ENERGIE UND RESSOURCENEFFIZIENZ - in Berufsbildung und Arbeit
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Handlungsfelder für Energie- und Ressourceneffizienz IMPRESSUM Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Referat Öffentlichkeitsarbeit · 11055 Berlin E-Mail: service@bmu.bund.de · Internet: www.bmu.de Text: Dr. Klaus-Dieter Mertineit, Institut für Umweltschutz in der Berufsbildung e.V. Redaktion: Dr. Klaus-Dieter Mertineit, Referate ZG III 2 und ZG II 1 (beide BMU) Gestaltung: Grafikgemeinschaft Blattwerk, Hannover Abbildungen: Titel: BMU/Thomas Härtrich S. 3: pixelio.de/Rolf van Melis S.5: BMU/H.-G. Oed S.10: fotolia.com/Monkex Business S.11: Rasselstein Hoesch GmbH S.15 BMU/Thomas Härtrich S.18 BMU/Rupert Oberhäuser S.19 Volkswagen Coaching GmbH, Hannover S.20 Volkswagen Coaching GmbH, Hannover S.21 Salzgitter Flachstahl GmbH, Salzgitter S.22 BMU/Rupert Oberhäuser S.25 Volkswagen Coaching GmbH, Hannover S.27: fotolia.com/Werner Weber S.27: fotolia.com/Imaginis S.28: fotolia.com/Tom Bayer S.29: fotolia.com/thomas haltinner S.30 ABB Training Center GmbH & Co. KG., Berlin S.31 ABB Training Center GmbH & Co. KG., Berlin S.36: fotolia.com/maler S.38 BMU/Brigitte Hiss S.40 BMU/Rupert Oberhäuser S.41: fotolia.com/Alain Lavanchy S.42 ABB Training Center GmbH & Co. KG., Berlin S.43 ABB Training Center GmbH & Co. KG., Berlin S.45 Clientron S.48 Stiftung Arbeit und Umwelt der IGBCE Stand: September 2009 2
EINFühRUNG Die Steigerung der Energie- und Ressourceneffizi- mieren ihre betrieblichen Strategien und Prozesse mit enz ist eine Schlüsselaufgabe des 21. Jahrhunderts. Blick auf die effiziente Nutzung von Energie und an- Globale Megatrends wie Bevölkerungswachstum, deren Ressourcen bei der Produkterstellung entlang zunehmende Mobilität, fortschreitende energie- und der gesamten Wertschöpfungskette. Basis für den ressourcenintensive Industrialisierung und Orientie- Kurswechsel zum nachhaltigen Wirtschaften bilden rung weiter Teile der Welt am westlichen Lebensstil qualifizierte und motivierte Beschäftigte. Entspre- sowie die daraus erwachsenden Probleme wie der chend kann das Ziel einer Effizienzrevolution nur globale Klimawandel, der Verlust der Artenvielfalt durch eine breit angelegte Qualifizierungsoffensive sowie die Verknappung von Rohstoffen machen deut- erreicht werden! lich: Die vorhandenen Ressourcen müssen um ein Vielfaches besser genutzt werden als bisher, und zwar Mit dieser Broschüre bietet das Bundesministerium mit erheblich weniger Schadstoffausstoß als heute. für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Es gilt, Produktions- und Dienstleistungsprozesse in insbesondere dem Lehr- und Ausbildungspersonal in Richtung eines minimalen Ressourcenverbrauchs Unternehmen und Berufsbildungseinrichtungen eine zu optimieren und Produkte und die darin enthalte- erste Orientierung über die für eine optimalere Nut- nen Rohstoffe stärker als bisher wiederzuverwerten. zung von Energie und Material wichtigsten betriebli- Knappe, endliche Rohstoffe müssen - wo immer dies chen Handlungsfelder sowie darüber, wie dieses The- möglich ist – durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt ma in der Berufsbildung bearbeitet werden kann. Die und die Nutzung fossiler Energieträger zugunsten Handreichung steht als Broschüre zur Verfügung und regenerativer Energien und verbesserter Energieeffi- kann beim BMU bestellt werden. Darüber hinaus wird zienz drastisch verringert werden. Gefordert ist nichts sie als PDF auf dem BMU-Bildungsserver angeboten. weniger als eine umfassende Effizienzrevolution in allen Lebens- und Arbeitsbereichen! Um die Bildungsmaterialien aktuell zu halten, sind wir auf Ihre Mitarbeit angewiesen. Wenn Sie Anre- Energie- und Ressourcenverknappung werden künftig gungen haben, uns Ihre eigenen Praxisbeispiele zur entscheidende Größen und Kennziffern für den Wett- Verfügung stellen oder Erfahrungen bei der Bearbei- bewerb sein. Derjenige Standort, der der energie- und tung des Themas Energie- und Ressourceneffizienz in ressourceneffizienteste ist, wird weltweit auch der Ihrer Berufsbildungspraxis mitteilen möchten, nutzen wettbewerbsfähigste sein. Dies haben mehr und mehr Sie bitte das entsprechende Kontaktangebot auf dem Pionier-Unternehmen inzwischen erkannt. Sie stellen Bildungsserver. sich ihrer Verantwortung als Produzenten und opti- 3
Inhalt Einführung 3 Inhaltsverzeichnis 4 Schlüsselaufgabe Ressourceneffizienz 5 Herausforderungen 5 Nachhaltigkeitsstrategien 6 Energie- und Ressourceneffizienz in Berufsbildung und Arbeit 9 Energie- und Ressourcenmanagemen 9 Energie und Ressourceneffizienz in der Berufsausbildung 14 Information, Beteiligung und Qualifizierung der Beschäftigten 24 handlungsfelder für Energie- und Materialeffizienz 27 Elektrische Antriebe 29 Druckluft 33 Lüftung und Klimatisierung 37 Raumwärme und Warmwasser 39 Beleuchtung 41 Bürogeräte und -materialien 45 Mobilität, Transport und Logistik 49 4
Schlüsselaufgabe Ressourceneffizienz hERAUSFORDERUNGEN An großen umweltpolitischen Herausforderungen herrscht im 21. Jahrhundert kein Mangel: Die Auswir- kungen des Klimawandels begrenzen, den rapiden Verlust der Artenvielfalt stoppen und einer global weiter zunehmenden Umweltverschmutzung wirksam begegnen. Gemeinsam ist diesen Herausforderungen, dass sie nicht nur eine gewaltige ökologische, sondern auch eine erhebliche ökonomische Relevanz aufweisen. Ein ungebremster Klimawandel könnte nach Berech- nungen des ehemaligen Weltbankchefs Sir Nicholas endliche Rohstoffe – wo immer möglich – durch Stern 5 bis 20% des globalen Bruttosozialprodukts nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen. Auch bei der kosten. Das ist ein größerer wirtschaftlicher Schaden effizienten Energiegewinnung bedarf es eines techno- als im Zeitraum 1914–1945 durch zwei Weltkriege logischen Quantensprungs. Die Emission von klima- und eine Weltwirtschaftskrise zusammen verursacht schädlichen Treibhausgasen, die bei der Verbrennung wurde. Der Verlust der biologischen Vielfalt, so eine fossiler Energieträger entstehen, muss minimiert erste Überschlagsrechnung von Pavan Sukhdev, dem werden. Und grundsätzlich ist es erforderlich, die Leiter der Abteilung globale Märkte der Deutschen Basis der Energieerzeugung nach und nach umzu- Bank in London, könnte sich bereits im Jahr 2050 auf stellen: weg von Kohle und Uran hin zu den erneuer- 6,3% des Weltbruttosozialproduktes summieren. Wer- baren Energien Wasser, Wind, Sonne, Biomasse und den die Prognosen der Wissenschaftler tatsächlich Erdwärme. Realität, sind die sozialen Folgen für das gemeinsame globale Über- und Zusammenleben kaum vorstellbar. Die Nachfrage nach endlichen Rohstoffen, insbe- Weitere Megatrends verschärfen die