ECO - FUTURE TRENDS - PIONEERING SOLUTIONS - DA S MAGA ZIN DE S DÜRR-KONZERNS - Neue Horizonte - Dürr Group
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ECO DA S M AGA ZIN DE S DÜRR-KONZERNS FUTU RE TRE N DS – P I O N E E R I N G S O L U T I O NS Neue Horizonte Die Zukunftsfabrik Fahrerlose Sicherheit Seite 10 Seite 18 Seite 26
60 KLUGE KÖPFE, EIN ZIEL Auf die Plätze, fertig, los! Im August 2018 fiel der Startschuss für den zweiten ADAMOS- Hackathon. Rund 60 Entwickler traten bei dem Programmierwettbewerb an. In agilen Teams erarbeiteten sie Prototypen für neue Software-Produkte und Apps rund um die IIoT-Plattform ADAMOS. Auf den ersten Plätzen landeten eine Lösung für die Online-Bestellung von Ersatzteilen und eine App zur Kontrolle des Datenverkehrs in der Cloud. Mehr über Software-Entwicklung, unsere Digital Factories und den Hackathon lesen Sie ab Seite 18. www.adamos.com
EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser, die Welt bewegt sich immer schneller, nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich und technologisch. Ein weltweit operierendes Unternehmen wie der Dürr-Konzern darf des- halb globale Trends nicht nur beobachten. Es muss auch im richtigen Moment seine Chancen nutzen. Dass wir Chancen und Trends nutzen, haben wir in den ver- gangenen Jahrzehnten immer wieder bewiesen. Zum Beispiel mit der Entwicklung verbrauchsarmer Lackieranlagen, dem Einsatz von Lackierrobotern, dem Einstieg in die Ausrüstung der holzbearbeitenden Industrie und der Entwicklung digital vernetzter Produktionsprozesse. Es gehört zu unserem Selbstverständnis, dass wir immer wie- der als Pioniere an zukunftsfähigen Produkten und Services für unsere Kunden arbeiten. Weit vorn steht derzeit der Trend zur Digitalisierung. In unseren Digital Factories entwickeln wir intelligente Applikationen für Maschi- nen und Anlagen. Die wachsende Bedeutung der Elektromobilität macht den Bau strombetriebener Autos auch für junge Unternehmen attraktiv. Wir beraten sie und liefern das passende Produktions equipment. Den Trend zum autonomen Fahren nutzen wir ebenfalls. Auf unserer neuen Generation von Prüfständen lassen sich Fahrzeugfunktionen in Verkehrsszenarien testen, ohne dass ein Fahrer hinter dem Steuer sitzen muss. Viele Endkunden wollen heute Produkte, die genau ihren Bedürfnis- sen entsprechen – von der Autofarbe bis zur Einbauküche. Dürr gestaltet den Trend zur Individu- alisierung und entwickelt Anlagen, mit denen sich Unikate effizient in Serie fertigen lassen. Welt- weit wächst außerdem die Sensi bilität für Umweltthemen. Mit dem Zukauf der „Mit Pioniergeist treiben wir wegw eisende Firmen MEGTEC und Universal haben wir das Geschäftsvolumen in unserer Abluftrei- Lösungen für unsere Kunden voran.“ nigungssparte verdoppelt und können zukunftsweisende Technologien aus einer Hand in noch mehr Branchen liefern. Wir folgen den Trends der Zukunft nicht nur. Mit Pioniergeist treiben wir wegweisende Lösungen für unsere Kunden voran. Dieses Magazin stellt sie vor: Future Trends – und unsere Pioneering Solutions. Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen Ralf W. Dieter Vorsitzender des Vorstands der Dürr AG ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns 3
I n h a lt INH A LT FUTURE TRENDS – PIONEERING SOLUTIONS Highlights aus dem Jahr 2018 S ei t e 6 DIGITALISIERUNG Ausgezeichnet Zufriedene Kunden – viele Auszeichnungen Die Zukunftsfabrik S eit e 9 In den Digital Factories entwickeln 100 Exper- ten Ideen für die v ernetzte F ertigung. S e it e 1 8 E-MOBILITÄT Hackathon Wettbewerb der Programmierer Neue Horizonte S e it e 2 1 Chinesische Hersteller von Elektroautos setzen auf Dürr als Partner. S ei t e 1 0 10 A U TO N O M E S FA H R E N Neue Horizonte Fahrerlose Sicherheit Auf das Zeitalter des autonomen Fahrens ist Dürr bestens vorbereitet. S e it e 2 6 INDIVIDUALISIERUNG Einzelstücke in Serie Ob Einbauküche oder Auto – auch Einzel stücke lassen sich in Serie fertigen. S e it e 3 2 Quo vadis, Individualisierung? Prof. Dr. Piller spricht über die Bedeutung des Megatrends. Seite 34 4 ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns
I n h a lt U M W E LT 36 Mehr Schlagkraft für unsere Kunden Ein Zusammenschluss, der passt 26 In der Abluftreinigung stärkt die Fahrerlose Sicherheit Übernahme von MEGTEC und Universal unsere weltweite Präsenz. S e it e 3 5 Mehr Schlagkraft für unsere Kunden Dr. Daniel Schmitt und Kenneth Zak im Interview zu den Veränderungen im Umwelttechnikgeschäft S e it e 3 6 Sauber! Die Firmen Lauscha und Rökona setzen bei ihrer Abluftreinigung auf Technik von Dürr. S e it e 4 0 Dürr auf einen Blick S e it e 4 2 Impressum S e it e 4 3 21 Hackathon 5
Hi g h li g h ts HIGHLIGHTS 20 AUS DEM JAHR JANUAR Tempo bei der Digitalisierung In der neu gegründeten Dürr Digital F actoryar beiten Software-Experten bereichsübergreifend zusammen. Das erhöht das Innovationstempo. Für den chinesischen E-Auto-Hersteller Sokon baute Dürr die gesamte Lackierlinie. Beim Marktplatz der Ideen präsentiert Dr. Martin Weickgenannt eine digitale Innovation. M AI A U GU ST F E B RU A R Innovation für E-Mobilität Neue Konzern-Website Neue Technik für die Produktion von E-Mobility- And the Winner is … Fünf Mitarbeiterteams werden mit dem Heinz Antrieben: Mit dem Maschinentyp eTENO von Schenck RoTec lassen sich Elektroanker voll- Moderner Look, Dürr Innovation Award ausgezeichnet, zum Beispiel für intelligente Apps und ein Konzept automatisch auswuchten. schnell am Ziel: zur digitalen Anlagendokumentation. JU LI Die neue Website M Ä RZ geht online. Heinz Dürr feiert seinen 85. Geburtstag Smarte Lackiererei in Vietnam Der Ankeraktionär der Dürr AG ist Ehren- Der vietnamesische Mischkonzern VinGroup vorsitzender des Aufsichtsrats und eine der steigt in die Automobilproduktion ein. Den Auf- renommiertesten Unternehmerpersönlich- trag für den Bau der L ackiererei erhält Dürr. keiten Deutschlands. www.durr-group.com 6 ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns
Hi g h li g h ts 18 Der HOMAG-Treff in Schopfloch ist Pflichttermin für die holzbearbeitenden Industrie. SEPTEM B ER Neueste Roboter für Sokon ADAMOS-Hackathon bei Dürr Beim chinesischen E-Autobauer Sokon nehmen Neue Applikationen rund um die IIoT-Plattform wir eine neue Lackiererei in Betrieb. Dort ADAMOS – das ist das Ziel des Programmier Innovationen beim HOMAG-Treff kommt erstmals in China unsere dritte Roboter wettbewerbs der ADAMOS-Mitgliedsunter Die Inhouse-Messe in Schopfloch und Holz- generation zum E insatz. nehmen. bronn ist ein Magnet für Kunden aus der Möbel industrie und dem Holzhandwerk. O K TO B E R Mehr als Lackieren # Beim ADAMOS- Im Dürr-Foyer in Bietigheim stehen drei Hackathon in der Dürr-Zentrale Roboter im Zentrum der Lichtinstallation traten Teams zu „Weiße Zeit“ des Künstlers Joachim F leischer. einem Program- mierwettbewerb gegeneinander an. @ ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns Schwarz-Weiß-Spiele im Dürr-Foyer 7
