ENERGIE FÜR DIE ZUKUNFT - 4 GROSSER WECHSEL IM STADTRAT 14 MIT PRIVATEN DEN GRENDEL PLANEN 18 PORTRÄT: SASEETHAREN RA- MAKRISHNA SARMA - Stadt Luzern

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ENERGIE FÜR DIE ZUKUNFT - 4 GROSSER WECHSEL IM STADTRAT 14 MIT PRIVATEN DEN GRENDEL PLANEN 18 PORTRÄT: SASEETHAREN RA- MAKRISHNA SARMA - Stadt Luzern
DAS STADTMAGAZIN
 LUZERN

                          Ausgabe #03, Juli 2012

 4 GROSSER WECHSEL
   IM STADTRAT

ENERGIE FÜR
DIE ZUKUNFT
 14 MIT PRIVATEN DEN
    GRENDEL PLANEN

 18 PORTRÄT:
    SASEETHAREN RA-
    MAKRISHNA SARMA
ENERGIE FÜR DIE ZUKUNFT - 4 GROSSER WECHSEL IM STADTRAT 14 MIT PRIVATEN DEN GRENDEL PLANEN 18 PORTRÄT: SASEETHAREN RA- MAKRISHNA SARMA - Stadt Luzern
2|3                             Editorial                                                    Inhalt

                                WIE HOCH IST IHRE                                        3   NACHGEFRAGT
                                STROMRECHNUNG?
                                                                                         4   WAHLEN
                                     Können Sie auf Anhieb den Betrag nennen,                Der Stadtrat ist gewählt.
                                den Sie pro Tag für Strom, Erdgas oder Benzin                Stadtpräsident Stefan Roth
                                bezahlen? Nicht? Dann sind Sie nicht allein.                 und die Stadtratsmitglieder
                                Kaum jemand kann mir auf diese Frage spontan                 Manuela Jost, Ursula Stäm-
Ursula Stämmer-Horst            eine Antwort geben. Tatsache ist: Die Stromkosten            mer-Horst, Adrian Borgula
Direktorin Umwelt,              belasten einen durchschnittlichen Schweizer                  und Martin Merki nehmen
Verkehr und Sicherheit          4-Personen-Haushalt mit lediglich etwa 2 bis                 am 3. September gemein-
                                4 Franken täglich.                                           sam ihre Arbeit auf.
                                Eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, welch
                                grossartige Unterstützung für diesen geringen Be-        6   ENERGIE
                                trag aus der Steckdose fliesst. Und weil die Energie         Die Stadt will dazu beitra-
                                so kostengünstig ist, nutzen wir sie, ohne uns gross         gen, dass die Ziele der 2000-
                                Gedanken zu machen.                                          Watt-Gesellschaft erreicht
                                     In den nächsten Jahren und Jahrzehnten wird             werden. Wir alle können
                                Energie aber deutlich teurer werden. Gleichzeitig            uns daran beteiligen: Durch
IMPRESSUM
                                ist unsere Abhängigkeit vom Ausland sehr hoch.               den bewussten Umgang mit
Verantwortlich:
                                Dies sind zwei der Gründe, weshalb der Stadtrat im           Ressourcen und den Einsatz
Stelle für Kommunikation
Niklaus Zeier                   vergangenen Jahr dem Stadtparlament seine neue               von erneuerbarer Energie.
Dagmar Christen                 Energie- und Klimastrategie vorgelegt hat.
                                     Bis 2045 soll Luzern atomstromfrei sein, und       12   PARLAMENT
Autorinnen/Autoren:
Daniel Arnold (Aktuell)         als Fernziel streben wir die 2000-Watt-Gesellschaft          Der Stadtrat und die Mehr-
Edith Arnold
                                an. Die Stimmberechtigten haben dies in der Volks-           heit des Parlaments wollen
Melchior Bendel (MB)                                                                         mehr unternehmerische
Beat Bühlmann (BB)              abstimmung vom 27. November 2011 mit deutli-
Dagmar Christen (DC)            chem Mehr beschlossen. Nun geht es an die Um-                Freiheit für die Heime und
Urs Dossenbach (UD)
                                setzung. Sie wird uns alle fordern.                          Alterssiedlungen. Die Bedin-
Bernhard Gut (BG)
                                     In diesem Stadtmagazin zeigen wir Ihnen, dass           gungen dafür und die Aus-
Tanja Müller (TM)
Gregor Schmid (SDG)             wir bereits auf dem Weg sind. Einige Beispiele:              wirkungen davon werden
Peter Schmidli (PS)                                                                          jetzt untersucht.
Andreas Troxler
                                     • Die Energieversorgerin ewl investiert in den
Esther Unternährer (EU)         kommenden Jahren grosse Summen in die Produk-
Patrick Weibel (PW)             tion von Strom aus Sonne, Wind und Wasser.
                                                                                        14   QUARTIER
Niklaus Zeier (NZ)                                                                           Schwanenplatz und Grendel
Petra Zimmermann (PZ)                • Die Schulhäuser und Betagtenzentren wer-
                                                                                             sowie die Bahnhofstrasse en-
                                den nach und nach energetisch auf Vordermann
Korrektorat:                                                                                 net der Reuss bilden das tou-
                                gebracht.
Daniela Kessler                                                                              ristische Zentrum Luzerns.
                                     • Der städtische Energiefonds unterstützt
                                                                                             An der Ausstrahlung und an
Erscheint fünfmal jährlich      weiterhin privates Energiesparen und die Nutzung
in einer Auflage von                                                                         der Oberfläche dieser Zonen
                                erneuerbarer Energien.
50’000 Exemplaren                                                                            soll nun gefeilt werden – für
                                     • Mit dem Plan Lumière werden Teile der Innen-
                                                                                             Einheimische und für Gäste.
Grafik / Infografik (S. 7):     stadt stimmig und energiesparend beleuchtet
hofmann.to
                                (siehe Titelbild).
                                                                                        16   SCHULE
Bilder:                              Zudem arbeiten wir zurzeit daran, auf dem
                                                                                             Mit der Integrativen För-
Beat Brechbühl (Front, 3, 6,    Areal der Swiss Steel AG ein Leuchtturmprojekt
12, 20, 21, 24)                                                                              derung (IF) werden Klein-
                                Wirklichkeit werden zu lassen: Die Abwärme der
Franca Pedrazetti (8, 9, 14,                                                                 klassenschülerinnen und
15, 18, 23)                     Stahlproduktion soll für die Beheizung grosser
Stadt Luzern (10, 11, 16, 17)
                                                                                             -schüler in die Regelklassen
                                Teile von Emmen und Luzern genutzt werden.
                                                                                             integriert. Der frei werdende
Druck:
                                     Auch Sie haben in Ihrem Alltag viele Möglich-
                                                                                             Raum sowie der Raumbedarf
Druckzentrum der Neuen          keiten, einen Beitrag zu leisten; zuhause, auf dem
Luzerner Zeitung
                                                                                             der IF führen zu Anpassun-
                                Weg zur Arbeit oder in der Freizeit. Lassen Sie sich
                                                                                             gen in den Schulhäusern.
Titelbild:
                                von den Beispielen auf den Seiten 10 und 11 inspi-
Unter der Egg im sanften        rieren. Ihr Beitrag ist uns wichtig. Gerne unterstüt-
und energiesparenden
                                                                                        18   PORTRÄT
                                zen wir Sie bei der Umsetzung. Übrigens: Unsere
Licht des Plan Lumière
                                Vermieterin hat Stämmer-Horsts vor Kurzem einen         20   AKTUELL
Gedruckt auf Recycling-         energieeffizienten A+++-Kühlschrank in die Küche
Papier, hergestellt in der      gestellt. Wie viel wir jetzt pro Tag für Strom bezah-
Schweiz
                                                                                        24   REGION
                                len, weiss auch ich nicht ganz genau. Die Tendenz
© Stadt Luzern                  aber stimmt: sinkend.
ENERGIE FÜR DIE ZUKUNFT - 4 GROSSER WECHSEL IM STADTRAT 14 MIT PRIVATEN DEN GRENDEL PLANEN 18 PORTRÄT: SASEETHAREN RA- MAKRISHNA SARMA - Stadt Luzern
Nachgefragt

                              «DAS IST KEINE FRAGE VON
                              LINKS ODER RECHTS»
                              Stadtrat Ruedi Meier hat vom Parlament grünes Licht für die Verselbstständigung
                              der städtischen Heime und Alterssiedlungen erhalten: gegen den Widerstand von
                              links, also auch gegen seine eigene Partei.

                                                                                                                 Was würde sich für die Be-
                                                                                                                 wohnerinnen und Bewohner
1                                                                                                                ändern?
                                                                                                                 Für sie hat eine Verselbststän-
                                                                                                             digung keine negativen Auswir-
                                                                                                             kungen. Die Verselbstständigung
                                                                                                             geht sicher nicht zulasten der
                                                                                                             Qualität. Eher im Gegenteil: Die
                                                                                                             Angebote können schneller und
                                                                                                             flexibler der Nachfrage angepasst
                                                                                                             werden. Zudem profitieren auch
                                                                                                             die Bewohnerinnen und Bewoh-
                                                                                                             ner davon, wenn die Kosten-
                                                                                                             entwicklung gedämpft werden
                                                                                                             kann.

