkehr zwischen les Wirtschaftsarchiv auch hoheitliche Auf- den USA und Nordrhein-Westfalen Schaden gaben und archiviert nach den Vorgaben nehmen. In Deutschland hängen weit mehr des Landesarchivgesetzes NRW die Überlie- als eine halbe Millionen Arbeitsplätze am ferungen der westfälischen Industrie- und Export in die USA. Heinz-Herbert Dustmann, IHK-Präsident Stefan Schreiber, IHK-Hauptgeschäftsführer Ruhr Wirtschaft November 2016 3
INHALT BLICKPUNKT KONJUNKTURUMFRAGE DER IHK 8 Die Konjunktur ist (noch) im Höhenflug In den gegenwärtigen Optimismus der Unternehmen mischt sich erste Skepsis. Die zunehmend unsichere Lage auf den internationalen Märkten wird für die Exportwirtschaft zur Herausforderung. 75 JAHRE WESTFÄLISCHES WIRTSCHAFTSARCHIV 12 Zukunft braucht Herkunft Festakt für das „Gedächtnis der westfälischen Wirtschaft“: Mehr als 250 Gäste feierten am 31. Oktober im Großen Saal der IHK zu Dortmund das WWA-Jubiläum. INTERVIEW 16 Körpersprache richtig nutzen! Kommunikation wirkt auch ohne Worte. Gerade im Wirtschafts- leben ist Körpersprache ein entscheidender Faktor. Im Interview mit der Ruhr Wirtschaft spricht der Dortmunder Business-Coach Arvid Nienhaus über das richtige Auftreten und gibt Tipps, wie man „Störsignale“ vermeidet. RUBRIKEN 74 Impressum 20 Die neuen Anforderungen an Kassensysteme 3 Editorial 75 IHK-Veranstaltungskalender 22 Familienbetrieb gewinnt 6 Bild des Monats 75 Bekanntmachungen Westfälischer Handelspreis 7 Wirtschaft in Zahlen 77 Messekalender 23 Stressfrei zur Steuererklärung 18 Die Seite der BLICKPUNKT Neue App hilft Wirtschaftsjunioren KONJUNKTURUMFRAGE DER IHK 24 Austausch auf Augenhöhe 30 Nachruf 8 Die Konjunktur ist IHK-Wirtschaftsgespräche (noch) im Höhenflug 30, 31, 49 Jubiläum 26 Einmal um die Welt 75 JAHRE WESTFÄLISCHES nach Hamm 36 Kompakt WIRTSCHAFTSARCHIV Serie Gastronomie: Reinhardt’s Restaurant und Weinbar 38 Was sonst geschah 12 Zukunft braucht Herkunft 29 Die Digitalisierung 41 Literatur INTERVIEW hat viele Facetten 68 Tipps zum Thema Recht 16 Arvid Nienhaus: Körper- 31 Daumendrücken hat sprache richtig nutzen! sich gelohnt 69 Wirtschaft im TV Gründerpreis NRW WIRTSCHAFT REGIONAL 70 IHK-Weiterbildungsprogramm 32 Bezahlsystem mit 19 Amazon siedelt sich vielen Vorteilen 73 Kulturkalender in Dortmund an Ein Jahr paydirekt 4 Ruhr Wirtschaft November 2016
SERIE GASTRONOMIE 26 Einmal um die Welt nach Hamm Im Mai dieses Jahres haben Lars und Eva Reinhardt auf dem schönsten Abschnitt der Hammer Fußgängerzone „Reinhardt´s Restaurant & Weinbar“ eröffnet. Hier kann man bei einem edlen Tropfen den Stress des Alltags vergessen. WIRTSCHAT REGIONAL ÄCHTNIS S GEDÄ TES GUTE ED E RSCHI DEN UNTE MAC T 34 E MACH A HE RACH Party mit Manuka KÖRPERSPR 2016 November und Haka bt die eiib Konsum trft i haf an i tsch Wir Das Neuseelandhaus in Bergkamen ist D Die junk Konju Dii Kon tur zeig ktur j nkt Risiken wer T form i h iin Top zeigt sich sic den größer. f . Aber die in den vergangenen 20 Jahren seines Bestehens kräftig gewachsen. SERVICE KULTUR 72 Wer bringt die Geschenke? st la pp im Auch als A ystore Google P ore unter oder App ortmund IHK zu D Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte nimmt Besucher mit auf eine Entdeckungsreise durch das weihnachtliche Europa. 34 Party mit Manuka und Haka 44 Wie aus Flüchtlingen SERVICE KULTUR Neuseelandhaus feiert Fachkräfte werden Geburtstag 72 Wer bringt die Geschenke? 46 Die Besten der Besten Ausstellung im Museum für 35 Exkursion in die Landesbeste Azubis geehrt Kunst und Kulturgeschichte digitale Zukunft Mittelstand 4.0- 48 Von Unna nach Shanghai SERVICE TERMINE Kompetenzzentrum SONDERTHEMA 74 Ruhrmetropole will 36 Der Winter wird hell Modellstadt werden Winterleuchten ist wieder da 50 Energieeffizienz · Auftaktkonferenz Umweltschutz · Recycling 36 Dortmund überzeugt 75 Richtiger Umgang Deutscher Tourismustag SERVICE INTERNATIONAL mit der Steuerreform 37 Für bestmögliche 66 Frankreichs Startup-Szene 75 Fälschern ein Integration belegt in Europa Platz drei Schnippchen schlagen 40 Zwei Reisende, zwei Welten 67 Dynamischer Markt SERVICE EXISTENZGRÜNDUNG und zwei Sprachen vor der Haustür UND UNTERNEHMENSNACHFOLGE Kunst in der IHK zu Dortmund Branchenanalyse zu Transport und Logistik in Tschechien 76 Nachfolge ist Familiensache 42 Die Herren der Zeit clickbits erleichtert SERVICE BILDUNG SERVICE MESSE Zeiterfassung 71 Dreifache Qualität 77 Lichterglanz und 43 Fliesenmax ist jetzt auch und Praxisnähe Budenzauber in Dortmund vertreten Neue IHK-Zertifikatslehrgänge Advents- und Weihnachtsmärkte Ruhr Wirtschaft November 2016 5
BILD DES MONATS La Ola zum Semesterstart Stadion Stadion statt Hörsaal: Tradi- tionsgemäß startete die TU Dortmund Mitte Oktober im Signal Iduna Park ins neue Studienjahr. Gemeinsam mit dem BVB, der Stadt, der Oper und dem Theater Dort- mund begrüßte sie dort ei- nen Großteil der rund 6.000 Studienanfänger. Vorlesung Es war die erste Vorlesung des Wintersemesters: Mi- chael Eickhoff, Chefdrama- turg des Schauspielhauses, und Jens-Daniel Herzog, In- tendant des Opernhauses, sprachen zu den Studen- ten. Als Moderator führte Christoph Edeler, Leiter des Hochschulsports, durch den Morgen. Startschuss Es folgte ein abwechslungs- reiches Programm: Musi- kalische Beiträge steuerten Schauspielhaus, Oper und Philharmoniker bei. Mit Fuß- ballprofi Neven Subotic gab es Mensa-Gutscheine zu ge- winnen. Schließlich schoss Prof. Ursula Gather einen von BVB-Spielern signierten Fußball auf die Tribüne. Statistik Übrigens sind die meisten neuen Studierenden in den Bachelors tudiengängen Wirtschaftswissenschaften und Informatik eingeschrie- ben. Der kleinste Studien- gang ist der Musikjournalis- mus. Hier fangen zum Win- tersemester 2016/17 vier Studierende an. Text: Tobias Schucht Foto: Nikolas Golsch/TU Dortmund 6 Ruhr Wirtschaft November 2016
