AUSSEN WIRTSCHAFT LÄNDERREPORT IRAN
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Wo Sie uns finden und rasch erreichen… AußenwirtschaftsCenter Teheran Kontakt Africa Expressway (ex. Jordan Street) Golgasht Street Nr. 20, Teheran 19157, Iran T +98 21 2205 1820 oder +98 21 2204 7791 E teheran@wko.at W http://www.wko.at/aussenwirtschaft/ir Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 3
Inhalt Kapitel Geographie, Geschichte, Politik und Gesellschaft…Seite 9 1 Kapitel Wirtschaft im Überblick…Seite 13 2 Kapitel Wirtschaftliche Verflechtung 3 mit Österreich…Seite 19 Chancen für österreichische Kapitel Unternehmen…Seite 23 4 Geschäftsabwicklung und Kapitel Marktbearbeitung…Seite 27 5 Kapitel Steuern und Zoll…Seite 35 6 Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 4
Rechtliche Kapitel Rahmenbedingungen…Seite 43 7 Tipps für Kapitel Geschäftsreisende…Seite 57 8 AUSSENWIRTSCHAFT Kapitel Services…Seite 65 9 AußenwirtschaftsCenter und Kapitel wichtige Adressen…Seite 71 10 Kapitel Links …Seite 79 11 Kapitel Index…Seite 80 12 Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 5
Vorwort des Wirtschaftsdelegierten Geschäfte mit dem Iran sind für österreichische Unternehmen im Augenblick eine Herausforderung, die weltweit ihres gleichen sucht. Ein umfangreiches Sanktionsregime durch EU und USA macht eine genaue Überprüfung des Geschäftspartners und der zu exportierenden Güter unumgänglich. Funktionierende Zahlungskanäle sind infolge der US- und EU-Finanzsanktionen nur mehr für bestimmte Güterkategorien zulässig und in der Praxis sogar dafür kaum zu finden. Sich beständig ändernde Importrestriktionen und ein Mangel an Devisen im Iran tragen dazu bei, Geschäfte noch weiter zu verteuern und zu verkomplizieren. Insofern sind die Zeiten für Geschäfte mit dem Iran gegenwärtig schwierig. Zwar wurde im November 2013 ein „Joint Plan of Action“ zwischen den P5+1 und dem Iran beschlossen und im Jänner 2014 die seit Jahren sich verengende Sanktionsspirale durch erste Sanktionserleichterungen durchbrochen. Auf die Geschäftstätigkeiten österreichischer Unternehmen haben diese – vorläufig auch nur auf sechs Monate befristeten – Sanktionserleichterungen jedoch bislang wenig Auswirkungen. Die überraschende Wahl Dr. Hassan Rohanis zum neuen Präsidenten im Juni 2013 und die folgenden Bemühungen des Irans um eine Lösung in der Nuklearfrage zeigen aber, dass sich ein Großteil der iranischen Bevölkerung und auch Teile der Führung durchaus bewusst sind, dass die Wirtschaftspolitik der vergangenen Jahre in eine Sackgasse geführt hat, die mittel- und langfristig keinerlei Perspektiven bietet. Insofern dürfen wir auf die Entwicklungen der kommenden Monate gespannt sein. Das Potential des Marktes ist jedenfalls enorm: Eine Bevölkerung von 77 Mio. Menschen, eine im regionalen Vergleich starke industrielle Basis, die geographische Nähe (vier Flugstunden) zu Österreich und das Bewusstsein für europäische Qualität machen den Iran zu einem potentiellen „Brasilien des Nahen Ostens“, das die meisten Nachbarländer in der Region in den Schatten stellt. Durch seinen regionalen Einfluss und seine zentrale Lage eignet sich der Iran zudem als Sprungbrett und Drehscheibe für Aktivitäten im Golfraum, in Teilen des Irak und in Afghanistan. Insgesamt gibt es also gute strategische Gründe, im Iran aktiv zu sein und sich von den gegenwärtigen Turbulenzen nicht beirren zu lassen. Das Zeitfenster bis zu einem – hoffentlich – endgültigen Übereinkommen in der Nuklearfrage sollte im Gegenteil gerade dafür benutzt werden, den iranischen Markt zu sondieren und aufzubereiten für die Zeit nach den Sanktionen. Das AußenwirtschaftsCenter Teheran steht Ihnen hier als Ihre Ansprechstelle vor Ort jederzeit zur Verfügung. Zögern Sie deshalb nicht, uns zu kontaktieren, wenn Sie Unterstützung oder Informationen aus erster Hand benötigen. Ich freue mich auf Sie! Ihr Dr. Georg Weingartner Wirtschaftsdelegierter für den Iran und Afghanistan AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 7
1 Kapitel 1 Geographie, Geschichte, Politik und Gesellschaft In diesem Kapitel erfahren Sie mehr über… ■ Key facts ■ Historischer Überblick ■ Bevölkerung ■ Landes- und Geschäftssprachen ■ Politisches System ■ Abkommen mit Österreich ■ Mitgliedschaft in internationalen Organisationen Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 8
1 1. Geographie, Geschichte, Politik und Gesellschaft Key facts Staatsform Islamische Republik Fläche 1.648.195 km² Bevölkerung ca. 77 Mio. Einwohner (2013) Städte Teheran (ca. 13 Mio.) Mashad (2,4 Mio.) Isfahan (1,6 Mio.) Klima In weiten Teilen kontinentales Klima, subtropisches Klima am Persischen Golf Währung Iranischer Rial Historischer Überblick Der Staat Iran wurde bis ins 20. Jahrhundert im offiziellen Sprachgebrauch Europas und Amerikas als Persien bezeichnet und stellt das historische Kernland des alten Persien dar, welches sich auf ein größeres Gebiet erstreckte. Der Iran trat als Monarchie mit einem Schah als Oberhaupt und bald auch mit einer eigenen, freien Regierung in die Neuzeit ein. Mit Reza Schah Pahlavi (Reza Chan) begann 1921 unter dem Einfluss von Großbritannien eine politische Neuorientierung Persiens in Richtung Westen. Am 24. August 1941 besetzten britische und sowjetische Truppen im Rahmen der anglo- sowjetischen Invasion den neutralen Iran. Reza Schah musste auf britischen und sowjetischen Druck hin abdanken. Seine Nachfolge trat sein ältester Sohn Mohammad Reza Pahlavi an. