Einladung zur mitgliederversammlung - S. 34
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ausgabe 2.2018 | www.mehr-demokratie.de Einladung zur Mitgliederversammlung S. 34 Vorstandswahlen S. 37
Inhalt bundesweite volksentscheide 4 DiREktE DEMokRatiE stEht DRiN. DiE aRBEit gEht wEitER. 7 Ein Geburtstagsgeschenk für Mehr Demokratie 8 Mehr Demokratie in der Allianz vielfältige Sie steht im Koalitionsvertrag! Demokratie Wie bekommen wir direkte Demokratie auf Bundesebene? EUROPA 11 GroSSe Koalition will CETA umsetzen, aber ... ab Seite 4 12 die eu braucht einen Bürgerkonvent! grundlagen 14 Glyphosat: Ein Thema für die Volksabstimmung? bundesländer 16 Demokratie von unten wachsen lassen 18 neues aus den landesverbänden rezension 20 Demokratie demokratisieren International 21 Koalitionsbedingung für direkte demokratie titelbild jan hagelstein, Links oben Jan Hagelstein, links mitte Lutz Bohm / FlickR (CC By-sa 2.0), links unten photocase versenkt 24 DiREktE DEMokRatiE iNs gEsPRäCh gEBRaCht 26 kurz notiert Glyphosat: Ein Thema für die Volksabstimmung? OMNIBUS FÜR DIREKTE DEMOKRATIE 28 Ringgespräche in Unternehmen ab Seite 14 Grundlagen 30 GEGENREDE zur NEO-OBRIGKEITLICHEn SKEPSIS GEGENÜBER VOLKSENTSCHEIDEN MD Intern 34 Einladung zuR BUNDESMITGLIEDERVERSAMMLUNG 37 Bundesvorstandswahl: Die Kandidierenden stellen sich vor Mehr Demokratie wird 30 Am 15. September, dem internationalen Tag der Demokratie, Direkte Demokratie in Österreich feiert Mehr Demokratie seinen 30. Geburtstag in Berlin. FPÖ bricht Wahlversprechen Beachten Sie die Rückseite! ab Seite 21 1 www.mehr-demokratie.de | Nr. 116 | 2/2018
Editorial Liebe Leserinnen und Leser, das erste Mal stehen in einem Regierungsvertrag „direkte Demokratie“ und „Bürger- beteiligung“ (siehe Artikel ab Seite 4). Das Maximum der GroKo – hart errungen – ist das Minimum. Für uns. Und sicher auch für die 72 Prozent, die in einer Umfrage im September kurz vor der Wahl gesagt haben: Wir wollen Volksentscheide auch auf Bundesebene! Das gibt uns jetzt nicht nur den Grund, sondern auch den Anlass, hart weiter zu kämpfen, den Erfolg mit dem Gelingen zu verbinden und dafür einzustehen, trotz der Bedenkenträger in der Regierung. Vor allem kommt es auf kluge Regelungen an, damit die Enttäuschung nicht alle Hoffnungen zunichte macht. Solche klugen Regelungen brauchen wir auch in den Bundesländern. In Baden- Württemberg startet Mehr Demokratie deshalb einen Volksantrag für direkte Demo- kratie in den Landkreisen (siehe Seite 16), in Bremen ein Volksbegehren für das bür- Claudine Nierth, gerfreundliche Wahlrecht (Seite 19), und in Hessen werden die Bürger/innen im Herbst Bundesvorstandssprecherin über Verfassungsänderungen entscheiden. Darin enthalten: deutliche Erleichterungen von Mehr Demokratie. für Volksbegehren (Seite 19). Und auch der Kampf gegen CETA und verwandte Handelsabkommen muss weiter- gehen! Die Volksinitiative gegen CETA in Schleswig-Holstein hat die Landesregierung dazu gebracht, dem Handelsvertrag mit Kanada im Bundesrat nicht zuzustimmen – ein großer und wichtiger Erfolg! Denn die neue Große Koalition will CETA umsetzen, unsere Kritik an den demokratiefeindlichen Teilen des Abkommens ignoriert sie (siehe Artikel auf Seite 11). Doch wir werden dranbleiben! Wer möchte, dass in diesem Land alle Menschen an Bord bleiben, muss alle Men- schen an Bord holen. Für mich mich sind direkte Demokratie und Bürgerbeteiligung die Gangway. Die gilt es jetzt zu bauen. Ihre Claudine Nierth 3
Bundesweite Volksentscheide direkte demokratie steht drin. Die Arbeit geht weiter. Eine neue Regierung ist gebildet – wie machen wir weiter? von Ralf-Uwe Beck Wir haben gelernt – aus jedem Wahlkampf etwas. Aus dem von Unterschriften gesammelt. Wir haben unsere Lobbyarbeit ver- 2013, dass wir unsere Kräfte einteilen, während der Koalitions- dreifacht und mehr als 100 Gespräche mit Parteivorständen, verhandlungen Druck aufbauen müssen und dafür einen langen Abgeordneten, Staatssekretären, Ministerinnen, sogar mit dem Atem brauchen. Aber dass es sechs Mo- Bundespräsidenten geführt. Wir haben nate dauern könnte, bis die Regierung keinen der Parteitage von SPD, Bündnis gebildet, der Koalitionsvertrag unter- 90/Die Grünen, FDP und CSU ausgelas- Zum ersten Mal schrieben ist … damit hat wohl niemand sen, die Viertelmillion Unterschriften gerechnet, wir freilich auch nicht. steht in einem symbolisch fünf Mal übergeben. Das Bei allen Unkenrufen, was wir nun Koalitionsvertrag, Ziel all dessen: Eine Formulierung im wirklich erreicht haben, steht eines kaum den die CDU Koalitionsvertrag, die möglichst nah an in Zweifel: Der Verein Mehr Demokratie unseren Forderungen die Einführung der mit verhandelt hat, mit all seinen Mitarbeitenden, mit vielen, direkten Demokratie auf Bundesebene wirklich vielen ehrenamtlich Engagier- das Stichwort garantiert. ten, ist mit dieser Kampagne zur Hoch- „direkte Demokratie“. Das haben wir zwar nicht geschafft. form aufgelaufen. Aber … Zum ersten Mal steht in einem Wir haben während des Wahlkamp- Koalitionsvertrag, den die CDU mit ver- fes die 90 Wahlkreise bearbeitet, in de- handelt hat, das Stichwort „direkte De- nen wir die Politiker/innen vermutet haben, die bei den Koali mokratie“. Damit ist die Tür zum bundesweiten Volksentscheid tionsverhandlungen eine Rolle spielen könnten. Wir haben – was einen Spaltbreit offen. Das, liebe Freundinnen und Freunde der es so kräftig und so entschlossen für den bundesweiten Volks- Demokratie, ist bereits ein politischer Erfolg. Es ist Ergebnis entscheid bisher noch nicht gab – ein Bündnis aus 36 Organisa- unserer Kampagne. Und daraus entwickelt sich das Arbeitspro- tionen geschmiedet. Wir haben binnen kürzester Zeit 270.000 gramm für die nächsten Jahre. 4 www.mehr-demokratie.de | Nr. 116 | 2/2018
Bundesweite Volksentscheide „Ohne Volksabstimmung ist alles Banane!“: Der „Bananensprayer“ Thomas Baumgärtel in Aktion vor dem Konrad-Adenauer-Haus, kurz bevor die Koalitionsverhandler/innen dort eintreffen. (Fotostrecke: Jan Hagelstein, Michael von der Lohe) Was steht im Koalitionsvertrag? Die gesamte Debatte um die direkte Demokratie war durch den Brexit verunsichert. Ein Missverständnis, klar, weil der Brexit Natürlich hat der Passus im Koalitionsvertrag Scharniere, über die sich die Tür schnell wieder zuschlagen lässt. Da steht: auf eine Befragung zurückgeht, die von „oben“ angesetzt war – eine Form der direkten Demokratie, die wir gerade nicht for- „Wir werden eine Expertenkommission einsetzen, die dern. Aber wer ein Thema versenken will, kümmert sich kaum Vorschläge erarbeiten soll, ob und in welcher Form un- um eine sachgerechte Differenzierung, trägt die Verunsiche- sere bewährte parlamentarisch-repräsentative Demo- rung vor sich her, um das Thema auf Abstand zu halten. kratie durch weitere Elemente der Bürgerbeteiligung Hinzu kam die Wahl von Donald Trump und das Wieder- und direkter Demokratie ergänzt werden kann. Zudem erstarken der AfD in der Flüchtlingskrise. Die AfD hat die sollen Vorschläge zur Stärkung demokratischer Prozesse direkte Demokratie im Wahlkampf besetzt, und zwar ebenfalls erarbeitet werden.