Hi g h li g h ts AUSGEZEICHNET Neue Chancen NO VEM B ER in der Umwelttechnik Mit der Akquisition der US-Unternehmen EGTEC und Universal bauen wir unsere M Gute Noten Marktführerschaft in der Abluftreinigungs technik aus. Im Ranking „B este Ausbilder“ des Wirtschaftsm agazins C apital belegen Dürr S ystems und HOMAG Die Emissionsvorschriften werden weltweit strenger. Spitzenp lätze. D EZEM B ER Herzlich Willkommen Unser digitales Onboarding-Training geht live: Jeder neue Mitarbeiter absolviert es am Bildschirm und lernt den Konzern interaktiv kennen. Kontinuität Ralf W. Dieter bleibt bis 2023 an der Spitze von Dürr. Seine frühzeitige Neubestellung sorgt für Kontinuität im Zeichen der digitalen Trans- formation. Eine gründliche Ausbildung ist die Basis des Erfolgs. 8 ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns
Auszeichnungen Begeisterte Kunden sind der Lohn unserer Arbeit und die b este Werbung in eigener Sache. Die vielen Auszeichnungen im Jahr 2018 sind unser Ansporn für die heute anstehenden Projekte. Surcar Award 2018 für neue Technologie Chery Jaguar Land Rover Award 1 Ehre in Fernost: Für die oversprayfreie Langer Atem zahlt sich aus: Der „Long-term Lackapplikation gibt es in Schanghai den Service Award 2017“ würdigt hervorragenden Surcar Award for Innovation. Service. Ford World Excellence Award ADAMOS mit German Innovation zum dritten Mal in Folge [1] Award ausgezeichnet [2] Besondere Leistungen als g lobaler Zuliefe- Innovationskraft, die begeistert: Ausge rer: einmal mehr von Ford ausgezeichnet. zeichnet wurde die von Dürrmitentwickelte Software-Plattform für das Internet der FCA Supplier Recognition Award Dinge. Der Autobauer honoriert außergewöhnliche Leistungen bei Umbauten und die kontinuier- Außergewöhnlicher Preis bei liche Unterstützung durch Dürr. XIA Innovation Awards Für die erste autonom arbeitende Werkstatt Mercedes-Benz Award für AGVs erfindet die Jury extra einen neuen Preis. Preisgekrönte „Operational Excellence“ dank 2 Spitzenleistung bei fahrerlosen Transport tapio unter den 100 innovativsten systemen (AGVs). Start-ups Deutschlands Top: Das Printmagazin „The Hundert“ wertet Geely Capacity Increase Award das digitale Ökosystem der HOMAG Group Kompetent und nachhaltig zum Erfolg: unter den 100 innovativsten Start-ups. Der chinesische Autobauer belohnt unsere Arbeit. Bluetech Award für neues Multi-Pollutant-Air-Control-Konzept Weniger Emissionen, bessere Luft: Unsere Abluftreinigungstechnologie Ecopure CCF zählt zu den Gewinnern. SAIC-GM Best Supplier Award Beständig auf Topniveau: Zum siebten Mal in Folge gibt es höchste Anerkennung von einem der führenden Autobauer in China. ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns 9
E- Mo bi li tä t N e u e H o r izo n te NEUE H O R I Z O N T E Um den Boom des elektrischen Fahrens in ihrem Land zu nutzen, errichten chinesische Automobilhersteller in kurzer Zeit neue Produktionsanlagen. Dürr hilft ihnen mit ausgewiesener Expertise. T E X T: H E I M O F I S C H E R — F O T O S : Y O N G YA N G , S H A N G H A I S U C H U A N C U LT U R E C O M M U N I C AT I O N 10 ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns
E - M o bi li tä t N e u e H o r izo n te Glänzendes Projekt: Die Dürr-Experten Daniel Zhang (links), Peter Lee (Mitte) und Jack Zhang (rechts) Im Sommer 2017 erhält Peter Lee in Schanghai einen Anruf. Bei dem Vertriebsdirektor von Dürr meldet sich ein Manager von Sokon. Der chine- sische Autohersteller baut ein Werk. Dort wird unter anderem sein neuer elektrischer SUV vom Band laufen. Das Modell soll mit seiner großen Reichweite nicht nur technisch führend sein, sondern auch gut aussehen und effizient her- gestellt werden. Deshalb braucht Sokon eine hervorragende Lackiererei. Möglichst schnell. Lee reist zum Kunden, organisiert Treffen, brütet mit Technikern über der Planung. Dann macht er ein Angebot. Sokon willigt ein – gerade mal acht Wochen nach dem ersten Anruf. „Der Kunde hatte großes Vertrauen in uns“, sagt Lee. Normalerweise dauere diese Phase mindestens ein halbes Jahr. Dürr ist in der chinesischen Autobranche bekannt. Seit Jahren baut das Unternehmen dort Lackierlinien – auch für Hersteller von elek- trisch betriebenen Fahrzeugen. „Dank unserer Erfahrung können wir nicht nur Maschinen und Anlagen liefern, sondern unsere Kunden auch aktiv bei der Planung ihrer Lackierlinie unter- stützen“, sagt Lee. Junge Elektromobilhersteller wie Sokon profitieren von diesem Ingenieur wissen, weil es die Planung beschleunigt. „Der Kunde hatte Nicht selten drängen chinesische Elektro autobauer zur Eile. Der Staat fördert alter- großes Vertrauen in uns.“ native Antriebe, um die Luftqualität in den Großstädten zu verbessern, und ermuntert PE TER LEE, VERTRIEBSDIREK TOR VON DÜRR IN CHINA die Hersteller, mehr elektrische Autos zu pro- duzieren. Vergangenes Jahr knackte das Land die Millionengrenze. Die Beratungsfirma PwC schätzt, dass die Zahl der reinen E-Autos und Plug-in-Hybride in China bis 2022 auf 4,4 Mil- lionen steigen wird. Ein Hersteller, der seine Elektrofahrzeuge rechtzeitig im Verkaufs- raum stehen hat, kann die günstige Marktlage früher nutzen. ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns 11
W ES LTTAWR KE IETRE RP APRATRNTENRE R Der chinesische Autohersteller Sokon ist einer der Pioniere beim Bau von Elektroautos. Das Management setzt von Anfang an auf Qualität. Die per- fekte Lackierung der mit Strom betriebenen Fahrzeuge soll diese Qualität signalisieren. Beim Bau der Fabrik in Chongqing vertraute Sokon deshalb der Erfahrung von Dürr. Die Lackierlinie umfasst eine neue Generation von Robotern, die mit sieben Achsen besonders gelenkig sind. CHINA CHINA Chongqing Chongqing Schanghai Shanghai