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es 1951, unter der Regierung Hossein Alas, zu einer Verstaatlichung der Ölindustrie. Auslöser war die britische Anglo-Iranian Oil Company, die das Ölgeschäft im Iran beherrschte und die sich in Verhandlungen strikt weigerte, ihre Gewinne aus dem Ölgeschäft zur Hälfte mit dem iranischen Staat zu teilen. In der Folge kam es zum internationalen Boykott des iranischen Öls (Abadan-Krise), das im Iran zu einer Wirtschaftskrise und zum Staatsdefizit führte. Trotz dieser Ergebnisse wählte das Parlament Mohammad Mossadegh ein weiteres Mal zum Premierminister des Landes. Es war zu Spannungen zwischen dem Schah und Mossadegh gekommen, was den Schah veranlasste, auf dem Höhepunkt der Krise im August 1953 das Land zu verlassen. Wenig später wurde Mossadegh durch die von der US-Regierung unterstützte Operation Ajax gestürzt. Bereits 1946 hatten die USA dem Schah geholfen die durch eine Abspaltung vom Iran entstandene und von der Sowjetunion unterstützte kurdische Republik Mahabad zu zerschlagen. Der Schah kehrte wieder in den Iran zurück. Die damalige Regierung, mit Fazlollah Zahedi als Premierminister, begann neue Verhandlungen mit einem internationalen Konsortium von Ölgesellschaften. Am Ende stand ein Abkommen, das bis zur ersten Ölkrise Bestand haben sollte. Schah Mohammad Reza Pahlavi (1941–1979) leitete ab 1963 mit der „Weißen Revolution“ umfangreiche wirtschaftliche, politische und soziale Reformen ein. Industrialisierung und gesellschaftliche Modernisierung führten von Beginn an zu Spannungen mit den konservativen Teilen der schiitischen Geistlichkeit. Insbesondere Ayatollah Khomeini sprach sich bereits 1963 gegen das Reformprogramm aus. Neben der islamistischen Opposition der Fedajin-e Islam Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 9
1 bildete sich eine Linke Guerillabewegung im Iran, die das Land mit „bewaffnetem Kampf“ verändern wollte. Die 1977 erfolgte Liberalisierung der politischen Diskussion durch eine Politik des offenen politischen Raumes führte zu gewaltsamen Demonstrationen mit Mord- und Brandanschlägen, die das Land in seinen Grundfesten erschütterten. Nachdem der Shah den internationalen Rückhalt verloren hatte, verließ Mohammad Reza Pahlavi den Iran. Die islamische Revolution hatte begonnen. Der schiitische Geistliche Ayatollah Khomeini kehrte am 1. Februar 1979 aus dem französischen Exil zurück. Rasch etablierte er sich als oberste politische Autorität und begann aus der ehemals konstitutionellen Monarchie eine „Islamische Republik“ zu formen. Seine Politik war von einer fundamentalistischen, antiwestlichen Linie geprägt. Von 1980 bis 1988 befand sich das Land in einem Krieg (erster Golfkrieg), nachdem der Irak das Land angegriffen hatte. Die anhaltende internationale Isolation des Iran lockerte sich erst Ende der 1990er Jahre. Mit dem überraschenden Wahlsieg Mohammad Khatamis bei den Präsidentschaftswahlen 1997 etablierte sich die politische Bewegung der Reformer im iranischen Parlament. Sie stehen dem religiösen Machtmonopol kritisch gegenüber und versuchen, die republikanischen Elemente des Staates zu stärken. So gelang es Khatami zu Beginn seiner Amtszeit, eine Liberalisierung der nationalen Presse durchzusetzen. Die systemkritischen Stimmen bekamen dadurch ein öffentliches Organ, um ihrem Reformwillen Nachdruck zu verleihen. Das Aufleben der Pressefreiheit dauerte nicht sehr lange an. Der Wächterrat machte die Gesetze mit Verweis auf Unverträglichkeit mit dem Islam rückgängig und blockierte fortan nahezu alle Reformversuche des Parlaments. Seitdem sehen sich die Reformer mit großen Vertrauensverlusten in den reformwilligen Bevölkerungsgruppen konfrontiert. Bei den Präsidentschaftswahlen am 17. Juni 2005 trat vorerst das parlamentarische Ende der Reformer ein, zumal Khatami nach zwei Amtszeiten nicht erneut kandidieren durfte. Durch die Wahl des konservativen Mahmud Ahmadinejad zum Präsidenten im Jahr 2005 und seine konfrontative Außen- sowie Innenpolitik nahm die internationale Isolation jedoch erneut zu. Ahmadinejad wurde im Jahr 2009 wieder gewählt, was zu landesweiten Protesten geführt hat. Seine Amtsperiode endete im Sommer 2013. Am 14. Juni 2013 wurde Hassan Rohani im ersten Wahlgang zum neuen Präsident der Islamischen Republik gewählt. Bei einer Wahlbeteiligung von 80 % erhielt der, als moderat geltende, Kleriker 50 % der Stimmen. Rohanis Prioritätensetzung gilt besonders der wirtschaftlichen Entwicklung im Land. Diese ist freilich ohne eine parallele Lösung der außenpolitischen Streitpunkte mit dem Westen nicht substantiell zu verbessern. Bevölkerung Die Bevölkerung im Iran (ca. 77 Mio.) setzt sich zusammen aus ca. 65 % Persern, ca. 16 % Aserbaidschanern, 7 % Kurden, 6 % Luren, ca. 2 % Araber, 2 % Belutschen, 1 % Turkmenen, 1 % türkischstämmigen Nomaden wie die Qasquay und einigen kleineren Minderheiten, wie christliche Armenier, Assyrer, Georgier sowie Juden. Daneben leben im Iran zahlreiche Flüchtlinge: 2 Mio. aus Afghanistan und 203.000 aus dem Irak. 20.000 Iraner befinden sich als Flüchtlinge im benachbarten Irak. Insgesamt bekennen sich 99 % der Bevölkerung zum Islam (90 % Schiiten und 9 % Sunniten). Landes- und Geschäftssprachen Farsi (Persisch) ist die Muttersprache von 65 % der Bevölkerung und Amtssprache; Türkisch (Azeri) 16 %; Kurdisch 7 %; Geschäftssprache Englisch. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 10
1 Politisches System Der Iran ist eine Islamische Republik. An der Spitze steht der geistliche Führer, Ayatollah Ali Khamenei, die Regierung führt der Staatspräsident, der für vier Jahre und maximal zwei Amtsperioden gewählt wird. 2013 wurde Hassan Rohani zum neuen Präsidenten gewählt. Das Parlament (Majlis) ist die gesetzgebende Institution, der Wächterrat überprüft diese dann auf Übereinstimmung mit den Grundsätzen des Islam und der Verfassung. Die zwölf Mitglieder des Wächterrats werden je zur Hälfte durch das Parlament gewählt bzw. vom geistlichen Führer bestimmt. Der Wächterrat entscheidet auch über die Eignung von Kandidaten zu Wahlen und lehnt im Vorfeld die Teilnahme von vielen Personen bei Wahlen ab. Der geistliche Führer (oberster Rechtsgelehrter) wird von einem Expertenrat aus 86 Geistlichen gewählt, die wiederum vom Volk gewählt werden. Abkommen mit Österreich Bilaterales Investitionsschutzabkommen (seit Juli 2004 in Kraft), bilaterales Doppelbesteuerungsabkommen (seit Juli 2004 in Kraft), Freundschafts- und Niederlassungsvertrag von 1966, Abkommen über die Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Fremdenverkehrs von 1979, Straßenverkehrsabkommen 1987, Luftverkehrsabkommen 1987, Zollhilfeabkommen (Status unklar), Gemischte Wirtschaftskommission seit 1989, ein Roamingabkommen zwischen Mobilkom Austria und TCI (Telecommunication Company Iran), MoUs über die Zusammenarbeit in den Bereichen Gesundheitswesen, Technologie, Telekommunikation, Transport, sowie Umwelt, Tourismus und über universitäre Zusammenarbeit. Mitgliedschaft in internationalen Organisationen Einschlägige iranische Verkehrsunternehmen haben sich diversen internationalen Verkehrsabkommen angeschlossen und sind Mitglied in verschiedenen Organisationen. 