Situation. Die sondere nach fossilen Energieträgern, hat sich in Weltbevölkerung wächst von heute sechs auf schät- den letzten Jahren akut zugespitzt, auch wenn die zungsweise neun Milliarden Menschen 2050. Gleich- Entwicklung angesichts der weltweiten Finanz- und zeitig schreitet die Industrialisierung in vielen Regi- Wirtschaftkrise seit Ende 2008 wieder rückläufig ist: onen der Welt weiter voran. Immer mehr Menschen Nicht zuletzt die hohe wirtschaftliche Dynamik in beanspruchen für sich einen Lebensstil, wie er in der Ländern wie China, Indien, den ölreichen arabischen westlichen Welt seit langem selbstverständlich ist. Die Staaten, Russland und Brasilien wird sich zukünftig Folgen: Die Nachfrage nach Energie, nach Mobili- wieder stark in der Preisentwicklung niederschla- tät, nach Wohnraum und Nahrung steigt. Rohstoffe gen, denn die Märkte reagieren auf langfristige werden knapper und damit teurer. Mehr und mehr Knappheiten von Rohstoffen und fossilen Energien: gehen naturnahe Lebensräume verloren. Die Fähig- Öl, Kupfer und Stahl sind dafür nur einige Beispiele. keit der Natur, als sogenannte natürliche Senke Schad- Ressourceneffizienz wird damit zu einem globalen und Abfallstoffe aufzunehmen und zu binden, sinkt. Wettbewerbsvorteil. Heute stellen die Materialkosten Kurz: Wir leben von der Substanz des Planeten! im produzierenden Gewerbe mit ca. 42% noch vor Angesichts dieser Situation gibt es nur eine Opti- den Personalkosten (19%) den mit Abstand größten on: Wir müssen aus den vorhandenen Ressourcen Kostenblock dar. Durch einen intelligenten, d.h. ungleich mehr herstellen – mit ungleich weniger effizienten Umgang mit Materialien lassen sich die Schadstoffen als heute. Wir müssen unseren Lebens- vermeintlich hohen Lohnkosten relativieren. stil vom Ressourcenverbrauch abkoppeln und Energie Ressourcenschonung ist immer auch Umweltschutz, und Ressourcen effizienter nutzen. Wir brauchen eine ganz gleich, ob es um den Verbrauch von Energie, Effizienzrevolution. Rohstoffen, Wasser, Boden oder „Natur“ geht. Die Umwelt profitiert von jeder Verringerung (oder Dazu bedarf es in den nächsten Jahren massiver Substitution) von Stoffströmen. Ressourcenschonung Innovationen, um Produktionsprozesse ressourcenef- bietet aber auch wirtschaftliche Vorteile. Ökologisch- fizienter zu gestalten und Produkte sowie die zu ihrer ökonomische Win-win-Situationen sind hier eher die Erzeugung benötigten Rohstoffe viel stärker als bisher Regel, denn die Ausnahme. wiederzuverwerten. Effizienz bedeutet aber auch, die Produktion stofflich umzustellen und knappe, Quellen BUNDESMINISTERIUM FÜR UMWELT, NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (Hrsg.): Die Dritte industrielle Revolution – Aufbruch in ein ökologi- sches Jahrhundert. Berlin 2008 [Im Internet unter http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/broschuere_dritte_industr_rev.pdf] WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT DER BUNDESREGIERUNG GLOBALE UMWELTVERÄNDERUNGEN (Hrsg.): Welt im Wandel: Sicherheitsrisiko Klimawandel. 5 Berlin Heidelberg 2008 [Im Internet unter http://www.wbgu.de/wbgu_jg2007.pdf]
Schlüsselaufgabe Ressourceneffizienz NAChhAltIGkEItSStRAtEGIEN überblick 1992 wurden in Rio de Janeiro im Rahmen einer die Nachhaltigkeitsstrategie überprüft und weiter- Konferenz der Vereinten Nationen Grundsätze und entwickelt. Darin bekräftigt die Bundesregierung die Prinzipien des Leitbilds der nachhaltigen Entwicklung Rolle Deutschlands als Vorreiter im internationalen vereinbart. Ziel ist es, allen Menschen auf unserem Klimaschutz: Planeten lebenswürdige Entwicklungschancen zu Die CO2-Emissionen sollen bis 2020 um 40% ge- bieten. Dabei bildet die ökologische Verträglichkeit genüber 1990 reduziert werden. (Voraussetzung: die Basis. Nur innerhalb des Spielraums, den die die EU reduziert im selben Zeitraum ihre Emissio- Natur als Lebensgrundlage bereitstellt, ist wirtschaft- nen um 30% gegenüber 1990 und andere Staaten liche Entwicklung und damit auch Wohlfahrt für alle übernehmen vergleichbare ehrgeizige Ziele.) Das dauerhaft möglich. Reduzierungsziel von 21% bis 2012 (Kioto-Protokoll) bleibt weiterhin verbindlich. In der Folge von Rio Bis 2020 soll der Einsatz erneuerbarer Energien wurde auf zwischen- stark ausgebaut werden: bei Strom soll der Anteil Nachhaltige Entwicklung staatlicher Ebene von 14,2% (2007) auf mindestens 30% und danach „Nachhaltige Entwicklung ist damit begonnen, das kontinuierlich weiter gesteigert werden; bei der eine Entwicklung, die den Leitbild der nachhal- Wärmeerzeugung soll der Anteil von 6,6% (2007) Bedürfnissen der heutigen tigen Entwicklung auf 14% wachsen. Bis 2050 sollen erneuerbare Generation entspricht, ohne in den Mittelpunkt Energien rd. die Hälfte des Energieverbrauchs de- cken. die Möglichkeiten künftiger internationaler Politik Generationen zu gefährden, zu rücken und in Form Die Energieproduktivität, d.h. das Verhältnis von ihre eigenen Bedürfnisse zu von Deklarationen, Bruttoinlandsprodukt zum Primärenergiever- befriedigen“ (Weltkommission Absichtserklärungen brauch, soll in Deutschland bis 2020 im Vergleich für Umwelt und Entwicklung und Abkommen zu zu 1990 verdoppelt werden. 1987). präzisieren und zu Anders ausgedrückt: operationalisieren. Am In Deutschland wurde die Freisetzung von Treibhaus- „Heute nicht auf Kosten von bekanntesten ist viel- gasen deutlich vermindert. Bezogen auf das Basisjahr morgen und hier nicht zu las- leicht das sogenannte 1990 des Kioto-Protokolls sank der in CO2-Äquivalente ten von anderswo leben.“ „Kioto-Protokoll“ von umgerechnete Gesamtausstoß bis zum Jahr 2007 um 1997, in dem konkrete rd. 20,4%. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil der Zielwerte zur Reduzie- erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch rung der Emissionen von Treibhausgasen vereinbart von 1,3% auf 6,7% (dies entspricht einem Anteil am wurden. Derzeit wird über ein Nachfolgeabkommen Endenergieverbrauch von 8,6%) gestiegen. Der Anteil für das im Dezember 2012 auslaufende Kioto-Proto- der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch hat koll verhandelt. sich von 3,4% auf 14,2% erhöht. Der Anteil erneuerba- rer Energien am Endenergieverbrauch für Wärme lag Die Europäische Union (EU) hat sich in ihrer Nach- 2007 bei 7,5%. haltigkeitsstrategie u.a. das Ziel gesetzt, 20% des prognostizierten Energieverbrauchs – vor allem durch Die Energieproduktivität hat sich in Deutschland von Steigerung der Energieeffizienz – bis 2020 einzuspa- 1990 bis 2007 um knapp 40% erhöht. Der Energiever- ren und den Anteil der erneuerbaren Energien am brauch ist allerdings absolut nur um 7% zurückgegan- Gesamtenergieverbrauch bis 2020 auf 20% zu erhö- gen, da im gleichen Zeitraum ein Wirtschaftswachs- hen. tum von 30% erzielt wurde. Nachhaltigkeitsstrategie und -politik der Bundesregierung Die Bundesregierung hat einen Staatssekretärsaus- schuss für nachhaltige Entwicklung eingerichtet und – als Beratungsorgan – den Rat für nachhaltige Ent- wicklung ins Leben gerufen. Zur Rio-Folgekonferenz in Johannesburg 2002 wurde von der Bundesregie- rung eine nationale Nachhaltigkeitsstrategie vorge- legt, in der 21 Ziele und Indikatoren für eine nach- haltige Entwicklung aufgeführt sind. 2008 wurde 6