Wirtschaft in Zahlen Umfrage: Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen Fotos: IHK/Oliver Schaper Beschäftigen Sie bereits geflüchtete Menschen in Ihrem Unternehmen? Ja, in Festanstellung 10 Ja, im Praktikum Nein 15 % 72 13 Ja, in Ausbildung Welche Deutschkenntnisse setzen Sie für eine Einstellung voraus? Grundkenntnisse Keine/geringe 28 Deutschkenntnisse 1 Sehr gute % Gute Kenntnisse Kenntnisse 20 53 An der Onlineumfrage der IHK zu Dortmund im Oktober beteiligten sich 102 Unterneh- men aus der Region. Die Ergebnisse zeigen, dass die Unternehmen Flüchtlingen immer häufiger eine Chance zum Einstieg ins Berufsleben geben. Fast 13 Prozent der befragten Unternehmen geben an, mit einem Flüchtling einen Ausbildungsvertrag geschlossen zu haben. Im Vorjahr waren es erst 2,5 Prozent. Auch bei den Arbeits- und Praktikumsverträ- gen gab es einen deutlichen Zuwachs: Bei 14,71 Prozent der antwortenden Unternehmen sind zurzeit Praktikanten tätig (2015: 2,51 Prozent) und bei 9,8 Prozent ist ein geflüchte- ter Mensch in Festanstellung (2015: 4,02 Prozent). Deutschkenntnisse bleiben der Schlüs- sel zum Arbeitsmarkt: Gut 99 Prozent der Unternehmen setzen diese voraus, mehr als die Hälfte der Betriebe sieht gute Kenntnisse als notwendig an. Weitere Infos zur Umfrage hat die IHK-Ansprechpartnerin Sandra Schröder, Telefon 0231 5417-190, E-Mail: s.schroeder@ dortmund.ihk.de. Lesen Sie auch den Bericht zur Informationsveranstaltung auf Seite 44! Text: Gero Brandenburg, Quelle: IHK zu Dortmund Ruhr Wirtschaft November 2016 7
BLICKPUNKT KONJUNKTURUMFRAGE DER IHK Die Konjunktur ist (noch) im Höhenflug In den gegenwärtigen Optimismus der Unternehmen mischt sich erste Skepsis. Die zunehmend unsichere Lage auf den internationalen Märkten wird für die Exportwirtschaft zur Herausforderung. 8 Ruhr Wirtschaft November 2016
VON GERO BRANDENBURG Gute Stimmung in M der regionalen Wirtschaft it dem Aufschwung kommen Aktuelle Geschäftslage der auch die Sorgenfalten: Obwohl Unternehmen im Herbst 2016 die Unternehmen in Deutsch- land, im Ruhrgebiet und in den • Gut Städten Dortmund, Hamm sowie dem Kreis • Befriedigend Unna derzeit vor Optimismus strotzen, bli- • Schlecht cken sie mit wachsender Skepsis in die na- he Zukunft. Für 2017 sind die Konjunktur- 6 erwartungen gedämpft. Dafür verantwortlich ist das schwache Wachstum in vielen Regio- 37 nen der Welt. Dies und zahlreiche politische Krisen belasten die Aussicht der Exporteure: % Für Deutschland, das in diesem Jahr laut Pro- 57 gnose des Ifo-Instituts wieder den Titel des Exportweltmeisters von China übernehmen wird, sind das schwierige Vorzeichen. Zu die- sem Ergebnis kommt der Deutsche Industrie- Herbst 2016 und Handelskammertag (DIHK) in seiner ak- tuellen Konjunkturumfrage (siehe auch Seite 8 10/11), an der sich traditionell auch die IHK zu Dortmund beteiligt hat. Hochzufrieden und auf Wachstumskurs Ein Blick auf die regionale Wirtschaft zeigt es 44,9 % 47,1 ebenfalls deutlich: Mit ihrer gegenwärtigen Geschäftslage sind die rund 150 Unterneh- men (mit knapp 18.000 Beschäftigten), die sich an der Befragung beteiligten, hochzu- Vergleich: Jahresbeginn 2016 frieden. Die Betriebe zeigen sich in sehr gu- ter Verfassung und befinden sich weiter auf Wachstumskurs. 94 Prozent beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedi- Größte Sorge gilt gend – was gegenüber dem Frühjahr noch- dem Einbruch der mal ein Plus von zwei Prozentpunkten be- Inlandsnachfrage deutet. Nur sechs Prozent sind unzufrieden Was sind mögliche Risiken - vor einem Jahr waren es noch knapp zwölf für die Entwicklung der Prozent. „Die gute Kauflaune der Verbrau- Unternehmen? (mehrere cher und volle Auftragsbücher im Baugewer- Antworten waren möglich) be sorgen für ein freundliches konjunkturel- les Umfeld“, sagt Heinz-Herbert Dustmann, 47,6 % Präsident der IHK zu Dortmund. Rekordbe- Schwächere Inlandsnachfrage schäftigung, steigende Löhne und Sozialaus- 46,3 % gaben kurbeln die Binnenkonjunktur weiter Wirtschaftspol. Rahmenbeding. an. Von der Konsumfreude profitieren vor al- lem Dienstleister wie das Gastgewerbe oder 40,1 % Reisebüros. Allerdings hat die konjunkturel- Fachkräftemangel le Dynamik insgesamt etwas nachgelassen. Das ist auch an den Meldungen zu Auftrags- 30,6 % bestand und Umsätzen abzulesen. Berichte- steigende Arbeitskosten ten im Frühjahr 55 Prozent der Betriebe in der Region von erhöhten Umsätzen, so sind 29,3 % es im Herbst noch gut 35 Prozent. steigende Energie- und Inlandsinvestitionen galten lange als Sor- Rohstoffpreise genkind der Konjunktur – inzwischen ver- 19,0 % stärken sich die Anzeichen einer Belebung. Schwächere Auslandsnachfrage Immerhin will knapp ein Drittel der Unter- nehmen seine Ausgaben erhöhen, und deut- 9,5 % lich mehr als Hälfte will das Investitionsni- Finanzierungsprobleme veau zumindest halten. Im Frühjahr waren es 6,8 % gut 23 und 59 Prozent. Nur knapp 13 Prozent Schwankende Wechselkurse > Foto: Thinkstock Ruhr Wirtschaft November 2016 9
Anteil der Unternehmen, der einen zuneh- menden Export erwartet, ist um 15 Prozent gegenüber der Frühjahrsumfrage gesunken. Dustmann: „34 Prozent der Industriebetriebe sehen mittlerweile in der Auslandsnachfra- ge sogar ein akutes Konjunkturrisiko.“ Bran- chenübergreifend fürchtet die Wirtschaft noch mehr, dass die Inlandsnachfrage nach- »34 Prozent der > lässt. „Viele Unternehmen sind sich sehr be- Industriebetriebe sagen gegenwärtig geringere Ausgaben vor- wusst, dass ihre Geschäftsentwicklung recht sehen mittler- her (Frühjahr 2016: 17,5 Prozent). Mehr als einseitig von der Konsum- und Baubranche 60 Prozent planen Ersatzbeschaffungen, was abhängt“, schränkt Dustmann ein. weile in der Aus- angesichts der Dauer des Aufschwungs und landsnachfrage der erreichten Auslastung nicht überrascht. Mangel an Fachkräften befürchtet sogar ein akutes Ungünstige wirtschaftspolitische Rahmen- Konjunkturrisiko.