14 Übereinkommen betreffen allein den Eisenbahnsektor, darunter das Übereinkommen über den internationalen Eisenbahnverkehr (COTIF), das Abkommen über den internationalen Eisenbahngüterverkehr (SMGS), Carnet TIR etc. Weiters hat der Iran das Abkommen zur Vereinheitlichung von Regeln über die Beförderung im internationalen Luftverkehr (Warschauer Abkommen) unterzeichnet. Iran Air ist Mitglied der International Air Transport Association (IATA), außerdem wurde das Übereinkommen über den Beförderungsvertrag im internationalen Straßengüterverkehr (CMR) unterzeichnet. Mit der EU bestehen bislang keine vertraglichen Vereinbarungen, die EU hat auch keine Vertretung in Teheran. Im Jahr 1998 wurde der Dialog auf Beamtenebene wieder aufgenommen. Im Mai 1999 wurden Arbeitskreise zu den Themen Energie, Transport und Investitionen ins Leben gerufen und der Iran wurde als Beobachter zum Regionalprogramm INOGATE (Energietransport aus der Region um das Kaspische Meer) zugelassen. Die EU-Kommission erhielt im Herbst 2001 das Mandat für die Verhandlungsaufnahme über ein Handels- und Kooperationsabkommen mit dem Iran. Im Juni 2005 fand bereits die 7. diesbezügliche Verhandlungsrunde statt, seit Amtsantritt der Regierung Ahmadinejad und der Eskalation des Streits um das iranische Nuklearprogramm sind die Verhandlungen allerdings eingefroren. Ein Betritt zur WTO wird vom Iran seit längerem angestrebt, nach dem Wegfall des US-Vetos begannen im Mai 2005 die Beitrittsverhandlungen mit der Welthandelsorganisation. Sowohl die Verhandlungen mit der EU als auch über den WTO-Beitritt werden allerdings durch die offenen (sicherheits)politischen Themen (Atomenergie und -nutzung; Menschenrechte; etc.) beeinträchtigt, ohne deren Lösung ein Verhandlungsabschluss bzw. Beitritt sehr unwahrscheinlich scheint. Ein Flashlight auf den politischen und wirtschaftlichen Status quo bietet Ihnen kurz und prägnant das Länderprofil. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 11
2 Kapitel 2 Wirtschaft im Überblick In diesem Kapitel erfahren Sie mehr über… ■ Wirtschaftsdaten ■ Außenhandel Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 12
2 2. Wirtschaft im Überblick Kurze Charakteristik Die Islamische Republik Iran kann als ein an der Schwelle zur Industrialisierung stehendes Entwicklungsland bezeichnet werden, welches trotz der Privatisierungsbemühungen der letzten Jahre immer noch deutlich von Staatshandelsstrukturen geprägt ist. Als stark erdölabhängiges Land - mehr als 50 % der Staatseinnahmen resultieren aus Erdölverkäufen - ist die Wirtschaft von der Entwicklung des Weltmarktpreises für diesen Rohstoff sehr abhängig. Der Iran hat 90 Mrd. Fass an nachgewiesenen, förderbaren Reserven (ca. 10 % der weltweit bekannten Vorkommen) und stand bislang an zweiter Stelle der OPEC Produzenten hinter Saudi Arabien. Durch die internationalen Sanktionen und die daraus resultierende veraltete Technologie ist die Fördermenge in den letzten Jahren stark gesunken. Trotzdem ist der Iran als wichtiges OPEC- Mitglied nicht zu vernachlässigen. Irans riesige Gasreserven werden mit 16 % (26,57 Bill. m³) der weltweiten Vorkommen beziffert (weltweit Nummer 2 hinter Russland). Die weiteren, aber bisher wenig ausgebeuteten Vorkommen an Bodenschätzen wie Kupfer, Chrom, Eisenerz, Blei, Zink, Aluminiumphosphate, Gold sowie zahlreiche ganzjährig wasserführende Flüsse machen den Iran zu einem potentiell reichen Land. Auch die geographische Lage mit Zugang zum Persischen Golf und Kaspischen Meer sowie die vorhandene Infrastruktur tragen zur wirtschaftlichen und politischen Bedeutung des Landes bei. Die Reformregierung unter Präsident Khatami (1997 - 2005) hat versucht, das Land politisch umzugestalten und wirtschaftlich zu öffnen, was von der westlichen Staatengemeinschaft, insbesondere der EU, positiv aufgenommen und unterstützt wurde. Der 3. (21.03.2000 – 20.03.2005) und der 4. Fünfjahresplan (21.03.2005 – 20.03.2010) und auch der auf 20 Jahre ausgelegte Strategieplan des Iran, die unter der Regierung Khatami beschlossen wurden, legen das Hauptaugenmerk auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und sehen wichtige strukturelle Veränderungen im Wirtschaftssystem vor: Entbürokratisierung, Privatisierung von Staatsbetrieben inklusive Kommerz-banken, Steuerreform, starke Förderung der exportorientierten lokalen Industrie, Stabilisierung der Währung, Verbesserung der Rahmenbedingungen für Investoren und sukzessive Liberalisierung des Außenhandels. Einige dieser Reformen wurden auch tatsächlich umgesetzt (Steuergesetz, Investitionsschutzgesetz, Vereinheitlichung der Währungskurse, Liberalisierung des Außenhandels, Privatisierungsschritte und Förderung der Privatwirtschaft). Die Wirtschaftspolitik der Regierung stieß während der Amtsperiode Ahmadinejads auf scharfe Kritik von iranischen Wirtschaftsexperten und Politikern. Nicht zuletzt aufgrund eines massiven internationalen Reputationsverlustes und damit verbunden erheblich verschärfter Sanktionen von Seiten der USA und der EU kam es in unter Ahmadinejad zu einem Ausfall in- und ausländischer Investitionen, einem ausländischen Finanzierungsstopp für Großprojekte, einem erschwerten Zugang zu Hochtechnologie sowie zu Kapitalflucht und einem verstärkten „Brain Drain“. Im Gefolge der US-Finanzsanktionen und des Drucks der USA auch auf asiatische Länder, ihre Erdölimporte aus dem Iran zu reduzieren, kam es ab 2012 zu einer massiven Devisenknappheit, verbunden mit einem dramatischen Kursverfall des Rial. Gleichzeitig wurde die Inflation durch Subventionen nach dem Gießkannenprinzip befeuert. Halbherzige und unkoordinierte Versuche, durch Importrestriktionen und Devisenrestriktionen die Lage zu entschärfen, trugen ihrerseits zur Verstärkung der Inflation bei. Die Wahl Dr. Hassan Rohanis zum Präsidenten im Juni 2013 kann als Zeichen gewertet werden, dass die iranische Führung eine Kurskorrektur anstrebt. Eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage kann jedoch nur erreicht werden, wenn innenpolitische (Optimierung der Importpolitik, Subventionsreform, Verbesserung der Rahmenbedingungen für in- und ausländische Investoren) und außenpolitische (Verständigung mit dem Westen und dadurch wieder Zugang zum Bankensystem, zu Devisen und Erdöleinnahmen) Maßnahmen konzertiert gesetzt werden. Insofern steht die neue Regierung Rohani vor einer gewaltigen Herausforderung. Im November 2014 konnte mit der Unterzeichnung eines „Joint Plan of Action“ ein erster Durchbruch in der Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 13