“ nicht sonderlich differenziert. Die direkte Demokratie jeden- falls schien im vergangenen Sommer bei fast allen Parteien Eine Expertenkommission garantiert noch lange nicht den Ein- diskreditiert. Ausnahme: Die CSU. Ihre Mitglieder haben stieg in den Ausbau der direkten Demokratie auf Bundesebene, sie bei der ersten Mitgliederbefragung ihrer Geschichte auf zumal sie untersuchen soll, „ob“ dies die Forderung nach dem bundesweiten überhaupt ein gangbarer Weg ist. Was Volksentscheid festgelegt. Aber nicht also ist daran erfolgreich? nur das, sie hat damit auch wirklich Die direkte Demokratie Verständlich wird dies, wenn wir ernst gemacht, die Forderung in ihren uns den Ausgangspunkt vergegenwärti- schien im vergangenen Bayernplan aufgenommen und sogar gen. Noch 2013 stand die Forderung Sommer bei fast allen eine Garantie abgegeben, das Thema bei nach dem bundesweiten Volksentscheid Parteien diskreditiert. den Verhandlungen um die Regierung ganz selbstverständlich in den Wahlpro- auf den Tisch zu legen. Das hat sie dann grammen von Bündnis 90/Die Grünen, sehr verlässlich auch getan. Die Linke, FDP und SPD. Gerade die SPD hatte zuvor einen vollmundigen Parteitagsbeschluss ge- SPD und FDP wieder im Boot fasst und folgerichtig einen Gesetzentwurf in den Bundestag Es hat sich – je länger verhandelt wurde, umso mehr – einiges eingebracht. Noch dazu einen guten, der von der Überzeugung geklärt. Während der Jamaika-Verhandlungen ist die FDP ein- getragen war, dass die parlamentarische Demokratie den Hang geschwenkt, so dass sich Bündnis 90/Die Grünen, FDP und zum Besseren am ehesten mit der direkten Demokratie er- CSU auf einen Kompromiss verständigen konnten. Dahinter klimmen kann. Im Programm der SPD für die Bundestags- wird keine der Parteien wieder zurückfallen können. Es darf wahl 2017 war aus direkter Demokratie „direkte Beteiligung“ also zukünftig wieder mit der FDP gerechnet werden. Und viel- geworden. Keine Rede mehr vom bundesweiten Volksent- leicht entdeckt die Partei, die Bürgerrechte lange Zeit auf dem scheid. Ähnliches bei der FDP. Schirm hatte, die Bürgerbeteiligung überhaupt wieder für sich. 5
Bundesweite Volksentscheide Und die SPD ist während der Koalitionsverhandlungen dann über Und genau besehen gibt das der Koalitionsvertrag auch her. sich und ihr Wahlprogramm hinausgewachsen. Sie steht im Wort, Denn dort steht ja auch, zu klären sei, „in welcher Form“ Bür- an ihre Programmatik anzuknüpfen und das Thema wieder dort- gerbeteiligung und direkte Demokratie auszubauen sind. Da hin zu holen, wo es hingehört – nach vorn. Und nicht zuletzt wird haben wir eine Menge Ideen. sich die CDU endlich nicht mehr der Debatte verweigern können. Wir werden die Expertenkommission unterstützen und kri- Wie oft haben wir uns mit Argumenten aus dem Neandertal der tisch begleiten, werden unser gesamtes Know-How anbieten. Diskussion befassen müssen, mit den ewig gestrigen Bedenken. Eines darf nicht passieren: dass der Prozess mit einem netten Das wird sich ändern; der Bedarf, das Bericht – und ergebnislos – abschließt! Thema zu durchdringen, wird wachsen. Wir wollen einen klaren Fahrplan sehen Wir haben die direkte Demokratie aus Wir haben die und erwarten handfeste Ergebnisse. Hier der depressiven Delle geholt. Wir müs- direkte Demokratie werden wir dranbleiben! sen, bevor wir über den bundesweiten Die Tür zum bundesweiten Volks- aus der depressiven Volksentscheid reden, nun nicht mehr entscheid steht einen Spaltbreit offen. In erst anderthalb Stunden den Brexit bear- Delle geholt. diesen Spalt hinein werden wir arbeiten. / beiten. Ablesbar ist dies auch bei unseren Partnern aus der Zivilgesellschaft. Viele, wie in unserem Bündnis, haben ihre Vorbehalte aufgegeben oder nach hinten gestellt und treten konsequenter als noch vor einem Jahr für die direkte Demokratie ein. Jüngst gab es ein Netz- werktreffen zum gerechten Welthandel. Die Akteure denken plötzlich von sich aus über eine europäische Bürgerinitiative Ralf-Uwe Beck nach und fragen ganz gespannt, wie es um die bundesweite Bundesvorstandssprecher von Mehr Volksabstimmung steht. Demokratie. Wie geht es jetzt weiter? Auf diese Partnerschaften werden wir bauen. Aus dem Koali Claudine Nierth tionsvertrag ergibt sich unser Arbeitsprogramm. Zunächst: Das Bundesvorstandssprecherin von Mehr „ob“ muss weg. Wir haben es in den Ländern längst hinter uns. Demokratie. Die direkte Demokratie ist in ausnahmslos allen Verfassungen angekommen. Der Schwenk der CSU kommt doch nicht von ungefähr. In Bayern macht sie Erfahrungen mit der direkten De- Roman Huber mokratie, die kaum plausibel machen, warum uns das Instrument Geschäftsführender Bundesvorstand auf Bundesebene vorenthalten wird. Es kann doch nur noch da- von Mehr Demokratie. rum gehen, „wie“ die direkte Demokratie zu gestalten ist. 6 www.mehr-demokratie.de | Nr. 116 | 2/2018
Bundesweite Volksentscheide Ein Geburtstagsgeschenk für Mehr Demokratie Ein Mitglied möchte, dass der Mehr Demokratie-Stiftungsfonds größer wird. Und hat dafür 50.000 Euro gestiftet. von Katrin Tober Im Jahr 2015 haben vier Menschen den Aber die Zustiftung wird nicht einfach sondern möglichst 100.000 Euro in den Mehr Demokratie-Stiftungsfonds unter an den Stiftungsfonds überwiesen. Wir Stiftungsfonds fließen. Denn die Demo- dem Dach der GLS Treuhand gegründet, bekommen das Geld nur, wenn sich wei- kratie zu bewahren und zeitgemäß weiter um Mehr Demokratie auf lange Sicht zu tere Menschen zu einer Zustiftung ent- zu entwickeln, ist und bleibt eine Dauer- fördern. "Anstiften zum Stiften" hieß schließen. So soll jede Zustiftung quasi aufgabe. Das weiß er als Mitinitiator von das Motto der ersten Stunde. Genau die- verdoppelt werden. Wenn also jemand Mehr Demokratie nur allzu gut. ses Motto hat sich Daniel Schily, Grün- 1.000 Euro stiftet, dann kommen von Erwünscht sind Zustiftungen ab ei- dungsmitglied von Mehr Demokratie, unserem Spender noch einmal 1.000 ner Höhe von 500 Euro. Wenn Sie Fra- zu eigen gemacht und eine Zustiftung in Euro hinzu. gen rund um die Zustiftung haben oder Höhe von bis zu 50.000 Euro zugesagt. Daniel Schily möchte uns ermuntern, wenn Sie an den Stiftungsfonds spenden Gedacht als Geburtstagsgeschenk zum den Stiftungsfonds bekannter zu machen möchten, melden Sie sich gerne. Selbst- 30jährigen Vereinsjubiläum, das in die- und er will erreichen, dass bis Jahresen- verständlich können Sie die Spenden und sem Jahr ansteht. de nicht nur seine eigenen 50.000 Euro, Zustiftungen steuerlich geltend machen. / zustiften in