Schlüsselaufgabe Ressourceneffizienz Ansätze zur Reduzierung des Energie und Ressourcenverbrauchs in der Wirtschaft Umweltverträgliche Energienutzung Die Energieerzeugung und -nutzung ist gegenwärtig nicht umweltverträglich. Es wird zuviel Primärenergie verbraucht; Endenergie wird auf ineffiziente Weise bereit gestellt. Die für die Energieversorgung genutzten Primärenergieträger belasten Umwelt und Klima zu stark: Etwa 80% aller Treibhausgasemissionen entstehen bei der Umwandlung und Nutzung von Energie. 2. Zu ineffizient 2. effizienter Umwandlungs- CO2 verluste CO2 1. Zu viel Bedarf an Endenergie: 3. umweltfreundlicher 3. Zu umweltbelastend 1. weniger nicht-erneuerbare Strom, Kraft-und Primärenergien: Brennstoffe Kohle, Gas, Öl, Uran Abb. 1: Nicht-nachhaltige und nachhaltige Energienutzung (Quelle: Umweltbundesamt 2009) Um dauerhaft umweltverträglich zu sein, muss der Verbrauch von Endenergie durch sparsamere und effizientere Nutzung von Strom, Brennstoffen und Kraftstoffen sinken; muss der verringerte Bedarf an Endenergie möglichst effizient, d.h. ohne große Umwandlungsverluste, aus Primärenergien gedeckt werden, z.B. durch hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung; müssen möglichst viele erneuerbare Energien genutzt werden: idealerweise zu 100%, aber auf möglichst effiziente Weise. Denn auch die Nutzung erneuerbarer Energien ist nicht frei von Umweltbelastungen. Strategien für mehr Ressourceneffizenz Eine Steigerung der Ressourceneffizienz bedeutet mit der Output von nützlichen Produkten und Emissionen weniger mehr erreichen. Rohstoffe, Materialien und ermittelt werden (vgl. Abb. 2). Energie werden effizienter eingesetzt, um die Umwelt zu entlasten und Kosten zu reduzieren. Neben dem Der größte Hebel für mehr Effizienz liegt am Ende Input von Ressourcen wird auch der jeweilige Output der Wertschöpfungskette. Es lohnt sich also, die stofflicher Emissionen betrachtet, die bei Produktion, Wertschöpfungskette vom Ende beginnend nach Po- Nutzung und Entsorgung entstehen. Auch hier gilt: tenzialen zu untersuchen. Denn mehr Effizienz beim Weniger Output entlastet die Umwelt und macht sich Verbrauch bedeutet auch, dass kleinere Anlagen für finanziell positiv bemerkbar. die Bereitstellung von Energie und Materialien ausrei- Die Steigerung der Ressourceneffizienz verfolgt also chen und weniger Rohstoffe benötigt werden. zwei Ziele: 1. Verringerung des Res- sourceneinsatzes (Input), Input Input Input Input 2. Verringerung stofflicher Emissionen (Output). Entsorgung Dabei richtet sich derBlick Rohstoffe Produktion Nutzung Recycling über die gesamte Wert- schöpfungskette. Auf den einzelnen Wertschöpfungs- Output Output Output Output stufen kann jeweils der Abb. 2: Ressourceninputs und -outputs entlang einer Wertschöpfungskette (nach Zukünftige Technologien Consulting 2009, S. 42) Input von Ressourcen und 7
Schlüsselaufgabe Ressourceneffizienz Agenturen und Netzwerke Stoffstrommanagement Deutsche EnergieAgentur (dena) Das Stoffstrommanagement ist eine Methode zur systema- Die dena, getragen von der Bundesrepublik Deutsch- tischen Verbesserung der Materialeffizienz in Unterneh- land, der KfW Bankengruppe, der Allianz SE, der men. Wirtschaftlich und ökologisch relevante Energie- und Deutsche Bank AG sowie der DZ BANK AG, versteht Materialströme werden analysiert und fortlaufend optimiert. sich als Kompetenzzentrum für Energieeffizienz und Betriebliches Stoffstrommanagement beschränkt sich auf regenerative Energien. das Unternehmen als Bilanzraum. Kontakt: http://www.dena.de Ziel des betrieblichen Stoffstrommanagements ist die Redu- Deutsche Materialeffizienzagentur (demea) zierung der Auswirkungen unternehmerischer Tätigkeiten Die auf Initiative des Bundesministerium für Wirt- auf die Umwelt bei gleichzeitiger Steigerung der Wirtschaft- schaft und Technologie gegründete demea infor- lichkeit: miert und berät Unternehmen bei der Erschließung Senkung des Ressourcen- und Energieverbrauchs von Einsparpotentialen. im Unternehmen; Reduzierung der Emissionen in die Luft, in das Wasser Kontakt: http://www.materialeffizienz.de und in den Boden; Initiative EnergieEffizienz Die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Vermeidung bzw. Verminderung von Abfällen; Technologie geförderte und von der dena sowie Anregung innovativer Prozesse zur Optimierung bestehen- einigen Unternehmen der Energiewirtschaft getra- der Technologien und zur Einführung neuer Technologien; gene Initiative informiert über Möglichkeiten des Erhöhung der Transparenz von Prozessabläufen und de- effizienten Stromeinsatzes. ren Kostenstrukturen, damit Entscheidungen auf fundier- Kontakt: http://www.initiative-energieeffizienz.de ter Informationsbasis erfolgen können; Netzwerk Ressourceneffizienz effektivere Nutzung bestehender Ressourcen und frühzei- tige Erkennung zukünftiger Entwicklungen. Das Netzwerk Ressourceneffizienz bündelt Know- how und Erfahrung zu ressourcenschonender Produktion, Produkten und Management. Es dient In der Summe wird die ökologische und ökonomische Leis- der gegenseitigen Information und organisiert den tungsfähigkeit des Unternehmens wesentlich verbessert. Austausch. Kontakt: http://www.netzwerk-ressourceneffizienz.de Effizienzagenturen der Bundesländer Energie- und Ressourceneffizienz Alle Bundesländer verfügen über eigene Effizienz- Energieeffizienz meint, dass ein gewünschter Nutzen mit agenturen. möglichst wenig Energieeinsatz erreicht wird. Ressour- ceneffizienz hat zum Ziel, das gleiche Produktionsergeb- Energieeffizienztische nis bzw. die gleiche Dienstleistung mit weniger Naturver- Unterstützt durch ein Förderprogramm des Bun- brauch (Ressourcen ) zu erbringen. Ressourceneffizienz ist desministeriums für Umwelt (BMU) schließen sich also der weitreichendere Begriff und bezieht sich auf die Unternehmen zu Netzwerken zusammen und erar- natürlichen Ressourcen Boden (mit allen mineralischen beiten mit Hilfe von Fachberatern/innen Potenziale Rohstoffen, fossilen Energieträgern etc.), Wasser und Luft, und Maßnahmen zur effizienten Energienutzung. einschließlich der Biosphäre (Lebensräume). Quellen BUNDESMINISTERIUM FÜR UMWELT, NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (Hrsg.): Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwick- lung