ElternZOOM 2021 Eltern ergreifen das Wort. Bedarfe und Wünsche von Eltern zur Kindertagesbetreuung in Deutschland - Bertelsmann Stiftung
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ElternZOOM 2021 Eltern ergreifen das Wort. Bedarfe und Wünsche von Eltern zur Kindertagesbetreuung in Deutschland
Impressum © Bertelsmann Stiftung 2021 Bertelsmann Stiftung Carl-Bertelsmann-Straße 256 33311 Gütersloh Telefon 05241 81-81583 Verantwortlich Kathrin Bock-Famulla Lektorat Helga Berger, Gütersloh Bildnachweis Frank Springer, www.frank-springer.de Seite 28, 54 Jan Voth, www.janvoth.com Seite 1, 7, 9, 40 Layout Nicole Meyerholz, Bielefeld DOI 10.11586/2020066
ElternZOOM 2021 Eltern ergreifen das Wort. Bedarfe und Wünsche von Eltern zur Kindertagesbetreuung in Deutschland
Inhalt Inhalt A. Vorwort 6 B. Einleitung 8 C. Zwischen Wunsch und Notwendigkeit 12 C.1 Welche Gründe veranlassen Eltern, ihr Kind in einer KiTa betreuen zu lassen? 13 C.2 Wie alt sind die Kinder bei Beginn der Betreuung in der KiTa? 16 C.3 Wunschzeitpunkt des Betreuungsbeginns 20 C.4 Aus welchen Gründen geben Eltern ihre Kinder früher in die Betreuung als gewünscht? 25 C.5 Aus welchen Gründen geben Eltern ihre Kinder später in die Betreuung als gewünscht? 28 D. Zwischen Digitalisierung und persönlicher Interaktion 31 D.1 Wie zufrieden sind Eltern mit den Informationen der KiTa? 31 D.2 Wie häufig möchten Eltern bestimmte Informationen von der KiTa? 34 D.3 Welche Kommunikationsformen bevorzugen Eltern? 38 D.4 Möglichkeiten zum Austausch bei den Übergabesituationen in der KiTa 39 E. Organisierst du noch, oder diskutierst du schon? 43 E.1 Veranstaltungsangebote der KiTa 43 E.2 Vernetzung von Eltern in der KiTa 46 E.3 Elternvertretung in der KiTa 50 F. Methodische Erläuterungen 57 5
ElternZoom 2021 A. Vorwort Der Besuch einer KiTa ist für nahezu jedes Kind in Deutsch- ElternZOOM 2021 wollte auch wissen, wie zufrieden Eltern land eine selbstverständliche Phase in seiner Lebens- und Bil- mit den Informationen von der KiTa zu der Entwicklung ihres dungsbiographie. Für Eltern sind KiTas zudem ein Garant er- Kindes und zu organisationsbezogenen Themen sind. Insge- folgreicher Organisation ihres Familien- und Erwerbslebens samt äußern die Eltern eine hohe Zufriedenheit. Hier liefert geworden. Die Einschränkungen des KiTa-Betriebs durch die ElternZOOM wertvolle Hinweise für eine verbesserte Zusam- Corona-Pandemie haben dies eindrücklich gezeigt. menarbeit zwischen KiTa und Eltern. Auch hinsichtlich der Informationsformen äußern Eltern klare Präferenzen. Fast Die Nachfrage nach KiTa-Plätzen vor allem für Kinder unter 93 Prozent bevorzugen das persönliche Gespräch für Infor- drei Jahren steigt weiterhin. Gleichzeitig entspricht die KiTa- mationen zu ihrem Kind. Geht es um Organisatorisches steht Qualität oftmals noch nicht fachlichen Empfehlungen. Für der Elternbrief (53 Prozent) ganz oben, gefolgt vom persönli- die notwendige Weiterentwicklung des Systems braucht es chen Gespräch (46 Prozent). Zudem wünscht ein Viertel aller auch die Beteiligung der Eltern. Zum dritten Mal hat die Ber- Eltern digitale Formate wie E-Mail, SMS oder WhatsApp für telsmann Stiftung eine bundesweite Befragung von Eltern organisationsbezogene Informationen. Das persönliche Ge- mit KiTa-Kindern initiiert. Erfragt wurden ihre Perspektiven spräch mit den Erzieher*innen ist für Eltern gleichwohl am und Bedarfe an KiTas sowie Vorstellungen zu ihrer Beteili- bedeutsamsten. gung und Mitbestimmung in KiTas. Träger und KiTas können aus ElternZOOM 2021 konkrete Die Ergebnisse von ElternZOOM 2021 bestätigen, dass Eltern Hinweise für ihre Alltagspraxis gewinnen. Für Politik und KiTas als Bildungseinrichtungen verstehen. Für die Mehrzahl Verwaltung wird zudem verständlich, welche Rahmenbedin- der Eltern ist dies das bedeutsamste Motiv, warum sie ihre Kin- gungen KiTas brauchen, um ein bedarfsgerechtes Angebot für der in einer KiTa anmelden. Zugleich ist die finanzielle Situation Kinder und ihre Familien anbieten zu können. Denn der Aus- der Familien für 70 Prozent der Befragten ein wichtiger Grund, bau muss weitergehen. sich für eine KiTa-Betreuung zu entscheiden. Für Familien in Ostdeutschland und Alleinerziehende sind die finanziellen Gründe dabei noch relevanter als für Eltern in Westdeutschland oder in Paarbeziehungen. Eltern aus Ostdeutschland melden Dr. Jörg Dräger ihre Kinder früher in der KiTa an als in Westdeutschland, wobei Mitglied im Vorstand ein Teil sich eigentlich einen späteren KiTa-Beginn wünschen der Bertelsmann Stiftung würde; die frühere KiTa-Anmeldung erfolgt auch aufgrund zeit- lich eingeschränkter und fest vorgegebener Zeitfenster für den Anette Stein KiTa-Start durch die Träger. Startete hingegen die KiTa-Betreu- Director ung später als gewünscht, lag das nach Auskunft der Eltern an Wirksame Bildungsinvestitionen der eingeschränkten Möglichkeit, das Kind ganzjährig in einer KiTa anzumelden sowie an nicht ausreichend (wohnortnahen und bezahlbaren) verfügbaren KiTa-Plätzen. 6
Vorwort 7
ElternZoom 2021 B. Einleitung „Zum einen sind Eltern grundlegend daran orientiert, Erziehung, Bildung und Betreuung ihres Kindes. Durch die- dass in der KiTa eine sichere Betreuung und ‚gute‘ sen Auftrag ergibt sich ein elterlicher Vorrang. Eltern haben Entwicklung ihres Kindes gewährleistet ist. Der daher ein Recht darauf, dass ihre Meinungen und Bedürfnisse Maßstab ist dabei ihre eigene (familien- bzw. milieu im Rahmen der pädagogischen Arbeit in den Einrichtungen spezifische) Vorstellung von einer wünschenswerten angemessen Berücksichtigung finden. Entwicklung ihres Kindes. Die Perspektiven von Müttern und Vätern zur frühkindlichen Zum andern sind Eltern grundlegend daran orien- Bildung, Betreuung und Erziehung ihrer Kinder sollten bei tiert, dass die KiTa keine ‚Black Box‘ ist. Vielmehr der Ausgestaltung von außerfamiliären Betreuungssituatio soll sie ihnen, wenn sie dies wünschen, Einblicke in nen daher erfragt und eingebunden werden. Systematische den KiTa-Alltag sowie die Erfahrungen und Aktivi und breit angelegte Befragungen von Müttern und Vätern täten ihres Kindes gewähren.