AUSSEN WIRTSCHAFT LÄNDERREPORT IRAN

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AUSSEN WIRTSCHAFT LÄNDERREPORT IRAN
AUSSEN
WIRTSCHAFT
LÄNDERREPORT
IRAN

AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER TEHERAN
April 2014
AUSSEN WIRTSCHAFT LÄNDERREPORT IRAN
Eine Information des
                                   AußenwirtschaftsCenters Teheran
                                          E teheran@wko.at

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                      Redaktion: Publikationen, T 05 90 900-4214, F 05 90 900-4094,
                  E aussenwirtschaft.publikationen@wko.at, W wko.at/aussenwirtschaft

   Hinweis: Im Sinne einer leichteren Lesbarkeit werden geschlechtsspezifische Bezeichnungen nur in ihrer
                                         männlichen Form angeführt.

                                                                        Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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Wo Sie uns finden und rasch erreichen…

AußenwirtschaftsCenter Teheran

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                      Golgasht Street Nr. 20, Teheran 19157, Iran
           T          +98 21 2205 1820 oder +98 21 2204 7791
           E          teheran@wko.at
           W          http://www.wko.at/aussenwirtschaft/ir

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AUSSEN WIRTSCHAFT LÄNDERREPORT IRAN
Inhalt
         Kapitel               Geographie, Geschichte,
                       Politik und Gesellschaft…Seite 9
           1

         Kapitel
                       Wirtschaft im Überblick…Seite 13
           2

         Kapitel          Wirtschaftliche Verflechtung
           3                   mit Österreich…Seite 19

                           Chancen für österreichische
         Kapitel
                                Unternehmen…Seite 23
           4

                             Geschäftsabwicklung und
         Kapitel
                            Marktbearbeitung…Seite 27
           5

         Kapitel              Steuern und Zoll…Seite 35
           6

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Rechtliche                   Kapitel
Rahmenbedingungen…Seite 43     7

Tipps für                    Kapitel
Geschäftsreisende…Seite 57     8

AUSSENWIRTSCHAFT             Kapitel
Services…Seite 65              9

AußenwirtschaftsCenter und   Kapitel
wichtige Adressen…Seite 71     10

                             Kapitel
Links …Seite 79
                               11

                             Kapitel
Index…Seite 80
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                                       Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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Vorwort des Wirtschaftsdelegierten

Geschäfte mit dem Iran sind für österreichische Unternehmen im Augenblick eine Herausforderung, die
weltweit ihres gleichen sucht. Ein umfangreiches Sanktionsregime durch EU und USA macht eine genaue
Überprüfung des Geschäftspartners und der zu exportierenden Güter unumgänglich. Funktionierende
Zahlungskanäle sind infolge der US- und EU-Finanzsanktionen nur mehr für bestimmte Güterkategorien
zulässig und in der Praxis sogar dafür kaum zu finden. Sich beständig ändernde Importrestriktionen und
ein Mangel an Devisen im Iran tragen dazu bei, Geschäfte noch weiter zu verteuern und zu
verkomplizieren. Insofern sind die Zeiten für Geschäfte mit dem Iran gegenwärtig schwierig. Zwar wurde
im November 2013 ein „Joint Plan of Action“ zwischen den P5+1 und dem Iran beschlossen und im Jänner
2014 die seit Jahren sich verengende Sanktionsspirale durch erste Sanktionserleichterungen
durchbrochen. Auf die Geschäftstätigkeiten österreichischer Unternehmen haben diese – vorläufig auch
nur auf sechs Monate befristeten – Sanktionserleichterungen jedoch bislang wenig Auswirkungen.

Die überraschende Wahl Dr. Hassan Rohanis zum neuen Präsidenten im Juni 2013 und die folgenden
Bemühungen des Irans um eine Lösung in der Nuklearfrage zeigen aber, dass sich ein Großteil der
iranischen Bevölkerung und auch Teile der Führung durchaus bewusst sind, dass die Wirtschaftspolitik
der vergangenen Jahre in eine Sackgasse geführt hat, die mittel- und langfristig keinerlei Perspektiven
bietet. Insofern dürfen wir auf die Entwicklungen der kommenden Monate gespannt sein. Das Potential des
Marktes ist jedenfalls enorm: Eine Bevölkerung von 77 Mio. Menschen, eine im regionalen Vergleich
starke industrielle Basis, die geographische Nähe (vier Flugstunden) zu Österreich und das Bewusstsein
für europäische Qualität machen den Iran zu einem potentiellen „Brasilien des Nahen Ostens“, das die
meisten Nachbarländer in der Region in den Schatten stellt. Durch seinen regionalen Einfluss und seine
zentrale Lage eignet sich der Iran zudem als Sprungbrett und Drehscheibe für Aktivitäten im Golfraum, in
Teilen des Irak und in Afghanistan.

Insgesamt gibt es also gute strategische Gründe, im Iran aktiv zu sein und sich
von den gegenwärtigen Turbulenzen nicht beirren zu lassen. Das Zeitfenster bis zu einem – hoffentlich –
endgültigen Übereinkommen in der Nuklearfrage sollte im Gegenteil gerade dafür benutzt werden, den
iranischen Markt zu sondieren und aufzubereiten für die Zeit nach den Sanktionen. Das
AußenwirtschaftsCenter Teheran steht Ihnen hier als Ihre Ansprechstelle vor Ort jederzeit zur Verfügung.
Zögern Sie deshalb nicht, uns zu kontaktieren, wenn Sie Unterstützung oder Informationen aus erster
Hand benötigen. Ich freue mich auf Sie!

Ihr

Dr. Georg Weingartner
Wirtschaftsdelegierter für den Iran und Afghanistan

AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA

                                                                    Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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Kapitel 1

   Geographie, Geschichte, Politik und
   Gesellschaft

                In diesem Kapitel erfahren Sie mehr über…

                ■ Key facts
                ■ Historischer Überblick
                ■ Bevölkerung
                ■ Landes- und Geschäftssprachen
                ■ Politisches System
                ■ Abkommen mit Österreich
                ■ Mitgliedschaft in internationalen
                  Organisationen

                                   Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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1.          Geographie, Geschichte, Politik und Gesellschaft

Key facts
               Staatsform                     Islamische Republik

               Fläche                         1.648.195 km²

               Bevölkerung                    ca. 77 Mio. Einwohner (2013)

               Städte                         Teheran (ca. 13 Mio.)
                                              Mashad (2,4 Mio.)
                                              Isfahan (1,6 Mio.)

               Klima                          In weiten Teilen kontinentales Klima, subtropisches Klima am
                                              Persischen Golf

               Währung                        Iranischer Rial

Historischer Überblick
              Der Staat Iran wurde bis ins 20. Jahrhundert im offiziellen Sprachgebrauch Europas und
              Amerikas als Persien bezeichnet und stellt das historische Kernland des alten Persien dar,
              welches sich auf ein größeres Gebiet erstreckte.

              Der Iran trat als Monarchie mit einem Schah als Oberhaupt und bald auch mit einer eigenen,
              freien Regierung in die Neuzeit ein. Mit Reza Schah Pahlavi (Reza Chan) begann 1921 unter dem
              Einfluss von Großbritannien eine politische Neuorientierung Persiens in Richtung Westen. Am
              24. August 1941 besetzten britische und sowjetische Truppen im Rahmen der anglo-
              sowjetischen Invasion den neutralen Iran. Reza Schah musste auf britischen und sowjetischen
              Druck hin abdanken. Seine Nachfolge trat sein ältester Sohn Mohammad Reza Pahlavi an.

              Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es 1951, unter der Regierung Hossein Alas, zu einer
              Verstaatlichung der Ölindustrie. Auslöser war die britische Anglo-Iranian Oil Company, die das
              Ölgeschäft im Iran beherrschte und die sich in Verhandlungen strikt weigerte, ihre Gewinne aus
              dem Ölgeschäft zur Hälfte mit dem iranischen Staat zu teilen. In der Folge kam es zum
              internationalen Boykott des iranischen Öls (Abadan-Krise), das im Iran zu einer Wirtschaftskrise
              und zum Staatsdefizit führte. Trotz dieser Ergebnisse wählte das Parlament Mohammad
              Mossadegh ein weiteres Mal zum Premierminister des Landes. Es war zu Spannungen zwischen
              dem Schah und Mossadegh gekommen, was den Schah veranlasste, auf dem Höhepunkt der
              Krise im August 1953 das Land zu verlassen. Wenig später wurde Mossadegh durch die von der
              US-Regierung unterstützte Operation Ajax gestürzt. Bereits 1946 hatten die USA dem Schah
              geholfen die durch eine Abspaltung vom Iran entstandene und von der Sowjetunion unterstützte
              kurdische Republik Mahabad zu zerschlagen.

              Der Schah kehrte wieder in den Iran zurück. Die damalige Regierung, mit Fazlollah Zahedi als
              Premierminister, begann neue Verhandlungen mit einem internationalen Konsortium von
              Ölgesellschaften. Am Ende stand ein Abkommen, das bis zur ersten Ölkrise Bestand haben
              sollte.

              Schah Mohammad Reza Pahlavi (1941–1979) leitete ab 1963 mit der „Weißen Revolution“
              umfangreiche wirtschaftliche, politische und soziale Reformen ein. Industrialisierung und
              gesellschaftliche Modernisierung führten von Beginn an zu Spannungen mit den konservativen
              Teilen der schiitischen Geistlichkeit. Insbesondere Ayatollah Khomeini sprach sich bereits 1963
              gegen das Reformprogramm aus. Neben der islamistischen Opposition der Fedajin-e Islam

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           bildete sich eine Linke Guerillabewegung im Iran, die das Land mit „bewaffnetem Kampf“
           verändern wollte. Die 1977 erfolgte Liberalisierung der politischen Diskussion durch eine Politik
           des offenen politischen Raumes führte zu gewaltsamen Demonstrationen mit Mord- und
           Brandanschlägen, die das Land in seinen Grundfesten erschütterten. Nachdem der Shah den
           internationalen Rückhalt verloren hatte, verließ Mohammad Reza Pahlavi den Iran. Die
           islamische Revolution hatte begonnen.

           Der schiitische Geistliche Ayatollah Khomeini kehrte am 1. Februar 1979 aus dem französischen
           Exil zurück. Rasch etablierte er sich als oberste politische Autorität und begann aus der
           ehemals konstitutionellen Monarchie eine „Islamische Republik“ zu formen. Seine Politik war
           von einer fundamentalistischen, antiwestlichen Linie geprägt.
           Von 1980 bis 1988 befand sich das Land in einem Krieg (erster Golfkrieg), nachdem der Irak das
           Land angegriffen hatte. Die anhaltende internationale Isolation des Iran lockerte sich erst Ende
           der 1990er Jahre. Mit dem überraschenden Wahlsieg Mohammad Khatamis bei den
           Präsidentschaftswahlen 1997 etablierte sich die politische Bewegung der Reformer im
           iranischen Parlament. Sie stehen dem religiösen Machtmonopol kritisch gegenüber und
           versuchen, die republikanischen Elemente des Staates zu stärken. So gelang es Khatami zu
           Beginn seiner Amtszeit, eine Liberalisierung der nationalen Presse durchzusetzen. Die
           systemkritischen Stimmen bekamen dadurch ein öffentliches Organ, um ihrem Reformwillen
           Nachdruck zu verleihen.

           Das Aufleben der Pressefreiheit dauerte nicht sehr lange an. Der Wächterrat machte die
           Gesetze mit Verweis auf Unverträglichkeit mit dem Islam rückgängig und blockierte fortan
           nahezu alle Reformversuche des Parlaments. Seitdem sehen sich die Reformer mit großen
           Vertrauensverlusten in den reformwilligen Bevölkerungsgruppen konfrontiert. Bei den
           Präsidentschaftswahlen am 17. Juni 2005 trat vorerst das parlamentarische Ende der Reformer
           ein, zumal Khatami nach zwei Amtszeiten nicht erneut kandidieren durfte. Durch die Wahl des
           konservativen Mahmud Ahmadinejad zum Präsidenten im Jahr 2005 und seine konfrontative
           Außen- sowie Innenpolitik nahm die internationale Isolation jedoch erneut zu. Ahmadinejad
           wurde im Jahr 2009 wieder gewählt, was zu landesweiten Protesten geführt hat. Seine
           Amtsperiode endete im Sommer 2013.

           Am 14. Juni 2013 wurde Hassan Rohani im ersten Wahlgang zum neuen Präsident der
           Islamischen Republik gewählt. Bei einer Wahlbeteiligung von 80 % erhielt der, als moderat
           geltende, Kleriker 50 % der Stimmen. Rohanis Prioritätensetzung gilt besonders der
           wirtschaftlichen Entwicklung im Land. Diese ist freilich ohne eine parallele Lösung der
           außenpolitischen Streitpunkte mit dem Westen nicht substantiell zu verbessern.

Bevölkerung
           Die Bevölkerung im Iran (ca. 77 Mio.) setzt sich zusammen aus ca. 65 % Persern,
           ca. 16 % Aserbaidschanern, 7 % Kurden, 6 % Luren, ca. 2 % Araber, 2 % Belutschen,
           1 % Turkmenen, 1 % türkischstämmigen Nomaden wie die Qasquay und einigen kleineren
           Minderheiten, wie christliche Armenier, Assyrer, Georgier sowie Juden. Daneben leben im Iran
           zahlreiche Flüchtlinge: 2 Mio. aus Afghanistan und 203.000 aus dem Irak. 20.000 Iraner befinden
           sich als Flüchtlinge im benachbarten Irak.

           Insgesamt bekennen sich 99 % der Bevölkerung zum Islam (90 % Schiiten und 9 % Sunniten).

Landes- und Geschäftssprachen
           Farsi (Persisch) ist die Muttersprache von 65 % der Bevölkerung und Amtssprache; Türkisch
           (Azeri) 16 %; Kurdisch 7 %; Geschäftssprache Englisch.

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Politisches System
            Der Iran ist eine Islamische Republik. An der Spitze steht der geistliche Führer, Ayatollah Ali
            Khamenei, die Regierung führt der Staatspräsident, der für vier Jahre und maximal zwei
            Amtsperioden gewählt wird. 2013 wurde Hassan Rohani zum neuen Präsidenten gewählt.
            Das Parlament (Majlis) ist die gesetzgebende Institution, der Wächterrat überprüft diese dann
            auf Übereinstimmung mit den Grundsätzen des Islam und der Verfassung. Die zwölf Mitglieder
            des Wächterrats werden je zur Hälfte durch das Parlament gewählt bzw. vom geistlichen Führer
            bestimmt. Der Wächterrat entscheidet auch über die Eignung von Kandidaten zu Wahlen und
            lehnt im Vorfeld die Teilnahme von vielen Personen bei Wahlen ab.

            Der geistliche Führer (oberster Rechtsgelehrter) wird von einem Expertenrat aus 86 Geistlichen
            gewählt, die wiederum vom Volk gewählt werden.

Abkommen mit Österreich
            Bilaterales   Investitionsschutzabkommen      (seit  Juli   2004     in   Kraft), bilaterales
            Doppelbesteuerungsabkommen         (seit Juli    2004    in  Kraft),    Freundschafts-   und
            Niederlassungsvertrag von 1966, Abkommen über die Zusammenarbeit auf dem Gebiet des
            Fremdenverkehrs von 1979, Straßenverkehrsabkommen 1987, Luftverkehrsabkommen 1987,
            Zollhilfeabkommen (Status unklar), Gemischte Wirtschaftskommission seit 1989, ein
            Roamingabkommen zwischen Mobilkom Austria und TCI (Telecommunication Company Iran),
            MoUs über die Zusammenarbeit in den Bereichen Gesundheitswesen, Technologie,
            Telekommunikation, Transport, sowie Umwelt, Tourismus und über universitäre
            Zusammenarbeit.