Den Stiftungsfonds Wir freuen uns, wenn Sie darüber nachdenken, den Mehr Informationen Stiftungsfonds zu unterstützen. Gemeinsam können Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Stiftungs- wir die Weiterentwicklung der Demokratie fördern. fonds zu unterstützen. Gerne senden wir Ihnen unser Infoblatt zu den Optionen als pdf-Dokument Kontakt zu (bestellbar bei Katrin Tober, Kontakt siehe links). Bitte nehmen Sie Kontakt mit uns auf, wenn Sie www.mehr-demokratie.de/stiftungsfonds.html Fragen haben oder weitere Informationen benötigen. Ansprechpartnerinnen Bankverbindung für Ihre Zuwendung Mehr Demokratie e. V. Für Zustiftungen und Spenden nutzen Sie bitte Katrin Tober die Kontoverbindung des Stiftungsfonds: Tel.: 0421-79 46 370 katrin.tober@mehr-demokratie.de Kontoinhaber: Dachstiftung für individuelles Schenken IBAN: DE54 4306 0967 0103 7008 00 GLS Treuhand BIC: GENODEM1GLS Christiane Altenkamp Bank: GLS Gemeinschaftsbank eG in Bochum Tel.: 0234-579 753 51 Verwendungszweck: christiane.altenkamp@gls-treuhand.de Stiftungsfonds MEHR DEMOKRATIE-Stiftung 7
Bundesweite Volksentscheide Mehr Demokratie in der Allianz vielfältige Demokratie Auf der Suche nach neuen Kooperationsmöglichkeiten zwischen direkter Demokratie, Parlament und Bürgerbeteiligung. von Susanne Socher und Claudine Nierth Da saßen wir nun, zwischen Ministe- gramm. Wohin führt dieser Vorstoß? Wer Was macht eine vielfältige Demokra- rialbeamten, Staatssekretärinnen, Bür- nimmt an diesem Format teil? Lohnt es tie aus? germeistern, Verwaltungsfachleuten und sich, hier Zeit und Arbeit zu investieren? Es schälte sich die Erkenntnis heraus: Politikerinnen: in der Allianz Vielfältige Wird es die direkte Demokratie und die Gute Demokratie funktioniert dann, Demokratie. Zusammen mit insgesamt Bürgerbeteiligung im Land voranbringen? wenn die drei Säulen der Demokratie, etwa 120 Menschen aus Politik, Verwal- Wir tasteten ab und fühlten vor. Erste, die repräsentative, die dialogische und tung und Zivilgesellschaft hatte die Ber- zunächst kontroverse Diskussionen in die direkte Demokratie, einander ergän- telsmann Stiftung auch uns eingeladen: zahlreichen, gut vorbereiteten Treffen und zen, ineinandergreifen und kombiniert Claudine Nierth, Susanne Socher und Sitzungen. Wir drei Verfechter/innen der werden. Gewählte Parlamente, einberu- Daniel Schily von Mehr Demokratie*. direkten Demokratie erlebten uns anfangs fene Bürgerräte und Volksabstimmun- Zwei Jahre lang sollten wir alle zusam- als die Exoten. Aber irgendwann wurde gen stärken die Demokratie, wenn sie menarbeiten, überlegen, diskutieren und uns klar: Wir schmieden tatsächlich alle sich nicht als Konkurrenten, sondern als Vorschläge erarbeiten, wie die vielfältige am gleichen Eisen. Zu erleben, dass wir Kooperationspartner verstehen. Und zwar Demokratie in Deutschland funktioniert. nicht allein unterwegs waren, tat uns gut. gleichberechtigt nebeneinander. Jede ein- Bei der Auftaktveranstaltung im Jede/r brachte die eigenen Erfahrungen zelne Säule trägt die Demokratie. Worin Herbst 2015 stand zunächst ein vorsich- ein: die Politik aus den Parlamenten, die die eine schwach ist, da hat die andere tiges gegenseitiges Beäugen auf dem Pro- Verwaltung aus der Umsetzung und wir ihre Stärke. Das heißt in der Praxis, dass aus der Bürgerbegehrensberatung. Man die Bürger/innen nicht nur Wähler/innen nahm uns ernst und unsere Expertise sind, sondern zugleich auch beraten und * Für Nachfragen: Ein Honorar gab es für unser Mitwirken nicht. dankbar auf. entscheiden. Je nachdem, wann was ge- 8 www.mehr-demokratie.de | Nr. 116 | 2/2018
Bundesweite Volksentscheide Zwei Jahre lang diskutierten 120 Menschen aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft darüber, wie sich die Demokratie festigen und beleben lässt. Foto: Thomas Kunsch braucht wird. Das ist der Ausdruck ihrer Beteiligungsverfahren von den gewählten ist zu fast jedem Zeitpunkt möglich und Souveränität. Vertreter/innen beauftragt und eingesetzt, sinnvoll. So kann beispielsweise vor einem In der Abschlussveranstaltung im meistens mit dem Ziel, die Bürger/innen Bürgerentscheid ein Dialogverfahren hilf- Januar 2018, nach zweijähriger Arbeit, über ein Vorhaben zu informieren oder sie reich sein, um den Inhalt der Abstimmung brachte es Gisela Erler, Staatsrätin für Zi- beraten zu lassen. Die Ergebnisse fließen genauer zu definieren. Oder das Ergebnis vilgesellschaft und Bürgerbeteiligung aus dann im Idealfall in die parlamentarischen eines Dialogverfahrens macht einen Bür- Baden-Württemberg, so auf den Punkt: Entscheidungen oder in die Verwaltungs- gerentscheid überflüssig, weil das Parla- „Wer in Politik und Verwaltung arbeit mit ein. Auf der anderen Seite steht ment die Empfehlung übernimmt. Auch im die Bürger/innen nicht beteiligt die direkte Demokratie. Sie kann Prozes- Anschluss an eine erfolgreiche Initiative aus Angst, schlafende Hunde zu se anregen, indem die Bürger/innen selbst oder ein Bürgerbegehren kann ein Dialog wecken, der täuscht sich. Denn Themen durch Bürgerbegehren auf die einberufen werden, um eine weitere Alter- gerade, wenn man sie nicht betei- Agenda setzen, oder Beschlüsse der Par- native zu entwickeln und mit zur Abstim- ligt, dann wird der Hund wach lamente per Entscheid infrage stellen. mung zu stellen, um so eine Kontroverse und dann beißt er auch.“ zu entschärfen. Wie gelingt ein Zusammenspiel die- Außerdem helfen Dialogformate, die Was in der Zusammenfassung klar er- ser Verfahren? Diskussionen vor einer Abstimmung zu scheint, bedurfte im gesamten Prozess An uns wurde die Frage gestellt: Wie strukturieren. Sie lassen Informationen einiger Diskussion – zum Beispiel das können Dialogverfahren mit direktdemo- besser fließen und regen alle Seiten dazu Verhältnis von direkter Demokratie und kratischen Verfahren sinnvoll verknüpft an, sich verständlich und umfassend zu Bürgerbeteiligung. In der Regel wird ein werden? Herausgearbeitet haben wir: Das erklären. Nach einem Bürgerentscheid 9