im Juni 1992 in Rio de Janeiro. Dokumente. Agenda 21. Bonn o.J. BUNDESMINISTERIUM FÜR UMWELT, NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (Hrsg.): Aus Verantwortung für die Zukunft. Umweltpolitik als globale Herausforderung. Berlin 2007 [Im Internet unter http://www.bmu.de/files/pdfs/allge mein/application/pdf/broschuere_verantwortung_zukunft.pdf] IRREK, W.; KRISTOF, K.: Ressourceneffizienz: Warum sie verdient, viel schneller umgesetzt zu werden. Wuppertal Papers, Nr. 176. Wuppertal 2008 JÄGER, J.: Was verträgt unsere Erde noch? Wege in die Nachhaltigkeit. Frankfurt 2007 PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG (Hrsg.): Fortschrittsbericht 2008 zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie. Für ein nachhaltiges Deutschland. Berlin 2008 [Im Internet unter http://www.bundesregierung.de/ Content/DE/__Anlagen/2008/05/2008-05-08-fortschrittsbericht-2008,property=publicationFile.pdf] UMWELTBUNDESAMT (Hrsg.): Umweltverträgliche Energienutzung. Dessau [Im Internet unter: http://www.umweltbundesamt.de/energie/energienutzung.htm; Stand: 18.02.2009] ZUKÜNFTIGE TECHNOLOGIEN CONSULTING GMBH (Hrsg.): Mehr Wissen – weniger Ressourcen. Potenziale für eine ressourceneffiziente Wirtschaft. Zukünftige Technologien Nr. 83. Düsseldorf 2009 [Im Internet unter http://www.vdi.de/fileadmin/vdi_de/redakteur/dps_bilder/D-PS/Studien/2009-05-Studie%20Ressourceneffizienz.pdf] 8 http://www.bmu.de/int_umweltpolitik/aktuell/1583.php (Internationale Umweltpolitik) http://europa.eu/pol/ener/overview_de.htm (Energiepolitik der EU) http://www.umweltschutz-bw.de/?lvl=739 (Stoffstrommanagement)
Energie- und Ressourceneffizienz in Berufsbildung und Arbeit ENERGIE- UND RESSOURCENMANAGEMENt überblick Die Verbesserung der Energie- und Ressourceneffizienz ist eine betriebliche Daueraufgabe. Entsprechende Einsparpotenziale lassen sich jedoch nur heben, wenn zielgerichtet und systematisch auf Grundlage eines umfassenden Energie- und Ressourcenkonzepts vorgegangen wird. Dieses ist Teil des betrieblichen Umweltma- nagements und umfasst organisatorische, technische und verhaltensorientierte Maßnahmen. Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Managementsystemen haben immer wieder gezeigt, dass der Erfolg vor allem davon abhängt, dass die geplanten und durchgeführten Maßnahmen regelmäßig überprüft und bewertet werden. Mit geeigneten Controllingmethoden muss deshalb sichergestellt werden, dass: Energie- und Ressourcenkonzept Organisatorische technische Verhaltensorientierte Maßnahmen (Beispiele) Maßnahmen (Beispiele) Maßnahmen (Beispiele) • Entscheidung für die Einfüh- • Implementierung von Mess- • Abschalten von Anlagen, rung und Umsetzung eines technik (um Verbräuche und Maschinen und Geräten in Energie- und Ressourcenkon- Kosten zu erfassen und den Pausen und nach Betriebs- zepts und dessen Unterstüt- Verursachern zuordnen zu schluss zung durch die Unterneh- können) • Meldung von Defekten mensleitung • Einführung bzw. Erweiterung • Beteiligung am kontinuierli- • Benennung eines/einer Ener- von Steuer- und Regelungs- chen Verbesserungsprozess giebeauftragten technik • Benennung von Ansprech- • Durchführung technischer partnern/innen in relevanten Maßnahmen wie z.B. Anpas- Betriebseinheiten sung von Zeitschaltprogram- men an die Produktionszeiten, • Aufnahme und Berücksichti- Durchführung von Druck- gung von Zielen und Maßnah- luftleckageprüfungen und men in Prozess- und Verfah- Wartung von Anlagen rensabläufen, Aufgaben- und Arbeitsplatzbeschreibungen, • verantwortungsvoller Umgang Zielvereinbarungen, Betriebs- mit Energie, Ressourcen und anweisungen und Wartungs- Materialien bücher etc. • Einführung und Umsetzung Abb. 3: Elemente eines Energie- und von Controllingmaßnahmen Ressourcenkonzepts alle relevanten Informationen zur Ent- scheidungsfindung erfasst werden; Plan (planen): diese Informationen systematisch analy- Ziele sowie dafür erforderliche Pro- zesse und Maßnahmen festlegen siert und bewertet werden; aus den Bewertungen heraus relevante Do (ausführen): Festgelegte Prozesse und Maßnah- Handlungsfelder identifiziert werden; Plan Do men umsetzen für diese Handlungsfelder konkrete Ziele Check (prüfen): und Maßnahmen abgeleitet werden; Umsetzung der Prozesse und Maß- Act Check die Realisierung durch Kontroll- und Steue- nahme überwachen und mit den festgelegten Zielen abgleichen rungsmaßnahmen aktiv begleitet wird; Act (verbessern /optimieren): nach der Umsetzung eine Erfolgsbewer- Prozesse und Maßnahmen im Sinne tung erfolgt, die einen Wissenstransfer einer kontinuierlichen Verbesse- erlaubt. Abb. 4: PDCA-Zyklus rung optimieren In diesen Anforderungen drückt sich der PDCA-Zyklus (Plan - Do - Check - Act) aus – das Grundmodell für Verbesserungsprozesse in Unternehmen welt- weit, das auch in einschlägigen Managementsystemen wie z.B. DIN EN ISO 9.001 (Qualitätsmanagement) sowie DIN EN ISO 14.001 und EMAS (Umweltmanagement) verankert ist. 9
Energie- und Ressourceneffizienz in Berufsbildung und Arbeit Vorbereitung Nur wer seinen Betrieb kennt, kann auch den Ener- sche Gase etc.) sowie Materialien (Rohstoffe, Betriebs- gie- und Ressourcenverbrauch reduzieren. Erst wenn und Hilfsstoffe etc.) werden deren Verbrauch und die relevanten Verbraucher identifiziert sind, ist eine die daraus resultierenden Kosten differenziert nach Konzentration auf die Bereiche möglich, die ein ho- Hauptverbrauchern erfasst. hes Einsparpotenzial aufweisen und unter Kostenge- Verbrauchsdaten erheben: Anhand von Bezugs- sichtspunkten besonders interessant sind. Basis eines verträgen und -tarifen, Lieferscheinen und Rech- jeden Energie- und Ressourcenkonzeptes ist daher nungen lässt sich ein Überblick über die Höhe und eine systematische Ist-Analyse. Dafür ist zu klären, den zeitlichen Verlauf des Gesamtenergiebedarfs auf welchen Bereich sich die Betrachtung bzw. die im Betrieb für die verschiedenen Energiearten und Entwicklung von Verbesserungsmaßnahmen beziehen Medien erstellen. soll. Dies kann beispielsweise der Unternehmens- „Energiepfade“ durch den Betrieb ermitteln: Es standort, ein Produktionsbereich, eine Halle, eine wird ermittelt, welche Anlagen mit welchem Ener- Werkstatt oder eine Anlage sein. gieträger versorgt werden. Hauptverbraucher im Betrieb identifizieren: Die Für den ausgewählten Untersuchungsbereich müssen Zuordnung des Energie- und Medienbedarfs zu relevante Daten zu den verwendeten Energiearten einzelnen Verbrauchern erfolgt durch Stromzähler, und Umweltmedien vorliegen. Dabei ist zu bedenken, Wasserzähler, Wärmezähler, Gaszähler sowie durch dass Anlagen und Werkstätten logistisch in überge- Protokolle von Schornsteinfegern und Prüfberich- ordnete Stoff- und