« Mehr Risiken im Export bedingungen gehören ebenfalls zu den Top- Heinz-Herbert Dustmann, Wenig überraschend sind allerdings auch die Risikofaktoren, genauso wie der Mangel an Präsident IHK zu Dortmund deutlich gedämpften Erwartungen an das Fachkräften. In Zeiten konjunktureller Hoch- Auslandsgeschäft. Im ersten Halbjahr sind stimmung wittern Unternehmen hier ein die Risiken im internationalen Bereich noch wachsendes Geschäftsrisiko. Im Herbst 2013 sichtbarer geworden, was sich in der IHK-Re- beispielsweise sahen 25 Prozent im Fachkräf- gion unter anderem im leichten Rückgang temangel eine Erfolgsbremse. Aktuell sind es DIHK-Konjunkturumfrage der Exportquote auf gut 38 Prozent wider- mehr als 40 Prozent. Die wachsenden Proble- und Ruhrlagebericht spiegelt. Rund 1.000 Unternehmen aus Dort- me bei der Fachkräftesicherung bei einer ver- › An der DIHK-Konjunktu- mund, Hamm und dem Kreis Unna sind au- gleichsweisen hohen Arbeitslosigkeit zeigen, rumfrage im Herbst 2016 ßenwirtschaftlich aktiv. „Die Situation in dass es auf dem Arbeitsmarkt zu wenig Be- haben sich bundesweit China bleibt schwierig, Russland leidet un- werber gibt, die die nachgefragten Qualifika- rund 27.000 Unterneh- ter niedrigen Rohstoffpreisen und Sanktio- tionen mitbringen. men aus den Region der nen, Brasilien und Argentinien stecken in ei- Insbesondere die Nachfrage nach Fach- 79 Industrie- und Han- ner hartnäckigen Rezession“, erläutert Dust- kräften mit einer klassischen betrieblichen delskammern beteiligt. mann. Zudem sind mit dem Putschversuch Ausbildung ist gestiegen, fast 62 Prozent der › Für 2017 rechnet der in der Türkei und der Brexit-Entscheidung betroffenen Unternehmen suchen in diesem DIHK mit einem Wachs- in Großbritannien seit der letzten Umfrage Bereich. „Diese Fachkräfte sind die heimli- tum von 1,2 Prozent zwei neue Unsicherheitsfaktoren hinzuge- chen Gewinner des Beschäftigungsbooms. deutlich weniger als kommen. Diese erschwerten Rahmenbedin- Wir hoffen, dass sich das bei Eltern und Schu- 2016. Im laufenden Jahr gungen für Exporteure können durch das An- len noch mehr herumspricht und deutlich wächst die Wirtschaft ziehen des Außenhandels mit den USA und wird, welche Karrierechancen sich mit einer stärker als erwartet um dem Iran sowie die Erholung in der Eurozone dualen Ausbildung bieten“, wirbt Dustmann 1,9 Prozent (Prognose nicht vollständig aufgefangen werden. Der für die Berufsausbildung. Frühjahr: 1,5 Prozent). Mit knapp 500.000 zusätzli- chen Stellen hat sich vor allem die Beschäftigung positiv entwickelt. Für 2017 geht der DIHK von einem Plus von 450.000 neuen Stellen aus. › Der gemeinsame Ruhrla- gebericht der fünf Ruhr- IHKs Dortmund, Duisburg, Essen, Mittleres Ruhrge- biet und Nord Westfalen (Emscher-Lippe-Region) umfasst Rückmeldungen aus 960 Unternehmen mit 138.000 Beschäftig- ten und beleuchtet die wirtschaftliche Gesamtsi- tuation im Ruhrgebiet. › Den kompletten Ruhrla- gebericht gibt es unter www.ihks-im-ruhrgebiet.de 10 Ruhr Wirtschaft November 2016
BLICKPUNKT KONJUNKTURUMFRAGE DER IHK Industrie Seit dem Jahresbeginn hat sich die deutlich mehr als die Hälfte der In- Stimmung in der Industrie weiter dustrieunternehmen eine Kapazi- verbessert. Fast 40 Prozent halten tätsauslastung von über 85 Prozent. jetzt ihre Lage für gut, nur gut neun Bei den Inlandsaufträgen gibt es we- Prozent sind nicht zufrieden. Ge- nig Bewegung, der Wettbewerb um genüber dem Herbst vorigen Jahres Auslandsaufträge wird härter. Mitt- ist damit das Lageurteil stetig besser lerweile meldet gut jedes fünfte Un- geworden. ternehmen rückläufige Auftragsein- Aber es ist auch spürbar, dass es gänge aus dem Ausland. ein zäher Aufstieg ist. Einen nen- Entsprechend vorsichtiger sind nenswerten Beitrag zum günstigen auch die Exporterwartungen für die Lagebild leistet die Bauwirtschaft, nächsten Monate. die sich derzeit in einer Hochkon- Trotzdem rechnen knapp 70 Pro- junktur befindet. Zwei Drittel der zent der Industrieunternehmen mit Betriebe sprechen von einer gu- gleichbleibenden Geschäften. Nur ten Geschäftslage. Durch den lan- jeder 20. Betrieb befürchtet eine gen Aufschwung meldet inzwischen Verschlechterung. Handel Die Konsumlaune der Bürger be- gistrieren fast 44 Prozent der Händ- flügelt vor allem den Handel. Auch ler gestiegene Umsätze, wogegen hier halten rund 94 Prozent ihre ge- nur knapp 16 Prozent von Rückgän- schäftliche Situation für befriedi- gen berichten. gend oder sogar gut. Jedoch geben Da die Konjunktur weiter auf- jetzt nur gut 40 Prozent ein positives wärts gerichtet bleiben dürfte, sind Urteil ab, am Jahresbeginn waren deutlich mehr Kaufleute optimis- es deutlich mehr (fast 50 Prozent). tisch als skeptisch (22 zu 3 Prozent), Dies lässt sich indes mit einer star- dass sich die Geschäfte gegen Jah- ken Saisonkomponente um den Jah- resende noch weiter verbessern wer- reswechsel herum erklären – vergli- den. In dieser Branche bleiben da- chen mit dem Wert vom Herbst 2015 her die Beschäftigungsperspektiven hat sich die Einschätzung des Han- günstig, aber auch der Fachkräfte- dels sogar verbessert. Immerhin re- mangel drückt hier ganz besonders. Dienstleistungen Der Dienstleistungsbereich gestaltet mal so hoch wie der, bei denen sie sich sehr heterogen, ist aber insge- geschrumpft sind. Gleichwohl hat samt auf der Sonnenseite der Kon- sich die Stimmung seit dem Jahres- junktur. Nicht zuletzt profitieren beginn leicht eingetrübt. die Unternehmen von der starken Insbesondere die befragten Kre- Binnennachfrage, aber häufig auch ditinstitute, die diesem Wirtschafts- von den Aufträgen der öffentlichen zweig zugeordnet sind, sehen sich Hand, die im Zusammenhang mit aufgrund der Niedrigzinspolitik und der Flüchtlingskrise vergeben wur- der hohen regulatorischen Auflagen den. 32 Prozent halten ihre aktuelle im Finanzsektor zunehmend unter Geschäftslage für gut, nur eine Min- Druck. Insgesamt wird die Zukunft derheit von rund zwei Prozent für jedoch mehrheitlich positiv einge- nicht zufriedenstellend. schätzt, die Einstellungsbereitschaft Besonders positiv urteilen die bleibt hoch. unternehmensnahen Dienstleister. Die Sorgen wegen Fachkräfte- Der Anteil der Unternehmen, der er- mangels und steigender Arbeitskos- höhte Umsätze meldet, ist fast drei- ten sind besonders verbreitet. Ruhr Wirtschaft November 2016 11