Bundesweite Volksentscheide Vielfältige Demokratie auch auf Bundesebene! Am Ende der Zusammenarbeit stand die klare Forderung im Raum: Bürgerbetei- ligung und direkte Demokratie brauchen wir auch auf Bundesebene als Ergänzung zur parlamentarischen Demokratie. Und klar, am besten miteinander verknüpft! Unser Fazit: Die zweijährige Mitarbeit in der Allianz Vielfältige Demokratie hat sich gelohnt. Die Bertelsmann Stiftung Susanne Socher, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Daniel Schily und hat eine ganze Reihe interessanter Bro- Claudine Nierth (v.l.n.r.) schüren aus unserer Arbeit erstellt und damit die Akzeptanz von Bürgerbetei- kann ein Dialogverfahren Details der Um- zu hoch ist, wären die Bemühungen um- ligung und direkter Demokratie in der setzung planen und gestalten. Schließlich sonst gewesen. Das erzeugt Frust. Auch Breite gestärkt. Wir haben uns gut ver- kann auch mit einem direktdemokrati- muss das Parlament entscheiden dürfen, netzt, zahlreiche neue Kontakte geknüpft, schen Verfahren die Durchführung eines eine bestimmte Frage an die Bürger/innen Berührungsängste und Vorurteile auf al- Dialogverfahrens gefordert werden. zu delegieren oder selbst eine Alternativ- len Seiten abgebaut und vor allem unsere Das alles kann wunderbar funktio- vorlage zu beschließen. Diese Alternativ- Expertise einfließen lassen. Sogar eine nieren – gewisse Rahmenbedingungen vorlage kann – wie oben beschrieben – in Einladung zum Bundespräsidenten kam vorausgesetzt. Das sind zum einen gute einem Dialogverfahren erarbeitet wor- auf diesem Wege in’s Haus. gesetzliche Grundlagen und zum anderen den sein. Stehen mehrere Vorlagen zur All dies gelang uns, weil wir vielen eine positive Grundhaltung der Beteilig- Abstimmung, sollte die Verwaltung eine Menschen – auch Skeptiker/innen direkter ten: Nur wer davon überzeugt ist, dass neutrale Stichfrage formulieren, so wie es Demokratie – persönlich begegnen und Lösungen und Entscheidungen besser in Bayern schon üblich ist. einen offenen Austausch pflegen konnten. werden, wenn die Menschen beteiligt sind, Im Optimalfall werden die Ergebnisse Jetzt geht es darum, die Erkenntnisse zu kann dialogische wie direktdemokratische und die zur Abstimmung stehenden Fra- verbreiten und schließlich anzuwenden. Verfahren erfolgreich durchführen. Wer je- gen in einer Informationsbroschüre trans- Denn je mehr sich die drei Säulen der De- doch misstraut und meint, es besser als die parent und nachvollziehbar dargestellt. mokratie verbinden, desto umfassender anderen zu wissen, wird enttäuscht. Arglist Nur mit einer umfassenden Information sind die Lösungen und größer die Zufrie- und Missgunst belasten oder verhindern können am Ende auch gute Entscheidun- denheit aller Beteiligten. / gar demokratische Prozesse. gen gefällt werden. Rechtlich müssen diese Prozesse fair Nicht zu vernachlässigen sind auch geregelt sein: möglichst viele Themen Transparenz und Flexibilität. Je frühzei- müssen für Volksabstimmungen zuge- tiger die Menschen wissen, dass zu einer lassen, Beteiligungssatzungen oder –leit- bestimmten Frage ein Dialogverfahren, fäden klar formuliert und rechtlich ver- ein direktdemokratisches Verfahren oder ankert sein. Dazu braucht es moderate eine Kombination aus beidem erwogen Susanne Socher Bürgerbegehrensberaterin, Quoren, die auch realistisch sind. Denn wird, desto besser. Dann kommunizieren Geschäftsführerin von Mehr wenn über das Thema am Ende nicht ent- Bürger/innen und ihre Vertreter/innen Demokratie Bayern. schieden werden kann, weil das Quorum und die Verwaltung eher auf Augenhöhe. Dokumentation Mehr über das Projekt und seine Ergebnisse sowie verschiedene Publikationen zum kostenlosen Download finden Sie unter Claudine Nierth www.bertelsmann-stiftung.de/allianz-vielfaeltige-demokratie-ergebnisse Bundesvorstandssprecherin von Mehr Demokratie. 10 www.mehr-demokratie.de | Nr. 116 | 2/2018
Europa GroSSe Koalition will CETA umsetzen, aber... … vorm Verfassungsgericht und im Bundesrat können wir das noch verhindern! Von Nicola Quarz CETA im Koalitionsvertrag gehen, dem nach Ansicht von Mehr De- EU-Recht vereinbar sind. Die Entschei- Die Große Koalition will „in Deutsch- mokratie und seinen Bündnispartnern die dung des EuGH darüber steht noch aus. land die Voraussetzungen dafür schaffen, demokratische Legitimation fehlt. Aber selbst wenn der EuGH keinen Ver- dass das CETA-Abkommen umfassend stoß gegen Europarecht feststellte, hieße in Kraft treten kann“ – darauf haben sich dies noch lange nicht, dass der Investo- SPD, CDU und CSU im Koalitionsvertrag Es ist damit zu rechnen, renschutz auch mit dem Grundgesetz verständigt. Mit CETA seien „zukunfts- dass noch in diesem Jahr vereinbar ist. weisende Regelungen für den Schutz von Das in den Niederlanden geplante das Zustimmungsgesetz Umwelt und Gesundheit, Arbeitnehmer- Referendum gegen CETA ist in Gefahr. rechten, öffentlicher Daseinsvorsorge und zu CETA in den Die niederländische Regierung will das für einen fortschrittlichen Investitions- Bundestag eingebracht fakultative Referendum abschaffen mit- schutz“ vereinbart worden (siehe Koali- wird. Dann kommen die tels eines Gesetzes, das aufgrund eines tionsvertrag ab Seite 65). juristischen Tricks selbst nicht mehr mit Verfassungsbeschwerden Diese Formulierungen ändern nichts einem Referendum angegriffen werden daran, dass CETA in vielen Punkten eine ins Spiel. kann (siehe mdmagazin Nr. 115, Seite 26). Gefahr für die Demokratie darstellt. Es Gegen dieses Vorgehen hat unsere Part- ist damit zu rechnen, dass noch in diesem nerorganisation Meer Democratie nun Jahr das Zustimmungsgesetz zu CETA in Bundesrat muss zustimmen Rechtsmittel ergriffen. den Bundestag eingebracht wird. Dann Damit CETA endgültig in Kraft treten CETA ist also noch lange nicht kommen die Verfassungsbeschwerden kann, muss in Deutschland außerdem „durch“. Gemeinsam mit unseren Mit- gegen das umstrittene Abkommen ins nicht nur der Bundestag, sondern auch streiter/innen werden wir weiterhin auf Spiel, die vor dem Bundesverfassungs- der Bundesrat zustimmen (siehe mdma- allen Ebenen dafür kämpfen, dass das gericht anhängig sind. gazin Nr. 114, Seite 16). Auch hier gibt es undemokratische Abkommen nicht end- gute Nachrichten: Die Volksinitiative in gültig in Kraft treten kann. / Verfassungsbeschwerde gegen CETA Schleswig Holstein war insofern erfolg- Spätestens in dem Moment, in dem ein reich, als dass sich das Land im Bundesrat deutsches Ratifizierungsgesetz zu CETA enthalten wird. Noch hat CETA im Bun- vorliegt, heißt es für Mehr Demokratie desrat keine sichere Mehrheit. wieder: „auf nach Karlsruhe!“. Denn dann steht das Hauptsacheverfahren an, in dem Auch international geht der Wider- das Bundesverfassungsgericht prüft, in stand weiter welchen Punkten CETA gegen das Grund- Die belgische Regierung hatte den Euro- Nicola Quarz gesetz verstößt. Neben den umstrittenen päischen Gerichtshof (EuGH) im vergan- Juristin, koordiniert die Verfas- Investorenschutz-Gerichten wird es vor genen Herbst dazu aufgefordert zu prüfen, sungsbeschwerde gegen CETA für allem um das Ausschusssystem in CETA ob die Investorenschutz-Gerichte mit dem Mehr Demokratie. 11