Energieströme eingebunden sind, te von Messfirmen. Sind keine Zähler vorhanden, Effizienzsteigerungen vor Ort sind nur in Rückkoppe- kann der Energiebedarf einzelner Anlagen auch lung mit der entsprechenden betrieblichen Infrastruk- über Nennleistung, Durchschnittsleistung und Lauf- tur (Druckluftnetze etc.) möglich. Die Vorgehensweise zeiten (Betriebsstundenzähler) abgeschätzt werden. ist also: mit der größten Einheit beginnen und sich dann zu den kleineren Einheiten vorarbeiten. Analyse und Bewertung Bevor mit der Erfassung und Analyse der Verbrauchs- Es empfiehlt sich, die Ergebnisse in tabellarischer daten begonnen wird, werden oder grafischer Form aufzubereiten. Anschließend grundlegende Informationen zur Organisation und sind die näher zu untersuchenden Bereiche festzule- zur technischen Ausstattung des Betriebes zusam- gen. Die Prioritätensetzung kann in Form einer ABC- mengestellt sowie Analyse erfolgen. die grundsätzlichen Leitlinien und die Strategie zur Für die wichtigsten Energieverbraucher sollte eine Detailanalyse vorgenommen werden mit dem Ziel, Verbesserung der Energie- und Ressourceneffizienz festgelegt. differenziertere Daten über die betrieblichen Energieversorgungs- und -nutzungsstrukturen zu gewinnen, Datenerfassung die Energieeffizienz der wichtigsten energietechni- Eine Grobanalyse gibt Aufschluss über das Energie- schen Systeme einschätzen zu können, Schwachstellen aufzudecken, zu quantifizieren und und Ressourcenbedarfsprofil und die Entwicklung in den vergangenen Jahren. Ausgehend von den ein- gesetzten Energiearten und Medien (Erdgas, Heizöl, zu bewerten sowie Kohle, Wärme, Strom, Druckluft, Trinkwasser, techni- Verbesserungsmöglichkeiten zu erarbeiten. 10
Identifizieren von Handlungsfeldern Aus der Detailanalyse heraus können Handlungsfelder identifiziert werden, die in den Mittelpunkt des Energie- und Ressourcenkonzepts gestellt werden. Prioritäten soll- ten anhand des Anteils einzelner Verbrauchseinheiten am Gesamtverbrauch gesetzt werden. Von besonderem Interesse sind Einsparpotenziale, die keine oder nur geringe investive Kosten verursachen, so genannte nicht- oder gering-investi- ve Maßnahmen. Organisation • Einführung von Energie- und Ressourcenmanagement, -controlling • Beschäftigte sensibilisieren, informieren, beraten, beteiligen, qualifizieren Maschinen, • Nacht-, Wochenend- und Ferienabschaltung Anlagen und • Verringerung der Betriebsstunden • regelmäßige Wartung Antriebe • Installation von Stromzählern für die einzelnen Betriebs-/Produktionsbereiche • Installation von Mengenmessgeräten für Heizöl-/Erdgasverbraucher • Beschaffung energieeffizienter Anlagen, Maschinen und Antriebe Druckluft • Nacht-, Wochenend- und Ferienabschaltung • regelmäßige Wartung • Anlagen und Druckluftnetz regelmäßig auf Leckagen prüfen und ggf. erneuern • Absenkung des Drucks im Druckluftnetz trinkwasser • Erneuerung und Austausch von Duschköpfen und Perlatoren • Reduzierung des Kaltwasserdrucks lüftung, kli • Optimierung Sommerbetrieb: Kühlung matisierung • regelmäßige Wartung • Schulung Bürolüftung und kühlung • Reduzierung der Betriebsstunden der Klimaanlage Dampfnetz • Nacht-, Wochenend- und Ferienabschaltung • regelmäßige Wartung • regelmäßige Prüfung der Kondensatableiter heizung • Nacht-, Wochenend- und Ferienabschaltung • Optimierung der Heizungsregelung • Absenken der Vorlauftemperatur der Heizung • Reduzierung der elektrischen Leistungsaufnahme ggf. auch der Drehzahl der Heizungs- pumpe • regelmäßige Wartung • Optimierung der Heizkurve • Optimierung in der Heizperiode Brauch • Nacht-, Wochenend- und Ferienabschaltung warmwasser • regelmäßige Wartung • Installation von Mengenmessgeräten für Warmwasserverbraucher • Absenkung der Bevorratungstemperatur • Zeitschaltuhr für Zirkulationspumpe Beleuchtung • regelmäßige Wartung • Reduzierung der Betriebsstunden der Außenbeleuchtung und -präsentation It/EDV und • Rechner-, Drucker, Faxabschalter Büro • Verringerung von Stand-by-Verlusten • Beschaffung energieeffizienter Bürogeräte Abb. 5: Übersicht über nicht- und gering-intensive Maßnahmen (Quelle: Bremer Energie-Konsens GmbH 2006, S. 30f. – verändert) 11
Energie- und Ressourceneffizienz in Berufsbildung und Arbeit Festlegen von Zielen und Verbesserungsmaßnahmen Umsetzung, überwachung Für die ausgewählten Handlungsfelder werden konkrete Ziele und und Fortführung Verbesserungsmaßnahmen bzw. Projekte abgeleitet. Es empfiehlt Die Verbesserungsmaßnahmen bzw. sich, die einzelnen Maßnahmen detailliert in einer Tabelle zu doku- Projekte werden umgesetzt und durch mentieren. Dabei wird neben der Maßnahme selbst die verantwort- Kontroll- und Steuerungsmaßnahmen liche Person sowie die veranschlagten Kosten und der Endtermin aktiv begleitet (kontinuierliche Überwa- aufgeführt. Die Summe dieser Ziele und Maßnahmen kann man chung des Verbrauchs, regelmäßige Über- auch Energieprogramm nennen. Zumindest die wichtigsten Ener- prüfung und ggf. Anpassung der Bewer- gieverbraucher sollten zudem im Rahmen eines Energiecontrol- tungsmaßstäbe z. B. bei Änderungen der lings kontinuierlich überwacht und regelmäßig optimiert werden. Betriebsausstattung). Rasselstein hoesch Gmbh, Andernach und Neuwied Betrieblichen Einsparpotenzialen auf der Spur In der Rasselstein Hoesch GmbH, einem der größten den feststellen mussten, war den Beschäftigten in der Weißblech-Hersteller der Welt, haben in den Werken Regel nicht bekannt, wie viele Ressourcen bzw. Ma- Andernach und Neuwied vier Auszubildende – zwei terialien und wie viel Geld durch einen effizienteren Mechatroniker sowie ein Industriemechaniker und Umgang eingespart werden könnten. (Motto: Wenn ein Energieelektroniker – gründlich recherchiert, wo die Mitarbeiter/innen wissen, wie teuer die Ressourcen im Betrieb welche Ressourcen genutzt bzw. ver- sind, gehen sie auch bewusster mit ihnen um.) braucht werden und wo und wie Ressourcen einge- spart werden können. Die von den vier Auszubildenden ermittelten Einspar- potenziale entlasten die Umwelt und führten zu er- Die Auszubildenden fanden sich auf freiwilliger Basis heblichen Kosteneinsparungen. Hier einige Beispiele: zusammen. Eingestimmt wurden sie durch einen Kre- Nutzung von Brauch- statt Kühlwasser zum Kühlen; automatische Steuerung einer Hallenheizanlage; ativitätsworkshop, in dem erste Ideen für mögliche Ziele, die Vorgehensweise sowie mögliche Ergebnis- se und betriebliche Verbreitungswege entwickelt Verbesserungen im Kühlschmiermittelkreislauf in wurden. Die Entscheidung für die zu untersuchenden der Walzenschleiferei; Ressourcen bzw. Materialien – Dampf, Druckluft und automatische Steuerung der mit Pressluft betriebe- Wasser (Brauchwasser, VE-Wasser, Trinkwasser, Kon- nen Lagerkühlung in Veredelungsanlagen; Einbau