“1 existieren bislang nur vereinzelt. Daher führte die Bertels- mann Stiftung im Zeitraum von 2016 – 2019 in Zusammen- Fast jedes Kind in Deutschland besucht eine KiTa. Damit sind arbeit mit Infratest dimap drei Elternumfragen durch. auch die Familien – die Mütter und Väter dieser Kinder – mit der Einrichtung ihrer Kinder verbunden. Immer mehr Kinder Die vorliegende Broschüre stellt die Ergebnisse der dritten beginnen im Alter von unter zwei Jahren ihren regelmäßigen ElternZOOM-Befragung vor. Damit möchten wir einen Bei- KiTa-Besuch. Auch die täglichen Betreuungszeiten werden trag dazu leisten, dass auch die Perspektiven von Müttern länger. Die Lebens- und Bildungsbedingungen in den KiTas und Vätern bei der Aus- und Neugestaltung der KiTa-Land- bestimmen deshalb wesentlich das Aufwachsen für viele Kin- schaft einfließen. Eine differenzierte Ergebnisdarstellung der mit. Konzentrierten sich die Entwicklungen lange Zeit auf der Daten zum Themenfeld „Teilhabe“ erfolgt im Kapitel den quantitativen Ausbau der FBBE-Systeme, wird nun zu- C. Aussagen der Eltern zum „Informationsbedürfnis“ wer- nehmend auch die Perspektive der Eltern auf die KiTa-Qua- den im Kapitel D und zur „Beteiligung von Eltern“ im Kapi- lität systematisch erhoben. Nur eine qualitativ hochwertige tel E dargelegt. institutionelle Bildung, Betreuung und Erziehung kann po- sitive Entwicklungschancen und gute Bildungsmöglichkei- Unsere Daten verdeutlichen, dass auch die finanzielle Situ- ten für Kinder gewährleisten. ation der Familien mitunter ein wichtiger Grund für Eltern ist, sich für eine KiTa-Betreuung ihres Kindes zu entschei- Rechtlich nehmen Eltern im Rahmen der frühkindlichen in- den. Ökonomische Notwendigkeiten stellen, neben der Über- stitutionellen Betreuung ihrer Kinder einen besonderen Stel- zeugung, dass ein KiTa-Besuch für die Entwicklung des Kin- lenwert ein. Anders als im Rahmen der bestehenden Schul- des förderlich ist, für Familien daher einen wichtigen Grund pflicht erteilen Eltern den Einrichtungen den Auftrag zur für den KiTa-Start dar. Dabei zeigt sich, dass für Familien in Ostdeutschland und alleinerziehende Eltern die finanziel- len Gründe für den KiTa-Besuch sogar noch relevanter sind 1 Nentwig-Gesemann, Iris; Hurmaci, Adeline (2020): KiTa-Qualität aus der Perspektive von Eltern. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.). Gütersloh. als für Eltern in Westdeutschland oder in Paarbeziehungen. 8
Einleitung Eltern aus Ostdeutschland melden ihre Kinder früher in der KiTa an als in Westdeutschland, aber ein Anteil dieser Eltern „Das klassische Ein-Verdiener-Modell in Familien reicht würde sich eigentlich einen späteren KiTa-Beginn wünschen. in vielen Fällen nicht aus, um Kindern ein finanziell Die Notwendigkeit, Geld verdienen zu müssen und damit das abgesichertes Aufwachsen zu ermöglichen. Wenn finanzielle Auskommen der Familie zu sichern, lässt Eltern die Mutter erwerbstätig ist, ist das Risiko dagegen ihre Kinder vor dem eigentlichen Wunschzeitpunkt in der gering, dass die Kinder Armutserfahrungen machen. KiTa anmelden. Als weitere Gründe für eine frühere KiTa-An- Kinderarmut hängt daher stark von Berufstätigkeit der meldung als gewünscht, werden auch zeitlich eingeschränkte Mütter ab. und fest vorgegebene Zeitfenster für den KiTa-Start ange- geben. Startete die KiTa-Betreuung später als gewünscht, In Paarfamilien, deren Mütter dauerhaft in Vollzeit lag das nach Meinung der Eltern an der nicht ausreichenden (mehr als 30 Wochenstunden), Teilzeit oder Minijobs (wohnortnahen und bezahlbaren) Verfügbarkeit von KiTa- arbeiten, sind die Kinder fast alle finanziell abgesichert. Plätzen sowie an der eingeschränkten Möglichkeit, das Kind Das Bild ändert sich aber deutlich, wenn die Mütter jederzeit in der KiTa anzumelden. in Paarfamilien über einen längeren Zeitraum nicht erwerbstätig sind: 38 Prozent der Kinder gelten dann als ElternZOOM 2021 macht deutlich: Eltern entscheiden sich finanziell abgesichert, 32 Prozent erleben dauerhaft oder (auch für einen ihrer Meinung nach verfrühten) KiTa-Start wiederkehrend Armutslagen, 30 Prozent kurzzeitig. nicht nur aus Bildungsgründen heraus, sondern auch weil ökonomische Notwendigkeiten den KiTa-Besuch erforder- In Ein-Eltern-Familien hängt das Armutsrisiko von lich machen. Eltern nutzen also die Möglichkeiten der KiTa- Kindern noch stärker an der Erwerbstätigkeit der Betreuung als willkommene und gewünschte Angebote, die Mütter. Nur wenn eine alleinerziehende Mutter über ihrer Familie gemacht werden, aber sie müssen diese Wahl einen längeren Zeitraum in Vollzeit arbeitet, lässt sich in oftmals auch treffen, um durch Erwerbsarbeit das Familien den meisten Fällen verhindern, dass ihre Kinder in einer einkommen zu sichern. dauerhaften Armutslage aufwachsen. Viele Familien sind ärmer als bislang gedacht. Seit den 1990er Jahren Die Situation von Familien mit geringem Einkommen, Al- ist es nur jenen Familien gelungen, ihr Einkommen zu leinerziehenden und Müttern sollte dabei besondere Auf- halten oder zu verbessern, bei denen die Mütter ihre merksamkeit bekommen. Immer wieder machen Studien Erwerbstätigkeit ausbauen konnten.“ darauf aufmerksam, dass diese Personengruppen vor beson- ders großen finanziellen Herausforderungen stehen. (Siehe Weitere Informationen unter: www.bertelsmann- Auszüge aus Studienergebnissen im Kasten) Besonders der stiftung.de/aufwachsen-in-armut Erwerbstätigkeit von (alleinerziehenden) Müttern und Vä- tern kommt für die finanzielle Absicherung der Familie eine große Bedeutung zu. Durch die Angebote der Kindestagesbe- treuung können die notwendigen Rahmenbedingungen für 9
ElternZoom 2021 die Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern geschaf- fen werden. Dabei kann das richtige und wichtige sozialpoli- „Die Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern auf tische Anliegen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf nur dem Arbeitsmarkt sind über das gesamte Erwerbsleben in der gemeinsam geteilten Verantwortung von Müttern und größer als bisher angenommen. Auf das gesamte Vätern sowie dem Arbeitsmarkt realisiert werden, damit die Erwerbsleben gerechnet, verdienen Frauen nur etwas Ungleichbehandlung von Müttern (beispielsweise in Bezug mehr die Hälfte der Erwerbseinkommen der Männer. auf das Lebenserwerbseinkommen) nicht weiter verschärft wird. Kinder führen zu einer deutlichen Minderung der Lebenserwerbseinkommen von Müttern. Auf das KiTas sind somit ein bedeutsamer Lebens- und Bildungs- Einkommen der Väter wirken sich Kinder hingegen ort für fast jedes Kind und damit auch für die Familien in so gut wie nicht aus. Mütter, die heute Mitte 30 sind, Deutschland. Damit die Einrichtungen eine kindgerechte können mit einem Lebenserwerbseinkommen von Qualität in ihrer alltäglichen Praxis realisieren können, brau- rund 580.000 Euro (Westdeutschland) bzw. 570.000 chen sie angemessene strukturelle Rahmenbedingungen. Euro (Ostdeutschland) rechnen. Damit verdienen sie Insbesondere genügend Personal für die pädagogische Ar- voraussichtlich rund 62 bzw. 48 Prozent weniger als beit und Leitungsaufgaben sind dafür eine zentrale Voraus- Männer. setzung. Rund die Hälfte der Lebenserwerbseinkommenslücke zwischen Frauen und Männern wird durch die vermehrte Teilzeitbeschäftigung sowie längere Auszeiten vom Kathrin Bock-Famulla Arbeitsmarkt von Frauen erklärt. Dabei spielen Projektleitung Kinderbetreuung und die Pflege Angehöriger eine Senior Expert Frühkindliche Bildung, Educational wesentliche Rolle. Die Studie zeigt, dass für Frauen im Governance und Bildungsfinanzierung Haupterwerbsalter zwischen 30 und 50 Jahren Teilzeit Programm Wirksame Bildungsinvestitionen die dominante Erwerbsform ist. Männer hingegen arbeiten in dieser Phase mehrheitlich in Vollzeit.“ Dr. Agnieszka Maluga Project Manager im Projekt Frühkindliche Bildung Weitere Informationen unter: https://www.bertelsmann- (bis Oktober 2020) stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2020/ Programm Wirksame Bildungsinvestitionen maerz/die-grosse-kluft-frauen-verdienen-im-leben-nur- halb-so-viel-wie-maenner 10