E- Mo bi li tä t N e u e H o r izo n te Von den 63 Robotern übernehmen 36 die Lackierarbeit. Die anderen versiegeln Karosserien oder öffnen Motorhauben, Heckklappen und Türen, damit sich auch diese Bereiche bearbeiten lassen. Lackier- und Nahtabdichtungsroboter der Her- steller braucht, damit die geplante Stückzahl von über 30 Autos pro Stunde erreicht wird. Dank der Unterstützung durch Dürr konnte Sokon den eigenen Aufwand für die Planung in Grenzen halten. Während andere A utohersteller oft zehn eigene Leute allein für die Konzeption der Neue Fabrik in der Roboterlinie abstellen, war Sokon mit nur einer Industrieregion Chongqing Person schlank aufgestellt. Jun Deng, Lackier Erst 2017 erhielt Sokon von der chinesischen anlagenspezialist bei Sokon, stand im engsten Regierung die Lizenz zur Produktion von Austausch mit Dürr, damit Planung und Umset- E -Autos, seitdem drückt man aufs Tempo. Die zung des Projekts reibungslos funktionierten. neue Fabrik des Unternehmens, an dem auch der chinesische Autokonzern Dongfeng beteiligt In der neuen Fabrik sollen mehrere Modelle ist, steht in Chongqing. In dem südwestchinesi- lackiert werden können. Unterschiede z wischen schen Industriezentrum wohnen 30 Millionen den Autos müssen die Planer daher von Anfang Mehr als Menschen. Zahlreiche Hersteller und Zuliefe- an berücksichtigen. Der elektrische SUV von 30 rer haben sich in den vergangenen Jahren hier Sokon ist lang gestreckt, mit prägnanten Linien angesiedelt. auf der Karosserie. Es gibt zudem einige Fein- heiten, in denen sich strombetriebene Autos von Dürr stellte gleich nach dem Start der Gespräche herkömmlichen unterscheiden. Der Elektro mit Sokon ein Team zusammen, das ausarbei- motor braucht weniger Platz, dafür fällt die tete, wie die Lackiererei beschaffen sein muss. Bodengruppe höher aus, weil dort die Batterie AUTOS PRO STUNDE Dazu gehörten Jack Zhang und Daniel Zhang. sitzt. Das kann sich auf den Lackierprozess K Ö N N E N I N D E R F A B R I K Mit Unterstützung der Kollegen in Deutschland auswirken, aber auch auf die Versiegelung von L ACKIERT WERDEN. rechneten sie unter anderem aus, wie viele Hohlräumen. 14 ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns
E - M o bi li tä t N e u e H o r izo n te VIER FRAGEN AN J U N D E N G , L A C K I E R A N L A G E N SPEZIALIST BEI SOKON Warum hat Sokon sich beim Bau der neuen Lackieranlage in Chongqing für Dürr entschieden? Gleich nach der Gründung von Sokon begannen wir mit der Planung eines High-End-Automobilwerks. Als wir den Markt recherchierten, stellten wir fest, dass fast alle hochwertigen Autos in Fabriken mit Lackieranlagen von Dürr produziert wurden. Viele dieser Werke sind weltbekannt und bestehen schon seit etlichen Jahren. Daher wussten wir, dass Dürr ein professionelles, reifes und zuverlässiges Unternehmen ist. Was waren die größten Herausforderungen, die Sie zusammen mit Dürr während der Planungsphase der neuen Lackieranlage bewältigen mussten? Sokon war ein neu gegründetes Unternehmen, und obwohl das Planungsteam über entsprechende Erfahrungen verfügte, hatten die Kollegen noch nie eine High-End-Lackieranlage entworfen oder reali- siert. Außerdem hatten wir von der Planung bis zur Serienproduktion einen sehr straffen Zeitplan. Daher war es eine große Herausforde- rung, innerhalb kürzester Zeit umfangreiche technische Gespräche zu führen und das Konzept auszuarbeiten. Wie hat Sokon als neuer Elektrofahrzeughersteller von der Erfahrung profitiert, die Dürr im Lackieranlagengeschäft hat? Dürr plante ebenfalls die Fördertechnik, die In der Planungsphase lieferte Dürr ein professionelles und fortschritt- die Autos durch die Lackiererei bewegt. Dazu liches Konzept, das als Grundlage für Sokons topmoderne Lackier- gehört ein Hochregallager, wo die Karosserien anlage mit hohem Automatisierungsgrad diente. In der Implemen- für kurze Zeit abgestellt werden können. Hinzu tierungsphase waren wir vom professionellen und hocheffizienten kommt ein moderner Trockenabscheider, er Ansatz von Dürr begeistert, durch den wir den Bau der Anlage recht- zeitig abschließen konnten. bindet übrig gebliebene Tröpfchen aus dem Lacknebel ohne Chemikalien. Moderne Abluft- Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit Dürr? technik sorgt dafür, dass Lösemittelbestandteile Die Dürr-Mitarbeiter arbeiten nicht nur professionell, sondern auch aus der Luft entfernt werden. sehr engagiert. Dürr führte das Projekt über weite Teile sehr effizi- ent durch und lieferte einen hohen Qualitätsstandard, ohne uns in Anspruch nehmen zu müssen. Die Umsetzungskompetenz der Mitar Beim Produktionsprozess setzte Sokon auf tradi- beiter war sehr gut, was uns wirklich beeindruckt hat. tionelle Verfahren. Das Unternehmen entschied sich dafür, Karosserien nach der Grundierung im Tauchbecken mit Füller zu beschichten, einem Lack, der kleinste Unebenheiten ausgleicht. Erst dann folgen Basis- und Klarlack. „Dass unser Projekt erfolg- Die neue Generation reich war, haben wir dem hoch Für Spitzentechnologie entschied sich Sokon auch bei den Lackierrobotern. Als erstes chine- qualifizierten Dürr-Team zu sisches Werk setzt Chongqing die neuen Modelle von Dürr mit sieben Achsen ein. Ein zusätzliches verdanken.“ Gelenk macht den Arm des EcoRP E043i beson- ders beweglich. Der Zerstäuber an seinem Ende gelangt an schwer erreichbare Stellen im Inneren der Karosserie. ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns 15
E- Mo bi li tä t N e u e H o r izo n te Die Lackiererei von Sokon ist voll vernetzt. Die notwendige Steuer- technik sitzt in Schaltschränken. Daniel Zhang von Dürr prüft die Funktion eines Roboters. 63 Früher montierte man den Roboter dafür auf Verfahrschienen, sodass er seinen Standort ver- ändern konnte. Sie brauchen Platz und kosten zusätzliches Geld. Der Siebenachser kommt Normalerweise werden Roboter in Container ohne sie aus. verpackt, auf Schiffe verladen und über die Weltmeere transportiert – das kann bis zu sechs Die Planer von Dürr errechneten für Sokon Wochen dauern. „Da bei diesem Auftrag die Zeit ROBOTER VON DÜRR einen Bedarf von insgesamt 63 Robotern, 36 drängte, haben wir einen Teil der Ladung per S T EHEN IN DER NEUEN FA BRIK davon übernehmen die Lackierarbeit. Die ande- Eisenbahn verschickt“, berichtet Thurner. Vom ren versiegeln Karosserien oder öffnen Motor- Verladebahnhof Duisburg aus reisten die Robo- hauben, Heckklappen und Türen, damit Lack ter über Polen und Russland nach Zentralchina. und Nahtabdichtung auch dort aufgetragen Lastwagen brachten sie die letzten Kilometer werden können. Die elektronisch gesteuerten nach Chongqing. Zwei Wochen hat dieses Vor- 3 6 D AV ON ÜBE R NE HME N DIE Systeme für Farbaufbereitung und Reinigung gehen eingespart. L ACKIER ARBEIT kamen ebenfalls von Dürr. Im März 2018 erreichten die Roboter ihr Ziel. Der Bau der Roboter erfolgte am Konzernsitz In der Zwischenzeit hatten Fachleute von in Bietigheim-Bissingen. Da die neue Roboter Dürr das Gebäude vorbereitet, die Fördertech- generation zum ersten Mal an einen Empfänger nik installiert und die übrigen Anlagen mon- in Übersee ging, mussten die bislang verwende- tiert. Im Juli begann der Testbetrieb. Zunächst ten Transportkisten für den Seetransport verän- schoben sich 10 Karosserien pro Stunde durch dert werden. „Die Roboter haben einen anderen die Lackiererei, zum Jahreswechsel waren es Schwerpunkt als ihre Vorgängermodelle. Des- rund 15. Seitdem steigt die Zahl weiter. Ver- wegen galt es, die Transportkisten neu zu kon- triebsdirektor Lee ist sehr zufrieden. Er freut struieren, damit sie beim Versand nicht umkip- sich über das gute Ergebnis – und auf die nächste pen“, sagt André Thurner, der die chinesischen Chance, junge chinesische Autobauer bei der Mehr Infos im Internet: Kollegen von Deutschland aus unterstützte. Realisierung ihrer Visionen zu unterstützen. www.durr.com/lackiertechnik 16 ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns
E - M o bi li tä t N e u e H o r izo n te A U S G E W Ä H LT E LÖ S U N G E N F Ü R D I E E-MOBILIT Y-PRODUKTION eTENO Elektromotoren setzen sich aus mehreren Komponenten zusammen, eine von ihnen ist der Elektroanker. Damit der Motor einwand frei funktioniert, muss der Anker unbedingt schwingungsarm laufen. Die Hersteller wuchten die Elektroanker deshalb aus. Die 2018 vorgestellte Auswuchtmaschine eTENO der Dürr-Tochter Schenck ist bestens für die vollautomatische Serienfertigung von Elektro motoren geeignet und ar- beitet dabei mit höchster Präzision. Sie lässt sich in Fertigungsleitsysteme und andere IT-Netzwerke einbinden. EcoInCure 0,1 GMM/KG SPEZIFISCHE RESTUNWUCHT Noch unterscheiden sich die Karosserien von Elektroautos kaum von denen 25 % herkömmlicher Autos. Im Detail gibt es jedoch Differenzen. Zum Beispiel WENIGER STROM der Schweller, ein Bereich unterhalb des Türeinstiegs. Er muss bei E-Autos verstärkt sein, um die B atterie bei einem Seitenaufprall zu schützen. Der frisch lackierte Schweller des E-Autos trocknet im warmen Luftstrom eines 50 % herkömmlichen Trocknungstunnels aber sehr langsam. Der Dürr-Karosserie G L AT T E R E trockner EcoInCure bläst die heiße Luft deshalb durch L ACKOBERFL ÄCHE die Windschutzscheibenöffnung auf die Bauteile. Dafür werden die Karosserien quer durch den Trockner be- wegt. Die Trocknung verläuft schonender, eine Über- hitzung dünnerer Karosserieteile wird vermieden, die Qualität der Lackierung steigt. Außerdem ist E coInCure sparsam. Der Stromverbrauch sinkt um 25 Prozent. ProLine BIS ZU 60 L Die Batterie ist der wertvollste Bestandteil eines Elektroautos. Die schwe- ren Stromspeicher funktionieren aber nur dann zuverlässig, wenn ihre KÜHLMIT TEL FÜR Temperatur im Betrieb stets zwischen 20 und 40 Grad gehalten wird. Des- AKKUS WERDEN halb benötigen sie Kühlmittel. Bis zu 60 Liter davon müssen in der Fabrik E I N G E F Ü L LT eingefüllt werden. Um die Taktzeiten einzuhalten, muss das schnell vor sich gehen. Der Befüllspezialist Dürr Somac bietet mit ProLine die geeig- nete Anlage. Sie erzeugt vor der Befüllung ein V akuum im Kühlsystem. Mit hohem Druck wird das Kühlmittel anschließend eingefüllt. Dank ihres Aufbaus ist die Anlage flexibel einsetzbar. N eben Batterien lassen sich mit ihr auch Kupplungen, Kühler oder Servolenkungen mit flüssigen Be- triebsmitteln befüllen. ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns 17
•• D i g i ta l i s i e r u n g D ie Z u k u n f tsfab r ik DIE ZUKUNFTS- FABRIK In unseren Digital Factories treiben rund 100 Experten die vernetzte, intelligente Fertigung voran. Um erfolgreiche digitale Produkte zu ent- wickeln, müssen sie nicht nur kreativ sein, sondern auch schnell. Des- halb setzen sie auf neue F ormen der Zusammenarbeit. T E X T: H E I M O F I S C H E R — F O T O S : H E L M U T P A N G E R L Krawatte? Trägt hier kaum jemand! Anzug Maschinen vorhersehbarer und einfacher wird – oder Kostüm? Ebenfalls selten! Stattdessen und die Qualität der Produktion steigt. Eine von prägen offene Hemden und Jeans das Erschei- vielen Lösungen, die den Kunden aus der Auto- nungsbild. Konzentriert, aber ungezwungen mobilindustrie messbare Vorteile bringen. schauen die Anwesenden auf Poster und Bild- schirme, diskutieren neue digitale Ideen. Die Die Dürr Digital Factory ist eine Division-über- Software-Entwickler und Steuerungstechniker greifende Organisation. Das heißt, die Mitar gehören zur Dürr Digital Factory – der Vorhut beiter arbeiten gemeinsam, gehören aber zu ver- von Dürr auf dem Weg in die Welt der vernetz- schiedenen Divisions – Paint and Final Assembly ten Industrie. Mehrmals im Jahr kommen sie Systems, Application Technology oder Clean für einen Tag im Foyer der Konzernzentrale Technology Systems. Früher konnte es schon in Bietigheim-Bissingen zusammen, um sich Zukunft als Job: Nico Koch präsentiert einmal vorkommen, dass mehrere Teams an an Ständen und Stehtischen über ihre Projekte eine smarte Applikation. ähnlichen Ideen gearbeitet haben. Jetzt werden auszutauschen. die Kräfte in der Digital Factory zielgerichtet eingesetzt. Einer von ihnen ist Nico Koch. Er leitet ein Team mit elf Leuten, zwischen 23 und 40 Jahre „Entwickler müssen Trends Das gilt auch für Woodworking Machinery alt. Koch arbeitet gern in der Digital Factory. and Systems, die aus der Akquisition der Er mag das Engagement, die Leidenschaft, die am Markt sehr früh erkennen HOMAG Group AG entstandene Division mit Energie seiner Kollegen. „Die Zusammenarbeit und die Chancen von neuen Sitz in Schopfloch im Schwarzwald. In der Divi- klappt sehr gut“, sagt der 40-Jährige. Routine? sion, die Maschinen und Anlagen für die holz Langeweile? Die gebe es in der Digital Factory Anwendungen sofort bearbeitende Industrie herstellt, haben sich noch weniger als sonst im Konzern. Eines sei- beurteilen können.“ Software-Experten in einer weiteren Digital ner aktuellen Projekte ist die Entwicklung einer Factory zusammengeschlossen – spezialisiert Applikation, mit der sich Daten aus der Ferti- D R . J O C H E N W E Y R A U C H , V O R S TA N D S auf die besonderen Bedürfnisse ihrer Kunden. gung so auswerten lassen, dass die Wartung von VORSITZENDER DER DÜRR SYSTEMS AG „Möbelhersteller kaufen oft keine einzelnen 18 ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns
D i g i ta li s i e r u n g D ie Z u k u n f tsfab r ik Maschinen oder Anlagen mehr“, berichtet Uwe Jonas, Vice President Consulting und Software bei HOMAG. Stattdessen benötigen sie für ihre Fabriken und Werkstätten komplette Lösun- gen vom Zuschnitt bis zum Verpacken der fer- tigen Teile. Idealerweise müssen die Produkti- onslinien Möbelstücke in Losgröße 1 fertigen können, das heißt, kein Möbelstück gleicht dem anderen. Gesteuert werden diese Produktions systeme von komplexer, aber leicht bedienbarer Software, die von der HOMAG Digital Factory entwickelt wird. Eine weitere Digital F actory gibt es bei der Dürr-Tochter Schenck RoTec. Einschneidender Wandel Die Industrie befindet sich weltweit in einem tief greifenden technischen Wandel. Schon heute ist die Produktion innerhalb einzelner Werke eng verzahnt. Auf lange Sicht werden Gut organisiert und mit hohem Fabriken vermutlich nicht mehr isoliert arbei- Tempo: Marcel Geisler aus der ten, sondern sich selbst über digitale Platt- Dürr Digital Factory bei der Arbeit. formen koordinieren. Über das industrielle Internet der Dinge (IIoT) wird das eines Tages vollautomatisch über Kontinente hinweg mög- ware in wenigen Monaten. „Entwickler müssen lich sein. Unternehmen können die Werke ihres deshalb Trends am Markt sehr früh erkennen Produktionsnetzwerks vergleichen und aufein- und die Chancen von neuen Anwendungen ander abstimmen. Dr. Jochen Weyrauch, Vor- sofort beurteilen können“, sagt Dr. Weyrauch. standsvorsitzender der Dürr Systems AG, ist sich Auch die Wünsche der Kunden können sich sicher: „Im Maschinenbau ist das ein Trend, der schnell ändern. Folge ist, dass Ausrüster wie die Zukunft der Branche entscheidend prägt.“ Dürr die Entwicklung neuer Software immer seltener detailliert planen können. Flexibilität Wettbewerber von Dürr sind deshalb nicht ist gefordert. mehr nur die altbekannten Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau. „Auch Auch aus diesem Grund setzt die Digital Factory Software-Firmen wollen auf dem Markt Fuß auf das Prinzip des agilen Arbeitens. Bei die- fassen“, stellt Dr. Annabel Jondral fest, Senior ser Arbeitsweise organisieren sich Teams, wo Manager in der Dürr Digital Factory. Sie bieten sinnvoll, selbstständig und flexibel undarbei- eigene IIoT-Plattformen und stellen darüber ten inkrementell. Das bedeutet: Die Software- Applikationen zur Verfügung. Entwicklung erfolgt in kleinen Schritten, Verbesserungen werden kontinuierlich eingear- Dürr hat deshalb mit Partnern aus der beitet. In der Digital Factory von Dürr organisie- Maschinen bau- und Software-Branche die ren sich die meisten Teams grundsätzlich selbst, IIoT-Plattform ADAMOS entwickelt. Mit ihr treffen Entscheidungen eigenverantwortlich verbunden sind die Online-Marktplätze LOXEO und teilen die Aufgaben unter sich auf. So läuft und tapio. Auf ihnen können Kunden Services die Arbeit weiter, wenn Vorgesetzte für wichtige und Applikationen beziehen, die ihre Maschi- Entscheidungen nicht greifbar sind. nen produktiver machen. LOXEO richtet sich an Kunden der Marken Dürr und Schenck. tapio Digitale Daten sind der neue Rohstoff hingegen ist ein digitales Ökosystem für die Eigener Kopf und unkonventionelles Denken gesamte holzbearbeitende Industrie, in dem sind in der Dürr Digital Factory willkommen. Ein Modernes Management: sogar Wettbewerber ihre Apps anbieten dürfen. Umfeld, das Paul Thomä sehr zusagt. Der 30-jäh- Dr. Annabel Jondral und Nico rige Mathematiker arbeitet seit einem Jahr bei Koch besprechen den Ablauf Schnell entscheiden, flexibel arbeiten Dürr und ist zufrieden: „Ich mag den lockeren eines Projekts. Die Digitalisierung lässt in allen Branchen Umgang und die flachen Hierarchien.“ Thomä das Entwicklungstempo steigen. Eine gute arbeitet an der Entwicklung von selbstlernen- Maschine ist in drei Jahren marktreif, gute Soft- den Systemen, die sich aus großen D atenmengen ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns 19
•• D i g i ta l i s i e r u n g D ie Z u k u n f tsfab r ik A U S G E W Ä H LT E APPLIKATIONEN Mit ADAMOS entstand 2017 die IIoT-Plattform für den gesamten Maschinen- und Anlagenbau. Auf den di- gitalen Marktplätzen LOXEO und tapio finden unsere Kunden Services aus einer Hand, speziell entwickelt für den optimalen Maschinenein- satz. In unseren Digital Factories tüfteln wir an diesen neuen, innovativen Applikationen, mit denen sich die Produktion effizienter gestalten lässt. Drei Beispiele von Dürr und der HOMAG Group. Die Mitarbeiter der Digital Factories treffen sich regelmäßig zum Austausch. EcoScreen Equipment Analytics Die Analyse-Software zeichnet lückenlos alle Daten aus dem Lackierprozess auf. So entsteht für jede lackierte Karosserie ein „digitaler Fingerabdruck“. Er enthält speisen. Seine Arbeit bildet die Basis für Ferti- unter anderem Informationen über die Bewegungen der Lackierroboter, den Lackverbrauch und die exakte Posi- gungslinien, die im Zeitalter der Künstlichen tion der Karosserie beim Lackieren. Tritt ein Qualitäts Intelligenz ihre Prozesse selbstständig optimie- problem auf, lässt sich die Ursache anhand der aufge- ren sollen. zeichneten Daten sofort ermitteln. Beispielsweise kann sich der Anlagenbetreiber für jedes lackierte Auto jede gefahrene Bahn der Lackierroboter Fertigungsdaten sind ein Rohstoff der Digital am Bildschirm auf das CAD-Modell der Karosserie projizieren lassen. Zudem verarbeiten Algorithmen Daten aus dem Lackierprozess in Echtzeit und zeigen Factory, vom Pumpendruck über die Tempe- Anomalien auf. Dank dieser Streaming-Analytics-Funktion können ratur bis zur Betriebsstundenzahl. Diese Daten Fehler umgehend behoben werden. Hinzu kommt schon bald eine werden in Fabriken seit Langem unter ande- Batch-Analytics-Funktion: Die Software analysiert dafür historische rem durch Sensoren ermittelt, die an unter- Daten, leitet Trends ab und entwickelt mithilfe künstlicher Intelligenz schiedlichen Stellen eingebaut sind. Bislang Prognosen und Handlungsempfehlungen. dienten sie meist dazu, Abläufe zu überwachen. Die Experten der Digital Factory gehen weiter. EcoScreen Maintenance Assistant Ihre Applikationen vergleichen die aktuellen Die Applikation unterstützt Kunden bei der Wartung Werte in Echtzeit mit Sollwerten, das nennen in großen Auto lackierereien. Tausende Komponenten Fachleute Streaming Analytics. Auch histori- müssen instand gehalten werden, zum Beispiel Pumpen, sche Daten werden analysiert. Daraus lassen Ventile, Filter oder Sonden. Über alle Bestandteile führt sich Abweichungen oder Muster erkennen. Die der EcoScreen Maintenance Assistant Buch. Er zeigt War- tungstermine an, bietet Zugriff auf Anleitungen, lässt sich Ergebnisse dienen dazu, Fehlersuche und War- erledigte Arbeiten quittieren und erstellt eine Wartungs- tung zu optimieren. Auch Rückschlüsse auf die historie. Ein Alleinstellungsmerkmal ist, dass die Software nicht nur Prozessgüte und damit die Qualität der gefertig- die Termine fester Wartungsintervalle meldet, sondern auch zyklus ten Produkte sind möglich. Möglichst viele Teile basiert arbeitet. Das bedeutet: Sie zählt, wie oft eine Komponente sollen auf Anhieb fehlerfrei produziert werden. genutzt wurde, und berechnet die verbleibende Restnutzungszeit. Dafür greift sie auf Steuerungen in der Lackiererei zu, um Nutzungs- Je höher diese „First-Run-Rate“, desto geringer daten zu erhalten. die Kosten für aufwändige Nacharbeit. Derzeit laufen rund 20 Entwicklungsprojekte intelliSanding in der Dürr Digital Factory. Autofabriken setzen Ob Schleifen, Lackieren, Laminieren oder Hobeln – durch die ersten