von Regelventilen in der VE-Wasserversor- densat) – sowie alle weiteren Schritte wurden von den vier Auszubildenden selbst festgelegt und umgesetzt. gung; Um Einsparpotenziale zu erfassen, informierten sich Reduzierung des Druckluftverbrauchs durch Verän- derung von Luftaustrittsdüsen; die Auszubildenden bei den Produktionsmitarbeitern an den einzelnen Anlagen. Sie ließen sich die Arbeits- Warmwassereinsparung durch Mehrfachnutzung vorgänge erklären und fragten nach, wo im jeweili- im Walzwerk. gen Bereich Ressourcen eingespart werden könnten. Anschließend informierten sie die Meister und Inge- Ziele des Projekts: nieure über die Anregungen, die sie von den Produk- • Auszubildende sollen mit „offenen Augen durch tionsmitarbeitern erhalten hatten. Die Vorschläge den Betrieb gehen“ wurden diskutiert, wobei die Meister und Ingenieure • Bewusstsein stärken, wie Ressourcen eingespart wiederum den Auszubildenden die technischen De- werden können tails und Prozesszusammenhänge erläuterten. Die ermittelten Ergebnisse wurden aufbereitet und • für den Gedanken der Nachhaltigkeit werben der Werksleitung und den Teamleitern, dem Betriebs- • eigene Ideen zum Thema Energie- und Ressour- rat und den Beschäftigten des Unternehmens durch censchutz generieren Informationsmaterialien und u.a. im Rahmen einer • Transparenz zum Ressourcen- bzw. Material- Betriebsversammlung vorgestellt. Dafür entwarfen sie verbrauch und zu den entsprechenden Kosten selbst Plakate, T-Shirts und andere Informationsmateri- schaffen alien. Dadurch sollte auch Defiziten im Kostenbewusst- • Effizienzgedanken im Unternehmen verbreiten sein begegnet werden, denn wie die vier Auszubilden- Quellen MINISTERIUM FÜR UMWELT (HRSG.): Leitfaden Energieaudit im Handwerk. Saarbrücken 2008 12 [Im Internet: http://www.clever-saniert.de/cms/upload/dateien/Leitf_EnergAudit_Druckvers.pdf] BREMER ENERGIE-KONSENS GMBH (HRSG.): Klima schützen - Kosten senken. Leitfaden für effiziente Energienutzung im Gewerbe. Bremen 2006 [Im Internet: https://www.industrie-energieeffizienz.de/fileadmin/InitiativeEnergieEffizienz/druckluft-effizienz/downloads/linkliste/2008/Brermer_ Energiekonsens_Energieleitfaden.pdf]
Energie- und Ressourceneffizienz in Berufsbildung und Arbeit ABB training Center Gmbh & Co. kG, Standort Berlin Von der Verbrauchsanalyse zu Verbesserungsprojekten Das ABB Ausbildungszentrum unterstützt als Entscheidend ist, diese Akteure so zu koordinie- Bildungsdienstleister vor allem kleine und mittlere ren, dass umweltpolitische Veränderungsprozesse Unternehmen (KMU) im Raum Berlin-Brandenburg nicht nur konzeptioniert, sondern auch implemen- durch innovative Verbundausbildung und ganz- tiert werden können. heitlichen Bildungsservice für unternehmensspezi- Denn: fische Aus- und Weiterbildung. Hier werden über Umweltschutz muss gelebt werden! 450 Auszubildende aus mehr als 120 Unterneh- men in 16 Berufen ausgebildet. Die zukünftigen Deshalb haben die Auszubildenden Ideen entwi- Facharbeiter/innen kommen in unterschiedlichen ckelt, wie sie eine nachhaltige Veränderung errei- Branchen zum Einsatz, unter anderem: chen können. Durch Erfassung und Analyse der • Metall- und Elektroindustrie, Verbräuche von Ressourcen, wie Strom, Maschi- nen, Werkzeuge, Halbzeuge, Papier, Öle etc., soll • Facility Management, im ersten Schritt eine Grundlage für die Identifi- • Pharmaindustrie, zierung von Ineffizienzen geschaffen werden. Im • Medizintechnik und zweiten Schritt können sich die Auszubildenden dann mit Lösungsansätzen auseinander setzen, die • Solartechnik. in den unterschiedlichsten Bereichen einen ver- Mit unserem ganzheitlichen Berufsbildungsan- minderten und/oder effektiveren Ressourcenein- satz legen wir die wesentlichen Grundlagen für satz erreichen. Die besten Ideen werden anschlie- umweltbewusstes Handeln und ein individuelles ßend von einer Jury ausgewählt und prämiert. Verantwortungsbewusstsein für Nachhaltigkeit Zielschwerpunkte dieses Aktionsprogramms und und Umweltschutz. Jedes Berufsbild bietet Ansatz- Ideenwettbewerbs sind: punkte und Möglichkeiten für die Erforschung des 1. Verantwortungsbewusstsein für nachhaltige Um- Themas Energie- und Ressourceneffizienz. Daher weltschonung erreichen, kam die Idee der Auszubildenden, ausgehend von 2. Bereitschaft entwickeln, mit anderen Menschen Verbrauchsanalysen verschiedenster Art Lösungs- über positive Umweltveränderungen zu kom- ansätze zu entwickeln, welche mithelfen, Ressour- munizieren cen schonend einzusetzen. Beispiel einer Verbrauchsanalyse im ABB Ausbil- Als Wissensträger auf dem Gebiet der Energie- dungszentrum (Lehrwerkstatt): und Ressourceneffizienz kann und soll der Aus- zubildende auch Initiator für das Aufdecken von Anzahl Tages KWh Monats- „Verschwendungsquellen“ sein. Das Know-how betrieb verbrauch Fräserei über neue Technologien und Prozesse, die eine Fräsmaschinen 14 2h 54,6 928,2 KWh Effizienzsteigerung ermöglichen, transferiert er Maschinen-Leuchte 2 x 58 W EVG 28 8h 25,984 441,728 KWh in das eigene KMU. ABB als Bildungsdienstleister Bohrmaschine 1 3h 1,98 33,66 KWh Lichtband 1 x 58 W (KVG13W) 30 8h 17,04 289,68 KWh schafft auf diesem Wege die bildungspolitischen Dreherei Voraussetzungen für die Entwicklung von Verhal- Drehmaschinen 14 2h 71,4 1213,8 KWh CNC Drehmaschine 1 1h 3,375 57,375 KWh tensansätzen mit nachhaltiger Wirkung. Lichtband 26 8h 24,128 410,176 KWh Im Rahmen unseres betrieblichen Verbundmo- Maschinen-Leuchte 2 x 58 W EVG 39 8h 36,192 615,264 KWh Schweißerei dells fungiert die zukünftige Fachkraft sogar als Schweißgeräte 3 2h 6,3 107,1 KWh Wissensvermitt- Schweißgeräte Absaugung 2 7h 4,62 78,54 KWh Lichtband 1 x 58 W (KVG 13 W) 27 8h 15,336 260,712 KWh ler zwischen drei Maschinen-Leuchte 2 x 58 W EVG 2 8h 1,856 31,552 KWh Akteuren – Bil- Metallverarbeitung Bohrmaschine 9 2h 11,88 201,96 KWh Ver dungsdienstleis- d Bandsäge 1 3h 0,99 16,83 KWh ta n ä nde ter ABB Maschinen-Leuchte 2 x 58 W EVG 10 8h 9,28 157,76 KWh s -Zu Lichtband 1 x 58 W (KVG 13 W) 80 8h 45,44 772,48 KWh rn geringerer Ist Energieverbrauch Training Center, CNC Raum se Berufsschule und Computer 9 8h 7,92 134,64 KWh aly –> verminderter Einbauleuchte 6 8h 4,8 81,6 KWh An CO -Ausstoß 2 KMU /Unterneh- lösungsansätze suchen Quelle: Bernhard Antmann, ABB mensgruppen. 13