Einleitung 11
ElternZoom 2021 C. Zwischen Wunsch und Notwendigkeit Perspektiven von Eltern auf die Betreuung ihrer Kinder Für die Befragung ElternZOOM 2021 wurden im Zeitraum darauf beruhenden Ergebnisse können dagegen nicht als vom 17. Januar bis zum 14. Februar 2019 insgesamt 8.847 repräsentativ bezeichnet werden und werden in diesem Mütter und Väter mit einem in einer KiTa betreuten Kind Bericht ergänzend dargestellt. (bzw. mehreren Kindern) befragt. 4.638 Mütter (53 Prozent) und Väter (46 Prozent) wurden nach repräsentativen Als statistisch bedeutsame, d. h. signifikante Unterschiede Kriterien ausgewählt (im Folgenden als „Quoten-Stichprobe“ werden alle Ergebnisse aus der Quoten-Stichprobe ab bezeichnet), und weitere 4.209 interessierte Mütter (63 einem Signifikanzniveau von 95 Prozent bezeichnet. Alle Prozent) und Väter (37 Prozent) haben zusätzlich durch sichtbaren Unterschiede, welche ein Signifikanzniveau von Werbung in KiTas vor Ort an der Befragung teilgenommen unter 95 Prozent aufweisen, sowie die Ergebnisse aus der (im Folgenden als „Interessierten-Stichprobe“ bezeichnet). „Interessierten-Stichprobe“ werden dagegen lediglich als Die beiden Stichproben und ihre Verwendung werden im Tendenz ausgewiesen, da die Wahrscheinlichkeit, dass die Kapitel „Methodische Erläuterungen“ näher erläutert. gemessenen Unterschiede in der Realität nicht vorhanden sind, zu groß wird bzw. die Messungen auf einer nicht- Grundsätzlich sind die hier vorgestellten Ergebnisse mit repräsentativen Stichprobe beruhen. Ergebnisse, die nicht der „Quoten-Stichprobe“ (orange dargestellt) errechnet signifikant sind, werden dennoch veröffentlicht, weil eine worden und lassen die Ableitung von Aussagen für die fehlende Signifikanz nicht mit Irrelevanz der Befunde gesamte Bundesrepublik zu; die Befunde aus dieser einhergeht: Auch nicht-signifikante Ergebnisse weisen ein Stichprobe können als repräsentativ für Deutschland gewichtiges Informationspotenzial aus, das bei der Reflexion bezeichnet werden. Sie werden ergänzt um Daten aus der Daten berücksichtigt werden sollte. der „Interessierten-Stichprobe“ (hellblau dargestellt); die 12
Zwischen Wunsch und Notwendigkeit Kindheit in vielfältigen Lebenswelten. KiTa immer Wann und aus welchen Gründen heraus entscheiden sich El- früher wichtiger Lebens- und Bildungsort für Kinder tern dazu, das Recht ihres Kindes auf institutionelle Betreuung in Anspruch zu nehmen und ihr Kind in einer KiTa betreuen Immer mehr Kinder verbringen ihre Kindheit an verschiedenen zu lassen? Welche Aspekte haben einen Einfluss auf den Zeit- Lebensorten. Das Aufwachsen in der Familie wird immer punkt der erstmaligen Betreuung von Kindern in einer KiTa? früher ergänzt durch andere Lebenswelten, die mit unter- schiedlichen Rahmenbedingungen und Möglichkeiten für das Kind einhergehen. Der Besuch einer Kindertageseinrich- C.1 Welche Gründe veranlassen Eltern, ihr tung (KiTa) – eine dieser anderen Lebenswelten – weitet die Kind in einer KiTa betreuen zu lassen? Erfahrungsräume von Kindern; er führt sie erstmals in einen öffentlichen gesellschaftlichen Raum mit seinen vielfältigen Die in ElternZOOM 2021 befragten Eltern wurden gebeten, die Sphären ein. In diesem öffentlichen Raum sollten den Kin- Gründe auszuwählen, die sie dazu veranlasst hatten, ihr Kind dern durch Erwachsene Möglichkeiten aufgezeigt werden, in einer KiTa betreuen zu lassen. Die genannten Gründe las- wie das Zusammenleben gemeinsam demokratisch organi- sen sich in drei Kategorien zusammenfassen (Abb. 1): siert werden kann. Dabei gilt es von den Erwachsenen zu be- denken, was die Kinder zeigen und sagen: Den Kindern ist es • kindbezogene Gründe (beispielsweise: dem Wunsch des wichtig, dass die familiäre und die institutionelle Lebenswelt Kindes zu entsprechen oder dem Kind eine bessere Be- miteinander im Einklang stehen. treuungssituation zu ermöglichen) Seit dem 1.8.2013 haben alle Kinder mit vollendetem erstem • elternbezogene Gründe (beispielsweise: Zeit für sich und Lebensjahr in Deutschland nach § 24 SGB VIII das Recht auf den Haushalt zu haben oder aufgrund der Erwartungen Bildung, Betreuung und Erziehung in einer Kindertagesein- anderer zu handeln) richtung oder Kindertagespflege. Seit dieser Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz eingeführt wurde, steigt die Zahl • ökonomische Gründe (beispielsweise: Angst um den Ar- der Kinder unter drei Jahren, die in einer KiTa oder in Tages- beitsplatz zu haben oder die Notwendigkeit, Geld verdie- pflege betreut werden, insbesondere in Westdeutschland nen zu müssen) kontinuierlich an. Insgesamt verdeutlichen die Zahlen, dass bundesweit heute deutlich mehr Kinder unter 3 Jahren eine Die kindbezogenen, elternbezogenen und ökonomischen Gründe Kindertagesbetreuung in Anspruch nehmen als vor 10 Jahren. für die Betreuung in einer KiTa decken sich in der „Interessierten- Auch das Eintrittsalter ist weiter gesunken. Ein Blick auf die Stichprobe“ mit den Daten der „Quoten-Stichprobe“. Beide Daten (www.laendermonitor.de) zeigt: Stichproben zeigen grundsätzlich ähnliche Tendenzen. • 2019 haben bundesweit 34,3 Prozent der Kinder unter drei Kindbezogene Gründe Jahren einen Betreuungsplatz in einer KiTa oder in Kinder- tagespflege in Anspruch genommen. 2009 lag die Betreu- Die Entscheidung der Eltern, das Kind in die KiTa zu geben, ungsquote von unter Dreijährigen noch bei 20,4 Prozent. orientiert sich in hohem Maße an den kindbezogenen Be- dürfnissen und Interessen. Eltern möchten die beste Ent- • Bei den Kindern ab 3 Jahren bis zum Schuleintritt gab es wicklungsmöglichkeit für ihre Kinder – diese sehen sie in aufgrund einer bereits hohen Beteiligungsquote zwar we- der KiTa. niger dynamische Entwicklungen, aber auch hier kann noch ein leichter Zuwachs beobachtet werden. Für diese Bei den kindbezogenen Gründen erweisen sich die Eltern als Altersgruppe kann nahezu eine Vollversorgung ausgewie- relativ homogene Gruppe (Abb. 1): sen werden: Den 92,5 Prozent der Kinder ab 3 Jahren, die im Jahr 2009 Angebote der Kindertagesbetreuung nutzten, • So gaben nahezu alle Eltern (94,4 Prozent) in der Befra- standen im Jahr 2019 sogar 93,4 Prozent gegenüber. gung an, dass sie ihr Kind in einer KiTa betreuen lassen, weil sie der Meinung sind, dass ihr Kind dort soziale Kon- takte zu anderen (gleichaltrigen) Kindern knüpfen kann. 13