                                                                                                                  Werden auf dem Buckel des
                                                                                                                  Personals Kosten gespart,
                                                                                                                  um wirtschaftlicher zu sein?
                                                                                                                  Ich verstehe, wenn es Ängste
                                                                                                             gibt. Wer mich kennt, weiss aber
                                                                                                             auch, dass ich früher aktiver Ge-
                                                                                                             werkschafter war. Schon heute ist
                                                                                                             klar, dass es keinen Lohnabbau
                                                                                                             geben wird. Vor dem Hintergrund
                                                                                                             des akuten Mangels an Pflegeper-
                                                                                                             sonal kann es sich niemand leis-
                                                                                                             ten, die Löhne zu senken. Dann
                                                                                                             würden uns in Zukunft die Leute
                                                                                                             fehlen. Was es braucht, sind klare
                                                                                                             Rahmenbedingungen für den ge-
                                                                                                             samten Pflegebereich, also auch
                                                                                                             bei der Spitex und den privaten
                                       Ist es nicht ein Widerspruch,   den hohen Qualitätsstandard hal-      Pflegeheimen in der Stadt Luzern.
                                       dass ausgerechnet Sie als       ten wollen. Das ist keine Frage von   Deshalb streben wir einen Ge-
                                       Grüner die städtischen          links oder rechts. Wir brauchen       samtarbeitsvertrag an. Davon pro-
                                       Heime und Alterssiedlungen      in Zukunft mehr Flexibilität im       fitieren nicht nur unsere Mitar-
                                       verselbstständigen wollen?      Pflegebereich, wenn es um die         beitenden, sondern das gesamte
                                       Nein. Es geht bei dieser Ver-   Schaffung von neuen Angeboten,        Pflegepersonal.
                                   selbstständigung auch nicht da-     die Finanzierung von Investitio-
                                   rum, dem Staat eine wichtige Auf-   nen oder auch um Veränderun-              Wie geht es jetzt weiter?
                                   gabe zu entziehen. Das entspricht   gen im Personalbereich geht. Als          Nach dem Entscheid des Par-
                                   nicht meiner politischen Hal-       selbstständige Organisation ha-       laments (siehe S. 12, 13) erarbei-
                                   tung. Aber die Ausgangslage bei     ben die städtischen Heime und         ten wir nun die Grundlagen für
                                   der Finanzierung im Pflegebe-       Alterssiedlungen gleich lange         eine Verselbstständigung. Ich bin
1 | Stadtrat Ruedi Meier
                                   reich hat sich in den letzten       Spiesse wie die privaten Anbieter.    überzeugt, dass der Weg, den der
    (hier im Betagtenzen-          Jahren stark geändert. Die Stadt    Die Kontrolle bleibt aber zu 100      Stadtrat und das Parlament ein-
    trum Rosenberg) ist            Luzern hat seit letztem Jahr        Prozent bei der Stadt. Der Stadt-     geschlagen haben, richtig und
    überzeugt, dass eine
    Verselbstständigung der
                                   Mehrkosten von jährlich rund 17     rat will die Voraussetzungen so       wichtig ist für das Wohl aller Be-
    Heime und Alterssied-          Millionen Franken bei den Ge-       gestalten, dass die Stadt selber      troffenen.
    lungen nicht zulasten          samtpflegekosten. Darauf müs-       auch in Zukunft möglichst viele
    der Bewohnerinnen
    und Bewohner oder des          sen wir reagieren, wenn wir die     und möglichst gute Pflegeplätze          Melchior Bendel
    Personals gehen wird.          Kostenentwicklung dämpfen und       anbieten kann.                           Projektleiter Kommunikation
ENERGIE FÜR DIE ZUKUNFT - 4 GROSSER WECHSEL IM STADTRAT 14 MIT PRIVATEN DEN GRENDEL PLANEN 18 PORTRÄT: SASEETHAREN RA- MAKRISHNA SARMA - Stadt Luzern
4|5                               Wahlen

                                  DER GROSSE WECHSEL IM
                                  STADTRAT HAT BEGONNEN
                                  Stadtrat und Parlament sind gewählt. Die neue Amtsperiode kann am
                                  1. September 2012 beginnen. Der künftige Stadtpräsident Stefan Roth bleibt
                                  Finanzdirektor. Ursula Stämmer-Horst übernimmt die Bildungsdirektion.

                                                                                                                     Vereidigung
                                                                                                                    Die Vereidigung des Stadtra-
1                                                                                                               tes führt der Regierungsstatthal-
                                                                                                                ter im Auftrag des Regierungsra-
                                                                                                                tes durch. Sie findet am 29. August
                                                                                                                im Rahmen der letzten Stadtrats-
                                                                                                                sitzung der verkürzten Amtsperi-
                                                                                                                ode 2010 bis 2012 statt. Bis Ende
                                                                                                                August ist aber der Stadtrat in der
                                                                                                                Besetzung Urs W. Studer, Ursula
                                                                                                                Stämmer-Horst, Kurt Bieder,
                                                                                                                Stefan Roth und Ruedi Meier
                                                                                                                noch im Amt. Urs W. Studer, Kurt
                                                                                                                Bieder, Ruedi Meier und Ursula
                                                                                                                Stämmer-Horst werden in den
                                                                                                                kommenden Wochen die Über-
                                                                                                                gabe ihrer Direktionen an ihre
                                                                                                                Nachfolgerinnen und Nachfolger
                                                                                                                vorbereiten.

                                                                                                                     Strategiediskussion im Juli
                                                                                                                    Bereits im Sommerseminar,
                                                                                                                einer dreitägigen Klausurtagung
                                                                                                                des Stadtrates Anfang Juli, sind
                                                                                                                die neu gewählten Mitglieder an-
                                                                                                                wesend und diskutierten über
                                          Die Würfel sind gefallen, die     Stadträtin Ursula Stämmer-Horst     strategische Problemstellungen.
                                      Stimmberechtigten der Stadt           wechselt von der Direktion Um-      Zentrales Thema auf der Trak-
                                      Luzern haben entschieden. Der         welt, Verkehr und Sicherheit in     tandenliste ist dabei die finanzi-
                                      Stadtrat für die Amtsperiode 2012     die Bildungsdirektion. Sie bleibt   elle Lage der Stadt Luzern. Wie be-
                                      bis 2016 ist gewählt. Er setzt sich   Vizepräsidentin des Stadtrates.     kannt strebt der Stadtrat eine
                                      aus folgenden Mitgliedern zu-         Manuela Jost übernimmt die Bau-     Steuererhöhung ab 2013 an. Dar-
                                      sammen: Stadtpräsident Stefan         direktion, Adrian Borgula die Di-   über werden die Stimmberechtig-
                                      Roth (CVP, bisher), Stadträtin        rektion Umwelt, Verkehr und Si-     ten am 16. Dezember 2012 zu ent-
                                      Ursula Stämmer-Horst (SP, bis-        cherheit. Martin Merki wird Sozi-   scheiden haben. Die Stadt Luzern
                                      her), Stadträtin Manuela Jost         aldirektor. Der Stadtrat hat auch   büsst aufgrund von Steuergesetz-
                                      (GLP, neu), Stadtrat Adrian Bor-      entschieden, dass die Dienstab-
                                      gula (Grüne, neu), Stadtrat Martin    teilung Personal der Vizepräsi-
                                      Merki (FDP, neu).                     dentin des Stadtrates zugewiesen
                                                                            wird.                                2
                                           Direktionsverteilung                 Zudem wird sich Stefan Roth
                                         Nach der Wahl verteilten die       entlasten und einen Teil seiner
1 | Der neu gewählte
                                      Gewählten die fünf Direktionen        Verwaltungsratsmandate abge-
    Stadtrat von Luzern
    (v. l. n. r.): Martin Merki       unter sich: Bildungsdirektion,        ben. Wer diese künftig über-
    (FDP), Stadtschreiber             Baudirektion, Sozialdirektion,        nimmt, entscheidet der Stadtrat
    Toni Göpfert, Stefan
    Roth (CVP), Manuela
                                      Finanzdirektion und Direktion         im September.
    Jost (GLP), Adrian Bor-           Umwelt, Verkehr und Sicherheit.           Stefan Roth wird weiterhin im
    gula (Grüne) und Ursula           Am 20. Juni 2012 hat sich der         Kantonsrat verbleiben. Der Stadt-
    Stämmer-Horst (SP).
                                      neu gewählte Stadtrat zu dieser       rat erachtet eine Vertretung im
2 | Finanzdirektor Stefan             Direktionsverteilung getroffen        Kantonsparlament für städtische
    Roth, der künftige                und folgenden Beschluss gefasst:      Anliegen als sinnvoll. Manuela
    Stadtpräsident von
    Luzern.                           Der künftige Stadtpräsident Ste-      Jost hingegen tritt als Kantons-
    Fotos: Dany Schulthess            fan Roth bleibt Finanzdirektor.       rätin zurück.
ENERGIE FÜR DIE ZUKUNFT - 4 GROSSER WECHSEL IM STADTRAT 14 MIT PRIVATEN DEN GRENDEL PLANEN 18 PORTRÄT: SASEETHAREN RA- MAKRISHNA SARMA - Stadt Luzern
Kommissionen
                                                                                                                 An der konstituierenden
                                                                                                                 Sitzung wählen die 48
                                                                                                                 Parlamentsmitglieder
                                                                                                                 alle ständigen Kommissi-
                                                                                                                 onen des Grossen Stadt-
                                                                                                                 rates. Es sind dies die Ge-
                                                                                                                 schäftsprüfungskommis-
                                                                                                                 sion (11 Mitglieder), die
                                                                                                                 Sozialkommission (9 Mit-
                                                                                                                 glieder), die Baukommis-
revisionen rund 21 Millionen Fran-    am 5. Juli im Grossen Stadtrat.       stadtrat Joseph Schärli (SVP), das   sion (9 Mitglieder) und
ken jährlich ein. Zudem belastet      Amtsbeginn für den neuen Stadt-       neue Präsidium für das Amts-         die Bildungskommission
die neue Organisation der Pflege-     rat ist der 1. September. Der erste   jahr 2012 / 2013. Gewählt werden     (9 Mitglieder).
finanzierung die Stadtkasse mit       offizielle Arbeitstag wird am Mon-    zudem ein Vizepräsidium, zwei        Ebenso gewählt werden
rund 17 Millionen Franken pro         tag, 3. September, sein.              Stimmenzählende und zwei Er-         die Einbürgerungskom-
Jahr.                                     Fast gleichzeitig beginnt der     satz-Stimmenzählende. Zudem          mission (7 Mitglieder)
                                      Grosse Stadtrat mit der Legis-        stehen die Wahlen in die Kom-        und die Delegierten für
   Abschied und Amtsbeginn            laturperiode 2012 bis 2016. Die       missionen auf der Traktanden-        die Gemeindeverbände.
   Die drei scheidenden Mitglie-      konstituierende Sitzung findet        liste (siehe nebenan).
der des Stadtrates erleben in den     am 6. September statt. Das Par-                                            Verteilung der Sitze
                                                                                                                 Die sechs Fraktionen
kommenden Wochen eine ganze           lament wählt unter Leitung des           Niklaus Zeier
                                                                                                                 sind gemäss ihrer Grösse
Reihe von Verabschiedungen, so        ältesten Ratsmitgliedes, Gross-          Chef Kommunikation
                                                                                                                 in den Kommissionen
                                                                                                                 vertreten. Für eine Frak-
                                                                                                                 tion braucht es mindes-
                                                                                                                 tens drei Mitglieder.