WIRTSCHAFT REGIONAL 75 Jahre Westfälisches Wirtschaftsarchiv Zukunft braucht Herkunft Festakt am 31. Oktober in der IHK: Anerkennende Worte für das „Gedächtnis der Wirtschaft“ Z »Westfalen ist heute ukunft braucht Herkunft! Oder anders Anerkennende Worte fanden Ullrich Sier- eine Hochburg der formuliert: Es gibt keine Zukunft ohne au, Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, ‚Hidden Champions‘… Herkunft. Zur Identität gehört ganz sowie Matthias Löb, Direktor des Land- Auch ihre historischen wesentlich das Bewusstsein der eige- schaftsverbandes Westfalen-Lippe, in ihren Leistungen dokumen- nen Geschichte“, sagte Heinz-Herbert Dust- Grußworten. „Das Westfälische Wirtschafts- mann, Präsident der Industrie- und Handels- archiv ist eine unverzichtbare, zentrale Insti- tiert das WWA als kammer zu Dortmund, in seiner Begrüßung tution, wenn es darum geht, die Historie und ‚Gedächtnis‘ unserer zum Auftakt der Jubiläumsfeier des Westfäli- den wirtschaftlichen Wandel Dortmunds und Wirtschaft.« schen Wirtschaftsarchivs (WWA). der Region zu dokumentieren, zu analysie- Stefan Schreiber, Seit 75 Jahren ist das WWA die regiona- ren und daraus auch Rückschlüsse für die Zu- IHK-Hauptgeschäftsführer le Dokumentationsstelle der Wirtschaft in kunft zu ziehen“, betonte Ullrich Sierau. „Die Westfalen und Lippe. Neben Geschäftsbü- gute Arbeit des Archivs beschränkt sich nicht chern und Akten verwahrt das Archiv etwa nur auf das Einwerben und Sammeln des Ar- 600.000 Fotos, 4.500 historische Plakate, chivguts der Wirtschaft, sondern umfasst 600 Filme und unzählige Tondokumente. Die auch die Beratung beim Aufbau eigener Un- Bestände repräsentieren die historische Ent- ternehmensarchive“, ergänzte Matthias Löb. wicklung der einzelnen Wirtschaftsräume IHK-Hauptgeschäftsführer Westfalens im Strukturwandel von drei Jahr- Benutzer kommen aus aller Welt Stefan Schreiber (4. v. l.) hunderten, so etwa des Sieger- und Münster- „Jährlich begrüßt das Westfälische Wirt- begrüßte in seiner Funk- landes, Ostwestfalens, des Märkischen und schaftsarchiv etwa 300 Benutzer, darunter tion als Vorsitzender der Arnsberger Raums und natürlich des Westfä- Wissenschaftler aus der ganzen Welt, Stu- Stiftung Westfälisches lischen Ruhrgebiets. Aus diesen reichen Be- dierende, Vertreter von Museen, Journalis- Wirtschaftsarchiv (WWA) ständen schöpft auch die über 800 Seiten ten sowie Familien- und Heimatforscher“, so Landesbildungsministerin umfassende Jubiläumsschrift „Quellen zur Dr. Karl-Peter Ellerbrock. Seit 1996 ist er Di- Sylvia Löhrmann (3. v. l.) Westfälischen Wirtschaftsgeschichte“, die rektor des WWA. Für das Archiv engagiert und Vertreter des Gymnasi- Anfang Dezember im Münsteraner Aschen- sich seit über 60 Jahren die Fördergesell- ums an der Schweizer Allee dorff-Verlag erscheinen wird. schaft des WWA, die Gesellschaft für West- am 27. Oktober im WWA. 12 Ruhr Wirtschaft November 2016
Zum Jubiläum gratulier- ten Vertreter aus Politik, fälische Wirtschaftsgeschichte (GWWG) un- schäftsführer und Vorsitzender des WWA-Vor- Verwaltung und Wirtschaft ter Vorsitz von Joachim Punge, Vizepräsident stands, eine Diskussion mit Berthold Schrö- sowie Repräsentanten der der IHK zu Dortmund. In diesem Netzwerk der, Präsident der Handwerkskammer Dort- das WWA tragenden Indus- sind etwa 600 Mitglieder organisiert. Pas- mund, Dr. Michael Henze, Leiter der Abtei- trie- und Handelskammern. send zum Jubiläum hat der Facebook-Auftritt lung Strukturpolitik, Mittelstand und Hand- Fotos: IHK/Oliver Schaper „Westfälische Wirtschaftsgeschichte“ bei der werk im Ministerium für Wirtschaft, Ener- Anzahl der „Follower“ sogar das Bundesar- gie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des chiv überholt. Landes Nordrhein-Westfalen, und Dr. Martin Zum Thema „Wirtschaftsarchive im 21. Müller, Vorsitzender der Vereinigung deut- Jahrhundert“ moderierten Dr. Karl-Peter El- scher Wirtschaftsarchivare, Frankfurt. lerbrock und Stefan Schreiber, IHK-Hauptge- > Sylvia Löhrmann besucht Westfälisches Wirtschaftsarchiv NRW-Ministerin für Schule und Weiterbildung informierte sich über das Projekt „Migration im Ruhrbergbau“. H ohen Besuch hatte am 27. Okto- ber das Westfälische Wirtschafts- archiv, als die Landesministerin für Schule und Weiterbildung, Sylvia Löhrmann, sich über die Aktivitäten Gymnasium, Goethe Gymnasium und Gymnasium an der Schweizer Allee war auch ein 26-köpfiger Leistungs- kurs mit seinem Lehrer Benjamin Din- kelmann (Gymnasium an der Schwei- und Schülern die Archivarbeit näher zu bringen. Seitdem habe das WWA sich zu einem beliebten Lernort ent- wickelt. Rund 500 Schüler der achten Klassen und Leistungskurse würden des WWA im Bereich Archiv und Schu- zer Allee) mit von der Partie. jährlich in das WWA kommen. Dieser le informierte. Anlass ihrer Stippvisite Bei seiner Begrüßung betonte der Erfolg zeige die Richtigkeit der von in Dortmund war die Herausgabe des Vorsitzende der Stiftung Westfäli- Ministerin Löhrmann geschaffenen In- ersten Bandes der neuen Schriftenrei- sches Wirtschaftsarchiv, IHK-Haupt- itiative „Bildungspartner NRW“. he „Wirtschafts- und sozialgeschicht- geschäftsführer Stefan Schreiber, dass Das Archiv kooperiert eng mit di- liche Quellen für die historisch-politi- die Beschäftigung mit der Wirtschafts- versen Dortmunder Schulen. Mit dem sche Bildung in Westfalen“. Der Band geschichte das Wirtschaftswissen im Phoenix-Gymnasium und dem Gym- widmet sich dem Thema „Migration Schulalltag stärker verankere. Im Jahr nasium an der Schweizer Allee be- im Ruhrbergbau“ und wurde von der 2010 habe das WWA damit begonnen, stehen seit 2014 und mit dem Goethe RAG-Stiftung gefördert. Stellvertre- systematisch im Rahmen seines his- Gymnasium seit 2016 eingetragene tend für die drei Schulpartnerschaften torisch-politisch Bildungsauftrags ne- Bildungspartnerschaften im Rahmen mit den Dortmunder Schulen Phoenix- ben Studierenden auch Schülerinnen der Initiative Bildungspartner NRW. Ruhr Wirtschaft November 2016 13