2 Nuklearfrage erzielt werden. Basierend darauf wurden im Jänner 2014 einige Sanktionserleichterungen implemetiert, die u.a. die Möglichkeit der Versicherung iranischer Erdöltransporte, die Einrichtung offizieller Zahlungskanäle für humanitäre Güter und die Belieferung mit Gütern für die Zivilluftfahrt vorsehen. Diese Sanktionserleichterungen sind gleichwohl zeitlich befristet und von einem Erfolg bei den Verhandlungen zur endgültigen Lösung der Nuklearfrage abhängig. Diese Verhandlungen dauern gegenwärtig an. „Wussten Sie...“ dass Österreich und der Iran seit über 500 Jahren Wirtschaftslage und Perspektiven diplomatische Beziehungen pflegen und dass der Begründer der Bereits in den ersten Monaten der Amtszeit der amtierenden modernen iranischen Regierung Rohani kam es wirtschaftspolitisch zu weitgehenden Medizin Österreicher war? Veränderungen und einer Distanzierung von den populistischen Medizintechnik, Maßnahmen der Vorgängerregierung. Erstes Anzeichen dafür Pharmazeutika und neue war, dass sein Kabinett im Wirtschaftsbereich aus bewährten, Behandlungsmethoden aus international ausgebildeten und erfahrenen Ministern gebildet Österreich sind stark wurde. Vor allem die Wiedereinsetzung von Alt-Minister Bijan gefragt. Namdar Zanganeh im „Ministry of Petroleum“ wurde von der Industrie und von iranischen Wirtschaftsexperten sehr positiv aufgenommen. Zanganeh war bereits unter der Regierung Khatami (1997-2005) Ölminister und verzeichnete damals große Erfolge bei der Kooperation mit ausländischen Investoren sowie dem Ausbau des Gassektors. Zum neuen Minister für Finanzen und Wirtschaft wurde Dr. Ali Tayebnia ernannt. Das kürzlich vorgestellte Regierungsprogramm beinhaltet unter anderen die Steigerung der inländischen Produktion, Verringerung der Arbeitslosigkeit und die Förderung inländischer sowie ausländischer Investitionen. Dabei steht besonders die private Industrie im Vordergrund. Dem Budgetdefizit soll durch weitere Privatisierungen und dem Abbau des Subventionssystems (besonders Direktzahlungen) entgegengewirkt werden. Auch das Steuersystem soll überarbeitet und dadurch klarer und deutlicher werden. Ob die neue Regierung den an sie gestellten Anforderungen gewachsen ist und dem Iran ein Ende seiner wirtschaftlichen Trockenzeit bevorsteht, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Das von der Regierung Rohani dem Majlis vorgelegte Budget 1393 geht jedoch von wesentlich realistischeren Annahmen aus als die letzten Budgets der Regierung Ahmadinejad. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 14
2 2.1 Wirtschaftsdaten „Iran“ Markt (BIP, Stabilität und makroökonomische Daten) BIP (nom. in Mrd. USD) 2010 422,6 2011 435,3 2012 478,4 2013 414,9 Inflationsrate 2009 14,6 % 2010 15,0 % 2011 20,5 % 2012 31,5 % 2013 35,6 % offizielle Zahlen der iranischen Zentralbank und Economist Intelligence Unit 500,00 5,90% 8,00% 13,4 15,50% 16,00% 18,00% 13,2 14,10% 16,00% 480,00 6,00% 13,20% 13 14,00% 1,70% 4,00% 460,00 12,8 12,00% 2,00% 12,6 10,00% 440,00 0,00% 12,4 8,00% 420,00 -3,00% 12,2 6,00% -4,40% -2,00% 12 4,00% 400,00 -4,00% 422,60 435,3 478,4 414,9 11,8 12,853 13,207 12,924 12,17 2,00% 380,00 -6,00% 11,6 0,00% 2010 2011 2012 2013 2010 2011 2012 2013 BIP nom in Mrd USD BIP Wachstum real BIP pro Kopf off. Arbeitslosenquote Quelle: Economist Intelligence Unit Quelle: Economist Intelligence Unit Bedeutende Wirtschaftssektoren Der iranische Markt ist für österreichische Unternehmen in praktisch allen Bereichen interessant. Die wichtigen Wirtschaftssektoren der Erdöl- und Erdgasproduktion sowie die petrochemische Industrie und auch der gesamte Energiebereich (inklusive Wasserkraft) sind jedoch seit 2012 von der EU sanktioniert, sodass österreichische Unternehmen keine Schlüsseltechnologie für diese Branchen mehr zur Verfügung stellen dürfen. Im Kfz-Sektor existieren US-amerikanische Sanktionen, die bis Jahresmitte 2014 ausgesetzt sind, aber generell für Unternehmen von Relevanz sind, die in den USA aktiv sind oder US-amerikanische Fahrzeughersteller beliefern. Für Unternehmen aus dem Lebensmittel-, Medizin-, Pharma- und Papiersektor bieten sich jedoch immer noch gute Möglichkeiten. 9,00% 7,90% 8,00% 7,00% 6,80% 6,00% 5,80% 5,00% 6,20% 5,00% 4,00% 4,50% 4,00% 3,00% 3,50% 2,00% 3,00% 2,80% 3,30% 1,00% 1,30% 0,00% -0,80% -1,00% 2007 2008 2009 2010 2011 -2,00% -0,50% -1,00% Landwirtschaft Industrie Dienstleistungen Quelle:Economist Intelligence Unit Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 15
2 Investitionen (allgemeine, öffentliche etc.) Iran ist stark von der Erdöl- und Erdgasproduktion abhängig. Um die Kapazitäten auszubauen, sind hohe Investitionen nötig. Die strengen Sanktionsbestimmungen seitens der USA und der EU verbieten Investitionen in den Bereichen aus diesen Ländern. Aus diesem Grund versucht Iran, Investitionen aus asiatischen Ländern anzuziehen. Das gelingt mit eher mäßigem Erfolg – einzig chinesische Investoren sind bereit, im Iran zu investieren. Die iranischen Unternehmen sind aber vielfach mit ihren chinesischen Partner hinsichtlich der Umsetzung von Vereinbarungen und Pünktlichkeit wenig zufrieden. Arbeitsmarkt (Arbeitskräfte, Arbeitslosigkeit, Ausbildung, etc.) Aufgrund der im Vergleich zu Europa extrem jungen Bevölkerung strömen jedes Jahr weitere Berufsanfänger auf den Arbeitsmarkt. Um diesen Menschen Arbeit zu geben, wäre die Schaffung von rund 1 Mio. Arbeitsplätzen pro Jahr erforderlich. Die Arbeitslosenrate im Iran beträgt zurzeit nach offiziellen Statistiken rund 14 % mit Tendenz nach oben in den kommenden Monaten. Inoffiziellen Zahlen zufolge ist der Wert jedoch fast doppelt so hoch. Neben Arbeitslosigkeit spielt im Iran auch Unterbeschäftigung eine Rolle. Ausgebildete Arbeitskräfte (Facharbeiter, Uni-Absolventen) finden oft keine ihrer Ausbildung entsprechenden Jobs. Daraus folgen soziale Spannungen aber auch ein gewaltiger „brain drain“, der die iranische Gesellschaft und Wirtschaft nachhaltig beeinträchtigen wird. Die größten arbeitsgebenden Sektoren (neben dem staatlichen Sektor sind das die petrochemische