   Grosser Stadtrat:
   Fraktionen
   und Mitglieder                                    GLP         CVP
                                                      4           9

                                     SP/JUSO                                   FDP
                                        12                                      9

                          Grüne /
                        Junge Grüne                                                  SVP
                             7                                                        7

   Grüne /                               Luzia Vetterli                        FDP
   Junge Grüne                           Theres Vinatzer                       9 Sitze
   7 Sitze                               Andreas Wüest                         Sonja Döbeli Stirnemann
   Korintha Bärtsch                                                            Rieska Dommann
   Noëlle Bucher                         GLP                                   Ivo Durrer
   Ali R. Celik                          4 Sitze                               Sandra Felder-Estermann
   Christian Hochstrasser                Myriam Barsuglia-Baumeler             Laura Grüter Bachmann
   Katharina Hubacher                    Jules Gut                             Reto Kessler
   Monika Senn Berger                    Laura Kopp                            René Peter
   Stefanie Wyss                         András Özvegyi                        Hugo P. Stadelmann
                                                                               Daniel Wettstein
   SP / JUSO                             CVP
   12 Sitze                              9 Sitze                               SVP
   Martina Akermann                      Franziska Bitzi Staub                 7 Sitze
   Marcel Budmiger                       Reto Derungs                           Jörg Krähenbühl
   Max Bühler                            Mirjam Fries                          Marcel Lingg
   Dominik Durrer                        Thomas Gmür                           Pirmin Müller
   Daniel Furrer                         Agnes Keller-Bucher                   Joseph Schärli
   René Meier                            Markus Mächler                        Peter With
   Luzia Mumenthaler                     Albert Schwarzenbach                  Lisa Zanolla
   Melanie Setz                          Roger Sonderegger                     Urs Zimmermann
   Nico van der Heiden                   Michael Zeier-Rast
ENERGIE FÜR DIE ZUKUNFT - 4 GROSSER WECHSEL IM STADTRAT 14 MIT PRIVATEN DEN GRENDEL PLANEN 18 PORTRÄT: SASEETHAREN RA- MAKRISHNA SARMA - Stadt Luzern
6|7                            Energie

                               UMWELTSCHUTZ
                               RENTIERT
                               Das Resultat der Volksabstimmung vom November 2011 war deutlich: Die Stimm-
                               berechtigten wollen, dass Luzern bis 2045 atomstromfrei ist. Und es soll auf die
                               Erreichung der Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft hingearbeitet werden. Stadt, Bevöl-
                               kerung und Wirtschaft sind gefordert. Ihr Einsatz lohnt sich kurz- und langfristig.

                                                                                           gie- und Klimastrategie wurde am 27. November
                                                                                           2011 von 68 Prozent der städtischen Stimmberech-
 1                                                                                         tigten angenommen. Das Ja zum neuen Energie-
                                                                                           reglement legte die rechtliche Grundlage für den
                                                                                           schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie bis
                                                                                           2045 sowie die Umsetzung der 2000-Watt-Gesell-
                                                                                           schaft (siehe S. 9) und umschreibt die Fördertätig-
                                                                                           keit des städtischen Energiefonds.

                                                                                              Luftreinhaltung, Energie und Klimaschutz
                                                                                               Schon im Jahre 2008 hatte der Stadtrat einen
                                                                                           ersten «Aktionsplan Luftreinhaltung und Klima-
                                                                                           schutz» beschlossen. Die Massnahmen werden zur-
                                                                                           zeit umgesetzt. Ein Nachfolge-Aktionsplan für den
                                                                                           Zeitraum bis 2020 ist in Vorbereitung. Das Parla-
                                                                                           ment wird voraussichtlich im kommenden Jahr
                                                                                           dazu Stellung nehmen können. Darin sind «Mobi-
                                                                                           lität» und «Gebäude» die mit Abstand wichtigsten
                                                                                           Handlungsfelder. Im Bereich der Mobilität geht es
                                                                                           primär um die Vermeidung von Verkehr und um die
                                                                                           Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs
                                                                                           aufs Velo und auf den öffentlichen Verkehr. Bei den
                                         SDG. Die Fertigpizza aus dem Tiefkühler, das      Gebäuden stehen beschleunigte Sanierungen und
                                     Jahres-Abo fürs Fitnesscenter, der Plasma-Gross-      die deutlich verstärkte Nutzung von erneuerbarer
                                     bild-Fernseher, der Geländewagen, die Zweitwoh-       Energie im Vordergrund. Die Stadt geht hier mit gu-
                                     nung im Bündnerland – alles Dinge, die auf den ers-   tem Beispiel voran (siehe S. 8).
                                     ten Blick nichts miteinander zu tun haben. Aber sie
                                     alle tragen zu unserem täglichen Energieverbrauch        Alle sind gefordert
                                     bei.                                                      Dank der Tochterfirma ewl Energie Wasser Lu-
                                         Jede Luzernerin und jeder Luzerner konsumiert     zern AG hat die Stadt Luzern auch direkten Einfluss
                                     heute etwa dreimal so viel Energie in Form von        auf das Handlungsfeld «Energieerzeugung und
                                     Heizöl, Benzin, Erdgas und Strom, als aus ökologi-    Energieversorgung». Bereits hat ewl erste wichtige
                                     scher und gesellschaftlicher Sicht langfristig ver-   Schritte unternommen, Atomstrom durch erneuer-
                                     tretbar wäre. Der daraus resultierende CO2 -Aus-      baren Strom zu ersetzen und das Engagement in
                                     stoss ist mit etwa 6 Tonnen pro Person und Jahr       der Wärmeversorgung auszubauen (siehe S. 9).
                                     sogar sechsmal so hoch wie eigentlich zulässig.           Aber auch Bevölkerung, Gewerbe und Industrie
                                     Rund 90 Prozent der eingesetzten Energie sind         können und müssen ihre Beiträge leisten. Die städ-
                                     nicht erneuerbar und werden in Form von Erdöl,        tischen Förderprogramme und der Energiefonds
1 | ewl und mit ihr die              Erdgas oder Uran aus dem Ausland in die Schweiz       animieren sie zum Handeln und bieten finanzielle
    Stadt Luzern als deren           eingeführt. Und die Energiepreise steigen.            Unterstützung (siehe S. 10, 11).
    Alleinaktionärin setzen              Der Stadtrat hat erkannt, dass diese Situation
    auf erneuerbare Ener-
    gien, beispielsweise auf         nicht nur ökologisch fragwürdig, sondern auch aus        Mehr Informationen:
    Wasserkraft.                     wirtschaftlicher Sicht unerwünscht ist. Seine Ener-      www.energiestrategie.stadtluzern.ch
ENERGIE FÜR DIE ZUKUNFT - 4 GROSSER WECHSEL IM STADTRAT 14 MIT PRIVATEN DEN GRENDEL PLANEN 18 PORTRÄT: SASEETHAREN RA- MAKRISHNA SARMA - Stadt Luzern
Energie im Haushalt

Eine Kilowattstunde                                       13 h Brenndauer                           1,6 km fahren
reicht für:

                                                          67 h Brenndauer                           25 km fahren

                                                          125 h Brenndauer                          110 km fahren

                                                 LED

                                                          0,5 Waschgänge                            7 Liter Wasser kochen

                                                          0,9 Waschgänge                            9 Liter Wasser kochen

                                                          2,5 Waschgänge

                                                                                             Was ist eine
                                                                                             Kilowattstunde?
                                                 A+
                                                          37 h Betrieb Kühlschrank           Kilowattstunde (kWh)
                                                                                             bezeichnet den Ver-
                                                                                             brauch von Energie. Ein
                                                                                             Gerät mit einer Leistung
                                                 A+++     73 h Betrieb Kühlschrank           von 1000 Watt braucht
                                                                                             pro Stunde 1 Kilowatt-
                                                                                             stunde Energie.

Jährlicher Stromverbrauch                                     Die grössten Standby-Verbraucher                          Heizen
im 2-Personen-Haushalt:                                       im Haushalt:
                                                                                                                        Heizen braucht sehr viel
                                                                                                                        Energie. Hier lohnt sich das
                                                                                                                        Sparen besonders. Tipp:
           Unterhaltungs-                                                    Ältere Kaffeemaschine:                     Wohnraum: 20 Grad (Ther-
           elektronik           Kleingeräte                                  120 kWh / Jahr                             mostat Stufe 3). Schlafzim-
           400 kWh              350 kWh                                                                                 mer und Nebenräume: 16
                                                                                                                        bis 18 Grad. Sparpotenzial:
                                                                                                                        bis 225 Franken pro Jahr.
Allgemeinstrom                                                               HiFi-Anlage:
500 kWh                                 Kühlschrank,                         75 kWh / Jahr
                                        sep. Tiefkühler
                                        650 kWh
                                                                                                                        Warmwasser
                                                                             Settop-Box:
  Beleuchtung                                                                75 kWh / Jahr                              Erwärmen von Wasser ist
  500 kWh                                                                                                               teuer. Tipp: Spardüsen ins-
                                      Waschen,                                                                          tallieren, Hände mit kaltem
                                      Trocknen
                                                                                                                        Wasser waschen, kürzer du-
                                      600 kWh
                Küchengeräte,                                                Modem / Router:                            schen. Sparpotenzial: über
                Abwaschen                                                    52 kWh / Jahr                              500 Franken pro Jahr.
                500 kWh

Mit einigen Handgriffen spart ein typischer Haushalt pro Jahr Hun-           1080 Liter Wasser zu kochen oder für 300 Waschgänge mit 30 Grad.
derte von Franken an Energiekosten. Wenn Sie beispielsweise Ihre             Faltblätter mit zahlreichen Energiespartipps können Sie beim öko-
alte Kaffeemaschine ausschalten, statt auf Standby weiterlaufen zu           forum im Bourbaki Panorama gratis beziehen oder herunterladen
lassen, so sparen Sie 120 Kilowattstunden im Jahr. Das reicht, um            unter: www.besserwohnen.stadtluzern.ch
ENERGIE FÜR DIE ZUKUNFT - 4 GROSSER WECHSEL IM STADTRAT 14 MIT PRIVATEN DEN GRENDEL PLANEN 18 PORTRÄT: SASEETHAREN RA- MAKRISHNA SARMA - Stadt Luzern
8 |9                           Energie

                               MIT ÜBERZEUGUNG UND NEUSTER
                               TECHNIK IN DIE ZUKUNFT
                               Die Stadt Luzern und ihre Tochterfirma ewl ergreifen Massnahmen für eine
                               bessere Luftqualität und den Schutz des Klimas: beispielsweise beim Einsatz von
                               Geräten, bei der Sanierung von Gebäuden oder bei der Energiebeschaffung.