Energie- und Ressourceneffizienz in Berufsbildung und Arbeit ENERGIE UND RESSOURCENEFFIZIENZ IN DER BERUFSAUSBIlDUNG Anknüpfungspunkte Die berufliche Bildung hat für eine nachhaltige Ent- Reflexion und Bewertung der direkten und indi- wicklung einen wesentlichen Stellenwert. Denn es rekten Wirkungen beruflichen Handelns auf die sind die angehenden qualifizierten Fachkräfte, die Umwelt sowie die Lebens- und Arbeitsbedingungen heutiger und zukünftiger Generationen; organisatorische und technische Effizienzverbesse- rungsmaßnahmen in den Unternehmen umsetzen fachkompetenten Mitgestaltung von Arbeit, Wirt- und in ihrem Handlungs- und Entscheidungsbereich schaft und Technik; entsprechend verantwortlich handeln. Umsetzung von nachhaltigem Energie- und Res- sourcenmanagement im beruflichen und lebens- Energie- und Ressourceneffizienz ist nicht Aufgabe weltlichen Handeln auf der Grundlage von Wissen; von Spezialistinnen und Spezialisten. Energie- und berufsübergreifenden Kommunikation und Koope- Ressourceneffizienz geht alle an! In allen Ausbildungs- ration in der Wertschöpfungskette; Beteiligung am betrieblichen und gesellschaftli- ordnungen finden sich entsprechende Anknüpfungs- punkte in der Berufsbildposition „Umweltschutz“, die chen Dialog über nachhaltige Entwicklung. während der gesamten Ausbildungszeit und unter Einbeziehung des selbstständigen Planens, Durchfüh- rens und Kontrollierens zu berücksichtigen ist. Berufliche Kompetenzentwicklungen für nachhaltige Entwicklung beziehen sich innerbetrieblich auf Ver- Selbstverständlich meint die Berücksichtigung von besserung aller Betriebsabläufe unter Nachhaltigkeits- Energie- und Ressourceneffizienz im Rahmen berufli- aspekten, also das Energie-, Stoff-, Auftrags- und Ver- cher Tätigkeit je nach Branche, Berufsfeld und Beruf fahrensmanagement sowie die Leitbild-, Personal- und Unterschiedliches. Allerdings: Jeder Beruf weist Bezü- Organisationsentwicklung. Mit Blick auf den Markt ge zum Thema Energie- und Ressourceneffizienz auf, beziehen sie sich auf die Entwicklung und Gestal- direkte oder indirekte. Seien es tung nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen als Industrie- und Bürokaufleute, die in der Beschaf- Herausstellungsmerkmal und Wettbewerbsvorteil für fung, der Verwaltung oder dem Controlling tätig den Betrieb sowie auf nachhaltige Kundenberatung. sind; Im Unterschied zum allgemeinbildenden Bereich, in Elektroniker/innen, Mechaniker/innen oder Mecha- dem der Einzelne in seiner Verantwortung als Kon- sument angesprochen wird, bedeutet die integrative troniker/innen, die im industriellen und handwerk- lichen Bereich mit dem Bau, der Installierung und/ Berücksichtigung nachhaltiger Entwicklung in der oder der Wartung und Reparatur von Anlagen, Berufsbildung die Übernahme von Produzentenver- Motoren usw. zu tun haben; antwortung. Chemiekanten und Angehörige von Laborberufen, die in der Verfahrens- oder Produktionstechnik tätig sind, bis hin zu Berufsbildposition „Umweltschutz“ verkaufenden Berufen, die über die Produkteigen- Hinweise zum energie- und ressourceneffizi- schaften Bescheid wissen und ihre Kunden/innen enten beruflichen Handeln finden sich in den entsprechend beraten können müssen. Ausbildungsordnungen in der Berufsbildposition „Umweltschutz“. Über den gesamten Ausbildungs- kompetenzen zeitraum soll die Kompetenz zur Vermeidung Die Förderung der Energie- und Ressourceneffizienz betriebsbedingter Umweltbelastungen im berufli- ist eine wichtige Säule der Berufsbildung für nachhal- chen Einwirkungsbereich gefördert werden. Dazu tige Entwicklung. Da nachhaltiges Handeln für jeden gehört insbesondere, Beruf und für jede Branche von Bedeutung ist, ist die a) mögliche Umweltbelastungen durch den Kompetenz zum nachhaltigen beruflichen Handeln Ausbildungsbetrieb und seinen Beitrag zum somit integraler Bestandteil beruflicher Handlungs- Umweltschutz an Beispielen erklären, kompetenz. b) für den Ausbildungsbetrieb geltende Regelun- Damit eröffnen sich gleichzeitig Chancen für eine gen des Umweltschutzes anwenden, Qualitätssteigerung und Modernisierung der Berufs- ausbildung: Nachhaltige Entwicklung zielt auf Zu- c) Möglichkeiten der wirtschaftlichen und um- kunftsfähigkeit und Zukunftsgestaltung und erweitert weltschonenden Energie- und Materialverwen- dung nutzen sowie damit das Spektrum der beruflichen Handlungskom- petenz um Fähigkeiten zur d) Abfälle vermeiden; Stoffe und Materialien einer umweltschonenden Entsorgung zuführen zu können. 14
Energie- und Ressourceneffizienz in Berufsbildung und Arbeit Dies verlangt von den Akteuren neue Kompetenzen, um im Sinne der erkannten Werte und erworbenen nämlich vor allem Systemkompetenz zum nachhal- Einstellungen gegen Widerstände, aber trotzdem tigen Handeln in komplexen technologischen und partizipativ und dialogisch, den Weg des nachhalti- sozialen Systemen und Gestaltungskompetenz zum gen Handelns und Gestaltens gegenüber scheinbar nachhaltigen Gestalten von Arbeitssituationen, -pro- einfacheren, aber nicht nachhaltigen Wegen durch- zessen und Produkten sowie von Kundenaufträgen im halten zu können. Handwerk. Methoden Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung greift Gestaltungs- und Systemkompetenz sowie die Be- zu kurz, wenn sie sich auf Instruktions- und Ver- reitschaft zur Übernahme von Produzentenverant- mittlungsprozesse beschränkt. Grundlegend ist die wortung als Teil beruflicher Handlungskompetenz Förderung von Einsichten über Zukunftsfähigkeit, Ge- kann somit nicht „gelehrt“ oder „vermittelt“ werden. rechtigkeit, ökologische Verträglichkeit, ökonomische Vielmehr gilt es, aktivierende Lernkonzepte und -ar- Leistungsfähigkeit und soziale Verantwortung. Schon rangements zu entwickeln und anzuwenden, in denen innerhalb dieser Nachhaltigkeitsdimensionen lassen entsprechende Kompetenzen von den Auszubildenden sich Zielkonflikte absehen. Davon abgesehen hat jeder durch aktives Tun selbstständig erworben werden Einzelne seine eigenen Vorstellungen von Nachhaltig- können. Kompetenzen entwickeln sich am besten in keit, Gerechtigkeit, ökonomischen Notwendigkeiten, Lernsituationen, die den beruflichen bzw. betriebli- individueller, betrieblicher und gesellschaftlicher chen Anforderungssituationen möglichst ähnlich sind. Verantwortung. In Bildungsprozessen müssen diese Orientierungen ausgedrückt und im Dialog mit an- Im Folgenden werden mit Erkundung/Umweltrallye, deren Lernenden reflektiert werden können. Weiter- Zukunftswerkstatt und Projekt drei Methoden vorge- hin lassen sich Zielkonflikte mit den Einstellungen stellt, die für die Förderung von Produzentenverant- und Werten von Kunden, Vorgesetzten und Kollegen wortung und die Berücksichtigung von Energie- und voraussehen. Dieses verlangt im besonderen Maße Ressourceneffizienz im beruflichen Handeln beson- die Herausbildung von Engagement und Motivation, ders geeignet erscheinen. 15