Europa die eu braucht einen Bürgerkonvent! Bei der dringend anstehenden Erneuerung der EU führt an den Bürger/innen kein Weg vorbei. von Alexander Trennheuser Wie steht es um Europa? Inzwischen bestimmt die EU die Lebenswirklichkeit der Bür- Schwere Krisen haben die Europäische Union in den letzten zehn ger/innen – wie stark, das ist vielen Menschen vielleicht erst mit Jahren durchgeschüttelt. Das Erschreckendste: Keine einzige der Eurokrise oder der Debatte um die Freihandelsabkommen davon wurde wirklich gelöst. Weder wurden die notwendigen TTIP und CETA klar geworden. Dass etwa Wohnraum in vielen Strukturreformen zur Lösung der Euro-Krise angegangen. Noch Regionen Deutschlands unbezahlbar geworden ist, steht in engem gibt es tragfähige Vereinbarungen zwischen den Staaten über die Zusammenhang mit der ungelösten Eurokrise und der Nullzins- Aufnahme von Flüchtlingen, geschweige denn eine Idee, wie mit Politik der Europäischen Zentralbank. Und ob der Umgang der dem Erstarken rechter, die EU ablehnender Parteien in zahlreichen eigenen Gemeinde mit einem Investor vor einem internationalen europäischen Staaten umgegangen werden soll. Privat-Schiedsgericht enden kann, liegt in der Hand der europäi- Aufgeschoben ist nie aufgehoben. Und doch schiebt die EU schen Handelspolitik. Das alles geschieht, ohne dass im Gegenzug sämtliche Probleme nur vor sich her, nutzt aber kaum die Zeit, das schon sprichwörtliche Demokratiedefizit der EU ernsthaft die durch den Aufschub gewonnen wird. Weitgehende Reformen angepackt würde. Die Staats- und Regierungschefs scheinen sich wären nötig; aber der alte Weg, die Aushandlung von EU-Verträ- nicht mehr zu trauen, größere EU-Reformen anzustoßen. gen in langen nächtlichen Runden der Staats- und Regierungs- Demokratische Staaten, die miteinander Handel treiben, chefs, wird von den Menschen in Europa nicht mehr mitgetragen. führen keine Kriege gegeneinander. Wir verdanken es der euro- päischen Zusammenarbeit, dass es seit 70 Jahren zwischen den Was braucht die Europäische Union? Mitgliedsstaaten keine kriegerischen Auseinandersetzungen mehr Die EU braucht einen demokratischen Neustart! Denn ihre wirt- gab. Wenn sich die EU aber weiterhin unfähig zeigt, ihre zen schaftspolitisch geprägten Anfänge kennzeichnen sie bis heute. tralen Probleme zu lösen, wird der bereits jetzt zu beobachtende 12 www.mehr-demokratie.de | Nr. 116 | 2/2018
Europa Rückzug in alte Nationalismen diese enge Kooperation vielleicht berufen werden, sich im Beratungsprozess beteiligen können und bald in Frage stellen. Es ist schließlich nicht unvorstellbar, dass vor allem: das Ergebnis dieses Konvents durch Volksabstimmun- weitere Staaten dem britischen Beispiel folgen könnten. gen bestätigen – oder ablehnen können. Welche aktuellen Impulse zur Reform der Europäischen Wie gehen wir weiter vor? Union gibt es? Dass bei Pulse of Europe und anderen Bewegungen viele tau- Den vielleicht wichtigsten Anstoß gab im September 2017 der send Menschen für die Zukunft Europas demonstrieren, zeigt, französische Staatspräsident Emmanuel Macron. In zwei aufein- dass wir mit unseren Vorschlägen den Nerv der Zeit treffen. Der anderfolgenden Reden in Paris und Athen nordrhein-westfälische Landesverband forderte er eine „Neugründung Europas“, von Mehr Demokratie organisiert mehrere deren Grundzüge die Bürger/innen euro- Veranstaltungen im Rahmen der Kampa- Wir brauchen einen paweit in „Mini-Konventen“ diskutieren gne „European Public Sphere“; so tragen sollten. In seinen Reden sprach er we- demokratisch legitimierten wir die Debatte um die Zukunft Europas sentliche Punkte an. So forderte er ein Europäischen Konvent, auf die Straßen und Plätze. Eurozonenbudget mit einem dafür zu- der die Demokratiefrage Und wir wollen uns zusammentun ständigen Ministerium, eine abgestimm- mit Mitstreiter/innen in der deutschen in den Mittelpunkt stellt. te Flüchtlingspolitik, eine gemeinsame und vor allen Dingen der europäischen europäische Verteidigungspolitik, aber Zivilgesellschaft, die sich unseren Vor- alexander trennheuser auch vermeintliche Kleinigkeiten wie schlägen anschließen. Wir wollen keinen ein europäisches Erasmus-Jahr für Stu- Wochenend-Konvent, auf dem Staats- und dierende und Lehrlinge. Regierungschefs halbgare Kompromisse Die Antwort aus Deutschland auf diese Forderung lässt auf schmieden, die nur ein weiteres Weiter-So begründen, sondern sich warten. Zwar stellt der Koalitionsvertrag von Union und einen echten Konvent, der eine europäische Verfassung begrün- SPD Europa in den Mittelpunkt. Vieles im Vertragswerk bleibt det und dessen Ergebnisse den Bürger/innen zur Volksabstim- aber vage Absichtserklärung. mung vorgelegt werden. Dafür werden wir auf einem Symposium Ohnehin ist fraglich, ob die EU durch den Impuls eines im März in Kassel, einem gemeinsam mit ATTAC organisier- Staatschefs zu den tiefgreifenden Reformen kommen kann, die ten Kongress im Oktober, sowie beim Global Forum of Modern nötig wären. Es besteht die Gefahr, dass die Debatte inner- Direct Democracy im September in Rom werben. Zu den EU- halb der europäischen Institutionen verbleibt. Die von Macron Parlamentswahlen Anfang im Mai 2019 werden wir dann erneut skizzierten Mini-Konvente europäischer Bürger/innen könnten der Konventsforderung europaweit öffentlich Gehör verschaffen. diese Gefahr bannen, doch bleibt der französische Präsident Sich damit zu beschäftigen, wie uns das gelingen kann, ist eine Ideen schuldig, wie die Konvente am Gesamtprozess genau der spannendsten Aufgaben für die nächsten Monate! / mitwirken können. Gute Beteiligung gelingt aber nur dann, wenn der Beteiligungsprozess transparent und in allen Details ausgefeilt ist. Informieren und aktiv werden: Was schlägt Mehr Demokratie vor? Wir wollen die Europäische Union von einem Projekt wirt- „Global Forum of Modern Direct Democracy“ vom 26.-29. September 2018 in Rom schaftlicher Zusammenarbeit endlich zu einem Europa der Bür- https://2018globalforum.com ger/innen weiterentwickeln. Wir brauchen einen demokratisch legitimierten Europäischen Konvent, der die Demokratiefrage Mehr Demokratie-Arbeitskreis Europa/Welt in den Mittelpunkt stellt. Wir brauchen eine Neugründung der www.mehr-demokratie.de/ueber-uns/organisation/ EU. Natürlich baut diese auf den Errungenschaften der letzten arbeitskreise/europa-und-welt/ 70 Jahre auf, doch inzwischen führt unserer Auffassung nach an den Bürger/innen kein Weg mehr vorbei. „European Public Sphere“ facebook.com/EuropeanPublicSphere 2016 und 2017 hat Mehr Demokratie Ideen für die politische Fortentwicklung Europas auf zwei Mitgliederversammlungen eingehend diskutiert und die Forderung eines Europäischen Kon- vents beschlossen. Ein Europa der Bürger/innen kann nur durch Alexander Trennheuser einen Konvent entstehen. Dieser Konvent sollte seine Arbeitsab- Mitglied im Bundesvorstand von Mehr läufe und sein Tempo selbst bestimmen können, so transparent Demokratie, Geschäftsführer von Mehr wie möglich arbeiten und die Bürger/innen umfassend einbezie- Demokratie Nordrhein-Westfalen. hen. Bürger/innen sollen nach dem Zufallsprinzip in den Konvent 13