ElternZoom 2021 ABBILDUNG 1 Gründe von Eltern für die Betreuung in einer KiTa (in Prozent) Waren die folgenden Dinge für Sie ein Grund, Ihr Kind in einer KiTa betreuen zu lassen? KINDBEZOGENE GRÜNDE: 39,3 Damit mein Kind besser betreut wird 26,4 91,9 Damit mein Kind Neues entdecken kann 89,9 23,9 Es war der Wunsch meines Kindes 19,8 94,4 Damit mein Kind noch mehr in Kontakt mit anderen treten kann 91,5 49,3 Wegen des Alters meines Kindes 39,6 94,2 Weil es meiner Meinung nach gut für die Entwicklung meines Kindes ist 91,7 ELTERNBEZOGENE GRÜNDE: 6,0 Aufgrund von Druck/Erwartungen von anderen 6,5 15,1 Um mehr Zeit für meine anderen Kinder zu haben 14,4 26,6 Um in Ruhe meinen Haushalt erledigen zu können 19,8 31,3 Um mehr Zeit für notwendige Besorgungen zu haben 24,8 5,9 Um mehr Zeit für meine Hobbys zu haben 4,8 5,7 Wegen meiner körperlichen Verfassung 4,3 18,0 Um mehr Zeit für mich zu haben 17,9 24,4 Wegen meiner familiären Situation 19,9 ÖKONOMISCHE GRÜNDE: 22,1 Weil ich Angst um meinen Arbeitsplatz hatte 23,0 70,4 Weil ich Geld verdienen musste 70,1 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Quoten-Stichprobe Interessierten-Stichprobe Quelle: Befragung von Eltern von KiTa-Kindern bis einschließlich 7 Jahren durch Infratest dimap im Auftrag der Bertelsmann Stiftung Berechnung: SOKO Institut für Sozialforschung und Kommunikation Bielefeld. Basis: Alle Eltern mit gültigen Nennungen (Quoten-Stichprobe: N= 4.638 | Interessierten-Stichprobe: N=4.141). Anteil in Prozent bezogen auf die jeweilige Stichprobe. Mehrfachnennung möglich. 14
Zwischen Wunsch und Notwendigkeit • 94,2 Prozent lassen ihr Kind in einer KiTa betreuen, weil Ökonomische Gründe sie davon überzeugt sind, dass der KiTa-Besuch gut für die Entwicklung des Kindes ist. Die finanzielle Situation der Familie ist ein relevanter Grund für Eltern, ihr Kind in die KiTa zu geben. Ein Unterschied be- • 91,9 Prozent der Eltern erwarten, dass ihr Kind durch die steht zwischen Ost und West: In Ostdeutschland geben El- Betreuung in der KiTa Neues entdecken kann. tern die finanzielle Situation als Betreuungsgrund noch häu- figer an. Die befragten Mütter und Väter haben unterschiedliche (bei- spielsweise familiäre, soziale, finanzielle) Hintergründe. Diese Neben diesen kind- und elternbezogenen Gründen wird die vielfältigen Lebenssituationen führen zu unterschiedlichen Entscheidung für die Betreuung des Kindes in einer KiTa Bedürfnissen und Anforderungen an den KiTa-Besuch. Trotz nicht unwesentlich auch unter dem Gesichtspunkt von öko- dieser heterogenen Voraussetzungen zeigt sich aber, dass bei nomischen bzw. finanziellen Gründen getroffen: den meisten Eltern – ungeachtet ihrer persönlichen Situation – Bedürfnisse des Kindes als Grund für die Betreuung in einer • 70,4 Prozent der Eltern geben an, dass sie ihr Kind auch KiTa im Mittelpunkt stehen. Auch wenn für die befragten El- deshalb in die KiTa-Betreuung geben, weil sie Geld verdie- tern unterschiedliche Betreuungsgründe von Bedeutung sind, nen müssen (Abb. 1). Die Notwendigkeit, das Einkommen sind die kindbezogenen Gründe die entscheidenden Faktoren sichern zu müssen und deswegen die Kinder in institutio für den Entschluss zur Betreuung in einer KiTa. nelle Betreuung zu geben, zeigt sich unabhängig von der finanziellen Ausgangslage der Familie. In allen drei be- Elternbezogene Gründe trachteten Einkommensgruppen geben zwischen 70,2 und 72,5 Prozent der Eltern an, die finanzielle Situation führe Die Organisation des Alltags und die Notwendigkeit von per- zur KiTa-Betreuung des Kindes (Abb. 2). sönlichen Auszeiten sind weitere wichtige Gründe von Eltern für eine KiTa-Betreuung. • Eltern aus den östlichen Bundesländern (83,5 Prozent) geben signifikant häufiger an, dass sie ihr Kind in der KiTa Auch wenn Mütter und Väter weitestgehend ein gemeinsa- betreuen lassen, weil sie Geld verdienen müssen, als El- mes Interesse daran haben, ihrem Kind eine gute Entwick- tern aus Westdeutschland (66,7 Prozent). Dieser Grund lung zu ermöglichen, sind die kindbezogenen Gründe nur ein wurde zudem signifikant häufiger auch von alleinerzie- Teil der elterlichen Beweggründe für den KiTa-Besuch. henden Eltern (77,1 Prozent) genannt. Auch bei einem steigenden Bildungsgrad geben Eltern die finanziellen Für Eltern stellt die Betreuung in einer KiTa auch eine Entlas- Gründe signifikant häufiger an (Abb. 2). tung und Voraussetzung dafür dar, Tätigkeiten und Aktivitä- ten rund um den Haushalt erledigen oder auch den persönli- • Angst um den Arbeitsplatz wird als Betreuungsgrund von chen Bedürfnissen nachgehen zu können (Abb. 1): 22,1 Prozent der Mütter und Väter angegeben (Abb. 1). Wie bereits bei der finanziellen Situation der Familien zeigt • Ein Drittel der Eltern gibt an, dass sie ihr Kind in einer KiTa sich, dass Eltern aus den östlichen Bundesländern (27,8 betreuen lassen, um mehr Zeit für notwendige Besorgun- Prozent) signifikant häufiger Angst um den Arbeitsplatz als gen zu haben (31,3 Prozent) oder um in Ruhe den Haushalt Grund für den KiTa-Besuch des Kindes nannten (Abb. 3). erledigen zu können (26,6 Prozent). Diese Ergebnisse aus der „Quoten-Stichprobe“ bestätigen sich • Die familiäre Situation wurde von 24,4 Prozent der Eltern auch weitestgehend in der „Interessierten-Stichprobe“. Auch hier als Grund für die Entscheidung genannt, das Kind in einer wird der ökonomische Grund „Weil ich Geld verdienen muss“ sig KiTa betreuen zu lassen. nifikant häufiger von den Müttern und Vätern aus Ostdeutsch- land angegeben. • 18,0 Prozent der befragten Eltern nutzen die Betreuungs- angebote der KiTa, um mehr Zeit für sich und die persön- lichen Bedürfnisse zu haben. 15