WIRTSCHAFT REGIONAL > Zeitung, Joachim Punge und Jürgen Wann- Der Festakt Ein Impulsreferat von Werner Plumpe, Pro- hoff, Vizepräsident des Sparkassenverbands 1 Diskutierten über Wirtschafts- fessor für Wirtschafts- und Sozialgeschich- Westfalen-Lippe. archive im 21. Jahrhundert (v. l.): te an der Johann Wolfgang Goethe-Univer- „Westfalen ist heute eine Hochburg der Stefan Schreiber, Dr. Michael sität, Frankfurt am Main, leitete das Sympo- ‚Hidden Champions‘, zumeist kleine bis mit- Henze, Berthold Schröder, Dr. sium zum Thema „Erfolgsfaktoren des ‚Ger- telständische Familienunternehmen mit ei- Martin Müller und Dr. Karl-Peter man Mittelstand‘ ein. Es diskutierten Heinz- ner langen Tradition. Auch ihre historischen Ellerbrock. Herbert Dustmann, Dr. Benedikt Hüffer, Ge- Leistungen dokumentiert das WWA als ‚Ge- schäftsführender Gesellschafter der Aschen- dächtnis‘ unserer Wirtschaft ebenso wie 2 Die Gäste folgten dorff GmbH & Co. KG und Präsident der IHK den spannenden Strukturwandel des Hand- interessiert den Ausführungen Nord Westfalen, Hans Hund, Präsident des werks“, so Stefan Schreiber. der Referenten. Westdeutschen Handwerkskammertages Die Jubiläumsveranstaltung wurde von und Präsident der Handwerkskammer Müns- den Sparkassen in Westfalen-Lippe großzü- 3 Dr. Martin Müller, Vorsitzender ter, Carsten Knop, Verantwortlicher Redak- gig gefördert. Musikalisch umrahmt wurde der Vereinigung deutscher Wirt- teur für Wirtschaftsberichterstattung und sie mit Jazzklängen der Dortmunder Musiker schaftsarchivare (l.), mit Archivdi- Unternehmen der Frankfurter Allgemeinen Gilda Razani und Hans Wanning. rektor Dr. Karl-Peter Ellerbrock. 1 2 3 14 Ruhr Wirtschaft November 2016
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INTERVIEW Körpersprache richtig nutzen! Kommunikation wirkt auch ohne Worte. Gera- de im Wirtschaftsleben ist Körpersprache ein entscheidender Faktor. Im Interview mit der Ruhr Wirtschaft spricht der Dortmunder Busi- ness-Coach Arvid Nienhaus über das richtige Auftreten und gibt Tipps, wie man „Störsignale“ ver- meidet. »Sowohl Mit- arbeiter als auch Kunden machen die Qualität der Führung zum großen Teil am Auftreten der Person fest, ebenso die Glaub- würdigkeit.« 16 Ruhr Wirtschaft November 2016
Herr Nienhaus, Sie sind Trainer für gnal“ sendet, wird dieses Signal mit ins- Körpersprache. Wie wird man das? gesamt über 90 Prozent der Botschaft Ich habe Schauspiel studiert, und schon mehr wahrgenommen, als das gespro- früh faszinierte mich die Frage, was gu- chene Wort. Ein solches Signal kann te Schauspieler und Menschen authen- beispielsweise sein, im falschen Moment tisch wirken lässt. Jeder kennt die Situ- auf die Uhr zu schauen. ation, etwa aus der eigenen Schulzeit, in der vermeintlich weniger engagierte Die unbewusste Wahrnehmung spielt Schüler allein durch ihr Auftreten über- hier also eine große Rolle. zeugen konnten, während gute Schüler Absolut. Wir alle kennen das Gefühl, sich im Referat nicht so gut verkauften wenn wir etwa auf einer Messe sind und und sogar schlechter beurteilt wurden. uns jemand, der uns etwas verkaufen Hier interessierte mich die Frage, was will, schlichtweg zu nahe kommt. Unser die tatsächlich guten Schüler entwickeln Körper spürt diese unbehagliche Nähe Arvid Nienhaus müssen, um auch in ihrer Kommunika- sehr schnell und der Kontakt ist ruiniert. Schauspiel-Studium in Berlin; tion erfolgreich zu sein. Als Schauspie- Dies ist eine Situation, die wir durch un- zehn Jahre Schauspiel-Tätig- ler beschäftigt man sich automatisch mit sere Körpersprache entschärften und keit; Ausbildung zum Kommu- der Körpersprache und Wirkung. Denn durch das Wissen um Körpersprache na- nikations-Trainer und Kom- durch sie wirkt eine Rolle erst glaubwür- türlich nutzen können. Das Auftreten ei- munikations-Manager; Aus- dig. Ich habe mich weiter auf die Funk- ner Person sagt viel über dessen Wer- bildung zum NLP-Practitio- tion und Wirkung der Körpersprache im te aus. Das gilt natürlich auch für uns ner und NLP-Master (DVN- zwischenmenschlichen Alltag und in der selbst, daher sollte unser Auftreten stets LP und IANLP -zertifiziert); Ar- Kommunikation spezialisiert. Daraus unsere Werte widerspiegeln. beit nach dem Ethik-Kodex sind bis heute die verschiedenen Trai- für Trainer und Berater; Spezi- ning- und Coaching-Bereiche meiner Ar- Was sind die häufigsten Fehler, alisierung auf Methoden des beit in den Feldern Körpersprache und die Führungskräfte durch falsche Coachings und Trainings in Potenzialentwicklung gewachsen. Körpersprache begehen? der Körpersprache (nonverba- Es fängt häufig mit der Begrüßung an. len Kommunikation); Tätigkei- Nonverbale Führung über Körperspra- Der Handschlag sollte stets mit dem Au- ten als Referent; Inhouse-Vor- che, wie kann man sich das vorstellen? genkontakt erfolgen. Präsenz ist hier das träge und Fachtagungen zu Man beginnt zunächst damit, genau- Stichwort und nicht mit seinen Gedan- Körpersprache und Kommuni- er hinzuschauen, in welchen Situatio- ken und der Körpersprache schon bei kation; Coaching und Training nen wir eine besondere Wirkung auf an- der nächsten Person sein. In der heu- von Schülern; Bewerbungs- dere Menschen haben. Diese kann posi- tigen sehr schnell getakteten Kommu- Training im Bereich Kommu- tiv oder negativ ausfallen. Ein negatives nikation ist das eine Herausforderung, nikation und Körpersprache; Beispiel aus der Praxis ist, wenn ich als da dieser Fehler häufig unbewusst pas- www.arvid-nienhaus.de Führungskraft vor meine Angestellten siert. Der Handschlag ist ein zwischen- trete und den direkten Blickkontakt und menschliches Bekenntnis für die Situa- damit die direkte Ansprache vernach- tion – „ich bin jetzt für Dich da.“ In der lässige oder sogar vergesse. Dann bleibt heutigen Welt, in der Fakten von jedem das, was ich an Inhalt vermitteln möch- Ort abrufbar und schnell veraltet sind, te, kaum in Erinnerung. Der zwischen- wird der persönliche Kontakt wichti- menschliche Bezug zu mir als Persön- ger denn je. Denn die persönliche Be- lichkeit fehlt. ziehung bleibt in dieser Situation viel eher hängen als vermittelte Fakten. Da- Und der ist entscheidend? her ist das eigene Auftreten so wichtig. Ja. Sowohl Mitarbeiter als auch Kun- Daneben gilt die mangelnde persönliche den machen die Qualität der Führung Präsenz als ein klassischer Führungsfeh- zum großen Teil am Auftreten der Per- ler. Oft muss Zeitmangel dafür herhal- son fest, ebenso die Glaubwürdigkeit. ten, dass man es wieder nicht schafft, in Der Erstkontakt beim Kunden ist inner- der Werkshalle vorbeizuschauen. Mein halb von Sekundenbruchteilen entschei- Tipp hierzu ist: Klasse statt Masse. Denn dend dafür, ob aus dem Kundenkontakt wenn man schon wenig Zeit hat, dann auch eine Kundenbeziehung wird, in der sollten die wenigen Momente vor Ort so Sympathie mitschwingt oder nicht. Kör- genutzt werden, dass sie beim Mitarbei- persprache ist dabei ein entscheidender ter richtig wirken und hängen bleiben. Faktor. Denn noch intensiver wird wahr- Ein gutes Gespräch ersetzt eine Vielzahl genommen, ob die Körpersprache und sonst kurzer Zwischenstopps. die verbale Kommunikation überein- stimmen. Ist das nicht der Fall, weil man Das Interview führte Matthias Stiller, Leiter der IHK-Weiterbildung abgelenkt ist und nonverbal ein „Störsi- Ruhr Wirtschaft November 2016 17