Industrie, Kfz-Industrie und Zementindustrie) haben durch den sanktionsbedingten Wegfall ihrer großen Exportmärkte und eine suboptimale Kostenstruktur Liquiditätsprobleme. Es ist bei diesen Unternehmen nur eine Frage der Zeit, bis erste Massenentlassungen durchgeführt werden müssen. Kleinere Entlassungswellen insbesondere im privaten Sektor erfolgten bereits in den vergangenen Monaten. Arbeitskosten, Lohnniveau Löhne und Gehälter sind im Iran auch für qualifizierte Arbeitskräfte vergleichsweise niedrig, jedoch ist der Iran im globalen Vergleich kein extremes Billiglohnland. Die Mindestlöhne werden am Ende des laufenden iranischen Jahres jeweils für das darauf folgende Jahr festgelegt, wobei sich die Entwicklung der Mindestlöhne an der Lohnentwicklung im Produktionssektor orientiert. Für 2013 wurde der Mindestlohn auf 4.871.250 Rial pro Monat festgelegt, umgerechnet sind dies knapp über 100 EUR. Es werden 13 Monatsgehälter ausgezahlt, wobei das 13. Gehalt einem Neujahrsbonus entspricht (um den 21. März, iranisches Neujahr). Einen schnellen Überblick über die wirtschaftliche Lage finden Sie im UPDATE. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 16
2 2.2 Außenhandel Überblick (in Mrd. USD) 2013* 2012 2011 Einfuhr Einfuhr Ausfuhr Einfuhr Einfuhr Ausfuhr 60,9 64,4 66,7 67,0 74,0 109,3 *Schätzung Quelle: Economist Intelligence Unit Wichtigste Einfuhrwaren Industriemaschinen und –anlagen, Werkzeugmaschinen, Eisenwaren, Chemikalien und Kunststoffe, Fahrzeuge und Fahrzeugteile, elektrische Ausrüstung. Wichtigste Ausfuhrwaren Erdöl und Erdgas, chemische und petrochemische Produkte, Teppiche, Eisen- und Stahlwaren, Trockenfrüchte, Gas, Industrieprodukte. Wichtigste Handelspartner (2011) Einfuhr Anteil Ausfuhr Anteil VAE 30,6 % China 21,0 % China 17,2 % Indien 9,3 % Südkorea 8,4 % Japan 8,9 % Quelle: Economist Intelligence Unit Die folgenden Grafiken geben einen Überblick über die wichtigsten Handelspartner Einfuhr in Prozent Ausfuhr in Prozent 21 31 44 9 61 9 17 8 VAE China Südkorea Andere China Indien Japan Andere Quelle: Economist Intelligence Unit Quelle: Economist Intelligence Unit Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 17
3 Kapitel 3 Wirtschaftliche Verflechtung mit Österreich In diesem Kapitel erfahren Sie mehr über… ■ Außenhandel ■ Wichtigste Einfuhr- und Ausfuhrwaren ■ Investitionen Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 18
3 3. Wirtschaftliche Verflechtung mit Österreich Außenhandel Allgemein kann gesagt werden, dass Iran und Österreich traditionell über gute Wirtschaftsbeziehungen verfügen. Seit Jahrzehnten sind Produkte und Dienstleistungen heimischer Firmen im Iran geschätzt. Obwohl ein Großteil der österreichischen Exportleistungen in den Iran von den zurzeit geltenden Sanktionen nicht direkt betroffen ist, wird der Handel zwischen den beiden Ländern dadurch trotzdem erschwert. Vor allem im Bereich der Zahlungsabwicklung wird es zunehmend schwieriger, geeignete und vor allem finanziell vertretbare Lösungen zu finden. „Wussten Sie...“ dass das Österreichische Während der Kriegsjahre ist das Außenhandelsvolumen zwischen Kulturforum in Teheran Österreich und dem Iran zurückgegangen, danach zeitweise das einzige westliche sprunghaft angestiegen. Der Iran stand bis 1992 an der dritten ausländische Kulturinstitut Stelle der Abnehmerländer für österreichische Produkte war, das in Folge der außerhalb Europas. Ab 1993 kam es aufgrund der Zahlungskrise Islamischen Revolution und verminderter Gesamtimporte einerseits sowie gesunkener nicht geschlossen wurde Rohölpreise andererseits zu einem erheblichen Rückgang des und somit dort seit 1955 den am Ausland bilateralen Handelsvolumens. Die mit Österreich vereinbarten interessierten Iranern die Umschuldungen der Jahre 1994 und 1995 wurden mit der westliche Kultur und die pünktlichen Bezahlung der letzten Rate am 31.03.2000 deutsche Sprache abgeschlossen. vermittelt wird? Die Eröffnung neuer Kreditlinien begünstigte 1996 und 1997 die Ausfuhr österreichischer Investitionsgüter. Der drastische Rückgang der Erdölpreise im Budgetjahr 1998/99 - zeitweise fiel der Erdölpreis unter die Marke von USD 10 - zwang die Regierung, mit den großen Handelspartnern Deutschland, Italien und Japan umzuschulden sowie die Importe zu drosseln. Im Jahr 2000 fielen auch die österreichischen Exporte um 18,0% auf rund EUR 174,4 Mio. (zurückzuführen auf das Auslaufen eines Schienenlieferungsvertrages). Nach einem starken Anstieg 2001 und einem leichten Rückgang im Jahr 2002 wurden 2003, 2004 und 2005 neue Höchststände im Iranexport erreicht. Seit Beschluss der Sanktionen im Jahr 2006 ist wiederum mit einer Ausnahme ein Abwärtstrend zu verzeichnen. Im Jahr 2010 wurde mit dem höchsten bilateralen Handelsvolumen seit Jahrzehnten in Höhe von 660 Mio. EUR ein Rekord erreicht. Das Handelsvolumen 2011 hat sich jedoch vor allem auf Grund der Sanktionen fast halbiert. 2013 2013 Österr. Exporte Veränderung zu Vorjahr Österr. Importe Veränderung zu Vorjahr 185,3 Mio. EUR -15,3 % 16,5 Mio. EUR -86,6 % Quelle: Statistik Austria Österreichische Exporte in den Iran (in Mio. EUR, Quelle: Statistik Austria) 2008 305,1 (-3,0 %) 2009 324,9 (+7,1 %) 2010 345,3 (+6,2 %) 2011 290,9 (-15,7 %) 2012 218,7 (-24,1 %) 2013 185,3 (-15,3 %) Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 19
3 Österreichische Importe aus dem Iran (in Mio. EUR, Quelle: Statistik Austria) 2008 162,7 (-26,5 %) 2009 63,4 (-61,1 %) 2010 315,9 (+397,6 %) 2011 30,6 (-90,3 %) 2012 122,2 (+304,1 %) 2013 16,4 (-86,6 %) Wichtigste österreichische Ausfuhrwaren Die stärksten österreichischen Produktgruppen im Jahr 2013 waren Pharmazeutika und Maschinen Ausfuhr nach Warengruppen in Mio. EUR 250 200 6 36 150 8 30 8 100 154 43 114 50 73 0 2011 2012 2013 Verschiedene chemische Erzeugnisse Pharmazeutische Erzeugnisse Maschinen und Apparate Quelle: Statistik Austria Wichtigste österreichische Einfuhrwaren Die wichtigsten Importprodukte im Jahr 2013 waren Teppiche und getrocknete Früchte. Einfuhr nach Warengruppen in Mio. EUR 300 250 200 150 4 100 98 4 50 5 3 0 5 2 2 0 2011 2012 2013 Mineralische Brennstoffe Teppiche Getrocknete Früchte Quelle: Statistik Austria Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 20