 1                                                                        2

                                         Beat Bienz, Leiter Mechanische Werkstatt              Simon Alge, Gebäudetechnik-Ingenieur
                                         PS. Abgas von Dieselmotoren enthält pro Kubik-        BG. Die Dienstabteilung Immobilien ist das
                                    zentimeter 10 bis 100 Millionen kleinste Russteil-      Kompetenzzentrum der Stadt Luzern für alles, was
                                    chen. Diese dringen tief in die Lunge ein und           mit städtischen Bauten zu tun hat. Sie ist damit
                                    gelangen über das Blut auch in andere Organe. Russ-     auch verantwortlich für deren Energieverbrauch.
                                    partikel sind krebserzeugend und können Atem-           «Aus unabhängiger Warte analysieren, sorgfältig
                                    wegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen.         optimieren und gezielt modernisieren – das ist der
                                        «Für die Entfernung von Russ aus dem Abgas          Kern meiner Aufgaben um die Gebäudetechnik»,
                                    von Dieselmotoren gibt es eine wirkungsvolle tech-      sagt Simon Alge, Gebäudetechnik-Ingenieur bei der
                                    nische Lösung: Partikelfilter», sagt Beat Bienz, Lei-   Stadt. «Das Energieangebot soll so weit als möglich
                                    ter Mechanische Werkstatt beim Strasseninspekto-        aus erneuerbaren Quellen stammen.»
                                    rat. «Die Filter reduzieren die Zahl der Russpartikel
                                    um mehr als 99 Prozent.»                                   Gesundes Raumklima
                                        Seit 2007 beschafft die Stadt Luzern neue die-          Seit 2007 werden bei der Stadt Luzern die Ge-
                                    selbetriebene Fahrzeuge und Maschinen nur noch          bäudestandards angewendet. Das bedeutet, dass
                                    mit wirkungsvollen Filtersystemen. Bis Ende 2008        die Abteilung Immobilien noch energiebewusster
                                    wurde zudem ein grosser Teil der bestehenden Ma-        arbeitet: Durch die richtige Materialwahl bei Bau
                                    schinenflotte mit Filtersystemen nachgerüstet.          oder Sanierung kann Energie gespart und können
                                                                                            Minergie-Standards erreicht werden. Zum Heizen
                                         Saubere Luft im Quartier und bei der Arbeit        kommen vermehrt erneuerbare Energien zum Ein-
                                         «Partikelfilter gehören insbesondere bei kleine-   satz, und auch der Bauökologie für ein gesundes In-
1 | Beat Bienz, Leiter              ren Maschinen nach wie vor nicht zum Standard»,         nenraumklima wird besondere Beachtung ge-
    Mechanische Werkstatt,          ist sich Beat Bienz bewusst. Damit die Filter in der    schenkt. Die konsequente Weiterführung dieser
    Werkdienst, sorgt für
                                    Praxis funktionieren, braucht es viel Know-how und      Anstrengungen bringt die Stadt ihrem Ziel, der
    saubere Luft im Quartier
    und am Arbeitsplatz.            Motivation. Er kennt die Tücken der Technik und         2000-Watt-Gesellschaft (siehe nebenan «Das Kon-
                                    die Lösungen wie kein Zweiter. «In Einzelfällen         zept der 2000-Watt-Gesellschaft»), näher.
2 | Simon Alge, Gebäude-
    technik-Ingenieur, Im-
                                    musste ich aus technischen Gründen den Partikel-
    mobilien, reduziert den         filter wieder ausbauen.» Oberstes Ziel von Beat            Für Umwelt und Portemonnaie
    Öl- und Gasverbrauch            Bienz und seinem Team ist, dass Maschinen und               «Die Umsetzung des ehrgeizigen Sanierungspro-
    der städtischen Bauten.
                                    Filter jederzeit einsatzbereit sind. Davon profitiert   gramms der städtischen Liegenschaften ist zentral:
3 | Stephan Marty, Vorsit-          das städtische Personal, das mit den Maschinen ar-      Sie ist lufthygienisch und klimapolitisch von hoher
    zender der Geschäftslei-        beitet. Davon profitiert aber auch die ganze Be-        Relevanz. Aber auch wegen der stark steigenden
    tung ewl, macht sich für
    eine umweltschonende            völkerung, da die Fahrzeuge und Maschinen regel-        Energiepreise ist die Sanierung von Gebäuden be-
    Energieversorgung stark.        mässig in den Wohnquartieren eingesetzt werden.         triebswirtschaftlich sehr sinnvoll», betont Alge.
ENERGIE FÜR DIE ZUKUNFT - 4 GROSSER WECHSEL IM STADTRAT 14 MIT PRIVATEN DEN GRENDEL PLANEN 18 PORTRÄT: SASEETHAREN RA- MAKRISHNA SARMA - Stadt Luzern
Das Konzept der
                                                       2000-Watt-Gesellschaft
                                                              SDG. Bei der 2000-Watt-Gesellschaft werden
                                                          zwei Ziele angestrebt: die Reduktion des Energie-
                                                          verbrauchs auf maximal 2000 Watt Dauerleistung
                                                          pro Kopf (durch Steigerung der Energieeffizienz
                                                          und durch Verhaltensänderungen) sowie die Re-
                                                          duktion des Treibhausgas-Ausstosses auf 1 Tonne
                                                          CO2 pro Kopf und Jahr (weitgehender Ersatz von
3                                                         Erdöl und Erdgas durch erneuerbare Energieträ-
                                                          ger). Die Anstrengungen hin zu diesen Zielen tra-
                                                          gen dazu bei, die Erde nicht zu übernutzen und
                                                          die Klimaerwärmung langfristig zu begrenzen.

                                                              Jahresverbrauch pro Person
                                                              Die 2000 Watt Dauerleistung entsprechen ei-
                                                          nem Jahresverbrauch von 17‘500 Kilowattstunden.
                                                          Diese Energiemenge soll in Zukunft pro Person für
                                                          alle Bereiche des Lebens wie Wohnen, Konsum,
                                                          Mobilität und Infrastruktur reichen. Falls höchstens
                                                          ein Viertel davon (also 500 Watt Dauerleistung
                                                          oder 4400 Kilowattstunden) aus der Verbrennung
                                                          von Erdöl oder Erdgas stammen, kann auch das
                                                          Klimaziel von 1 Tonne CO2 pro Kopf und Jahr ein-
                                                          gehalten werden.

    Stephan Marty, Geschäftsleitung ewl                       Drei Bereiche im Fokus
    PZ. Seit einigen Jahren bietet ewl den Kundin-            Die Handlungsansätze hin zur 2000-Watt-Ge-
nen und Kunden Ökostrom an, investiert in Photo-          sellschaft lassen sich einer der drei folgenden Kate-
voltaikanlagen und setzt auf eine umweltschonende         gorien zuordnen:
Wärmeversorgung. «Eine umweltverträgliche Ener-           Steigerung der Energieeffizienz: Massnahmen, die
gieversorgung ist in unserer Unternehmensstrate-          dazu beitragen, einen gewünschten Nutzen mit
gie verankert», so Stephan Marty, Vorsitzender der        möglichst geringem Einsatz an Energie zu errei-
Geschäftsleitung. Mit der Energie- und Klimastra-         chen, z. B. Wärmeisolation von Gebäuden, Hybrid-
tegie der Stadt Luzern wurde das Ziel jetzt konkret       fahrzeuge.
definiert: Bis zum Jahr 2045 wird ewl ihre Stromver-      Nutzung erneuerbarer Energien: Massnahmen, mit
sorgung ohne Kernenergie sicherstellen. «Wir stel-        denen nicht erneuerbare Energieträger wie Erdöl,
len uns dieser Herausforderung. Denn nur wenn wir         Erdgas oder Uran durch erneuerbare Energieträ-
die Erwartungen unserer Kundinnen und Kunden              ger wie Sonnenenergie, Biomasse oder Umwelt-
erfüllen, können wir langfristig erfolgreich sein»,       wärme ersetzt werden, z. B. Sonnenkollektoran-
so Marty.                                                 lage zur Wassererwärmung, Biogasfahrzeuge.
                                                          Suffizienz (Verhaltensänderungen): Massnahmen,
    Wind, Wasser, Sonne, Abwärme                          die einen bewusst massvollen Umgang mit Energie
    Mit einer neuen Beschaffungsstrategie geht ewl        und Ressourcen zum Ziel haben. Sie sind oft ver-
an die Umsetzung. «2011 haben wir ein Bezugsrecht         bunden mit dem Entdecken neuer Lebensqualitä-
am Windpark Juvent im Berner Jura erworben und            ten und führen zu einer Änderung der Lebens-
mit der Gründung der Terravent AG den Grundstein          führung und der Bedürfnisse, z. B. bewusste Wahl
zum Aufbau unserer Position im Windenergiemarkt           von Lage und Grösse der Wohnung, Velo statt
gelegt», konkretisiert Marty. 50 Millionen Franken        Auto.
investiert ewl in eine Beteiligung an der Repartner
Produktions AG und sichert sich damit Strom aus               Werte und Überzeugung
Wasser-, Wind- und Gaskraftwerken.                            Während die Massnahmen in den Bereichen
    Auch die Effizienzsteigerung der eigenen An-          «Energieeffizienz» und «erneuerbare Energien»
lagen, die Gewinnung von erneuerbarer Energie             bereits bekannt und anerkannt sind, wird und
durch den Bau von Photovoltaikanlagen oder die            muss die Bedeutung der Suffizienz-Massnahmen in
Nutzung von Fernwärme sind Themen. «ewl hat die           Zukunft noch deutlich zunehmen. Suffizientes Ver-
Herausforderung angenommen und ist bereits auf            halten kann der Bevölkerung nicht verordnet wer-
dem Weg. Gemeinsam mit der Unterstützung von              den, sondern beruht auf Überzeugung und be-
Politik und Bevölkerung werden wir das Ziel errei-        dingt einen Wertewandel, allenfalls ist eine ge-
chen», davon ist Stephan Marty überzeugt.                 wisse Lenkung über finanzielle Anreize möglich.
ENERGIE FÜR DIE ZUKUNFT - 4 GROSSER WECHSEL IM STADTRAT 14 MIT PRIVATEN DEN GRENDEL PLANEN 18 PORTRÄT: SASEETHAREN RA- MAKRISHNA SARMA - Stadt Luzern
10 | 11                        Energie

                               LUFT UND KLIMASCHUTZ
                               WIR PACKEN’S AN
                               PW. Für die Verbesserung der Luftqualität ist der Einsatz von uns allen gefragt.
                               Der städtische Umweltschutz unterstützt und fördert individuelle Anstrengungen
                               und Initiativen von Unternehmen, wie die sechs ausgewählten Beispiele zeigen.