ElternZoom 2021 ABBILDUNG 2 Finanzielle Gründe für die Betreuung in einer KiTa nach Merkmalen (in Prozent) Waren die folgenden Dinge für Sie ein Grund, Ihr Kind in einer KiTa betreuen zu lassen? – „Weil ich Geld verdienen muss“ 66,7 West 66,5 83,5 Ost 82,1 77,1 Alleinerziehend 83,2 69,9 Nicht-alleinerziehend 69,1 58,2 Niedrige Bildung 56,9 71,5 Mittlere Bildung 70,1 72,2 Hohe Bildung 70,7 70,2 HHNE* bis 2.200 Euro 71,9 72,5 HHNE* 2.300 bis 4.500 Euro 72,4 70,7 HHNE* 4.600 Euro und mehr 67,8 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Quoten-Stichprobe Interessierten-Stichprobe * Haushaltsnettoeinkommen Quelle: Befragung von Eltern von KiTa-Kindern bis einschließlich 7 Jahren durch Infratest dimap im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Berechnung: SOKO Institut für Sozialforschung und Kommunikation Bielefeld. Basis: Alle Eltern mit gültigen Nennungen (Quoten-Stichprobe: N= 4.638 | Interessierten-Stichprobe: N=4.141). In den Kategorien Einkommen und Bildung werden Befragte nicht berücksichtigt, für die keine Informationen („keine Angabe“ oder „Sonstiges“) zu diesen Merkmalen vorliegen. Anteil in Prozent bezogen auf die jeweilige Stichprobe. Mehrfachnennung möglich. C.2 Wie alt sind die Kinder bei Beginn der • 42,2 Prozent der 4.638 Mütter und Väter gaben an, dass Betreuung in der KiTa? ihr Kind ein Jahr alt war, als es das erste Mal regelmäßig in einer KiTa betreut wurde. Für die meisten der Kinder in Deutschland ist der Eintritt in die KiTa in den ersten zwei Lebensjahren vollzogen. Auch die • In 26,3 Prozent der Fälle war das Kind 2 Jahre alt. 20,8 Pro- Kinder der befragten Eltern beginnen ihren KiTa-Besuch in zent der Eltern gaben an, dass ihr Kind zum Zeitpunkt des den ersten zwei Lebensjahren: in Ostdeutschland im Durch- Beginns der Betreuung 3 Jahre alt war. schnitt 7 Monate früher als in Westdeutschland. Auch mit einem höheren monatlichen Nettoeinkommen oder einem • Lediglich 8,9 Prozent der Eltern haben ihr Kind vor dem höheren Bildungsabschluss der Eltern sinkt das KiTa-Alter ersten Lebensjahr das erste Mal regelmäßig in einer KiTa der Kinder. betreuen lassen, 1,3 Prozent mit 4 Jahren oder später. Die Kinder der befragten Eltern sind im Durchschnitt mit • Nur 0,3 Prozent gaben an, dass ihr Kind im Alter von 5 Jah- einem Jahr und 8 Monaten das erste Mal regelmäßig in einer ren das erste Mal regelmäßig in einer KiTa betreut wurde. KiTa betreut worden (Abb. 4): 16
Zwischen Wunsch und Notwendigkeit ABBILDUNG 3 Finanzielle Gründe für die Betreuung in einer KiTa nach Merkmalen (in Prozent) Waren die folgenden Dinge für Sie ein Grund, Ihr Kind in einer KiTa betreuen zu lassen? – „Weil ich Angst um meinen Arbeitsplatz hatte“ 20,5 West 22,3 27,8 Ost 25,1 29,3 Alleinerziehend 28,7 21,5 Nicht-alleinerziehend 22,5 20,3 Niedrige Bildung 21,2 24,2 Mittlere Bildung 26,1 20,2 Hohe Bildung 22 27,2 HHNE* bis 2.200 Euro 28,3 23,2 HHNE* 2.300 bis 4.500 Euro 23 16,3 HHNE* 4.600 Euro und mehr 19,7 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Quoten-Stichprobe Interessierten-Stichprobe * Haushaltsnettoeinkommen Quelle: Befragung von Eltern von KiTa-Kindern bis einschließlich 7 Jahren durch Infratest dimap im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Berechnung: SOKO Institut für Sozialforschung und Kommunikation Bielefeld. Basis: Alle Eltern mit gültigen Nennungen (Quoten-Stichprobe: N= 4.638 | Interessierten-Stichprobe: N=4.141). In den Kategorien Einkommen und Bildung werden Befragte nicht berücksichtigt, für die keine Informationen („keine Angabe“ oder „Sonstiges“) zu diesen Merkmalen vorliegen. Anteil in Prozent an der jeweiligen Stichprobe. Mehrfachnennung möglich. ABBILDUNG 4 Alter des Kindes bei erstmaliger Betreuung in Deutschland (in Prozent) Wann wurde Ihr xx-jähriges Kind zum ersten Mal regelmäßig in einer KiTa betreut? Quoten-Stichprobe 8,9 42,4 26,3 20,8 Interessierten-Stichprobe 10,7 49,6 24,5 14,8 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Unter 1 Jahr 1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre Quelle: Befragung von Eltern von KiTa-Kindern bis einschließlich 7 Jahren durch Infratest dimap im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Berechnung: SOKO Institut für Sozialforschung und Kommunikation Bielefeld. Basis: Alle Eltern mit gültigen Nennungen (Quoten-Stichprobe: N= 4.638 | Interessierten-Stichprobe: N=4.140). Anteil in Prozent bezogen auf die jeweilige Stichprobe. 17
ElternZoom 2021 ABBILDUNG 5 Alter des Kindes bei erstmaliger Betreuung – Bundesländervergleich (in Prozent) Wann wurde Ihr xx-jähriges Kind zum ersten Mal regelmäßig in einer KiTa betreut? Ostdeutschland: Berlin 16,5 60,1 16,6 5,3 Brandenburg 10,4 72,2 11,8 5,1 Mecklenburg-Vorpommern 14,5 59,6 13,2 10,6 2,1 Sachsen 8,0 66,7 11,9 12,7 Sachsen-Anhalt 20,3 66,6 4,8 7,1 Thüringen 6,3 75,2 15,0 3,5 Westdeutschland: Baden-Württemberg 6,5 40,2 23,8 28,1 Bayern 10,7 38,1 24,8 24,7 Bremen 13,1 29,1 29,5 23,2 4,4 Hamburg 15,7 52,6 21,6 10,2 Hessen 6,5 40,3 27,0 24,5 1,8 Niedersachsen 5,9 42,1 23,9 27,1 Nordrhein-Westfalen 7,6 23,0 42,3 23,9 2,8 Rheinland-Pfalz 5,5 27,3 48,3 18,5 Saarland 9,6 35,8 18,3 34,6 1,7 Schleswig-Holstein 7,3 50,5 18,6 22,9 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Unter 1 Jahr 1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre Quelle: Befragung von Eltern von KiTa-Kindern bis einschließlich 7 Jahren durch Infratest dimap im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Berechnung: SOKO Institut für Sozialforschung und Kommunikation Bielefeld. Basis: Alle Eltern mit gültigen Nennungen (Quoten-Stichprobe: N= 4.638). Anteil in Prozent bezogen auf die jeweiligen Bundesländer. Diese Verteilung spiegelt sich auch in den Ergebnissen der „Inte • In den meisten westdeutschen Bundesländern lag der ressierten-Stichprobe“ wider, in der knapp die Hälfte der befrag- Anteil der Eltern, die ihr Kind in einem Alter von unter ten Eltern (49,6 Prozent) angaben, dass ihr Kind ein Jahr alt war, einem Jahr bzw. mit einem Jahr regelmäßig in einer KiTa als es das erste Mal regelmäßig in einer KiTa betreut wurde. betreuen lassen, weit unter den ostdeutschen Werten. So gaben z. B. 86,9 Prozent der befragten Mütter und Väter In Bezug auf das Alter des Kindes bei erstmaliger KiTa-Be- aus Sachsen-Anhalt an, dass ihr Kind unter 2 Jahre alt treuung gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen den war, als es das erste Mal regelmäßig eine KiTa besuchte; einzelnen Bundesländern (Abb. 5): in Nordrhein-Westfalen lag dieser Anteil dagegen ledig- lich bei 30,6 Prozent. • So gaben insbesondere Mütter und Väter aus den ostdeut- schen Bundesländern und aus Hamburg im Vergleich zum ElternZOOM 2021 zeigt (Abb. 6), dass die befragten Mütter Bundeswert (vgl. Abb. 4) überdurchschnittlich oft an, dass und Väter, die in den ostdeutschen Bundesländern leben, ihr Kind bereits mit unter einem Jahr bzw. mit einem Jahr ihre Kinder signifikant früher regelmäßig in einer KiTa be- das erste Mal eine KiTa besuchte. treuen lassen als Eltern aus Westdeutschland. Im Durch- schnitt besuchen die Kinder in Ostdeutschland mit 1 Jahr 18