Grundlagen Das Pflanzenvernichtungsmittel Glyphosat kommt vor allem in der industriellen Landwirtschaft, aber auch in Kleingärten zum Einsatz. Foto: Lutz Bohm / FlickR (CC BY-SA 2.0) Glyphosat: Ende 2017 habt ihr von Mehr Demokratie aus eine „Glyphosat-Debatte“ gestartet. Was steckt dahinter? Ein Thema für Viele Bürger/innen waren richtiggehend entsetzt darüber, wie Landwirtschaftsminister Schmidt sich in Brüssel bei der die Volks- Glyphosat-Abstimmung verhalten hat. Da setzte einer scheinbar einfach seine eigene Meinung durch – entgegen der Absprachen mit dem Koalitionspartner. Wie viel Lobby steckt wohl hinter abstimmung? einem so radikalen Vorgehen? Ich fand den Gedanken spannend, bei diesem aufgeladenen Thema die Situation umzudrehen: Was ist, wenn nicht einer entscheidet, sondern alle? Anne Dänner und Sarah Händel haben sich und andere gefragt: Wie würden Hinter der Volksabstimmungs-Idee steht für mich ein ganz bestimmtes Menschenbild. Die Debatte und der Austausch, die wir über Glyphosat diskutieren, wenn wir vor einer Abstimmung stattfinden, sind mindestens genauso wich- über sein Verbot direkt abstimmen könnten? tig wie der Entscheid selbst. Und das Glyphosat-Thema zeigt, warum wir solche Debatten brauchen. Viele Menschen haben da- von gehört. Die meisten haben eine Meinung, aber kein vertieftes Wissen dazu. Wir haben also so getan, als könnten wir tatsächlich Fragen Neelke Wagner demnächst über Glyphosat abstimmen. Und dafür haben wir Fak- ten und Pro- und Contra-Argumente gesammelt. 14 www.mehr-demokratie.de | Nr. 116 | 2/2018
Grundlagen Was waren für euch die wichtigsten Erkenntnisse? Interessanterweise waren noch nicht einmal alle Organi- sationen, die Glyphosat verbieten wollen, für eine Volksabstim- Beim Thema Glyphosat spielen viele Emotionen mit hin- mung darüber. So etwas sollten doch lieber die Expert/innen ein, und das ist auch kein Wunder – schließlich geht es dabei um beurteilen, aber dabei bitte geltende Prinzipien wie das Vorsorge- unsere Gesundheit. Die Menschen werden misstrauischer, was prinzip berücksichtigen. Dass über das Thema Ernährung und (industrielle) Produktionsprozesse von Nahrungsmitteln angeht. Landwirtschaft endlich eine tiefere Debatte in der Gesellschaft Sie fragen sich: „Über was wird wohl alles hinweggesehen, um geführt wird, wünschten sich dagegen fast alle. Und tatsächlich den Profit hochzuhalten?“ Ich denke, das Vertrauen kann nur habe ich den Eindruck, dass die Debatte um das Glyphosat nur wieder wachsen, wenn wir diese Debatten ehrlich führen und das greifbare Symptom eines weit tiefer gehenden Unbehagens ist. zeigen, dass es keine einfachen Antworten gibt. Besonders inte- ressant fand ich die Erkenntnisse der Biologin Maria Finck. Sie Wärt ihr nach den Gesprächen für eine Volksabstimmung sagt, dass Glyphosat direkt nicht schädlich sei, aber beispiels- über Glyphosat? weise Resistenzen gegenüber Antibiotika verursacht. Und dass es weniger auf die akute Giftigkeit eines Stoffes ankomme, als Eine Abstimmung über den einzelnen Wirkstoff fände ich darauf, was passiert, wenn ein Organismus diesem Stoff über nach dieser Debatte nicht mehr sinnvoll – aber über die Rahmenbe- längere Zeit ausgesetzt wird und welche Wechselwirkungen er dingungen schon. Martin Rücker von foodwatch hat es auf den mit anderen Stoffen in unserem Körper auslöst. Mir persönlich Punkt gebracht: „Wir können den Streit der Forscher/innen nicht wird es immer etwas mulmig, wenn wir in großen Ausmaß Stoffe auflösen.“ Aber wir können durchaus darüber entscheiden, ob wir einsetzen, über deren Langzeitwirkung wir augenscheinlich so uns am Vorsorgeprinzip orientieren oder einen risikobasierten An- wenig wissen. satz verfolgen wollen. Man könnte auch darüber abstimmen, ob es in Ordnung ist, wenn für die Risikobewertung Studien der Herstel- Ich habe festgestellt, dass auch mein eigenes Wissen über ler mit einbezogen werden. Derzeit greifen die bewertenden Insti- Glyphosat recht oberflächlich war. Ich hatte ursprünglich Bienen- tute auf Daten der Firmen zurück, die die Stoffe verkaufen wollen Sterben, Gift im Essen und Mono-Kulturen im Kopf. Je tiefer – das mag billiger sein, als eigene Studien in Auftrag zu geben, aber man einsteigt, desto mehr muss man seine ursprüngliche Position es scheint mir ein Riesen-Einfallstor für Lobbyismus. Und ob man überdenken. Ein Beispiel: Insektenarten verschwinden nicht, weil das will, ist keine wissenschaftliche, sondern eine politische Ent- sie vergiftet werden, zumindest nicht durch Glyphosat. Ihnen wird scheidung, die auch die Bürger/innen treffen könnten. die Nahrungsgrundlage entzogen, weil weniger Heu und mehr Silo gemacht wird. Deswegen gibt es weniger Wiesen mit einer Ich glaube, wenn wir bundesweite Abstimmungen hätten, Vielfalt von blühenden Pflanzen. Eigentlich müssten wir darüber würde sich die Situation von ganz alleine auflösen. Denn wenn diskutieren, wie Landwirtschaft betrieben wird, nicht nur über ein etwa die Umweltverbände ein Volksbegehren starten könnten, einzelnes Mittel. Ich fand noch etwas spannend: Das Thema Gly- dann würden sie sicherlich die grundsätzlichen Fragen in den phosat erhitzt die Gemüter – auch unsere eigenen. Die einzelnen Blick nehmen: Wie wollen wir uns ernähren? Wie behandeln wir Gespräche, auch mit den Befürworter/innen, habe ich trotz kriti- unsere Nutztiere? Wie sollen die Rahmenbedingungen für die scher Nachfragen von unserer Seite als sehr sachlich empfunden. Landwirtschaft aussehen? Ihre konkreten Vorschläge dazu zu er- Fazit: Wenn man direkt miteinander ins Gespräch geht, ist es viel fahren, das fände ich wahnsinnig spannend! / schwieriger „die andere Seite“ zu verurteilen und zu beschimpfen, als wenn die Debatte virtuell stattfindet. Glyphosat: Die DEbatte Was halten eure Gesprächspartner/innen von einem Die Gespräche mit neun Expert/innen zum Thema Volksentscheid über Glyphosat? finden Sie online unter www.mehr-demokratie.de/glyphosat-debatte Die Angst vor einer „Fehlentscheidung“ der Bürger/innen war sowohl auf der Pro- als auch auf der Contra-Seite zu spüren. Weder die Umweltverbände noch der Bauern- oder Raiffeisen Sarah Händel verband scheinen sich sicher zu sein, dass sie die Menschen mit Mitglied im Bundesvorstand von Mehr ihren Argumenten überzeugen können. Zugleich nannten sie Demokratie, Geschäftsführerin von Mehr Demokratie Baden-Württemberg. immer wieder die Verbraucher/innen als wichtigen Faktor: „Die Leute sind nicht bereit, mehr Geld für hochwertige Lebensmit- Anne Dänner tel zu bezahlen.“, „Die Verbraucher bestimmen mit, wie unsere Bundespressesprecherin und Landschaften aussehen. Als Konsument/innen scheinen wir eine Bereichsleitung der Öffentlichkeitsar- enorme Macht zu haben – als Bürger/innen haben wir diesen Ein- beit von Mehr Demokratie. fluss nicht. 15