Mitgliedschaft in internationalen Organisationen
            Einschlägige iranische Verkehrsunternehmen haben sich diversen internationalen
            Verkehrsabkommen angeschlossen und sind Mitglied in verschiedenen Organisationen.
            14 Übereinkommen betreffen allein den Eisenbahnsektor, darunter das Übereinkommen über
            den internationalen Eisenbahnverkehr (COTIF), das Abkommen über den internationalen
            Eisenbahngüterverkehr (SMGS), Carnet TIR etc. Weiters hat der Iran das Abkommen zur
            Vereinheitlichung von Regeln über die Beförderung im internationalen Luftverkehr (Warschauer
            Abkommen) unterzeichnet. Iran Air ist Mitglied der International Air Transport Association
            (IATA), außerdem wurde das Übereinkommen über den Beförderungsvertrag im internationalen
            Straßengüterverkehr (CMR) unterzeichnet.
            Mit der EU bestehen bislang keine vertraglichen Vereinbarungen, die EU hat auch keine
            Vertretung in Teheran. Im Jahr 1998 wurde der Dialog auf Beamtenebene wieder aufgenommen.
            Im Mai 1999 wurden Arbeitskreise zu den Themen Energie, Transport und Investitionen ins
            Leben gerufen und der Iran wurde als Beobachter zum Regionalprogramm INOGATE
            (Energietransport aus der Region um das Kaspische Meer) zugelassen. Die EU-Kommission
            erhielt im Herbst 2001 das Mandat für die Verhandlungsaufnahme über ein Handels- und
            Kooperationsabkommen mit dem Iran. Im Juni 2005 fand bereits die 7. diesbezügliche
            Verhandlungsrunde statt, seit Amtsantritt der Regierung Ahmadinejad und der Eskalation des
            Streits um das iranische Nuklearprogramm sind die Verhandlungen allerdings eingefroren. Ein
            Betritt zur WTO wird vom Iran seit längerem angestrebt, nach dem Wegfall des US-Vetos
            begannen im Mai 2005 die Beitrittsverhandlungen mit der Welthandelsorganisation. Sowohl die
            Verhandlungen mit der EU als auch über den WTO-Beitritt werden allerdings durch die offenen
            (sicherheits)politischen Themen (Atomenergie und -nutzung; Menschenrechte; etc.)
            beeinträchtigt, ohne deren Lösung ein Verhandlungsabschluss bzw. Beitritt sehr
            unwahrscheinlich scheint.

            Ein Flashlight auf den politischen und wirtschaftlichen Status quo bietet Ihnen kurz und
            prägnant das Länderprofil.

                                                                     Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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Kapitel 2

   Wirtschaft im Überblick

                In diesem Kapitel erfahren Sie mehr über…

                ■ Wirtschaftsdaten
                ■ Außenhandel

                                 Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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2

2.      Wirtschaft im Überblick

Kurze Charakteristik
           Die Islamische Republik Iran kann als ein an der Schwelle zur Industrialisierung stehendes
           Entwicklungsland bezeichnet werden, welches trotz der Privatisierungsbemühungen der letzten
           Jahre immer noch deutlich von Staatshandelsstrukturen geprägt ist. Als stark erdölabhängiges
           Land - mehr als 50 % der Staatseinnahmen resultieren aus Erdölverkäufen - ist die Wirtschaft
           von der Entwicklung des Weltmarktpreises für diesen Rohstoff sehr abhängig. Der Iran hat 90
           Mrd. Fass an nachgewiesenen, förderbaren Reserven (ca. 10 % der weltweit bekannten
           Vorkommen) und stand bislang an zweiter Stelle der OPEC Produzenten hinter Saudi Arabien.
           Durch die internationalen Sanktionen und die daraus resultierende veraltete Technologie ist die
           Fördermenge in den letzten Jahren stark gesunken. Trotzdem ist der Iran als wichtiges OPEC-
           Mitglied nicht zu vernachlässigen. Irans riesige Gasreserven werden mit 16 % (26,57 Bill. m³) der
           weltweiten Vorkommen beziffert (weltweit Nummer 2 hinter Russland). Die weiteren, aber
           bisher wenig ausgebeuteten Vorkommen an Bodenschätzen wie Kupfer, Chrom, Eisenerz, Blei,
           Zink, Aluminiumphosphate, Gold sowie zahlreiche ganzjährig wasserführende Flüsse machen
           den Iran zu einem potentiell reichen Land. Auch die geographische Lage mit Zugang zum
           Persischen Golf und Kaspischen Meer sowie die vorhandene Infrastruktur tragen zur
           wirtschaftlichen und politischen Bedeutung des Landes bei.

           Die Reformregierung unter Präsident Khatami (1997 - 2005) hat versucht, das Land politisch
           umzugestalten und wirtschaftlich zu öffnen, was von der westlichen Staatengemeinschaft,
           insbesondere      der      EU,    positiv     aufgenommen        und    unterstützt    wurde.
           Der 3. (21.03.2000 – 20.03.2005) und der 4. Fünfjahresplan (21.03.2005 – 20.03.2010) und auch
           der auf 20 Jahre ausgelegte Strategieplan des Iran, die unter der Regierung Khatami
           beschlossen wurden, legen das Hauptaugenmerk auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und
           sehen wichtige strukturelle Veränderungen im Wirtschaftssystem vor: Entbürokratisierung,
           Privatisierung von Staatsbetrieben inklusive Kommerz-banken, Steuerreform, starke Förderung
           der exportorientierten lokalen Industrie, Stabilisierung der Währung, Verbesserung der
           Rahmenbedingungen für Investoren und sukzessive Liberalisierung des Außenhandels. Einige
           dieser Reformen wurden auch tatsächlich umgesetzt (Steuergesetz, Investitionsschutzgesetz,
           Vereinheitlichung      der     Währungskurse,       Liberalisierung    des      Außenhandels,
           Privatisierungsschritte und Förderung der Privatwirtschaft).

           Die Wirtschaftspolitik der Regierung stieß während der Amtsperiode Ahmadinejads auf scharfe
           Kritik von iranischen Wirtschaftsexperten und Politikern. Nicht zuletzt aufgrund eines massiven
           internationalen Reputationsverlustes und damit verbunden erheblich verschärfter Sanktionen
           von Seiten der USA und der EU kam es in unter Ahmadinejad zu einem Ausfall in- und
           ausländischer Investitionen, einem ausländischen Finanzierungsstopp für Großprojekte, einem
           erschwerten Zugang zu Hochtechnologie sowie zu Kapitalflucht und einem verstärkten „Brain
           Drain“. Im Gefolge der US-Finanzsanktionen und des Drucks der USA auch auf asiatische
           Länder, ihre Erdölimporte aus dem Iran zu reduzieren, kam es ab 2012 zu einer massiven
           Devisenknappheit, verbunden mit einem dramatischen Kursverfall des Rial. Gleichzeitig wurde
           die Inflation durch Subventionen nach dem Gießkannenprinzip befeuert. Halbherzige und
           unkoordinierte Versuche, durch Importrestriktionen und Devisenrestriktionen die Lage zu
           entschärfen, trugen ihrerseits zur Verstärkung der Inflation bei. Die Wahl Dr. Hassan Rohanis
           zum Präsidenten im Juni 2013 kann als Zeichen gewertet werden, dass die iranische Führung
           eine Kurskorrektur anstrebt. Eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage kann jedoch nur
           erreicht werden, wenn innenpolitische (Optimierung der Importpolitik, Subventionsreform,
           Verbesserung der Rahmenbedingungen für in- und ausländische Investoren) und
           außenpolitische (Verständigung mit dem Westen und dadurch wieder Zugang zum
           Bankensystem, zu Devisen und Erdöleinnahmen) Maßnahmen konzertiert gesetzt werden.
           Insofern steht die neue Regierung Rohani vor einer gewaltigen Herausforderung. Im November
           2014 konnte mit der Unterzeichnung eines „Joint Plan of Action“ ein erster Durchbruch in der