Zwischen Wunsch und Notwendigkeit ABBILDUNG 6 Alter des Kindes bei erstmaliger Betreuung spezifiziert nach unterschiedlichen Merkmalen (in Prozent) Wann wurde Ihr xx-jähriges Kind zum ersten Mal regelmäßig in einer KiTa betreut? Region: West 7,9 35,7 30,1 24,5 Ost 12,3 66,4 12,7 7,7 Stadt/Land-Zugehörigkeit: Stadt 8,4 49,8 22,5 18,5 Land 9,1 39,4 27,9 21,8 Familienform: Alleinerziehend 10,0 38,9 26,1 22,2 Nicht-alleinerziehend 8,8 42,7 26,3 20,7 Bildung: Niedrig 5,2 29,3 32,9 29,0 Mittel 7,3 42,0 26,7 22,4 Hoch 11,3 46,2 24,1 17,2 Haushaltsnettoeinkommen: 100 bis 2.200 Euro 6,8 36,7 27,6 26,4 2.300 bis 4.500 Euro 8,6 43,4 25,5 20,9 4.600 Euro und mehr 13,6 45,6 23,7 16,2 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Unter 1 Jahr 1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre Quelle: Befragung von Eltern von KiTa-Kindern bis einschließlich 7 Jahren durch Infratest dimap im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Berechnung: SOKO Institut für Sozialforschung und Kommunikation Bielefeld. Basis: Alle Eltern mit gültigen Nennungen (Quoten-Stichprobe: N= 4.638). In den Kategorien Einkommen und Bildung werden Befragte nicht berücksichtigt, für die keine Informationen („keine Angabe“ oder „Sonstiges“) zu diesen Merkmalen vorliegen. Anteil in Prozent bezogen auf die jeweilige Merkmalskategorie. und 6 Monaten das erste Mal regelmäßig eine KiTa, in West- ZOOM 2021 zeigt, dass die Kinder signifikant früher das erste deutschland dagegen mit 2 Jahren und einem Monat. Mal regelmäßig in eine KiTa gehen, je höher das monatliche Nettoeinkommen und die Bildung der Eltern ist. Bei einem Stadt-Land-Vergleich wird deutlich, dass Eltern, die in einer Stadt leben, ihre Kinder signifikant früher regel- Keinen signifikanten Unterschied des Eintrittsalters der Kin- mäßig in einer KiTa betreuen lassen als Eltern aus ländlichen der in die KiTa gibt es, wenn das Merkmal der Familienform Regionen. Im Durchschnitt besuchen die Kinder aus städ (d. h. alleinerziehende und nicht-alleinerziehende Eltern- tischen Regionen mit 1 Jahr und 10 Monaten das erste Mal teile) näher angeschaut wird. regelmäßig eine KiTa und Kinder aus ländlichen Regionen im Durchschnitt mit 2 Jahren. Die Daten der „Interessierten-Stichprobe“ bestätigen die Ergebnisse der „Quoten-Stichprobe“. Hier sind die genannten Auch das Einkommen und die Bildung spielen eine signifi- Unterschiede zwischen den einzelnen Teilgruppen ebenfalls sig- kante Rolle, wenn es darum geht, in welchem Alter das Kind nifikant: Auch innerhalb der „Interessierten-Stichprobe“werden das erste Mal regelmäßig in einer KiTa betreut wird. Eltern- die Kinder signifikant früher das erste Mal regelmäßig in einer 19
ElternZoom 2021 ABBILDUNG 7 Zeitpunkt des Betreuungsbeginns (in Prozent) Entsprach der Zeitpunkt des Betreuungsbeginns Ihrem Wunsch oder hätten Sie Ihr Kind gerne früher oder später in einer KiTa betreuen lassen? 80 % 72,3 70,6 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 21,4 20 % 18,1 9,6 10 % 7,9 0% Früherer Beginn gewünscht Wunschzeitpunkt Späterer Beginn gewünscht Quoten-Stichprobe Interessierten-Stichprobe Quelle: Befragung von Eltern von KiTa-Kindern bis einschließlich 7 Jahren durch Infratest dimap im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Berechnung: SOKO Institut für Sozialforschung und Kommunikation Bielefeld. Basis: Alle Eltern mit gültigen Nennungen, (Quoten-Stichprobe: N= 4.638 | Interessierten-Stichprobe: N=4.140). Anteil in Prozent bezogen auf die jeweilige Stichprobe. KiTa betreut, wenn die befragten Mütter und Väter aus einem KiTa-Starts ihrem Wunsch entsprach. 7,9 Prozent hätten sich da- ostdeutschen Bundesland kommen, über ein höheres monatli- gegen einen früheren und 21,4 Prozent einen späteren Zeitpunkt ches Nettoeinkommen verfügen oder einen höheren Bildungsab- gewünscht. schluss besitzen. In der Tendenz der drei ElternZOOM-Studien zeigt sich, dass der Anteil der Eltern, die einen späteren KiTa-Start bevorzugt C.3 Wunschzeitpunkt des hätten, leicht ansteigt, während er bezüglich eines frühe- Betreuungsbeginns ren Beginns stagniert. Die meisten Eltern bekommen ihren Wunschzeitpunkt, wobei auch dieser Anteil gesunken ist. Zwar entsprach für fast drei Viertel der befragten Mütter und Väter (72,3 Prozent) der tatsächliche Zeitpunkt der Erst- Im Vergleich zu den beiden Vorgängerstudien „ElternZOOM betreuung ihres Kindes auch dem gewünschten Zeitpunkt, 2016“ und „ElternZOOM 2018“ zeigt sich die folgende Ent- aber annähernd ein Drittel der Eltern hätte sich eigentlich wicklung (Abb. 8): einen anderen Zeitpunkt für den KiTa-Start ihres Kindes ge- wünscht (Abb. 7): • Wunschzeitpunkt: Der Anteil der Eltern, bei denen der tatsächliche KiTa-Start auch dem Wunschzeitpunkt ent- • 18,1 Prozent der Eltern gaben an, dass sie sich einen spä- sprach, ist in den letzten Jahren gesunken. Waren es bei teren Beginn gewünscht hätten. der ElternZOOM-Befragung 2016 noch 79 Prozent der Eltern, so lag der Anteil bei der zweiten ElternZOOM- • Für 9,6 Prozent der Eltern wäre ein früherer KiTa-Anfang Befragung 2018 bei 73 Prozent. Die dritte ElternZOOM- passender gewesen. Befragung von 2019 weist für 72 Prozent der Eltern den Wunschzeitpunkt aus. Diese Verteilung deckt sich dabei weitestgehend mit den Ergeb- nissen aus der „Interessierten-Stichprobe“. Auch hier gaben knapp • Späterer KiTa-Start: Gleichzeitig ist der Anteil der Eltern, 3.000 Mütter und Väter (70,6Prozent) an, dass der Zeitpunkt des die sich einen späteren Beginn gewünscht hätten, kon- 20
Zwischen Wunsch und Notwendigkeit ABBILDUNG 8 Zeitpunkt des Betreuungsbeginns – Trend (in Prozent) 90 % 79 80 % 73 72 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 16 18 10 10 12 10 % 9 0% Früherer Beginn gewünscht Wunschzeitpunkt Späterer Beginn gewünscht 2016 2018 2019 Quelle: Befragung von Eltern von KiTa-Kindern bis einschließlich 7 Jahren durch Infratest dimap im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Berechnung: SOKO Institut für Sozialforschung und Kommunikation Bielefeld. Basis 2019: Quoten-Stichprobe: N= 4.638. Basis 2018: Quoten-Stichprobe: N= 4.668. Basis 2016: Quoten-Stichprobe: N= 4.437. Anteil in Prozent bezogen auf die Kohorte des jeweiligen Jahres. ABBILDUNG 9 Zeitpunkt des Betreuungsbeginns – Region (in Prozent) Entsprach der Zeitpunkt des Betreuungsbeginns Ihrem Wunsch oder hätten Sie Ihr Kind gerne früher oder später in einer KiTa betreuen lassen? 80 % 73,0 69,7 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 22,2 20 % 17,0 10,0 10 % 8,1 0% Früherer Beginn gewünscht Wunschzeitpunkt Späterer Beginn gewünscht Westdeutschland Ostdeutschland Quelle: Befragung von Eltern von KiTa-Kindern bis einschließlich 7 Jahren durch Infratest dimap im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Berechnung: SOKO Institut für Sozialforschung und Kommunikation Bielefeld. Basis: Alle Eltern mit gültigen Nennungen (Quoten-Stichprobe: N= 4.638). Anteil in Prozent bezogen auf das jeweilige Bundesgebiet. 21