3 Investitionen Der Iran ist aufgrund seiner Größe und Bevölkerungszahl, seiner geographischen Lage am Schnittpunkt traditioneller Handelswege, seiner Wirtschaftsstruktur (Reichtum an Rohstoffen, niedrige Energiepreise, vergleichsweise gute Infrastruktur, verhältnismäßig gut ausgebildete Arbeitskräfte), sowie der in den letzten Jahren umgesetzten Wirtschaftsreformen ein potentiell attraktives Land für ausländische Investoren. Zurzeit sind die ausländischen Direktinvestitionen jedoch gering, wobei hier die internationale Verunsicherung ebenso eine Rolle spielen dürfte wie der Umstand, dass die Rechtslage und die Rechtswirklichkeit (Verwaltungspraxis) im Iran doch recht weit voneinander abweichen. Eine Absicherung von Investitionen durch europäische Institute ist durch die Verschärfung der EU-Sanktionen seit 15. Oktober 2012 nicht mehr möglich. Sie suchen maßgeschneiderte Marktanalysen und Außenhandelsstatistiken? Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA stellt sie nach Ihrem Wunsch gerne zusammen. Kontaktieren Sie hierfür den Bereich Internationale Marktanalysen. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 21
4 Kapitel 4 Chancen für österreichische Unternehmen In diesem Kapitel erfahren Sie mehr über… ■ Warenexport ■ Dienstleistungsexport ■ Beschaffung ■ Unternehmensgründung, Finanzierung und Beteiligungen ■ Technologietransfer und Forschungskooperationen ■ Vertriebskonzepte und Geschäftsideen ■ Chancen für österreichische Unternehmen Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 22
4 4. Chancen für österreichische Unternehmen Warenexport Der Iran ist ein bevölkerungsreiches Land mit einer jungen Population (Gesamtdurchschnittsalter der Einwohner ca. 27 Jahre). Das Land ist das bevölkerungsreichste Land im vorderasiatischen und nahöstlichen Raum. Bei einer Gesamtbevölkerung von ca. 77 Mio. beträgt die Zahl der arbeitsfähigen Bürger ca. 24 Mio. Menschen. Die islamische Republik Iran ist der höchstindustrialisierte Staat des Nahen Ostens. Aufgrund der hohen Bevölkerung und der Industriestruktur besteht Nachfrage nach praktisch allen Produktkategorien. Dazu zählen Konsumgüter ebenso wie Pharmazeutika und Investitionsgüter für den Industriebereich. In den letzten Jahren gewann auch der Umweltschutz, insbesondere Wassertechnologie und Luftreinhaltung, enorm an Bedeutung. Gerade in diesen Bereichen ergeben sich für ausländische Unternehmen hochinteressante Möglichkeiten. Für österreichische Unternehmen ist der Warenexport in dieses Land einerseits attraktiv, da die Entfernung zu Österreich nicht zu groß ist und andererseits da eine große Vielfalt an Produkten dorthin exportiert werden kann, nach denen konstant eine hohe Nachfrage besteht. Es müssen allerdings die geltenden Sanktionsbestimmungen genau überprüft und beachtet werden. Außerdem empfiehlt sich schon im Vorfeld eine Klärung der Finanztransfers, da sich praktisch alle österreichischen Finanzinstitute aus dem Irangeschäft zurückgezogen haben und auch keine Garantie dafür besteht, dass Finanzinstitute aus anderen europäischen Ländern diese übernehmen können. Dienstleistungsexport Der Dienstleistungsexport in den Iran wird stark von internationalen Entwicklungen insbesondere bezüglich der Sanktionen beeinflusst. Trotzdem bestehen Chancen für österreichische Unternehmen vor allem im Bereich des Infrastrukturbereichs (Beratung, Planung). Der konstant wachsende Individualverkehr im Iran trägt dazu bei, dass die Nachfrage nach diesen Leistungen auch in Zukunft nicht nachlassen wird. Beschaffung (Ausschreibungen, etc.) Der Iran ist reich an Rohstoffen und bietet auf längere Sicht die Voraussetzungen für einen erstklassigen Beschaffungsmarkt in diesem Bereich. Das Land verfügt über große Vorkommen an Kupfer, Eisen und anderen Erzen, die weltweit sehr begehrt sind. Erst kürzlich wurde in der Provinz Hormozgan damit begonnen, neue Vorkommen an Bodenschätzen zu erschließen. Die enormen Vorkommnisse an Erdöl und Erdgas (der Iran weist mit geschätzten 27 Billionen m 3 nach Russland die zweitgrößten Erdgasreserven der Welt auf) sind allgemein bekannt. Aufgrund der internationalen Sanktionen gegen den Iran kam es in den letzten Jahren jedoch zu keinen überdurchschnittlichen Entwicklungen im Bereich der Erdöl- und Erdgasindustrie. Trotz der großen Erdölvorkommen verfügt der Iran über nur unzureichende Raffineriekapazitäten und hat in den letzten Jahren massive Anstrengungen unternommen, um zumindest den eigenen Bedarf an petrochemischen Produkten zu decken. Gerade der Raffineriesektor wird aber von den aktuellen Sanktionen der internationalen Gemeinschaft massiv beeinträchtigt. Unternehmensgründung, Finanzierung und Beteiligungen Der iranische Markt ist für österreichische Unternehmen auch als Sprungbrett für riskante Märkte wie Afghanistan oder für stark wachsende Märkte wie die mittelasiatischen Länder der ehemaligen Sowjetunion (Kirgistan, Aserbeidschan, Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan) attraktiv. Seine geographische Lage am Schnittpunkt traditioneller Handelswege und seine Wirtschaftsstruktur machen ihn zu einem potentiell attraktiven Land für ausländische Investoren. Auch hier hemmen die internationalen Sanktionen und teilweise auch wirtschaftspolitische Fehlentscheidungen der Vergangenheit jedoch das Potential enorm. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 23
4 Technologietransfer und Forschungskooperationen Der Iran hat ein großes Interesse an Technologieentwicklung und Forschungskooperation. Zu Technologietransfers kam es bisher vor allem im Bereich des Pharma- und Medizinsektors. Der Iran strebt bereits seit Jahren die Unabhängigkeit in diesem Bereich an. Zahlreiche iranische Universitäten sind an einer Kooperation mit österreichischen Universitäten und Unternehmen interessiert. Vertriebskonzepte und Geschäftsideen In den iranischen Städten hat sich in den letzten Jahren eine kaufkräftige und stark westlich orientierte Mittelschicht herausgebildet. Gezielte und attraktive Vermarktung von Luxusartikeln haben gerade in den städtischen Ballungsräumen hervorragendes Potential. Auf dieser Grundlage steigt der Bedarf an Luxushotels und Shopping Malls v.a. im urbanen Raum. Iranische Unternehmer sind daher seit einigen Jahren stark im Konsumgüterbereich aktiv. Hier gab es auch einige ausländische Investitionen. Vor allem Franchisingkonzepte im Gastronomiebereich sowie bei der Vermarktung von Luxusartikeln sollen in Zukunft verstärkt werden. Chancen für österreichische Unternehmen Im Licht der gegenwärtigen Sanktionslage bietet der Iran v.a. im Bereich Pharma, Verpackungs- und Nahrungsmittelindustrie Chancen für österreichische Unternehmen. Ebenso steigt momentan die Nachfrage im Bereich von Konsumgütern und insbesondere von Luxusgütern. Das Interesse an Markenprodukten und Luxusartikeln wie Schmuck und Accessoires ist groß. Auch das iranische Transportwesen bietet ein hohes Exportpotenzial, besonders erwähnenswert ist der Eisenbahnsektor. „Wussten Sie...