                                                                      Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
                                                    13
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           Nuklearfrage erzielt werden. Basierend darauf wurden im Jänner 2014 einige
           Sanktionserleichterungen implemetiert, die u.a. die Möglichkeit der Versicherung iranischer
           Erdöltransporte, die Einrichtung offizieller Zahlungskanäle für humanitäre Güter und die
           Belieferung mit Gütern für die Zivilluftfahrt vorsehen. Diese Sanktionserleichterungen sind
           gleichwohl zeitlich befristet und von einem Erfolg bei den Verhandlungen zur endgültigen
           Lösung der Nuklearfrage abhängig. Diese Verhandlungen dauern
           gegenwärtig an.                                                  „Wussten Sie...“
                                                                             dass Österreich und der
                                                                             Iran seit über 500 Jahren
Wirtschaftslage und Perspektiven                                             diplomatische
                                                                             Beziehungen pflegen und
                                                                             dass der Begründer der
           Bereits in den ersten Monaten der Amtszeit der amtierenden
                                                                             modernen         iranischen
           Regierung Rohani kam es wirtschaftspolitisch zu weitgehenden      Medizin Österreicher war?
           Veränderungen und einer Distanzierung von den populistischen      Medizintechnik,
           Maßnahmen der Vorgängerregierung. Erstes Anzeichen dafür          Pharmazeutika und neue
           war, dass sein Kabinett im Wirtschaftsbereich aus bewährten,      Behandlungsmethoden aus
           international ausgebildeten und erfahrenen Ministern gebildet     Österreich    sind    stark
           wurde. Vor allem die Wiedereinsetzung von Alt-Minister Bijan      gefragt.
           Namdar Zanganeh im „Ministry of Petroleum“ wurde von der
           Industrie und von iranischen Wirtschaftsexperten sehr positiv aufgenommen. Zanganeh war
           bereits unter der Regierung Khatami (1997-2005) Ölminister und verzeichnete damals große
           Erfolge bei der Kooperation mit ausländischen Investoren sowie dem Ausbau des Gassektors.
           Zum neuen Minister für Finanzen und Wirtschaft wurde Dr. Ali Tayebnia ernannt. Das kürzlich
           vorgestellte Regierungsprogramm beinhaltet unter anderen die Steigerung der inländischen
           Produktion, Verringerung der Arbeitslosigkeit und die Förderung inländischer sowie
           ausländischer Investitionen. Dabei steht besonders die private Industrie im Vordergrund. Dem
           Budgetdefizit soll durch weitere Privatisierungen und dem Abbau des Subventionssystems
           (besonders Direktzahlungen) entgegengewirkt werden. Auch das Steuersystem soll überarbeitet
           und dadurch klarer und deutlicher werden. Ob die neue Regierung den an sie gestellten
           Anforderungen gewachsen ist und dem Iran ein Ende seiner wirtschaftlichen Trockenzeit
           bevorsteht, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Das von der Regierung Rohani dem Majlis
           vorgelegte Budget 1393 geht jedoch von wesentlich realistischeren Annahmen aus als die
           letzten Budgets der Regierung Ahmadinejad.

                                                                   Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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2
2.1      Wirtschaftsdaten

„Iran“ Markt (BIP, Stabilität und makroökonomische Daten)
            BIP (nom. in Mrd. USD)
            2010               422,6
            2011               435,3
            2012               478,4
            2013               414,9

            Inflationsrate
            2009                  14,6 %
            2010                  15,0 %
            2011                  20,5 %
            2012                  31,5 %
            2013                 35,6 %

         offizielle Zahlen der iranischen Zentralbank und Economist Intelligence Unit

            500,00    5,90%                                             8,00%          13,4                               15,50%    16,00%    18,00%
                                                                                       13,2                      14,10%                       16,00%
            480,00                                                      6,00%                    13,20%
                                                                                         13                                                   14,00%
                                1,70%                                   4,00%
            460,00                                                                     12,8                                                   12,00%
                                                                        2,00%          12,6                                                   10,00%
            440,00
                                                                        0,00%          12,4                                                   8,00%
            420,00                         -3,00%                                      12,2                                                   6,00%
                                                        -4,40%          -2,00%
                                                                                         12                                                   4,00%
            400,00                                                      -4,00%
                      422,60     435,3      478,4       414,9                          11,8       12,853         13,207   12,924     12,17    2,00%
            380,00                                                      -6,00%         11,6                                                   0,00%
                       2010      2011       2012            2013                                  2010            2011     2012      2013

                     BIP nom in Mrd USD             BIP Wachstum real                                 BIP pro Kopf          off. Arbeitslosenquote

                           Quelle: Economist Intelligence Unit                                             Quelle: Economist Intelligence Unit

Bedeutende Wirtschaftssektoren
            Der iranische Markt ist für österreichische Unternehmen in praktisch allen Bereichen
            interessant. Die wichtigen Wirtschaftssektoren der Erdöl- und Erdgasproduktion sowie die
            petrochemische Industrie und auch der gesamte Energiebereich (inklusive Wasserkraft) sind
            jedoch seit 2012 von der EU sanktioniert, sodass österreichische Unternehmen keine
            Schlüsseltechnologie für diese Branchen mehr zur Verfügung stellen dürfen. Im Kfz-Sektor
            existieren US-amerikanische Sanktionen, die bis Jahresmitte 2014 ausgesetzt sind, aber
            generell für Unternehmen von Relevanz sind, die in den USA aktiv sind oder US-amerikanische
            Fahrzeughersteller beliefern. Für Unternehmen aus dem Lebensmittel-, Medizin-, Pharma- und
            Papiersektor bieten sich jedoch immer noch gute Möglichkeiten.
                                  9,00%       7,90%
                                  8,00%
                                  7,00%             6,80%
                                  6,00%                        5,80%
                                  5,00%     6,20%                                             5,00%
                                  4,00%                        4,50%
                                                                                                         4,00%
                                  3,00%                                                       3,50%
                                  2,00%                 3,00%                  2,80%                     3,30%
                                  1,00%                                        1,30%
                                  0,00%                                                               -0,80%
                                 -1,00%     2007       2008             2009       2010            2011
                                 -2,00%                                                       -0,50%
                                                                           -1,00%

                                           Landwirtschaft                          Industrie
                                           Dienstleistungen

            Quelle:Economist Intelligence Unit

                                                                                                 Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
                                                                   15
2
Investitionen (allgemeine, öffentliche etc.)
            Iran ist stark von der Erdöl- und Erdgasproduktion abhängig. Um die Kapazitäten auszubauen,
            sind hohe Investitionen nötig. Die strengen Sanktionsbestimmungen seitens der USA und der EU
            verbieten Investitionen in den Bereichen aus diesen Ländern. Aus diesem Grund versucht Iran,
            Investitionen aus asiatischen Ländern anzuziehen. Das gelingt mit eher mäßigem Erfolg – einzig
            chinesische Investoren sind bereit, im Iran zu investieren. Die iranischen Unternehmen sind
            aber vielfach mit ihren chinesischen Partner hinsichtlich der Umsetzung von Vereinbarungen
            und Pünktlichkeit wenig zufrieden.