Rückblick Oktober-Jour-fixe Wirtschaftsarchiv gibt Einblicke Für den Jour fixe im Oktober öff- nete das Westfälische Wirtschafts- archiv seine Schatztruhe für die Wirtschaftsjunioren, Gäste und In- teressierte. Die regionale Doku- mentationsstelle der Wirtschaft in Westfalen und Lippe gab dabei an diesem Abend spannende Einbli- cke in die Vergangenheit. Gastge- Das Bewerbungstraining kam bei den Schülern der Hellweg- und der Anne-Frank- ber Dr. Karl-Peter Ellerbrock, Di- Realschule gut an. Foto: Lutz Kampert rektor der Stiftung Westfälisches Wirtschaftsarchiv, verstand es da- bei, nicht nur zahlreiche Expona- te ins rechte Licht zu rücken, son- Optimal in den Job starten dern erläuterte im Rahmen ei- nes Vortrags auch, dass die Regi- „Vitamin Du“: Wirtschaftsjunioren stellen für Schüler aus Unna on viel mehr zu bieten hat als den bekannten Dreiklang aus Kohle, ein mehrstufiges Bewerbungstraining auf die Beine. Stahl und Bier. Stern sucht Himmel Engagement für Veranstaltung Zahlreiche WJ-Mitglieder haben F ür rund 100 Schüler der Hellweg- und der Anne-Frank-Realschu- le haben die Wirtschaftsjunioren Dortmund Kreis Unna Hamm (WJ) ehrenamtlich ein individuelles Bewer- tere Ausbildung knüpfen“, unter- streicht Erika Kaiser, Koordinatorin für Studien- und Berufswahlorientie- rung an der Hellweg-Realschule, den Mehrwert des Projekts aus ihrer Sicht. dafür gesorgt, dass auch die neun- bungstraining durchgeführt. „Mit un- Der „Bewerbungs-Check“ und die te Singledisco „Stern sucht Him- serem Projekt ‚Vitamin Du’ wollen wir Fachvorträge waren die ersten Modu- mel“ für Menschen mit Behinde- dazu beitragen, dass die Schüler ei- le des mehrteiligen Bewerbungstrai- rung ein voller Erfolg wurde. Im nen optimalen Start ins Berufsleben nings, das die WJ seit 2009 an Schu- Rahmen ihres ehrenamtlichen En- haben“, so Christine Valtin, zusam- len im gesamten IHK-Kammerbezirk gagements unterstützten sie den men mit Sonja Rüping und Thomas anbieten. Im Fokus steht dabei immer Veranstalter, die Lebenshilfe Dort- Chmielnik verantwortlich für das Pro- eine möglichst realistische Vorberei- mund, am Abend des 7. Oktober jekt. „Als selbstständige Unternehmer tung auf das, was die Jugendlichen im im Dietrich-Keuning-Haus. Unter und angestellte Führungskräfte haben Berufsleben erwartet. Auf das Prüfen anderem als „Flirtengel“ bereite- wir einen Praxis-Vorteil, den wir ger- der Unterlagen und den Vortrag fol- ten sie den rund 500 Teilnehmern ne an die Jugendlichen weitergeben. gen simulierte Bewerbungsgespräche, einen unvergesslichen Abend. Denn wir wissen, worauf Personalver- die die Wirtschaftsjunioren mit den antwortliche achten.“ Teilnehmern nicht in der Schule, son- Jour fixe im Dezember Ein Team aus Wirtschaftsjunio- dern in einem Unternehmen führen. Wintergrillen bei ren sorgte am 2. November in Unna „Die Schüler sollen sich wie bei einem dafür, dass die Bewerbungsunterla- richtigen Vorstellungsgespräch füh- Spieker & Jaeger gen der Neunt- und Zehntklässler un- len“, betont Thomas Chmielnik. Das monatliche Treffen der WJ ter „Praxisbedingungen“ geprüft wur- Neu in diesem Jahr: Nach den si- findet im Dezember bei Spieker den. Anschließend erhielt jeder Schü- mulierten Vorstellungsgesprächen & Jaeger, Kronenburgallee 5 in ler ein persönliches Feedback. Zusätz- werden die engagiertesten Teilneh- 44139 Dortmund, statt. Am Abend lich gab Carsten Jäger, Past President mer geehrt und nach Bedarf über „Vi- des 12. Dezember kommen dazu der WJ, den Eltern wichtige Infos bei tamin Du“ hinaus weiter unterstützt Mitglieder, Gastmitglieder und In- seinem Vortrag „Wie unterstütze ich teressierte ab 18:30 Uhr zusam- mein Kind im Bewerbungsprozess?“ men. Auf der Dachterrasse der mit auf den Weg. Rechtsanwaltskanzlei erwartet die „Für unsere Schüler ist es eine ein- Wirtschaftsjunioren Anwesenden ein „Wintergrillen“ malige Gelegenheit, sehr praxisnahes bei der IHK zu Dortmund e.V. mit anschließendem Networking. Feedback zu erhalten. Außerdem kön- Dominik Stute, Geschäftsführer Anmeldung unter: wirtschaftsjuni- nen sie im Rahmen des Bewerbungs- Tel. 0231 5417-315 oren@dortmund.ihk.de trainings erste Kontakte für eine spä- E-Mail: info@wj-dortmund.de 18 Ruhr Wirtschaft November 2016
WIRTSCHAFT REGIONAL Amazon siedelt sich in Dortmund an WIR LIEFERN AN Auf dem Areal der Westfalenhütte will der Versandriese mit seinem neuen Logistikzentrum 1.000 Arbeitsplätze schaffen. UND A mazon hat Ende Oktober sei- ne Pläne für den Neubau ei- nes weiteren Logistikzent- rums in Deutschland bekannt gege- ben. In Dortmund, auf dem Gelände „Vor allem bedeutet es „Arbeit für alle“, sagt Thomas Westphal, Ge- schäftsführer der Dortmunder Wirt- schaftsförderung. „Durch Amazon ergeben sich neue Jobs für hoch- BAUEN AUF! der Westfalenhütte, sollen innerhalb qualifizierte, aber auch für ge- von zwölf Monaten nach der geplan- ringqualifizierte Menschen. Das ten Inbetriebnahme Ende 2017 min- neue Logistik-Zentrum kann einen destens 1.000 Arbeitsplätze entste- spürbaren Beitrag liefern, die Ar- hen. Mit der Investition von 27 Milli- beitslosigkeit in Dortmund und der onen Euro allein im ersten Jahr baut Region weiter zu senken.