Bundesländer Demokratie von unten wachsen lassen Volksantrag für die Einführung direkter Demokratie in den Landkreisen Baden-Württembergs gestartet! von Sarah Händel Muten wir den Menschen zu viel zu, wenn wir den bundesweiten Demokratielücke schließen! Volksentscheid fordern? Viele sagen uns: Die Demokratie soll Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir am 14. Februar unseren von unten wachsen, die Leute müssen erst einmal das Instrument ersten Volksantrag gestartet. Der Volksantrag wurde in Baden- kennenlernen, dann können wir uns irgendwann auch auf die Württemberg 2015 eingeführt. Mit ihm können die Bürger/innen Bundesebene trauen. Im Prinzip sehen wir das auch so. Deswegen selbst Gesetzentwürfe in den Landtag einbringen. Kommen die kümmert sich Mehr Demokratie in allen Bundesländern konti- nötigen 40.000 Unterstützungs-Unterschriften zusammen, muss nuierlich darum, dass die Menschen die Instrumente der direkten der Landtag den Vorschlag behandeln und dazu eine Entschei- Demokratie leichter nutzen können und sie besser kennenlernen. dung treffen. In den Kommunen klappt das immer besser. Auf Landesebene hingegen noch sehr schleppend, weil die Unterschriftenhürden größtenteils noch viel zu hoch sind. Aber was ist eigentlich mit der Ebene dazwischen? Was ist mit den Landkreisen? welche themen würden sich für die Bürger/innen auf Kreisebene öffnen? Kleine Königreiche statt Bürgermitsprache Ein Bürgerbegehren oder Einwohnerantrag ist denkbar über: In Baden-Württemberg werden die Landkreise gern als kleine n die Schließung eines Krankenhauses Königreiche bezeichnet. Denn sie haben viel Wichtiges zu ent- n besseren öffentlichen Nahverkehr scheiden, doch gibt es wenige öffentliche Debatten dazu. Zu- n ein umfassendes Klimaschutzkonzept für den sätzlich haben wir im Ländle noch ein spezielles Problem: Viele Landkreis Bürgermeister/innen sitzen auch im Kreistag. Das führt hin und wieder zu Interessenkonflikten. Dennoch haben die Bürger/in- Unser Vorschlag für die Regeln nen bisher keine Chance, per Bürgerbegehren eine Entscheidung Hürde Bürgerbegehren: Unterschriften von 7 Prozent aller wahlberechtigten ihres Kreistages für alle zur Abstimmung zu stellen oder per Einwohner/innen aus dem Landkreis. Erfolgreiche Einwohnerantrag eine eigene Forderung auf die Agenda ihres Bürgerbegehren führen zu einem kreisweiten Kreistages zu setzen. Bürgerentscheid. Überall, wo demokratisch entschieden wird, sollten die Bür- ger/innen das Recht haben, selbst aktiv zu werden. Im Kreis- Hürde Einwohnerantrag: tag geht es um Krankenhäuser, den öffentlichen Nahverkehr, 1.000 Unterschriften von Einwohner/innen ab Müll- und Abwasserwirtschaft, Wirtschaftsförderung und noch 14 Jahren. Einwohneranträge setzen ein Thema zur Behandlung auf die Tagesordnung, die Entschei- vieles mehr. Auch bei diesen Themen sollen zukünftig Bürger dung in der Sache verbleibt beim Kreistag. entscheide möglich werden, wenn genügend Bürger/innen das per Unterschrift einfordern. 16 www.mehr-demokratie.de | Nr. 116 | 2/2018
Bundesländer Start der Unterschriftensammlung beim Aschermittwoch der FDP in Karlsruhe. Weitere Termine mit Parteien und Kreisrät/innen sind geplant. Parlamentsmehrheit erreichen milie, Freund/innen und Bekannte in Baden-Württemberg ha- Volksanträge können nur zum Erfolg führen, wenn die Initiati- ben, erzählen Sie ihnen von unserem Volksantrag. Gewinnen ven mit den Parteien im Parlament zusammen arbeiten, denn Sie weitere Unterstützer/innen und schicken Sie uns einen Pa- schließlich braucht es eine Parlamentsmehrheit für ihren Vor- cken ausgefüllter Formulare ins Büro. Jetzt haben wir die Chan- schlag. Deswegen sind wir früh auf die Landtagsfraktionen ce, gemeinsam die letzte Demokratie-Lücke in Baden-Würt- zugegangen und haben unsere Idee vorgestellt, auch um Feed- temberg zu schließen und der Demokratie einen weiteren Boden back zu erhalten. Das tolle Ergebnis: Viele der im Landtag ver- zu schenken, auf dem sie wachsen kann! / tretenen Parteien unterstützen unseren Volksantrag! Eigentlich ist nur noch die CDU grundsätzlich skeptisch. Doch auch ihr fällt es schwer, Gegenargumente zu finden, denn: Alle anderen Bundesländer außer Hessen und Baden-Württemberg haben schon direkte Demokratie auf Ebene der Landkreise. Helfen Sie mit! Zusammen mit weiteren Unterstützern wie dem deutschen Unterstützungsformular, Infomaterial und mehr Gewerkschaftsbund, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Informationen zum Volksantrag verfügbar unter: www.volksantrag-bw.de oder dem Bund der Steuerzahler haben wir uns das Ziel gesetzt, Unterschreiben können Menschen mit Wahlrecht in den ersten gleich doppelt erfolgreichen Volksantrag in Baden- Baden-Württemberg. Württemberg zu schaffen. Dazu müssen wir: Formular ausdrucken, ausfüllen und schicken an: 1. die 40.000 Unterschriften zusammen bekommen und Mehr Demokratie e.V. Baden-Württemberg 2. das Landesparlament dazu bewegen, tatsächlich die Ein- Rotebühlstrasse 86 /1, 70178 Stuttgart führung von Bürgerbegehren, Bürgerentscheiden und Ein- Aktiv werden wohneranträgen in den 35 Landkreisen zu beschließen! Bitte melden Sie sich bei uns, wenn Sie vor Ort aktiv werden wollen, unter Volksantrag unterstützen: Jede Unterschrift zählt! info@mitentscheiden.de oder 0711-509 1010. Dafür reicht es nicht, dass ein paar Organisationen sich zusam- mentun, es braucht die Bürgerinnen und Bürger. Sie müssen mit ihrer Unterschrift den Politiker/innen zeigen, dass sie sich mehr Sarah Händel Mitsprache wünschen. Wir bitten Sie deswegen herzlich: Wenn Mitglied im Bundesvorstand von Mehr Sie in Baden-Württemberg wahlberechtigt sind, dann laden Sie Demokratie, Geschäftsführerin von sich das Unterstützungsformular herunter, füllen es aus und Mehr Demokratie Baden-Württemberg. senden es uns zurück (siehe Info-Kasten rechts). Wenn Sie Fa- 17
Bundesländer Neues aus den Landesverbänden mit Terminen vor Ort. Baden-Württemberg und an einer Reihe an Veranstaltungen, rung eines Privatisierungsreferendums Am 14. Februar hat ein breites Bündnis die in den kommenden Monaten stattfin- werden, wofür es allerdings eine Verfas- den ersten Volksantrag des Bundeslan- den sollen. sungsänderung bräuchte. des gestartet (siehe Artikel auf Seite 16). Ziel ist die Einführung von Bürgerbe- tipp Die aktuellen Veranstaltungstermine Brandenburg gehren, Bürgerentscheiden und Einwoh- finden Sie unter bayern.mehr-demokratie.de Im Januar hat die Koalition einen Gesetz- neranträgen auf Ebene der Landkreise. entwurf zur Reform der Bürgerbegeh- Auf der Mitgliederversammlung am rensregeln eingebracht, der allerdings 15. April (siehe Termine) werden Sammel- Berlin nur geringe Verbesserungen bringt und Strategien vorgestellt und kleine Schulun- Direktdemokratische Verfahren haben in teilweise sogar Verschlechterungen ent- gen zu den Landkreisen angeboten. Auch der Hauptstadt zurzeit Hochkonjunktur. hält. So würde sich die jetzt schon sehr die Änderung des Landtagswahlrechts Mit Volksbegehren für mehr Pflegeper- enge Frist für