Arbeitsmarkt (Arbeitskräfte, Arbeitslosigkeit, Ausbildung, etc.)
            Aufgrund der im Vergleich zu Europa extrem jungen Bevölkerung strömen jedes Jahr weitere
            Berufsanfänger auf den Arbeitsmarkt. Um diesen Menschen Arbeit zu geben, wäre die Schaffung
            von rund 1 Mio. Arbeitsplätzen pro Jahr erforderlich. Die Arbeitslosenrate im Iran beträgt zurzeit
            nach offiziellen Statistiken rund 14 % mit Tendenz nach oben in den kommenden Monaten.
            Inoffiziellen Zahlen zufolge ist der Wert jedoch fast doppelt so hoch. Neben Arbeitslosigkeit
            spielt im Iran auch Unterbeschäftigung eine Rolle. Ausgebildete Arbeitskräfte (Facharbeiter,
            Uni-Absolventen) finden oft keine ihrer Ausbildung entsprechenden Jobs. Daraus folgen soziale
            Spannungen aber auch ein gewaltiger „brain drain“, der die iranische Gesellschaft und
            Wirtschaft nachhaltig beeinträchtigen wird. Die größten arbeitsgebenden Sektoren (neben dem
            staatlichen Sektor sind das die petrochemische Industrie, Kfz-Industrie und Zementindustrie)
            haben durch den sanktionsbedingten Wegfall ihrer großen Exportmärkte und eine suboptimale
            Kostenstruktur Liquiditätsprobleme. Es ist bei diesen Unternehmen nur eine Frage der Zeit, bis
            erste Massenentlassungen durchgeführt werden müssen. Kleinere Entlassungswellen
            insbesondere im privaten Sektor erfolgten bereits in den vergangenen Monaten.

Arbeitskosten, Lohnniveau
            Löhne und Gehälter sind im Iran auch für qualifizierte Arbeitskräfte vergleichsweise niedrig,
            jedoch ist der Iran im globalen Vergleich kein extremes Billiglohnland. Die Mindestlöhne werden
            am Ende des laufenden iranischen Jahres jeweils für das darauf folgende Jahr festgelegt, wobei
            sich die Entwicklung der Mindestlöhne an der Lohnentwicklung im Produktionssektor orientiert.
            Für 2013 wurde der Mindestlohn auf 4.871.250 Rial pro Monat festgelegt, umgerechnet sind dies
            knapp über 100 EUR. Es werden 13 Monatsgehälter ausgezahlt, wobei das 13. Gehalt einem
            Neujahrsbonus entspricht (um den 21. März, iranisches Neujahr).

            Einen schnellen Überblick über die wirtschaftliche Lage finden Sie im UPDATE.

                                                                       Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
                                                     16
2

2.2      Außenhandel

Überblick (in Mrd. USD)
                           2013*                                             2012                                          2011
               Einfuhr             Einfuhr                    Ausfuhr                 Einfuhr               Einfuhr                       Ausfuhr
                 60,9                  64,4                    66,7                     67,0                 74,0                          109,3

            *Schätzung
            Quelle: Economist Intelligence Unit

Wichtigste Einfuhrwaren
            Industriemaschinen und –anlagen, Werkzeugmaschinen, Eisenwaren, Chemikalien und
            Kunststoffe, Fahrzeuge und Fahrzeugteile, elektrische Ausrüstung.

Wichtigste Ausfuhrwaren
            Erdöl und Erdgas, chemische und petrochemische Produkte, Teppiche, Eisen- und Stahlwaren,
            Trockenfrüchte, Gas, Industrieprodukte.

Wichtigste Handelspartner (2011)

                        Einfuhr                     Anteil                                     Ausfuhr                    Anteil
           VAE                                  30,6 %                              China                             21,0 %
           China                                17,2 %                              Indien                            9,3 %
           Südkorea                             8,4 %                               Japan                             8,9 %

            Quelle: Economist Intelligence Unit

            Die folgenden Grafiken geben einen Überblick über die wichtigsten Handelspartner

                            Einfuhr in Prozent                                                          Ausfuhr in Prozent

                                                                                                                             21
                                                         31

                          44
                                                                                                                                      9

                                                                                                       61
                                                                                                                                  9
                                                    17
                                       8
                  VAE          China          Südkorea          Andere                         China        Indien      Japan              Andere

                            Quelle: Economist Intelligence Unit                                         Quelle: Economist Intelligence Unit

                                                                                                  Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
                                                                        17
3

Kapitel 3

   Wirtschaftliche Verflechtung
   mit Österreich

                In diesem Kapitel erfahren Sie mehr über…

                ■ Außenhandel
                ■ Wichtigste Einfuhr- und Ausfuhrwaren
                ■ Investitionen

                                 Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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3

3.       Wirtschaftliche Verflechtung mit Österreich

Außenhandel
            Allgemein kann gesagt werden, dass Iran und Österreich traditionell über gute
            Wirtschaftsbeziehungen verfügen. Seit Jahrzehnten sind Produkte und Dienstleistungen
            heimischer Firmen im Iran geschätzt. Obwohl ein Großteil der österreichischen
            Exportleistungen in den Iran von den zurzeit geltenden Sanktionen nicht direkt betroffen ist, wird
            der Handel zwischen den beiden Ländern dadurch trotzdem erschwert. Vor allem im Bereich der
            Zahlungsabwicklung wird es zunehmend schwieriger, geeignete und vor allem finanziell
            vertretbare Lösungen zu finden.
                                                                                          „Wussten Sie...“
                                                                                          dass das Österreichische
            Während der Kriegsjahre ist das Außenhandelsvolumen zwischen                  Kulturforum in Teheran
            Österreich und dem Iran zurückgegangen, danach zeitweise                      das    einzige    westliche
            sprunghaft angestiegen. Der Iran stand bis 1992 an der dritten                ausländische Kulturinstitut
            Stelle der Abnehmerländer für österreichische Produkte                        war, das in Folge der
            außerhalb Europas. Ab 1993 kam es aufgrund der Zahlungskrise                  Islamischen      Revolution
            und verminderter Gesamtimporte einerseits sowie gesunkener                    nicht geschlossen wurde
            Rohölpreise andererseits zu einem erheblichen Rückgang des                    und somit dort seit 1955
                                                                                          den       am       Ausland
            bilateralen Handelsvolumens. Die mit Österreich vereinbarten
                                                                                          interessierten Iranern die
            Umschuldungen der Jahre 1994 und 1995 wurden mit der                          westliche Kultur und die
            pünktlichen Bezahlung der letzten Rate am 31.03.2000                          deutsche           Sprache
            abgeschlossen.                                                                vermittelt wird?

            Die Eröffnung neuer Kreditlinien begünstigte 1996 und 1997 die Ausfuhr österreichischer
            Investitionsgüter. Der drastische Rückgang der Erdölpreise im Budgetjahr 1998/99 - zeitweise
            fiel der Erdölpreis unter die Marke von USD 10 - zwang die Regierung, mit den großen
            Handelspartnern Deutschland, Italien und Japan umzuschulden sowie die Importe zu drosseln.
            Im Jahr 2000 fielen auch die österreichischen Exporte um 18,0% auf rund EUR 174,4 Mio.
            (zurückzuführen auf das Auslaufen eines Schienenlieferungsvertrages). Nach einem starken
            Anstieg 2001 und einem leichten Rückgang im Jahr 2002 wurden 2003, 2004 und 2005 neue
            Höchststände im Iranexport erreicht.

            Seit Beschluss der Sanktionen im Jahr 2006 ist wiederum mit einer Ausnahme ein Abwärtstrend
            zu verzeichnen. Im Jahr 2010 wurde mit dem höchsten bilateralen Handelsvolumen seit
            Jahrzehnten in Höhe von 660 Mio. EUR ein Rekord erreicht. Das Handelsvolumen 2011 hat sich
            jedoch vor allem auf Grund der Sanktionen fast halbiert.

                                        2013                                               2013
                   Österr. Exporte             Veränderung zu Vorjahr   Österr. Importe           Veränderung zu Vorjahr
                   185,3 Mio. EUR                     -15,3 %           16,5 Mio. EUR                    -86,6 %

            Quelle: Statistik Austria

Österreichische Exporte in den Iran (in Mio. EUR, Quelle: Statistik Austria)
            2008                               305,1 (-3,0 %)
            2009                               324,9 (+7,1 %)
            2010                               345,3 (+6,2 %)
            2011                               290,9 (-15,7 %)
            2012                               218,7 (-24,1 %)
            2013                               185,3 (-15,3 %)

                                                                            Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
                                                                19
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Österreichische Importe aus dem Iran (in Mio. EUR, Quelle: Statistik Austria)
            2008                              162,7 (-26,5 %)
            2009                              63,4 (-61,1 %)
            2010                              315,9 (+397,6 %)
            2011                              30,6 (-90,3 %)
            2012                              122,2 (+304,1 %)
            2013                              16,4 (-86,6 %)

Wichtigste österreichische Ausfuhrwaren
            Die stärksten österreichischen Produktgruppen im Jahr 2013 waren Pharmazeutika und
            Maschinen

                                    Ausfuhr nach Warengruppen in Mio. EUR

                                 250

                                 200             6
                                                36
                                 150                                8
                                                                   30                  8
                                 100           154                                    43
                                                                   114
                                  50                                                  73

                                   0
                                               2011            2012                  2013

                                             Verschiedene chemische Erzeugnisse
                                             Pharmazeutische Erzeugnisse
                                             Maschinen und Apparate

            Quelle: Statistik Austria

Wichtigste österreichische Einfuhrwaren
            Die wichtigsten Importprodukte im Jahr 2013 waren Teppiche und getrocknete Früchte.