“ Amazon sein bestehendes Netzwerk Amazon verfügt derzeit über in Deutschland aus und reagiert da- neun Logistikzentren, die Teil des mit auf die wachsende Kundennach- Europäischen Netzwerkes von 31 frage, bietet noch mehr Produktaus- Logistikzentren sind. Seit 2010 hat wahl für Kunden und unterstützt ei- Amazon mehr als 15 Milliarden Eu- ne wachsende Zahl unabhängiger ro in Europa investiert, z.B. in Infra- Händler, die über Amazon Market- struktur und Anlagen in der Logis- place verkaufen und „Fulfilment by tik sowie im Kundenservice, Amazon Amazon“ für Lagerhaltung und Ver- Web-Services, Rechenzentren sowie sand nutzen. Forschung und Entwicklung. Das neue Gebäude soll auf 45.000 Quadratmetern mit der neu- Neue Arbeitsplätze im Umfeld esten Fördertechnik und Klimaanla- Amazon verfügt derzeit über neun ge ausgestattet sein. Der Betrieb soll Logistikzentren, die Teil des euro- im Herbst/Winter 2017 starten. päischen Netzwerks von 31 Logistik- „Wir sind überzeugt, dass die zentren sind. Amazon hat mehr als Kunden von dieser Investition pro- 13.000 unbefristete Arbeitsplätze in fitieren, genauso wie die ganze Re- Deutschland geschaffen, davon über gion. Amazon schafft attraktive Ar- 11.000 in den Logistikzentren. Zu- beitsplätze und neue Chancen für sätzlich sind viele Arbeitsplätze im mittelständische Händler, die über Umfeld entstanden: Die Händler auf Amazon Marketplace einfach Millio- Amazon Marketplace haben allein in nen von Kunden in Europa erreichen Deutschland rund 90.000 Arbeits- können”, sagt Roy Perticucci, Chef plätze geschaffen. des Europäischen Logistiknetzwerks. „Der Neubau von Amazon verste- tigt Dortmunds Rolle als bedeuten- der Logistikstandort in Deutschland und Europa“, sagt Oberbürgermeis- ter Ullrich Sierau. „Wir freuen uns Blick hinter die Kulissen auf eine langfristige, vertrauensvol- › Für interessierte Kunden und die le Zusammenarbeit. Die Entschei- breite Öffentlichkeit öffnet Ama- dung für die Investition in Dortmund zon die Tore der Logistikzent- bedeutet Jobchancen für viele Men- ren und bietet Führungen an den schen in der Region. Faire Löhne für Standorten Bad Hersfeld, Graben Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und Koblenz an. spielen eine wichtige Rolle. Wir freu- › Anmeldungen sind möglich unter en uns über die Ansiedlung.“ www.amazon.de/amazon-besuchen Ruhr Wirtschaft November 2016 19
Zum Schutz vor Manipulationen an digitalen Grundaufzeichnungen, z. B. Kassenaufzeichnungen, soll die Unveränderbarkeit von digitalen Grundaufzeichnungen sichergestellt und dem ein Riegel vorgeschoben werden. Grafik: Bundesministerium der Finanzen Die neuen Anforderungen an Kassensysteme Ab 2020 sollen Einrichtungen zur Manipulationssicherheit Pflicht werden. VON PATRICK VOSS W as die Finanzverwaltung Bisher erfüllen in der Regel nicht Kassensysteme, die die steuer- von den Kassennutzern alle elektronischen Registrierkas- rechtlichen Anforderungen der Fi- erwartet und welche An- sen die technischen Voraussetzun- nanzverwaltungen nicht erfüllen, forderungen zur Aufbe- gen, um beispielsweise Journal-, Aus- müssen bis zum 31. Dezember 2016 wahrung digitaler Unterlagen bei Bar- wertungs-, Programmierdaten oder ersetzt werden. Jeder Nutzer elektro- geschäften gefordert werden, hat die Stammdatenänderungen im Gerät zu nischer Registrierkassen ist verpflich- Finanzverwaltung bereits mit dem speichern. Ist ein Kassensystem bau- tet zu prüfen, ob eine Nachrüstung Schreiben des Bundesministeriums artbedingt nicht in der Lage, die steu- seines Kassensystems beispielsweise der Finanzen vom 26. November 2010 errelevanten Daten entsprechend auf- durch Software-Updates möglich ist. klargestellt. An den dort niedergeleg- zuzeichnen, so ist entweder eine Soft- Erfüllt eine Kasse die Anforderungen ten Aussagen hat sich auch durch die wareanpassung und Speichererwei- ab 1. Januar 2017 nicht, ist sie nicht am 14. November 2014 veröffentlich- terung an dem Gerät durchzuführen, ordnungsgemäß. ten „Grundsätze zur ordnungsgemä- um die Daten digital aufzuzeichnen, Eine Pflicht zur Benutzung einer ßen Führung und Aufbewahrung von oder eine Archivierung der Daten un- elektronischen Registrierkasse be- Büchern, Aufzeichnungen und Un- veränderbar und auswertbar über ei- steht grundsätzlich nicht. Künftig auf terlagen in elektronischer Form so- ne Schnittstelle auf einem externen eine moderne elektronische Regist- wie zum Datenzugriff (GoBD)“ des Datenträger zu sichern. rierkasse zu verzichten und die Ge- Finanzministeriums nichts geändert. Dabei sind auch Einsatzorte und schäftsvorfälle stattdessen manu- Diese GoBD wurden zwischen den Einsatzzeiträume einer Kasse zu pro- ell aufzuzeichnen, ist in den meisten Finanzverwaltungen von Bund und tokollieren. Betroffen sind alle Unter- Fällen wahrscheinlich wenig zielfüh- Ländern sowie den steuerberatenden nehmen, die elektronische Kassen- rend. Berufen abgestimmt und umfassen systeme im Einsatz haben. Dies be- Denn: Für diese Aufzeichnungen praxisgerecht die Anforderungen der trifft vor allem Einzelhändler, aber sind ebenfalls strenge Anforderun- Finanzverwaltung an eine IT-gestütz- auch Gastronomen, Kantinenbetrei- gen zu beachten, bei denen leicht Feh- te Buchführung. ber oder Taxiunternehmen. ler entstehen können. „Wegen der be- 20 Ruhr Wirtschaft November 2016
WIRTSCHAFT REGIONAL sonderen Relevanz der ordnungsge- Thema Manipulationssicherheit ge- Eine Einführung einer allgemeinen mäßen Kassenbuchführung in der ben. Nach einem aktuellen Gesetzent- Registrierkassenpflicht ist allerdings Betriebsprüfung sollten sich drin- wurf der Bundesregierung vom 13. nicht vorgesehen, da dies insbeson- gend alle Betriebe mit den gesetzli- Juli 2016 müssen künftig die soge- dere bei Wochenmärkten, Volks- und chen Anforderungen vertraut ma- nannten Grundaufzeichnungen ein- Gemeindefesten oder beispielsweise chen und auf deren konsequente Be- zeln, vollständig, richtig, zeitgerecht bei Hofläden aus Sicht des Bundesmi- folgung achten“, rät Patrick Voss, Re- und geordnet auf einem Speicherme- nisteriums der Finanzen unverhältnis- ferent für Einzelhandel, Dienstleis- dium gesichert werden. Die elektro- mäßig wäre. tungen und Stadtentwicklung der IHK nischen Systeme müssen dann über Ergänzend zu den vorhandenen zu Dortmund. „Denn ist die Kassen- eine zertifizierte technische Sicher- Instrumenten der Steuerkontrolle soll führung fehlerhaft, kann die Finanz- heitseinrichtung verfügen, die aus eine unangekündigte Kassen-Nach- verwaltung die Buchhaltung verwer- drei Bestandteilen besteht: einem Si- schau gesetzlich eingeführt werden. fen und die Besteuerungsgrundlagen cherheitsmodul, einem Speicherme- Verstöße können künftig mit einer schätzen“. dium und einer digitalen Schnittstel- Geldbuße von bis zu 25.000 Euro ge- Insbesondere dann, wenn Unter- le. Der „Entwurf eines Gesetzes zum ahndet werden. nehmen nicht sicher seien, ob ihre