“ Der Inlandsverkehr im Iran spielt eine bedeutende Rolle, da zwischen dass ein Österreicher den Bevölkerungszentren des Iran oft große Distanzen zurückgelegt als erster Europäer im werden müssen. Iran den Titel „Khan“ Gerade im Nahrungsmittelbereich bestehen für österreichische verliehen bekam? Albert Unternehmen Chancen im Bereich der Lizenzvergabe an iranische Joseph Freiherr von Firmen, die ein eher geringes potentielles Verlustrisikobergen. Ravenstein und Kobach lieferte in den 1860er Jahren die ersten Grundrisse für Straßen in Persien und stieg durch seine Verdienste zum General 1. Klasse auf. Die aktuellsten Geschäftschancen (Bezugswünsche, Lieferangebote etc.) finden Sie jede Woche im kostenlosen AUSSENWIRTSCHAFT WEEKLY, dem wöchentlichen Newsletter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 24
5 Kapitel 5 Geschäftsabwicklung und Marktbearbeitung In diesem Kapitel erfahren Sie mehr über… ■ Liefer-, Leistungs- und Zahlungsbedingungen ■ Bank- und Finanzwesen ■ Verkehr, Transport, Logistik ■ Korruption – ein vermeidbares Übel Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 26
5 5. Geschäftsabwicklung und Marktbearbeitung Wirtschaftspolitik Insgesamt ist die Kontrolle des Staates über den Markt in den letzten Jahren etwas zurückgegangen. Seit der Liberalisierung des Importregimes Anfang der 2000er Jahre können auch Konsumgüter, pharmazeutische und kosmetische Produkte etc. offiziell in den Iran importiert werden, sodass Umwege über Dubai, die Zollfreizonen am Persischen Golf oder auch über die Türkei zumindest in diesen Fällen nicht mehr notwendig bzw. sinnvoll sind. Zum Schutz der lokalen Produktion werden jedoch regelmäßig Importverbote für gewisse Produktgruppen beschlossen, die jedoch oft auch schnell wieder aufgehoben wurden. Bei Fragen zu speziellen Produkten steht das AC Teheran jederzeit gerne zur Verfügung. Seit Dezember 2006 wurden vier UN Sicherheitsratsbeschlüsse gegen den Iran gefasst, die den Export verschiedener Waren, die dem iranischen Nuklearprogramm dienen könnten, und Geschäftsbeziehungen mit verschiedenen Personen, Organisationen, Banken und Unternehmen, die damit in Zusammenhang gebracht werden, verbieten. Die darauf basierenden europäischen Rechtsakte sind für europäische Exporteure und deren Auslandstöchter verbindlich. Am 24.03.2012 trat eine umfassende EU-Verordnung in Kraft, die alle bisherigen Regelungen ersetzte und die mit reinen Wirtschaftssanktionen über das Non-Proliferationsziel hinausging. Neben den davor schon sanktionierten Militärgütern und Produkten mit Nuklearbezug wurde auch die Lieferung von Dual-Use Gütern, Güter und Ausrüstungen, die zur internen Repression verwendet werden können sowie Ausrüstung für die Öl-/Gasindustrie (Exploration und Förderung von Erdöl/Erdgas, Raffination, Verflüssigung von Erdgas) sowie die petrochemische Industrie verboten. Außerdem wurde die Liste der sanktionierten Personen und Unternehmen ausgeweitet. Neben einigen Erweiterungen um Personen wurde auch die Liste der sanktionierten Waren am 21.12.2012 erheblich erweitert. Damit wurde auch der Export von Rohmetallen und gewissen Metallerzeugnissen sowie der Import von Erdgas und andere Kohlenwasserstoffe verboten. Außerdem wurden die Melde- und Genehmigungspflichten für Finanztransfers erneuert. Im Zuge der Verhandlungen über das iranische Atomprogramm, wurde jedoch am 24. November 2013 eine vorläufige Einigung erzielt. Ein Übergangsabkommen für die Dauer von 6 Monaten wurde beschlossen, das am 20. Jänner 2014 in Kraft getreten ist. Das Abkommen beinhaltet Zugeständnisse auf beiden Seiten, wodurch es zu einigen Erleichterungen der Sanktionen gegen den Iran kam. Diese betreffen hauptsächlich die Melde- und Genehmigungspflichten für Finanztransfers, Erleichterungen beim Handel von petrochemischen Erzeugnissen, sowie bei Gold- und Edelmetallhandel. Wenn bis zum Ablauf des Übergangsabkommens keine neue Einigung erzielt wird, kann es in beiderseitigem Einverständnis um weitere 6 Monate verlängert werden. Im Detail können die derzeit geltenden Regelungen im Leitfaden für Lieferungen in den Iran nachgelesen werden, der vom AußenwirtschaftsCenter Teheran verfasst wurde. Empfohlene Vertriebswege Die Einschaltung eines Vertreters ist sowohl bei Geschäften mit staatlichen als auch privaten Stellen bzw. Unternehmen zu empfehlen. Viele ausländische Firmen, so auch österreichische Unternehmen, haben Repräsentanzbüros in Teheran eingerichtet. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 27
5 Werbung Werbung für Industriegüter erfolgt in erster Linie in Fachzeitschriften, auf Messen und mittels Fachkonferenzen und -seminaren. Konsumgüterwerbung, die nach der islamischen Revolution lange Zeit nur eingeschränkt möglich war, ist heute üblich, unterliegt aber weiterhin rechtlichen – teilweise religiös bedingten - Einschränkungen. Werbung auf Plakatwänden, im Fernsehen und Radio (teilweise ausländische TV- & Radiostationen, die in Farsi senden), in Zeitungen, mittels Direct Mailing und im Internet ist heute gängige Praxis. Werbung ist teuer, quasi alle Werbeträger berechnen für ausländische Produkte besonders hohe Werberaten. E-Business „Wussten Sie...“ Iran ist im E-Business Bereich noch nicht weit fortgeschritten, für dass der Hofdolmetscher, die meisten Behördenwege sind noch direkte Vorsprachen und Diplomat und Wissenschaftler langes Anstellen notwendig. Auch im Bereich der Joseph von Hammer (1774- Finanztransaktionen lassen die elektronischen Plattformen zu 1856) als erster vollständig wünschen übrig. Es gibt aber jetzt schon vermehrt Ansätze zu den Divan des Meisters der einer Ausweitung des E-Business, u.a. auch bei einigen iranischen persischen Lyrik, Hafez, ins Ministerien und beim Zoll, wo Anträge elektronisch ausgefüllt Deutsche übersetzte? Damit werden können. In Kapitel 11 finden Sie einige der wichtigsten inspirierte er viele Autoren in Europa zu eigenen Webadressen im Iran. Meisterwerken, darunter auch Johann Wolfgang von Goethe. Wichtigste Zeitungen Im Iran gibt es insgesamt ca. 50 Tageszeitungen mit einer Gesamtauflage von knapp 2 Mio. Stück. 