                                        Einfuhr nach Warengruppen in Mio. EUR

                                    300

                                    250

                                    200

                                    150
                                                                         4
                                    100
                                                                         98 4
                                        50
                                                      5                                    3
                                         0                5                               2    2
                                                   0
                                                 2011               2012                2013

                                  Mineralische Brennstoffe     Teppiche         Getrocknete Früchte

            Quelle: Statistik Austria

                                                                                       Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
                                                              20
3
Investitionen
            Der Iran ist aufgrund seiner Größe und Bevölkerungszahl, seiner geographischen Lage am
            Schnittpunkt traditioneller Handelswege, seiner Wirtschaftsstruktur (Reichtum an Rohstoffen,
            niedrige Energiepreise, vergleichsweise gute Infrastruktur, verhältnismäßig gut ausgebildete
            Arbeitskräfte), sowie der in den letzten Jahren umgesetzten Wirtschaftsreformen ein potentiell
            attraktives Land für ausländische Investoren. Zurzeit sind die ausländischen Direktinvestitionen
            jedoch gering, wobei hier die internationale Verunsicherung ebenso eine Rolle spielen dürfte wie
            der Umstand, dass die Rechtslage und die Rechtswirklichkeit (Verwaltungspraxis) im Iran doch
            recht weit voneinander abweichen. Eine Absicherung von Investitionen durch europäische
            Institute ist durch die Verschärfung der EU-Sanktionen seit 15. Oktober 2012 nicht mehr
            möglich.

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                                                    21
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Kapitel 4

   Chancen für österreichische
   Unternehmen

                In diesem Kapitel erfahren Sie mehr über…

                ■ Warenexport
                ■ Dienstleistungsexport
                ■ Beschaffung
                ■ Unternehmensgründung, Finanzierung
                  und Beteiligungen
                ■ Technologietransfer und
                  Forschungskooperationen
                ■ Vertriebskonzepte und Geschäftsideen
                ■ Chancen für österreichische
                   Unternehmen

                                 Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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4.      Chancen für österreichische Unternehmen

Warenexport
           Der     Iran   ist  ein    bevölkerungsreiches    Land     mit    einer   jungen      Population
           (Gesamtdurchschnittsalter der Einwohner ca. 27 Jahre). Das Land ist das bevölkerungsreichste
           Land im vorderasiatischen und nahöstlichen Raum. Bei einer Gesamtbevölkerung von
           ca. 77 Mio. beträgt die Zahl der arbeitsfähigen Bürger ca. 24 Mio. Menschen. Die islamische
           Republik Iran ist der höchstindustrialisierte Staat des Nahen Ostens. Aufgrund der hohen
           Bevölkerung und der Industriestruktur besteht Nachfrage nach praktisch allen
           Produktkategorien. Dazu zählen Konsumgüter ebenso wie Pharmazeutika und Investitionsgüter
           für den Industriebereich. In den letzten Jahren gewann auch der Umweltschutz, insbesondere
           Wassertechnologie und Luftreinhaltung, enorm an Bedeutung. Gerade in diesen Bereichen
           ergeben sich für ausländische Unternehmen hochinteressante Möglichkeiten.
           Für österreichische Unternehmen ist der Warenexport in dieses Land einerseits attraktiv, da die
           Entfernung zu Österreich nicht zu groß ist und andererseits da eine große Vielfalt an Produkten
           dorthin exportiert werden kann, nach denen konstant eine hohe Nachfrage besteht. Es müssen
           allerdings die geltenden Sanktionsbestimmungen genau überprüft und beachtet werden.
           Außerdem empfiehlt sich schon im Vorfeld eine Klärung der Finanztransfers, da sich praktisch
           alle österreichischen Finanzinstitute aus dem Irangeschäft zurückgezogen haben und auch
           keine Garantie dafür besteht, dass Finanzinstitute aus anderen europäischen Ländern diese
           übernehmen können.

Dienstleistungsexport
           Der Dienstleistungsexport in den Iran wird stark von internationalen Entwicklungen
           insbesondere bezüglich der Sanktionen beeinflusst. Trotzdem bestehen Chancen für
           österreichische Unternehmen vor allem im Bereich des Infrastrukturbereichs (Beratung,
           Planung). Der konstant wachsende Individualverkehr im Iran trägt dazu bei, dass die Nachfrage
           nach diesen Leistungen auch in Zukunft nicht nachlassen wird.

Beschaffung (Ausschreibungen, etc.)
           Der Iran ist reich an Rohstoffen und bietet auf längere Sicht die Voraussetzungen für einen
           erstklassigen Beschaffungsmarkt in diesem Bereich. Das Land verfügt über große Vorkommen
           an Kupfer, Eisen und anderen Erzen, die weltweit sehr begehrt sind. Erst kürzlich wurde in der
           Provinz Hormozgan damit begonnen, neue Vorkommen an Bodenschätzen zu erschließen. Die
           enormen Vorkommnisse an Erdöl und Erdgas (der Iran weist mit geschätzten 27 Billionen m 3
           nach Russland die zweitgrößten Erdgasreserven der Welt auf) sind allgemein bekannt. Aufgrund
           der internationalen Sanktionen gegen den Iran kam es in den letzten Jahren jedoch zu keinen
           überdurchschnittlichen Entwicklungen im Bereich der Erdöl- und Erdgasindustrie. Trotz der
           großen Erdölvorkommen verfügt der Iran über nur unzureichende Raffineriekapazitäten und hat
           in den letzten Jahren massive Anstrengungen unternommen, um zumindest den eigenen Bedarf
           an petrochemischen Produkten zu decken. Gerade der Raffineriesektor wird aber von den
           aktuellen Sanktionen der internationalen Gemeinschaft massiv beeinträchtigt.

Unternehmensgründung, Finanzierung und Beteiligungen
           Der iranische Markt ist für österreichische Unternehmen auch als Sprungbrett für riskante
           Märkte wie Afghanistan oder für stark wachsende Märkte wie die mittelasiatischen Länder der
           ehemaligen Sowjetunion (Kirgistan, Aserbeidschan, Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan)
           attraktiv. Seine geographische Lage am Schnittpunkt traditioneller Handelswege und seine
           Wirtschaftsstruktur machen ihn zu einem potentiell attraktiven Land für ausländische
           Investoren. Auch hier hemmen die internationalen Sanktionen und teilweise auch
           wirtschaftspolitische Fehlentscheidungen der Vergangenheit jedoch das Potential enorm.

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Technologietransfer und Forschungskooperationen
           Der Iran hat ein großes Interesse an Technologieentwicklung und Forschungskooperation. Zu
           Technologietransfers kam es bisher vor allem im Bereich des Pharma- und Medizinsektors. Der
           Iran strebt bereits seit Jahren die Unabhängigkeit in diesem Bereich an. Zahlreiche iranische
           Universitäten sind an einer Kooperation mit österreichischen Universitäten und Unternehmen
           interessiert.