                                                                   «Energisch optimieren» – für Unternehmen
                                            Oft liegt in Unternehmen Energiesparpotenzial
                                        brach. Mit «Energisch optimieren» bietet die Stadt                                2
                                        Luzern allen Unternehmen eine kostenlose Bera-
                                        tung bei der Wahl eines geeigneten Energieeffi-
                                        zienzpartners an. Ziel ist es, mit wirtschaftlichen
                                        Massnahmen den Energieverbrauch und die Ener-
                                        giekosten dauerhaft zu senken.
                                            Dabei arbeitet die Stadt mit der Energie-Agen-
                                        tur der Wirtschaft und mit energo zusammen. Beide
                                        Partner haben langjährige Erfahrung mit Ener-
                                        gieeffizienzprozessen in Unternehmen. Bei einem
                                                                                                                                                                                                 >1

                                        Betriebsrundgang wird das Energiesparpotenzial
                                        erfasst. Darauf basierend wird eine Massnahmen-                            den Ökostrom-Aufpreis für die gesamte Lebens-
                                        liste mit ausschliesslich wirtschaftlichen Massnah-                        dauer. Sie fahren also klimaneutral. Das Angebot
                                        men erstellt. Die Kosten für die Umsetzung der                             ist beschränkt: «s’ het, so lang’s het!»
                                        Massnahmen sind durch die Energieeinsparungen                                  Fortschrittliche Unternehmen wählen möglichst
                                                                                                                   energieeffiziente und klimafreundliche Geschäfts-
                                                                                                                   wagen. Wenn Unternehmen Hybrid-, Elektro- oder
                                                                                                                   Erdgas- / Biogasfahrzeuge beschaffen, «veredelt» die
                                                   1                                                               Stadt diese zu klimaneutralen Fahrzeugen. Der
                                                                                                                   Image-Aufkleber «klimaneutral unterwegs» ist ein
                                                                                                                   LU_Testimonials_Welle2.indd 1                                                      17.04.12 18:02

                                                                                                                   sichtbares Zeichen dafür.

                                                                                                                                                            Energie sparen und «Besser wohnen»
                                                                                                                       Jeder und jede Einzelne kann mit seinem bzw.
                                                                                                                   ihrem Verhalten den Energieverbrauch beeinflus-
                                                                                                                   sen. Duschen statt baden, Stosslüften statt Kipp-
                                                                                                                   fenster, Wasserkocher statt Herdplatte – dies sind
                                                                                                                   nur einige Beispiele, um den Energieverbrauch zu
                                                                                                                   reduzieren.
                                      im Durchschnitt innert drei Jahren amortisiert. Zu-                              Mit insgesamt 12 Energiespartipps aus den
                                      dem erleichtert die Stadt mit Förderbeiträgen den                       >4
                                                                                                                   Bereichen Heizung, Warmwasser, Geräte und Be-
                                      Einstieg in ein Effizienzprogramm.                                           leuchtung sind alle aufgefordert, der Energiever-
                                         «Energisch optimieren» wird unterstützt durch                             schwendung die rote Karte zu zeigen. Dies nicht nur
                                      den Wirtschaftsverband Stadt Luzern, die City Ver-                           symbolisch, sondern ganz praktisch. Die Tipps gibt
1 | Roland H. überführt
    Energiefresser und spart          einigung Luzern und Luzern Hotels.                                           es in gedruckter Form als rote Karten. Diese können
    so eine Menge Geld.                                                                                            am jeweiligen «Tatort» befestigt werden und dienen
                                                                   «Sauber fahren» – klimaneutral unterwegs        als Gedächtnisstütze. Beispielsweise in der Küche.
2 | Xaver und Christoph
    fahren ab auf klimaneu-               Mobilität prägt unseren Alltag und braucht
    trale Elektroflitzer.             Energie. Zudem belasten die Abgase von Motorfahr-
                                      zeugen die Luft und schaden dem Klima. Sicher ist
3 | Julia und Maja werden
    auch ohne Vollbad                 es möglich, mehr Strecken mit öffentlichem Ver-                                    3
    sauber.                           kehr, zu Fuss oder mit dem Velo zurückzulegen.
                                      Doch ganz ohne motorisierten Verkehr geht es nicht
                                   LU_Testimonials_Welle2.indd 4                                                                           17.04.12 18:02

4 | Die Pfadi Musegg lässt
    ihr Wasser von der                immer. Deshalb fördert die Stadt gemeinsam mit
    Sonne wärmen.                     ewl und NewRide gezielt auch schadstoffarme Mo-
5 | David, Roland und
                                      torfahrzeuge und ermöglicht ihren klimaneutralen
    Thomas wissen, wie man            Betrieb.
    richtig einheizt.                     Wer einen Elektro-Scooter anschafft, erhält eine
6 | Madelaine W. fährt Velo           Rückerstattung von 25 Prozent des Kaufpreises
    aus Überzeugung.                  (max. 2000 Franken). Und ewl übernimmt zudem
Die rote Karte weist darauf hin, dass beim Kochen                                                                                                                 Aktionsplan
                                die richtige Pfanne und der passende Deckel ver-                                                                                                                  PS. Im September 2008
                                wendet werden sollen. Oder beim Lichtschalter:                                                  5                                                                 stimmte der Stadtrat ei-
                                Abschalten lohnt sich immer, auch bei Energiespar-                                                                                                                nem ersten «Aktions-
                                lampen und LED.                                                                                                                                                   plan Luftreinhaltung
                                                                                                                                                                                                  und Klimaschutz» zu. Bis
                                    In einem 4-Personen-Haushalt können mit
                                                                                                                                                                                                  heute konnte ein gros-
                                der Umsetzung der Energiespartipps pro Jahr meh-
                                                                                                                                                                                                  ser Teil des Aktionsplans
                                rere Hundert Franken an Energiekosten gespart
                                                                                                                                                                                                  umgesetzt werden.
                                werden.
                                                                                                                                                                                                  Bei etlichen Massnah-
                                    Energie von der Sonne – «Solar heizen»                                                                                                                        men war und ist die
                                    Wärme und Warmwasser werden in vielen Ge-                                                                                                                     Stadt auf die Unterstüt-
                                bäuden der Stadt Luzern mit Öl- oder Gasfeuerun-                                                                                                                  zung der betroffenen
                                gen erzeugt. Demgegenüber steht das riesige Poten-                                 Streichholz genügt, und das Feuer ist entfacht. Es      >3

                                                                                                                                                                                                  externen Zielgruppen
                                zial der Sonne. Sie liefert auf das Stadtgebiet zehn-                              brennt sauber und sparsam ab. In jedem Fall dür-                               angewiesen. Es handelt
                                mal so viel Energie, wie die Stadt verbraucht. Eine                                fen nur naturbelassene, trockene Holzscheiter ver-                             sich insbesondere um
                                thermische Solaranlage macht diese kostenlose                                      brannt werden.                                                                 die auf dieser Doppel-
                                und saubere Energie nutzbar. Sei es als Brauch-                                        Im Rahmen von «Richtig feuern» schenken die                                seite vorgestellten Mass-
                                warmwasser oder zur Heizungsunterstützung.                                         Kaminfeger ihren Kundinnen bei den Reinigungs-                                 nahmen unter dem Slo-
                                    Die Stadt bietet Hausbesitzenden eine kosten-                                  arbeiten ein Anfeuermodul. Damit können diese                                  gan «Bessere Luft und
                                                                                                                                                                                                  Klimaschutz. Luzern
                                lose Energieberatung an. Eine unabhängige Fach-                                    ihr Cheminée besonders mühelos anfeuern. Aus-
                                                                                                                                                                                                  packt’s an.»
                                person klärt direkt vor Ort den Einsatz einer Solar-                               serdem erhalten sie eine Broschüre und wertvolle
                                anlage ab. Bei Liegenschaften in einer Schutzzone                                  Tipps zum Feuern mit Holz.
                                                                                                                                                                                                  Für das Kommunikati-
                                wird kostenlos ein Solarcoach zur Seite gestellt. Die-                LU_Testimonials_Welle2.indd 3                                              17.04.12 18:02

                                                                                                                                                                                                  onskonzept «Bessere
                                ser nimmt die zusätzlich notwendigen Abklärun-                                                        Vorwärts mit Muskelkraft – «Velofahren!»                    Luft und Klimaschutz.
                                gen vor. Nach Abschluss der Planung unterstützt                                        Die Kapazitätsgrenzen des städtischen Verkehrs-                            Luzern packt’s an» ist
                                die Stadt die Realisierung der Solaranlage mit För-                                netzes sind nahezu erreicht. Viele Verkehrsteilneh-                            die Stadt Luzern im Mai
                                derbeiträgen.                                                                      mende, ob im Bus oder im Auto, erreichen ihr Ziel                              dieses Jahres mit dem
                                                                                                                   nicht rechtzeitig. Der verfügbare Strassenraum muss                            «Climate Star» des euro-
                                                                                                                   deshalb möglichst effizient genutzt werden. Ein                                päischen Klimabünd-
                                                                                                                   Velo braucht nur 10 Prozent der Verkehrsfläche ei-                             nisses ausgezeichnet
                                4                                                                                  nes Autos. Würde bloss die Hälfte aller Velofahren-                            worden.
                                                                                                                   den aufs Auto umsteigen, würde Luzern im Verkehr
                                                                                                                   ersticken. Das Velo ist nicht nur ein umweltfreund-                            Ebenfalls ein gewisses
                                                                                                                   liches und schnelles Fortbewegungsmittel, sondern                              öffentliches Interesse
                                                                                                                   ein wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen                                bewirkten die Massnah-
                                                                                                                                                                                                  men im Bereich der Par-
                                                                                                                   städtischen Verkehrsplanung.
                                                                                                                                                                                                  kierung. Das neue Re-
                                                                                                                       Die Stadt Luzern will den Veloverkehr in den
                                                                                                                                                                                                  gime begünstigt die An-
                                                                                                                   nächsten Jahren weiter stärken und die Einwohnen-
                                                                                                                                                                                                  wohnerschaft und hält
                                                                                                                   den über dessen Vorteile und Potenziale informie-
                                                                                                                                                                                                  auswärtige Besucher zur
                                                                                                                   ren. Das im Herbst 2010 vom Stimmvolk beschlos-                                vermehrten Benützung
                                                                                                                   sene Reglement für eine nachhaltige städtische                                 des öffentlichen Ver-
                                    Als Ergänzung unterstützt die Stadt den Ersatz                                 Mobilität verlangt dies ausdrücklich. Die Stadt Lu-
                                                                             >5