Software-Produkte bereits ein. Für den Einsatz der richtigen App lassen sich gängige Arbei- die Mitarbeiter ist das eine bedeutende Moti- ten einfacher und effizienter gestalten. Die HOMAG Group hat dafür eine eigene App-Familie entwickelt. Zu den vation. Erfolg ist wichtig, damit die Arbeit in Apps der Business Unit Surface Processing gehören digi der Digital Factory Spaß macht. Das soll auch tale Produktionsassistenten für Maschinenbediener in in Zukunft so bleiben. Industrie und Handwerk. Beispiel intelliSanding, die App Bislang gebe es damit keine zum Schleifen: Sie schlägt dem Nutzer die zum Auftrag passenden Einstellungen vor. Probleme, so Teamleiter Außerdem berechnet und visualisiert sie die verbleibende Lebensdauer der Schleifbänder und schätzt das Volumen der pro Tag, Schicht oder Minute abzusaugenden Späne. Die Koch über seine Mitarbei- HOMAG-Anwendungen funktionieren auch mit Maschinen anderer Hersteller und haben ter: „Die brennen richtig damit ein enormes Marktpotenzial. für die Themen.“ 20 ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns
README.md .travis.yml python-tool python-tool tools.py settings 01 02 _HACK- 03 04 05 06 07 ATH[ON] 08 09 10 11 12 13 _Wettbewerb der Programmierer 14 Konzentriert arbeiten und gemeinsam Spaß haben – so lässt sich 15 die Stimmung beim zweiten ADAMOS-Hackathon beschreiben. Drei Tage lang entwickelten 60 Programmierer Apps und andere 16 Software-Produkte für das Industrielle Internet der Dinge (IIoT). 17 Die Bildstrecke zeigt Eindrücke des Wettbewerbs, den Dürr aus- 18 richtete und der künftig regelmäßig stattfinden soll. 19 T E X T: H E I M O F I S C H E R — F O T O S : S A S C H A F E U S T E R 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Überblick: Die sieben Teams 31 des Hackathon müssen ihre Arbeit selbst organisieren. 32 Die Teilnehmer kommen von Dürr und weiteren Partnern 33 der IIoT-Plattform ADAMOS. 34 ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns 21 35
README.md .travis.yml python-tool python-tool tools.py settings 36 37 _Was ist ein Hackathon? 38 Ein Hackathon ist ein Wettbewerb zum Pro- grammieren von Software. Die Teilnehmer 39 kommen meist aus unterschiedlichen Bereichen und arbeiten in gemischten Teams. Auf diese 40 Weise werden Erfahrungen weitergegeben und Kontakte geknüpft. Anders als bei gewöhnlichen 41 Arbeitstreffen liegt beim Hackathon der Schwer- 42 punkt noch mehr auf dem Spaß am Tun und der Leidenschaft für das Produkt. Der Begriff 43 Hackathon ist ein Kunstwort: Die erste Silbe bezieht sich auf das englische Verb to hack, 44 mit dem früher das Eindringen in fremde IT-Systeme bezeichnet wurde. In der IT-Szene 45 ist das Wort heute auch ein Synonym für legales Programmieren. Der zweite Teil des Begriffs 46 steht für Marathon – denn ein Hackathon erfor- dert Ausdauer. Oft dauert er mehrere Tage. 47 48 49 50 ocker und zwanglos: Dürr-Vorstandschef Ralf W. Dieter (M.) L 51 führt die guten Ergebnisse des Hackathon auch darauf zurück, dass auf einengende Vorgaben verzichtet wurde. 52 53 54 55 Alles in der Gruppe: Beim Hackathon gibt es 56 keine Einzelkämpfer. Alle Probleme werden im Team gelöst. 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 22 ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns 70
I ns Bild setzen: Die Teams müssen eine ausführliche Präsentation ihrer Ergebnisse vorbereiten. I mmer mit der Ruhe: Nicht nur Stress, auch Spaß führt zum Erfolg. Geschafft: Das Siegerteam überzeugt die Jury mit einer App, die den Einkauf von Ersatzteilen übers Internet wesentlich einfacher macht. ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns 23
README.md .travis.yml python-tool python-tool tools.py settings 71 72 73 74 Ideen diskutieren, Wissen 75 teilen, Lösungen präsen- tieren: Kommunikation ist 76 ein wichtiger Baustein beim Hackathon. 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 espräch im Freien: Ihren G Arbeitsplatz dürfen die 99 Teams selbst bestimmen. 100 101 102 103 104 24 ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns 105
„Ungezwungen, aber fokussiert und bis in die Haarspitzen motiviert: Die Hackathon-Mannschaft hat mich begeistert.“ R A L F W. D I E T E R , V O R S TA N D S V O R S I T Z E N D E R D E R D Ü R R A G lltag beim Hackathon: A Team zwischen Notebooks, Klebezetteln und Tabellen. ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns 25
FAHRERLOSE SICHERHEIT Die ersten autonomen Fahrzeuge sollen 2025 in Serie gehen. Die dafür nötigen Produktionsanlagen müssen Hersteller frühzeitig planen. Dürr hat deshalb Prüfstände entwickelt, auf denen sich selbstfahrende Autos nach der Montage vollautomatisch testen lassen – und die bereits jetzt die Abnahme herkömmlicher Fahrzeuge vereinfachen. T E X T: H E I M O F I S C H E R — F O T O S : O L I V I E R H E S S
Au to n o m e s Fa hre n Fah re r lo se S i c h e r h e i t Erfolgreich ins Rollen gebracht: Entwicklungsleiter Dr. Thomas Tentrup vor dem Prüfstand x-road curve. „Wir sind auf das Zeitalter des a utonomen Fahrens vorbereitet.“ D R . T H O M A S T E N T R U P, E N T W I C K L U N G S L E I T E R Der neue Wagen rollt von der Montagelinie. Sein Motor startet automatisch. Fahrerlos bewegt sich das Fahrzeug zu den letzten Stationen der Hersteller verkaufen schon heute Fahrzeuge, Fabrik – den Prüfständen am Ende des Bandes. die kurze Strecken eigenständig zurücklegen. Es rangiert in die richtige Position. Laser leuch- Ab 2025 wollen sie vollautomatisierte Autos auf ten auf, das Auto wird automatisch vermessen, den Markt bringen. Dann werden Prüfungen in dann schwenkt ein großer Bildschirm vor die der Fabrik noch wichtiger, denn Insassen müs- Haube. Kurz darauf beginnt die simulierte Test- sen sich blind darauf verlassen, dass selbstlen- fahrt. Vollautomatisch. Gas, Bremse, Sensorik – kende Fahrzeuge einwandfrei funktionieren. nach wenigen Minuten hat moderne Software Die notwendige Prüftechnik steht bereit, bestä- alle Checks durchgeführt, ohne dass ein Mensch tigt Tentrup. „Wir sind auf das Zeitalter des eingreifen muss. Das fahrerlose Auto fährt lang- autonomen Fahrens vorbereitet.“ sam vom Prüfstand und wird kurze Zeit später für den Versand zum Kunden bereitgestellt. Letzte Prüfung vor dem Einsatz Prüfstände gehören zu den wichtigsten Stati- 170 Noch existiert diese Szene nur in einer Compu onen der Fahrzeugfertigung. Hier entscheidet teranimation, doch sie könnte heute Realität in sich, ob ein Wagen ausgeliefert werden darf oder vielen Autofabriken sein. Entwicklungsleiter ob er in die Nachbearbeitung muss. Alle für die KM/H Dr. Thomas Tentrup hat mit dem 20-köpfigen Sicherheit bedeutenden Funktionen werden Projektteam bei Dürr Assembly Products im noch einmal unter die Lupe genommen. Die saarländischen Püttlingen Prüfstände konzi- Ergebnisse sind so wichtig, dass sie in Daten- piert, die vollautomatische Abschlusschecks banken aufbewahrt werden. So können Herstel- PRÜFGESCHWINDIGKEIT OHNE herkömmlicher Autos ermöglichen – und noch ler noch Jahre später nach einem Unfall bele- LENKEINSCHL AG viel mehr können: „Auch autonome und teil gen, dass die Prüfung korrekt gelaufen ist. Bei autonome Fahrzeuge lassen sich auf diese fahrerlosen Autos wird dieser Nachweis noch Weise selbstständig prüfen“, sagt Tentrup. wichtiger werden. ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns 27