50 % der Zeitungen werden in Teheran gelesen. Die wichtigsten persischen Tageszeitungen sind: Hamshahri, Jamejam, Iran und Norouz. Economic Abrar ist die wichtigste Wirtschaftszeitung. Die englischsprachigen Zeitungen sind: Tehran Times, Iran News und Iran Daily. Wichtigste Messen Iran Oil Show (Öl, Gas, Petrochemie) Iran Med (Medizinische Produkte) Iran Food Tech & Agrofood (Lebensmittel und Agrar) Tehran Confair (Baumesse) Tehran Intl. Industry Fair (Industriemesse) Iran Plast (Kunststoffmesse) Da Messetermine im Iran sehr häufig kurzfristig festgelegt werden, bitten wir Sie, sich für nähere Auskünfte direkt an das AC Teheran zu wenden. Veranstaltungsprogramm der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Unsere aktuellen Veranstaltungen finden Sie unter wko.at/aussenwirtschaft/ir. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 28
5 Normen Im Iran gibt es ein Normungsinstitut, welches laufend für verschiedene Industriezweige Normen entwickelt oder internationale, europäische Normen übernimmt und veröffentlicht. Folgende internationale Standardnormen werden weitgehend akzeptiert: ISO, IEC, ITU, Codex, DIN, AFNOR, ASTM und ANSI. In der Erdölindustrie werden vorwiegend angloamerikanische Normen verwendet. In Österreich ist Austrian Standards die erste Adresse, wenn es um Normen und Standards geht. Durch die aktive Mitarbeit im europäischen und internationalen Netzwerk (CEN bzw. ISO) zur Normenentwicklung ist Austrian Standards das Informationszentrum für Normung. Als Serviceeinrichtung werden neben allen in Österreich gültigen ÖNORMEN und anderen Regelwerken auch internationale und ausländische Dokumente sowie eine Fülle an Fachliteratur, Nachschlagewerken, professionelle Online-Normenmanagement-Lösungen und Dienstleistungen angeboten. Auskunft zu allen Services von Austrian Standards sowie Normen aus aller Welt erhalten Sie unter T (+43 1) 213 00-300, F (+43 1) 213 00-818, E sales@austrian-standards.at, Informationen zu Seminaren und Lehrgängen bei Austrian Standards unter T 213 00-333, E seminare@austrian-standards.at; alle: 1020 Wien, Heinestraße 38, www.austrian-standards.at. Geschäftschancen auf advantageaustria.org advantageaustria.org bietet mit 200 Länderseiten für österreichische Exportunternehmen eine einmalige Plattform, um sich weltweit zu präsentieren. Die Inhalte von advantageaustria.org sind auf den Länderseiten in insgesamt 28 Sprachen abrufbar. Österreichische Firmen können wählen, in wie vielen und in welchen Ländern sie präsent sein wollen - von einem bis zu 199. Ihre Einschaltung besteht aus Firmenpräsentation (Firmenbeschreibung mit bis zu 600 Zeichen, Firmenlogo und bis zu zwei Bildern) und konkretem, länderspezifischen Geschäftswunsch (Text 400 Zeichen, Bild). Details zu diesem Angebot, Preise und das Anmeldeformular finden Sie unter wko.at/aussenwirtschaft/b2b oder kontaktieren Sie uns direkt: AUSSENWIRTSCHAFT Advantageaustria.org T 0590900-4470 E aussenwirtschaft.advantageaustria@wko.at Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 29
5 5.1 Liefer-, Leistungs- und Zahlungsbedingungen Bei Geschäften mit iranischen Partnern ist es empfehlenswert, auf die genaue Formulierung des Vertrages zu achten, um eine erfolgreiche Durchführung zu gewährleisten. So können Schwierigkeiten bereits im Vorfeld vermieden werden. Die Beiziehung eines Anwalts ist auf jeden Fall ratsam. Incoterms® sind Auslegungsregeln für die elf am häufigsten verwendeten, mit drei Buchstaben abgekürzten, Handelsklauseln. Sie sind weltweit einheitlich verwendbar und helfen dem Anwender die Errichtung internationaler Kaufverträge zu vereinfachen. Sie regeln die Pflichten für Käufer und Verkäufer im Hinblick auf Transportorganisation, Beladung, Entladung, Kosten, Versicherung und Zollabwicklung. Der wohl wichtigste Regelungsinhalt ist jedoch der Komplex des Risikoüberganges, sohin welche Vertragspartei zu welchem Zeitpunkt das Risiko des zufälligen Verlustes, der zufälligen Beschädigung oder einer sonstigen Verschlechterung der Ware zu tragen hat. Die Wahl des richtigen Incoterm® hängt u.a. von der Wahl des Transportmittels, der Zahlungskondition, dem optimalen Risikomanagement und dem tatsächlichen Umfeld eines Geschäftes ab. Verwenden Sie niemals EXW, wenn der Käufer nicht in der Lage ist, zu verladen oder die Lieferung steuerfrei in ein Drittland erfolgen soll, sehen Sie als Verkäufer von FOB ab, wenn hinter dem Vertrag ein Akkreditiv steht und verwenden Sie DDP höchstens im b2c Bereich. CPT gibt dem Verkäufer ein hohes Maß an Kontrolle über den Transport, bedeutet aber auch hohes Risiko für den Käufer, welches jedoch durch entsprechende Transportversicherungen abgefangen werden kann. Nähere Informationen darüber, welcher Incoterm® im Einzelfall zu Ihrem Geschäft passt, erhalten Sie unter http://www.icc-austria.org/de/Beratung/Vertragsgestaltung/Incoterms.htm oder telefonisch bei der ICC Austria – Internationale Handelskammer Mag. Paulus Krumpel T 01-5048300 3704, E icc@icc-austria.org W http://icc-austria.org/ Zahlungskonditionen In der letzten Zeit haben sich österreichische Banken beinahe komplett aus dem Dokumentengeschäft zurückgezogen. Viele Firmen weichen daher auch auf Vorauszahlung aus, soweit dies die Verhandlungsposition zulässt. Es werden jedoch zurzeit auch Überweisungen zwischen Iran und Österreich nur noch von wenigen Banken und für spezielle Geschäfte akzeptiert. Für volkswirtschaftlich wichtige Projekte, bei denen der Projektträger eine staatliche Stelle ist, können souveräne Garantien des iranischen Finanzministeriums oder der iranischen Zentralbank verlangt werden, welche i.d.R. auch gewährt werden. Mit Beschluss 2012/635/GASP wurde ein generelles Verbot von Exportkrediten, -garantien und –versicherungen politisch angeordnet. Die Bestimmungen müssen zu ihrer unmittelbaren Gültigkeit noch in einer Verordnung präzisiert werden. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 30
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