                                                                                                                                                                                                  kehrs oder der Parkhäu-
                                alter Umwälzpumpen. Wenn eine solche bei der                                       zern will möglichst viele motivieren, auf dem Ar-                              ser an.
                                Heizungssanierung durch eine A-Klasse-Pumpe er-                                    beits- oder Schulweg, zum Einkaufen und in der
                                setzt wird, sparen Hausbesitzende nicht bloss Ener-                                Freizeit das Velo statt eines motorisierten Verkehrs-                          Für städtische Liegen-
                                giekosten, sondern erhalten zusätzlich einen För-                                  mittels zu benützen. Beispielsweise hat sie Ende                               schaften gelten im Fall
                                derbeitrag.                                                                        Mai auf dem Bahnhofplatz zusammen mit Partnern                                 von Neu- und Umbauten
                                                                                                                   einen Velo-Sicherheitscheck durchgeführt, der rege                             strenge energetische
                                    Weniger Feinstaub mit «Richtig feuern»                                         benützt wurde.                                                                 Anforderungen. Beste-
                                    Wer mit Holz heizt, nutzt einen einheimischen                                                                                                                 hende haustechnische
                                                                                                                                                                                                  Installationen werden
                                und nachwachsenden Brennstoff. Falsch betriebene
                                                                                                                                                                                                  energetisch optimiert.
                                Cheminées und Holzöfen können die Luft indes
                                                                                                                                                                                                  Die Revision der Bau-
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                                stark mit Feinstaub belasten. Gerade in Wohnquar-    17.04.12 18:02

                                                                                                                              6
                                                                                                                                                                                                  und Zonenordnung eli-
                                tieren kann im Winter die Luftbelastung durch Holz-
                                                                                                                                                                                                  miniert Hindernisse für
                                feuerungen besonders hoch sein.                                                                                                                                   die energetische Sanie-
                                    Mit der richtigen Anfeuermethode werden Rauch                                                                                                                 rung von Gebäuden
                                und Schadstoffe von Holzöfen reduziert. Und so                                                                                                                    und setzt Anreize für ei-
                                funktionierts: Angefeuert wird mit einem sogenann-                                                                                                                nen sparsamen Energie-
                                ten Anfeuermodul oben auf dem Holzstapel. Das                                                                                                                     einsatz.
                                Modul besteht aus vier kleinen Tannenholzschei-
                                tern, in die eine Anzündhilfe – zum Beispiel                                                                                                                      www.luzernpacktsan.
                                wachsgetränkte Holzwolle – eingelegt wird. Ein                                                                                                                    stadtluzern.ch
12 | 13                       Parlament

                              ZUKUNFT DER STÄDTISCHEN
                              HEIME UND ALTERSSIEDLUNGEN
                              Der Stadtrat möchte den städtischen Heimen und Alterssiedlungen mehr unter-
                              nehmerischen Spielraum geben. Das Parlament unterstützt die Stossrichtung –
                              nach intensiver Diskussion und mit Auflagen.

                                                                                                                 Der Stadtrat vertrat im Parla-
                                                                                                             ment die Position, dass die Heime
1                                                                                                            und Alterssiedlungen (HAS) der
                                                                                                             Stadt Luzern in Zukunft mehr
                                                                                                             unternehmerischen Spielraum
                                                                                                             brauchen und deshalb eine Ver-
                                                                                                             selbstständigung abgeklärt wer-
                                                                                                             den soll.
                                                                                                                 Der Grosse Stadtrat folgt mehr-
                                                                                                             heitlich dieser Einschätzung. Er
                                                                                                             gab dem Stadtrat den Auftrag, ein
                                                                                                             Konzept für die gesamte ambu-
                                                                                                             lante, teilstationäre und statio-
                                                                                                             näre Pflegeversorgung zu verfas-
                                                                                                             sen. Eine detaillierte Auslegeord-
                                                                                                             nung zur Pflegeversorgung wird
                                                                                                             nun erarbeitet, sodass das Parla-
                                                                                                             ment voraussichtlich im Herbst
                                                                                                             2013 über die Zukunft der städti-
                                                                                                             schen Heime und Alterssiedlun-
                                                                                                             gen entscheiden kann.

                                   INDIVIDUELLER AUF                   tiert, bei denen eine grössere Un-    ressiert, ein attraktiver und wett-
                                   WÜNSCHE EINGEHEN                    abhängigkeit gefordert wäre.          bewerbsfähiger Arbeitgeber zu
                                                                            Durch die Auslagerung in         sein.
                                       Im Zentrum der Frage muss       Form einer städtischen AG – wie            Die Erwartungen an eine
                                   immer das Wohl der Bewohnen-        dies heute auch ewl oder die vbl      selbstständige Abteilung HAS
                                   den stehen. Die Gesellschaft ist    sind – kann individueller auf         sind somit schon heute klar for-
                                   einem steten Wandel unterwor-       Wünsche der Bewohnenden re-           muliert: ein flexibles, innovatives
                                   fen, und so ändern sich auch un-    agiert werden. Da die Mitarbei-       Unternehmen, welches sich am
                                   sere Ansprüche an die Heime. Mit    tenden in den Heimen die wich-        Markt behaupten kann. Zentral
                                   der Umsetzung der neuen Pflege-     tigste Ressource für eine erfolg-     ist dabei die hohe Verantwortung
                                   finanzierung ist die Dienstabtei-   reiche Unternehmung darstellen,       in Bezug auf die Arbeitsplätze.
                                   lung Heime und Alterssiedlungen     sind die städtischen Betriebe
                                   heute mit vielen Fragen konfron-    auch in Zukunft sehr daran inte-         Jules Gut

                                  VERBLEIB IN DER                      rausforderungen durch eine Aus-       dass der Bericht und Antrag über-
                                  STADT PRÜFEN                         lagerung der HAS besser gemeis-       arbeitet und dabei das Modell
                                                                       tert werden können, ist höchst        «Verbleib in der Stadt» ausgear-
                                      Die Abteilung Heime und          fraglich. Der Stadtrat sagt, er       beitet wird und die Auswirkungen
                                  Alterssiedlungen der Stadt Lu-       möchte gerade im Personalbe-          auf alle Betroffenen aufgezeigt
1 | Johanna Bossert lebt
    im Betagtenzentrum
                                  zern steht vor grossen Heraus-       reich mehr Flexibilität haben.        werden. Wird die Abteilung HAS
    Rosenberg. Stadtrat und       forderungen: Durch die neue          Was bedeutet dies? Flexibilität       ausgelagert, verliert zudem das
    Parlament wollen auch         Pflegefinanzierung wurden die        heisst, dass an den Löhnen und        Parlament seine wichtige Auf-
    in Zukunft für sie und
    die über 900 älteren          öffentlichen den privaten Hei-       am Stellenschlüssel «geschraubt»      sichtsfunktion. Gegen den Abbau
    Menschen in den städti-       men gleichgestellt, was zu mehr      werden kann – vor allem, um Geld      von Mitspracherecht wehren sich
    schen Betagtenzentren         Konkurrenzdruck führt. Zudem         zu sparen. Die Grünen und Jun-        die Grünen und Jungen Grünen.
    und Pflegewohnungen
    eine optimale Betreuung       herrscht ein akuter Mangel an        gen Grünen unterstützen diese
    sicherstellen.                Pflegefachpersonal. Ob diese He-     Strategie keinesfalls. Sie fordern,      Stefanie Wyss
Heime und
                                                                                                                     Alterssiedlungen (HAS)
                                                                                                                     Zur Dienstabteilung
                                                                                                                     HAS gehören die Betag-
                                                                                                                     tenzentren Dreilinden,
                                                                                                                     Eichhof, Rosenberg,
KEINE AUSLAGERUNG                      eingehen zu müssen. Bei einer          Liegenschaften zu veräussern.
                                                                                                                     Staffelnhof, Wesemlin
DER HEIME                              Auslagerung besteht die Gefahr,        Nachdem die Heime in den letz-
                                                                                                                     und die Pflegewohnun-
                                       dass beim grössten Kostenfaktor,       ten zehn Jahren mit über 100 Mio.
                                                                                                                     gen. Für HAS sind über
    Die HAS erfüllen eine zentra-      dem Personal, gespart wird. Dies       Franken Steuergeldern saniert          1000 Mitarbeitende
le öffentliche Aufgabe. Wir sind       kann sowohl über die Löhne als         wurden, ist die Auslagerung der        tätig.
überzeugt, dass sich die Forde-        auch über eine Veränderung des         HAS in eine AG sehr problema-
rungen nach mehr Flexibilität,         Stellenschlüssels (weniger quali-      tisch. Die HAS müssen weiterhin        Vertiefte Abklärungen
grösserer Konkurrenzfähigkeit          fiziertes Personal) oder der Pfle-     demokratisch gesteuert werden,         In der Debatte über die
und der Trennung von strategi-         gequalität erfolgen und hat eine       was bei einer AG nur noch bedingt      Verselbstständigung der
scher und operativer Ebene auch        direkte Auswirkung auf die Be-         möglich ist. Die SP / JUSO -Frak-      Heime und Alterssied-
innerhalb der Stadtverwaltung          wohnenden. Weitere Risiken se-         tion lehnt dies deshalb klar ab.       lungen hat der Grosse
verwirklichen lassen, ohne die ho-     hen wir in der Kompetenz der AG,                                              Stadtrat verlangt, dass
hen Risiken einer Auslagerung          Aktienkapital zu verkaufen und             Theres Vinatzer                    zusätzlich zur Verselbst-
                                                                                                                     ständigung ein Konzept
                                                                                                                     für die gesamte ambu-
                                                                                                                     lante, teilstationäre und
                                                                                                                     stationäre Pflegeversor-
DIE RICHTUNG                           den. Heute kommt der Stadtrat          trag der öffentlichen Hand in der
                                                                                                                     gung erarbeitet wird.
IST RICHTIG                            mit diesem Anliegen aus finanz-        Betreuung der Betagten nicht ge-
                                                                                                                     Bestandteil dieses Ver-
                                       politischen Überlegungen. Die          mindert wird. Bereits die Ausla-
                                                                                                                     sorgungskonzepts sol-
    Mit dem Antrag, die Heime          Heimfinanzierung, die der Kan-         gerung der städtischen Dienst-         len mögliche Strategien
und Alterssiedlungen zu ver-           ton den Gemeinden überbürdet,          abteilung in eine Abteilung mit        der Stadt zur Bekämp-
selbstständigen, geht der Stadt-       stellt höchste Anforderungen an        Leistungsauftrag und Globalbud-        fung des akuten Pflege-
rat in die richtige Richtung. Die      den städtischen Finanzhaushalt.        get hat an der Leistungserbrin-        personalmangels sein.
CVP hat schon vor Jahren gefor-        Eine Verselbstständigung nimmt         gung in unseren Betagtenzentren
dert, die rechtliche Stellung der      etwas vom enormen Druck auf die        nichts geändert. Dies soll auch        Zeitplan
Betagtenzentren zu überprüfen –        Abteilung HAS, auf die Betagten,       weiterhin so sein, dank einer Aus-     Das Detailkonzept zur
dies, um auch künftig den hohen        auf die städtischen Finanzen. Für      lagerung.                              Verselbstständigung
Ansprüchen in der Betreuung der        die CVP ist bei dieser Verselbst-                                             und das Versorgungs-
älteren Menschen gerecht zu wer-       ständigung wichtig, dass der Auf-          Thomas Gmür                        konzept sollen nun bis
                                                                                                                     nächsten Frühling erar-
                                                                                                                     beitet werden, sodass
                                                                                                                     das Parlament voraus-
                                                                                                                     sichtlich im Herbst 2013
AG ALS RECHTSFORM                      von Leistungsvereinbarungen            wie die Privaten auf die Heraus-
                                                                                                                     über beide Konzepte
SCHEINT GEEIGNET                       mit den privaten Anbietern. Die        forderungen reagieren können.
                                                                                                                     entscheiden kann.
                                       Stadt ist nun einerseits Einkäu-       ewl und vbl wurden vor Jahren          Das letzte Wort über
    Die Stadt Luzern hat ein qua-      fer / Koordinator von Leistungen.      in AGs im Alleinbesitz der Stadt       eine allfällige Auslage-
litativ gutes und mit über 1300        Andererseits muss sie sich mit         übergeführt und können erfolg-         rung der städtischen
Plätzen ausreichendes Pflege-          den eigenen Heimen am Markt            reich im Markt operieren. Diese        Heime und Alterssied-
und Betreuungsangebot. 1/3 wird        behaupten. Es darf keinesfalls         Rechtsform scheint gemäss ers-         lungen wird das Volk
von Privaten, 2/3 von der Stadt zur    dazu kommen, dass das öffentli-        ten Analysen auch für die Heime        voraussichtlich im Früh-
Verfügung gestellt. Mit der Neu-       che Angebot nur noch das abde-         geeignet. Die FDP unterstützt den      ling 2014 an der Urne
ordnung der Pflegefinanzierung         cken kann, was für Private unat-       Stadtrat, in diese Richtung ein        haben.
übernimmt die Stadt die Restfi-        traktiv ist. Um dies zu verhindern,    Detailkonzept zu erarbeiten.
nanzierung für ihre Einwohnen-         müssen die städtischen Heime
den. Dies geschieht auf der Basis      flexibel und mit gleichen Ellen           Rolf Krummenacher