ElternZoom 2021 ABBILDUNG 10 Zeitpunkt des Betreuungsbeginns – Familienkonstellation (in Prozent) Entsprach der Zeitpunkt des Betreuungsbeginns Ihrem Wunsch oder hätten Sie Ihr Kind gerne früher oder später in einer KiTa betreuen lassen? 80 % 73,1 70 % 62,2 60 % 50 % 40 % 30 % 24,6 20 % 17,6 13,1 9,3 10 % 0% Früherer Beginn gewünscht Wunschzeitpunkt Späterer Beginn gewünscht Alleinerziehend Nicht-alleinerziehend Quelle: Befragung von Eltern von KiTa-Kindern bis einschließlich 7 Jahren durch Infratest dimap im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Berechnung: SOKO Institut für Sozialforschung und Kommunikation Bielefeld. Basis: Alle Eltern mit gültigen Nennungen (Quoten-Stichprobe: N= 4.638). Anteil in Prozent bezogen auf die jeweilige Familienform. tinuierlich gestiegen. 2016 gaben 12 Prozent der Mütter • Der Anteil der Eltern, die ihr Kind zum Wunschzeitpunkt und Väter an, dass sie sich einen späteren KiTa-Start ge- in die Betreuung geben konnten, liegt in den ostdeutschen wünscht hätten, 2018 lag dieser Anteil bei 16 Prozent und Bundesländern im Durchschnitt bei 69,7 Prozent, in den 2019 bei 18 Prozent. westdeutschen Bundesländern dagegen bei 73,0 Prozent. • Früherer KiTa-Start: Der Anteil der Eltern, die sich einen • Dabei zeigen die Daten, dass der Anteil der Eltern, wel- früheren Betreuungsbeginn gewünscht hätten, hat sich che sich einen späteren Betreuungsbeginn für ihr Kind im Vergleich zu den beiden Vorstudien von 2016 und 2018 gewünscht hätten, mit 22,2 Prozent in den ostdeutschen kaum verändert: Lag der Wert 2016 bei 9 Prozent, so er- Bundesländern signifikant höher ist als der Anteil in den höhte er sich 2018 auf 10 Prozent und bleibt auf diesem Ni- westdeutschen Bundesländern mit 17,0 Prozent. veau auch in der dritten Befragung konstant. Für Alleinerziehende erfüllt sich der Wunschzeitpunkt für Im Unterschied zu Eltern aus Westdeutschland wünschen den KiTa-Start seltener, als das bei Paar-Familien der Fall ist. sich Eltern aus Ostdeutschland öfter einen späteren KiTa- Auch die Familienkonstellation spielt eine signifikante Rolle Start. bezüglich der Realisierung des Wunschzeitpunktes (Abb. 10): Je nachdem, in welchem Bundesland die Eltern leben oder • 73,1 Prozent der nicht-alleinerziehenden Eltern gaben an, welchen soziodemographischen und soziökonomischen Hin- dass der tatsächliche Betreuungsbeginn ihrem Wunsch tergrund sie haben, gibt es durchaus eine unterschiedliche entsprach, Wahrscheinlichkeit, zum Wunschzeitpunkt eine Betreuung zu finden (Abb. 9): • dagegen haben lediglich 62,2 Prozent der alleinerziehen- den Eltern angegeben, dass der Betreuungsbeginn ihrem Wunsch entsprach. 22
Zwischen Wunsch und Notwendigkeit ABBILDUNG 11 Zeitpunkt des Betreuungsbeginns – Haushaltsnettoeinkommen (in Prozent) Entsprach der Zeitpunkt des Betreuungsbeginns Ihrem Wunsch oder hätten Sie Ihr Kind gerne früher oder später in einer KiTa betreuen lassen? 80 % 78,3 71,7 70,7 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20,0 20 % 16,9 11,4 12,3 9,3 9,4 10 % 0% Früherer Beginn gewünscht Wunschzeitpunkt Späterer Beginn gewünscht 100 bis 2.200 Euro 2.300 bis 4.500 Euro 4.600 Euro und mehr Quelle: Befragung von Eltern von KiTa-Kindern bis einschließlich 7 Jahren durch Infratest dimap im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Berechnung: SOKO Institut für Sozialforschung und Kommunikation Bielefeld. Basis: Alle Eltern mit gültigen Nennungen (Quoten-Stichprobe: N= 4.638). Nicht berücksichtigt werden Befragte, für die keine Informationen („keine Angabe“ oder „Sonstiges“) zu dem Merkmal Haushaltsnettoeinkommen vorliegen. Anteil in Prozent bezogen auf die jeweilige Einkommensgruppe. ABBILDUNG 12 Zeitpunkt des Betreuungsbeginns – nach Bildung (in Prozent) Entsprach der Zeitpunkt des Betreuungsbeginns Ihrem Wunsch oder hätten Sie Ihr Kind gerne früher oder später in einer KiTa betreuen lassen? 80 % 76,3 73,5 70,5 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20,5 20 % 16,3 13,9 9,8 9,0 10,2 10 % 0% Früherer Beginn gewünscht Wunschzeitpunkt Späterer Beginn gewünscht Niedrige Bildung Mittlere Bildung Hohe Bildung Quelle: Befragung von Eltern von KiTa-Kindern bis einschließlich 7 Jahren durch Infratest dimap im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Berechnung: SOKO Institut für Sozialforschung und Kommunikation Bielefeld. Basis: Alle Eltern mit gültigen Nennungen (Quoten-Stichprobe: N= 4.638). Nicht berücksichtigt werden Befragte, für die keine Informationen („keine Angabe“ oder „Sonstiges“) zu dem Merkmal Bildung vorliegen. Anteil in Prozent bezogen auf die jeweilige Bildungskategorie. 23
ElternZoom 2021 ABBILDUNG 13 Wunschzeitpunkt des Betreuungsbeginns (in Prozent) 80 % Wunschzeitpunkt 70 % Früherer Betreuungsbeginn gewünscht (N=445): späterer Betreuungsbeginn gewünscht (N=840): 60 % 54,5 50 % 40 % 36,3 32,6 30 % 19,4 20 % 13,2 11,0 7,9 7,5 8,2 10 % 4,5 2,7 2,3 0% Wie viel früher? Zeitpunkt des Betreuungsbeginns Wie viel später? ein halbes Jahr ein Jahr 1,5 Jahre 2 Jahre 2,5 Jahre 3 Jahre Quelle: Befragung von Eltern von KiTa-Kindern bis einschließlich 7 Jahren durch Infratest dimap im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Berechnung: SOKO Institut für Sozialforschung und Kommunikation Bielefeld. Basis: Alle Eltern mit gültigen Nennungen (Quoten-Stichprobe: N= 4.638). Anteil in Prozent an den Kategorien der x-Achse. Auch Familien ab einem monatlichen Haushaltsnettoein- hende Mütter und Väter an, dass sie ihr Kind gerne später in die kommen von 4.600 Euro haben bessere Chancen auf ihren KiTa gegeben hätten. Auch Eltern mit einem niedrigeren Haus- Wunschzeitpunkt für den KiTa-Start (Abb. 11). haltsnettoeinkommen geben tendenziell häufiger an, dass sie für ihr Kind gerne später eine KiTa-Betreuung gewünscht hätten, In Bezug auf das Haushaltsnettoeinkommen zeigt Eltern- wobei der Bildungshintergrund keine Rolle spielt. ZOOM 2021, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der Be- treuungsbeginn auch dem Wunschzeitpunkt entspricht, im Wie viel früher bzw. später hätten die Eltern, deren Kind Vergleich zu den anderen Einkommensgruppen ab einem nicht zum Wunschzeitpunkt in die KiTa gekommen ist, ihr monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von 4.600 Euro si- Kind gerne betreuen lassen? gnifikant steigt. Die Ergebnisse von ElternZOOM 2021 zeigen, dass die Zeit- Hinsichtlich der Frage, inwieweit der elterliche Bildungshin- spanne zwischen dem tatsächlichen und dem gewünschten tergrund einen Einfluss ausübt auf die Wahrscheinlichkeit, Betreuungsbeginn überwiegend bei einem halben bzw. teil- einen Betreuungsplatz zum Wunschzeitpunkt zu erhalten, weise bei bis zu einem Jahr liegt (Abb. 13): zeigt sich keine statistische Signifikanz zwischen den Bil- dungsstufen (Abb. 12). Die ElternZOOM-Daten 2019 zeigen Wie viel früher in die KiTa? aber als Tendenz auf, dass jeweils 70–75 Prozent der Eltern 54,5 Prozent der 445 Mütter und Väter, die sich einen frü- mit den drei ausgewiesenen Bildungshintergründen ange- heren Betreuungsbeginn gewünscht haben, hätten ihr Kind ben, dass sich ihr Wunschzeitpunkt für den KiTa-Start er- gern ca. ein halbes Jahr früher in der KiTa angemeldet. 