Blick fürs Wesentliche: K onstrukteur Stefan Rothfuchs erklärt die Arbeitsweise der Rollen am Prüfstand x -road curve. Autohersteller auf der ganzen Welt setzen auf die Prüfstände von Dürr Assembly Products, Autokino mal anders: Getestet wird die Reaktion des A utos auf die nicht nur in Deutschland, sondern auch in die eingeblendeten Verkehrssituationen. G erade beim autonomen China, Brasilien und Tschechien hergestellt Fahren ist sie besonders wichtig. werden. In Püttlingen ist das Stammwerk, wo Arbeiter in großen Produktionshallen die Prüf- stände nach Kundenwünschen fertigen. Sie montieren Metallträger, rüsten sie mit Moto- Schwenkbare Rollen zu den Rollenträgern“, erklärt Rothfuchs. Eine ren und Sensorik aus. Ein großer Teil der Arbeit verhindern Wegdriften intelligente Software wertet die Daten aus und läuft aber nicht hier, sondern im Hintergrund. Bislang muss sich noch immer ein Mensch ans sendet Steuersignale an Elektromotoren, die Experten von Dürr entwickeln und konstruie- Steuer setzen, um einen Neuwagen auf den Prüf- die Richtung der Rollen einstellen. Dadurch ren die Prüfstände am Computer und statten sie stand zu fahren. Die Räder der Antriebsachse gleichen sie Lenkbewegungen der Räder aus mit der passenden Software aus. parkt er dabei auf Rollen, die im Boden der Platt- und verhindern ein seitliches Wegdriften des form montiert sind. Tritt er auf das Gaspedal, Fahrzeugs. Prüfungen können damit automa- Prüfstände sind keine Massenware. „Sie beste- drehen sich die Räder und die Rollen. So bleibt tisch ablaufen, ohne dass ein Fahrer hinter dem hen aus Modulen, die individuell kombiniert das Fahrzeug an derselben Stelle. Aber steht die Steuer sitzen und eingreifen muss. Außerdem werden“, erläutert Tentrup. Wie sie genau aus- Lenkung nicht auf Geradeausfahrt, kommt es zu lassen sich erstmals auch Kurvenfahrten im sehen, hängt vor allem von den Fahrzeugher- einer Seitwärtsbewegung. Es muss also jemand Praxistest simulieren. stellern und ihren zu prüfenden Modellen ab. gegenlenken, damit der Wagen nicht seitlich Die Experten aus Püttlingen verbessern ihre ausbricht. Auf dem neuen Prüfstand x-road „Obwohl das Prinzip einfach klingt, war die Ent- Produkte fortwährend. Eine bahnbrechende curve ist das nicht mehr nötig. Konstrukteur wicklung der schwenkbaren Rollen schwierig. und zum Patent angemeldete Neuheit ist der Stefan Rothfuchs zeigt auf zwei schwenkbare Die Kraft zu verstehen, die bei einer Lenkbe- Prüfstand x-road curve, auf dem sich autonome Rollenträger. Sie gleichen Lenkbewegungen wegung der Räder wirkt, war eine der größten und teilautonome Fahrzeuge testen lassen. Aber der Räder automatisch aus. Auf den Seitenflan- Herausforderungen“, berichtet Tentrup, der auch Prüfungen von herkömmlichen Autos ken der Reifen schimmern zwei rote Lichtlinien. in theoretischer Physik promoviert hat. „Wir macht er wesentlich einfacher. „Lasersensoren messen die Radwinkel relativ haben den Effekt lange Zeit nicht verstanden.“ 28 ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns
Au to n o m e s Fa hre n Fah re r lo se S i c h e r h e i t Da sich auch in der Literatur nichts fand, muss- ten die Grundlagen im eigenen Haus mit Unter- Fahrerassistenzsysteme, mit denen praktisch alle Neuwagen ausgerüstet sind, lösen schon Rund 40 stützung von Universitäten entwickelt und mit heute einige dieser Aufgaben. Sie sind so etwas einem Computermodell verifiziert werden. Erst wie die Vorboten des autonomen Fahrens und als die Entwickler das Prinzip durchdrungen arbeiten mit Kamera, Laser oder Radar. Eine hatten, machten sie sich daran, den neuen Prüf- Handvoll dieser Sensoren wird an herkömm stand zu konstruieren. Heute liefert Dürr die lichen Prüfständen nebenbei getestet. Doch schwenkbaren Rollenaggregate auch als Nach- ihre Zahl steigt bei jedem Modellwechsel. „Wir rüstsatz, mit dem Fahrzeughersteller alte Prüf- gehen davon aus, dass in autonomen Fahr- SENSOREN MÜSSEN stände modernisieren können. zeugen rund 40 Sensoren eingestellt werden BEI AUTONOMEN AUTOS IM WERK müssen“, sagt Tentrup. E I N G E S T E L LT W E R D E N . Virtuelle Straßen und Landschaften Zur Prüfung autonomer Fahrzeuge kann der Herkömmliche Prüfstände wären mit dieser x-road curve mit einer virtuellen Szenerie ver- großen Zahl überfordert. Umso mehr, als die bunden werden, die auf einem Bildschirm vor- Sensoren eines fahrerlosen Autos extrem prä- beizieht. Das heißt, das Auto fährt wie im Com- zise arbeiten müssen. In autonomen Fahrzeu- puterspiel die Straße entlang und meistert gen werden sie entscheidend für die Sicherheit verschiedene Verkehrssituationen. Auf diese im Auto sein. Weise lässt sich testen, wie gut die elektroni- schen Systeme beim autonomen oder teilauto- Dunkel wie im Kino nomen Fahren zusammenarbeiten. Erkennen Deshalb ist die Kalibrierung der sicherheitsrele sie Hindernisse schnell genug? Registrieren vanten Sensoren ein entscheidender Schritt – sie Ampeln, Verkehrsschilder und Alleebäume? für den Dürr den neuen Prüfstand x-around Werden Fußgänger nachts rechtzeitig entdeckt? entwickelt hat. Er sieht aus wie eine Garage und Durchblick: Martin Wagner, Produkt manager Autonomes Fahren (links), bespricht mit dem Konstrukteur Vincent Thiel (rechts) die Prüfung der optischen Sensoren. ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns 29