Vertriebskonzepte und Geschäftsideen
           In den iranischen Städten hat sich in den letzten Jahren eine kaufkräftige und stark westlich
           orientierte Mittelschicht herausgebildet. Gezielte und attraktive Vermarktung von Luxusartikeln
           haben gerade in den städtischen Ballungsräumen hervorragendes Potential. Auf dieser
           Grundlage steigt der Bedarf an Luxushotels und Shopping Malls v.a. im urbanen Raum.
           Iranische Unternehmer sind daher seit einigen Jahren stark im Konsumgüterbereich aktiv. Hier
           gab es auch einige ausländische Investitionen. Vor allem Franchisingkonzepte im
           Gastronomiebereich sowie bei der Vermarktung von Luxusartikeln sollen in Zukunft verstärkt
           werden.

Chancen für österreichische Unternehmen
           Im Licht der gegenwärtigen Sanktionslage bietet der Iran v.a. im Bereich Pharma, Verpackungs-
           und Nahrungsmittelindustrie Chancen für österreichische Unternehmen. Ebenso steigt
           momentan die Nachfrage im Bereich von Konsumgütern und insbesondere von Luxusgütern.
           Das Interesse an Markenprodukten und Luxusartikeln wie Schmuck und Accessoires ist groß.
           Auch das iranische Transportwesen bietet ein hohes Exportpotenzial, besonders erwähnenswert
           ist der Eisenbahnsektor.
                                                                                     „Wussten Sie...“
           Der Inlandsverkehr im Iran spielt eine bedeutende Rolle, da zwischen      dass ein Österreicher
           den Bevölkerungszentren des Iran oft große Distanzen zurückgelegt         als erster Europäer im
           werden müssen.                                                            Iran den Titel „Khan“
           Gerade im Nahrungsmittelbereich bestehen für österreichische              verliehen bekam? Albert
           Unternehmen Chancen im Bereich der Lizenzvergabe an iranische             Joseph Freiherr von
           Firmen, die ein eher geringes potentielles Verlustrisikobergen.           Ravenstein und Kobach
                                                                                      lieferte in den 1860er
                                                                                      Jahren     die  ersten
                                                                                      Grundrisse für Straßen
                                                                                      in Persien und stieg
                                                                                      durch seine Verdienste
                                                                                      zum General 1. Klasse
                                                                                      auf.

           Die aktuellsten Geschäftschancen (Bezugswünsche, Lieferangebote etc.) finden Sie jede Woche
           im kostenlosen AUSSENWIRTSCHAFT WEEKLY, dem wöchentlichen Newsletter der
           AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA.

                                                                     Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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Kapitel 5

   Geschäftsabwicklung und
   Marktbearbeitung

               In diesem Kapitel erfahren Sie mehr über…

               ■ Liefer-, Leistungs- und
                  Zahlungsbedingungen
               ■ Bank- und Finanzwesen
               ■ Verkehr, Transport, Logistik
               ■ Korruption – ein vermeidbares Übel

                                Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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5.       Geschäftsabwicklung und Marktbearbeitung

Wirtschaftspolitik
            Insgesamt ist die Kontrolle des Staates über den Markt in den letzten Jahren etwas
            zurückgegangen. Seit der Liberalisierung des Importregimes Anfang der 2000er Jahre können
            auch Konsumgüter, pharmazeutische und kosmetische Produkte etc. offiziell in den Iran
            importiert werden, sodass Umwege über Dubai, die Zollfreizonen am Persischen Golf oder auch
            über die Türkei zumindest in diesen Fällen nicht mehr notwendig bzw. sinnvoll sind. Zum Schutz
            der lokalen Produktion werden jedoch regelmäßig Importverbote für gewisse Produktgruppen
            beschlossen, die jedoch oft auch schnell wieder aufgehoben wurden. Bei Fragen zu speziellen
            Produkten steht das AC Teheran jederzeit gerne zur Verfügung.

            Seit Dezember 2006 wurden vier UN Sicherheitsratsbeschlüsse gegen den Iran gefasst, die den
            Export verschiedener Waren, die dem iranischen Nuklearprogramm dienen könnten, und
            Geschäftsbeziehungen mit verschiedenen Personen, Organisationen, Banken und Unternehmen,
            die damit in Zusammenhang gebracht werden, verbieten. Die darauf basierenden europäischen
            Rechtsakte sind für europäische Exporteure und deren Auslandstöchter verbindlich.
            Am 24.03.2012 trat eine umfassende EU-Verordnung in Kraft, die alle bisherigen Regelungen
            ersetzte und die mit reinen Wirtschaftssanktionen über das Non-Proliferationsziel hinausging.
            Neben den davor schon sanktionierten Militärgütern und Produkten mit Nuklearbezug wurde
            auch die Lieferung von Dual-Use Gütern, Güter und Ausrüstungen, die zur internen Repression
            verwendet werden können sowie Ausrüstung für die Öl-/Gasindustrie (Exploration und
            Förderung von Erdöl/Erdgas, Raffination, Verflüssigung von Erdgas) sowie die petrochemische
            Industrie verboten. Außerdem wurde die Liste der sanktionierten Personen und Unternehmen
            ausgeweitet.
            Neben einigen Erweiterungen um Personen wurde auch die Liste der sanktionierten Waren am
            21.12.2012 erheblich erweitert. Damit wurde auch der Export von Rohmetallen und gewissen
            Metallerzeugnissen sowie der Import von Erdgas und andere Kohlenwasserstoffe verboten.
            Außerdem wurden die Melde- und Genehmigungspflichten für Finanztransfers erneuert.
            Im Zuge der Verhandlungen über das iranische Atomprogramm, wurde jedoch am 24. November
            2013 eine vorläufige Einigung erzielt. Ein Übergangsabkommen für die Dauer von 6 Monaten
            wurde beschlossen, das am 20. Jänner 2014 in Kraft getreten ist. Das Abkommen beinhaltet
            Zugeständnisse auf beiden Seiten, wodurch es zu einigen Erleichterungen der Sanktionen gegen
            den Iran kam. Diese betreffen hauptsächlich die Melde- und Genehmigungspflichten für
            Finanztransfers, Erleichterungen beim Handel von petrochemischen Erzeugnissen, sowie bei
            Gold- und Edelmetallhandel. Wenn bis zum Ablauf des Übergangsabkommens keine neue
            Einigung erzielt wird, kann es in beiderseitigem Einverständnis um weitere 6 Monate verlängert
            werden.

            Im Detail können die derzeit geltenden Regelungen im Leitfaden für Lieferungen in den Iran
            nachgelesen werden, der vom AußenwirtschaftsCenter Teheran verfasst wurde.

Empfohlene Vertriebswege
            Die Einschaltung eines Vertreters ist sowohl bei Geschäften mit staatlichen als auch privaten
            Stellen bzw. Unternehmen zu empfehlen. Viele ausländische Firmen, so auch österreichische
            Unternehmen, haben Repräsentanzbüros in Teheran eingerichtet.

                                                                     Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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Werbung
             Werbung für Industriegüter erfolgt in erster Linie in Fachzeitschriften, auf Messen und mittels
             Fachkonferenzen und -seminaren. Konsumgüterwerbung, die nach der islamischen Revolution
             lange Zeit nur eingeschränkt möglich war, ist heute üblich, unterliegt aber weiterhin rechtlichen
             – teilweise religiös bedingten - Einschränkungen. Werbung auf Plakatwänden, im Fernsehen
             und Radio (teilweise ausländische TV- & Radiostationen, die in Farsi senden), in Zeitungen,
             mittels Direct Mailing und im Internet ist heute gängige Praxis. Werbung ist teuer, quasi alle
             Werbeträger berechnen für ausländische Produkte besonders hohe Werberaten.