AG BEEINFLUSST                         angestellt wird. Mit der neuen ge-     Obwohl die SVP sich stark für
QUALITÄT NICHT                         setzlich vorgegebenen Pflegefi-        marktwirtschaftliche Struktu-
                                       nanzierung muss die Stadt zur Re-      ren einsetzt, war es für uns nie ein
   Die hohen Anforderungen             gelung der Restfinanzierung mit        prioritäres Anliegen, die Heime
und Ansprüche an unsere Heime          allen Heimen Leistungsvereinba-        aus der Verwaltung auszulagern.
sind letztendlich unabhängig der       rungen abschliessen. Dies sowohl       Unter der nun gegebenen Aus-
gewählten Rechtsform umzuset-          mit privat geführten wie auch mit      gangslage ist die «Verselbstständi-
zen. Es ist deshalb eine völlig fal-   den «eigenen». Diese Doppelrolle       gung» jedoch ein unumgängli-
sche Panikmache, wenn argu-            der Stadt, sich selber Gelder zu be-   cher Schritt, um die städtischen
mentiert wird, dass unter der          willigen, ist gegenüber privaten       Altersheime in eine gesicherte Zu-
Rechtsform der AG die Betreu-          Heimen nicht verantwortbar und         kunft zu führen.
ungsqualität vermindert und das        würde der Stadt den Vorwurf
Personal nur noch zu Billiglöhnen      der Marktverzerrung einbringen.           Marcel Lingg
14 | 15                       Quartier

                              MIT DEM LIFT NACH CHINA
                              ODER INDIEN
                              Wasser, Brücken, historische Bauten vor Bergkulissen, in den Läden sämtliche
                              Uhrenmarken: Die Innenstadt von Luzern bietet auf kleinstem Raum alles, wofür
                              die Schweiz bekannt ist. Die Attraktivität soll weiter gesteigert werden.

                                                                                                              Weg führt an Diamanten und der
                                                                                                              eigenen Uhrenmarke vorbei ins
 1
 1                                                                                                            Untergeschoss. Dort scheinen die
                                                                                                              Trinkbrunnen ebenso rege ge-
                                                                                                              nutzt zu werden. «Im Zeitalter des
                                                                                                              Internets kommt der Kunde be-
                                                                                                              reits vorinformiert bei uns an.
                                                                                                              Dadurch kann sich ein Kauf
                                                                                                              beschleunigen», sagt Williner.
                                                                                                              Manchmal reicht das ganz reale
                                                                                                              Erlebnis: In der Abteilung Rolex
                                                                                                              wimmelt es von Asiaten mit Fun-
                                                                                                              kelaugen. Tausend Modelle von
                                                                                                              4800 bis 350’000 Franken stehen
                                                                                                              zur Auswahl. «Im Umkreis von 300
                                                                                                              Metern findet man alle Uhren-
                                                                                                              marken», sagt Williner in seinem
                                                                                                              Büro. Nebenan lockt Gübelin mit
                                                                                                              einer anderen Strategie: Über eine
                                                                                                              Rolltreppe im gläsernen Entrée
                                       Es sei wie eine bewegte Post-     mit italienischem Nummern-           können Kunden ins obere Preis-
                                   karte, sagt Lynn Gyr beim Blick       schild. Der Reiseplan der in den     segment gleiten. In der exklusi-
                                   zum Fenster hinaus. In der Ferne      USA lebenden 40 Chinesen: vor-       ven Lounge lässt sich ein japani-
                                   krönen Rigi und Bürgenstock den       gestern London, gestern Paris,       sches Paar beraten. Zum Sorti-
                                   See, zu Füssen liegt der pulsie-      heute Luzern, morgen Verona.         ment gehören Patek Philippe und
                                   rende Schwanenplatz. Mit ihrem        Der zuletzt Aussteigende wird fast   Parmigiani Fleurier.
                                   Mann bewohnt sie im neoklassi-        vom nächsten Car in Richtung
                                   zistischen Haus mit der Barock-       Bucherer gedrängt. Bis zum Uh-           Blitze aus altem Gemäuer
                                   uhr eine Maisonette. «Das Sum-        ren- und Juwelierhaus sind es 20         Nach der Place Vendôme in
                                   men des Verkehrs, der Geruch des      Schritte. Eine Tafel beim Eingang    Paris und der Plaza 66 in Schang-
                                   Benzins, all die Menschen, das        listet 21 Beratungssprachen auf.     hai ist der Grendel in Luzern der
                                   liebe ich heiss», gibt Gyr preis.         «Wir haben keinen Frequenz-      drittgrösste Uhrenumschlagplatz
                                   Jene Frau mit Schleier dort unten     zähler», beteuert Josef Williner,    weltweit. Wenig Glamour verströ-
                                   könnte sie auf dem Bramberg           Direktor von Bucherer Luzern,        men dagegen die Angebotstafeln
                                   nicht sehen. Dort, «auf dem Land»,    «einige suchen auch nur unsere       vor einzelnen Läden und der ge-
                                   haben die Gyrs mit ihren vier Kin-    öffentliche Toilette auf.» Dieser    flickte Asphalt, über den sich Tou-
                                   dern gelebt. Vor vier Jahren sind
                                   sie wieder «in die Stadt» gezogen,
                                   ans Tor zur Altstadt. Im Alter
                                   müsse man es sich so einfach wie      2
1 | Das Tor zur Altstadt
    als Tor zur Welt: Beim         möglich machen, lacht die gebür-
    Schwanenplatz dreht            tige Kanadierin. «In zehn Minu-
    sich alles um Reisende
                                   ten erreiche ich Arzt, Coiffeur und
    aus nahen und fernen
    Ländern.                       Direktzug zum Flughafen Kloten.
                                   Wobei ich bereits in China oder
2 | Anonymität und Leben-
    digkeit: Von ihrer Mai-
                                   in Indien bin, wenn ich mit dem
    sonette aus kann Lynn          Lift hinunterfahre.»
    Gyr beides gleichzeitig
    erleben.
                                      London – Paris – Luzern
3 | Schöner Schwan, bitte              Bis zu 180 Cars fahren an ei-
    lächeln: Die Innenstadt        nem Sommertag auf dem Schwa-
    von Luzern wartet
    überall mit Bilderbuch-        nenplatz vor. Auf der Verkehrsin-
    kulissen auf.                  sel entleert sich gerade ein Car
Sanierung Grendel –
                                                                                                                  Löwengraben
                                                                                                                  Der Grendel gilt als ein-
                                                                                                                  träglichste Zone der
                                                                                                                  Stadt: Auf knapp 100
                                                                                                                  Metern wird ein mächti-
                                     3
                                     1
                                                                                                                  ger Teil der touristischen
                                                                                                                  Wertschöpfung gene-
                                                                                                                  riert. Jährlich erwirt-
                                                                                                                  schaftet Luzern mit dem
                                                                                                                  Tourismus über 1 Milli-
                                                                                                                  arde Franken. Hier be-
                                                                                                                  findet sich der dritt-
                                                                                                                  grösste Uhrenumschlag-
risten und Einheimische auch mit                                                                                  platz weltweit. Für
Fahrrad schlängeln. Doch in den                                                                                   Touristen und Einheimi-
nächsten Jahren soll für alle ein                                                                                 sche soll vom Grendel
Granitlaufsteg ausgelegt werden                                                                                   bis zum Falkenplatz um-
(siehe nebenan).                                                                                                  gestaltet werden.
    Auf die Uhrenstrasse folgt
die Graben- bzw. Musikstrasse.                                                                                    Flanierzone mit Zeitlinie
                                                                                                                  Geplant ist ein Art Lauf-
Aus «Jazzkantine» und Jazzschule
                                                                                                                  steg von Granitplatten
dringen beschwingende Klänge.
                                                                                                                  von zirka 4 Metern
Und als Einheimische stellt man
                                                                                                                  Breite. Die Belagsgestal-
sich vor, wie es wäre, wenn Musik
                                                                                                                  tung erfolgt von Fassade
Hug die Kopfhörer bis auf den Ka-                                                                                 zu Fassade ohne Höhen-
pellplatz verlängern würde. In der                                                                                unterschiede. Sitzbänke
Altstadt reihen sich Prachtsbau-                                                                                  verleihen mit Boulevard-
ten aus dem Mittelalter. Auf atmo-                                                                                restaurants einen Fla-
sphärischen Plätzen laden Boule-                                                                                  nier- und Aufenthalts-
vardrestaurants zum Verweilen                                                                                     charakter. Die grossen
ein. Doch bei aller Schönheit:                                                                                    Uhrenlabels finanzieren
Manchmal fehlt die Lebendig-                                                                                      das Projekt mit. Als Ge-
keit, das akustische Tempera-        beit am Wochenmarkt ein. An ei-        auf Autostrasse und Trottoirs         genwert können sie sich
ment. Kürzlich hat Ali Tabaï an      nem Marktstand testen gerade           ebenerdiges Kopfsteinpflaster,        auf kunstvoll gestalteten
der Eisengasse eine Intervention     junge Mexikanerinnen ausgiebig         beim Luzerner Theater suggerie-       Intarsien entlang einer
gemacht. Über SMS rief er zu ei-     Bündner Spezialitäten. Ein Wirt-       ren Verkehrsschilder eine Begeg-      geschwungenen Zeit-
                                                                                                                  linie präsentieren. Der
ner Haarmodeschau auf. Der           schaftsstudent aus Japan fotogra-      nungszone.
                                                                                                                  Veloabstellplatz wird
Spuk dauerte wenige Minuten: Zu      fiert Blumen an den Ständen und
                                                                                                                  zum Zur-Gilgen-Haus
Stroboskopblitzen und West-          an der Kapellbrücke. Festgehal-           Am Visavis anlehnen
                                                                                                                  verlegt. Mittelfristig soll
Coast-Jazz marschierten sechs        ten hat er auch die Fontäne beim           «Eigentlich dürften die Autos     die gesamte Strassen-
Models mit Haartollen über den       Nadelwehr am Mühlenplatz. Die-         auf den Trottoirs fahren und          zone bis zum Mühlen-
improvisierten Laufsteg. Zwi-        sen findet Stadtarchitekt Jürg         die Passanten auf der Strassen-       platz saniert und städte-
schen Architektur-, Kunst- und       Rehsteiner bezüglich Gestal-           mitte gehen», scherzt Rehsteiner.     baulich aufgewertet
Modezeitschriften schneidet er       tung des öffentlichen Raums vor-       «Wenn es möglich wäre, hier das       werden. Das Projekt
im ersten Stock die Haare. Besser:   bildlich. Auf dem vormaligen           Verkehrs- und Parkplatzregime         wird dem Parlament
Er reduziere alles, was nicht not-   Parkplatz sitzen Menschen aus al-      anzupassen, könnte zwischen           Ende 2012 vorgelegt.
wendig sei, bis die Substanz zum     ler Welt an Tischen. Die berau-        Fluss und Fassaden eine sehr at-
Vorschein komme, sagt der Haar-      schendsten Sonnenuntergänge            traktive längsgerichtete Platznut-
bildhauer und serviert ein kratzi-   lassen sich beim «River Cafe» von      zung entstehen.» Vorbild für die
ges Gingerale.                       Hug erleben. Wer mag, nimmt            Volksinitiative «autofreie Bahn-
                                     das Getränk selber mit: Denn das       hofstrasse» ist das gemütliche
   Potenzial freilegen               Lokal schliesst selbst bei schö-       rechte Reussufer: Seit einiger Zeit
    Mit der Location ist Tabaï       nem Wetter um 21 Uhr.                  dürfen dort keine Autos mehr fah-
glücklich. Wobei er es schön              «Mit der gestalterischen Auf-     ren. Die linke Uferpromenade
fände, wenn sich noch mehr In-       wertung vom Falkenplatz bis zum        könnte einen anderen Charakter
dividualität in der Altstadt ein-    Mühlenplatz wird die Zone noch         zeigen, sagt Rehsteiner, zum
nisten könnte. «Touristen wollen     attraktiver», sagt Jürg Rehsteiner.    Bahnhof hin schneller getaktet
nicht dieselben Ladenketten wie      Grosses Potenzial sieht er auf der     sein. Beispielsweise durch After-
zu Hause antreffen. Einheimi-        anderen Reussseite an der Bahn-        Work-Lokale. Und der Besitzer
sche lassen sich ebenfalls gerne     hofstrasse. Der Stadtarchitekt         des Restaurants Rossini ver-
überraschen», sagt er. Gelungen      blickt um sich: «Man weiss nie ge-     spricht: «Wenn die Zone autofrei
findet er die Mischung an der Ei-    nau, wo sie beginnt und aufhört.»      wird, käme ich von Ebikon her mit
sengasse, wo sich Bio mit Bars,      Die knapp 600 Meter zwischen           dem Fahrrad zur Arbeit.»
Schmuck und Turnschuhen ver-         Pfistergasse und Bahnhof wirken
trägt. Am Dienstag und Samstag       auf alle Verkehrsteilnehmenden            Edith Arnold
deckt er sich auf dem Weg zur Ar-    irritierend: In der Kleinstadt folgt      Freie Journalistin
16 | 17                        Schule