Bürgerbegehren weiter steht weiter auf der Agenda. Obwohl der sonal in den Krankenhäusern, gegen Pri- verkürzen. Positiv zu bewerten ist die grün-schwarze Koalitionsvertrag eine vatisierungen bei der Schulsanierung, Streichung des Kostendeckungsvor- Einigung in diesem Punkt enthält, ver- für mehr Videoüberwachung auf öffent- schlags sowie die Verlagerung der Zuläs- weigert die CDU-Fraktion eine Reform, lichen Plätzen sowie für die Auflösung sigkeitsprüfung, die dann nicht mehr von die unter anderem den niedrigen Frauen- des Abgeordnetenhauses mischen sich der Gemeindevertretung, sondern von anteil unter den Abgeordneten erhöhen die Berliner/innen in die Landespolitik der Kommunalaufsicht durchgeführt soll. ein. In der Schwebe ist nach wie vor der würde. Eine Ausweitung der zulässigen Umgang mit dem (formal) erfolgreichen Themen lässt der Gesetzentwurf bisher Bayern Volksentscheid zur Offenhaltung des allerdings ganz außen vor. Der Landes- Bei der Transparenz liegt Bayern im Flughafens Tegel. Hier zeichnet sich ab, verband wird sich dafür einsetzen, dass bundesweiten Vergleich auf dem letzten dass der Volksentscheid nicht umgesetzt die Reform ihren Namen verdient. Platz: Es gibt immer noch kein Informa- wird, weil der Senat dies rechtlich für tionsfreiheitsgesetz, geschweige denn nicht möglich hält. Das hatte ein umfas- Bremen ein Transparenzgesetz auf Landesebene. sendes Gutachten ergeben. Die von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, Der Landesverband führt daher intensive Bei der im Koalitionsvertrag angekün- CDU und Die Linke geplanten Änderun- Gespräche mit allen Parteien, damit sie digten Reform der Volksgesetzgebung ist gen beim Bremer Wahlrecht wurden im eine entsprechende Regelung in ihre bisher nichts passiert. Mit einem Gesetz- Januar vom zuständigen Ausschuss be- Wahlprogramme für die Landtagswah- entwurf des Senats ist aber in diesem Jahr schlossen. Die Bürgerschaft (der Bremer len im Oktober 2018 aufnehmen. Auch zu rechnen. Geplant ist, die Kopplung von Landtag) sollte am 22. Februar (nach Re- Pressegespräche und Veranstaltungen Volksentscheiden und Wahlen zur Regel daktionsschluss) abschließend darüber zum Thema sind geplant. zu machen, die Fristen besser auszugestal- entscheiden. Zu diesem Anlass über- In Memmingen organisiert Mehr De- ten, ein Nachbesserungs- und Anhörungs- reichte Mehr Demokratie den Abgeord- mokratie ein Fest der Demokratie und der recht für Initiativen einzuführen sowie neten den Aufruf „Hände weg vom Menschenrechte mit (siehe Termine). Des eine öffentliche Kostenerstattung für Ini- Wahlrecht!“. Die Änderungen verringern Weiteren arbeiten die Aktivengruppen des tiativen zu prüfen. Interessant könnte die den Einfluss der Bürger/innen auf die Landesverbands an einem Schulprojekt von der Koalition angekündigte Einfüh- personelle Zusammensetzung des Parla- 18 www.mehr-demokratie.de | Nr. 116 | 2/2018
Bundesländer mentes, weswegen Mehr Demokratie da- Nordrhein-Westfalen Termine vor Ort gegen ein Volksbegehren plant. Im März Das Jahr 2017 war ein sehr erfolgreiches Baden-Württemberg und April werden die für die Beantra- für Bürgerbegehren. Von 25 abgeschlos- Die nächste Mitgliederversammlung fin- gung nötigen 5.000 Unterschriften ge- senen Initiativen konnten zwölf ihr Ziel det am 15. April von 11 bis 17 Uhr in sammelt. Das Volksbegehren, das im erreichen. Im Vorjahr waren von 25 abge- Stuttgart statt (Großer Saal im Umwelt- Spätsommer starten könnte, soll einen schlossenen Begehren nur fünf erfolg- zentrum, Rotebühlstraße 86/1). Volksentscheid auslösen, der im Mai reich. Am Ehesten konnten sie sich über 2019 zusammen mit der Bürgerschafts- Bürger entscheide durchsetzen. Gleich Bayern wahl stattfinden könnte. In der Zeit bis achtmal konnten sie hier Mehrheiten er- Das Fest der Demokratie und der Men- zum Parlamentsbeschluss wird ein ringen und dabei auch die Abstimmungs- schenrechte am 22. und 23. Juni 2018 in Online-Aufruf laufen. Ein ausführlicher hürde überspringen. Je nach Gemeinde- Memmingen wird von Mehr Demokratie Bericht folgt im kommenden mdmagazin. größe braucht die Abstimmungsvorlage mitinitiiert und -veranstaltet. Bundesvor- das Ja von mindestens zehn bis 20 Pro- standsprecher Ralf-Uwe Beck kommt als tipp Stets aktuelle Informationen zum zent aller Stimmberechtigten. Während Hauptredner. Volksbegehren finden Sie unter diese Hürde 2016 noch acht Bürger- und www.fuenf-richtige.de ein Ratsbegehren zu Fall brachte, war Bremen/Niedersachsen 2017 kein einziges Quorumsopfer zu ver- Das nächste Landestreffen findet am Hessen zeichnen. Der Grund hierfür liegt aller- Samstag, den 20. Oktober 2018 zwischen Das Referendum über die geplanten Ver- dings auch darin, dass fünf der Abstim- 11 und 16 Uhr in Bremen statt. fassungsänderungen ist für den 28. Okto- mungen an Wahltagen stattfanden und Die Regionalgruppe Hannover plant, ber geplant. Erstmals können sich die das Erreichen des Zustimmungsquorums sich drei- bis viermal im Jahr in Hanno- hessischen Bürger/innen damit selbst damit kein Problem war. ver zu treffen. Weitere Infos und aktuelle mehr Mitspracherechte geben, denn eine In einer Pressekonferenz am 15. Januar Termine gibt es im Bremer Landesbüro Absenkung der Hürden für Volksbegeh- hat die schwarz-gelbe Regierungskoali unter 0421-794 6370. ren wird einer der Änderungspunkte tion ihre umfangreichen Digitalisierungs- Außerdem gibt es in Bremen regel- sein. Im März nimmt der Landesverband vorhaben kommentiert und dabei auch auf mäßige Aktiventreffen in gemütlicher in einer Anhörung zu dieser Reform der Open Data Bezug genommen. Doch was Runde, neue Teilnehmende sind sehr Volksgesetzgebung Stellung. Daneben genau geplant ist, bleibt fraglich. Der willkommen! Die Termine sind im Bre- begleitet den Landesverband in diesem Koa litionsvertrag stellt zwar ein Open mer Büro zu erfragen, oder unter Jahr das Thema Informationsfreiheit und Data-Gesetz in Aussicht, das „in Analogie bremen-nds.mehr-demokratie.de/ Transparenz. Zwar soll Hessen endlich zum Bundesgesetz“ eingeführt werden bremergruppe.html zu finden. ein Informationsfreiheitsgesetz bekom- soll. Die Formulierungen bleiben jedoch men, nach bisherigem Stand wäre es je- recht vage: Eine „größere Transparenz des Hessen doch das schlechteste Gesetz der Bun- Staates“ und eine bessere „Informations- Am 1. Mai ist der Landesverband mit ei- desrepublik. Zusammen mit anderen nutzung“ werden angestrebt. nem Infostand bei der Kundgebung in zivilgesellschaftlichen Organisationen Frankfurt/Main vertreten. Ein Interes- wird der Verband daran arbeiten, das ge- tipp Aktuelles zu Bürgerbegehren in NRW sierten-Treffen findet am 22. Mai im plante Gesetz zu verbessern. finden Sie unter nrw.mehr-demokratie.de Club Voltaire in Frankfurt/Main statt. / 19
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