Schutz vor Manipulationen an digita- Der „Entwurf des Gesetzes zum Buchführung und Kassensysteme ge- len Grundaufzeichnungen“ schreibt Schutz vor Manipulationen an digita- setzeskonform sind, sollten sich die keine bestimmte Lösung vor, sondern len Grundaufzeichnungen“ befindet Betriebe dringend mit ihrem Steu- ist technologieoffen und herstelle- derzeit sich im Gesetzgebungsverfah- erberater und ihrem Kassenherstel- runabhängig ausgestaltet. Die Sicher- ren. Weitere Informationen unter: ler oder IT-Dienstleister bezüglich ei- heitseinrichtung soll verpflichtend ab www.dortmund.ihk24.de, ner Überprüfung in Verbindung set- dem 1. Januar 2020 eingesetzt wer- Dokument-Nr. 3004748 zen und gegebenenfalls entsprechen- den. Unternehmen, die bereits eine de Aktualisierungen einleiten, emp- neue Kasse gemäß den Anforderun- Ansprechpartner: fiehlt Voss. gen des BMF-Schreibens vom 26. No- Patrick Voss vember 2010 angeschafft haben, und Tel. 0231 5471-153 Die manipulationssichere die bauartbedingt nicht aufrüstbar ist, p.voss@dortmund.ihk.de Registrierkasse wird kommen soll eine längere Umsetzungsfrist, vo- Neben den steuerrechtlichen Neue- raussichtlich bis zum 31. Dezember rungen wird es neue Vorschriften zum 2022, eingeräumt werden. IHR PLUS: PARTNERSCHAFT FÜR DEN ERFOLG. Die Firmenversicherungen von R+V. Für Sie, Ihr Unternehmen, Ihre Mitarbeiter und Ihre Kunden. R+V bietet Ihnen als verlässlicher Partner die Erfahrung und Finanzstärke eines soliden Firmenversicherers, der Sie ganzheitlich und bedarfsgerecht berät. Erfahren Sie mehr in den Volksbanken Raiffeisenbanken, R+V-Agenturen oder auf www.ruv.de/firmenkunden Ruhr Wirtschaft November 2016 21
Gewinner, Nominierte und Akteure des Westfälischen Handelspreises ( v. l.): Regina Holland-Erlei, Katharina Großkraumbach- Jacoby, Ullrich Sierau, Wolfgang Neuhoff, Thomas Schäfer, Heinz-Herbert Dustmann, Rudolf Tewes, Michael Brückner und Michaela Dellwig. Foto: Handelsverband Nordrhein-Westfalen Westfalen-Münsterland e. V. Familienbetrieb gewinnt Wolfgang Neuhoff, Inhaber der Neuhoff Hausgeräte und Küchen GmbH & Co. KG, gewinnt den Westfälischen Handelspreis 2016. N ach der Präsentation der Kan- didaten in der Endrunde ver- kündete Heinz-Herbert Dust- mann, stellvertretender Vorsitzender des Handelsverbands NRW Westfa- bare Kaufleute, die den sprichwörtli- chen Wandel im Handel mit Bravour und zum Wohl ihrer Unternehmen mitgestaltet haben“, verwies er auf die Bedeutung des stationären Handels in Traditionell überbrachte der Ober- bürgermeister der Stadt Dortmund, Ullrich Sierau, sein Grußwort. Im An- schluss folgte der Festvortrag, in dem Thomas Meißner sein junges Unter- len-Münsterland, vor etwa 120 gela- der sich wandelnden Handelswelt: nehmen, Meißner-Tremonia, den Gäs- denen Gästen aus Wirtschaft, Poli- „Der Mensch ist nicht für vier Wände ten präsentierte. Das musikalische tik und Verwaltung die Entscheidung gemacht, er braucht sozialen Kontakt – Programm wurde von Antonia Wohl- der Jury, in der neben dem Verband der stationäre Einzelhandel kann, wenn gemurh, alias Nia, gestaltet. auch die National Bank als Mitfinan- er will, einen guten Teil dazu beitra- Noch vor der Preisverleihung ging zierer der 5.000 Euro Preisgeld vertre- gen und damit selbst erfolgreich sein. Thomas Schäfer auf die zurzeit an- ten war. Die Jury begründet ihre Ent- Mit der entsprechenden Kundenzuge- gespannte Lage für den Einzelhandel scheidung mit dem Mut von Wolfgang wandtheit: Freundlichkeit, Wertschät- und die von drohendem Leerstand be- Neuhoff, sich und sein Unternehmen zung. Gerade in Zeiten von Cyberspace, troffenen Zentren ein und forderte da- stetig zu hinterfragen und neue Im- Whats App, SMS etc.“ zu auf, gerade die inhabergeführten pulse zu setzen. In innovativer und klein- und mittelständischen Betriebe deshalb preiswürdiger Weise erfand Nominierung ist Auszeichnung weiter zu unterstützen. „Wo der Han- Wolfgang Neuhoff seinen Familien- Seit 2001 wird der Westfälische Han- del ist, ist Leben“, stellte Schäfer fest betrieb neu und brachte ihn zurück delspreis jährlich vom Handelsver- und kritisierte die aktuelle Diskussi- auf die Erfolgsspur. „Wir haben er- band NRW Westfalen-Münsterland on um die Einschränkung verkaufs- neut fünf herausragende Kandidaten und der National Bank an Inhaber von offener Sonntage, denn „der Han- in der Endrunde präsentieren können Einzelhandelsbetrieben verliehen. del ist im hohem Maße darauf ange- ,und allein die Nominierung ist schon In ihrer Begrüßung waren sich Mi- wiesen, spezielle Anlässe zu nutzen, eine Auszeichnung für jede Unterneh- chael Brückner, Direktor der National- um seine Vielfalt und Leistungsfähig- merpersönlichkeit“, sagte Heinz-Her- Bank Dortmund, und Thomas Schä- keit zu demonstrieren.“ Zudem wer- bert Dustmann bei der Verleihung im fer, Hauptgeschäftsführer des Han- den die Anlässe, die auch für die Kom- Westfälischen Industrieklub in Dort- delsverbands NRW Westfalen-Müns- munen und der Bevölkerung als Treff- mund. Die weiteren Nominierten wa- terland einig: „Wir freuen uns, auch punkte und für das gesellschaftliches ren Katharina Großkraumbach-Jaco- in diesem Jahr wieder Einzelhandels- Zusammenkommen wichtig sind, oft by (Wolter GmbH & Co.KG, Kamen), kaufleute aus der Region präsentieren nur durch die finanzielle Beteiligung Regina Holland-Erlei (Erlei Raum und zu können, die sich in für den Handel des Einzelhandels möglich gemacht Design, Dortmund), Rudolf Tewes schwierigen Zeiten durch Fleiß, Kre- und drohen daher, in Zukunft infrage (Carl Tewes GmbH, Dortmund) und ativität und Beharrlichkeit am Markt gestellt zu werden. Zugleich machte Andreas Dellwig (Heinrich Dellwig behaupten können und es verdient Schäfer deutlich, dass ein Wildwuchs GmbH & Co.KG, Hamm). haben, prominent vorgestellt zu wer- bei Sonntagsöffnungen im Einzelhan- Bevor Heinz-Herbert Dustmann den. Wer am Ende auch den Preis ge- del durch geltendes Gesetz gar nicht die Kandidaten mit den Worten vor- winnt, allein die Nominierung ist eine möglich sei und vom Handel nicht an- stellte „alle Persönlichkeiten sind ehr- Auszeichnung.“ gestrebt werde. 22 Ruhr Wirtschaft November 2016
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