                               SCHULRAUMOPTIMIERUNG ALS
                               INVESTITION FÜR DIE ZUKUNFT
                               Mit der Einführung der Integrativen Förderung werden die Kleinklassen der
                               Volksschule in Regelklassen übergeführt. Der frei werdende Raum gibt Anlass,
                               den Schulraum für die Zukunft zu optimieren.

                                                                                                             ren nur mit unverhältnismässig
                                                                                                             hohem finanziellem Aufwand zu
 1                                                    2                                                      bewältigen. Geplant ist deshalb,
                                                                                                             die Räume zur Vermietung auszu-
                                                                                                             schreiben.

                                                                                                                Schulhäuser umbauen
                                                                                                                 Durch die Rochaden müssen
                                                                                                             die Schulen Würzenbach, Pesta-
                                                                                                             lozzi und Säli baulich angepasst
                                                                                                             werden. Es gilt, genügend Räume
                                                                                                             für Gruppen- und Einzelarbeiten
                                                                                                             zu schaffen. So muss zum Beispiel
                                                                                                             in der Schule Würzenbach die In-
                                                                                                             frastruktur der HPS rückgebaut
                                                                                                             und an die Nutzung durch Primar-
 3                                                    4
                                                                                                             schulklassen und die Betreuung
                                                                                                             angepasst werden. Mit den Um-
                                                                                                             bauten werden die Schulanlagen
                                                                                                             auf einen zeitgemässen, den mo-
                                                                                                             dernen Lernmethoden angepass-
                                                                                                             ten Stand gebracht – eine wichti-
                                                                                                             ge Voraussetzung, um die Inte-
                                                                                                             grative Förderung erfolgreich
                                                                                                             umzusetzen. «Aus pädagogischer
                                                                                                             Sicht sind die Zusammenschlüsse
                                                                                                             auch für die Teams wertvoll», sagt
                                       TM. Die Volksschule der Stadt    er zusammenführen. Das durch         Rektor Rolf von Rohr. Der Aus-
                                   entwickelt sich weiter. Die Integ-   den Umzug der Primarklassen          tausch und die Teamarbeit im
                                   rative Förderung ist auf den unte-   leer stehende Schulhaus Pesta-       Kollegium seien durch die räum-
                                   ren Primarstufen bereits Realität    lozzi bietet der HPS genügend        liche Nähe besser möglich. «Die
1 | Durch den Umzug des
    Teilzentrums Wür-              und wird ab dem nächsten Schul-      Platz, um ab dem nächsten Schul-     Stufenpartner können von der Zu-
    zenbach in die Schule          jahr auf der ganzen Primarstufe      jahr eine kompakte HPS mit zen-      sammenarbeit für ihre Klassen
    Pestalozzi können die          eingeführt. Dabei werden die Ler-    tralem Standort zu führen.           profitieren.»
    beiden Teilzentren der
    Heilpädagogischen Schu-        nenden der Kleinklassen in die           Dies wirkt sich wiederum auf
    le Luzern-Emmen zusam-         Regelklassen integriert.             den Schulraum Würzenbach aus.           Ausgaben und Einnahmen
    mengeführt werden.
                                                                        Die bisher im Romero-Haus ein-           Die Sanierungen und Um-
2 | Im Schulhaus Säli wer-              HPS zusammenführen              gemietete Betreuung Würzen-          bauten kosten rund 1,8 Millionen
    den ab Sommer 2012                 Insbesondere im Schulhaus        bach II wird mit der Betreuung       Franken. Die geplante Investition
    Lernende der ersten bis
                                   Säli wird durch die Überführung      Würzenbach I zusammengeführt.        soll langfristig Einsparungen
    sechsten Primarklasse
    unterrichtet.                  der Kleinklassen in Regelklassen     Zudem werden alle Primarklas-        bringen. Durch den Umzug der
                                   Raum frei. Geplant ist, alle Pri-    sen der Schule Schädrüti in die      Betreuung Würzenbach II vom
3 | Die Schule Würzenbach
    bietet ab Sommer 2013
                                   marschulklassen der Schule Pes-      Schule Würzenbach umziehen.          Romero-Haus in das Schulhaus
    auch den Primarklassen         talozzi in die freien Räume zu in-                                        Würzenbach spart die Stadt die
    der Schule Schädrüti und       tegrieren. Ab Sommer 2012 wer-          «Schädrüti» vermieten             monatlichen Mietkosten von rund
    der Betreuung Würzen-
    bach II Platz.
                                   den im Schulhaus Säli Kinder von        Durch die Optimierung wird        4500 Franken für das Romero-
                                   der ersten bis zur sechsten Pri-     das Schulhaus Schädrüti ab Som-      Haus. In zehn Jahren lassen sich
4 | Die Schule Schädrüti           marklasse unterrichtet.              mer 2013 nicht mehr für den          so Mietkosten in der Höhe von
    wird nicht mehr für den
    Schulbetrieb genutzt.              Der Kanton Luzern führt der-     Schulbetrieb gebraucht. Es hat       540’000 Franken einsparen. Auf
                                   zeit zwei Teilzentren der Heilpä-    keine Gruppen- und Nebenräume,       der Einnahmenseite stehen all-
5 | Für die Ateliers im            dagogischen Schule (HPS) Luzern-     wie sie für die Integrative Förde-   fällige Erträge aus einer Vermie-
    Ferienpasszentrum
    braucht es keine Anmel-        Emmen in den Schulhäusern            rung benötigt werden. Ein Umbau      tung des Schulhauses Schädrüti
    dung.                          Dula und Würzenbach. Diese will      und die generelle Sanierung wä-      zu Buche.
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