19,4 füllt hat. Prozent gaben an, sie hätten ihr Kind ca. ein Jahr früher in die KiTa-Betreuung gegeben. Diese Ergebnisse aus der „Quoten-Stichprobe“ bestätigen sich auch innerhalb der „Interessierten-Stichprobe“. Auch hier gaben Wie viel später in die KiTa? Eltern aus den ostdeutschen Bundesländern signifikant häufiger Von den 840 Müttern und Vätern, die ihr Kind gerne später in an, dass sie ihr Kind gerne später hätten betreuen lassen, als der KiTa betreuen lassen wollten, gaben 32,6 Prozent an, dass Eltern aus den westdeutschen Bundesländern. Weiterhin gaben sie ihr Kind ca. ein halbes Jahr später abgegeben hätten, und alleinerziehende Eltern tendenziell häufiger als nicht-alleinerzie- 36,3 Prozent sogar ca. ein Jahr. 24
Zwischen Wunsch und Notwendigkeit ABBILDUNG 14 Gründe für die Betreuung vor dem Wunschtermin – Stichprobenvergleich (in Prozent) Waren die folgenden Dinge ein Grund, dass Ihr Kind schon vor Ihrem Wunschtermin in einer KiTa betreut wurde? STRUKTURELLE GRÜNDE: KiTa nimmt nur zu einem Zeitpunkt im Jahr neue Kinder auf 33,2 35,2 ÖKONOMISCHE GRÜNDE: Ich hätte sonst Nachteile am Arbeitsplatz 50,4 49,1 Ich hätte sonst meinen Arbeitsplatz verloren 27,7 23,4 Aus finanziellen Gründen 78,1 76,2 ELTERNBEZOGENE GRÜNDE: Ich habe persönliche gesundheitliche Probleme 3,3 2,9 Aufgrund der Erwartungshaltung meiner Partnerin / 5,5 meines Partners 6,8 Aufgrund der Erwartungshaltung von Familienangehörigen 7,9 9,8 Aufgrund der Erwartungshaltung meiner Freunde 1,4 3 KINDBEZOGENE GRÜNDE: Es war der Wunsch meines Kindes 2,9 2,9 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Quoten-Stichprobe Interessierten-Stichprobe Quelle: Befragung von Eltern von KiTa-Kindern bis einschließlich 7 Jahren durch Infratest dimap im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Berechnung: SOKO Institut für Sozialforschung und Kommunikation Bielefeld. Basis: Eltern, deren Kind vor ihrem Wunschtermin betreut wurde (Quoten-Stichprobe: N= 840 | Interessierten-Stichprobe: N=888). Anteil in Prozent bezogen auf die jeweilige Stichprobe. Mehrfachnennung möglich. C.4 Aus welchen Gründen geben Eltern ihre Kind früher in der KiTa angemeldet haben als grundsätz- Kinder früher in die Betreuung als lich gewünscht. gewünscht? Neben diesen vorrangig ökonomischen Gründen wurde mit Kinder gehen früher in die KiTa als von den Eltern gewünscht, 33,2 Prozent auch ein struktureller Grund für eine frühere weil es eine finanzielle Notwendigkeit gibt, Sorge um den Ar- Betreuung angegeben: Da die KiTa nur zu einem bestimm- beitsplatz vorherrscht oder der KiTa-Start nicht flexibel ge- ten Zeitpunkt im Jahr neue Kinder aufnimmt, mussten sich staltet werden kann. die Eltern mit einem verfrühten Betreuungsstart arrangie- ren, auch wenn sie ihr Kind gerne später in die KiTa-Betreu- Unter den 840 Eltern, deren Kind früher als gewünscht be- ung gegeben hätten (Abb. 14). treut wurde, Die Ergebnisse zeigen, dass die Gründe für eine Betreuung vor • wurden mit 78,1 Prozent die finanzielle Notwendigkeit dem Wunschtermin innerhalb der „Interessierten-Stichprobe“ sowie mit 50,4 Prozent die Sorge um Nachteile am Arbeits- mit den Ergebnissen der „Quoten-Stichprobe“ vergleichbar sind. platz als Gründe für eine frühere Betreuung angegeben. So finden sich die gleichen Tendenzen in Bezug auf die Gründe für eine Betreuung vor dem Wunschtermin. • Mit 27,7 Prozent stellte die Sorge um den Verlust des Ar- beitsplatzes einen weiteren Grund dar, warum Eltern ihr 25
ElternZoom 2021 ABBILDUNG 15 Gründe für die Betreuung vor dem Wunschtermin – nach Region (in Prozent) Waren die folgenden Dinge ein Grund, dass Ihr Kind schon vor Ihrem Wunschtermin in einer KiTa betreut wurde? STRUKTURELLE GRÜNDE: 35,4 KiTa nimmt nur zu einem Zeitpunkt im Jahr neue Kinder auf 27,4 ÖKONOMISCHE GRÜNDE: 48,1 Ich hätte sonst Nachteile am Arbeitsplatz 56,4 25,3 Ich hätte sonst meinen Arbeitsplatz verloren 34,4 76 Aus finanziellen Gründen 83,8 ELTERNBEZOGENE GRÜNDE: 4 Ich habe persönliche gesundheitliche Probleme 1,3 Aufgrund der Erwartungshaltung meiner Partnerin / 5,2 meines Partners 6,2 8 Aufgrund der Erwartungshaltung von Familienangehörigen 7,9 1 Aufgrund der Erwartungshaltung meiner Freunde 2,4 KINDBEZOGENE GRÜNDE: 3 Es war der Wunsch meines Kindes 2,8 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Westdeutschland Ostdeutschland Quelle: Befragung von Eltern von KiTa-Kindern bis einschließlich 7 Jahren durch Infratest dimap im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Berechnung: SOKO Institut für Sozialforschung und Kommunikation Bielefeld. Basis: Eltern, deren Kind vor ihrem Wunschtermin betreut wurde (Quoten-Stichprobe: N= 840). Anteil in Prozent bezogen auf das jeweilige Bundesgebiet. Mehrfachnennung möglich. Gründe für die Betreuung vor dem Wunschtermin fällig ist allerdings, dass der Anteil der Eltern aus den öst nach Region lichen Bundesländern, der diese Gründe nennt, höher liegt als in den westlichen Bundesländern (Abb. 15). Eltern geben ihre Kinder früher in die KiTa als gewünscht, weil finanzielle Notwendigkeiten und Sorgen rund um den Gründe für die Betreuung vor dem Wunschtermin Arbeitsplatz sie dazu veranlassen. Eltern aus Ostdeutsch- nach Haushaltsnettoeinkommen land nennen ökonomische Gründe noch häufiger als Eltern aus Westdeutschland. Mit sinkendem Haushaltsnettoeinkommen steigt die Wahr- scheinlichkeit, dass Eltern als Grund für den früheren KiTa- Die Gründe für eine Betreuung vor dem Wunschtermin va- Einstieg die finanzielle Situation und Gedanken um den riieren, je nachdem, in welchem Bundesland die Eltern Arbeitsplatz angeben. leben oder welchen soziodemographischen und sozioöko- nomischen Hintergrund die Familien haben. Die ökonomi- Bei den Eltern, die ihr Kind früher als gewünscht in der KiTa schen Gründe (finanzielle Nachteile, Sorge um Nachteile am betreuen lassen, ist das Haushaltsnettoeinkommen eine rele- Arbeitsplatz / um den Verlust des Arbeitsplatzes) sind für El- vante Einflussgröße auf diese Entscheidung. Eltern mit einem tern bei ihrer Entscheidung für einen früheren KiTa-Besuch niedrigen Haushaltsnettoeinkommen geben signifikant häufi- sehr bedeutsam, und zwar im gesamten Bundesgebiet. Auf- ger an, dass sie ihr Kind früher als gewünscht aus finanziellen 26
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