lässt sich komplett verdunkeln. Das ist wichtig, denn kein Lichtstrahl soll stören, wenn die Sensoren eines autonomen Autos ihre optimale Position finden. Die Fahrwerkgeometrie jedes Fahrzeugs muss vor der Kalibrierung der Sensoren am Prüfstand genau vermessen werden. Aufgrund der Pro duktionstoleranzen zeigt jedes Fahrzeug Abwei- chungen von den Sollwerten. Diese Abweichun- gen müssen bei der Einstellung berücksichtigt werden, damit die Sensoren Entfernungen und Geschwindigkeiten von Objekten präzise ermit- teln können. Wie die Einstellung der Sensoren funktioniert, zeigt Martin Wagner, Produktmanager Auto- nomes Fahren. Ein Bildschirm schwenkt vor das Fahrzeug, im Prüfstand wird es dunkel. Wie beim Augenarzt erscheinen Muster mit Krei- sen und Rechtecken auf dem Monitor. „Mithilfe der Umrisse stellen sich die optischen Sensoren automatisch ein“, erklärt Wagner. Bislang ver- PRÜFSTAND X-AROUND – wenden Prüfstände oft noch bedruckte Tafeln, um Sensoren zu kalibrieren. Die Püttlinger Ent- POSITIONIEREN, MESSEN, EINSTELLEN wickler halten das für unzureichend. „Wir haben festgestellt, dass die genauesten Ergebnisse Einstellen erzielt werden, wenn die Kalibriermuster auf Mithilfe der auf dem Monitor erscheinenden Muster stellen sich die optischen Sensoren ein. Monitoren abgebildet werden“, sagt Entwick- lungsleiter Tentrup. Nach wenigen Minuten ist die Einstellung been- det. Das Fahrzeug kann den Prüfstand verlassen. Tentrup ist zufrieden. Im Herbst 2018 hat Dürr die neuen Prüfstände Autoherstellern aus aller Welt präsentiert. Die ersten Verkaufsgespräche laufen – was dafür spricht, dass v ollautomatische Prüfungen in den Automobil werken zum Alltag werden, bevor die ersten autonomen Fahrzeuge vom Band rollen. Positionieren Messen Die bewegliche Bodenplatte richtet das Auf schwenkbaren Trägern montierte Laser Fahrzeug vor dem Vermessen aus. vermessen die Geometrie des Fahrwerks. Danach startet die Kalibrierung. 30 ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns
Au to n o m e s Fa hre n Fah re r lo se S i c h e r h e i t BERLINER BUSSE F A H R E N A U T O M A T I S I E R T Wie autonomes Fahren funktioniert, lässt sich in Berlin bereits heute beobachten. Auf dem Gelände des Klinikums Charité befördern automatisierte Busse Patienten und Be- sucher an ihr Ziel. Die kleinen, gelben Gefährte der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sind fast geräuschlos auf einer festgelegten Tour unterwegs. Mit einem Tempo von bis zu zwölf Kilometern pro Stunde fahren sie über das weitver- zweigte Grundstück mit Instituten, Mensa und Wirtschafts- gebäuden. Das Pilotprojekt mit dem Namen „Stimulate“ ist bis 2020 angesetzt und soll praktische Fragen des autono- men Fahrens klären. Bisher sitzt sicherheitshalber immer noch ein ausgebildeter Fahrer der BVG mit im Bus. „Wir haben uns das Ziel „Unsere Prüfstände bestehen gesetzt, Berlin zu einer Quelle: Berliner Verkehrsbetriebe, Andreas Süß aus Modulen, die wir nach Wunsch der führenden Smart des Kunden kombinieren.“ Cities zu machen.“ D R . T H O M A S T E N T R U P, E N T W I C K L U N G S L E I T E R MICHAEL MÜLLER, REGIERENDER B Ü R G E R M E I S T E R B E R L I N ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns 31
I nd i v i d ua li s i e r u n g E i n ze l st ü c ke i n S e r i e EINZELSTÜCKE IN SERIE Es soll schon etwas Besonderes sein – von diesem Grundsatz lassen sich immer mehr Menschen leiten, wenn sie eine Kaufentscheidung treffen. Ob Einbauküche oder Auto – mit Fertigungstechnik aus dem Dürr-Konzern lassen sich Einzelstücke serienmäßig herstellen. T E X T: H E I M O F I S C H E R A U T O N O M E T I S C H L E R - WERKSTAT T Schublade breiter, Tisch höher, Schrank schmaler – Kunden verlangen mehr Möbel nach Maß. Die holzbearbeitende Industrie hat sich längst darauf eingestellt und fertigt mit Technik der HOMAG Group Einzelstü- cke vollautomatisch ähnlich effizient wie in Serienfertigung. Was bis- 1.200 KG lang aber großen Unternehmen vorbehalten war, lohnt sich nun auch TR AGL AST DES für kleinere Tischlereien. Die Dürr-Tochter aus dem Schwarzwald T R A N S P O R T F A H R Z E U G S hat mit der sogenannten autonomen Zelle eine Werkstatt entwickelt, die völlig eigenständig arbeitet. Zugeschnittene Holzplatten werden 400–500 TEILE zunächst mit einem maschinenlesbaren Barcode versehen, der alle JE SCHICHT BE ARBEITBAR Bearbeitungsinformationen enthält. Im nächsten Schritt verleimt eine Maschine die Kanten an den Schnittseiten des Holzes. Nun folgt das Herzstück, eine CNC-Maschine, die Bohrlöcher und Dübel mit höchster Präzision setzt. Den Transport der Werkstücke übernimmt ein kleines autonomes Transportfahrzeug. Der fahrbare Roboter pendelt zwischen den Stationen, nimmt Platten auf, setzt sie an der nächsten Maschine oder im Zwischenlager ab. Die Kontrolle hat eine Software, die alle Komponenten der Werkstatt vernetzt. 32 ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns
I nd i v i du a li s i e r u n g E i n ze l st ü c ke i n S e r i e K L A R E K O N T U R E N FÜR BUNTE LACKE Um sich von der Masse abzuheben, bestellen Neuwagenkäufer gern eine Kontrastfarbe für das Dach. Oder sie wünschen sich Zierstreifen, dann sieht das Fahrzeug schön schnittig aus. Was dem Besitzer Laune macht, bereitet dem Hersteller Mühe. Nach dem ersten Lackiervorgang müssen Arbeiter im Werk die Karosse- rie mit Schutzfolie abkleben und lassen wie bei einer Schablone nur die Stellen frei, die eine andere Farbe erhalten sollen. Nach der zweiten Lackierung wird die Folie abgezogen. Das kostet Zeit und Material. Abhilfe schafft das Dürr-Verfahren EcoPaintJet. Die Düsen am Roboterarm sprühen dabei keinen Lacknebel mehr auf die Karosserie. Dieser lässt sich nämlich ohne Schab- 0% lone nicht trennscharf auftragen; er landet auch dort, L ACK VERLUST wo er nicht gewünscht ist. Die EcoPaintJet-Düsen schweben mit minimalem Abstand über der Fahrzeug oberfläche und arbeiten so gezielt, dass auch kleinste Lacktröpfchen genau an der richtigen Stelle landen. Lackstreifen lassen sich so exakt nebeneinander und randscharf auftragen – schneller, sauberer und spar- samer als je zuvor. BIS ZU 95 % P U T Z E N D E M O L C H E W ENIGER FA RB V ERLUS T Sie erinnern an Regenbögen, Saphire oder Saharasand – die BIS ZU 2.000 Rede ist von Sonderfarben, die bei Fahrzeugkäufern beliebt Z U S AT Z F A R B E N sind. Die Zahl der auffälligen und seltenen Lackierungen im Pkw- und Nutzfahrzeugbereich hat sich in den vergangenen Jahren vervielfacht. Die Modelle mit den besonderen Farben werden oft in Kleinstserien lackiert, was die Kosten in die Höhe treibt. Hersteller wollen ihre Lackierstraßen deshalb so ausrüsten, dass der Sonderfarbwechsel in der Serien lackierung schnell, sparsam und rückstandsfrei möglich ist. Dürr hat deshalb die Sonderfarbversorgung EcoSupply P ent- wickelt, die für geringe Stückzahlen besonders geeignet ist. Das System arbeitet mithilfe der sogenannten Molchtechnik. Molche sind kleine, gleitfähige Passkörper, die Farben durch Schläuche schieben. Nach dem Lackauftrag drücken diese Molche die Restfarbe rückstandsfrei zurück in die Behäl- ter und reinigen die Schläuche. Das geht schneller und der Farbverlust ist wesentlich geringer als bei den bislang ver- breiteten Kleinringleitungssystemen. Das gesamte System, vom Molch bis zum Lackierroboter, wird mit intelligenter Anlagentechnik von Dürr gesteuert. ECO Das Magazin des Dürr-Konzerns 33
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