E-Business
                                                                                    „Wussten Sie...“
             Iran ist im E-Business Bereich noch nicht weit fortgeschritten, für    dass der Hofdolmetscher,
             die meisten Behördenwege sind noch direkte Vorsprachen und             Diplomat und Wissenschaftler
             langes     Anstellen   notwendig.   Auch     im     Bereich    der     Joseph von Hammer (1774-
             Finanztransaktionen lassen die elektronischen Plattformen zu           1856) als erster vollständig
             wünschen übrig. Es gibt aber jetzt schon vermehrt Ansätze zu           den Divan des Meisters der
             einer Ausweitung des E-Business, u.a. auch bei einigen iranischen      persischen Lyrik, Hafez, ins
             Ministerien und beim Zoll, wo Anträge elektronisch ausgefüllt          Deutsche übersetzte? Damit
             werden können. In Kapitel 11 finden Sie einige der wichtigsten         inspirierte er viele Autoren in
                                                                                    Europa        zu       eigenen
             Webadressen im Iran.
                                                                                    Meisterwerken, darunter auch
                                                                                    Johann Wolfgang von Goethe.
Wichtigste Zeitungen
             Im Iran gibt es insgesamt ca. 50 Tageszeitungen mit einer Gesamtauflage von knapp
             2 Mio. Stück. 50 % der Zeitungen werden in Teheran gelesen. Die wichtigsten persischen
             Tageszeitungen sind: Hamshahri, Jamejam, Iran und Norouz. Economic Abrar ist die wichtigste
             Wirtschaftszeitung. Die englischsprachigen Zeitungen sind: Tehran Times, Iran News und Iran
             Daily.

Wichtigste Messen
                      Iran Oil Show (Öl, Gas, Petrochemie)
                      Iran Med (Medizinische Produkte)
                      Iran Food Tech & Agrofood (Lebensmittel und Agrar)
                      Tehran Confair (Baumesse)
                      Tehran Intl. Industry Fair (Industriemesse)
                      Iran Plast (Kunststoffmesse)
                
             Da Messetermine im Iran sehr häufig kurzfristig festgelegt werden, bitten wir Sie, sich für
             nähere Auskünfte direkt an das AC Teheran zu wenden.

             Veranstaltungsprogramm der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
             Unsere aktuellen Veranstaltungen finden Sie unter wko.at/aussenwirtschaft/ir.

                                                                        Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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Normen
          Im Iran gibt es ein Normungsinstitut, welches laufend für verschiedene Industriezweige Normen
          entwickelt oder internationale, europäische Normen übernimmt und veröffentlicht. Folgende
          internationale Standardnormen werden weitgehend akzeptiert: ISO, IEC, ITU, Codex, DIN,
          AFNOR, ASTM und ANSI.

          In der Erdölindustrie werden vorwiegend angloamerikanische Normen verwendet.

          In Österreich ist Austrian Standards die erste Adresse, wenn es um Normen und Standards
          geht. Durch die aktive Mitarbeit im europäischen und internationalen Netzwerk (CEN bzw. ISO)
          zur Normenentwicklung ist Austrian Standards das Informationszentrum für Normung.
          Als Serviceeinrichtung werden neben allen in Österreich gültigen ÖNORMEN und anderen
          Regelwerken auch internationale und ausländische Dokumente sowie eine Fülle an
          Fachliteratur, Nachschlagewerken, professionelle Online-Normenmanagement-Lösungen und
          Dienstleistungen angeboten.
          Auskunft zu allen Services von Austrian Standards sowie Normen aus aller Welt erhalten
          Sie unter T (+43 1) 213 00-300, F (+43 1) 213 00-818, E sales@austrian-standards.at,
          Informationen zu Seminaren und Lehrgängen bei Austrian Standards unter T 213 00-333,
          E seminare@austrian-standards.at; alle: 1020 Wien, Heinestraße 38, www.austrian-standards.at.

         Geschäftschancen auf advantageaustria.org
         advantageaustria.org bietet mit 200 Länderseiten für österreichische Exportunternehmen eine
         einmalige Plattform, um sich weltweit zu präsentieren. Die Inhalte von advantageaustria.org sind
         auf den Länderseiten in insgesamt 28 Sprachen abrufbar.

         Österreichische Firmen können wählen, in wie vielen und in welchen Ländern sie präsent sein
         wollen - von einem bis zu 199. Ihre Einschaltung besteht aus Firmenpräsentation
         (Firmenbeschreibung mit bis zu 600 Zeichen, Firmenlogo und bis zu zwei Bildern) und konkretem,
         länderspezifischen Geschäftswunsch (Text 400 Zeichen, Bild).

         Details zu diesem Angebot, Preise und das Anmeldeformular                    finden    Sie   unter
         wko.at/aussenwirtschaft/b2b oder kontaktieren Sie uns direkt:

         AUSSENWIRTSCHAFT Advantageaustria.org
         T 0590900-4470
         E aussenwirtschaft.advantageaustria@wko.at

                                                                    Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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5.1     Liefer-, Leistungs- und Zahlungsbedingungen
           Bei Geschäften mit iranischen Partnern ist es empfehlenswert, auf die genaue Formulierung des
           Vertrages zu achten, um eine erfolgreiche Durchführung zu gewährleisten. So können
           Schwierigkeiten bereits im Vorfeld vermieden werden. Die Beiziehung eines Anwalts ist auf
           jeden Fall ratsam.

           Incoterms® sind Auslegungsregeln für die elf am häufigsten verwendeten, mit drei Buchstaben
           abgekürzten, Handelsklauseln. Sie sind weltweit einheitlich verwendbar und helfen dem
           Anwender die Errichtung internationaler Kaufverträge zu vereinfachen. Sie regeln die Pflichten
           für Käufer und Verkäufer im Hinblick auf Transportorganisation, Beladung, Entladung, Kosten,
           Versicherung und Zollabwicklung. Der wohl wichtigste Regelungsinhalt ist jedoch der Komplex
           des Risikoüberganges, sohin welche Vertragspartei zu welchem Zeitpunkt das Risiko des
           zufälligen Verlustes, der zufälligen Beschädigung oder einer sonstigen Verschlechterung der
           Ware zu tragen hat.

           Die Wahl des richtigen Incoterm® hängt u.a. von der Wahl des Transportmittels, der
           Zahlungskondition, dem optimalen Risikomanagement und dem tatsächlichen Umfeld eines
           Geschäftes ab. Verwenden Sie niemals EXW, wenn der Käufer nicht in der Lage ist, zu verladen
           oder die Lieferung steuerfrei in ein Drittland erfolgen soll, sehen Sie als Verkäufer von FOB ab,
           wenn hinter dem Vertrag ein Akkreditiv steht und verwenden Sie DDP höchstens im b2c Bereich.
           CPT gibt dem Verkäufer ein hohes Maß an Kontrolle über den Transport, bedeutet aber auch
           hohes Risiko für den Käufer, welches jedoch durch entsprechende Transportversicherungen
           abgefangen werden kann.

           Nähere Informationen darüber, welcher Incoterm® im Einzelfall zu Ihrem Geschäft passt,
           erhalten Sie unter http://www.icc-austria.org/de/Beratung/Vertragsgestaltung/Incoterms.htm
           oder telefonisch bei der

           ICC Austria – Internationale Handelskammer
           Mag. Paulus Krumpel
           T 01-5048300 3704,
           E icc@icc-austria.org
           W http://icc-austria.org/

Zahlungskonditionen
           In der letzten Zeit haben sich österreichische Banken beinahe komplett aus dem
           Dokumentengeschäft zurückgezogen. Viele Firmen weichen daher auch auf Vorauszahlung aus,
           soweit dies die Verhandlungsposition zulässt. Es werden jedoch zurzeit auch Überweisungen
           zwischen Iran und Österreich nur noch von wenigen Banken und für spezielle Geschäfte
           akzeptiert.

           Für volkswirtschaftlich wichtige Projekte, bei denen der Projektträger eine staatliche Stelle ist,
           können souveräne Garantien des iranischen Finanzministeriums oder der iranischen
           Zentralbank verlangt werden, welche i.d.R. auch gewährt werden.

           Mit Beschluss 2012/635/GASP wurde ein generelles Verbot von Exportkrediten, -garantien und
           –versicherungen politisch angeordnet. Die Bestimmungen müssen zu ihrer unmittelbaren
           Gültigkeit noch in einer Verordnung präzisiert werden.

                                                                      Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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