Energie- und Ressourceneffizienz in Berufsbildung und Arbeit Umweltrallye und Erkundung: Effizienzpotenzialen auf der Spur Merkmale Organisatorische, technische, ökologische, ökonomi- Abschlussveranstaltung organisieren (einschl. Ab- sche und soziale Hintergründe und Zusammenhänge laufplanung, Auswahl von Gästen, Einladung) und betrieblichen Handelns – und damit auch beruflicher mit der Ausbildungsleitung sowie den betroffenen Tätigkeiten – liegen vielfach im Verborgenen. Um sie Abteilungen und Personen Termin festlegen anschaulich und begreifbar zu machen, muss man ak- tiv und zielgerichtet hinter die Kulissen schauen oder Durchführung neue Lernorte aufsuchen. Insofern sind Umweltrallyes die Teilnehmenden in Ziele und Ablauf der und Erkundungen von Führungen oder (Betriebs-) Be- Umweltrallye einführen sichtigungen zu unterscheiden, in denen die Lernen- Kleingruppen bilden (möglichst gemischt: Ge- den meistens eine eher passive Haltung einnehmen. schlechter und Berufe), die die Aufgabe erhalten, Die Umweltrallye stellt eine Sonderform der Betriebs- einen spezifischen Fragenkatalog selbstständig in erkundung dar. Lernende suchen in Kleingruppen vorgegebenen betrieblichen Stationen und einem anhand eines Fragen- bzw. Aufgabenkatalogs vorgege- bestimmten Zeitrahmen zu lösen bene Stationen und Gesprächspartner/innen in ihrem Kleingruppen losschicken zur Auswertung der Eindrücke und zur Vorbe- Betrieb bzw. in der Schule auf. Durch Konkurrenz zwi- schen den Gruppen sowie eingestreute Geschicklich- reitung der Ergebnispräsentation den Gruppen keits- und Kreativitätsspiele erhalten die Erkundungen Arbeitsräume und Präsentationsmaterialien zur den typischen Rallye-Charakter. Die Vorbereitung, Verfügung stellen Durchführung und Auswertung einer Umweltrallye liegt in den Händen einer Gruppe von Auszubilden- Auswertung den bzw. der Jugend- und Auszubildendenvertretung. Abschlussveranstaltung mit Geschäftsleitung, Be- Sie werden bei Bedarf von der Ausbildungs- bzw. Lehr- triebsrat und Umweltschutz-/Energiebeauftragtem kraft unterstützt. Umweltrallyes und Erkundungen sowie den beteiligten Auszubildenden moderieren dauern je nach Interesse und Gegenstand zwischen Gruppen ihre Erfahrungen und Ergebnisse (insbe- einigen Stunden und einem Tag. sondere festgestellte Stärken und Verbesserungsbe- reiche) vortragen lassen Verlauf einer Umweltrallye Preisvergabe an die Gewinner der Umweltrallye Vorbereitung Dokumentation erstellen (z.B. Poster-Ausstellung, Vorbereitungsteam bilden (Auszubildende und/ Artikel in der Betriebszeitung) oder Ausbilder/innen) Verlauf der Umweltrallye bewerten Konzeptentwurf erstellen (Ziele der Umweltrallye, in Frage kommende Betriebsbereiche und Abtei- lungen, Anzahl, Berufe und Ausbildungsjahr der Verlauf einer Erkundung Auszubildenden, Dauer der Umweltrallye, mög- lichst konkrete Ablaufplanung) und den verant- Vorbereitung wortlichen Ausbildern/innen, der Ausbildungs- Ziele der Erkundung und geeignete Erkundungsbe- leitung sowie den betroffenen Abteilungen und reiche festlegen Informationen über den Erkundungsort sammeln betrieblichen Stellen zur Entscheidung vorlegen nach Zustimmung Informationen über die für die Umweltrallye vorgesehenen Stationen sammeln Fragen und Erkundungsaufgaben erarbeiten (durch Gespräche z.B. mit Mitarbeitern/innen, Um- organisatorische Fragen klären (Termin und Dauer, weltbeauftragten und Sicherheitsfachkräften sowie Anreise, ggf. Maßnahmen zur Vermeidung von Auswertung von Material und Fachliteratur) Störungen im Betriebsablauf, Größe und Zusam- aus den gesammelten Informationen Fragen bzw. mensetzung der Erkundungsgruppen sowie Art der Aufgaben und entsprechende Lösungen erarbeiten Betreuung, Kontaktaufnahme mit Gesprächspart- und zwecks Überprüfung der Richtigkeit mit den nern, Festlegung der technischen Hilfsmittel zum Abteilungen bzw. betrieblichen Stellen besprechen Festhalten von Erkundungseindrücken, Fotografier- und Interviewerlaubnis einholen, ggf. Verpflegung für die Bewertung der Lösungen Punktzahlen fest- klären, Rechts- und Versicherungsfragen klären legen und den Teilnehmern/innen bekannt geben) Preise auswählen und evtl. Sponsoren suchen Erkundungsunterlagen entwickeln bzw. vorhande- ne modifizieren (z.B. Fragebogen, Beobachtungs- leitfaden) 16
Energie- und Ressourceneffizienz in Berufsbildung und Arbeit (Vor-)Überlegungen zur Auswertung und Dokumen- Experten/in sowie ggf. weiteren Gesprächsteilneh- tation/Präsentation anstellen mer/innen danken und erste Rückmeldung geben Durchführung Auswertung Ansprechpartner/in am Erkundungsort begrüßen/ Erkundungseindrücke zusammentragen und syste- auf die Erkundung einstimmen matisieren Einführung geben lassen Erkundungsunterlagen und Materialien systema- Teilnehmer/innen einweisen tisch auswerten Erkundungsgang durchführen; Informationen sam- Erkundungsergebnisse präsentieren und in einem größeren fachlichen Zusammenhang erörtern meln und dokumentieren Nachgespräch durchführen, Sach- und Verständnis- Erkundungsergebnisse an den/die Gesprächspart- ner/in zurückmelden fragen klären Energierundgang in Schulen Die Ermittlung von Energieverbrauchern, Verbrauchsmengen und Verbesserungsbereichen lässt sich – in Ausbildung oder Berufsschulunterricht entsprechend vorbereitet - gut in Form von Erkundungen durchführen. Das folgende Beispiel ist ein Auszug aus einer Sammlung von Checklisten zum Energie- sparen in Schulen. Es richtet sich an Vertreter/innen des Schulträgers, ist jedoch weitgehend auch für Lehrkräfte und Berufsschüler/innen geeignet. Neben dem einführenden „Energierundgang“ finden sich u.a. Checklisten zu den Erkundungsgegenständen bzw. -stationen Hausmeister, Beleuchtung, Raumwär- me, Wasser/Warmwasser und Abfall. Der Energierundgang dient dem Kennen lernen der Energieversorgung der Schule und sollte durch folgende Räume führen: • Heizungskeller (Erklärung der Heizungsanlage durch den Hausmeister) • Flur • typischer Klassenraum • Fachraum/Werkraum • Sporthalle und Umkleideräume • Lehrerzimmer und Sekretariat • Evt. Dachboden Es sollte überprüft werden, • ob Thermostatventile vorhanden und wie sie eingestellt sind; • ob ggf. eine Einzelraum-Temperaturregelung vorhanden ist; • ob die Lichtschalter entsprechend ihrer Zuordnung zu den verschiedenen Bereichen (z.B. Fenster, Wand, Tafel) gekennzeichnet sind; • ob Lichtschalter für Wettkampf- und Trainingsbeleuchtung in Sporthallen (sofern vorhanden) entspre- chend gekennzeichnet sind; • ob Hinweisschilder zum Energiesparen vorhanden sind; • wie die Raumtemperaturen empfunden werden; • wie gelüftet wird (ob. z.B. Fenster oder Türen dauerhaft offen stehen). Augenscheinliche Mängel sollten dabei notiert werden. Quelle: KLIMABÜNDNIS E.V.; UNABHÄNGIGES INSTITUT FÜR UMWELTFRAGEN E.V. (HRSG.): Checklisten zum Energiesparen in Schulen. Hamburg o.J. [Im Internet unter http://www.localclimateprotection.eu/fileadmin/klimaschutz/inhalte/downloads/ZOOM/Downloads/Checklisten_E-sparen_ Schulen.pdf] (leicht verändert) 17
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